Pauline Hunzinger - Gedanken - Yumpu

Gedanken: Eine Sammlung von Gedichten Gedanken: Eine Sammlung von Gedichten

03.07.2017 Aufrufe

Pauline Hunzinger GEDANKEN Verlag für Text- und Bildmedien Theodor Gerdon

<strong>Pauline</strong> <strong>Hunzinger</strong><br />

GEDANKEN<br />

Verlag für Text- und Bildmedien Theodor Gerdon


Verlagsangaben<br />

Verlag für Text- und Bildmedien Theodor Gerdon<br />

Biberacher Str. 3<br />

88410 Bad Wurzach<br />

Deutschland<br />

Mobil: 0151 40764189<br />

E-Mail: verlag@itandmore.eu<br />

Internet: www.itandmore.eu<br />

• Autorin: <strong>Pauline</strong> <strong>Hunzinger</strong><br />

• Lektorat: Christa Wilhelm M.A.<br />

• Design, Layout, Umschlaggestaltung und Satz: Theodor Gerdon<br />

ISBN: 978-3-947150-03-8<br />

1. durchgesehene Auflage 2017<br />

© Verlag für Text- und Bildmedien Theodor Gerdon<br />

Alle Rechte vorbehalten. Alle Rechte stehen unter dem internationalen<br />

Copyright-Gesetz. Inhalt und/oder Umschlag dürfen im Gesamten<br />

oder auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers wiedergegeben werden.<br />

Druck und Bindung: Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e.K.<br />

86381 Krumbach, Deutschland<br />

http://www.online-druck.biz<br />

Printed in Germany


Inhaltsverzeichnis<br />

NULL – RUNDE 8<br />

PÄLZISCH LÄWE 9<br />

SCHREIBEN 11<br />

PARIS 13<br />

VERTRAUEN 14<br />

RIEU 2016 14<br />

GRENZEN 15<br />

PFLANZE 16<br />

MARIENPLATZ MÜNCHEN 16<br />

VOGELSTERBEN 17<br />

SCHÖPFUNG 18<br />

DIE PARTY BEGINNT 18<br />

SEHNSUCHT GLÜHT 19<br />

DA WAR LICHT 19<br />

SACKGASS 20<br />

STILLER KLANG 22<br />

EN SCHLORBSER NEMME 22<br />

JAHRESWENDE 24<br />

DE VALENTINSDAACH 24<br />

IM LICHTEN BLAU 25<br />

SUMMERSUNN 26<br />

15. Dezember 2011 27<br />

PÄLZISCHER KAVALIER 28


MENSCH UNN NATUR 30<br />

ZÜNDE DIE KERZE 31<br />

DIE ALTE EICHE 31<br />

DIE ZEIT 32<br />

SCHMETTERLING 34<br />

ADVENT 35<br />

ALLES IM TEMPO 36<br />

BERGZAWWERE 37<br />

HIWWE UNN DRIWWE 38<br />

S LÄWENSFRÄCKEL 41<br />

S HERZ BOBBERT 41<br />

ROSENTAGE 43<br />

VUNN HIWWE UNN DRIWWE 44<br />

DAS KREUZ ZUM GEDENKEN 46<br />

DER HEIMATGEMEINDE ZUM GEDENKEN 48<br />

ZUM GEDENKEN 49<br />

DIE BANK AM GRAB<br />

DES UNBEKANNTEN SOLDATEN 51<br />

ZUM GEDENKEN - 50 JAHRE DANACH 53<br />

WEISS 54<br />

WEIHNACHT 55<br />

SONNE PUR 56<br />

7. Juli 2015 57<br />

18. Juli 2015 58<br />

22. Juli 2015 58


1. August 2015 60<br />

20. September 1982 61<br />

17. September 1982 62<br />

2. ADVENTSSONNTAG 2015,<br />

im Seniorenheim Edenkoben 62<br />

ADVENT, WARTEN 66<br />

IM SENIORENHEIM EDENKOBEN 68<br />

30. April 2016 70<br />

2. Mai 2016 71<br />

21. Januar 2017 74<br />

3. Oktober 75<br />

Quellenangaben 76


•<br />

Denn meine <strong>Gedanken</strong><br />

Zerreißen die Schranken<br />

Und Mauern entzwei:<br />

Die <strong>Gedanken</strong> sind frei.<br />

Deutsches Volkslied über die <strong>Gedanken</strong>freiheit<br />

erstmals veröffentlicht um 1780<br />

Fassung um 1800<br />


Urheber: Giorgiomantoan<br />

English: mind and brain


NULL – RUNDE<br />

Februar 2012<br />

Geh mer fort mit denne Null-Runde-Dreher, de Deifel soll se hole,<br />

die Rentekass-Schinner! Wem seschd noch äbbes gläwe! M e r henn<br />

Nullrunde gschowe als Grenzlandkinner! Hetten mer ää e hecherie<br />

Schul g’hatt! Schulhaus unn Häämet vum Krieg platt abg’fackelt –<br />

Grenzlandzone! S war kä Drääm, awer mer liebt halt sei Dehääm.<br />

Die Kinner vun domols sinn heit mer, die Alde. Die Nullrundeschinner<br />

dun uns verwalde – de demographische Wannel. Sellemols<br />

zwämol evakuiert, dann zurigg vum Frankeland. Zwä Stubbe unn e<br />

Mutter mit fünf Kinner, de Vadder in Frankreich g’fange, bis zum<br />

Jänner 1948 Kriegsangscht unn Hunger. Grumbeere g’schduppelt,<br />

Ähre gelese, Hoppe gezoppt. Mit’m Sammelzuuch ab Winne (Winden)<br />

bis Stroßburch nuff, dann verdäält! Stroßburch, dann Franke nei,<br />

de Maire hot uns uffgelade. Dann 14 Daach in de Scheierdenn gsesse<br />

unn Hoppe gezoppt, bis de Korb g’fillt war, unn dann uffs Esse g’frät!<br />

Joggebäwwel als Mutterersatz, alde Lieder gsunge von morchens 7 bis<br />

owends 7 uhne Langweil - - uvergesse! „Wu s Derfel traut zu Ende<br />

geht unn de Lindebäm.“ Unn die Träne sinn gerollt, unn s Häämweh<br />

hot mich geploocht.<br />

Sechs Mädle in änere Stubb, immer zwä in ääm Bett, doch es ging<br />

gut. S beschde Meddachesse seit’s ähm gedenkt nochm Krieg. Satt<br />

gesse und gschlofe im Wechselspiel, sellie Zeit. Unn heit guggsch s<br />

Gässel längs unn zerigg, was hot sich alles verännert! De Herbscht<br />

ziecht iwwers Land, unn in de Zeidungs lieschs „Haus zu verkääfe“.<br />

De alde Demographische Wannel uhne Wert. De Deihenker (Teufel)<br />

sell se hole! Nullrunde gschowwe, unn heid?- - - S esch rum, des<br />

Rentners Glick.<br />

Nämmschs, iwwerhaupt, sei sefridde unn lääb!<br />

8


PÄLZISCH LÄWE<br />

Oktober 2007<br />

Solang ähm s Herz bobbert, de Berzel ähm brummt, die Kniekehl als<br />

schloddern unn s Hernkäschdel gsund.<br />

Solang du kannsch selwer dei Salz in die Supp, dei Grumbeere brotzle,<br />

gäbsch deim Ich ää en Ruck.<br />

Solang du kannsch trinke, genieß’n, dein Schluck, de änd määnt jell<br />

unn sell, dann geb der en Ruck.<br />

De änd sachd: Der Spinner, unn du kannsch driwwer lächle, ischs<br />

klor der vun inne. Sell trachs mit Humor dei äächene Schwächle.<br />

So kannsch du ää lenke dei eichenes Gschick, em Herrgottel danke<br />

fers greeschde Glick.<br />

Die Welt bleibt die alt, de Mensch kummt unn geht. Sei froh, wanns<br />

Herz bobbert unn de Berzel ä flöt’.<br />

Doch wanns nit grad ähm so wuhl isch, klags Gott unn de Wand.<br />

Unn sell wanns erchendwu zwickt, dann spiel nit glei verrickt!<br />

Drum sei zefridde ä wanns Herz bobbert. Nemm än Schluck Palzmedizin,<br />

unn Gorchel nabb, ruck-zuck. Bleib uff Zack mit all dene<br />

Macke unn frää dich am Daach unn ziech aa denne Frack. Kümmer<br />

dich du um dich!<br />

Ich hugg so gern in gsellicher Rund, gugg um mich rum und betracht’s,<br />

simmelier driwwer nooch iwwer die vergangene Zeit.<br />

Schunn isch de erschde Jänner 2007, wer ischn jetzt wer? Er, Sie oder<br />

Seller? Du ännerscht nit s Wetter unn s Leid. De Vollmond vum<br />

Himmel rab lacht.<br />

9


Do bin isch ganz siddich (still), im Kerzeschai nit allä,<br />

de Vadder Riesling im Glas lacht!<br />

Ganz allmählich fillt sich die Winzerstubb, unn de Duft vunn de<br />

Kich ziecht dorch die Nacht.<br />

Do hugg ich unn horch drunner nei, sehn mer die Gsichder aa, nit<br />

jeder lacht. S isch Leid unner de Leit, wanns betrachsch. Ä wohlisches<br />

Sinne im Kerzeschai.<br />

Du sähnsch unn simmeliersch driwwer nei unn frääsch dich. S gäbbt<br />

Bruttler unn Spießer, s gäbbt Gelehrde unn Umgekehrde.<br />

Volle unn leere Flasche an de Eischenk stehn. „Sinner ää do?“ De<br />

Peter unn de Philipp lescher unn adrett. Unn Bawedd schlierft unn<br />

spitzt ehr Schnut, ganz perfekt uffgemacht!<br />

Vun de Rebschul her hosch e paar Semeschder gelehrich studiert unn<br />

bedacht, du kennsch vun de Veredler unn vun de Mudderrewe die<br />

Namme all.<br />

Unn ich häb an mei Kamme Anna im Stille gedacht. De Stammvadder<br />

isch de Riesling, ja, horch ner mol drunner nei.<br />

Kimmer du dich um dich! Ehr Ääche henn gschmunzelt unn gelacht.<br />

Sie war unn sie bleibt in Erinnerung, die Menschekenntnis beacht. In<br />

Gleishorbach – Gott häb se selich.<br />

Ehr rosiche Äppelbäckle ganz ehrlich; vum Läwe gegerbt,<br />

doch fröhlich.<br />

Ehrm Standpunkt getreu in de 50 Johr.<br />

An de Kerwe de Zuckerbrotstand war begehrt.<br />

So lieb ich die Rund in de Winzerstubb. S isch läwensbelehrlich.<br />

Gäbbsch der ä Rund fer Seller unn Jeller. Will misch äner fobbe, sähn<br />

ich die Anna unn denk an ehrn Spruch: Kimmer dich du um dich!<br />

10


Unn ich denk an die Lehr unn de Anna ehrn sinnicher Spruch.<br />

In sällere Zeit die Scheureb gebore. Veredelt, gepfropft, e neii Sort<br />

Woi.<br />

Des Edelreis in de Rebschul am Pischderberch, die Zucht gar sinnich<br />

beacht.<br />

SCHREIBEN<br />

März 2016<br />

Schreiben ist befreien, Vergangenes festhalten, ein Spiel, wie die Würfel<br />

fallen, der Kreisel dreht sich. Spielen, suchen. Die Sucht sucht.<br />

Der Automat, unberechenbar, die Buchstaben aneinander gereiht.<br />

Versucht, suchen, den <strong>Gedanken</strong>knäuel auseinander zu wirren.<br />

Entwirrend den Faden zu finden. Die des Schicksals Flügel trugen,<br />

trügen. Den Wollknäuel der Vergangenheit entrümpeln, um nicht zu<br />

vergessen. Sich von Altlasten befreien, ein Laster der Sinne, in Buchstaben<br />

