Jahrestagung Baden-Baden - Deutscher Forstverein
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<strong>Jahrestagung</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Themen u.a.: Berichte und Kommentare zur Tagung |<br />
Märchenwald kontra Plantage | Studierende im <strong>Forstverein</strong><br />
November | 2007
Leserbriefe<br />
Nachwuchs für den <strong>Forstverein</strong>: Gerade<br />
noch einmal die Kurve gekriegt<br />
Wer hätte gedacht, dass die geplante Satzungsänderung<br />
zur Einbeziehung der Studierenden<br />
in die Arbeit des <strong>Forstverein</strong>s<br />
solch eine langwierige Diskussion auslösen<br />
konnte. In seiner Begrüßungsrede deutete<br />
Präsident Anton Hammer ja bereits an, dass<br />
es einige alte Herren gab, die sich verwundert<br />
über das bunte Bild der angereisten Studentenschar<br />
äußerten.<br />
Man durfte also gespannt sein, was die<br />
Mitgliederversammlung so bringt.<br />
Und richtig, es kam sogar noch besser.<br />
Die in einem demokratischen Verein selbstverständlich<br />
legitime Diskussion versetzte<br />
die jungen und die jung gebliebenen Kolleginnen<br />
und Kollegen jedoch ernsthaft in<br />
Staunen.<br />
Sollten Paragrafenreiterei und die Verklärung<br />
längst vergangener Zeiten eine<br />
Richtungsentscheidung des <strong>Forstverein</strong>s in<br />
etwa noch verhindern?<br />
Nein! Dank der klaren Positionierung<br />
des Vorstands und des Länderbeirats sowie<br />
der Mehrzahl der Mitglieder hat der <strong>Forstverein</strong><br />
eine wichtige Kurve in Richtung Zukunft<br />
gekriegt.<br />
Wenn wir nun, wie im Wald, auf horizontale<br />
und vertikale Vielfalt setzen, dann ist es<br />
bei kommenden <strong>Forstverein</strong>stagungen vielleicht<br />
selbstverständlich, dass sowohl Tweed-<br />
Jacket mit Einstecktuch als auch Faserpelz<br />
mit Sandalen bei den Veranstaltungen zu<br />
sehen sind und sich nicht überwiegend die<br />
aktiven und pensionierten Führungsetagen<br />
der öffentlichen Forstverwaltungen zum<br />
Stelldichein zusammenfinden.<br />
Jan Engel, Chorin<br />
Zu »Reform der Forstreform« – Interview<br />
mit Ulrich Kienzler<br />
Mit großem Interesse habe ich das Interview<br />
mit Ulrich Kienzler, dem Präsidenten des<br />
<strong>Baden</strong>-Württembergischen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
gelesen. Ich finde es erfreulich, dass sich<br />
der <strong>Forstverein</strong> mit seinem neuen Magazin<br />
»proWALD« (wieder) zu einer Plattform für<br />
offene Diskussionen zu entwickeln scheint.<br />
Zu Kienzlers interessanten Ausführungen<br />
möchte ich ergänzend anmerken:<br />
Die derzeitigen Planungen zur Rückreform<br />
der Reform in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
übersehen weitgehend die Interessen der<br />
»Stakeholder« im Staatswald, nämlich der<br />
Bürger des Landes. Empirische Untersuchungen<br />
haben eindrucksvoll gezeigt, dass<br />
Wald von den Bürgern in erster Linie als Erholungsraum<br />
und Naturgut wahrgenommen<br />
wird. Ökonomische Argumente stoßen hier<br />
eher auf Unverständnis und Ablehnung, mit<br />
Blick auf die Bedeutung der Erträge aus dem<br />
Forstetat für den Landeshaushalt vielleicht<br />
Dank an Tagungsteam, Helfer und Sponsoren!<br />
Es ist mir ein großes Bedürfnis, allen Helfern (Forstämter Rastatt,<br />
Offenburg und <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>) und dem Tagungsteam, nämlich<br />
• Beate Späth-Bleile, Regierungspräsidium Freiburg<br />
• Christian Sperber, Ortenau-Kreis<br />
(Amt für Waldwirtschaft Offenburg)<br />
• Christine Große, DFV<br />
• Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer DFV,<br />
ein großes Lob auszusprechen.<br />
Mein Dank geht auch an die Förderer:<br />
• das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz<br />
• das Land <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
(für die großzügige Unterstützung der Tagung)<br />
• EnBW (für die grandiose Beleuchtung der Lichtentaler Allee)<br />
• die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (für vielfältiges Entgegenkommen)<br />
• die Firma Grube<br />
• sowie den Holzabsatzfonds<br />
(der die Seminare zur Waldpädagogik finanzierte).<br />
Ich bedanke mich außerdem bei den Referenten, Moderatoren,<br />
Exkursionsleitern und Begleitern für ihren Einsatz.<br />
Allen Beteiligten und Sponsoren meinen herzlichen Dank!<br />
Im Namen des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Dr. Anton Hammer<br />
auch nicht so überraschend. Die Forstpolitik<br />
vieler anderer Industrieländer, beispielsweise<br />
der USA oder auch der benachbarten<br />
Schweiz, trägt diesen Interessen der Bevölkerung<br />
Rechnung. Dies geschieht dadurch,<br />
dass die Mitbestimmung der Bevölkerung<br />
im öffentlichen Wald aktiv über partizipative<br />
Planungsverfahren eingefordert wird<br />
und die Ergebnisse dieser Prozesse die Ausrichtung<br />
des Waldmanagements wesentlich<br />
bestimmten. Es erscheint immer unverständlicher,<br />
dass den Bürgern <strong>Baden</strong>-Württembergs<br />
diese Rechte über ihr Eigentum<br />
nicht gegeben werden; und so wird nicht<br />
transparent, wessen Interessen durch die<br />
von Kienzler umrissene Forstreform eigentlich<br />
vertreten werden. Hier wäre ein offener<br />
Diskurs der Entscheidungsträger mit allen<br />
interessierten Teilen der Zivilgesellschaft<br />
wünschenswert.<br />
Ökonomische Effizienz und Orientierung<br />
am Bürgerwillen sind dabei im öffentlichen<br />
Wald kein Widerspruch. Nur muss sich<br />
Effizienz an Zielen messen, und diese sollten<br />
im öffentlichen Wald eben nicht (nur) durch<br />
die Holzindustrie, sondern durch alle Bürger<br />
bestimmt werden.<br />
Dr. Georg Winkel, Freiburg
editoriaL<br />
Liebe Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
wir haben gerade die Tagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s 2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hinter uns.<br />
Etwa 1000 Besucher haben daran teilgenommen – eine sehr erfreuliche Resonanz. Noch<br />
erfreulicher war, dass es uns gelungen ist, auch junge Leute dazu zu bewegen, an dieser Tagung<br />
teilzunehmen. Gegenüber der Tagung in Mainz ist das Durchschnittsalter um 8 Jahre<br />
auf 41 gesunken! Dabei denke ich insbesondere an die Vertreter der Studentenschaften und<br />
an die vielen Studenten. Wie ist das zustande gekommen? Im Vorfeld haben wir Kontakte<br />
zu allen Ausbildungsstätten aufgenommen und die Studentenvertreter, sprich Fachschaften<br />
oder AStA, ermuntert, im DFV mitzumachen. Dieses Angebot ist auf eine positive Resonanz<br />
gestoßen. Als Ergebnis können wir heute feststellen, dass die Mitgliederversammlung des<br />
DFV in einer Satzungsänderung den Fachschaften der Fachhochschulen und Universitäten je<br />
einen Sitz im Länderbeirat eingeräumt hat und so die Verbindung zum forstlichen Nachwuchs<br />
auch in satzungsmäßige Bahnen gelegt worden ist (siehe hierzu den Bericht in diesem Heft<br />
auf S. 38).<br />
Eine andere wichtige Entscheidung der Mitgliederversammlung war, dass unsere nächste<br />
Tagung 2009 im Land Brandenburg stattfinden soll. Hierzu ist eine entsprechende Einladung<br />
ergangen, über die ich mich sehr gefreut habe. Vielen Dank an die Vertreter des Landes<br />
Brandenburg.<br />
Wir haben die wesentlichen Ergebnisse unserer Tagung auf den folgenden Seiten von pro-<br />
WALD festgehalten. Allen Beteiligten an Tagung und zusammenfassenden Berichten möchte<br />
ich hier ganz besonders danken.<br />
Ihr Dr. Anton Hammer<br />
Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Schwerpunkt: <strong>Jahrestagung</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
dr. anton Hammer<br />
die Co -seNkeNLeistuNg für deN WaLd . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
2<br />
Minister Hauk<br />
WaLd: teiL der ProbLeMLösuNg<br />
für deN kLiMaWaNdeL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
ursula Heinen<br />
gruNdsätze der forstWirtsCHaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
georg schirmbeck<br />
iNteresseNvertretuNg aus eiNer HaNd . . . . . . . . . . . . . 10<br />
LoreNz-WaPPes-Preis 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
Meinrad Joos<br />
die JaHrestaguNg aus siCHt der<br />
badeN-WürtteMbergisCHeN forstverWaLtuNg . . . . . 15<br />
kurzberiCHte zu deN seMiNareN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Wolf Hockenjos<br />
voM MärCHeNWaLd zuM HoLzaCker. . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Henning graf von kanitz<br />
der erWerbsforstWirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
dietmar gretter<br />
WaLdPädagogik iMMer WiCHtiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Minister Hauk<br />
forstWirtsCHaft iM WaNdeL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
dr. ulrich schraml<br />
die zukuNft gestaLteN! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
iNHaLt<br />
Wilhelm stölb<br />
WiederbeWaLduNg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
beate späth-bleile<br />
WaLdLaNd badeN-WürtteMberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
andreas schabel<br />
forstWirtsCHaft iN deN sCHWarzWaLdHoCHLageN . . 33<br />
susanne roth<br />
stadtWaLd badeN-badeN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
frauke koch<br />
die etWas aNdere forstexkursioN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
friedbert bombosch<br />
baCHeLor, der Neue absCHLuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
forststudiereNde iM forstvereiN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
erfaHruNgeN ruNd uM die taguNg. . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
eberhard Westernacher und Jörg freudenstein<br />
aufruf zur erfassuNg deNkMaLWürdiger bäuMe . . . 42<br />
göttiNger tagebuCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Christine große<br />
die taguNg voN der aNdereN seite des treseNs . . . . . 44<br />
aus deN LäNderN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
veraNstaLtuNgskaLeNder & exkursioNeN . . . . . . . . . . 48<br />
Neue satzuNg des dfv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
iMPressuM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
4<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Die CO 2 -Senkenleistung<br />
ungeschmälert für den<br />
deutschen Wald<br />
Alle reden vom Klimaschutz, Al Gore<br />
erhält den Friedensnobelpreis, weil Klimaschutz<br />
friedensstiftend ist. Zu wenige<br />
reden in diesem Zusammenhang<br />
vom Wald – national wie international.<br />
Bei der Suche nach Konzepten zur Bekämpfung<br />
des Klimawandels spielt der Wald eine<br />
entscheidende Rolle. Gleichzeitig jedoch ist<br />
der Wald selbst durch den Klimawandel bedroht,<br />
besonders durch die Geschwindigkeit<br />
dieses Klimawandels. Denn die Geschwindigkeit<br />
der Temperaturerhöhung ist dabei<br />
mindestens um den Faktor 10 höher als<br />
während der nacheiszeitlichen Temperaturerhöhung.<br />
Unsere langlebigen Waldbäume<br />
können sich mit ihren langen Wachstumsphasen<br />
nicht schnell genug an den rasenden<br />
Klimazug anpassen.<br />
Von Dr. Anton Hammer, Präsident des DFV<br />
Der <strong>Forstverein</strong> hat daher die Rolle des<br />
Waldes in den Mittelpunkt seiner Pressekonferenz<br />
aus Anlass der <strong>Jahrestagung</strong> 2007<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> gestellt und ein großes Interesse<br />
hierzu in der veröffentlichten Meinung<br />
vorgefunden (siehe nebenstehende Thesen<br />
des DFV).<br />
Erstmals besteht die Chance, für eine<br />
Gemeinwohlleistung des Waldes einen finanziellen<br />
Ausgleich durch ein marktfähiges<br />
Produkt, wie Ökonomen das nennen,<br />
zu erhalten. Diese Chance muss genutzt<br />
werden, und über gangbare, einfach umzusetzende<br />
Lösungen muss nachgedacht werden.<br />
Die Schweiz ist uns hier bereits einige<br />
Schritte voraus, wie uns Kollege Dr. Richard<br />
Volz von der Schweizer Bundesanstalt für<br />
Die Verursacher des Treibhausgases<br />
Emissionen aus<br />
Energieverbrauch<br />
Energieerzeugung 24%<br />
Verkehr 14%<br />
Gebäude 8%<br />
Industrie 14%<br />
Sonstige 5%<br />
Abfall 6%<br />
Landwirtschaft 14%<br />
Waldvernichtung 18%<br />
Emissionen aus<br />
Landnutzung<br />
Quelle: nach Stern Review on the Economics of Climate Change, 2000
EU<br />
07<br />
Umwelt in dem entsprechenden Seminar<br />
verdeutlichte.<br />
Wenn man intensiver über die Problematik<br />
Wald und Klima nachdenkt, kommt<br />
man auch relativ bald zu dem Schluss, dass<br />
hier ein beträchtliches Arbeitsfeld vor uns<br />
liegt – von der Forschung bis zum Waldumbau<br />
und intensiverer Pflege. Dies bedeutet:<br />
Wir brauchen wieder mehr Personal – junge,<br />
gut ausgebildete Förster.<br />
Auch der internationale Aspekt (siehe<br />
Graphik!) ist noch wenig im öffentlichen<br />
Bewusstsein. Die Waldvernichtung von<br />
über 10 Millionen Hektar pro Jahr bewirkt<br />
nicht nur riesige Verluste für die Biodiversität,<br />
sondern stellt auch nach der Energieerzeugung<br />
den zweitgrößten CO 2 -Emittenten<br />
weltweit noch vor dem Transportwesen (also<br />
noch vor allen Autos!) dar. Die Geschwindigkeit<br />
dieser weltweiten Waldvernichtung<br />
würde auf Deutschland bezogen bedeuten,<br />
dass unser ganzer Wald hierzulande in nur<br />
311 Tagen vernichtet wäre! Dieser Sachverhalt<br />
sollte eine Herausforderung für die Entwicklungshilfepolitik<br />
der Industrieländer,<br />
aber auch für uns Forstleute sein.<br />
Ich habe den Eindruck, wir stehen erst<br />
am Beginn einer Aufgabe, die auch die Rolle<br />
und klimapolitische Bedeutung des Rohstoffes<br />
Holz mit einbeziehen muss. Hier muss<br />
das Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls<br />
Verbesserungen bringen.<br />
Wir Förster sollten uns dabei aktiv beteiligen<br />
und einmischen.<br />
n<br />
Der Wald braucht dringend das Geld aus<br />
der CO 2 -Senke. Ohne Investitionen in Personal,<br />
Forschung und Waldumbau verliert<br />
der Wald in Deutschland seine Fähigkeit,<br />
dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dazu<br />
stellen wir folgende Thesen auf:<br />
1. Als extrem langlebiges Ökosystem<br />
kann sich der Wald nur langsam an den<br />
Klimawandel anpassen. Der Wald ist daher<br />
in existenzieller Gefahr. Er muss verstärkt<br />
gepflegt und dringend angepasst werden,<br />
um in Zukunft die erwarteten Klimabedingen<br />
bestehen zu können. Diese Maßnahmen<br />
benötigen nicht nur erhebliche<br />
Finanzmittel, sondern können nur von<br />
qualifiziertem Personal bewältigt werden.<br />
Eine Trendwende bei der Personalpolitik<br />
ist daher dringend geboten. Wir brauchen<br />
mehr (und nicht weniger) Förster.<br />
2. Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
auf die Wälder müssen vorrangig<br />
erforscht werden. Hierfür sind entsprechende<br />
Forschungsgelder bereitzustellen.<br />
Die Ergebnisse müssen zeitnah in die Praxis<br />
umgesetzt werden; auch hierfür sind<br />
entsprechende Mittel bereitzustellen.<br />
3. Durch den Klimawandel wird sich<br />
auch die Zusammensetzung der Arten im<br />
Wald verändern. Auch der Naturschutz<br />
muss sich im Wald dieser dynamischen<br />
Entwicklung anpassen. Insbesondere die<br />
Bewertung von Gastbaumarten muss neu<br />
diskutiert werden. Hierzu wird der Deutsche<br />
<strong>Forstverein</strong> Initiativen ergreifen.<br />
4. Der deutsche Wald leistet einen wesentlichen<br />
Beitrag zur CO 2 -Senke. Der Gegenwert<br />
hierfür beträgt mehrere Hundert<br />
Millionen Euro. Diese Gemeinwohlleistung<br />
muss dem Wald in Deutschland insgesamt<br />
zugutekommen. Die Staatssekretäre der<br />
zuständigen Ministerien BMWI, BMU so-<br />
Holzverkauf ist Vertrauenssache –<br />
danke für Ihr Vertrauen.<br />
Thesen des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Kontakt:<br />
Klausner-Gruppe<br />
Rundholzeinkauf<br />
Rolf Wunsch<br />
T: +49 (0) 36651-80181, F: +49 (0) 36651-80189<br />
E: einkauf@klausner-group.com<br />
wie BMELV haben am 22.12.06 zugesagt,<br />
die Speicherfähigkeit der deutschen Wälder<br />
im Rahmen des Artikels 3.4 des Kyoto-<br />
Protokolls anzurechnen. Die Umsetzung<br />
dieser Zusage muss jetzt erfolgen, um den<br />
deutschen Wald für den Klimawandel fit zu<br />
machen.<br />
5. Die Verteilung der Gelder aus der CO 2 -<br />
Senke sollte für alle Waldeigentumsarten<br />
auch als Äquivalent für die Gemeinwohlleistungen<br />
ihrer Wälder, die derzeit nur zu<br />
einem geringen Maß marktfähig sind (z. B.<br />
Biodiversität, Waldnaturschutz, Wasserschutz,<br />
Erholung, Klimaschutz u. a.), erfolgen.<br />
Es ist ein möglichst unkompliziertes,<br />
unbürokratisches Verfahren anzustreben,<br />
wobei nicht nach dem Gießkannenprinzip<br />
vorzugehen ist, sondern Betriebe, die<br />
aktive Maßnahmen durchführen, in den<br />
Genuss der Mittel kommen sollten.<br />
6. Holzverwendung dient unmittelbar<br />
dem Klimaschutz. Bei der Berechnung und<br />
Anrechnung der CO 2 -Senke sind daher<br />
auch alle Holzprodukte als CO 2 -Speicher<br />
mit einzubeziehen. Die Verwendung von<br />
Holz als Bau- und Rohstoff muss weiterhin<br />
gefördert und unterstützt werden.<br />
7. Die deutsche Entwicklungshilfepolitik<br />
ist darauf auszurichten, dass der<br />
besorgniserregenden weltweiten Waldvernichtung<br />
in einer Größenordnung von ca.<br />
10 Millionen Hektar jährlich wirkungsvoll<br />
entgegengewirkt wird. Als Gegenmaßnahme<br />
können national wie international<br />
Aufforstungen ins Auge gefasst werden.<br />
8. Alle Anstrengungen zur Reduzierung<br />
des Ausstoßes von Treibhausgasen dienen<br />
unmittelbar der Verlangsamung des Klimawandels.<br />
Sie geben uns Zeit, die Stabilisierung<br />
unserer Wälder voranzutreiben,<br />
und müssen daher verstärkt werden.<br />
www.klausner–group.com<br />
www.klausner-group.com<br />
NoveMber | 2007 : proWald 5
Wald: Teil der Problemlösung<br />
für den Klimawandel<br />
6 proWald : NoveMber | 2007<br />
Rede von Herrn Minister Hauk anlässlich<br />
der 63. <strong>Jahrestagung</strong> des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s am 18. Oktober<br />
2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
»Waldsterben« – ein Dauerbrenner?!<br />
Unter dem Motto »Wald in der Krise – Resignation<br />
oder Hoffnung?« fand im September<br />
1984 die Tagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
in Ulm statt. Im Mittelpunkt standen damals<br />
die Themen »Luftverschmutzung« und<br />
»Waldsterben«. Der Begriff »Waldsterben«,<br />
der weltweit für ein Umdenken in der Umweltpolitik<br />
steht, hat in viele Sprachen mit<br />
dem deutschen Wort Einzug gehalten. Der<br />
damalige Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
Franz Freiherr Riederer von Paar, fasste<br />
das Ergebnis in einer abschließenden Pressekonferenz<br />
mit den Worten zusammen:<br />
»Die Forstwirtschaft ist auf sich allein gestellt<br />
machtlos gegen das Waldsterben und<br />
seine Auswirkungen. Soll der Wald gerettet<br />
werden, helfen nur einschneidende, radika-<br />
le Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft.«<br />
Und es hat sich einiges bewegt: in Sachen<br />
Luftreinhaltung, im Waldbau, aber auch im<br />
Bereich der Forschung. Wir wissen heute<br />
mehr über die Waldökosysteme, über die<br />
Zusammenhänge und Wechselwirkungen.<br />
Das Schlagwort ist heute nicht mehr so präsent.<br />
Trotzdem macht der Waldzustandsbericht<br />
bislang jedes Jahr Schlagzeilen, und die<br />
Problematik der Bodenversauerung ist bis<br />
heute unverändert aktuell.<br />
Klimawandel – zentrale Herausforderung<br />
für die Forstwirtschaft<br />
Der Klimawandel ist endgültig im Bewusstsein<br />
einer breiten Öffentlichkeit angekommen.<br />
Das klare Bekenntnis in Heiligendamm<br />
im Juni dieses Jahres zur deutlichen Reduktion<br />
von Treibhausgasen ist ein wichtiger und<br />
dringend notwendiger Schritt in die richtige<br />
Richtung. Den Einsatz der G 8-Staaten für<br />
verpflichtende Reduktionsziele halte ich<br />
angesichts der globalen Verflechtungen und
Auswirkungen des Klimawandels für unabdingbar.<br />
Hier ist die Weltgemeinschaft zum<br />
Handeln aufgefordert.<br />
Uns als Verantwortliche für den Wald<br />
treibt natürlich vor allem die Frage um: Wie<br />
verkraftet der Wald den Klimawandel, welche<br />
Konsequenzen sind erforderlich? Wir<br />
brauchen zunächst verlässliche Grundlagen<br />
für unsere Entscheidungen. Dafür investieren<br />
wir in Forschungsvorhaben zum<br />
Klimawandel. Bundesweit arbeiten die unterschiedlichsten<br />
Forschungseinrichtungen<br />
fachbereichsübergreifend an diesem Thema.<br />
Wir müssen aber auch hier und heute<br />
schon handeln. Dazu gehört erstens die<br />
Optimierung der Biodiversität, um die Anpassungsfähigkeit<br />
der Wälder zu verbessern,<br />
und zweitens die genaue Beobachtung der<br />
Klimaentwicklung und gegebenenfalls die<br />
Anpassung der Waldbaukonzepte.<br />
Der Wald ist Teil der Problemlösung<br />
Wald ist nicht nur ein Teil des Problems, er<br />
ist auch ein Teil der Problemlösung. Wald,<br />
Holznutzung und Holzverwendung leisten<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion<br />
von Treibhausgasen. Die Bundesregierung<br />
hat am 27.12.2006 dem Klimasekretariat verbindlich<br />
mitgeteilt, dass Deutschland von<br />
der Anrechnung der Waldbewirtschaftung<br />
nach Art. 3 Abs. 4 Kyoto-Protokoll im Rahmen<br />
des internationalen Emissionshandels<br />
Gebrauch machen wird. Die mit der Anrechnung<br />
der Leistungen des Waldes auf die nationalen<br />
Reduktionsverpflichtungen verbundene<br />
Wertschöpfung muss sich auch für die<br />
Waldbesitzer spürbar auswirken, etwa durch<br />
verstärkte Förderung der Forstwirtschaft.<br />
Derzeit sind allerdings noch einige wichtige<br />
Fragen ungeklärt bzw. nur ansatzweise<br />
beantwortet, wie z. B. die Folgen einer zeitweiligen<br />
Absenkung des Kohlenstoffvorrats<br />
in den Wäldern. Bei der Beantwortung der<br />
Fragen zu der Erhebungs-, Berechnungs-<br />
und Überwachungsmethodik, dem Umfang<br />
der mit der Anrechnung verbundenen Wertschöpfung,<br />
der Verwendung dieser Wertschöpfung<br />
sowie der Höhe und den Trägern<br />
der Transaktionskosten stehen wir erst am<br />
Anfang.<br />
Hier legt <strong>Baden</strong>-Württemberg größten<br />
Wert auf eine Klärung der offenen Fragen. Es<br />
kann nicht sein, dass im Bereich der Forstwirtschaft,<br />
wo das Denken in Generationen<br />
rede voN MiNister Hauk<br />
fest verankert ist, unkalkulierbare Wechsel<br />
auf die Zukunft aufgenommen werden.<br />
Neben der Anrechnung der Waldbewirtschaftung<br />
ist weiterhin die Anerkennung<br />
des »Produktspeichers Holz« in einem Kyoto-Folgeabkommen<br />
ein zentrales Ziel auch<br />
der baden-württembergischen Forstpolitik.<br />
Holz und Holzprodukte binden CO 2 und<br />
tragen so zur Reduktion klimaschädlicher<br />
Treibhausgase bei. Mit der Anerkennung des<br />
Produktspeichers Holz lässt sich mittelfristig<br />
auch ein möglicher Zielkonflikt zwischen<br />
»Holz im Wald« und »Holz im Dachstuhl«<br />
vermeiden.<br />
Wald – als Zentralressource<br />
Unverändert problematisch ist es allerdings,<br />
die Leistungen des Waldes in Wert zu<br />
setzen. Der Rohstoff Holz scheint sich über<br />
Marktpreise abbilden zu lassen, nicht aber<br />
die Erholungsleistungen, die Bedeutung für<br />
die Gewinnung sauberen Trinkwassers, die<br />
Leistungen für den Schutz vor Erosionen<br />
und Hochwasser und nicht zuletzt seine Bedeutung<br />
für den Klimaschutz. All dieses wird<br />
gerne in Anspruch genommen. »Holzauge<br />
– sei wachsam!«, wachsam, wer etwas vom<br />
Wald will, aber auch wachsam, wer bereit ist,<br />
die Leistung entsprechend zu honorieren.<br />
Gestatten Sie mir die Anmerkung, dass<br />
die Erwartungshaltung und die Bereitschaft,<br />
die Leistungen des Waldes zu honorieren,<br />
nicht zuletzt davon geprägt sind, wie wir<br />
Förster in der Öffentlichkeit mit unserer Arbeit<br />
wahrgenommen werden. Wird unsere<br />
Arbeit wertgeschätzt? Ist bekannt, was an Arbeit<br />
und Kosten hinter den Leistungen des<br />
Waldes wie beispielsweise der Erholungsnutzung<br />
steckt?<br />
Wir müssen zukünftig noch viel stärker<br />
als bisher unseren Beitrag an den Leistungen<br />
des Waldes »in Wert setzen«. Dies wird<br />
auch mit darüber entscheiden, welche Ressourcen<br />
die Gesellschaft zukünftig noch für<br />
diesen Bereich der Forstwirtschaft einsetzen<br />
will. Der bundesweite Trend, die Leistungen<br />
des Waldes zumindest in den Bilanzen differenziert<br />
auszuweisen, ist dabei ein erster<br />
Schritt in die richtige Richtung. »Holzauge<br />
– sei wachsam!« heißt das Motto der 63. <strong>Jahrestagung</strong><br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s. Und<br />
das gilt eben auch außerhalb der eigenen<br />
Waldgrenzen. Es gilt, wieder in der öffentlichen<br />
Debatte als einheitliche Vertreter für<br />
die Interessen des Waldes wahrgenommen<br />
zu werden. Wenn wir stark und wachsam<br />
sein wollen, geht das nur gemeinsam.<br />
Wir können gemeinsam vieles für den<br />
Wald bewegen – das hat sich in den 80er-<br />
Jahren gezeigt. Die heutigen globalen Herausforderungen<br />
zwingen noch viel stärker<br />
zu einem Zusammenrücken auf nationaler,<br />
aber auch internationaler Ebene. Hier sind<br />
wir Förster gefragt, unseren Beitrag zur Lösung<br />
der Probleme gemeinsam und offensiv<br />
anzubieten. Und eines ist auch klar: Es<br />
braucht unverändert gut ausgebildete und<br />
hochmotivierte Försterinnen und Förster,<br />
die sich für ihren Wald engagieren. Die wachsen<br />
bekanntlich nicht im Wald, sondern die<br />
müssen ausgebildet werden, und die brauchen<br />
auch die Möglichkeit, sich berufliche<br />
Erfahrungen in der Praxis anzueignen.<br />
Ich wünsche der Veranstaltung des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s gute Diskussionen und<br />
Impulse für die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
der deutschen Forstwirtschaft<br />
und ausreichend Zeit für den persönlichen<br />
Gedankenaustausch – wie es ja in der Satzung<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s verankert<br />
ist.<br />
n<br />
Bilder: Landesforstverwaltung B.-W.<br />
NoveMber | 2007 : proWald 7
»Holzauge, sei wachsam – Wer will was<br />
von unserem Wald« ist sicher eine kritische<br />
Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen<br />
Ansprüche an den Wald und deren<br />
möglicher Folgen. Als Förster und Waldbesitzer<br />
erwarten Sie von der Politik zu Recht<br />
wirksame Maßnahmen zum Schutz und zur<br />
Erhaltung Ihrer Wälder, aber auch Rahmenbedingungen,<br />
die eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
mit Gewinn ermöglichen.<br />
Die Politik hat aber immer auch die allgemeinen<br />
gesellschaftlichen Interessen im<br />
Auge zu behalten und dort, wo Gemein-<br />
und Einzelinteressen nicht harmonieren, in<br />
einem offenen Dialog für einen fairen Interessenausgleich<br />
zu sorgen.<br />
Seit 32 Jahren haben wir in Deutschland<br />
das Bundeswaldgesetz (BWaldG). Es hat sich<br />
in dieser Zeit bestens bewährt und erfreut<br />
sich breiter Akzeptanz. In der Zwischenzeit<br />
hat sich jedoch einiges geändert, dem wir<br />
Rechnung tragen wollen, ohne das BWaldG<br />
insgesamt auf den Kopf zu stellen.<br />
Ich denke, wir sind uns einig, dass z.B.<br />
• die Wettbewerbsfähigkeit des Kleinprivatwaldes<br />
verbessert werden muss.<br />
Darum wollen wir mit der Novelle des<br />
BWaldG die Forstbetriebsgemeinschaften<br />
stärken und Fusionsmöglichkeiten<br />
verbessern<br />
• ein über die Inhalte der bisherigen Waldinventuren<br />
hinausgehendes modernes<br />
Waldmonitoring notwendig ist, insbesondere<br />
für Zwecke der Klimabericht-<br />
8 proWald : NoveMber | 2007<br />
Es bleibt bei den<br />
bewährten Grundsätzen<br />
einer ordentlichen<br />
Forstwirtschaft<br />
Von Ursula Heinen, CDU<br />
Parlamentarische Staatsekretärin im BMELV<br />
erstattung. Dies wollen wir im BWaldG<br />
verankern<br />
• wir mehr Rechtssicherheit für Kurzumtriebsplantagen<br />
und agroforstwirtschaftlich<br />
genutzte landwirtschaftliche Flächen<br />
brauchen. Diese Nutzungsformen<br />
sollten nicht länger dem Waldbegriff des<br />
BWaldG unterliegen.<br />
Die Novelle befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung.<br />
Ich möchte kurz auf die anstehende<br />
Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
(BNatSchG) eingehen. Wie Sie wissen, hat<br />
der Europäische Gerichtshof (EuGH) im<br />
Januar 2006 Deutschland wegen der in einigen<br />
Punkten unzureichenden Umsetzung<br />
der FFH-Richtlinie verurteilt. Neben speziellen<br />
artenschutzrechtlichen Vorschriften<br />
des BNatSchG wurde vom EuGH auch die<br />
Definition des Projektbegriffs als zu eng angesehen.<br />
Dem hatte die Bundesregierung nach ihrer<br />
Auffassung mit ihrem Gesetzesentwurf<br />
abgeholfen. Im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens<br />
wurde von der Europäischen<br />
Kommission jedoch die vorgeschlagene Lösung<br />
erneut kritisiert (u. a. durch ein Mahnschreiben<br />
vom Juni 2007).<br />
Da in den parlamentarischen Beratungen<br />
des Gesetzentwurfs vor der Sommerpause<br />
keine zufrieden stellende Lösung<br />
gefunden werden konnte, haben sich Bundesminister<br />
Seehofer und Bundesminister<br />
Gabriel Anfang Juli 2007 in einem gemeinsamen<br />
Schreiben an Kommissar Dimas gewandt<br />
und für eine pragmatische Regelung<br />
plädiert.<br />
Nach diesem Schriftwechsel zeichnet<br />
sich nunmehr ab, dass auf der jetzt von der<br />
Kommission vorgeschlagenen Linie eine Regelung<br />
gefunden werden kann, die sowohl<br />
den Interessen des Naturschutzes als auch<br />
den berechtigten Interessen der Flächennutzer<br />
Rechnung trägt. Bundesregierung<br />
und Kommission stimmen darin überein,<br />
dass die der guten fachlichen Praxis entsprechende<br />
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />
in der Regel nicht als ein Projekt<br />
anzusehen ist. Die tägliche Wirtschaftweise<br />
soll somit auch künftig von der FFH-Verträglichkeitsprüfung<br />
freigestellt bleiben.<br />
Alles andere wäre im Übrigen auch völlig<br />
praxisfremd.<br />
Die Politik wirkt aber nicht nur im Rahmen<br />
von gesetzgeberischen Maßnahmen<br />
auf die Waldbewirtschaftung ein. Die Regierungskoalition<br />
hat sich im Koalitionsvertrag<br />
klar und deutlich für die konsequente Umsetzung<br />
der Charta für Holz ausgesprochen.<br />
Denn mit jedem Kubikmeter Rohholz aus<br />
heimischen Wäldern, der in Deutschland<br />
zusätzlich genutzt, verarbeitet und verwendet<br />
wird, verbessert sich die Lage unserer<br />
Forst- und Holzbetriebe, werden Investitionen<br />
angeregt und Arbeitsplätze insbesondere<br />
im ländlichen Raum geschaffen und<br />
gesichert.
