Wiederaufführung von - Neue Visionen Filmverleih
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Kurzinhalt:<br />
Wenn Bogart seine verloren geglaubte Ingrid Bergman in den Armen hält, dann warten alle gespannt und<br />
gerührt auf den bekannten Satz, dass er ihn ihr sogleich hinhauchen möge: „Schau mir in die Augen,<br />
Kleines.“ ... und kollektives Seufzen erfüllt den Saal; ... dennoch, das spannende, zuweilen witzige<br />
Melodram mit zeitgeschichtlichem Hintergrund besticht durch optisches Raffinement, darstellerische<br />
Präzision, dramaturgisches Timing und atmosphärische Dichte. Casablanca 1941; Treffpunkt <strong>von</strong><br />
Verfolgten, Abenteurern, Widerstandskämpfern, Faschisten, Mitläufern – und der Ort des Wiedersehens<br />
zweier Liebender: Rick und Ilsa. Rick – der zynische Amerikaner - betreibt eine Bar, in der sich, sobald es<br />
dunkel geworden ist, ganz Casablanca trifft. Ilsa, die Frau des Widerstandskämpfers Victor Laszlo, kommt<br />
mit ihrem Mann nach Casablanca, um dort in das rettende Flugzeug nach Lissabon zu steigen. Ihr<br />
Problem ist, sie haben kein Visum und die Nazis sind ihnen auf den Fersen. In ihrer Verzweiflung wendet<br />
sich Ilsa an Rick. Sie hatten sich ein Jahr zuvor in Paris verliebt. Ilsa dachte damals, ihr Mann sei in einem<br />
KZ umgekommen. Als sich herausstellte, dass er noch am Leben ist und sie braucht, verließ Ilsa Rick. In<br />
Casablanca flammt ihre Liebe erneut auf, doch diesmal entscheidet Rick. Nachdem er die Visa vom<br />
Polizeipräfekten Renault erpresst hat, fährt er mit diesem und dem Ehepaar zum Flughafen. In einer<br />
spannungsgeladenen und dramatischen Szene bringt er Ilsa dazu, Casablanca mit Victor zu verlassen.<br />
Zwischen Rick, der bleibt, und Renault, beginnt „eine wundervolle Freundschaft“ ...<br />
„Schau mir in die Augen, Kleines“ ist wohl das bekannteste Filmzitat in der Geschichte des Kinos<br />
überhaupt. „Casablanca“ ist der Klassiker und Kultfilm schlechthin – ihn muss man im Leben mindestens<br />
einmal gesehen haben und bekommt da<strong>von</strong> nicht genug. Zeitlose Ingredienzen wie verlorene Liebe,<br />
Intrigen, Geheimnisse und Melodrama vermischen sich vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und<br />
dank der <strong>von</strong> Max Steiner interpretierten Musik (As Time Goes By) zu einer unvergleichbaren filmischen<br />
Delikatesse. Hervorragende Schauspieler wie Humphrey Bogart (Rick/Richard Blaine), Ingrid Bergman<br />
(Ilsa Lund), Paul Henreid (Victor Laszlo), Sydney Greenstreet (Ferrari), Claude Rains (Captain Louis<br />
Renault), Peter Lorre (Ugarte) und Conrad Veidt (Major Strasser) tragen das ihre zum beispiellosen Erfolg<br />
„Casablancas“ bei. Der Film wurde mit drei Oscars in den Kategorien bester Film, bestes Drehbuch und<br />
beste Regie ausgezeichnet.<br />
USA; 1942; s/w; 104 min<br />
NEUE VISIONEN <strong>Filmverleih</strong>, Sörgel/Frehse GbR, Schliemannstr.5, 10437 Berlin, BR Deutschland<br />
Tel.:(030) 44 00 88 44, Fax.:(030) 44 00 88 45, e-mail: info@neuevisionen.de, www.neuevisionen.de
Hintergrundinformationen<br />
Am 11. März 1938 proklamierte Hitler den Anschluss Österreichs an das großdeutsche Reich. In den<br />
Sommerferien kratzte Murray Burnett sein Geld zusammen, um mit seiner Frau nach Europa zu reisen und<br />
zu sehen, wie es den Verwandten in Belgien und Wien angesichts der beunruhigenden Veränderungen<br />
ging. Die Verhältnisse in Österreich überstiegen ihre schlimmsten Befürchtungen. Die Burnetts trafen hier<br />
mit den Leuten zusammen, die zu „Untermenschen“, „Nicht-Ariern“, „Entarteten“ gemacht wurden: Juden,<br />
Kirchenleute, Intellektuelle, Künstler, die alle vom emigrieren sprechen. Wer tatsächlich ins Ausland gehen<br />
kann, entscheidet sich letztendlich nach finanziellen Kriterien. Murray hörte <strong>von</strong> ihren Schicksalen und den<br />
heimlichen Flüchtlingsrouten, die sich durch Europa, über die Alpen nach Frankreich, <strong>von</strong> Marseille nach<br />
Marokko, <strong>von</strong> dort nach Lissabon und in die Staaten ziehen. Die Burnetts konnten ihren Verwandten nicht<br />
helfen und reisten vor ihrer Rückkehr nach New York weiter nach Frankreich an die Côte d´Azur. Sie<br />
sehnten sich nach etwas Zerstreuung und trafen in einem Vorort <strong>von</strong> Nizza auf den Club „La belle Aurore“,<br />
in den Klippen mit Blick übers Mittelmeer. Es war der Geheimtip eines Landsmannes. Ein schwarzer<br />
Sänger aus Chicago spielte Blues „As Time Goes Bye“ – ein Lieblingslied <strong>von</strong> Murray aus seiner<br />
Collegezeit, wobei ihm die Absurdität der Clubszene bei dem Liedtext um so deutlicher vor Augen trat: Ein<br />
Kuss bleibt immer ein Kuss ... Die Gäste tranken, lachten, amüsierten sich in allen möglichen Sprachen<br />
und keiner schien wahrhaben zu wollen, dass sie am Abgrund saßen ...<br />
Zurück in New York erzählte er Joan Alison alle Details. Sie hatte er im Atlantic Beach Club kennen<br />
gelernt. Joan Alison gehörte zur vornehmsten Gesellschaft und verkehrte in Künstlerkreisen. Zuvor hatte<br />
