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Jahrestagung Baden-Baden - Deutscher Forstverein

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<strong>Jahrestagung</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Themen u.a.: Berichte und Kommentare zur Tagung |<br />

Märchenwald kontra Plantage | Studierende im <strong>Forstverein</strong><br />

November | 2007


Leserbriefe<br />

Nachwuchs für den <strong>Forstverein</strong>: Gerade<br />

noch einmal die Kurve gekriegt<br />

Wer hätte gedacht, dass die geplante Satzungsänderung<br />

zur Einbeziehung der Studierenden<br />

in die Arbeit des <strong>Forstverein</strong>s<br />

solch eine langwierige Diskussion auslösen<br />

konnte. In seiner Begrüßungsrede deutete<br />

Präsident Anton Hammer ja bereits an, dass<br />

es einige alte Herren gab, die sich verwundert<br />

über das bunte Bild der angereisten Studentenschar<br />

äußerten.<br />

Man durfte also gespannt sein, was die<br />

Mitgliederversammlung so bringt.<br />

Und richtig, es kam sogar noch besser.<br />

Die in einem demokratischen Verein selbstverständlich<br />

legitime Diskussion versetzte<br />

die jungen und die jung gebliebenen Kolleginnen<br />

und Kollegen jedoch ernsthaft in<br />

Staunen.<br />

Sollten Paragrafenreiterei und die Verklärung<br />

längst vergangener Zeiten eine<br />

Richtungsentscheidung des <strong>Forstverein</strong>s in<br />

etwa noch verhindern?<br />

Nein! Dank der klaren Positionierung<br />

des Vorstands und des Länderbeirats sowie<br />

der Mehrzahl der Mitglieder hat der <strong>Forstverein</strong><br />

eine wichtige Kurve in Richtung Zukunft<br />

gekriegt.<br />

Wenn wir nun, wie im Wald, auf horizontale<br />

und vertikale Vielfalt setzen, dann ist es<br />

bei kommenden <strong>Forstverein</strong>stagungen vielleicht<br />

selbstverständlich, dass sowohl Tweed-<br />

Jacket mit Einstecktuch als auch Faserpelz<br />

mit Sandalen bei den Veranstaltungen zu<br />

sehen sind und sich nicht überwiegend die<br />

aktiven und pensionierten Führungsetagen<br />

der öffentlichen Forstverwaltungen zum<br />

Stelldichein zusammenfinden.<br />

Jan Engel, Chorin<br />

Zu »Reform der Forstreform« – Interview<br />

mit Ulrich Kienzler<br />

Mit großem Interesse habe ich das Interview<br />

mit Ulrich Kienzler, dem Präsidenten des<br />

<strong>Baden</strong>-Württembergischen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

gelesen. Ich finde es erfreulich, dass sich<br />

der <strong>Forstverein</strong> mit seinem neuen Magazin<br />

»proWALD« (wieder) zu einer Plattform für<br />

offene Diskussionen zu entwickeln scheint.<br />

Zu Kienzlers interessanten Ausführungen<br />

möchte ich ergänzend anmerken:<br />

Die derzeitigen Planungen zur Rückreform<br />

der Reform in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

übersehen weitgehend die Interessen der<br />

»Stakeholder« im Staatswald, nämlich der<br />

Bürger des Landes. Empirische Untersuchungen<br />

haben eindrucksvoll gezeigt, dass<br />

Wald von den Bürgern in erster Linie als Erholungsraum<br />

und Naturgut wahrgenommen<br />

wird. Ökonomische Argumente stoßen hier<br />

eher auf Unverständnis und Ablehnung, mit<br />

Blick auf die Bedeutung der Erträge aus dem<br />

Forstetat für den Landeshaushalt vielleicht<br />

Dank an Tagungsteam, Helfer und Sponsoren!<br />

Es ist mir ein großes Bedürfnis, allen Helfern (Forstämter Rastatt,<br />

Offenburg und <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>) und dem Tagungsteam, nämlich<br />

• Beate Späth-Bleile, Regierungspräsidium Freiburg<br />

• Christian Sperber, Ortenau-Kreis<br />

(Amt für Waldwirtschaft Offenburg)<br />

• Christine Große, DFV<br />

• Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer DFV,<br />

ein großes Lob auszusprechen.<br />

Mein Dank geht auch an die Förderer:<br />

• das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz<br />

• das Land <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

(für die großzügige Unterstützung der Tagung)<br />

• EnBW (für die grandiose Beleuchtung der Lichtentaler Allee)<br />

• die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (für vielfältiges Entgegenkommen)<br />

• die Firma Grube<br />

• sowie den Holzabsatzfonds<br />

(der die Seminare zur Waldpädagogik finanzierte).<br />

Ich bedanke mich außerdem bei den Referenten, Moderatoren,<br />

Exkursionsleitern und Begleitern für ihren Einsatz.<br />

Allen Beteiligten und Sponsoren meinen herzlichen Dank!<br />

Im Namen des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Dr. Anton Hammer<br />

auch nicht so überraschend. Die Forstpolitik<br />

vieler anderer Industrieländer, beispielsweise<br />

der USA oder auch der benachbarten<br />

Schweiz, trägt diesen Interessen der Bevölkerung<br />

Rechnung. Dies geschieht dadurch,<br />

dass die Mitbestimmung der Bevölkerung<br />

im öffentlichen Wald aktiv über partizipative<br />

Planungsverfahren eingefordert wird<br />

und die Ergebnisse dieser Prozesse die Ausrichtung<br />

des Waldmanagements wesentlich<br />

bestimmten. Es erscheint immer unverständlicher,<br />

dass den Bürgern <strong>Baden</strong>-Württembergs<br />

diese Rechte über ihr Eigentum<br />

nicht gegeben werden; und so wird nicht<br />

transparent, wessen Interessen durch die<br />

von Kienzler umrissene Forstreform eigentlich<br />

vertreten werden. Hier wäre ein offener<br />

Diskurs der Entscheidungsträger mit allen<br />

interessierten Teilen der Zivilgesellschaft<br />

wünschenswert.<br />

Ökonomische Effizienz und Orientierung<br />

am Bürgerwillen sind dabei im öffentlichen<br />

Wald kein Widerspruch. Nur muss sich<br />

Effizienz an Zielen messen, und diese sollten<br />

im öffentlichen Wald eben nicht (nur) durch<br />

die Holzindustrie, sondern durch alle Bürger<br />

bestimmt werden.<br />

Dr. Georg Winkel, Freiburg


editoriaL<br />

Liebe Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

wir haben gerade die Tagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s 2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hinter uns.<br />

Etwa 1000 Besucher haben daran teilgenommen – eine sehr erfreuliche Resonanz. Noch<br />

erfreulicher war, dass es uns gelungen ist, auch junge Leute dazu zu bewegen, an dieser Tagung<br />

teilzunehmen. Gegenüber der Tagung in Mainz ist das Durchschnittsalter um 8 Jahre<br />

auf 41 gesunken! Dabei denke ich insbesondere an die Vertreter der Studentenschaften und<br />

an die vielen Studenten. Wie ist das zustande gekommen? Im Vorfeld haben wir Kontakte<br />

zu allen Ausbildungsstätten aufgenommen und die Studentenvertreter, sprich Fachschaften<br />

oder AStA, ermuntert, im DFV mitzumachen. Dieses Angebot ist auf eine positive Resonanz<br />

gestoßen. Als Ergebnis können wir heute feststellen, dass die Mitgliederversammlung des<br />

DFV in einer Satzungsänderung den Fachschaften der Fachhochschulen und Universitäten je<br />

einen Sitz im Länderbeirat eingeräumt hat und so die Verbindung zum forstlichen Nachwuchs<br />

auch in satzungsmäßige Bahnen gelegt worden ist (siehe hierzu den Bericht in diesem Heft<br />

auf S. 38).<br />

Eine andere wichtige Entscheidung der Mitgliederversammlung war, dass unsere nächste<br />

Tagung 2009 im Land Brandenburg stattfinden soll. Hierzu ist eine entsprechende Einladung<br />

ergangen, über die ich mich sehr gefreut habe. Vielen Dank an die Vertreter des Landes<br />

Brandenburg.<br />

Wir haben die wesentlichen Ergebnisse unserer Tagung auf den folgenden Seiten von pro-<br />

WALD festgehalten. Allen Beteiligten an Tagung und zusammenfassenden Berichten möchte<br />

ich hier ganz besonders danken.<br />

Ihr Dr. Anton Hammer<br />

Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Schwerpunkt: <strong>Jahrestagung</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

dr. anton Hammer<br />

die Co -seNkeNLeistuNg für deN WaLd . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2<br />

Minister Hauk<br />

WaLd: teiL der ProbLeMLösuNg<br />

für deN kLiMaWaNdeL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

ursula Heinen<br />

gruNdsätze der forstWirtsCHaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

georg schirmbeck<br />

iNteresseNvertretuNg aus eiNer HaNd . . . . . . . . . . . . . 10<br />

LoreNz-WaPPes-Preis 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Meinrad Joos<br />

die JaHrestaguNg aus siCHt der<br />

badeN-WürtteMbergisCHeN forstverWaLtuNg . . . . . 15<br />

kurzberiCHte zu deN seMiNareN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Wolf Hockenjos<br />

voM MärCHeNWaLd zuM HoLzaCker. . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Henning graf von kanitz<br />

der erWerbsforstWirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

dietmar gretter<br />

WaLdPädagogik iMMer WiCHtiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Minister Hauk<br />

forstWirtsCHaft iM WaNdeL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

dr. ulrich schraml<br />

die zukuNft gestaLteN! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

iNHaLt<br />

Wilhelm stölb<br />

WiederbeWaLduNg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

beate späth-bleile<br />

WaLdLaNd badeN-WürtteMberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

andreas schabel<br />

forstWirtsCHaft iN deN sCHWarzWaLdHoCHLageN . . 33<br />

susanne roth<br />

stadtWaLd badeN-badeN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

frauke koch<br />

die etWas aNdere forstexkursioN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

friedbert bombosch<br />

baCHeLor, der Neue absCHLuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

forststudiereNde iM forstvereiN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

erfaHruNgeN ruNd uM die taguNg. . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

eberhard Westernacher und Jörg freudenstein<br />

aufruf zur erfassuNg deNkMaLWürdiger bäuMe . . . 42<br />

göttiNger tagebuCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Christine große<br />

die taguNg voN der aNdereN seite des treseNs . . . . . 44<br />

aus deN LäNderN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

veraNstaLtuNgskaLeNder & exkursioNeN . . . . . . . . . . 48<br />

Neue satzuNg des dfv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

iMPressuM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51


4<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Die CO 2 -Senkenleistung<br />

ungeschmälert für den<br />

deutschen Wald<br />

Alle reden vom Klimaschutz, Al Gore<br />

erhält den Friedensnobelpreis, weil Klimaschutz<br />

friedensstiftend ist. Zu wenige<br />

reden in diesem Zusammenhang<br />

vom Wald – national wie international.<br />

Bei der Suche nach Konzepten zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels spielt der Wald eine<br />

entscheidende Rolle. Gleichzeitig jedoch ist<br />

der Wald selbst durch den Klimawandel bedroht,<br />

besonders durch die Geschwindigkeit<br />

dieses Klimawandels. Denn die Geschwindigkeit<br />

der Temperaturerhöhung ist dabei<br />

mindestens um den Faktor 10 höher als<br />

während der nacheiszeitlichen Temperaturerhöhung.<br />

Unsere langlebigen Waldbäume<br />

können sich mit ihren langen Wachstumsphasen<br />

nicht schnell genug an den rasenden<br />

Klimazug anpassen.<br />

Von Dr. Anton Hammer, Präsident des DFV<br />

Der <strong>Forstverein</strong> hat daher die Rolle des<br />

Waldes in den Mittelpunkt seiner Pressekonferenz<br />

aus Anlass der <strong>Jahrestagung</strong> 2007<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> gestellt und ein großes Interesse<br />

hierzu in der veröffentlichten Meinung<br />

vorgefunden (siehe nebenstehende Thesen<br />

des DFV).<br />

Erstmals besteht die Chance, für eine<br />

Gemeinwohlleistung des Waldes einen finanziellen<br />

Ausgleich durch ein marktfähiges<br />

Produkt, wie Ökonomen das nennen,<br />

zu erhalten. Diese Chance muss genutzt<br />

werden, und über gangbare, einfach umzusetzende<br />

Lösungen muss nachgedacht werden.<br />

Die Schweiz ist uns hier bereits einige<br />

Schritte voraus, wie uns Kollege Dr. Richard<br />

Volz von der Schweizer Bundesanstalt für<br />

Die Verursacher des Treibhausgases<br />

Emissionen aus<br />

Energieverbrauch<br />

Energieerzeugung 24%<br />

Verkehr 14%<br />

Gebäude 8%<br />

Industrie 14%<br />

Sonstige 5%<br />

Abfall 6%<br />

Landwirtschaft 14%<br />

Waldvernichtung 18%<br />

Emissionen aus<br />

Landnutzung<br />

Quelle: nach Stern Review on the Economics of Climate Change, 2000


EU<br />

07<br />

Umwelt in dem entsprechenden Seminar<br />

verdeutlichte.<br />

Wenn man intensiver über die Problematik<br />

Wald und Klima nachdenkt, kommt<br />

man auch relativ bald zu dem Schluss, dass<br />

hier ein beträchtliches Arbeitsfeld vor uns<br />

liegt – von der Forschung bis zum Waldumbau<br />

und intensiverer Pflege. Dies bedeutet:<br />

Wir brauchen wieder mehr Personal – junge,<br />

gut ausgebildete Förster.<br />

Auch der internationale Aspekt (siehe<br />

Graphik!) ist noch wenig im öffentlichen<br />

Bewusstsein. Die Waldvernichtung von<br />

über 10 Millionen Hektar pro Jahr bewirkt<br />

nicht nur riesige Verluste für die Biodiversität,<br />

sondern stellt auch nach der Energieerzeugung<br />

den zweitgrößten CO 2 -Emittenten<br />

weltweit noch vor dem Transportwesen (also<br />

noch vor allen Autos!) dar. Die Geschwindigkeit<br />

dieser weltweiten Waldvernichtung<br />

würde auf Deutschland bezogen bedeuten,<br />

dass unser ganzer Wald hierzulande in nur<br />

311 Tagen vernichtet wäre! Dieser Sachverhalt<br />

sollte eine Herausforderung für die Entwicklungshilfepolitik<br />

der Industrieländer,<br />

aber auch für uns Forstleute sein.<br />

Ich habe den Eindruck, wir stehen erst<br />

am Beginn einer Aufgabe, die auch die Rolle<br />

und klimapolitische Bedeutung des Rohstoffes<br />

Holz mit einbeziehen muss. Hier muss<br />

das Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls<br />

Verbesserungen bringen.<br />

Wir Förster sollten uns dabei aktiv beteiligen<br />

und einmischen.<br />

n<br />

Der Wald braucht dringend das Geld aus<br />

der CO 2 -Senke. Ohne Investitionen in Personal,<br />

Forschung und Waldumbau verliert<br />

der Wald in Deutschland seine Fähigkeit,<br />

dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dazu<br />

stellen wir folgende Thesen auf:<br />

1. Als extrem langlebiges Ökosystem<br />

kann sich der Wald nur langsam an den<br />

Klimawandel anpassen. Der Wald ist daher<br />

in existenzieller Gefahr. Er muss verstärkt<br />

gepflegt und dringend angepasst werden,<br />

um in Zukunft die erwarteten Klimabedingen<br />

bestehen zu können. Diese Maßnahmen<br />

benötigen nicht nur erhebliche<br />

Finanzmittel, sondern können nur von<br />

qualifiziertem Personal bewältigt werden.<br />

Eine Trendwende bei der Personalpolitik<br />

ist daher dringend geboten. Wir brauchen<br />

mehr (und nicht weniger) Förster.<br />

2. Die Auswirkungen des Klimawandels<br />

auf die Wälder müssen vorrangig<br />

erforscht werden. Hierfür sind entsprechende<br />

Forschungsgelder bereitzustellen.<br />

Die Ergebnisse müssen zeitnah in die Praxis<br />

umgesetzt werden; auch hierfür sind<br />

entsprechende Mittel bereitzustellen.<br />

3. Durch den Klimawandel wird sich<br />

auch die Zusammensetzung der Arten im<br />

Wald verändern. Auch der Naturschutz<br />

muss sich im Wald dieser dynamischen<br />

Entwicklung anpassen. Insbesondere die<br />

Bewertung von Gastbaumarten muss neu<br />

diskutiert werden. Hierzu wird der Deutsche<br />

<strong>Forstverein</strong> Initiativen ergreifen.<br />

4. Der deutsche Wald leistet einen wesentlichen<br />

Beitrag zur CO 2 -Senke. Der Gegenwert<br />

hierfür beträgt mehrere Hundert<br />

Millionen Euro. Diese Gemeinwohlleistung<br />

muss dem Wald in Deutschland insgesamt<br />

zugutekommen. Die Staatssekretäre der<br />

zuständigen Ministerien BMWI, BMU so-<br />

Holzverkauf ist Vertrauenssache –<br />

danke für Ihr Vertrauen.<br />

Thesen des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Kontakt:<br />

Klausner-Gruppe<br />

Rundholzeinkauf<br />

Rolf Wunsch<br />

T: +49 (0) 36651-80181, F: +49 (0) 36651-80189<br />

E: einkauf@klausner-group.com<br />

wie BMELV haben am 22.12.06 zugesagt,<br />

die Speicherfähigkeit der deutschen Wälder<br />

im Rahmen des Artikels 3.4 des Kyoto-<br />

Protokolls anzurechnen. Die Umsetzung<br />

dieser Zusage muss jetzt erfolgen, um den<br />

deutschen Wald für den Klimawandel fit zu<br />

machen.<br />

5. Die Verteilung der Gelder aus der CO 2 -<br />

Senke sollte für alle Waldeigentumsarten<br />

auch als Äquivalent für die Gemeinwohlleistungen<br />

ihrer Wälder, die derzeit nur zu<br />

einem geringen Maß marktfähig sind (z. B.<br />

Biodiversität, Waldnaturschutz, Wasserschutz,<br />

Erholung, Klimaschutz u. a.), erfolgen.<br />

Es ist ein möglichst unkompliziertes,<br />

unbürokratisches Verfahren anzustreben,<br />

wobei nicht nach dem Gießkannenprinzip<br />

vorzugehen ist, sondern Betriebe, die<br />

aktive Maßnahmen durchführen, in den<br />

Genuss der Mittel kommen sollten.<br />

6. Holzverwendung dient unmittelbar<br />

dem Klimaschutz. Bei der Berechnung und<br />

Anrechnung der CO 2 -Senke sind daher<br />

auch alle Holzprodukte als CO 2 -Speicher<br />

mit einzubeziehen. Die Verwendung von<br />

Holz als Bau- und Rohstoff muss weiterhin<br />

gefördert und unterstützt werden.<br />

7. Die deutsche Entwicklungshilfepolitik<br />

ist darauf auszurichten, dass der<br />

besorgniserregenden weltweiten Waldvernichtung<br />

in einer Größenordnung von ca.<br />

10 Millionen Hektar jährlich wirkungsvoll<br />

entgegengewirkt wird. Als Gegenmaßnahme<br />

können national wie international<br />

Aufforstungen ins Auge gefasst werden.<br />

8. Alle Anstrengungen zur Reduzierung<br />

des Ausstoßes von Treibhausgasen dienen<br />

unmittelbar der Verlangsamung des Klimawandels.<br />

Sie geben uns Zeit, die Stabilisierung<br />

unserer Wälder voranzutreiben,<br />

und müssen daher verstärkt werden.<br />

www.klausner–group.com<br />

www.klausner-group.com<br />

NoveMber | 2007 : proWald 5


Wald: Teil der Problemlösung<br />

für den Klimawandel<br />

6 proWald : NoveMber | 2007<br />

Rede von Herrn Minister Hauk anlässlich<br />

der 63. <strong>Jahrestagung</strong> des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s am 18. Oktober<br />

