Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
61. Jahrgang,<br />
Offi zielles<br />
Organ der<br />
IG Kleinbasel<br />
DONATI VINI.CH<br />
seit 1971<br />
Die Zeitung für das Kleinbasel<br />
äxtra<br />
Donnerstag, Freitag, 12. Januar 20. Januar 2012 2012<br />
Nr. 1<br />
Amore per il Vino, Vino di <strong>Donati</strong><br />
Zitat des Tages<br />
«Meine Jugenddelikte<br />
sind zum<br />
Glück verjährt.»<br />
René Thoma, Vorsitzender Meister<br />
der Drei Ehrengesellschaften, in<br />
der Meisterrede Seiten 9–11<br />
<strong>Donati</strong> <strong>Vini</strong><br />
«Zum hohen Dolder» St.Alban-Vorstadt 35 4001 Basel<br />
Tel. 061 691 55 40 Fax 061 693 46 40 www.donativini.ch info@donativini.ch<br />
P.P. A 4002 BS
Der Tanz der Drei Ehrengesellschaften vor dem Käppelijoch: Ölgemälde von Johann Rudolf Weiss um die Mitte der 1880er-Jahre.
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Eine Rottanne, von Dornen umrankt<br />
Der Wild Maa braucht viel<br />
Kraft. Der erste Fitnesstest<br />
erfolgt beim Entwurzeln<br />
der Tanne in den Langen<br />
Erlen.<br />
Von Rolf Zenklusen<br />
Von Dornen umrankt steht die<br />
Tanne in den Langen Erlen. Sven,<br />
der heute letztmals als Wild Maa<br />
auftritt, hat sie bereits Ende Oktober<br />
markiert. Am Samstag vor<br />
dem <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> macht er sich<br />
auf, die Tanne zu entwurzeln. Auf<br />
dem Spittelmatthof trifft er sich mit<br />
früheren Wilden Männern, seinem<br />
Nachfolger und zwei Gästen. Re-<br />
vierförster Christoph Zuber fährt<br />
mit den Helfern in den Wald.<br />
Zuerst wird die Tanne vom Dornengestrüpp<br />
befreit, bevor Sven<br />
die Erde um den Wurzelstock mit<br />
Spaten und Pickel lockert.<br />
Dann ist die Tanne schnell entwurzelt.<br />
Sie wird aufgeladen und<br />
zum Bauernhof transportiert. Es<br />
braucht noch eine zweite Tanne:<br />
Die Schwere kommt am Morgen<br />
aufs Floss, mit der Leichteren<br />
tanzt der Wild Maa am Nachmittag<br />
und am Abend. Nach der Reinigung<br />
mit dem Schlauch warten<br />
die Tannen in einem Depot auf ihren<br />
Einsatz beim <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>.<br />
Interview mit dem Wild Maa auf Seite 14<br />
Reinigung. Mit dem Schlauch wird der Wurzelstock gereinigt.<br />
Ausgerissen.<br />
Der Wild Maa<br />
Sven staunt über<br />
die Tanne, die<br />
er soeben entwurzelt<br />
hat.<br />
Fotos: Rolf Zenklusen<br />
IM WALD<br />
Angepackt.<br />
Die Tanne lässt<br />
sich nicht so<br />
leicht aus dem<br />
Boden reissen.<br />
Erster Test.<br />
Der Wild Maa<br />
führt auf dem<br />
Platz des Bauernhofs<br />
schon mal<br />
einen Tanz auf.<br />
www.theater-basel.ch<br />
20. Januar 2012<br />
Schöner Wurzelstock. Bewundernd blickt Sven auf sein Werk.<br />
3
4<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Bevor die Tiere munter werden ...<br />
Utensilien. Kopf, Schwanz und Tatzen<br />
vom Leu; Krallen und Schwanz vom <strong>Vogel</strong><br />
<strong>Gryff</strong>; Hüte der Kanoniere.<br />
Für die Ueli. Im Vordergrund Gewand und<br />
Büchse für den Hären-Ueli.<br />
GARDEROBE<br />
Fotos Beat Amrein<br />
Alles schön beisammen. Für das Wild-<br />
Maa-Kostüm braucht es all diese Sachen.<br />
20. Januar 2012<br />
In Reih und Glied. Die Perücken warten<br />
auf Tambouren und Banner träger.<br />
Noch ruhen sie. Zumindest die Kostüme von Leu und <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> liegen bereit.
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
FRÜHMORGENS<br />
Nachwuchs bei den Flossbauern<br />
Präzisionsarbeit erster<br />
Güte: Bereits vor dem<br />
Morgengrauen begann<br />
der Flossbau beim Wild-<br />
Maa-Horst.<br />
Von Werner Blatter<br />
Oberhalb der Eisenbahnbrücke im<br />
Stadtbasler Fischer-Galgen Nummer<br />
32 – er wurde anno 1941 von<br />
Rudolf Moser den Ehrengesellschaften<br />
Kleinbasels grosszügig<br />
als Vermächtnis überschrieben –<br />
herrscht schon in aller Herrgottsfrühe<br />
emsiges Treiben. Bereit vor<br />
sechs Uhr entfacht der nun schon<br />
seit zehn Jahren im Amt stehende<br />
Horstwart Roland Frank im heimeligen,<br />
uralten Holzofen Feuer.<br />
Etwas mehr «Giggs»<br />
Wer erinnert sich noch an seinen<br />
Vorgänger Carli Rupp, dessen<br />
Gattin Joli das streng gehütete<br />
Geheimnis des längst legendären<br />
Tees erfunden hat? «Ich habe<br />
nichts an diesem Rezept geändert,<br />
ausser ein wenig mehr<br />
dazu gegossen», erklärt<br />
sich charmant lächelnd die aktuelle<br />
Frau Horstwart, Edith Frank.<br />
Das Lob der frühmorgens zum<br />
Flossbau gekommenen Stamm-<br />
Was Hänschen<br />
nicht lernt ... Tim<br />
Stauffer schaute<br />
den etablierten<br />
Flossbauern über<br />
die Schultern.<br />
gäste Grossrat Giovanni Nanni,<br />
Sprecher des Justizdepartements<br />
Martin Schütz und Dieter Graber<br />
ist ihr sicher.<br />
«Bitte noch ein Gleesli», bettelt<br />
alt Buebegeneral Franz Baur, der<br />
mit Andy Lehr auf einen «scheene<br />
<strong>Vogel</strong>-<strong>Gryff</strong>-Daag» anstiess.<br />
Derweil am steilen Ufer kein lautes<br />
Wort der Flossbauer zu hören<br />
ist. Das Team, kräftig unterstützt<br />
von achtjährigen Tim Stauffer,<br />
leistet einmal mehr Präzisionsar-<br />
Treue Stammgäste. Traditionell schauen auch Andy Lehr (links) und alt<br />
Buebegeneral Franz Baur im Wild-Maa-Horst vorbei.<br />
Mid em <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> am Bode tanze – und mid Hello abhebe!<br />
beit. Ohne einen einzigen Nagel<br />
werden die Bretter und Balken<br />
auf den beiden von der Rheinpolizei<br />
am Vortag herangefahrenen<br />
Weidlingen zum veritablen Floss<br />
gebaut. «Es sind dieses Jahr neue<br />
Balken», weiss Tim zu erzählen.<br />
Woher der Junior diese Nachricht<br />
hat, konnte der «<strong>Vogel</strong><br />
<strong>Gryff</strong>»-Reporter auch im dritten<br />
Anlauf nicht eruieren. Ergo, jeder<br />
Handgriff sitzt, Teamarbeit pur.<br />
In Rekordzeit, kurz vor acht Uhr,<br />
20. Januar 2012<br />
Der Chef schaut vorbei. Der Vorsitzende Meister René Thoma lässt sich<br />
von Edith Frank den «Zaubertrank» einschenken. Fotos: Werner Blatter<br />
5<br />
werden als letztes die Kanonen<br />
gesetzt, die Flaggen gesteckt und<br />
die Sitzfl ächen mit Decken belegt,<br />
damit die Ehrengäste «kai nasses<br />
Fudi» bekommen.<br />
Der mit riesigen Spannung erwarteten<br />
Talfahrt steht nichts<br />
mehr im Wege. Wie seit Jahrzehnten<br />
wird sie – vor allem für<br />
die unzähligen kleinen Zuschauer<br />
an beiden Rheinufern und auf den<br />
Brücken – zum sichtbaren Höhepunkt<br />
des Kleinbasler Ehrentags.
6<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
GESELLIGKEIT<br />
20. Januar 2012<br />
Fröhliches Stelldichein in den Baizen<br />
Im Hotel Krafft. (v. links) Thomas<br />
Locher, Adrian Knup, Christoph<br />
Bürgin und Alexander Sarasin.<br />
Im Rebhaus. (von links) Hanspeter Stoecklin, Peter Bänziger, Ralph<br />
Spring und Willy Frey.<br />
��������<br />
�����������������������������<br />
���������������������������������<br />
�������������������<br />
����������������������<br />
Im Fair&Square. (von links) Felix Ley, René Stebler, Ueli Gerber und<br />
Peter Stebler. Fotos: Rolf Zenklusen und René Häfl iger<br />
��� ����<br />
In der Riehentorhalle. (von links)<br />
Martin Sauter, Marco Scalabrini<br />
und Christian Weibel.<br />
�� � � � � � � � � � � � � � ��� ����� � � ��� � � � ����� � ��� � ��� ��� ����� � � � � ���������
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Mit Rauch und Böllerdonner bachab<br />
Tanzend, immer mit dem<br />
Hintern gegen Grossbasel,<br />
zeigte der Wild<br />
Maa auf dem Floss eine<br />
Meisterleistung.<br />
Von Werner Blatter<br />
Begleitet vom Böllerdonner und<br />
vom Trommelwirbel der Tambouren<br />
bot der Wild Maa auf dem<br />
Floss seine urigen Tänze dar. Einmal<br />
mehr herrlich, das Echo unter<br />
den engen Bogen der Mittleren<br />
Brücke! Ein Schauspiel allererster<br />
Güte!<br />
Wild Maa war gut gelaunt<br />
«Da kann ich nur Staunen, mir<br />
läufts kalt den Rücken runter!» Die<br />
extra und erstmals zum Kleinbasler<br />
Jubeltag angereiste Elke Freudenmut<br />
konnte sich kaum fassen. Auch<br />
die unzähligen anderen Zuschauer,<br />
teils traditionell seit Jahren dabei,<br />
hatten trotz vereinzelten Regentropfen<br />
ihre helle Freude.<br />
Meinen wir es nur, oder war der<br />
Wild Maa heuer ganz besonders<br />
gut gelaunt? Seine Tänze, seine<br />
Haltung – perfekt! Die Stimmung<br />
top, das Publikum auf der Pfalz,<br />
auf der Wettsteinbrücke und ganz<br />
TALFAHRT<br />
Spektakel. Mit viel Schall und Rauch fuhr das Wild-Maa-Floss den Rhein hinunter.<br />
besonders auf der Mittleren Brücke<br />
genoss dieses Spektakel erster Güte.<br />
Dichtgedrängt erwarteten beim<br />
Kleinen Klingental abertausende<br />
Fotos Christoph Junck<br />
von Schaulustigen die Ankunft.<br />
Auch die «Gspänli» <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong><br />
und Leu konnten die Ankunft des<br />
Flosses mit dem Ehrenzeichen der<br />
20. Januar 2012<br />
7<br />
Hären, dem Wild Maa, kaum erwarten.<br />
Punkt elf Uhr war es soweit:<br />
Der Umgang des Spiels durchs<br />
Kleinbasel konnte beginnen.