Die nach der Bundeswaldinventur ausgewiesenen<br />
Holzvorräte von rd. 3,4 Milliarden<br />
m 3 belegen, dass wir hier über ein hohes<br />
Potenzial verfügen.<br />
Trotz dieser positiven Zahlen gibt es<br />
auch sorgenvolle Stimmen. Denn steigende<br />
Energiepreise und ambitionierte Klimaschutzziele<br />
verschärfen zwangsläufig den<br />
Wettbewerb um landwirtschaftliche und<br />
forstliche Rohstoffe.<br />
Die Bundesregierung hat sich zu einem<br />
deutlichen Bekenntnis zum Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien und der nachwachsenden<br />
Rohstoffe verpflichtet und sich anspruchsvolle<br />
Ziele gesetzt. Natürlich geht<br />
es uns dabei nicht nur um energie- und klimapolitische<br />
Ziele, sondern auch um neue<br />
Chancen für die Land- und Forstwirtschaft<br />
und den ländlichen Raum. Denn im ländlichen<br />
Raum werden die Rohstoffe erzeugt,<br />
sind Logistik- und Zulieferbetriebe und ist<br />
in der Regel auch die Erstverarbeitung angesiedelt.<br />
Dennoch beklagen die Holzverarbeiter<br />
Versorgungsengpässe und stark steigende<br />
Preise. Ich kann diese Sorge verstehen. Ich bin<br />
allerdings auch der festen Überzeugung, dass<br />
der Staat hier nicht regulierend in die Marktkräfte<br />
eingreifen sollte. Wir brauchen den<br />
Preis als Knappheitsindikator. Preissignale<br />
sind auch ein wichtiger Ansporn für Innovationen.<br />
Die EU-Agrarpolitik der Nachkriegszeit<br />
hat uns gezeigt, dass wir der Wirtschaft einen<br />
Bärendienst erweisen, wenn staatlicherseits<br />
in die Preisbildung eingegriffen wird.<br />
2008 wird Deutschland Gastgeber der<br />
9. Vertragsstaatenkonferenz zum UN-Über-<br />
einkommen über die biologische Vielfalt<br />
sein. Schwerpunkt werden dabei die Erhaltung<br />
und nachhaltige Nutzung der biologischen<br />
Vielfalt der Wälder sein. Auch im<br />
Hinblick auf den Klimawandel sind die Erhaltung<br />
und nachhaltige Nutzung der biologischen<br />
Vielfalt in unseren Wäldern eine<br />
wichtige Aufgabe. Denn Biodiversität sichert<br />
wichtige Optionen für die Zukunft.<br />
Die Bundesregierung erstellt zurzeit<br />
unter Federführung des Bundesumweltministeriums<br />
eine nationale Strategie zur<br />
biologischen Vielfalt. Aufgrund der hohen<br />
Betroffenheit der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />
hat das Bundeslandwirtschaftsministerium<br />
für seinen Geschäftsbereich<br />
zusätzlich eine sektorbezogene Strategie<br />
(Agrobiodiversitätsstrategie) erarbeitet. Sie<br />
soll die nationale Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt ergänzen und deren Umsetzung unterstützen.<br />
Ich kann gut nachvollziehen, dass die in<br />
den Strategien für den Waldbesitz formulierten<br />
Anforderungen in Fachkreisen heftig<br />
diskutiert werden. Mittlerweile hat uns das<br />
Bundesumweltministerium jedoch zugesagt,<br />
die strategischen Ziele zur Biodiversität<br />
so zu definieren, dass sie bei Beachtung der<br />
Grundsätze einer nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
verwirklicht werden.<br />
Hilfreich war in der Diskussion mit dem<br />
Bundesumweltministerium übrigens auch<br />
der Hinweis, dass die Forstwirtschaft bereits<br />
vor Jahren eine eigene forstliche Biodiversitätsstrategie<br />
aufgestellt hat und aus<br />
ureigenem Interesse an den selbst gesteckten<br />
Zielen zur Erhaltung und nachhaltigen<br />
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Nutzung der biologischen Vielfalt im Wald<br />
festhalten wird.<br />
Wenn wir das skizzierte Spektrum der<br />
Maßnahmen von Politik und Wirtschaft<br />
zusammenfassen, können wir – ohne überheblich<br />
zu werden – ein insgesamt positives<br />
Fazit ziehen: Politik und Forstwirtschaft<br />
führen in Deutschland seit jeher einen offenen<br />
Dialog. Wir bemühen uns gemeinsam<br />
um sachgerechte Lösungen und um einen<br />
fairen Interessenausgleich in voller Übereinstimmung<br />
mit den Forderungen des Übereinkommens<br />
von Rio nach ökonomischer,<br />
ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.<br />
Das ist leider in vielen anderen Ländern<br />
dieser Erde nicht so. Wald wird immer noch<br />
in großem Stil zerstört oder ganz beseitigt.<br />
Mit nachhaltiger Forstwirtschaft hat dies<br />
nichts zu tun. Illegale Praktiken und kurzfristiges<br />
Gewinnstreben führen vielerorts<br />
zu einer Holznutzung, die nicht nach dem<br />
Nachher fragt. Auch diesen Wäldern sind wir<br />
verpflichtet, denn auch sie sind Teil unserer<br />
Lebensgrundlage. Darum engagiert sich<br />
Deutschland im Bereich der internationalen<br />
Forstpolitik in besonderer Weise, z. B.<br />
gegen den illegalen Holzeinschlag und für<br />
international verbindliche Standards der<br />
Waldnutzung.<br />
Es würde mich sehr freuen, wenn wir<br />
das »wachsame Holzauge« noch öfter auf<br />
die globalen Aspekte der Wald- und Holznutzung<br />
richten würden. Ihre langjährigen<br />
Erfahrungen und Ihr Wissen um nachhaltige<br />
Bewirtschaftung können dazu einen wichtigen<br />
Beitrag leisten.<br />
n<br />
NoveMber | 2007 : proWald 9
Wir müssen endlich mit einer Stimme reden,<br />
um in Parlamenten und Regierungen gehört<br />
zu werden. Wenn alle durcheinander reden<br />
und jeder sein eigenes eitles Süppchen<br />
kocht, kommt nur »Pflaumenmus« heraus.<br />
Deshalb müssen alle forstpolitischen Stellungnahmen<br />
über den Deutschen Forstwirtschaftsrat<br />
abgestimmt werden.<br />
Mit dem Tagungsmotto: »Holzauge, sei<br />
wachsam – Wer will was von unserm Wald?«<br />
hat der DFV ein wichtiges Thema aufgegriffen,<br />
das mir sehr am Herzen liegt. Er macht<br />
damit auf eine drohende, nein, eine schon<br />
längst laufende Entwicklung aufmerksam,<br />
nämlich, dass Waldbesitzer und Forstleute<br />
immer weniger ‚Herr im eigenen Hause’<br />
sind.<br />
Die gesellschaftlichen Anforderungen<br />
an den Wald nehmen ständig weiter zu, und<br />
damit steigen die Begehrlichkeiten der einzelnen<br />
Interessengruppen:<br />
• Rohstoff- und Energielieferant<br />
• Erholungsraum, Tourismus und »Sportplatz<br />
Wald«<br />
• Naturschutz und biologische Vielfalt<br />
• Trinkwasserspeicher und Hochwasserschutz<br />
• Klimaschutz und Klimawandel.<br />
Jeder will mitreden und Einfluss nehmen!<br />
Die Multifunktionalität unserer Wälder mit<br />
der Gleichrangigkeit von Nutz-, Schutz- und<br />
Erholungsfunktion steht außer Frage, doch<br />
es bedarf einer starken forstpolitischen<br />
Hand, die diese vielfältigen Ansprüche an<br />
den Wald moderiert und koordiniert.<br />
10 proWald : NoveMber | 2007<br />
Interessenvertretung<br />
Georg Schirmbeck,<br />
MdB, CDU, Präsident des DFWR<br />
Die forstliche Verbandslandschaft und<br />
ihre Klientel ist zurzeit nicht gut genug aufgestellt,<br />
um diese Herausforderung anzunehmen.<br />
Für Außenstehende erscheint die<br />
Verbandsvielfalt oft wie ein vielstimmiger<br />
Chor mit disharmonischem Gesang. Doch<br />
der Wald braucht eine starke und klare Stimme,<br />
um den zukünftigen Herausforderungen<br />
gerecht zu werden.<br />
Machen wir uns nichts vor: Im Deutschen<br />
Bundestag in Berlin sitzen aktuell<br />
623 Abgeordnete, von denen sich etwa<br />
10 ernsthaft mit forstpolitischen Fragen<br />
beschäftigen. Und wenn auf diese 10 Abgeordneten<br />
dann 10 verschiedene forstliche<br />
Verbände mit 10 verschiedenen Meinungen<br />
einwirken, was meinen Sie, wie das Ergebnis<br />
wohl aussieht? Ich sage es Ihnen deutlich:<br />
wie Pflaumenmus!<br />
Ich möchte Ihnen dies an einem aktuellen<br />
Beispiel verdeutlichen. Im Juli wurde in<br />
Berlin im Umweltausschuss des Deutschen<br />
Bundestages intensiv und kontrovers über<br />
die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
gestritten. Im Zuge der Umsetzung<br />
des Urteils des Europäischen Gerichtshofs<br />
in das nationale Naturschutzrecht galt es,<br />
die geplante Ausdehnung des Projektbegriffs<br />
auf Holzeinschläge mit großer nachteiliger<br />
Wirkung für die Forstwirtschaft abzuwehren.<br />
Wichtige politische Weggefährten waren<br />
eingebunden, die »Abwehrfront« stand.<br />
Plötzlich erreichte mich die Information von<br />
Abgeordnetenkollegen, dass ein forstlicher<br />
Verband der geplanten Änderung zuge-<br />
aus einer Hand<br />
stimmt habe. Meine sehr verehrten Damen<br />
und Herren, so kann keine erfolgreiche Verbandsarbeit<br />
erreicht werden! Einzelne ältere<br />
Herren müssen endlich lernen, ihre individuelle<br />
Eitelkeit gegenüber den Gesamtinteressen<br />
zurückzustellen! Wir müssen mit einer<br />
Stimme sprechen, um erfolgreich zu sein.<br />
Wie gesagt, wir brauchen eine starke<br />
Stimme, und dieser Herausforderung will<br />
ich mich als neuer Präsident des Deutschen<br />
Forstwirtschaftsrates stellen.<br />
Im Deutschen Forstwirtschaftsrat liegen<br />
die grundlegenden Strukturen für einen<br />
starken Dachverband vor. Alle forstlichen<br />
Interessengruppen Deutschlands sind unter<br />
seinem Dach versammelt, von den drei<br />
großen Waldbesitzorganisationen Privatwald,<br />
Kommunalwald und Staatswald über<br />
den Deutschen <strong>Forstverein</strong>, den Forstwissenschaft,<br />
die berufsständischen Organisationen<br />
wie Bund <strong>Deutscher</strong> Forstleute und<br />
IG BAU, die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe<br />
Waldwirtschaft bis hin zum Deutschen<br />
Bauernverband.<br />
Doch wir müssen besser werden, wir<br />
müssen verstärkt Synergien zwischen uns<br />
nutzen, um im politischen Raum wieder<br />
mehr Gehör zu finden.<br />
Ein erster Schritt dazu ist bereits gemacht.<br />
Wie sich vielleicht schon herumgesprochen<br />
hat, wird der DFWR zum Jahreswechsel<br />
seine Geschäftsstelle von Bonn<br />
nach Berlin verlagern, um am Ort des politischen<br />
Geschehens präsent zu sein.<br />
Auf der Suche nach einem geeigneten
Sitz für die DFWR-Geschäftsstelle habe ich<br />
mich an den Generalsekretär des Deutschen<br />
Bauerverbandes, Herrn Dr. Born,<br />
gewandt und angefragt, ob im Haus seines<br />
Verbandes noch Büroräume zur Verfügung<br />
stehen. Und wissen Sie, wie seine Antwort<br />
war: »Ich werde das sofort prüfen, Herr<br />
Schirmbeck, und wenn kein Platz mehr<br />
vorhanden ist, dann schaffe ich Ihnen welchen!«<br />
Wie wichtig es ist, in Berlin präsent<br />
zu sein, wird an der aktuellen politischen<br />
Auseinandersetzung über die Novelle des<br />
Bundesnaturschutzgesetzes deutlich. Wie<br />
Sie in den Fachmedien sicher verfolgt haben,<br />
muss das Gesetz durch Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofs gegen Deutschland<br />
wegen mangelhafter Umsetzung der<br />
FFH-Richtlinie verändert werden.<br />
Im Rahmen des parlamentarischen<br />
Verfahrens wurde quasi eine Minute vor<br />
Zwölf auf Druck des Bundesumweltministeriums<br />
ein Antrag eingebracht, Holzeinschlagsmaßnahmen<br />
im größeren Umfang<br />
als sog. »Projekt« zu definieren, mit der<br />
Folge, dass vor einer größeren Hiebsmaßnahme<br />
im Wald zunächst eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
durchgeführt werden<br />
muss. Diesen Unsinn konnten wir im Juli in<br />
letzter Sekunde mit Unterstützung der politischen<br />
Freunde Kauder, Ramsauer und<br />
Bleser verhindern.<br />
Doch diese »kleine« Novelle des<br />
Bundesnaturschutzgesetzes war erst der<br />
Anfang. Jetzt folgt direkt die »große« Novelle<br />
im Rahmen der Schaffung des Umweltgesetzbuches.<br />
Ein wesentliches Ziel<br />
der Schaffung des Umweltgesetzbuches<br />
besteht darin, das in Deutland in viele<br />
Einzelgesetze zersplitterte Umweltrecht in<br />
einem Gesetz zu bündeln, um so Bürokratie<br />
abzubauen.<br />
Im Mittelpunkt steht die sogenannte<br />
integrierte Vorhabengenehmigung.<br />
Danach sollen zukünftig bei geplanten<br />
Neuinvestitionen, wie z. B. dem Bau einer<br />
neuen Fabrik auf der grünen Wiese, alle<br />
erforderlichen umweltrechtlichen Genehmigungen<br />
vom Landschaftsrecht über das<br />
Wasserrecht bis hin zum Emissionsrecht in<br />
einem Verfahren erledigt werden. Dieses<br />
Ziel der Entbürokratisierung unterstütze<br />
ich ausdrücklich<br />
Mit der Föderalismusreform wurden<br />
die Voraussetzungen dafür geschaffen.<br />
Dem Bund und damit dem Bundesumweltministerium<br />
wurde die unmittelbare<br />
Gesetzgebungskompetenz für die Grund-<br />
sätze des Naturschutzes übertragen.<br />
Und wir werden sehen, wie schnell<br />
die Forderung nach einer bundeseinheitlichen<br />
Definition der ordnungsgemäßen<br />
Forstwirtschaft – natürlich orientiert an<br />
den Vorstellungen des Naturschutzes<br />
– wieder auf das Tapet kommt.<br />
Der Gesetzentwurf wird zzt. mit Unterstützung<br />
von Arbeitsgruppen, in denen<br />
auch die Umweltverbände, nicht aber die<br />
Landnutzer vertreten sind, erarbeitet. Für<br />
diese politische Auseinandersetzung müssen<br />
wir gewappnet sein, und dieser Kampf<br />
hat nur unter Bündelung unserer Kräfte<br />
am Standort Berlin Aussicht auf Erfolg!<br />
Dazu kommen weitere Vorhaben. Das<br />
Bundesnaturschutzgesetz und das Umweltgesetzbuch<br />
sind nur zwei Baustellen,<br />
die ich hier kurz skizziere. Viele andere<br />
hochaktuelle forstpolitische Fragen mit<br />
möglichen gravierenden Folgen für die<br />
Forstwirtschaft stehen auf der Tagesordnung.<br />
Ich möchte nur folgende Stichworte<br />
nennen:<br />
• nationale Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt mit der Forderung, 10 % des<br />
öffentlichen Waldes unter die »Käseglocke«<br />
des Naturschutzes zu stellen<br />
• Novellierung des Wasserrechts im Rahmen<br />
des Umweltgesetzbuches<br />
• Novellierung des Erneuerbaren Energiengesetzes<br />
• Schaffung des Erneuerbaren Wärmegesetzes<br />
• drastische Verschärfung der 1. Bundes-<br />
Immissionsschutz-Verordnung mit der<br />
Folge, dass nach den aktuellen<br />
Plänen im Jahr 2014 etwa 5 bis<br />
6 Mio. Kleinfeuerungsanlagen wie<br />
Holzheizungen, Kamine und Öfen<br />
wegen zu hoher Feinstaubemissionen<br />
nicht mehr betrieben werden dürfen<br />
• Umsetzung von Art. 3.4 Kyoto-Protokoll<br />
und EU-Zertifikate-Handel.<br />
Ein stabiler und leistungsfähiger Wald ist<br />
unser Ziel, ja unsere Leidenschaft. Mit unserer<br />
langen Tradition und Erfahrung einer<br />
multifunktionalen Forstwirtschaft haben<br />
wir das Rüstzeug, die vor uns liegenden<br />
Aufgaben anzugehen und zu meistern.<br />
Und das jeder an seinem Platz, vom<br />
Waldarbeiter und Revierförster vor Ort bis<br />
hin zur forstpolitischen Arbeit in den Bundesländern<br />
und in Berlin. Wenn jeder an<br />
seinem Platz sich für dieses Ziel einsetzt,<br />
dann können wir viel erreichen.<br />
n<br />
Hauptsache:<br />
Deutschlands Linden<br />
Michel Brunner<br />
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Glückwunsch an Professor Grzywacz<br />
von Hanno Müller-Bothen<br />
Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen meine<br />
Glückwünsche zu diesem Ehrenpreis ausdrücke.<br />
Ganz persönlich möchte ich Ihnen sehr<br />
herzlich danken für Ihre Idee, das alte Preußische<br />
Forst-Adressbuch neu drucken zu<br />
lassen. Ohne Ihren Anstoß hierzu vor einem<br />
Jahr in Wollin hätte ich mich sicher nicht<br />
an dieses Vorhaben gewagt. Und nun liegt<br />
dieses historische Werk pünktlich zu diesem<br />
Moment ganz druckfrisch vor!<br />
Ich glaube, das Erscheinen dieses<br />
Buches ist ein gutes sichtbares Zeichen für<br />
die positive Entwicklung unserer deutschpolnischen<br />
Zusammenarbeit.<br />
Besonders danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft,<br />
das Vorwort zu diesem Reprint<br />
zusammen mit mir zu unterschreiben und<br />
die besten Wünsche der Polnischen Forstgesellschaft<br />
diesem Buch mit auf den Weg<br />
zu geben. Ich kann mir vorstellen, dass der<br />
Autor von 1901, nämlich mein Großvater<br />
Otto Müller, uns im Moment von oben aus<br />
diesem strahlenden Himmel zusieht und<br />
seine helle Freude daran hat.<br />
Abschließend sei mir gestattet, dem<br />
Geschäftsführer des Verlags Neumann-<br />
Neudamm, Herrn Heiko Schwartz, für die<br />
exzellente Zusammenarbeit in den zurückliegenden<br />
Monaten zu danken sowie den<br />
vielen Freunden, die uns unterstützt haben.<br />
Stellvertretend möchte ich Prof. Jerzy<br />
Modrzynski aus Posen sowie Dr. Ingrid<br />
Beitzen-Heineke und Thies Völker nennen.<br />
Durch dieses enge Zusammenwirken hat<br />
sich schon jetzt ein unerwarteter Erfolg ergeben:<br />
Noch vor dem Erscheinen lagen bereits<br />
1.300 Vorbestellungen vor! Davon gehen<br />
allein an die Polnische Forstgesellschaft<br />
200 Stück!<br />
Aber keine Sorge, es sind genügend<br />
Exemplare vorhanden, die Sie hier während<br />
der Tagung noch zum Einführungspreis erwerben<br />
können*.<br />
Und Ihnen, Herr Professor Grzywacz,<br />
nochmals diekuje barzo und Darz bor!<br />
n<br />
* Das Buch ist bis zum 31.12.2007 zum Subskriptionspreis<br />
von 10 Euro direkt beim Verlag J. Neumann-<br />
Neudamm AG, Schwalbenweg 1, 34212 Melsungen, zu<br />
erwerben. Danach kostet es 24,95 Euro.<br />
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10382_Anz.Technik-Mineraloele.in1 1 31.10.2007 14:37:43 Uhr<br />
12 proWald : NoveMber | 2007<br />
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Lorenz-Wappes-Preis 2007<br />
für Prof. Andrzej Grzywacz,<br />
Präsident des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Laudatio von Prof. Klaus Höppner<br />
Präsidium und Länderbeirat des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s haben beschlossen, den<br />
Lorenz-Wappes-Preis 2007 an Herrn Prof.<br />
Dr. Andrzej Grzywacz, Warszawa, zu verleihen.<br />
Damit erhält erstmals nach 1998 wieder<br />
eine ausländische Persönlichkeit die höchste<br />
Auszeichnung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s.<br />
Mit dieser Verleihung wird das große Engagement<br />
des Präsidenten des Polnischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s bei der Entwicklung und Pflege<br />
der Beziehungen zwischen polnischen und<br />
deutschen Forstleuten gewürdigt.<br />
Prof. Andrzej Grzywacz ist seit 1969 als<br />
Hochschullehrer im Fachgebiet Forstliche<br />
Phytopathologie tätig. Von 1984 bis 1990 war<br />
er Prorektor der Agraruniversität Warschau.<br />
Von 1992 bis 1993 war Andrzej Grzywacz als<br />
Stellvertretender Minister für Naturschutz<br />
Regierungsmitglied. In der Polnischen Akademie<br />
der Wissenschaften ist er seit 1981<br />
Mitglied des Komitees der Forstwissenschaften<br />
und zurzeit dessen Vorsitzender.<br />
Im Polnischen <strong>Forstverein</strong> ist Andrzej<br />
Grzywacz seit 1975 Mitglied des Vorstandes<br />
und seit 1997 dessen Präsident. Stets war<br />
es ihm ein wichtiges Anliegen, die internationalen<br />
Beziehungen zu entwickeln, insbesondere<br />
zum westlichen Nachbarn, den<br />
Forstleuten in Deutschland. Mir ist das erst<br />
unlängst wieder bewusst geworden, als ich<br />
im vergangenen Monat in Vertretung unseres<br />
erkrankten Präsidenten Dr. Anton Hammer<br />
an den Feierlichkeiten zum 125-jährigen<br />
Bestehen des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s mit<br />
über 1.000 Delegierten sowie Delegationen<br />
aus 7 Ländern im September in Krakau teilnehmen<br />
durfte. Dass der deutsche Vertreter<br />
als erster ausländischer Teilnehmer zum<br />
Grußwort aufgerufen wurde, zeigt, welch<br />
hohen Stellenwert Prof. Grzywacz unseren<br />
bilateralen Beziehungen beimisst.<br />
Eine Sternstunde ihres forstlichen Berufslebens<br />
erlebten über 40 deutsche Forstleute,<br />
als sie am 1. September 2005 in der<br />
Garnisonskirche von Jelenia Gora, ehemals<br />
Hirschberg, bei einem Festakt Wilhelm Pfeil,<br />
den Begründer der Eberswalder Forstlichen<br />
Lehre und Forschung, anlässlich des Kongresses<br />
des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s ehrten.<br />
Am historischen Datum des 1. Septembers,<br />
des Überfalls Deutschlands auf Polen, unterstrichen<br />
polnische und deutsche Forstleute<br />
aus allen Generationen die historischen<br />
gemeinsamen Wurzeln. Dass diese Veranstaltung<br />
zustande kam, ist vor allem dem<br />
Engagement des Präsidenten Prof. Andrzej<br />
Grzywacz zu verdanken.<br />
Ein weiteres herausragendes Ereignis,<br />
das von Prof. Grzywacz maßgeblich befördert<br />
wurde, war die deutsch-polnische<br />
Konferenz über die Forstwirtschaft in den<br />
meeresnahen Wäldern im September 2006<br />
in Misdroy auf Wollin, anlässlich derer<br />
Vertreter beider <strong>Forstverein</strong>e u. a. eine Gedenkstele<br />
enthüllten.<br />
Diese Beispiele ließen sich fortsetzen.<br />
Zusammenarbeit im Forstbereich ist mittlerweile<br />
zur Normalität geworden. Es gibt<br />
Studentenaustausche und zahlreiche Partnerschaften<br />
zwischen Forstverwaltungen.<br />
Daraus sind inzwischen zahlreiche persönliche<br />
Bekanntschaften und Freundschaften<br />
entstanden. Diese Zusammenarbeit auf<br />
Arbeitsebene ist heute angesichts der bekannten,<br />
nicht unkomplizierten politischen<br />
Großwetterlage besonders wichtig. Die deutsche<br />
wie die polnische Seite lassen sich dabei<br />
davon leiten, dass gegenseitige Achtung auf<br />
Augenhöhe und das Verständnis für die Interessen<br />
des Partners Grundlage sein müssen<br />
für die Entwicklung der Beziehungen.<br />
Wir sind auf einem gute Wege, was die<br />
Entwicklung der polnisch-deutschen forstlichen<br />
Beziehungen betrifft. Dabei sind die<br />
besondere Initiative Einzelner und das aktive<br />
Mittun Vieler notwendig. Der Deutsche<br />
<strong>Forstverein</strong> dankt Prof. Grzywacz als einem<br />
der entscheidenden Wegbereiter bei der<br />
deutsch-polnischen Versöhnung recht herzlich<br />
und würdigt dieses Engagement mit der<br />
Verleihung des Lorenz-Wappes-Preises.<br />
n<br />
Bild: B.-G. Encke/www.afz-derwald.de
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14 proWald : NoveMber | 2007<br />
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Die <strong>Jahrestagung</strong><br />
aus Sicht der baden-<br />
württembergischen<br />
Forstverwaltung<br />
Vorab – Gratulation zur gelungenen<br />
63. <strong>Jahrestagung</strong> des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>! Tagungsort<br />
und Themenfelder wurden durch die<br />
gute Resonanz der Teilnehmer aus der<br />
ganzen Republik bestätigt.<br />
Es ist dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> gut gelungen,<br />
die Themen zu platzieren, die auch<br />
in den Medien und der Öffentlichkeit hohe<br />
Aktualität haben: Themen und Spannungsfelder<br />
rund um das Megathema Klimawandel,<br />
Natura 2000, die Neufassung des<br />
Bundesnaturschutzgesetzes oder die Fragen<br />
um die CO 2 -Speicherfähigkeit der Wälder<br />
und den Emissionshandel stehen im Focus<br />
nicht nur der forstlichen Öffentlichkeit. Der<br />
<strong>Forstverein</strong> hat sich klar und positiv für eine<br />
Beteiligung der Forstwirtschaft am weltweiten<br />
Emissionshandel ausgesprochen.<br />
Die Tagung bot Gelegenheit, die Vielfalt<br />
und Schönheiten der Waldlandschaften des<br />
Landes und die Leistungsfähigkeit der baden-württembergischen<br />
Forst- und Holzwirtschaft<br />
zu zeigen. In der Vorbereitung der Exkursionen<br />
war eine Vielzahl von Kolleginnen<br />
und Kollegen aller Verwaltungsebenen sowie<br />
aus grünen und hölzernen Fachbereichen<br />
beteiligt. Ihnen allen ebenso wie den französischen<br />
und schweizer Freunden ein herzliches<br />
Danke für die Mitgestaltung!<br />
Die Tagung hat auch gezeigt, dass trotz<br />
aller Belastungen, die die Verwaltungsreform<br />
2005 in der Forstwirtschaft des Landes<br />
gebracht hat, die gemeinsame Basis der grünen<br />
Solidarität erhalten werden kann. Trotzdem<br />
war nicht zu übersehen, dass die Teil-<br />
nahme von Kolleginnen und Kollegen aus<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg eher verhalten war!<br />
Erfreulich und positiv zu vermerken ist,<br />
dass es dem <strong>Forstverein</strong> gelungen ist, den<br />
forstlichen Nachwuchs stärker zu aktivieren.<br />
Es wäre jetzt aber auch wünschenswert,<br />
wenn junge Kolleginnen und Kollegen künftig<br />
wieder verstärkt Berufschancen in den<br />
Forstbetrieben finden könnten. Die Perspektiven<br />
der Forst- und Holzwirtschaft bieten<br />
dazu derzeit durchaus günstige Ausgangsvoraussetzungen.<br />
In den Seminaren war unverkennbar,<br />
dass der urproduzierende Sektor<br />
anhaltend steigende Nachfrage verspürt<br />
und im Aufwind ist.<br />
Eine zentrale Frage der Waldwirtschaft<br />
wird daher immer deutlicher: Das Spannungsfeld<br />
optimierter Ressourcenausnutzung<br />
mit der Nutzung nachwachsender<br />
Potenziale als Bestandteil aktiver Klimaschutzpolitik<br />
versus zunehmende Erwartungen<br />
im Bereich Naturschutz mit Flächenstilllegungen<br />
und statischem Denken<br />
in Käseglocken-Strukturen.<br />
Beim Besuch der Seminare wurden die<br />
Teilnehmer hin- und herbewegt zwischen<br />
dem integrativen Ansatz im Sinne der bisherigen<br />
multifunktionalen Waldwirtschaft<br />
und einem segregativen Ansatz mit klaren<br />
Aufgaben- und Flächenabgrenzungen. In<br />
den Seminaren zum Klimawandel wurde<br />
deutlich, dass sich Waldwirtschaft auf einem<br />
schmalen Grat zwischen einer CO 2 -Senke<br />
(durch nachhaltig konsequente Nutzung)<br />
oder sogar einer CO 2 -Quelle (großflächige<br />
Schutzgebietsausweisung) bewegen kann.<br />
Von Meinrad Joos<br />
Im Festvortrag von Andreas Renner als<br />
Vertreter eines der führenden Energieversorgungsunternehmen<br />
in Deutschland wurde<br />
die Rolle der Biomasse zur Energieversorgung<br />
schon eher in der 2. Liga angesiedelt.<br />
Die großen Energieversorger positionieren<br />
sich deutlich stärker für Wasserkraft, Solarenergie<br />
und Windenergieanlagen im Offshore-<br />
Bereich. Dies unterstreicht aber auch die<br />
Chancen und Stärken von Holz in der stofflich<br />
optimierten Verwendung und im dezentralen<br />
und kommunalen Energiebereich. Wir sollten<br />
diese Chancen offensiv nutzen und uns<br />
dabei mit unbegründeten Diskussionen über<br />
unsere forstliche Nachhaltigkeit nicht selbst<br />
im Wege stehen. Wir haben allen Grund, die<br />
Potenziale unserer Forstwirtschaft in den gerade<br />
begonnen Kampf gegen den Klimawandel<br />
mit Optimismus einzubringen.<br />
Die Landesforstverwaltung <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten,<br />
trotz deutlich reduzierter Finanz-<br />
und Personalressourcen, durch Frau Beate<br />
Späth-Bleile von der Abteilung Forstdirektion<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung<br />
der Tagung geleistet. Ihr sowie<br />
den Kolleginnen und Kollegen der unteren<br />
Forstbehörden der Landkreise Rastatt, Ortenaukreis<br />
und Stadtkreis <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> gilt<br />
mein besonderer Dank!<br />
Meinrad Joos, Forstpräsident<br />
Regierungspräsidium Freiburg<br />
n<br />
Bild: Landesforstverwaltung B.-W.<br />
von links: Andreas Renner und Meinrad Joos<br />
NoveMber | 2007 : proWald 15
»Was erwartet die Bevölkerung von<br />
ihrem Staatswald?«, so lautete die interessante<br />
Ausgangsfrage von Seminar 3. Dr.<br />
Rudolf Freidhager hielt ein Referat über<br />
die Bayerische Staatsforsten AG. Ausgangspunkt<br />
war eine Bevölkerungsbefragung, die<br />
eindrucksvoll belegte, dass die Bevölkerung<br />
in erster Linie den Wald als Ort der Erholung<br />
und Naturraum schätzt und nicht als Holzproduktionsstätte.<br />
Aus diesen Ergebnissen<br />
leitete Freidhager die Notwendigkeit eines<br />
Dialogs der Unternehmensmitarbeiter mit<br />
der Bevölkerung – »wir müssen erklären, was<br />
wir tun« – sowie die Erforderlichkeit einer<br />
klaren Strategie ab. Im Falle der Bayerische<br />
Staatsforsten AG sei diese das gleichseitige<br />
Dreieck der Nachhaltigkeit, im Einzelnen<br />
hinterlegt mit Kennzahlen durch eine Balance<br />
Score Card. In der Diskussion, moderiert<br />
von Gudula Lermer, wurden viele<br />
Fragen gestellt, die auf eine Konkretisierung<br />
der Aussagen von Herr Freidhager zur<br />
Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens<br />
abzielten, beispielsweise zur Notwendigkeit<br />
konkreter Zielformulierungen und zu den<br />
16 proWald : NoveMber | 2007<br />
Kurzberichte<br />
zu den Seminaren 3, 6, 7, 10, 15<br />
Möglichkeiten der Mitarbeiter, angesichts<br />
großer Reviere aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu<br />
leisten oder zur Frage, wer letztendlich über<br />
die Umsetzung von Bürgerinteressen zu entscheiden<br />
habe.<br />
»Was will eine Stadt von ihrem Wald?«,<br />
so lautete das Gegenstück zu Seminar 3 auf<br />
kommunaler Ebene in Seminar 6, und hier<br />