und Worten aneinander zu reihen. Den Sinn zu ordnen, der<br />

Zeit zu entrinnen suchen.<br />

Die Zeit frisst alles Geschriebene, auch ein Spiel im Zeitenfenster.<br />

Schwarz auf weiß, der Spiegel spiegelt’s zurück, der Jahresreigen<br />

dreht. So ist Oktober, sachte färbt sich das Laub. Des Jahres Früchte<br />

sind gereift. Die Birnen am Steigenberg vom Windhof nach meinem<br />

Städtchen Weißenburg. Vom Alter gezeichnet, die Narben<br />

11


verwachsen. Die Stümpfe, Zeugen der Zeit. Grenzland, Land der<br />

Urväter Zeugen.<br />

Alternative – wie alt und tief, Lebensherbst. Schau den Schatten der<br />

Bäume, sie erzählen. Die alte Eisenchaise mit vier wackligen Rädern<br />

fährt bergab zum Umzug im Städtchen. Pfingsten. Erinnerungen wachzuhalten.<br />

Ich seh den Sonnenstrahl zwischen Haardt und Vogesen,<br />

ein Schattenspiel mal vor den Bäumen. Und am Abend der Sonnenuntergang<br />

über dem Geisberg. Heimatgefühle beiderseits meiner<br />

alten Lauter. Ja, auch der Rhein hat Niedrigwasser, doch die Lauter in<br />

ihrem alten Bett erzählt Geschichte.<br />

Elsaß, Pfalz, und die Suche, im Fahrwasser zu schippern, den Faden,<br />

der meinen Pfad durchzieht, mein Grenzland. Die roten Schuhe<br />

von Mama, die Wolle, Hopfen gezopft, der Vater mit fünf Kindern,<br />

Mme. Schimpf, die kleine Ziege über den Wiesenpfad geschmuggelt,<br />

Altenstadt, Schweighofen, Kapsweyer. Mein Vater beim Schreiner<br />

Louis, seinem Arbeitgeber, sieben Jahre mit dem Fahrrad täglich seine<br />

Arbeit absolviert, das Fahrrad oft bepackt trotz Grenzen.<br />

Noch gehst du den Pfad, den ewig alten, achtest darauf, die Erinnerung<br />

festzuhalten. Die Lauter fließt durchs Städtchen. Gehst über<br />

die Brücke und siehst die alten Waschsteine unserer Mütter und<br />

Urgroßmütter. Grenzen im Gedenken, Elsaß/Pfalz mit dem alten<br />

Gut, Mundart bewahren. Unseren Reichtum der Kultur zu gewähren<br />

in Ehren.<br />

12


PARIS<br />

21. Febr. 1982<br />

Es war in Paris, ja die Stadt der Welt, sah mit wachen Augen,<br />

was sich rings um mich gesellt. Und der Augenblick mich nie mehr<br />

verließ.<br />

Es war im Café an den Champs Elysées,<br />

da kam der kleine Blumenverkäufer René.<br />

Ich sah auf die Uhr, es war nach Mitternacht, die Augen sehr müde,<br />

in die ich seh’. Der Hunger trieb ihn, weiter zu gehen, die Blumen zu<br />

verkaufen, an den Schuhen die Jahre konnte man sehn.<br />

Die Lampions werfen den Schatten, der aufpasst. Das ganze Klischee<br />

in Lumpen gehüllt, der verschleierte Mensch.<br />

Der kleine Schatten ging von Tisch zu Tisch: Madame, fünf Francs!<br />

Die Maiglöckchen hängen die Köpfe, der Anblick tat weh und nahm,<br />

was ich seh.<br />

René’s Augen leuchteten: Merci, Madame!<br />

Der Schattenmann sah den kleinen René. Fünf Euro, der Tag war<br />

sehr lang.<br />

Er sah nach dem Schattenmann und musste gehen.<br />

Vom Fenster aus konnte ich schau’n, adieu Paris, ich muss gehen.<br />

Die Hand des kleinen René war eiskalt. Das war das Kind mit dem<br />

Clochard.<br />

O Weltstadt, so alt, ich vergaß nie den kleinen René. Was wird aus<br />

dem Kind?<br />

Das Kind in der großen Stadt Paris! Ich vergaß nie mehr die Millionenstadt<br />

und das Milieu.<br />

Aus, du Stadt der Träume, ade!<br />

13


VERTRAUEN<br />

Alpha und Omega,<br />

Geheimnisse halten, geh den Weg. Der Ton macht die Musik.<br />

Und wenn sich Töne vereinen, lebt die Geschichte Schritt für Schritt.<br />

Üben macht den Meister. Urteile nicht gewissenlos, habe Mut trotz<br />

Zweifeln.<br />

Wage den Schritt, Kultur muss leben.<br />

Klage nicht, streue Samen. Sorge dich nicht wie der kleine Vogel! Er<br />

lebt.<br />

Glauben, vertrauen; auch ein Dornbusch blüht, achte den Ton! Vögel<br />

singen wie auch die Nachtigall.<br />

RIEU 2016<br />

17. Febr. 2017<br />

Nach < La Traviata > schwingend, Geigen vereint. Genieße Sinne zu<br />

eignen, genieße schweigend.<br />

Er füllt den Chor, Stille im Saal. Leuchtende Gesichter, wie rauschende<br />

Seide.<br />

Leuchtende Lichter, tanzende Töne vereinen, lausch’ und genieße.<br />

Die kleine Flöte, ein sanfter Tusch, Gesang und Musik vereint. Lehár<br />

14


verarmte dabei, ungeniert des Teufels Krallen den Notenpack krallt.<br />

Léhar verarmt.<br />

So wie André Rieu den Geigenstock führt, galantes Naturgut, die<br />

Musik berauscht.<br />

Silvester-Konzert von André, Naturkind der Töne. Die kleine Flöte<br />

tiriliert, des Kuckucks Stimme, Mimik und Gestik vereint. Still,<br />

Stille. Franz Lehárs Wolgalied:<br />

Die lange, bange Einsamkeit, Silvester 2016. Hast du dort oben ein<br />

Englein für mich – die Geige weint – es sehnt doch mein Herz nach<br />

Liebe sich. Tränen, dein Herz pocht, es rauscht der Applaus.<br />

GRENZEN<br />

16. Feb. 2017<br />

Begrenzt-unbegrenzt-umgrenzt-eingegrenzt-ausgegrenzt-grenzenlos.<br />

Der Mensch braucht Freude. Unlust ist auch Angst. Quelle der Begierde<br />

ist auch Schmerz. Klug ist Freude. Philosophieren mit Freude<br />

ist schön. Im Verborgenen auszuleben, Ursachen ergründen. Glück<br />

ist Moral. Jugend, Glaube, Liebe, Tugend, Prinzip ist Moral. Das<br />

Gesuchte zu finden ist Glück. Theorie des Lebens ist Freisein von<br />

Schmerz. Die Kluft zwischen Schmerz ist Freude im Leben. Gerechte<br />

Kritik, Übung, nichts zu erwarten.<br />

Gefühltes Vertrauen, allgemeines Glück zu teilen. Hunger macht<br />

Angst. Suchen nach Sinn. Durchs Zeitenfenster schauen. Gefühle<br />

sind auch Angst. Sorgen Normen, Regeln, Kultur. Sinn suchen,<br />

Erwartungen aufbrechen. Die Suche ist Sucht. Sie trachten nach dem<br />

Himmel, wenn sie das Irdische im Sack verdeckt tragen.<br />

15


PFLANZE<br />

17. Feb. 2017<br />

Liebe ist Blühen, ein Frühlingstraum.<br />

Liebe, traget Frucht, pflanz den Apfelbaum.<br />

Ernte beide, ein Lebenvertraun.<br />

Gefühle, Liebe, Leben. Nütz die Zeit.<br />

Vergangenheit achten, Früchte tragen<br />

wie der Apfelbaum.<br />

MARIENPLATZ MÜNCHEN<br />

22. Feb. 2017<br />

Nächste Haltestelle Marienplatz München. Viele Touristen, seit<br />

Tagen auf die Tour gefreut. Dann gings los. München lag im dichten<br />

Nebelgrau. Hoppla, jetzt Marienplatz. Die Leute hatten alle den gleichen<br />

Trip, bestimmte Ziele, wer weiß! Lauter huschende Gestalten,<br />

Rucksacktouristen, Menschenschlangen.<br />

Doch dann - - - die Sonne kam durch den Nebel gekrochen und alles<br />

wird heller. Wieviele <strong>Gedanken</strong>gänge, unwahrscheinliches Tanzen<br />

der Freudengeister durcheinander. Marienplatz im Sonnenschein.<br />

Da steht das gelbe Dallmeyer-Gebäude, der Kaffee duftet, die Kaffeeduftnote<br />

zog zum Gebäude, jetzt ein Kaffee, der Dampf lockt.<br />

Dort am Zebrastreifen eine Politesse, da geht’s längs und quer über<br />

den Stachus. Nach dem diesigen Nebel erscheint alles heller. Der Kaf-<br />

16


feedampf schafft sich auch durchs Gewühle; da sitze ich und genieße.<br />

Alles ist heller. Die Gemütlichkeit der Menschen war zu sehen, ein<br />

lustiges Geschehen. Panorama um mich her, und die dritte Dallmeyer<br />

wärmte denTourist. Aber das Wetter und die Leute kann man nicht<br />

ändern. Schau um dich her!<br />

Dann erklang eine alte bayerische Bassstimme, so geht’s, und die<br />

Münchener sollen daheim bleiben, zum Deifie! Die Freude kam aus<br />

den Menschen, auch im Stau. Es wird schon werden.<br />

Der Marienplatz wie ein Ameisengewirr quer durch den Platz, und<br />

das Ganze machte echte Laune. Dann die Weißwürstle! Gestärkt, voller<br />

Begeisterung gings zum Bahnhof. Herrlich, das bayerische Flair!<br />

VOGELSTERBEN<br />

17. Jan 2017<br />

Stille Tage überall im Land, beacht’ man das Vogelsterben.<br />

Wie die Umfrage belehrt, ist der Vögel Tod.<br />

Bekannt das Amselsterben, die Flügel lahm,<br />

wo doch das Wetter so gut.<br />

Graue Nebeltage im November wohlbekannt.<br />

Dezember. Ganz zermatscht ist das Laub des Herbstes,<br />

längst der Blättertanz dahin.<br />

Weihnachtsreklame überspielt, doch mahnet der Amsel Sterben.<br />

Woran liegt’s?<br />

Der Weihnachtsglockenklang verklungen,<br />

doch der Amsel Sterben achtet ihn.<br />

17


SCHÖPFUNG<br />

22. Feb. 2017<br />

Ja, wie lange ists her, die Schöpfung;<br />

und täglich schöpft der Mensch ihr Gut.<br />

Überall ist nur Begehr.<br />

Immer mehr wollen, achte es, Mensch!<br />

Jeder Krug wird einmal leer.<br />

Ausgeschöpft, versauert, auch das Meer der Atome um dich her.<br />

Voller Unrat. Sammeln fällt den Menschen schwer.<br />

Acht des Landes sinnvoll Wehr.<br />

Es kann nicht Sinn der Schöpfung sein,<br />

immer mehr zu wollen. Des Herren Kraft bedachtsam sein.<br />

Jedes Land soll sich wehren und die Ehr’ vermehren.<br />

Nach nur einem Knopfdruck ist sie vorbei,<br />

der Schöpfung Ehr’.<br />

DIE PARTY BEGINNT<br />

Fee und Lea, Tanja, Jule, Modeschau passé.<br />

Die Größen verwachsen, ja Teenie-Größen ade!<br />

Es war einmal. Pillen geschluckt, wortlos ohne zu wirken.<br />

Diäten gespuckt; auch im hohen Fürstenhause<br />

herrscht die Sucht.<br />

Augen zu, Migräne, ok.<br />

Oberweite weitet, die Waschmaschine war zu heiß.<br />

Strumpfhose leidet bei 90°, die Perücke ersäuft.<br />

Die Starparade endet, Bahnhofsmission volles Haus.<br />

18


SEHNSUCHT GLÜHT<br />

Verdorrte Worte, Sehnsucht,<br />

und ist doch unter der Asche noch Glut.<br />

Strangulierte Wünsche.<br />

Die Fische liegen im See mit dem Bauch nach oben, glasige Augen.<br />

Sterbende Bäume im Wald. Körper und Geist nicht eine Gesinnung,<br />

in der sachte dunkelt der Abend.<br />

Angstgefühle, verdorrte Wünsche. Doch der Frühling kommt.<br />

Der Blüte Pracht lässt offen, denn unter der Asche ist Glut.<br />

Sehnsucht glüht.<br />

DA WAR LICHT<br />

9. Dez. 2015<br />

Versuche, die Schatten zu fangen,<br />

die mir des Lichtes Schein verdecken.<br />

Ja, wer hat schon das Verlangen, in grau und grau zu stecken!<br />

Wo Licht ist, fällt Schatten,<br />

ja erst Nacht, dann wird’s Tag. Uralte Natur, dein Gespiel<br />

das graue Zermatten. Ohne Wärme kein Wechselziel.<br />

Du fängst nicht den Schatten, eine Nebelwand staut.<br />

Schachmatt dein Spiel, ganz sachte gegangen.<br />

19


Der Mensch meines ganzen Vertrauns, den Schatten zu fangen.<br />

Wenn das Licht erlöscht im Tunnel, stillt nicht Dein Verlangen.<br />

Servus!<br />

Es ist, was es ist, Unsinn oder Unvernunft.<br />

Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Achte der Worte, die du sprichst,<br />