8<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Ehrengäste und persönliche<br />
Gäste am <strong>Gryff</strong>emähli<br />
• Dr. Christoph Bürgin<br />
Präsident des Jugendstrafgerichts<br />
des Kantons Basel-<br />
Stadt<br />
• Dario Conti<br />
Persönlicher Gast des Vorgesetzten<br />
René Wegmüller<br />
• Peter Flückiger<br />
Persönlicher Gast des Drei E-<br />
Verwalters Beat Angliker<br />
• Andreas Hanslin<br />
Leiter Robi Spielaktionen<br />
• Salomé Hofer<br />
Präsidentin des Einwohnerrates<br />
der Gemeinde Riehen<br />
• Benjamin Huggel<br />
Profi -Fussballspieler FC Basel<br />
• Otto Ineichen<br />
Unternehmer und Nationalrat<br />
• Stefan Kämpf<br />
Persönlicher Gast des Vorsitzenden<br />
Meisters René Thoma<br />
• Markus Lehmann<br />
Präsident des Grossen Rates<br />
des Kantons Basel-Stadt,<br />
Nationalrat<br />
• Samuel Meyer<br />
Persönlicher Gast des Statthalters<br />
Benjamin Zeuggin<br />
(in alphabetischer Reihenfolge)<br />
MARSCH ZUR MESSE<br />
Im 2012 sind die folgenden Kleinbasler Herren neu in<br />
die Drei Ehrengesellschaften aufgenommen worden:<br />
Fotos Robert Schlosser<br />
20. Januar 2012<br />
Ehrengesellschaft zum Rebhaus Ehrengesellschaft zur Hären Ehrengesellschaft zum Greifen<br />
Daniel Kolp<br />
Patrick Stalder<br />
Lukas Thomi<br />
Roland Vögtli<br />
• Sabrina Mohn<br />
Parteipräsidentin CVP Basel-<br />
Landschaft, Landrätin<br />
• Robert Roth<br />
Gründer und Geschäfts leiter<br />
der Unternehmung<br />
Job Factory AG<br />
• Niklaus Röthlisberger<br />
Persönlicher Gast des<br />
Vorgesetzten Fritz Jenny<br />
• Dr. Georg André Schlager<br />
Altmeister E.E. Gesellschaft<br />
zur Hären, Rechtsanwalt und<br />
Notar<br />
• Prof. Dr. Andreas Spichiger<br />
Präsident der Pfadfi nderbewegung<br />
Schweiz<br />
• Martin Stocker<br />
Wm1 Kantonspolizei Basel-<br />
Stadt, Besondere Prävention<br />
• Richard Wherlock<br />
Ballettdirektor Theater Basel<br />
• Raymond Weiss<br />
Persönlicher Gast des<br />
Schreibers Urs Weiss<br />
• Heinz Weisshaupt<br />
Persönlicher Gast des<br />
Vorgesetzten Rolf Jeger<br />
• Charles Zeindler<br />
Vizepräsident Jugendfestverein<br />
Kleinbasel, Spielchef<br />
Kleines Spiel<br />
Bisser & Winiker<br />
Interieur AG<br />
Clarastrasse 50, im Glaibasel<br />
061 692 44 66<br />
Ihr Bodenleger für alle Fälle<br />
Mit Pfeifern und Tambouren. Angeführt von der Rätz-Clique marschieren<br />
die Gesellschaftsbrüder zum <strong>Gryff</strong>emähli ins Kongresszentrum.<br />
Ehrengast. Salomé Hofer, Einwohnerratspräsidentin von Riehen, läuft<br />
mit den Meistern der Drei E durch die Clarastrasse.<br />
Daniel Haas<br />
Nico Keller<br />
David von Rohr<br />
Die Sytte<br />
hänn<br />
meeglig<br />
gmacht<br />
Andreas Augsburger<br />
Benjamin Bühler<br />
Martin Steiger<br />
Bleichestrasse 15, 4058 Basel, www.elektro-basel.ch<br />
061 690 91 91
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
«Die Jugend ist besser als ihr Ruf»<br />
Von René Thoma,<br />
Meister E.E. zur Hären<br />
Fast täglich berichten die Medien<br />
über neue Krawalle, Zerstörung<br />
und Gewalttaten in der Stadt.<br />
Manchmal hinterlassen diese ein<br />
Gefühl der Angst. Angst um unsere<br />
Zukunft, Angst um unsere<br />
Jugend. «Ich habe überhaupt keine<br />
Hoffnung mehr in die Zukunft<br />
unseres Landes, wenn einmal unsere<br />
heutige Jugend die Männer<br />
von morgen stellt. Unsere Jugend<br />
ist unerträglich, unverantwortlich<br />
und entsetzlich anzusehen!» Dieses<br />
Zitat stammt von Sokrates,<br />
dem griechischen Philosophen,<br />
der rund 450 Jahre vor Christus<br />
gelebt hat.<br />
In jüngster Zeit gab es einige<br />
Schauplätze der Verwüstung und<br />
Schlägereien. Menschen wurden<br />
dabei schwer verletzt oder gar getötet.<br />
Was vor Jahren noch weit<br />
weg von uns schien, in den Vororten<br />
und Aussenquartieren in<br />
Paris, in London oder anderen europäischen<br />
Grossstädten, ist spätestens<br />
mit den Taten von Schweizer<br />
Schülern in München näher in<br />
unseren Interessenbereich gerückt.<br />
Meist sind es 15- bis 25-jährige<br />
Männer, die ihr Bedürfnis nach<br />
Gewalt ausleben möchten.<br />
Aggression gehört zum Menschsein<br />
und zur Jugend ganz besonders.<br />
Das Leben ist gelegentlich<br />
für viele langweilig, bei uns nicht<br />
zuletzt durch den hohen Lebensstandard.<br />
Verbote im öffentlichen<br />
Raum nehmen ständig zu. Mutwillige<br />
Zerstörung macht vielen<br />
Spass.<br />
Zudem leben wir in einer<br />
24-Stunden-Gesellschaft. Eine<br />
Ruhephase gibt es nicht mehr.<br />
Wenn sich erst einmal Gleichgesinnte<br />
gefunden haben, werden sie<br />
vom kollektiven Sog mitgerissen.<br />
Dann braucht man(n) – und nota<br />
bene auch Frau – nachher kein<br />
schlechtes Gewissen zu haben;<br />
es war ein Entscheid der Gruppe.<br />
Laut neuesten Entwicklungen<br />
sind es die Eventchaoten, denen es<br />
einzig und allein um die Freude an<br />
Chaos und Zerstörung geht.<br />
Nationale Suisse<br />
Steinengraben 41<br />
4003 Basel<br />
www.nationalesuisse.ch<br />
info@nationalesuisse.ch<br />
Serviceline 24 h: 00800 6004 6004<br />
Kleines Spiel<br />
im Element. Als<br />
Überraschung<br />
kam plötzlich<br />
das Kleine Spiel Junck<br />
beim <strong>Gryff</strong>emähli<br />
in den<br />
Christof<br />
Saal. Fotos<br />
Sie schlagen alles kurz und klein,<br />
was ihnen in die Quere kommt.<br />
Doch ist das wirklich neu. Doch<br />
was ist wirklich neu?<br />
Ich erinnere mich gut an die<br />
Zeit, als ich als 20-jähriger mit<br />
meinen Freunden im Kleinbasel<br />
unterwegs gewesen bin. Schon<br />
damals kam es vor den bekannten<br />
Lokalen auf der Gasse zu Schlägereien.<br />
Niemand kam auf die Idee,<br />
dabei nach tiefer liegenden Kon-<br />
MEISTERREDE<br />
fl ikten oder kollektiver Frustration<br />
zu forschen. Früher gelangten<br />
solche Taten kaum in die Öffentlichkeit.<br />
Heute wird alles noch<br />
gefi lmt und fotografi ert und zu<br />
guter Letzt dem Internet oder den<br />
Medien zur Verfügung gestellt. So<br />
gelangen die Chaoten und Schläger<br />
zu öffentlich wirksamer, wenn<br />
auch zweifelhafter Bekanntheit.<br />
In der Zeitung habe ich zum<br />
Laufental folgendes gelesen:<br />
Gesammelt. Auch im Saal wurden die Büchsen der kleinen Ueli je länger<br />
je schwerer.<br />
Nationale Suisse<br />
wynscht em Glaibasel<br />
e scheene <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong><br />
20. Januar 2012<br />
9<br />
• Die Totenruhe auf dem Friedhof<br />
in Blauen sei den Jugendlichen<br />
nicht mehr heilig. Er ist für viele<br />
Junge zum Treffpunkt geworden<br />
und es werde dort dröhnender<br />
Lärm «produziert».<br />
• In der Dittinger Kirche haben<br />
Männer den Weihwasserstein als<br />
Pissoir benutzt.<br />
• Bei einem häuslichen Streit in<br />
Laufen hat ein junger Mann seinen<br />
Bruder mit einem Messerstich<br />
schwer verletzt.<br />
• In Roggenburg haben ein paar<br />
Buben eine leer stehende Fabrik in<br />
Brand gesetzt.<br />
• In Zwingen haben Unbekannte<br />
Baustellenmaterial in die Birs geworfen<br />
und auf der Bahnstrecke<br />
Grellingen-Laufen sind die Barrieren<br />
abgeschraubt worden.<br />
Alle diese Taten sind von der BZ<br />
wiedergegeben worden. Passiert<br />
sind sie vor etwa 130 Jahren! Es<br />
gab schon immer unsinnige Taten<br />
und Gewaltbereitschaft. Die gute,<br />
alte Zeit war keinesfalls frei von<br />
Straftaten, im Gegenteil.<br />
Und Hand auf’s Herz: Wer hier<br />
im Saal kann von sich sagen, dass<br />
er noch nie eine Straftat begangen
10<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
hat, die auch hätte angezeigt werden<br />
können? Hatten wir nicht einfach<br />
auch hie und da etwas Glück,<br />
dass man uns bei Taten nicht erwischt<br />
hat, respektive falls man<br />
uns erwischt hat, die Sanktionen<br />
deftig und einschneidend gewesen<br />
sind? Wir haben unsere Lehren<br />
daraus gezogen! Meine Jugenddelikte<br />
sind zum Glück verjährt!<br />
Doch was ist heute anders?<br />
Immer schlimmer, immer jünger<br />
und immer mehr – das Bild, welches<br />
die Regenbogenpresse über<br />
jugendliche Gewalt verbreiten, ist<br />
schlicht falsch. Spektakuläre Einzelfälle<br />
prägen die Wahrnehmung,<br />
spiegeln aber nicht die realen Verhältnisse<br />
wider. Beweisbare Verbesserungstrends<br />
der Jugend sind<br />
leider nicht medientauglich.<br />
Ein Rückblick auf die vergangenen<br />
Jahre zeigt folgendes: Gemäss<br />
der Statistik des Bundesamtes<br />
werden in der Schweiz zwei Prozent<br />
der Jugendlichen nach Strafgesetzbuch<br />
verurteilt. 10 Prozent<br />
davon wegen Gewaltdelikten. In<br />
Basel sind seit 2007 die Delikte<br />
