Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen
Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 18 (II-2017) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 18 · kostenlos · Ausgabe II / 2017 Juli · August · September AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS KOSTENLOS! 28 HINTER DEN KULISSEN Wo entspannen Brötchen vor dem Frühstück? 32 STADT- & LANDGESCHICHTEN Seit wann wird Osnabrück elektrisch beleuchtet? Drohnen über Osnabrück Wird's im Luftraum zu eng? Seite 4 41 ESSEN & TRINKEN Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup? 44 SPORT & GESUNDHEIT Wie lernen Fußgänger fliegen?
- Seite 2: IMPRESSUM 18 Nr. INHALT Welche Frag
- Seite 6: Die neue Drohnen-Verordnung Ratgebe
- Seite 10: NATUR & UMWELT Weitblick in den Nat
- Seite 14: WIRTSCHAFT & TECHNIK Dritter und le
- Seite 18: WIRTSCHAFT & TECHNIK Wie vermarktet
- Seite 22: LEBEN & GESELLSCHAFT LEBEN & GESELL
- Seite 26: MOMENTAUFNAHMEN Wie lange lädt ein
- Seite 30: STADT- & LANDGESCHICHTEN STADT- & L
- Seite 34: STADT- & LANDGESCHICHTEN Wie wurde
- Seite 38: STADT- & LANDGESCHICHTEN üblich, d
- Seite 42: SPORT & GESUNDHEIT - Anzeigensonder
- Seite 46: KUNST & KULTUR KUNST & KULTUR Verge
- Seite 50: Bemerkungen: Motiv vom Autor Hüven
<strong>Nr</strong>. <strong>18</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>II</strong> / <strong>2017</strong><br />
Juli · August · September<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
KOSTENLOS!<br />
28<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wo entspannen Brötchen vor dem Frühstück?<br />
32<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Seit wann wird Osnabrück elektrisch beleuchtet?<br />
Drohnen über Osnabrück<br />
Wird's im Luftraum zu eng?<br />
Seite 4<br />
41<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup?<br />
44<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wie lernen Fußgänger fliegen?
IMPRESSUM<br />
<strong>18</strong><br />
<strong>Nr</strong>.<br />
INHALT<br />
Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />
beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />
EDITORIAL<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ein Medienprojekt der<br />
Medienagentur KreativKompass GmbH<br />
Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />
Im Hamme 7<br />
49205 Hasbergen<br />
Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
Internet: www.kreativkompass.de<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Weitere Redaktionsmitglieder<br />
dieser Ausgabe:<br />
Ebba Ehrnsberger<br />
Yvonne Loggen<br />
Tom Herter<br />
Eike Eifler<br />
Yörn Kreib<br />
Carsten Neyer<br />
Werner Beermann<br />
Heiko Schulze<br />
Dr. Jessica Stegemann<br />
Sina-Christin Wilk<br />
Redaktionsbeiträge<br />
Gastbeiträge in dieser Ausgabe:<br />
Margret Baumann<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Jessica Löscher<br />
Diözesanmuseum Osnabrück<br />
Judith Franzen<br />
Stadt- und Kreisarchäologie<br />
Sabine Böhme<br />
TERRA.vita<br />
Svenja Vortmann<br />
Zoo Osnabrück<br />
Beatrice le Coutre-Bick<br />
Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />
Carina Sander<br />
Schüler-Forschungs-Zentrum Osnabrück<br />
Christiane Matz<br />
Museum und Park Kalkriese<br />
Lisa Mammitzsch<br />
Museum am Schölerberg<br />
Leitung Vermarktung & Mediengestaltung<br />
Stephan Buchholz<br />
Mediengestaltung<br />
Laura Fromm, Hannah Ruthemeyer<br />
Projektmanagement & Vermarktung<br />
Igor Hafner<br />
Projektmanagement & Distribution<br />
Sebastian Buchholz<br />
BILDMATERIAL<br />
Jana Lange · www.jana-fotografiert.de<br />
Oliver Schratz · www.blendeneffekte.de<br />
sowie siehe Bildnachweise.<br />
Grundmotiv: Drohne mit Paket © Mopic; Drohne weiß ©<br />
Oleksandr Delyk; Drohne unten Vordergrund © Jag_cz;<br />
Hintergrund © OSNA-Copter - Collage Medienagentur<br />
KreativKompass<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16<br />
49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
Juli <strong>2017</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />
Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />
vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />
KreativKompass GmbH. Trotz sorgfältiger Prüfung keine<br />
Gewähr für eventuelle Druckfehler. Unsere Redaktion ist<br />
selbstverständlich bemüht, alle Ansprüche im Bereich der<br />
Urheberrechte (insbesondere der Bildrechte) vor Drucklegung<br />
zu klären und zu berücksichtigen. Sollte uns trotzdem einmal ein<br />
unbeabsichtigter Fehler unterlaufen, wenden Sie sich bitte direkt<br />
an: redaktion@osnabruecker-wissen.de, damit wir schnell eine<br />
einvernehmliche Lösung finden.<br />
TOPTHEMA<br />
Was lassen <strong>Osnabrücker</strong> fliegen? 4<br />
NATUR & UMWELT<br />
Was ist ein Siegelbaum? 9<br />
Was hat der Belmerbutterstein mit dem<br />
Kölner Dom gemeinsam? 10<br />
Wer wuselt durch Wasser und Büsche? 12<br />
Wer lag in Sprockhoff 923? 13<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie wurde Roheisen & Stahl in Georgsmarienhütte erzeugt? 14<br />
Sehen Sie jetzt besser oder schlechter? 16<br />
Wie viele Spaghetti kann die Sonne kochen? 17<br />
Wie vermarktet man gute Ideen? <strong>18</strong><br />
AUSBILDUNG & KARRIERE<br />
Wo findet Chemie im Alltag statt? 21<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Was sind unsere Thesen heute? 22<br />
Was hat Playmobil im Diözesanmuseum zu suchen? 23<br />
Wie überwinde ich meinen inneren Schweinehund? 24<br />
MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wie lange lädt ein E-Kart? 26<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wo entspannen Brötchen vor dem Frühstück? 28<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Was geschah im Riemsloher Wald? 30<br />
Warum dauert restaurieren so lange? 31<br />
Seit wann wird Osnabrück (nur noch) elektrisch beleuchtet? 32<br />
Wie wurde ein Grundbesitzer aus Loxten<br />
preußischer Minister? 34<br />
Welches Schloss dient als Zeitstrahl? 35<br />
Wie kommt der Stein ins Rollen? 36<br />
Wieso gibt es einen "Gesellenweg" Teil 2 38<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Urlaub gleich nebenan? 40<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Die besten Lebensmittel der Region:<br />
Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup? 41<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wer mobilisiert Menschen mit Altersfrakturen? 42<br />
Wie lernen Fußgänger fliegen? 44<br />
KUNST & KULTUR<br />
Welcher Häftling schrieb sich frei? 46<br />
Wo laufen die Klassiker? 47<br />
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Hallo, wie geht‘s? 48<br />
Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 48<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Wohin führt die Kreislaufwirtschaft? 49<br />
RÄTSELN & GEWINNEN<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? Kreuzworträtsel 50<br />
Was gibt es zu gewinnen? Preisübersicht 51<br />
Foto © Paul Stegemann<br />
seit Jahren bewegen sich über unseren Köpfen nicht nur Wolken, Flugzeuge<br />
und Vögel. Auch Drohnen haben den Luftraum erobert. Über ihre<br />
militärische Nutzung sprechen wir in dieser Ausgabe nur am Rande,<br />
denn schon die zivile wirft eine Fülle technischer, rechtlicher, ja sogar<br />
moralischer Fragen auf. Auch in unserer Region - lesen Sie dazu unser<br />
aktuelles Topthema.<br />
Daneben gibt es in der <strong>18</strong>. Ausgabe von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ aber<br />
noch viele andere verblüffende Antworten auf faszinierende Fragen.<br />
Wie viele Spaghetti kann die Sonne kochen? Wie lauten, 500 Jahre nach<br />
Martin Luthers mutmaßlichem „Anschlag“ auf die Schlosskirche von<br />
Wittenberg, denn nun unsere Thesen zu Kirche und Gesellschaft? Was<br />
ist ein Siegelbaum – und wer lag eigentlich in „Sprockhoff 923“?<br />
Ab sofort können wir überdies einen neuen Kooperationspartner<br />
begrüßen: Den Natur- und Geopark TERRA.vita. Zum Auftakt der<br />
zukünftigen Zusammenarbeit wollten wir wissen, was der Belmer<br />
Butterstein mit dem Kölner Dom gemeinsam hat.<br />
Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Lesen und Entdecken, einen<br />
sonnigen Sommer und erholsame Urlaubstage.<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
„Das einzig Gefährliche<br />
am Fliegen ist die Erde.“<br />
Wilbur Wright (<strong>18</strong>67-1912), amerikanischer Flugzeugbauer<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
Jetzt auch online noch mehr Fragen zur Region entdecken!<br />
Einfach „liken“ und regelmäßig weitere spannende Antworten finden:<br />
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Wer bringt Licht ins Dunkel?<br />
Informieren Sie unterhaltsam & lehrreich über Ihre<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> ist ein Magazin der<br />
Medienagentur KreativKompass GmbH<br />
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Ansprechpartner: Stephan Buchholz<br />
Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />
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TOPTHEMA<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
WIE FUNKTIONIERT<br />
EINE DROHNE?<br />
Der notwendige Auf- und Vortrieb<br />
wird durch mehrere unabhängig<br />
steuerbare Motoren<br />
ermöglicht. Da die manuelle<br />
Kontrolle der einzelnen Motoren<br />
über ein Steuergerät nicht ausreicht,<br />
um einen stabilen Flug<br />
zu gewährleisten, sind Drohnen<br />
mit einer Art Bordcomputer, dem<br />
„Flight-Controller“ ausgestattet.<br />
GPS-Ausstattung zur Steuerung<br />
ist weitestgehend Standard.<br />
Für den nötigen Antrieb<br />
der Motoren sorgen wiederaufladbare<br />
Lithium-Polymer Akkus.<br />
Nick-Achse<br />
Roll-Achse<br />
Gier-Achse<br />
Bei einem Quadrocopter laufen die<br />
sich jeweils gegenüberliegenden<br />
Rotoren in die gleiche Richtung,<br />
das eine Paar nach links, das andere<br />
nach rechts. Die am Rumpf enstehenden<br />
Giermomente heben sich<br />
vollständig auf.<br />
Mikromechanischer<br />
Sensor<br />
Tritt Wind auf, wird<br />
die nun entstehende<br />
Drehbewegung mit<br />
mikromechanischen<br />
Sensoren mit der<br />
Genauigkeit vom<br />
Durchmesser eines<br />
Siliziumatomas erfasst.<br />
Die Elektronik<br />
sorgt dafür, dass die<br />
Rotoren sich unterschiedlich<br />
schnell<br />
drehen und ein gezieltes<br />
Drehmoment<br />
am Drohnen-Rumpf<br />
erzeugen.<br />
Bild links © OSNA-Copter // Drohne links © sssheina; Chip © Wuttichai; Drohne Hochzeitspaar © Halfpoint; fotolia.de // Luftbild rechts © Fa. Hartman-Hilter Filmproduktion Osnabrück // Drohne mit Paket © Mopic; Drohne weiß © Oleksandr Delyk<br />
Drohnen über Osnabrück<br />
Wird's im Luftraum zu eng?<br />
Rund 400.000 privat und gewerblich genutzte Drohnen gibt es in Deutschland, schätzt die DFS<br />
Deutsche Flugsicherung GmbH. Diese Zahl wird sich bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich<br />
verdreifachen. Bereits jetzt häufen sich Fälle, bei denen Drohnen der bemannten Luftfahrt<br />
gefährlich nahekommen. Bald auch eine Plage am Himmel über Osnabrück?<br />
Standbild aus dem Film „Der Kupferschatz von Osnabrück“, Fundstelle Lüstringen am Nordrand des Hasetals<br />
Was ist eine Drohne?<br />
Eine Drohne ist ein unbemanntes Luftfahrzeug.<br />
Sie fliegt ohne einen Piloten an<br />
Bord. Der Pilot befindet sich vielmehr am<br />
Boden und steuert die Drohne mittels einer<br />
Steuerungseinheit (Fernbedienung).<br />
Eine Drohne kann aber auch autark über<br />
einen Computer gesteuert werden. Angetrieben<br />
werden die Drohnen über mehrere<br />
Motoren bzw. Propeller (z.B. Quadrocopter<br />
mit vier Motoren/Propellern).<br />
Die Niedersächsische Landesbehörde für<br />
Straßenbau und Verkehr versteht unter<br />
einer Drohne „unbemannte Luftfahrtsysteme<br />
und Flugmodelle.“ Unter ersteres<br />
fallen alle „unbemannten Fluggeräte,<br />
die nicht zu Zwecken des Sports oder der<br />
Freizeitgestaltung betrieben werden.“<br />
Gemeint sind der gewerbliche Einsatz,<br />
in der Forschung, unentgeltliche Beauftragung<br />
durch Dritte sowie sogenannte<br />
Nachbarschafts- bzw. Freundschaftsdienste.<br />
Bei Nutzung zu Zwecken des<br />
Sports oder der Freizeitgestaltung handelt<br />
es sich demnach um Flugmodelle.<br />
Wer entwickelte Drohnen?<br />
Sie dienten zunächst als Augen, dann als<br />
Waffen, schreiben die Journalisten Kai<br />
Biermann und Thomas Wiegold in ihrem<br />
lesenswerten Standardwerk „Drohnen.<br />
Chancen und Gefahren einer neuen Technik.“<br />
Treibende Kraft bei der Entwicklung<br />
von Drohnen war das Militär. Die ersten<br />
Vorläufer der Drohne, unbemannte<br />
Fesselballons mit einer Sprengladung,<br />
wurden bereits <strong>18</strong>49 beim Angriff der<br />
Österreicher auf die Stadt Venedig eingesetzt.<br />
Der Wind trieb sie allerdings<br />
in die falsche Richtung. In der Folge<br />
wurde nicht nur nach fliegenden Verbesserungen<br />
gesucht, sondern auch<br />
unter Wasser witterte das Militär<br />
zahlreiche Einsatzmöglichkeiten.<br />
Anfang des 20.Jahrhunderts sah man<br />
sich allerdings mit einem riesigen Kommunikationsproblem<br />
zwischen Drohne<br />
und Steuermann konfrontiert. So waren<br />
ferngelenkte Boote zunächst noch durch<br />
einen 20 Kilometer langen Kupferdraht<br />
mit der Steuerstation an Land verbunden.<br />
Weitere Einsatzmöglichkeit einer Drohne: Fotoshootings<br />
Können Drohnen sehen?<br />
Die Entwicklung entsprechender Kameras<br />
und Übertragungsmöglichkeiten ab den<br />
60er Jahren brachte den Durchbruch. Aber<br />
erst durch die Miniaturisierung, Digitalisierung<br />
und Satellitennavigation avancierten<br />
Drohnen zu selbstverständlichen<br />
militärischen Aufklärungswerkzeugen.<br />
Ausspähen und zielgenaues Schießen wird<br />
dank hochkomplexer Programmierung<br />
möglich, das Militär ist begeistert.<br />
Doch „Drohnen sind fliegende, fahrende<br />
oder schwimmende Computer in einer<br />
windschnittigen Hülle. (..) und werden deshalb<br />
von den gleichen Problemen geplagt<br />
wie jeder Rechner. Daten können manipuliert,<br />
Programme gehackt werden“, geben<br />
Biermann und Wiegold zu bedenken.<br />
Drohnenabstürze sind deshalb durchaus<br />
keine Seltenheit.<br />
5
Die neue Drohnen-Verordnung<br />
Ratgeber zum Drohnen-Kauf<br />
Wertvolle Hinweise & Tipps vom Experten<br />
Darauf sollte beim Kauf semiprofessionell<br />
genutzter (Foto- & Film-) Drohnen geachtet werden:<br />
• Drohnengewicht: unter 5 kg<br />
• Flugzeit: Mindestens 20 Minuten<br />
• Quadro- (4), Hexa- (6) oder Octo-Copter (8)?<br />
-> je mehr Rotoren, desto stabiler der Flug!<br />
• Landegestell sollte möglichst verstellbar sein<br />
• 4K-Kamera-Weitwinkel<br />
• Separate Fernsteuerung mit Ruder (keine Tab-Steuerung)<br />
• möglichst integrierte Coming-Home-Funktion<br />
• Kamerapufferung<br />
• an Ersatzakkus denken!<br />
• Bildspeicher mindestens 4GB oder mehr<br />
• Sendereichweite: ca. 200 - 300m reicht ... mehr wäre<br />
schön, ist aber grenzwertig (Sichtflug in Deutschland)<br />
• Direktbildübertragung auf Smartphone oder Tablet<br />
Erweiterte, spezielle Ausstattungsmerkmale:<br />
• Drohnen sollten mit Gyroscope-Sensoren und einem GPSgestützten<br />
Flugsystem ausgestattet sein sowie die gesamten<br />
Bilddaten (Höhe, Breite und Länge in Grad) speichern.<br />
Wünschenswert ist ein Radarsystem (Sichtsystem) zur<br />
Abstandskontrolle in alle Richtungen - auch nach unten!<br />
Reichweite sollte am besten 15 - 30 Meter betragen.<br />
• Der sogenannt Gimbal, der die Kamera in waagerechte<br />
Ausrichtung niviliert, sollte als 3-Achsgimbal ausgelegt sein<br />
• Geschwindigkeiten über 36 km/h mögen zwar schön sein,<br />
sind aber auch sehr gefährlich und erfordern Erfahrung!<br />
• Intelligente Flugzeitberechnung – Akkupower sollte der<br />
Flugentfernung und dem Wind angepasst werden<br />
• Infrarot-Hinderniserfassung im Kurzbereich<br />
• FPV-Übertragung auf Brille<br />
Stefan Schmidt<br />
Inhaber Osna-Copter<br />
Der 49-Jährige nutzt Drohnen mit<br />
seinem Team bereits seit Jahren für professionelle<br />
Film- & Fotoaufnahmen<br />
aus der Luft. Einsatzgebiete sind u.a.<br />
Landvermessungen, Werbeprojekte,<br />
Baufortschrittsdokumentationen oder<br />
auch technische Inspektionen.<br />
Schmidt hat, neben seinem Know how<br />
über Drohnen, auch einen Großteil des<br />
Bildmaterials in diesem Artikel zur Verfügung<br />
gestellt. Vielen Dank!<br />
Droht Gefahr vom <strong>Osnabrücker</strong> Himmel?<br />
Inzwischen entdecken auch immer mehr Privatleute das<br />
Einsatzpotenzial von Drohnen. In den Onlineshops bekannter<br />
Elektronikhändler gehören Drohnen nebst Zubehör<br />
zu Preisen zwischen 50 und 2.000 Euro längst zum<br />
Standardsortiment. Insbesondere die vorher nicht mögliche<br />
Produktion von Fotos und Filmen aus großen Höhen fasziniert<br />
auch die <strong>Osnabrücker</strong>. Augen über Osnabrück, ein Grund zur<br />
Besorgnis?<br />
„Bisher spielen Drohnen in der <strong>Osnabrücker</strong> Polizeiarbeit eine<br />
marginale Rolle“, sagt Marco Ellermann, Pressesprecher der<br />
Polizeidirektion Osnabrück. „Es gab im Jahr 2016 vier Polizeieinsätze<br />
im Stadtgebiet von Osnabrück im Zusammenhang<br />
mit Drohnen.“ Ab und an hätten beunruhigte Bürger der<br />
Polizei gemeldet, dass eine Drohne über ihr Grundstück fliege<br />
bzw. im Standflug verweile. Derartige Fälle hätte es 2016 auch<br />
im Stadtgebiet von Osnabrück gegeben. Dahinter steht u.a. die<br />
Befürchtung, dass Filmaufnahmen gemacht werden, beispielsweise<br />
für Vorbereitungshandlungen zu Einbruchdiebstählen.<br />
In Wallenhorst sei es zu einem gefährlichen Eingriff in den<br />
Straßenverkehr gekommen, weil der „Pilot“ die Kontrolle<br />
über seine Drohne verlor und diese über der Fahrbahn einer<br />
Bundesstraße (B 68) schwebte, sodass Fahrzeugführer stark<br />
abbremsen bzw. ausweichen mussten. Ellermann rechnet aber<br />
damit, dass derartige Fälle angesichts des Drohnenbooms zukünftig<br />
häufiger auftreten werden. So wurden nach Auskunft<br />
der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und<br />
Verkehr allein im Jahr 2016 in Niedersachsen 1.<strong>18</strong>5 Anträge<br />
auf eine Aufstiegserlaubnis genehmigt.<br />
Gefährden Drohnen den<br />
Flugverkehr am FMO?<br />
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 registrierte die<br />
DFS 61 Fälle, bei denen Drohnen den regulären Flugverkehr<br />
behindert haben. In der gleichen Zeitspanne des Vorjahres<br />
hatte es erst zwölf solcher Vorfälle gegeben. „Bislang gab es<br />
solche Zwischenfälle an unserem Flughafen noch nicht“, betont<br />
Detlef Dobberthien, Pressesprecher der FMO Flughafen<br />
Münster/Osnabrück GmbH. Er verweist dazu auf die Vorgaben<br />
der Behörden. Danach sei ein unkontrollierter Aufstieg<br />
einer Drohne in der Kontrollzone eines Flughafens streng verboten.<br />
Selbst professionelle Drohnenpiloten benötigten dafür<br />
eine schriftliche Aufstiegsgenehmigung. Den Einsatz eigener<br />
Drohnen am FMO, speziell im Hinblick auf die Überwachung<br />