2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

»Waldsterben« – ein Dauerbrenner?!<br />

Unter dem Motto »Wald in der Krise – Resignation<br />

oder Hoffnung?« fand im September<br />

1984 die Tagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

in Ulm statt. Im Mittelpunkt standen damals<br />

die Themen »Luftverschmutzung« und<br />

»Waldsterben«. Der Begriff »Waldsterben«,<br />

der weltweit für ein Umdenken in der Umweltpolitik<br />

steht, hat in viele Sprachen mit<br />

dem deutschen Wort Einzug gehalten. Der<br />

damalige Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

Franz Freiherr Riederer von Paar, fasste<br />

das Ergebnis in einer abschließenden Pressekonferenz<br />

mit den Worten zusammen:<br />

»Die Forstwirtschaft ist auf sich allein gestellt<br />

machtlos gegen das Waldsterben und<br />

seine Auswirkungen. Soll der Wald gerettet<br />

werden, helfen nur einschneidende, radika-<br />

le Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft.«<br />

Und es hat sich einiges bewegt: in Sachen<br />

Luftreinhaltung, im Waldbau, aber auch im<br />

Bereich der Forschung. Wir wissen heute<br />

mehr über die Waldökosysteme, über die<br />

Zusammenhänge und Wechselwirkungen.<br />

Das Schlagwort ist heute nicht mehr so präsent.<br />

Trotzdem macht der Waldzustandsbericht<br />

bislang jedes Jahr Schlagzeilen, und die<br />

Problematik der Bodenversauerung ist bis<br />

heute unverändert aktuell.<br />

Klimawandel – zentrale Herausforderung<br />

für die Forstwirtschaft<br />

Der Klimawandel ist endgültig im Bewusstsein<br />

einer breiten Öffentlichkeit angekommen.<br />

Das klare Bekenntnis in Heiligendamm<br />

im Juni dieses Jahres zur deutlichen Reduktion<br />

von Treibhausgasen ist ein wichtiger und<br />

dringend notwendiger Schritt in die richtige<br />

Richtung. Den Einsatz der G 8-Staaten für<br />

verpflichtende Reduktionsziele halte ich<br />

angesichts der globalen Verflechtungen und


Auswirkungen des Klimawandels für unabdingbar.<br />

Hier ist die Weltgemeinschaft zum<br />

Handeln aufgefordert.<br />

Uns als Verantwortliche für den Wald<br />

treibt natürlich vor allem die Frage um: Wie<br />

verkraftet der Wald den Klimawandel, welche<br />

Konsequenzen sind erforderlich? Wir<br />

brauchen zunächst verlässliche Grundlagen<br />

für unsere Entscheidungen. Dafür investieren<br />

wir in Forschungsvorhaben zum<br />

Klimawandel. Bundesweit arbeiten die unterschiedlichsten<br />

Forschungseinrichtungen<br />

fachbereichsübergreifend an diesem Thema.<br />

Wir müssen aber auch hier und heute<br />

schon handeln. Dazu gehört erstens die<br />

Optimierung der Biodiversität, um die Anpassungsfähigkeit<br />

der Wälder zu verbessern,<br />

und zweitens die genaue Beobachtung der<br />

Klimaentwicklung und gegebenenfalls die<br />

Anpassung der Waldbaukonzepte.<br />

Der Wald ist Teil der Problemlösung<br />

Wald ist nicht nur ein Teil des Problems, er<br />

ist auch ein Teil der Problemlösung. Wald,<br />

Holznutzung und Holzverwendung leisten<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion<br />

von Treibhausgasen. Die Bundesregierung<br />

hat am 27.12.2006 dem Klimasekretariat verbindlich<br />

mitgeteilt, dass Deutschland von<br />

der Anrechnung der Waldbewirtschaftung<br />

nach Art. 3 Abs. 4 Kyoto-Protokoll im Rahmen<br />

des internationalen Emissionshandels<br />

Gebrauch machen wird. Die mit der Anrechnung<br />

der Leistungen des Waldes auf die nationalen<br />

Reduktionsverpflichtungen verbundene<br />

Wertschöpfung muss sich auch für die<br />

Waldbesitzer spürbar auswirken, etwa durch<br />

verstärkte Förderung der Forstwirtschaft.<br />

Derzeit sind allerdings noch einige wichtige<br />

Fragen ungeklärt bzw. nur ansatzweise<br />

beantwortet, wie z. B. die Folgen einer zeitweiligen<br />

Absenkung des Kohlenstoffvorrats<br />

in den Wäldern. Bei der Beantwortung der<br />

Fragen zu der Erhebungs-, Berechnungs-<br />

und Überwachungsmethodik, dem Umfang<br />

der mit der Anrechnung verbundenen Wertschöpfung,<br />

der Verwendung dieser Wertschöpfung<br />

sowie der Höhe und den Trägern<br />

der Transaktionskosten stehen wir erst am<br />

Anfang.<br />

Hier legt <strong>Baden</strong>-Württemberg größten<br />

Wert auf eine Klärung der offenen Fragen. Es<br />

kann nicht sein, dass im Bereich der Forstwirtschaft,<br />

wo das Denken in Generationen<br />

rede voN MiNister Hauk<br />

fest verankert ist, unkalkulierbare Wechsel<br />

auf die Zukunft aufgenommen werden.<br />

Neben der Anrechnung der Waldbewirtschaftung<br />

ist weiterhin die Anerkennung<br />

des »Produktspeichers Holz« in einem Kyoto-Folgeabkommen<br />

ein zentrales Ziel auch<br />

der baden-württembergischen Forstpolitik.<br />

Holz und Holzprodukte binden CO 2 und<br />

tragen so zur Reduktion klimaschädlicher<br />

Treibhausgase bei. Mit der Anerkennung des<br />

Produktspeichers Holz lässt sich mittelfristig<br />

auch ein möglicher Zielkonflikt zwischen<br />

»Holz im Wald« und »Holz im Dachstuhl«<br />

vermeiden.<br />

Wald – als Zentralressource<br />

Unverändert problematisch ist es allerdings,<br />

die Leistungen des Waldes in Wert zu<br />

setzen. Der Rohstoff Holz scheint sich über<br />

Marktpreise abbilden zu lassen, nicht aber<br />

die Erholungsleistungen, die Bedeutung für<br />

die Gewinnung sauberen Trinkwassers, die<br />

Leistungen für den Schutz vor Erosionen<br />

und Hochwasser und nicht zuletzt seine Bedeutung<br />

für den Klimaschutz. All dieses wird<br />

gerne in Anspruch genommen. »Holzauge<br />

– sei wachsam!«, wachsam, wer etwas vom<br />

Wald will, aber auch wachsam, wer bereit ist,<br />

die Leistung entsprechend zu honorieren.<br />

Gestatten Sie mir die Anmerkung, dass<br />

die Erwartungshaltung und die Bereitschaft,<br />

die Leistungen des Waldes zu honorieren,<br />

nicht zuletzt davon geprägt sind, wie wir<br />

Förster in der Öffentlichkeit mit unserer Arbeit<br />

wahrgenommen werden. Wird unsere<br />

Arbeit wertgeschätzt? Ist bekannt, was an Arbeit<br />

und Kosten hinter den Leistungen des<br />

Waldes wie beispielsweise der Erholungsnutzung<br />

steckt?<br />

Wir müssen zukünftig noch viel stärker<br />

als bisher unseren Beitrag an den Leistungen<br />

des Waldes »in Wert setzen«. Dies wird<br />

auch mit darüber entscheiden, welche Ressourcen<br />

die Gesellschaft zukünftig noch für<br />

diesen Bereich der Forstwirtschaft einsetzen<br />

will. Der bundesweite Trend, die Leistungen<br />

des Waldes zumindest in den Bilanzen differenziert<br />

auszuweisen, ist dabei ein erster<br />

Schritt in die richtige Richtung. »Holzauge<br />

– sei wachsam!« heißt das Motto der 63. <strong>Jahrestagung</strong><br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s. Und<br />

das gilt eben auch außerhalb der eigenen<br />

Waldgrenzen. Es gilt, wieder in der öffentlichen<br />

Debatte als einheitliche Vertreter für<br />

die Interessen des Waldes wahrgenommen<br />

zu werden. Wenn wir stark und wachsam<br />

sein wollen, geht das nur gemeinsam.<br />

Wir können gemeinsam vieles für den<br />

Wald bewegen – das hat sich in den 80er-<br />

Jahren gezeigt. Die heutigen globalen Herausforderungen<br />

zwingen noch viel stärker<br />

zu einem Zusammenrücken auf nationaler,<br />

aber auch internationaler Ebene. Hier sind<br />

wir Förster gefragt, unseren Beitrag zur Lösung<br />

der Probleme gemeinsam und offensiv<br />

anzubieten. Und eines ist auch klar: Es<br />

braucht unverändert gut ausgebildete und<br />

hochmotivierte Försterinnen und Förster,<br />

die sich für ihren Wald engagieren. Die wachsen<br />

bekanntlich nicht im Wald, sondern die<br />

müssen ausgebildet werden, und die brauchen<br />

auch die Möglichkeit, sich berufliche<br />

Erfahrungen in der Praxis anzueignen.<br />

Ich wünsche der Veranstaltung des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s gute Diskussionen und<br />

Impulse für die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

der deutschen Forstwirtschaft<br />

und ausreichend Zeit für den persönlichen<br />

Gedankenaustausch – wie es ja in der Satzung<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s verankert<br />

ist.<br />

n<br />

Bilder: Landesforstverwaltung B.-W.<br />

NoveMber | 2007 : proWald 7


»Holzauge, sei wachsam – Wer will was<br />

von unserem Wald« ist sicher eine kritische<br />

Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen<br />

Ansprüche an den Wald und deren<br />

möglicher Folgen. Als Förster und Waldbesitzer<br />

erwarten Sie von der Politik zu Recht<br />

wirksame Maßnahmen zum Schutz und zur<br />

Erhaltung Ihrer Wälder, aber auch Rahmenbedingungen,<br />

die eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

mit Gewinn ermöglichen.<br />

Die Politik hat aber immer auch die allgemeinen<br />

gesellschaftlichen Interessen im<br />

Auge zu behalten und dort, wo Gemein-<br />

und Einzelinteressen nicht harmonieren, in<br />

einem offenen Dialog für einen fairen Interessenausgleich<br />

zu sorgen.<br />

Seit 32 Jahren haben wir in Deutschland<br />

das Bundeswaldgesetz (BWaldG). Es hat sich<br />

in dieser Zeit bestens bewährt und erfreut<br />

sich breiter Akzeptanz. In der Zwischenzeit<br />

hat sich jedoch einiges geändert, dem wir<br />

Rechnung tragen wollen, ohne das BWaldG<br />

insgesamt auf den Kopf zu stellen.<br />

Ich denke, wir sind uns einig, dass z.B.<br />

• die Wettbewerbsfähigkeit des Kleinprivatwaldes<br />

verbessert werden muss.<br />

Darum wollen wir mit der Novelle des<br />

BWaldG die Forstbetriebsgemeinschaften<br />

stärken und Fusionsmöglichkeiten<br />

verbessern<br />

• ein über die Inhalte der bisherigen Waldinventuren<br />

hinausgehendes modernes<br />

Waldmonitoring notwendig ist, insbesondere<br />

für Zwecke der Klimabericht-<br />

8 proWald : NoveMber | 2007<br />

Es bleibt bei den<br />

bewährten Grundsätzen<br />

einer ordentlichen<br />

Forstwirtschaft<br />

Von Ursula Heinen, CDU<br />

Parlamentarische Staatsekretärin im BMELV<br />

erstattung. Dies wollen wir im BWaldG<br />

verankern<br />

• wir mehr Rechtssicherheit für Kurzumtriebsplantagen<br />

und agroforstwirtschaftlich<br />

genutzte landwirtschaftliche Flächen<br />

brauchen. Diese Nutzungsformen<br />

sollten nicht länger dem Waldbegriff des<br />

BWaldG unterliegen.<br />

Die Novelle befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung.<br />

Ich möchte kurz auf die anstehende<br />

Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

(BNatSchG) eingehen. Wie Sie wissen, hat<br />

der Europäische Gerichtshof (EuGH) im<br />

Januar 2006 Deutschland wegen der in einigen<br />

Punkten unzureichenden Umsetzung<br />

der FFH-Richtlinie verurteilt. Neben speziellen<br />

artenschutzrechtlichen Vorschriften<br />

des BNatSchG wurde vom EuGH auch die<br />

Definition des Projektbegriffs als zu eng angesehen.<br />

Dem hatte die Bundesregierung nach ihrer<br />

Auffassung mit ihrem Gesetzesentwurf<br />

abgeholfen. Im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens<br />

wurde von der Europäischen<br />

Kommission jedoch die vorgeschlagene Lösung<br />

erneut kritisiert (u. a. durch ein Mahnschreiben<br />

vom Juni 2007).<br />

Da in den parlamentarischen Beratungen<br />

des Gesetzentwurfs vor der Sommerpause<br />

keine zufrieden stellende Lösung<br />

gefunden werden konnte, haben sich Bundesminister<br />

Seehofer und Bundesminister<br />

Gabriel Anfang Juli 2007 in einem gemeinsamen<br />

Schreiben an Kommissar Dimas gewandt<br />

und für eine pragmatische Regelung<br />

plädiert.<br />

Nach diesem Schriftwechsel zeichnet<br />

sich nunmehr ab, dass auf der jetzt von der<br />

Kommission vorgeschlagenen Linie eine Regelung<br />

gefunden werden kann, die sowohl<br />

den Interessen des Naturschutzes als auch<br />

den berechtigten Interessen der Flächennutzer<br />

Rechnung trägt. Bundesregierung<br />

und Kommission stimmen darin überein,<br />

dass die der guten fachlichen Praxis entsprechende<br />

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

in der Regel nicht als ein Projekt<br />

anzusehen ist. Die tägliche Wirtschaftweise<br />

soll somit auch künftig von der FFH-Verträglichkeitsprüfung<br />

freigestellt bleiben.<br />

Alles andere wäre im Übrigen auch völlig<br />

praxisfremd.<br />

Die Politik wirkt aber nicht nur im Rahmen<br />

von gesetzgeberischen Maßnahmen<br />

auf die Waldbewirtschaftung ein. Die Regierungskoalition<br />

hat sich im Koalitionsvertrag<br />

klar und deutlich für die konsequente Umsetzung<br />

der Charta für Holz ausgesprochen.<br />

Denn mit jedem Kubikmeter Rohholz aus<br />

heimischen Wäldern, der in Deutschland<br />

zusätzlich genutzt, verarbeitet und verwendet<br />

wird, verbessert sich die Lage unserer<br />

Forst- und Holzbetriebe, werden Investitionen<br />

angeregt und Arbeitsplätze insbesondere<br />

im ländlichen Raum geschaffen und<br />

gesichert.


