akzent September '17 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEE-LEUTE<br />
Speedsters arg strapaziert wird, legt sich Gaby<br />
Hauptmann beim nächsten „Gipfelkreuz“ einfach<br />
auf die Holzbank. Das Seglerduo Jantke/Kasper<br />
studiert derweil die flauschigdicke<br />
graublaue Wolkendecke; unglaublich, was<br />
sich da auftürmt und dräut. „Hält noch“,<br />
lautet die Wetterprognose, „aber nicht mehr<br />
lange.“ Jantke kommt beim Panoramablick<br />
wieder ins Schwärmen: „Es war die beste Entscheidung,<br />
hierher zu ziehen – weg von dem<br />
Trubel in Stuttgart, das wird da ja immer<br />
schlimmer. Irgendwann muss jeder darüber<br />
nachdenken, was er eigentlich noch machen<br />
will – und wir haben uns entschieden, hier den<br />
Ruhestand wirklich zu genießen.“ Hauptmann<br />
protestiert: „Auch für mich als Berufstätige<br />
ist es hier am See wirklich klasse!“ Den Panoramablick<br />
hat sie seit 1987 täglich von ihrem<br />
Haus direkt am See. Auf meine Bitte hin,<br />
den See doch in drei Worten zu umschreiben,<br />
schießt es spontan heraus: „Inspirierend, geheimnisvoll,<br />
einladend!“<br />
DAS MAGAZIN VOM <strong>BO</strong>DENSEE BIS OBERSCHWABEN<br />
Auch wir laden ganz schnell ein, denn nun<br />
saust eine Hagelfront heran. Kurz vor dem<br />
Weingut Aufricht finden wir eine schützende<br />
Persenning im Innenhof einer evangelischen<br />
Einrichtung und gut 15 Minuten zum Reden,<br />
dann ist der Spuk auch schon vorbei, die Abdeckung<br />
wieder vom Auto und wir auf sonnenglitzernden<br />
Straßen weiter unterwegs.<br />
Jantke überlässt Hauptmann wieder das Steuer:<br />
„Ich bin da völlig uneitel“, lacht er. Im Gegensatz<br />
zu manchen „Kavalieren der Straße“:<br />
„Wenn die zum Beispiel in ihren aufgemotzten<br />
3er-BMWs merken, dass eine Frau sie auf der<br />
Autobahn überholen möchte, nehmen sie lieber<br />
die nächste Ausfahrt als die Blamage in<br />
Kauf“, wundert sich Hauptmann noch immer<br />
über ein etwas seltsames Rollenbild im Autoverkehr.<br />
Aber nicht nur da: Sie selbst hat<br />
damals – statt mit dem schönen Puppenhaus<br />
zu spielen – lieber das dazugehörige Puppen-<br />
Cabrio vorgezogen: „Ein silberner Mercedes,<br />
man konnte Kofferraum, Türen und Kühlerhaube<br />
öffnen und ich habe allen ein Loch in<br />
den Bauch gefragt, was denn das und das im<br />
Motorraum sei.“ Später habe sie ihr Mofa<br />
selbst frisiert und sei mit Schraubenschlüssel<br />
unter ihre ersten Rostkübel gekrochen.<br />
Eher untypisch damals – aber sicher auch<br />
heute. Dennoch sieht sie die jungen Frauen<br />
und Männer in ihrem Rollenverständnis<br />
heute entspannter: „Ich denke, dass junge<br />
Menschen einfach besser verstanden haben,<br />
ohne es ständig zu hinterfragen, dass sie sehr<br />
wohl gleichberechtigt sind. Es sind die Selbstverständlichkeiten:<br />
Wer kauft ein, wer kocht<br />
– das wird fairer gehandhabt, und das zeigt<br />
mir schon, dass es heute besser geworden ist.<br />
Die Prüfung ist dann, wenn Kinder ins Spiel<br />
kommen – ich hoffe immer, dass es dann auch<br />
gleichberechtigt weitergeht.“ In ihrem neuen<br />
Buch hat sie genau den entgegengesetzten<br />
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