FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 3
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!
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PROFILE<br />
q AUF IMMOBILIENSUCHE IN <strong>FINDORFF</strong><br />
» Mit dem Hauskauf hatten wir großes Glück. «<br />
LOTTE, MICHAEL, NELE, MIKA & MADS<br />
HAPPY<br />
HAUSBESITZER<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 04<br />
M<br />
ichael, ihr seid eine junge Familie<br />
und habt ein altes Reiheneckhaus in<br />
Findorff gekauft. Warum gerade hier ?<br />
Wir kommen urspünglich aus Peterswerder,<br />
wo wir lange in einer günstigen<br />
Mietwohnung gelebt haben. Wir<br />
wollten nicht wie viele Familien in das<br />
Bremer Umland ziehen und pendeln,<br />
sondern weiter in der Stadt leben. Als Fahrradkurier im Nebenjob<br />
bin ich einst viel durch den Teil von Findorff rund um die<br />
Magdeburger Straße gefahren. Schon damals dachte ich: Diese<br />
Gegend mit den Backsteinhäusern finde ich total nett.<br />
Warum habt ihr gekauft, statt ein Haus zu mieten ?<br />
Wenn man Miete zahlt, ist das Geld für immer weg. Als wir am<br />
Anfang mit viel Glück eine günstige Mietwohnung gefunden<br />
hatten, konnten wir uns noch kein Haus leisten. Erst mit einer<br />
kleinen Erbschaft wurde ein Hauskauf möglich. Plötzlich hatten<br />
wir ausreichend Eigenkapital. Jetzt zahlen wir die Raten in der<br />
Höhe ab, wie wir auch Miete für eine Wohnung zahlen würden.<br />
Findorff gehört zu den begehrtesten Stadtteilen in Bremen, in<br />
denen es kaum noch bezahlbare Angebote gibt. Wie und wo<br />
habt ihr überall eine Immobilie gesucht ?<br />
Wir haben wie alle auf den bekannten Internetportalen und auf<br />
www. bremen.de gesucht, weil es da manchmal noch private<br />
Angebote ohne Makler gibt – und wir haben Freunde gefragt.<br />
Wie habt ihr es geschafft, in Findorff ein Haus zu finden ?<br />
Es war großer Zufall, dass ein Makler auf einem Portal genau<br />
unser »Wunschhaus« in der richtigen Lage angeboten hat: ein<br />
Backsteinhaus in der Karlshafener Straße. Wir waren scheinbar<br />
auch die Einzigen, die das Potentzial dieses Hauses erkannt<br />
haben, in dem unten ja ein Ladengeschäft ist. Das hat andere<br />
Interessenten gestört, die die Absicht hatten, zu investieren<br />
und sofort massiv umzubauen – und auch kein Ladengeschäft,<br />
sondern ein ganzes Haus ganz für sich haben wollten. Wir hingegen<br />
brauchen nicht viel Platz – und der vermietete Laden hilft,<br />
den Abtrag zu bewältigen. Wir wohnen darüber auf der restlichen<br />
Fläche. Die ist groß genug. Lotte und Mads teilen sich ein<br />
Kinderzimmer. Das ist in ihrem Alter noch kein Problem.<br />
Ausgerechnet junge Familien, aber auch Ältere bekommen nur<br />
schwer Kredite, mit der Begründung, das es schwierig sei, ihre<br />
Einkommensentwicklung über Jahrzehnte vorherzusagen. Wie<br />
war das bei euch ? Welche Risiken seit ihr eingegangen ?<br />
Vor zwei Jahren war es für uns kein Problem, eine Finanzierung<br />
zu bekommen. Wir haben allerdings auch sehr »spitz« gerechnet,<br />
uns über lange Zeit gebunden und können leider nur relativ<br />
wenig tilgen. Das könnte für uns ein Risiko werden, wenn die<br />
Zinsen am Ende der Laufzeit stark gestiegen sein sollten. Aber<br />
wir haben uns gesagt: Auch sonst müssten wir später im Leben<br />
weiter Miete zahlen, die ja inzwischen auch nicht günstiger geworden<br />
ist. Nele ist noch im Studium. Wir hoffen, das sie nach<br />
ihrem Abschluss einen Job findet und wir zwei Gehälter haben.<br />
Ihr habt bei der Renovierung im Innenbereich des Hauses viel<br />
in Eigenleistung gemacht. Sogar die Möbel sind selbstgebaut.<br />
Kann man so viel Geld sparen oder ist das eine Illusion ?<br />
Man kann viel selbst machen, wenn man sich nur traut. Das<br />
Bad haben wir, bis auf die Sanitäreinbauten, allein renoviert.<br />
Mein Schwiegervater und ich haben die Wände und den Boden<br />
gemacht. Nele hat gefliest. Wir hatten nicht den Anspruch, das<br />
alles komplett gefliest sein muss. Wir brauchen auch keine Fußbodenheizung,<br />
wie man uns einreden wollte. Mein Bruder hat<br />
den Boden mit einer geliehenen Schleifmaschine abgeschliffen.<br />
Was die Möbel betrifft, hat Nele immer großartige Ideen. Wenn<br />
man ein Sideboard aus drei Küchenschränken und einer Holzplatte<br />
darauf als Ablage baut, spart man – sogar im Vergleich<br />
zu den Angeboten der Möbelhäuser. Es muss auch nicht alles<br />
sofort fertig sein. Wir lassen uns Zeit. Die alte Elektrik macht<br />
der Elekriker dann neu, wenn wir das Geld haben.<br />
Würdet ihr die Entscheidung, ein Haus in Findorff zu kaufen,<br />
nochmals so treffen oder ist im Stadtteil ein Hauskauf mittlerweile<br />
noch schwieriger bis unmöglich geworden ?<br />
Heute würde es für uns schwer werden, noch einen Kredit zu<br />
bekommen. Leute mit eigentlich guten Gehältern bekommen<br />
keine Darlehen mehr. Die Zinsen sind weiter gefallen, aber die<br />
Preise auch weiter gestiegen. Das Angebot ist mehr als knapp.<br />
Mit dem Hauskauf hatten wir großes Glück, dass es gerade<br />
noch so geklappt hat. Manchmal denke ich aber auch: Konnten<br />
wir uns das Haus tatsächlich leisten ? Haben wir doch zu<br />
teuer gekauft ? Aber, dann sage ich mir: Hallo, wir haben jetzt<br />
ein Haus ! Die Nachbarn sind klasse. Wir haben auch mit allen<br />
»Einweihung« gefeiert. Leider war das Wetter nicht so gut.<br />
Aber dann feiern wir demnächst eben noch einmal – vielleicht<br />
diesmal gleich ein großes Straßenfest.<br />
q DIE JUNGE FAMILIE<br />
Michael Rieck (43) arbeitet beim Theater Bremen als Veranstaltungstechniker.<br />
Er sammelt Fahrräder aller Art – da ist es praktisch,<br />
dass es eine Garage gibt. Nele Dörschner (34) studiert zur<br />
Zeit Architektur. Mads (5) besucht den Kindergarten. Lotte (8)<br />
und Mika (13) gehen zur Schule und wohnen in der Neustadt<br />
bzw. im Viertel. Beide kommen zur Abwechslung immer wieder<br />
gern im Findorffer Backsteinhaus vorbei – und finden es auch<br />
ganz toll, das der Büchereibus hier fast vor der Haustür hält.<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05