Voruntersuchung artenschutzfachliches Gutachten
Voruntersuchung artenschutzfachliches Gutachten
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Diplom-Biologe Christoph Leskovar<br />
Mehlstraße 1<br />
56332 Burgen<br />
02605/603401<br />
clesko@uni-koblenz.de<br />
Erfassung von Fledermausarten im Plangebiet Brey-Süd mit<br />
bioakustischer Methodik (<strong>Voruntersuchung</strong>)<br />
1 Zielsetzung und Methode<br />
Im Rahmen von zwei Nächten (Juli 2010) wurde auf der Fläche des Plangebietes Brey-<br />
Süd sowie auf den umgebenden Flächen das Artenspektrum von jagenden Fledermausarten<br />
mit bioakustischer Methodik erfasst. Darüber hinaus sollte der ökologische<br />
Wert der zu bebauenden Fläche für Fledermausarten abgeschätzt und die Notwendigkeit<br />
einer intensiveren Kartierung im Jahr 2011 beurteilt werden.<br />
Die Detektionsmethodik ist im artenschutzfachlichen <strong>Gutachten</strong> (2011) genau dargestellt.<br />
(siehe "Artenschutzfachliches <strong>Gutachten</strong> über den Einfluss geplanter Eingriffe im<br />
Plangebiet „Brey-Süd“ auf artenschutzrechtlich relevante Tierarten, insbesondere Vogel-<br />
und Fledermausarten, und notwendige Kompensationsmaßnahmen des Eingriffes").<br />
Ebenso ist hier die Auswertungsmethodik der aufgenommenen Stimmen nach zuvollziehen.<br />
Im Folgenden werden nun die artspezifischen Sonagramme zu den arttypischen<br />
Ortungsrufen, die im Rahmen dieser <strong>Voruntersuchung</strong> aufgezeichnet wurden, dargestellt.<br />
Diese Sonagramme gelten als Artnachweis.
2 Untersuchungsergebnisse<br />
Folgende Fledermausarten konnten im Plangebiet Brey-Süd oder auf umgebenden<br />
Flächen nachgewiesen werden:<br />
Großes Mausohr (Myotis myotis), FFH Anhang II & IV<br />
Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus), FFH Anhang IV<br />
Fransenfledermaus (Myotis nattereri), FFH Anhang IV<br />
Langohrfledermaus (Plecotus spec.), FFH Anhang IV<br />
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), FFH Anhang IV<br />
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), FFH Anhang IV<br />
2.1 Großes Mausohr (Myotis myotis)<br />
Die Art konnte im Untersuchungsgebiet nur einmal nachgewiesen werden. Ob das Große<br />
Mausohr hier regelmäßig anzutreffen ist oder ob es sich nur um ein sporadisches Bejagen<br />
bzw. Überfliegen des Plangebietes handelt, muss im Rahmen einer intensiveren<br />
Untersuchung geklärt werden. Möglicherweise handelt es sich um ein Tier von weiter<br />
entfernter Wochenstuben, die etwa in Boppard oder Kamp-Bornhofen zu finden sind. Als<br />
einzige gefunden Art wird das Große Mausohr in der Anhang II - Liste (FFH) geführt und<br />
hat damit einen herausragenden Schutzstatus.
Abb. 1: Frequenzmodulierte, steile Ortungsrufe eines Großen Mausohrs, Dominanzfrequenz<br />
bei 32,7 kHz, Frequenzspanne von 75 – 25 kHz, Energiemaximum<br />
im letzten Drittel des Signals deutlich erkennbar - einmaliger Nachweis im Plangebiet<br />
2.2 Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)<br />
Die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) wurde sowohl auf der Fläche des<br />
Plangebiets (Bachlauf) als auch auf umgebenden, waldnahen Flächen mehrfach<br />
detektiert. Außerdem konnte ein einzelnes Tier optisch identifiziert werden. Über die<br />
Anzahl der jagenden Tiere kann im Rahmen dieser Kurzuntersuchung keine Aussage<br />
getroffen werden.
Abb. 2: Frequenzmodulierte, steile Ortungsrufe einer Kleinen Bartfledermaus in Waldrandnähe,<br />
Dominanzfrequenz sehr hoch: etwa 51,2 kHz<br />
2.3 Fransenfledermaus (Myotis nattereri)<br />
Die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) wurde ebenfalls mehrfach nachgewiesen, jedoch<br />
nicht auf der Fläche des Plangebietes sondern in Waldrandnähe in etwa 200m - 300m<br />
Entfernung. Inwieweit die Art auch das Plangebiet bejagt oder dort sogar Tagesquartierplätze<br />
bezieht muss im Rahmen einer intensiveren Kartierung ermittelt werden.
