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2017-3_WarWeinberg

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Bildreportage<br />

Natur oder Kultur … die Frage, ob Wein ein Natur- oder ein Kulturprodukt ist, beschäftigt<br />

nicht erst seit dem Aufkommen der jüngsten „Naturwein“-Welle die Gemüter. Dabei geht<br />

es paradoxerweise vor allem um Fragen der Kellertechnik bzw. um önologische Verfahren,<br />

also gerade nicht um Natur, sondern um die Arbeit des Menschen, sprich des Winzers<br />

und Weinmachers.<br />

Nähert man sich der Frage nicht vom Keller, vom Weinmachen, sondern vom Weinberg und vom Weinbau<br />

her, muss die Antwort auf unsere Frage ebenso deutlich ausfallen – vor allem dann, wenn man sich<br />

einmal die Mühe macht, Weinbaugemeinden zu besuchen, in denen kleinere oder größere Teile der<br />

Rebfläche „aufgelassen“ wurden, das heißt nicht mehr bearbeitet werden. Wenn dort die „Natur“ ihr<br />

Recht und ihren Platz zurückerobert hat, ist für Weinreben meist kein Platz mehr – zumindest für Reben,<br />

die der Weinerzeugung dienen sollen.<br />

Solche Flächen finden sich in deutschen Weinbaugebieten zuhauf, aber man sieht sie auch in anderen<br />

europäischen Ländern. Sie tatsächlich aufzuspüren, ist dagegen nicht ganz einfach. Es gibt über sie kein<br />

Verzeichnis, kein Weinbaufunktionär schreibt sie sich auf seine Fahnen, kein Winzer führt voller Stolz<br />

Journalisten dorthin. Vielleicht erfreut diese meist eher unfreiwillige, ungewollte Art der Renaturierung<br />

ja wenigstens den einen oder anderen Natur- und Umweltschützer.<br />

ICH WAR EIN<br />

WEINBERG<br />

von Eckhard Supp<br />

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Vor 20 Jahren gab es im<br />

Weinbaugebiet Mosel<br />

– damals noch Mosel-Saar-Ruwer<br />

– etwa<br />

12.700 Hektar bestocktes Rebland;<br />

heute sind es noch etwa 8.800. Nein,<br />

die Schuld an dieser Entwicklung<br />

liegt nicht bei der viel diskutierten<br />

Moselhochbrücke. Schuld sind allein<br />

„hausgemachte“ Probleme des<br />

Moselweinbaus: Hohen Kosten – die<br />

Steillagen erfordern etwa den dreifachen<br />

Arbeitseinsatz von flachen Lagen<br />

– standen ungenügende Erträge<br />

gegenüber. Viele Moselwinzer hatten<br />

lange auf Menge und nicht auf Qualität<br />

gesetzt und konnten deshalb auch<br />

keine angemessenen Erlöse für ihre<br />

Weine erzielen. Vor allem, wenn ein<br />

Generationswechsel anstand, wurden<br />

Betriebe und Weinberge häufig<br />

einfach „zugesperrt“.<br />

In das Bild passt, dass die notwendige<br />

„Anpassung“ der Rebfläche<br />

eben nicht dadurch bewerkstelligt<br />

Auch renommierte<br />

Lagen verwildern<br />

wurde, dass man<br />

die minderwertigen<br />

Lagen am Moselufer<br />

aufgab. Stattdessen<br />

verwilderten selbst Flächen in<br />

renommierten Einzellagen wie im<br />

Bernkasteler Graben oder im Graacher<br />

Himmelreich. Nicht einmal die<br />

alten Stöcke wurden überall gerodet,<br />

was für die noch produzierenden<br />

Nachbarn erhöhten Schädlings- und<br />

Krankheitsdruck bedeuten kann.<br />

Ein Blindtext<br />

mit Wattblick<br />

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BILDREPORTAGE<br />

BILDREPORTAGE<br />

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