Die nach der Bundeswaldinventur ausgewiesenen<br />

Holzvorräte von rd. 3,4 Milliarden<br />

m 3 belegen, dass wir hier über ein hohes<br />

Potenzial verfügen.<br />

Trotz dieser positiven Zahlen gibt es<br />

auch sorgenvolle Stimmen. Denn steigende<br />

Energiepreise und ambitionierte Klimaschutzziele<br />

verschärfen zwangsläufig den<br />

Wettbewerb um landwirtschaftliche und<br />

forstliche Rohstoffe.<br />

Die Bundesregierung hat sich zu einem<br />

deutlichen Bekenntnis zum Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien und der nachwachsenden<br />

Rohstoffe verpflichtet und sich anspruchsvolle<br />

Ziele gesetzt. Natürlich geht<br />

es uns dabei nicht nur um energie- und klimapolitische<br />

Ziele, sondern auch um neue<br />

Chancen für die Land- und Forstwirtschaft<br />

und den ländlichen Raum. Denn im ländlichen<br />

Raum werden die Rohstoffe erzeugt,<br />

sind Logistik- und Zulieferbetriebe und ist<br />

in der Regel auch die Erstverarbeitung angesiedelt.<br />

Dennoch beklagen die Holzverarbeiter<br />

Versorgungsengpässe und stark steigende<br />

Preise. Ich kann diese Sorge verstehen. Ich bin<br />

allerdings auch der festen Überzeugung, dass<br />

der Staat hier nicht regulierend in die Marktkräfte<br />

eingreifen sollte. Wir brauchen den<br />

Preis als Knappheitsindikator. Preissignale<br />

sind auch ein wichtiger Ansporn für Innovationen.<br />

Die EU-Agrarpolitik der Nachkriegszeit<br />

hat uns gezeigt, dass wir der Wirtschaft einen<br />

Bärendienst erweisen, wenn staatlicherseits<br />

in die Preisbildung eingegriffen wird.<br />

2008 wird Deutschland Gastgeber der<br />

9. Vertragsstaatenkonferenz zum UN-Über-<br />

einkommen über die biologische Vielfalt<br />

sein. Schwerpunkt werden dabei die Erhaltung<br />

und nachhaltige Nutzung der biologischen<br />

Vielfalt der Wälder sein. Auch im<br />

Hinblick auf den Klimawandel sind die Erhaltung<br />

und nachhaltige Nutzung der biologischen<br />

Vielfalt in unseren Wäldern eine<br />

wichtige Aufgabe. Denn Biodiversität sichert<br />

wichtige Optionen für die Zukunft.<br />

Die Bundesregierung erstellt zurzeit<br />

unter Federführung des Bundesumweltministeriums<br />

eine nationale Strategie zur<br />

biologischen Vielfalt. Aufgrund der hohen<br />

Betroffenheit der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

hat das Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

für seinen Geschäftsbereich<br />

zusätzlich eine sektorbezogene Strategie<br />

(Agrobiodiversitätsstrategie) erarbeitet. Sie<br />

soll die nationale Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt ergänzen und deren Umsetzung unterstützen.<br />

Ich kann gut nachvollziehen, dass die in<br />

den Strategien für den Waldbesitz formulierten<br />

Anforderungen in Fachkreisen heftig<br />

diskutiert werden. Mittlerweile hat uns das<br />

Bundesumweltministerium jedoch zugesagt,<br />

die strategischen Ziele zur Biodiversität<br />

so zu definieren, dass sie bei Beachtung der<br />

Grundsätze einer nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

verwirklicht werden.<br />

Hilfreich war in der Diskussion mit dem<br />

Bundesumweltministerium übrigens auch<br />

der Hinweis, dass die Forstwirtschaft bereits<br />

vor Jahren eine eigene forstliche Biodiversitätsstrategie<br />

aufgestellt hat und aus<br />

ureigenem Interesse an den selbst gesteckten<br />

Zielen zur Erhaltung und nachhaltigen<br />

Motorsägen von Oleo-Mac<br />

im Wald zu Hause<br />

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Nutzung der biologischen Vielfalt im Wald<br />

festhalten wird.<br />

Wenn wir das skizzierte Spektrum der<br />

Maßnahmen von Politik und Wirtschaft<br />

zusammenfassen, können wir – ohne überheblich<br />

zu werden – ein insgesamt positives<br />

Fazit ziehen: Politik und Forstwirtschaft<br />

führen in Deutschland seit jeher einen offenen<br />

Dialog. Wir bemühen uns gemeinsam<br />

um sachgerechte Lösungen und um einen<br />

fairen Interessenausgleich in voller Übereinstimmung<br />

mit den Forderungen des Übereinkommens<br />

von Rio nach ökonomischer,<br />

ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.<br />

Das ist leider in vielen anderen Ländern<br />

dieser Erde nicht so. Wald wird immer noch<br />

in großem Stil zerstört oder ganz beseitigt.<br />

Mit nachhaltiger Forstwirtschaft hat dies<br />

nichts zu tun. Illegale Praktiken und kurzfristiges<br />

Gewinnstreben führen vielerorts<br />

zu einer Holznutzung, die nicht nach dem<br />

Nachher fragt. Auch diesen Wäldern sind wir<br />

verpflichtet, denn auch sie sind Teil unserer<br />

Lebensgrundlage. Darum engagiert sich<br />

Deutschland im Bereich der internationalen<br />

Forstpolitik in besonderer Weise, z. B.<br />

gegen den illegalen Holzeinschlag und für<br />

international verbindliche Standards der<br />

Waldnutzung.<br />

Es würde mich sehr freuen, wenn wir<br />

das »wachsame Holzauge« noch öfter auf<br />

die globalen Aspekte der Wald- und Holznutzung<br />

richten würden. Ihre langjährigen<br />

Erfahrungen und Ihr Wissen um nachhaltige<br />

Bewirtschaftung können dazu einen wichtigen<br />

Beitrag leisten.<br />

n<br />

NoveMber | 2007 : proWald 9


Wir müssen endlich mit einer Stimme reden,<br />

um in Parlamenten und Regierungen gehört<br />

zu werden. Wenn alle durcheinander reden<br />

und jeder sein eigenes eitles Süppchen<br />

kocht, kommt nur »Pflaumenmus« heraus.<br />

Deshalb müssen alle forstpolitischen Stellungnahmen<br />

über den Deutschen Forstwirtschaftsrat<br />

abgestimmt werden.<br />

Mit dem Tagungsmotto: »Holzauge, sei<br />

wachsam – Wer will was von unserm Wald?«<br />

hat der DFV ein wichtiges Thema aufgegriffen,<br />

das mir sehr am Herzen liegt. Er macht<br />

damit auf eine drohende, nein, eine schon<br />

längst laufende Entwicklung aufmerksam,<br />

nämlich, dass Waldbesitzer und Forstleute<br />

immer weniger ‚Herr im eigenen Hause’<br />

sind.<br />

Die gesellschaftlichen Anforderungen<br />

an den Wald nehmen ständig weiter zu, und<br />

damit steigen die Begehrlichkeiten der einzelnen<br />

Interessengruppen:<br />

• Rohstoff- und Energielieferant<br />

• Erholungsraum, Tourismus und »Sportplatz<br />

Wald«<br />

• Naturschutz und biologische Vielfalt<br />

• Trinkwasserspeicher und Hochwasserschutz<br />

• Klimaschutz und Klimawandel.<br />

Jeder will mitreden und Einfluss nehmen!<br />

Die Multifunktionalität unserer Wälder mit<br />

der Gleichrangigkeit von Nutz-, Schutz- und<br />

Erholungsfunktion steht außer Frage, doch<br />

es bedarf einer starken forstpolitischen<br />

Hand, die diese vielfältigen Ansprüche an<br />

den Wald moderiert und koordiniert.<br />

10 proWald : NoveMber | 2007<br />

Interessenvertretung<br />

Georg Schirmbeck,<br />

MdB, CDU, Präsident des DFWR<br />

Die forstliche Verbandslandschaft und<br />

ihre Klientel ist zurzeit nicht gut genug aufgestellt,<br />

um diese Herausforderung anzunehmen.<br />

Für Außenstehende erscheint die<br />

Verbandsvielfalt oft wie ein vielstimmiger<br />

Chor mit disharmonischem Gesang. Doch<br />

der Wald braucht eine starke und klare Stimme,<br />

um den zukünftigen Herausforderungen<br />

gerecht zu werden.<br />

Machen wir uns nichts vor: Im Deutschen<br />

Bundestag in Berlin sitzen aktuell<br />

623 Abgeordnete, von denen sich etwa<br />

10 ernsthaft mit forstpolitischen Fragen<br />

beschäftigen. Und wenn auf diese 10 Abgeordneten<br />

dann 10 verschiedene forstliche<br />

Verbände mit 10 verschiedenen Meinungen<br />

einwirken, was meinen Sie, wie das Ergebnis<br />

wohl aussieht? Ich sage es Ihnen deutlich:<br />

wie Pflaumenmus!<br />

Ich möchte Ihnen dies an einem aktuellen<br />

Beispiel verdeutlichen. Im Juli wurde in<br />

Berlin im Umweltausschuss des Deutschen<br />

Bundestages intensiv und kontrovers über<br />

die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

gestritten. Im Zuge der Umsetzung<br />

des Urteils des Europäischen Gerichtshofs<br />

in das nationale Naturschutzrecht galt es,<br />

die geplante Ausdehnung des Projektbegriffs<br />

auf Holzeinschläge mit großer nachteiliger<br />

Wirkung für die Forstwirtschaft abzuwehren.<br />

Wichtige politische Weggefährten waren<br />

eingebunden, die »Abwehrfront« stand.<br />

Plötzlich erreichte mich die Information von<br />

Abgeordnetenkollegen, dass ein forstlicher<br />

Verband der geplanten Änderung zuge-<br />

aus einer Hand<br />

stimmt habe. Meine sehr verehrten Damen<br />

und Herren, so kann keine erfolgreiche Verbandsarbeit<br />

erreicht werden! Einzelne ältere<br />

Herren müssen endlich lernen, ihre individuelle<br />

Eitelkeit gegenüber den Gesamtinteressen<br />

zurückzustellen! Wir müssen mit einer<br />

Stimme sprechen, um erfolgreich zu sein.<br />

Wie gesagt, wir brauchen eine starke<br />

Stimme, und dieser Herausforderung will<br />

ich mich als neuer Präsident des Deutschen<br />

Forstwirtschaftsrates stellen.<br />

Im Deutschen Forstwirtschaftsrat liegen<br />

die grundlegenden Strukturen für einen<br />

starken Dachverband vor. Alle forstlichen<br />

Interessengruppen Deutschlands sind unter<br />

seinem Dach versammelt, von den drei<br />

großen Waldbesitzorganisationen Privatwald,<br />

Kommunalwald und Staatswald über<br />

den Deutschen <strong>Forstverein</strong>, den Forstwissenschaft,<br />

die berufsständischen Organisationen<br />

wie Bund <strong>Deutscher</strong> Forstleute und<br />

IG BAU, die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe<br />

Waldwirtschaft bis hin zum Deutschen<br />

Bauernverband.<br />

Doch wir müssen besser werden, wir<br />

müssen verstärkt Synergien zwischen uns<br />

nutzen, um im politischen Raum wieder<br />

mehr Gehör zu finden.<br />

Ein erster Schritt dazu ist bereits gemacht.<br />

Wie sich vielleicht schon herumgesprochen<br />

hat, wird der DFWR zum Jahreswechsel<br />

seine Geschäftsstelle von Bonn<br />

nach Berlin verlagern, um am Ort des politischen<br />

Geschehens präsent zu sein.<br />

Auf der Suche nach einem geeigneten


Sitz für die DFWR-Geschäftsstelle habe ich<br />

mich an den Generalsekretär des Deutschen<br />

Bauerverbandes, Herrn Dr. Born,<br />

gewandt und angefragt, ob im Haus seines<br />

Verbandes noch Büroräume zur Verfügung<br />

stehen. Und wissen Sie, wie seine Antwort<br />

war: »Ich werde das sofort prüfen, Herr<br />

Schirmbeck, und wenn kein Platz mehr<br />

vorhanden ist, dann schaffe ich Ihnen welchen!«<br />

Wie wichtig es ist, in Berlin präsent<br />

zu sein, wird an der aktuellen politischen<br />

Auseinandersetzung über die Novelle des<br />

Bundesnaturschutzgesetzes deutlich. Wie<br />

Sie in den Fachmedien sicher verfolgt haben,<br />

muss das Gesetz durch Urteil des Europäischen<br />

Gerichtshofs gegen Deutschland<br />

wegen mangelhafter Umsetzung der<br />

FFH-Richtlinie verändert werden.<br />

Im Rahmen des parlamentarischen<br />

Verfahrens wurde quasi eine Minute vor<br />

Zwölf auf Druck des Bundesumweltministeriums<br />

ein Antrag eingebracht, Holzeinschlagsmaßnahmen<br />

im größeren Umfang<br />

als sog. »Projekt« zu definieren, mit der<br />

Folge, dass vor einer größeren Hiebsmaßnahme<br />

im Wald zunächst eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

durchgeführt werden<br />

muss. Diesen Unsinn konnten wir im Juli in<br />

letzter Sekunde mit Unterstützung der politischen<br />

Freunde Kauder, Ramsauer und<br />

Bleser verhindern.<br />

Doch diese »kleine« Novelle des<br />

Bundesnaturschutzgesetzes war erst der<br />

Anfang. Jetzt folgt direkt die »große« Novelle<br />

im Rahmen der Schaffung des Umweltgesetzbuches.<br />

Ein wesentliches Ziel<br />

der Schaffung des Umweltgesetzbuches<br />

besteht darin, das in Deutland in viele<br />

Einzelgesetze zersplitterte Umweltrecht in<br />

einem Gesetz zu bündeln, um so Bürokratie<br />

abzubauen.<br />

Im Mittelpunkt steht die sogenannte<br />

integrierte Vorhabengenehmigung.<br />

Danach sollen zukünftig bei geplanten<br />

Neuinvestitionen, wie z. B. dem Bau einer<br />

neuen Fabrik auf der grünen Wiese, alle<br />

erforderlichen umweltrechtlichen Genehmigungen<br />

vom Landschaftsrecht über das<br />

Wasserrecht bis hin zum Emissionsrecht in<br />

einem Verfahren erledigt werden. Dieses<br />

Ziel der Entbürokratisierung unterstütze<br />

ich ausdrücklich<br />

Mit der Föderalismusreform wurden<br />

die Voraussetzungen dafür geschaffen.<br />

Dem Bund und damit dem Bundesumweltministerium<br />

wurde die unmittelbare<br />

Gesetzgebungskompetenz für die Grund-<br />

sätze des Naturschutzes übertragen.<br />

Und wir werden sehen, wie schnell<br />

die Forderung nach einer bundeseinheitlichen<br />

Definition der ordnungsgemäßen<br />

Forstwirtschaft – natürlich orientiert an<br />

den Vorstellungen des Naturschutzes<br />

– wieder auf das Tapet kommt.<br />

Der Gesetzentwurf wird zzt. mit Unterstützung<br />

von Arbeitsgruppen, in denen<br />

auch die Umweltverbände, nicht aber die<br />

Landnutzer vertreten sind, erarbeitet. Für<br />

diese politische Auseinandersetzung müssen<br />

wir gewappnet sein, und dieser Kampf<br />

hat nur unter Bündelung unserer Kräfte<br />

am Standort Berlin Aussicht auf Erfolg!<br />

Dazu kommen weitere Vorhaben. Das<br />

Bundesnaturschutzgesetz und das Umweltgesetzbuch<br />

sind nur zwei Baustellen,<br />

die ich hier kurz skizziere. Viele andere<br />

hochaktuelle forstpolitische Fragen mit<br />

möglichen gravierenden Folgen für die<br />

Forstwirtschaft stehen auf der Tagesordnung.<br />

Ich möchte nur folgende Stichworte<br />

nennen:<br />

• nationale Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt mit der Forderung, 10 % des<br />

öffentlichen Waldes unter die »Käseglocke«<br />

des Naturschutzes zu stellen<br />

• Novellierung des Wasserrechts im Rahmen<br />

des Umweltgesetzbuches<br />

• Novellierung des Erneuerbaren Energiengesetzes<br />

• Schaffung des Erneuerbaren Wärmegesetzes<br />

• drastische Verschärfung der 1. Bundes-<br />

Immissionsschutz-Verordnung mit der<br />

Folge, dass nach den aktuellen<br />

Plänen im Jahr 2014 etwa 5 bis<br />

6 Mio. Kleinfeuerungsanlagen wie<br />

Holzheizungen, Kamine und Öfen<br />

wegen zu hoher Feinstaubemissionen<br />

nicht mehr betrieben werden dürfen<br />

• Umsetzung von Art. 3.4 Kyoto-Protokoll<br />

und EU-Zertifikate-Handel.<br />

Ein stabiler und leistungsfähiger Wald ist<br />

unser Ziel, ja unsere Leidenschaft. Mit unserer<br />

langen Tradition und Erfahrung einer<br />

multifunktionalen Forstwirtschaft haben<br />

wir das Rüstzeug, die vor uns liegenden<br />

Aufgaben anzugehen und zu meistern.<br />

Und das jeder an seinem Platz, vom<br />

Waldarbeiter und Revierförster vor Ort bis<br />

hin zur forstpolitischen Arbeit in den Bundesländern<br />

und in Berlin. Wenn jeder an<br />

seinem Platz sich für dieses Ziel einsetzt,<br />

dann können wir viel erreichen.<br />

n<br />

Hauptsache:<br />

Deutschlands Linden<br />

Michel Brunner<br />

Bedeutende Linden<br />

400 Baumriesen Deutschlands<br />

328 Seiten, 850 farb. Abbildungen,<br />

gebunden, EUR 49.90<br />

Haupt Verlag<br />

ISBN 978-3-258-07248-7<br />

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Nachschlagewerk über bedeutende<br />

Linden, ein wahres Inventar dieser<br />

Baumart in Deutschland.<br />

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Baum-Fans mit vielen Farbfotos<br />

und interessanten Texten, der die<br />

faszinierende Ausstrahlung und<br />

erstaunliche Vielfalt der Linden<br />

vermittelt.<br />

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von Informationen über die<br />