sie bereits versucht, ihm bei einem anderen Stück zu helfen, wodurch sie zu einem Team, zum<br />
Autorenpaar wurden. Die beiden überlegten nun, wie sie die Thematik aufbereiten können und<br />
beschlossen zunächst, daraus einen Spionagethriller zu machen „A Million to One“. Und Murray Burnett<br />
hatte diesmal einen ganz bestimmten Broadway-Regisseur im Auge, den er das Script anbieten möchte:<br />
Otto Preminger, 33 Jahre alt, 1935 aus Wien immigriert, Anti-Nazi, Schüler und Assistent vom Max<br />
Reinhardt. Er erhielt 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft, unterschrieb bei der 20th-Century-Fox<br />
einen Vertrag als Produzent-Regisseur, 1953 wurde er selbständiger Produzent und nur noch der<br />
„Hitmaker“ genannt. Er entdeckte Jean Seberg und machte eine Menge unvergesslicher Filme. Dieser<br />
Mann war begeistert <strong>von</strong> dem Stück, wollte jedoch einige Änderungen vornehmen. Burnett und Alison<br />
verloren im Verlauf der Story-Konferenzen den Enthusiasmus und schrieben eine neue Geschichte: ein<br />
Drama über Liebe und Flüchtlinge. Als sie damit auf Preminger einredeten, verlor er die Geduld, brüllte<br />
das Autorenpaar an und verabschiedete sich so <strong>von</strong> der zukünftigen Filmlegende. „A Million to One“<br />
scheiterte, weil in Amerika die Zeit der „Vogel-Strauss-Politik“ einzog: Die Medien wurden kontrolliert, es<br />
sollte keine Anti-Nazi-Propaganda geben. Der zweite Flop für die Autoren, jedoch waren sie ja bereits an<br />
dem neuen Stoff, der auch durch das Wheeler-Komitee gehen würde als Romanze. Der Schauplatz<br />
Frankreich fiel jetzt aus, da Frankreich inzwischen auch besetzt war. So ging Murray auf der<br />
Flüchtlingsroute weiter, der Platz vor Lissabon war: Casablanca – eine sarkastische, zynische, abstruse<br />
Oase, eine korrupte Stadt, ein Mekka der Jäger und Gejagten. Zumindest auf dem Papier wird die Stadt<br />
<strong>von</strong> der Vichy-Regierung kontrolliert, die mit den Nazis kollaboriert, so hat der Ort einen Ausnahmestatus.<br />
Die beiden Autoren hatten den Traum, ein Stück für den Broadway zu schreiben, aber die Produzenten<br />
reagierten nicht. Ihre Agentin war der Meinung, es handele sich um erstklassiges Filmmaterial. So boten<br />
sie das Stück entnervt Hollywood an. Sie verkauften die Rechte für 20.000 $ an Warner Brothers. Ab da<br />
an hatten sie keinen Einfluss mehr auf das Stück/den Film.
Das Drehbuch<br />
Die neuen Drehbuchautoren bedachten dann den Nachtklub in Paris mit den Namen „La Belle Aurore“, in<br />
dem sich Ilsa, Rick und Sam begegnet waren. Was im Film dazukam, waren die Basarszenen, die<br />
beunruhigende Präsenz der Vichy- und Nazitruppen und deren Gewalt, wenn etwa der Emigrant ohne<br />
Papiere an der Mauer erschossen wird oder Ugarte (Peter Lorre) einen Verfolger abknallt. Howard Koch,<br />
der für das Drehbuch den Oskar bekam, schrieb in seinem 1973 erschienenen Casablanca-Buch, dass es<br />
zu Beginn der Dreharbeiten kein komplettes Drehbuch gab, was Curtiz sehr störte: „Als die Dreharbeiten<br />
aber dann in vollem Gange waren und immer mehr Text eintraf, passierte etwas, das üblich war bei<br />
Regisseuren und Produzenten: Curtiz wurde unsicher, bekam Zweifel, überlegte hin und her, ob man es<br />
nicht auch anders drehen könnte, und zeigte das immer noch unvollendete Script allen möglichen Leuten.<br />
Die gaben ihren Senf dazu, der Text wurde geändert - und ich dachte bei mir: Nun gut, wenn das so ist,<br />
dann bekommst du eben keine Seite mehr, dann machen wir es wie am Anfang. Du wartest auf jede Seite,<br />
und dann hast du so wenig Zeit zum Drehen, dass du es dir gar nicht mehr erlauben kannst, am Text<br />
herumzufummeln.“<br />
Henreid, der den Ehemann <strong>von</strong> Ilsa spielt und das Original-Drehbuch besitzt, sagte: „Was heute so<br />
aussieht wie melodramatische Perfektion, das war oft unproduktives Chaos. Manchmal drehten wir<br />
Szenen, die am nächsten Tag nicht mehr passten – obwohl sich Curtiz solche Mühe gegeben hatte! Also<br />
drehten wir die Szene zwei oder sogar drei Tage später erneut, anders, denn inzwischen war wieder Text<br />
eingetroffen und jeder wusste, wie´s weiterging.“ Dauernd landeten frische Drehbuchseiten bei Henreid<br />
mit dem Anliegen Curtiz „´Mach´s flüssiger! Viel flüssiger, ich hab´ nicht so viel Zeit.` Also strich ich an,<br />
was mir nicht gefiel, machte einen Vorschlag, und Mike drehte dann fast immer meine Version.“<br />
Umberto Eco – italienischer Schriftsteller - fand bei seiner Casablanca-Analyse 1984 heraus, dass dieses<br />
Dilemma, was Curtiz selbst wohl gar nicht auffiel – sich im Film verewigt findet:<br />
Ilsa erzählt Rick, warum sie damals nicht auf dem Bahnhof war, und fragt: „Can I tell You a story?“<br />
Und nach einer kleinen Pause: „I don´t know the finish yet.“<br />
Rick: „Well, go on, tell it. Maybe one will come to You as You go along.” (… Vielleicht fällt dir beim<br />
Erzählen einer – ein Schluss - ein.) Genauso war´s. Das Originaldrehbuch enthält noch nicht den<br />
berühmten Schluss: „Louis, ich glaube das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“<br />