wurde tatsächlich über die konkreten Möglichkeiten<br />
einer Ausrichtung der Zielsetzung<br />
des Forstbetriebs an den Interessen der Bürger<br />
und des Gemeinderats diskutiert. Wald<br />
sei eine Ressource, die es nicht nur für die<br />
Kommune zu erhalten, sondern die es vor<br />
allem auch im Sinne der Kommune und ihrer<br />
Bürger zu nutzen gilt. Doch wie lassen sich<br />
die tatsächlichen Ansprüche der Bürger und<br />
der Kommunen ermitteln und Zielkonflikte<br />
vermeiden? Dr. Chantal Ruppert von der<br />
Universität Freiburg und Partner im BeratungsunternehmenHammerRuppert-Consulting<br />
gab in einem Impulsreferat verschiedene<br />
Anregungen zu den Möglichkeiten der<br />
Interessenermittlung und Zieldefinition.<br />
Darunter befanden sich die partizipative<br />
Planung am Bsp. der Gemeinde Münstertal,<br />
die Befragung des Gemeinderats am Bsp.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, die Zielbestimmung durch<br />
spezielle Gremien am Bsp. Waldsolms und<br />
die ungewöhnliche Strategie der Auslotung<br />
von Mindestbedürfnissen im Bereich Erholung<br />
durch vorübergehenden Leistungsabbau<br />
am Bsp. der Gemeinde <strong>Baden</strong> in der<br />
Schweiz. Wichtig sei bei allen Maßnahmen,<br />
dass diese durch eine transparente, beispielsweise<br />
produktorientierte Rechnungslegung<br />
dargestellt werden. Der Gemeinderat<br />
und die Bürger würden wissen wollen, was<br />
mit ihrem Geld passiert. Dabei müssten die<br />
Umsetzung von Bürgerinteressen und ein<br />
effizient geführter Forstbetrieb kein Widerspruch<br />
sein.<br />
In der Diskussion unter der Leitung von<br />
Ulrich Kienzler wurden von verschiedenen<br />
Teilnehmern, viele aus der forstlichen Praxis,<br />
weitere Beispiele vorgestellt. Es zeigte sich<br />
schnell eine Divergenz zwischen Kommunen,<br />
in denen sich der Forstbetrieb bereits<br />
seit längerem als Dienstleistungsbetrieb für
seinen Auftraggeber Kommune begreift und<br />
aktiv Aufträge der Kommune einfordert,<br />
sowie Kommunen, in denen die Bürger auf<br />
verschiedenen Wegen in die Auftragsformulierung<br />
mit einbezogen werden, und<br />
schließlich Kommunen, deren Betriebsleiter<br />
darstellten, dass der Forstbetrieb für die<br />
Kommunen nicht bedeutend genug sei, um<br />
sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Bei<br />
letzteren Fällen wurde die Notwendigkeit<br />
der Öffentlichkeitsarbeit diskutiert und als<br />
ein potenzieller Ansatzpunkt die partizipative<br />
Planung benannt.<br />
In diesem Seminar wurde eine grafische<br />
Dokumentation der Kernaussagen vorgenommen;<br />
diese können auf der Homepage<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s eingesehen<br />
werden.<br />
Auch im Seminar 15 »Strukturitis forestalis<br />
– Operation gelungen, Patient<br />
tobt!« wurde über die Umsetzung von Bürgerinteressen<br />
diskutiert. Bernhard Dierdorf,<br />
Bundesvorsitzender des BDF, stellte sieben<br />
Thesen zu den Ursachen und Rahmenbedingungen<br />
der Forstreformen der Länderforstverwaltungen<br />
vor: 1. Die Bundesländer<br />
befinden sich in Haushalts- und Finanzkrisen;<br />
2. Öffentlich-rechtliche Betriebe und<br />
der Staatswald werden privatisiert; 3. Der<br />
Konflikt mit dem Naturschutz ist noch immer<br />
nicht überwunden; 4. Die Politik verkennt<br />
– trotz der Cluster Wald und Holz-Studie<br />
– immer noch die volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft; 5.<br />
Was nicht in den Medien ist – ist auch nicht<br />
in der Politik; 6. Zahlreiche forstliche Führungsverantwortliche<br />
haben die von ihnen<br />
selbst entwickelten Reformvorschläge auf<br />
eine andere Instanz oder auf den sogenannten<br />
politischen Willen abgewälzt (»Organisierte<br />
Verantwortungslosigkeit«); 7. Es besteht<br />
eine unkritische Loyalität gegenüber<br />
dem jeweiligen Dienstherrn (Notwendigkeit<br />
einer selbstkritischen Betrachtung).<br />
In der anschließenden Diskussion, geleitet<br />
von Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhard Oesten,<br />
wurden die Thesen zunächst in Minikonferenzen<br />
diskutiert, deren Ergebnisse exemplarisch<br />
in Fragen gefasst und diese an Herrn<br />
Dierdorf gerichet. Anschließend wurde eine<br />
offene Diskussion geführt. Dabei standen im<br />
Vordergrund: die Notwendigkeit, Bündnisse<br />
zu schließen, und die Probleme, die damit<br />
verbunden sind, die Erforderlichkeit der<br />
Formulierung eines einprägsamen Schlagwortes<br />
für die Öffentlichkeits- und Medienarbeit<br />
wie »Bürgerwald«, für die am Seminar<br />
teilnehmenden Studenten die Perspektiven<br />
in der Forstverwaltung und die Frage danach,<br />
ob eine ökonomischere Ausrichtung<br />
in der Vergangenheit nicht vor den Problemen<br />
in der Gegenwart geschützt hätte.<br />
In Seminar 7 »Forstliche Betreuungs-<br />
oder Bewirtschaftungsstrukturen«<br />
stellte Gerhard Friemel, Cambium-Forstbetriebe,<br />
verschiedene Möglichkeiten der<br />
vertraglichen Gestaltung zwischen privaten<br />
Betreuungs- und Bewirtschaftungsunternehmen<br />
und ihren Kunden differenziert nach<br />
Dienstleistungs-, Ergebnis- und Pachtverträgen<br />
vor. Die Interessen der Kunden seien<br />
sehr genau in Vertragsmodellen abbildbar.<br />
Er beklagte die fehlenden Fähigkeiten von<br />
Hochschulabsolventen im Bereich der Kostenkalkulation<br />
und forderte, dass sich die<br />
Beratungs- und Betreuungsleistungen weg<br />
von staatlichen Monopolstrukturen entwickeln<br />
sollten. Zudem sei es notwendig, den<br />
Wert des Waldes den Eigentümern besser<br />
darzustellen.<br />
In der Diskussion standen die Möglichkeiten<br />
und die Gestaltung von Pachtverträgen<br />
im Vordergrund. Dabei wurde von Herrn<br />
Friemel besonders die Notwendigkeit der<br />
Formulierung der Ziele durch den Eigentümer<br />
und die entsprechende Fixierung einschließlich<br />
der Pflichten im Pachtvertrag sowie<br />
die Möglichkeit der Einsichtnahme des<br />
Verpächters in die Maßnahmen des Pächters<br />
hervorgehoben. Auch Ludolf Frhr. v. Oldershausen,<br />
der das Seminar leitete, hob die<br />
Bedeutung von Controlling- und Reporting-<br />
Systemen für entsprechende Auftraggeber-<br />
Auftragnehmer-Beziehungen hervor.<br />
Im Seminar 10 »Plantagen, die Zukunft<br />
der Forstwirtschaft?« fragte Armin Elbs,<br />
Toerring Forst, anhand einiger Eckpunkte<br />
zur Plantagenwirtschaft (meist am Beispiel<br />
Neuseeland) nach möglichen Impulsen dieser<br />
weltweit boomenden Bewirtschaftungsform<br />
für die deutsche Forstwirtschaft. Er<br />
stellte hierzu die FSC-Plantagen – Forstwirtschaft<br />
nach dem Segregationsprinzip (z. B.<br />
Neuseeland mit 1,8 Mio. ha Kiefernplantagen<br />
und 6,2 Mio. ha Primärwald unter völligem<br />
Schutz) – einem deutschen PEFC-Wald<br />
– bewirtschaftet nach dem Integrationsprinzip<br />
– gegenüber und kam zu dem Fazit, dass<br />
die Zukunft der Forstwirtschaft weltweit mit<br />
der Anlage von Plantagen vor 20 Jahren begonnen<br />
habe. »Überlegen Sie einmal«, so der<br />
Dozent, »worüber wir hier in Deutschland<br />
zu dieser Zeit gesprochen haben.«<br />
In der Diskussion, geleitet von Henning<br />
Graf von Kanitz, wurde von vielen Seminarteilnehmern<br />
darauf hingewiesen, dass man<br />
sich in Deutschland aktiv für den integrativen<br />
Weg entschieden habe, und es wurde<br />
die Frage gestellt, ob ein Segregationsprinzip<br />
hier überhaupt denkbar und sinnvoll<br />
wäre (»Macht es Sinn, den Schwarzwald<br />
unter Schutz zu stellen und den Harz mit<br />
Plantagen zu bewirtschaften?«). Ein weiterer<br />
Diskussionsschwerpunkt lag auf der Frage<br />
nach dem Nährstoffentzug in Plantagen<br />
und entsprechenden Folgen in einer langfristigen<br />
Perspektive.<br />
Insgesamt waren alle Seminare sehr informativ<br />
und leisteten einen erfreulichen Beitrag<br />
dazu, die <strong>Jahrestagung</strong> des <strong>Forstverein</strong>s<br />
als Kondensationspunkt auch durchaus<br />
kontroverser Diskussionen in Forstwirtschaft<br />
und Forstpolitik zu beleben.<br />
n<br />
Bilder: Reiner Mühlsiegl<br />
NoveMber | 2007 : proWald 17
Erinnern Sie sich eigentlich noch an<br />
die märchenhaften 1990er-Jahre? Die<br />
Aufregungen um das Waldsterben waren<br />
abgeklungen, und auch die – vermeintlichen<br />
– Jahrhundertorkane lagen<br />
schon hinter uns: Vivian und Wiebke,<br />
die im Schwarzwald mehr Sturmholzanfall<br />
verursacht hatten als alle bis<br />
dato erfassten Sturmholzmengen zusammengerechnet.<br />
Beide Phänomene,<br />
das Waldsterben wie die Orkane, hatten in<br />
der Forstwirtschaft zu einer Art Katharsis,<br />
zur Läuterung, geführt, hatten deutschlandweit<br />
den Durchbruch für die naturnahe<br />
Waldwirtschaft gebracht. Diesmal wollten<br />
wirklich alle die Lektion aus dem Debakel<br />
gelernt haben. Die Bundesländer, auch die<br />
neuen, wetteiferten förmlich miteinander<br />
um den naturnahesten Waldbau. Denn wie<br />
anders als mit dem breiter gestreuten Risiko<br />
naturnaher Mischwälder wollte man gegen<br />
die Auswirkungen des sich abzeichnenden<br />
Klimawandels gerüstet sein? Holzackerbau<br />
ade, hieß die Devise, Lehrgeld hatte man<br />
jetzt wahrlich genug gezahlt! Was Karl Gayer<br />
schon vor einem Jahrhundert, was die<br />
Dauerwäldler und die Naturgemäßen jahrzehntelang<br />
vergebens gefordert hatten: Nun<br />
endlich war die Zeit reif für die ökologische<br />
Wende! Mit Riesenelan stürzten wir uns in<br />
die neuen Pflichtaufgaben – noch war ja<br />
auch der Horizont nicht verdüstert von den<br />
Vorboten heraufziehender Reformen. Es<br />
herrschte Aufbruchstimmung. Naturnähe<br />
als Vision eines kompletten Wirtschaftszweigs:<br />
was für eine Verheißung in einem so<br />
gründlich denaturierten Land – mit all den<br />
unausgelebten Sehnsüchten seiner Bürger<br />
nach Restnatur!<br />
Uns Forstleuten, die wir in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung janusköpfig dem<br />
Holzertrag wie auch dem Naturschutz verpflichtet<br />
sind, unsereinem erschien das Konzept<br />
der naturnahen Waldwirtschaft fast so<br />
ein bisschen wie die (geglückte) Quadratur<br />
des Kreises: Nutz-, Schutz- und Sozialfunktion<br />
waren damit zwanglos unter einen Hut zu<br />
bekommen, gleichrangig und auf ganzer Fläche.<br />
Der naturnahe, multifunktionale Wirtschaftswald<br />
würde für das Gemeinwohl und<br />
für die Umwelt allemal mehr abwerfen als<br />
der »Forst« zu Zeiten der Kielwassertheorie.<br />
Nehmen wir, beispielsweise, das Starkholzziel,<br />
wie es als unverzichtbar gilt im naturnahen,<br />
sprich ungleichaltrigen und mehrgeschossigen,<br />
Bergmischwald. Versprach es<br />
etwa nicht sowohl profitablen Holzertrag als<br />
auch Gewinne für den Artenschutz, erst recht<br />
18 proWald : NoveMber | 2007<br />
Vom Märchenwald<br />
Lustgewinne für den Waldbesucher? Wo<br />
doch der Erlebniswert, aber auch die Artenvielfalt<br />
nun einmal auf Gedeih und Verderb<br />
an das Vorhandensein starker alter Bäume,<br />
an reife Stadien des Ökosystems gekoppelt<br />
sind. Was konnte dem Forstbetrieb Besseres<br />
passieren, als dass der Wirtschafter konsequent<br />
die Wirkung des Stück-Masse-Gesetzes<br />
nutzte? Tat man nicht gut daran, den<br />
periodisch anfallenden Betriebsaufwand<br />
(etwa für Bestandesbegründung und Pflege)<br />
auf einen möglichst langen Produktionszeitraum<br />
zu verteilen? Sofern sich der Aufwand<br />
(im Idealfall) nicht sogar ganz erübrigt durch<br />
die »biologische Automation« und mithilfe<br />
der Selbstregulierungs- und Selbstheilungskräfte<br />
der Natur.<br />
Wir Schwarzwälder durften uns jedenfalls<br />
– Wilhelm Hauffs »Tannenbühl« sozusa-<br />
Von Wolf Hockenjos<br />
gen vor der Haustür – wieder daran erinnern,<br />
dass das Volumenwachstum gesunder Tannen<br />
mit fortschreitendem Alter nicht etwa<br />
nachlässt, sondern steil progressiv zu verlaufen<br />
pflegt, so dass sich die nutzbare Holzmasse<br />
zwischen dem 120. Lebensjahr (der<br />
bisherigen Umtriebszeit) und dem 240. noch<br />
einmal zu verzehnfachen(!) vermag. Wie<br />
heißt es doch im Märchen: »Kohlenmunk-<br />
Peter … stand vor einer Tanne von ungeheurem<br />
Umfang, um die ein holländischer<br />
Schiffsherr an Ort und Stelle viele hundert<br />
Gulden gegeben hätte.« Märchenhafte Gewinnaussichten!<br />
Nach den Tiefschlägen im<br />
Gefolge des Waldsterbens und der Orkane<br />
war der »Mythos Wald«, war auch das Image<br />
der Waldwirtschaft reif für eine Runderneuerung,<br />
und das fernab von Ideologie und<br />
Agrarromantik. Mochte die Sägeindustrie
zum Holzacker<br />
noch so lamentieren, dass die technische<br />
Entwicklung in den Großabnehmerwerken<br />
doch ganz andere Produktanforderungen<br />
stellte (vorzugsweise homogene, schwächer<br />
dimensionierte Plantagenware): Das im<br />
Leitbild von Naturnähe und Multifunktionalität<br />
verankerte Produktionsziel Starkholz<br />
schien unumstößlich und ein für alle Mal<br />
festgezurrt zu sein.<br />
Jetzt war Waldumbau angesagt, nachdem<br />
»Vivian« und »Wiebke« die Schwachstellen<br />
im Wald so schonungslos aufgedeckt<br />
hatten. Der Umbau hatte im Gebirge nicht<br />
nur die Beimischung von Buchen und standortsgerechten<br />
Tiefwurzlern (Tannen) zum<br />
Ziel, mittel- bis langfristig sollte er auch zu<br />
widerstandsfähigeren Waldstrukturen führen.<br />
Dass 1992 – knapp 160 Jahre nach dem<br />
Plenterverbot des badischen Forstgesetzes<br />
von 1833 – ein Stuttgarter Ministerialerlass<br />
anordnete, es seien jetzt »die Möglichkeiten<br />
zur Ausweisung von Plenterwäldern, Dauerbestockungen<br />
und Plenterüberführungswäldern<br />
… verstärkt zu nutzen«, war nur<br />
konsequent. Dauerwald wurde im Bergmischwald<br />
als Waldentwicklungstyp verbindlich(!)<br />
festgeschrieben. Der Plenterwald<br />
als besonders unverwüstliche und risikoarme,<br />
auf die Weißtanne zugeschnittene,<br />
bäuerlich archaische Nutzungsform, das<br />
Ideal aller Naturgemäßen, durfte nun also<br />
endlich auch im öffentlichen Wald wieder<br />
sein! Selbst, wenn er denn doch einmal vom<br />
Sturm geworfen werden sollte, im Plenterwald<br />
stand ja doch die nächste Bestandsgeneration<br />
immer schon in den Startlöchern.<br />
Schon damals war freilich nicht zu<br />
übersehen: Manchen im Altersklassenden-<br />
ken verhafteten Kollegen, Waldbesitzern<br />
und Gemeinderäten war die Abkehr vom<br />
räumlich geordneten, in Reih und Glied erwachsenen,<br />
»besenreinen« Forst, war das<br />
kraut- und rübenartige Neben- und Übereinander<br />
des Plenterwaldes ein Gräuel,<br />
weshalb manch einer die geforderte Wende<br />
nicht als ökonomisch geboten, sondern im<br />
Innersten als reichlich abwegig, gar als Ausfluss<br />
weltfremder Märchenwaldmystik empfunden<br />
hat. Kein Wunder, wo doch die forstlichen<br />
Planungsinstrumente, die Pflege-,<br />
Durchforstungs- und Feinerschließungsmodelle<br />
zu allermeist noch dem Arsenal<br />
der Altersklassenwirtschaft entstammten.<br />
Trotzdem, kein Waldwirt, auch kein noch so<br />
profitorientierter, noch so rationalisierungsbeflissener<br />
Großprivatwaldbesitzer hätte es<br />
sich in jenen Jahren leisten können, sich<br />
nicht zu den Grundsätzen naturnaher Waldwirtschaft<br />
zu bekennen. Schließlich wollte<br />
man sich ja auch nicht ausgrenzen lassen<br />
von den Segnungen des »Förderprogramms<br />
Naturnahe Waldwirtschaft«. Kein Waldgipfel,<br />
keine <strong>Forstverein</strong>stagung, kein forstpolitisches<br />
Statement, in welchen fortan – ja,<br />
auch im Jahr 2007 noch – die Alternativlosigkeit<br />
dieses Konzepts und seines integrativen<br />
Ansatzes nicht beschworen wurde. Naturnahe<br />
& multifunktionale Waldwirtschaft – der<br />
Königsweg nachhaltiger Nutzholzgewinnung!<br />
Oder am Ende doch eher ein Auslaufmodell?<br />
Läuft die naturnahe Waldwirtschaft<br />
– trotz all ihrer Vorzüge – Gefahr, als Episode<br />
des ausklingenden 20. Jahrhunderts in die<br />
Waldbaugeschichte einzugehen? Die Ökologisierung<br />
der Waldwirtschaft, der neue<br />
Waldumbau-Elan, die Tannen- und Buchen-Vorbauwelle,<br />
die Aufbruchstimmung<br />
nach den schmerzhaften Lehren aus den<br />
Orkanschäden, sie spiegelten nur die eine<br />
Seite der Medaille wider. Auf der andern Seite<br />
sahen sich forst- und holzwirtschaftliche<br />
Interessenvertreter angesichts der schwieriger<br />
werdenden Ertragslage immer häufiger<br />
dazu veranlasst, die neuen Waldbausignale<br />
als »Waldbau de luxe« zu desavouieren.<br />
Der neuerliche Umschwung, der »Paradigmenwechsel«,<br />
setzte ein unter dem<br />
Schock des forstwirtschaftlichen Supergaus<br />
zum Jahrtausendende. Anders als nach<br />
»Wiebke«, als der Ruck in Richtung Naturnähe<br />
durch die Forstwirtschaft ging, ist die<br />
Stimmung insbesondere beim Großprivatwald<br />
nach »Lothar« exakt in die entgegengesetzte<br />
Richtung umgeschlagen. Denn<br />
»Lothar« hatte mit seinen nie da gewesenen<br />
NoveMber | 2007 : proWald 19
Spitzenböen und Flächenschäden (40.000 ha<br />
in BW!) allem Anschein nach wahllos zugeschlagen,<br />
quer über alle Standorte, Baumarten<br />
und Waldstrukturen hinweg. Angesichts<br />
der Substanzverluste und der ins Bodenlose<br />
abstürzenden Holzpreise stand den Waldbesitzern<br />
der Sinn plötzlich gar nicht mehr<br />
nach Waldumbau. Dann schon eher nach<br />
drastischer Verkürzung der Umtriebszeiten<br />
nach dem Motto: Je jünger die Bäume geerntet<br />
werden, desto kürzer die Hebel, an<br />
denen der Sturm angreift, desto geringer die<br />
Risiken für den Bestand wie für den Geldbeutel!<br />
Dass sich Investitionen in Schnellwuchsplantagen<br />
aus Fichten oder Douglasien<br />
rascher verzinsen, dass sich die Kapitalumschlagsgeschwindigkeit<br />
auf diese<br />
Weise beschleunigen lässt, ist ein nicht nur<br />
beim Großprivatwald nach wie vor hochwillkommener<br />
Aspekt, ganz im Sinne der<br />
Bodenreinertragslehre von einst. Doch damit<br />
nicht genug: Auch die Möglichkeiten der<br />
Vollmechanisierung lassen sich im kurzumtriebigen<br />
Wald bekanntlich weitaus besser<br />
ausschöpfen. Womit sich Chancen eröffnen<br />
für eine noch drastischere Absenkung der<br />
Personalkosten, der Achillesferse aller Urproduktionsbetriebe.<br />
»Short rotation« im maschinengerechten<br />
Wald, das führt geradewegs zur Homogenisierung<br />
des Produkts und damit zu dessen<br />
besserer Vermarktbarkeit in Just-in-time-<br />
Großverträgen wie auch zur Vereinfachung<br />
der Unternehmer- und Subunternehmeraufträge.<br />
Lieferungsverzug durch temporär<br />
unbefahrbare Waldstandorte: kein Problem!<br />
Betriebliche Störungen solcher Art lassen<br />
sich notfalls per Drainagebagger oder durch<br />
Verdichtung des Maschinenwegenetzes<br />
beheben. In der Draufsicht auf unsere<br />
Feinerschließungsnetze (alle 15 bis 20 m eine<br />
bis zu 5 m breite Gasse, womit über ein<br />
Viertel der Waldfläche aus der Holzproduktion<br />
ausscheidet) sieht der für den Harvester<br />
präparierte Wald dann aus, als habe ihn einer<br />
mit einem groben Rechen durchkämmt.<br />
Je größer und homogener die Fläche, desto<br />
besser für die Maschinenkosten. Durchforstungsbestände,<br />
auch erntereife Bestände lassen<br />
sich so bekanntlich auch destabilisieren<br />
– ohne dass der Waldbesitzer Gefahr läuft, in<br />
die Abseitsfalle unerlaubter Kahlschläge zu<br />
geraten. Kalamitätsnutzungen belohnt bekanntlich<br />
noch immer das Einkommensteuergesetz.<br />
Nirgends wird, wie ich finde, die<br />
Entzauberung des Waldes augenfälliger als<br />
in solchen Durchforstungskomplexen – an<br />
20 proWald : NoveMber | 2007<br />
die Stelle des Geheimnisvollen tritt gähnende<br />
Langeweile!<br />
Der Holzackerbau kommt heute nicht<br />
nur im Verborgenen wieder in Mode (versteckt<br />
hinter potemkinschen Altholzkulissen),<br />
er wird in der Forstpresse diskutiert<br />
und vor Ort auch ganz ungeniert praktiziert.<br />
Das muss uns eigentlich verwundern, denn<br />
die Jahrtausendwende brachte den Waldbesitzern<br />
ja nicht nur das Orkandesaster,<br />
sondern obendrein auch noch die Zertifizierungswelle.<br />
Ob FSC oder PEFC, beide Systeme<br />
sind nun einmal dazu da, Standards<br />
der Nachhaltigkeit, der Multifunktionalität<br />
und, ja doch, auch der Naturnähe festzulegen<br />
und deren Einhaltung per Stichprobenkontrollen<br />
zu überwachen. Eine Extrawurst<br />
für den (Groß-)Privatwald (mit dort milderen<br />
Anforderungen) ist nach den Statuten<br />
übrigens nicht vorgesehen.<br />
Blättert man im jüngsten PEFC-Waldbericht<br />
für <strong>Baden</strong>-Württemberg, so scheint<br />
die Welt noch weithin in Ordnung zu sein.<br />
Da wärmt es sich prima an den Ergebnissen<br />
der jüngsten Bundeswaldinventur. Gehören<br />
die Wälder im Land doch »zu den naturnahesten,<br />
holzvorratsreichsten und zuwachsstärksten<br />
Deutschlands« (so Forstminister<br />
Peter Hauk). Auch die im PEFC-Waldbericht<br />
gesteckten Ziele lassen wenig Wünsche offen,<br />
denn der ökologische Waldumbau steht<br />
noch immer ganz oben in der Agenda: »Der<br />
Vorbau von Tanne und Buche«, heißt es da,<br />
»wird weiterhin in all jenen reinen Fichtenbeständen<br />
durchgeführt, in denen keine<br />
Beimischung durch Naturverjüngung zu erwarten<br />
ist. Im Staatswald ist vorgesehen, in<br />
den nächsten 5 Jahren jährlich rund 400 ha<br />
vorzubauen.«<br />
Die Realität sieht – auch im Staatswald<br />
leider – ganz anders aus. Lag der Vollzug<br />
in den 1990er-Jahren im öffentlichen Wald<br />
noch zwischen 800 und 1.000 ha Vorbaufläche<br />
je Jahr, so tendiert er inzwischen gegen<br />
Null. Nicht viel anders sieht es mit den für<br />
Vorbau abgerufenen Fördermitteln nach<br />
dem Förderprogramm Naturnahe Waldwirtschaft<br />
aus; dies, obwohl die Quelle noch immer<br />
sprudelt (mit bis zu 4.000 EUR pro ha).<br />
Der Vorbau, im Bergwald die einzige planmäßige<br />
Form des Waldumbaus und wichtigstes<br />
Indiz für die Bemühungen um mehr<br />
Naturnähe, ist im öffentlichen Wald fast zum<br />
Erliegen gekommen! Vom Privatwald, gar<br />
vom Großprivatwald, ganz zu schweigen.<br />
Wer immer da behauptet, das meiste<br />
sei ja mittlerweile auch vorgebaut, den<br />
Rest liefere ohnehin die Naturverjüngung,<br />
sitzt m. E. im falschen Film. Der übersieht,<br />
dass inzwischen vorbaudringlichste Fichten-Reinbestände<br />
nachgewachsen sind, aus<br />
Erstaufforstung, aus den kriegs- und nachkriegsbedingten<br />
Übernutzungen samt nachfolgender<br />
Borkenkäferplage (mit Kahlflächen<br />
von beinahe Lothar’schen Ausmaßen), Fichtenreinbestände<br />
aus 68er-Sturmflächen bis<br />
hin zu den von »Lothar« nicht geworfenen,<br />
sondern bloß verlückten Beständen, in denen<br />
jetzt die Fichtenverjüngung galoppiert.<br />
Der hat nicht mitbekommen, dass auch in<br />
vielen Mischbeständen die erhoffte Naturverjüngung<br />
auf den Sankt-Nimmerleins-Tag<br />
verschoben werden muss vor lauter Stickstoffeintrag<br />
und der daraus folgenden Verunkrautung<br />
– oder aber vor lauter Wild. Weil<br />
beim Vorbau meist nur der Grundsatz »nicht<br />
kleckern, sondern klotzen« zum Erfolg verhilft,<br />
weil die Verbissbelastung junger Weißtannen<br />
ausweislich des jüngsten amtlichen<br />
Verbissgutachtens erneut ansteigt (75 % der<br />
bad.-württ. Jagdreviere mit existenzbedrohendem,<br />
mittlerem und starkem Verbiss an<br />
der Tanne!), scheuen die Waldbesitzer den<br />
Aufwand für den Verbissschutz, für das Freischneiden,<br />
gar für Kulturwiederholung nach<br />
Totalausfall. Nicht einmal mehr für die Inanspruchnahme<br />
von Fördermitteln sind sie<br />
dann noch zu gewinnen.<br />
Forst- und Holzwirtschaft »boomen«<br />
wieder, daran konnte unlängst selbst »Kyrill«<br />
nicht rütteln. Sogar der Holzklau geht wieder<br />
um. Die Holzpreise schlagen sich, Gottlob,<br />
allenthalben auch wieder in positiven
Betriebsergebnissen nieder. Doch wie man<br />
weiß, lässt sich kurzfristiger Betriebserfolg<br />
über die Eingriffsstärke (mit dementsprechend<br />
brutalisierter Holzernte) und durch<br />
Unterlassung sich längerfristig erst amortisierender<br />
Investitionen noch glänzender<br />
aufpolieren; was aber im Zweifel geradewegs<br />
zu neuerlicher Fichtendominanz führt, damit<br />
in Richtung Holzacker.<br />
Halten wir fest: Die naturnahe, multifunktionale<br />
Waldwirtschaft steht zwar<br />
– erklärtermaßen – nach wie vor auf dem<br />
Programm. Doch die Treueschwüre werden<br />
leiser und nehmen sich aus wie das Pfeifen<br />
im dunklen Wald. Denn zugleich gewinnen<br />
jene Kräfte an Einfluss, die nach einer grundsätzlichen<br />
»Neudefinition mitteleuropäischer<br />
Forstwirtschaft«, nach Privatisierung<br />
und Deregulierung rufen. Der Kampf um<br />
die Meinungsführerschaft im Wald ist voll<br />
entbrannt. Machen wir uns nichts vor: Die<br />
noch immer knappe Kasse, die Zerschlagung<br />
der Forstverwaltungen, die personelle<br />
Auszehrung bei damit einhergehender Erosion<br />
des akademischen Forstdienstes, die<br />
Vollmechanisierung der Forstbetriebe wie<br />
auch die Konzentrationsprozesse auf dem<br />
Holzmarkt, all diese Entwicklungen werden<br />
eine zunehmende Eigendynamik entfalten.<br />
Den waldökologischen Standards, den Garanten<br />
für Nachhaltigkeit, Naturnähe und<br />
Multifunktionalität, wird das, fürchte ich,<br />
nicht gut bekommen. Der bislang multifunktional<br />
eingeschworene Waldpfleger ist<br />
im Begriff, zum »Holzmichel« zu mutieren.<br />
Voll auf der Höhe der Zeit ist, wer (wie kürzlich<br />
der diesjährige Karl-Abetz-Preisträger)<br />
beiläufig die Bemerkung fallen lässt, man<br />
habe im Betrieb mal eben 500.000 Dougla-<br />
sien gepflanzt: »fastfood« für die »cash-cow«<br />
sozusagen!<br />
In Zeiten der Postmoderne, der Globalisierung<br />
und der voranschreitenden Marktliberalisierung<br />
gibt es – auch im Wald – keinerlei<br />
Tabus mehr, darf schlechterdings alles<br />
in Erwägung gezogen werden. Bis hin zum<br />
Verkauf des öffentlichen Waldes, zur Einladung<br />
an Spekulanten – sogar aus Fernost.<br />
Dass das Bundesverfassungsgericht 1992 (in<br />
seiner »Absatzfondsentscheidung«) für den<br />
öffentlichen Wald, für den »Bürgerwald«, die<br />
gleichrangige Bedeutung von Umwelt und<br />
Erholung neben der Holznutzung eingefordert<br />
hat – geschenkt, geschenkt, das Urteil<br />
stammt ja auch noch aus jenen märchenhaften<br />
1990ern!<br />
Die Öffentlichkeit, vorneweg der Naturschutz<br />
mit all seinen Schutzzielen im<br />
Wald, mit den forstlicherseits so ungeliebten<br />
Managementplänen und deren Verschlechterungsverboten,<br />
wird gut beraten<br />
sein, die Trends weg von der Harmonie der<br />
Multifunktionalität sorgfältig zu registrieren<br />
und sich einzumischen. Der Wald braucht<br />
Allianzen, heute wohl dringender denn je!<br />
Dabei muss der Bürger freilich auf der Hut<br />
sein, dass er nicht selbst dazu beiträgt, die<br />
Entstehung von »Parallelgesellschaften« im<br />
Wald eher zu fördern als zu verhindern. Die<br />
Zonierung in Holzäcker einerseits, in Waldschutzgebiete,<br />
Wildnisse oder in »Wellnessparks«<br />
auf der andern Seite, ganz wie es uns<br />
das »Segregationsmodell« vorgaukelt, entbehrt<br />
bekanntlich selbst bei Naturschützern<br />
oder bei Kurdirektoren nicht eines gewissen<br />
Charmes, zumal, wenn die so kleidsamen<br />
Attribute »naturnah«, »nachhaltig« und<br />
»multifunktional« zu unverbindlichen Leerformeln<br />
verkommen! Die derzeit zu beobachtende<br />
Polarisierung zwischen Waldbesitz<br />
und Naturschutz, sei es im Vorfeld der<br />
nächsten Reform, der nächsten Waldgesetznovellierung<br />
oder wenn um die Akzeptanz<br />
von Naturschutzzielen, um Fragen der guten<br />
forstfachlichen Praxis gerungen wird, all diese<br />
Auseinandersetzungen mögen uns davor<br />
bewahren, vorschnell auf dem Holzweg zu<br />
landen.<br />
»Wir waren im Schoße des Schwarzwaldes«,<br />
schrieb ausgangs des vorletzten<br />
Jahrhunderts ein <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Flaneur,<br />
der große russische Erzähler Iwan Turgenjew,<br />
»Berge nur Berge … und Wald, wundervoller<br />
alter und kräftiger Wald. Der Nachthimmel<br />
war klar, und so vermochte ich<br />
alle Baumarten zu unterscheiden, zumal<br />
die prächtigen Weißtannen mit ihren graden<br />
und hellen Stämmen.« Ein bisschen was von<br />
Turgenjews Märchenwald steht, wie ich finde,<br />
auch dem Schwarzwald des 21. Jahrhunderts<br />
noch immer gut zu Gesicht.<br />
n<br />
Bilder: DFV , W. Hockenjos, pixelquelle.de<br />
NoveMber | 2007 : proWald 21
Der Erwerbsforstwirt<br />
zwischen Tellerrand,<br />
Experimentallabor<br />
und Mottenkiste?