nur Berechnung, Streit, Freude.<br />

Warum wird aus Liebe Schmerz?<br />

Einsicht und Aussicht – es ist, was es ist.<br />

Achte, die Liebe sagt, dass das Herz stolz ist.<br />

Lächerlich, es schmerzt.<br />

Die Vorsicht, Mutter der Weisheit. Wage nicht,<br />

nichts ist unmöglich, die Erfahrung achte!<br />

Besprich: Es ist, was es ist, sagt die Liebe, wirf nicht mit Steinen.<br />

Die Liebe ist wie Glas, das zerbricht.<br />

SACKGASS<br />

E Mensch, der in de Sackgass huckt<br />

hot oft prowiert unn rumgeguggt,<br />

wie soll er do drin wende!<br />

Er hot doch äfach nix verbockt,<br />

numme geguggt, s Läwe nit zu verpände.<br />

Die Heiser so in dere Gass,<br />

sinn allenfalls aus Lehm unn Stroh.<br />

Gut eigelebt in dere Gass,<br />

vum Aafang bis ans Ende.<br />

E Sackgass voll Erinnerung,<br />

unn wie sellsch a do drin wende!<br />

Bisch jo als Kind do drin gebore,<br />

20


die Heisle durch de Krieg verlore,<br />

do isch mei Pfad unn Muddersprooch,<br />

mei Mundoart hot mich nie geploocht.<br />

Mich hot do letschtzhie äni gfroocht,<br />

bei eich, do wird’s nie hell,<br />

die Finschdergass e Sack sei sell,<br />

macht do de Sunneschei ä hell?<br />

Ich wääß, de Kreisverkehr die Vorfahrt hat,<br />

un e hochie Schul hämmer ä nit ghat.<br />

Als Sackgassekind do nei gebore,<br />

zum Wende unn zum Wendegang,<br />

du simeliersch gar net lang.<br />

Zum Wende aagsetzt machsch ä Krääs,<br />

mei Mundoartsprooch, ja ja, ich wääß!<br />

Grenzland woar platt, die Heisle abgebrennt.<br />

Do steh ich in de Sackgass drin,<br />

des Krieges unsinnicher Sinn,<br />

die Sach isch weg, de Gass ehr Ende,<br />

vorbei unser Kinnerzeit – Ende!<br />

Schrecke unn Angscht dorch all die Zeitenwende.<br />

De Kreisverkehr, der reißt dich mit,<br />

die Vorfahrtsreechle all.<br />

Doch e Sackgass se krääse mundoartgerecht,<br />

mei Mundoart sitzt im Bauchgeflecht.<br />

E Sack voll Gedanke mundoartgerecht,<br />

nix manipuliert, ääfach nit wanke!<br />

In d’ Sackgass nei bugsiert,<br />

s isch alles echt, unn Finschdergass mei Häämetrecht.<br />

Seit 82 Johr mei Sinne unn Sei,<br />

seit ehms gedenkt.<br />

21


STILLER KLANG<br />

24. Januar 2017<br />

Still, stiller, Klangstille,<br />

bewegen oder stille stehn<br />

im Wechselschritt zu gehn.<br />

Wärme zieht durch den Raum, Hände halten sich.<br />

Geh mit! Absätze klappern, Gefühle im Stau,<br />

kein Glanz in den Augen, still, Stille im Raum.<br />

Und doch, die Blume blüht.<br />

Blicke auf! Still führt der Tänzer durch den Traum.<br />

Still, Stille! Doch es klingt durch den Raum des Tänzers Traum.<br />

EN SCHLORBSER NEMME<br />

Do will mer immer so fei sei!<br />

Gehsch emol uff die Weiprob en Schlorbser nemme.<br />

Horch drunner nei: Vun jedere Weiprob muss en volle Schlorbser sei.<br />

Määnsch, die Herrschafde spauchen.<br />

Erscht schwenke im Gläsel, iwwers Zingel teschte<br />

unn schlicke nit debei.<br />

Manche brauchen kän Spucknapf, gäll, wer spaucht, isch net fei.<br />

Heerschs? Hab gelauscht dodebei.<br />

Dann nemm denne Schlorbser,<br />

seller isch ä Kenner!<br />

Do hör ich: kernich unn süffich, e Strich uff de Lischt<br />

Ä Ääch wacht unn guckt uff denn unn seller.<br />

22


De Sell isch kä Kläner. Doch s wird kä Schluck groozisch.<br />

S Fläschel werd ausgewringelt unn abgschleckt mit’m Zingel.<br />

Am Sünneberch dut mer jo ä gar net so fei gschniggeld.<br />

Es wär ähm jo fascht die Gorchel ausgedriggelt.<br />

Do schlorbsen die Hochwohlgeborene,<br />

sähnsch ach die Pälzer Schnude,<br />

sähnsch die Gorchelzäpfel schlugge,<br />

ä Meilsche voll ausm Gläsel,<br />

wer detsn ä ääfach spugge!<br />

Zwölf mol prowiere,musch ääfach alsemol schlugge.<br />

Ich habs Du beacht unn geguggt unn die Ääche betracht,<br />

en Schlorbser genumme, de Traminer im Göschel rumgschwenkt.<br />

De Gorchelzappe bewegt sich, obwohl er ihn schlorbst.<br />

De ganze Buggel, es Hern hot nuffgezoche.<br />

Ma mussn halt schlorbse, unn de Wei ä belehrt unn kredenzt.<br />

Uffm Sunneberchel so e Prob, ganz uhne Stehkraache,<br />

unn e Schlepfel se glänze, in de Sunn de Wei funkelt,<br />

sähnsch Bagge glänze.<br />

Ich saach eich, solang derf ma schlorbse, bekenns,<br />

so en richdicher Schlorbser, ä Göschel voll, nemms!<br />

Prost!<br />

23


JAHRESWENDE<br />

1. Januar 2013<br />

Bin do ghuggt ganz siddich im Kerzeschei, häbs Flämmel beacht unn<br />

bewacht.<br />

Alles so siddich um mich her. Do hab ich ganz ruhich zu mer gsachd:<br />

So ziecht ehm des Reschtl Läwe dohie. S Kerzel abgebrennt. Des<br />

Läwens Daache! Du wersch sachte klänner, wachswääch s Gemiet,<br />

seltsam, mancher Daach unn manchie Nacht. Mer schreiwens Johr<br />

dreizeh, die Zeit geht dohie. Doch s Kerzel, nocht brennts, so siddich<br />

nemmts ab. Doch bleibt e Schdimpel. Hoffe, solang s Seelelicht brennt!<br />

S Lichtel tanzt her unn hie, Jesses Marie!<br />

Vorm Fenschder do blitzts unn dunnerts unn krachts. Johreswende,<br />

en Schprung hots gemacht. Unn morche vielleicht ää d Sunn widder<br />

lacht so geche Morche. Stille um ehm her. Bin do ghuggt ganz siddich,<br />

unn s Morcherot glüht. Sähnsch zum Fenschder naus, de Rescht<br />

vum Gedunner im Gassegräwel. Do simeliersch, solang s Seelelicht<br />

brennt. Sei sefridde, saach „dankschää“ zum Kerzel unn guggsch ins<br />

Johr unn betrachts!<br />

DE VALENTINSDAACH<br />

E neies Kuldur – Paket, de Winter treibt sei Spielche, de Frieling<br />

duft, doch de raue Wind weht am Valentinsdaach. Nadierlich Erwache,<br />

dann grient unn bliehts im Wald. Die Finke schlachen ehrn<br />

Takt. De alt Jakob guggt geduldich zu de winterliche Gräuel. Lass<br />

den Liebenden in de Valentinsnacht die Frielingsdrääm erneuern.<br />

D Sunn fresst die Reschde vumm Schnee, im Matsch zerronne. O<br />

24


Winter, ade!<br />

Des Frielings-Konjunktur-Paket ok. Die Knoschbe brechen uff, s<br />

knirscht, e neies Erwache keimt, do wu de Same werd gsät.<br />

Mensch unn Natur, so sinn der Welt Epochen. Liebe ist ein Gefühl.<br />

Wie de Frieling kummt gekroche is eingehüllt er worre, am Valentinsdaach<br />

ä drauß im Goarde.<br />

IM LICHTEN BLAU<br />

5. März 1988<br />

Im lichten Blau erwacht der Morgen,<br />

der Sonne Gold den Tag erhellt.<br />

Hoffend, wagend, lass das Sorgen,<br />

die graue Plag schleicht unbestellt.<br />

Des Herzens Freud lässt Sinne springen,<br />

drum blicke du zum Schöpfer auf,<br />

ein Dank sei dem der guten Dinge,<br />

wer mag das Grau, der Erde Lauf!<br />

So staut es an manchen Tagen in allem,<br />

schau doch, der Himmel blaut.<br />

Schau all des Schöpfers Glaube gewinnen,<br />

der Frühling ist da, die Amseln singen.<br />

Versuche, dass es dir gelinge,<br />

schon ist der blaue Himmel nah.<br />

Die Jahreszeiten müssen ziehen,<br />

man freut sich, dass der Frühling naht.<br />

Noch ist auch Zeit zum Ruhen, doch schau,<br />

25


die Knospen der Bäume, ein blauer Himmel,<br />

hoffe, streu Sonnenschein, die Saat wird’s bringen.<br />

Und hoffe aufs Gelingen,<br />

es dreht das Rad des Jahres Start.<br />

SUMMERSUNN<br />

1989<br />

Summersunne, Summerstunne, bloo de Himmel iwwerspannt,<br />

s Bienel summt im Summerdreh, emsich fliecht von Blum zum<br />

Bliemel. Schlääft de Hunnich Säckel voll in de Bienestock hääm.<br />

Summersunne, Kinnerlache, Borzelbäm schlachen se uff de Wiss.<br />

S geht nix iwwer schäne Sunnedaache, iwwer ä häämliches Gewiss.<br />

Summerstunne, Summerdrääm, drauß vorm Derfel dei Dehääm,<br />

zeidiche Früchte an Busch unn Bääm.<br />

In de Heck dud d Amsel necke, peift ehr Summersunne-Drääm.<br />

St. Peter, Paul, die Zeit isch do, d Frucht an alle Bääm unn Hecke.<br />

Summerzeit, sie neigt sich jo, Busch unn Bääm zum Verstecke.<br />

Summersunn unn Summerstunne, sachte geht’s zur Ehrn (Ernte) ä<br />

hie, s Johr hot jetzt sei scheene Stunne, s Spootjohr ä voll Phantasie.<br />

Summerzeit, wann abgenumme, kummt des Herbstes Poesie.<br />

Sunneschei, des Johr geht hie, s hot abgenumme, d Herbstzeitlos<br />

blieht.<br />

26


15. Dezember 2011<br />

Eingehüllt in die Kutte der Tugend, ausbrechen, frei sein, Jugend,<br />

mit offenen Karten im ehrlichen SPIEL. Befrei dich aus der Zwangsjacke,<br />

lebe!<br />

Bleibe frei und kein Schwarzer Peter. Es kommt der MORGEN, es<br />

lichtet sich der junge Tag, befreit von den Schattenspielen der Nacht.<br />

Der Sternenglanz. Horch auf dein BAUCHGEFÜHL, das tief in dir<br />

spricht, es erfüllt dein Herz, das ganz nahe der Seele. GEGENSÄTZE<br />

setze degegen oder schweig. Der GESCHMACK lässt Geschmäcker<br />

offen.<br />

Winter, und die Tiere im WANDERZIRKUS spüren und fühlen.<br />

Streu frisches Stroh, sie mögen ausruhn. Wenn die FISCHSTÄB-<br />

CHEN schreien könnten, möchten sie Goldfische sein und frei<br />

herumschwimmen im Wasserglas. Auch sie lieben Freiheit und den<br />

neuen Morgen.<br />

Manchmal wäre ich gerne da,<br />

wo meine <strong>Gedanken</strong> gerade<br />

sind.<br />

27


Papier zu beschreiben,<br />

Augenblicke festhalten,<br />

Unfug vermeiden,<br />

Lauftreff gestalten<br />

In der Runde mitstreiten,<br />

Neidlos zu sein,<br />

Endlos im All, schwerelos allein.<br />

Hanna wie Anna<br />

Udo wie Klara<br />

Nico zum Peter<br />

Zita auch Zarah<br />

Ida die nie da<br />

Nanni eine Zicke<br />

Gregor der Softie<br />

Ernst mit der Zwicke<br />

Ruben und Stuben<br />

Greta auf Reisen, wer auch immer, wer, der solls mal beweisen!<br />

PÄLZISCHER KAVALIER<br />

28. April 1987<br />

In < Tausend Wörter Pfälzisch > hawwich rumgeblättert,<br />

Blatt um Bläddel rum wälz ich , Sinn unn Bleedsinn ungeahnt<br />

gewäddert. E Maggedulle de Kerl mit de Magge, de Mollekopp, e<br />

aagfressener Molles. Saachs mundoartgerecht, klingts zaggich. Doch<br />

was recht isch, e Maul, e volles, sags Pälzisch unn defdich, derfsch net<br />

zimberlich sei unn ä nit schinant unn dodebei doch charmant.<br />

E Muhkalb isch weiblich unn e Mondkalb isch „Er“, e Muschge-<br />

28


dunner schwierich unn e sell isch e Weib, als emol schwer e Murgser,<br />

e Nixnutz , wer hängt glei die Lafeed! De Uumut gar deitlich, uff<br />

Pälzisch isch bleed.<br />

De Nengeres, nie sefridde, halt an Mutters Rockzippel fescht, e<br />

verzochener Banause, uff Pälzisch getescht, heit saacht mer ganz<br />

ääfach: hängt am Bettzippel fescht. Die Motzkepp, e bissel greßer die<br />

Null-Bock-Generation. Meckergääße sinn zickich. Ehr liewe Leit,<br />

was e Glick, mer sinn die vunn domols, als Demographischer Wannel<br />

beglickt.<br />

Versuchs ze vergliggere, uff Pälzisch gedenkt, kennscht d Zung der<br />

verknibble mit dene Banause, do kriegsch doch die Kränk! Die<br />

Molles duhn lächle debei so fei.<br />

S isch letz sell unn jelles, die robben die Rente do debei. Wie d<br />

Mutter frieher die Gans gerobbt, die essen unn jäten de Rentnertopf.<br />

De Deihenker, die duhn uns verkohle, s isch doch unser Dehääm!<br />

De klänne Mann kanns nit wende. Gell, wanns ehrlich mol sähn:<br />

Die schwollekeppisch Bagasch, sie gehn driwwer naus unn treten uns<br />

flach.<br />

Noch hämmer unser Ländel, Brot unn Wasser fer all, zwischedorch<br />

schmert mer s Kehlche, schützen des alde Gut vorm Dadezerfall. Do<br />

musch dorch, heersch immer widder. So simmer all die Johre uffrecht<br />

unn ehrlich. Die Häämet so hämlich, unn sähnsch gern serigg, die<br />

Oldies, all des vergangene Gschick.<br />

E Hernkäschdel voller Fäde, Erinnerunge uffgewiggelt, die Fäde<br />

ziechen wie d Spinnwebb. Grenzland-Gedanke, zammegschdiggelt<br />

wie s Läwe. Die Päddle iwwerwuchert, mol rechts, mol letz, ins Städtel<br />

nei durch d Gass lääfsch heid noch die Lauter längs. S war unser<br />

Zeit, spulsch se serigg, von hiwwe her unn driwwe. Hie uff de Schees<br />

29


mit de Mudder vunn Kindsbää aa, uffgewickelt gschicks Muschter.<br />

Ziechscht Fäde, groh unn verfilzt, des Fräckel, verwachse wie’s Päddel.<br />

Hinne nuff, Altstadt nei, Pappelallee längs ins Städtel nei. Johre<br />

ziehn, die Fäde ziechen. Ball wärs e dicker Hähbäämstrang, der am<br />

Enn des Läwens Fräckel uffziecht.<br />

In Goddes Namme! Dann lääfsch s Päddel längs, d alt Lauter dud<br />

fließe, grenzelos, so lang s ähm gedenkt. Zählsch vor unn serigg,<br />

lääfsch dorch s Städtel.<br />

MENSCH UNN NATUR<br />

20. März 2013<br />

S geht des Johr ä nauszuus. De alde Spruch saacht: S isch März unn<br />

musch woarde, kä Frielingserwache. Guggsch naus in de Gaarde. Do<br />

huggsch schun seit letscht Johr November. De Sunneschei macht sich<br />

rar. S isch alles letzrum. S isch nit wie’s als war. Do saacht mer do ääfach,<br />