um 16 Prozent<br />
gesunken, im Gewaltbereich<br />
sogar<br />
um 23 Prozent.<br />
Zudem ist nur<br />
eine kleine Minderheit der wegen<br />
Verbrechen und Vergehen verurteilten<br />
Jugendlichen Wiederholungstäter.<br />
Dies bedeutet, dass es<br />
bei der überwiegenden Mehrzahl<br />
der straffälligen Jugendlichen bei<br />
einem einmaligen Vorfall bleibt.<br />
Man darf der Jugend zu Gute halten,<br />
dass sie hier eindeutig in die<br />
richtige Richtung geht.<br />
Anders sieht es bei jungen<br />
Erwachsenen, also den 18- bis<br />
25-Jährigen aus. Da haben Gewaltdelikte<br />
zugenommen. Ohne<br />
Respekt und Skrupel werden bei<br />
Schlägereien bleibende Schäden<br />
oder gar Tötung in Kauf genommen.<br />
Da sind die, von Teilen der<br />
Politik geforderten, schärferen<br />
Sanktionen notwendig und es gilt<br />
meines Erachtens eine Nulltoleranz<br />
– egal, ob Schweizer oder<br />
Ausländer! Leider kommt der Ruf<br />
nach solchen Strafen von Leuten,<br />
welche keine Vorschläge zur Lösung<br />
gesellschaftlicher Probleme<br />
haben. Diese sind sehr vielschich-<br />
«Unser Nachwuchs<br />
wird leider oft im Stich<br />
gelassen.»<br />
tig, und Verbesserungen selten<br />
einfach zu fi nden. Noch schwieriger<br />
ist es, Lösungsvorschläge in<br />
einer Zeile oder einer Zeichnung<br />
auf einem Wahlplakat anzubringen!<br />
Dies ist zwar verführerisch,<br />
aber doch eher kurzsichtig!<br />
Leider auch zunehmend bei<br />
Erwachsenen sind Raubüberfälle<br />
und einfache Körperverletzungen.<br />
Obwohl Basel bei Gewaltdelikten<br />
am unteren Ende<br />
der Rangliste der<br />
Schweizer Grossstädte<br />
– zum Teil<br />
deutlich hinter<br />
Genf, Lausanne, Zürich und Bern<br />
liegt – ist die Entwicklung doch<br />
bedenklich. Zudem hilft einem<br />
Opfer einer solchen Straftat eine<br />
positiv verlaufende Statistik wenig.<br />
Wir müssen alles unternehmen,<br />
dass sich die Einwohner unserer<br />
Stadt sicher fühlen können.<br />
Gewaltbereite, junge Menschen<br />
haben immer eine prägende Vorgeschichte!<br />
Sei es innerhalb der<br />
Familie durch mangelnde emotionale<br />
Bindung zu Eltern und<br />
Vertrauenspersonen oder durch<br />
fehlende Betreuung. Sei es durch<br />
häusliche Gewalt, Alkohol- und<br />
Drogenmissbrauch oder Misserfolge<br />
in der Schule.<br />
Gerade Jugendliche brauchen<br />
aber Orientierung und Integration.<br />
Die Bedingungen hierzu sind<br />
jedoch ungünstiger geworden.<br />
Gesellschaftliche Regelverletzungen,<br />
Leistungsdruck und härtere<br />
Bandagen in Beruf und Politik,<br />
sowie Zukunftsängste in der Familie<br />
sind das, was die Jugendli-<br />
MEISTERREDE<br />
Zu Ehren des Vorsitzenden Meisters. Der Wild Maa grüsst Härenmeister<br />
René Thoma.<br />
chen in ihrem Alltag antreffen.<br />
Hinzu kommt speziell für schwächere<br />
Schüler eine gewisse Perspektivlosigkeit,<br />
verbunden mit<br />
der Erfahrung, keine Lehrstelle<br />
oder erfüllende Arbeit zu fi nden<br />
und damit kaum soziale Anerkennung<br />
zu erhalten. Dies führt bei<br />
Jugendlichen wie bei den Eltern<br />
zu einer gewissen Resignation.<br />
Allerdings hilft es wenig, wenn so<br />
genannte Kampfeltern<br />
bei der<br />
Schule intervenieren,<br />
oder die Kinder<br />
bei geringster<br />
Abweichung von der Norm therapiert<br />
werden. Viel mehr müssen<br />
Eltern, Schule und andere soziale<br />
Einrichtungen für die positive<br />
Entwicklung der Jugendlichen<br />
zusammenarbeiten und einander<br />
respektieren!<br />
Unser Nachwuchs wird leider<br />
oft im Stich gelassen. Alle Eltern<br />
«Aufl ehnung ist Teil des<br />
Weg ins Erwachsenendasein.»<br />
wünschen sich einfühlsame, verantwortungsbewusste<br />
und leistungsbereite<br />
Kinder. Es beginnen<br />
alle bei der Geburt bei plus/<br />
minus Null und sind noch völlig<br />
unbeeinfl usst und neugierig. Ein<br />
Kind startet von Tag zu Tag seine<br />
Entdeckungsreise und lernt dazu.<br />
Vieles geschieht spielerisch, einfach<br />
um des Spieles willen und mit<br />
einfachsten Mitteln.<br />
Meine Erfahrung mit meinem<br />
Grosskind hat mir gezeigt, dass<br />
gerade die einfachsten Spielsachen<br />
und Gegenstände ihn zum Spielen<br />
und Versuchen anregen, und übrigens<br />
nicht nur ihn, auch mich<br />
selbst!<br />
Die Kinder möglichst schnell<br />
«fi t» für den Konkurrenzkampf<br />
zu machen, nimmt heute beinahe<br />
stupide Formen an. Es braucht<br />
doch nicht jedes Kinderspiel schon<br />
einen Baustein für irgendeine Entwicklungsrichtung<br />
des Kindes zu<br />
sein! Es fi ndet ein Spielzeug so<br />
lange spannend, wie sich jemand<br />
mit ihm gemeinsam dafür interessiert.<br />
Wenn ich mich also nicht<br />
mehr um das Kind<br />
kümmere, möchte<br />
es auch nicht mehr<br />
mit den buntesten<br />
und trällernden<br />
Sachen spielen. Lese ich Zeitung,<br />
will dies mein Grosskind auch<br />
und esse ich mit der Gabel, ist<br />
der Kinderlöffel out. Kinder wollen<br />
gross und erwachsen werden,<br />
aber nicht mit perfekt aufeinander<br />
abgestimmten Schritten, wie<br />
wir Erwachsene uns das vorstellen,<br />
sondern so, wie sie es selber<br />
Prost. Die Meister prosten den Gesellschaftsbrüdern zu.<br />
12. Januar 2012 – Nr. 1<br />
Mitreden, warum der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> tanzt.<br />
Abo-Bestellungen per Telefon 061 639 13 13, als SMS mit Kennwort «abo» oder «schnupperabo», Namen und Adresse an<br />
363 (20 Rp./SMS) oder als E-Mail mit Betreff «Abo» oder «Schnupperabo», Namen und Adresse an info@baz.ch<br />
Erst lesen, dann reden.
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
wollen! Kinder wollen erfahren,<br />
was zu welchem Ergebnis führt<br />
und dabei dürfen wir ruhig auch<br />
zu unseren Fehlern und Gefühlen<br />
stehen. Kinder lassen sich diesbezüglich<br />
nichts vorgaukeln! Sie<br />
sind sehr ehrlich und sagen ihre<br />
Meinung. Das kann manchmal,<br />
und gerade für Erwachsene, auch<br />
hart sein!<br />
Problematisch sind aus meiner<br />
Sicht Erziehende, die ihrem Nachwuchs<br />
keinen Wunsch unerfüllt<br />
lassen. Entscheidend für Fehlentwicklungen<br />
ist laut Experten<br />
jedoch die Vernachlässigung, ob<br />
aus Überforderung oder Gleichgültigkeit.<br />
Ohne Zuwendung,<br />
Geborgenheit und Vertrauen lässt<br />
sich nichts vermitteln. Kinder<br />
brauchen eine emotionale Sicherheit.<br />
Durch elterliche Fürsorge,<br />
Partizipation und Grenzen lernen<br />
Kinder, sich in einer vielseitigen<br />
Welt zurechtzufi nden<br />
und Selbstbewusstseinaufzubauen.<br />
Dies ist die<br />
Basis einer konstruktiven<br />
Konfl iktbewältigung.<br />
Aufl ehnung ist Teil des Weges<br />
ins Erwachsenendasein. In dieser<br />
Zeit braucht es sinnvolle Regeln,<br />
die Freiräume und Pfl ichten festlegen.<br />
Für Eltern ist es unerlässlich,<br />
solche Regeln aufzustellen, zu<br />
kontrollieren und bei Abweichung<br />
auch zu sanktionieren, auch wenn<br />
dies eine echte Herausforderung<br />
ist. Sie sollten Kindern auch wieder<br />
Aufgaben zumuten, damit<br />
diese das Gefühl des Gebrauchtwerdens<br />
spüren. Ich kann hier<br />
aus eigener Erfahrung mit meinen<br />
Fussballjunioren fast ausschliesslich<br />
von positiven Erfahrungen<br />
berichten. Und ich bin hier, gerade<br />
unter unseren Ehrengästen,<br />
mit Sicherheit nicht der Einzige<br />
am Tisch.<br />
Staat und Gesellschaft versuchen,<br />
Kinder und Jugendliche<br />
mit Vorschriften und Verboten<br />
zu schützen, dies, um einerseits<br />
Gefahren von ihnen fernzuhalten<br />
und sie anderseits nicht selbst<br />
zum Ärgernis oder gar zur Gefahr<br />
werden zu lassen. Aber das hat<br />
noch nie funktioniert! Friedrich<br />
Dürrenmatt hat gesagt: «Wo alle<br />
«Junge Menschen sind<br />
deutlich über dem<br />
Durchschnitt als<br />
Freiwillige tätig.»<br />
Die Meister mit Ehrengästen. (v.) Greifenmeister Walter Studer, Härenmeister René Thoma, Unternehmer<br />
und Nationalrat Otto Ineichen, Einwohnerratspräsidentin Salomé Hofer, Rebhausmeister Rudolf Grüninger.<br />
verantwortlich sind, ist niemand<br />
verantwortlich.» Übersetzt heisst<br />
das für mich: Wo der Staat zu<br />
viel Verantwortung übernimmt,<br />
meinen die Bürger die Verantwor-<br />
tung nicht mehr<br />
tragen zu müssen.<br />
Dies ist ein fataler<br />
Trugschluss. Die<br />
Hauptverantwortung<br />
für die Kinder<br />
liegt bei deren<br />
Eltern und ist nicht delegierbar!<br />
Vom Kind zum Erwachsenen<br />
birgt Konfl iktpotential. Mit zu<br />
vielen Verboten wird Kindern<br />
zum Teil verwehrt, was von immenser<br />
Wichtigkeit wäre: Sich<br />
an die Gefahren dieser Welt heranzutasten<br />
und zu lernen, mit<br />
ihnen umzugehen. Mischen sich<br />