sensibler Bereiche, schließt er für die Zukunft jedoch nicht aus.<br />
Tower am Flughafen Münster/Osnabrück<br />
Drohne links, Luftaufnahme Windrad, Portrait © OSNA-Copter // Drohen Gewächshaus © Detlef Heese // Flughafentower © DFS Deutsche Flugsicherung GmbH<br />
Welche Regeln müssen<br />
beachtet werden?<br />
Die Stadt Osnabrück hat angesichts des<br />
Drohnentrends entsprechende Regeln und<br />
Hinweise im Internet zusammengestellt.<br />
Drohnenpiloten dürfen z.B. ihre Fluggeräte<br />
danach in keinem Fall über Menschenansammlungen,<br />
Unglücksorten, polizeilichen<br />
Einsatzorten, militärischen Anlagen,<br />
Kraftwerken und Luftsperrgebieten fliegen<br />
lassen. Für Start und Landung sowie das<br />
Überfliegen ist die Zustimmung der jeweiligen<br />
Grundstückseigentümer zwingend<br />
vorgeschrieben. Ab einem Gewicht von<br />
0,25 kg gilt für Drohnen ab dem 1. Oktober<br />
<strong>2017</strong> eine Kennzeichnungspflicht mit<br />
Name und Anschrift des Betreibers. Da<br />
von Drohnen verursachte Unfälle in aller<br />
Regel nicht über die Privathaftpflichtversicherung<br />
abgedeckt sind, wird eine Halter-<br />
Haftpflichtversicherung vorgeschrieben.<br />
Eine vollständige Liste gibt's online unter<br />
www.osnabrueck.de/drohnen.html<br />
Was beobachten<br />
Drohnen in Lüstringen?<br />
Für unbemannte Luftfahrtgeräte ist eine<br />
maximale Aufstiegshöhe von 100 Metern<br />
vorgeschrieben. Für eine normale zivile<br />
Nutzung aber ist diese Höhe vollkommen<br />
TOPTHEMA<br />
Maryam Fadami mit Drohne im Gewächshaus<br />
ausreichend. So auch bei den Einsätzen für<br />
die Archäologie. Bodo Zehm, bis Ende Mai<br />
Leiter der Stadt- und Kreisarchäologie, ist<br />
von den Vorzügen des Drohneneinsatzes<br />
überzeugt: „Für die Archäologie bedeutet<br />
die Möglichkeit des Drohneneinsatzes eine<br />
erhebliche Verbesserung der Dokumentations-,<br />
Darstellungs- und Rekonstruktionsmöglichkeiten.<br />
Während früher mit<br />
Fesselballons, Lenkdrachen und Feuerwehrleitern<br />
verschiedene sehr aufwändige,<br />
aber vom Ergebnis her nur halbwegs befriedigende<br />
Möglichkeiten zur Erfassung<br />
von größeren Grabungsflächen zur Verfügung<br />
standen, kann jetzt mit der Drohne<br />
wesentlich effektiver, wirkungsvoller und<br />
vor allem flexibler gearbeitet werden.“<br />
Bisher konnten bei drei sehr unterschiedlichen<br />
Projekten erste Erfahrungen im<br />
Drohneneinsatz gesammelt werden: Bei<br />
der Ausgrabung am Carolinum, der Entdeckung<br />
des Kupferschatzes in Lüstringen<br />
und am Megalithgrab „Sloopsteine“ in<br />
Westerkappeln. „Für die Zukunft dürfte<br />
zumindest bei Großgrabungen der Einsatz<br />
einer Drohne unverzichtbar sein,<br />
insbesondere bei der Dokumentation von<br />
dreidimensionalen Befundsituationen,<br />
wenn es um Baubefunde, Geländestrukturen<br />
u. ä. geht“, prognostiziert Zehm.<br />
Die Behörde verfügt über keine eigenen<br />
Drohnen. Sie beauftragt deshalb Fachfirmen,<br />
die sich auf die filmische oder<br />
fotografische Dokumentation von Landschafts-<br />
oder Industrieanlagen spezialisiert<br />
haben - in Lüstringen z.B. die Hartman-Hilter<br />
Filmproduktion.<br />
Was fliegt unter Glas?<br />
Die Einsatzmöglichkeiten scheinen unendlich.<br />
Neben der Fotografie, Filmwirtschaft<br />
und Logistik experimentiert längst auch<br />
die Landwirtschaft mit dem Einsatz von<br />
Drohnen im Freiland. In einem Gewächshaus<br />
der Hochschule Osnabrück lässt<br />
Maryam Fadami, Doktorandin im Labor<br />
für Biosystemtechnik (BLab), Drohnen<br />
auch im Gewächshaus fliegen und betritt<br />
damit echtes wissenschaftliches Neuland.<br />
Maryam Fadami mit Drohne im Gewächshaus<br />
Mit Drohnen können Betreiber ihre Windräder in<br />
großer Höhe einfach für Wartungen voruntersuchen<br />
Infos im Internet: www.osna-copter.de<br />
7
TOPTHEMA<br />
NATUR & UMWELT<br />
Die neue Drohnen-Verordnung<br />
1<br />
ERLAUBNISPFLICHT<br />
ab 0,25 kg<br />
2<br />
KENNZEICHNUNGS-<br />
PFLICHT<br />
KENNTNIS-<br />
NACHWEIS<br />
ab 2 kg<br />
KENNTNISNACHWEIS<br />
Ab 100 m Flughöhe<br />
Unter 100 m gelten für Drohnen und Modellflugzeuge die gleichen Regeln<br />
Generell dürfen<br />
Flugobjekte nur<br />
in Sichtweite<br />
geflogen werden<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
gewichtsunabhängig<br />
Auf ihrer Suche nach der optimalen Flughöhe<br />
stellten sie und ihre Mitarbeiter u.a.<br />
fest, dass sich die von fliegenden Drohnen<br />
ausgelösten Luftturbulenzen auf das<br />
Wachstum der Pflanzen auswirken. Wie<br />
lässt sich deshalb das Gewicht der Drohnen<br />
weiter reduzieren? Wie lassen sich Drohnen<br />
an einem Ort, dem Gewächshaus,<br />
steuern, an dem es keinen GPS-Empfang<br />
gibt? Diese und andere Grundsatzfragen<br />
müssen noch geklärt werden, bevor sich<br />
der Drohneneinsatz in Gewächshäusern<br />
in der Praxis durchsetzen wird. Mancher<br />
1) Dokumentation mit einer<br />
Drohne: Die Umrüstung der 65<br />
Meter hohen Leuchtreklame von<br />
IKEA an der A30 auf Backlight-Module.<br />
2) Berg Schledehausen erwacht<br />
aus dem Dornröschenschlaf<br />
- immer mehr Immobilien<br />
werden wegen der faszinierenden<br />
Perspektiven mit Film- oder<br />
Fotoaufnahmen per Drohne in<br />
Szene gesetzt.<br />
3) Panorama über den Dächern<br />
von Osnabrück - gerade bei<br />
solchen städtischen Aufnahmen<br />
ist aus rechtlichen Gründen<br />
zukünftig Vorsicht geboten!<br />
ab 5 kg<br />
3<br />
ERLAUBNIS-<br />
PFLICHT<br />
Modellflugplatz<br />
Mit Ausnahme der<br />
Kennzeichnungspflicht<br />
von den Neuregelungen<br />
unberührt<br />
Erdbeeranbauer aus der Region würde<br />
sich bestimmt freuen, wenn er das zeitaufwendige<br />
Ausbringen z.B. von Nutzinsekten<br />
gegen Schädlingsbefall endlich einer<br />
Drohne überlassen könnte. Noch viel zu<br />
tun, aber Fadami ist von den Vorzügen des<br />
Gewächshauseinsatzes der Drohnen überzeugt.<br />
| Yörn Kreib<br />
Drohnen-Infos<br />
Stadt Osnabrück:<br />
www.osnabrueck.de/drohnen.html<br />
Infos zur Gesetzeslage und Download der<br />
Genehmigungsanträge bei der Niedersächsischen<br />
Landesbehörde für Straßenbau<br />
und Verkehr in Hannover unter:<br />
www.strassenbau.niedersachsen.de<br />
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH:<br />
www.dfs.de<br />
Internetforen (kleine Auswahl):<br />
www.kopterforum.de<br />
www.drohnen-journal.de<br />
Labor für Biosystemtechnik der Hochschule<br />
Osnabrück: www.blab-osnabrueck.de<br />
Buchtipp:<br />
Kai Biermann / Thomas Wiegold,<br />
Drohnen. Chancen und<br />
Gefahren einer neuen<br />
Technik.<br />
Ch. Links Verlag,<br />
ISBN 978-3-86153-8<strong>18</strong>-<strong>18</strong><br />
Kontrollzonen von Flugplätzen<br />
Wohngrundstücke<br />
Menschenansammlungen<br />
Verfassungsorgane, Bundesoder<br />
Landesbehörden<br />
Naturschutzgebiete<br />
Industrieanlagen<br />
Einsatzorte der Polizei<br />
und Rettungskräfte<br />
FLUGVERBOT<br />
Drohnenverordnung © BMVI // Luftaufnahmen links © OSNA-Copter<br />
Sigillaria-Rekonstruktion nach Stewart & Rothwell 1999 (unten) © Museum am Schölerberg // Bild oben © Museums am Schölerberg, Angelika Leipner<br />
Geschichte(n) aus dem<br />
Was ist ein Siegelbaum?<br />
Vor etwa 300 Millionen Jahren – zur Zeit des Karbon – lag Deutschland in der Nähe des Äquators.<br />
Die Gebiete der heutigen nördlichen Hemisphäre glichen weiten, sumpfigen Flächen, bedeckt von<br />
großen Wäldern.<br />
In diesen sogenannten Steinkohlewäldern<br />
dominierten vor allem Baumfarne,<br />
Schachtelhalme und Bärlappgewächse.<br />
Allerdings waren sie keine klassischen<br />
Tropenwälder im heutigen Sinne, da Blüten<br />
und blütenbesuchende Insekten sowie<br />
Früchte und früchtefressende Vögel noch<br />
nicht existierten.<br />
Ein Vertreter der Bärlappgewächse<br />
ist der<br />
sogenannte Siegelbaum<br />
(wissenschaftlich:<br />
Sigillaria). Er<br />
sah zwar aus wie ein<br />
Baum, aber in Wirklichkeit<br />
handelte es<br />
sich hierbei um eine<br />
krautige Pflanze.<br />
Begünstigt durch<br />
das vorherrschende<br />
tropisch-warme Klima<br />
konnte er eine<br />
Höhe von bis zu 20<br />
Metern erreichen.<br />
Sein Stamm war allerdings nur wenig verholzt,<br />
sodass das Dickenwachstum lediglich<br />
durch seine mächtige Rinde erfolgte.<br />
Wie ein Schopf saßen die etwa ein Meter<br />
langen und sehr schmalen Blätter am Ende<br />
des Stammes. Beim Abfallen hinterließen<br />
sie ein charakteristisches Narbenmuster<br />
auf der Rinde, das den Siegelbäumen ihren<br />
Namen verleiht.<br />
Wurzeln wie man sie von heutigen Bäumen<br />
kennt, besaßen Sigillarien nicht.<br />
Stattdessen bildeten sie am unteren Teil<br />
ihres Stammes sogenannte Wurzelträger<br />
aus, die flach nach allen Seiten wuchsen<br />
und sich verzweigten. Für den weichen<br />
Sumpfboden, auf dem die Siegelbäume<br />
wuchsen, war dies eine ideale Anpassung.<br />
Starben die Pflanzen der Karbonwälder<br />
ab, bildeten sie die Grundlage für die<br />
Entstehung von Steinkohle. Über mehrere<br />
Millionen Jahre entstand so über Torf<br />
zunächst Braunkohle und schließlich<br />
Steinkohle. Heute kann man fragmentarische<br />
Überreste dieser Pflanzen finden. So<br />
wurde <strong>18</strong>86 während des Kohleabbaus im<br />
Piesberg der Wurzelstock eines 300 Millionen<br />
Jahre alten versteinerten Siegelbaumes<br />
entdeckt. Heute ist es möglich, diesen<br />
Zeitzeugen der Erdgeschichte im Eingang<br />
des Museums am Schölerberg näher zu betrachten.<br />
| Lisa Mammitzsch<br />
Museum am Schölerberg<br />
Natur & Umwelt - Planetarium -<br />
Umweltbildungszentrum<br />
Klaus-Strick-Weg 10<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 56003-0<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag: geschlossen · Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />
Mittwoch bis Freitag: 9 bis <strong>18</strong> Uhr<br />
Samstag: 14 bis <strong>18</strong> Uhr · Sonntag: 10 bis <strong>18</strong> Uhr<br />
www.museum-am-schoelerberg.de<br />
« Rekonstruktion nach Stewart und Rothwell 1999<br />
9<br />
Quelle: BMVI
NATUR & UMWELT<br />
Weitblick in den Natur- und Geopark<br />
von der Steinegge in Dissen<br />
Klare Sache: Sie sind Sehenswürdigkeiten; auch wenn der Butterstein und das Naturschutzgebiet<br />
Steinernes Meer keine 20.000 Besucher pro Tag verkraften müssen wie die berühmte<br />
Kathedrale. Beide zählen jedoch für die UNESCO zu herausragenden Orten; wobei der Kölner<br />
Dom seit 1996 als Weltkulturerbe gilt und der Butterstein nur ein vergleichsweise kleiner Teil<br />
einer ganzen Landschaft ist, die 2015 als UNESCO Global Geopark ausgezeichnet wurde: Der<br />
Natur- und Geopark TERRA.vita!<br />
Damit hatte der Teufel nicht gerechnet, als er sich verkleidet<br />
auf den Weg machte, um noch schnell Butter für sein Festmahl<br />
zu besorgen: Er geriet an eine resolute Bauersfrau, die ihn mit<br />
dem Knüppel traktierte, statt über den Preis<br />
für ihre goldgelbe Butter zu feilschen. Der<br />
Teufel in seiner Not und Wut verfluchte<br />
die arme Frau. Nun liegt<br />
sie mit ihrer Butter seit ewigen<br />
Zeiten zu Stein erstarrt und ist<br />
eine der Sehenswürdigkeiten<br />
im Natur- und Geopark<br />
TERRA.vita. So erklärt eine<br />
alte Volkssage den 70 Tonnen<br />
schweren Butterstein nahe<br />
Belm. Andere sehen darin<br />
einen besonders großen<br />
Findling, den<br />
die letzte<br />
Eiszeit vor 200.000 Jahren aus Skandinavien hierher verfrachtet<br />
hat. Solche Findlinge sind nur ein jüngerer Teil der Erdgeschichte,<br />
die überall lebendig wird. Hier treten 300 Millionen Jahre<br />
Geschichte in Gesteinsarchiven fast lückenlos an die Oberfläche.<br />
Wer sich auf die Suche begibt, kann in Steinbrüchen und<br />
Sandgruben, auf Felsformationen, in Wäldern oder Mooren die<br />
spannenden Spuren längst vergangener Zeiten entdecken.<br />
Bereits seit 2004 ist TERRA.vita nicht mehr „nur“ Naturpark,<br />
sondern auch Geopark und schon länger aktives Mitglied im<br />
Globalen Geopark Netzwerk, das von der UNESCO unterstützt<br />
wurde. Eine gute Dekade später, am 17. November 2015,<br />
beschlossen die 195 Mitgliedsstaaten der UNESCO auf ihrer<br />
Vollversammlung in Paris eine neue weltweite Auszeichnung für<br />
Regionen, die ein außergewöhnliches erdgeschichtliches Erbe<br />
von internationaler Bedeutung aufweisen: Die UNESCO Global<br />
Geoparks. Dabei wurde TERRA.vita als einer von nur sechs<br />
deutschen Geoparks ausgezeichnet. Erstmals seit mehr als 40<br />
Jahren hat die UNESCO neben den Welterbestätten und den<br />
UNESCO Biosphärenreservaten eine neue Flächenkategorie ins<br />
Leben gerufen; eine Einmaligkeit, die sich so kaum wiederholen<br />
wird. Eine große Auszeichung für unsere Region, denn<br />
UNESCO Global Geoparks sind kommunal getragen<br />
und aus regionalen Initiativen entstanden. Anders<br />
Bilder © TERRA.vita<br />
als UNESCO Welterbestätten, die eine<br />
universelle Einmaligkeit aufweisen oder<br />
UNESCO Biosphärenreservate, die eine<br />
eigene gesetzliche Schutzkategorie darstellen,<br />
sind Geoparks Vorbildlandschaften<br />
in denen Menschen arbeiten,<br />
leben, lernen, sich erholen und ihr<br />
besonderes geologisches Erbe schützen<br />
und wertschätzen.<br />
Dabei ist die UNESCO-Anerkennung<br />
nicht nur eine Auszeichnung, sondern<br />
auch Verpflichtung. Alle vier Jahre werden<br />
UNESCO Geoparks einem Revalidierungsverfahren<br />
unterzogen. Auch für<br />
TERRA.vita bedeutet das, in Bereichen<br />
des Managements und in der Konzeption<br />
von Bildung, Schutz und nachhaltiger<br />
(wirtschaftlicher) Entwicklung stets<br />
qualitätssteigernd zu agieren.<br />
Direkt vor der Haustür! Es ist die 1.500km²<br />
große Fläche des Wiehengebirges, des<br />
nördlichen Teutoburger Waldes und des<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Landes und erstreckt sich<br />
über die Bundesländer Niedersachsen<br />
und Nordrhein-Westfalen. Mit weit über<br />
100 Naturdenkmalen und geologischen<br />
Phänomenen, zahlreichen Naturschutzgebieten<br />
und 28 NATURA 2000 Gebieten,<br />
die zu den europäischen Premiumschutzgebieten<br />
gehören, bietet TERRA.vita<br />
intensive Naturerlebnisse von still bis spektakulär.<br />
TERRA.vita hat keinen Zaun, nur<br />
natürliche Grenzen, kostet keinen Eintritt<br />
und bietet unzählige Freizeit,- Ausflugsund<br />
Erholungsmöglichkeiten. Also dann:<br />
Ausprobieren, mitmachen, staunen und<br />
genießen und weitersagen! | Sabine Böhme<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
ERDGESCHICHTLICHE HIGH-<br />
LIGHTS DIREKT VOR DER<br />
HAUSTÜR<br />
· der Piesberg in Osnabrück<br />
· die Hexenküche in<br />
Tecklenburg<br />
· die Saurierfährten<br />
von Barkhausen<br />
· der Weserdurchbruch<br />
an der Porta Westfalica<br />
· die Dörenther Klippen<br />
bei Ibbenbüren<br />
· die Riesenammoniten<br />
bei Borgholzhausen<br />
· die Haifischzähne aus<br />
Bippen<br />
· die Kalksinterterrassen<br />
bei Dissen<br />
· die Erdfallseen bei Recke<br />
· die Vehrter Schwarzkreidegrube<br />
· das Besucherbergwerk<br />
Kleinenbremen<br />
· der Silberseestollen am<br />
Hüggel in Hasbergen<br />
· die Eiszeitlandschaft am<br />
Wacholderhain in<br />
Plaggenschale<br />
· das Museum Industriekultur<br />
in Osnabrück sowie<br />
· das Museum am<br />
Schölerberg in Osnabrück<br />
mit der versteinerten Sigilaria<br />
Riesenwurzel und der<br />
zentralen Ausstellung<br />
TERRA.vision<br />
Das Jura vor 150 Mio. Jahren ist das Zeitalter<br />
der Dinosaurier. So kann es damals in Bad<br />
Essen-Barkhausen ausgesehen haben<br />
11
NATUR & UMWELT<br />
NATUR & UMWELT<br />
Wer wuselt durch Wasser und Büsche?<br />
Flink und elegant toben die asiatischen Zwergotter durch den <strong>Osnabrücker</strong> Zoo. Wer die possierlichen<br />
Tiere beobachten will, muss gut aufpassen, denn bei den sechs Ottern geht es mitunter<br />
recht wuselig zu. Im Gegensatz zu anderen Otterarten sind die asiatischen Zwergotter<br />
nämlich besonders gesellig.<br />
Großsteingrab<br />
Wer lag in Sprockhoff 923?<br />
Opferstein<br />
Wie der Name schon erahnen lässt, sind<br />
asiatische Zwergotter mit rund 70 bis<br />
90 Zentimetern von der Nase bis zur<br />
Schwanzspitze die kleinste Otterart weltweit.<br />
In der Wildbahn leben die Otter in<br />
Südostasien, das Verbreitungsgebiet erstreckt<br />
sich dort von Indien bis Südchina.<br />
Sie halten sich besonders gerne in der Nähe<br />
von Wasser auf, zum Beispiel in Flüssen<br />
und Flussmündungen. Dort können sie in<br />
der dichten Vegetation am Ufer verschwinden,<br />
wenn Gefahr droht.<br />
Was ist an den Pfoten der<br />
Zwergotter so besonders?<br />
Die Pfoten der asiatischen Zwergotter ähneln<br />
ein bisschen den Händen von Menschen.<br />
Sie haben erkennbare Finger mit<br />
kleinen, kurzen Krallen, die aber nicht<br />
über die Fingerkuppe hinaus ragen – deshalb<br />
werden sie auch Kurzkrallen-Otter<br />
genannt. Auch die Schwimmhäute zwischen<br />
den einzelnen Fingern sind deutlich<br />
weniger ausgeprägt als bei anderen<br />
Ottern. So sind die einzelnen Finger<br />
beweglicher und ermöglichen dem<br />
Zwergotter, seine Beute mit den Pfoten<br />
festzuhalten. Das kann der Besucher<br />
im Zoo gut bei den Fütterungen beobachten,<br />
wenn die Tiere ihre Nahrung<br />
zwischen den Pfoten halten, um davon<br />
abzubeißen.<br />
Niedlich und ungefährlich?<br />
Auch wenn die Zwergotter niedlich<br />
aussehen, sie sind nicht ungefährlich –<br />
schließlich sind sie Raubtiere. Wer bei<br />
der Fütterung genau hinschaut, sieht die<br />
kleinen, sehr spitzen Zähne, mit denen<br />
sie ihre Nahrung zerkleinern. Zwergotter<br />
ernähren sich von Muscheln,<br />
Krebsen und Fischen, aber auch von<br />
Würmern und anderen Weichtieren.<br />
Otter sind also waschechte Fleischfresser.<br />
Ambu, Haima und ihre Jungtiere<br />
mögen besonders gerne Rinder- und<br />
Hackfleisch. Auch wenn die Otter gerne<br />
fressen: Auf die Waage bringen sie dennoch<br />
nur ein bis fünf Kilogramm.<br />
Wo fühlen sich die<br />
Zwergotter besonders wohl?<br />
Am liebsten toben die kleinen Tiere im<br />
Wasser. Deshalb ist das Fell der Otter mit<br />
rund 1.000 Haaren pro Quadratmillimeter<br />
extrem dicht und schützt die Tiere nicht<br />
nur vor Kälte, sondern auch vor Wasser.<br />
Auf ihren Tauchgängen können sie bis zu<br />
fünf Minuten die Luft anhalten. Mit etwas<br />
Glück können die Besucher im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Zoo auch beobachten, wie sich Ambu,<br />
Haima und ihre vier Jungtiere im und unter<br />
Wasser bewegen, wenn sie nicht gerade<br />
über die Anlage wuseln. | Svenja Vortmann<br />
Otter oben © Zoo Osnabrück // Otter unten © Yuval Helfman , fotolia.de<br />
Bilder © Thorsten Stegemann<br />
Megalithgräber gehören zu den ältesten baulichen Zeugnissen in Europa. Ein ebenso sehenswertes wie schwer<br />
zu findendes und weitgehend unbekanntes findet sich bei Grambergen und Deitinghausen, zwei kleinen Bauerschaften<br />
