magazin für intermodalen transport und logistik - Schiffahrt und ...

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

SUT_07/06 Layout_aktuell 26.10.2006 12:31 Uhr Seite 12 SONDERTEIL: BÖB JAHRESTAGUNG 2006 IN TRIER BÖB plädiert für Stadtentwicklung in Einklang mit Binnenhäfen und Logistik Stadtentwickler bedrohen Hafenstandorte Der Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) sieht die Binnenhäfen in ihrem Bestand und ihrer Entwicklung bedroht. Anlässlich der Jahrestagung des BÖB in Trier wurde ein Positionspapier des Hafenverbandes mit dem Titel „Binnenhäfen zwischen Wachstumsmotor und Bedeutungsverlust“ vorgestellt. In der äußerst lebhaften Diskussion wurde deutlich, dass Stadtentwickler und Kommunalpolitiker das Gleichgewicht zwischen Hafen- und Stadtentwicklung bedrohen und Verband und Hafenchefs mit gezielten Gegenmaßnahmen gefordert sind. Mondäne, chice Wohnanlagen und Officelofts am Wasser sind offensichtlich Wunschtraum vieler Städteplaner. Träume, die aber oft von an geeigneten Standorten vorhandenen Binnenhäfen ver- oder behindert werden. Zentrumsnahe Kombiterminals, Hafenkräne, Lagerflächen mit Erz, Kohle oder Baustoffen, lärmende Eisenbahnwaggons und LKW wollen nicht so recht ins Bild der schönen und edlen Wohn- und Bürowelt der Stadtentwickler passen. Dass Binnenhäfen 12 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 7/2006 aber wichtige Wirtschafts- und Jobmotoren sind, wird dabei leider all zu oft übersehen. Der Bundesverband der öffentlichen Binnenhäfen sieht dadurch nicht nur den einzelnen Hafen, sondern auch den Logistikstandort Deutschland als Ganzes bedroht und will jetzt intensiv gegensteuern. Im Rahmen seiner Jahrestagung in Trier hat der Verband am 13. Oktober ein Positionspapier vorgestellt. „Der Titel lautet mit Absicht „Hafenund Stadtentwicklung in einem stabilen Gleichgewicht“ und nicht „Hafen- versus Stadtentwicklung“, betonte Dr. Rolf Bender, der Präsident des BÖB, in seiner Eröffnungsansprache. Es gehe eben nicht darum das Eine gegen das Andere zu stellen, sondern beide Aspekte viel deutlicher als in der Vergangenheit zu verbinden. „Binnenhäfen sind Wachstumsmotoren für ganze Regionen. Dazu gehört es, die sich ändernden Kundenanforderungen erfüllen zu können. Hierfür benötigen wir nicht nur verlässliche Planungssicherheit in Dr. Rolf Bender, BÖB-Präsident und Hafenchef in Köln: „Die Verantwortung für die Binnenhäfen muss den Kommunen weggenommen werden!“ Bilder: Goetze Form einer Bestandsgarantie, sondern auch weitere Entwicklungsperspektiven im Zuge von Raumordnungs- und Regionalplanungen“, erklärte Bender. Dr. Platz, Geschäftsführer von PLANCO Consulting, beschrieb in seinem Fachvortrag sechs Handlungsfelder, welche die Binnenhäfen zu bearbeiten hätten. „An erster Stelle muss der Dialog mit den Kommunen und der Landespolitik stehen“, sagte Platz. Den Gemeinden müsse der hohe Wert der Häfen für die Wertschöpfung, die Beschäftigung und die Steuerleis- tung deutlich gemacht werden. Platz plädierte weiterhin dafür, dass Bund und Länder die Binnenhäfen finanziell besser unterstützen: „Die Kommunen müssen zwar für Häfen bezahlen, haben aber nur wenig von den Vorteilen für Verkehr und Volkswirtschaft“. Platz motivierte die Binnenhäfen aber auch, langfristige und integrierte Hafenentwicklungspläne aufzustellen. Mit solchen Plänen