Der Weg zum Kultfilm<br />
„Casablanca“ hatte seine Uraufführung bereits im November 1942, obwohl es seine Premiere erst am 23.<br />
Januar 1943 in Manhatten im „Hollywood-Theater“, welches Warner Brother selbst gehörte, haben sollte<br />
und ab diesem Zeitpunkt auch erst in anderen Kinos lief. Die 1.500 Sitzplätze waren zehn Wochen lang<br />
ausverkauft. Die Einnahmen betrugen rund 225.000 $ - für damalige Verhältnisse eine gewaltige Summe.<br />
Im gesamten Jahr 1943 spielte der Film 3,7 Mio $ ein. Auch wenn Warner in den Jahren der weltweiten<br />
Casablanca-Flaute die Filmrechte an das Fernsehen zu Dumpingpreisen verkaufte (1.000$), so spielte er<br />
doch insgesamt ca. eine halbe Milliarde Dollar ein.<br />
Er war aber nicht <strong>von</strong> Anfang an ein Kultfilm. So wurde er zwar 1948 immer wieder unter die zehn besten<br />
Filmen aller Zeiten gewählt, aber es reichte nur selten für den Platz auf dem Treppchen – er konnte es mit<br />
„Panzerkreuzer Potemkin“ nicht aufnehmen. Das liegt sicher an der eher „salopp“ gehandhabten Story mit<br />
historischen Ungenauigkeiten. Im Gegensatz zur historischen Realität spielte Casablanca im unbesetzten<br />
Frankreich (Marokko), wo verfolgte Personen verzweifelt auf der Suche nach Ausreisevisa sind und<br />
korrupte Funktionäre, zwielichtige Figuren und Kriminelle ihren Vorteil daraus zu ziehen versuchen.<br />
Bezeichnend dafür ist auch die Kleidung <strong>von</strong> Victor Laszlo und Ilsa: Er im gut gebügelten Tropenanzug,<br />
sie in eleganter Haute Couture. Sieht so ein ehemaliger KZ-Häftling aus mit seiner Frau auf der Flucht?<br />
Warner Brother entschuldigten dies später damit, dass es damals in Hollywood so üblich war, die Stars<br />
groß anzuziehen, die Zuschauer hätten das so gewollt.<br />
Ingrid Bergmann hat den Film wohl ganz zutreffend charakterisierte: „Dies ist auch heute noch ein<br />
attraktiver Film wegen seiner Sentimentalitäten und so. So etwas fehlt in modernen Filmen. In Casablanca<br />
bekommt der Zuschauer alles – <strong>von</strong> der Liebesgeschichte bis zum Heldenepos, vom Mordfall bis zu ...- ich
weiß nichts was. Der Film ist so raffiniert geschnitten, dass nicht einen Moment Langeweile aufkommt.<br />
Nicht ein Meter an Casablanca ist zu lang!“<br />
Zu seiner heutigen Popularität verhalf „Casablanca“ vor allem das Fernsehen. Es ist das Verdienst des<br />
Fernsehens, den Film rekonstruiert und gerettet zu haben. 1952 gelangte eine nämlich eine gekürzte und<br />
in der Synchronisation verfälschte Fassung in die bundesdeutschen Kinos: Alle Hinweise auf<br />
Nationalsozialismus und Vichy-Regime waren getilgt, die politischen Konflikte zu einer Agentengeschichte<br />
vereinfacht und der Widerstandskämpfer in einen norwegischen Atomphysiker verwandelt. Erst Mitte der<br />
70er Jahre ermöglichte eine Neusynchronisation den Zugang zur authentischen Fassung des inzwischen<br />
zum Kultfilm avancierten Werkes. Bis zum Jahr 1977 wurde Casablanca zum im Fernsehen<br />
meistgespielten Film. Dort lief der Film also im Vergleich zum Kino häufiger. Achtzehnmal wurde<br />
„Casablanca“ zwischen Oktober 1968 und März 1989 in der BRD ausgestrahlt, wobei die ARD die<br />
Aufführung der Originalversion mit folgendem Text einführte:<br />
„Die unvermindert wirksame außergewöhnliche Attraktivität resultiert wohl hauptsächlich aus der<br />
geglückten Verflechtung verschiedenartiger Motivations-Ketten und Genre-Merkmalen, getragen <strong>von</strong><br />
Dialogen, deren Pointenreichtum schon die Drehbuchlektüre zum seltenen Vergnügen werden lässt ...<br />
Solcher Überlegungen bedarf es allerdings gar nicht unbedingt, um den Reiz diese perfekt gebrauchten<br />
Unterhaltungsfilms empfinden zu können, dessen Figuren-Arsenal voller zwielichtiger Typen steckt, die<br />
ironische und doppelbödige Dialoge miteinander führen und den Zuschauer immer wieder Parallel-<br />
Entwicklungen und Nebenhandlungen entdecken lassen, in denen die Charakteristika der Protagonisten<br />
gespielt werden oder ins Extreme verstärkt auftreten. Zweifellos muss auch noch die Besetzung der<br />
kleinsten Rollen mit hervorragenden Charakterschauspielern als Glücksfall betrachtet werden, ohne den<br />
vor allem der Eindruck <strong>von</strong> beschwingter Leichtigkeit im rhythmischen Ablauf wohl kaum hätte zustande<br />
kommen können. Michael Curtiz ... empfindliches Gespür für Licht- und Schattenwirkung, besonders aber<br />
seine Fähigkeit, Geschichten attraktiv zu erzählen und jeweils auf dem Höhepunkt dramatischer oder<br />
romantischer Spannung Tempo und Stimmung zu verändern und so die Emotionen der Zuschauer einem<br />
ständigen, faszinierenden Wechsel auszusetzen, das kommt am stärksten in Casablanca zur Geltung.“<br />
Dieser Umstand trug sicher eine Menge dazu bei, dass der Film in allen Kreisen so beliebt ist – also zum<br />
einen im Alltag(sbewußtsein) der Menschen integriert ist und gleichzeitig aber auch <strong>von</strong> Intellektuellen<br />
zitiert wird. Wie bereits erwähnt, hat sich Eco mit dem Film in den 80ern ausführlich beschäftigt, aber auch<br />
