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Programmheft SAC 2017

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Das Erzgebirge ersetzte den Berlinern<br />

einst die Alpen, besonders im Winter.<br />

Damals, vor dem Krieg, galt es als<br />

besonders sportliche Anreise, wenn zwischen<br />

Weihnachten und Neujahr das schwere<br />

Motorrad gespann angeworfen wurde.<br />

Die jungen Sportsmänner nahmen dann<br />

in Wollpullovern und Kleppermänteln, mit<br />

korkgepolsterten Sturzhauben und drei Paar<br />

hölzernen Skiern die rund 350 Kilometer<br />

durch Eis und Schnee bis auf die Kämme der<br />

Höhenzüge in Angriff. Erst am Hüttentresen<br />

tauten sie wieder auf, dem Grog und den<br />

Saaltöchtern sei Dank.<br />

Heute gestaltet sich das Erklimmen der<br />

Kammpfade im Erzgebirge viel bequemer.<br />

Mit seinen 50 PS aus dem 1,6-Liter-Boxermotor<br />

schnurrt das VW 1303 Cabrio von<br />

1980 die Steigungen empor, als kenne es<br />

kein größeres Vergnügen; das zurückgeklappte<br />

Verdeck liegt wie ein Roi-des-<br />

Belges-Kragen zum Mindern von Staub,<br />

Schmutz und Zug hinter der Rückbank, und<br />

das Gebläse des luftgekühlten Vierzylinders<br />

wärmt mit der strahlenden Sommersonne auf<br />

Föhnstufe drei.<br />

Des Schöpfers barocke Phase<br />

Es ist die Gegend, in der die Dörfer Elterlein,<br />

Ehrenzipfel und Schmalzgrube heißen. Und<br />

genau hier hat das ewige Feuer im Leib der<br />

Erde ein höchst ansehnliches Naturwunder<br />

bewirkt. Zwischen Satzung und Reitzenhain,<br />

dem Übergang nach Tschechien, liegt nur<br />

ein paar Hundert Meter von der eigentlichen<br />

Rallyestrecke entfernt der Hirtstein.<br />

Sein riesiger Basaltfächer wirkt, als habe<br />

der Schöpfer keine Freude mehr an harmonisch-ausgewogener<br />

Renaissance gefunden<br />

und sie durch das leidenschaftliche Pathos<br />

der großen Form und kraftvollen Bewegung<br />

ein für allemal ersetzen wollen.<br />

Geologen bezeichnen die Formation<br />

etwas legerer als Palmwedel, und ihre Entstehungsgeschichte<br />

gilt als geklärt: Vor rund<br />

25 Millionen Jahren bahnte sich vulkanartig<br />

ein rund 1100 Grad heißer flüssiger Gesteinsbrei<br />

aus dem Erdinneren den Weg nach<br />

oben, stieß auf Gneis-schichten kristallinen<br />

Schiefers, fand keinen Ausgang und erstarrte<br />

eruptionslos zur Kuppel. Der so entstandene<br />

Basalt verkleinerte abkühlend sein Volumen,<br />

bildete Spaltlinien in Form einer Palme, und<br />

mit dem Fortschreiten der Jahrmillionen legte<br />

die Erosion das Naturwunder des Hirt-steins<br />

dann teilweise frei.<br />

Die schöne Zwergenwelt an der Steilen<br />

Wand von Meerane<br />

Stephan Tabel erläutert das Siebenschlehener<br />

Pochwerk zu Schneeberg<br />

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