Geschichte und Bedeutung<br />

der einzelnen Linden.<br />

Erhältlich im Buchhandel<br />

Haupt Verlag Bern • www.haupt.ch


Glückwunsch an Professor Grzywacz<br />

von Hanno Müller-Bothen<br />

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen meine<br />

Glückwünsche zu diesem Ehrenpreis ausdrücke.<br />

Ganz persönlich möchte ich Ihnen sehr<br />

herzlich danken für Ihre Idee, das alte Preußische<br />

Forst-Adressbuch neu drucken zu<br />

lassen. Ohne Ihren Anstoß hierzu vor einem<br />

Jahr in Wollin hätte ich mich sicher nicht<br />

an dieses Vorhaben gewagt. Und nun liegt<br />

dieses historische Werk pünktlich zu diesem<br />

Moment ganz druckfrisch vor!<br />

Ich glaube, das Erscheinen dieses<br />

Buches ist ein gutes sichtbares Zeichen für<br />

die positive Entwicklung unserer deutschpolnischen<br />

Zusammenarbeit.<br />

Besonders danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft,<br />

das Vorwort zu diesem Reprint<br />

zusammen mit mir zu unterschreiben und<br />

die besten Wünsche der Polnischen Forstgesellschaft<br />

diesem Buch mit auf den Weg<br />

zu geben. Ich kann mir vorstellen, dass der<br />

Autor von 1901, nämlich mein Großvater<br />

Otto Müller, uns im Moment von oben aus<br />

diesem strahlenden Himmel zusieht und<br />

seine helle Freude daran hat.<br />

Abschließend sei mir gestattet, dem<br />

Geschäftsführer des Verlags Neumann-<br />

Neudamm, Herrn Heiko Schwartz, für die<br />

exzellente Zusammenarbeit in den zurückliegenden<br />

Monaten zu danken sowie den<br />

vielen Freunden, die uns unterstützt haben.<br />

Stellvertretend möchte ich Prof. Jerzy<br />

Modrzynski aus Posen sowie Dr. Ingrid<br />

Beitzen-Heineke und Thies Völker nennen.<br />

Durch dieses enge Zusammenwirken hat<br />

sich schon jetzt ein unerwarteter Erfolg ergeben:<br />

Noch vor dem Erscheinen lagen bereits<br />

1.300 Vorbestellungen vor! Davon gehen<br />

allein an die Polnische Forstgesellschaft<br />

200 Stück!<br />

Aber keine Sorge, es sind genügend<br />

Exemplare vorhanden, die Sie hier während<br />

der Tagung noch zum Einführungspreis erwerben<br />

können*.<br />

Und Ihnen, Herr Professor Grzywacz,<br />

nochmals diekuje barzo und Darz bor!<br />

n<br />

* Das Buch ist bis zum 31.12.2007 zum Subskriptionspreis<br />

von 10 Euro direkt beim Verlag J. Neumann-<br />

Neudamm AG, Schwalbenweg 1, 34212 Melsungen, zu<br />

erwerben. Danach kostet es 24,95 Euro.<br />

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10382_Anz.Technik-Mineraloele.in1 1 31.10.2007 14:37:43 Uhr<br />

12 proWald : NoveMber | 2007<br />

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Lorenz-Wappes-Preis 2007<br />

für Prof. Andrzej Grzywacz,<br />

Präsident des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Laudatio von Prof. Klaus Höppner<br />

Präsidium und Länderbeirat des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s haben beschlossen, den<br />

Lorenz-Wappes-Preis 2007 an Herrn Prof.<br />

Dr. Andrzej Grzywacz, Warszawa, zu verleihen.<br />

Damit erhält erstmals nach 1998 wieder<br />

eine ausländische Persönlichkeit die höchste<br />

Auszeichnung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s.<br />

Mit dieser Verleihung wird das große Engagement<br />

des Präsidenten des Polnischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s bei der Entwicklung und Pflege<br />

der Beziehungen zwischen polnischen und<br />

deutschen Forstleuten gewürdigt.<br />

Prof. Andrzej Grzywacz ist seit 1969 als<br />

Hochschullehrer im Fachgebiet Forstliche<br />

Phytopathologie tätig. Von 1984 bis 1990 war<br />

er Prorektor der Agraruniversität Warschau.<br />

Von 1992 bis 1993 war Andrzej Grzywacz als<br />

Stellvertretender Minister für Naturschutz<br />

Regierungsmitglied. In der Polnischen Akademie<br />

der Wissenschaften ist er seit 1981<br />

Mitglied des Komitees der Forstwissenschaften<br />

und zurzeit dessen Vorsitzender.<br />

Im Polnischen <strong>Forstverein</strong> ist Andrzej<br />

Grzywacz seit 1975 Mitglied des Vorstandes<br />

und seit 1997 dessen Präsident. Stets war<br />

es ihm ein wichtiges Anliegen, die internationalen<br />

Beziehungen zu entwickeln, insbesondere<br />

zum westlichen Nachbarn, den<br />

Forstleuten in Deutschland. Mir ist das erst<br />

unlängst wieder bewusst geworden, als ich<br />

im vergangenen Monat in Vertretung unseres<br />

erkrankten Präsidenten Dr. Anton Hammer<br />

an den Feierlichkeiten zum 125-jährigen<br />

Bestehen des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s mit<br />

über 1.000 Delegierten sowie Delegationen<br />

aus 7 Ländern im September in Krakau teilnehmen<br />

durfte. Dass der deutsche Vertreter<br />

als erster ausländischer Teilnehmer zum<br />

Grußwort aufgerufen wurde, zeigt, welch<br />

hohen Stellenwert Prof. Grzywacz unseren<br />

bilateralen Beziehungen beimisst.<br />

Eine Sternstunde ihres forstlichen Berufslebens<br />

erlebten über 40 deutsche Forstleute,<br />

als sie am 1. September 2005 in der<br />

Garnisonskirche von Jelenia Gora, ehemals<br />

Hirschberg, bei einem Festakt Wilhelm Pfeil,<br />

den Begründer der Eberswalder Forstlichen<br />

Lehre und Forschung, anlässlich des Kongresses<br />

des Polnischen <strong>Forstverein</strong>s ehrten.<br />

Am historischen Datum des 1. Septembers,<br />

des Überfalls Deutschlands auf Polen, unterstrichen<br />

polnische und deutsche Forstleute<br />

aus allen Generationen die historischen<br />

gemeinsamen Wurzeln. Dass diese Veranstaltung<br />

zustande kam, ist vor allem dem<br />

Engagement des Präsidenten Prof. Andrzej<br />

Grzywacz zu verdanken.<br />

Ein weiteres herausragendes Ereignis,<br />

das von Prof. Grzywacz maßgeblich befördert<br />

wurde, war die deutsch-polnische<br />

Konferenz über die Forstwirtschaft in den<br />

meeresnahen Wäldern im September 2006<br />

in Misdroy auf Wollin, anlässlich derer<br />

Vertreter beider <strong>Forstverein</strong>e u. a. eine Gedenkstele<br />

enthüllten.<br />

Diese Beispiele ließen sich fortsetzen.<br />

Zusammenarbeit im Forstbereich ist mittlerweile<br />

zur Normalität geworden. Es gibt<br />

Studentenaustausche und zahlreiche Partnerschaften<br />

zwischen Forstverwaltungen.<br />

Daraus sind inzwischen zahlreiche persönliche<br />

Bekanntschaften und Freundschaften<br />

entstanden. Diese Zusammenarbeit auf<br />

Arbeitsebene ist heute angesichts der bekannten,<br />

nicht unkomplizierten politischen<br />

Großwetterlage besonders wichtig. Die deutsche<br />

wie die polnische Seite lassen sich dabei<br />

davon leiten, dass gegenseitige Achtung auf<br />

Augenhöhe und das Verständnis für die Interessen<br />

des Partners Grundlage sein müssen<br />

für die Entwicklung der Beziehungen.<br />

Wir sind auf einem gute Wege, was die<br />

Entwicklung der polnisch-deutschen forstlichen<br />

Beziehungen betrifft. Dabei sind die<br />

besondere Initiative Einzelner und das aktive<br />

Mittun Vieler notwendig. Der Deutsche<br />

<strong>Forstverein</strong> dankt Prof. Grzywacz als einem<br />

der entscheidenden Wegbereiter bei der<br />

deutsch-polnischen Versöhnung recht herzlich<br />

und würdigt dieses Engagement mit der<br />

Verleihung des Lorenz-Wappes-Preises.<br />

n<br />

Bild: B.-G. Encke/www.afz-derwald.de


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14 proWald : NoveMber | 2007<br />

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Die <strong>Jahrestagung</strong><br />

aus Sicht der baden-<br />

württembergischen<br />

Forstverwaltung<br />

Vorab – Gratulation zur gelungenen<br />

63. <strong>Jahrestagung</strong> des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>! Tagungsort<br />

und Themenfelder wurden durch die<br />

gute Resonanz der Teilnehmer aus der<br />

ganzen Republik bestätigt.<br />

Es ist dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> gut gelungen,<br />

die Themen zu platzieren, die auch<br />

in den Medien und der Öffentlichkeit hohe<br />

Aktualität haben: Themen und Spannungsfelder<br />

rund um das Megathema Klimawandel,<br />

Natura 2000, die Neufassung des<br />

Bundesnaturschutzgesetzes oder die Fragen<br />

um die CO 2 -Speicherfähigkeit der Wälder<br />

und den Emissionshandel stehen im Focus<br />

nicht nur der forstlichen Öffentlichkeit. Der<br />

<strong>Forstverein</strong> hat sich klar und positiv für eine<br />

Beteiligung der Forstwirtschaft am weltweiten<br />

Emissionshandel ausgesprochen.<br />

Die Tagung bot Gelegenheit, die Vielfalt<br />

und Schönheiten der Waldlandschaften des<br />

Landes und die Leistungsfähigkeit der baden-württembergischen<br />

Forst- und Holzwirtschaft<br />

zu zeigen. In der Vorbereitung der Exkursionen<br />

war eine Vielzahl von Kolleginnen<br />

und Kollegen aller Verwaltungsebenen sowie<br />

aus grünen und hölzernen Fachbereichen<br />

beteiligt. Ihnen allen ebenso wie den französischen<br />

und schweizer Freunden ein herzliches<br />

Danke für die Mitgestaltung!<br />

Die Tagung hat auch gezeigt, dass trotz<br />

aller Belastungen, die die Verwaltungsreform<br />

2005 in der Forstwirtschaft des Landes<br />

gebracht hat, die gemeinsame Basis der grünen<br />

Solidarität erhalten werden kann. Trotzdem<br />

war nicht zu übersehen, dass die Teil-<br />

nahme von Kolleginnen und Kollegen aus<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg eher verhalten war!<br />

Erfreulich und positiv zu vermerken ist,<br />

dass es dem <strong>Forstverein</strong> gelungen ist, den<br />

forstlichen Nachwuchs stärker zu aktivieren.<br />

Es wäre jetzt aber auch wünschenswert,<br />

wenn junge Kolleginnen und Kollegen künftig<br />

wieder verstärkt Berufschancen in den<br />

Forstbetrieben finden könnten. Die Perspektiven<br />

der Forst- und Holzwirtschaft bieten<br />

dazu derzeit durchaus günstige Ausgangsvoraussetzungen.<br />

In den Seminaren war unverkennbar,<br />

dass der urproduzierende Sektor<br />

anhaltend steigende Nachfrage verspürt<br />

und im Aufwind ist.<br />

Eine zentrale Frage der Waldwirtschaft<br />

wird daher immer deutlicher: Das Spannungsfeld<br />

optimierter Ressourcenausnutzung<br />

mit der Nutzung nachwachsender<br />

Potenziale als Bestandteil aktiver Klimaschutzpolitik<br />

versus zunehmende Erwartungen<br />

im Bereich Naturschutz mit Flächenstilllegungen<br />

und statischem Denken<br />

in Käseglocken-Strukturen.<br />

Beim Besuch der Seminare wurden die<br />

Teilnehmer hin- und herbewegt zwischen<br />

dem integrativen Ansatz im Sinne der bisherigen<br />

multifunktionalen Waldwirtschaft<br />

und einem segregativen Ansatz mit klaren<br />

Aufgaben- und Flächenabgrenzungen. In<br />

den Seminaren zum Klimawandel wurde<br />

deutlich, dass sich Waldwirtschaft auf einem<br />

schmalen Grat zwischen einer CO 2 -Senke<br />

(durch nachhaltig konsequente Nutzung)<br />

oder sogar einer CO 2 -Quelle (großflächige<br />

Schutzgebietsausweisung) bewegen kann.<br />

Von Meinrad Joos<br />

Im Festvortrag von Andreas Renner als<br />

Vertreter eines der führenden Energieversorgungsunternehmen<br />

in Deutschland wurde<br />

die Rolle der Biomasse zur Energieversorgung<br />

schon eher in der 2. Liga angesiedelt.<br />

Die großen Energieversorger positionieren<br />

sich deutlich stärker für Wasserkraft, Solarenergie<br />

und Windenergieanlagen im Offshore-<br />

Bereich. Dies unterstreicht aber auch die<br />

Chancen und Stärken von Holz in der stofflich<br />

optimierten Verwendung und im dezentralen<br />

und kommunalen Energiebereich. Wir sollten<br />

diese Chancen offensiv nutzen und uns<br />

dabei mit unbegründeten Diskussionen über<br />

unsere forstliche Nachhaltigkeit nicht selbst<br />

im Wege stehen. Wir haben allen Grund, die<br />

Potenziale unserer Forstwirtschaft in den gerade<br />

begonnen Kampf gegen den Klimawandel<br />

mit Optimismus einzubringen.<br />

Die Landesforstverwaltung <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten,<br />

trotz deutlich reduzierter Finanz-<br />

und Personalressourcen, durch Frau Beate<br />

Späth-Bleile von der Abteilung Forstdirektion<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung<br />

der Tagung geleistet. Ihr sowie<br />

den Kolleginnen und Kollegen der unteren<br />

Forstbehörden der Landkreise Rastatt, Ortenaukreis<br />

und Stadtkreis <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> gilt<br />

mein besonderer Dank!<br />

Meinrad Joos, Forstpräsident<br />

Regierungspräsidium Freiburg<br />

n<br />

Bild: Landesforstverwaltung B.-W.<br />

von links: Andreas Renner und Meinrad Joos<br />

NoveMber | 2007 : proWald 15


»Was erwartet die Bevölkerung von<br />

ihrem Staatswald?«, so lautete die interessante<br />

Ausgangsfrage von Seminar 3. Dr.<br />

Rudolf Freidhager hielt ein Referat über<br />

die Bayerische Staatsforsten AG. Ausgangspunkt<br />

war eine Bevölkerungsbefragung, die<br />

eindrucksvoll belegte, dass die Bevölkerung<br />

in erster Linie den Wald als Ort der Erholung<br />

und Naturraum schätzt und nicht als Holzproduktionsstätte.<br />

Aus diesen Ergebnissen<br />

leitete Freidhager die Notwendigkeit eines<br />

Dialogs der Unternehmensmitarbeiter mit<br />

der Bevölkerung – »wir müssen erklären, was<br />

wir tun« – sowie die Erforderlichkeit einer<br />

klaren Strategie ab. Im Falle der Bayerische<br />

Staatsforsten AG sei diese das gleichseitige<br />

Dreieck der Nachhaltigkeit, im Einzelnen<br />

hinterlegt mit Kennzahlen durch eine Balance<br />

Score Card. In der Diskussion, moderiert<br />

von Gudula Lermer, wurden viele<br />

Fragen gestellt, die auf eine Konkretisierung<br />

der Aussagen von Herr Freidhager zur<br />

Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens<br />

abzielten, beispielsweise zur Notwendigkeit<br />

konkreter Zielformulierungen und zu den<br />

16 proWald : NoveMber | 2007<br />

Kurzberichte<br />

zu den Seminaren 3, 6, 7, 10, 15<br />

Möglichkeiten der Mitarbeiter, angesichts<br />

großer Reviere aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu<br />

leisten oder zur Frage, wer letztendlich über<br />

die Umsetzung von Bürgerinteressen zu entscheiden<br />

habe.<br />

»Was will eine Stadt von ihrem Wald?«,<br />

so lautete das Gegenstück zu Seminar 3 auf<br />

kommunaler Ebene in Seminar 6, und hier<br />

wurde tatsächlich über die konkreten Möglichkeiten<br />

einer Ausrichtung der Zielsetzung<br />

des Forstbetriebs an den Interessen der Bürger<br />

und des Gemeinderats diskutiert. Wald<br />

sei eine Ressource, die es nicht nur für die<br />

Kommune zu erhalten, sondern die es vor<br />

allem auch im Sinne der Kommune und ihrer<br />

Bürger zu nutzen gilt. Doch wie lassen sich<br />

die tatsächlichen Ansprüche der Bürger und<br />

der Kommunen ermitteln und Zielkonflikte<br />

vermeiden? Dr. Chantal Ruppert von der<br />

Universität Freiburg und Partner im BeratungsunternehmenHammerRuppert-Consulting<br />

gab in einem Impulsreferat verschiedene<br />

Anregungen zu den Möglichkeiten der<br />

Interessenermittlung und Zieldefinition.<br />

Darunter befanden sich die partizipative<br />

Planung am Bsp. der Gemeinde Münstertal,<br />

die Befragung des Gemeinderats am Bsp.<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, die Zielbestimmung durch<br />

spezielle Gremien am Bsp. Waldsolms und<br />

die ungewöhnliche Strategie der Auslotung<br />

von Mindestbedürfnissen im Bereich Erholung<br />

durch vorübergehenden Leistungsabbau<br />

am Bsp. der Gemeinde <strong>Baden</strong> in der<br />

Schweiz. Wichtig sei bei allen Maßnahmen,<br />

dass diese durch eine transparente, beispielsweise<br />

produktorientierte Rechnungslegung<br />

dargestellt werden. Der Gemeinderat<br />

und die Bürger würden wissen wollen, was<br />

mit ihrem Geld passiert. Dabei müssten die<br />

Umsetzung von Bürgerinteressen und ein<br />

effizient geführter Forstbetrieb kein Widerspruch<br />

sein.<br />

In der Diskussion unter der Leitung von<br />

Ulrich Kienzler wurden von verschiedenen<br />

Teilnehmern, viele aus der forstlichen Praxis,<br />

weitere Beispiele vorgestellt. Es zeigte sich<br />

schnell eine Divergenz zwischen Kommunen,<br />

in denen sich der Forstbetrieb bereits<br />

seit längerem als Dienstleistungsbetrieb für


seinen Auftraggeber Kommune begreift und<br />

aktiv Aufträge der Kommune einfordert,<br />

sowie Kommunen, in denen die Bürger auf<br />

verschiedenen Wegen in die Auftragsformulierung<br />

mit einbezogen werden, und<br />

schließlich Kommunen, deren Betriebsleiter<br />

darstellten, dass der Forstbetrieb für die<br />

Kommunen nicht bedeutend genug sei, um<br />

sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Bei<br />

letzteren Fällen wurde die Notwendigkeit<br />

der Öffentlichkeitsarbeit diskutiert und als<br />

ein potenzieller Ansatzpunkt die partizipative<br />

Planung benannt.<br />

In diesem Seminar wurde eine grafische<br />

Dokumentation der Kernaussagen vorgenommen;<br />

diese können auf der Homepage<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s eingesehen<br />

werden.<br />

Auch im Seminar 15 »Strukturitis forestalis<br />

– Operation gelungen, Patient<br />

tobt!« wurde über die Umsetzung von Bürgerinteressen<br />

diskutiert. Bernhard Dierdorf,<br />

Bundesvorsitzender des BDF, stellte sieben<br />

Thesen zu den Ursachen und Rahmenbedingungen<br />

der Forstreformen der Länderforstverwaltungen<br />

vor: 1. Die Bundesländer<br />

befinden sich in Haushalts- und Finanzkrisen;<br />

2. Öffentlich-rechtliche Betriebe und<br />

der Staatswald werden privatisiert; 3. Der<br />

Konflikt mit dem Naturschutz ist noch immer<br />

nicht überwunden; 4. Die Politik verkennt<br />

– trotz der Cluster Wald und Holz-Studie<br />

– immer noch die volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft; 5.<br />