s isch de Klimawannel, debei wannelts schunn ewich seit Menschegedenke!<br />

Unn s werd widder Frieling, s geht widder nauszuus. S<br />

Wetter unn Leit ännerscht du nie. S werd widder Frieling, wie jedes<br />

Johr ä. Unn sähnsch, in de Natur wern Sache grie. S geht jo a widder<br />

nauszuus!<br />

De Storch streicht du drauß dorchs Wissedahl, s knackt im Geäschd.<br />

Lääfschs Päddel längs, am Bächel de Sunnestrahl. S Wolkeband ziecht<br />

wie e ausgeleiert Gummiband, doch werds widder Frieling, unn ball<br />

blieht de Flieder im Goarde! Ehr Leit, de alde Mund saacht: s geht<br />

widder nauszuus. Zidd isch do, Zidd isch do.<br />

30


ZÜNDE DIE KERZE<br />

Licht ist Liebe und Wärme.<br />

Trage das Licht!<br />

Die Kerzen erzählen, sie erhellen den Raum, wärmen die Herzen,<br />

trage das Licht, suche Vertrauen dort im Dunkel der alten Tage.<br />

Wie einsam sitzt der alte Mensch hinterm Fenster,<br />

verlassen, allein im Zeitenraum. Die Kerze erhellt am Fenster dort.<br />

Einsamkeit frisst alles Vertraun. Warme Hände, die Licht gebracht,<br />

Herzenswärme gefühlt, im Raum beacht.<br />

Dort sitzt ein Mensch, so wars nie gedacht.<br />

Wie endlos lang ist der Tag, die Nacht!<br />

Einsamkeit frisst alles, die Vergangenheit lebt.<br />

Die <strong>Gedanken</strong> wach, Liebe kränkelt, nichts mehr rosenrot,<br />

Grau in Grau, das erdrückt, ach!<br />

Die Augen schwach, die Nebelwand droht.<br />

Zünde die Kerze, trage ein Licht. Heimaterde, einst so begehrt,<br />

liegt da draußen vorm Fenster, trage das Licht,<br />

scheuche die Einsamkeitsgespenster.<br />

DIE ALTE EICHE<br />

Die alte Eiche im Bienwald, dort steht sie.<br />

Wer ritzte einst ein Herz aus Liebe?<br />

Da stehen zwei im grauen Haupt, was sie wohl suchen?<br />

Die Blätter lispeln sanft im Wind. Herztropfen gelb wie ein Bernstein,<br />

am Stamm der Eiche verwittert.<br />

Was wurde aus den Liebenden, die in den Stamm der Eiche ein Herz<br />

geritzt?<br />

31


Ein Blick durchs Zeitenfenster rollt die Spule zurück. Die Hand<br />

umklammert in der Hosentasche das Klappmesser der Tat. Schwarz<br />

fallen die Schatten der alten Eiche im moosbewachsenen Wald.<br />

Dort wo des Herzens Spitze, sitzt ein Granatensplitter aus dem zweiten<br />

Weltkrieg, vom Rost befallen. Am Kapuzinerweg im Bienwald,<br />

schlürfenden Schrittes durchs raschelnde Laub, das graue Haupt<br />

geneigt, spiegeln sich die Konturen der Zeit im Wasser der Lauter.<br />

Im Maien bricht alles auf, und es blüht. So auch der Mensch. Tu dich<br />

erfreuen, es ist ja des Herzens Güte. Wieviele Flügel schlagen, im<br />

Schattensein erwacht.<br />

Das Abendrot erglühte und trennte Himmel und Erde. Die Maiennacht<br />

versprühte des Malers Farbenpaletten. Erdachse dreht,<br />

ein neuer Tag erwacht, beflügelt mit freudigem Sehen, das ist ein<br />

Maientag voll Pracht.<br />

DIE ZEIT<br />

Du schaust in die Zeit. Keine Antwort.<br />

Du blickst zurück in die Vergangenheit,<br />

schaust um dich her, was da einst war.<br />

Dein Ichsein so schwer, die Sinne so klar,<br />

dein Heimatort, der!<br />

Schaust durchs Fenster, fühlst Zeit und Raum,<br />

was dann noch bleibt- - - keine Antwort.<br />

Die Schwalben ziehen, Stille treibt Stille.<br />

Der Zeiten Wogen, wohin du schaust.<br />

Du schaust aus dem Fenster;<br />

32


durch die Wolken ein Sonnenstrahl.<br />

Im Licht tanzen Schattengespenster.<br />

Es grünt, noch ist Mittsommernacht.<br />

Die Sinne wecken im Zeitenfenster,<br />

was da einst war.<br />

Gereift, vergreist.<br />

Doch die Schwalben necken, der Tag erwacht,<br />

sie sitzen Seit an Seit auf dem Giebeldach.<br />

Du schaust in die Zeit, keiner weiß, wer, wo, was, dort.<br />

Du liebst, was dir bleibt, tief im Sinn deines Herzens,<br />

du Heimatort.<br />

Kaum war Dezember, Christi Geburt,<br />

die Wünsche verweht.<br />

Das neue Jahr kündet ein Wünschen, ein Hoffen.<br />

Der Januarstart 2011.<br />

Im Februar sucht der Sonne Strahl das Wintergebaren zu brechen.<br />

Der März trägt das Hoffen im Mutterschoß,<br />

da sprießen ganz zart die jungen Sprossen.<br />

Des Frühlings Träume noch offen.<br />

Im Maien, da leuchtet der Blüten Pracht.<br />

Juni die laue Sommernacht, der Juli voll Sommersonne,<br />

des jungen Vogels Ziel zum Flug.<br />

Doch im September des Erntedanks fruchtige Wonne.<br />

Oktober kündet an die Geburt, die Hoffnung erfüllt voll seliger<br />

Freud.<br />

November, ein Sohn ward geboren, der Elternwunsch November.<br />

Des Kindes Lächeln voll Sonne.<br />

Dann kommt Dezember.<br />

33


SCHMETTERLING<br />

Als Schmetterling dahinfliegen, einfach die Flügel ausbreiten, die<br />

Fühler ausfahren und das sanfte Sommergefühl in den Flügelspitzen<br />

auskosten, weil der Olivenduft unsichtbar reizt. Und ein Kribbeleffekt<br />

liegt überm Strand. Da und dort wird gekuscht und geküsst,<br />

Sommerträume tragen die Sinne. Nur die Flügel ausbreiten und<br />

dahingleiten vor den Augen. Dort auf die zart behaarte Brust fliegen.<br />

Sommersonne wärmt die Gefühle, und genau da lässt sich das Kribbeln<br />

im Bauch wie ein Rausch entfalten.<br />

Da schauen zwei Augen und fangen den Blick auf, genau da, wo<br />

der Liebe Flügel tragend fliegt, wie Schmetterlinge das Gefühl<br />

auszubalancieren. Das ist Liebe pur. Sie setzt sich in die Sinne. Der<br />

Bauch kribbelt, vergessen ist Zeit und Raum. Der Olivenbaum<br />

schweigt, lässt die Liebenden gewähren, und wie auf dem Flügel vom<br />

Schmetterlingsauge vertiefen sich die Gefühle. Wie beim Schmetterling<br />

aus der Raupe fallen die Hüllen der Liebenden, die Natur ist<br />

wunderbar und die Macht der Gefühle.<br />

Die Liebe fliegt, beim Olivenbaum fallen die Früchte, und im Bauch<br />

nistet sich eine befruchtete Eizelle in die Hülle der Gebärmutter ein.<br />

Es ist wunderbar, was Schmetterlinge alles bewegen zur Freude Natur<br />

pur. Und wieder tragen Gefühle Flügel, und es kribbelt im Bauch.<br />

Ein kleines Wunder, das unterm Olivenbaum geschah in der flimmernden<br />

Sommersonne draußen im Olivenhain.<br />

34


ADVENT<br />

Siddich sich die Erdkuchel dreht.<br />

De Daach kummt seit ewiche Zeide, die Nacht geht, im Nu woars<br />

Dezember. Unn schunn widder werds Weihnachte! Des Gfiel, mer<br />

derfs zeiche.<br />

In de Zeitung des Schlaachwort: . Mer<br />

denkt serigg: De alt Gaul im Hennel, kenner hotn gewellt, die alt<br />

Welt im Wannel. Unn mer sinn die Alde, wu s Mergel zammegehalde.<br />

Was beim Sperrmüll alles land, des sell mer fühle. Weihnachtlicher<br />

Glanz, Silwer im Hoor, es knackt im Geäscht.<br />

De Bääm drauß im Gaarde isch voll im Erwaarde, neie Knoschpe<br />

aagsetzt, s isch Dezember, Advent! Zinds Kerzel aa, guggsch wies<br />

flackert, wies brennt. Reiß dich zamme, Advent. Nit bloß en Namme.<br />

Richt dich uff d Höh! Advent hääßt WARDE, de Erlöser kummt.<br />

Derweil isch Weihnacht. Leise rieselt der Schnee, die Erd im Wannel.<br />

Sinn zefridde unn froh, noch simmer jo do. S wird nit lamediert, de<br />

Chrischtbääm gezierd, de Disch schää gedeckt.<br />

M Rudi sei Dank fer die Fahrde! S war en schääne Meddaach, ebs<br />

rähnt or schneicht. Die groe Silwerhoor geberscht unn gschtrichelt,<br />

die Gsichter unn die Ääche lachen. Guggsch so dorch die Reih im<br />

Bus, muschs ääfach nunnerschligge. Des ischs Läwe. Doch heit isch<br />

Advent, unn s erschte Kerzel brennt. Mer sinn im Erwaarde unn<br />

nemmens, wies kummt.<br />

De Sparstrump hängt matt, doch de Herrgott dud walde, erhalt uns,<br />

die Alde. Doch solang s Lichtel brennt, e Vertele gschtemmt, kriescht<br />

de Euro die Kränk. Brauchsch en Williams Chrischt zum Verdaue.<br />

Mer derfen uns vertraue, die Häämet uffgebaut, drum feire mer heit,<br />

35


zum Advent bereit im Erwaarde. So Gott will, mit ganz natürlichem<br />

Gfiel. S Kerzel brennt, unn ball isch Weihnacht.<br />

ALLES IM TEMPO<br />

Vorgelesen am 24. April 1988<br />

Werd e Menschekind in unser Welt neigebore, do wääß mer ä schunn<br />

was. Technik dorch uff alle Orte, wu bleibt was unerforscht ganz<br />

uhne Tempo der Iwwerraschung Gschpaß.<br />

Horch hie, do licht de klänne Krischer ä uff Müdderles Bäuchel.<br />

Nit eigewickelt in Winneldiecher. Im Tempo schnell die Hössle aa<br />

der Schmeißweg-Welt. O Technik, Forscher, Bräuche, die Schmeißweg-Welt.<br />

Sie wird gezoche, was koscht des Geld! De Urwald werd<br />

abgeholzt. Oh, duh nit frooche! Mit Hektik dud mers Kind schunn<br />

plooche. Unn kreische derfs ää noch. O Enkele, die Welt, mer<br />

woarden, bis se vergeht. Der arme Tropp, dud Schluck fer Schluck im<br />

Tempo, es rollt e Trän.<br />

Oh Tempowelt, wann ich so sähn. Gingsch frieher du ind Kinnerschul,<br />

jed Kind wusst genau sein Stuhl. E Sackdiechel ins Scherzel nei<br />

unn „des derfsch mer nit verliere!“ Heit ab im Tempo schmeißt mers<br />

näwens in de Abfall. Wer sell des ää noch kapiere! Des Kind, kaum<br />

stehts uff seine Bäh, werds mit Papierlich konfrontiert, im Tempo<br />

schmeißt mers näwens nei, des was ähm nit pariert.<br />

Gugg hie, die Große machens, unn du, mei Kind, du guggsch noch<br />

froh, des hosch ää glei kapiert. Oh Tempowelt, du lernschs beizeit,<br />

dein Forschertick, oje, ehr Leit. Mer lechts m Kind ind Wiech de<br />

Stress - Fortschritt. Oh temporeicher Siech. Ehr Leit, o aldie Welt,<br />

was werd des werre.<br />

36


Hab letscht s Gliggersäckel gfunne unn de Dänzer newedraa, habs<br />

ganz feschd ind Händ genumme unn simeliert: Guggs Enkele aa.<br />

Duschs nit selwer dauernd gugge, uffbasse uffs Blumebeet. De Deifel<br />

hol die neireiche Ferz. Spiel mitm Kind, weil schnell die Zeit vergeht.<br />

Guggn aa, den kläne Schatz. Denk serigg an Kinnerdaache, dief im<br />

Herz du ichs fiele.<br />

BERGZAWWERE<br />

1980<br />

Bergzabern auf einem Stich aus dem 17. Jahrhundert<br />

Bergzawwere licht im Pälzer Mudderschoß,<br />

ganz nadierlich vun Rewe unn Keschdebääm umzäunt.<br />

Unn middedrin des alde Schloss,<br />

vunn Herrschaftsleit jo einscht erbaut.<br />

Liebfraue unn de Pischderberch,<br />

de See do aus im Dal lääfsch owwe riwwer,<br />

ää iwwerzwerch die Päddle all so schmal.<br />

37


Unn nemm ich Hut unn Wannerstock,<br />

genieß die Petronella-Quelle,<br />

do lossn falle, denne warme Rock,<br />

was weddmer mehner welle!<br />

Unn ruch dich aus, draus uff de Bank,<br />

heer des Konzert der Mudder Nadur!<br />

De Kellner bringt der noch en Schluck,<br />

s Herz lacht unner de Blus.<br />

Denn Wein, Weib unn Gesang<br />

die alden Rittersleit nit bang,<br />

nehmen das Mahl der Muse.<br />

HIWWE UNN DRIWWE<br />

Weithin bekannt das Storchengehege im Elsaß. Wie natürlich<br />

schwarz-weiß sich ausdrücken kann! Herrliche Naturgestalten; schon<br />

die Fahrt ob auf der Elsässer Weinstraße oder quer übers Land:<br />

Schwarz – weiß, beeindruckt, reines Weiß, dunkles Schwarz. Schon<br />

die alten Fachwerkhäuser, deren Anblick erzählt. Und immer wieder<br />

kehrt schwarz-weiß ins Elsaß.<br />

So wollen wir dem Storchenparadies den Vorrang geben, denn unser<br />

Motto heißt: Schwarz auf Weiß. Schon der Störche hohe Beine<br />

brechen die Farben, wenn sie dahin stolzieren im Grün der Natur.<br />

Mehr orangerot kündet der Schnabel das Schwarz im weißen Gefieder.<br />

Da steht der Vogel samt Schwestern und Brüdern, der Familie<br />

Fortpflanzungsgebaren in weiß und schwarz. Herrliche Naturgestalten.<br />

Setz dich abseits hin und beobachte die Natur in schwarz-weiß.<br />

38


Ein herrliches Geklapper der Schnäbel wie ein Getrommel, das die<br />

Ruhe der Natur durchbricht. Ein Storch – stolz den Kopf erhoben,<br />

ignoriert er die trampelnden Füße der Menschen klein und groß?<br />

Egal, denkt der Storch, er ist in seinem Reich, und am Abend kehrt<br />

die Stille ein; denn auch ein Vogel kennt den Rhythmus des Tages<br />

im 24- Stunden-Takt. Am Morgen hat er seinen Freiraum, sein<br />

weiß-schwarzes Gefieder zu putzen und zu ordnen.<br />

Herr sein im eigenen Nest, so bewacht der weiß-schwarze Storch<br />

seine eierlegende Frau oder Braut, holt emsig Futter, und seine Liebe<br />

beklappert er munter und immer wieder, dann wenn er ankommt mit<br />

seiner Beute Fang.<br />

Mensch, beobachte schweigend den Storch im weiß-schwarzen Gefieder,<br />

nie ermüdend seiner Aufgabe bewusst, Sorge zu tragen. Sein<br />

Nest, der Hort der Storchenfamilie, gebaut aus zusammengetragenem<br />

Gehölz. Was die Natur spendet, sammelt er, nur keine Plastikfolie,<br />

denn das bringt Verdruss. Folie staut den Regen und bedeutet den<br />

Tod der jungen Brut. Darum, o Mensch, achte darauf. Die Wegwerfgesellschaft<br />