Der etwas sperrige Begriff der Erwerbsforstwirtschaft<br />
kennzeichnete einen Seminarblock<br />
auf der diesjährigen <strong>Forstverein</strong>stagung<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Dass hier der<br />
einzige Teil, der sich mit Forstwirtschaft<br />
i. e. S. beschäftigte, neben den Großthemen<br />
Waldpädagogik und Naturschutz in die Nische<br />
verbannt wurde, konnte einigermaßen<br />
verwundern. Der Andrang zum Thema<br />
»Plantagen, Zukunft der Forstwirtschaft?«<br />
war dennoch groß, trotz oder gerade wegen<br />
der »political incorrectness« des Begriffes.<br />
Eine Diskussionswürdigkeit kann dem Thema<br />
daher zumindest noch attestiert werden.<br />
Der folgende Artikel soll Vortragsinhalt (A.<br />
Elbs) und Diskussion aus dem Blickwinkel<br />
eines Privatwaldbetriebes verquicken.<br />
Die Forstwirtschaft der letzten 20 Jahre<br />
war von sinkenden realen Holzpreisen und<br />
gestiegenen Kosten geprägt. Gleichzeitig<br />
wurde der Fokus auf ökologische und soziale<br />
Leistungen des Waldes verstärkt. Daraus<br />
wurde das im internationalen Vergleich<br />
stark herausragende Modell der multifunktionalen<br />
Forstwirtschaft entwickelt und eine<br />
Integration der Waldfunktionen auf der Fläche<br />
angestrebt. Die Versuche, die Leistungen<br />
neben der Holzproduktion zu bepreisen<br />
und in die wirtschaftlichen Kreisläufe zu integrieren,<br />
wurden bisher wenig erfolgreich<br />
unternommen. Die beibehaltene Betonung<br />
der Waldfunktionen ohne Markt wurde mit<br />
Bilder auf dieser Doppelseite: Loblolly Pine in den USA / H. Graf von Kanitz<br />
voN HeNNiNg graf voN kaNitz<br />
der verfassungsrechtlichen Sozialpflichtigkeit<br />
des Eigentums bzw. einer notwendigen<br />
Selbstverpflichtung zum Erhalt des Marktzuganges<br />
innerhalb der Zertifizierungssysteme<br />
gerechtfertigt.<br />
Dieses Konzept führt zu steigenden<br />
Durchschnittsaltern und –dimensionen<br />
mit stärkeren Einzelbaumstrukturen und<br />
einer Zuwendung zum Laubholz, wie die<br />
Bundeswaldinventuren beweisen. Um diese<br />
Strukturverschiebungen wirtschaftlich zu<br />
rechtfertigen, braucht man Kalkulationskunststücke,<br />
die von hohen Wertholzpreisen<br />
und geringen bis keinen Verzinsungsraten<br />
ausgehen. Leider sieht die Realität<br />
anders aus: Die Renaissance des Rohstoffes<br />
Holz einschließlich der wachsenden energetischen<br />
Verwendung hat die Relationen<br />
zugunsten der Massen- und Industrieholzsortimente<br />
verlagert. Gleichzeitig wachsen<br />
die Risiken, in den gestiegenen Produktionszeiträumen<br />
einen den Volumenzuwachs<br />
deutlich übersteigenden Wertzuwachs generieren<br />
zu können. Aktuell treten auch in<br />
Deutschland neue potenzielle Waldeigentümer<br />
auf, die einen unsentimentalen Umgang<br />
mit dem Wald an den Tag legen und<br />
betriebswirtschaftlichen Betrachtungen<br />
gegenüber offen sind. Hier ist es verständlich,<br />
wenn auch private »Alteigentümer« der<br />
neuen Generation kritisch dem gegenüber<br />
werden, mögliche weitere Vermögensver-<br />
luste deutschen Waldes mit anzusehen zu<br />
müssen und einen steigenden stehenden<br />
Holzwert mit hohem Risiko zu halten.<br />
In dieser Situation kann der Blick über<br />
den Tellerrand anregend sein. Er zeigt, dass<br />
im Rahmen der international überwiegend<br />
praktizierten Segregation der Waldfunktionen<br />
auch hohe Produktionsraten und<br />
sonstige Leistungen erbracht werden. So<br />
werden in Neuseeland auf einem Bruchteil<br />
der Waldfläche hohe Holzmengen in zumeist<br />
FSC-zertifizierten Plantagen erzeugt, wobei<br />
gleichzeitig ein deutlich höherer(!) Flächenanteil<br />
des nationalen Waldpotenzials unter<br />
Vollschutz steht. Mit beeindruckender Konsequenz<br />
werden unter Zuhilfenahme der<br />
dynamischen Investitionsrechnung und<br />
wissenschaftlicher Betreuung Wuchsmodelle<br />
umgesetzt, ohne den Naturschutzgedanken<br />
auszublenden. Ähnliches findet in der<br />
gemäßigt warmen Gelbkiefernregion des<br />
Südens der USA statt. Vorteil der Segregation<br />
ist sicherlich, in den Bewirtschaftungsstrategien<br />
nicht betriebswirtschaftliche und<br />
sonstige Faktoren vermischen zu müssen.<br />
Der Vergleich dieser produktorientierten<br />
Verfahren mit unseren waldbau- und somit<br />
verfahrensorientierten Behandlungsweisen<br />
kann zumindest Ansätze liefern, auf welche<br />
Erträge bzw. Effekte wir bei unserer integrativen<br />
Methode möglicherweise verzichten.<br />
Dieser Ansatz scheint geeigneter, als Wald-<br />
NoveMber | 2007 : proWald 23
24<br />
besucher nach ihrer<br />
Bereitschaft zum<br />
Eintrittsgeld in den<br />
Wald zu befragen<br />
und daraus (absolut<br />
fiktive) Wertpositionen<br />
abzuleiten.<br />
Viele Waldbesitzer<br />
und Forstleute,<br />
die Liebe und Geld<br />
in den naturnahen<br />
Wald der Zukunft<br />
investieren, sollten<br />
anerkennen, dass sie<br />
die Liquidität für diese<br />
Investitionen oft<br />
aus der Nutzung der<br />
zumeist nach Bodenreinertragsgesichtspunkten<br />
entstandenen Bestände schöpfen,<br />
die zwischen 1900 und 1960 begründet wurden<br />
– aus Plantagen der Vergangenheit. Ob<br />
dies dann als Kalamität oder Entrümpelung<br />
auf den Boden kommt, spielt eine geringere<br />
Rolle. Der wirtschaftliche Erfolg der<br />
derzeitigen Praxis ist angesichts der sich dynamisch<br />
ändernden Rahmenbedingungen<br />
weit weniger sicher als die Erträge aus den<br />
heute so verachteten Strukturen, die unsere<br />
forstlichen Vorväter anlegten.<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Der integrative Ansatz stößt dann zumindest<br />
bei privaten Waldeigentümern an<br />
Grenzen, wenn ein akzeptables Maß der Sozialpflichtigkeit<br />
überschritten wird, wie bei<br />
der aktuellen Natura 2000/FFH-Entwicklung<br />
der Fall. Wenn Sonderopfer seitens der<br />
Öffentlichkeit nicht finanziert werden können,<br />
ist das Gedankenspiel einer dosierten<br />
Segregation nicht abwegig.<br />
Es wird Forstleute geben, die dann den<br />
Untergang des forstlichen Abendlandes<br />
sehen. Da es jedoch viele Zwischenstu-<br />
fen geben kann, sind<br />
Schattierungen und<br />
Mischformen denkbar,<br />
ohne Akteure als<br />
»Waldheuschrecken«<br />
titulieren zu müssen.<br />
Niemand fordert den<br />
Sprung von einem Extrem<br />
ins andere, aber<br />
eine Diskussion unter<br />
Einbeziehung objektiver<br />
Maßstäbe muss<br />
erlaubt sein. Vielleicht<br />
bedarf es einer Neujustierung<br />
von Zielen und<br />
Methoden. Die Veranstaltung<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
legte die grundsätzliche Offenheit dazu<br />
an den Tag, und die Stimmen, die darin eine<br />
Publikumsbeschimpfung des beamteten<br />
Forstpersonals erkannten, schienen in der<br />
Minderheit.<br />
Der Vortrag von Armin Elbs, Toerring Forst,<br />
Seefeld Obb., wird in Kürze über www.forstverein.de<br />
in der Rubrik <strong>Jahrestagung</strong> zugänglich<br />
gemacht.<br />
n<br />
Bild unten:<br />
Douglasienplantage in Neuseeland / Armin Elbs
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213135_AXA_Waldversicherung_Sp 186x114.qxd 14.08.2007 7:45 Uhr Seite 1<br />
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NoveMber | 2007 : proWald 25
Waldpädagogik immer wichtiger<br />
»Wer Tiere und Pflanzen tötet, den soll<br />
Greenpeace holen.« Mit diesem Brämer-<br />
Zitat brachte Robert Vogl, Professor für<br />
Forstliche Bildungsarbeit an der FH Weihenstephan,<br />
das zwiespältige Verhältnis von Jugendlichen<br />
zur Naturnutzung auf den Punkt.<br />
Demnach bejahen inzwischen bereits 85 %<br />
der Schüler in Umfragen die Frage »Schadet<br />
Holz fällen dem Wald?« Für das Image einer<br />
Branche, die eben diese Tätigkeit als Kerngeschäft<br />
betreibt, nicht unbedingt förderlich.<br />
Nicht von ungefähr waren gleich vier<br />
Seminare (Nr. 16, 18, 19 und 28) in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Baden</strong> der Waldpädagogik gewidmet. Und<br />
diese Seminare zeigten eindrücklich die<br />
aktuelle Bedeutung und das noch größere<br />
Potenzial der Waldpädagogik auf. Dabei war<br />
der waldpädagogische Bogen weit gespannt.<br />
Kommunikationsziele zwischen Holzmarketing<br />
und Bildung für nachhaltige Entwicklung,<br />
Zielgruppen vom Kindergarten<br />
bis zum Häuslebauer, Akteure vom Förster<br />
bis zur Biermarke kamen zur Sprache.<br />
Eher klassisch muteten noch die Seminare<br />
bei Professor Otmar Fuchß, Hochschule<br />
Rottenburg, an. In seinem Eingangsstatement<br />
»Seit über 20 Jahren rollt der »Zug«<br />
Waldpädagogik – Wo ist der Zielbahnhof?«<br />
26 proWald : NoveMber | 2007<br />
Authentische Kommunikation zwischen<br />
Bildungsauftrag und Marketing<br />
wartete Fuchß mit interessanten Zahlen aus<br />
seinen Studien in <strong>Baden</strong>-Württemberg auf.<br />
Für 94 % der baden-württembergischen<br />
Förster gehört die waldpädagogische Arbeit<br />
zum heutigen Berufsbild eines Försters.<br />
Diese Arbeit richte sich zu 79 % an<br />
vorschulische und schulische Bildungseinrichtungen,<br />
wo das Angebot – überwiegend<br />
ein Methodenmix aus Vortrag, Spiel und<br />
Untersuchung – auch auf gute Resonanz<br />
stoße. Fuchß plädierte in diesem Zusammenhang<br />
für eine Erweiterung der Zielgruppen,<br />
nicht nur in die Sekundarstufen<br />
der Schulen, sondern auch in den Bereich<br />
der Erwachsenen. Deutlich weniger einheitlich<br />
das Bild bei den Zielen, die die befragten<br />
Forstleute mit ihren waldpädagogischen Aktivitäten<br />
verfolgen. Bewusstseinsänderung,<br />
Wissensvermittlung über den Wald und Öffentlichkeitsarbeit<br />
über forstliches Handeln<br />
stehen in der Rangfolge der Nennungen<br />
ganz vorne, aber auch sozialtherapeutische<br />
Funktionen und das Thema Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung werden genannt.<br />
Von Dietmar Gretter<br />
Der breite Zielkanon korrespondiert mit<br />
der Schwierigkeit einer exakten Definition<br />
von Waldpädagogik. Nicht zuletzt durch<br />
die Ausrufung der UN-Dekade »Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung« (2005 – 2014)<br />
wurde der inhaltliche Kontext der Waldpädagogik<br />
nochmals erweitert. Zu Recht, wie<br />
Robert Vogl im Seminar zu »Konzeptionen<br />
zur Vermittlung des Nachhaltigkeitsgedankens«<br />
darlegen konnte. Die mit dem Begriff<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BfNE)<br />
verbundene »Gestaltungskompetenz« wird<br />
in acht Teilkompetenzen aufgeteilt, von<br />
denen mehr als die Hälfte, etwa die Fähigkeit,<br />
vorausschauend zu denken, oder die<br />
Befähigung zu interdisziplinärer Arbeit,<br />
ideal am Beispiel der Waldbewirtschaftung<br />
greifbar gemacht werden könnten. Der<br />
Holznutzungsaspekt in der Waldpädagogik<br />
stand im Impulsreferat zu Vogls zweitem<br />
Seminar im Vordergrund. Nach einer pointierten<br />
Analyse zeigte Vogl Lösungsansätze<br />
auf, wie Waldpädagogik dem Jugendlichen<br />
die Holznutzung näherbringen kann. Seine
praktische Überzeugungsarbeit folgt dabei<br />
drei Schritten: (1) Nutzung ist legitim. (2)<br />
Der Verbraucher ist nicht ohnmächtig, er<br />
hat die Wahl! (3) Nachhaltige Nutzung ist<br />
das Steuerungsprinzip, mit dem der Mensch<br />
erntet, was zugleich nachwächst. Praktische<br />
Übungen verdeutlichten die Herangehensweise.<br />
Auch Wilhelm Unnerstall, regionaler<br />
Marketingmanager des Holzabsatzfonds,<br />
schlug in seinem Vortrag zu den Kommunikationspotenzialen<br />
der Waldpädagogik für<br />
die Holzwirtschaft die Brücke zur Nutzung.<br />
Brachenfremde Beispiele aus der Werbung,<br />
vom Regenwaldprojekt der Pilsmarke Krombacher<br />
bis zu den Pflanzaktionen von Fielmann<br />
und Tengelmann, zeigten die hohen<br />
Sympathiewerte, die der Wald in der Öffentlichkeit<br />
genießt und die nachweislich in der<br />
Kommunikation nutzbar sind. Ähnliches<br />
gelte nach Studien auch für das Holz als Bau-<br />
und Rohstoff. 95 % der Befragten finden<br />
Holz sympathisch. Immerhin 40 % würden<br />
ein Holzhaus bauen. Aber nur rund 15 % der<br />
Häuslebauer tun dies auch praktisch. In der<br />
Differenz zwischen diesen Prozentwerten<br />
sieht Unnerstall das Potenzial für die Kommunikationsarbeit.<br />
Netzwerke, Authentizität<br />
und Vertrauenskultur sind seine Stichworte,<br />
wenn es um die gemeinsame Aufklärungsarbeit<br />
entlang der Produktkette vom Wald<br />
zum Verbraucher geht. Die Holzwirtschaft<br />
könne in der Waldpädagogik für den finanziellen<br />
Background und für Unterstützung<br />
gegenüber der Politik in der Frage der Notwendigkeit<br />
der Waldpädagogik sorgen. Die<br />
Entscheidung für einen Baustoff fiele in<br />
hohem Maße unter dem Gesichtspunkt des<br />
Vertrauens in die Kommunikationspartner.<br />
Der Förster könne hier für die erforderliche<br />
Konstanz und Glaubwürdigkeit sorgen.<br />
Gleiches gilt für lokale holzwirtschaftliche<br />
Betriebe. Wer könne authentischer die Begeisterung<br />
für den Rohstoff Holz vermitteln<br />
als ein Tischler vor Ort?<br />
In der abschließenden Podiumsdiskussion<br />
zu den waldpädagogischen Seminaren<br />
wurde auch die Frage thematisiert, inwieweit<br />
es dabei nicht zu einer Vermischung<br />
zwischen Marketing- und Bildungsaufgaben<br />
komme. Auf keinen Fall dürfe der Vorwurf<br />
entstehen, dass die Branche eine sensible<br />
Zielgruppe wie Kinder und Jugendliche manipulieren<br />
wolle. Ob Schulklassenführung<br />
im Rahmen von BfNE oder Infostand auf<br />
der Holzmesse – eine erlebnisorientierte<br />
Information über die Themen Wald und<br />
Holz wird allerdings immer auf ähnliche<br />
Bausteine zurückgreifen. Umso wichtiger<br />
nicht nur in diesem Zusammenhang die<br />
klare Festlegung von Kommunikationszielen,<br />
um strategische Fehler auf Seiten der<br />
Anbieter und enttäuschte Erwartungen auf<br />
Gestaltungskompetenz im Sinne der BfNE lässt sich in 8 Teilkompetenzen<br />
aufgliedern (de Haan et al. 2006, Programm<br />
Transfer-21, Koordinierungsstelle Freie Universität Berlin)<br />
1. die Fähigkeit, vorausschauend zu denken und die Zukunft als<br />
gestaltbar zu begreifen;<br />
2. interdisziplinär zu arbeiten;<br />
3. eine weltoffene Wahrnehmung zu haben und transkulturelle<br />
Verständigung anzustreben;<br />
4. an Gestaltungsprozessen aktiv zu partizipieren;<br />
5. Planungs- und Umsetzungskompetenzen zu besitzen;<br />
6. Empathie, Mitleid und Solidarität zu üben;<br />
7. die Fähigkeit, sich und andere motivieren zu können und<br />
8. eine distanzierte Reflexion über individuelle und kulturelle<br />
Leitbilder vornehmen zu können.<br />
Seiten der Nutzer vermeiden zu können.<br />
Die von Christoph Rullmann moderierte<br />
Diskussion (auf dem Podium Otmar Fuchß,<br />
Berthold Reichle vom Stuttgarter Haus des<br />
Waldes, Wilhelm Unnerstall und Robert<br />
Vogl) gestaltete sich insgesamt so facettenreich<br />
wie die Waldpädagogik selbst. »Das<br />
eine tun, das andere nicht lassen« war in etwa<br />
der Grundtenor. Gesicherte Strukturen<br />
auf Seiten der beteiligten Forstverwaltungen<br />
und -betriebe einerseits, Offenheit gegenüber<br />
Partnern – Holzwirtschaft, Pädagogen,<br />
Psychologen und Sozialwissenschaftler<br />
– andererseits. Praktische Umsetzung durch<br />
waldpädagogische »Leuchttürme« mit Spezialisten,<br />
kombiniert mit der authentischen<br />
Kommunikation der Akteure vor Ort. Wissensvermittlung,<br />
aber auch Sinneserlebnis<br />
und Bewegungsimpulse … Die Palette der<br />
Sichtweisen war bunt, das Engagement auf<br />
allen Ebenen in den Diskussionsbeiträgen<br />
förmlich greifbar. Leuchtende Kinderaugen<br />
nach Waldführungen stehen vielleicht symbolhaft<br />
für die erste Stufe, die die Waldpädagogik<br />
nach rund 25 Jahren erklommen hat.<br />
Es lohnt sich, die nächsten Stufen in Angriff<br />
zu nehmen.<br />
n<br />
Bilder: Landesforsten Rheinland-Pfalz/www.wald-rlp.de,<br />
Landesforstveraltung B.-W.<br />
NoveMber | 2007 : proWald 27
28<br />
Podiumsdiskussion zur Zukunft der Ausbildung<br />
Sehr engagiert wurde nach einem Eingangsstatement von Minister Hauk, <strong>Baden</strong>-Württemberg, die Frage diskutiert, welche<br />
Politik die Förster von morgen brauchen. Auf dem Podium saßen (unten v.l.n.r.) neben Prof. Volz (Prorektor der Uni Freiburg),<br />
Julian Bresser (Uni Freiburg), Minister Hauk, Hannes Elster (Moderation), PD Dr. Schraml (Ausbildungsbeauftrager<br />
des DFV), Tabea Merz (HS Rottenburg) und Prof. Kaiser (Rektor der Hochschule Rottenburg). Auch die Zuhörer griffen mit<br />
Fragen und Statements in die Debatte ein.<br />
Die Übernahme in eine der Länderforstverwaltungen<br />
ist heute trotz Höchstleistungen<br />
kaum kalkulierbar; daher sind vielfältigere<br />
Karriereziele notwendig. Ein Rückblick auf<br />
das Forstwesen in den vergangenen Jahrzehnten<br />
zeigt massiven Abbau im Personalbestand<br />
zunächst durch Mechanisierung<br />
und Rationalisierung bei Waldarbeiterschaft,<br />
später auch bei Betriebsbeamten<br />
und Leitungsebene. Das Motto lautet überall<br />
unisono »Reduktion der Fixkosten«. Der<br />
Trend, zunehmend staatliche Aufgaben privaten<br />
Unternehmen zu übertragen, hat auch<br />
vor dem Wald nicht haltgemacht: Wir haben<br />
heute eine Anzahl an Forstunternehmern,<br />
wie wir sie vor 50 Jahren noch für unmöglich<br />
gehalten hätten.<br />
Das hat Konsequenzen für die Studierenden.<br />
Die Motive für die Wahl eines<br />
forstlichen Ausbildungsganges sind heute<br />
sicherlich noch immer die gleichen wie zu<br />
meiner Zeit: der Wunsch, mit dem Objekt<br />
Wald zu arbeiten. Und das ist gut so. Andererseits:<br />
Nahezu alle deutschen Landesforstverwaltungen<br />
bauen weiter Personal ab, bis<br />
zu 40 Prozent. Der Bedarf an Absolventen<br />
der Laufbahnausbildung wird sich weiter<br />
deutlich verringern. Außerhalb des Staates<br />
entstehen parallel zunehmend Arbeitsmöglichkeiten<br />
in Verbänden, Unternehmen der<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Forstwirtschaft im Wandel<br />
Statement von Herrn Minister Hauk anlässlich der Podiumsdiskussion<br />
Holzwirtschaft, Planungsbüros, Gutachterbüros<br />
usw.<br />
Beispiel Zertifizierung: Eine klassische<br />
staatliche Aufgabe wird durch unabhängige<br />
Dritte erfüllt und schafft dort neue<br />
Arbeitsplätze. Verbleibanalysen belegen,<br />
dass Beschäftigungsmöglichkeiten in den<br />
forstlichen Randbereichen vorhanden sind.<br />
Wirtschaftsnahe Aufgaben bieten Karrierechancen,<br />
allerdings oft verbunden mit<br />
einem höheren Risiko. Ich meine dennoch:<br />
Wagen Sie es!<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich<br />
der Landesforstverwaltung <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg: Wir haben Personaleinsparungen<br />
beschlossen zur Erwirtschaftung<br />
der Effizienzrendite in Höhe von 20 % in<br />
sieben Jahren bis 2011. Daher besteht nur<br />
ein ganz schmaler Einstellungskorridor. Ein<br />
untragbarer Personal- und Kostenaufwand<br />
im Vorbereitungsdienst und insbesondere<br />
für die Staatsprüfung für die geringe Zahl<br />
der einzustellenden Anwärter und Referendare<br />
hat grundsätzliche Neuorientierung<br />
der Zugangsvoraussetzungen für die<br />
Laufbahnen des gehobenen und höheren<br />
Forstdienstes erforderlich gemacht. Es gibt<br />
kein formales Zulassungsverfahren mehr,<br />
sondern eine bedarfsorientierte Bewerberauswahl<br />
nach fachlichen und persönlichen<br />
Kriterien. Bewerber müssen die allgemeine<br />
Bildungsvoraussetzungen (Hochschulstudium)<br />
und eine 2-jährige, der Fachrichtung<br />
entsprechende Berufspraxis nachweisen<br />
können. Die Berufspraxis kann außerhalb<br />
oder innerhalb der Landesforstverwaltung<br />
(vergleichbar mit einem Trainee-Programm)<br />
erlangt werden. <strong>Baden</strong>-Württemberg bietet<br />
im kommenden Jahr erstmals Trainee-Stellen<br />
an. Die erfolgreiche Bewerbung auf diese<br />
Stellen ist sicher eine große Chance, um das<br />
eigene Berufsziel zu erreichen.<br />
Hohe Attraktivität für sehr gut qualifizierte<br />
Hochschulabsolventen durch Einstellungsentscheidung<br />
im Grundsatz zu Beginn<br />
der Qualifizierungsmaßnahme: Verpassen<br />
Sie diese Chance nicht, vergessen Sie aber<br />
auch nicht, sich bereits während des Studiums<br />
für zukünftige andere Arbeitgeber zu<br />
interessieren. Suchen Sie nach Praktikumsmöglichkeiten.<br />
Suchen Sie den Kontakt zur<br />
freien Wirtschaft. Heute ist der Einstieg in<br />
die Arbeitswelt ungleich schwieriger ist als<br />
noch vor zwanzig Jahren. Ich erhoffe mir,<br />
dass von der heutigen Diskussion gute Impulse<br />
für eine zukunftsfähige Entscheidung<br />
des Einzelnen ausgehen.<br />
n<br />
Bilder: Reiner Mühlsiegl
Die Zukunft gestalten!<br />
Von Dr. Ulrich Schraml, Ausbildungsbeauftragter im DFV<br />
»Wir stehen vor neuen Herausforderungen.<br />
Die Lösung muss irgendwo in der Vergangenheit<br />
zu finden sein.« An diese Strategie fühlt<br />
sich mancher erinnert, der aufmerksam der<br />
Diskussion um die Zukunft des forstlichen<br />
Nachwuchses folgt. Noch immer kreisen<br />
die Debatten um die staatlichen Forstverwaltungen<br />
und damit um wenige berufliche<br />
Nischen, die diese bieten. Zu groß ist offensichtlich<br />
die Versuchung der Diskutanten,<br />
die eigene Biographie zum Maßstab für jene<br />