Godard war begeistert vom „film noir“. Die Frage ist, ob „Casablanca“ dem „film noir“ zugeordnet werden<br />
kann. Nun ist die Definition <strong>von</strong> dem, was „film noir“ ist, sehr umstritten. Aber wenn wir uns auf Paul<br />
Schrader beziehen, könnten wir damit eine bestimmte Periode der Filmgeschichte (40-50er Jahre) des<br />
Hollywood-Kinos mit transgenerischen Charakter (also Vermischung <strong>von</strong> Melodram, Gangster-, Detektiv-,<br />
Polizeifilm) bezeichnen. „Casablanca“ fällt <strong>von</strong> der Story etwas aus dem Rahmen, denn er bezieht sich<br />
nicht wie viele andere auf Kurzromane der hard-boil school of fiction, die Anfang der 20er Jahre als<br />
Massenheftchen auf dem Markt kamen, und in denen es um Verbrechen, Gewalt, menschliche Perversität,<br />
existentielle Verunsicherung der Helden, Suche nach Wahrheit, Lösung der Kriminalfälle mit Hilfe der<br />
Intuition etc. geht. Jedoch werden diese Themen bzw. die Entstehung dieser Filme auch mit der<br />
Desillusionierung der amerikanischen Gesellschaft in Zusammenhang gebracht (Erster Weltkrieg,<br />
Börsenkrach 1929 etc.). Und in diesem Zusammenhang spielt der Film eine zentrale Rolle, da er nach der<br />
Periode des Schweigens über den Nazismus (s.o.), dann auch als Propagandafilm dient, um die<br />
Amerikaner auf den Eingriff in den Zweiten Weltkrieg vorzubereiten.<br />
Worauf ich hinausmöchte ist, dass diesen Filmen – und so auch „Casablanca“ - eine Art Doppelcharakter<br />
anhaftet: Wir haben es mit Hollywood zu tun, so dass es eben bezeichnend ist, dass die Schauspieler gut<br />
angezogen sein müssen, um angeblich Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen (s.o.). Auf der anderen<br />
Seite haftet den Filmen etwas explizit Künstlerisches an. Dies kommt auch zum großen Teil daher, dass es<br />
zu dieser Zeit Hollywood gelingt, große europäische Regisseure, Kameraleute, Filmschauspieler und<br />
andere Filmleute zu vereinnahmen, die hauptsächlich Emigranten waren. Deshalb wird beim „film noir“<br />
auch immer der deutsche Einfluss gerade des Expressionismus diskutiert, und damit der Eingang der<br />
Meister <strong>von</strong> Licht und Schatten in den amerikanischen Film.
Dies alles kommt nun in „Casablanca“ in bestimmter Art und Weise zusammen. Der Film kann nicht wie<br />
andere vom Thema her als Kritik am US-Kapitalismus aufgefasst werden, wie es <strong>von</strong> französischen<br />
Intellektuellen, die den Name „film noir“ überhaupt erfunden haben (Nino Frank), vom Hollywood-Kino<br />
dieser Zeit getan wird. Jedoch handelt es sich um eine Kritik am Nazismus. Der Regisseur Michael Curtiz –<br />
Ungar und Jude – ist zwar nicht in dem Sinne ein Exilant, weil er bereits 1926 in Hollywood engagiert<br />
worden war, hat aber wie andere Exilanten in Europa und auch in Österreich filmisch gearbeitet. Das<br />
Engagement basierte nämlich auf Curtiz´ Film „Die Sklavenkönigin“, eine österreichische Produktion, die<br />
dort das Ende des Monumentalstummfilmes einläutete. An „Casablanca“ wird dann auch, was eben für<br />
den „film noir“ typisch ist und auf die europäisch/deutsche Tradition zurückgeführt wird, das Spiel <strong>von</strong><br />
Licht/Schatten hervorgehoben, was sich u.a. auszeichnet durch lange Schatten, extreme und<br />
ungewöhnliche Einfallswinkel, Lichtspiel auf den Gesichtern. Auch andere Umstände weisen auf Parallelen<br />
zum „film noir“ hin: Curtiz drehte bereits 1933 „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ und später<br />
Filme wie „Chikago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“ (1938). Es handelt sich bei letzterem um einen<br />
Klassiker des amerikanischen Gangsterfilmes, wobei der soziale Hintergrund als Nährboden krimineller<br />
Karrieren aufgezeigt wird, so dass sich dieser eindeutiger in die Periode des „film noir“ einordnen lässt,<br />
wobei das Wachsfigurenkabinett noch eher als Erbe des Expressionismus aufscheint. In Chikago<br />
engagiert Curtiz auch wieder Humphrey Bogart, der den „film noir“ so gut wie persönlich verkörpert. In<br />
„Casablanca“ selbst spielt auch Peter Lorre, der wiederum die Verbindung zum Expressionismus herstellt,<br />
da er bei Fritz Lang bereits in „M“ den „Psychopathen“ darstellte (s.u.). Als letzter Hinweis, den ich hier<br />
anführen möchte, mag gelten, dass der Kameramann Arthur Edeson auch Fotograf beim Film des „film<br />
noir“ schlechthin war, nämlich beim „Malteser-Falken“ (1941). Ich habe versucht, feine Linien zu zeichnen,<br />
die einen Erklärungsansatz bieten können, was „Casablanca“ noch ausmacht – außer der populärste<br />
Hollywoodstreifen zu sein. „Casablanca“ ist also nicht nur hochkarätig besetzt, sondern Hollywood konnte<br />
zu der damaligen Zeit auch einige der besten Filmschaffenden des westlichen Europas unter seinem<br />
System vereinigen, ihnen die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stellen (beschnitt aber gleichzeitig<br />
deren kreative Entfaltung). Dies können wir in „Casablanca“ sehen , was einen großen Reiz des Films<br />
ausmacht.