Erziehende und der Staat zu sehr<br />
ein, nimmt er Kindern und Jugendlichen<br />
die Möglichkeit, sich<br />
ein gesundes Mass an Eigenverantwortung,<br />
Selbstbestimmung und<br />
Entscheidungsfreudigkeit anzueignen.<br />
Aber genau das braucht unsere<br />
Jugend für ihre Zukunft!<br />
Auf der jungen Generation lastet<br />
eine grosse Verantwortung.<br />
Wir waren nicht gerade die besten<br />
Lehrmeister wenn ich daran denke,<br />
was wir für technische Möglichkeiten<br />
gehabt und was wir damit<br />
erreicht haben.<br />
Stichworte wie Erderwärmung,<br />
CO 2 -Belastung, Atomkatastrophen,<br />
weltweite Hungersnöte, Umgang<br />
mit Landschaften und Wertvernichtung<br />
bei Investmentbankern<br />
sind kein Ruhmesblatt für unse-<br />
MEISTERREDE<br />
re Generation. Es sei daher die<br />
kritische Frage erlaubt: Sind wir<br />
wirklich die Kompetenz, die unserer<br />
Jugend vorschreiben will, wie<br />
man es richtig macht? Ist es nicht<br />
besser mitzuhelfen, ihren noch<br />
halbleeren Rucksack mit Wissen,<br />
Nächstenliebe und Mut anzufüllen<br />
und sie alleine ihre Erfahrungen<br />
sammeln zu lassen?<br />
Die Jugend ist viel besser als<br />
ihr Ruf – und das, wie eingangs<br />
erwähnt, seit Jahrhunderten! Ich<br />
erlebe es täglich und immer wieder.<br />
Seit 38 Jahren leite ich Ferienkolonien<br />
und Sportlager und bin<br />
seit 35 Jahren Juniorentrainer in<br />
einem Fussballverein.<br />
Hundertschaften von Jugendlichen<br />
habe ich mitbetreut, deren<br />
Werdegang vom Kind zum<br />
Erwachsenen erlebt. Nicht we-<br />
nige sind heute<br />
meine Freunde.<br />
Die allermeisten<br />
haben ihren Weg<br />
gemacht. Einige<br />
bringen schon wieder ihre Kinder<br />
zu mir ins Training. Selten bin ich<br />
von Kindern oder Jugendlichen<br />
enttäuscht worden. Wenn es um<br />
die Bereitschaft für freiwilliges<br />
Engagement der Jugendlichen<br />
geht, ist das in der Öffentlichkeit<br />
verbreitete Bild oft negativ. Gemäss<br />
einer Studie der Schweizerischen<br />
Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände<br />
entspricht dies aber<br />
keinesfalls den Gegebenheiten.<br />
Junge Menschen sind in der<br />
Schweiz deutlich über dem Durchschnitt<br />
als Freiwillige aktiv. Ein<br />
«Ich bin zuversichtlicher<br />
als Sokrates zu<br />
seiner Zeit.»<br />
20. Januar 2012<br />
11<br />
Drittel der 15- bis 24-Jährigen<br />
engagiert sich freiwillig, und zwar<br />
im Durchschnitt fünf Stunden pro<br />
Woche. Motivatoren laut Studie<br />
sind Spass, Gruppenerfahrungen<br />
und Mitspracherecht, nicht aber<br />
die fi nanzielle Entschädigung.<br />
Es ist also falsch zu glauben, mit<br />
höherer Finanzierung erhalte man<br />
mehr freiwillig tätige, junge Menschen!<br />
Dies gilt meines Erachtens<br />
übrigens für die Allermeisten,<br />
welche in der Freiwilligenarbeit<br />
tätig sind.<br />
Ich bin viel zuversichtlicher, als<br />
Sokrates zu seiner Zeit. Zusammen<br />
mit unseren Jugendlichen<br />
werden wir die Herausforderungen<br />
der Zukunft meistern. Dabei<br />
dürfen sich Alte und Junge nicht<br />
auseinander dividieren lassen.<br />
Die Jungen brauchen die Alten –<br />
und vor allem die<br />
Alten die Jungen!<br />
Und vergessen<br />
wir eines nicht:<br />
Die Jugend ist ein<br />
Spiegel unserer Gesellschaft und<br />
diesen hält sie uns Erwachsenen<br />
vor. John F. Kennedy hat einmal<br />
gesagt: «Einen Vorsprung im Leben<br />
hat, wer da anpackt, wo die<br />
anderen erst einmal reden!» Die<br />
so genannten «Macher» sind also<br />
gefragt! Solche haben wir heute<br />
speziell als Ehrengäste eingeladen,<br />
und auch viele im Saal unter<br />
den Gesellschaftsbrüdern. Sie alle<br />
sind sicher mit mir einer Meinung:<br />
Wir dürfen stolz sein auf unsere<br />
Jugend. Ich bin es, denn in dieser<br />
Jugend liegt unsere Zukunft!
12<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> und Leu im Tram. Erstmals fahren die Ehrenzeichen mit dem Tram ins Hirzbrunnen-Quartier.<br />
IMPRES<br />
Sonne, Wolken und Regen begleiteten<br />
Grosszügig! Selbst Kinder geben den Ueli von ihrem Sackgeld ab. Mittagssonne! Wild Maa und <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> sind bereit für den Tanz.<br />
Messe Basel<br />
het die heerlig Sytte<br />
meeglig gmacht
SIONEN<br />
den <strong>Vogel</strong>-<strong>Gryff</strong>-Daag<br />
Spitzentambouren! Die treuen Begleiter der drei Ehrenzeichen.<br />
Drei wilde Tiere. Hinter dem Kongresszentrum tanzten die drei Ehrenzeichen wie verrückt.<br />
Christoph Merian Stiftung:<br />
Engagiert für Basel.<br />
20. Januar 2012<br />
13<br />
Ordnung muss sein! Die Gesetzeshüter haben wie immer alles im Griff.
14<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
BEGEGNUNG MIT DEM MEISTER<br />
«Man sollte niemanden kopieren»<br />
René Thoma, Meister E.E.<br />
zur Hären, feiert dieses<br />
Jahr seine Premiere als<br />
Vorsitzender Meister. Ein<br />
Interview mit ihm.<br />
Von René Häfl iger<br />
Herr Thoma, wie gross war in<br />
den vergangenen Wochen und<br />
Monaten die Vorfreude auf den<br />
heutigen Tag?<br />
René Thoma: Die Vorfreude war<br />
schon bei der Planung des Tages<br />
sehr gross. Wir haben bereits vor<br />
den Sommerferien einen Ideenkatalog<br />
zusammengestellt, was<br />
wir alles neu einbringen möchten.<br />
Wir wussten, dass es, wenn alles<br />
klappt, einen super Anlass geben<br />
wird. Seit Mitte Dezember habe<br />
wir intensiv an der Umsetzung der<br />
Ideen gearbeitet und in den letzten<br />
Wochen stieg die Vorfreude<br />
von Tag zu Tag.<br />
Wovon haben Sie sich für die<br />
Meisterrede inspirieren lassen?<br />
Das Thema war von Anfang an<br />
gesetzt. Wir haben abgemacht,<br />
dass der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> und das<br />
<strong>Gryff</strong>emähli in diesem Jahr unter<br />
das Motto «Jugend und Zukunft»<br />
gesetzt wird. Da ich seit fast 40<br />
Jahren in der Jugendarbeit tätig<br />
bin, wusste ich von Beginn weg,<br />
dass ich meine<br />
erste Meisterrede<br />
gerne zu diesem<br />
Thema abhalten<br />
möchte. Dies ist<br />
von meinen Mitvorgesetzten<br />
von<br />
Anfang an unterstützt worden,<br />
und darum steht das ganze <strong>Gryff</strong>emähli,<br />
auch mit den verschiedenen<br />
Darbietungen, unter diesem<br />
Motto.<br />
Wie lange haben Sie an der Rede<br />
gearbeitet?<br />
Um die Rede zu schreiben, habe<br />
ich extra eine Woche Ferien genommen.<br />
Anschliessend habe ich<br />
die Rede immer wieder verfeinert.<br />
In den letzten zwanzig Tagen habe<br />
«Bereits vor den Sommerferien<br />
haben wir einen<br />
Ideenkatalog zusammengestellt.»<br />
Sich selber bleiben. Von<br />
seinem Vorgänger hat René<br />
Thoma, dieses Jahr Vorsitzender<br />
Meister der Drei<br />
Ehrengesellschaften, einige<br />
Ratschläge erhalten. Unter<br />
anderem empfahl der Vorgänger<br />
ihm, sich selbst zu<br />
bleiben. Das hat sich René<br />
Thoma (im Bild mit dem<br />
Wild Maa) verinnerlicht.<br />
«Jeder macht es anders und<br />
man soll nichts und niemanden<br />
kopieren», erklärt er.<br />
Foto: Archiv «<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>»<br />
ich sicher nochmals eine Stunde<br />
pro Tag daran gearbeitet. Das<br />
Ganze war also ein Prozess.<br />
Haben Sie sich in dieser Woche<br />
Ferien irgendwohin zurückgezogen?<br />
Ja. Ich war zusammen mit meiner<br />
Frau in Österreich.<br />
Sie hat Tennis gespielt<br />
und ich habe<br />
an meiner Rede<br />
gearbeitet.<br />
Wie läuft so eine<br />
Arbeit ab? Wie muss man sich<br />
das vorstellen?<br />
Für mich ist Reden schreiben<br />
nichts Alltägliches. Zunächst setze<br />
ich meine Schwerpunkte. Das<br />
sind ungefähr zehn Stichworte.<br />
Dann beginnt die Recherchearbeit.<br />
Mit Hilfe des Internet und<br />
verschiedener Zeitungsartikeln<br />
trage ich meine Informationen<br />
zu den Stichworten zusammen,<br />
welche dann den Inhalt der Rede<br />
bilden.<br />
War die Vorfreude auf den <strong>Vogel</strong><br />
<strong>Gryff</strong> in diesem Jahr grösser als<br />
in den Vorjahren – im Hinblick<br />
darauf, dass Sie zum ersten Mal<br />
vorsitzender Meister sind?<br />
Natürlich, absolut! Ich habe mich<br />
gefreut, den Anlass massgeblich<br />
beeinfl ussen und eigenen Ide-<br />
en einbringen zu<br />
dürfen. Da sind<br />
natürlich auch<br />
die Spannung und<br />
die Vorfreude viel<br />
grös ser.<br />
Was war heute, am Tag selber, für<br />
Sie anders?<br />
Zunächst war am Morgen früh<br />
die Spannung gross, ob auch alle<br />
Gäste anwesend sein werden. Da<br />
sitzt man wie auf Nadeln. Und<br />
dann war natürlich auch vor der<br />
Meisterrede eine gewisse Anspannung<br />
nicht wegzuleugnen.<br />
Was hat Ihnen Ihr Vorgänger<br />