Was nicht in den Medien ist – ist auch nicht<br />

in der Politik; 6. Zahlreiche forstliche Führungsverantwortliche<br />

haben die von ihnen<br />

selbst entwickelten Reformvorschläge auf<br />

eine andere Instanz oder auf den sogenannten<br />

politischen Willen abgewälzt (»Organisierte<br />

Verantwortungslosigkeit«); 7. Es besteht<br />

eine unkritische Loyalität gegenüber<br />

dem jeweiligen Dienstherrn (Notwendigkeit<br />

einer selbstkritischen Betrachtung).<br />

In der anschließenden Diskussion, geleitet<br />

von Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhard Oesten,<br />

wurden die Thesen zunächst in Minikonferenzen<br />

diskutiert, deren Ergebnisse exemplarisch<br />

in Fragen gefasst und diese an Herrn<br />

Dierdorf gerichet. Anschließend wurde eine<br />

offene Diskussion geführt. Dabei standen im<br />

Vordergrund: die Notwendigkeit, Bündnisse<br />

zu schließen, und die Probleme, die damit<br />

verbunden sind, die Erforderlichkeit der<br />

Formulierung eines einprägsamen Schlagwortes<br />

für die Öffentlichkeits- und Medienarbeit<br />

wie »Bürgerwald«, für die am Seminar<br />

teilnehmenden Studenten die Perspektiven<br />

in der Forstverwaltung und die Frage danach,<br />

ob eine ökonomischere Ausrichtung<br />

in der Vergangenheit nicht vor den Problemen<br />

in der Gegenwart geschützt hätte.<br />

In Seminar 7 »Forstliche Betreuungs-<br />

oder Bewirtschaftungsstrukturen«<br />

stellte Gerhard Friemel, Cambium-Forstbetriebe,<br />

verschiedene Möglichkeiten der<br />

vertraglichen Gestaltung zwischen privaten<br />

Betreuungs- und Bewirtschaftungsunternehmen<br />

und ihren Kunden differenziert nach<br />

Dienstleistungs-, Ergebnis- und Pachtverträgen<br />

vor. Die Interessen der Kunden seien<br />

sehr genau in Vertragsmodellen abbildbar.<br />

Er beklagte die fehlenden Fähigkeiten von<br />

Hochschulabsolventen im Bereich der Kostenkalkulation<br />

und forderte, dass sich die<br />

Beratungs- und Betreuungsleistungen weg<br />

von staatlichen Monopolstrukturen entwickeln<br />

sollten. Zudem sei es notwendig, den<br />

Wert des Waldes den Eigentümern besser<br />

darzustellen.<br />

In der Diskussion standen die Möglichkeiten<br />

und die Gestaltung von Pachtverträgen<br />

im Vordergrund. Dabei wurde von Herrn<br />

Friemel besonders die Notwendigkeit der<br />

Formulierung der Ziele durch den Eigentümer<br />

und die entsprechende Fixierung einschließlich<br />

der Pflichten im Pachtvertrag sowie<br />

die Möglichkeit der Einsichtnahme des<br />

Verpächters in die Maßnahmen des Pächters<br />

hervorgehoben. Auch Ludolf Frhr. v. Oldershausen,<br />

der das Seminar leitete, hob die<br />

Bedeutung von Controlling- und Reporting-<br />

Systemen für entsprechende Auftraggeber-<br />

Auftragnehmer-Beziehungen hervor.<br />

Im Seminar 10 »Plantagen, die Zukunft<br />

der Forstwirtschaft?« fragte Armin Elbs,<br />

Toerring Forst, anhand einiger Eckpunkte<br />

zur Plantagenwirtschaft (meist am Beispiel<br />

Neuseeland) nach möglichen Impulsen dieser<br />

weltweit boomenden Bewirtschaftungsform<br />

für die deutsche Forstwirtschaft. Er<br />

stellte hierzu die FSC-Plantagen – Forstwirtschaft<br />

nach dem Segregationsprinzip (z. B.<br />

Neuseeland mit 1,8 Mio. ha Kiefernplantagen<br />

und 6,2 Mio. ha Primärwald unter völligem<br />

Schutz) – einem deutschen PEFC-Wald<br />

– bewirtschaftet nach dem Integrationsprinzip<br />

– gegenüber und kam zu dem Fazit, dass<br />

die Zukunft der Forstwirtschaft weltweit mit<br />

der Anlage von Plantagen vor 20 Jahren begonnen<br />

habe. »Überlegen Sie einmal«, so der<br />

Dozent, »worüber wir hier in Deutschland<br />

zu dieser Zeit gesprochen haben.«<br />

In der Diskussion, geleitet von Henning<br />

Graf von Kanitz, wurde von vielen Seminarteilnehmern<br />

darauf hingewiesen, dass man<br />

sich in Deutschland aktiv für den integrativen<br />

Weg entschieden habe, und es wurde<br />

die Frage gestellt, ob ein Segregationsprinzip<br />

hier überhaupt denkbar und sinnvoll<br />

wäre (»Macht es Sinn, den Schwarzwald<br />

unter Schutz zu stellen und den Harz mit<br />

Plantagen zu bewirtschaften?«). Ein weiterer<br />

Diskussionsschwerpunkt lag auf der Frage<br />

nach dem Nährstoffentzug in Plantagen<br />

und entsprechenden Folgen in einer langfristigen<br />

Perspektive.<br />

Insgesamt waren alle Seminare sehr informativ<br />

und leisteten einen erfreulichen Beitrag<br />

dazu, die <strong>Jahrestagung</strong> des <strong>Forstverein</strong>s<br />

als Kondensationspunkt auch durchaus<br />

kontroverser Diskussionen in Forstwirtschaft<br />

und Forstpolitik zu beleben.<br />

n<br />

Bilder: Reiner Mühlsiegl<br />

NoveMber | 2007 : proWald 17


Erinnern Sie sich eigentlich noch an<br />

die märchenhaften 1990er-Jahre? Die<br />

Aufregungen um das Waldsterben waren<br />

abgeklungen, und auch die – vermeintlichen<br />

– Jahrhundertorkane lagen<br />

schon hinter uns: Vivian und Wiebke,<br />

die im Schwarzwald mehr Sturmholzanfall<br />

verursacht hatten als alle bis<br />

dato erfassten Sturmholzmengen zusammengerechnet.<br />

Beide Phänomene,<br />

das Waldsterben wie die Orkane, hatten in<br />

der Forstwirtschaft zu einer Art Katharsis,<br />

zur Läuterung, geführt, hatten deutschlandweit<br />

den Durchbruch für die naturnahe<br />

Waldwirtschaft gebracht. Diesmal wollten<br />

wirklich alle die Lektion aus dem Debakel<br />

gelernt haben. Die Bundesländer, auch die<br />

neuen, wetteiferten förmlich miteinander<br />

um den naturnahesten Waldbau. Denn wie<br />

anders als mit dem breiter gestreuten Risiko<br />

naturnaher Mischwälder wollte man gegen<br />

die Auswirkungen des sich abzeichnenden<br />

Klimawandels gerüstet sein? Holzackerbau<br />

ade, hieß die Devise, Lehrgeld hatte man<br />

jetzt wahrlich genug gezahlt! Was Karl Gayer<br />

schon vor einem Jahrhundert, was die<br />

Dauerwäldler und die Naturgemäßen jahrzehntelang<br />

vergebens gefordert hatten: Nun<br />

endlich war die Zeit reif für die ökologische<br />

Wende! Mit Riesenelan stürzten wir uns in<br />

die neuen Pflichtaufgaben – noch war ja<br />

auch der Horizont nicht verdüstert von den<br />

Vorboten heraufziehender Reformen. Es<br />

herrschte Aufbruchstimmung. Naturnähe<br />

als Vision eines kompletten Wirtschaftszweigs:<br />

was für eine Verheißung in einem so<br />

gründlich denaturierten Land – mit all den<br />

unausgelebten Sehnsüchten seiner Bürger<br />

nach Restnatur!<br />

Uns Forstleuten, die wir in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung janusköpfig dem<br />