Besetzung:<br />
Ilsa Lund-Laszlo Ingrid Bergmann<br />
Richard „Rick“ Blaine Humphrey Bogart<br />
Victor Laszlo Paul Henreid<br />
Capitaine Louis Renault Claude Rains<br />
Major Heinrich Strasser Conradt Veidt<br />
Sam, Pianist Dooley Wilson<br />
Se�or Ferrari Sydney Greenstreet<br />
Ugarte Peter Lorre<br />
Oberkellner Carl S. Z. Sakall<br />
Y<strong>von</strong>ne Madeleine Le Beau<br />
Stabliste:<br />
Regie: Michael Curtiz<br />
Drehbuch: J. J. & P. G. Epstein, H. Koch, A. Maltz, C. Robinson<br />
Autoren des Theaterstücks Joan Alison & Murray Burnett<br />
„Everybody comes to Rick´s“:<br />
Kamera: Arthur Edeson<br />
Schnitt: Owen Marks<br />
Ton: Francis J. Scheid<br />
Musik: Max Steiner<br />
Produzent: Hal B. Wallis<br />
Executive Producer: Jack L. Warner
Michael Curtiz<br />
Regisseur<br />
Bei den Dreharbeiten zu Casablanca kam es aufgrund der Schwierigkeiten <strong>von</strong> Curtiz mit der englische<br />
Sprache häufig zu Missverständnissen. Einmal ging es um eine Straße in Casablanca. Michael Curtiz<br />
besah sich die Szene und sagte: „Alles ganz hübsch, but I want a poodle.“ Der Requisiteur erwiderte<br />
daraufhin erregt, dass sie keinen hätten, worauf Curtiz ungeduldig wurde und meinte, er solle eben einen<br />
besorgen. Der Ausstatter wollte nun wissen, wie groß er denn sei solle, worauf Curtiz meinte: „Wie groß,<br />
wie groß? Schön groß, ein richtig großer!“. Der Requisiteur insistierte jedoch: „Und welche Farbe?“ Curtiz:<br />
„Dunkel, sie Idiot! Wir drehen in Schwarzweiß!“ Die Schauspieler kehrten in ihre Garderobe zurück; Curtiz,<br />
Henreid und Bogart gingen zum Schachspielen. Nach einer halben Stunde sollte es weitergehen. Und da<br />
stand er: Ein wunderschöner Pudel mitten auf dem Set. Curtiz sah den Hund und den Requisiteur<br />
fassungslos an: „Was soll denn der Hund hier?“ Die Erwiderung: „Na, Sie wollten doch einen.“ „Ich wollte a<br />
poodle auf der Straße – poodle, poodle of water!“ Der Ausstatter: „Ach du liebe Güte, Sie wollten a<br />
puddle.“ Curtiz: „Ganz recht – a poodle, a puddle, aber <strong>von</strong> einem Hund war nie die Rede!“ Und in fünf<br />
Minuten hatte er das, was er wollte: Eine schöne große Pfütze mitten auf der Marktstraße <strong>von</strong><br />
Casablanca ...<br />
Er wurde am Sonntag, den 24. Dezember 1888, in Budapest, Ungarn geboren. Er gilt er als einer der<br />
schillerndsten und profiliertesten Regisseure Hollywoods der 30er und 40er Jahre. Über 100 Filme drehte<br />
er in einem Zeitraum <strong>von</strong> 50 Jahren. Vom Western bis zum Drama, <strong>von</strong> Action bis zur Komödie wurde fast<br />
alles, was er drehte, zu Kassenknüllern. Im Alter <strong>von</strong> 17 verlässt Curtiz das jüdische Elternhaus in<br />
Budapest, um sich einem Wanderzirkus anzuschließen und als Schauspieler an der Royal Academy for<br />
Theatre zu beginnen. Weil die Schauspielerei ihn nicht ausfüllt, wechselt er zur Regie.<br />
"Az Utolso Bohem" ist 1912 sein Debütfilm, gleichzeitig der erste Langfilm Ungarns. Bald gehört Curtiz zu<br />
den fleißigsten Regisseuren Ungarns, allein im Jahr 1917 dreht er rund ein Dutzend Filme ab. In den<br />
meisten übernimmt seine Frau Lucy Doraine eine größere Rolle. Mit dem Einzug der Kommunisten in die<br />
Regierung 1919 verlässt Curtis seine Geburtsstadt und dreht einige Filme (u.a. "Die Sklavenkönigin",<br />
1924) in Europa, bis er 1926 in der Filmmetropole Hollywood landet. Während seine ersten Produktionen<br />
in den Staaten im Budget bleiben, geht er 1928 in "Arche Noah" sehr üppig mit den Geldmitteln um und<br />
profiliert sich als Prestige-Regisseur. Die meisten berühmten Schauspieler der Sternchenmetropole<br />
vermeiden es, mit dem diktatorischen Curtiz zu drehen. Dennoch überwindet sich der eine oder andere<br />
Star. Dabei entstehen meist die profitabelsten Werke, die Warner Brothers jemals produziert haben, auch<br />
wenn seine Kritiker Curtiz ankreiden, dass seine so hochgelobten Filme nur ein Werk des Warner-Teams<br />
gewesen seien. Mit Humphrey Bogart dreht er unter anderem "Chikago - Engel mit schmutzigen<br />
Gesichtern" (1938), "Wir sind keine Engel" (1955) und den unvergesslichen Streifen "Casablanca" (1942),<br />
für den er einen Oscar erhält. Auch mit dem Degen-Hecht Errol Flynn arbeitet er zusammen ("Unter<br />
Piratenflagge", 1935, "Robin Hood - König der Vagabunden", 1938, "Der Herr der sieben Meere" - 1940) -<br />
wahrscheinlich zu häufig: Flynn heiratet später Curtiz' zweite Ehefrau Lili Damita.<br />
"Die Comancheros" (1961) mit John Wayne sollte die letzte Produktion des großen Regisseurs bleiben:<br />
Ein Jahr nach den Dreharbeiten stirbt Curtiz im Alter <strong>von</strong> 73 Jahren am Mittwoch, 11. April 1962 in<br />
Hollywood.