SUT_07/06 Layout_aktuell 26.10.2006 12:32 Uhr Seite 13 könne der Interessenskonflikt zwischen Stadtentwicklern und Binnenhäfen entschärft werden. Die Binnenhäfen haben nach Platz’s Meinung drei weitere Aufgaben: über die eigenen Hafengrenzen hinweg blicken, die Vorteile multimodaler Transportketten deutlich machen und aktiver auf den Markt zugehen. Rainer Schäfer, hauptberuflich Chef der Neuss-Düsseldorfer Häfen und Vorsitzender des BÖB-Verkehrsausschusses, stellte das Positionspapier des Hafenverbandes vor. „Die Binnenhäfen werden in der Öffentlichkeit noch häufig nur auf Umschlag und Lagerung reduziert. Dass die deutschen Binnenhäfen aber für 400.000 Arbeitsplätze und rund 12 Milliarden Euro Wertschöpfung stehen, ist kaum bekannt“, führte Schäfer aus. Demgegenüber stünden Entwicklungen wie im Düsseldorfer Medienhafen, in dem derzeit 80.000 m 2 Büroflächen leer stünden. Schäfer wies weiter darauf hin, dass die von der Politik (Bund und EU) propagierte Integration der Verkehrsträger sowie die Verkehrsverlagerung auf Schiff und Schiene ein dichtes Netz leistungsfähiger Binnenhäfen voraussetze. Sowohl der Deutsche Städtetag als auch der Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) unterstützen den BÖB bei diesem Anliegen. RA Gunther Dütemeyer, Geschäftsführer des VBW: „Die Initiative des BÖB ist ein ungeheuer wichtiger Impuls, die der VBW auf jeden Fall unterstützt.“ Moderiert von SUT-Chefredakteur Hans- Wilhelm Dünner, entwickelte sich nach den Vorträgen eine sehr rege Diskussion. Auf die Frage von Dünner, was der BÖB konkret tun könne, um das Thema positiv voranzubringen, antwortete Rainer Schäfer: „Wir werden einen intensiven Dialog mit der Politik und der Wirtschaft starten. So wird der BÖB unter anderem auf der Transport 2007 in München diverse Foren zu diesem Thema initiieren. Das Papier ist aber auch nicht statisch. Wir bitten dringend um Feedback und Kritik!“ Den Vorschlag, Förderprogramme Rainer Schäfer, Neuss-Düsseldorfer Hafenchef: „Hafenentwicklung ist Stadtentwicklung!“ Dr. Heino Schulz, Hafenchef in Osnabrück und Vorsitzender des Fachausschusses Verkehrswirtschaft im VBW: „Die negativen Folgen falscher Kommunalpolitik müssen deutlich gemacht werden.“ Dieter Ross, Hafenchef in Frankfurt: „Profilneurotische Städteplaner bedrohen die Binnenhäfen.“ aufzulegen, um Hafenentwicklungspläne aufzustellen, lehnte Dr. Platz von PLANCO klar ab: „Diese Aufgabe müssen die Häfen schon selbst leisten!“ Rainer Schäfer warnte, dass die Kommunalpolitik die Binnenhäfen durch immer neue Entwicklungsund Bebauungspläne in die Defensive drängen würde: „Durch langfristige Entwicklungspläne müssen und können die Binnenhäfen selbst in die Offensive gehen!“ Dr. Heino Schulz vom Hafen Osnabrück wies darauf hin, dass sich die Binnenhäfen im Wettbewerb mit der Stadtentwicklung befinden. „Wir müssen die Konsequenzen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze aufzeigen, wenn Logistik und Häfen diesen Wettbewerb verlieren!“ Alexander Schwarzer vom Hafen Karlsruhe drückte es drastischer aus: „Städteplaner und Architekten, die funktionierende Häfen in Flächen für Luxuswohnungen oder Büroparks umwandeln wollen, gehört was um die Ohren geschlagen!