Gogo Schlager in Hinblick auf<br />
den heutigen Tag mitgegeben?<br />
«Einer der schönsten<br />
Momente ist der Flossbau<br />
frühmorgens. Da erwacht<br />
der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>.»<br />
het die heerlig Sytte meeglig gmacht.<br />
20. Januar 2012<br />
Er sagte, ich solle immer mich selber<br />
bleiben, und das habe ich mir<br />
absolut verinnerlicht. Jeder macht<br />
es anders und man soll nichts und<br />
niemanden kopieren.<br />
Worauf freuten Sie sich im Vorfeld<br />
des heutigen Tages am meis-<br />
ten?<br />
Ich freute mich<br />
grundsätzlich auf<br />
den ganzen Tag.<br />
Einer der schönsten<br />
Momente<br />
nebst der Rede<br />
ist für mich, am frühen Morgen<br />
den Flossbau zu verfolgen und<br />
im Horst den ersten Tee zu trinken.<br />
Da erwacht der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>!<br />
Es folgen das Lääberliessen, der<br />
Apéro, der Tanz, das <strong>Gryff</strong>emähli<br />
etc. Alles geht Schlag auf Schlag<br />
und alles ist so wunderbar, bis<br />
hin zum letzten Umgang mit dem<br />
Spiel, den ich ebenfalls voll und<br />
ganz geniessen werde.<br />
Meisterrede ab Seite 9
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wunderschöner Bhaltis<br />
Die Vorsitzende Gesellschaft<br />
zur Hären hat<br />
einen Bhaltis aus den<br />
Brettern des früheren<br />
Hären-Flosses hergestellt.<br />
zen. Dieses Jahr erhielten die Gesellschaftsbrüder<br />
nach dem <strong>Gryff</strong>emähli<br />
einen besonderen Bhaltis,<br />
erschaffen aus dem Holz der ausgemusterten<br />
Bretter des Hären-<br />
Flosses.<br />
Auf die Idee, die alten Bretter<br />
zu Bhaltis zu verarbeiten, kam<br />
die Flossmannschaft. Vorgesetzte<br />
E.E. zur Hären und Mitglieder<br />
der Flossmannschaft trafen sich<br />
an einem Samstag im November<br />
bei der Ziegler Papier AG, um<br />
die Bretter für die Endverarbeitung<br />
vorzubereiten. Gleichzeitig<br />
arbeiteten sie an einem komplet-<br />
ten Nachbau des Flosses, dass sie<br />
für das <strong>Gryff</strong>emähli im Foyer des<br />
Congress Center Basel aufstellten.<br />
Die Feinarbeiten am Bhaltis erfolgten<br />
in der Schreinerei und im<br />
Graphischen Zentrum des Bürgerspitals,<br />
wo für das Einbrennen der<br />
Zeichnung und des Verses unter<br />
anderem auch modernste Lasertechnologie<br />
zum Einsatz kam. Die<br />
Zeichnung hat Benjamin Zeuggin<br />
entworfen, der Vierzeiler stammt<br />
aus der Feder von Urs Weiss.<br />
So entstanden aus der früheren<br />
Bühne des Wild Maa in den<br />
letzten Monaten rund 500 unvergessliche<br />
Bhaltis. Damit der<br />
ursprüngliche Sinn des Bhaltis als<br />
«Drachenfutter» gewahrt bleibt,<br />
wurde zusätzlich zum Brett übrigens<br />
noch eine speziell produzierte<br />
Hären-Schokolade abgegeben.<br />
Zuschneiden. Die gehobelten Bretter werden auf die Grösse der Bhaltis<br />
zugeschnitten.<br />
Laserung. Mit einem modernen Laser wird die Zeichnung auf dem<br />
Holz eingeritzt. Fotos René Wegmüller<br />
Vorbereitung.<br />
Die alten<br />
Flossbretter<br />
werden in der<br />
Werkstatt für<br />
das Abhobeln<br />
vorbereitet.<br />
Fräsen. Der<br />
Bildausschnitt<br />
wird auf der<br />
Vorderseite<br />
eingefräst.<br />
Endprodukt.<br />
So sieht der<br />
wunderschöne<br />
Bhaltis aus.<br />
20. Januar 2012<br />
15
16<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Benjamin Huggel am <strong>Gryff</strong>emähli<br />
«Soziale Netzwerke<br />
sind sehr wichtig»<br />
Benjamin<br />
Huggel<br />
war Gast<br />
beim <strong>Gryff</strong>emähli.Unmittelbar<br />
nach<br />
der Meisterrede<br />
hat<br />
der FCB-<br />
Mittelfeldspieler l gegenüber üb<br />
«<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra» seine Eindrücke<br />
exklusiv mitgeteilt:<br />
Wie gefällt es Ihnen am <strong>Gryff</strong>emähli?<br />
Ich habe mich gefreut, eingeladen<br />
worden zu sein. Ich habe<br />
mir den Brauch genau erklären<br />
lassen und verfolge das Geschehen<br />
sehr interessiert.<br />
Wie haben Sie die Meisterrede<br />
erlebt?<br />
René Thoma sprach über die<br />
Jugend. Das fand ich sehr gut!<br />
Vor allem gefällt mir, dass er<br />
dies alles nicht nur predigt,<br />
sondern sich auch aktiv für die<br />
Jugend engagiert, wie mir bestätigt<br />
wurde.<br />
Was hat Ihnen bisher am besten<br />
gefallen am <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>?<br />
Die Tänze sind sehr beeindruckend.<br />
Auch der Tanz der Kinder<br />
des kleinen <strong>Vogel</strong>-<strong>Gryff</strong>-<br />
Spiels. Ich fi nde es toll, dass<br />
es diesen Brauch gibt, mit dem<br />
ganzen sozialen Netzwerk, das<br />
damit verbunden ist.<br />
Wie wichtig sind derartige<br />
Bräuche für Basel?<br />
Diese Bräuche sind vor allem<br />
wichtig für die Leute, welche<br />
sie leben. Gegen aussen hin<br />
erachte ich sie weniger wichtig<br />
als gegen innen. Denn derartige<br />
soziale Netzwerke und das<br />
Wissen, dass die Menschen für<br />
einander einstehen, ist heute<br />
wichtiger denn je.<br />
Interview: René Häfl iger<br />
mode<br />
Mir Ausverkauf erwyyse<br />
für Damen Ihne<br />
und<br />
s ganz<br />
Herren<br />
Johr<br />
d Reveränz.<br />
im Clarashopping Greifengasse 36<br />
www.voegtli-mode.ch<br />
Foto zen.<br />
Alt <strong>Gryff</strong>ebrieder<br />
kehren zurück<br />
ALLERLEI ZUM VOGEL GRYFF<br />
Alt <strong>Gryff</strong>ebrieder, die<br />
nicht mehr im Kleinbasel<br />
wohnen, zelebrieren seit<br />
vier Jahren ihr eigenes<br />
<strong>Gryff</strong>emähli.<br />
Es jährt sich bereits zum vierten<br />
Mal, dass sich die nicht<br />
mehr im Glaibasel wohnhaften<br />
Alt-<strong>Gryff</strong>ebrieder zum «wichtigschte<br />
Glaibasler Daag» in ihrer<br />
alten Heimat versammeln,<br />
um ihr spezielles <strong>Gryff</strong>emähli<br />
zu zelebrieren.<br />
Wild-Maa-Ankunft erwartet<br />
Nach dem obligatorischen Lääberli-Zmorge<br />
treffen sich etwa<br />
ein Dutzend Herren am Untere<br />
Rhywääg, von wo – bei einem<br />
standesgemässen Apéro – die<br />
Ankunft des Wilden Mannes<br />
erwartet wird. Vor dem Kaffi<br />
Tiere gezeichnet<br />
Kunstwerke vor der Bäckerei. Melanie Perez von der Bäckerei zum<br />
Riehentor hat zum <strong>Vogel</strong>-<strong>Gryff</strong>-Tag den Eingang schön geschmückt.<br />
«Die Zeichnungen stammen von mir selbst», erklärte sie stolz.<br />
Spontan habe sie sich entschlossen, die drei Tiere (von links) Wild<br />
Maa, <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> und Leu auf die Tafeln zu malen. Darunter<br />
schrieb sie die Produkte, die die Bäckerei am <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> anbietet.<br />
Der Wild Maa stand Pate für die Faschtewaie, der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> für<br />
die Ziibelewaie, während unter dem Leu die Kääswaie stand.<br />
Die Sytte<br />
hänn<br />
meeglig<br />
gmacht<br />
Spitz trifft man danach alte Freunde<br />
und Bekannte, bevor – mit dem<br />
Abmarsch der Gesellschaftsbrüder<br />
zum offi ziellen <strong>Gryff</strong>emähli<br />
– die Heimweh-Glaibasler ins mit<br />
Fahnen geschmückte Restaurant<br />
Rhywyera zu ihrer festlichen Tafel<br />
schreiten. Klein aber fein ist<br />
auch dieses Mähli.<br />
Bierkrug als Bhaltis<br />
Beliebt ist es mittlerweile: Unterdessen<br />
sitzen auch verdiente<br />
Ehemalige der beiden anderen<br />
Ehrengesellschaften sowie persönliche<br />
Gäste am Tisch und feiern<br />
mit uns.<br />
Und auch der Bhaltis fehlt nicht.<br />
War es im letzten Jahr eine gute<br />
Flasche Kräuterlikör, so bekommt<br />
in diesem Jahr jeder Teilnehmende<br />
einen geschmückten Bierkrug<br />
als Andenken an einen erlebnisreichen<br />
Tag, welcher in guter Kleinbasler<br />
Manier ausklingt.<br />
Peter Borchers<br />
und Niggi Reinau<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
20. Januar 2012<br />
Kurzinterview<br />
«Es ist schon ein<br />
spezielles Gefühl»<br />
Sven tanzt<br />
heute zum<br />
letzten Mal<br />
als Wild<br />
Maa durch<br />
das Kleinbasel.<br />
Über<br />
die Emotionen<br />
an<br />
seinem letzten<br />
Tag und wie i er sich i h für fü den d<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> fi thält, spricht er<br />
im Kurzinterview.<br />
Wild Maa, dein Job ist ja sehr<br />
streng und fordert dich auch<br />
sportlich. Wie oft trainierst du<br />
dafür?<br />
Wild Maa: Ich gehe jede Woche<br />
zweimal joggen und mache<br />
zuhause auch etwas Krafttraining.<br />
Vor dem <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> mache<br />
ich noch Intervalltraining,<br />
um mich zusätzlich fi t zu machen.<br />
Wild Maa, wie fühlst du dich<br />
heute an deinem letzten Tag?<br />
Es ist schon ein spezielles Gefühl,<br />