Ratschläge zu machen, die Studierende und<br />
Verwaltungsspitze erhalten. Zu eingeübt<br />
sind umgekehrt aber auch die Rituale des<br />
ministeriellen Abwehrkampfes gegen die<br />
berufsständischen Forderungen nach Einstellungskorridor<br />
und Ausbildungsplatzgarantie.<br />
So ist es schwer, die Debatte nicht mit<br />
der resignierenden Feststellung zu beschließen,<br />
dass die fiskalischen Zwänge eben nur<br />
wenigen Studierenden eine Zukunft im Forst<br />
ermöglichen.<br />
Da wird im Schlachtengetümmel leicht<br />
überhört, wenn etwa in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> ein<br />
Student vom Podium aus betont, dass für<br />
ihn und seine Kommilitonen das Forststudium<br />
keine Einbahnstraße in Richtung<br />
Pensionsanspruch ist. Im Gegenteil, die<br />
besten seines Jahrganges hätten ohnehin<br />
kein Interesse am Staatsdienst. Tatsächlich<br />
zeigen Befragungen von Studenten, dass<br />
nicht der Wunsch nach einem bestimmten<br />
Arbeitsplatz dazu führt, ein Forststudium<br />
aufzunehmen, sondern das Interesse am<br />
Fach. Und dieses Interesse ist so groß, dass<br />
alle Ausbildungsstätten einen konstant<br />
hohen Zulauf verzeichnen. Jedes Jahr bekunden<br />
mehrere Hundert junge Menschen<br />
in Deutschland, dass sie sich auch dann in<br />
ihrem Studium mit Waldnutzung befassen<br />
möchten, wenn sie die eigene berufliche Zukunft<br />
nicht im Wald sehen.<br />
Was andere Branchen in Verzückung<br />
versetzen würde, löst unter Förstern und<br />
Waldbesitzern immer noch Irritationen aus.<br />
Zu groß sind die Selbstzweifel, als dass man<br />
diesem jugendlichen Optimismus etwas abgewinnen<br />
könnte. Auch im <strong>Forstverein</strong> bemühen<br />
wir uns seit Jahren vor allem darum,<br />
die erfolgreichen Karrieren von Forstabsolventen<br />
jenseits von Forst und Holz zu dokumentieren<br />
und mit den Erfolgsgeschichten<br />
von Förstern in anderen Branchen für das<br />
Potenzial der Absolventen von forstlichen<br />
Studiengängen zu werben. Dass es diese Erfolgsgeschichten<br />
gibt, ist gut für die Betroffenen<br />
und zeugt vom Wert der absolvierten<br />
Ausbildung. Sie machen aber auch das Risiko<br />
deutlich, dass die Guten, Flexiblen und Gewandten<br />
sich systematisch vom Wald verab-<br />
PodiuMsdiskussioN<br />
schieden. Den viel zitierten Kampf um die<br />
besten Köpfe gewinnen zunehmend andere.<br />
Der Holzboom der letzten Jahre hat verdeutlicht,<br />
dass Forst- und Holzwirtschaft<br />
auch Aufbruchstimmung und Zuversicht<br />
verbreiten können. Die Zeitungen waren<br />
voll von den Zukunftschancen der Branche.<br />
Gleichermaßen gilt es nun auch in den Diskussionen<br />
über die Zukunftsthemen Klimawandel,<br />
Wasserschutz, Energie, Bildung oder<br />
den Rückzug des Staates aus vielen Dienstleistungen,<br />
nicht bei der Risikobeschreibung<br />
stehen zu bleiben. Es wird auf die politischen<br />
und betrieblichen Strategien ankommen, ob<br />
in diesen Feldern auch Chancen für Forstleute<br />
erkannt und ergriffen werden. Diese<br />
Chancen erkennt man aber nur durch die<br />
systematische Beschäftigung mit der Zukunft<br />
der Waldnutzung. Starken Bildern von<br />
der Zukunft kann sich die Politik auf Dauer<br />
nicht verschließen; das erleben wir gerade<br />
beim Thema Klimawandel. Daher setzen<br />
wir uns zwar weiterhin für Einstellungskorridore<br />
der Landesforstverwaltungen ein, im<br />
Mittelpunkt aber steht die Notwendigkeit,<br />
Visionen von der zukünftigen Waldnutzung<br />
zu entwickeln. Dies hilft dem forstlichen<br />
Nachwuchs mehr als eine Forstratstelle im<br />
Haushaltsplan.<br />
n<br />
NoveMber | 2007 : proWald 29
[01] [02] [03]<br />
30 proWald : NoveMber | 2007<br />
Wiederbewaldung<br />
von 2000 ha Sturmfläche<br />
im Erholungswald<br />
einer Kurstadt<br />
[08]<br />
Von Wilhelm Stölb<br />
»Am späten Vormittag des 26. Dezember<br />
1999 fegte ein Orkan in bisher nicht<br />
gekannter Heftigkeit über das Land<br />
und vernichtete innerhalb kürzester<br />
Zeit, von etwa einer halben Stunde,<br />
große Teile des Stadtwaldes. Ein Wald,<br />
zum Wohle dessen Generationen von<br />
städtischen Forstleuten gewirkt haben.«<br />
– Knappe Zeilen aus der Info-Broschüre<br />
des Stadtforstamtes <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>.<br />
Doch der Leser spürt, welche Katastrophe<br />
hier geschehen war. Rund acht Jahre später<br />
bewegt sich eine Gruppe von Forstleuten<br />
durch eben diesen Wald (Bild 1), geführt<br />
von Forstamtsleiter Hauck und Revierleiter<br />
Kraus (Bild 2). Die Betroffenheit der ersten<br />
Zeit und die Anstrengung der drei Jahre dauernden<br />
Aufarbeitung sind Vergangenheit.<br />
Man will einfach sehen, was geworden ist,<br />
was die Forstkollegen zusammen mit der<br />
Natur daraus gemacht und gelernt haben.<br />
Das Thema ist zukunftsträchtig; vielleicht<br />
steht ja mancher im eigenen Wald bald vor<br />
einer ähnlichen Herausforderung?
Löst man sich vom menschlichen Gefühl,<br />
so brachte der Sturm eine abrupte Veränderung<br />
in den Wald, nicht mehr und nicht<br />
weniger. Er beseitigte Althölzer, die verbleibenden<br />
Kahlflächen trugen entweder bereits<br />
Verjüngung oder nicht. Im ersten Fall war<br />
die Wiederbestockung leicht: Tanne, Fichte,<br />
Douglasie, Buche und Bergahorn »stachen«<br />
langsam durch die Begleitvegetation, teilweise<br />
dicht wie die berühmten »Haare auf<br />
dem Hund« (Bild 6/7). Schöne Bilder sind<br />
da entstanden, die entsprechend bewundert<br />
wurden. Wo die Tanne schon Fuß gefasst<br />
hatte, wuchs sie entgegen mancher Skepsis<br />
auch auf der Freifläche! Rund 900 ha haben<br />
sich so natürlich wieder bewaldet.<br />
Schwieriger war es auf jenen 900 ha,<br />
die nichts aufwiesen als Waldboden oder<br />
bereits Adlerfarn und Brombeere, teilweise<br />
auch Birke, Weide und Aspe. Dass es keinen<br />
Sinn macht, hier auf bessere Angebote der<br />
Natur zu warten, konnte jeder am üppigen<br />
Gestrüpp sehen (Bild 3). Pflanzen war angesagt,<br />
und dies geschah in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
mit rund 800.000 Stück, davon zwei Drittel<br />
Laubholz. Schutz gegen Unkraut und Wild<br />
boten 250.000 Wuchshüllen (Bild 4), die den<br />
Anwuchs wesentlich erleichterten und viele<br />
Sorgen ersparten. In 3-4 Jahren waren die<br />
meisten Pflanzen gesichert, insbesondere<br />
die Wildkirsche wuchs hervorragend (Bild<br />
5).<br />
Jetzt steht die Pflege heran: eine Mammutaufgabe,<br />
gleichwohl unverzichtbar<br />
wegen Stabilität und Waldbild. Ästhetische<br />
Werte haben in der Kurstadt Vorrang. Wenn<br />
teilweise ein Dutzend wuchsfreudiger Baumarten<br />
auf der Fläche stehen, gibt es reichlich<br />
Diskussionsstoff: Soll man z. B. Tanne<br />
[09/10]<br />
oder Douglasie fördern? Die mittelalten Buchen<br />
heraushauen, die dem Sturm damals<br />
standhielten und sich jetzt mächtig ausbreiten?<br />
Einerseits behindern sie den Aufwuchs,<br />
andererseits bereichern sie das Waldbild – lockern<br />
optisch die immensen Kulturflächen.<br />
Entscheidend ist letztlich die Zielsetzung<br />
des Forstbetriebs: Erholungswald braucht<br />
»Baumpersönlichkeiten«, auch wenn der<br />
Jungwuchs stellenweise etwas zurückbleibt.<br />
Der Wildstand, beliebtes Reizthema jeder<br />
Forstexkursion, gab im Stadtwald <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
keinen Anlass zu Kritik – oder<br />
kommen Rehe und Hirsche bei dem plötzlichen<br />
Überangebot mit dem Fressen gar<br />
nicht nach?<br />
Fazit: Im feucht-warmen Klima des westlichen<br />
Schwarzwaldes mit 1.100 bis 1.700 mm<br />
Niederschlag wächst nach »Lothar« ein schöner<br />
neuer Wald heran. Forstlich unbedarfte<br />
Besucher, die von der Orkankatastrophe vor<br />
acht Jahren nichts wissen, merken davon<br />
praktisch nichts mehr. Der Mensch genießt<br />
die weiten Blicke in herrliche Waldberge, die<br />
markanten Einzelbaum-Persönlichkeiten,<br />
die jetzt die Jungwälder überragen (Bild 8),<br />
und freut sich an Sonne, Wind und Wolken.<br />
Die Plastikköcher in den Kulturflächen befremden<br />
ihn, weshalb er vielleicht nach ihrer<br />
Bedeutung fragen wird. Doch wenn er darum<br />
weiß, nimmt er sie an.<br />
Der Erlebniswert des Gesamtwaldes hat<br />
sich verändert: Es gibt mehr Weite, mehr<br />
Sonne als schattige Wälder. Bei einem Bewaldungsprozent<br />
von 61 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
und teilweise noch mehr im hinterliegenden<br />
Nordschwarzwald ist das kein Nachteil. Anders<br />
mag es werden, wenn die Kulturflächen<br />
ins Dickungs- und Stangenholzalter wach-<br />
[04] [05] [06] [07]<br />
sen. Dann wird der Wanderer über weite<br />
Strecken durch geschlossene Wälder gehen.<br />
Wald ist schön, aber nur da, wo er einen gewissen<br />
Ausgleich in Licht und Weite findet.<br />
Vielleicht wird dies Thema einer der nächsten<br />
Exkursionen sein?<br />
Der Rückweg durch bunte Weinberge<br />
(Bild 9/10), der wunderbare Blick auf die<br />
grüne Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zeigten bewegend<br />
das herrliche Zusammenspiel großer, tiefer<br />
Wälder mit dem darin eingebetteten Kulturland.<br />
Gestärkt in einer kleinen Weinschänke,<br />
nahm man das Gefühl mit, an diesem<br />
Nachmittag eine der schönsten deutschen<br />
Landschaften erlebt zu haben, der auch ein<br />
Jahrhundertsturm nicht dauerhaft schaden<br />
konnte.<br />
n<br />
Bilder: Wilhelm Stölb<br />
NoveMber | 2007 : proWald 31
Ein buntes Programm von 23 Fachexkursionen<br />
und vier Begleitexkursionen erwartete<br />
die Teilnehmer der 63. <strong>Forstverein</strong>stagung<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg. In Zusammenarbeit<br />
mit den örtlichen Förstern und Betrieben<br />
sowie den Kollegen der Nachbarländer<br />
Frankreich und Schweiz konnten fast alle<br />
forstlichen Highlights aus dem Südwesten<br />
abgedeckt werden. Lokale Besonderheiten,<br />
wie die Weißtanne im Plenterwald oder die<br />
Ortenauer Edelkastanie, wurden ebenso wie<br />
Forsttechnik, Holzbe- und -verarbeitung,<br />
die Jagd und das weite Feld der Multifunktionalität<br />
des Waldes, insbesondere Waldnaturschutz,<br />
Umweltpädagogik und Tourismus,<br />
vorgestellt. Die Resonanz auf dieses<br />
Angebot war außergewöhnlich groß, zumal<br />
neben den Klassikern der mehrtägigen und<br />
ganztägigen Exkursionen erstmals bei einer<br />
<strong>Jahrestagung</strong> auch Halbtagsexkursionen<br />
angeboten wurden – und dies mit großem<br />
Erfolg, waren doch alle neun Exkursionen<br />
bald ausgebucht.<br />
Endlich war es soweit: Pünktlich rollte<br />
am Freitagmittag hinter dem Kongresshaus<br />
der Konvoi von Bussen heran. Flink wurden<br />
die Nummern und Namen in den Bussen befestigt,<br />
die Exkursionsführer deponiert, und<br />
schon strömten die nahezu 430 Teilnehmer<br />
32 proWald : NoveMber | 2007<br />
Waldland<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg –<br />
Forstliche Vielfalt im<br />
Südwesten<br />
herbei und verteilten sich auf die Busse. Lodengrün,<br />
Outdoor-Jacken und Rucksäcke bestimmten<br />
das Bild, und eine erwartungsvolle<br />
Stimmung breitete sich aus. Rasch wurden<br />
noch die Lunchpakete verteilt, und schon<br />
ging es bei schönstem Oktoberwetter los.<br />
Neben wunderbaren Wanderungen auf<br />
Felswegen und Wildnispfaden warteten<br />
die »Schwarzwälder Waldgeschichte«, aber<br />
auch die Waldpädagogik in der Praxis sowie<br />
die Bewirtschaftung von Privatwäldern auf<br />
die Teilnehmer. Auch die eindrucksvolle<br />
Entwicklung der mit dem Orkan Lothar 1999<br />
entstandenen Flächen konnte begutachtet<br />
werden. Mit der Besichtigung modernster<br />
Holz be- und verarbeitender Betriebe sowie<br />
einem Pellets- und Hackschnitzelwerk wurden<br />
wegweisende technische Neuerungen<br />
vorgestellt.<br />
Von den Wäldern der Rheinebene bis<br />
in die höchsten Lagen des Schwarzwalds<br />
reichte die Palette der Reiseziele. Begleitet<br />
und geführt von den örtlichen Kollegen,<br />
den wissenschaftlichen Begleitern der Forschungsanstalten<br />
von <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
und Rheinland-Pfalz sowie den Professoren<br />
der Hochschulen von Rottenburg und Weihenstephan,<br />
bestanden ideale Voraussetzungen<br />
für intensive Diskussionen und den<br />
Von Beate Späth-Bleile<br />
offenen Erfahrungs- und Informationsaustausch.<br />
Viele haben die Chance genutzt und<br />
auch am Samstag eine Exkursion besucht.<br />
Bereits früh morgens bei Dunkelheit ging es<br />
mit dem Shuttle oder dem Auto vom Hotel<br />
oder der Jugendherberge zum hell erleuchteten<br />
Waldseeparkplatz. Die fast 500 Teilnehmer<br />
strömten mit ihrem Gepäck heran<br />
und verteilten sich. Kurze Kontrolle in den<br />
Bussen: »Alle da?«, und schon ging es los,<br />
unter anderem nach Frankreich und in die<br />
Schweiz, aber auch zu einem genussvollen<br />
Streifzug durch den Südschwarzwald. Neben<br />
dem Fachprogramm gab es Zeit für<br />
kulinarische und kulturelle Highlights. So<br />
wurden die Klosteranlagen in Maulbronn,<br />
Hirsau und St. Peter, aber auch die wunderbare<br />
Anlage am Mont Sainte – Odile – genau<br />
so interessiert besichtigt wie die vielfältigen<br />
Waldbilder. Und mit genussvollen Weinproben<br />
und köstlichen Menüs wurde auch<br />
dem körperlichen Wohlbefinden Rechnung<br />
getragen.<br />
Exkursionen also, die die Tradition der<br />
<strong>Jahrestagung</strong>en mit ihren vielfältigen Eindrücken<br />
besonders bereicherten.<br />
n<br />
Bilder: Tagungsteam
Alles unter einem Hut?<br />
Multifunktionale<br />
Forstwirtschaft in den<br />
Schwarzwaldhochlagen<br />
Von Andreas Schabel<br />
Während die 50 Teilnehmer – noch in Gedanken<br />
bei der Tagung und in stiller Erwartung<br />
der Exkursion – sich mit Genuss über<br />
die Lunch-Pakete hermachten, stieg der<br />
Bus durch die herbstlich gülden gefärbten<br />
Wälder, vorbei an der Bühlerhöhe und dem<br />
Mummelsee in Richtung Schliffkopf, stetig<br />
höher, Ziel: der »Lotharpfad« auf rund 1100 m<br />
Höhe. Leichter Schneegriesel, Herr Dreher,<br />
Umweltdezernent des Ortenaukreises, Herr<br />
Ebel vom Naturschutzzentrum und der Leiter<br />
des ökologischen Lehrreviers, Herr Weisinger,<br />
empfingen die Gruppe. Obwohl mitten<br />
im Wald stehend, waren erst in größerer<br />
Entfernung Wälder auszumachen. Der Blick<br />
verlor sich in den unendlich wirkenden Weiten<br />
des Schwarzwaldes, man wähnte sich in<br />
einer in allen Gelbnuancen leuchtenden<br />
Grassteppe, hie und da einzelne Bäume und<br />
Baumgruppen. Abgestorbene Fichtenhorste<br />
hoben sich weiter hinten mit bleichen<br />
Stämmen vor dunklen Wolken ab. Ergebnis<br />
von Orkan »Lothar«, der hier mit besonderer<br />
Härte gewütet hat, aber auch Auswirkung<br />
des LIFE-Projektes »Grindenschwarzwald«<br />
und der daraus resultierenden Waldwirtschaft.<br />
Aber da sind wir schon mitten im Thema:<br />
Unter Leitung von Herrn Waldenspuhl,<br />
Leiter der Abteilung »Wald und Gesellschaft«<br />
der Forstlichen Versuchs- und Forschungs-<br />
anstalt BW, wurden die besonderen Herausforderungen<br />
für die Forstwirtschaft in Höhenlagen<br />
über 1000 m, allesamt auch »hot<br />
spots« für den Naturschutz, den Tourismus<br />
und die Umweltpädagogik, vor Ort erlebt<br />
und diskutiert. Der »Lotharpfad«, das sind<br />
9 ha von Orkan »Lothar« 1999 geworfenem<br />
Staatswald, die komplett der Natur überlassen<br />
blieben. Mittendurch ein ca. 900 m<br />
langer Fußpfad, der kreuz und quer, drüber<br />
und drunter durch den Verhau an liegenden<br />
Stämmen, Astgewirr und Wurzeltellern<br />
führt, dazwischen hochschießende Fichten,<br />
Tannen und Vogelbeeren, die die zum Teil<br />
gespenstisch wirkende Szenerie mit ihren<br />
Kronen bereits beginnen, gnädig zu verhüllen.<br />
Die Fichtenwirtschaft hat hier eine<br />
unglaubliche Strukturvielfalt hinterlassen<br />
– ein Freillandlaboratorium des Natur- und<br />
Artenschutzes, aber auch ein sehr beliebter<br />
Exkursionspunkt für den Entspannung suchenden<br />
Naturfreund und Wochenendurlauber.<br />
In diesem Spannungsfeld befinden<br />
sich die Förster, die in Kooperation mit dem<br />
Naturschutz, aber auch den am Tourismus<br />
interessierten Gemeinden, an diesem Ort<br />
Konzepte erarbeiteten, die es ermöglichen,<br />
auch in Zeiten mit hohen Anforderungen<br />
an die Ertrags- und Rohstofffunktion des<br />
Waldes den steigenden Ansprüchen des<br />
Naturschutzes und des erlebnisorientierten<br />
Tourismus gerecht zu werden.<br />
Auch wenn das Modell der Ausweisung<br />
von forstbetrieblichen Intensitätsstufen zunächst<br />
in sich stimmig erscheint, so machten<br />
die Diskussionen die doch recht kontroversen<br />
Standpunkte deutlich. So können Baumgerippe<br />
einerseits als das Landschaftsbild<br />
bereichernd, andererseits als den Tourismus<br />
gefährdend empfunden werden. Auch<br />
sind die Fachgespräche darüber, wie viel<br />
Totholz z. B. der hier vorkommende Dreizehenspecht<br />
benötigt, noch lange nicht ausgestanden.<br />
So behielt die Exkursionsgruppe<br />
hier oben und auch bei der anschließenden<br />
Wanderung auf dem »1000 m-Weg« zwar<br />
immer den Überblick, es wurde aber auch<br />
offenbar, dass selbst die besten Konzepte<br />
erst den Wettstreit der konkurrierenden Interessen<br />
zu bestehen haben und – last not<br />
least – die Frage der Finanzierbarkeit befriedigend<br />
beantwortet werden muss.<br />
Eine lebendige Exkursion also, für alle<br />
Teilnehmer sehr bereichernd und insbesondere<br />
für die weitgereisten Gäste aus Nord-<br />
und Ostdeutschland mit herausragenden,<br />
besonderen Landschaftseindrücken verbunden,<br />
wenngleich der Blick auf die Vogesen<br />
verwehrt blieb.<br />
n<br />
Bilder: Landesforstverwaltung B.-W.<br />
NoveMber | 2007 : proWald 33
Erholung auf den Spuren vom Jäger-Louis und Bill Clinton<br />
Stadtwald <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Kooperation von Tourismus und Forst prägt den Stadtwald<br />
34 proWald : NoveMber | 2007<br />
Zwischen Wanderstock und Stöckelschuhen:<br />
Der <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Stadtwald<br />
macht Beine. Gäste aus aller Welt<br />
zieht es nicht nur ins Festspielhaus,<br />
sondern auch hinaus ins Grüne. »<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
hat sehr früh die Bedeutung<br />
des Waldes für Kur und Kultur<br />
erkannt«, erklärte mit kaum verhohlener<br />
Begeisterung Anton Hammer.<br />
Schließlich sind in seiner Wirkungszeit<br />
als Leiter des städtischen Forstamtes<br />
wichtige touristische Entscheidungen<br />
getroffen und Einrichtungen geschaffen<br />
worden.<br />
Auf der Exkursion »Touristische Nutzung<br />
des Stadtwaldes« konnten sich die Teilnehmer<br />
davon überzeugen. Im gecharterten<br />
Linienbus ging es hinaus in die Wildnis.<br />
Seit Mai 2006 kann der Besucher im Nordschwarzwald<br />
die Wildnis live erkunden: Mit<br />
dem <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wildnispfad wurde eine<br />
70 Hektar große Sturmwurffläche, auf der<br />
Von Susanne Roth<br />
Orkan Lothar im 26. Dezember 1999 gewütet<br />
hat, zugänglich gemacht. Rund 4,5 Kilometer<br />
lang kann der Wanderer in die Wildnis<br />
eindringen, muss über Baumstämme klettern<br />
und sich seinen Weg durch die unberührt<br />
erscheinenden Waldflächen suchen.<br />
Im »Adlerhorst«, einer Holzkonstruktion<br />
fast in Baumkronenhöhe, lässt sich aus der<br />
Vogelperspektive auf das vom Sturm geworfene<br />
Mikado schauen. Körperliche Fitness,<br />
geeignete Kleidung und entsprechendes<br />
Schuhwerk sind für die Erkundung zu empfehlen,<br />
denn in der Wildnis sind keine Wanderwege<br />
für den Menschen vorgesehen.<br />
»100.000 Euro kostete es den Naturpark und<br />
die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, die Wildnis erlebbar<br />
zu machen«, erzählte Anton Hammer,<br />
während er im »Buchendom« entspannt in<br />
das Kronendach schaute und so die »Meditations-Konstruktion«<br />
demonstrierte.<br />
Schon mehr als 100.000 Besucherinnen und<br />
Besucher erlebten auf dem Wildnispfad die
Naturgewalten eines Orkans und die Dynamik<br />
der Natur, die »gerissenen Wunden«<br />
zu schließen. Jeden Freitag bieten das städtische<br />
Forstamt und die <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> Kur-<br />
und Tourismus GmbH Führungen über den<br />
Wildnispfad an. Das Zusammenwirken von<br />
Tourismus und Forstamt hat auf diese Weise<br />
ein neues Highlight für den Tourismus in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg geschaffen.<br />
Im Anschluss ging es auf gezähmten<br />
Wanderwegen weiter. Richard Schmitz,<br />
ehemaliger Chef von Brenner’s Park Hotel,<br />
erläuterte das natur-touristische Konzept<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>s, kurz »Natur pur & Sport aktiv«.<br />
»Die Wanderer von heute wollen keine<br />
ausgetretenen Forstwege, sondern erlebnisreiche<br />
Routen«, so Schmitz. Unbestrittene<br />
Höhepunkte im <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wegenetz<br />
sind die vom Deutschen Wanderinstitut<br />
ausgezeichneten Prämienwanderwege: der<br />
Ebersteinburg Rundweg und der 40 km lange<br />
Panoramarundweg. »Das Naturerlebnis<br />
besteht aus einem Wechsel von Wald, Wiese<br />
und Bach, garniert mit schönen Ausblicken<br />
