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AWMF online - Leitlinie: Chronisch Obstruktive Bronchitis und ...

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<strong>AWMF</strong> <strong>online</strong> - <strong>Leitlinie</strong>: <strong>Chronisch</strong> <strong>Obstruktive</strong> <strong>Bronchitis</strong> <strong>und</strong> Lungenemphysem (COPD)<br />

Eine COPD-Exazerbation ist als ein Ereignis im Verlauf der Erkrankung definiert, das durch eine Änderung der Dyspnoe,<br />

des Hustens <strong>und</strong>/oder des Auswurfs charakterisiert ist. Diese Änderung geht über die täglichen Schwankungen der<br />

Symptome hinaus, beginnt akut <strong>und</strong> macht eine Änderung der Medikation notwendig.<br />

Während in manchen Publikationen bereits die Erhöhung der Dosis der Bronchodilatatoren als Ausdruck einer<br />

Exazerbation gewertet wird, fordern andere Autoren eine systemische Glukokortikoid- <strong>und</strong>/oder eine Antibiotikatherapie. In<br />

anderen Untersuchungen wird die Notwendigkeit einer Notarztbehandlung oder gar einer stationären Behandlung als Basis<br />

der Definition der Exazerbation gewählt. Wieder andere Definitionen orientieren sich an der Symptomatik. Diese<br />

unterschiedlichen Definitionen erschweren die vergleichende Bewertung von Studien erheblich.<br />

Akute Verschlechterungen treten bei COPD-Patienten häufig auf [321-323]. Über die Prognose akuter Exazerbationen in<br />

Abhängigkeit vom Schweregrad liegen unterschiedliche Daten vor. Während ca. 50% der meist leichten Exazerbationen<br />

ohne ärztlichen Kontakt von den betroffenen Patienten selbst bewältigt werden [48], liegt die Krankenhaussterblichkeit von<br />

COPD-Patienten mit schweren Exazerbationen zwischen 3% <strong>und</strong> 10% [324-328]. Noch schlechter ist die Prognose bei<br />

Aufnahme auf die Intensivstation. Die Sterblichkeit erreicht etwa 40% innerhalb eines Jahres [325-328] <strong>und</strong> bei Patienten<br />

mit einem Alter von mehr als 65 Jahren sogar bis zu 59% [328].<br />

Häufigste Ursachen der Exazerbationen sind wahrscheinlich virale <strong>und</strong>/oder bakterielle Atemwegsinfektionen. In ca. 30%<br />

der Fälle kann die Ursache bislang nicht identifiziert werden [329-331].<br />

Folgende Erreger werden als die häufigsten Verursacher einer Exazerbation angesehen:<br />

H. influenzae,<br />

S. pneumoniae,<br />

M. catarrhalis,<br />

Enterobakterien Species,<br />

P. aeruginosa,<br />

virale Erreger (Influenzaviren, Respiratory Syncitial Virus (RSV), Rhino-, Corona- <strong>und</strong> Adenoviren).<br />

Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind Pneumonien, Herzinsuffizienz, Pneumothorax, Pleuraergüsse, Lungenembolie,<br />

Arrhythmien oder ein Thoraxtrauma.<br />

Diagnostik<br />

Leitsymptom der akuten Exazerbation ist zunehmende Atemnot, häufig verb<strong>und</strong>en mit vermehrtem Husten, Zunahme von<br />

Menge <strong>und</strong> Viskosität des Sputums <strong>und</strong>/oder gelb-grüner Verfärbung des Auswurfs, Engegefühl im Brustraum <strong>und</strong><br />

gelegentlich Fieber. Unspezifische Zeichen wie Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma, Schlafstörungen, leichtere<br />

Ermüdbarkeit <strong>und</strong> Depressionen können hinzutreten.<br />

Für eine schwere akute Exazerbation sprechen eine neu aufgetretene oder progrediente zentrale Zyanose, periphere<br />

Ödeme, der Einsatz der so genannten "Atemhilfsmuskulatur" bei der Inspiration sowie eine hämodynamische Instabilität.<br />