Filmografie (Auswahl):<br />
1922 Sodom und Gomorrha<br />
1923 Der junge Medardus<br />
1932 Die Hütte im Baumwollfeld; 20.000 Jahre in Sing Sing; Der Detektiv und die Spielerin; Doktor X<br />
1933 Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts<br />
1934 Ein feiner Herr<br />
1935 In blinder Wut<br />
1936 Die Rache des Toten<br />
1937 Gesetz der Berge; Ein Kerl zum Verlieben; Kid Galahad<br />
1938 Vater dirigiert<br />
1939 Goldschmuggel nach Virginia; Günstling einer Königin; Herr des Wilden Westens<br />
1940 Land der Gottlosen<br />
1941 Der Seewolf<br />
1942 Yankee Doodle Dandy<br />
1943 Botschafter in Moskau<br />
1944 Fahrkarten nach Marseille<br />
1945 Eine Frau mit Unternehmungsgeist; Solange ein Herz schlägt<br />
1946 Tag und Nacht denk' ich an Dich<br />
1947 Der Unverdächtige<br />
1948 Mein Traum bist du; Zaubernächte in Rio<br />
1949 Der Mann ihrer Träume; Die Straße der Erfolgreichen; Glück in Seenot<br />
1950 Menschenschmuggel; Zwischen zwei Frauen<br />
1951 Keinen Groschen für die Ewigkeit<br />
1953 Der Sheriff ohne Colt; Jazz Singer<br />
1954 Sinuhe, der Ägypter; Weiße Weihnachten<br />
1955 Alle Spuren verwischt<br />
1956 Fanfaren der Freude<br />
1957 Ein Leben im Rausch<br />
1958 Der stolze Rebell; Mein Leben ist Rhyhmus<br />
1959 Abenteuer am Mississippi; Das tödliche Netz; Prinzessin Olympia; Der Henker<br />
1960 Franz <strong>von</strong> Assisi
Ingrid Bergmann<br />
Schauspielerin<br />
Dreißig Jahre nach der Uraufführung <strong>von</strong> „Casablanca“ wurde Ingrid Bergmann vom British Filminstitute<br />
eingeladen, um einen Vortrag zu halten. Sie war bereit, Fragen zu beantworten. Der Film wurde vorgeführt<br />
und als sie danach auf die Bühne kam, rief sie aus: „Mein Gott, ist das ein guter Film!“.<br />
Ingrid Bergmann wurde am 29.8.1915 in Stockholm als Tochter einer Deutschen sowie eines Malers und<br />
Fotografen geboren. Mit 3 Jahren starb überraschend ihre Mutter und mit 12 Jahren starb auch ihr Vater.<br />
1933 begann sie das Schauspielstudium, und schon ein Jahr später bekam sie ihre erste Rolle. Ihren<br />
ersten Filmvertrag erhielt sie nach dem Besuch der Königlichen Schauspielschule 1935 in Schweden, wo<br />
sie zum Star wurde. Ab 1938 arbeitete sie auch in Deutschland und ab 1939 unter dem Produzenten<br />
David O. Selznick, nach ihrer Hochzeit mit dem Arzt Petter Lindström und der Geburt der Tochter Pia.<br />
Durch das Melodram „Intermezzo“ war Hollywood auf die schöne Schwedin aufmerksam geworden. Hier<br />
erhielt sie v.a in Hitchcocks Filmen dankbare Rollen und wurde schnell populär. 1949 trennte sie sich <strong>von</strong><br />
ihrem Mann und Familie und ging 1950 nach Italien zu ihrem Geliebten Rossellini, mit dem sie <strong>von</strong> 1950-<br />
57 verheiratet war. Dies „unmoralische“ Verhalten wurde ihr vom Publikum in den USA übelgenommen,<br />
und es wurde kein Film mehr mit ihr produziert. Daran änderte auch die Heirat und die Geburt dreier<br />
Kinder (Robertino, Isotta und Isabella) nichts. Mit dem Regisseur Rossellini drehte sie bis 1955 sechs<br />
Filme, z.B. „Angst“ nach Stefan Zweig (1954). Durch das Verbot Rossellinis, unter keinem anderen<br />
Regisseur arbeiten zu dürfen, kam es zur Scheidung. Sie heiratete nun den schwedischen Produzenten<br />
Lars Schmidt und kehrte nach Hollywood zurück, wo sie an ihre Erfolge anknüpfen konnte. 1974<br />
diagnostizierten die Ärzte eine Krebserkrankung, und 1982 stand sie für „Eine Frau namens Golda“ das<br />
letzte Mal und schwerkrank vor der Kamera. Sie starb an Ihrem 67. Geburtstag 1982 in London.<br />
Einen Oskar erhielt Ingrid Bergmann jeweils 1944 für ihre Darstellung der Lady Alquist in George Cukors<br />
„Gaslight“, 1956 für die Titelrolle in Anatole Litvaks „Anastasia“ und 1974 für die Nebenrolle der<br />
schwedischen Missionarin Greta Ohlsson in Sidney Lumets „Murder on the Orient Express“.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
1939 Intermezzo<br />
1942 Casablanca<br />
1943 Wem die Stunde schlägt<br />
1944 Gaslight (Das Haus der Lady Alquist)<br />
1948 Jeanne d´Arc<br />