hat schon manches Storchenpaar zum Verzweifeln gebracht,<br />

wenn ihre geliebte Brut im Nest ertrank.<br />

Doch die Störche sind weise, achten auf alles bei ihrem Nestbau,<br />

naturbezogen. „Das Paradies der Weiß-Schwarzen“ nennt man das<br />

Storchengehege im Elsaß. Doch wie oft wird’s unbeachtet der Versuchung<br />

wie einst bei Adam und Eva, da war es auch nur ein Apfel. Für<br />

die Störche hätten Frösche aus dem Teich im Paradiesgarten gereicht.<br />

Ja, der Mensch will immer hoch hinaus. Und der Apfelbaum stand<br />

der Versuchung im Weg - - ein kleiner Umweg um den Apfelbaum!<br />

Der weiß-schwarze Storch geht stolz auf seinen Beinen, sorgt sich<br />

um seine brütende Gefährtin. Wenns regnet, hält er die Flügel leicht<br />

ausgebreitet, hält so seiner Vaterrolle stand. Wenn die kleinen Wollk-<br />

39


näuel mit ihrem zarten Flaum geschlüpft sind, hat das weiß-schwarze<br />

Storchenpaar emsig zu füttern. Meist sind es drei Kücken, deren<br />

Schnäbel hochgereckt auf die Fütterung warten.<br />

Ja, da oben im Storchenpark herrscht reges Geflatter und ein Leben<br />

im Storchenparadies inmitten der Landschaft. Ringsumher künden’s<br />

Plakate, und die Sehenswürdigkeit wird auch im Katalog gezeigt. Ob<br />

die weiß-schwarzen Störche sich manchentags nach Ruhe sehnen - -<br />

wer weiß! Doch im Winter ist bestimmt Ruhezeit angesagt; denn<br />

dann ist auch in den Dörfern mit ihren Fachwerkhäusern längs der<br />

Elsässer Weinstraße Ruhezeit.<br />

Das Elsaß, sehr begehrt, und gerne kehrt man in die Elsässer Stube<br />

ein. Bei einem deftigen Baguette mit Vin rouge betrachtet man die<br />

alte Handwerkskunst, weißer Plafond mit schwarzem Balkenfachwerk.<br />

Und droben im Storchengehege lebt der Storch ganz wie im Paradies,<br />

ein weiß-schwarzes Naturvolk, von Menschenhand zugefüttert,<br />

Mensch und Natur vereint. Und im Frühjahr nach den ersten Frühlingssonnentagen<br />