Für die Einschätzung der Gefährdung des Patienten durch die Exazerbation wesentlich sind Kenntnisse über den Zustand<br />

des Patienten vor der Exazerbation, über Häufigkeit <strong>und</strong> Schweregrad früher durchgemachter Exazerbationen, über die<br />

bisherige Therapie <strong>und</strong> die Komorbiditäten. Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die Blutgasanalyse, die eine<br />

Einschätzung des Schweregrades der respiratorischen Insuffizienz sowie anhand des zusätzlich bestimmten Säure-<br />

Basen-Haushaltes auch der Gefährdung des Patienten erlaubt.<br />

Eine respiratorische Insuffizienz liegt bei einem arteriellen Sauerstoffpartialdruck von weniger als 60mmHg bzw. einer<br />

Sauerstoffsättigung von weniger als 90% bei Atmung von Raumluft vor.<br />

Im Falle einer respiratorischen Globalinsuffizienz bei Sauerstoffpartialdrücken von < 50mmHg, CO 2-Partialdrücken ><br />

70mmHg <strong>und</strong> pH-Werten < 7,30 muss von einer lebensbedrohlichen Situation mit der Notwendigkeit einer<br />

intensivmedizinischen Behandlung ausgegangen werden [332].<br />

Kenngrößen der Ventilation sind im Rahmen einer akuten Exazerbation, insbesondere bei älteren Patienten, häufig nicht<br />

korrekt zu bestimmen.<br />

Anhaltspunkte für eine schwere Exazerbation bieten Peak-Flow-Werte unter 100 l/min <strong>und</strong> eine FEV 1 < 1 l [333-335].<br />

Wichtiger als die Absolutwerte sind akute Verschlechterungen wesentlicher Kenngrößen der Atemwegsobstruktion.<br />

Zur Labordiagnostik gehören: BSG, Blutbild, CRP, D-Dimere, Elektrolyte, Kreatinin <strong>und</strong> Blutzucker.<br />

Eine mikrobiologische Sputumuntersuchung (Gramfärbung <strong>und</strong> Bakterienkultur mit Resistenztestung) wird nur bei<br />

Patienten mit häufigen Exazerbationen (> 3 pro Jahr), Therapieversagen <strong>und</strong>/oder bei besonders schweren Erkrankungen<br />

mit Verdacht auf multiresistente Bakterien empfohlen. Voraussetzungen sind das Vorliegen eines makroskopisch<br />

purulenten Sputums <strong>und</strong> die Gewährleistung der notwendigen logistischen Voraussetzungen (Transport <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

innerhalb von 2-4 St<strong>und</strong>en) (Abb. 5).<br />

Bei jeder Sputumanalyse sollte auch eine mikroskopische Untersuchung mit Auszählung von Plattenepithelzellen <strong>und</strong><br />

Leukozyten erfolgen, um darüber auf die Qualität des Sputums schließen zu können.<br />

Zur differenzialdiagnostischen Abklärung bei akuter Atemnot sind eine Röntgenaufnahme der Thoraxorgane (möglichst in<br />

2 Ebenen) sowie ein EKG sinnvoll. Darüber hinaus sollte bei unklarer Ursache der Atemnot ein D-Dimer-Test erfolgen.<br />

Bei pathologischem Ausfall ist eine Lungenarterienembolie auszuschließen [336].<br />

In Abhängigkeit vom Schweregrad der Gr<strong>und</strong>erkrankung, den Folgen der akuten Exazerbation <strong>und</strong> der Komorbidität<br />

kommen sowohl eine ambulante als auch eine stationäre Behandlung in Betracht. Kriterien für die<br />

Krankenhauseinweisung sowie für die Aufnahme auf die Intensivstation sind Tab. 11 zu entnehmen. Respiratorische<br />

Azidose, eine notwendige Beatmung <strong>und</strong> bedeutsame Komorbiditäten sind Prädiktoren einer ungünstigen Prognose [324].<br />

Abb. 5 Sputumdiagnostik bei Patienten mit akuter Exazerbation der COPD.<br />

http://www.uni-duesseldorf.de/<strong>AWMF</strong>/ll/020-006.htm[22.09.2010 17:10:07]

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