in der Gemeinde Bissendorf.<br />
Vor rund 5.500 Jahren wurden unsere Vorfahren<br />
sesshaft. Die Jäger und Sammler bauten<br />
Pflanzen an, züchteten Vieh und gründeten<br />
die ersten Siedlungen in der Region.<br />
Im Zuge dieser „Neolithischen Revolution“<br />
änderte sich auch das Verhältnis zum Ende<br />
des menschlichen Lebens. Die steinzeitlichen<br />
Bauern errichteten für ihre Toten monumentale<br />
Gräber aus Findlingen (s. auch<br />
Seite 30/31 in dieser Ausgabe). Rund 400 sind<br />
in Niedersachsen wenigstens teilweise erhalten<br />
– ihre Gesamtzahl wird auf etwa 4.000<br />
geschätzt.<br />
Das Großsteingrab bei Grambergen und<br />
Deitinghausen wurde von dem Archäologen<br />
Ernst Sprockhoff (<strong>18</strong>92-1967) unter der<br />
Nummer 923 in den „Atlas der Megalithgräber<br />
Deutschlands“ aufgenommen. Er schätzte<br />
die Ausmaße der Grabkammer auf eine<br />
Länge von 8,7 m und eine Breite von 1,1 m.<br />
Laut einer „Statistik der im Königreiche<br />
Hannover vorhandenen heidnischen Denkmäler“<br />
aus dem Jahr <strong>18</strong>41 sollen hier noch<br />
drei weitere Hünengräber gestanden haben.<br />
Heute sind in der Umgebung nur noch einzelne<br />
Findlinge zu sehen, zwei von ihnen haben<br />
allerdings imposante Ausmaße.<br />
Das gilt auch für den sogenannten „Opferstein“,<br />
der einige hundert Meter in nordwestlicher<br />
Richtung unter hohen Tannen<br />
versteckt ist. Der vier Meter lange Findling<br />
aus Granit hat allerlei unheimliche Geschichten<br />
inspiriert. Die Hobby-Historikerin<br />
Annette Panhorst geht in ihrem Buch „Wo<br />
war Varus?“ davon aus, dass hier Römer von<br />
Germanen getötet und den Göttern geopfert<br />
wurden. Schließlich habe man in dem Waldstück<br />
schon im 19. Jahrhundert Knochenreste<br />
und Beile sowie Kohle und Keramiken<br />
gefunden. Auch Sicht der <strong>Wissen</strong>schaft ist<br />
das freilich Spekulation. Archäologen konzentrieren<br />
sich bei den Untersuchungen der<br />
uralten Stätten darauf, Aussagen über die<br />
Lebensweise der Menschen, ihre Bau- und<br />
Handwerkstechniken, Ernährungsgewohnheiten<br />
oder Totenrituale zu rekonstruieren.<br />
Summa summarum sind Dichtung<br />
und Wahrheit heute kaum mehr zu trennen.<br />
Und auch auf unsere Eingangsfrage<br />
fehlt eine verlässliche Antwort. Doch das<br />
hat auch einen Vorteil: Der Phantasie der<br />
Nachwelt sind (fast) keine Grenzen gesetzt.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
DER WEG<br />
Vom Deitinghauser Weg (Bissendorf)<br />
biegt man links in den Roten<br />
Teichweg ein. Nach gut 300 Metern<br />
befindet sich eine kleine Brücke,<br />
dahinter führt linkerhand ein<br />
Weg in den Wald. Nach weiteren<br />
300 Metern hat der Besucher die<br />
Wahl: Links geht es zum Megalithgrab,<br />
rechts zum Opferstein. Beide<br />
Objekte sind ausgeschildert.<br />
Der „Opferstein“<br />
13
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Dritter und letzter Teil unserer Reihe über den Hüggel, der eine zentrale Rolle in der Bergbaugeschichte<br />
des <strong>Osnabrücker</strong> Landes spielte. Carsten Neyer und Werner Beermann, Autoren<br />
des Bildbandes „Vom Hüggelerz zum Hüttenstahl“, klären diesmal die Frage, durch welche<br />
technischen Schritte Roheisen und Stahl in Georgsmarienhütte erzeugt wurden.<br />
Die vom Hüggel zum Hüttenwerk transportierten<br />
Eisenerze und erzhaltigen<br />
Kalksteine sowie die vom Ruhrgebiet und<br />
Borgloh-Wellendorf kommende Kohle<br />
wurden auf den östlich der Hochofenanlage<br />
gelegenen Lagerplätzen abgeladen.<br />
Den größten Teil der angelieferten Kohle<br />
verwendete man zur Herstellung von Koks.<br />
Die von verschiedenen Kohlengruben<br />
kommende Kohle wurde gemischt und<br />
teilweise gewaschen. Große Mengen<br />
wurden aber auch zur Beheizung der zahlreichen<br />
Dampfkessel benötigt, welche die<br />
Antriebsenergie für die im Hüttenwerk<br />
aufgestellten Dampfmaschinen lieferten.<br />
Wie funktionierte der Hochofen?<br />
Die möglichst etwa faustgroßen Eisenerzbrocken,<br />
der Kalkstein und der zum<br />
Beheizen nötige Koks wurden schichtweise<br />
von oben in den Hochofen eingefüllt.<br />
Ein Hochofen älterer Bauart<br />
bestand, einfach beschrieben, aus einem<br />
etwa 15 Meter hohen runden Schacht, der<br />
innen mit feuerfesten Steinen ausgemauert<br />
war. Im unteren Bereich waren mehrere<br />
Wie wurde Roheisen und Stahl<br />
in Georgsmarienhutte erzeugt?<br />
düsenförmige Rohre angebracht, durch<br />
die zuvor auf etwa 500 Grad erhitzte Luft<br />
in den Hochofen eingeblasen wurde. Der<br />
verbrannte Koks brachte Erz und Kalkstein<br />
zum Schmelzen. Bei dem dadurch<br />
ausgelösten chemischen Prozess verband<br />
sich der Sauerstoff im Eisenerz mit<br />
dem Kohlenstoff des Kokses zu Kohlenmonoxid.<br />
Die mineralischen Anteile und<br />
weitere nicht eisenhaltige Stoffe bildeten<br />
mit dem eingebrachten Kalkstein die<br />
Schlacke. Das so gewonnene, etwa 1.450<br />
Grad Celsius heiße Roheisen sammelte<br />
sich am Boden des Hochofens, während<br />
die leichtere Schlacke auf der Eisenschmelze<br />
schwamm und von Zeit zu Zeit<br />
durch ein höher angebrachtes „Schlackenloch“<br />
abgezogen wurde. Der Roheisenabstich<br />
erfolgte etwa alle vier Stunden.<br />
Das mit einem Lehmpfropfen verschlossene<br />
Abstichloch wurde mit einem Pressluftmeißel<br />
durchstoßen und das glühende<br />
Roheisen floß in vorbereitete Sandbetten,<br />
wo es in Barrenformen erstarrte,<br />
oder es wurde in großen Pfannen aufgefangen<br />
und zur Weiterverarbeitung<br />
ab 1908 ins Stahlwerk I transportiert.<br />
Die in großen Mengen<br />
anfallende Hochofenschlacke wurde<br />
entweder auf der Schlackenhalde abgekippt<br />
oder in Wasserbecken granuliert<br />
und zur Herstellung von Hüttenschlackensteinen<br />
und Zement verwendet.<br />
Wozu wurde das im Huttenwerk<br />
erzeugte Roheisen verwendet?<br />
Von <strong>18</strong>60 bis <strong>18</strong>75 wurde ein Großteil des<br />
Roheisens an die Firma Krupp in Essen<br />
verkauft, die es nach dem sogenannten<br />
Bessemer-Verfahren zu Stahl verarbeitete.<br />
Das sehr phosphor- und schwefelarme<br />
Roheisen des Werkes eignete sich besonders<br />
gut für das Stahlerzeugungsverfahren<br />
und war deshalb heiß begehrt.<br />
Es erzielte sehr hohe Verkaufspreise, da<br />
es kaum andere Hüttenwerke gab, die<br />
größere Mengen derart hochwertigen<br />
Roheisens anbieten konnten. Besonders<br />
in den Jahren einer Hochkonjunktur<br />
in Deutschland um <strong>18</strong>70 erzielte der<br />
Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-<br />
Verein, kurz GMBHV genannt, aus<br />
dem Verkauf seines Qualitätsroheisens<br />
sagenhaft hohe Gewinne, die nie wieder<br />
erreicht wurden. Später war das<br />
Bilder © Archiv Carsten Neyer; Werner Beermann<br />
<strong>18</strong>70 in Betrieb genommene Stahlwerk Osnabrück, das ebenfalls<br />
nach dem Bessemer-Verfahren Stahl produzierte und<br />
daraus Eisenbahnschienen und –räder sowie alle Arten von<br />
Schmiede- und Gussteilen für den Maschinenbau herstellte,<br />
der Hauptabnehmer. Nach 50 Jahren der reinen Roheisenproduktion<br />
in Georgsmarienhütte erbaute man von 1906 bis<br />
1908 das Siemens-Martin-Stahlwerk I und ein Walzwerk, um<br />
selbst die lukrative Weiterverarbeitung des Roheisens zu Stahl<br />
aufzunehmen. Das Stahlwerk Osnabrück, das <strong>18</strong>85 mit dem<br />
Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, fusionierte,<br />
wurde aber weiter mit Roheisen von der Hütte beliefert.<br />
Der nach dem Siemens-Martin-Stahlerzeugungsverfahren<br />
in den gleichnamigen fünf 60-Tonnen-Öfen aus Schrott und<br />
Roheisen erschmolzene Stahl wurde nach rund sechs Stunden<br />
Schmelzzeit zu vier Tonnen schweren Blöcken in Kokillen<br />
abgegossen und nach teilweisem Erstarren in Tieföfen gleichmäßig<br />
auf ca. 1.200 Grad erwärmt. Drei unterschiedlich große<br />
Walzstraßen verformten den Stahl zu Quadrat-, Rund- und<br />
Flachstahl-Formaten. Ab 1923 kam noch die Produktion von<br />
Eisenbahn-Oberbau-Material dazu, das vordem im Stahlwerk<br />
Osnabrück hergestellt worden war.<br />
Wie wird heute Stahl erzeugt?<br />
Nach 136 Jahren Hochofengeschichte endete am 25. Mai<br />
1994 die Produktion von Roheisen in Georgsmarienhütte.<br />
Der Hochofen und sämtliche für den Hochofenbetrieb vorhandenen<br />
Anlagen wurden im Laufe der folgenden sechs<br />
Jahre abgerissen, was für einige spektakuläre Sprengungen<br />
sorgte. Dabei verschwanden auch der 85 Meter hohe Gasometer<br />
und die 60 Meter hohe Hochofenbegichtungsbrücke,<br />
die jahrzehntelang das Erscheinungsbild des Hüttenwerkes<br />
prägten. Am 7. September 1994 ging der hochmoderne Gleichstrom-<br />
Lichtbogenofen in Betrieb, mit dem ohne den Einsatz<br />
von Roheisen aus Stahlschrott hochwertiger Edelstahl produziert<br />
wird. Für eine Tagesproduktion von rund 3.300 Tonnen<br />
werden etwa 3.500 Tonnen Schrott benötigt, der zu 90 Prozent<br />
vom <strong>Osnabrücker</strong> Kanalhafen kommend mit der Deutschen<br />
Bahn zum Bahnhof Hasbergen transportiert und von dort<br />
auf der Hütten-Eisenbahn zur Georgsmarienhütte gebracht<br />
wird. Die Hütten-Eisenbahn ist somit 147 Jahre nach ihrer<br />
Erbauung noch immer eine „Lebensader“ des Hüttenwerkes.<br />
| Carsten Neyer / Werner Beermann<br />
Postadresse: Bierstraße 17/<strong>18</strong> 49074 Osnabrück<br />
Tel.<br />
0541-750 23 40 Fax 0541-20 20 622<br />
zeitseeing@osnanet.de<br />
www.osnabrueck-stadtfuehrungen.d e<br />
Inh. Renate Frankenberg<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
WORIN BESTEHT DER UNTER-<br />
SCHIED ZWISCHEN ROHEISEN<br />
UND STAHL?<br />
Roheisen lässt sich weder kalt noch<br />
glühend verformen. Grund ist der<br />
Gehalt an Kohlenstoff von ca.<br />
fünf Prozent. Als Stahl bezeichnet<br />
man kurz ausgedrückt: schmiedbares<br />
Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt<br />
von bis zu zwei Prozent.<br />
Hochofenanlage um 1960<br />
14<br />
15
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Sehen Sie jetzt<br />
besser oder schlechter ?<br />
Optikerkasten<br />
Ein neues Exponat aus dem Depot des Museums Industriekultur: Mit den unterschiedlichen Brillengläsern aus<br />
diesem „Probiergläserkasten“ (frz. "coffret de réfraction") führte der Optiker oder Augenarzt eine subjektive<br />
Refraktionsbestimmung durch, um den Grad der Fehlsichtigkeit festzustellen.<br />
Wie viele Spaghetti<br />
Die meisten Menschen kennen diese<br />
Untersuchung. Man schaut auf eine<br />
Tafel mit Buchstaben und Zahlen verschiedener<br />
Größen. Dabei werden einem<br />
systematisch verschiedene Brillengläser<br />
vor die Augen gehalten und nach einer<br />
Verbesserung oder Verschlechterung des<br />
Sehempfindens gefragt: “Ist der Seheindruck<br />
jetzt besser oder schlechter?”, lautete<br />
auch schon früher die<br />
Frage des Augenoptikers<br />
oder Augenarztes.<br />
Die Untersuchung<br />
wird so lange<br />
durchgeführt, bis<br />
keine weitere subjektive<br />
Verbesserung der Sehschärfe<br />
festzustellen ist. Dieser Refraktionskasten<br />
stammt aus der „Stiftung Handwerksmuseum<br />
Wielens“ im Museum Industriekultur<br />
Osnabrück. Prof. Dr. Hans Wielens<br />
sammelte Handwerkszeug aus den<br />
unterschiedlichsten Gewerken. Die an<br />
das Museum gestiftete Sammlung enthält<br />
über 2.000 Exponate, darunter auch diesen<br />
Optikerkasten. Er<br />
besteht aus<br />
einer Sammlung verschiedenster Linsen<br />
zur Feststellung der Fehlsichtigkeit.<br />
Es gibt konvex und konkav geschliffene<br />
Gläser, die nach außen oder nach innen<br />
gewölbt sind, für Weit- bzw. Kurzsichtige.<br />
Tönungsgläser zur Kontraststeigerung<br />
und als Sonnenschutz und eine Messbrille.<br />
Der Kasten stammt aus der Zeit um 1900.<br />
Der römische Philosoph Seneca erwähnte<br />
in Aufzeichnungen<br />
aus dem<br />
ersten Jahrhundert,<br />
dass<br />
kleine und undeutliche<br />
Schriftzeichen<br />
schärfer und<br />
größer erscheinen, wenn man sie durch<br />
eine mit Wasser gefüllte Kugel betrachtet.<br />
Und die vergrößernde Wirkung<br />
einer halben Kugel aus Glas beschrieb<br />
Alhazen, ein arabischer Gelehrter in<br />
seinem Werk „Schatz der Optik“ im<br />
11. Jahrhundert. Das Buch wurde etwas<br />
später ins Lateinische übersetzt und die<br />
Idee der vergrößernden Linse von italienischen<br />
Mönchen aufgegriffen. Sie<br />
schliffen aus dem Halbedelstein Beryll,<br />
einen Lesestein, den man "Brill" nannte.<br />
Daraus entwickelte sich unser heutiges<br />
Wort "Brille". Für die weitere Entwicklung<br />
und qualitative Verbesserung der<br />
Brille spielten die heute noch bekannten<br />
Glashütten von Murano in Venedig eine<br />
wichtige Rolle. Die dortigen Glasbläser<br />
waren im 13. Jahrhundert die einzigen,<br />
die das bessere weiße Glas herstellen<br />
und schleifen konnten. Die Brille hat ihr<br />
Aussehen immer wieder verändert. Die<br />
ersten Fassungen waren noch aus Rinderknochen,<br />
Holz oder Leder gefertigt,<br />
später verwendete man auch kostbare<br />
Materialien wie Gold, Silber oder Schildpatt.<br />
Es gab Nietbrillen, Bügelbrillen, das<br />
Monokel und den Zwicker oder Kneifer,<br />
der einfach auf der Nase festgekniffen<br />
wurde. Handwerker nutzten die Fadenbrille,<br />
ein Gestell, das mit Hilfe von<br />
Fäden hinter den Ohren befestigt wurde.<br />
So hatte man beide Hände für die Arbeit<br />
frei. Die erste Ohrenbrille mit beweglichen<br />
seitlichen Bügeln – so wie wir sie<br />
heute kennen - entstand erst Anfang des<br />
<strong>18</strong>. Jahrhunderts. | Margret Baumann<br />
Bilder © Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Bilder © Stadt Osnabrück // Spaghetti © magdal3na // Solar oben © electriceye // Solar unten © wichientep; fotolai.de<br />
kann die Sonne kochen?<br />
Hausbesitzer = Energieproduzent. Diese Rechnung geht für immer mehr <strong>Osnabrücker</strong> auf - zumal<br />
sich die Kraft der Sonne nun auch noch flexibel speichern lässt. Öffentliche Einrichtungen setzen<br />
ebenfalls verstärkt auf Solarenergie. So produziert die Städtische Kindertagesstätte Lüstringen<br />
fast die Hälfte ihres Strombedarfs durch die hauseigene Photovoltaikanlage.<br />
Wer auf Solarenergie setzt, kann die technischen<br />
Details getrost den Fachleuten<br />
überlassen. Denn die Stadtwerke Osnabrück<br />
übernehmen gegen eine konstante<br />
Monatsgebühr nicht nur den Einbau,<br />
sondern auch die Betriebsführung und<br />
Wartung der Anlagen. Das gleiche Komplettangebot<br />
gilt für die Speichergeräte, die<br />
seit kurzem auf dem Markt sind. Sie sorgen<br />
dafür, dass Strom, der gerade nicht gebraucht<br />
wird und sonst in das allgemeine<br />
Netz eingespeist würde, zu einem späteren<br />
Zeitpunkt genutzt werden kann. „Durch<br />
die EEG-Umlage war es vor einigen Jahren<br />
noch lukrativ, Strom, der nicht selbst gebraucht<br />
wurde, weiterzuleiten. Für neuere<br />
Anlagen lohnt sich das nicht mehr, weil die<br />
Vergütung dafür sehr gering ist“, erklärt<br />
Sven Kiesow, Energiedienstleistungs-Experte<br />
bei den Stadtwerken. Außerdem<br />
hätten Haushalte nun die Möglichkeit, bis<br />
zu 80% ihres Strombedarfs selbst zu produzieren.<br />
Das Beispiel der Kita in Lüstringen, die in<br />
zwei Gebäuden rund 120 Kinder betreut,<br />
zeigt, wie Photovoltaikanlage und Stromspeicher<br />
an einem schönen Sommertag<br />
zusammenarbeiten:<br />
Energie-Tagesprotokoll Kita Lüstringen<br />
07.00 Uhr: Für heißes Wasser wird erstmals<br />
Energie verbraucht, kurze Zeit später<br />
scheint die Sonne.<br />
09.30 Uhr: Die Anlage produziert exakt so<br />
viel Strom wie gerade benötigt wird.<br />
10.00 Uhr: Es wird sonnig, der Speicher lädt.<br />
12.00 Uhr: Mittagessen. Es gibt Spaghetti.<br />
Um 500 Gramm zu kochen, wird eine Kilowattstunde<br />
gebraucht.<br />
13.00 Uhr: Hände waschen! Auch der<br />
Elektro-Durchlauferhitzer benötigt Strom.<br />
14.00 Uhr: Die Kinder schlafen, die Sonne<br />
scheint weiter. Der Speicher lädt wieder.<br />
16.30 Uhr: Der Speicher ist voll.<br />
17.00 Uhr: Die Reinigung steht an. Für<br />
das heiße Wasser wird noch einmal Energie<br />
benötigt.<br />
<strong>18</strong>.00 Uhr: Feierabend! Der Speicher sorgt<br />
fast die gesamte Nacht dafür, dass Kühlschrank,<br />
Lüftung, EDV und Außenbeleuchtung<br />
nicht der Strom ausgeht.<br />
Die beiden Kita-Gebäude in Lüstringen<br />
verbrauchen rund 15.000 Kilowattstunden<br />
im Jahr, 48% werden durch die selbst<br />
erzeugte Solarenergie gedeckt. Mit einer<br />
einzigen Kilowattstunde könnten die Mitarbeiter<br />
500 Gramm Spaghetti kochen. Im<br />
Jahr käme man so (7.200 x 500 Gramm)<br />
auf stattliche 3.600 Kilo. Mit der erzeugten<br />
Strommenge könnte man aber auch<br />
957.600 Scheiben Brot toasten oder 7.200<br />
Hefekuchen backen. | Redaktion<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
WER WIRD SEIN EIGENER<br />
ENERGIEPRODUZENT?<br />
Für wen lohnt sich eine Photovoltaikanlage<br />
und/oder Stromspeicher<br />
und wie viel kostet es<br />
am Ende? Antworten gibt es<br />
nach wenigen Klicks auf den<br />
Internetseiten<br />
www.swo.de/solarkomplett<br />
oder<br />
www.swo.de/solarspeicher<br />
16<br />
Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />
der Kita in Osnabrück-Lüstringen<br />
17
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie vermarktet man gute Ideen?<br />
„VIELES HABEN GRÜNDERPERSÖNLICHKEITEN IM KOPF, OFTMALS SIND ABER DIE GEDANKEN UNSORTIERT UND MANCH-<br />
MAL SOGAR WIDERSPRÜCHLICH“, SAGT REINHARD HOFFMANN VOM GRÜNDUNGSSERVICE DER OSNABRÜCKER HOCH-<br />
SCHULEN. EINE HERVORRAGENDE MÖGLICHKEIT, SEINEN GRÜNDUNGSGEDANKEN EINE STRUKTUR ZU GEBEN UND SICH<br />
AUF DIE SCHLÜSSELFAKTOREN ZU KONZENTRIEREN, BIETET DIE METHODE BUSINESS MODEL CANVAS (BMC).<br />
Der BMC fordert die Gründer auf, marktund<br />
nicht nur produktorientiert zu denken.<br />
Gleichzeitig öffnet dieser Ansatz<br />
den Blick auf Einnahmequellen und die<br />
Kostenstrukturen. Im Mittelpunkt dieses<br />
Ansatzes steht die Geschäftslogik,<br />
deshalb werden zunächs die folgenden<br />
neun Schlüsselfaktoren dargestellt:<br />
Wertangebote, Kundensegmente, Kanäle,<br />
Kundenbeziehungen, Einnahmequellen,<br />
Schlüsselressourcen, Schlüsselaktivitäten,<br />
Schlüsselpartner und Kostenstruktur.<br />
Für eine<br />
übersichtliche Gestaltung<br />
des Geschäftsmodells<br />
benötigt man<br />
ein weiteres Blatt Papier<br />
und zeichnet darauf die Felder mit den<br />
Schlüsselfaktoren ein. Anschließend notiert<br />
man auf Klebezetteln, die später eventuell<br />
getauscht werden können, die wichtigsten<br />
Kernaussagen in Stichworten und<br />
klebt sie in das entsprechende Feld. In Diskussionen,<br />
am besten in einem interdisziplinären<br />
Team, werden die Inhalte immer<br />
wieder reflektiert. Die neuen Erkenntnisse<br />
führen dazu, dass andere oder ergänzende<br />
