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Rückblick1999-2013_HP

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Landshuter Zeitung, Mai 2005<br />

Sprache als innere Heimat des Menschen<br />

Vergleichendes Gesamtwörterbuch des Cimbernkuratoriums vorgestellt<br />

Dass cimbrisch und bayrisch kraftvolle<br />

a1te Sprachen sind, wurde in<br />

besonderer Weise bei der kürzlich<br />

stattgefundenen Jahresmitgliederversammhmg<br />

des Cimbernkuratoriums<br />

im Hotel „Goldene Sonne" in<br />

Landshut deutlich. Professor Dr.<br />

Anthony Rowley erläuterte das im<br />

Entstehen begriffene „Vergleichende<br />

cimbrische Gesamtwörterbuch".<br />

Bürgermeister Luigi Nicolussi berichtete<br />

über Entwicklung und<br />

Schwierigkeiten seiner Gemeinde<br />

Lusern in der Provinz Trient in Italien.<br />

Der Vorsitzende des Kuratoriums,<br />

Josef Seidl, erläuterte eingangs in<br />

seinem Tätigkeitsbericht, dass es<br />

nach wie vor Ziel des Cimbernkuratoriums<br />

sei, die in Norditalien in bestimmten<br />

Gebieten immer noch vorhandene<br />

cimbrische Sprache, die ihren<br />

Ursprung im Bayern und Tirol<br />

des 10. und 11. Jahrhunderts habe,<br />

als Kulturgut zu erhalten. Denn die<br />

Sprache sei die innere Heimat eines<br />

Menschen und damit das wertvollste<br />

Kulturgut, betonte der Vorsitzende.<br />

In seinem Tätigkeitsbericht erinnerte<br />

der Vorsitzende an die durchgeführten<br />

Fahrten in das Gebiet der so genannten<br />

„Dreizehn cimbrischen Gemeinden",<br />

in das Fersental und nach<br />

Lusern und den Sieben cimbrischen<br />

G-€meinden auf der Hochebene von<br />

Asiago.<br />

Auch Fahrten von anderen Besuchergruppen<br />

wurden unterstützt, damit<br />

das gegenseitige Kennenlernen<br />

vertieft werden könne, betonte Seid1.<br />

Mit der Tochter von Hugo Resch, dem<br />

langjährigen Vorsitzenden und Cimbern-Forscher,<br />

sei eine Vereinbarung<br />

über die Fortführung und Fertigstellung<br />

des cimbrischen Gesamtwörterbuches<br />

getroffen worden. In den<br />

jährlichen Jahresgaben erhalten die<br />

Mitglieder abwechselnd je ein<br />

sprachwissenschaftliches oder ein<br />

allgemein interessierendes Buch.<br />

Professor Dr. Anthony Rowley,<br />

Leiter der Kommission Mundartforschung<br />

an der Bayerischen Akademie<br />

für Wissenschaften, erläuterte das<br />

nunmehr weitergeführte „ Vergleichende<br />

cimbrische Gesamtwörterbuch"<br />

des im Jahre 1994 verstorbenen<br />

Vorsitzenden Hugo Resch. Die<br />

cimbrische Sprache sei tatsächlich<br />

für die Philologie des Deutschen und<br />

damit natürlich auch des Bayerischen<br />

hier in Bayern von ganz erheblicher<br />

Bedeutung. lmmerhin stelle<br />

man fest, die Cimbern hätten ihren<br />

heutigen Sprachstand immerhin<br />

schon im 12. Jahrhundert aus dem<br />

bayrischen und tirolerischen Sprachnrnm<br />

mit11f>hr;c1f'ht. Di'li>. C:imhi-krhP<br />

Die Vorstandschaft mit dem Referenten Dr. Rowley Oinks) und Bürgermeister Luigi Nicolussi (rechts).<br />

sei somit der altertümlichste bayerische,<br />

ja deutsche Dialekt schlechthin,<br />

Nachdem seit der Besied1ungszeit<br />

die Cimbern von den Neuerungen des<br />

binnendeutschen Sprachraums abgeschnltten<br />

waren, hat sich hier der<br />

Dialekt des 'Mittelalters erhalten. Das<br />

machte das Cimbrische über seinen<br />

Eigenwert hinaus zu einem durchaus<br />

wichtigen Zeugnis für die Geschichte<br />

der bayrischen Mundarten, ja der<br />

deutschen Sprache überhaupt.<br />

V.tele Jahre lang habe sich Hugo<br />

Resch diesem Projekt gewidmet. Er<br />

spürte in allen cimbrischsprachigen<br />

Dörfern Leute auf, die diese alte<br />

Sprache noch beherrschen, sammelte<br />

von ihnen WÖl'ter, Flurnamen und<br />

Erzählungen, Volkssagen und Lieder<br />

in cimbrisch. Die Auswertung dieses<br />

reichen Materials habe zu einer Wörtersammlung<br />

geführt, die aus etwa<br />

350 Leitzordnern mit je etwa 200 bis<br />

250 Belegblättern bestehe_ Hugo<br />

Resch hatte eine enorme sprachliche<br />

Begabung, sich das nötige Handwerkszeug<br />

selbst angeeignet und sei<br />

daher in dieser Hinsicht dem früheren<br />

Cimbernforscher Johannes Andreas<br />

Schmellernicht unähnlich. Ziel<br />

des Cimbernkuratorlums sei es, die<br />

gesamte Sammlung in EDV-verwertbarer<br />

Form zur Verfügung zu stelfon.<br />

Auf CD-ROM soll ein multifunktionales<br />

Grundlagenwerk entstehen, das<br />

sowohl streng philologische als auch<br />

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