wenn man aufhören muss.<br />
Aber so ist es halt: Nach sechs<br />
Jahren ist Schluss. Richtig realisieren<br />
werde ich es wahrscheinlich<br />
erst, wenn ich am Samstag<br />
morgen aufwache.<br />
Die Zeitung für das Kleinbasel<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>-Spezialausgabe<br />
vom 20. Januar 2012<br />
Verlag, Redaktion, Inserateverwaltung:<br />
Sa-Na Verlag AG, Postfach, 4005 Basel,<br />
Tel. 061 691 06 66, Fax 061 691 36 35.<br />
www.vogelgryff.ch, verlag@vogelgryff.ch<br />
Geschäftsführung: Cyrill Klapka<br />
Chefredaktor: Rolf Zenklusen (zen.)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Beat<br />
Amrein (ba.), Werner Blatter (ter.), René<br />
Häfl iger (rehä.), Christoph Junck, Fille<br />
Lehr, Rolf Zenklusen<br />
Fotos: Beat Amrein, Werner Blatter,<br />
René Häfl iger, Christoph Junck, Robert<br />
Schlosser, Rolf Zenklusen<br />
Produktion: Sabine Fischer<br />
Korrektorat: Markus Knöpfl i<br />
Druck: Die Zeitungsdrucker Schweiz<br />
AG, Basel<br />
Inserate: Cyrill Klapka, Robert Schlosser<br />
Eine Publikation der<br />
BASLER ZEITUNG MEDIEN
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
BINGGIS<br />
20. Januar 2012<br />
Die Kinder hatten ihre helle Freude<br />
Kindertanz. Doris Ilg von den Volksschulen<br />
Basel nimmt im Riehenteichpark<br />
neben dem Kongresszentrum<br />
den Kindertanz ab. Wiederum haben<br />
der Bäckermeisterverband Basel und<br />
E.E. Zunft zu Brotbecken danach<br />
750 Schnecken an die Kinder verteilt.<br />
���������������<br />
��������������������<br />
����������������������������<br />
�������������������� ������<br />
�����������������������<br />
���������������������������<br />
�����������������������������������<br />
��������������������<br />
Fotos Christoph Junck<br />
17
18<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
«Ein Stück Wehmut kam sicher auf»<br />
Spielchef Peter Stalder<br />
hatte heuten seinen Letzten.<br />
Die Derniere versüsste er<br />
sich mit einem Abstecher<br />
ins Hirzbrunnen.<br />
Von Rolf Zenklusen<br />
Erstmals in seiner Geschichte besuchte<br />
der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> das Hirzbrunnenquartier.<br />
Damit machte<br />
sich Spielchef Peter Stalder ein Abschiedsgeschenk.<br />
Der 49-jährige<br />
Immobilientreuhänder hört nach<br />
neun Jahren als Spielchef auf.<br />
Ihre Derniere als Spielchef führte<br />
Sie ins Hirzbrunnenquartier. Was<br />
bedeutete das für Sie?<br />
Es geht nicht um mich, sondern<br />
um die Kleinbasler Bevölkerung.<br />
Wichtig ist uns, alle Kleinbasler<br />
Quartiere mit dem <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> zu<br />
«bedienen». Sowohl Familien – vor<br />
allem die mit Kindern – wie auch<br />
ältere Leute schätzen es, wenn der<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> zu ihnen ins Hirzbrunnen<br />
kommt, ohne dass sie ins<br />
Zentrum reisen müssen.<br />
Diesen Abstecher planten Sie<br />
schon länger.<br />
Genau, das Quartier liegt mir am<br />
Herzen. Ich schätze den Dorfcharakter,<br />
man kennt sich noch hier.<br />
Aber logistisch war es nicht so<br />
einfach, den Ausfl<br />
ug ins Hirzbrunnen<br />
zu bewerkstelligen.<br />
Die BVB<br />
holte das Badwannen-Trämli<br />
extra<br />
aus seinem Winterquartier<br />
und stellte es uns gratis<br />
zur Verfügung. Ohne diese Transportmöglichkeit<br />
wäre es für das<br />
Spiel unmöglich, ins Hirzbrunnen<br />
zu gehen. Zu Fuss hätten wir von<br />
der Messe bis ins Hirzbrunnen<br />
praktisch eine Stunde einrechnen<br />
müssen – von den Strapazen für die<br />
Chargierten ganz zu schweigen.<br />
War es schwierig, im dicht gedrängten<br />
Routenplan einen Platz<br />
für das Hirzbrunnen zu fi nden?<br />
Foto Christoph Junck<br />
«Nun komme ich zu<br />
einem dritten Tanz –<br />
und erst noch vor<br />
meinem Heim.»<br />
DES SPIELCHEFS LETZTER TAG<br />
Grossartig. Peter Stalder genoss den Tanz vor seinem Haus im Hirzbrunnen<br />
in vollen Zügen.<br />
Die Fahrt ins Hirzbrunnen und<br />
zurück nahm uns etwas Zeit weg.<br />
Dadurch mussten wir einige Tänze<br />
vom Nachmittag auf den Morgen<br />
verschieben, und wir kommen<br />
am Abend auch eine Viertelstunde<br />
später zum Schlussambiente ins<br />
Restaurant Spitz.<br />
Erstmals durften Sie vor Ihrem<br />
Haus einen Tanz abnehmen. Was<br />
bedeutet das für Sie?<br />
Das war ein ganz emotionaler, toller<br />
Moment, den Tanz zusammen<br />
mit meiner Frau und natürlich mit<br />
meinen Grosskindern zu erleben.<br />
Normalerweise steht jedem Vor-<br />
gesetzten «nur»<br />
ein Tanz pro <strong>Vogel</strong><br />
<strong>Gryff</strong> zu, und mit<br />
meinen obligatorischen<br />
zwei Tänze<br />
auf der Mittleren<br />
Brücke um 12 Uhr<br />
werde ich ja schon grosszügig bedient.<br />
Nun kam ich zu einem dritten<br />
Tanz und erst noch vor meinem<br />
Heim. Grossartig.<br />
Haben Sie sich den Gang ins<br />
Hirzbrunnen bewusst für Ihre<br />
Derniere aufgespart?<br />
(lacht) Ich wusste ja bis vor anderthalb<br />
Jahren nicht, dass ich<br />
mein Amt als Spielchef abgebe.<br />
Auf jeden Fall habe ich mir aber<br />
vorgenommen, den Abstecher<br />
ins Hirzbrunnen noch während<br />
meiner Amtszeit zu organisieren.<br />
Auch weil es eine Warteliste von<br />
Vorgesetzten gab, die sich einen<br />
Tanz vor ihrem Heim im Hirzbrunnen<br />
wünschten.<br />
Mit welchen Gefühlen treten Sie<br />
als Spielchef ab?<br />
Ein Stück Wehmut kam sicher auf.<br />
Aber nach neun Jahren als Spielchef<br />
ist es Zeit für einen Wechsel.<br />
Ich bin kein Sesselkleber. Es gibt<br />
neue und jüngere Leute, die das<br />
ebenso können wie ich. Nach 26<br />
Jahren bin ich dieses Jahr auch das<br />
letzte Mal beim Spiel dabei. Diese<br />
Zeit war mit vielen<br />
sozialen Kontakte<br />
und Freundschaften<br />
verbunden. So<br />
gesehen geht da<br />
schon etwas verloren.<br />
Nächstes<br />
Jahr werde ich wieder im Saal sitzen,<br />
was für mich speziell ist. Denn<br />
der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> fi ndet ja auf der<br />
Strasse statt, nicht am <strong>Gryff</strong>emähli.<br />
Deshalb geniesse ich meinen letzten<br />
Tag als Spielchef umso mehr.<br />
Was waren die Höhepunkte Ihrer<br />
Karriere als Spielchef?<br />
Als Karriere würde ich das nicht<br />
bezeichnen (lacht). Wenn ich zurückschaue,<br />
stelle ich fest, dass<br />
ich mich auch persönlich entwi-<br />
«Der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong><br />
fi ndet ja auf der<br />
Strasse statt, nicht<br />
am <strong>Gryff</strong>emähli.»<br />
Besuchen Sie die ganze Welt der Unterhaltungselektronik auf 6 Stockwerken im Interdiscount-XXL Märthof<br />
20. Januar 2012<br />
ckelt habe. Plötzlich stand ich<br />
ganz vorn im Spiel, musste Verantwortung<br />
übernehmen, Reden<br />
halten, Entscheide fällen. Aber<br />
dieser Job wird oft überschätzt:<br />
Grossen Spielraum für Veränderungen<br />
hat man gar nicht. Beim<br />
Routenplan ist ein Spielchef an<br />
traditionelle Fixpunkte gebunden.<br />
Allerdings kann man mit seiner<br />
Art dem Spiel den Stempel aufdrücken.<br />
Eine wichtige Aufgabe<br />
ist, für guten Nachwuchs zu sorgen<br />
und jüngere Leute im Spiel zu<br />
integrieren. Ich glaube, das ist mir<br />
nicht schlecht gelungen.<br />
Ist Ihnen ein <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> speziell<br />
in Erinnerung geblieben?<br />
Heute Abend werden wir wie jedes<br />
Jahr sagen: Das war der schönste<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>, den es je gegeben<br />
hat. Auch der frühere Spielchef<br />
Fille Lehr pfl egte das zu sagen.<br />
Ich meine, auf seine Art ist jeder<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> speziell.<br />
Würden Sie rückblickend etwas<br />
anders machen, wenn Sie nochmals<br />
beginnen könnten?<br />
Organisatorisch würde ich nichts anders<br />
machen. Alle Routenpläne, die<br />
ich ausarbeitete, haben immer perfekt<br />
geklappt. Innerhalb des Spiels<br />
gibt es – zum Beispiel bei der Neubesetzung<br />
der Tiere – sicher Entscheide,<br />
bei denen man im Nachhinein<br />
denkt, man hätte<br />
es anders machen<br />
sollen. Aber das gehört<br />
wohl zur Natur<br />
der Sache.<br />
Fällt nun, wo Sie<br />
aufhören, auch eine «Last» von<br />
Ihnen ab?<br />
Als Belastung würde ich es nicht<br />
bezeichnen. Aber im Vorfeld ist<br />
man immer etwas angespannt,<br />
bevor alles klappt. Am Tag selber<br />
braucht es volle Konzentration,<br />
man hat ja eine Verantwortung.<br />
Künftig kann ich mich unbeschwert<br />
auf den <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> freuen<br />
und den Tag voll geniessen. Und<br />
es fällt natürlich auch viel weniger<br />
Arbeit an.