“ Sein Kollege Dieter Ross, vom Hafen Frankfurt ergänzte: „Es gibt leider immer wieder profilneurotische Städteplaner, die die Häfen bedrohen.“ Klaus Kuhn vom Hafen Mainz, sagte selbstkritisch: „Wir haben es versäumt, uns zu öffnen und der Bevölkerung zu zeigen, was wir tun.“ Axel Götze-Rohen, Vorstandsmitglied der Internationalen Abteilung der holländischen Schifffahrtsvereinigung „Koninklijke Schuttevaer“ erinnerte daran, dass nicht nur die Binnenhäfen selbst, sondern auch immer mehr Liegeplätze bedroht wären: „Diese Entwicklung behindert die Schifffahrt immer mehr.“ Rainer Schäfer versprach, diesen Aspekt im weiteren Prozess zu berücksichtigen. Den Vorschlag des Moderators Dünner, das Positionspapier zu einem „Handbuch Hafenplanung“ weiterzuentwickeln, begrüßte Schäfer, warnte aber auch vor zu großer Euphorie. „Wir müssen jetzt die richtigen Multiplikatoren finden – das Papier allein genügt sicher nicht!“ Ein weiterer Diskussionspunkt SONDERTEIL: BÖB JAHRESTAGUNG 2006 IN TRIER Engpässe in den Seehäfen bieten neue Chancen für die Binnenhäfen Die durch immer höhere Gütermengen entstehenden Engpässe in den deutschen Seehäfen können nach Ansicht des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB) durch stärkere Kooperation mit den Binnenhäfen behoben werden. Bislang konzentrierten sich die Seehäfen lediglich auf ihr Kerngeschäft – den direkten Umschlag, erläuterte BÖB- Präsidiumsmitglied Friedrich Weege am 18. Oktober auf einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin. Eine effektivere Verteilung im Hinterland über Friedrich Weege plädierte beim BVL-Logistikkongress in Berlin für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen See- und Binnenhäfen zur Bewältigung der Herausforderungen weltweit rapide wachsender Gütermengen Bild: Dünner die Binnenhäfen würde den schnelleren Abtransport der Waren bedeuten. Die Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen See- und Binnenhäfen liegen Weege zufolge auf der Hand. So sei die Direktumladung der Waren von Schiff zu Schiff wesentlich effizienter und kostengünstiger als das Verladen auf die Bahn oder LKW's, weil sich die Zahl der Umschläge und die Notwendigkeit von Zwischenlagerungen verringern. Darüber hinaus würden die Kapazitäten auf Schienen und Straßen zunehmend knapper. Das Binnenschiff ermögliche den Just-in-Time-Transport in die entsprechenden Empfangsregionen zudem kostengünstig und umweltfreundlich. Die Belieferung der Kunden im Hinterland der Seehäfen werde nahezu „lautlos“ gewährleistet. Weege plädierte für ein verstärktes Zusammenwirken aller Partner der Transportketten bei der Schaffung neuer Geschäfts- und Marktmodelle. Dabei spiele das Netzwerk für das System Wasserstraße eine entscheidende Rolle. Nach Darstellung des BÖB verfügen die Binnenhäfen über hohe Leistungsreserven. Der Verband vertritt allein 81 Hafenunternehmen an 109 Standorten. Dies sind die Ansiedlungsschwerpunkte für rund 3.000 Logistik- und Industrieunternehmen. BöB/Dü. ❑ 13 MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK 7/2006
Seite 1 und 2: SUT_07/06 Layout_aktuell 26.10.2006
Seite 11: SUT_07/06 Layout_aktuell 26.10.2006
Seite 63 und 64:
SUT_07/06 Layout_aktuell 26.10.2006
Seite 65 und 66:
Seite 67 und 68:
Alle anzeigen

magazin für intermodalen transport und logistik - Schiffahrt und ...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?