akzent September '17 BO

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SEERAUM
DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
PRÄCHTIGE
BAUDENKMÄLER
Nachdem der Europäische Denkmaltag mit
den Themen in den drei Ländern rund um
den See die Vielfalt Europas gezeigt hat,
gibt es dieses Jahr im Norden und Süden
des Bodensees dasselbe Thema: „Macht
und Pracht“.
Aus diesem Thema lässt sich viel machen,
und so schreibt auch die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz: „Das Thema besticht durch
sehr breite Interpretationsmöglichkeiten, die
es Ihnen als Veranstalter und Organisatoren
leicht machen, Anknüpfungspunkte für die
Präsentation Ihres Denkmals zu finden.“ Sie
stellt aber auch konkrete Fragen, zu denen
der Tag anregen kann: „Welche Botschaften
von jeweils herrschenden Machtverhältnissen
verbergen sich hinter bestimmten Architekturformen?“
1
Auf die Frage „Was bedeuten Armut und Not
für den Denkmalbestand bestimmter Zeiten
und Regionen?“ gibt die Bodensee-Region
einige Antworten: Einige Städte wie Bischofszell,
Ravensburg und Konstanz haben nur deshalb
so viele Häuser aus dem Mittelalter, der
Renaissance- und Barockzeit, weil sie später
arm waren und diese Bauten nicht durch „modernere“
ersetzt wurden.
Sich ein Denkmal setzen
2
3
Aus Frankreich kennt man das Ritual: Jeder
Staatspräsident ist versucht, im Zuge seiner
Amtszeit nicht nur „Reformen“, sondern
auch bleibende Bauten zu hinterlassen, wie
Pompidou das Centre Beaubourg (später
nach ihm benannt), Mitterrand die Nationalbibliothek
etc. Die deutschen, österreichischen
oder Schweizer Präsidenten machen
das nicht so, aber auf unteren Ebenen
kann man Ähnliches beobachten, natürlich
in bescheideneren Dimensionen. Für den früheren
Konstanzer OB Horst Frank war das
KKH (Konzert- und Kongresszentrum) auf
dem verkehrstechnisch schwierigen Gelände
Klein-Venedig (zwischen LAGO und Seeufer)
so ein persönliches Prestigeprojekt, mit dem
er in die Lokalgeschichte hätte eingehen können.
Aber weil es beim Bürgerentscheid im
März 2010 eine deutliche Mehrheit dagegen
gab, ist das Gelände 1 frei geblieben, und
nur das LAGO steht deutlich sichtbar für die
Amtszeit des damaligen OBs.
Bauten für Rat und Räte
Was früher die Schlösser der Fürsten waren,
sind heute die Rathäuser, Landratsämter und
Kantonsverwaltungen. Ein besonderes Beispiel
für eine kleine Gebietskörperschaft mit
einem großen prachtvollen Parlamentsgebäude
aus neuerer Zeit ist der Landtag von Liechtenstein
2 . Das Land hat ja nicht viel mehr
Einwohner als Bregenz, und sein nationales
Parlament hat nur 25 Abgeordnete, aber das
Landtagsgebäude von 2008 ist ein beeindruckender
Bau mit einem hohen, innen offenen
Satteldach 3 .
Die Stadt Markdorf (Bodenseekreis) hat das
ehemalige Bischofsschloss 4 gekauft, das
bisher als „Mindness-Hotel“ genutzt wurde
(bis Ende 2017), und baut es bis 2021 zum
Rathaus um (Architekten Braunger Wörtz,
Ulm). Der Bürgermeister kann dann aus dem
sanierungsbedürftigen bisherigen 50er-Jahre-
Rathaus in ein renoviertes Barockschloss umziehen.
Das wird dann eine schönere Adresse,
und er freut sich sicher schon darauf.
www.markdorf.de