hört man das Liebesgeklapper der langen orangeroten<br />

Schnäbel.<br />

40


S LÄWENSFRÄCKEL<br />

Sommer 2012<br />

Zählsch vor unn serigg, vergange, dohie!<br />

Abgewetzt wie’s gschtrickte Fräckel,<br />

unn s eilt die Zeit wie’s Dunnerwäddel in Ewichkäät.<br />

Vergangehääd dut Fäde zieche,<br />

en Wollknäuel vunn uffgewickelte Gedanke, die s Läwe gschtrickt<br />

hot. Mol rechts, mol letz, verwetzt vunn Johr unn Daache.<br />

Die gschmuggelt Woll verfilzt wie d Woll,<br />

vum Hopfefrängle erstanne.<br />

Es Hopfeland in Franke noh bei Stroßburch drowe naus.<br />

Aafangs vunn de 50er Johre beim Maire vun Franke<br />

iwwers Päddel gschmuggelt, die Altstadt hinne naus.<br />

De Quanjee (Zöllner) war gschdanne im Zollheisel draus in de Hinnergass<br />

bei de Pilschergredel.<br />

D Knie henn gschloddert, kä Quanjee gschdanne,<br />

was war des e Glick!<br />

So simeliersch vor unn serigg.<br />

S HERZ BOBBERT<br />

11. November - - -<br />

Alla hopp, nit immer alles ewe,<br />

doch s bobbert ehm s Herz, schlacht fräädich unn läädich.<br />

S begläät dich dei Läwe lang.<br />

41


Dann bobberts unn macht Ferz wie e Uhrwerk audomadisch dezu,<br />

s bobbert unn mer schbierds.<br />

So hängts am Herzbännel, bobbert unn schlacht,<br />

s bummert, wann neiheersch, im Rhythmus vum Foxtrott<br />

wie in junge Johre beim Kerwedanz.<br />

Unn s flunkert voll Schwung!<br />

Alla hopp, sellie Zeit isch längscht rum.<br />

Doch se Lebdaach hett mer unn wett mer, dass alle ewe,<br />

s gebbt Schlaachlöcher, doch s bummert drumewe.<br />

Beim Tangotanz krawwelt e Gfiehl,<br />

do bobberts im Tangoschritt; der Liebe Ironie schleicht sich ganz<br />

siddich<br />

ääfach ins Herz.<br />

Die Zeit, jung wie de Friehling unn grie voller Scherz.<br />

Die Zeit vumm Peter Krauß , der s immer noch schafft,<br />

der rock-unn-rollt sich sei Knoche.<br />

Unn wammer dem zuguggt, vergehn alle Ferz.<br />

Wann de Deez (Kopf) langsam blodd wird,<br />

des Läwens Wääch uff du unn du,<br />

dann hett mer ä Glick ghat,<br />

unn s Herz bummert unn schlacht dodezu.<br />

Mer isch kän Roboter. S schlacht unn bischberd siddich.<br />

Unn wanns owends duschter, do werds manchmol schtrittich.<br />

Doch s bummert unn schlacht, wies Dunnerwäddel, seltsam, mitte in<br />

de Nacht.<br />

E Blitz ziecht dorch de Deez!<br />

Mei Herz bummert unn schlacht.<br />

Do simeliersch, Kopp uff de Heh, ä mitte in de Nacht.<br />

Des wär doch gelacht!<br />

42


ROSENTAGE<br />

S dut sich ebbes, mer hot erkundet<br />

des Städtel im Dal, ganz ääfach ä bsunne,<br />

die Schlossherre henns iwwer ääns genumme.<br />

Rosedaache!<br />

Mer duts inne werre, sich iwwerwinne,<br />

des alde Städtel, nichts, bloß Gejammer.<br />

Nemms iwwerhaupt, de Borchemäschder unn de Rat<br />

wissen jo längscht, wu’s e Herzenssach baad.<br />

Mit Rosedaache beläbt.<br />

Nadierlich dass mer zusamme geht.<br />

De Dunnerkeil, kriech die Kränk.<br />

Die Stachel, ä Stupfe, wammer alles iwwerdenkt.<br />

Die Rose henn Dorne, wammer driwwer nochdenkt.<br />

Die Stachle ä Stupfe, die Sache all zum Beschde gelenkt.<br />

Therme, Lebenselixier, Wärme spüre,<br />

de Ludwigsplatz gschdalde, Leit ehr Leit!<br />

Nix nutz, des ganze Palawer.<br />

Perforsch, d Händ ausm Sack unn noochgedenkt,<br />

Mer macht sich kä Rääch in de Sack.<br />

Kennsch manchmol ramisiere,<br />

doch Rosedaache offeriere e uffenie Aussprooch,<br />

dann duts widder harmonisiere.<br />

S gebbt kä Ros’ ohne Dorn.<br />

Sähnsch driwwe hie zum Städtel, sei Läwe, mol erhrlich!<br />

Ehr Leit, eilt die Zeit.<br />

Sähnsch ehrlich entgeche die Herrschaft vunn einsch.<br />

43


Wer liebt sei Städtel, scheenie Häämet,<br />

ehr Leit, unn e gudie Zeit.<br />

S Läwe isch so, wie d Rose blieht.<br />

Läwe unn läwe lasse, s dut alles verblasse,<br />

ehr liewe Leit, ä d Ros!<br />

VUNN HIWWE UNN DRIWWE<br />

Januar 2005<br />

Wu d Lauter schlängelt sich dorchs Ländle,<br />

hiwwe unn driwwe sie uns begläät,<br />

wammer Zeit unn Sinn verbändelt,<br />

horcht rum unn guggt, so wie s PAMINA sähnt.<br />

Wahrhafdich mitenanner kontaktiere,<br />

wells ja der Ländle Ehre zollt,<br />

PAMINA määnt, s det harmoniere,<br />

der Günder Sinn vun hiwwe, driwwe,<br />

d Määrunde henn die Weiche gschdellt<br />

unn s Ziechle rollt.<br />

So wie de Rebstock im Häämetbodde<br />

dief verworzelt, fruchtbares Land uns all die Leit ernährt,<br />

wanns Herbschtlääb bunt<br />

unn Grumbeere ausm Bodde borzelt,<br />

seis m Herrgott ä des Dankes kund.<br />

En Mund voll Brot unn Wei im Krüggel,<br />

des woar ä unsrer Urgroßvädder Sold,<br />

gerod balgds Land so Stick fer Stickel.<br />

44


Des Reweland woar ä hiwwe, driwwe<br />

jo längscht erkannt der Ländle Gold.<br />

Zuerschd do werd am Gläsel gschnuppert,<br />

dann mit Genuss die Gorchel gschmeert,<br />

de Geischt im Wei Natur beschert.<br />

Unn ischer ganz siddich in dich gschliche,<br />

lieblich unn süffich alleweil,<br />

er hot schunn gscheide Leit ä noch belehrt<br />

unn grad gebichelt.<br />

Am Stammdich do werd rumpalawert,<br />

ää dischbediert, die Zeit wie e Kalenner runnergebläddert.<br />

Ganz uuvergesse jellie Zeit,<br />

wu iwwers Land de Dunnerkeil gewettert,<br />

Jesses, Marie, ä uuvergesse Elend unn Not,<br />

s Grenzlandleid.<br />

Unn d Lauter in ehrm uralde Bett<br />

lääft durch de Behwald unn Mundat.<br />

Natur noch propper unn adrett.<br />

Ä sähnsch, im Wald draus sterwen Bääm,<br />

ebbs hiwwe, driwwe, s isch kä Drääm.<br />

Ganz siddich fallen d Nodle ab,<br />

ehr liewe Leit, bleiwen uff Trab!<br />

Ä d Määrunde aus gutem Äächeholz,<br />

ehr Sinne galt der Ländle Stolz.<br />

So bleibt mer uuvergesse die Begehung<br />

vunn hiwwe unn driwwe, de Landrot Gerhard Weber!<br />

Sei Sinn unn Herz die Häämet besäße.<br />

Gott hawen selich!<br />

45


Wer d Häämet liebt, ihr Mundoart lehrt,<br />

mer wäß unn heert, s isch gar nimmie so begehrt.<br />

Joahrzehnte lääf ich iwweres Land,<br />

es Städtel, die uralte Gasse,<br />

ebbs hiwwe, driwwe duhns erfasse.<br />

Zum Wohl der Ländle seine Leit,<br />

dass die Pamina ebbes bedeit,<br />

kredenzen de Wei ä heit,<br />

dass mer sefridde bleibt weltweit.<br />

Salü unn Merci, Dankschee fer heit!<br />

DAS KREUZ ZUM GEDENKEN<br />

Gelesen zur Totenehrung November 1994<br />

Das Kreuz, das dort am Wegrang steht,<br />

sieh hin und lies, was aus den Worten fleht.<br />

Noch sieht man die Inschrift, die durch Jahrzehnte ganz verwittert.<br />

Damals waren die Menschen verhasst, von Kriegsmacht besessen<br />

und verbittert, der Soldat musste dienen.<br />

Danach, dies Kreuz will meinem Sohn ich schenken.<br />

Gefallen im Ersten Weltkrieg, in Lieb und Treue zum Gedenken.<br />

So standen viele Mütter und Frauen da, die schwieligen Hände gefaltet.<br />

Still im Gebet den Sohn sie sah, fern der Heimat, gefallen, vermisst.<br />

Sein Leben beendet des Krieges Saat.<br />

So steht manch Kreuz am Wegesrand,<br />

oftmals ganz unbeachtet, du altes Mütterlein, ich fand’s<br />

und hab an dich gedacht, dein Kreuz, der Toten Wacht,<br />

46


um von des Krieges Elend zu erzählen.<br />

Ein Mutterherz, es weinte still, gab’s doch der Tränen ach so viel!<br />

Wie die am Gras von Kriegsgräberfeldern, Millionen Tautropfen in<br />

der Herbstsonne glänzen.<br />

Lasset uns danken für den Frieden<br />

weit über unserer Heimat Grenzen.<br />

Doch die Kreuze sie mahnen in ferne Zeit.<br />

Lasset die Menschen danken, die Kriegsgräber pflegen weltweit,<br />

von ihrer Zeit schenken ohne zu wanken.<br />

Dem Soldatengrab, dem guten Kamerad.<br />

Erhalte friedlich die Welt, du Guter Hirt,<br />

gib das tägliche Brot, da wo Kriegsangst und Hungersnot.<br />

Das Kreuz sollte mahnen wie das vom Mütterlein<br />

am Wegesrand aus rotem Sandstein.<br />

47


DER HEIMATGEMEINDE ZUM GEDENKEN<br />

Gelesen 1996 in der Kirche zum Gedenken an die Kriegsopfer.<br />

Der alte Veteran, er steht getreu bei der Fahne, ganz besonnen,<br />

man sieht’s ihm an, Vergangenheit sollte mahnen.<br />

Seine Augen so trübe, doch von seltsamem Glanz;<br />

denn in ihm hallt der Ruf: für dich, Kamerad.<br />

Der November verkündet’s, damals, was die Kriegsmacht schuf.<br />

Flüchtlingselend, Hungersnot, blutige Schlachtfelder.<br />

Des Menschen Schicksal, seine Seele, keinen kümmert’s.<br />

Von Macht besessen kam der Befehl,<br />

der Soldat musste dienen. Väter, Brüder und Söhne,<br />

das Kriegsheer zog.<br />

Zuim Gedenken steht der alte Veteran, seine Koppel glänzt, schimmert<br />

in des Herbstes Sonne. Sein Barett hält er in zitternden Händen.<br />

Wievielen Kameraden ward ihr Leben geraubt, beendet!<br />

Doch die Truppe musste weiterziehen; soviele Soldatengräber.<br />

Menschen, die voll Hoffnung an das Gute geglaubt - - -<br />

gefallen, vermisst.<br />

Über Berge und Felder, weltweit zog der Krieg,<br />

über Meere und eiskalte Steppen.<br />

Der alte Veteran, seine Uniform verwittert, verblasst,<br />

durch all die Jahrzehnte wie sein zerfurchtes Gesicht.<br />

Doch er kanns noch fühlen: Des Krieges Ernte so grausam,<br />

wieviele sah er sterben. Wie oft er um sein Leben gebangt,<br />

sein Herze gepocht, des Lebens Angst.<br />

Seine Schuhe, die Zeugen von Schlachtfeldern, das Blut vertrocknet.<br />

Doch die Gestalt, sie erzählt.<br />

48


Der Veteran, voll Stolz hält er die Fahne, uns zu Ehren,<br />

noch kann man ihn sehen am Kriegsgräberfeld.<br />

Des Veteranen Auge voll Tränen, er hält still im Gebet.<br />

Seine Lippen sprechen sacht, auch er hatte so gute Kameraden<br />

verloren bei der Schlacht.<br />

Herr Gott, schenke Frieden der Welt. Lass uns bitten, dass jeder<br />

Herrschaft Macht und Kriegsruf an felsigen Klippen zerschellt.<br />

Gedenket! Lauscht dem Lied vom < Guten Kameraden. ><br />

ZUM GEDENKEN<br />

September 1992<br />

Höret die Schreie, der Kriege Schmach<br />

über der Erde. O Menschen, werdet wach.<br />

Schmerzen und Pein, des Krieges Wehen,<br />

Menschen sich schlachten, ohne zu sehen,<br />

zu achten Gottes Gebot: „Du sollst nicht töten!“<br />

Den Wahnsinn beenden, die Hungersnot,<br />

Vater unser, gib allen Völkern das tägliche Brot.<br />

Höret die Schreie auf der Muttererd,<br />

die von Blut getränkten Länder.<br />

Doch ehret und gedenket, was wird aus der Erd,<br />

wenn Menschen in Hass und Atomen enden,<br />

die sinnlosen Weltkriege.<br />

Alle Kreuze doch mahnen, die Kriegsgräberstätten,<br />

sie lassen doch ahnen. Das sinnlose Sterben, ja ihre Kreuze alle<br />

mahnen.<br />

Wahret Liebe und Frieden!<br />

49


Gib in die Herzen, du gütiger Gott, dass die Kreuze mahnen<br />

in Ewigkeit. Lasst uns in Ehren gedenken. AMEN.<br />

So gedenken wir, schauen weltweit,<br />

doch ganz nahe über friedliche Grenzen. Gott im Himmel sei Dank.<br />

Der Sterne Licht soll für alle jene glänzen,<br />

die ihr Leben verloren, gefallen, vermisst, fern der Heimat, ganz<br />

allein.<br />

Du Heimatland sollst nicht vergessen, das Kreuz zu sehen, sein<br />

Mahnen.<br />

Lasset wehen die Fahnen zum Gedenken der Kriegstaten,<br />

dem guten Kameraden, dem unbekannten Soldat.<br />

Wer mag vergessen die Granateinschläge im Heimatort,<br />

der Tiefflieger ratternde Geschoße. Wir waren die Kinder des Krieges.<br />

Väter, Großväter und Söhne mussten verlassen den Heimatort.<br />

Die Mütterherzen voll Wehmut und Sehnen,<br />

die Kriegsangst tief eingeprägt.<br />

Die Narben verwachsen wie das moosbewachsene Kreuz.<br />

Frieden der Hoffnung, Versöhnung ohne Streit.<br />

Herrgott, die Weltmacht, führe nicht in Versuchung,<br />

erlöse die Muttererd von allem Übel.<br />

Menschen, lehret halten Gottes Gebot weltweit!<br />

50


DIE BANK AM GRAB DES UNBEKANNTEN<br />

SOLDATEN<br />

im November 1997<br />

In vielen Ländern auf unserer Erde,<br />

liegt ein Grab vom Unbekannten Soldaten.<br />

Gott sei’s gedankt, geht man doch heute<br />

frei über friedliche Grenzen in unserer Heimat,<br />

wo einst lagen Schlachtfelder und die Kriegsmeute zog.<br />

Friede liegt über der Flur.<br />

Am Grab des Unbekannten Soldaten sitzt eine Frau, eine Mutter.<br />

Ihr rücken ist gebeugt von der Jahre Last, ihr Kopf geneigt von des<br />

Alltags Mühen.<br />

Ihr Herz voller Trauer, einsam, verlassen, allein,<br />

als wären um Menschen Mauern.<br />

Im Gedenken gehen wir ein Stück ihres Lebens zurück.<br />

Jugend. Liebe, Glück, auch Wege des Bedauerns.<br />

Und dann das große Leid des Krieges und des Soldatenlebens.<br />

Verlorene Söhne, Väter, Brüder. Sie spürt immer noch Trauer im<br />

Herzen,<br />

auch noch nach sovielen Jahren.<br />

Wo wird das Grab ihres Sohnes sein?Sie hat es nie erfahren. Würde<br />

für jedes Soldatenleben ein Bäumchen gepflanzt: Rauschende Wälder<br />

würden singen im Wind, dort am Grabe des Unbekannten Soldaten.<br />

Dort am Grab des Unbekannten Soldaten steht eine Bank.<br />

Dort sitzt eine Mutter seit Jahren. Ihre <strong>Gedanken</strong> gehen in die Vergangenheit<br />