Kerninhalte das Geschäftsmodell optimieren.<br />
Bei der Erarbeitung eines Geschäftsmodells<br />
wird die Gründungsidee<br />
auf Marktakzeptanz überprüft. Hierbei<br />
geht es um die Beantwortung der Frage,<br />
ob ein Kundenproblem gelöst oder ein<br />
Kundenbedürfnis erfüllt werden kann.<br />
<strong>18</strong><br />
Was ist innovativ, welche zusätzlichen<br />
Merkmale und Eigenschaften kann das<br />
Produkt / die Dienstleistung dem Markt<br />
bieten? Gibt es Möglichkeiten, sich bei<br />
vergleichbaren Angeboten im Service vom<br />
Wettbewerb abzuheben? Wer genau gehört<br />
zur Zielgruppe oder ist Anwender?<br />
Gleichzeitig wendet das Geschäftsmodell<br />
auch den Blick ins Unternehmen. Welche<br />
Aktivitäten bringen dem Unternehmen<br />
Erfolg und welche Ressourcen sind an Zeit,<br />
Geld, <strong>Wissen</strong> und Ausstattung notwendig,<br />
damit die Schlüsselaktivitäten durchgeführt<br />
werden können? Durch die visuelle<br />
Darstellung erkennt man, ob Schlüsselpartner<br />
benötigt werden, wenn Zeit, Geld<br />
oder <strong>Wissen</strong> fehlt.<br />
Kontakt<br />
Anforderungen oder Probleme von<br />
Kunden müssen am Ende so lange diskutiert<br />
werden, bis eine wettbewerbsüberlegene<br />
und kundenorientierte Lösung<br />
gefunden ist, die auch vermarktet werden<br />
kann. | Redaktion<br />
Mehr Infos unter:<br />
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www.innovationscentrum-osnabrueck.de<br />
Bilder © Gründungsservice der <strong>Osnabrücker</strong> Hochschulen //<br />
Glühlampe oben © Delux, fotolia.de<br />
Das Karrieremagazin für Osnabrück Stadt & Land | Juni bis August <strong>2017</strong> | N o 01 www.job-insider.de<br />
Titelfoto © Carolin Stangenberg<br />
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AUSBILDUNG & KARRIERE<br />
Das selbst hergestellte Papier<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
Für kleine Entdecker<br />
Im Stadtwerke Wimmelbuch streifen Amelie, Paul und ihre<br />
Freunde durch Osnabrück. Das Buch ist erhältlich im<br />
Servicezentrum am Nikolaiort 3/4 und im Mobilitätszentrum<br />
am Neumarkt 10. Kaufpreis: 12 Euro. Davon gehen 2 Euro<br />
Spende an soziale Projekte für Kinder in Osnabrück.<br />
www.stadtwerke-osnabrueck.de/wimmelbuch<br />
Bilder © Carina Sander, SFZ Osnabrück // Kolben © sirastock; fotolia.de<br />
Wo findet Chemie im Alltag statt?<br />
Mit dieser und anderen Fragen beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler im Angebot „Lust<br />
auf Chemie“ des Schüler-Forschungs-Zentrums (SFZ) Osnabrück im Chemieraum des Gymnasiums<br />
Oesede. Durch den Kurs des SFZ hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit<br />
praxisnah zu forschen, zu experimentieren und selbstständig zu arbeiten. Dabei beschäftigten<br />
sie sich mit einem breiten Themenspektrum und forschten unter anderem an Lebensmitteln,<br />
Hygieneartikeln und Energien.<br />
Wie wird Papier hergestellt?<br />
Auch in der heutigen digitalen Welt lässt<br />
sich Papier nicht wegdenken. Doch wie<br />
wird es überhaupt hergestellt? Um dies zu<br />
erfahren, stellten die Schülerinnen und<br />
Schüler aus Altpapier eigenes Papier her.<br />
Die Papiermasse wurde aus kleinen Stückchen<br />
Zeitungspapier, Wasser und farbigen<br />
Servietten zusammengemischt und solange<br />
püriert bis eine geeignete Suspension<br />
entstand. Aus dieser sogenannten Pulpe<br />
schöpften die Schülerinnen und Schüler<br />
mit einem Schöpfsieb Papier- das erforderte<br />
etwas Geschick und Übung.<br />
Das selbst hergestellte Papier<br />
untersuchten die Schüler anschließend<br />
in verschiedenen<br />
chemischen Experimenten.<br />
So wurden die Brennbarkeit<br />
und der Aschegehalt von verschiedenen<br />
Papieren analysiert<br />
und Versuche zum<br />
Deinking durchgeführt,<br />
also zum Entfernen der<br />
Druckfarben. Bei einer<br />
Exkursion zur Felix<br />
Schoeller Group in<br />
Osnabrück lernten die Schülerinnen und<br />
Schüler die industrielle Papierherstellung<br />
kennen. Die Schritte der Papierherstellung<br />
laufen grundsätzlich genauso ab: Zunächst<br />
wird in großen Tanks der Zellstoffbrei<br />
angemischt, dieser wird dann aber nicht<br />
wie im manuellen Verfahren in einzelnen<br />
Bögen geschöpft, sondern in einer sehr<br />
großen Papiermaschine mit verschiedenen<br />
Walzen in eine endlose Papierbahn<br />
verarbeitet.<br />
Wie baut man eine Grätzelzelle?<br />
Erneuerbare Energien sind ein wichtiges<br />
Thema mit dem sich auch die Schülerinnen<br />
und Schüler des Kurses „Lust auf<br />
Chemie“ beschäftigten. Dazu bauten sie<br />
eine eigene Solarzelle, die sogenannte<br />
Grätzelzelle. Mit dieser wird nicht wie bei<br />
normalen Solarzellen mithilfe von Silizium<br />
Strom erzeugt, sondern auf der Basis<br />
von Farbstoffen. Somit orientiert sich die<br />
Funktionsweise der Grätzelzelle an der<br />
Photosynthese: Der Farbstoff absorbiert<br />
das Licht, es werden Elektronen freigesetzt,<br />
die über einen Elektrolyten zur<br />
Anode geleitet werden. Die Grätzelzel-<br />
len lassen sich zwar vergleichsweise einfach<br />
herstellen – die Schüler arbeiteten<br />
mit Anthocyanen aus Hibiskustee - und<br />
sind preiswerter als Siliziumzellen, allerdings<br />
ist ihr Wirkungsgrad noch geringer<br />
und sie sind nicht auf lange Zeit stabil.<br />
| Carina Sander<br />
21
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Was sind unsere Thesen heute?<br />
Vor 500 Jahren waren Martin Luthers 95 Thesen der Auftakt für<br />
eine fundamentale Veränderung von Kirche und Gesellschaft.<br />
Doch welche Erneuerung brauchen wir heute? „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ hat einen Blick auf die Thesen geworfen, die Bürgerinnen<br />
und Bürger unter www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de formuliert haben.<br />
THESEN<br />
„Wir müssen in der globalisierten Welt<br />
auf den solidarischen Zusammenhalt der<br />
Gesellschaft und die Würde des Einzelnen<br />
achten. Dies prägt auch unser Miteinander<br />
in der Friedensstadt.“ (Wolfgang Griesert,<br />
Oberbürgermeister Osnabrück)<br />
„Leben ist kompliziert. Viele folgen simp-<br />
Wer hat mitgemacht?<br />
Unter den Autoren dieser neuen Thesen<br />
waren sowohl Einzelpersonen als auch<br />
Schulklassen und ein Seniorenkreis.<br />
Insgesamt sind 92 Thesen entstanden,<br />
von denen der Großteil von Lehrern, Professoren<br />
und <strong>Wissen</strong>schaftlern (24,4%)<br />
sowie Pastoren, Priestern und sonstigen<br />
Angestellten der Kirche (19,8%) verfasst<br />
wurden. Außerdem beteiligten sich 12<br />
SchülerInnen und Studierende an der<br />
Umfrage. Die höchste Beteiligungsrate<br />
war unter den 50-59-Jährigen (32,9% der<br />
Teilnehmer) und Menschen im Rentenalter<br />
(20,7% der Teilnehmer) zu finden.<br />
Repräsentativ für die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Gesellschaft<br />
sind die Thesen<br />
damit nicht. Trotzdem<br />
geben sie einen<br />
Eindruck davon, was<br />
Menschen heute von<br />
Kirche erwarten.<br />
Was sind die<br />
Hauptthemen?<br />
Auffällig oft ist die<br />
Rede von Liebe,<br />
Nächstenliebe, Offenheit<br />
und Toleranz. Dass diese Forderung<br />
nicht völlig neu ist, verdeutlicht<br />
die These von Tosho Todorovic, dem<br />
bekannten <strong>Osnabrücker</strong> Musiker: „Meine<br />
These ist alt, uralt sogar. Aber sie gilt<br />
immer noch: Liebe deinenNächsten wie<br />
dich selbst!“ Ähnlich drückt es eine junge<br />
Studentin aus: „Eine Zukunft, in der wir<br />
Hand in Hand gehen, … das wünsche ich<br />
mir.” In den Thesen wird allerdings auch<br />
deutlich, dass die Kirchen selbst in ihren<br />
eigenen Institutionen Vorreiter in Sachen<br />
Offenheit, Toleranz und Nächstenliebe<br />
sein sollen. Außerdem fordern die Einsender,<br />
dass sich die Kirchen ihrem eigenen<br />
Profil und ihrer Grundlage bewusst<br />
sein und diese in den gesellschaftlichen<br />
Dialog einbringen sollen. So heißt es zum<br />
Beispiel: „Die Kirche hat Zukunft, weil<br />
ihr Zentrum Jesus Christus ist. Dieses<br />
Zentrum hat sie in zeitgemäßer Sprache<br />
und Form zu verkündigen und in Taten<br />
der Liebe zu leben.“<br />
Welche konkreten Veränderungsvorschläge<br />
gibt es?<br />
Neben den o.g. Hauptthemen werden<br />
auch politische Forderungen laut, wie<br />
etwa die nach einem Grundrecht auf<br />
sauberes Trinkwasser oder nach Rahmenbedingungen,<br />
die dafür sorgen, dass<br />
alle Menschen Kirche und Gesellschaft<br />
aktiv mitgestalten können. Auch die Abschaffung<br />
der Kirchensteuer wird vereinzelt<br />
gefordert - zugunsten einer Kultursteuer<br />
für soziale und kulturelle<br />
Einrichtungen. | Eike Eifler / Tom Herter<br />
len Antworten, auch wenn diese sachlich<br />
falsch sind. Wir haben aber die Pflicht,<br />
uns der komplexen Welt zu stellen, egal<br />
wie schwer es ist.“ (Urs von Wulfen, Social<br />
Media Redakteur)<br />
„Nach 500 Jahren einer leidvollen Spaltung<br />
und eines neuen Miteinanders gehen wir gemeinsam<br />
dem Glauben auf den Grund, der<br />
Jesus Christus ist. Wir sind in der Wurzel<br />
geeint!“ (Bischof Dr. Franz-Josef Bode)<br />
„Um Gottes Willen den Menschen achten.<br />
Um des Menschen Willen Gott achten.”<br />
(Dr. Birgit Klostermeier, Landessuperintendentin<br />
im Sprengel Osnabrück)<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
FOTO-WETTBEWERB:<br />
FOTOSINDTHESEN<br />
Auf www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de<br />
wurden Thesen gesucht, nun<br />
kommen Fotos hinzu. Bei dem<br />
Wettbewerb geht es um Motive<br />
zu ausgewählten Thesen, die in<br />
einerOnline-Galerie erscheinen.<br />
Die 12 beliebtesten gibt es später<br />
als Kartenset. Informationen<br />
und Teilnahmebedingungen ab<br />
Anfang Juni auf:<br />
www.<strong>2017</strong>osnabruck.de/<br />
Thesen/Fotowettbewerb<br />
Einsendeschluss ist der<br />
30.09.<strong>2017</strong>.<br />
Bilder © Brigitte Neuhaus // Pergamentrolle © cookamoto, fotolia.de<br />
Bilder © Angela von Brill<br />
Was hat PLAYMOBIL im<br />
Diözesanmuseum zu suchen?<br />
Dass man durch Spielen lernt, ist keine neue Weisheit, erst recht nicht im Museum. Als außerschulische Lernorte<br />
sind Museen gefordert, auf ungewöhnliche Methoden zurückzugreifen und Dinge anschaulich zu machen. Das<br />
Diözesanmuseum Osnabrück unternimmt derzeit einen spannenden Versuch mit 7,5 cm großen Plastikfiguren,<br />
die schon so manche Kindheit versüßt haben.<br />
Mit „Mit Karl dem Großen durch die<br />
Zeit. PLAYMOBIL erzählt Geschichte(n)“<br />
ist im Haus am Dom erstmals<br />
eine Ausstellung zu sehen, die<br />
sich explizit an junge Besucher<br />
richtet. Mit Hilfe der<br />
kleinen Figuren, die<br />
direkt in den Vitrinen<br />
den hauseigenen<br />
Exponaten<br />
zugeordnet<br />
werden,<br />
wird Geschichte anschaulich<br />
– und macht auch noch<br />
richtig Spaß. PLAYMO-<br />
BIL liefert wegen des hohen<br />
Realitätsbezugs der Figuren<br />
und Objekte die besten Voraussetzungen.<br />
Zum Sortiment gehören eine<br />
Kirche (samt Brautpaar), Noahs Arche<br />
und die Weihnachtskrippe. Im Diözesanmuseum<br />
begrüßt gleich zu Beginn ein<br />
König die Besucher und führt sie<br />
ein in das Geschehen rund um die<br />
Bistumsgründung durch Karl den<br />
Großen. Ein Nonnenkonvent zeigt<br />
Klosterkultur im <strong>Osnabrücker</strong> Raum<br />
und der Heilige Martin begleitet die<br />
Skulpturen des <strong>Osnabrücker</strong> Meisters und<br />
zeigt, dass Heiligenverehrung gar nicht so<br />
gestrig ist wie angenommen.<br />
Wie gefällt<br />
PLAYMOBIL die Idee?<br />
Das Konzept stammt aus dem Domschatz<br />
Essen, wo schon zwei Mal rund um Weihnachten<br />
eine PLAYMOBIL-Ausstellung<br />
gezeigt wurde. Das Diözesanmuseum<br />
Osnabrück griff die Idee auf und übersetzte<br />
sie für das eigene Haus. Entstanden<br />
ist eine Zeitreise durch 12 Jahrhunderte,<br />
die augenzwinkernd die Geschichte<br />
des Bistums und religiöses Grundwissen<br />
vermittelt. Natürlich muss PLAYMOBIL<br />
sein Einverständnis für eine solche Ausstellung<br />
geben. Besonders wichtig ist den<br />
Zirndorfern, dass die Figuren aus dem<br />
Bestand nicht verändert werden, denn<br />
Kinder sollen diese wiedererkennen können.<br />
Das ist den <strong>Osnabrücker</strong>n gelungen<br />
und mehr noch: Für das Begleitheft, das<br />
zur Ausstellung erschienen ist (4 €), gab es<br />
sogar ein besonderes Kompliment: Man<br />
habe richtig viel über Osnabrück gelernt!<br />
| Jessica Löscher<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
AUSSTELLUNG<br />
Die Ausstellung „Mit Karl dem<br />
Großen durch die Zeit. PLAY-<br />
MOBIL erzählt Geschichte(n)“ ist<br />
noch bis zum 6. August <strong>2017</strong><br />
zu sehen.<br />
22
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Persönlichkeits-Ratgeber | Teil 3<br />
Wie überwinde ich meinen<br />
inneren Schweinehund?<br />
Oder: Gibt es vielleicht einen leichteren Weg zur Veränderung?<br />
Leider NEIN! Das will Ihnen die Werbung zwar gerne vermitteln, aber um auf Dauer etwas zu<br />
verändern, braucht es gutes Training über einen längeren Zeitraum. Wenn das Training aber zur<br />
neuen Gewohnheit geworden ist, geht es fast von allein.<br />
· Eröffnung<br />
September <strong>2017</strong><br />
· Jetzt Mitglied<br />
werden!<br />
Also, was können wir tun?<br />
Haben Sie schon einmal ein Kind beim<br />
Laufen lernen beobachtet? Aufstehen, hinfallen,<br />
aufstehen, hinfallen, aufstehen, erster<br />
Schritt mit Hilfe, mehrere Schritte mit<br />
Hilfe, erste Schritte alleine usw.<br />
Was lernen wir daraus?<br />
1. Loslegen. 2. Hilfe in Anspruch nehmen.<br />
3. Regelmäßig üben. 4. Nicht aufgeben!<br />
Wenn wir etwas wirklich wollen, sind wir<br />
bereit für das Ergebnis zu kämpfen und<br />
wagen den ersten Schritt. Allerdings gibt<br />
es ein Problem - wir haben immer weniger<br />
Zeit - deshalb ist es gut zu wissen, wie wir<br />
effektiv trainieren, um in kurzer Zeit einen<br />
möglichst großen Effekt zu erzielen.<br />
Wie sieht effektives<br />
Training aus?<br />
Beim Sport spüren wir es, wenn der Muskel<br />
anfängt weh zu tun. In Ihrem Leben<br />
ist das genauso. Wenn es unbequem wird,<br />
fängt das Training an.<br />
Beispiel: Sie sitzen im Auto und vor Ihnen<br />
staut sich der Verkehr, der Fahrer hinter<br />
Ihnen fährt fast auf und drängelt, obwohl<br />
Sie nirgends hinkönnen. Sie fluchen! Für<br />
Sie ist es bequem den Anderen für Ihre<br />
schlechte Laune die Schuld zu geben. Aber<br />
ist das so? Zwingt Sie jemand dazu? Nein!<br />
Also aus Ihrer Komfortzone zu gehen bedeutet<br />
VERÄNDERUNG.<br />
Eine Alternative wäre: „Ich bin dankbar,<br />
dass ich früh genug bremsen konnte.<br />
24<br />
Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.<br />
Der Fahrer hinter mir scheint es sehr eilig<br />
zu haben, gut das ich nicht so gestresst<br />
bin.“<br />
Wichtig ist - der unbedingte Wille zur<br />
Veränderung. Mit der Priorität steigt auch<br />
Ihre Einsatzbereitschaft.<br />
Wenn Sie schon einen Schlaganfall oder<br />
Herzinfarkt hatten, werden Sie sich viel<br />
stärker anstrengen ruhig zu bleiben, bei<br />
Bluthochdruck vielleicht etwas und wenn<br />
Sie sonst gechillt sind, dann ist das für Sie<br />
unwichtig.<br />
Deshalb: Erst wenn der Wille groß genug<br />
ist, werden Sie etwas ändern!<br />
Wie starte ich richtig?<br />
- Legen Sie Ihr Ziel fest!<br />
- Kommen Sie aus Ihrer Komfortzone!<br />
- Trainieren Sie regelmäßig!<br />
- Überfordern Sie sich nicht!<br />
Wir wachsen nicht während des Trainings,<br />
sondern in der Erholungsphase über uns<br />
hinaus.<br />
Aber, wie vieles im Leben ist das leichter<br />
gesagt als getan und wie beim Laufen lernen,<br />
ist es oft gerade am Anfang wichtig,<br />
sich Unterstützung zu suchen. Das kann<br />
ein Freund sein, ein Trainer, ein Vorbild,<br />
ein Arzt, je nachdem was Sie verändern<br />
möchten. Deshalb suchen Sie sich die richtige<br />
Unterstützung. Ihre Intuition wird Sie<br />
leiten, da bin ich mir sicher.<br />
Wenn Sie Lust haben, tiefer in diese<br />
Thematik einzusteigen, besuchen Sie<br />
meinen Vortrag auf der „Redner-Nacht“<br />
am 17. Oktober <strong>2017</strong> in Osnabrück<br />
(Scharfe Hegge 35). Preis: 49,- Euro pro<br />
Person, Anmeldung einfach unter:<br />
www.facebook.com/y.loggen.<br />
Herzlichst, Ihre<br />
Yvonne Loggen<br />
Quid agis* GmbH<br />
Scharfe Hegge 35 · 49086 Osnabrück<br />
E-Mail: info@quid-agis.de<br />
Telefon: 05 41 / 58 05 78-10<br />
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Schweinehund Grafik © obbecomics.de, fotolia.de // Bilder Loggen © Yvonne Loggem<br />
Wir verlosen<br />
3x 1 Ticket<br />
im Wert von je<br />
49,- € für die<br />
Redner-Nacht<br />
am 13. Oktober <strong>2017</strong>.<br />
Mehr beim Gewinnspiel<br />
auf Seite 51.<br />
Quid agis* Akademie<br />
Der Beitrag von Yvonne Loggen setzt unsere<br />
Kooperation mit der Quid agis-Akademie fort.<br />
Loggen ist Expertin für Motivation, Teamentwicklung,<br />
Verkauf und Selbstfindung. Als<br />
ehemalige Tänzerin und Fitnessclubbesitzerin<br />
zeigt sie Wege auf, wie Sie mit Hilfe des<br />
richtigen Trainings durch Ihr Leben tanzen.<br />
25<br />
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im Monat (Gültig bis: 30.08.<strong>2017</strong>)<br />
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MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wie lange lädt<br />
ein E-Kart?<br />
Keine Abgase, kein Benzingeruch,<br />
kein Motorenlärm: Im Nettedrom,<br />
das unser Fotograf Oliver Schratz hier<br />
in Szene gesetzt hat, sind Autorennen<br />
grün. Dabei entspricht die Ladezeit<br />
der Elektro-Karts exakt der Fahrtdauer.<br />
War ein Wagen zehn Minuten<br />
unterwegs, wird er in zehn Minuten<br />
wieder aufgeladen. Und auch dieser<br />
Prozess ist umweltfreundlich, denn 70<br />
% des benötigten Stroms wird durch<br />
die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach<br />
der Halle produziert.<br />
Im Nettedrom gibt es insgesamt 30<br />
E-Karts (+ 1 TwinKart). 15 können auf<br />
der Strecke gleichzeitig genutzt werden,<br />
sodass immer ein kompletter Fahrzug<br />
zur Verfügung steht. | Redaktion<br />
Foto © Blendeneffekte.de,<br />
Oliver Schratz<br />
27
HINTER DEN KULISSEN<br />
Handarbeit in der Snackproduktion<br />
Wo entspannen Brötchen<br />
vor dem Frühstück?<br />
Frisches Brot und Brötchen von früh morgens bis spät abends sind für uns zur Selbstverständlichkeit<br />
geworden. Knusprig und lecker müssen sie sein – egal ob zum Frühstück, zum<br />
mittäglichen Snack oder zum Feierabend. Welche Arbeit und Logistik jedoch notwendig ist, um<br />
die Wünsche der hungrigen Kunden zu erfüllen, ist den meisten nicht bewusst. „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ durfte jetzt hinter die Kulissen der Bäckerei Brinkhege blicken.<br />
Wohin führt Heikes Powerrutsche?<br />
Um 21.00 Uhr ist Beginn der Nachtschicht bei Brinkhege in Bissendorf.<br />
Wer mit hektischem Treiben in der Backstube des 1929<br />
