rührkessel - Aachener Verfahrenstechnik - RWTH Aachen University
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Ehemaligenbericht<br />
Interview mit Dr. Alexander Struck<br />
Als Ehemaliger, der über die Zeit nach<br />
seiner Promotion berichtet, konnten wir<br />
in diesem Jahr Herrn Dr. Alexander<br />
Struck gewinnen, der am früheren Institut<br />
für chemische <strong>Verfahrenstechnik</strong> bei<br />
Herrn Prof. Melin promovierte. Wir haben<br />
Herrn Dr. Struck im Rahmen eines<br />
Interviews befragt.<br />
Hallo Herr Dr. Struck. Vielen Dank dass<br />
Sie sich die Zeit nehmen als Ehemaliger<br />
des IVT über Ihre Zeit nach der Promotion<br />
zu berichten.<br />
Nach meiner Promotion habe ich 1997 in der damaligen<br />
Shell Raffinerie in Köln-Godorf in der<br />
Produktionsplanung angefangen. Das umfasste<br />
die Optimierung der Benzin- und Dieselherstellung,<br />
die Vorgabe von Anlageneinstellungen, die<br />
Auswahl von Rohölen und die ökonomische Bewertung<br />
von Neu-/Umbau-Projekten. Begünstigt<br />
durch einige Umorganisationen im Konzern<br />
wurde ich nach einigen Jahren Abteilungsleiter<br />
und damit verantwortlich für die wirtschaftliche<br />
Optimierung der Raffinerie. Anschließend übernahm<br />
ich für 2 1/2 Jahre die Verantwortung für<br />
einen operativen Betriebsbereich innerhalb der<br />
Raffinerie. Danach war ich „Change Manager“<br />
im Rahmen des Zusammenschlusses der ehemaligen<br />
Shell und DEA Raffinerien in Godorf und<br />
Wesseling zur Rheinland Raffinerie – weg von<br />
jeglichen technischen Aufgaben und fokussiert<br />
auf organisatorische und sogenannte „weiche“<br />
Themen. Die nächste Station führte mich dann<br />
nach London, wo ich in einer Stabsfunktion die<br />
Strategie für die europäischen Raffinerien der<br />
Shell mitentwickelt habe. Hier ging es sowohl<br />
um wirtschaftliche Bewertungen und Portfolio-<br />
Aktivitäten (die Shell hat in 2008 3 französische<br />
Raffinerien verkauft) als auch um Investitionen<br />
für neue Kraftstoffanforderungen und<br />
Umweltauflagen. Seit Mitte 2008 bin ich jetzt<br />
als Produktionsleiter zurück im Rheinland, wo<br />
wir mit ca. 750 Mitarbeitern im Produktionsbereich<br />
die größte deutsche Raffinerie betreiben.<br />
Wie war Ihr Übergang vom Institut zur<br />
Industrie? Mit welchen neuen Herausforderungen<br />
wurden Sie konfrontiert?<br />
Meine Aufgaben in den ersten Jahren waren von<br />
Anfang an sehr vielfältig und vor allem auch<br />
verantwortungsvoll mit relativ großem Freiheitsgrad<br />
– was ich anfangs sehr erstaunlich und<br />
auch ein bisschen erschreckend bzw. respekteinflößend<br />
fand, aber dann auch sehr reizvoll. Das<br />
hat mich von Anfang an sehr motiviert und<br />
trägt dazu bei, dass mir auch heute die Arbeit<br />
bei Shell (meistens) (lacht) noch Freude macht.<br />
Sie sind Produktionsleiter einer großen<br />
Raffinerie. Welche Fähigkeiten, die Sie<br />
während Ihrer Assistentenzeit erworben<br />
haben, wollen Sie hierfür nicht mehr<br />
missen? Was hat gefehlt?<br />
Schon im Institut für chemische <strong>Verfahrenstechnik</strong><br />
war meine Arbeit nicht nur auf ein einziges<br />
Thema konzentriert, sondern hatte viele<br />
unterschiedliche inhaltliche als auch organisatorische<br />
Facetten. Die Organisation des Themas<br />
mit Hilfe diverser Studien- und Diplomarbeiten,<br />
die Beantragung von Drittmitteln, die Beratungen<br />
für akute industrielle Probleme, Vorträge<br />
und Vorlesungen, die Organisation eines<br />
Kongresses sind alles Dinge, die einen auf die<br />
Herausforderungen in der Industrie vorbereiten.<br />
Da ich mich auch während der Institutszeit immer<br />
schon gut ausgelastet gefühlt habe, habe<br />
ich allerdings nicht wirklich geahnt (oder zumindest<br />
nicht geglaubt), dass sich die Anzahl<br />
der parallelen Aktivitäten und der Termindruck<br />
mit der Zeit immer noch vervielfältigt. Es kann<br />
natürlich auch sein, dass dies nur ein subjektives<br />
Gefühl ist, da mit dem Älterwerden die Kapazität<br />
auch langsam abnimmt... Generell muß<br />
ich rückblickend sagen, dass Studium und Promotionszeit<br />
viel zu wenig strukturiert auf Führungsaufgaben<br />
vorbereiten, die sehr wenig mit<br />
den technischen Fähigkeiten zu tun haben. Hier<br />
ist man doch sehr auf eigenes Ausprobieren angewiesen,<br />
während man sieht, dass im internationalen<br />
Vergleich andere Absolventen hier sehr<br />
viel besser ausgebildet und vorbereitet sind. Es<br />
gibt hier auch im Rahmen der firmeninternen<br />
Weiterbildung viele Ansätze, von denen man<br />
m.E. auch einiges mehr an der Universität unterbringen<br />
könnte.<br />
Rührkessel - Die AVT im Blick Ehemaligenbericht 20