zu ihrem Kind und Kameraden.<br />

51


Ein schmaler Pfad nur führt hinauf zu der Bank, es ist der Mutter<br />

Füße Spur.<br />

Was hat sie nicht alles getragen ihr Leben lang:<br />

Tiefes Verzagen, gläubiges Hoffen. In der Hand hält sie ein<br />

zerknitteretes Bild,<br />

ihr Antlitz darüber voll Liebe gebeugt. In ihren Augen die Frage steht:<br />

Warum nur der unselige Krieg? Eine Antwort aber findet sie nicht.<br />

Am Grab des Unbekannten Soldaten die Mutter sitzt im Gebet versunken.<br />

Sie denkt, der Soldat, der hier begraben liegt, wo kam er wohl her?<br />

Wo sein Zuhause wohl gewesen sein mag? Und seine Mutter?<br />

Rauschende Wälder werden Zeugen sein<br />

von dem Geschehen vor weit über fünfzig Jahren.<br />

Und auch heute herrschen immer noch Hass und Kriegsleid auf<br />

unserer Erd.<br />

Es sterben unschuldige Menschen, auch die Natur wird zerstört.<br />

Kinder hungern, klagen, frieren. Aber ihre Schreie verhallen<br />

in Kälte und Wind ungehört. So sterben ganze Völker,<br />

weil Herrschende nicht danach trachten, den Frieden zu bewahren<br />

und die Würde der Menschen zu achten.<br />

Wär’ für jedes Kriegsopfer ein Bäumchen gepflanzt:<br />

Rauschendes Singen im Novemberwind, wären die Kriegsklagelieder<br />

und die fallenden Blätter ein wirbelnder Tanz.<br />

So lasst uns an diesem heutigen Tag die Erinnerung wachhalten<br />

an den Pfad, der uns zum Grab des Unbekannten Soldaten führt.<br />

52


ZUM GEDENKEN - 50 JAHRE DANACH<br />

27. November 1995<br />

Die Narben sind verwachsen, verwittert.<br />

Doch in Kriegsangst und Schmach, in Hunger und Elend Menschen<br />

leiden,<br />

viele Seelen in Not auf dieser Mutter Erde.<br />

Doch um Vergangenes nicht zu vergessen,<br />

wenn die Novembertage im Jahresreigen ziehn,<br />

im Herbst die letzten Blätter tanzen zur Erd ganz ohne Mühen.<br />

So gedenken wir, wenn vorbei das Blühen.<br />

Der Sonne helle Kraft sanft entschwindet, und des Novembers Nebelflor<br />

die Tage oftmals hüllet so grau in grau.<br />

Stehest vorm Kriegsgräberfeld, dann schau! So still und stumm.<br />

Und doch mahnen die Steine in Reihen wie ein Heer Soldaten.<br />

Im Gras Perltau schimmert, als wären’s Tränen der vergangenen fünfzig<br />

Jahr’.<br />

Und der Jahreszeiten Blumen schmücken jedes Grab.<br />

Frühling! Die ersten Blätter leuchten im neuen Grün. Wie der blutrote<br />

Mohn im Sommer wären einst alle ihre Herzen entflammt.<br />

Jetzt ist November. Wir stehen gebannt und denken zurück;<br />

denn Kriegsangst und Schrecken sich tief in unsere Herzen gebrannt.<br />

Sie sind nicht vergessen! Raureif und eiskristallene Blumen<br />

schenkt der Winter auch dem Unbekannten Soldaten.<br />

Achtest mit wachem Geist und fühlendem Herzen, weil heute und<br />

hier<br />

53


in der Heimat nur die Blume blüht,<br />

die man ehrend allen ihnen schenkt.<br />

Der Krieg zerstörte unser Grenzland. Die Heimatgemeinde gedenkt<br />

all der Kameraden in Kriegsgräberfeldern.<br />

Vater Unser im Himmel, lass uns hoffen,<br />

weiterhin in Frieden weiterleben zu dürfen,<br />

und lass uns danken für all unsrer Heimat Gut.<br />

WEISS<br />

27. Dezember 2015<br />

Weiß, federweiß sei die Seele, schau um dich im Kreis,<br />

was dich umgibt, könntest du wählen, was wär dir lieb:<br />

Freude, lachende Gesichter, wahre Freude, erloschene Lichter?<br />

Dein wahrer Freund ausgelöscht. Weiß. Wer weiß, wie weiß deine<br />

Seele.<br />

Zweifel im Geist, suche die Quelle, weise, wer weiß!<br />

Rein weiß wie die Feder, bei jedem und jeder,<br />

wenn die Seele entflieht. Wie ein Hauch Schnee in der Winternacht.<br />

Schöpfergeist über der Seele wacht. Hoffe auch du!<br />

Unbefleckt weiß sei die Seele, federleicht weiß wie der Schöpfergeist.<br />

Still ruht der See, den Schwan bedacht.<br />

Weiß, ja wer weiß. Doch unbefleckt weiß sei die Seele.<br />

54


WEIHNACHT<br />

26. Dezember 2015<br />

Kinderaugen strahlen Dich an, wahrhaftige Freude dringt in dein Ich.<br />

Weihnacht ohne Liebe, wie’s Geschenkpapier zerreißt.<br />

Nacht der Weihnacht, Heilige Nacht, erfülle mich, Heiliger Geist.<br />

An das Gute geglaubt, wie Geschenkpapier zerrissen,<br />

kein liebes Wort, zeitlos verschlissen. Zeitenfenster blind, altes Leben.<br />

Doch Kinderaugen strahlen, nimm diese Freud wie mit Liebe gepacktes<br />

Geschenkpapier. Auch Liebe macht blind im Zeitengewirr.<br />

Suche die Adern was fließt. Der Erde Wellen verdeckt,<br />

so wie in deinem Körper die Adern Schutz suchend die Haut zu<br />

schützen.<br />

Die Wünschelrute, wer hat’s in der Hand, suche, ja suche!<br />

Irgendwo muss fließen. Luft, Wasser, Erde, Meer,<br />

kein Stillstand macht’s auch der Erde schwer.<br />

Doch Sonne und Mond im Wechselspiel von Tag und Nacht.<br />

Gott sprach: Es werde! Fließende Wasser, pulsierendes Blut,<br />

und dass die Versuchung lockt. Stillstand ist Widerstand, es muss<br />

fließen.<br />

Leben. Der Erde innere Flut und Glut, die Angst vorm Beben,<br />

der Erde gespaltene Wut.<br />

55


SONNE PUR<br />

2. Juli 2015<br />

Strahlen leuchten, helle Tage nur. Sommersonne, Sternenhimmel<br />

klar.<br />

Vollmondnacht, ihr Sein nimm wahr. Der alte Baum dürstet, die<br />

Quelle der Freude ausgetrocknet. Leere Gassen, Häuser verlassen.<br />

Der Glocke Ruf frohlockt durch die Gassen.<br />

Horch den Klang, der die Stille bricht, einsam schlürft der Alte,<br />

die <strong>Gedanken</strong> im Licht.<br />

Heimat mein, im Sommersonnenlicht. Sachte stirbt die Zeit,<br />

die Erde schweigt und dreht den Tag. Mensch vermag die Zeit,<br />

die Glocke schlägt bis zum AMEN.<br />

Sinner gut druff? De Kornmann ruft, de erschde Bluff,<br />

brauchsch nit emol lache.<br />

Die Hall voller Gsichder, Grenzlandfeschtrichter. Akkordeon schweigt;<br />

sell Mädel beherrscht die Taschde. Melodisch begleit de Elsässer,<br />

babbelt, alla hopp!<br />

Die Luft schwabbelt, nit flott.<br />

De Kontrabass – die Saite reißt. Mame’s alder Disch fangt aa se läwe.<br />

Sellemols, s Grenzland platt, de Mundoart ihr Strewe, so war’s.<br />

Manschmol warsch platt. E Meisel im Heisel, die Lais henn gejuckt,<br />

hesch trugge als gschluckt unn alsemol platt.<br />

Außer unserer Mundoart, was hämmer schunscht g’hatt?<br />

Guggsch e bissel serick, was vor der licht.<br />

Kä leichter Blick; s kummt, wersch nit gfroocht, nimmie so weit.<br />

Ääns wääß ich: Mundoart, mei geerbdes Gud, was sie mer bedeit,<br />

Häämet grenzenlos weit.<br />

Von do bis Stroßburch nuff Dialekt mich begleit.<br />

56


Hopfe gezopft, Schnecke gsucht, Goardepädel längs in die Altstadt<br />

unn serick.<br />

Mer gedenkt, sellemols, mundartgerecht, Läwensgeflecht,<br />

schunn im Mudderschoß g’heert.<br />

Sellie Zeit, gar nit äfach Kinnerzeit. Doch was hämmer schunscht<br />

g’hatt<br />

im Grenzlandgeheche! S war alles platt, numme Elsaß unn Palz.<br />

S isch die Häämet, ehr Leit, die Mundoart.<br />

Erchendwann dann s letschde Päddel hie zum Kerchhof.<br />

S isch d’ Häämet, verworzeltes Gut, seller unn jäller.<br />

7. Juli 2015<br />

Alt uhne Wert, d’ Atomuhr tickt siddich, horch ehrn Schlaach,<br />

d’ alt Stubbeuhr tickt, dein Geischt schtrittich, alles lätzrum.<br />

Welt im Wannel. Summersunneschei, Juni 40°, wolkeloser Himmel.<br />

Brandwarnung wu hinheersch.<br />

Trugge, trugge, schlugge, schlugge, alles Wasser, Läwenselixier.<br />

De Mensch leid weltweit. Bollidik, Streit, Kriseherd.<br />

Unser Enkel heerd’s, froocht e Sekund unn zehld.<br />

Warum ehr Leit geploocht, wer wählt die Bagasch.<br />

Liewer Gott, hosch d Erd erschaffe uhne Waffe unn Leid.<br />

Alt uhne Wert!<br />

57


18. Juli 2015<br />

Zuviel Sommersonne, ausgetrocknet wie das Sonnenblumenfeld.<br />

Da ist kein Leuchten, hängende Köpfe der Blumen.<br />

So sitzt ein Schatten in mir im Sonnengeflecht,<br />

die Erde dürstet, auch meine Seele. Ruhe um mich her.<br />

Doch da! Der kleine Vogel flüstert, spreizt seinen Schnabel.<br />

Ausgetrocknet die Vogeltränke. Gib Wasser, nur Wasser!<br />

Und des kleinen Vogels Augen schauen ängstlich; er sucht Vertrauen<br />

um sich her.<br />

Der Sonne Strahl spiegelt das Wasser der Tränke an der Wand,<br />

ein tanzender Kringel. Planschend, flügelschlagend,<br />

mit dem Schnabel gelöffeltes Wasser, dann ein Blick zum Himmel.<br />

Sachte bewegt sich das Wasser, rinnt durch die ausgetrocknete Kehle.<br />

Lebenselixier! Achte und bete. Hoffe und glaube!<br />

22. Juli 2015<br />

Wortlos, einsam, lose Worte dahingesagt. Dennoch alte Liebe fühlen.<br />

Schlürft hinterher, alt und geplagt; das war einmal.<br />

Es verweht die Zeit einsam, doch die Tage gehen.<br />

Verblüht der alte Baum, da knacken die Äste.<br />

Die Mondnacht trübe, kein strahlendes Schauen.<br />

Alte Liebe schlürft hinterher, wortlos.<br />

Buchstaben gleichen Tag und Nacht, Jahre ziehen lautlos ins All;<br />

Und doch ist es keine Befreiung. Eher eingeengt.<br />

Wie soll da die Befreiung gelingen? Rätselhaft und gefühllos; es ist<br />

geschehen.<br />

58


Da geht es wie dem Regenbogen, eine Farbfassenpracht.<br />

Und nur eine Wolke zieht am Himmel und löscht den Glanz der<br />

Farben.<br />

Alles verblasst. Nur der Druck, der Filzmantel um deine Seele,<br />

ist wie ein Filzpantoffel, der dich einschnürt.<br />

In dir streiten sich die Gefühle im tiefsten Grau, die Hoffnung<br />

schwindet. Wo ist Freude? Licht loslassen. Ein Dialog der Lösung.<br />

Ungelöste Probleme.<br />

Angst, die einengt, gefühlloser Druck. Atme, bitte, bete!<br />

Rede mit deinem Schöpfergeist: Kehr bei mir ein!<br />

Atme, nicht erschrecken; führe mich den rechten Weg,<br />

höre, Herr, mein Flehen!<br />

Abends schiebt die Sonne ihre Schamröte ins Meer,<br />

der Erdmutter Stöhnen verhallt.<br />

Es brodelt das Erdmutterherz,<br />

Vulkane schicken Rauchzeichen der Erde innerem Schmerz, du<br />

Mensch!<br />

Atome ticken, Sterne erforschen das Märchen vom Mann im Mond.<br />

Der Kindheit Träume - - - out und zerborsten.<br />

Alte Erde, sie dreht. Gottes Gebote achten. Menschen haben Samen<br />

gesät.<br />

Unkraut wuchert sachte.<br />

Liebe, Glaube, Hoffen - - - die Erde dreht.<br />

O Mensch, es brodelt in und über der Erde.<br />

Paradiesisches Sein der Erde Herz hebt.<br />

Der Kreisel dreht, die Spirale balanciert, das Schwergewicht wankt<br />

wie in meinen <strong>Gedanken</strong>.<br />

Nicht böse, auch nicht himmelhoch jauchzend.<br />

Da sitzt der Mensch mitten im <strong>Gedanken</strong>salat, weder süß noch sauer.<br />

Keine Ausdrucksweise, die Worte fehlen, das Atmen fällt schwer.<br />

59


Du trägst Altlasten, die quälen, doch Worte fehlen.<br />

Kann man sich öffnen, wenn das Vertrauen streikt?<br />

Sokrates, Jesus, Shakespeare. Jesu Worte:<br />

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich<br />

gelangen.<br />

Vater Unser, und führe uns nicht in Versuchung.<br />

1. August 2015<br />

Friede auf Erden wäre dann, wenn alle guten Willens sind.<br />

Du- ich- der- gehe den Weg. Gute Worte ehrlich sind.<br />

Doch wo und wann ja wär’ der Mensch, ja du, der und der!<br />

Suche den Weg nicht gleichgesinnt, doch Worte fühlen und hören hin.<br />

Steckt da auch Ehrlichkeit darin?<br />

Schau in die Augen deines vis-à-vis, der Druck, der Seele Schmerz.<br />

So sei der Sinn. Worte, nur hingesprochen ohnehin.<br />

Sei weise, du, doch glaube. Friedlich die Seele nährt’s.<br />

Heit Nacht hawwich in de Nochberhof nei simmeliert,<br />

do kummsch äffa nit in de Schloof.<br />

Denk driwwer noch, was so alles bassiert,<br />

do wu als Kind im Gassegräwel geplanscht in sällere Zeit, de Wei mitm<br />

Vadder gepanscht; die Bauere de Treschter ausgedrickt, im Zuwwer<br />

eigewäächt<br />

unn Heef neigedrickt. Hybride am Räwestock, ganz dunkelbloo.<br />

200 Liter Bumbes unn d Farb blitzebloo.<br />

Die Brie hot gegore, zum Fass rausgekocht,<br />

de Haustrunk gebore, unn de Vadder war froh.<br />

In de 50er Joahr, beim Bauer 1 DM de Liter,<br />

und de Daachlaa (Tagelohn) vunn de Mutter war platt.<br />

60


20. September 1982<br />

Könnt’ ich wie Picasso malen oder Michelangelo, jede Blume müsste<br />

Farben strahlen. Engel schwebten frei und froh, auch die Phantasiegestalten.<br />

Malen möcht’ ich gedroschenes Stroh, auch nur Früchte, die gefallen,<br />

und verweht vom Herbstwind die Natur im Nebelwallen,<br />

eingehüllt wie s neugeborene Kind.<br />

Altes in neuen Farben aufleben lassen, wie des Künstlers Aug’ erfassen<br />

die Natur im Jahresreigen, was so auf der Erde tanzt.<br />

So wie Charlie Riewel gehen und schauspielern, wird mir nie zu<br />

eigen.<br />

Mehr Vertrauen! Musizieren so wie Herr Karajan,<br />

jauchzen so wie Geigen weinen. Singen, Töne auf den Saiten schwingen.<br />

Bei Dior vorbei nur schauen, bei Hilton dinieren, ohne mich zu<br />

genieren.<br />

Alle Sinne lenken können und dem Menschen zu vertrauen.<br />

Was für Kriege hergerichtet, in des Meeres Tiefen vernichtet.<br />

Dass der Ärmste Brot nur hätte,<br />

so dass alle Macht der Großen, die mit Herz auch Herzelosen.<br />

Herr, bring alle zur Besinnung und lass Atome nie zerbersten,<br />

lass auch mich zufrieden sein dazu.<br />

61


17. September 1982<br />

Wann ich mer mol was winsche derft, was määnener, was des wär?<br />

M Schmalze Hermann sein Humor unn sei Nadurell.<br />

Vumm Schakob langt mers halb Gehalt, er hot jo Enkel ä.<br />

Die Ruh vunn ihm – s isch wirklich wohr – vumm Emil, so wie er<br />

lacht.<br />

Es war mit Leib unn Seel egal, ä doch, s isch woahr.<br />

E wirkliches Lache säll. Aber s kann doch kä Mensch aus seiner Haut.<br />

Ich wääß unn drähm als medde uff de Strooß,<br />

so bissel fröhlich sei jo bloß!<br />

Stark wie de Brosseljakob draus im Wald. Wahrlich, der isch jo so<br />

groß,<br />

unn Nerve wie e Hähbäämstrang. Sefridde sei unn froh, de Emil<br />

lacht.<br />

Unn de Wunsch: Du läbsch im Derfel newernand<br />

unn narre ämol bloß.<br />

2. ADVENTSSONNTAG 2015, im Seniorenheim<br />

Edenkoben<br />

Sonntag, ja Sonntag. Herr dein Licht leuchtet,<br />

grau und Trauer, ja wer mags! Augen feuchtet’s.<br />

Perlender Tau im Auge, so vergehn die Tage. Der Grashalm neigt sich<br />

im Tau.<br />

Ja schau, schon Advent. Das Rad dreht sich im Jahresreigen.<br />

Dem Bild vertraute Augen schauen dem Tag entgegen. Nein, nicht<br />

grau, Blau! Trau, Trauer, Sonne, Perlentau.<br />

62


Loslassen wie deine Seele, sie sitzt innen, die <strong>Gedanken</strong> kreisen.<br />

Loslassen beginnen, seltsame Weisen, alles war da.<br />

Wer vermag den Schmerz loszulassen, immer der gleiche Satz.<br />

Zusammenfassen, einsam und verlassen. Du spürst die Angst.<br />

Tiefes Sinnen, Spinnennetze im Fenstersims des Lebens.<br />

Lichtblitze im Sonnenschein am Morgen am Fenster, Perltautropfen.<br />

Still sitzt die alte Spinne, sinnt nach, tu dich nicht sorgen!<br />

Loslassen. Tief im Heute. Morgen Gefühle zu halten, wer kann’s?<br />

Seltsame Weise, Worte - - nein.<br />

So wie die Blume welkt, wenn sie nicht küsst der Sonne Schein.<br />

Loslassen! Wie die Seele weint, kein Sonnenstrahl am grauen Morgen!<br />

Dasselbe Ritual:<br />

Aufstehen, waschen, dann Ergo. Um acht geht’s los:<br />

Malen, Flechten, Stricken, Ratespiele, Gruppentherapie,<br />

Mandalas in allen Farben, das können schon die Enkel.<br />

Würfelspiele, die Zeit zu füllen bis zum Mittagessen.<br />

Zum Glück war der Mai voll Sonne!<br />

Socken stricken am laufenden Band, dein Kopf so leer, <strong>Gedanken</strong><br />