auf <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>«, erläuterte Schmitz. Dieser<br />
Weg wurde 1997 vom Forstamt angelegt<br />
und durch den Hotel- und Gaststättenverband<br />
und den Rotary Club <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
gefördert.<br />
Beweis für die gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Förstern und vielen gesellschaftlichen<br />
Gruppen waren die Aufräumaktionen<br />
nach dem Orkan »Lothar«. Das Wanderwegekonzept,<br />
bestehend aus hochwertigen<br />
und erlebnisreichen Rund- und Zielwanderwegen<br />
sowie Themenwegen, erschließt den<br />
Stadtwald in besonderer Qualität. Kein Wunder,<br />
dass die beiden Rundwanderwege 2004<br />
zum Wanderweg des Jahres gekürt wurden.<br />
Zu den Erholungseinrichtungen im<br />
Stadtwald zählen 40 Wanderparkplätze,<br />
180 km Rundwanderwege und 150 km Zielwanderwege.<br />
Außerdem müssen Reitwege,<br />
Skiloipen und verschiedene Lehrpfade,<br />
49 Schutzhütten, drei Aussichtstürme,<br />
35 Brunnen und das Wildgehege unterhalten<br />
werden: Eine große Herausforderung,<br />
doch der ehemalige Forstchef <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>s<br />
winkt ab: »Der Schlüssel zum Erfolg ist die<br />
gute Kooperation. Der Stadtrat genauso wie<br />
die Touristiker wissen, was sie am Stadtwald<br />
haben. Wenn sie vom Konzept und von der<br />
Qualität überzeugt sind, machen alle mit.«<br />
Auf dieser Basis kam als kurörtliche<br />
Besonderheit auch der Hoch- und Niederseilgarten<br />
in den Stadtwald. Die Exkursionsteilnehmer<br />
staunten nicht schlecht, als<br />
Revierförster Jürgen Neff sein »Sicherungsgeschirr«<br />
anschnallte und in Rekordtempo<br />
den Parcours des Hochseilgartens absolvierte.<br />
Die Anlage wird unter Aufsicht von<br />
qualifiziertem Personal vermietet. Förster<br />
Neff bietet nebenberuflich diese Kurse an.<br />
Finanziert wurde der Hochseilgarten je zur<br />
Hälfte vom Forstamt und von der Kur- und<br />
Tourismus GmbH. Nun ist er an den Hersteller<br />
verpachtet worden. Genutzt wird der<br />
Hoch- und Niederseilgarten von ganz unterschiedlichen<br />
Gruppen. Unternehmensvorstände<br />
klettern dort genauso, um ihre<br />
Teamfähigkeit zu erproben, wie Vereine oder<br />
Betriebsportgruppen. Dieses Angebot bereichert<br />
die »Kongress- und Tagungsstadt«<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. In diesem touristischen Sektor<br />
gehören solche sportlichen Herausforderungen<br />
als »Incentives« immer mehr dazu.<br />
Während einige Exkursionsteilnehmer<br />
sehnsuchtsvoll in die Höhe schauten, zog<br />
es andere ins Waldhaus »Neuhaus«, um<br />
sich aufzuwärmen. Erbaut wurde das Neuhaus<br />
um 1756 als Jagdhaus vom sogenannten<br />
Jäger-Louis, dem Sohn des berühmten<br />
Türkenlouis, Markgraf Ludwig Georg. Doch<br />
auch solche Gebäude sind irgendwann<br />
dem Verfall geweiht. So stellte sich für die<br />
Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Frage: Abriss oder<br />
Erneuerung? Der Gemeinderat entschied<br />
sich für den Erhalt, und unter Beteiligung<br />
von Brenner’s Park Hotel und Spa entstand<br />
ein Waldhaus für »gehobene kurörtliche<br />
Ansprüche«. Das Haus kann heute von der<br />
Hotellerie und privat vom Forstamt gemietet<br />
werden.<br />
Auch wenn die weißen Tischtücher auf<br />
den Stehtischen vor dem Haus, der mit Fackeln<br />
gesäumte Weg und das freundliche Bedienungspersonal<br />
die Exkursionsteilnehmer<br />
vielleicht ahnen ließen, was sie erwartete, so<br />
war der Abschluss der Exkursion doch für<br />
alle eine Überraschung. Nach dem Aufwärmungstrunk<br />
mit Kirschwasser aus traditionellen<br />
»Schnapspfeifen« erwartete die Besucher<br />
in dem rustikalen Schwarzwaldhaus<br />
eine geschmackvoll gedeckte Tafel. Zu Brot<br />
und Brötchen wurden Spezialitäten aus der<br />
Region gereicht. Der exzellente badische<br />
Wein rundete den Gaumengenuss ab. »Kein<br />
Wunder, dass auch Bill Clinton den Abend<br />
hier genossen hat. Für mich war dieser Tag<br />
ein echter Höhepunkt«, so ein Teilnehmer.<br />
n<br />
NoveMber | 2007 : proWald 35
36<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Die etwas andere<br />
Forstexkursion<br />
Von Frauke Koch
Viele der Exkursionsteilnehmer wollten sich<br />
auf ihrer eintägigen Exkursion nicht unbedingt<br />
mit den alltäglichen Themen der Forstwirtschaft,<br />
wie z. B. Waldbau oder Forsttechnik,<br />
auseinandersetzen. Unser Ziel waren<br />
die Hochmoore auf dem Kaltenbronn.<br />
Kaltenbronn – bei dem Namen hätte<br />
man vermuten können, dass dieser Ort<br />
vielleicht seinen Namen nicht ohne Grund<br />
trägt. Verwöhnt von den spätsommerlichen<br />
Temperaturen zu Beginn der Woche, merkte<br />
jeder, dass er vielleicht doch die falsche<br />
Bekleidung in seinen Koffer gepackt hatte.<br />
Denn Kaltenbronn machte seinem Namen<br />
alle Ehre. Als es mit dem Bus durch das<br />
Murgtal hinauf ging zum Kaltenbronn, wurde<br />
der Raureif auf den Wiesen und Wäldern<br />
immer dicker, und die Sonne verschwand<br />
hinter dicken Nebelschwaden. Die angekündigte<br />
lange Wanderung würde schon für<br />
ausreichend Bewegung sorgen.<br />
Unser Exkursionsleiter Wolfgang Neukum,<br />
Bezirksleiter von Forbach im Forstamt<br />
Rastatt, erzählte auf der gut 50-minütigen<br />
Fahrt den Exkursionsteilnehmern viel Interessantes<br />
über die Geschichte der Region<br />
mit ihrer Murgschifferschaft und den kargen<br />
Lebensbedingungen zu der damaligen Zeit,<br />
aber auch Geologie und Forstwirtschaft im<br />
Forstamt Rastatt kamen nicht zu kurz. Der<br />
Landkreis Rastatt gehört mit 38.200 ha Wald<br />
(52 % Flächenanteil) zu den waldreichsten<br />
Landkreisen <strong>Baden</strong>-Württembergs. Die<br />
Bezirksleitung Forbach wirtschaftet auf<br />
10.600 ha meist fichtendominierten Bergmischwäldern<br />
aus Fichte, Tanne und Kiefer,<br />
wovon 7.000 ha Staatswald und 2.800 ha<br />
Gemeindewald sind. Hinzu kommt noch die<br />
Forstaufsicht über 5.000 ha Privatwald mit<br />
eigener Verwaltung. Die großen Hochmoorflächen<br />
auf der Hochebene des Kaltenbronn<br />
zählen zu den Besonderheiten in Forbach.<br />
Als wir aus dem Bus stiegen, begrüßte<br />
uns der Bürgermeister von Gernsbach, Dieter<br />
Knittel. Der eisige Ostwind mit gefühlten<br />
mindestens -10° C sorgte dafür, dass die<br />
Einführung in das Exkursionsgebiet in die<br />
Schutzhütte am Fuße des Hohlohturmes<br />
verlegt wurde. Das Natur- und Waldschutzgebiet<br />
»Kaltenbronn« umfasst eine Waldfläche<br />
von 1.750 ha in den Staatswäldern<br />
der Landkreise Rastatt und Calw. Es ist mit<br />
über 900 m ü. NN das höchstgelegene und<br />
größte naturbelassene Hochmoorgebiet<br />
Deutschlands und wird durch eine Kombination<br />
aus Natur- und Waldschutzgebieten<br />
mit Schon- und Bannwäldern geschützt. Vor<br />
allem die Sicherung und die Erhaltung der<br />
einzigartigen Hochmoore sowie der ungestörten<br />
Entwicklung der Moorrandkiefern-<br />
und Moorrandfichtenwald-Ökosysteme mit<br />
ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt<br />
stehen an erster Stelle. Durch die Ausweisung<br />
von 1.339 ha als Schonwald sollen die<br />
für die Hoch- und Kammlagen des Nordschwarzwaldes<br />
typischen großflächigen<br />
Waldgesellschaften mit ihren naturnahen,<br />
strukturreichen Bergmischwäldern erhalten<br />
und gepflegt werden. Fichtenreinbestände<br />
sollen in naturnahe Wälder aus einheimischen<br />
Baumarten überführt werden.<br />
Ein paar Wagemutige trotzten dem eisigen<br />
Wind und überschritten durch Erklimmen<br />
des Hohlohturmes die 1.000 Meter-Höhen-<br />
Marke. Trotz des Hochnebels und der eisigen<br />
Luft wurden wir durch den wunderschönen<br />
Blick in das Murgtal belohnt. Dann ging es<br />
über einen vereisten Bohlenweg durch die<br />
Randbereiche des Hochmoores »Hohlohmiß«.<br />
An dem Auerhahnstein, der an ein Jagderlebnis<br />
mit dem Großherzog von <strong>Baden</strong>, Carl<br />
Friedrich, erinnerte, erwarteten uns Revierförster<br />
Hauser und die uns am Morgen vom<br />
Bürgermeister versprochene Überraschung<br />
– badischer Wein aus der Stadt Gernsbach<br />
wurde gereicht. Insgeheim wünschte sich jeder<br />
einen großen Becher Glühwein. Hauser<br />
erzählte begeistert über das Auerwild, seine<br />
Lebensweise, seine Ansprüche an den Lebensraum,<br />
und jeder merkte, wie sehr ihm<br />
das Auerwild am Herzen liegt.<br />
Zum Mittag kehrten wir in das Hotel Sarbacher<br />
ein, und die großzügig bemessene<br />
Mittagspause von 2 Stunden wurde von allen<br />
dankbar angenommen, um die kalten<br />
Glieder mit einem ordentlichen Essen und<br />
Heißgetränken wieder aufzuwärmen. Nach<br />
der wohltuenden Mittagspause hörten wir<br />
einem Vortrag von Friedrich Burghardt, von<br />
der baden-württembergischen Forstlichen<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt, über die<br />
Rotwildkonzeption im Südschwarzwald. Da<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg dem Rotwild lediglich<br />
4 % der Landesfläche als Lebensraum<br />
eingeräumt werden, versucht die FVA unter<br />
Einbeziehung aller Interessengruppen, ein<br />
gemeinsames Konzept für das Zusammenleben<br />
mit dem Rotwild zu erarbeiten.<br />
Danach übernahm Katrin Dürr, verantwortlich<br />
für den Bereich Waldpädagogik im<br />
Forstamt. Über 300.000 Besucher sorgen für<br />
einen enormen Besucherdruck in den sehr<br />
empfindlichen Hochmooren. Daher ist eine<br />
unauffällige Besucherlenkung unausweichlich.<br />
Der Naturerlebnisweg Kaltenbronn<br />
führt den Wanderer an ausgewählten Stationen<br />
an die Besonderheiten der Landschaft<br />
heran. Für die kleinen Besucher wurde längs<br />
des Weges ein Kinder-Erlebnis-Pfad eingerichtet,<br />
auf dem sich die Kinder in Sichtweite<br />
zu den Eltern frei bewegen können. Sie<br />
können entlang von Stationen auf der Jagd<br />
nach den bösen Trollen verschiedene Rätsel<br />
lösen, um den guten Buchentrollen die<br />
Freiheit wiederzugeben. Ausnahmsweise<br />
erlaubten uns die Trolle, an der Befreiungsaktion<br />
mitzuhelfen. Am Ende des Pfades bedankten<br />
sich die befreiten Buchentrolle mit<br />
einem leckeren Heidelbeersaft bei Wolfgang<br />
Neukum für die jahrelange gute Zusammenarbeit<br />
der Förster mit den Trollen, denn für<br />
ihn war diese Exkursion der letzte Arbeitstag<br />
in Amt und Würden. Mit vielen tollen<br />
Eindrücken von Moor, Auerwild und den<br />
Trollen neigte sich ein inzwischen sonniger<br />
Exkursionstag dem Ende entgegen. Gesehen<br />
haben wir die Trolle nicht, aber das klappt<br />
vielleicht beim nächsten Mal.<br />
n<br />
NoveMber | 2007 : proWald 37
Bild: privat<br />
Die fachliche Öffentlichkeit außerhalb der<br />
Hochschulen zerbricht sich den Kopf über<br />
den unglücklichen Namen des ersten qualifizierenden<br />
Studienabschlusses, den »Bachelor«.<br />
Der klingt vom Wortlaut her billig.<br />
Aber was steht dahinter? Etwas, das mal so<br />
auf die Schnelle ausgebildet wurde? Diese<br />
und weitere Fragen sollen in dem nachfolgenden<br />
Beitrag beantwortet/geklärt werden,<br />
um den (nun meist) Landesbetrieben<br />
die Qual abzunehmen, sich etwas ganz<br />
Tolles für den Nachfolger des klassischen<br />
Vorbereitungsdienstes auszudenken, um<br />
diesen »Unbekannten« in den Betrieb aufzunehmen.<br />
Natürlich soll auch der forstliche<br />
Unternehmer wissen, was da an den Fachhochschulen<br />
produziert wird.<br />
Nach der Globalisierung auch noch die<br />
Privatisierung und nach dem Diplom ein<br />
berufsqualifizierender Abschluss genannt<br />
»Bachelor«. Macht das Sinn? Diese Frage ist<br />
mit einem klaren »Ja« zu beantworten, denn<br />
es ist ein absolut konsequenter Schritt, um<br />
den veränderten Anforderungen gerecht zu<br />
werden.<br />
Paradigmenwechsel in der Lehre! Die<br />
Wissensvermittlung in der Vergangenheit<br />
war an den Fachhochschulen geprägt von<br />
seminaristischem Unterricht mit zum Teil<br />
hohen Anteilen an Lehrveranstaltungen<br />
im Revier, im Wald. Der Stoff, der vermittelt<br />
wurde, war Grundlage für die Leistungskontrollen.<br />
Man fragte ab, was vermittelt<br />
wurde, und war bemüht, das Transferwissen<br />
der Studierenden zu aktivieren. Der Dozent<br />
vermittelte aufgrund dieser Vorgaben und<br />
seiner »Freiheiten« das, was er wusste.<br />
Im Bachelorstudium wird jenes Wissen<br />
vermittelt, das man braucht. Das ist nicht so<br />
38 proWald : NoveMber | 2007<br />
BACHELOR? –<br />
Was kommt da jetzt?<br />
Distrikt- und Funktionsförster<br />
– Forstliche Praktiker!<br />
ganz einfach, da man sich mit dem/n Berufsbild/-bildern<br />
detailliert auseinandersetzen<br />
muss. Die Landesforsten tun sich natürlich<br />
im Übergang von den Staatsforstverwaltungen<br />
z. T. auch noch schwer, ihre Stellen<br />
den neuen/veränderten Anforderungen<br />
anzupassen. Eines ist jedoch sicher, dass<br />
der Landesbetrieb künftig keine Stellen für<br />
einen reinen Generalisten vorhält, sondern<br />
dass die Funktionalisierung von Betriebsaufgaben<br />
mehr Generalisten mit Spezialkenntnissen<br />
fordern wird. Für den Dozenten<br />
heißt das, sich schwerpunktmäßig mit den<br />
Funktionsstellen auseinanderzusetzen, ohne<br />
den Blick für das Ganze zu verlieren.<br />
Eine weitere Veränderung ist im Bachelorstudium<br />
bei der Wissensvermittlung<br />
eingetreten. 40-50 Prozent des Aufwandes<br />
für ein Modul umfasst das Selbststudium.<br />
Module sind Lehreinheiten, die inhaltlich<br />
verwandt sind und sich ergänzen (z. B.<br />
Vermessungskunde und GIS). Das ist so zu<br />
verstehen, dass der Studierende Aufgaben,<br />
Ausarbeitungen, Präsentationen und Recherchen,<br />
um nur ein paar Dinge zu nennen,<br />
Von Friedbert Bombosch<br />
vom Dozenten begleitet, aber doch weitgehend<br />
selbstständig erarbeitet. Das heißt,<br />
gegenüber dem bisherigen Diplomstudium<br />
ist ein erheblicher Teil des Wissens selbst zu<br />
erarbeiten und zu vertiefen.<br />
Für den Dozenten heißt dass auch, dass<br />
er nicht wie früher nach einem Seminar<br />
fertig ist, sondern dass er sich bezüglich<br />
dieser Selbstlernanteile Gedanken in Form<br />
von »Hausaufgaben« machen muss, diese<br />
herausgibt und entsprechend bewertet. Die<br />
Lehrveranstaltungen im Revier können zum<br />
Teil natürlich in Form von Projekten, Datenerhebungen,<br />
Bestandesbeschreibungen<br />
u. v. m. auch in diesen Bereich verschoben<br />
werden.<br />
Die geschilderten Änderungen machen<br />
es fast zwangsläufig notwendig, neben der<br />
gewohnten Lehre moderne Kommunikationsmittel<br />
anzubieten, über die die Wissensvermittlung<br />
abgewickelt werden kann.<br />
E-learning-Module mit integrierten Aufgabenblöcken<br />
ermöglichen dem Studierenden<br />
wie den Dozenten eine neue Art der fachlichen<br />
Auseinandersetzung, die wahlweise<br />
Bild: Die Fachhochschule in Göttingen / C. Große
angeboten werden kann. Eine Entlastung<br />
der Teilnehmerzahl im Unterricht geht mit<br />
dem Wunsch des Lernens an anderen Orten<br />
als im Hörsaal einher. Ferner wird so Sicherheit<br />
gegeben, im Falle eines Falles nichts zu<br />
versäumen.<br />
Nachdem die aktuellen Veränderungen<br />
in der Lehre erklärt wurden, soll nun auf die<br />
Struktur und die Inhalte näher eingegangen<br />
werden.<br />
Drei statt bisher vier Studienjahre, ist das<br />
ein Nachteil? Sicher nicht. Dass der vermittelte<br />
Stoff direkter auf die spätere berufliche<br />
Verwendung zugeschnitten ist, kann man<br />
erkennen. Man braucht nicht mehr so viel<br />
beiseitezuschieben, wenn man in den Beruf<br />
einsteigt. Darüber hinaus kann sich der<br />
Studierende ab dem 3. Studiensemester aus<br />
einem bunten Strauß von Wahlpflichtfächern<br />
ein eigenes Profil zusammenstellen,<br />
dies auch im Hinblick auf seine spätere Verwendung<br />
(Funktion).<br />
Hierbei ist bemerkenswert, dass auch<br />
Wahlpflichtmodule aus einem anderen<br />
Studiengang akzeptiert werden, die Sinn<br />
machen. Auch die Teilnahme an Tagungen,<br />
Workshops und Messen kann über die Anrechnung<br />
auf ein Wahlpflichtmodul abgewickelt<br />
werden. Das Praxissemester im 5.<br />
kommt zwar spät, aber es bietet den Studierenden<br />
die Möglichkeit, berufsorientierende<br />
Fühler auszustrecken. Die Bachelorarbeit<br />
kann auch gelegentlich gleich mit im Praxissemester<br />
organisiert werden. Übrigens:<br />
Ein Vorpraktikum, vor Studienbeginn, oder<br />
aber ein Aufbau auf dem Forstwirt oder Fachabitur<br />
machen den Einstieg in das Studium<br />
erheblich leichter.<br />
Den neuen Curricula des Bachelor<br />
Forst ist durchweg zu bescheinigen, dass<br />
sie den modernen Anforderungen der Landesbetriebe<br />
und der Unternehmer angepasst<br />
wurden. Der geschilderte Paradigmenwechsel<br />
machte es erforderlich, einen engen<br />
Draht zur Arbeitgeberseite herzustellen, um<br />
Umfang und Sinnhaftigkeit rückzukoppeln.<br />
Hilfreiche Arbeit lieferte dabei in der Aufbauphase<br />
ein Beirat aus kompetenten Praktikern.<br />
Die Ausweitung betriebswirtschaftlicher<br />
Inhalte wie Marketing, Logistik oder<br />
Prozessdatenmanagement ist ebenso Bestandteil<br />
des Studiums wie moderne Waldbaukonzepte<br />
und Managementaufgaben.<br />
Gruppenarbeit, die Projekte und die Selbstlernanteile,<br />
aber auch der aktualisierte Stoff<br />
geben den künftigen Absolventen erheblich<br />
mehr mit, als es bisher im Fachhochstudium<br />
der Fall war. Lohnt also das Warten auf die-<br />
se neue Generation? Diese Frage sollte man<br />
selbst beantworten, schließlich muss auch<br />
die Chemie stimmen.<br />
Das klingt jetzt alles sehr euphorisch und<br />
toll, gibt es nicht auch ein paar Wermutstropfen<br />
in der Geschichte? Natürlich, Rom<br />
wurde auch nicht an einem Tag erbaut! Die<br />
Anpassung des Lehrkörpers an die neuen<br />
Anforderungen ist für jeden Dozenten eine<br />
Herausforderung. Im Diplomstudiengang<br />
konnten die Lehrbeauftragten neben ihrem<br />
Job ohne Weiteres auch noch ein Seminar<br />
übernehmen. Heute bereiten das begleitete<br />
Lernen und das Selbststudium Probleme, da<br />
unter Umständen vier und mehr Hausaufgaben<br />
pro Semester korrigiert und bewertet<br />
werden müssen.<br />
Ein spürbarer Einschnitt liegt in der<br />
wissenschaftlichen Bearbeitung von Fragestellungen.<br />
Die Diplomarbeit dauerte früher<br />
bis zu 4 Monate. Die Abschlussarbeit heute<br />
reduziert sich auf 8 Wochen. Hier wurde ein<br />
Schritt getan, der Dozenten wie auch Studierenden<br />
erhebliche Möglichkeiten nimmt.<br />
Die Diplomarbeit im FH-Studium war schon<br />
ein Markenzeichen. Denn diese Arbeit bot<br />
der Industrie, den Betrieben und Experten<br />
eine ideale Möglichkeit, praxisorientiert und<br />
in einem überschaubaren Zeitraum zu forschen.<br />
In acht Wochen werden dagegen die<br />
Happen schon sehr klein, und man fühlt<br />
sich kaum in der Lage, komplexere Fragestellungen<br />
zu bearbeiten. Auch hier ließe<br />
sich mit den künftigen Abnehmern eine<br />
Vereinbarung treffen, vielleicht im Rahmen<br />
eines halbjährigen Trainees eine wissenschaftliche<br />
Begleitung zu etablieren, die das<br />
bisherige Bewährte fortsetzen lässt.<br />
Die Abfolge der Lehrinhalte bedarf<br />
(zumindest in den ersten Jahren der Einführung)<br />
noch einer gehörigen Überarbeitung.<br />
Das Ding muss wachsen und sollte<br />
gegenüber Neuerungen offen und flexibel<br />
sein. Man kann abschließend festhalten,<br />
trotz aller »Wenn und Aber« bekommen die<br />
Abnehmer Nachwuchs, der die Aufgaben<br />
des Distrikt- oder Funktionsförsters auch<br />
ohne langen Vorbereitungsdienst meistern<br />
kann. Unternehmer finden in den Absolventen<br />
forstliche Praktiker, die nicht lange<br />
brauchen, sich in die privatwirtschaftliche<br />
Denke einzugewöhnen.<br />
n<br />
Friedbert Bombosch ist Professor an der<br />
Fakultät Ressourcenmanagement der Hochschule<br />
für angewandte Wissenschaft und<br />
Kunst, Fachhochschule Göttingen.<br />
1 Zimmermannsbeil.<br />
Angeschmiedete Nagelklaue,<br />
zweiballig. Eschenstiel in<br />
Kuhfuß-Form. Länge 39 cm,<br />
Kopf gewicht 1,1 kg.<br />
Nr. 139479-73 62,90<br />
2 Universal Gold-Forstaxt<br />
ROTBAND-PLUS. Mit<br />
patentierter Stiel befestigung<br />
ROTBAND-PLUS.<br />
Stielschutzhülse für<br />
maximale Arbeitssicherheit.<br />
Lange<br />
Stahlhülse schützt<br />
den hochwertigen<br />
Hickory-Stiel. Länge<br />
70 cm, Kopfgew. 1,25 kg.<br />
Nr. 139480-73 82,90<br />
3 Pflanzhacke –<br />
Harzer Form.<br />
Schneide poliert.<br />
Gelb lackiert.<br />
Mit Eschenstiel<br />
in Kuhfuß-Form. Länge<br />
105 cm, Gewicht 1,7 kg.<br />
Nr. 139478-73 57,90<br />
4 Einhand-Kultursichel<br />
Zweischneidig. Schneide fein<br />
poliert. Gelb lackiert. Mit<br />
kurzem Hickorystiel. Länge<br />
45 cm, Gewicht 1,5 kg.<br />
Nr. 139471-73 47,90<br />
5 Rindenschäler.<br />
Mit hohler<br />
Schneide.<br />
Gewicht 550 g.<br />
Nr. 139476-73<br />
29,90<br />
Eschenstiel für dto.,<br />
Länge 118 cm.<br />
Nr. 139477-73 10,90<br />
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Werkzeuge fürs Leben<br />
Marco Trabert<br />
Vizemeister bei der<br />
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5<br />
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4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Alle Preise in Euro. Irrtum vorbehalten.