Holzertrag wie auch dem Naturschutz verpflichtet<br />

sind, unsereinem erschien das Konzept<br />

der naturnahen Waldwirtschaft fast so<br />

ein bisschen wie die (geglückte) Quadratur<br />

des Kreises: Nutz-, Schutz- und Sozialfunktion<br />

waren damit zwanglos unter einen Hut zu<br />

bekommen, gleichrangig und auf ganzer Fläche.<br />

Der naturnahe, multifunktionale Wirtschaftswald<br />

würde für das Gemeinwohl und<br />

für die Umwelt allemal mehr abwerfen als<br />

der »Forst« zu Zeiten der Kielwassertheorie.<br />

Nehmen wir, beispielsweise, das Starkholzziel,<br />

wie es als unverzichtbar gilt im naturnahen,<br />

sprich ungleichaltrigen und mehrgeschossigen,<br />

Bergmischwald. Versprach es<br />

etwa nicht sowohl profitablen Holzertrag als<br />

auch Gewinne für den Artenschutz, erst recht<br />

18 proWald : NoveMber | 2007<br />

Vom Märchenwald<br />

Lustgewinne für den Waldbesucher? Wo<br />

doch der Erlebniswert, aber auch die Artenvielfalt<br />

nun einmal auf Gedeih und Verderb<br />

an das Vorhandensein starker alter Bäume,<br />

an reife Stadien des Ökosystems gekoppelt<br />

sind. Was konnte dem Forstbetrieb Besseres<br />

passieren, als dass der Wirtschafter konsequent<br />

die Wirkung des Stück-Masse-Gesetzes<br />

nutzte? Tat man nicht gut daran, den<br />

periodisch anfallenden Betriebsaufwand<br />

(etwa für Bestandesbegründung und Pflege)<br />

auf einen möglichst langen Produktionszeitraum<br />

zu verteilen? Sofern sich der Aufwand<br />

(im Idealfall) nicht sogar ganz erübrigt durch<br />

die »biologische Automation« und mithilfe<br />

der Selbstregulierungs- und Selbstheilungskräfte<br />

der Natur.<br />

Wir Schwarzwälder durften uns jedenfalls<br />

– Wilhelm Hauffs »Tannenbühl« sozusa-<br />

Von Wolf Hockenjos<br />

gen vor der Haustür – wieder daran erinnern,<br />

dass das Volumenwachstum gesunder Tannen<br />

mit fortschreitendem Alter nicht etwa<br />

nachlässt, sondern steil progressiv zu verlaufen<br />

pflegt, so dass sich die nutzbare Holzmasse<br />

zwischen dem 120. Lebensjahr (der<br />

bisherigen Umtriebszeit) und dem 240. noch<br />

einmal zu verzehnfachen(!) vermag. Wie<br />

heißt es doch im Märchen: »Kohlenmunk-<br />

Peter … stand vor einer Tanne von ungeheurem<br />

Umfang, um die ein holländischer<br />

Schiffsherr an Ort und Stelle viele hundert<br />

Gulden gegeben hätte.« Märchenhafte Gewinnaussichten!<br />

Nach den Tiefschlägen im<br />

Gefolge des Waldsterbens und der Orkane<br />

war der »Mythos Wald«, war auch das Image<br />

der Waldwirtschaft reif für eine Runderneuerung,<br />

und das fernab von Ideologie und<br />

Agrarromantik. Mochte die Sägeindustrie


zum Holzacker<br />

noch so lamentieren, dass die technische<br />

Entwicklung in den Großabnehmerwerken<br />

doch ganz andere Produktanforderungen<br />

stellte (vorzugsweise homogene, schwächer<br />

dimensionierte Plantagenware): Das im<br />

Leitbild von Naturnähe und Multifunktionalität<br />

verankerte Produktionsziel Starkholz<br />

schien unumstößlich und ein für alle Mal<br />

festgezurrt zu sein.<br />

Jetzt war Waldumbau angesagt, nachdem<br />

»Vivian« und »Wiebke« die Schwachstellen<br />

im Wald so schonungslos aufgedeckt<br />

hatten. Der Umbau hatte im Gebirge nicht<br />

nur die Beimischung von Buchen und standortsgerechten<br />

Tiefwurzlern (Tannen) zum<br />

Ziel, mittel- bis langfristig sollte er auch zu<br />

widerstandsfähigeren Waldstrukturen führen.<br />

Dass 1992 – knapp 160 Jahre nach dem<br />

Plenterverbot des badischen Forstgesetzes<br />

von 1833 – ein Stuttgarter Ministerialerlass<br />

anordnete, es seien jetzt »die Möglichkeiten<br />

zur Ausweisung von Plenterwäldern, Dauerbestockungen<br />

und Plenterüberführungswäldern<br />

… verstärkt zu nutzen«, war nur<br />

konsequent. Dauerwald wurde im Bergmischwald<br />

als Waldentwicklungstyp verbindlich(!)<br />

festgeschrieben. Der Plenterwald<br />

als besonders unverwüstliche und risikoarme,<br />

auf die Weißtanne zugeschnittene,<br />

bäuerlich archaische Nutzungsform, das<br />

Ideal aller Naturgemäßen, durfte nun also<br />

endlich auch im öffentlichen Wald wieder<br />

sein! Selbst, wenn er denn doch einmal vom<br />

Sturm geworfen werden sollte, im Plenterwald<br />

stand ja doch die nächste Bestandsgeneration<br />

immer schon in den Startlöchern.<br />

Schon damals war freilich nicht zu<br />

übersehen: Manchen im Altersklassenden-<br />

ken verhafteten Kollegen, Waldbesitzern<br />

und Gemeinderäten war die Abkehr vom<br />

räumlich geordneten, in Reih und Glied erwachsenen,<br />

»besenreinen« Forst, war das<br />

kraut- und rübenartige Neben- und Übereinander<br />

des Plenterwaldes ein Gräuel,<br />

weshalb manch einer die geforderte Wende<br />

nicht als ökonomisch geboten, sondern im<br />

Innersten als reichlich abwegig, gar als Ausfluss<br />

weltfremder Märchenwaldmystik empfunden<br />

hat. Kein Wunder, wo doch die forstlichen<br />

Planungsinstrumente, die Pflege-,<br />

Durchforstungs- und Feinerschließungsmodelle<br />

zu allermeist noch dem Arsenal<br />

der Altersklassenwirtschaft entstammten.<br />

Trotzdem, kein Waldwirt, auch kein noch so<br />

profitorientierter, noch so rationalisierungsbeflissener<br />

Großprivatwaldbesitzer hätte es<br />

sich in jenen Jahren leisten können, sich<br />

nicht zu den Grundsätzen naturnaher Waldwirtschaft<br />

zu bekennen. Schließlich wollte<br />

man sich ja auch nicht ausgrenzen lassen<br />

von den Segnungen des »Förderprogramms<br />

Naturnahe Waldwirtschaft«. Kein Waldgipfel,<br />

keine <strong>Forstverein</strong>stagung, kein forstpolitisches<br />

Statement, in welchen fortan – ja,<br />

auch im Jahr 2007 noch – die Alternativlosigkeit<br />

dieses Konzepts und seines integrativen<br />

Ansatzes nicht beschworen wurde. Naturnahe<br />

& multifunktionale Waldwirtschaft – der<br />

Königsweg nachhaltiger Nutzholzgewinnung!<br />

Oder am Ende doch eher ein Auslaufmodell?<br />

Läuft die naturnahe Waldwirtschaft<br />

– trotz all ihrer Vorzüge – Gefahr, als Episode<br />

des ausklingenden 20. Jahrhunderts in die<br />

Waldbaugeschichte einzugehen? Die Ökologisierung<br />

der Waldwirtschaft, der neue<br />

Waldumbau-Elan, die Tannen- und Buchen-Vorbauwelle,<br />

die Aufbruchstimmung<br />

nach den schmerzhaften Lehren aus den<br />

Orkanschäden, sie spiegelten nur die eine<br />

Seite der Medaille wider. Auf der andern Seite<br />

sahen sich forst- und holzwirtschaftliche<br />

Interessenvertreter angesichts der schwieriger<br />

werdenden Ertragslage immer häufiger<br />

dazu veranlasst, die neuen Waldbausignale<br />

als »Waldbau de luxe« zu desavouieren.<br />

Der neuerliche Umschwung, der »Paradigmenwechsel«,<br />

setzte ein unter dem<br />

Schock des forstwirtschaftlichen Supergaus<br />

zum Jahrtausendende. Anders als nach<br />

»Wiebke«, als der Ruck in Richtung Naturnähe<br />

durch die Forstwirtschaft ging, ist die<br />

Stimmung insbesondere beim Großprivatwald<br />

nach »Lothar« exakt in die entgegengesetzte<br />

Richtung umgeschlagen. Denn<br />

»Lothar« hatte mit seinen nie da gewesenen<br />

NoveMber | 2007 : proWald 19


Spitzenböen und Flächenschäden (40.000 ha<br />

in BW!) allem Anschein nach wahllos zugeschlagen,<br />

quer über alle Standorte, Baumarten<br />

und Waldstrukturen hinweg. Angesichts<br />

der Substanzverluste und der ins Bodenlose<br />

abstürzenden Holzpreise stand den Waldbesitzern<br />

der Sinn plötzlich gar nicht mehr<br />

nach Waldumbau. Dann schon eher nach<br />

drastischer Verkürzung der Umtriebszeiten<br />

nach dem Motto: Je jünger die Bäume geerntet<br />

werden, desto kürzer die Hebel, an<br />

denen der Sturm angreift, desto geringer die<br />

Risiken für den Bestand wie für den Geldbeutel!<br />

Dass sich Investitionen in Schnellwuchsplantagen<br />

aus Fichten oder Douglasien<br />

rascher verzinsen, dass sich die Kapitalumschlagsgeschwindigkeit<br />

auf diese<br />

Weise beschleunigen lässt, ist ein nicht nur<br />

beim Großprivatwald nach wie vor hochwillkommener<br />

Aspekt, ganz im Sinne der<br />

Bodenreinertragslehre von einst. Doch damit<br />

nicht genug: Auch die Möglichkeiten der<br />

Vollmechanisierung lassen sich im kurzumtriebigen<br />

Wald bekanntlich weitaus besser<br />

ausschöpfen. Womit sich Chancen eröffnen<br />

für eine noch drastischere Absenkung der<br />

Personalkosten, der Achillesferse aller Urproduktionsbetriebe.<br />

»Short rotation« im maschinengerechten<br />

Wald, das führt geradewegs zur Homogenisierung<br />

des Produkts und damit zu dessen<br />

besserer Vermarktbarkeit in Just-in-time-<br />

Großverträgen wie auch zur Vereinfachung<br />

der Unternehmer- und Subunternehmeraufträge.<br />

Lieferungsverzug durch temporär<br />

unbefahrbare Waldstandorte: kein Problem!<br />

Betriebliche Störungen solcher Art lassen<br />

sich notfalls per Drainagebagger oder durch<br />

Verdichtung des Maschinenwegenetzes<br />

beheben. In der Draufsicht auf unsere<br />

Feinerschließungsnetze (alle 15 bis 20 m eine<br />

bis zu 5 m breite Gasse, womit über ein<br />

Viertel der Waldfläche aus der Holzproduktion<br />

ausscheidet) sieht der für den Harvester<br />

präparierte Wald dann aus, als habe ihn einer<br />

mit einem groben Rechen durchkämmt.<br />

Je größer und homogener die Fläche, desto<br />

besser für die Maschinenkosten. Durchforstungsbestände,<br />

auch erntereife Bestände lassen<br />

sich so bekanntlich auch destabilisieren<br />

– ohne dass der Waldbesitzer Gefahr läuft, in<br />

die Abseitsfalle unerlaubter Kahlschläge zu<br />

geraten. Kalamitätsnutzungen belohnt bekanntlich<br />

noch immer das Einkommensteuergesetz.<br />

Nirgends wird, wie ich finde, die<br />

Entzauberung des Waldes augenfälliger als<br />

in solchen Durchforstungskomplexen – an<br />

20 proWald : NoveMber | 2007<br />

die Stelle des Geheimnisvollen tritt gähnende<br />

Langeweile!<br />

Der Holzackerbau kommt heute nicht<br />

nur im Verborgenen wieder in Mode (versteckt<br />

hinter potemkinschen Altholzkulissen),<br />

er wird in der Forstpresse diskutiert<br />

und vor Ort auch ganz ungeniert praktiziert.<br />

Das muss uns eigentlich verwundern, denn<br />

die Jahrtausendwende brachte den Waldbesitzern<br />

ja nicht nur das Orkandesaster,<br />

sondern obendrein auch noch die Zertifizierungswelle.<br />

Ob FSC oder PEFC, beide Systeme<br />

sind nun einmal dazu da, Standards<br />

der Nachhaltigkeit, der Multifunktionalität<br />

und, ja doch, auch der Naturnähe festzulegen<br />

und deren Einhaltung per Stichprobenkontrollen<br />

zu überwachen. Eine Extrawurst<br />

für den (Groß-)Privatwald (mit dort milderen<br />

Anforderungen) ist nach den Statuten<br />

übrigens nicht vorgesehen.<br />

Blättert man im jüngsten PEFC-Waldbericht<br />

für <strong>Baden</strong>-Württemberg, so scheint<br />

die Welt noch weithin in Ordnung zu sein.<br />

Da wärmt es sich prima an den Ergebnissen<br />

der jüngsten Bundeswaldinventur. Gehören<br />

die Wälder im Land doch »zu den naturnahesten,<br />

holzvorratsreichsten und zuwachsstärksten<br />

Deutschlands« (so Forstminister<br />

Peter Hauk). Auch die im PEFC-Waldbericht<br />

gesteckten Ziele lassen wenig Wünsche offen,<br />

denn der ökologische Waldumbau steht<br />

noch immer ganz oben in der Agenda: »Der<br />

Vorbau von Tanne und Buche«, heißt es da,<br />

»wird weiterhin in all jenen reinen Fichtenbeständen<br />

durchgeführt, in denen keine<br />

Beimischung durch Naturverjüngung zu erwarten<br />

ist. Im Staatswald ist vorgesehen, in<br />

den nächsten 5 Jahren jährlich rund 400 ha<br />

vorzubauen.«<br />

Die Realität sieht – auch im Staatswald<br />

leider – ganz anders aus. Lag der Vollzug<br />

in den 1990er-Jahren im öffentlichen Wald<br />

noch zwischen 800 und 1.000 ha Vorbaufläche<br />

je Jahr, so tendiert er inzwischen gegen<br />

Null. Nicht viel anders sieht es mit den für<br />

Vorbau abgerufenen Fördermitteln nach<br />

dem Förderprogramm Naturnahe Waldwirtschaft<br />

aus; dies, obwohl die Quelle noch immer<br />

sprudelt (mit bis zu 4.000 EUR pro ha).<br />

Der Vorbau, im Bergwald die einzige planmäßige<br />

Form des Waldumbaus und wichtigstes<br />

Indiz für die Bemühungen um mehr<br />

Naturnähe, ist im öffentlichen Wald fast zum<br />

Erliegen gekommen! Vom Privatwald, gar<br />

vom Großprivatwald, ganz zu schweigen.<br />

Wer immer da behauptet, das meiste<br />

sei ja mittlerweile auch vorgebaut, den<br />

Rest liefere ohnehin die Naturverjüngung,<br />

sitzt m. E. im falschen Film. Der übersieht,<br />

dass inzwischen vorbaudringlichste Fichten-Reinbestände<br />

nachgewachsen sind, aus<br />

Erstaufforstung, aus den kriegs- und nachkriegsbedingten<br />

Übernutzungen samt nachfolgender<br />

Borkenkäferplage (mit Kahlflächen<br />

von beinahe Lothar’schen Ausmaßen), Fichtenreinbestände<br />

aus 68er-Sturmflächen bis<br />

hin zu den von »Lothar« nicht geworfenen,<br />

sondern bloß verlückten Beständen, in denen<br />

jetzt die Fichtenverjüngung galoppiert.<br />

Der hat nicht mitbekommen, dass auch in<br />

vielen Mischbeständen die erhoffte Naturverjüngung<br />

auf den Sankt-Nimmerleins-Tag<br />

verschoben werden muss vor lauter Stickstoffeintrag<br />

und der daraus folgenden Verunkrautung<br />

– oder aber vor lauter Wild. Weil<br />

beim Vorbau meist nur der Grundsatz »nicht<br />

kleckern, sondern klotzen« zum Erfolg verhilft,<br />

weil die Verbissbelastung junger Weißtannen<br />

ausweislich des jüngsten amtlichen<br />

Verbissgutachtens erneut ansteigt (75 % der<br />

bad.-württ. Jagdreviere mit existenzbedrohendem,<br />

mittlerem und starkem Verbiss an<br />

der Tanne!), scheuen die Waldbesitzer den<br />

Aufwand für den Verbissschutz, für das Freischneiden,<br />

gar für Kulturwiederholung nach<br />

Totalausfall. Nicht einmal mehr für die Inanspruchnahme<br />

von Fördermitteln sind sie<br />

dann noch zu gewinnen.<br />

Forst- und Holzwirtschaft »boomen«<br />

wieder, daran konnte unlängst selbst »Kyrill«<br />

nicht rütteln. Sogar der Holzklau geht wieder<br />

um. Die Holzpreise schlagen sich, Gottlob,<br />

allenthalben auch wieder in positiven


Betriebsergebnissen nieder. Doch wie man<br />

weiß, lässt sich kurzfristiger Betriebserfolg<br />

über die Eingriffsstärke (mit dementsprechend<br />

brutalisierter Holzernte) und durch<br />

Unterlassung sich längerfristig erst amortisierender<br />

Investitionen noch glänzender<br />

aufpolieren; was aber im Zweifel geradewegs<br />

zu neuerlicher Fichtendominanz führt, damit<br />

in Richtung Holzacker.<br />

Halten wir fest: Die naturnahe, multifunktionale<br />

Waldwirtschaft steht zwar<br />

– erklärtermaßen – nach wie vor auf dem<br />

Programm. Doch die Treueschwüre werden<br />

leiser und nehmen sich aus wie das Pfeifen<br />

im dunklen Wald. Denn zugleich gewinnen<br />

jene Kräfte an Einfluss, die nach einer grundsätzlichen<br />

»Neudefinition mitteleuropäischer<br />

Forstwirtschaft«, nach Privatisierung<br />

und Deregulierung rufen. Der Kampf um<br />

die Meinungsführerschaft im Wald ist voll<br />

entbrannt. Machen wir uns nichts vor: Die<br />

noch immer knappe Kasse, die Zerschlagung<br />

der Forstverwaltungen, die personelle<br />

Auszehrung bei damit einhergehender Erosion<br />

des akademischen Forstdienstes, die<br />

Vollmechanisierung der Forstbetriebe wie<br />

auch die Konzentrationsprozesse auf dem<br />

Holzmarkt, all diese Entwicklungen werden<br />

eine zunehmende Eigendynamik entfalten.<br />

Den waldökologischen Standards, den Garanten<br />

für Nachhaltigkeit, Naturnähe und<br />

Multifunktionalität, wird das, fürchte ich,<br />

nicht gut bekommen. Der bislang multifunktional<br />

eingeschworene Waldpfleger ist<br />

im Begriff, zum »Holzmichel« zu mutieren.<br />

Voll auf der Höhe der Zeit ist, wer (wie kürzlich<br />

der diesjährige Karl-Abetz-Preisträger)<br />

beiläufig die Bemerkung fallen lässt, man<br />

habe im Betrieb mal eben 500.000 Dougla-<br />

sien gepflanzt: »fastfood« für die »cash-cow«<br />

sozusagen!<br />

In Zeiten der Postmoderne, der Globalisierung<br />

und der voranschreitenden Marktliberalisierung<br />

gibt es – auch im Wald – keinerlei<br />

Tabus mehr, darf schlechterdings alles<br />

in Erwägung gezogen werden. Bis hin zum<br />

Verkauf des öffentlichen Waldes, zur Einladung<br />

an Spekulanten – sogar aus Fernost.<br />

Dass das Bundesverfassungsgericht 1992 (in<br />

seiner »Absatzfondsentscheidung«) für den<br />

öffentlichen Wald, für den »Bürgerwald«, die<br />

gleichrangige Bedeutung von Umwelt und<br />

Erholung neben der Holznutzung eingefordert<br />

hat – geschenkt, geschenkt, das Urteil<br />

stammt ja auch noch aus jenen märchenhaften<br />

1990ern!<br />

Die Öffentlichkeit, vorneweg der Naturschutz<br />

mit all seinen Schutzzielen im<br />

Wald, mit den forstlicherseits so ungeliebten<br />

Managementplänen und deren Verschlechterungsverboten,<br />

wird gut beraten<br />

sein, die Trends weg von der Harmonie der<br />

Multifunktionalität sorgfältig zu registrieren<br />

und sich einzumischen. Der Wald braucht<br />

Allianzen, heute wohl dringender denn je!<br />

Dabei muss der Bürger freilich auf der Hut<br />

sein, dass er nicht selbst dazu beiträgt, die<br />

Entstehung von »Parallelgesellschaften« im<br />

Wald eher zu fördern als zu verhindern. Die<br />

Zonierung in Holzäcker einerseits, in Waldschutzgebiete,<br />

Wildnisse oder in »Wellnessparks«<br />

auf der andern Seite, ganz wie es uns<br />

das »Segregationsmodell« vorgaukelt, entbehrt<br />

bekanntlich selbst bei Naturschützern<br />

oder bei Kurdirektoren nicht eines gewissen<br />

Charmes, zumal, wenn die so kleidsamen<br />

Attribute »naturnah«, »nachhaltig« und<br />

»multifunktional« zu unverbindlichen Leerformeln<br />

verkommen! Die derzeit zu beobachtende<br />

Polarisierung zwischen Waldbesitz<br />

und Naturschutz, sei es im Vorfeld der<br />

nächsten Reform, der nächsten Waldgesetznovellierung<br />

oder wenn um die Akzeptanz<br />

von Naturschutzzielen, um Fragen der guten<br />

forstfachlichen Praxis gerungen wird, all diese<br />

Auseinandersetzungen mögen uns davor<br />

bewahren, vorschnell auf dem Holzweg zu<br />

landen.<br />

»Wir waren im Schoße des Schwarzwaldes«,<br />

schrieb ausgangs des vorletzten<br />

Jahrhunderts ein <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Flaneur,<br />

der große russische Erzähler Iwan Turgenjew,<br />

»Berge nur Berge … und Wald, wundervoller<br />

alter und kräftiger Wald. Der Nachthimmel<br />

war klar, und so vermochte ich<br />

alle Baumarten zu unterscheiden, zumal<br />

die prächtigen Weißtannen mit ihren graden<br />

und hellen Stämmen.« Ein bisschen was von<br />

Turgenjews Märchenwald steht, wie ich finde,<br />

auch dem Schwarzwald des 21. Jahrhunderts<br />

noch immer gut zu Gesicht.<br />

n<br />

Bilder: DFV , W. Hockenjos, pixelquelle.de<br />

NoveMber | 2007 : proWald 21


Der Erwerbsforstwirt<br />

zwischen Tellerrand,<br />

Experimentallabor<br />

und Mottenkiste?