von Theodor Brinkhege in einem Keller in Borgloh gegründeten<br />
Familienbetriebs gerechnet hat, sieht sich getäuscht. In aller<br />
Ruhe gehen die etwa 40 Mitarbeiter ihren Tätigkeiten<br />
nach. Sie lassen sich auch nicht aus der Ruhe bringen,<br />
als wir über „Heikes Powerrutsche“ aus dem<br />
ersten Stock in die Backstube gelangen. Eine Idee<br />
der Geschäftsführerin<br />
Heike<br />
Brinkhege. Auch<br />
für Kinder, die<br />
zu Führungen<br />
in die Bäckerei<br />
kommen, ist sie<br />
ein absolutes<br />
Highlight.<br />
Team eines Brinkege Fachgeschäftes<br />
Wie wird das Brot in Form gebracht?<br />
Mit dem Hebekipper wird der Brotteig in den Trichter der<br />
Brotanlage transportiert. Der Portionierer teilt den Brotteig in<br />
die gewünschte Stückgröße. Diese Teigstücke werden über das<br />
Förderband in den Kegelrundwirker verbracht. Durch die Schneckenform<br />
wird der Brotteig rundgewirkt und fällt anschließend<br />
in die gewünschten Saaten bzw. Mehl oder direkt auf ein bemehltes<br />
Blech. Ein Mitarbeiter legt die Teigstücke in Brotformen oder<br />
Brotkästen. Bevor die Brote ihren Weg in den Backofen antreten<br />
entspannen sie im Garschrank.<br />
Welcher Klaus hat 12 Etagen?<br />
„Klaus“ heißt der haushohe Etagen-Backofen mit 12 völlig<br />
unabhängig voneinander zu beheizenden Backetagen. Über<br />
einen Lader wird das Backgut zur gewünschten Etage hochgefahren,<br />
hinein geschoben und nach dem Backen auch wieder<br />
heraus- und runtergeholt. Fast alle Maschinen und Räumlichkeiten<br />
sind mit Namen versehen und erinnern an Mitglieder<br />
und Mitarbeiter der Familie Brinkhege. So übernahm Klaus die<br />
Team Foto; Schweineohren; Brötchen; Portrait Heike Brinkhege © Brinkhege // Backofen, Kuchen herstellung © Stephn Buchholz,<br />
Tafel Hintergrund © Stillfx // Mehl © dule964 // Kürbiskerne © womue, fotolia.de<br />
Bäckerei 1968 in zweiter Generation und<br />
baute sie mit seiner Frau Marianne bis zu<br />
seinem plötzlichen Tod 1993 kontinuierlich<br />
aus.<br />
Was wird nachts produziert?<br />
Neben einer umfangreichen Palette unterschiedlichster<br />
Brot- und Brötchensorten<br />
wie Brinkis, Kürbiskernbrötchen, Gartenzwergen,<br />
Bauernstuten, Kornkanten,<br />
Mühlenbrote etc. werden hier auch Torten,<br />
Kuchen und Snacks produziert. Sowohl<br />
Konditorei als auch Snackabteilung verfügen<br />
über jeweils eigene Lager- und Kühlräume<br />
und wickeln ihre Rohstoffbestellung<br />
und Abrechnung separat ab. Die<br />
unterschiedlichen Abläufe in den<br />
verschiedenen Abteilungen<br />
erfordern es,<br />
diese räumlich und<br />
auch organisatorisch<br />
zu trennen.<br />
Was geht<br />
nicht von Hand?<br />
Wenn auch viele Arbeitsschritte immer<br />
noch per Hand erfolgen, ist eine Bäckerei<br />
dieser Größenordnung ohne den Einsatz<br />
von Technik gar nicht denkbar. Die technischen<br />
Hilfen reichen von Förderbändern,<br />
Knetbehältern, Kühlräumen bis hin zu einer<br />
Computersoftware, die beispielsweise<br />
die jeweiligen Rohstoff- und Teigmengen<br />
berechnet. Besonderer Hingucker ist eine<br />
Schokoraspelmaschine, die einen großen<br />
Kuvertüreblock zu hauchdünnen Raspeln<br />
verarbeitet. Per Hand sei das sehr anstrengende<br />
Arbeit, erklärt Kreke. Stolz weist er<br />
zudem auf die elektronische Waage unter<br />
den drei Mehlsilos hin. Damit kann der<br />
jeweilige Inhalt bis aufs Gramm genau<br />
Im Etagen-Backofen „Klaus“ landen nicht nur Brote ...<br />
angezeigt werden. Kreke kann sich noch<br />
an die frü-<br />
here Arbeit im<br />
eige-<br />
nen Familienbetrieb<br />
erinnern: „Da bin ich mit einem<br />
Gummihammer außen am Silo hoch,<br />
habe dagegen geschlagen und so versucht,<br />
anhand der Klopfgeräusche, die Mehlmenge<br />
im Inneren zu schätzen“.<br />
Was machen Brinkis nachts?<br />
Sie ruhen – und das ist für ihre Qualität<br />
ganz entscheidend. „Wir praktizieren Slow<br />
Baking“, betont Kreke. Etwa 24 Stunden<br />
vor ihrem Auftritt in einer der 42 Brinkhege-Fachgeschäfte<br />
entstehen bereits<br />
die Teiglinge. Nach dem Aufenthalt<br />
in einem warmen Gärschrank<br />
können sie sich in Gesellschaft<br />
vieler anderer<br />
Brötchen im<br />
Kühlraum bei etwa<br />
12 Grad entspannen.<br />
Vor dem Transport<br />
werden sie weiter<br />
herunter gekühlt, damit sie den Transport<br />
in die einzelnen Geschäfte unbeschadet<br />
überstehen. Mit Hilfe einer Schablone können<br />
die Mitarbeiter in den Fachgeschäften<br />
erkennen, wann ein Brötchenteigling reif<br />
für den Backofen ist.<br />
Wann wird in<br />
der Bäckerei gearbeitet?<br />
„Es wird 22 Stunden pro Tag produziert –<br />
und das an 7 Tagen in der Woche“, stellt<br />
Kreke klar. Um 3.30 Uhr verlässt die erste<br />
Auslieferungstour den Firmensitz und um<br />
ca. 5.30 Uhr startet die zweite Tour, um die<br />
Geschäfte mit Backwaren zu bestücken.<br />
In der Produktion haben die Mitarbeiter<br />
die Wahl zwischen Tag- und<br />
Nachtschicht.<br />
... sondern auch Kuchen wird hier gebacken.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> ist ab sofort Ausgabe<br />
für Ausgabe nun auch in vielen Brinkhege-<br />
Fachgeschäften kostenlos zu haben!<br />
Wechselschichten gibt es aber aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht. So haben<br />
Brinkheges Mitarbeiter die Möglickeit,<br />
Beruf und Familien zu vereinbaren.<br />
Viele Mitarbeiter blicken auf eine lange<br />
Betriebszugehörigkeit zurück, erzählt uns<br />
Kreke. Er selber kann sich andere Arbeitszeiten<br />
überhaupt nicht vorstellen.<br />
| Yörn Kreib<br />
Weiter geht´s in der nächsten Ausgabe!<br />
Auch zukünftig werfen wir spannende<br />
Blicke hinter die Kulissen der Bäckerei<br />
Brinkhege. Freuen Sie sich auf den nächsten<br />
Teil (erscheint ab Oktober <strong>2017</strong>) in dem es<br />
um das Thema Nachhaltigkeit gehen wird.<br />
Bäckerei Brinkhege GmbH & Co. KG<br />
Mindener Straße 8 | 49143 Bissendorf<br />
Tel.: 05402 - 608090 | Fax: -<strong>18</strong><br />
E-Mail: info@brinki.de | www.brinki.de<br />
Namenspatronin der „Powerröhre“ am Eingang der Backstube ist<br />
auf Wunsch der Mitarbeiter/innen Geschäftsführerin Heike Brinkhege<br />
29
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Orte in Stadt und Land (11)<br />
Was geschah im Riemsloher Wald?<br />
Einen Drachen erschlug der Held Dietrich bei Riemsloh. So steht es in einer altnordischen Sage.<br />
Ein Ort namens Rimeslo wurde 1160 erstmals urkundlich erwähnt. Wie mag er zu seinem Namen<br />
gekommen sein?<br />
Bereits Ende der letzten Eiszeit sollen die<br />
ersten Menschen auf dem heutigen Gebiet<br />
von Riemsloh gelebt und gejagt haben. Archäologische<br />
Grabungen legen nahe, dass<br />
es sich um die Ahrensburger Rentierjäger<br />
handelte. Sie lebten in kleinen Gruppen<br />
und hatten noch keine festen Siedlungen.<br />
Nordöstlich des heutigen Dorfes zeugen<br />
mächtige Erdwälle noch immer davon,<br />
dass Menschen eine natürliche Anhöhe<br />
befestigt haben. Dort soll im Mittelalter<br />
die Hünenburg ihren Platz gehabt haben.<br />
Sie lag an der „via regia“, der Handelsstraße<br />
von Herford nach Osnabrück. Heute<br />
steht der Name Hünenburg für eine Kinder-<br />
und Jugendhilfeeinrichtung, deren<br />
Gebäude nur hundert Meter von der Anhöhe<br />
entfernt stehen.<br />
Wer nach Riemsloh kommt, dem fällt als<br />
erstes die katholische Johanniskirche ins<br />
Auge, die mit der Geschichte des Ortes eng<br />
verbunden ist. Riemsloh war ursprünglich<br />
keine Gemeinde mit eigenem Grund und<br />
Boden. Die beiden Ursiedlungen Döhren<br />
und Krukum grenzten aneinander. In der<br />
Mitte lag Rimeslo mit einer Eigenkirche.<br />
Die Menschen dort wussten oft nicht, ob<br />
sie nun zu Krukum oder Döhren gehörten.<br />
Bis heute gibt es verschiedene Sagen und<br />
Erzählungen rund um den Riemsloher<br />
Wald. In der anfangs erwähnten nordischen<br />
Islandsaga wird „rimi-loh“ mit dem<br />
Riemsloher Wald gleichgesetzt. Mit Blick<br />
auf die heidnische Vergangenheit sei „rimi-loh“<br />
ein den Göttern geweihter Hain<br />
gewesen. So schrieb es der Meller Heimatschriftsteller<br />
Wilhelm Fredemann. Nach<br />
Meinung der Sprachwissenschaftlerin<br />
Kirsten Casemir lässt sich dieser Zusammenhang<br />
jedoch nicht belegen.<br />
In der Meller Chronik gibt der Historiker<br />
Ernst Förstemann den Hinweis auf „rim<br />
des Elsetales“, was soviel wie der Rand<br />
oder die Grenze zum Elsefluss bedeutet.<br />
Da Melle im Elsetal liegt, wäre hier immerhin<br />
ein Bezug festzustellen.<br />
Günther Wrede, der ehemalige Staatsarchivdirektor<br />
von Osnabrück, liefert eine<br />
weitere Theorie für die Entstehung des<br />
Ortsnamens: „Rimeslo“ wird bereits 1160<br />
genannt. 1277 taucht die Bezeichnung<br />
„Sutrimeslo“ auf. Wobei „sut“ anzeigt,<br />
dass es sich hierbei um eine südliche Lage<br />
handelt. 1312 wird die Ortsbezeichnung<br />
„Westrimeslo“ verwendet. Auch hierbei ist<br />
die Angabe der Himmelsrichtung offensichtlich.<br />
Beide Namen verwendet Wrede<br />
später gleichbedeutend für Döhren und<br />
Westendorf im heutigen Stadtgebiet<br />
von Melle. Da Döhren südlich vom<br />
jetzigen Riemsloh und Westendorf westlich<br />
davon liegt, besteht hier ein realistischer<br />
Bezug.<br />
Der endgültige Name entstand aber erst<br />
nahezu 500 Jahre später. Aus „Rymesloe“<br />
(1442), „Rimeßlo“ (1593) und „Rimschloh“<br />
(17<strong>18</strong>) wurde schließlich „Riemsloh“<br />
(<strong>18</strong>08)<br />
Sicher ist, dass das Grundwort „loh“ auf<br />
eine Hecke oder einen Wald hindeutet.<br />
Noch heute liegt Riemsloh in einem zusammenhängenden<br />
Waldgebiet. Das „s“<br />
am Ende der ersten Silbe weist auf eine<br />
Genitivform hin. Daher kann man für<br />
das Bestimmungswort „riem“ von einem<br />
Personennamen ausgehen. In den Besitzbüchern<br />
des Klosters Corvey taucht tatsächlich<br />
ein Mann mit dem Namen Rim<br />
auf. Es spricht daher einiges dafür, dass<br />
die noch heute gebräuchliche Schreibweise<br />
Riemsloh auf ihn oder einen Namensvetter<br />
zurückgeht. Leider wissen<br />
wir nicht, mit welcher segensreichen Tat<br />
er sich um den Ort verdient gemacht hat.<br />
| Ebba Ehrnsberger<br />
Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />
Warum dauert Restaurieren so lange?<br />
Seit Beginn der Archäologischen Forschungen in Kalkriese werden bei Feldbegehungen und<br />
Ausgrabungen immer wieder neue Funde geborgen. Erst im März wurden bei einer Prospektion<br />
219 römische Silbermünzen entdeckt.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte gelangte<br />
alles Mögliche in den Boden. Da sind zum<br />
einen die bekannten Hinterlassenschaften<br />
der Varusschlacht, wie die Maske eines<br />
Reiterhelmes, aber auch eine große Anzahl<br />
neuzeitlicher Münzen, Schnallen, Knöpfe<br />
und nicht zuletzt Schrott. In dem um Kalkriese<br />
vorkommenden sandigen Boden<br />
erhalten sich vor allem Metalle wie Eisen,<br />
Kupferlegierungen, Silber und Gold. Aber<br />
auch Glas und Keramikscherben überdauern<br />
die Jahrhunderte.<br />
Was passiert nach der<br />
Bergung mit den Objekten?<br />
Restauratoren für Archäologisches Kulturgut<br />
kümmern sich um sämtliche Objekte,<br />
die im Boden gelegen haben. Das<br />
umfasst alle jemals von Menschenhand<br />
hergestellten Dinge. Und es umfasst sämtliche<br />
Werkstoffgruppen aus denen Werkzeuge,<br />
Waffen, Schmuck und<br />
30<br />
31<br />
Bilder © Varusschlacht im <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />
Alltagsgegenstände hergestellt wurden.<br />
Die Lagerung im Boden hat den Objekten<br />
stark zugesetzt: Sie sind zerbrochen,<br />
korrodiert und mit Schmutzschichten<br />
umhüllt. Oft ist auf den ersten Blick nicht<br />
zu erkennen, was unter diesen Schichten<br />
steckt. So erwartet einen manchmal eine<br />
Überraschung wie bei der Restaurierung<br />
der Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms.<br />
Bei Ausgrabungen auf dem Varus-Schlachtfeld<br />
gefunden, glich diese vor<br />
der Freilegung eher einem Fußball aus<br />
Rost. Die Aufgabe der Restauratoren ist<br />
es, Schicht um Schicht die Auflagerungen<br />
abzutragen und die originale Oberfläche<br />
freizulegen. Je nach Erhaltungszustand<br />
nimmt das unterschiedlich viel<br />
Zeit in Anspruch. Die Restaurierung<br />
einer Münze kann beispielsweise einen<br />
Tag oder aber auch bis zu vier Tage dauern<br />
– jedes Objekt braucht seine ganz eigene<br />
Zeit. Die restaurierten Gegenstände<br />
sollen aber nicht aussehen wie<br />
neu, sondern ihre Patina behalten<br />
und uns damit ihre<br />
ganze Geschichte erzählen –<br />
und die Lagerung im Boden<br />
ist Teil dieser Geschichte. Die<br />
« Der Rostklumpen zeigt die Maske<br />
vor der Restaurierung<br />
Restaurierungsarbeit geschieht manuell,<br />
immer mit größter Sorgfalt, um alle Informationen<br />
zu sichern, die das Objekt freigibt.<br />
Dabei kann es sich z. B. um Bearbeitungsspuren<br />
handeln oder um anhaftende<br />
Textilfasern.<br />
Diese Sorgfalt ist nötig, und die Restauratoren<br />
sind sich ihrer Verantwortung<br />
bewusst. Deshalb widmen sie sich, mit<br />
Ruhe und vor allem ganz viel Geduld, den<br />
manchmal tausende Jahre alten Objekten,<br />
um sie und die Informationen, die sie uns<br />
über unsere Vergangenheit liefern, für die<br />
Zukunft zu bewahren. Das dauert eben<br />
manchmal etwas länger... | Christiane Matz<br />
Museum und Park Kalkriese<br />
Venner Str. 69 | 49565 Bramsche<br />
Telefon: 05468 / 92 040<br />
www.kalkriese-varusschlacht.de
«<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Schlagzeilen<br />
des Jahres 1969<br />
9. Mai<br />
Der Deutsche Bundestag verabschiedet zentrale<br />
Bestandteile einer umfassenden Strafrechtsreform.<br />
Ehebruch und Homosexualität sind ab dem<br />
1. September 1969 straffrei, zum 1. April 1970<br />
wird die Zuchthausstrafe abgeschafft.<br />
präsentiert: Osnabrück in den 50er und 60er Jahren<br />
Seit wann wird Osnabrück (nur noch) elektrisch beleuchtet?<br />
Selbst als das Licht ausging, stand das Wirtschaftswunder nicht im Dunkeln. Denn Ersatz für die<br />
letzte Gaslaterne, die am 28. November 1969 gelöscht wurde, gab es längst. Fortan erhellten<br />
8.409 elektrische Leuchten die Straßen Osnabrücks.<br />
Die Monteure der Stadtwerke hatten ihre<br />
Schutzhelme mit einem Trauerflor dekoriert,<br />
um den Abschied von der Gasbeleuchtung<br />
am Liszthof standesgemäß zu<br />
begehen. Tatsächlich endete an diesem<br />
Abend eine Ära, die über 100 Jahre früher<br />
begonnen hatte.<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> der Tran- und Petroleumlampen<br />
überdrüssig und beschlossen den<br />
Bau einer städtischen Gasanstalt. Sie nahm<br />
am 10. Januar <strong>18</strong>58 ihren Betrieb auf und<br />
konnte pro Tag bis zu 1.250 m3 produzieren.<br />
Die für die Gaserzeugung benötigte<br />
Kohle sollte ursprünglich vom Piesberg<br />
und aus dem <strong>Osnabrücker</strong> Land kommen.<br />
Doch die einheimische Kohle war nicht<br />
sehr ergiebig, sodass nach kurzer Zeit<br />
nur noch Kohle aus dem Ruhrgebiet Verwendung<br />
fand. Die nagelneue Straßenbeleuchtung<br />
erfreute sich großer Beliebtheit,<br />
bekam jedoch schnell Konkurrenz. Schon<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten<br />
auch elektrische Leuchten für gute Lichtverhältnisse.<br />
Die Gaslaterne konnte sich<br />
trotzdem lange behaupten, auch nachdem<br />
die Versorgung gegen Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs vorübergehend zusammengebrochen<br />
war. 1960 gab es in Osnabrück<br />
noch gut 2.600 Gaslaternen, erst dann<br />
begann sich die elektrische Variante, die<br />
mehr Wirtschaftlichkeit und einen höheren<br />
technischen Komfort versprach, immer<br />
mehr durchzusetzen.<br />
Das Ende der Gas-Beleuchtung erzeugte,<br />
trotz des Trauerflors am Helm der Mon-<br />
Bilder Gaslaternen rechts © Stadtwerke Osnabrück // Wohnzimmer © arcona LIVING // Bild Gaslaterne links © pureshot, fotola.de<br />
teure, denn auch bei vielen Zeitgenossen<br />
eher Aufbruchsstimmung<br />
als Abschiedsschmerz. Der Berichterstatter<br />
der „Neuen <strong>Osnabrücker</strong><br />
Zeitung“, die zwei Jahre zuvor aus<br />
einer Fusion des „<strong>Osnabrücker</strong> Tageblatts“<br />
und der „Neuen Tagespost“ entstanden<br />
war, stellte das Ereignis am Liszthof<br />
gar in einen universalen Kontext. „Im<br />
gleichen Jahr, in dem mit der Eroberung des<br />
Mondes ein neues Zeitalter begann, nahm<br />
Osnabrück Abschied von der über 100jährigen<br />
Geschichte seiner Gasleuchten“,<br />
schrieb Hans Wolfgang Kindervater<br />
damals.<br />
Wie leuchtet Osnabrück heute?<br />
Die Stadtwerke- Netztochter SWO Netz<br />
GmbH betreibt im Stadtgebiet mehr als<br />
23.000 Leuchten. 2016 verbrauchten sie<br />
insgesamt 5,2 Mio. Kilowattstunden<br />
Strom. Im Vergleich zu 2010 konnte der<br />
Energieverbrauch um ca. 27 Prozent gesenkt<br />
werden. Die Kosten für den Betrieb<br />
der gesamten Straßenbeleuchtung belaufen<br />
sich pro Jahr auf etwa 3 Millionen<br />
Euro. Gemäß dem städtischen „Masterplan<br />
Beleuchtung“ werden die Anlagen<br />
kontinuierlich modernisiert, neu installierte<br />
Leuchten müssen energieeffizient,<br />
wartungsarm und möglichst langlebig<br />
sein. | Thorsten Stegemann<br />
Gaslaterne vor der Marienkirche<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
DAS DURCHSCHNITTSENTGELT<br />
STEIGT<br />
Das Wirtschaftswunder machte<br />
sich vor allem auch im Geldbeutel<br />
der Bürgerinnen und Bürger<br />
bemerkbar. Ihre finanziellen Möglichkeiten<br />
verbesserten sich im<br />
Laufe der 1960er Jahre spürbar<br />
und kontinuierlich. Das offizielle<br />
Durchschnittsentgelt belief sich<br />
1969 auf 11.839 Deutsche Mark<br />
pro Jahr und lag damit fast doppelt<br />
so hoch wie 1960 (6.101 DM).<br />
21. Juli<br />
Um 3.56 Uhr MEZ betritt Neil Armstrong als erster<br />
Mensch den Mond.<br />
15.-17. August<br />
Zum „Woodstock Music and Art Festival“ pilgern<br />
rund 400.00 Besucher, um „3 Days of Peace and<br />
Music” zu feiern. Mit dabei sind Super-Stars wie<br />
Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who, Joan Baez<br />
oder Joe Cocker.<br />
September<br />
In der Stahlbranche kommt es zum bis dato größten<br />
Arbeitskampf der Bundesrepublik. Auch die<br />
Beschäftigten der Klöckner-Werke in Osnabrück<br />
treten zu Tausenden in den Streik. Am Ende bekommen<br />
die deutschen Kumpel deutliche Lohnerhöhungen.<br />
1. Oktober<br />
Das französische Flugzeug „Concorde“ überschreitet<br />
„Mach 1“ und durchbricht die Schallmauer.<br />
21. Oktober<br />
Mit den Stimmen von SPD und FDP wird Willy<br />
Brandt zum neuen Bundeskanzler gewählt.<br />
Gaslaternen in der Katharinenstraße<br />
Gaslaterne am Marktplatz<br />
32<br />
Das "Wohnzimmer" im <strong>Osnabrücker</strong> acrona LIVING,<br />
eingerichtet im original Stil der Wirtschaftswunderzeit.