abschalten.<br />

Immer die gleichen starren Augen schauen dich an.<br />

Du musst deine Gefühle ausschalten.<br />

Heute ist Weinprobe, ja Probe vom Wein. Setz dich in den Kreis.<br />

Kleine Brothappen werden herumgereicht. Weinproben!<br />

Der Winzer muss auch leben.<br />

Am Ende leere Flaschen und gerötete, lachende Gesichter.<br />

Weinprobe, roter und weißer.<br />

63


Lasst uns<br />

immer<br />

in den großen Traum<br />

des Lebens<br />

kleine bunte Träume<br />

weben.<br />

Jean Paul


ADVENT, WARTEN<br />

Weihnachts wird’s werden, da fragt keiner nach, wie die Jahreskreise<br />

auf Erden ziehen. Ob der Erde Schmach die Menschen mühn.<br />

Menschen hasten und hetzen, der Weihnachtstag naht.<br />

Menschen treiben Gesetze, vom Frieden die Sprach.<br />

Stadt Gottes, Gebote achten! Liebe deinen Nächsten, deinen Nachbarn<br />

dort allein.<br />

Weihnacht wird’s werden, Frieden auf Erden soll sein.<br />

Schau in die Augen – ein Augenblick, spricht da die Liebe vom Kind<br />

in der Kripp’?<br />

Hoffe! Weihnacht wird’s werden. Schau über Nachbars Zaun!<br />

Friede den Menschen! Suche Gott zu vertraun.<br />

Dritter Stock, Mansarde, neunmal die Treppe rauf und runter<br />

Bewegung wie die Verpflegung. Am Aufzug kommt der Essenswagen.<br />

Der Koch portioniert die Gerichte nach Plan,<br />

alle starren auf die Teller zur Musik.<br />

Du bist still und versuchst, das Gehirn auszublenden.<br />

Beim Eingang zur Tür des Fahrstuhls wird das Essen ausgeteilt.<br />

Gänseblümchen und der gelbe Forsythienstrauch strahlen Hoffnung<br />

im Mai.<br />

Das Herze weint, wo ist dein Du, die Sonne scheint,<br />

und mein Daheim verschwand im Nu. Wo und wann gehst du im<br />

Tal der Tränen.<br />

So leer, dein einst geliebtes Daheim!<br />

Du spürst des Herzens wildes Pochen, kein liebes Wort, die Gasse<br />

leer.<br />

All das, was ich so sehr geliebt, einsam, allein, so schwer das Gemüt.<br />

Kein Sonnenstrahl durchbricht die Stille,<br />

66


trüb weint das Herz und pocht und pocht.<br />

Mein Gott, so hab ich’s nicht gemocht. Des Glaubens Schmerz den<br />

Sinn umhüllt.<br />

Die Sehnsucht, ein neues Bild, die Schwere das Herz umhüllt,<br />

ein liebes Wort mit Licht! Ein ehrlich Dasein.<br />

Die Fesseln umhüllen wie schwere Ketten dein DU.<br />

Das Herze weint; wer kann mein Sein ermessen?<br />

Einsam, allein, ausgehungerte Sehnsucht. Suche das Sein,<br />

den Sinn der Zeit.<br />

Die Tücke des Lebens – Einsamkeit.<br />

Die Seele im Tunnel sucht das Licht. Die Quelle versiegt,<br />

ausgetrocknet die Hülle. Du Mensch erliegst von der Fülle.<br />

Angst allein mit Gefühlen. Suche das Sein. Nichtsein.<br />

Du bangst und bangst. Ist Liebe nur ein Wort?<br />

Gefühle schwanken, du sitzt wie der Hamster im Rad.<br />

Das <strong>Gedanken</strong>karussell dreht sich im Dunkel der Gefühle.<br />

Dein Ego. Kein Licht. Allein.<br />

Im Dunkel der Gefühle – erlöse mich von dem Übel, du mein Gott!<br />

Schick einen Sonnenstrahl ins Gemüt, scheuch der Seele Stau<br />

aus dem Grau im Grau.<br />

hoffe wie die Biene, ja fliege, du Mensch,<br />

vertrau, aus dem <strong>Gedanken</strong>stau.<br />

Im Wechselspiel der Zeit, Tag und Nacht verbreit.<br />

Glanzlose Augen, einsam und allein im <strong>Gedanken</strong>karussell.<br />

Wie’s Wetter, novembergrau und trübe.<br />

Des Gefühles Nuancen, ein Stauende in Schüben.<br />

April ohne Sonne, blühende Kirschbäume hängen die Blüten,<br />

vom Regen umhüllt.<br />

Schau die Intrigen, keine Biene will fliegen im Frühlingsgrau,<br />

im Wechselspiel der Zeit.<br />

67


O Mesch, schau, ja schau, im <strong>Gedanken</strong>stau.<br />

Er verleiht keinen Freudenschrei.<br />

Doch die Zeit, Tag und Nacht, Gott behüte!<br />

IM SENIORENHEIM EDENKOBEN<br />

Angekommen in Edenkoben, das Heimweh fährt die Weinstraße<br />

entlang. Aufgenommen in der Mansarde, wahrgenommen, Schreck<br />

bekommen.<br />

Das wars, da bist du und bleibst du, kein Freudenschimmer.<br />

Warum auch immer: Black out. Was nun? Wortlos stumm die Augen<br />

blicken,<br />

kein Entzücken.<br />

Durchs Fenster fällt ein Sonnenstrahl.<br />

Wolken schieben, das <strong>Gedanken</strong>karussell dreht sich.<br />

Immens die Zahl, gestern, heute und morgen,<br />

die Gefühle tief verborgen.<br />

Das Herze schlägt und scheucht die graue Qual.<br />

Angekommen, aufgenommen, kein Freudenmahl.<br />

Auch der Himmel schiebt die Wolken ungewiss.<br />

Gewisses in Überzahl.<br />

Dein Koffer ausgepackt, ohne zu fragen, lautlos.<br />

Wo ist dein Recht? Macht – Ohnmacht, Körper und Geist streiten,<br />

stumm wie ein Stein.<br />

Ein Quadratmeter Himmel, wie in Ketten gefesselt,<br />

die Flügel gestutzt. Wasser! Die nächste Flasche kostet Geld.<br />

Gefesselt, dein Körper erstarrt, die Elastik eingefroren in deinem Ich.<br />

Bett, Nachttisch, Stuhl, ein kleiner Tisch, das Mansardenfenster<br />

verriegelt.<br />

68


Kein Ausweg! Glanzlose Augen schauen starrend dich an.<br />

Die Schönheit kann man nur noch ahnen.<br />

Das Herze pocht. Der Seelendruck so grau, ich steh im Stau der<br />

Gefühle.<br />

Des Lebens Mühle flau, als sitzt du zwischen zwei Stühlen,<br />

den Blick zumFenster erhoben.<br />

O Gott, wen soll ich loben? Des Schöpfers Geist so fern,<br />

kein Licht durchbricht die Wolkenwand.<br />

So bang, und noch wie lang?<br />

Die Angst lähmt das Gemüt, kein Freudenschimmer blüht,<br />

lichtet meinen Seelendruck.<br />

Ich seufze nach dem Schluck, der lindert den zähen Druck.<br />

Ein Mensch, der spricht, mit Wärme gefühlte Wärme.<br />

So weit entfernt und doch so nah. Ich härme und such ein Ziel.<br />

Der Lebensmühle Spiel. Die Stille dreht sich wie’s Wetter.<br />

Ich sehe durchs Mansardenfenster. Ein Quadrat grauer Himmel.<br />

Gepflückte Gänseblümchen schauen mich an.<br />

Das Auge spricht: Blicke auf, du schwacher Geist, glaube!<br />

Stille Stille, die Zeit, das Ziel liegt so weit. Auf! Bald ist Mai.<br />

Ein Schrei! Wer hört der Seele Not?<br />

Der Glaube schwankt, doch Glaube zwischen Himmel und Erde.<br />

Ein Mensch unter Menschen, Gefühle schwanken, <strong>Gedanken</strong> kreisen.<br />

Ungewiss das Werden. Verlassen, allein.<br />

Das <strong>Gedanken</strong>karussell dreht Licht im Tunnel.<br />

Kein Schimmer. Blickst durch’s Quadrat, schaust zum Himmel.<br />

Doch allein mir fehlt der Glaube.<br />

So vergeht ein Tag nach dem andern.<br />

Nichts passiert, nur leere Versprechen.<br />

Wie Gummi ziehn sich die Stunden, du sitzt sie ab ohne Freude.<br />

69


Doch die Sonne warf Strahlen durch das Fenster der Mansarde.<br />

Ise und Liesel zu Besuch. Sprachlos über mein Sein. Auch mir fehlen<br />

die Worte.<br />

Kein Gespräch auf der ganzen Station.<br />

Zwei Schwestern, die ihre Routinearbeit verrichten.<br />

Auch die Ärztin war noch nicht zum Gespräch gekommen.<br />

Heute ist Samstag, und die Station ist notbesetzt.<br />

Herzlos, schmerzlos, das fühlst nur du und du.<br />

Soziales Verwalten; die Alten zahlen den Verein.<br />

Wortlos, sprachlos, und wer erntet?<br />

30. April 2016<br />

Ein Schrei in die Dunkelheit verhallt, das Fenster zur Welt so weit<br />

entfernt.<br />

Gebeugte Menschen tragen des Lebens Last,<br />

werden verwaltet in Hektik und Hast.<br />

Der Plan läuft nach der Uhr. Das Programm fasst Daten und Taten.<br />

Lieblos. Wer fühlt noch der Tage Verwalten?<br />

Wer achtet den Seelenschmerz, das pochende Herz?<br />

Eingetrocknet die Freude, das Lachen. Hinter der Maske ausgetrocknete<br />

Mimik.<br />

Der Körper schrittweise ins Aus verwaltet, erkaltet.<br />

Ein Schrei in die Stille verhallt, in die Schablone gepresst: Alt, alt, wie<br />

alt!<br />

Soziale Last.<br />

An das Gute geglaubt, gebetet, jetzt der Freiheit beraubt.<br />

Der Weg geht ins Aus, kein Freudenschimmer, warum auch immer.<br />

Theater, Theater, Band ab, der Film läuft ins Ungewisse.<br />

70


So wie das Wetter ist auch mein Ego. Warum nur?!<br />

Sonntag ohne Sonne, grau in grau.<br />

Ein Blick aus dem Mansardenfenster. So wie die starren Blicke<br />

der Bewohner im Speiseraum. Kein Lächeln! Wie soll ich durchhalten,<br />

mithalten?<br />

Mein Inneres schreit, so tief gesunken mein Sein.<br />

Bin ein Sozialfall der Verwaltung. Wo bleibt die Gerechtigkeit!<br />

Demographischer Wandel, Wandel der Zeit hin zur Mansarde.<br />

Kein Weitblick, eingeschlossen.<br />

Das Herze pocht, die Seele weint. Die Ungewissheit schreit.<br />

Stille in mir, Hoffnung und Bangen seit Tagen.<br />

O Mensch, warum nur, warum!<br />

Lasst Gerechtigkeit walten, Solidarität!<br />

2. Mai 2016<br />

Stumm schreit die Seele, die Nacht war so lang.<br />

<strong>Gedanken</strong> fliegen durch die Mansarde. Gequält geht die Zeit im<br />

Jahresreigen.<br />

Wer mag dieses Leid begreifen?<br />

Das Zeitenfenster, in Nebel gehüllt,<br />

die Hoffnungsgespenster, mein Sehnen nicht füllt.<br />

Wer mag’s begreifen! Der Tag schleicht dahin,<br />

ich suche zu fassen, doch wo bleibt der Sinn!<br />

Sinnloses Verwalten, lieblos die Gefühle rings um mich her.<br />

O Gott, halte ein, gib mir Kraft!<br />

Ein Mensch ohne Sonne, kein Sonnenstrahl, der die Seele erhellt.<br />

Im dunklen Tal, abseits gestellt, wer hört die stumpfen Schreie!<br />

71


Acht Tage unheimliches Warten, heimlich, heim, starten.<br />

Die Seele weint stumm, warum, warum!<br />

<strong>Gedanken</strong> kreisen, keine singenden Weisen. Der graue Druck schnürt<br />

wie Fesseln. Ein Netz, unsichtbar, umhüllt die Gestalt, einsam, allein,<br />

demographisch verwaltet. Eingesenkt in das Raster, die Alten nur<br />

Laster.<br />

Der Rücken sich beugt, doch vorm Fenster scheint die Sonne.<br />

Die Mansarde, 1 Quadratmeter Fenster erhellt,<br />

dem Maientage zugesellt. Der Kalender, acht Tage im Heim.<br />

Kein Mensch zum Reden, zum Lachen,<br />

die Einsamkeitsfäden ziehen den Hoffnungsschimmer ins Aus.<br />

Gefühle verkümmern, die Freude liegt am Boden wie die Blüte der<br />

Magnolie.<br />

Sie welkt vor sich hin im Frühlingsreigen. Nicht grünende Saat,<br />

die Seele verkümmert, eingehüllt wie ein Eisklotz am Nordpol.<br />

Nicht freudevoll! Ein Eisberg umhüllt mein Leben.<br />

Eingehüllt in das komplizierte Korsett des Altenheimes.<br />

O Gott, gib mir Kraft durchzustehen, zuzusehen, wie mein Geist<br />

verödet,<br />

mein Gemüt verblödet, mein Sinn erstarrt hinterm Mansardengiebelfenster.<br />

<strong>Gedanken</strong>gespenster kreieren, verirren des Tageswirren Grauen zu<br />

schauen,<br />

tagtäglich im Laufrad des Altenheims zu verblöden.<br />

Im Heim geheime <strong>Gedanken</strong>, Sinn und Sein schwanken, planloses<br />

Verwalten.<br />

Im EG Nord ohne ein Wort die Treppenstufen gezählt,<br />

mich mit Vorwürfen gequält.<br />

Warum nur, warum geht die Einsamkeit um!<br />

Wen kümmert’s? Die Verwaltung und Gestaltung .<br />

72


Tagtäglich die Zahlen erhalten. Der Zeitgeist gibt vor, Soziales zahlt.<br />

Die demographische Zahl. Alt und verwalten, so viele alten, kraftlose<br />

Gestalten.<br />

Amen.<br />

Nachtgespenster gejagt, mein Geld<br />

geklaut. Schreck am Morgen.<br />

Du fragst und sagst, die Angst geht<br />

um.<br />

Wen kümmert’s? Bleib stumm!<br />

Zehn Tage Altersheim, angekommen,<br />

aufgenommen, ins Giebelzimmer<br />

verfrachtet.<br />

Ein Stück Himmel schaut durchs<br />

Fenster, eingeengt wie in einem<br />

Korsett.<br />

Tagesablauf nach Plan, grau und grauer macht nicht schlauer.<br />

Wortlos, still und stumm.<br />

Die Schablone Film läuft Tag für Tag im gleichen Muster.<br />

Treppauf, treppab, Stufen zählen, <strong>Gedanken</strong> quälen.<br />

Wen kümmert’s? Die stummen Gestalten, die Alten verwalten.<br />

Das Herz pocht, atme tief und kräftig, autogenes Training.<br />

Gefragt, getan befreit.<br />

Glaub daran, das Gänseblümchen strahlt.<br />

Erfreut schaut’s dich an im Frühlingserwachen.<br />

Sonne, Sonnenschein, das Herze pocht und pocht.<br />

Die Biene fliegt im Frühlingstraum.<br />

Frühlingsduft; der Maien grünt, wie’s jeder mocht’ im Jahresreigen.<br />

So dank dem Schöpfer Tag für Tag! <strong>Gedanken</strong> ziehn, aufzuschreiben,<br />

möge es der Seele Nahrung sein.<br />

Einsamkeit ganz ohne Worte, grau und kahl, verscheuch!<br />

73


Verblendet suche ich den Sinn, der die Zeit erfüllt.<br />

Eingeengt im Heimkorsett geht die Zeit passé, kein Lachen mich<br />

erfreut.<br />

Suche die Zeit der Einsamkeit zu verscheuchen, die mein Sehnen<br />

stillt.<br />

Das Gändblümchen schaut dich an, die Natur im Jahresreigen.<br />

Frühlingserwachen, das der Schöpfer gibt.<br />

21. Januar 2017<br />

Verpasste Gelegenheiten,<br />

och hängende Wünsche, tiefe <strong>Gedanken</strong>gänge.<br />

Leere alte Gruben, die einst den Menschen ernährten,<br />

abends Kerzenleuchten in Stuben.<br />

Eiskalt, verdorrte Sehnsüchte ausgetrocknet. Eishöhlen, in Dunkelheit<br />

gehüllt.<br />

Die Silhouetten der Fledermäuse<br />

hängen im Schlaf, still und stumm.<br />

Der Glockenklang verstummt,<br />

ausgefallene Feder, alter Kot.<br />

Und die Höhle schweigt; die Vergangenheit lebt.<br />

74


3. Oktober<br />

Sonntag eingekränzt, Erntedank, DANKE sagen!<br />

Mein Gott, wie soll ich danken? Die Ketten halten mich gefangen.<br />

Kein Gespräch, die Zunge wie gelähmt,<br />

Macht, Ohnmacht, Zwietracht sammelt die Zeit.<br />

Die Hülle schweigt. Träume, dass die Ketten fallen - - - das bin ich!<br />

Ungelöste Probleme, seit Tagen angesprochen, ohne Antwort.<br />

Wenn nicht heute, dann morgen.<br />

Tief einatmen, wie oft schon! Der Augenblick trostlos.<br />

Vorsätze streichen im alten Kalender.<br />

Achte, fühle, genieße, löse, verändere!<br />

Mein Pfad immer noch derselbe. Es ist uncharmant,<br />

mit dem Handy durch die Gasse zu laufen. Keine Gemeinsamkeit,<br />

nichts ist perfekt, auch ein Philosoph schweigt.<br />

Sturm der Liebe, ausgebremst. Phantasie, unabhängig, allein; keiner<br />

hört dir zu. Black out. Versuche, positive Dinge zu tun, aufschauen,<br />

kleine Freuden sehen!<br />

Glücksratgeber gibt’s. Erwarte nicht dein Glück, lächle.<br />

Bauchgefühl ernst nehmen, Luft holen, aufatmen.<br />

Was ist wichtig? Angst, ungewiss, uferloses Tun.<br />

ENDE<br />

75


Quellenangaben<br />

Quellenangaben Bildmaterial<br />

Seite 37: Bergzabern auf einem Stich aus dem 17. Jahrhundert,<br />

Gemeinfrei<br />

Seite 47: Von Original photo by Raja Patnaik, post-processed and<br />

uploaded by Alessio Damato (with permission of the author) - Eigenes<br />

Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4641330<br />

Seite 50: Eigenes Werk<br />

Seite 55: Kupferstich "Anbetung der Hirten" um 1640 nach Raphael<br />

von Giovanni Battista Franceschi (1571 bis ?) - Gemeinfrei<br />

Seite 64/65: Dateinummer: 10948547 | Medienart: Lizenzfreie<br />

Bilder | Model freigegeben: Ja | Urheber: Laurin Rinder | de.123rf.<br />

com<br />

Seite 73: Eigenes Werk<br />

Verlag für Text- und Bildmedien Theodor Gerdon

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!