Der etwas sperrige Begriff der Erwerbsforstwirtschaft<br />

kennzeichnete einen Seminarblock<br />

auf der diesjährigen <strong>Forstverein</strong>stagung<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Dass hier der<br />

einzige Teil, der sich mit Forstwirtschaft<br />

i. e. S. beschäftigte, neben den Großthemen<br />

Waldpädagogik und Naturschutz in die Nische<br />

verbannt wurde, konnte einigermaßen<br />

verwundern. Der Andrang zum Thema<br />

»Plantagen, Zukunft der Forstwirtschaft?«<br />

war dennoch groß, trotz oder gerade wegen<br />

der »political incorrectness« des Begriffes.<br />

Eine Diskussionswürdigkeit kann dem Thema<br />

daher zumindest noch attestiert werden.<br />

Der folgende Artikel soll Vortragsinhalt (A.<br />

Elbs) und Diskussion aus dem Blickwinkel<br />

eines Privatwaldbetriebes verquicken.<br />

Die Forstwirtschaft der letzten 20 Jahre<br />

war von sinkenden realen Holzpreisen und<br />

gestiegenen Kosten geprägt. Gleichzeitig<br />

wurde der Fokus auf ökologische und soziale<br />

Leistungen des Waldes verstärkt. Daraus<br />

wurde das im internationalen Vergleich<br />

stark herausragende Modell der multifunktionalen<br />

Forstwirtschaft entwickelt und eine<br />

Integration der Waldfunktionen auf der Fläche<br />

angestrebt. Die Versuche, die Leistungen<br />

neben der Holzproduktion zu bepreisen<br />

und in die wirtschaftlichen Kreisläufe zu integrieren,<br />

wurden bisher wenig erfolgreich<br />

unternommen. Die beibehaltene Betonung<br />

der Waldfunktionen ohne Markt wurde mit<br />

Bilder auf dieser Doppelseite: Loblolly Pine in den USA / H. Graf von Kanitz<br />

voN HeNNiNg graf voN kaNitz<br />

der verfassungsrechtlichen Sozialpflichtigkeit<br />

des Eigentums bzw. einer notwendigen<br />

Selbstverpflichtung zum Erhalt des Marktzuganges<br />

innerhalb der Zertifizierungssysteme<br />

gerechtfertigt.<br />

Dieses Konzept führt zu steigenden<br />

Durchschnittsaltern und –dimensionen<br />

mit stärkeren Einzelbaumstrukturen und<br />

einer Zuwendung zum Laubholz, wie die<br />

Bundeswaldinventuren beweisen. Um diese<br />

Strukturverschiebungen wirtschaftlich zu<br />

rechtfertigen, braucht man Kalkulationskunststücke,<br />

die von hohen Wertholzpreisen<br />

und geringen bis keinen Verzinsungsraten<br />

ausgehen. Leider sieht die Realität<br />

anders aus: Die Renaissance des Rohstoffes<br />

Holz einschließlich der wachsenden energetischen<br />

Verwendung hat die Relationen<br />

zugunsten der Massen- und Industrieholzsortimente<br />

verlagert. Gleichzeitig wachsen<br />

die Risiken, in den gestiegenen Produktionszeiträumen<br />

einen den Volumenzuwachs<br />

deutlich übersteigenden Wertzuwachs generieren<br />

zu können. Aktuell treten auch in<br />

Deutschland neue potenzielle Waldeigentümer<br />

auf, die einen unsentimentalen Umgang<br />

mit dem Wald an den Tag legen und<br />

betriebswirtschaftlichen Betrachtungen<br />

gegenüber offen sind. Hier ist es verständlich,<br />

wenn auch private »Alteigentümer« der<br />

neuen Generation kritisch dem gegenüber<br />

werden, mögliche weitere Vermögensver-<br />

luste deutschen Waldes mit anzusehen zu<br />

müssen und einen steigenden stehenden<br />

Holzwert mit hohem Risiko zu halten.<br />

In dieser Situation kann der Blick über<br />

den Tellerrand anregend sein. Er zeigt, dass<br />

im Rahmen der international überwiegend<br />

praktizierten Segregation der Waldfunktionen<br />

auch hohe Produktionsraten und<br />

sonstige Leistungen erbracht werden. So<br />

werden in Neuseeland auf einem Bruchteil<br />

der Waldfläche hohe Holzmengen in zumeist<br />

FSC-zertifizierten Plantagen erzeugt, wobei<br />

gleichzeitig ein deutlich höherer(!) Flächenanteil<br />

des nationalen Waldpotenzials unter<br />

Vollschutz steht. Mit beeindruckender Konsequenz<br />

werden unter Zuhilfenahme der<br />

dynamischen Investitionsrechnung und<br />

wissenschaftlicher Betreuung Wuchsmodelle<br />

umgesetzt, ohne den Naturschutzgedanken<br />

auszublenden. Ähnliches findet in der<br />

gemäßigt warmen Gelbkiefernregion des<br />

Südens der USA statt. Vorteil der Segregation<br />

ist sicherlich, in den Bewirtschaftungsstrategien<br />

nicht betriebswirtschaftliche und<br />

sonstige Faktoren vermischen zu müssen.<br />

Der Vergleich dieser produktorientierten<br />

Verfahren mit unseren waldbau- und somit<br />

verfahrensorientierten Behandlungsweisen<br />

kann zumindest Ansätze liefern, auf welche<br />

Erträge bzw. Effekte wir bei unserer integrativen<br />

Methode möglicherweise verzichten.<br />

Dieser Ansatz scheint geeigneter, als Wald-<br />

NoveMber | 2007 : proWald 23


24<br />

besucher nach ihrer<br />

Bereitschaft zum<br />

Eintrittsgeld in den<br />

Wald zu befragen<br />

und daraus (absolut<br />

fiktive) Wertpositionen<br />

abzuleiten.<br />

Viele Waldbesitzer<br />

und Forstleute,<br />

die Liebe und Geld<br />

in den naturnahen<br />

Wald der Zukunft<br />

investieren, sollten<br />

anerkennen, dass sie<br />

die Liquidität für diese<br />

Investitionen oft<br />

aus der Nutzung der<br />

zumeist nach Bodenreinertragsgesichtspunkten<br />

entstandenen Bestände schöpfen,<br />

die zwischen 1900 und 1960 begründet wurden<br />

– aus Plantagen der Vergangenheit. Ob<br />

dies dann als Kalamität oder Entrümpelung<br />

auf den Boden kommt, spielt eine geringere<br />

Rolle. Der wirtschaftliche Erfolg der<br />

derzeitigen Praxis ist angesichts der sich dynamisch<br />

ändernden Rahmenbedingungen<br />

weit weniger sicher als die Erträge aus den<br />

heute so verachteten Strukturen, die unsere<br />

forstlichen Vorväter anlegten.<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Der integrative Ansatz stößt dann zumindest<br />

bei privaten Waldeigentümern an<br />

Grenzen, wenn ein akzeptables Maß der Sozialpflichtigkeit<br />

überschritten wird, wie bei<br />

der aktuellen Natura 2000/FFH-Entwicklung<br />

der Fall. Wenn Sonderopfer seitens der<br />

Öffentlichkeit nicht finanziert werden können,<br />

ist das Gedankenspiel einer dosierten<br />

Segregation nicht abwegig.<br />

Es wird Forstleute geben, die dann den<br />

Untergang des forstlichen Abendlandes<br />

sehen. Da es jedoch viele Zwischenstu-<br />

fen geben kann, sind<br />

Schattierungen und<br />

Mischformen denkbar,<br />

ohne Akteure als<br />

»Waldheuschrecken«<br />

titulieren zu müssen.<br />

Niemand fordert den<br />

Sprung von einem Extrem<br />

ins andere, aber<br />

eine Diskussion unter<br />

Einbeziehung objektiver<br />

Maßstäbe muss<br />

erlaubt sein. Vielleicht<br />

bedarf es einer Neujustierung<br />

von Zielen und<br />

Methoden. Die Veranstaltung<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

legte die grundsätzliche Offenheit dazu<br />

an den Tag, und die Stimmen, die darin eine<br />

Publikumsbeschimpfung des beamteten<br />

Forstpersonals erkannten, schienen in der<br />

Minderheit.<br />

Der Vortrag von Armin Elbs, Toerring Forst,<br />

Seefeld Obb., wird in Kürze über www.forstverein.de<br />

in der Rubrik <strong>Jahrestagung</strong> zugänglich<br />

gemacht.<br />

n<br />

Bild unten:<br />

Douglasienplantage in Neuseeland / Armin Elbs


Die Niedersächsischen Landesforsten – Anstalt öffentlichen Rechts – zählen mit<br />

340.000 ha zu den größten deutschen Forstbetrieben. Neben der Bewirtschaftung<br />

dieser Waldflächen nach den Grundsätzen des LÖWE - Programmes erbringen wir<br />

umfangreiche Leistungen in den Bereichen Naturschutz und Erholung, in der Umweltbildung<br />

und Waldinformation und in der Betreuung von Körperschafts- und Genossenschaftswäldern.<br />

Wir erzielen einen Jahresumsatz von über 100 Mio. EUR und beschäftigen<br />

ca. 1.400 Mitarbeiter/innen und 100 Auszubildende.<br />

Zum 01.01.2008 (ggf. auch später) suchen wir<br />

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• anspruchsvolle und eigenverantwortliche Aufgaben im gesamten Tätigkeitsspektrum<br />

unseres Unternehmens.<br />

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Verlängerung für ein weiteres Jahr. Bei entsprechendem Bedarf und persönlicher<br />

Eignung ist die anschließende Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis<br />

möglich. Die Vergütung erfolgt voraussichtlich nach Entgeltgruppe E 10 (TVL).<br />

Neben der mit überdurchschnittlichem Erfolg abgelegten Laufbahnprüfung für den gehobenen<br />

Forstdienst und möglichst erster Berufserfahrung erwarten wir von Ihnen ein<br />

hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Belastbarkeit sowie Flexibilität, Kreativität und<br />

eine ausgeprägte Sozialkompetenz.<br />

Bewerbungen von Schwerbehinderten und Frauen werden bei gleichwertiger Eignung,<br />

Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig berücksichtigt. Die Arbeitsplätze sind<br />

nicht teilzeitgeeignet.<br />

Die Personalauswahl wird durch ein Assessment-Center begleitet.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit den vollständigen Unterlagen bis zum 23.11.2007.<br />

Für Rückfragen steht Ihnen Herr Baderschneider (Tel. 0531/1298-430) zur Verfügung.<br />

Die Dauer des Auswahlverfahrens wird ca. vier Wochen betragen, bitte sehen Sie bis<br />

dahin von Rückfragen ab.<br />

Das Unternehmen<br />

Bayerische Staatsforsten<br />

ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Regensburg. Auf einer Fläche von<br />

über 800.000 ha Staatswald erwirtschaften wir mit unseren rund 3.000 Mitarbeiter/-innen<br />

einen Jahresumsatz von über 300 Mio. EUR. Mit einem jährlichen Holzeinschlag<br />

von ca. 5,4 Mio. Festmetern sind wir einer der größten Forstbetriebe Europas.<br />

Wir stellen ein Mitarbeiter/-innen mit<br />

forstlichem FH- oder Universitätsabschluss.<br />

Im Rahmen einer umfangreichen Einarbeitung an verschiedenen Standorten und in<br />

unterschiedlichen Aufgabenbereichen lernen Sie unser Unternehmen aus allen Perspektiven<br />

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Verantwortungsbereitschaft | Belastbar, flexibel und mobil | Gute EDV-Kenntnisse (MS<br />

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Deshalb werden Frauen ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben. Schwerbehinderte<br />

Bewerber/-innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.<br />

Für Fragen oder weitere Informationen steht Ihnen Herr Weinzierl, Tel. 0941 6909-408,<br />

gerne zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Unterlagen<br />

bis spätestens 1. Dezember 2007. Prüfungszeugnisse können bis zum 20.12.2007<br />

nachgereicht werden.<br />

Niedersächsische Landesforsten · Betriebsleitung, Abteilung Personal und Recht<br />

Bayerische Staatsforsten, Bereich Personal<br />

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Tillystraße 2, 93053 Regensburg, personal@baysf.de, www.baysf.de<br />

213135_AXA_Waldversicherung_Sp 186x114.qxd 14.08.2007 7:45 Uhr Seite 1<br />

Weil ein Wald mehr ist als nur Bäume<br />

Umfassender Schutz für Waldbesitzer<br />

Ein Wald hat viele Funktionen. Er dient dem Klima-, Wasserund<br />

Bodenschutz, ist Erholungsraum sowie nachhaltiger<br />

Rohstoff- und Energielieferant für die Zukunft. AXA hilft<br />

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NoveMber | 2007 : proWald 25


Waldpädagogik immer wichtiger<br />

»Wer Tiere und Pflanzen tötet, den soll<br />

Greenpeace holen.« Mit diesem Brämer-<br />

Zitat brachte Robert Vogl, Professor für<br />

Forstliche Bildungsarbeit an der FH Weihenstephan,<br />

das zwiespältige Verhältnis von Jugendlichen<br />

zur Naturnutzung auf den Punkt.<br />

Demnach bejahen inzwischen bereits 85 %<br />

der Schüler in Umfragen die Frage »Schadet<br />

Holz fällen dem Wald?« Für das Image einer<br />

Branche, die eben diese Tätigkeit als Kerngeschäft<br />

betreibt, nicht unbedingt förderlich.<br />

Nicht von ungefähr waren gleich vier<br />

Seminare (Nr. 16, 18, 19 und 28) in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> der Waldpädagogik gewidmet. Und<br />

diese Seminare zeigten eindrücklich die<br />

aktuelle Bedeutung und das noch größere<br />

Potenzial der Waldpädagogik auf. Dabei war<br />

der waldpädagogische Bogen weit gespannt.<br />

Kommunikationsziele zwischen Holzmarketing<br />

und Bildung für nachhaltige Entwicklung,<br />

Zielgruppen vom Kindergarten<br />

bis zum Häuslebauer, Akteure vom Förster<br />

bis zur Biermarke kamen zur Sprache.<br />

Eher klassisch muteten noch die Seminare<br />

bei Professor Otmar Fuchß, Hochschule<br />

Rottenburg, an. In seinem Eingangsstatement<br />

»Seit über 20 Jahren rollt der »Zug«<br />

Waldpädagogik – Wo ist der Zielbahnhof?«<br />

26 proWald : NoveMber | 2007<br />

Authentische Kommunikation zwischen<br />

Bildungsauftrag und Marketing<br />

wartete Fuchß mit interessanten Zahlen aus<br />

seinen Studien in <strong>Baden</strong>-Württemberg auf.<br />

Für 94 % der baden-württembergischen<br />

Förster gehört die waldpädagogische Arbeit<br />

zum heutigen Berufsbild eines Försters.<br />

Diese Arbeit richte sich zu 79 % an<br />

vorschulische und schulische Bildungseinrichtungen,<br />

wo das Angebot – überwiegend<br />

ein Methodenmix aus Vortrag, Spiel und<br />

Untersuchung – auch auf gute Resonanz<br />

stoße. Fuchß plädierte in diesem Zusammenhang<br />

für eine Erweiterung der Zielgruppen,<br />

nicht nur in die Sekundarstufen<br />

der Schulen, sondern auch in den Bereich<br />

der Erwachsenen. Deutlich weniger einheitlich<br />

das Bild bei den Zielen, die die befragten<br />

Forstleute mit ihren waldpädagogischen Aktivitäten<br />

verfolgen. Bewusstseinsänderung,<br />

Wissensvermittlung über den Wald und Öffentlichkeitsarbeit<br />

über forstliches Handeln<br />

stehen in der Rangfolge der Nennungen<br />

ganz vorne, aber auch sozialtherapeutische<br />

Funktionen und das Thema Bildung für<br />

nachhaltige Entwicklung werden genannt.<br />

Von Dietmar Gretter<br />

Der breite Zielkanon korrespondiert mit<br />

der Schwierigkeit einer exakten Definition<br />

von Waldpädagogik. Nicht zuletzt durch<br />

die Ausrufung der UN-Dekade »Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung« (2005 – 2014)<br />

wurde der inhaltliche Kontext der Waldpädagogik<br />

nochmals erweitert. Zu Recht, wie<br />

Robert Vogl im Seminar zu »Konzeptionen<br />

zur Vermittlung des Nachhaltigkeitsgedankens«<br />

darlegen konnte. Die mit dem Begriff<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BfNE)<br />

