21.08.2017 Aufrufe

Lesung über Fremdenhass im Viertel

Eibe Meiners berichtet für die Nordsee Zeitung von der 8-teiligen Lesung "Sungs Laden". Erschienen am 17. August 2017.

Eibe Meiners berichtet für die Nordsee Zeitung von der 8-teiligen Lesung "Sungs Laden". Erschienen am 17. August 2017.

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Leher Kultursommer<br />

<strong>Lesung</strong> <strong>über</strong><br />

<strong>Fremdenhass</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Viertel</strong><br />

Von Eibe Meiners<br />

BREMERHAVEN. Immer dienstags,<br />

<strong>im</strong>mer in zwei Ladenlokalen<br />

nacheinander findet be<strong>im</strong> Leher<br />

Kultursommer eine vierteilige <strong>Lesung</strong>sreihe<br />

statt. Ein kurzer Spaziergang<br />

durchs Quartier zum<br />

Durchschnaufen: Das ist eine<br />

hübsche Idee. Zwischen den Orten<br />

der Premiere – der Buchhandlung<br />

„Mausbuch“ und der Änderungsschneiderei<br />

Atila Iren, beide<br />

auf der Hafenstraße, war der Weg<br />

gar nicht so weit. Und auch der<br />

vorgestellte Berlin-Roman „Sungs<br />

Laden“ von Karin Kalisa erwies<br />

sich als charmant.<br />

Ja, so ein Schulleiter kann sich<br />

offenbar einiges erlauben. Vor der<br />

Schulbehörde braucht er ein bisschen<br />

Prestige, also quetscht er eine<br />

„Weltoffene Woche“ mitten in<br />

die Adventszeit. Bei einer Veranstaltung<br />

in der Schule sollen Kinder<br />

Dinge aus ihrer He<strong>im</strong>at mitbringen.<br />

21 Nationen sind es<br />

nämlich, die in der Schule am<br />

Prenzlauer Berg vertreten sind.<br />

Ein Kind bringt also Tee mit,<br />

ein anderes einen Samowar, ein<br />

weiteres seine vietnamesische<br />

Großmutter samt einer Puppe.<br />

Die Großmutter lässt die Puppe<br />

erzählen, von einem zweigeteilten<br />

Land, vom Krieg und einer neuen<br />

He<strong>im</strong>at.<br />

» Anpacken, Abwälzen,<br />

Ad-acta-legen“ – die drei<br />

„A“s des Schulleiters.«<br />

Karin Kalisa: „Sungs Laden“<br />

Die Folgen dieses Auftritts sind<br />

weitreichend. Karin Kalisa, die eine<br />

Zeit lang in Bremerhaven gelebt<br />

hat, erzählt, wie ein kleines<br />

Ereignis in einem kulturell vielfältigen<br />

Stadtteil weite Wellen<br />

schlägt und die ganze Umgebung<br />

beeinflusst. Dazu behandelt sie<br />

ein etwas fern gewordenes Kapitel<br />

der deutschen Geschichte: die<br />

vietnamesischen Vertragsarbeiter<br />

in der DDR.<br />

Eine vietnamesische Familie<br />

muss sich in das Leben der DDR<br />

einfinden, erlebt die Wende und<br />

Wandel in der neuen He<strong>im</strong>at. Sie<br />

erlebt Hilfsbereitschaft, bekommt<br />

aber auch den <strong>Fremdenhass</strong> zu<br />

spüren, der sich nach der Wende<br />

in den 1990er Jahren ausbreitet.<br />

Heike Eulitz und Wolfgang<br />

Marten, die auch die kommenden<br />

<strong>Lesung</strong>en bestreiten werden,<br />

sprachen <strong>im</strong> Wechsel. Ganz wie<br />

es die Vorlage erforderte: Bei berichtenden<br />

Passagen lief es fließender,<br />

bei zitierenden Stellen<br />

gestauchter, und bei besonderen<br />

Details bremsten die Schauspieler<br />

ab, um dem Hörer einen Moment<br />

zum Nachdenken zu geben.<br />

Wolfgang Martens hat die<br />

St<strong>im</strong>me eines behaglichen Lesebären,<br />

auch Heike Eulitz gestaltete<br />

eine plastische Sprechlandschaft.<br />

Besonders schön geriet<br />

beiden die ironische Färbung und<br />

das Anekdotenhafte des Romans.<br />

› Die <strong>Lesung</strong>en werden an den kommenden<br />

Dienstagen fortgesetzt.<br />

› Weiter geht es am 22. 8. bei „Lichtblick“/Alte<br />

Apotheke, Rickmersstr. 65<br />

und Poststr. 1, am 29. 8. bei „Aissen“/„Märcker“,<br />

Lange Str. 118 und<br />

Hafenstr. 170 und am ; 5. 9. bei 90°-<br />

60°-30°“/„Mausbuch“, Hafenstr. 76<br />

und 81.<br />

Die Vorleser Wolfgang Marten und<br />

Heike Eulitz treffen die Ironie des<br />

Romans genau. Foto Sch<strong>im</strong>anke

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