Abb. 3: Frequenzmodulierte, sehr steile Ortungsrufe einer Fransenfledermaus mit<br />
sehr schnellem Rhythmus, Dominanzfrequenz bei zumeist 42 kHz (im Bild<br />
uneinheitlich und niedriger wegen Dopplereffekt), höchste Schallintensität<br />
am Ende des Rufes: Führt zu Knall-Effekten, die Art wurde außerhalb des<br />
Plangebiet mehrfach erfasst<br />
2.4 Langohrfledermaus (Plecotus spec.)<br />
Langohrfledermäuse konnten auf der Fläche des Plangebietes und außerhalb mehrfach<br />
detektiert werden. Mindestens zwei Tiere bejagten regelmäßig die ortsnahen Streuobstflächen.<br />
Um welche der beiden infrage kommenden Langohrarten (Plecotus auritus<br />
oder Plecotus austriacus, Braunes oder Graues Langohr) es sich hierbei gehandelt hat,<br />
kann generell mit akustischer Methodik nicht ausgesagt werden. Hierfür wäre ein<br />
weiterführende Untersuchung, bei der Tiere mittels spezieller Fangnetze gefangen<br />
werden, sinnvoll. Auch potenzielle Tagesquartierplätze in hohlen Obstbaumstämmen<br />
könnten so überprüft werden.
Abb. 4: Steile, stark frequenzmodulierte Ortungsrufe zweier Langohren im Streuobstwiesenbereich<br />
des Plangebietes, Dominanzfrequenz des sechsten Rufes<br />
mit typischen drei Maxima, große Frequenzspanne von etwa 70-20 kHz<br />
2.5 Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)<br />
Ein einzelner Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) wurde beim geradlinigen Überfliegen<br />
des Untersuchungsraumes erfasst. Ein längerer Aufenthalt wurde zwar nicht nachgewiesen,<br />
der Status dieser Art im Plangebiet sollte aber genauer untersucht werden.
Abb. 5: Alternierender Einsatz von steileren und flacheren Ortungslauten des Großen<br />
Abendseglers, Dominanzfrequenz des ersten Rufes: 23,7 kHz; das Tier wurde<br />
beim hohen und schnellen Überflug über dem Plangebiet detektiert<br />
2.6 Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)<br />
Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) war die individuenreichste Fledermausart im<br />
Plangebiet und auch außerhalb. Nahezu alle Geländestrukturen im Untersuchungsraum<br />
und des nahen Wohngebiets werden von Zwergfledermäusen bejagt. Zahlreiche<br />
Baumhöhlen bieten auf der Fläche des Plangebiets ideale Quartierplätze. Welche<br />
Obstbäume hier im Einzelnen betroffen sind muss eine weiterführende Netzfanguntersuchung<br />
zeigen. Dabei sollten Fangnetze an ausgesuchten Bäumen mit Quartierqualitäten<br />
gespannt werden. So könnten neben den Tieren, die gerade ihr Tagesquartier<br />
verlassen, auch alle jagenden Arten an bestimmten Punkten im Untersuchungsraum<br />
gefangen und bestimmt werden. Für die flächendeckende Arterfassung ist die akustische<br />
Methodik mittel Ultraschalldetektor aber ausreichend.
Abb. 6: Ortungsrufe der Zwergfledermaus (frequenzmodulierter Ruftyp) mit niederfrequenten<br />
Sozialrufen (bis etwa 15 kHz), Oberes Diagramm: Darstellung<br />
der Frequenz mit maximaler Intensität (Dominanzfrequenz): etwa 47,8 kHz,<br />
unteres Diagramm: Sonagramm der Rufe, Frequenzgang in Abhängigkeit<br />
der Zeit<br />
3 Fazit der <strong>Voruntersuchung</strong><br />
Die Fläche des Plangebiets Brey-Süd ist wegen seiner Vielfalt an Geländestrukturen und<br />
des damit verbundenen Reichtums an Beuteinsekten regelmäßiges oder sporadisches<br />
Jagdgebiet von sechs Fledermausarten. Aufgrund einer Vielzahl von potenziellen<br />
Tagesquartierplätzen in Höhlungen von Obstbaumstämmen oder unter abplatzender Rinde<br />
von Ästen und Stämmen ist das Gebiet von besonderem ökologischem Wert für die streng<br />
geschützten Fledermausarten. Der Status der einzelnen Arten (Häufigkeiten der Arten,<br />
Flugrouten, genaues Spektrum regelmäßig vorkommender Arten, Verteilung der Arten auf<br />
der Fläche) muss im Rahmen einer weiterführenden Kartierung geklärt werden. Für die<br />
genaue Erfassung von Quartierplätzen ist das Fangen von Fledermäusen mittels Netzen<br />
notwendig. Dazu sollten Fangnetze punktuell vor Bäumen mit Quartierqualitäten gespannt<br />
werden. Eine Ausnahmegenehmigung für den Fang muss bei der SGD Nord dafür<br />
beantragt werden.