akzent September '17 BO

SEECLASSICS
CARLE – DIE MONATLICHE OLDTIMER-KOLUMNE
GERÄUSCHE
Genau das ist es ja, was viele Männer an der Oldtimerei fasziniert. Es riecht, der
Wind bläst um die Nase und der Wagen macht Geräusche. Je nach Fahrzeugtyp
sind diese von unterschiedlicher Art.
Der kleine liegende Einzylinder von Bertha Benz’ Dreirad hört sich ja eher wie
ein Zischen an. Mehr Zylinder und auch größerer Hubraum verändern den Klang
jedoch deutlich. Eine wahre Wohltat für die Ohren ist die Fahrt mit einem großvolumigen
Sechszylinder, wie zum Beispiel einem Lagonda mit 4,5 Litern Hubraum
und 195 PS. Dieser sonore Klang wird wohl nur noch getoppt von der brachialen
Geräuschkulisse des American La France mit seinen 14.500 Kubikzentimetern
Hubraum – wahre Putzeimer bewegen sich in den drei Zylinderblöcken auf und ab.
Allerdings sind nicht alle Geräuschentwicklungen in einem Auto so wunderbar
anzuhören. Das Reiben der trockenlaufenden Tachowelle wird wahrgenommen,
aber fällt nicht so ins Gewicht. Der klappernde Kotflügel, dessen Schrauben sich
langsam gelöst und bei der letzten Fahrt endgültig verabschiedet haben, ist nervig,
aber zumindest leicht reparierbar.
DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
TAXI GEFÄLLIG?
D – Singen | ap. Das „Museum auf Rädern SINGEN“ lässt den
Traum von einer Ausfahrt im Oldtimer wahr werden – und bringt
die Besucher nebenbei zu den Museen, Galerien und Ateliers der
Museumsnacht.
Der Erfolg im Vorjahr von 1.200 chauffierten Passagieren in 60 Klassikern
spricht für sich: Seit 2014 ermöglicht das „Museum auf Rädern
SINGEN“ den Traum von einer Ausfahrt im Oldtimer. In der Museumsnacht
Hegau-Schaffhausen bringt dieser besondere Fahrdienst
die Besucher stilecht zu insgesamt drei Haltepunkten. Jedes Auto hat
seine eigene Geschichte und jeder Fahrer kann davon erzählen. Anekdoten
über die Eigentümer und Wissenswertes über das Gefährt
sind inklusive. Das Kulturgut Automobil steht dabei im Vordergrund.
Start und Ziel ist der Rathausplatz Singen. Von dort aus geht es zur
„BAUHAUS-Haltestelle-Kunstmuseum“ und weiter zur „GOHM-Haltestelle-MAC-Museum
Art & Cars/Scheffelhalle“. Der Fairness halber
darf jeder Gast nur bis zur nächsten Haltestelle fahren, darf dort aber
umsteigen und weiterfahren. Das Bändchen für die Museumsnacht
gilt gleichzeitig als Fahrschein.
Ganz anders sieht es aus, wenn das metallene Klappern aus dem Motorblock
stammt. Ein leises Klackern, das nicht sofort zugeordnet werden kann, entwickelt
sich zu einem lauten Hämmern und endet dann abrupt in einem dumpfen Schlag,
nach dem der Motor unvermittelt seine gesamte Kraft verliert. Dass ein Pleuel
seitlich aus dem Gussgehäuse lugt, war in der ursprünglichen Motorenentwicklung
nicht so geplant.
Manchmal wäre man aber froh, man würde den Motor überhaupt hören. Voller
Freude auf die anstehende Tour setzt sich der Oldtimerfreund hinter das Steuer
seines Klassikers, steckt den Schlüssel ins Zündschloss und dreht ihn erwartungsfroh
um. Trotz vollem Tank, gecheckter Batterie: Der Funke an den Kerzen springt nicht
über – der Motor bleibt stumm, der Wagen macht zum Leidwesen des „Würde
so gern“-Fahrers kein einziges Geräusch.
16.09., 18-23.30 Uhr
Museumsnacht Hegau-Schaffhausen
Rathausplatz, D-78224 Singen
www.museum-auf-raedern-singen.de
Kolumnist Christoph Karle (49), ist über zwei Jahrzehnte oldtimerbegeistert
und selbst Besitzer von Klassikern. Lange Jahre war
er Vorsitzender des MSC-Sernatingen und Hauptverantwortlicher
des „Haldenhof Bergrennens“. Für den Bundestag Berlin sitzt er im
„Parlamentskreis Automobiles Kulturgut“. Zudem ist er als Kurator
Automobile für die Fahrzeug-Ausstellungen im MAC – Museum Art
& Cars in Singen verantwortlich.
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