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wie wurde ein Grundbesitzer<br />
aus Loxten preußischer Minister?<br />
Als Preußen <strong>18</strong>66 das Königreich Hannover besetzte und zur<br />
Provinz degradierte, hing seine politische Karriere am seidenen<br />
Faden. Doch Ernst Georg Freiherr von Hammerstein-Loxten<br />
überwand die Abneigung gegen das neue Machtzentrum und<br />
bekleidete schließlich selbst eine bedeutende Position in der<br />
preußischen Regierung.<br />
Die Apfelsorte „Minister von Hammerstein“<br />
Der Freiherr wurde <strong>18</strong>27 in Loxten im Artland<br />
geboren, studierte Rechtswissenschaften<br />
in Göttingen und wurde schließlich<br />
Referent im Innenministerium des Königreichs<br />
Hannover. Nach der Flucht seines<br />
Monarchen blieb Hammerstein-Loxten<br />
der alten Ordnung treu, kümmerte sich<br />
nun aber vor allem um die Bewirtschaftung<br />
seiner Güter. Doch im Laufe der Jahre<br />
passte sich der Landwirtschaftsexperte den<br />
EssEn wiE bEi<br />
gutEn FrEundEn<br />
Genießen Sie den Sommer auf unserer Terrasse.<br />
Die kulinarische Vielfalt und entspannte Atmosphäre<br />
laden zum Verweilen ein. Wir begrüßen Sie täglich!<br />
Reservierung unter Tel. +49 541 6096-628<br />
im Steigenberger Hotel Remarque<br />
Natruper-Tor-Wall 1 . 49076 Osnabrück<br />
Tel. +49 541 6096-628<br />
Öffnungszeiten: tägl. 6.30 bis 23.00 Uhr<br />
www.osnabrueck.steigenberger.de<br />
veränderten Verhältnissen an. Er wurde<br />
Mitglied des Preußischen Staats- und des<br />
Preußischen Volkswirtschaftsrats sowie<br />
1. Vorsitzender des Deutschen Landwirtschaftsrates.<br />
Mitte der <strong>18</strong>80er Jahre nahm<br />
seine politische Laufbahn wieder Fahrt<br />
auf. Vom Landratsamt des Kreises Bersenbrück<br />
führte sein Weg an die Spitze der<br />
Landesdirektion der Provinz Hannover.<br />
Als Hammerstein-Loxten sich schließlich<br />
sogar bereitfand,<br />
zwischen Kaiser<br />
Wilhelm <strong>II</strong>. und<br />
den entmachteten<br />
Welfen zu vermitteln,<br />
kamen<br />
höhere Aufgaben<br />
in Betracht. Unter<br />
Reichskanzler<br />
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst<br />
wurde er<br />
<strong>18</strong>94 preußischer<br />
Landwirtschaftsminister.<br />
Als erzkonservativer<br />
Vertreter der<br />
Großgrundbesitzer<br />
setzte er alles<br />
daran, die heimischen<br />
Märkte zu<br />
schützen, kämpfte<br />
energisch gegen<br />
die aufstrebende<br />
Sozialdemokratie,<br />
brachte aber auch<br />
wegweisende<br />
Entscheidungen<br />
im<br />
Bereich Seuchenschutz<br />
und Lebensmittelschutz<br />
auf den<br />
Weg. So fiel in seine<br />
Amtszeit unter anderem die Verabschiedung<br />
des Fleischbeschaugesetzes vom 3.<br />
Juni 1900.<br />
Als es den „Kanalrebellen“ 1901 gelang,<br />
den Bau des Mittellandkanals (vorerst)<br />
zu stoppen, trat Ernst Georg Freiherr von<br />
Hammerstein-Loxten zurück. Er starb<br />
1914 in seinem Heimatort.<br />
Wie schmeckt der<br />
„Minister von Hammerstein“?<br />
<strong>18</strong>89 wurde Ernst Georg Freiherr von<br />
Hammerstein-Loxten zum Ehrenbürger<br />
von Quakenbrück ernannt, doch auf den<br />
blaublütigen Grundbesitzer wartete noch<br />
eine viel passendere Ehrung. Ein saftiger,<br />
aromatischer Winterapfel, der in den<br />
<strong>18</strong>80er Jahren in Geisenheim am Rhein<br />
gezüchtet wurde, ging als „Minister von<br />
Hammerstein“ in die Obstgeschichte ein.<br />
Er fungierte wiederum als Namensgeber<br />
einer Kreativagentur für Design und Markenführung,<br />
die in Stuttgart zuhause ist.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
Portrait © wikipedia.org // Äpfel © commons.wikimedia.org<br />
Bilder © Marlen Rasche ; www.mara-fotografie.jimdo.com // Hintergrund © foxysgraphic, fotolia.de<br />
Welches Schloss dient als Zeitstrahl?<br />
Vom erstmals 1362 urkundlich erwähnten Hof nahe Ankum ist nichts geblieben. Das ursprüngliche<br />
Anwesen, das 1583 zum Rittersitz erhoben wurde, ist einer barocken Schlossanlage<br />
gewichen, die im Laufe der Zeit vergrößert und durch Gebäude anderer Epochen ergänzt wurde.<br />
Diese Kombination authentischer Zeitzeugnisse ist es, die Schloss Eggermühlen heute zu einem<br />
authentischen Zeitstrahl mit dokumentarischem Mehrwert macht.<br />
Eng verbunden hiermit ist auch die Geschichte<br />
der Freiherren von Boeselager,<br />
die bereits seit dem 16. Jahrhundert im Besitz<br />
von Schloss Eggermühlen sind und<br />
seitdem für Forst- und Landwirtschaft<br />
(Felder und Milchvieh) zuständig sind.<br />
Unter ihrer Aufsicht wurde <strong>18</strong>69 die neugotische<br />
Familienkapelle errichtet, die einen<br />
Rokoko-Altar von 1755 beherbergt.<br />
Heute zählen auch die Verwaltung von Ferienwohnungen<br />
und das angebotene Kulturprogramm<br />
zu den Aufgaben der Familie.<br />
Wer sorgt für die<br />
Restaurierung des Schlosses?<br />
Die bewegte (Familien-)Geschichte hat<br />
ihre Spuren hinterlassen, weshalb die<br />
Restaurierungspläne verstärkt vorangetrieben<br />
werden. Der Zweite Weltkrieg, in<br />
dem das Herrenhaus als Lazarett genutzt<br />
wurde, hat besonders an der Bausubstanz der<br />
Gebäude genagt. Der erste Antrag auf Fördermittel<br />
gegen Ende der 80er Jahre wurde kurzfristig<br />
durch die überraschende Wende<br />
der deutsch-deutschen Geschichte und die<br />
damit entstandenen Kosten auf Eis gelegt.<br />
Doch dank des für 2016 vom Bund verabschiedeten<br />
Förderplans für den Denkmalschutz<br />
ist auch Schloss Eggermühlen für<br />
einen Zuschuss fokussiert. Wenngleich noch<br />
nichts Konkretes entschieden ist, rückt die<br />
Instandsetzung nach und nach in greifbare<br />
Nähe. „Der Antrag ist gestellt und die ersten<br />
Gutachten sind eingeholt. Wir sind also optimistisch“,<br />
versichert Freiherr von Boeselager,<br />
während er über das weitläufige Gelände<br />
führt. Die Restaurierung des Herrenhauses<br />
und vorrangig des Festsaals sollen den<br />
historischen Dokumentationswert erhalten<br />
und die Erinnerungskultur wiederbeleben.<br />
| Sina-Christin Wilk<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
KULTUR IM SCHLOSS<br />
Zeitgenössischer Kultur ist<br />
Schloss Eggermühlen ebenso<br />
aufgeschlossen. Bis vor<br />
kurzem diente die 1754 vom<br />
Barockarchitekten Johann<br />
Conrad Schlaun errichtete<br />
Orangerie als Galerie. Diesen<br />
Juli heißen die Freiherren von<br />
Boeselager zahlreiche Besucher<br />
willkommen:<br />
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe<br />
„Sommerflimmern<br />
– Kino auf dem Lande“,<br />
organisiert vom Landschaftsverband<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land,<br />
wird der Schlossgarten erstmalig<br />
zum Open Air Kino umfunktioniert.<br />
Sommerflimmern auf dem<br />
Schloss Eggermühlen:<br />
29.07.<strong>2017</strong><br />
www.sommerflimmern.de<br />
34 35
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wie kommt der Stein ins Rollen?<br />
Im <strong>Osnabrücker</strong> Land sind sie zahlreich zu finden: Großsteingräber wie die Karlsteine am Piesberg<br />
oder das alte „Hünengrab“ in Jeggen sind beeindruckende Zeugnisse der Megalithkultur.<br />
Der Begriff Megalith leitet sich aus dem griechischen mega = groß und lithos = Stein ab. Die<br />
über 5.000 Jahre alten Grabanlagen sind Monumente aus der Jungsteinzeit und damit älter als<br />
die Pyramiden in Ägypten! Doch wie waren die Menschen damals in der Lage, tonnenschwere<br />
Findlinge über weite Strecken zu transportieren? Ein Rätsel, das uns bis heute fasziniert.<br />
Die Findlinge wurden während der Saale-Eiszeit<br />
vor etwa 200.000 Jahren von<br />
Skandinavien ins <strong>Osnabrücker</strong> Land befördert.<br />
Als die Gletscher abschmolzen,<br />
blieben die Steine liegen und wurden zum<br />
Bau der Grabanlagen in der Jungsteinzeit<br />
genutzt. Über die Erbauer ist wenig<br />
bekannt. In Norddeutschland, den Niederlanden,<br />
Dänemark und Schweden<br />
gehörten sie zur sogenannten Trichterbecherkultur.<br />
Der Name verweist auf eine<br />
besondere Keramikform, eine für diese<br />
Region und Zeit typische Grabbeigabe.<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Die Existenz der Bauwerke blieb lange Zeit<br />
unerklärlich. Alte Sagen und Legenden<br />
machen oft magische Wesen oder sogar<br />
den Teufel verantwortlich. Die volkstümliche<br />
Bezeichnung "Hünengräber" verweist<br />
auf die früher weit verbreitete Vorstellung,<br />
Riesen hätten diese Grabanlagen erbaut.<br />
Man konnte sich einfach nicht vorstellen,<br />
dass Menschen von durchschnittlicher<br />
Größe diese Steine transportieren und aufrichten<br />
konnten. Über die Jahrhunderte<br />
Schüler der Oberschule am Sonnensee ziehen einen Findling<br />
beim archäologischen Experiment am 30. April in Jeggen<br />
suchten Forscher nach Erklärungen. Der<br />
Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus<br />
(*1150-†1220) vertrat die Hünentheorie,<br />
dagegen war der Mediziner Ole Worm<br />
(*1588-†1654) überzeugt, die Gräber seien<br />
von Menschenhand errichtet. Er deutete<br />
diese allerdings als Opferaltäre der Götter<br />
oder Thingplätze, an denen Recht gesprochen<br />
wurde. Der Theologe Johan Picardt<br />
(*1600 - †1670) war überzeugt die „Steindenkmäler<br />
[wurden] nicht vom Menschen<br />
unserer Gestalt (…) errichtet. Diese besaßen<br />
nicht die Kraft und die Handfertig-<br />
Schüler ziehen Stein © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück // Bild oben rechts © Johan Picardt, Korte beschryvinge van eenige vergetene en verborgene Antiquiteten der<br />
Provintien en Landen, fol. 33, 1660<br />
keit,<br />
solche<br />
Prachtbauten zu errichten, auch hatten sie<br />
keine Maschinen oder Instrumente, um<br />
solche schweren Steine von weither durch<br />
unwegsames Gelände zu transportieren<br />
und schließlich übereinander zu stapeln.<br />
(…) Es ist somit eine unumstößliche Tatsache,<br />
dass (…) unsere Steindenkmäler<br />
ein Werk der Riesen sind (…).“ Erst mit<br />
Entwicklung der modernen <strong>Wissen</strong>schaft<br />
verschwinden diese phantasievollen Hypothesen<br />
allmählich.<br />
Wie errichtet man<br />
ein Großsteingrab?<br />
Auch dazu gibt es teils sehr eigenwillige<br />
Vermutungen. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
besichtigte der Reiseschriftsteller Johann<br />
Georg Kohl die Steindenkmäler im Giers-<br />
feld bei Westerholte (<strong>Osnabrücker</strong> Nordkreis).<br />
Dort traf er den Bauern Grumfeld,<br />
der überzeugt war, dass unsere in der<br />
Mechanik so unkundigen Vorfahren die<br />
Steine im Winter über eine Schnee- und<br />
Eisbahn befördert hätten. Ebenso bietet<br />
die Errichtung der berühmten Anlage Stonehenge<br />
in England stets Anlass für Spekulationen.<br />
Eine humorvolle Anleitung,<br />
im Stile eines uns wohlbekannten schwedischen<br />
Einrichtungshauses (http://www.<br />
thepoke.co.uk/2011/03/23/ikea-instructions-for-stonehenge),<br />
zeigt Merlin als Erbauer<br />
des UNESCO Weltkulturerbes. Angesichts<br />
des komplizierten Aufbaus wird<br />
der Zauberer zu Hilfe gerufen, unterstützt<br />
von zwei Riesen, die beim Aufrichten der<br />
Steine helfen. Welche Methoden genau<br />
angewandt wurden, bleibt ungewiss. Versuche<br />
aus der experimentellen Archäologie<br />
zeigen, dass es weniger eine Frage der Kraft<br />
ist, sondern vielmehr auf die richtige Zugund<br />
Hebeltechnik ankommt. Heute geht<br />
man davon aus, dass die bis zu 50 Tonnen<br />
schweren Steine mit einfachen Mitteln wie<br />
hölzernen Rollen, Hebeln, Tauwerk und<br />
Zugtieren bewegt werden konnten. Hochrechnungen<br />
ergaben, dass 100 Arbeiter bei<br />
einem 10-Stunden-Tag ein Megalithgrab<br />
in ca. 3 ½ Monaten errichteten. Eine beachtliche<br />
Arbeitsleistung, vergleicht man<br />
die Werkzeuge des Neolithikums mit den<br />
schweren Maschinen von heute.<br />
Wie viele Tonnen bewegten<br />
<strong>Osnabrücker</strong> im Frühjahr <strong>2017</strong>?<br />
Dem Transporträtsel auf der Spur wagten<br />
die <strong>Osnabrücker</strong> Archäologen in diesem<br />
Frühjahr ein Experiment. Gemeinsam mit<br />
Schülern ist es erstmals im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land gelungen einen ca. 2,5 t schweren<br />
Findling nach steinzeitlichen Methoden,<br />
nur mittels Zug- und Hebelkraft, zu bewegen.<br />
Dennoch sind noch längst nicht<br />
alle Geheimnisse zum Bau der beeindruckenden<br />
Monumente entschlüsselt.<br />
| Judith Franzen<br />
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36 37
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
üblich, die Verzehrkosten den Meistern<br />
aufzuerlegen. Die <strong>Osnabrücker</strong> Wandergesellen<br />
wussten, dass dies bei erfolgreichen<br />
Streiks klappte. Erlitten sie eine<br />
Niederlage, mussten sie die Verzehrkosten<br />
selbst aus der gemeinsamen Kasse<br />
begleichen.<br />
"den Schimpf" über Osnabrück zu verhängen.<br />
Alle Wanderbrüder, die sie fortan<br />
trafen, sollten wissen, dass Osnabrück ein<br />
übles gesellenfeindliches "Kaff" sei, das man<br />
lieber nicht betreten sollte. Dadurch<br />
drohte, so die Angst der Oberen, Unheil<br />
für die gesamte städtische Wirtschaft.<br />
Am Standort Haster Weg in Richtung Dodesheide,<br />
Höhe ehemaliges Forsthaus, steht die Tafel<br />
Wieso gibt es einen „Gesellenweg“?<br />
Bilder Tafel, Straßenschild © Thorsten Stegemann // Hintergrund © releon8211, fotolia.de<br />
Was trieben<br />
Bürgermeister, Rat und Militär?<br />
Arbeitsverweigerung, später "Streik"<br />
genannt, galt für Herrschende als unerhört<br />
und ungebührlich. Handwerksmeister<br />
klagten über leere Werkstätten<br />
und wegfallende Aufträge. Besonders erbost<br />
waren die Stadtoberen, dass die Gesellen<br />
in der Gartlage ihnen damit drohten,<br />
Kompromissvorschläge des damaligen<br />
Bürgermeisters Heinrich David Stüve<br />
schlugen fehl. Er suchte deshalb Stadtkommandeur<br />
General von Issendorff im<br />
hiesigen Schloss auf. Stüve bat um militärische<br />
Hilfe, damit die Arbeitsverweigerer<br />
unverzüglich wieder in ihre<br />
Betriebe zurückkehrten.<br />
Heinrich David Stüve<br />
Warum gab es Schulterklopfen?<br />
Schnell bekamen die Schuhmachergesellen solidarische Unterstützung<br />
von Handwerksbrüdern anderer Gewerke. Als Gesellen<br />
aller Handwerke durch die Straßen der Stadt zogen, ernteten sie<br />
auch dort jede Menge Schulterklopfen. Einfache Menschen jener Zeit<br />
besaßen kaum Rechte auf Mitsprache im politischen Geschehen -<br />
und Ratsherren galten vielfach nur als Vertreter der Oberschicht.<br />
In der Tat waren die sozialen Unterschiede gewaltig: Ein<br />
Bürgermeister brauchte wie andere Stadtobere keine Steuern<br />
zu zahlen und verdiente beinahe das Zwanzigfache eines einfachen<br />
Gesellen. Es war deswegen für viele <strong>Osnabrücker</strong> keine<br />
Frage, sich zeitgleich mit den Soldaten ebenfalls in die Gartlage<br />
zu begeben, um Solidarität mit den Streikenden auszudrücken.<br />
| Heiko Schulze<br />
In der letzten Ausgabe kündigten wir es bereits an: Im Juni wurde in der Gartlage, jenem Waldabschnitt<br />
zwischen Schinkel und Dodesheide, direkt am Haster Weg eine Informationstafel aufgestellt.<br />
Sie erinnert an den blutig verlaufenen "<strong>Osnabrücker</strong> Gesellenaufstand" von <strong>18</strong>01. Heiko<br />
Schulze, Autor des all dies darstellenden Romans "Geplatzte Kragen", geht im 2. Teil seiner<br />
Abhandlung der Frage nach, was bei diesem Aufstand konkret geschah, weshalb der Streik<br />
entstand und was die Beweggründe der einzelnen Konfliktparteien ausmachte.<br />
Lesen Sie im 3. Teil, wie sich das blutige Kampfgeschehen in der Gartlage<br />
entwickelte und weshalb das Ereignis bis heute einen wichtigen Platz in der<br />
Stadtgeschichte besitzt.<br />
Was schürte die Unzufriedenheit?<br />
Am 24. Juni <strong>18</strong>01 grummelte es im Versammlungsraum<br />
in der Herberge der<br />
Schuhmachergesellen. Anlässlich der feierlichen<br />
"Morgensprache", in deren Verlauf<br />
neue Wandergesellen begrüßt und Fortziehende<br />
verabschiedet werden sollten,<br />
hatte sich Streit entwickelt. Anlass des<br />
Disputs bildete die Weigerung von "Aufrührern",<br />
am offenkundig heißen Junitag<br />
ihren obersten Rockkragen zu schließen.<br />
Es folgte das Gerangel mit einem Mit-<br />
gesellen, der seine Brüder danach bei den<br />
Gildemeistern "verpetzte". Diese stürmten<br />
in die Herberge und verhängten<br />
wutschnaubend Entlassungen wie hohe<br />
Bußgelder. Die Strafen betrafen offenkundig<br />
sogar solche, die gar nicht an der Rangelei<br />
beteiligt gewesen waren.<br />
Was steigerte die Gesellen-Wut?<br />
Das Unerhörte am Geschehen war aus<br />
Sicht der Gesellen die Tatsache, dass sich<br />