40<br />
(eigener Bericht) Der DFV hat beschlossen, in<br />
seinem Länderbeirat gleichberechtigt zwei<br />
Vertreter von Fachschaften der Fachhochschulen<br />
und Universitäten aufzunehmen.<br />
Dieser Beschluss ist ein Zeichen dafür, dass<br />
sich der DFV in Zukunft stärker der Belange<br />
der Studierenden annehmen wird. Noch<br />
während der <strong>Forstverein</strong>stagung in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Baden</strong> wurden die Vertreter der Studentenschaften<br />
gewählt und in den Länderbeirat<br />
delegiert. Im Übrigen vereinbarten die Studierenden,<br />
für ein rotierendes Vertretungssystem<br />
zu sorgen.<br />
Es war eine muntere Runde von Fachschaftsvertretern,<br />
die sich am Freitagmorgen<br />
zu der fälligen Besprechung mit Vertretern<br />
des <strong>Forstverein</strong>s trafen. Dazu gekommen<br />
waren vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> der Geschäftsführer<br />
Hanno Moldenhauer, der Ausbildungsbeauftragte<br />
PD Dr. Ulrich Schraml<br />
von der Uni Freiburg und der Redakteur von<br />
proWALD Hannes Elster, der auch die Moderation<br />
der Runde übernahm, was sich jedoch<br />
als eine sehr leichte Aufgabe erwies. Hanno<br />
Moldenhauer und Hannes Elster<br />
erläuterten noch einmal<br />
den Sachstand nach<br />
der Diskussion der<br />
Satzungsänderung des<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
DFV. Danach ist<br />
die Situation nach der<br />
beschlossenen Satzungsänderung<br />
wie<br />
folgt:<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Forststudierende<br />
Die Fachschaften (beziehungsweise die<br />
Allgemeinen Studentenausschüsse) der<br />
Fachhochschulen für Forstwirtschaft und<br />
der Fakultäten für Forstwissenschaften an<br />
den Unis entsenden jeweils einen Vertreter<br />
in den Länderbeirat. Auf die Auswahl dieser<br />
Vertreter nimmt der DFV keinerlei Einfluss.<br />
Es ist allein Sache der Fachschaften, je einen<br />
Vertreter von einer Universität und einer<br />
Fachhochschule auszuwählen. Gewählt<br />
wurden übrigens Tabea Merz (Hochschule<br />
Rottenburg) und Christian Trothe (Universität<br />
Göttingen). Es soll ein rotierendes System<br />
eingeführt werden, wonach die Vertreter<br />
nach einem Jahr wechseln. Es bleibt Sache<br />
der Studierenden, ihre Vertreter auszuwählen<br />
und in den Länderbeirat zu delegieren.<br />
Dort haben sie übrigens in allen Fragen des<br />
Vereins Rede- und Stimmrecht,<br />
auch natürlich bei<br />
den Finanzen.<br />
Das heißt, die<br />
im <strong>Forstverein</strong><br />
Studierenden sind absolut gleichberechtigte<br />
Mitglieder im Länderbeirat des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s.<br />
Weiterhin wurde auf Vorschlag von Hanno<br />
Moldenhauer beredet, dass ein Informationssystem<br />
für die Fachschaften eingerichtet<br />
werden soll, das an die website des<br />
DFV angedockt werden soll. Dieses wird die<br />
Geschäftsstelle in Göttingen organisieren.<br />
Damit soll die Kommunikation der Forststudierenden<br />
untereinander gefördert werden.<br />
Es hat sich nämlich in der Vergangenheit<br />
schon mehrfach gezeigt, dass es dazu eine<br />
feste Organisation braucht, die Kontaktinformationen<br />
aktuell zur Verfügung stellt.<br />
Schließlich wurde besprochen, wie die<br />
Seiten der Studierenden in der Zeitschrift<br />
proWALD in Zukunft gestaltet werden sollen.<br />
Hier wurde ein Veranstaltungskalender<br />
für die Studierenden angeregt, der allerdings<br />
nur dann sinnvoll ist, wenn er auch genutzt<br />
wird. Deshalb bittet die Redaktion ausdrücklich<br />
um rege Zuschriften und Beteiligung!<br />
n<br />
Bild: Reiner Mühlsiegl
Das Tagungsteam:<br />
Erfahrungen rund um die Tagung<br />
Es gibt immer Differenzen zwischen dem,<br />
was man plant, und dem, was danach in<br />
der geplanten Wirklichkeit passiert. Bei Tagungen<br />
geht es besonders um die Frage:<br />
Wurde alles, was angemeldet wurde, auch<br />
so umgesetzt? Meistens ja, erst in den letzten<br />
Tagen kamen aus den üblichen Gründen<br />
auch ein paar Stornierungen herein – aber<br />
sie blieben die Ausnahme.<br />
Halbtagsexkursionen waren der Knüller,<br />
denn sie waren am schnellsten ausgebucht,<br />
und zwar alle komplett. Und dann setzte natürlich<br />
unter der Hand eine »Tauschbörse«<br />
ein, was sich als kompliziert wegen der Busbelegung<br />
erwies. Umgekehrt: Zu dem Generalthema<br />
»Wiederbewaldung nach Sturmflächen«<br />
waren ursprünglich vier verschiedene<br />
Exkursionen angeboten. Das erwies sich als<br />
des Guten zu viel, und so musste eine gestrichen<br />
werden. Weniger Interesse fand auch<br />
»Waldbau in Rheinland-Pfalz« – die Exkursion<br />
musste leider storniert werden, obwohl<br />
hier sogar das Schwetzinger Schloss mit auf<br />
dem Programm stand. Genauso erging es<br />
dem Thema »Maikäfer« sowie dem Thema<br />
»Buchenwirtschaft«, für die es leider zu wenig<br />
Interesse gab, um den großen Aufwand<br />
mit Führung und Bus zu rechtfertigen. Aus<br />
sachlichen Gründen war nicht unbedingt<br />
nachvollziehbar, warum einige dieser längeren<br />
Exkursionen auf relativ wenig Interesse<br />
stießen und deshalb ausfallen mussten.<br />
Umgekehrt waren die Exkursionen nach<br />
Frankreich sehr schnell aus- und überbucht,<br />
wie auch die Themen rund um die Eiche<br />
(hier half vielleicht auch das zusätzliche Kulturprogramm:<br />
Kloster Maulbronn!). Es gab<br />
mehr Nachfrage, als das Angebot an Plätzen<br />
hergab. Warum die anderen längeren<br />
Exkursionen dagegen abfielen, kann nicht<br />
wirklich beantwortet werden. Vielleicht haben<br />
gelegentlich auch zu lange Busfahrten<br />
abschreckend gewirkt.<br />
Mehr Halbtagsexkursionen bei künftigen<br />
Tagungen! So lautet das Resümee des<br />
Tagungsteams. Kurze Exkursionen sind öfter<br />
gewünscht als zweitägige Reisen mit Übernachtung<br />
und dann auch höheren Kosten<br />
für die Teilnehmer. So mussten leider viele<br />
Tagungsteilnehmer, die kurz entschlossen<br />
noch bei einer Halbtagesexkursion mitmachen<br />
wollten, abgewiesen werden, weil in<br />
den Bussen nicht genug Sitzplätze vorhanden<br />
waren. Und umgekehrt: Man hätte dann<br />
gleichzeitig weniger Ganztagesexkursionen<br />
anbieten sollen, weil viele nicht genügend<br />
Teilnehmer gewinnen konnten.<br />
Die vielen teilnehmenden Studierenden<br />
brachten Neuerungen für eine <strong>Forstverein</strong>stagung.<br />
Die Studenten waren der Einladung<br />
der Landesforstvereine gefolgt. Besonders<br />
von Studenten gefragt war beispielsweise<br />
die »Sägewerkstechnologie«, vermutlich<br />
deshalb, weil die klassischen waldbaulichen<br />
Exkursionen schon durch die Hochschulen<br />
angeboten werden, während man dort nicht<br />
jeden Tag eine Exkursion in ein Sägewerk bekommt.<br />
Allerdings: »Plenterwald auf Sturmflächen«<br />
war als Exkursion auch zu fast 50 %<br />
mit Studenten belegt, möglicherweise deshalb,<br />
weil dieses Thema eine besondere Spezialität<br />
des Schwarzwaldes ist. Diese Exkursion<br />
wurde übrigens sehr bewusst als eine<br />
diskussionsintensive angeboten, vermutlich<br />
sprach sie deshalb gerade die Studierenden<br />
an. Der absolute Hit für die Studierenden<br />
war jedoch die »Rücketechnik-Exkursion«<br />
mit Besichtigung des Unimog-Museums in<br />
Gaggenau. Hier waren Dreiviertel der Teilnehmer<br />
Studierende.<br />
Und wie schlüsseln sich nun die Teilnehmer<br />
an den Exkursionen auf? Mitglieder, die<br />
im Dienst stehen, waren es im Ganzen 311,<br />
Rentner und Pensionäre 69, Studierende<br />
89. Dazu kamen auch noch etwa 60 Nichtmitglieder,<br />
die im Forst beschäftigt sind.<br />
Grundsätzlich gab es diesmal wesentlich<br />
mehr Online-Anmeldungen als in den Vorjahren.<br />
Rund die Hälfte aller 836 Tagungsanmeldungen<br />
(dazu kommen die Referenten,<br />
Helfer etc., zusammen rund 170, sodass<br />
alles in allem rund 1.000 Teilnehmer anwesend<br />
waren) kamen über das Internet.<br />
Das hat die Arbeit sehr vereinfacht, denn<br />
jeder bekam sofort eine automatische Antwort<br />
über Rück-E-Mail und damit darüber,<br />
was nun wirklich gebucht wurde. Eines der<br />
Hauptprobleme der übrigen Anmeldungen<br />
bestand wie seit Jahren in der Unzuverlässigkeit<br />
der Fax-Übermittlung, vom Problem<br />
unleserlicher Handschriften einmal abgesehen.<br />
Wenn es nach dem Tagungsteam geht,<br />
sollte das Online-Buchungsverfahren in Zukunft<br />
wesentlich mehr beworben und auch<br />
genutzt werden.<br />
n<br />
Das Tagungsteam v.l.n.r.: Hanno Moldenhauer,<br />
Christine Große, Christian Sperber, Beate Späth-Bleile<br />
NoveMber | 2007 : proWald 41
Im Jahr 2003 sind das Kuratorium Alte liebenswerte<br />
Bäume e. V. und die Deutsche<br />
Stiftung Denkmalschutz übereingekommen,<br />
gemeinsam dazu beizutragen, den Bestand<br />
denkmalwürdiger Bäume in Deutschland<br />
langfristig zu sichern.<br />
Dazu soll die Allgemeinheit an einer<br />
möglichst langen Erhaltung alter, markanter<br />
Bäume, Baumgruppen und Baumalleen<br />
verstärkt interessiert werden, die<br />
Menschen sollen veranlasst werden, örtlich<br />
zu ihrem konkreten Schutz beizutragen<br />
sowie durch zweckgebundene Spendenbeiträge<br />
notwendig werdende Pflege- und<br />
Sanierungsmaßnahmen an alten Bäumen<br />
möglich zu machen. Derartige zweckdienliche<br />
Erhaltungsmaßnahmen unterstützt die<br />
Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf entsprechende<br />
Anträge hin in Abstimmung mit<br />
dem Kuratorium Alte liebenswerte Bäume<br />
in Deutschland durch finanzielle Förderung;<br />
das Kuratorium bietet außerdem fachliche<br />
Beratung an.<br />
Grundlage der einschlägigen Aktivitäten<br />
von Kuratorium und Stiftung ist eine Daten-<br />
42 proWald : NoveMber | 2007<br />
Aufruf zur Erfassung<br />
denkmalwürdiger Bäume<br />
Der Standort der rund<br />
700 Jahre alten Bad<br />
Homburg-Niederstedter<br />
Dorflinde war<br />
ursprünglich Bestandteil<br />
des Friedhofs der Ortswüstung<br />
Niederstedten.<br />
Der Baum, der jetzt in<br />
der Feldflur steht, erinnert<br />
daher an diesen<br />
von den Einwohnern im<br />
Mittelalter verlassenen<br />
Ort. Sein auf die hinterlassene<br />
Dorfwüstung<br />
hinweisender Namen<br />
lässt infolgedessen den<br />
speziellen kultur-<br />
historischen Bezug der<br />
alten Linde erkennen.<br />
bank der intern erfassten denkmalwürdigen<br />
Bäume, Baumgruppen und Baumalleen. Die<br />
Denkmalwürdigkeit beruht je Objekt auf einer<br />
baumartenbezogen markanten Wachstumsausprägung<br />
und einem relativ hohen<br />
Alter sowie – die reinen Naturdenkmäler ausgenommen<br />
– einem ortsbezogen speziellen<br />
kulturhistorischen Bezug.<br />
Die vorgesehenen Baumerfassungen betreffen<br />
sehr viele Objekte und alle Bundesländer.<br />
Daher sucht das »Kuratorium Alte<br />
liebenswerte Bäume e. V.« deutschlandweit<br />
nach Helfern, die den notwendigen Sachverstand<br />
mitbringen und bereit sind, sich gegen<br />
Erstattung der ihnen entstehenden Sachkosten,<br />
wie der Fahrtkosten eingesetzter eigener<br />
PKW, zu beteiligen. Da der Sachverstand und<br />
das Interesse an der Sicherung des Bestandes<br />
alter, markanter Bäume bei den Mitgliedern<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s grundsätzlich<br />
vorausgesetzt werden können, rufen wir mit<br />
dieser Information dazu auf, so wie wir es<br />
selbst auch tun, Datenüberprüfungen bereits<br />
erfasster Bäume und/oder ergänzend<br />
Ersterfassungen einschlägiger Baumobjekte<br />
Von Eberhard Westernacher und Jörg Freudenstein<br />
zu übernehmen. Dabei erscheint es nach<br />
eigener Erfahrung zwar nicht dringend erforderlich,<br />
aber zur Erleichterung der örtlich<br />
zu erledigenden Arbeiten – wie zum Beispiel<br />
Suche nach den einschlägigen Baumstandorten,<br />
Messung der Höhe, des Brusthöhenumfangs<br />
und des Kronendurchmessers der<br />
Bäume, Überprüfung ihres Gesundheitszustandes<br />
und Aufschrieb des Ermittelten<br />
nebst Fotoaufnahmen – ratsam, sich jeweils<br />
in Zweiergruppen zusammenzutun.<br />
Alle, die allein oder als Gruppe dem<br />
Aufruf folgen, bitten wir, umgehend, gegebenenfalls<br />
in gegenseitiger Absprache mit<br />
anderen örtlich tätig werdenden Gruppen,<br />
diejenige Region festzulegen, in der sie die<br />
vorhandenen Baumdenkmal-Objekte erfassen<br />
wollen, zum Beispiel<br />
»Südteil des Landkreises … bis zur Linie …«<br />
oder<br />
»Gesamtfläche des Landkreises (Stadtkreises)<br />
…«<br />
oder<br />
»Fläche der Landkreise … und …«<br />
Anschließend sollten sie sich, um alsbald<br />
eine regional abgestimmte Gesamtplanung<br />
der Baumerfassungen zu ermöglichen,<br />
ohne Verzug unter Angabe der betroffenen<br />
Region bei einer der beiden nachstehenden<br />
Adressen per E-Mail, brieflich oder telefonisch<br />
anmelden. Jeder Teilnehmer/jede<br />
Teilnehmerin erhält dann die erforderlichen<br />
Unterlagen, wie Erfassungsvordrucke sowie<br />
Hinweise zu den Eintragungen, und gegebenenfalls<br />
Antworten zu vorgebrachten<br />
Fragen.<br />
Dr. Eberhard Westernacher, Arndtstraße 38<br />
65232 Taunusstein, Tel.: 06128/3125<br />
E-Mail: E.Westernacher@t-online.de<br />
Jörg Freudenstein, Kantstraße 48<br />
65232 Taunusstein, Tel.: 06128/23463<br />
E-Mail: Freudensteinj@compuserve.de<br />
n<br />
Dr. Eberhard Westernacher und Jörg Freudenstein sind<br />
langjährige Mitglieder des <strong>Forstverein</strong>s, Jörg Freudenstein<br />
war zudem langjähriger Vorsitzender des Hessischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s.
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EFN-Treffen in Deutschland<br />
Anfang September 2007 war der Deutsche<br />
<strong>Forstverein</strong> Gastgeber des jedes Jahr in<br />
einem der Partnerländer stattfindenden<br />
Treffens der Europäischen <strong>Forstverein</strong>e.<br />
Diese sind im European Forestry Network<br />
(EFN) organisiert. Ziel des EFN ist es,<br />
als Informationsplattform die Kontakte zwischen<br />
den europäischen <strong>Forstverein</strong>en zu<br />
fördern und europäische Einflüsse auf die<br />
Forstwirtschaft der Mitgliedsstaaten zu diskutieren<br />
und Erfahrungen auszutauschen.<br />
In Kooperation mit dem Landesbetrieb<br />
Hessen-Forst fand die Veranstaltung im Bereich<br />
des Forstamtes Hanau-Wolfgang statt.<br />
Zwei Tage lang wurde über die aktuellen<br />
forstlichen Probleme in Europa diskutiert.<br />
Am zweiten Tag des Treffens fand eine interessante<br />
Exkursion in die Wälder des Forstamtes<br />
statt. Insbesondere beeindruckende<br />
Buchenwälder begeisterten die Gäste. 2008<br />
wird sich das EFN auf Island treffen.<br />
DFWR-Projektgruppen-Treffen zur<br />
Biodiversitäts-Konferenz 2008<br />
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat koordiniert<br />
die Aktivitäten der Plattform Forst &<br />
Holz im Umfeld der UN-Konferenz zur Biologischen<br />
Vielfalt 2008 in Bonn. Der DFV<br />
ist Mitglied der Projektgruppe. Die deutsche<br />
Forst- und Holzwirtschaft wird sich mit gemeinsamen<br />
Aktionen den Delegierten, den<br />
Medien und der deutschen Öffentlichkeit<br />
präsentieren. Hierzu finden derzeit die Planungssitzungen<br />
statt. Der Schwerpunkt der<br />
Aktionen wird neben Bonn als Konferenzort<br />
vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinlandpfalz<br />
und Hessen liegen.<br />
Der DFV wird insbesondere im Bereich<br />
der Medien-Konzeption und -Produktion<br />
intensiv engagiert sein. Daneben wird die<br />
Bundeskampagne Treffpunkt Wald, deren<br />
Partner und Koordinator der DFV ist, sich<br />
mit zentralen Aktivitäten in den Auftritt der<br />
Plattform Forst & Holz einbringen.<br />
„Wenig überraschend ist,<br />
dass die Gothaer ihren<br />
Spitzenplatz behauptet.“<br />
49 Jagdhaftpflichtversicherungen<br />
im Vergleich<br />
Ausgabe 10/2006
44<br />
»… Frau Große sucht keinen<br />
Blickkontakt mehr zu mir …«<br />
Für die Organisatoren ist die fast ein Jahr<br />
dauernde Schlacht um den Ablauf der <strong>Jahrestagung</strong><br />
geschlagen. Erfolgreich, wie ich<br />
meine. Welche Eindrücke bleiben zurück<br />
im Gedächtnis derer, die die <strong>Jahrestagung</strong><br />
weniger in Seminarräumen und bei Exkursionen,<br />
sondern hinter den Kulissen und<br />
dem Anmeldetresen verbracht haben? Neben<br />
einem Haufen herzlicher Begrüßungen<br />
alter Bekannter und Dankesbezeugungen<br />
proWald : NoveMber | 2007<br />
Die Tagung von der anderen Seite des Tresens<br />
Von Christine Große<br />
eben auch der Routine-Tagungs-Stress.<br />
Vor allem der Ansturm Hunderter kleiner<br />
immer gleicher Einzelfragen, die leicht<br />
zu beantworten waren, wie »Gibt’s im Bus<br />
was zu essen?«, oder die Frage, wo denn eigentlich<br />
die Garderobe oder Kongress-Saal<br />
2 zu finden seien. Bei derartigen Fragen<br />
wurde schnell deutlich, an welchen Stellen<br />
man bei der nächsten Tagung hinsichtlich<br />
der Ausschilderung noch weiter optimieren<br />
kann – aber ganz wird man solche Nachfragen<br />
wohl nie verhindern können. Schwie-<br />
riger wurde es schon mit Teilnehmern, die in<br />
letzter Sekunde ihre gebuchten Exkursionen<br />
tauschen wollten, noch direkt vor Ort Exkursionen<br />
absagten und ihr Geld zurückhaben<br />
wollen oder deren gesamter Geldeingang<br />
aufs Tagungskonto partout nicht auffindbar<br />
war – zum Beispiel deshalb, weil der Arbeitgeber<br />
nicht die Namen derer, für die er den<br />
Tagungsbeitrag bezahlte, bei der Überweisung<br />
mit angegeben hatte.<br />
All dies waren harmlose, schnell erledigte<br />
Routinefälle, nach denen aufatmende<br />
Tagungsteilnehmer sich in das Gewühl der<br />
Veranstaltungen stürzten. Schwieriger wur-
de es jedoch dann, wenn gefühlte 200 Tagungsteilnehmer<br />
Ausnahme-Regelungen<br />
für ihren ganz speziellen Fall wünschten.<br />
Dann versteht man plötzlich den berechtigten<br />
Grund für bürokratische Regelungen.<br />
Es werden sich viele geärgert haben,<br />
wenn wir z. B. nicht zulassen konnten, dass<br />
eine Exkursion billiger angeboten oder in<br />
der Teilnehmerzahl erweitert werden konnte,<br />
nur weil man mit dem Privat-Auto hinterherfährt,<br />
statt den Bus mitzubenutzen<br />
(in dem ja übrigens alle wichtigen Informationen<br />
meist über Lautsprecher verkündet<br />
wurden). Es sind insgesamt zu viele kleine<br />
Ausnahmen, die man bei der weiteren Planung<br />
und Organisation nie verlässlich dokumentieren,<br />
behalten und weitergeben kann.<br />
Das würde die Grundgebühr einer solchen<br />
Tagung in astronomische Höhen steigen<br />
lassen.<br />
Die weitaus meisten Tagungsteilnehmer<br />
hatten dann (nach einigen erläuternden<br />
Hinweisen) auch durchaus Verständnis für<br />
unsere Planungsvorgaben. Es gab jedoch<br />
auch ein paar wenige, dafür jedoch hartnäckige<br />
Fälle, die zunächst ein ganzes Bündel<br />
von Fragen formulierten, um danach, als<br />
nicht alle Antworten ihren Erwartungen<br />
entsprachen, den Menschen hinter dem<br />
Tresen frank und frei und laut erzählten, was<br />
sie von unserer Arbeit hielten – nicht viel jedenfalls<br />
–, gelegentlich unüberhörbar. Das<br />
geschah sogar einmal in Gegenwart eines<br />
Gastes aus Finnland, der sich das verdutzt<br />
anhörte und dann meinte: »Götter in Grün«.<br />
Eine Bemerkung, die den Protestierer auch<br />
nicht glücklicher machte, vielmehr seinen<br />
Formulierungsdrang weiter anspornte. Als<br />
der dann murrend von dannen zog, meinte<br />
der Finne, ob ich denn schon den Unterschied<br />
zwischen Gott und einem Förster<br />
kennen würde? Nein? Das sei mit einem<br />
Sprichwort aus den Weiten der finnischen<br />
Wälder zu beantworten, nämlich: »Gott ist<br />
kein Förster.« Aber wie erwähnt: Fast alle<br />
Tagungsteilnehmer möchte man gerne wieder<br />
treffen!<br />
Und dass man sie Gott sei Dank auch<br />
leibhaftig wieder treffen kann, liegt daran,<br />
dass sie mithilfe der Schweizer Polizei selbst<br />
dann nicht verloren gingen, wenn sie mal<br />
den Anschluss an ihre Exkursion verpassten.<br />
Da stand es nun ratlos auf Schweizer<br />
Hoheitsgebiet, unser liebes <strong>Forstverein</strong>smitglied,<br />
bis die freundlichen Helfer mit dem<br />
Blaulicht auf dem Dach ihn wieder an seine<br />
Exkursionsgruppe andockten.<br />
Neuheit in diesem Jahr waren die vielen<br />
Studierenden auf der Tagung. Mit ihnen kamen<br />
ganz neue, überraschende Fragestellungen<br />
auf die Organisatoren zu. Der Campus<br />
zog auf die Tagung ein. War es in den<br />
Vorjahren eher an der Tagesordnung, Taxen<br />
für Fußkranke vorzeitig zu den Exkursionen<br />
in den Wald zu bekommen oder <strong>Forstverein</strong>s-Abzeichen<br />
zu organisieren, war die<br />
unglaubliche Flexibilität der Studierenden<br />
fernab aller Konventionen und leider auch<br />
Verbindlichkeiten eine echte Herausforderung<br />
bei der Vorbereitung.<br />
Obwohl wir im Gegensatz zu den Vorjahren<br />
rund 200 preisgünstige Unterkünfte blockieren<br />
konnten, waren auch diese irgendwann<br />
randvoll. Darauf forderte zum Beispiel<br />
ein Student, ich sollte ihm einfach nur einen<br />
Platz auf dem Fußboden in einem <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Baden</strong>er Wohnzimmer besorgen. Wenn<br />
er schon eine so weite Anfahrt habe, dann<br />
könnten wir ihm doch so weit entgegenkommen.<br />
Wir müssten doch jemanden in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> kennen. (Diesen Gast haben<br />
wir dem Präsidenten erspart.) Ob der Student<br />
dann wirklich wie angekündigt beim<br />
Waldsee-Parkplatz sein Zelt aufgeschlagen<br />
hat, ist leider bis heute offengeblieben.<br />
Einem anderen Studenten war es egal,<br />
dass es keine preisgünstigen Betten mehr<br />
gab – er hätte schließlich einen dicken Parka!<br />
Als pfiffig erwiesen sich zwei Referendarinnen,<br />
die kurz vor der Tagung kein Bett in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mehr gefunden hatten. Sie<br />
riefen bei einer Freikirche in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
an, schilderten ihr Leid und bekamen unkompliziert<br />
und problemlos den Schlüssel<br />
fürs Gemeindehaus. Bemerkung am Rande:<br />
Auch die Organisatoren hatten versucht, an<br />
Gemeindehäuser zu kommen, aber die Aussicht<br />
auf einen ganzen Jahrgang Studenten<br />
mit Schlafsäcken unterm Arm hatte wohl<br />
die Grenzen der christlichen Nächstenliebe<br />
aufgezeigt.<br />
Bemerkenswert zum Thema günstige<br />
Unterkünfte ist auch noch jene Begebenheit,<br />
die uns zahlreiche Telefonate bereits in<br />
Göttingen bescherte. So hatten wir die Jugendherbergs-Betten<br />
bereits in der Januar-<br />
Ausgabe von proWALD beworben. Zu dieser<br />
Zeit waren die Studierenden aber noch nicht<br />
in der Lage, ihr Wintersemester 2007-2008<br />
zu planen – die Senioren allerdings schon.<br />
Etliche ältere, sparsame Herren hatten<br />
die pfiffige Idee, sich die vermeintlichen<br />
Einzelzimmer in der Jugendherberge zu sichern.<br />
Diese Einzelzimmer-Anrufe häuften<br />
sich derartig bei der Jugendherberge, dass<br />
diese sich irgendwann weigerte, noch Anmeldungen<br />
für das <strong>Forstverein</strong>s-Kontingent<br />
direkt anzunehmen – derartige Anmeldungen<br />
sollten doch bitte direkt über Göttingen<br />
laufen. Die Senioren, die das »Wagnis<br />
Jugendherberge« letzten Endes dann doch<br />
noch auf sich genommen haben, fanden sich<br />
auch amüsiert bis schockiert im gemischten<br />
Mehrbett-Zimmern zusammen mit den Studierenden<br />
wieder.<br />
Ach so: Den Organisatoren der Tagung<br />
2009 in Brandenburg können wir versprechen,<br />
dass ihr Job garantiert niemals langweilig<br />
werden wird und voller ungeahnter<br />
Herausforderungen steckt!<br />
n<br />
NoveMber | 2007 : proWald 45
BADEn-WüRTTEMBERG<br />
kontakt: inge Hormel, etzbachstr. 10 in<br />
72108 rottenburg. email: baden-wuerttemberg@forstverein.de<br />
BAyERn<br />
kontakt: gudula Lermer, ritter-Wallerstr.<br />
16 in 94405 Wildthurn. email: gudulalermer@aol.com<br />
BRAnDEnBURG<br />
kontakt: dr. Carsten Leßner, Waidmannspromenade<br />
7 in 14584 schwielowsee, ot<br />
Wildpark-West. email: LessnerC@aol.com<br />
tagungsbericht erscheint in heißer Phase<br />
der forstreform<br />
des tagungsband zur gemeinsamen forstpolitischen<br />
<strong>Jahrestagung</strong> des Ministeriums<br />
für Ländliche entwicklung, umwelt und<br />
verbraucherschutz des Landes brandenburg,<br />
des brandenburgischen forstvereins<br />
e. v., des Landesverbandes brandenburgberlin<br />
des bundes deutscher forstleute<br />
sowie der Landesvertretung brandenburg<br />
der ig bauen-agrar-umwelt ist erschienen.<br />
die vorträge liegen nun auf 60 seiten<br />
in einem tagungsband im rahmen der<br />
»eberswalder forstlichen schriftenreihe«<br />
vor, welcher bei der Landesforstanstalt<br />
eberswalde bezogen werden kann über<br />
www.lfe.brandenburg.de<br />
und was ist inzwischen geschehen? zeitnah<br />
nach der tagung lenkte das Ministerium<br />
ein, um nun doch »gemeinsam mit den<br />
beschäftigten« einen tragfähigen konsens<br />
zur umsetzung der massiven einsparforderungen<br />
aus dem finanzministerium zu<br />
finden. dazu wurde eine arbeitsgruppe<br />
aus beschäftigten, vertretern der verbände/gewerkschaften<br />
und der Personalräte<br />
einberufen, zu deren Moderator dr. klaus<br />
Höppner, Leiter der Landesforstanstalt<br />
eberswalde, Honorarprofessor für forstpolitik<br />
und vorsitzender des brandenburgischen<br />
forstvereins, ernannt wurde. bis<br />
ende oktober wird vom Minister ein vorschlag<br />
für die Neuausrichtung der Landesforstverwaltung<br />
erwartet, der in seinen<br />
grundzügen tatsächlich schon gestalt angenommen<br />
hat. fortsetzung folgt.<br />
46 proWald : NoveMber | 2007<br />
+++ aus den Ländern +++<br />
125-jähriges bestehen der Polnischen<br />
forstgesellschaft am 7. september 2007<br />
in krakau<br />
grußwort des vertreters des dfv<br />
sehr geehrte delegierte zur festveranstaltung<br />
der Polnischen forstgesellschaft,<br />
sehr geehrter Herr Präsident, lieber Professor<br />
andrzej grzywacz,<br />
im Namen der 7.000 Mitglieder des deutschen<br />
forstvereins möchte ich ihnen zu ihrem<br />
125-jährigen gründungsjubiläum die<br />
herzlichsten glückwünsche übermitteln.<br />
unser Präsident, Herr dr. anton Hammer,<br />
hatte zugesagt, dies persönlich zu tun. Leider<br />
hat das ein ungeplanter krankenhausaufenthalt<br />
verhindert. Nicht weniger herzlich<br />
möchte ich daher als vizepräsident des<br />
deutschen forstvereins und vorsitzender<br />
des brandenburgischen forstvereins ihnen<br />
diese glückwünsche übermitteln.<br />
die forstvereine spielen im gesellschaftlichen<br />
Leben unserer beiden Länder eine<br />
wichtige rolle, um mit sachverstand die<br />
interessen um den Wald und die forstwirtschaft<br />
wirksam zu vertreten. Wir können<br />
dabei auf lange traditionslinien zurückblicken.<br />
für mich bemerkenswert ist die<br />
tatsache, dass unsere polnische Partnergesellschaft<br />
13 Jahre vor dem deutschen<br />
forstverein gegründet wurde.<br />
forstleute sind in ihrer verantwortung für<br />
den Wald verbunden. seit Jahrzehnten trennen<br />
uns oder und Neiße nicht, sondern verbinden.<br />
seit 23 Jahren haben wir einen jährlichen<br />
austausch von exkursionsgruppen<br />
auf der grundlage einer kooperationsvereinbarung.<br />
dabei lernen polnische und deutsche<br />
forstleute das jeweilige gastgeberland<br />
kennen, schätzen und lieben. daraus sind<br />
inzwischen zahlreiche persönliche bekanntschaften<br />
und freundschaften entstanden.<br />
entwickelt hat sich in den letzten Jahren die<br />
zusammenarbeit zwischen ausbildungsstätten<br />
und forstlichen instituten, wie z. b.<br />
zwischen der fachhochschule eberswalde<br />
und den agraruniversitäten Warschau<br />
und stettin sowie der Landesforstanstalt<br />
eberswalde mit dem ibL Warschau. es gibt<br />
studentenaustausche und zahlreiche Partnerschaften<br />
zwischen forstverwaltungen.<br />
Wir sind ihrem Präsidenten, Herrn Prof.<br />
grzywacz, außerordentlich dankbar dafür,<br />
dass er persönlich diese kontakte maßgeblich<br />
befördert hat.<br />
eine sternstunde in meinem forstlichen<br />
berufsleben war z. b. die gemeinsame ehrung<br />
von Wilhelm Pfeil, einem forstmann<br />
von europäischem rang und begründer der<br />
eberswalder forstwissenschaften, anlässlich<br />
ihres PtL-kongresses im september<br />
2005 in Jelenia gora. im vergangenen Jahr<br />
hatten wir im bereich der regionalforstdirektion<br />
stettin eine gemeinsame konferenz<br />
über die forstwirtschaft in den meeresnahen<br />
Wäldern mit einweihung einer<br />
gedenkstele bei Misdroy. diese beispiele<br />
lassen sich fortsetzen. in der neuesten<br />
ausgabe unseres informations-Journals<br />
»proWaLd«, einem schwerpunktheft Polen<br />
– deutschland, sind viele aktivitäten<br />
dargestellt.<br />
von deutschland gingen im 19. Jahrhundert<br />
wichtige aktivitäten für eine geregelte<br />
forstwirtschaft in Mitteleuropa aus. Heute<br />
sind es deutsche forstleute, die von den<br />
erfahrungen der polnischen fortwirtschaft<br />
und forstwissenschaft profitieren können.<br />
auch ich habe die forstwirtschaft in Polen<br />
bei zahlreichen besuchen als gut organisiert<br />
und leistungsstark kennengelernt.<br />
diese gegenseitige achtung auf augenhöhe<br />
und das verständnis für die interessen<br />
des Partners sind eine gute grundlage, um<br />
unsere zusammenarbeit weiterzuentwickeln.<br />
ich wünsche uns dabei viel erfolg.<br />
Prof. dr. klaus Höppner<br />
HESSEn<br />
kontakt: dr. Horst gossenauer-Marohn,<br />
Wolfskaute 4 in 34359 reinhardshagen.<br />
email: hfv-gm@web.de<br />
MECKLEnBURG-VORPOMMERn<br />
kontakt: axel stein, Paulshöher Weg 1 in<br />
19061 schwerin. email: a.stein@lm.mvnet.<br />
de<br />
aufruf des vorstandes an alle Mitglieder<br />