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Der Wild Maa, der Häre-Schildhalter<br />
Kommt der Wild Maa,<br />
Ehrenzeichen und Schildhalter<br />
der Gesellschaft zur<br />
Hären, aus dem Schwarzwald;<br />
wie der Santiglaus?<br />
Von Beat Amrein<br />
«Dunst über dem Rhein. Nebelschwaden,<br />
eine Geisterlandschaft.<br />
Plötzlich taucht ein geheimnisvolles<br />
Etwas auf. Allmählich erkennt<br />
man das Floss mit dem Wild Maa<br />
und seiner Begleitung darauf. Es<br />
scheint beinahe, als komme das<br />
Schiff aus einer anderen Welt weit<br />
entfernt von unserer Stadt.»<br />
Ob der heutige Einzug des Wild<br />
Maa ebenso mystische Züge hatte,<br />
wie sie Rolf Jeck in «Diryff-dyff-dyff<br />
der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>...» beschreibt, wissen<br />
die Besucher des grössten Tages<br />
von Kleinbasel – als dieser Artikel<br />
hier entstand, lag es noch «in den<br />
Sternen». Das Mystische in Rolf<br />
Jecks Beschreibung ist jedenfalls<br />
eine ideale Einstimmung für eine<br />
historische Umschau zu diesem<br />
wirbligen und baumschwingenden<br />
Wilden: Denn dem heurigen Festtag<br />
steht die Ehrenwerte Gesellschaft<br />
zur Hären vor, deren Repräsentant<br />
eben der Wild Maa ist.<br />
Von Wild-Maa-Äpfelchen<br />
Dieser Wilde Mann ist ein Dämon,<br />
welcher nach der Wintersonnwende<br />
aus dem Wald kommt und eine<br />
ausgegrabene Tanne schwingt. Um<br />
den Kopf und um die Lenden trägt<br />
er einen Efeukranz, welcher voll<br />
mit roten Äpfeln behangen ist. Er<br />
verheisst Fruchtbarkeit, Erde und<br />
neues Leben, und bis in die heutige<br />
Zeit soll die positive Kraft der<br />
roten Wildmannsäpfel eine fruchtbare<br />
Wirkung haben. Laut Rolf<br />
Jeck besagt eine alte Legende, dass<br />
jede Frau, die von den Wild-Maa-<br />
Äpfelchen esse, übers Jahr ein Kind<br />
bekomme ...<br />
Wilde Waldmänner und -frauen<br />
Seit je spricht der Mensch Tieren,<br />
Göttern, Naturgewalten und anderen<br />
menschlichen Eigenschaften<br />
zu («Anthropomorphismus»). Der<br />
Foto: Eugen A. Meier • <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong><br />
Erstes Wappenbuch zur Hären:<br />
Anno 1613 teilte der Wilde Mann<br />
seine Wappenhalterfunktion noch<br />
mit einer Wilden Frau.<br />
Volksglaube im germanischen und<br />
slawischen Sprachraum kennt seit<br />
dem frühen Mittelalter ein solches<br />
antropomorphes Wesen. Den Wilden<br />
Mann, einen stark behaarten<br />
Einzelgänger, ausgestattet mit Riesenkräften.<br />
Nackt oder bloss mit<br />
Moos oder Laub bekleidet, lebt er gemäss<br />
volkstümlichem Glauben einerseits<br />
halbtierisch primitiv, andererseits<br />
aber zugleich paradiesisch<br />
und naturverbunden. Solche wilden<br />
Männer sind die mitteleuropäische<br />
Variante einer weltweit – in<br />
allen Kulturen – vorkommenden,<br />
mythischen oder abergläubischen<br />
Vorstellung von halbmenschlichen<br />
Waldbewohnern.<br />
Das malaiische «Orang Utan»,<br />
also der Name für die Primatenart,<br />
bedeutet übrigens ebenfalls «Waldmensch».<br />
Allerdings behaupten die<br />
Javaner (laut «Brehms Tierleben»),<br />
dass diese Affen wohl reden könnten,<br />
wenn sie nur wollten, dies jedoch<br />
nicht täten, weil sie fürchteten,<br />
sonst arbeiten zu müssen ...<br />
HISTORISCHES<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
20. Januar 2012<br />
19<br />
Wilde Männer. Ausschnitte aus Albrecht Dürers Bild «Wilder Mann<br />
und Wappen des Oswolt Krel», 1499, Alte Pinakothek München.<br />
Ueli ff d Gass...<br />
...und s Glaibasel isch unter Strom: 061 382 72 72. www.unternaehrer-ag.ch<br />
crome.ch
20<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Dante Cläärli goot an <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> ...<br />
Lääberli-Zmoorge<br />
Eine Nacht früher brach Basel<br />
Tattoo Produzent Erik Julliard<br />
seine Hochzeitsreise ab. Fertig<br />
Karibik, Vater Rhein muss sein.<br />
Traditionell bat er mit seinem<br />
Pizza-Kumpel Christian Sidler<br />
zu Basels feinstem Lääberli-<br />
Zmoorge ins Torstübli. Und sie<br />
rollte an, die Karawane mit den<br />
Regierern Guy Morin, er ist und<br />
will Präsident bleiben, Sanitäts-<br />
minister Carlo Conti und Hans-<br />
Peter Wessels an der Spitze.<br />
Klar nahm auch die Finanzwelt<br />
hinter den fein dekorierten Tellern<br />
Platz. Gar die allerobersten<br />
Regio Bänker, Hans Rudolf<br />
Matter (Kantonalbank) und<br />
Sämi Holzach (UBS), was nicht<br />
«Unsere Bank Sarasin» heisst,<br />
meinte sein Assi Sämi Meyer,<br />
tauschten den Börsenbarometer<br />
für ein paar gemütliche Stunden<br />
mit «e me Gleesli Wyyse». Der<br />
Christian Club hatte seine Lead-<br />
Figuren, Kern, Senn und Vultier<br />
delegiert. Für die Sicherheit<br />
sorgten die Obersten Dominik<br />
Walliser, Hans-Peter Barth und<br />
Gerry Lips, die später umgehend<br />
die Kommunikation aus dem Baselbiet<br />
– in der Person von Meinrad<br />
Stöcklin – zur Hilfe nahmen.<br />
Welcher (eben der Meini) – so intensive<br />
Recherchen von Grossrtat<br />
Giovanni Nanni – immer mehr<br />
und immer öfters das Kleinbasel<br />
unsicher macht. Wer und wo einer<br />
Fotos: ter-<br />
dieser VIP-Club-Mitglieder später<br />
in eine Weinfl asche gefallen<br />
ist, konnten weder Theo Meyer<br />
noch Urs Hitz, Andy Kurz oder<br />
Rotarier-Obmaa Ernst Staehelin<br />
verbürgt mitteilen. Jedenfalls<br />
musste Dögti Fabio Gallacchi<br />
nicht zur Notfalltasche greifen.<br />
Tisch mit Damen<br />
Die gestandenen <strong>Gryff</strong>ebrieder<br />
und alt Löschmeister Dieter<br />
Bangerter, Peter und Jürg Hasler<br />
riefen für einmal nicht «meh<br />
Schluuch» sondern «meh Wysse»!<br />
Diesem Hilferuf konnten die<br />
Tischnachbarn, Comité-Obmaa<br />
Christoph Bürgin, Nachwuchsförderin<br />
Pia Inderbitzin, die<br />
Riehener Polithoffnung Salomé<br />
Hofer samt Babbe Mathis,<br />
und natürlich Simon und Gilbert<br />
Thiriet, die einst einen so<br />
Fröhliche Runde. (v.l.) Simon und Gille Thiriet, Pia Inderbitzin, Salomé<br />
und Mathis Hofer.<br />
GSCHNÄÄDER<br />
20. Januar 2012<br />
Voller Freude. (von links) Christian Sidler, Carlo Conti, Guy Morin, Hans-Peter Wessels und Erik Julliard.<br />
Banker unter sich. Samuel Holzach (links) und Hans Rudolf Matter.<br />
Italien am Rhein. Das ist picobello.<br />
PIZZERIA VINERIA TERRAZZA<br />
Drei Löschmeister. (v. l.) Jürg Hasler, Dieter Bangerter und Peter Hasler.<br />
genannten Zahnstocherclub an<br />
selbiger Tafel ins Leben gerufen<br />
hatten, nicht widerstehen. Die<br />
burschikose Wirtin Lotti Weber<br />
liess ihre Traktörli Frau Hürlimann<br />
und Miss Mini Cab, mit<br />
schier unverantwortlichem Tempo<br />
durchs Beizli sausen. Schon<br />
ist die nächste Grossformation<br />
angekündigt: Die Fasnachtsgesellschaft<br />
Olympia 1908 wird<br />
nach dem Rundgang hinter den<br />
Kleinbasler Honorationen zu Europas<br />
bester Gulaschsuppe samt<br />
zischendem Gerstensaft erwartet.<br />
E Guete!<br />
Blumenrain 12, Basel<br />
Telefon 061 261 30 44
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
... und rysst fräch dr Schnabel uff<br />
Im Hirzbrunne<br />
Offenbar nicht sooo herzlich<br />
Willkommen war das Spiel samt<br />
Entourage hinter dem Badischen<br />
Bahnhof. Stellte doch kurzfristig<br />
der Drämmlichef den Strom ab.<br />
Aber bald konnten die BVB-Oldtimer-Badwännli<br />
Richtung Eglisee<br />
weiterholpern und Rebhaus Statthalter<br />
Claude Beranek «lüpfte»<br />
stolz seinen Hut vor dem St. Elisabethenheim<br />
zum Gruss. Heidi<br />
Keller, die umtriebige Heimoberin,<br />
liess Feinstes vom Feinen auf die<br />
Tische stellen. Gabriele Beranek<br />
spielte gekonnt Gastgeberin. Silvia<br />
Vögtli, Felix Moppert, Saskia<br />
Frei genossen das Bad in der riesigen<br />
Menge und alt Nationalrat<br />
Hugo Wick (CVP) strahlte wie<br />
einst zu Bern. Herbi und Bernadette<br />
Benz blinzelten ganz heimlich<br />
in Richtung roter Ueli. Warum,<br />
war beim besten aller Willen<br />
nicht zu erkennen. Danach zog der<br />
Zug, angeführt und beschützt von<br />
den obersten Kleinbasler Schugger<br />
Herbi Gees und Peter Sumsander<br />
in Richtung Claraspital weiter.<br />
Dort war wiederum «Strahlen»<br />
angesagt, Spitaldirektor und<br />
Jazz-Fachmann Peter Eichenberger<br />
war hier der Glückliche, der<br />
begrüsst wurde.<br />
Ein Paar: Gabrielle und Claude Beranek.<br />
Fotos: ter-<br />
Zwei am Rhein: Rouven Born und Pierre Moulin. Zwei Geniesser: Daniel Uhlmann und Theo Meyer.<br />
Im Hotel Krafft<br />
Alexander Sarasin, aktiver Rebhausbruder<br />
und Fasnachts-Comité-<br />
Värslibrinzler, bat zusammen mit<br />
seinem Gspänli Thomas Locher<br />
ins preisgekrönt historische Hotel<br />
am Kleinbasler Rheinufer. Am<br />
Apéro-Gleesli versammelten sich<br />
nebst drei Generationen Lochers,<br />
neben Babbe Paul, Eric der Härebannerherr<br />
im Glaine Spyyl uch<br />
Julia d'Pfyffere bim 3E-Clique-<br />
GSCHNÄÄDER<br />
Volggshuussaal<br />
28. Jänner–11. Hornig 2012<br />
www.charivari.ch<br />
uftritt, auch Fussballikone Adrian<br />
Knup, Adrian Guth, Bea Saladin<br />
und Andy Lutz. Im Nebenzimmer<br />
feierte die Vorstadtgesellschaft<br />
zum «Lällekönig» mit Ehrengast<br />
