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Rückblick1999-2013_HP

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Bayernkurier, 18. März 2004<br />

NEUES BAYERISCHES WÖRTERBUCH<br />

Bild, dpa<br />

Ein Brite nimmt sich des baierischen<br />

Dialekts wissenschaftlich<br />

an. Er leitet die Arbeit am „Bayerischen<br />

Wörterbuch".<br />

Anthony Rowley stam!)lt aus<br />

. dem nordenglischen Yorkshire,<br />

wo man keineswegs ein reines Oxford-Englisch<br />

spricht, und ist daher<br />

mit dem . Phänomen der Dialekte<br />

von jeher vertraut. Deutsch mit bayerischem<br />

Akzent sprach der Gennanist<br />

und Sprachgeschichtler schon,<br />

als er·Mitglied der Bayerischen Akademie<br />

der Wissenschaften<br />

wurde und den Posten des<br />

Leiters des ,,Bayerischen<br />

Wörterbuchs" übernahm.<br />

Dieses Projekt nennt sich<br />

nach seinem Ziel, nämlich<br />

ein bayerisches Wörterbuch<br />

zu erstellen. Ursprünglich<br />

wurde die Sache<br />

zusammen mit Öster­<br />

reich in Angriff genommen,<br />

dann aber gingen<br />

die Wege auseinander - die Österreicher<br />

machen ihr Wörterbuch, die<br />

Bayern ihr eigenes. Rowley, der sich<br />

an der Universität Bayreuth habilitiert<br />

und an der Uni Regensburg gearbeitet<br />

hatte, wurde zum Leiter<br />

des bayerischen Projekts ernannt.<br />

Das Vorhaben des SI-jährigen<br />

Wissenschaftlers und seiner Mitarbeiter<br />

muss sich an einem großen<br />

Vorbild messen lassen. In der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

Anthony Rowley<br />

veröffentlichte der Bibliothekar<br />

der Bayerischen Staatsbiliothek<br />

und Münchner Professor Johann<br />

Andreas Sehmeiler sein Hauptwerk<br />

,,Die Mundarten Bayerns, grammatikalisch<br />

dargestellt", das zum<br />

Klassiker nicht nur der bayerischen<br />

Sprachforschung wurde. ,,Der<br />

Sehmeiler", wie das Werk kurz genannt<br />

wird, bildete die Grundlage<br />

für· das orthographische Wörterbuch<br />

des Konrad Duden. Ein Bild<br />

Sehmeilers hängt in Rowleys Büro.<br />

Heute kann ein Einzelner ein<br />

umfassendes Werk dieser Art nicht<br />

mehr verfassen. Rowley stützt sich<br />

in der ,,Kommission für Mundartforschung",<br />

die an die Bayerische<br />

Akademie der Wissenschaft<br />

angeschlossen ist,<br />

auf drei akademische<br />

Mitarbeiter. Darüber hinaus<br />

arbeiten ihm rund<br />

500 freiwillige Helfer zu,<br />

vorn Studenten bis zur<br />

!' betagten Bäuerin. Doch<br />

bei allem Eifer rechnen<br />

' die Autoren nicht damit,<br />

das Werk persönlich zu<br />

vollenden. Bis 2050, so<br />

schätzt man, wird es dauern, bis<br />

das Lexikon mit dem „Z" schließt,<br />

bis· jetzt ist man beim „B" angelangt.<br />

Rowley empfiehlt den Dialekt<br />

nicht nur aus dem Blickwinkel des<br />

Sprachhistorikers. Mundart, so<br />

meint er, sei auch für das Selbstwertgefühl<br />

und die Gruppenidentifikation<br />

wichtig. Außerdem haben<br />

Schulkinder, die ihren Dialekt beherrschen,<br />

im Schnitt bessere<br />

Deutsch-Noten als andere. Auch<br />

Friedrich Schiller hat ein Leben<br />

lang geschwäbelt.<br />

Florian Stumfall<br />

Cimbernland 21/<strong>2013</strong>

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