Meister in interne Angelegenheit der Gesellenbrüder<br />
eingemischt hatten. Zumal<br />
sich die jungen Handwerker schon lange<br />
Zeit zuvor mühsam die eigene "Gerechtsame"<br />
erkämpft hatten, war es Meistern<br />
landauf, landab strikt verboten, sich in interne<br />
Gesellenstreitigkeiten einzumischen.<br />
Wie sah ein Streik anno <strong>18</strong>01 aus?<br />
Wie auch andernorts üblich, machten die<br />
Gesellen ihre Herberge zum Streiklokal.<br />
Weil sie für die Dauer des Arbeitskampfes<br />
keinen Lohn bekamen, war es damals<br />
39
Der Buchtipp für<br />
Ausflugsziele wird<br />
präsentiert vom<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
LIEBLINGSPLÄTZE<br />
zum Entdecken<br />
XYZ Am et lacepratiati occabor erorposse<br />
maxim que velesero veruptas<br />
soluptatus. Aquiam facest apiciet<br />
voluptate nosande liquiae. Percitatem<br />
LIEBLINGSPLÄTZE<br />
zum Entdecken<br />
Emsland und die<br />
Grafschaft Bentheim<br />
CHRISTOPH BEYER<br />
Die besten<br />
lebensmittel<br />
der<br />
region<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Titel Ortschaft<br />
Titel Ortschaft<br />
labor autempe riatiis as veraturem<br />
Bemerkungen:<br />
Motiv vom Autor<br />
remolecatem sini ut amenem est, officae<br />
eatquo quis sitam volorpo rehendantem<br />
Urlaub gleich<br />
quianim usciuntis Hüvener consequas Mühle etur, samus,<br />
te explabo. Ita pelenimos quae ne optata<br />
Die Hüvener Mühle ist volupicaes eine der letzten dunt komplett pel in parum erhaltenen adipis kombinierten Wind- und<br />
Wassermühlen Europas<br />
dit<br />
und<br />
eum<br />
liegt<br />
reprem<br />
im Landkreis<br />
doluptaque<br />
Emsland<br />
coribuscius<br />
eum voluptatiis sa volorerum<br />
im westlichen Niedersachsen<br />
(Deutschland).<br />
fugit,<br />
sunti debit facestrum et pa nimagnimus<br />
AUTOR<br />
custist, conest rere explitatus es exerciis<br />
AUTOR<br />
imporum dit libus sit omnis consequi<br />
nebenan?<br />
nus poribus excepud itaqui conseca<br />
borite nonsequae nonsedis<br />
ISBN 978-3-8392-XXXX-X € 14,99 / 15,50 [A]<br />
Warum in die Ferne schweifen, wenn direkt vor der Haustür eine Region voller faszinierender<br />
Überraschungen wartet? Der in Osnabrück lebende Christoph Beyer hat im Emsland und in<br />
der Grafschaft Bentheim viele lohnende Ausflugsziele entdeckt.<br />
präsentiert von<br />
Vor allem auch für Familien bietet sich ein<br />
wahres Füllhorn an überaus lohnenswerten<br />
Ausflugszielen und Aktivitäten. Liebhaber<br />
von Kunst und Kultur kommen hier<br />
ebenso auf ihre Kosten wie Naturfans oder<br />
kulinarische Genießer. Höhepunkte wie<br />
die Papenburger Kreuzfahrtriesen, barocke<br />
Sternenpracht im Hümmling oder ein<br />
Mammut im Moor lassen Langeweile gar<br />
nicht erst aufkommen. Ob Wanderer, Radfahrer<br />
oder Freizeitkapitän – hier kommt<br />
jeder auf seine Kosten und entdeckt seine<br />
ganz persönlichen Lieblingsplätze.<br />
Hier eine Auswahl der besonders familienfreundlichen<br />
Ausflugsziele in der<br />
Grafschaft Bentheim aus „Lieblingsplätze<br />
Emsland“:<br />
· Das große Nordhorner Textilmuseum<br />
als Bestandteil des Stadtmuseums im<br />
denkmalgeschützten Nino-Hochbau (u. a.<br />
mit eigener Boutique früherer Mode zum<br />
anprobieren).<br />
· Fahrt mit den solarbetriebenen Vechtebooten<br />
durch das Nordhorner Wasserstraßennetz<br />
in der Innenstadt.<br />
· Tierpark Nordhorn, sehr familienfreundlich<br />
und mit vielen Freigehegen.<br />
· Bronzezeithof bei Uelsen, (20 Kilometer<br />
nordwestlich von Nordhorn), viele Programmpunkte<br />
in der Saison.<br />
· Eine Besichtigung der Burg Bentheim<br />
ist ein echtes Highlight, vor allem für Familien<br />
(es werden auch versch. Führungen<br />
angeboten).<br />
Und das Ausland ist ganz nah: Drei Tipps<br />
zu grenzüberschreitenden Ausflügen ins<br />
Nachbarland (im Buch finden sich insgesamt<br />
11 Ausflugsziele in den Niederlanden):<br />
· Das sehr schöne Naturgebiet "Lutterzand"<br />
mit seinen eiszeitlichen Sandklippen<br />
und den Bademöglichkeiten im Fluss.<br />
· Das Arboretum "Poort Bulten", eine der<br />
größten Baum- und Sträuchersammlungen<br />
der Niederlande, die als wunderschöne<br />
Parkanlage mit neuem, großem Café<br />
gestaltet ist.<br />
· Das Landgut Singraven bei Denekamp,<br />
mit zugänglichem Park und einem idyllischen<br />
Restaurant direkt an der historischen<br />
Wassermühle.<br />
Von den zahlreichen Ausflugstipps, die<br />
das Buch zum Emsland empfiehlt, seien<br />
hier als Appetitmacher das Kulturnetzwerk<br />
Koppelschleuse in Meppen mit dem<br />
Emsland Archäologie Museum sowie<br />
das Emsland-Moormuseum in Geeste<br />
erwähnt.<br />
Aber schmökern Sie ganz in Ruhe, genießen<br />
Sie die Vorfreude und lassen Sie sich<br />
inspirieren zu erlebnisreichen Touren,<br />
bei denen Sie ein einzigartiges Paradies<br />
direkt vor der Haustür entdecken.<br />
| Beatrice le Coutre-Bick<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
DER AUTOR<br />
Christoph Beyer, geboren<br />
1976 in Rheine, lebt seit dem<br />
Studium der Politik- und Erziehungswissenschaften<br />
in Osnabrück.<br />
Seit seiner Kindheit<br />
ist der Politikwissenschaftler,<br />
Journalist, Krimiautor und Musiker<br />
immer wieder begeistert<br />
auf Entdeckungstouren im<br />
Emsland und der Grafschaft<br />
Bentheim, die ihn zu seinem<br />
lebendigen kulturhistorischen<br />
Reiseführer inspirierten. Das<br />
Buch erschien am 5. Juli <strong>2017</strong>.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> verlost 3x 1 Buch.<br />
Mehr zum Gewinnspiel auf Seite 51.<br />
Portrait © Christoph Beyer // Hintergrund © lily, fotolia.de<br />
Erdbeeren oben © Böckmann // Zubereitung © Sina-Christin Wilk // Chilli © Rynio Productions, fotolia.de<br />
www.dransmann.com<br />
Wie macht man aus Erdbeeren Ketchup?<br />
Obwohl in Europa beheimatet und kultiviert, hat erst Ende des 17. Jahrhunderts eine holländische<br />
Kreuzung zweier Arten aus Amerika die Herzen aller Europäer erobert: Die Ananas-Erdbeere ist<br />
seitdem nicht mehr vom Speiseplan wegzudenken. Bereits in der Antike stand die Erdbeere symbolisch<br />
für Sinnlichkeit und Verführung. Eine kleine Sünde, die tatsächlich gar keine ist.<br />
Die Früchtchen zählen zur Gattung der Rosengewächse<br />
und sind daher kein klassisches Obst.<br />
Ein geringer Kaloriengehalt von 40 kcal auf 100<br />
g, viel Kalium, Kalzium und Magnesium und<br />
ein höherer Vitamin C-Gehalt als Orangen<br />
und Zitronen zeichnen Erdbeeren als gesunde<br />
Alleskönner aus. Geschmacklich überzeugen<br />
sie genauso wie durch ihre Inhaltsstoffe. Von<br />
Juni bis September zählen Erdbeeren auch im<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land sowohl im Supermarkt als<br />
auch über den Direktvertrieb zu den beliebtesten<br />
saisonalen Lebensmitteln. Böckmann,<br />
der größte Betreiber heimischer Erdbeerfelder,<br />
feiert gerade 40jähriges Jubiläum - und sorgt<br />
im Landkreis mit inzwischen 26 Ständen für<br />
Erdbeernachschub. Der Trend der letzten<br />
Jahre zeigt, dass die Nachfrage kontinuierlich<br />
steigt. Ca. 270.000 Tonnen Erdbeeren werden<br />
in Deutschland jährlich verspeist. Interesse<br />
besteht vor allem an regionalem Anbau<br />
mit täglicher Ernte und Lieferung. Kurze<br />
Transportwege sind auch für den Genuss<br />
von Vorteil. Denn die empfindlichen Beeren<br />
bestehen zu 90 % aus Wasser und neigen<br />
nach kurzer Zeit zu Druckstellen, die nicht<br />
nur das saftige Aroma beeinträchtigen – die<br />
Erdbeeren verderben dann auch schneller.<br />
Die Selbstpflückfelder, auf denen man nach<br />
Lust und Laune naschen und zum vergünstigten<br />
Preis ernten darf, erfreuen sich ebenfalls<br />
großer Beliebtheit. Nicht nur pur oder in<br />
Form von Süßspeisen lässt sich die Erdbeere<br />
genießen. Herzhaft kombiniert sorgt sie für<br />
kulinarische Überraschungen und bereichert<br />
– mit unserem Rezept - auch so manchen<br />
Grillabend. | Sina-Christin Wilk<br />
Einkaufsliste<br />
3 Schalotten<br />
750 g Erdbeeren<br />
1 Chilischote<br />
2 EL Öl<br />
3 EL Zucker<br />
1 TL Currypulver<br />
1 Sternanis<br />
3 Gewürznelken<br />
2 Lorbeerblätter<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
„Ketchup aus Erdbeeren“<br />
1)Schalotten und Erdbeeren kleinschneiden.<br />
Chili entkernen und kleinhacken.<br />
2)Schalotten in 2 EL Öl andünsten, Erd<br />
beeren und Chili dazugeben. Mit Zucker<br />
bestreuen und karamellisieren lassen.<br />
3)Die Gewürze hinzufügen und alles bei<br />
mittlerer Hitze unter Rühren 40 Min. einkochen<br />
lassen.<br />
4)Nelken, Anis und Lorbeer entfernen<br />
und den Ketchup fein pürieren. In<br />
40 Min. dickflüssig einkochen lassen.<br />
Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Noch<br />
heiß in eine sauber ausgekochte<br />
Flasche füllen.<br />
Wir wünschen Guten Appetit!<br />
40<br />
41
SPORT & GESUNDHEIT<br />
- Anzeigensonderseite -<br />
Wer mobilisiert<br />
Menschen mit Altersfrakturen?<br />
Im Mai 2015 eröffnete das Klinikum Osnabrück eine Abteilung, die es in<br />
der Region bislang nicht gab. Patienten, die nach "Altersfrakturen" wie<br />
Oberschenkelhals-, Handgelenks- oder Wirbelbrüchen schnell wieder<br />
in ihr normales Leben zurückkehren wollen, kann im "Zentrum<br />
für Alterstraumatologie" individuell geholfen werden.<br />
Die Lebenserwartung stieg allein in<br />
den letzten 50 Jahren weltweit um<br />
20 Lebensjahre. Das ist höchst erfreulich,<br />
stellt die moderne Medizin aber<br />
auch vor völlig neue Herausforderungen.<br />
Denn mit den Lebensjahren steigt die Zahl<br />
der altersbedingten Erkrankungen. Vor allem<br />
Knochenbrüche nach eigentlich einfachen Stürzen<br />
oder Unfällen machen vielen älteren Patienten zu<br />
schaffen, weil der Heilungsprozess oft lange Zeit in<br />
Anspruch nimmt.<br />
Im "Zentrum für Alterstraumatologie" arbeitet ein<br />
interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegern und<br />
Teambild © Klinikum Osnabrück // Titelbild © Robert Kneschke // Mann auf Medizinball © Africa Studio; Bertungsgespräch Frau und Arzt © Rido; Arzt und Mann im Gespräch © Wavebreak-<br />
MediaMicro; Fraktur © TANABOON; fotolia.de<br />
Therapeuten daran, die Betroffenen möglichst<br />
schnell zu mobilisieren und ihnen<br />
die Rückkehr in die gewohnte häusliche<br />
Umgebung zu erleichtern. "Wir erzielen<br />
mit unserem Behandlungskonzept wirklich<br />
gute Erfolge, indem wir beispielsweise<br />
eine Bettlägrigkeit der Patienten vermeiden<br />
können", berichtet Bettina Gilhaus,<br />
die das Zentrum als Fachärztin für Innere<br />
Medizin und Geriatrie leitet. "In Einzelfällen<br />
gelingt es sogar, den Zustand der Patienten<br />
zu verbessern."<br />
Wie das funktioniert, erklärt der Unfallchirurg<br />
Philipp Steinke: "Bei uns wird<br />
nach Möglichkeit schon am ersten Tag<br />
nach einer Bruchoperation mit der Mobilisierung<br />
begonnen. Anders als es im regulären<br />
Krankenhausbetrieb möglich ist,<br />
setzen wir alle geeigneten Therapieformen<br />
ein und behandeln parallel auch Begleiterkrankungen."<br />
Wie arbeiten Patienten<br />
und Personal zusammen?<br />
Der Erfolg der Behandlung hängt entscheidend<br />
von der Mitwirkung der Patienten<br />
ab. Deshalb erstellen die Mediziner<br />
mit jedem einen individuellen Behandlungsplan.<br />
Darin sind Zielvereinbarungen<br />
enthalten, auf die in<br />
der Krankengymnastik<br />
und bei allen<br />
anderen Therapien<br />
hingearbeitet wird. "Die Zielvereinbarungen<br />
überprüfen wir jede Woche im Gespräch<br />
mit den Patienten und legen dabei<br />
auch 'kleinere' Etappen fest: Etwa beim<br />
Üben des Laufens erst einmal den Weg<br />
aus dem Zimmer bis in den Gruppenraum<br />
zu schaffen", erläutert Steinke.<br />
In diesem Raum können die Patienten<br />
ihre Mahlzeiten einnehmen und diverse<br />
Freizeitangebote nutzen. Er hat aber auch<br />
noch eine andere Funktion. "Die Patienten<br />
sollen möglichst viel Zeit in Gruppen<br />
verbringen, da wir sie auch 'geistig mobilisieren'<br />
wollen", so Steinke.<br />
Pfleger und Therapeuten nehmen ebenfalls<br />
aktiv an diesem Prozess teil. "Es geht<br />
uns darum, eine sehr persönliche Behandlung<br />
und Betreuung durchzuführen<br />
- fast schon wie bei einem Personal Trainer",<br />
sagen Martina Otte und Jan-Oliver<br />
Kutza vom Pflegeteam des Zentrums für<br />
Alterstraumatologie. | Redaktion<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
EIN SELTENES ERFOLGSMODELL<br />
Das "Zentrum für Alterstraumatologie"<br />
wurde 2015 mit vier<br />
Betten eröffnet, mittlerweile beherbergt<br />
die Abteilung 22. Trotz<br />
des erkennbar großen Bedarfs ist<br />
die Einrichtung bundesweit eine<br />
Rarität. Seit dem Start der Initiative<br />
im Jahr 2014 sind 59 Zentren<br />
als AltersTraumaZentrum DGU<br />
in Deutschland und der Schweiz<br />
zertifiziert. 20 weitere Zentren<br />
befinden sich in Vorbereitung<br />
auf die Zertifizierung.<br />
42 43
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wi e lernen<br />
Fußgänger fliegen?<br />
Das 4er RW-Team "Fantastic Funnel Four"<br />
verlässt gelinkt das Flugzeug, um anschließend<br />
verschiedene Formationen zu fliegen.<br />
Ein Videospringer begleitet das Team.<br />
Während der Schirmfahrt kann man<br />
die Welt von oben betrachten<br />
In der AFF-Ausbildung wird man von zwei<br />
erfahrenen Sprunglehrern begleitet und öffnet<br />
selbstständig seinen Fallschirm<br />
Tandemsprung: Der freie Fall dauert ca. 40 sek.<br />
bis der Tandemmaster den Schirm öffnet<br />
Der Traum vom Fliegen – für den Menschen ist er längst Realität<br />
geworden. Im Flugzeug kann es jeder, doch manch einer<br />
setzt noch individuellere Maßstäbe. Fallschirmspringer erobern<br />
tatsächlich die Lüfte und erfahren am eigenen Leib, wie grenzenlos<br />
Freiheit sein kann.<br />
Bereits seit 40 Jahren bietet der Fallschirmsportclub<br />
Rheine e.V. die notwendige Infrastruktur<br />
für Springer in der Region<br />
und bildet den Nachwuchs aus. Zudem<br />
sind auch Tandemsprünge buchbar. Sie<br />
werden durch einen erfahrenen Springer,<br />
den Tandempiloten, begleitet und können<br />
per Kamera als Erinnerung festgehalten<br />
werden. Während bei Tandems standardisiertes<br />
„Leihgerät“ zum Einsatz kommt,<br />
kann Ausrüstung für den Eigenbedarf<br />
(Schirm, Gurtzeug, Anzug) ab 3.000 Euro<br />
gebraucht oder maßgefertigt um die 8.000<br />
Euro erworben werden.<br />
Häufig ist ein Tandemsprung der Einstieg<br />
in den Sport: „Wer sich einmal überwunden<br />
hat das Flugzeug zu verlassen, will den<br />
Adrenalinkick und die Aussicht immer<br />
wieder erleben“, versichern die Springer<br />
Laura Fromm und Christian Kielhorn.<br />
Neben dem Vereinsbeitrag zahlen die<br />
Sportspringer die Flüge je nach Höhe<br />
zusätzlich. Sprünge aus 3.500–4.000 m<br />
liegen bei etwa 30 Euro pro Lift für Vereinsmitglieder.<br />
Ein Tandemsprung kann<br />
für 195 Euro gebucht werden.<br />
Wie kommt es<br />
z um Höhenflug?<br />
Für Tandemsprünge gibt es kein Mindestalter.<br />
Allerdings darf eine Lizenzprüfung<br />
erst mit 16 Jahren abgelegt werden.<br />
Voraussetzung für den Erwerb einer<br />
unbefristet gültigen Lizenz durch den<br />
Deutschen Fallschirmverband (DFV)<br />
sind weiterhin ein Gesundheitszeugnis<br />
und eine Ausbildung – die konventionelle<br />
Ausbildung oder die sog. AFF Methode<br />
(Accelerated Freefall: beschleunigte Freifallausbildung).<br />
Einsteigen kann man jederzeit, denn<br />
pro Jahr werden sechs Grundkurse<br />
beim FSC Rheine angeboten. In verschiedenen<br />
Ausbildungsstufen (hier<br />
als Beispiel die AFF-Methode) sind 21<br />
Sprünge als Pflichtstunden vorgesehen,<br />
um die Erlaubnis für die Ablegung der<br />
beiden Prüfungssprünge zu erhalten.<br />
Der erste erfolgt aus einer Höhe von<br />
3.500-4.000 m, der zweite aus 1.500 m.<br />
In beiden Fällen muss der Prüfling im vereinbarten<br />
Zielradius von etwa 50 m landen.<br />
Zudem gibt es noch eine Theorieprüfung<br />
die bestanden werden muss. Die so<br />
genannten Absetzhöhen werden mittels<br />
der vereinseigenen Cessna <strong>18</strong>2 erreicht, in<br />
der neben dem Piloten vier Springer Platz<br />
finden.<br />
Was prüft der Rigger?<br />
Fallschirmspringen zählt zu den Extremsportarten,<br />
birgt aber weniger Verletzungsrisiko<br />
als manch „gewöhnlichere“<br />
Sportart. Sicherheit ist ein entscheidender<br />
Faktor, weshalb auch in<br />
Rheine größter Wert<br />
auf gründliche<br />
Vorbereitung<br />
gelegt wird.<br />
Teil jeder Ausbildung<br />
sind<br />
Trockenübungen<br />
wie die korrekte<br />
Freifallhaltung, Erken-<br />
Bidler links © Archiv FSC Rheine / Bild 4er RW Team © Georg Kotzolt // Fallschirmspringer weiß © Arrows, fotolia.de<br />
nen und Vermeiden von Risiken sowie der<br />
