Rückblick1999-2013_HP

Landshuter Zeitung, 26. September 2003
Vor Vergessenheit bewahren
Jahresversammlung des Cimbernkuratoriums mit Vortrag.über Schmeller
Bei der Mitgliederversammlung Sprache vor der Vergessenheit zu be- ferent erläuterte Sehmeilers „ABCwahren,
hob der Vorsitzende hervor. Büchlein" als eine pädagogisch-lin­
des Bayerischen Cimbernkuratoriums
hob Vorsitzender Josef Seid! zunächst
die Verbindung zum „Komitee gen Kontakt und Unterstützung der rausgabe seiner „Mundarten Bay­
Aus diesem Grund habe man ständi- guistische Abhandlung. Bis zur He­
der historisch gewachsenen deutschen
Sprachinseln" in Italien. her­
. Cimbemkuratorium gehören derzeit scher Sehmeiler erhebliche Schwiedortigen
Gruppen zugesagt. Dem ems" von 1821 hatte de.r Sprachforvor.
Professor Dr. Dr. h. c, ~cliard 170 deutsche Mitglieder und 90 Mit- rigkeiten zu überw'!n,den, betonte der
Brunner hielt einen Vortrag Zllß! glieder aus der Schweiz, Österreich Referent. · · ··
Thema: ,,Johann Andreas Sehmeiler und Italien an. Abschließend teilte Sein Hauptwerk war das „Bayerials
Pionier der Sprachforschung". Seidl noch mit, dass die Gemeinde sehe Wörterbuch". Erst 1827 erschien
Tiefenbach eine offizielle Paten- · der erste Band und fand mit dem 4.
Diese deuts.chen Sprachinseln, von schaft mit der Sprachinsel Luzern im Band im Jahr 1837 seinen Abschluss.
denen Josef Seid! sprach, sollten in · Trentin aufgenommen habe und die In diesem Wörterbuch habe Schmel­
Italien besonderen Schutz genießen. Sparkasse dem Cimbern)ruratorium ler einen unschätzbaren und unüber­
Dabei handele es sich um eine Reihe einen Zuschuss von 750 Euro f.ür die sehbarenReichtum an Wörtern und
von kleinen Gemeinschaften, ver- Förderung des .sprachlichen Minder- Redensarten aUsgebrei.tet, Dr. Brunstreutlängs
des ganzen südlichen Als heitenschutzes gewährte. ner erläuterte die Verdienste Schmelpenhauptkammes.
Diese. Sprachin- In seinem Vortrag berichtete Pro- lers zur Erfassung der cimbrischen
sein seien heute letzte Winkel eines fessor Brunn er über Johann Andreas Spraehe. Auf mehreren Forschungsfriiher
sehr viel größeren und .mehr Schmeller (17.85 bis 1852), der 50 Jah- reisen legte er die wissenschaftliche
oder weniger geschlossenen Sprach- re seines Lebens :den Sprachen ge- Ausbeute in großen Publikationen
raums. · Auch Wenn diese Sprache widmet und die „Sprache deS'bayeri- nieder, die Geographie, Geschichte,
durch Italianismen und Wortschöp- sehen Bauern 1n die Stube hochge- Sprache, Wortschatz, Schriftton und
fungen aus· der heutigen Zeit durchs lebrter Leute an der Nord• und Ost- Volkskunde der cimbrischen Gemischt
werde, bleibe es Ziel des Cim- see und in die eleganten Cabinette meinden enthalten. Sie bildeten nach
bemkuratoriums, diese alte deutsche hoher Herren gebracht habe. Der Re- wie vor das wissenschaftliche Kompendium
der Cimbernforschung und
seien die erste Grammatik einer
deutschen Inselsprache in der Geschichte
der Germanistik. Die philosophiSche
FakUltät der Ludwig-Maximilian-Universität
habe ihm. für
sein Lebenswerk die Ehr.endoktorwürde
der Universität München. verliehen.
1828 folgte die Bestellung
zum außerordentlichen Professor,
damit war er der erste Lehrstuhlinhaber
der Germanistik an dieser Universität.
Zum Abschluss der Versammlung
erläuterte der Vorsitzende das Bemühen
um eine .Fertigstellung des vom
friiheren Cimbemvorsitzenden Hugo
Resch begonnenen \, Vergleichendes
Wörterbuch der cimbrischen Sprache",
als eine Arbeit des bayerischen
Ciinbetnkuratoriums betrachten
Werden könne. An dem Treffen hatten
auch der Ehrenvorsitzende Friedrich
Mager sowie die Vorsitzende des
Kassier Karl Braun, Schriftführer Kurt Haßlbauer, Vorsitzender Josef Seid!, Cimbemfreundeskreises, Therese
Ehrenvorsitzender Friedrich Mager und Prof. Helmut Brunner (von links) Musah, teilgenommen. .
Cimbernland 20/2013