1950 Stromboli<br />
1952 Europe 51<br />
1954 Angst<br />
1956 Anastasia<br />
1958 Indiscret<br />
1974 Murder on the Orient Express<br />
1976 Nina
Humphrey Bogart<br />
Schauspieler<br />
Bei dem berühmten Satz: „Schau mir in die Augen, Kleines.“ handelt es sich um eine Verwhiskysierung.<br />
Nach Howard hätte der Satz geheißen „Here´s trying to look into your soul, kid, to figure out who you really<br />
are“. Letztendlich war wohl Bogart dafür verantwortlich, der damals besonders viel trank wegen seiner<br />
stadtbekannten Probleme mit Noch-Ehefrau Mayo, die bis zu wilden Prügeleien und Verfolgungen auf dem<br />
Set reichten. Nun kann es sein, dass der nicht mehr ganz nüchterne Bogart aus dem langen Satz „Here´s<br />
looking at you, kid.“ machte, was Produzent und Regisseur so stehen ließen ...<br />
Humphrey Bogart ist Legende. Er wurde am Sonntag, den 23. Januar 1899, in New York City geboren. Für<br />
das Kino war er der Liebhaber und Gangster, unter dessen rauher Schale ein romantischer Kern steckte,<br />
zynisch und einfühlsam. Er war der Rebell, der sagte, was er dachte, der sich auflehnte, aber für die<br />
Sache auch einzustecken bereit war.<br />
Anders als bei vielen seiner Kollegen stand bei Bogart am Anfang nicht die Schauspielschule, sondern<br />
gleich eine (winzige) Rolle in einem Bühnenstück ("Experience", 1920). Humphrey DeForest Bogart hatte<br />
eine wenig erfolgreiche Schulzeit, zwei Jahre Militärdienst und diverse Jobs hinter sich, als er über einen<br />
Freund Kontakt zu dem Theaterproduzenten William Bradysen knüpfte. Dieser ließ Bogart verschiedene<br />
Arbeiten hinter der Bühne verrichten, und Humphrey konnte das Geschehen eine Zeit lang hautnah<br />
mitverfolgen, bis er den Sprung auf die Bretter riskierte. Noch im selben Jahr ging Bogart als Manager mit<br />
dem Stück "The Ruined Lady " (1920) auf Tournee und kam zu einer echten Bühnenrolle. Ein Dutzend<br />
weitere folgten, meist als junger Mann und Nichtstuer. Bogart lernte spielerisch im wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Bogard heiratete 1926 Helen Menken. Nach der Trennung heiratete er 1928 Mary Philips. Beide<br />
Frauen waren Schauspielerinnen.<br />
Talentsucher der Fox Studios wurden auf den jungen Bühnenakteur aufmerksam und nahmen ihn für<br />
sechs Filme unter Vertrag. Hin- und hergerissen zwischen Hollywood und Bühne fuhr Bogart deshalb<br />
zweigleisig: Film und Theater. Seine Rolle als erbarmungsloser Gangster Duke Mantee in dem<br />
Theaterstück „Der versteinerte Wald“ (1935) entpuppte sich schließlich als eine Schlüsselfigur für den Film.<br />
Archie Mayo drehte 1936 unter dem gleichen Titel einen Gangsterfilm und setzte Humphrey Bogart als<br />
Hauptdarsteller durch.<br />
Bogart spielte so gut, dass er für die nächsten fünf Jahre auf Rollen des Aufsässigen und des Bösewichts<br />
festgelegt blieb, u. a. in: "Wem gehört die Stadt?" mit Edward G. Robinson, das Boxermelodram "Kid<br />
Galahad", das Gefängnisdrama "San Quentin", der Gangsterfilm "Sackgasse" (1937), "Chikago - Engel mit<br />
schmutzigen Gesichtern" (1938), in dem Humphrey Bogart einen hinterhältigen Ex-Anwalt spielt. Weitere<br />
Filme "Oklahoma Kid" (1938) als Boss einer Outlaw-Bande, "Das zweite Leben des Dr. X" (1939) als<br />
Vampir, "Entscheidung in der Sierra“ (1940) <strong>von</strong> Raoul Walsh. Als entflohener Killer Roy Earle spielt<br />
Humphrey Bogart in diesem Western eine seiner besten Leinwandrollen, die mit dem Klischee des<br />
ausschließlich bösen Außenseiters bricht und Bogart Starruhm verleiht. Bogart läutete seine größten<br />
Erfolge ein und hatte 1938 zum dritten Mal geheiratet, die Schauspielerin Mayo Methot. In John Hustons<br />
Meisterwerk "Die Spur des Falken" (1941) prägt Bogart mit seiner Verkörperung des Privatdetektivs Sam<br />
Spade den Typus des unbeirrbaren Einzelgängers. Der film noir war geboren. Bogart ist auf Hauptrollen<br />
abonniert: "Einsatz im Nordatlantik" (1943), "Sahara" (1943), "Haben und Nichthaben" (1945) - der erste<br />
Film mit Lauren Bacall, Bogarts vierter und letzter Ehefrau.