des forstvereins Mv<br />
unser forstverein begeht 2008 den<br />
135. Jahrestag der gründung des traditionsreichen<br />
»vereins mecklenburgischer<br />
forstwirte«. dieses Jubiläum und die vor<br />
uns stehenden aufgaben sollten anlass<br />
sein, unseren verband weiter zu stärken,<br />
indem wir neue Mitglieder gewinnen. der<br />
vorstand wendet sich daher an alle Mitglieder,<br />
in ihrem Wirkungskreis neue
Mitglieder zu werben! Wir sollten dabei<br />
nicht nur weitere forstbedienstete, sondern<br />
auch Nichtforstleute und vor allem<br />
die privaten Waldbesitzer unseres Landes<br />
ansprechen.<br />
unsere vereinsarbeit wird dadurch weitere<br />
anregungen erhalten und stärker nach außen<br />
wirken können.<br />
forstpolitik des forstvereins Mv<br />
1993 hat der Landtag Mecklenburg-vorpommerns<br />
das Landeswaldgesetz verabschiedet.<br />
Nach nunmehr 14 Jahren<br />
soll geprüft werden, welche gesetzlichen<br />
regelungen aufgrund der erfahrungen<br />
und der veränderungen der rahmenbedingungen<br />
angepasst werden sollten. zur<br />
umsetzung der geplanten Novellierung hat<br />
auch der forstverein unseres Landes vorschläge<br />
unterbreitet. unsere anregungen<br />
beziehen sich u. a. auf eine weitergehende<br />
verschlankung des gesetzes (z. b. hinsichtlich<br />
der ausführungen zur forstlichen<br />
rahmenplanung § 8, zur umwandlung von<br />
Wald § 15 und zur forstaufsicht § 48). für<br />
sinnvoll halten wir auch einige ergänzungen<br />
zu festschreibungen von zentralen<br />
Prinzipien und aufgaben der forstwirtschaft<br />
unseres Landes (z. b. hinsichtlich<br />
Nachhaltigkeit und Naturnähe §§ 1 und<br />
12), zu sozialen rahmenbedingungen und<br />
zum erhalt von ausbildungs- und arbeitsplätzen<br />
(§ 6), zum Waldmonitoring (§ 39)<br />
und zur stärkung der forstlichen zusammenschlüsse<br />
(§ 46).<br />
dr. Manfred schorcht<br />
nORDRHEIn-WESTFALEn<br />
kontakt: Jörg Meißner, brede 11 in 48231<br />
Warendorf. email: nrw@forstverein.de<br />
nORDWESTDEUTSCHLAnD<br />
kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />
springe in 31832 springe. email: jochen.<br />
matthaei@nfa-saupark.niedersachsen.de<br />
anlässlich der Mitgliederversammlung<br />
des vereins vom 3. Juli 2007 in göttingen<br />
wurde Mark von busse als vorsitzender<br />
neu gewählt. von busse ist Leiter des geschäftsbereichs<br />
forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen.<br />
Nach erfolgter Wahl dankte von busse seinem<br />
vorgänger Ludolf freiherr v. olders-<br />
+++ aus den Ländern +++<br />
hausen für das hohe engagement, das er in<br />
seiner zwölfjährigen amtszeit eingebracht<br />
habe. abwechslungsreiche veranstaltungen<br />
und tagungen zu allen bereichen der<br />
forstwirtschaft sowie vielfältige kontakte<br />
zu anderen forstlichen organisationen<br />
auch im ausland hätten diese Periode geprägt.<br />
als ausblick kündigte von busse eine<br />
Weiterführung der vereinsarbeit entsprechend<br />
den in der satzung festgelegten zielen<br />
an. besondere schwerpunkte wolle er<br />
durch die ausrichtung von interessanten<br />
tagungen und die Pflege der verbindung<br />
zu anderen verbänden setzen. Wichtig sei<br />
darüber hinaus die Weiterentwicklung des<br />
vereins als Plattform für den forstlichen<br />
Nachwuchs.<br />
RHEInLAnD-PFALZ – SAARLAnD<br />
kontakt: birgitta schneider, geschäftsstelle<br />
fv rlp. – s., Postfach 100257, 67402<br />
Neustadt / Weinstraße, t/f: 06321/992896,<br />
H: 0177/6337467, rlp-s@forstverein.de<br />
SACHSEn<br />
kontakt: dr. siegfried Lange, alois-andritzki-str.<br />
35 in 02625 bautzen<br />
SACHSEn-AnHALT<br />
kontakt: Jörg borchardt, Hauptstr. 1 in<br />
06543 friesdorf ot rammelburg. email:<br />
j.borchardt@lpf.mlu.lsa-net.de<br />
THüRInGEn<br />
kontakt: dr. andreas Niepagen, angerbergstr.<br />
23, 99752 bleicherode, tel.:<br />
03632/71396-1, fax: -4, thueringer.forstverein@forst.thueringen.de<br />
Herbst-tagung und vorstandswahlen<br />
des thüringer forstvereins e.v.<br />
»die zukunft der thüringer Wälder nach<br />
kyrill« war thema der Herbst-tagung des<br />
thüringer forstvereins in ilmenau.<br />
vor der Herbst-tagung fand eine Mitgliederversammlung<br />
statt, auf der folgender<br />
neuer vorstand gewählt wurde:<br />
• Hagen dargel (forstamtsleiter frauenwald)<br />
zum vorsitzenden,<br />
• Prof. dr. Martin Heinze (fH erfurt) zum<br />
1. stellvertretenden vorsitzenden,<br />
• Wolfgang Heyn (geschäftsführer Waldbesitzerverband<br />
thüringen) zum 2.<br />
stellvertretenden vorsitzenden,<br />
• dr. andreas Niepagen (inspektionsleiter<br />
Nord) zum geschäftsführer und<br />
• Petra beck (sachbearbeiterin tLWJf)<br />
zur schatzmeisterin.<br />
dem erweiterten vorstand gehören weiterhin<br />
Prof. dr. anka Nicke (fH erfurt) für den<br />
fachausschuss ausbildung, uli klüßendorf<br />
(forstamtsleiter oldisleben) für den fachausschuss<br />
forstpolitik, Prof. Helmut Witticke<br />
(ehem. fH schwarzburg) für den fachausschuss<br />
forstgeschichte sowie Horst<br />
geisler (sachbearbeiter inspektion ost)<br />
für die öffentlichkeitsarbeit an. der fachausschuss<br />
exkursionen und internationale<br />
beziehungen ist derzeit nicht besetzt.<br />
Mitglieder des alten und des neuen Vorstandes des<br />
Thüringer. <strong>Forstverein</strong>s e.V.:<br />
Von links hintere Reihe: G. Bleyer, W. Heyn, H. Dargel,<br />
Dr. A. Niepagen, U. Klüßendorf<br />
Vordere Reihe: Dr. W. Henkel, P. Beck, H. Geisler,<br />
Prof. H. Witticke, Prof. Dr. M. Heinze<br />
Foto: Horst Geisler<br />
Foto links: Mark von Busse<br />
NoveMber | 2007 : proWald 47
november 44. 45. 46. 47. 48.<br />
mo 5 12 19 26<br />
di 6 13 20 27<br />
mi 7 14 21 28<br />
do 1 8 15 22 29<br />
fr 2 9 16 23 30<br />
sa 3 10 17 24<br />
so 4 11 18 25<br />
Dezember 49. 50. 51. 52. 1.<br />
mo 3 10 17 24 31<br />
di 4 11 18 25<br />
mi 5 12 19 26<br />
do 6 13 20 27<br />
fr 7 14 21 28<br />
sa 1 8 15 22 29<br />
so 2 9 16 23 30<br />
November<br />
13.-17.11. agritechnica 2007 auf dem<br />
Messegelände Hannover. www.agritechnica.de<br />
15.-16.11. »bewirtschaftung und ökologie<br />
der kiefer im Nordostdeutschen tiefland«.<br />
fachtagung mit vorträgen und diskussion<br />
zum baum des Jahres 2007. beginn: 9.30<br />
uhr. Neuer Hörsaal der fachbereiche<br />
forst- und Holzwirtschaft der fHe, Waldcampus,<br />
alfred-Möller-str. 1, eberswalde.<br />
tel.: 03334/65230<br />
16.-18.11. fachtagung anlässlich des<br />
65. geburtstages des rektors der fH<br />
schwarzburg, Herrn Prof. Martin Heinze:<br />
»forstliche forschung und Lehre in thüringen:<br />
standortsbestimmung, ausblick<br />
und visionen«. ort: fH schwarzburg, tel.:<br />
036730/37-0, email: fh-schwarzburg@<br />
forst.thueringen.de<br />
28.11. berufsperspektivenseminar des<br />
fachverbands forst e. v. an der fH Weihenstephan.<br />
informationen zu Möglichkeiten<br />
der eigenen Weiterentwicklung und<br />
beruflichen Wegbeschreitung. ab 13 uhr<br />
werden sechs referenten über den eigenen<br />
forstlichen Werdegang und über die<br />
jetzige tätigkeit berichten. es ist beabsichtigt,<br />
den studierenden eine idee davon<br />
zu geben, welche einstiegsmöglichkeiten<br />
in den beruf es gibt, welche Hürden es zu<br />
meistern gilt und vor allem, welche Qualifikationen<br />
hilfreich waren. Weitere informationen:<br />
vorstand fachverband forst e. v.,<br />
udo kaller, tel.: 08223/967688<br />
dezember<br />
01.12. Mitgliederversammlung und Wahl<br />
des Lfv sachsen in grillenburg.<br />
Januar<br />
18.-27.01. int. grüne Woche auf dem Messegelände<br />
in berlin. www.gruenewoche.de<br />
24.-25.01. freiburger Winterkolloquium<br />
forst und Holz »zukunftsmärkte – durch<br />
forst- und Holzwirtschaft gestaltbar«. tel.:<br />
0761/2033764, www.forst.uni-freiburg.de/<br />
fobawi/institut/<br />
Januar 2. 3. 4. 5.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29 di 5 12 19 26<br />
+++ aus den Ländern +++<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24 31<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
februar<br />
05.-10.02. Messe »Jagd und Hund 2008«<br />
in dortmund auf dem Messegelände. www.<br />
westfalenhallen.de<br />
28.02. fachtagung des zentrums Waldforst-Holz:<br />
»die douglasie – Perspektiven<br />
im klimawandel« in freising. die veranstaltung<br />
richtet sich an forstliche Praktiker<br />
und entscheidungsträger sowie alle am<br />
Wald interessierten. www.lwf.bayern.de<br />
März<br />
28.-30.03. Messe »forst & Holz 2008« in<br />
dresden. tel.: 0351/87785-37, www.forstholz-dresden.de<br />
april<br />
11.-13.04. Messe »forst live 2008« in offenburg.<br />
tel.: 05052/8522,www.forst-live.de<br />
16.04. <strong>Jahrestagung</strong> des forstvereins Mecklenburg-vorpommern<br />
mit vorträgen und<br />
einer Podiumsdiskussion in Ludwigslust.<br />
thema: »klimawandel<br />
– überlegungen<br />
zu waldbaulichen<br />
strategien für Mec<br />
k l e n b u r g - v o r -<br />
pommern«. ans<br />
p r e c h p a r t n e r :<br />
dr. M. schorcht.<br />
tel.: 038854/265<br />
Mai<br />
Mai: <strong>Jahrestagung</strong><br />
des Hessischen<br />
forstvereins zum<br />
thema: kyrill-erfahrungen,folgerungen<br />
und Perspektiven<br />
16.-25.05. 10-tägige<br />
exkursion des<br />
forstvereins rlp.-s:<br />
»vom wilden rhodopengebirge<br />
des<br />
orpheus durch das<br />
Land der thraker<br />
bis ans schwarze<br />
Meer. forstwirtschaft,<br />
Landschaft<br />
und kultur bulgari-<br />
Februar 6. 7. 8. 9.<br />
mo 4 11 18 25<br />
mi 6 13 20 27<br />
do 7 14 21 28<br />
fr 1 8 15 22 29<br />
sa 2 9 16 23<br />
so 3 10 17 24<br />
März 10. 11. 12. 13. 14.<br />
mo 3 10 17 24 31<br />
di 4 11 18 25<br />
mi 5 12 19 26<br />
do 6 13 20 27<br />
fr 7 14 21 28<br />
sa 1 8 15 22 29<br />
so 2 9 16 23 30<br />
April 15. 16. 17. 18.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
Veranstaltungskalender & Exkursionen<br />
48 proWald : NoveMber | 2007<br />
2 0 0 8<br />
www.solo-germany.com<br />
ens«. infos und kontakt: eberhard glatz,<br />
forstamt koblenz, richard-Wagner-str.<br />
14, 56075 koblenz, tel.: 0261/92177-0,<br />
0175-2237574 oder eberhard.glatz@waldrlp.de<br />
Juni<br />
04.-07.06. kWf-tagung in schmallenberg<br />
zum thema »Holz heiß begehrt – eine<br />
branche macht mobil«. tel.: 06078/785-34<br />
(-30, -33), www.kwf-tagung.org<br />
19.-21.06. fachtagung »Naturgemäße<br />
forstwirtschaft – garant wirtschaftlichen<br />
erfolges« in freudenstadt. veranstalter:<br />
Pro siLva euroPa, kontakt: Prof.<br />
tzschupke, tel.: 07472/951250<br />
Herbst<br />
Fachseminar des Hessischen forstvereins:<br />
der Hessische Wald als Co 2 -senke<br />
Neue Stärke<br />
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Seit 1948
I. Abschnitt: Art des Vereins<br />
§ 1 Name, Sitz, Geschäftsjahr<br />
1. Der Verein führt den Namen »<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e. V.«. Er ist die Vereinigung der<br />
Länderforstvereine. Er hat seinen Sitz in Fritzlar, er ist in das Vereinsregister, VRNr. 560,<br />
eingetragen. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr.<br />
2. Dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. gehören folgende Länderforstvereine an:<br />
VRNr. Sitz<br />
1. der <strong>Baden</strong>-Württembergische <strong>Forstverein</strong> e. V. 465 Stuttgart<br />
2. der Bayerische <strong>Forstverein</strong> e. V. 4458 München<br />
3. der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> e. V. 320 Neuruppin<br />
4. der Hessische <strong>Forstverein</strong> e. V. 1303 Wiesbaden<br />
5. der <strong>Forstverein</strong> Mecklenburg-Vorpommern e. V. 358 Schwerin<br />
6. der <strong>Forstverein</strong> für Nordrhein-Westfalen e. V. 896 Warendorf<br />
7. der Nordwestdeutsche <strong>Forstverein</strong> e. V. 3030 Hannover<br />
8. der <strong>Forstverein</strong> Rheinland-Pfalz–Saarland e. V. 979 Mainz<br />
9. der <strong>Forstverein</strong> Sachsen-Anhalt e. V. Magdeburg<br />
10. der Sächsische <strong>Forstverein</strong> e. V. 288 Dresden<br />
11. der Thüringer <strong>Forstverein</strong> e. V. 72 Erfurt<br />
3. Die Aufzählung ist nicht abschließend. Weitere Länderforstvereine können Mitglieder<br />
im Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. werden.<br />
§ 2 Zweck und Aufgaben des Vereins<br />
1. Der Verein verfolgt folgende Zwecke und Aufgaben:<br />
1. die Fürsorge für den heimischen Wald im Rahmen der Waldgesetze sowie des<br />
Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes,<br />
2. die Verbesserung der Rahmenbedingungen der deutschen Forstwirtschaft durch<br />
forstpolitische Initiativen,<br />
3. die Förderung der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft,<br />
4. die Aus- und Fortbildung, insbesondere durch Vermittlung persönlichen Gedankenaustausches<br />
und<br />
5. Presse-, Literatur- und Öffentlichkeitsarbeit zu forstlichen Tagesfragen.<br />
2. Zur Erreichung dieser Ziele fördert der Verein die gleichartigen Bestrebungen der in<br />
ihm vereinigten Länderforstvereine und fasst diese zusammen. Er unternimmt alle für<br />
die Erfüllung seiner Aufgaben notwendigen Schritte.<br />
3. Darüber hinaus dient der Verein der Pflege des Erfahrungsaustausches und der fachwissenschaftlichen<br />
Zusammenarbeit mit dem Ausland.<br />
4. Der Verein ist überparteilich. Er verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Er<br />
vertritt weder Standes- noch Vermögensinteressen. Seine Tätigkeiten sind weder auf<br />
Erwerb noch auf Gewinn ausgerichtet. Die Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsmäßige<br />
Zwecke verwendet werden.<br />
5. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus den Mitteln des Vereins. Es darf keine<br />
Person durch Ausgaben, die dem Zwecke des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig<br />
hohe Vergütungen begünstigt werden.<br />
II. Abschnitt: Mitgliedschaft<br />
§ 3 Mitgliedschaft<br />
1. Die Mitgliedschaft besteht aus ordentlichen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern.<br />
2. Ordentliche Mitglieder sind:<br />
1. die in § 1 aufgeführten Länderforstvereine sowie<br />
2. deren Mitglieder.<br />
neue Satzung des DFV<br />
Mitgliederversammlung in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Liebe DFV-Mitglieder,<br />
am 18. Oktober 2007 fand die Mitgliederversammlung des DFV statt. Hier wurden wesentliche Beschlüsse für die Zukunftsfähigkeit des DFV<br />
gefasst. Insbesondere wurde durch Änderung der Satzung die Möglichkeit geschaffen, zukünftig Studentenschaften in den DFV aufzunehmen.<br />
Nachfolgend ist die neue Satzung vollständig abgedruckt. Bitte nehmen Sie diese zu Ihren Unterlagen.<br />
Ein weiterer zentraler Beschluss ist bezüglich der Abführungsbeträge der Länderforstvereine an den DFV gefasst worden. Ab 2009 werden<br />
diese auf 12 Euro für »Ostmitglieder« und 15 Euro für »Westmitglieder« pro Jahr erhöht. Möglicherweise führt dies ebenfalls zu einer Erhöhung<br />
der Jahresbeiträge in den Länderforstvereinen.<br />
Besonders freuen wir uns über die Einladung, die nächste DFV-Tagung 2009 in Partnerschaft mit der Landesforstverwaltung Brandenburg<br />
zu organisieren. Schon jetzt laden wir Sie hierzu recht herzlich ein.<br />
Grüße aus Göttingen, Ihr DFV-Team<br />
S a t z u n g<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />
verabschiedet in der Mitgliederversammlung am 18. Oktober 2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
3. Darüber hinaus können Organisationen, die sich innerhalb des Bundesgebietes<br />
über mehrere Länder und Vereinsgebiete erstrecken, die ordentliche Mitgliedschaft<br />
erwerben. Über deren Mitgliedschaft entscheidet der Länderbeirat.<br />
4. Zusätzlich können studentische Vertretungen in den Forstfakultäten von Universitäten<br />
oder Fachhochschulen auf Antrag die Mitgliedschaft erwerben. Das<br />
gilt auch für entsprechende Alumniorganisationen von Universitäten und Fachhochschulen,<br />
sofern sie Vereinsstatus haben. § 4 gilt entsprechend. § 3 Nr. 2.3<br />
Satz 2 gilt entsprechend.<br />
3. Personen, die sich um den Verein hervorragend verdient gemacht haben, kann auf<br />
Vorschlag des Präsidiums oder des Länderbeirats durch die Mitgliederversammlung die<br />
Ehrenmitgliedschaft verliehen werden.<br />
4. Über die Mitgliedschaft weiterer Länderforstvereine beschließt die Mitgliederversammlung<br />
(§ 13 Nr. 1.1). Bei Ablehnung ist sie nicht verpflichtet, die Gründe mitzuteilen.<br />
§ 4 Beendigung der Mitgliedschaft<br />
1. Die Länderforstvereine sind zum Austritt aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. berechtigt.<br />
Der Austritt kann mit dreimonatiger Frist zum Ende eines Kalenderjahres durch<br />
schriftliche Mitteilung an das Präsidium erklärt werden. Der Austritt eines Länderforstvereins<br />
aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. bedeutet auch die Beendigung der jeweiligen<br />
Einzelmitgliedschaft der Mitglieder des austretenden Länderforstvereins beim<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />
2. Die Mitgliedschaft eines Länderforstvereins kann aus wichtigen Gründen mit dreimonatiger<br />
Frist gekündigt werden (Ausschluss). Über den Ausschluss entscheidet auf<br />
Antrag des Präsidiums oder des Länderbeirats die Mitgliederversammlung. Der Ausschluss<br />
wird nach 3 Monaten wirksam.<br />
3. Die Einzelmitgliedschaft beim Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. endet durch die Beendigung<br />
der Mitgliedschaft in einem Länderforstverein, durch Austritt aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong><br />
e. V. (s. § 3 Nr. 2.3) sowie durch Ausschluss aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />
§ 5 Beiträge<br />
Zur Aufbringung der für die Zwecke des Vereins notwendigen Mittel führen die Länderforstvereine<br />
an den Deutschen <strong>Forstverein</strong> jährlich einen Kopfbeitrag je Einzelmitglied<br />
ab, dessen jeweilige Höhe und Fälligkeit die Mitgliederversammlung, auf Vorschlag des<br />
Länderbeirats, in einer Beitragsordnung festlegt.<br />
Studentische Fachschaften (§ 3 Nr. 2.4) zahlen keine Mitgliedsbeiträge. Organisationen<br />
(§ 3 Nr. 2.3 und 2.4) handeln ihren Mitgliedsbeitrag mit der Geschäftsstelle des DFV aus.<br />
Das Ergebnis bedarf der Zustimmung des Länderbeirats.<br />
III. Abschnitt: Organisation<br />
§ 6 Organe des Vereins<br />
1. Organe des Vereins sind:<br />
1. das Präsidium,<br />
2. der Länderbeirat und<br />
3. die Mitgliederversammlung.<br />
2. Die Präsidiums- und Länderbeiratsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. Über den Ersatz<br />
angemessener Kosten beschließt der Länderbeirat.<br />
NoveMber | 2007 : proWald 49
§ 7 Das Präsidium<br />
1. Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten sowie drei gleichberechtigten Vizepräsidenten.<br />
Die Mitglieder des Präsidiums werden von der Mitgliederversammlung aus<br />
deren Mitte für vier Jahre gewählt. Wiederwahl ist zulässig.<br />
2. Der Präsident vertritt den Verein allein, im Übrigen je zwei Vizepräsidenten gemeinsam.<br />
3. Scheidet ein Mitglied des Präsidiums während der Amtszeit aus, so wählt der Länderbeirat<br />
aus seiner Mitte für die Zeit bis zur Neuwahl ein weiteres Präsidiumsmitglied.<br />
Dessen Amt endet mit der Neuwahl.<br />
4. Das Präsidium tritt mindestens zweimal im Jahr zu einer Sitzung zusammen; eine Sitzung<br />
ist anzuberaumen, wenn mindestens zwei Präsidiumsmitglieder dies beantragen.<br />
Das Präsidium ist beschlussfähig, wenn mindestens zwei seiner Mitglieder anwesend<br />
sind. Bei Beschlussfassung entscheidet die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, bei<br />
Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.<br />
5. Das Präsidium kann zu bestimmten Arbeitsgebieten Fachbeauftragte und befristete<br />
Arbeitsgruppen einsetzen. Die Fachbeauftragten können auf Einladung des Präsidiums<br />
an den Sitzungen des Präsidiums und des Länderbeirats ohne Stimmrecht teilnehmen.<br />
Sie leiten die Arbeitsgruppen. Die Kosten der Fachbeauftragten trägt der Deutsche<br />
<strong>Forstverein</strong> e. V.<br />
6. Über Sitzungen des Präsidiums ist ein Protokoll zu führen, das von mindestens 2 Präsidiumsmitgliedern<br />
zu unterzeichnen ist.<br />
§ 8 Geschäftsführung des Präsidiums<br />
1. Das Präsidium leitet den Verein und verwaltet sein Vermögen. Es ist zuständig für die<br />
Einberufung der Mitgliederversammlung.<br />
2. Bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Präsidiums hat jedes seiner Mitglieder<br />
das Recht, die Entscheidung des Länderbeirats zu beantragen.<br />
3. Das Präsidium stellt den Haushaltsplan auf, der durch den Länderbeirat beschlossen<br />
wird. Das Präsidium legt dem Länderbeirat die Haushaltsabrechnung zur Prüfung vor.<br />
4. Der Präsident erstattet in der Mitgliederversammlung einen zusammenfassenden<br />
Jahresbericht mit Vorschlägen für die weitere Vereinsarbeit und erläutert die Haushaltsabrechnung.<br />
5. Das Präsidium kann im Einvernehmen mit dem Länderbeirat einen Geschäftsführer<br />
im Angestelltenverhältnis verpflichten, dessen Aufgabenbereich in einer Geschäftsordnung<br />
zu regeln ist.<br />
§ 9 Der Länderbeirat<br />
1. Der Länderbeirat setzt sich zusammen aus:<br />
1. den Mitgliedern des Präsidiums des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.,<br />
2. den Vorsitzenden der Länderforstvereine oder deren vertretungsberechtigten<br />
Stellvertretern,<br />
3. einem Vertreter der Studentenvertretungen der Universitäten und einem Vertreter<br />
der Studentenvertretungen der Fachhochschulen und Hochschulen. Diese<br />
zwei Vertreter sind Delegierte aller dem DFV angehörenden Studentenvertretungen.<br />
Wird der jeweilige Vertreter abgelöst, so ist dieses der Geschäftstelle des<br />
DFV unverzüglich mitzuteilen und der neue Vertreter zu benennen.<br />
2. Dem Länderbeirat steht der Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V. kraft Amtes<br />
vor.<br />
3. Bei Abstimmungen im Länderbeirat haben die Vertreter der Länderforstvereine je angefangene<br />
500 Mitglieder 1 Stimme. Die Vertreter der Studentenvertretungen haben je<br />
1 Stimme. Die Mitglieder des Präsidiums sind mit jeweils 1 Stimme stimmberechtigt.<br />
4. Der Länderbeirat entscheidet durch Beschlussfassung. Bei Beschlussfassung entscheidet<br />
die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.<br />
5. Der Länderbeirat tritt mindestens einmal im Jahr auf Einladung des Präsidenten zu<br />
einer gemeinsamen Sitzung zusammen; eine Sitzung ist unverzüglich anzuberaumen,<br />
wenn ein Drittel der Beiratsmitglieder dies beantragt.<br />
6. Der Länderbeirat ist beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte der unter<br />
§ 9 Nr. 1 genannten Personen anwesend ist. Bei Beschlussunfähigkeit ist eine in der<br />
gleichen Sache erneut einberufene Sitzung auch dann beschlussfähig, wenn weniger<br />
Mitglieder erschienen sind, falls in der Einladung auf diese Rechtsfolgen hingewiesen<br />
wurde.<br />
7. Über Sitzungen des Länderbeirats ist ein Protokoll zu führen, das vom Versammlungsleiter<br />
und von dem Protokollführer zu unterzeichnen ist.<br />
§ 10 Aufgaben des Länderbeirats<br />
1. Aufgabe des Länderbeirats sind die Förderung der Vereinsziele und die Sicherung der<br />
Zusammenarbeit mit den Länderforstvereinen.<br />
2. Daneben führt der Länderbeirat die Aufsicht über die Verwaltung des Vereinsvermögens<br />
und über die Haushaltsführung.<br />
Hierzu gehören:<br />
a) die Prüfung und Feststellung des Haushaltsplanes,<br />
b) die Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben sowie<br />
c) die Kontrolle der Haushaltsrechnung.<br />
3. Der Länderbeirat ist Berufungsinstanz für Beschwerden gegen Entscheidungen des<br />
Präsidiums.<br />
4. Der Länderbeirat entscheidet über Meinungsverschiedenheiten des Präsidiums gemäß<br />
§ 8 Nr. 2.<br />
50 proWald : NoveMber | 2007<br />
5. Der Länderbeirat entscheidet über die Beschlussfassung zur Verpflichtung eines Geschäftsführers<br />
und Regelung seines Aufgabenbereiches gemäß § 8 Nr. 5.<br />
6. Der Länderbeirat beschließt über die Mitgliedschaften gem. § 3 Nr. 2.3 und § 3 Nr. 2.4.<br />
sowie über die Beiträge gem. § 5 Satz 3.<br />
§ 11 Die Mitgliederversammlung<br />
1. Die ordentliche Mitgliederversammlung ist möglichst alle zwei Jahre in Verbindung<br />
mit der traditionellen Fachtagung, die der Pflege fachlicher Beziehungen, insbesondere<br />
auch mit dem Ausland dient, einzuberufen.<br />
2. Das Präsidium teilt den Mitgliedern den Termin schriftlich mit und veröffentlicht<br />
ihn mindestens 4 Wochen vorher in geeigneter Weise, z. B. im Internet oder in der Vereinszeitschrift.<br />
3. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung ist vom Präsidium einzuberufen,<br />
wenn das Interesse des Vereins es erfordert oder wenn dies von mindestens einem Drittel<br />
der Mitglieder des Länderbeirats oder von mindestens 10 % der Vereinsmitglieder<br />
beim Präsidium schriftlich beantragt wird. Die außerordentliche Mitgliederversammlung<br />
hat binnen 10 Wochen stattzufinden.<br />
§ 12 Tagesordnung der Mitgliederversammlung<br />
1. Die Mitgliederversammlung behandelt und berät über die vom Präsidium eingebrachten<br />
Tagesordnungspunkte. Andere Tagesordnungspunkte sind in die Tagesordnung<br />
aufzunehmen, wenn das von mindestens 50 Mitgliedern oder dem Länderbeirat<br />
spätestens 4 Wochen vor der Mitgliederversammlung beim Präsidium schriftlich beantragt<br />
wird.<br />
2. Mit Zustimmung der Mitgliederversammlung kann der Leiter der Mitgliederversammlung<br />
die Beratung auf Tagesordnungspunkte ausdehnen, die nicht auf der Tagesordnung<br />
standen.<br />
3. Über die Verhandlungen und Beschlüsse ist eine Niederschrift aufzunehmen; sie<br />
ist vom Leiter der Mitgliederversammlung zu unterschreiben. Wenn mehrere Leiter<br />
tätig waren, unterzeichnet der letzte Versammlungsleiter die ganze Niederschrift. Jedes<br />
Vereinsmitglied erhält auf Anforderung eine Niederschrift. Der Leiter der Versammlung<br />
kann für die Fertigung der Niederschrift einen Schriftführer bestimmen.<br />
§ 13 Zuständigkeit der Mitgliederversammlung<br />
1. Die Mitgliederversammlung ist zuständig für die:<br />
1. Aufnahme eines Länderforstvereins gemäß § 3 Nr. 4,<br />
2. Wahl des Präsidiums,<br />
3. Ernennung von Ehrenmitgliedern,<br />
4. Bestimmung von Ort und Jahr für die nächste Mitgliederversammlung,<br />
5. Entlastung des Präsidiums,<br />
6. Wahl der Kassenprüfer und von 2 Stellvertretern,<br />
7. Änderung und Ergänzung der Satzung,<br />
8. Auflösung des Vereins und<br />
9. Beschluss über die Beitragsordnung gem. § 5.<br />
2. Die Beschlüsse zu 7. und 8. von Abs. 1 bedürfen einer Mehrheit von zwei Drittel der<br />
anwesenden stimmberechtigten Vereinsmitglieder; die Beschlüsse zu 7. und 8. erfordern<br />
außerdem die Zustimmung des Länderbeirats.<br />
3. Bei Auflösung, Aufhebung des Vereins, Verzicht auf Rechtsfähigkeit oder bei Wegfall<br />
seines seitherigen Zwecks fällt das Vermögen des Vereins, soweit es eingezahlte Kapitalanteile<br />
der Mitglieder und den gemeinen Wert der von den Mitgliedern geleisteten Sacheinlagen<br />
übersteigt, an das Deutsche Rote Kreuz in Berlin, das die Mittel unmittelbar<br />
und ausschließlich für seine satzungsmäßigen Zwecke zu verwenden hat.<br />
§ 14 Allgemeine Verfahrensvorschriften<br />
1. Bei Abstimmung hat jedes stimmberechtigte Mitglied eine Stimme. Ein Mitglied, das<br />
durch eine Beschlussfassung entlastet oder von einer Verpflichtung befreit werden soll<br />
oder das von der Beschlussfassung in anderer Weise persönlich betroffen wird, hat in<br />
diesem Falle keine Stimme. Richtet sich die Beschlussfassung der Mitgliederversammlung<br />
gegen das Präsidium, so übernimmt für die Dauer von dessen Verhinderung das<br />
älteste unbeteiligte Mitglied des Länderbeirats den Vorsitz.<br />
2. Beschlüsse des Präsidiums, des Länderbeirats sowie der Mitgliederversammlung bedürfen<br />
der einfachen Stimmenmehrheit der bei der Abstimmung anwesenden Stimmberechtigten;<br />
bei Stimmengleichheit im Präsidium gibt die Stimme des Präsidenten den<br />
Ausschlag. Ausgenommen sind Satzungsänderungen (§ 13 Nr. 1.7) und die Auflösung<br />
des Vereins (§ 13 Nr. 1.8).<br />
3. Die Abstimmungen können offen oder geheim sein; geheime Abstimmungen werden<br />
nur vorgenommen, wenn sie vom Präsidenten beschlossen oder von mindestens<br />
einem Fünftel der anwesenden Stimmberechtigten verlangt werden. Abstimmungen<br />
über einfache Fragen können im Präsidium und im Länderbeirat auch schriftlich vorgenommen<br />
werden.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, den 18. Oktober 2007<br />
Dr. Anton Hammer Hermann Ilaender<br />
Präsident Vizepräsident
iMPressuM<br />
proWald<br />
Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
und von der ID Wald GmbH verlegt, Geschäftsführer Hanno Moldenhauer.<br />
n Redaktion: Christine Große , Hannes Elster (V.i.S.d.P.).<br />
n Anzeigen: Ursula Rüping, Email: rueping@forstverein.de, Tel.: 0173/6135689 oder Verlag.<br />
n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen,<br />
Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />
n Satz und Layout: Sigrun Bönold.<br />
n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />
n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />
n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft<br />
beträgt 5 Euro einschließlich Versand. Jahresabonnement 30,– Euro.<br />
n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />
Redaktionsschluss der Januar-Ausgabe: 10. Dezember 2007. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2.<br />
Titelbild: HELL BEGEISTERT: Die beleuchtete Lichtentaler Allee, gesponsert von der EnBW<br />
Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Firma TTW bei.<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
Büsgenweg 1<br />
37077 Göttingen<br />
Tel.: 0551/379 62 65<br />
Fax: 0551/379 62 37<br />
E-Mail: info@forstverein.de<br />
www.forstverein.de<br />
Schwerpunktthema des kommenden Heftes: Vom vielfältigen Wert des Waldes<br />
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