Heinrich Caspers, während Thomi<br />
Stauffer sich den Weg nach<br />
Kembs erklären liess.<br />
Top News<br />
«Mit den Neuaufnahmen tragen<br />
wir enorm viel zur Verjüngerung<br />
unserer Gesellschaft bei, darum,<br />
20. Januar 2012<br />
und um auch kulturell in der ersten<br />
Reihe zu sitzen, haben wir den<br />
neo Schriftstelller Roland Vögtli<br />
(FDP) mit Freude in die Reihe der<br />
gestandenen Gesellschaftsbrüder<br />
aufgenommen», wurde per Facebook<br />
von – leider – unbekannter<br />
Seite weltweit komuniziert. Und<br />
der Fricktaler Rouven Born – besser<br />
bekannt als Mister 107,6 Megaherz,<br />
wurde als Ehrengast bei<br />
den alten <strong>Gryff</strong>enbrüder zum Umtrunk<br />
geladen.<br />
Drei Gastgeber: Kathleen Baretsch, Lotti Weber und Eliza Denis<br />
Jetzt Tickets bestellen<br />
Basel Tattoo Shop | Schneidergasse 27 | 4001 Basel<br />
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.00–18.30 Uhr | Sa 10.00–17.00 Uhr<br />
061 266 1000 | ticket@charivari.ch | www.charivari.ch<br />
21<br />
2012
22<br />
Alt Spielchef Felix «Fille»<br />
Lehr erzählt von verschiedenen<br />
Flossen und was<br />
die Spielleute damit so<br />
alles erlebt haben.<br />
Von Fille Lehr<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Geschichten über das Wild-Maa-Floss<br />
Mit dem Bau der mittleren Brücke,<br />
der ersten Rheinbrücke zwischen<br />
Bodensee und Meer, entwickelte<br />
sich ab 1225 das Fischerdorf<br />
Kleinbasel zu einer Stadt. Um<br />
diese Zeit entstanden die Drei Ehrengesellschaften<br />
Kleinbasels. Die<br />
Flösserei war damals ein wichtiger<br />
Erwerbszweig. Zwei Schiffe dienten<br />
als Träger für das mit Brettern<br />
zusammengebundene, manövrierfähige<br />
Floss, auf dem Personen<br />
und Waren transportiert wurden.<br />
Damals auf Steinweidlingen<br />
Als ich in den 1950er Jahren Ueli<br />
war, wurde das Wild-Maa-Floss<br />
auf Steinweidlingen aufgebaut.<br />
Die waren länger als gewöhnli-<br />
che Weidlinge. In<br />
Basel gab es zwei<br />
derartige Schiffe.<br />
Eines gehörte dem<br />
Baudepartement,<br />
das andere dem<br />
legendären Münsterfährimaa<br />
Karl Städeli. Sein<br />
Schiff dümpelte ganzjährig am<br />
Grossbasler Ufer zwischen Wettsteinbrücke<br />
und Pfalzbadhysli<br />
und wurde nur noch für das Wild-<br />
Maa-Floss eingesetzt.<br />
Anfang mit Hiobsbotschaft<br />
In den 1970er Jahren wurde ich<br />
Spielchef der 3E. Das fi ng gleich<br />
mit einer Hiobsbotschaft an. Der<br />
damalige Flosskapitän, Thedy<br />
Huber, meldete, dass die Steinweidlinge<br />
nichts mehr taugen, weil<br />
das Holz weich wie ein Schwamm<br />
geworden sei. Ein weiterer Einsatz<br />
für das Wild-Maa-Floss wäre zu<br />
riskant und unverantwortlich gewesen.<br />
In dieser vertrackten Situation<br />
halfen uns die Kleinbasler Wasserfahrvereine<br />
mit ihren Langschif-<br />
«Fille was mainsch,<br />
isch es rächt so»?,<br />
fragte der Künstler<br />
Freddy Oettli.<br />
fen. Sie holten in der Adventszeit<br />
die schweren Holzschiffe aus dem<br />
Winterlager und setzten sie zum<br />
«Verlechnen» in den Rhein.<br />
Dabei saugt das trockene Holz<br />
Wasser auf und die Ritzen werden<br />
wieder dicht. Etwas einfacher<br />
wurde es für den WFV Fischerclub,<br />
der als erster ein Langschiff<br />
aus Kunststoff baute, das nicht<br />
mehr aufwendig verlechnet wer-<br />
den musste. Während vieler Jahre<br />
konnten wir uns auf die treuen<br />
und zuverlässigen Freunde von<br />
den Wasserfahrvereinen verlassen.<br />
Auch heute noch verbindet<br />
uns eine herzliche Freundschaft.<br />
Jungfernfahrt als Riesenfest<br />
Ein Wunsch von uns war, die<br />
Wasserfahrvereine zu entlasten<br />
und über eigene Schiffe zu verfügen.<br />
Mitte 80er Jahre war es<br />
soweit. Dank guten Beziehungen<br />
zu militärischen Stellen durften<br />
der Flosskapitän, ein erfahrener<br />
Wasserfahrer, und ich zu den Pontonieren<br />
nach Brugg an die Aare<br />
fahren und uns<br />
was aussuchen.<br />
Das waren vier<br />
ausgemusterte<br />
Übersetzboote der<br />
Armee. Der BootsbauerWaldmeier<br />
in Mumpf baute daraus zwei<br />
Floss einheiten.<br />
Als es soweit war, fragten wir<br />
unseren Kleinbasler Künstler<br />
Freddy Oettli, ob er einen Entwurf<br />
für die Bemalung der Boote<br />
und auch deren Ausführung übernehmen<br />
könne. Freddy malte tagelang,<br />
und aus den grauen Schiffen<br />
wurden herrliche Bijoux.<br />
Der Entwurf für die Bemalung<br />
hängt schön gerahmt bei mir zu<br />
Hause. Darüber schrieb er: «Fille<br />
was mainsch, isch es rächt eso?»<br />
Die Jungfernfahrt wurde zum<br />
Riesenfest für uns Spielleute. Wir<br />
hatten es geschafft.<br />
Vandalen zerstörten das Boot<br />
Der Stephanstag 1989 war kein<br />
guter Tag für uns. Die Boote lagen<br />
zum Verlechnen zwischen<br />
RÜCKBLICK<br />
Foto zen.<br />
Fille Lehr.<br />
Eisenbahn- und Autobahnbrücke<br />
im Rhein. Dann die schockierende<br />
Entdeckung. Eines der Schiffe<br />
war bereits unter Wasser, das<br />
andere fast randvoll mit Wasser.<br />
Vandalen hatten unseren Stolz<br />
mit schweren Betonelementen von<br />
der Brücke aus bombardiert und<br />
kaputtgeschlagen.<br />
Notdürftig repariert<br />
Weil die Zeit bis zum <strong>Vogel</strong><br />
<strong>Gryff</strong> kurz war, wurde in Tag<br />
und Nachtarbeit eine Notrepara-<br />
tur gemacht. Der<br />
ausgeschlagene<br />
Boden wurde mit<br />
Blech und Kitt belegt<br />
und provisorisch<br />
abgedichtet.<br />
Nach der Talfahrt<br />
stand das Wasser bei der Landung<br />
etliche Zentimeter hoch und unsere<br />
Flossgäste, Kanoniere und<br />
Schiffsleute hatten buchstäblich<br />
nasse Füsse bekommen. Die Untersuchung<br />
zeigte dann, dass eine<br />
Reparatur unmöglich war und<br />
das Verdikt lautete: Entsorgung.<br />
«Gib nicht auf»<br />
Meine Freunde und Fachleute rieten<br />
mir, Schiffe aus dem neuen<br />
Kunststoff «Verbundmaterial» zu<br />
beschaffen. Wir sprachen mal mit<br />
Bootsbauer Sigi Meier in Dintikon.<br />
Dieser hatte Erfahrung mit<br />
dem neuen Bootsbaumaterial und<br />
konnte uns auch sagen, mit was<br />
wir etwa rechnen müssten – mit<br />
einem fünfstelligen Betrag im sehr<br />
hohen Bereich. Mir war klar: Das<br />
können wir uns nie leisten. Meine<br />
«Herr Lehr, Sie haben<br />
uns überzeugt. Bestellen<br />
Sie das neue<br />
Wild-Maa-Floss.»<br />
Der Baslerstab – wie immer vif, wünscht den 3 E zum <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong><br />
Ein Prachtsfest in der Mindern Stadt, und Spass an ihrem Extrablatt !<br />
20. Januar 2012<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong>-Freunde haben mich<br />
dann angestachelt. «Gib nicht auf,<br />
du bringst das fertig». Ich machte<br />
Listen möglicher Sponsoren,<br />
führte auch mal erste Gespräche.<br />
Konkret ergab sich nicht viel.<br />
Der Fasnachtsdienstag 1990<br />
Bis das Wunder am Fasnachtsdienstag<br />
1990 geschah. Unser Zyschdigszigli<br />
machte Halt am Spalenberg.<br />
In der Confi serie Kämpf<br />
wurden wir verwöhnt. Unter<br />
den Gästen auch ein Mann, den<br />
ich von anderer Gelegenheit her<br />
kannte. Georg Schnell, Generaldirektor<br />
beim damaligen Bankverein.<br />
Wir unterhielten uns auch<br />
über die Sache mit dem Wild-<br />
Maa-Floss. Georg wollte wissen,<br />
was wir nun machen. Ich erzählte<br />
von unseren Plänen mit der Sponsorensuche.<br />
Nach kurzem Überlegen<br />
meinte er: «Mach jetzt mal<br />
gar nichts. Melde dich in ein paar<br />
Tagen bei mir, dann wollen wir<br />
weitersehen.»<br />
Der Telefonanruf kam bald.<br />
«Hast du nächste<br />
Woche über Mittag<br />
Zeit? Ich stelle<br />
dich dann unseren<br />
zuständigen Kollegen<br />
vor, du hältst<br />
einen Vortrag<br />
über den <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> und deine<br />
Idee mit den Kunststoff-Flosseinheiten.»<br />
Mit etwas schlottrigen Knien<br />
hielt ich vor den hohen Herren<br />
meinen Vortrag, der sichtlich<br />
gut ankam. Dann musste ich das<br />
vornehme Sitzungszimmer verlassen<br />
und draussen warten. Nicht<br />
lange. Die Tür ging wieder auf.<br />
«Kommen Sie rein.» Dann sagte<br />
der Chef: «Herr Lehr, Sie haben<br />
uns überzeugt. Bestellen sie das<br />
neue Wild-Maa-Floss.»<br />
Seitdem haben wir wunderschöne<br />
und solide Flosseinheiten,<br />
die uns viele Jahrzehnte zuverlässige<br />
Dienste leisten werden. Rund<br />
um das Wild-Maa-Floss und über<br />
den <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> gäbe es noch viel<br />
zu erzählen.<br />
Vielleicht ein anderes Mal.
24<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> äxtra<br />
Vier wunderschöne Tänze<br />
Auf der Mittleren Brücke. Der <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> tanzt vor Spielchef Peter<br />
Stalder.<br />
Auf der Terrasse. Elsbeth und Urs Füeg geniessen den Leu im Element.<br />
Die herrlig Sy�e doo,<br />
hänn mir gärn iibernoo,<br />
zem Noochlääsen am Tisch,<br />
wie scheen dr <strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> isch!<br />
GLAINE RUGGBLIGG<br />
Fotos Christoph Junck<br />
Mit grossem Schritt: Spektakulär sind die Tanzkünste des Wild Maa.<br />
Der <strong>Gryff</strong> mit dem Meister. Walter F. Studer nimmt den Tanz ab.<br />
20. Januar 2012