John Hustons "Der Schatz der Sierra Madre" (1947) wird für den Regisseur (zweiter Oscar) aber auch für<br />
Bogart wieder ein überragender Erfolg. Bogart spielt neben Tim Holt und Walter Huston (Vater des<br />
Regisseurs) einen <strong>von</strong> drei glücklosen Goldsuchern, deren Schicksal <strong>von</strong> Beginn an unter keinem guten<br />
Stern steht. Als Kapitän der "African Queen" (1951), einer alten Flussbarkasse, zeigt Bogart an der Seite<br />
<strong>von</strong> Katharine Hepburn, eine seiner großartigsten Rollen, die ihm einen Oscar als bester Schauspieler<br />
einbringt.<br />
Noch einmal hätte es für Bogart beinahe einen Oscar gegeben. Wieder für eine Kommandantenrolle in<br />
Edward Dmytryks psychologischer Studie "Die Caine war ihr Schicksal". Bogarts letzter Leinwandauftritt<br />
war in "Schmutziger Lorbeer" (1956, Regie Mark Robson). Der <strong>von</strong> seiner Krebskrankheit bereits<br />
gezeichnete Bogart in der Rolle eine Sportjournalisten, der die krummen Touren des Box-Syndikats<br />
durchschaut und gegen die Schieber vorgeht... Er starb am 14. Januar 1957.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
1930 A Devil With Women; Up The River<br />
1932 Love Affair; Big City Blues; Three On A Match<br />
1934 Midnight<br />
1936 Zwei gegen die Welt; Geheimbund; Schwarze Legion<br />
1937 Mord im Nachtclub; Mr. Dodd geht nach Hollywood<br />
1938 Swing Your Lady; Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse; Schule des Verbrechens<br />
1939 King of the Underworld<br />
1940 Ein Nachtclub für Sarah Jane; Orchid, der Gangsterbruder; Nachts unterwegs<br />
1941 Abenteuer in Panama; Von Stadt zu Stadt<br />
1942 Agenten der Nacht; In this Our Life; Der große Gangster<br />
1943 Thank Your Lucky Stars<br />
1944 Fahrkarte nach Marseille<br />
1945 Konflikt<br />
1946 Tote schlafen fest<br />
1947 Späte Sühne; Das unbekannte Gesicht<br />
1948 Gangster in Key Largo<br />
1949 Tokio Joe; Vor verschlossenen Türen<br />
1950 Ein einsamer Ort; Des Teufels Pilot<br />
1951 Der Tiger; Sirocco - Zwischen Kairo und Damaskus<br />
1952 Arzt im Zwielicht; Die Maske runter<br />
1954 Sabrina; Die barfüßige Gräfin<br />
1955 Wir sind keine Engel; Die linke Hand Gottes; An einem Tag wie jeder andere
Peter Lorre<br />
Schauspieler<br />
Auch zu Peter Lorre gibt es eine kleine Anekdote bezüglich „Casablanca“. Er spielt den Ugarte, eine<br />
kleine, feine Rolle, weshalb es lange Pausen für ihn gab. So trieb er seinen Schabernack mit dem<br />
Kameramann Arthur Edeson. Dieser markierte die Stand-Ins der Schauspieler selbst, und stellte danach<br />
das Licht ein. Nun wischte Lorre die Kreidemarkierungen weg und malte neue. Die Schauspieler traten<br />
nun auf ihre Positionen und standen auf einmal im Dunkeln oder hatten Schatten auf ihren Gesichtern.<br />
Edeson , der das Licht durch die Kamera vermaß, konnte es nicht begreife. Er prüften und fluchte, war<br />
ratlos. Lorre gab nicht auf, immer wieder spielte er den Streich, bis alle da<strong>von</strong> wussten - außer der<br />
Kameramann. Dieser grübelte bis zur letzten Szene, warum manchmal etwas stimmte – wenn Lorre es<br />
nicht schaffte, die Zeichen zu verwischen – aber meistens nicht; erinnert sich Paul Henreid ...<br />
Peter Lorre wurde als Kaufmannssohn Ladislav Loewenstein am 26. Juni 1904 im ungarischen Rószahegy<br />
geboren. Seine schauspielerische Laufbahn führte über Wien, Breslau, Zürich nach Berlin.<br />
Zunächst entdeckte ihn Bertholt Brecht für das Theater. Er setzte ihn als Fabian für Marieluise Fleißers<br />
„Pioniere in Ingolstadt“ ein. Fritz Lang entdeckte ihn in dieser Rolle und engagierte ihn für den Film „M –<br />
Eine Stadt sucht einen Mörder“ – ein Welterfolg und Lorres internationaler Durchbruch. Im November bis<br />
Dezember 1931spielte er den moralisch verkommenen Tunichtgut Alfred in Ödon <strong>von</strong> Horváths<br />
„Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Deutschen Theater unter der Regie <strong>von</strong> Heinz Hilpert.<br />
Es folgen viele kleine Rollen. 1934 wird der Boden in Deutschland für den Juden Lorre zu heiß. Er geht<br />
nach England und spielt bei Hitchcock in der ersten Version <strong>von</strong> „Der Mann, der zuviel wusste“ und in „Der<br />
Geheimagent“. Ein ganz ungewöhnlicher Raskolnikow ist Lorre in Josef <strong>von</strong> Sternbergs „Schuld und<br />
Sühne“. Über Wien, Paris, London war Lorre den Nazis entkommen bis nach Amerika. Hier freundete er<br />
sich mit Bogart an und spielte eben neben diesen in „Casablanca“. Mit den „Mr. Moto“- Filmen hat Lorre<br />
zuvor einen großen Erfolg, eine künstlerische Meisterleistung ist der Janos Szabo in Robert Floreys „Das<br />
Gesicht hinter der Maske“. Rollen in bedeutenden Filmen folgen wie in Frank Capras „Arsen und<br />
Spitzenhäubchen“. Nach der Triebverbrecherrolle in „M“ konnte sich Lorre nur schwer <strong>von</strong> dem<br />
Rollenklischee in den USA befreien. Ein Schicksal, dass er mit anderen deutschen Schauspielern teilte wie<br />
Gerd Fröbe (u.a. Gegenspieler <strong>von</strong> James Bond) – der Bösewicht vom Dienst.<br />
Sein Comeback-Versuch im Nachkriegsdeutschland scheiterte. 1951 dreht Lorre seinen ersten und<br />
einzigsten Film als Regisseur „Der Verlorene“ (nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein Wissenschaftler zum<br />
Richter und Rächer). Wunderbare Rollen sind der russische Diplomat Brankov in Rouben Mamoulians<br />
Ninotschka-Remake „Seidenstrümpfe“, der Montresor in „Der grauenvolle Mr. X“, der Dr. Bedlo in „Der<br />
Rabe“, den beiden Edgar-Allen-Poe-Filmen <strong>von</strong> Roger Corman. Schließlich hat er auch in zwei Filmen mit<br />
Jerry Lewis gespielt „Der Regimentstrottel“ und „Die Heulboye“.<br />
Nach einer Gallenblasen-Therapie war er zeitlebens „morphiumabhängig“. Er starb am 23. März 1964,<br />
59jährig, an einem Herzschlag in seiner Wohnung in Hollywood.
Filmografie (Auswahl)<br />
1931 M - Eine Stadt sucht seinen Mörder<br />
1933 Was Frauen träumen<br />
1934 Der Mann, der zuviel wusste<br />
1935 Mad Love<br />
1937 Danke, Mr. Moto<br />
1941 Der Malteser-Falke<br />
1947 Detektiv mit kleinen Fehlern<br />
1951 Der verlorene Donnerstag<br />
1954 20.000 Meilen unter dem Meer<br />
1956 Um die Welt in 80 Tagen<br />
1959 Die Welt der Sensationen<br />
1963 Ruhe Sanft GmbH