Rückblick1999-2013_HP
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Elmar Stöttner, 2005<br />
Der aus Schottland gebürtige Münchner Sprachwissenschaftler steht dabei in einer stolzen Tradition:<br />
Schon der legendäre Erforscher des Baierischen, Johann Andreas Sehmeiler (1785-1852), begeisterte<br />
sich für die deutschen Sprachinseln zwischen dem Tridentiner Fersental und den Lessinischen Bergen<br />
nordöstlich von Verona.<br />
Jahrhunderte vorher bereits waren die deutschsprachigen Bewohner Oberitaliens in den Fokus italienischer<br />
Gelehrter der Renaissance, der „Wiedergeburt der Antike", geraten: Als gelehrte Humanisten<br />
kannten sie natürlich die römischen und griechischen Geschichtsschreiber, die von den Zügen der<br />
germanischen Kimbern und Teutonen berichteten, von denen ein Stamm, die aus Jütland (Dänemark)<br />
stammenden Kimbern, im Jahr 101 vor Christus in eine Schlacht in der Po-Ebene vernichtend geschlagen<br />
wurden.<br />
Da sich die braven Gebirgsbauern selber auch noch ähnlich nannten, nämlich Tzimbar oder Cimbarn,<br />
stand für die Gelehrten fest, dass es sich bei ihnen um die Nachfahren der wilden Invasoren aus dem<br />
Norden handeln musste. Das sieht die moderne Sprachwissenschaft seit den Zeiten Sehmeilers anders,<br />
der nach einem Besuch in einem zimbrischen Dorf feststellte: ,,Mir war, als hörte ich Klänge des<br />
neunten Jahrhunderts."<br />
Viele mittelhochdeutsche, aber auch althochdeutsche Wortformen, Laute und Ausdrucksformen haben<br />
sich im Zimbrischen erhalten. In jener Zeit, vor rund 1000 Jahren, als das Bairische sich noch kaum<br />
unterschied vom Schwäbisch-Alemannischen, sind nach den Forschungsergebnissen von Historikern<br />
und Linguisten die Vorfahren der Zimbern aus Oberdeutschland nach Oberitalien ausgewandert.<br />
Viele der einst lebendigen deutschen Sprachinseln sind in den politischen Stürmen untergegangen,<br />
die der Nationalismus, die europäischen Kriege und vor allem auch der italienische Faschismus aufgepeitscht<br />
hatten. Weil Europas Völker, wenigstens in den Kernländern des alten Kontinents, längst<br />
pfleglicher miteinander umgehen als noch in der Römerzeit oder in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,<br />
steht nun schon seit langem nichts mehr im Wege, in Freundschaft und Eintracht das gemeinsame,<br />
stolze Erbe der Geschichte zu pflegen und zu erforschen.<br />
Oder sich einfach über die Probleme der Gegenwart auszutauschen: Im Gespräch mit stellvertretendem<br />
Landrat Josef Seid! erfuhren die Gäste aus Roana viel über die aktuelle schulpolitische Situation<br />
und die hohen Investitionen, die der Landkreis Landshut auf diesem Gebiet gemacht hat. Seid! schilderte<br />
den Gästen den massiven Ausbau der Realschulen (wie aktuell in Neufahrn und Rottenburg) und<br />
legte dar, dass in Bayern die Kreise für weiterbildende Schulen und die Gemeinden für Grund- und<br />
Hauptschulen zuständig sind.<br />
Auch das Gymnasium Vilsbiburg besuchten die Gäste aus dem Zimbernland, wo sie ein Gespräch<br />
mit dessen Direktor und Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, führten. Stellvertretender<br />
Landrat Josef Seidl erläuterte den Besuchern aus Roana, dass der Landkreis für die Mittagsbetreuung<br />
der Schüler des nunmehr achtjährigen Gymnasiums und weitere Baumaßnahmen an<br />
der Schule rund 1,75 Millionen ausgegeben hat, von denen der Kreis etwa eine Million in Form von<br />
Zuschüssen vom Freistaat zurückbekommen hat.<br />
Cimbernland 24/<strong>2013</strong>