korrekte Umgang mit dem Höhenmesser,<br />
den jeder Springer am Handgelenk trägt,<br />
sowie dem Fallschirmsystem. Materialkunde<br />
ist ebenfalls verpflichtend, da Materialeigenschaften<br />
erheblichen Einfluss auf<br />
das Flugverhalten der Ausrüstung haben.<br />
Zudem erfolgt an jedem Sprungtag eine<br />
Orts- und Wettereinweisung und es gilt<br />
striktes Alkoholverbot. Da jeder Springer<br />
die Verantwortung für die eigene Ausrüstung<br />
trägt, ist die Prüfung des ganzen<br />
Systems (Gurtzeug, Haupt- und Reserveschirm)<br />
und das korrekte Packen lebenswichtig.<br />
Die gesamte Ausrüstung wird<br />
jährlich einer Art "TÜV Prüfung" durch<br />
einen Fallschirmwart („Rigger“) unterzogen:<br />
Neben möglichen Beschädigungen<br />
wird die Einhaltung der Altersbeschränkung<br />
durch den Hersteller geprüft.<br />
Gibt es Sportspringer<br />
mit Höhenangst?<br />
Tatsächlich gibt es Springer mit Höhenangst.<br />
Erst einmal in der Luft, verliert sich<br />
der Höhenbezug, berichtet ein betroffener<br />
Springer. Nach dem Absprung aus dem<br />
Lift kommt es für ca. 10 Sek. zur Beschleunigung,<br />
bis sich die Endgeschwindigkeit<br />
nach 200-300 m stabilisiert und die<br />
Springer für 40-50 Sek. in den konstanten<br />
Freifall wechseln. Bei ca. 1.000-1.500<br />
m Höhe wird der Fallschirm geöffnet.<br />
Während der 5-8minütigen Schirmfahrt<br />
kann die Aussicht genossen werden, bis<br />
der Gleitflug in einer Landung am Boden<br />
endet. Sportspringer springen häufig<br />
Formationen als Team und zeichnen<br />
ihre Sprünge für Trainingsanalysen und<br />
Jurybewertungen bei Wettbewerben mit<br />
der Kamera auf. Der Kappenflug gilt als<br />
eine der Königsdisziplinen: Hier werden<br />
die Schirmkappen bewusst für Figuren<br />
eingesetzt – eine riskante Herausforderung<br />
selbst für erfahrenste Springer. |<br />
Sina-Christin Wilk<br />
Fallschirmsportclub Rheine e.V.<br />
Tel.: 05971 / 991234 · www.fscrheine.de<br />
Luftsportverein Eschendorf e. V.<br />
Tel.: 05971 / 70530 · www.edxe.de<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
DER FLUGPLATZ<br />
Der Flugplatz Rheine-Eschendorf<br />
(EDXE) wird von Motorund<br />
Segelfliegern des Luftsportvereins<br />
Eschendorf und<br />
den Fallschirmspringern des<br />
Fallschirmsportclubs Rheine<br />
e.V. genutzt. EDXE ist ein<br />
beliebtes Ausflugsziel mit Anbindung<br />
an Fahrradrouten<br />
und Wanderwege. Während<br />
der Saison (April bis Okt.)<br />
können<br />
Tandemsprünge<br />
gebucht werden. Für Tandemgäste<br />
gilt eine Grenze<br />
von 90 kg / 190 cm. Die Vereinsspringer<br />
sind ganzjährig<br />
am Platz, um nach Absprache<br />
zu trainieren und zu springen.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> verlost einen<br />
Tandemfallschirmsprung für eine Person!<br />
Mehr zum Gewinnspiel auf Seite 51.<br />
« Nach der Ausbildung können größere Formationen<br />
gesprungen und verschiedene Disziplinen wie Freefly oder<br />
das RW-Springen erlernt werden<br />
45
KUNST & KULTUR<br />
KUNST & KULTUR<br />
Vergessene Bücher (6): Henry Jaegers Roman „Die Festung“<br />
Welcher Häftling schrieb sich frei?<br />
Seine Helden kamen von ganz unten: Henry Jaeger machte sich zum Anwalt der Menschen, die das<br />
Wirtschaftswunder vergessen und die Wohlstandsgesellschaft ausgestoßen hatte. Der Sohn eines Kupferschmieds<br />
wusste, von wem er schrieb.<br />
Mitte der 1950er<br />
Jahre hatte Henry<br />
Jaeger das Vorhaben,<br />
Medizin zu<br />
studieren endgültig<br />
aufgegeben und<br />
als Anführer der<br />
„Jaeger-Bande“<br />
eine Reihe Aufsehen<br />
erregender<br />
Raubüberfälle begangen.<br />
Er wurde<br />
zu zwölf Jahren<br />
Zuchthaus verurteilt<br />
und ausgerechnet<br />
hier<br />
erwachten Jaegers fast schon vergessene literarischen<br />
Ambitionen wieder zum Leben.<br />
Auf Zetteln und Toilettenpapier begann er zu<br />
schreiben – der Anstaltspfarrer schmuggelte<br />
die Texte nach draußen und ließ sie dem Verleger<br />
Kurt Dresch zukommen. So entstand<br />
Jaegers erster Roman „Die Festung“, der 1962<br />
erschien und zum internationalen Bestseller<br />
avancierte.<br />
Das Buch erzählt die Geschichte des<br />
Kriegs-Heimkehrers Hugo Starosta, der mit<br />
seiner Familie aus Ostpreußen geflohen ist.<br />
In einem Auffanglager versucht er, sein Le-<br />
ben wieder zu ordnen. Doch<br />
mit Bauernschläue ist im<br />
aufstrebenden Nachkriegsdeutschland<br />
nichts mehr zu<br />
gewinnen. Hugos „Transportunternehmen“<br />
trudelt schon<br />
bald einem traurigen Ende<br />
entgegen und die knallbunten Lebensträume<br />
seiner Kinder enden zwischen Erziehungsheim,<br />
Saisonarbeit und Straßenstrich.<br />
Ein halbes Jahrhundert später diskutiert<br />
Deutschland noch immer über Parallelgesellschaften<br />
und soziale Ausgrenzung.<br />
Trotzdem scheiterten bislang alle Versuche,<br />
wieder ein größeres Publikum für „Die Festung“<br />
zu begeistern. Dabei liefern Jaegers<br />
plastische Charaktere und Beschreibungen<br />
spannende Antworten auf die Frage, wie die<br />
Spaltung einer Gesellschaft entstehen und<br />
sich immer weiter verfestigen kann.<br />
Für den Autor selbst markierte der Roman<br />
jedoch eine der vielen Kehrtwenden seines<br />
ereignisreichen Lebens. Schon 1964 wurde<br />
„Die Festung“ unter dem reißerischen Titel<br />
„Verdammt zur Sünde“ mit Hildegard<br />
Knef und Martin Held<br />
verfilmt. Inzwischen hatte sich<br />
sogar der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident und spätere<br />
Bundeskanzler Kurt Georg<br />
Kiesinger für die vorzeitige Entlassung<br />
des Inhaftierten eingesetzt. Er „hoffe<br />
und wünsche, daß dieser Gnadenerweis<br />
dem Menschen und dem Autor Karl-Heinz<br />
Jaeger zum Glück gerät“, gab Kiesinger<br />
zu Protokoll. Tatsächlich ging es nun<br />
steil bergauf.<br />
Der „Festung“ folgten zahlreiche<br />
Kurzgeschichten und eine Reihe weiterer<br />
erfolgreicher Romane, so etwa<br />
Der Autor: Henry Jaeger<br />
„Rebellion der Verlorenen“ (1963), „Die bestrafte<br />
Zeit“ (1964) oder „Das Freudenhaus“<br />
(1966).<br />
Jaeger kam auf legalem Weg zu Reichtum, zog<br />
in die Schweiz und befreundete sich hier unter<br />
anderem mit dem Schriftsteller-Kollegen<br />
Erich Maria Remarque. Doch den Mechanismen<br />
des Literaturgeschäfts entkam er nicht.<br />
Die Kritiker, die einst seinen sozialkritischen<br />
Ansatz und den lakonischen Stil gefeiert hatten,<br />
tauschten ihre hymnischen Besprechungen<br />
immer häufiger gegen das Etikett „Trivialliteratur“.<br />
1995 erschien Jaegers letzter Roman<br />
„Schnee“, private Probleme, Alkohol und<br />
Spielsucht zehrten den Rest seines Vermögens<br />
auf. Am 4. Februar 2000 starb Henry Jaeger<br />
völlig verarmt in Ascona. | Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
JAEGER LESEN<br />
2012 erschien „Die Festung“, in<br />
einer schön gestalteten Neuauflage<br />
im B3-Verlag. Diese Fassung<br />
ist weiterhin lieferbar, außerdem<br />
gibt es bei B3 noch Restexemplare<br />
des Romans „Das Freudenhaus“.<br />
Alle anderen Werke von Henry<br />
Jaeger sind nur noch antiquarisch<br />
lieferbar – in der Unibibliothek<br />
Osnabrück können allerdings<br />
zahlreiche Titel, u.a. auch „Die<br />
Festung“ ausgeliehen werden.<br />
Bidler © B3-Verlag<br />
-Anzeigensonderseite-<br />
Plakate © Filmpassage Osnabrück // Kamera © fergregory // Kinosessel © peych_p; fotolia.de<br />
Wo laufen<br />
die Klassiker?<br />
An jedem letzten Donnerstag im Monat lässt die Filmpassage die Meisterwerke großer Filmregisseure wieder<br />
lebendig werden. So auch im Juli und August, wenn „Forrest Gump“ und „Scarface“ auf dem Programm stehen.<br />
Dazu gibt es die 3D-Premiere eines runderneuerten Kultfilms von James Cameron.<br />
27.07.<br />
Wann wurde das Narbengesicht<br />
in Deutschland salonfähig?<br />
Brian de Palmas Klassiker „Scarface“ war seit<br />
seinem Start am 9. März 1984 in Deutschland<br />
nur in einer um 15 Minuten gekürzten<br />
Version zu sehen. Die Szenen des amerikanischen<br />
Originals galten als zu brutal, dem Film<br />
haftete außerdem der Ruf an, das Gangstertum<br />
zu glorifizieren. Düster, krude und<br />
gewaltbesessen, urteilte auch das „Lexikon<br />
des internationalen Films“ – sehr zum Unwillen<br />
der „Scarface“-Fans in aller Welt.Erst<br />
2011 wurde der Film vom Index gestrichen<br />
und durfte seitdem in der Originalfassung<br />
(mit Freigabe ab <strong>18</strong> Jahren) ausgestrahlt und<br />
vertrieben werden.<br />
Filmpassage<br />
Osnabrück<br />
Malte Gertje<br />
(Betriebsleitungsassistent)<br />
Johannisstraße 112-113<br />
49074 Osnabrück<br />
Hotline: 03871 – 211 40 40<br />
www.filmpassage.de<br />
31.08.<br />
Wie ging es mit<br />
Forrest Gump weiter?<br />
Für den amerikanischen Schriftsteller Winston<br />
Groom war die Verfilmung seines 1986<br />
erschienenen Romans „Forrest Gump“ eine<br />
der viel zitierten Schachteln Pralinen, bei<br />
denen niemand weiß, was drinsteckt. Zwar<br />
katapultierte der erfolgreiche Film das Buch<br />
- acht Jahre nach seinem Erscheinen - in die<br />
Bestseller-Liste der „New York Times“. Allerdings<br />
bekam der Autor von den Einspielergebnissen<br />
des Films wegen ungünstiger Verträge<br />
nicht allzu viel ab. 1995 schrieb Groom<br />
den Roman „Gump & Co.“, der die Lebensgeschichte<br />
von Forrest fortsetzt. Paramount<br />
kaufte die Rechte, Drehbuchautor Eric Roth<br />
und Regisseur Robert Zemecki saßen schon<br />
über dem Drehbuch und doch wurde aus Teil<br />
<strong>II</strong> nichts – bisher …<br />
Jeden letzten<br />
Donnerstag im<br />
Monat | 20.30 Uhr<br />
Eintritt:<br />
6 €<br />
Special: Dienstag,<br />
29.08.<br />
Wo kämpft T-800 in 3D?<br />
Das Original spielte 1991 mehr als 500<br />
Millionen Dollar ein und wurde mit vier<br />
Oscars ausgezeichnet. Doch Perfektionist<br />
James Cameron wollte mehr und ging ein<br />
Vierteljahrhundert später daran, „Terminator<br />
2“ in die vielleicht beste 3D-Konvertierung<br />
aller Zeiten zu verwandeln.<br />
Cameron hatte in dem 13-minütigen Terminator-Ableger<br />
“T2 3-D: Battle Across Time”<br />
(1996) erstmals mit der neuen Technik<br />
experimentiert. Nun verspricht der Kult-<br />
Regisseur allen Fans „ein komplett neues,<br />
aufregendes und intensives Seherlebnis!“<br />
| Jessica Stegemann<br />
Vorverkaufsstart ab<br />
01.08.17<br />
Kinoerlebnis in<br />
3D<br />
47
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Hallo, wie geht‘s?“<br />
"<br />
GRÜSSE AUS DER REGION!<br />
Wohin führt die<br />
Kreislaufwirtschaft?<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Ein Diplom-Chemiker aus Münster bekam im Mai 1961 diese Postkarte aus Bad<br />
Rothenfelde. Sie beginnt mit der Anrede „Mein lieber Junge!“, aber ob hier tatsächlich<br />
die Frau Mama schrieb, lässt sich leider nicht mehr entziffern. Dass es<br />
den Absendern im <strong>Osnabrücker</strong> Land gefiel, ist allerdings offensichtlich. Man<br />
habe sogar schon zugenommen, heißt es im eng geschriebenen Kartentext. Auf<br />
der Vorderseite ist das „idyllische Cafe-Restaurant zum Forstgarten“ zu sehen.<br />
Das 1910 erbaute, zunächst von Heinrich Noltmann betriebene Haus war über<br />
mehrere Jahrzehnte ein beliebtes und häufig gebrauchtes Postkartenmotiv. Auf<br />
dieser Variante sehen wir, in zeittypischem Schwarz-Weiß, das Café und Gesellschaftszimmer<br />
(oben) sowie das Weinzimmer. Wie sich das heutige „Cafe Hotel<br />
Garni Forstgarten“ darstellt, erfährt man vor Ort – oder auch auch im Internet:<br />
www.forstgarten.jimdo.com | Thorsten Stegemann<br />
Bild Kohl © commons.wikimedia.org // Unterschrift © Thorsten Stegemann | Postkarte: Privatarchiv<br />
Karikatur © Marcus Wolf, www.Fritz-Wolf.de<br />
Seit Anfang der 1990er Jahre wird über ihn gestritten: Leistet der Grüne<br />
Punkt einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz? Oder ist diese Art der<br />
Mülltrennung einfach nur umständlich, teuer und obendrein noch ökologisch<br />
überholt? Das Unternehmen selbst sieht sich gern als „Vordenker der<br />
Kreislaufwirtschaft“. Fritz Wolf hatte auf den ersten Blick etwas Ähnliches –<br />
auf den zweiten aber doch wieder etwas ganz Anderes im Sinn, als er 1993 seine<br />
Version von gesicherter Entsorgung zu Papier brachte. | Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
KARIKATURIST FRITZ WOLF<br />
Fritz Wolf wurde 19<strong>18</strong> in Mülheim<br />
an der Ruhr geboren.<br />
Er starb am 23. Dezember 2001<br />
in Bad Rothenfelde. Im Vorfeld<br />
seines 100. Geburtstages erinnert<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ in<br />
jeder Ausgabe an den großen<br />
Karikaturisten.<br />
Wer trug sich ins<br />
Goldene Buch ein?<br />
Teil <strong>18</strong>: Helmut Kohl<br />
6.500 hörten – 500 störten, notierte der Berichterstatter der „Neuen <strong>Osnabrücker</strong><br />
Zeitung“, dessen Sympathien im Juni 1984 erkennbar nicht<br />
auf Seiten der „jugendlichen Störenfriede“ lagen. Helmut Kohl hatte im<br />
Vorfeld der Europawahl eine Rede auf dem Marktplatz gehalten und<br />
war von den lautstarken Gegendemonstranten ebenfalls wenig begeistert.<br />
„Was uns ins Haus steht, wenn dieser Pöbel die Macht in unserem<br />
Staat erringt, das wird uns hier vor Augen geführt“, schimpfte der konfrontationsbereite<br />
Bundeskanzler.<br />
Gleichwohl fand Kohl, der am 16. Juli <strong>2017</strong> im Alter von 87 Jahren verstarb,<br />
auch versöhnliche Worte. Man habe aus der Geschichte gelernt,<br />
dass es nie wieder einen Krieg in Europa geben dürfe. Anlässlich dieses<br />
Besuches trug sich der der spätere „Kanzler der Einheit“ ins Goldene<br />
Buch der Stadt ein. Im Laufe der Jahre absolvierte er insgesamt sechs<br />
Helmut Kohl<br />
© TRÄGERGEMEINSCHAFT „500 JAHRE REFORMATION – OSNABRÜCK“<br />
<strong>2017</strong><br />
?<br />
WAS IST<br />
2016 <strong>2017</strong><br />
Wahlkampfauftritte in Osnabrück. | Thorsten Stegemann<br />
500 JAHRE REFORMATION | REGION OSNABRÜCK<br />
www.<strong>2017</strong>osnabrueck.de<br />
48<br />
49
Bemerkungen:<br />
Motiv vom Autor<br />
Hüvener Mühle<br />
(Deutschland).<br />
AUTOR<br />
ISBN 978-3-8392- XXX-X € 14,99 / 15,50 [A]<br />
AUTOR<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong><br />
steckt in Ihnen?<br />
Mit dem Flugzeug<br />
reisen<br />
Ein Ereignis, dass<br />
unbeabsichtigt<br />
geschieht<br />
& Schaden<br />
anrichtet<br />
Erste<br />
Mahlzeit des<br />
Tages<br />
Was wurde in<br />
Georgsmarienhütte<br />
erzeugt?<br />
Personen<br />
die in<br />
einem Betrieb<br />
beschäftigt<br />
sind<br />
13<br />
Lösungswort:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten nicht vergessen ...<br />
Auch dieses Mal können Sie mit dem<br />
regionalen Kreuzworträtsel Ihr (vielleicht<br />
gerade erst neu gelerntes?) <strong>Wissen</strong> testen und<br />
unter Beweis stellen. Mit etwas Glück gewinnen<br />
Sie sogar einen der attraktiven Preise, die<br />
wir mit freundlicher Unterstützung einiger<br />
unserer Partner verlosen (siehe rechte Seite).<br />
50<br />
Transport von<br />
Personen oder<br />
Gütern durch<br />
die Erdatmosphäre<br />
"Spielzeug" im<br />
Diözesanmuseum<br />
Fallschirmsprung<br />
zu<br />
zweit<br />
12<br />
der gepolsterte<br />
Sitz,<br />
auf dem ein<br />
Reiter sitzt<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Freund<br />
10<br />
11<br />
2<br />
den inneren …<br />
überwinden<br />
Teil des<br />
Mittelmeeres<br />
zwischen<br />
Balkan und<br />
Italien<br />
3<br />
Sehnlichster<br />
Wunsch, etwas<br />
zu besitzen<br />
6<br />
Zu<br />
beweisende<br />
Behauptungen<br />
Was wird<br />
Praxisnah im<br />
Gymnasiums<br />
Oesede<br />
unterrichtet<br />
Bezeichnung<br />
für<br />
verschiedene<br />
Schnittkäse<br />
Wir haben etwas<br />
gegen Schmerzen!<br />
Was verursacht<br />
das Pochen des<br />
Blutes an den<br />
Gefäßwänden<br />
Einsendeschluss: 28. September <strong>2017</strong><br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Sollten<br />
mehr richtige Antworten eingehen als Preise<br />
zur Verfügung stehen, entscheidet das Los.<br />
Das Redaktionsteam wünscht viel Erfolg!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Auszahlung der Preise in bar.<br />
Mitarbeiter und Angehörige der teilnehmenden Unternehmen sind<br />
von der Verlosung ausgeschlossen.<br />
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Schicken Sie uns einfach das Lösungswort<br />
sowie Ihre Kontaktdaten per E-Mail an:<br />
gewinnspiel@osnabruecker-wissen.de<br />
Alternativ auch gerne per Post:<br />
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welche(n) der Preis(e) Sie am liebsten gewinnen möchten. Bei der Auslosung versuchen<br />
wir daraufhin, die Preise den Gewinnern möglichst passend zuzuordnen.<br />
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