verbundene »Gestaltungskompetenz« wird<br />

in acht Teilkompetenzen aufgeteilt, von<br />

denen mehr als die Hälfte, etwa die Fähigkeit,<br />

vorausschauend zu denken, oder die<br />

Befähigung zu interdisziplinärer Arbeit,<br />

ideal am Beispiel der Waldbewirtschaftung<br />

greifbar gemacht werden könnten. Der<br />

Holznutzungsaspekt in der Waldpädagogik<br />

stand im Impulsreferat zu Vogls zweitem<br />

Seminar im Vordergrund. Nach einer pointierten<br />

Analyse zeigte Vogl Lösungsansätze<br />

auf, wie Waldpädagogik dem Jugendlichen<br />

die Holznutzung näherbringen kann. Seine


praktische Überzeugungsarbeit folgt dabei<br />

drei Schritten: (1) Nutzung ist legitim. (2)<br />

Der Verbraucher ist nicht ohnmächtig, er<br />

hat die Wahl! (3) Nachhaltige Nutzung ist<br />

das Steuerungsprinzip, mit dem der Mensch<br />

erntet, was zugleich nachwächst. Praktische<br />

Übungen verdeutlichten die Herangehensweise.<br />

Auch Wilhelm Unnerstall, regionaler<br />

Marketingmanager des Holzabsatzfonds,<br />

schlug in seinem Vortrag zu den Kommunikationspotenzialen<br />

der Waldpädagogik für<br />

die Holzwirtschaft die Brücke zur Nutzung.<br />

Brachenfremde Beispiele aus der Werbung,<br />

vom Regenwaldprojekt der Pilsmarke Krombacher<br />

bis zu den Pflanzaktionen von Fielmann<br />

und Tengelmann, zeigten die hohen<br />

Sympathiewerte, die der Wald in der Öffentlichkeit<br />

genießt und die nachweislich in der<br />

Kommunikation nutzbar sind. Ähnliches<br />

gelte nach Studien auch für das Holz als Bau-<br />

und Rohstoff. 95 % der Befragten finden<br />

Holz sympathisch. Immerhin 40 % würden<br />

ein Holzhaus bauen. Aber nur rund 15 % der<br />

Häuslebauer tun dies auch praktisch. In der<br />

Differenz zwischen diesen Prozentwerten<br />

sieht Unnerstall das Potenzial für die Kommunikationsarbeit.<br />

Netzwerke, Authentizität<br />

und Vertrauenskultur sind seine Stichworte,<br />

wenn es um die gemeinsame Aufklärungsarbeit<br />

entlang der Produktkette vom Wald<br />

zum Verbraucher geht. Die Holzwirtschaft<br />

könne in der Waldpädagogik für den finanziellen<br />

Background und für Unterstützung<br />

gegenüber der Politik in der Frage der Notwendigkeit<br />

der Waldpädagogik sorgen. Die<br />

Entscheidung für einen Baustoff fiele in<br />

hohem Maße unter dem Gesichtspunkt des<br />

Vertrauens in die Kommunikationspartner.<br />

Der Förster könne hier für die erforderliche<br />

Konstanz und Glaubwürdigkeit sorgen.<br />

Gleiches gilt für lokale holzwirtschaftliche<br />

Betriebe. Wer könne authentischer die Begeisterung<br />

für den Rohstoff Holz vermitteln<br />

als ein Tischler vor Ort?<br />

In der abschließenden Podiumsdiskussion<br />

zu den waldpädagogischen Seminaren<br />

wurde auch die Frage thematisiert, inwieweit<br />

es dabei nicht zu einer Vermischung<br />

zwischen Marketing- und Bildungsaufgaben<br />

komme. Auf keinen Fall dürfe der Vorwurf<br />

entstehen, dass die Branche eine sensible<br />

Zielgruppe wie Kinder und Jugendliche manipulieren<br />

wolle. Ob Schulklassenführung<br />

im Rahmen von BfNE oder Infostand auf<br />

der Holzmesse – eine erlebnisorientierte<br />

Information über die Themen Wald und<br />

Holz wird allerdings immer auf ähnliche<br />

Bausteine zurückgreifen. Umso wichtiger<br />

nicht nur in diesem Zusammenhang die<br />

klare Festlegung von Kommunikationszielen,<br />

um strategische Fehler auf Seiten der<br />

Anbieter und enttäuschte Erwartungen auf<br />

Gestaltungskompetenz im Sinne der BfNE lässt sich in 8 Teilkompetenzen<br />

aufgliedern (de Haan et al. 2006, Programm<br />

Transfer-21, Koordinierungsstelle Freie Universität Berlin)<br />

1. die Fähigkeit, vorausschauend zu denken und die Zukunft als<br />

gestaltbar zu begreifen;<br />

2. interdisziplinär zu arbeiten;<br />

3. eine weltoffene Wahrnehmung zu haben und transkulturelle<br />

Verständigung anzustreben;<br />

4. an Gestaltungsprozessen aktiv zu partizipieren;<br />

5. Planungs- und Umsetzungskompetenzen zu besitzen;<br />

6. Empathie, Mitleid und Solidarität zu üben;<br />

7. die Fähigkeit, sich und andere motivieren zu können und<br />

8. eine distanzierte Reflexion über individuelle und kulturelle<br />

Leitbilder vornehmen zu können.<br />

Seiten der Nutzer vermeiden zu können.<br />

Die von Christoph Rullmann moderierte<br />

Diskussion (auf dem Podium Otmar Fuchß,<br />

Berthold Reichle vom Stuttgarter Haus des<br />

Waldes, Wilhelm Unnerstall und Robert<br />

Vogl) gestaltete sich insgesamt so facettenreich<br />

wie die Waldpädagogik selbst. »Das<br />

eine tun, das andere nicht lassen« war in etwa<br />

der Grundtenor. Gesicherte Strukturen<br />

auf Seiten der beteiligten Forstverwaltungen<br />

und -betriebe einerseits, Offenheit gegenüber<br />

Partnern – Holzwirtschaft, Pädagogen,<br />

Psychologen und Sozialwissenschaftler<br />

– andererseits. Praktische Umsetzung durch<br />

waldpädagogische »Leuchttürme« mit Spezialisten,<br />

kombiniert mit der authentischen<br />

Kommunikation der Akteure vor Ort. Wissensvermittlung,<br />

aber auch Sinneserlebnis<br />

und Bewegungsimpulse … Die Palette der<br />

Sichtweisen war bunt, das Engagement auf<br />

allen Ebenen in den Diskussionsbeiträgen<br />

förmlich greifbar. Leuchtende Kinderaugen<br />

nach Waldführungen stehen vielleicht symbolhaft<br />

für die erste Stufe, die die Waldpädagogik<br />

nach rund 25 Jahren erklommen hat.<br />

Es lohnt sich, die nächsten Stufen in Angriff<br />

zu nehmen.<br />

n<br />

Bilder: Landesforsten Rheinland-Pfalz/www.wald-rlp.de,<br />

Landesforstveraltung B.-W.<br />

NoveMber | 2007 : proWald 27


28<br />

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Ausbildung<br />

Sehr engagiert wurde nach einem Eingangsstatement von Minister Hauk, <strong>Baden</strong>-Württemberg, die Frage diskutiert, welche<br />

Politik die Förster von morgen brauchen. Auf dem Podium saßen (unten v.l.n.r.) neben Prof. Volz (Prorektor der Uni Freiburg),<br />

Julian Bresser (Uni Freiburg), Minister Hauk, Hannes Elster (Moderation), PD Dr. Schraml (Ausbildungsbeauftrager<br />

des DFV), Tabea Merz (HS Rottenburg) und Prof. Kaiser (Rektor der Hochschule Rottenburg). Auch die Zuhörer griffen mit<br />

Fragen und Statements in die Debatte ein.<br />

Die Übernahme in eine der Länderforstverwaltungen<br />

ist heute trotz Höchstleistungen<br />

kaum kalkulierbar; daher sind vielfältigere<br />

Karriereziele notwendig. Ein Rückblick auf<br />

das Forstwesen in den vergangenen Jahrzehnten<br />

zeigt massiven Abbau im Personalbestand<br />

zunächst durch Mechanisierung<br />

und Rationalisierung bei Waldarbeiterschaft,<br />

später auch bei Betriebsbeamten<br />

und Leitungsebene. Das Motto lautet überall<br />

unisono »Reduktion der Fixkosten«. Der<br />

Trend, zunehmend staatliche Aufgaben privaten<br />

Unternehmen zu übertragen, hat auch<br />

vor dem Wald nicht haltgemacht: Wir haben<br />

heute eine Anzahl an Forstunternehmern,<br />

wie wir sie vor 50 Jahren noch für unmöglich<br />

gehalten hätten.<br />

Das hat Konsequenzen für die Studierenden.<br />

Die Motive für die Wahl eines<br />

forstlichen Ausbildungsganges sind heute<br />

sicherlich noch immer die gleichen wie zu<br />

meiner Zeit: der Wunsch, mit dem Objekt<br />

Wald zu arbeiten. Und das ist gut so. Andererseits:<br />

Nahezu alle deutschen Landesforstverwaltungen<br />

bauen weiter Personal ab, bis<br />

zu 40 Prozent. Der Bedarf an Absolventen<br />

der Laufbahnausbildung wird sich weiter<br />

deutlich verringern. Außerhalb des Staates<br />

entstehen parallel zunehmend Arbeitsmöglichkeiten<br />

in Verbänden, Unternehmen der<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Forstwirtschaft im Wandel<br />

Statement von Herrn Minister Hauk anlässlich der Podiumsdiskussion<br />

Holzwirtschaft, Planungsbüros, Gutachterbüros<br />

usw.<br />

Beispiel Zertifizierung: Eine klassische<br />

staatliche Aufgabe wird durch unabhängige<br />

Dritte erfüllt und schafft dort neue<br />

Arbeitsplätze. Verbleibanalysen belegen,<br />

dass Beschäftigungsmöglichkeiten in den<br />

forstlichen Randbereichen vorhanden sind.<br />

Wirtschaftsnahe Aufgaben bieten Karrierechancen,<br />

allerdings oft verbunden mit<br />

einem höheren Risiko. Ich meine dennoch:<br />

Wagen Sie es!<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich<br />

der Landesforstverwaltung <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg: Wir haben Personaleinsparungen<br />

beschlossen zur Erwirtschaftung<br />

der Effizienzrendite in Höhe von 20 % in<br />

sieben Jahren bis 2011. Daher besteht nur<br />

ein ganz schmaler Einstellungskorridor. Ein<br />

untragbarer Personal- und Kostenaufwand<br />

im Vorbereitungsdienst und insbesondere<br />

für die Staatsprüfung für die geringe Zahl<br />

der einzustellenden Anwärter und Referendare<br />

hat grundsätzliche Neuorientierung<br />

der Zugangsvoraussetzungen für die<br />

Laufbahnen des gehobenen und höheren<br />

Forstdienstes erforderlich gemacht. Es gibt<br />

kein formales Zulassungsverfahren mehr,<br />

sondern eine bedarfsorientierte Bewerberauswahl<br />

nach fachlichen und persönlichen<br />

Kriterien. Bewerber müssen die allgemeine<br />

Bildungsvoraussetzungen (Hochschulstudium)<br />

und eine 2-jährige, der Fachrichtung<br />

entsprechende Berufspraxis nachweisen<br />

können. Die Berufspraxis kann außerhalb<br />

oder innerhalb der Landesforstverwaltung<br />

(vergleichbar mit einem Trainee-Programm)<br />

erlangt werden. <strong>Baden</strong>-Württemberg bietet<br />

im kommenden Jahr erstmals Trainee-Stellen<br />

an. Die erfolgreiche Bewerbung auf diese<br />

Stellen ist sicher eine große Chance, um das<br />

eigene Berufsziel zu erreichen.<br />

Hohe Attraktivität für sehr gut qualifizierte<br />

Hochschulabsolventen durch Einstellungsentscheidung<br />

im Grundsatz zu Beginn<br />

der Qualifizierungsmaßnahme: Verpassen<br />

Sie diese Chance nicht, vergessen Sie aber<br />

auch nicht, sich bereits während des Studiums<br />

für zukünftige andere Arbeitgeber zu<br />

interessieren. Suchen Sie nach Praktikumsmöglichkeiten.<br />

Suchen Sie den Kontakt zur<br />

freien Wirtschaft. Heute ist der Einstieg in<br />

die Arbeitswelt ungleich schwieriger ist als<br />

noch vor zwanzig Jahren. Ich erhoffe mir,<br />

dass von der heutigen Diskussion gute Impulse<br />

für eine zukunftsfähige Entscheidung<br />

des Einzelnen ausgehen.<br />

n<br />

Bilder: Reiner Mühlsiegl


Die Zukunft gestalten!<br />

Von Dr. Ulrich Schraml, Ausbildungsbeauftragter im DFV<br />

»Wir stehen vor neuen Herausforderungen.<br />

Die Lösung muss irgendwo in der Vergangenheit<br />

zu finden sein.« An diese Strategie fühlt<br />

sich mancher erinnert, der aufmerksam der<br />

Diskussion um die Zukunft des forstlichen<br />

Nachwuchses folgt. Noch immer kreisen<br />

die Debatten um die staatlichen Forstverwaltungen<br />

und damit um wenige berufliche<br />

Nischen, die diese bieten. Zu groß ist offensichtlich<br />

die Versuchung der Diskutanten,<br />

die eigene Biographie zum Maßstab für jene<br />

Ratschläge zu machen, die Studierende und<br />

Verwaltungsspitze erhalten. Zu eingeübt<br />

sind umgekehrt aber auch die Rituale des<br />

ministeriellen Abwehrkampfes gegen die<br />

berufsständischen Forderungen nach Einstellungskorridor<br />

und Ausbildungsplatzgarantie.<br />

So ist es schwer, die Debatte nicht mit<br />

der resignierenden Feststellung zu beschließen,<br />

dass die fiskalischen Zwänge eben nur<br />

wenigen Studierenden eine Zukunft im Forst<br />

ermöglichen.<br />

Da wird im Schlachtengetümmel leicht<br />

überhört, wenn etwa in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> ein<br />

Student vom Podium aus betont, dass für<br />

ihn und seine Kommilitonen das Forststudium<br />

keine Einbahnstraße in Richtung<br />

Pensionsanspruch ist. Im Gegenteil, die<br />

besten seines Jahrganges hätten ohnehin<br />

kein Interesse am Staatsdienst. Tatsächlich<br />

zeigen Befragungen von Studenten, dass<br />

nicht der Wunsch nach einem bestimmten<br />

Arbeitsplatz dazu führt, ein Forststudium<br />

aufzunehmen, sondern das Interesse am<br />

Fach. Und dieses Interesse ist so groß, dass<br />

alle Ausbildungsstätten einen konstant<br />

hohen Zulauf verzeichnen. Jedes Jahr bekunden<br />

mehrere Hundert junge Menschen<br />

in Deutschland, dass sie sich auch dann in<br />

ihrem Studium mit Waldnutzung befassen<br />

möchten, wenn sie die eigene berufliche Zukunft<br />

nicht im Wald sehen.<br />

Was andere Branchen in Verzückung<br />

versetzen würde, löst unter Förstern und<br />

Waldbesitzern immer noch Irritationen aus.<br />

Zu groß sind die Selbstzweifel, als dass man<br />

diesem jugendlichen Optimismus etwas abgewinnen<br />

könnte. Auch im <strong>Forstverein</strong> bemühen<br />

wir uns seit Jahren vor allem darum,<br />

die erfolgreichen Karrieren von Forstabsolventen<br />

jenseits von Forst und Holz zu dokumentieren<br />

und mit den Erfolgsgeschichten<br />

von Förstern in anderen Branchen für das<br />

Potenzial der Absolventen von forstlichen<br />

Studiengängen zu werben. Dass es diese Erfolgsgeschichten<br />

gibt, ist gut für die Betroffenen<br />

und zeugt vom Wert der absolvierten<br />

Ausbildung. Sie machen aber auch das Risiko<br />

deutlich, dass die Guten, Flexiblen und Gewandten<br />

sich systematisch vom Wald verab-<br />

PodiuMsdiskussioN<br />

schieden. Den viel zitierten Kampf um die<br />

besten Köpfe gewinnen zunehmend andere.<br />

Der Holzboom der letzten Jahre hat verdeutlicht,<br />

dass Forst- und Holzwirtschaft<br />

auch Aufbruchstimmung und Zuversicht<br />

verbreiten können. Die Zeitungen waren<br />

voll von den Zukunftschancen der Branche.<br />

Gleichermaßen gilt es nun auch in den Diskussionen<br />

über die Zukunftsthemen Klimawandel,<br />

Wasserschutz, Energie, Bildung oder<br />

den Rückzug des Staates aus vielen Dienstleistungen,<br />

nicht bei der Risikobeschreibung<br />

stehen zu bleiben. Es wird auf die politischen<br />

und betrieblichen Strategien ankommen, ob<br />

in diesen Feldern auch Chancen für Forstleute<br />

erkannt und ergriffen werden. Diese<br />

Chancen erkennt man aber nur durch die<br />

systematische Beschäftigung mit der Zukunft<br />

der Waldnutzung. Starken Bildern von<br />

der Zukunft kann sich die Politik auf Dauer<br />

nicht verschließen; das erleben wir gerade<br />

beim Thema Klimawandel. Daher setzen<br />

wir uns zwar weiterhin für Einstellungskorridore<br />

der Landesforstverwaltungen ein, im<br />

Mittelpunkt aber steht die Notwendigkeit,<br />

Visionen von der zukünftigen Waldnutzung<br />

zu entwickeln. Dies hilft dem forstlichen<br />

Nachwuchs mehr als eine Forstratstelle im<br />

Haushaltsplan.<br />

n<br />

NoveMber | 2007 : proWald 29


[01] [02] [03]<br />

30 proWald : NoveMber | 2007<br />

Wiederbewaldung<br />

von 2000 ha Sturmfläche<br />

im Erholungswald<br />

einer Kurstadt<br />

[08]<br />

Von Wilhelm Stölb<br />

»Am späten Vormittag des 26. Dezember<br />

1999 fegte ein Orkan in bisher nicht<br />

gekannter Heftigkeit über das Land<br />

und vernichtete innerhalb kürzester<br />

Zeit, von etwa einer halben Stunde,<br />

große Teile des Stadtwaldes. Ein Wald,<br />

zum Wohle dessen Generationen von<br />

städtischen Forstleuten gewirkt haben.«<br />

– Knappe Zeilen aus der Info-Broschüre<br />

des Stadtforstamtes <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>.<br />

Doch der Leser spürt, welche Katastrophe<br />

hier geschehen war. Rund acht Jahre später<br />

bewegt sich eine Gruppe von Forstleuten<br />

durch eben diesen Wald (Bild 1), geführt<br />

von Forstamtsleiter Hauck und Revierleiter<br />

Kraus (Bild 2). Die Betroffenheit der ersten<br />

Zeit und die Anstrengung der drei Jahre dauernden<br />

Aufarbeitung sind Vergangenheit.<br />

Man will einfach sehen, was geworden ist,<br />

was die Forstkollegen zusammen mit der<br />

Natur daraus gemacht und gelernt haben.<br />

Das Thema ist zukunftsträchtig; vielleicht<br />

steht ja mancher im eigenen Wald bald vor<br />

einer ähnlichen Herausforderung?


Löst man sich vom menschlichen Gefühl,<br />

so brachte der Sturm eine abrupte Veränderung<br />

in den Wald, nicht mehr und nicht<br />

weniger. Er beseitigte Althölzer, die verbleibenden<br />

Kahlflächen trugen entweder bereits<br />

Verjüngung oder nicht. Im ersten Fall war<br />

die Wiederbestockung leicht: Tanne, Fichte,<br />

Douglasie, Buche und Bergahorn »stachen«<br />

langsam durch die Begleitvegetation, teilweise<br />

dicht wie die berühmten »Haare auf<br />

dem Hund« (Bild 6/7). Schöne Bilder sind<br />

da entstanden, die entsprechend bewundert<br />

wurden. Wo die Tanne schon Fuß gefasst<br />

hatte, wuchs sie entgegen mancher Skepsis<br />

auch auf der Freifläche! Rund 900 ha haben<br />

sich so natürlich wieder bewaldet.<br />

Schwieriger war es auf jenen 900 ha,<br />

die nichts aufwiesen als Waldboden oder<br />

bereits Adlerfarn und Brombeere, teilweise<br />

auch Birke, Weide und Aspe. Dass es keinen<br />

Sinn macht, hier auf bessere Angebote der<br />

Natur zu warten, konnte jeder am üppigen<br />

Gestrüpp sehen (Bild 3). Pflanzen war angesagt,<br />

und dies geschah in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

mit rund 800.000 Stück, davon zwei Drittel<br />

Laubholz. Schutz gegen Unkraut und Wild<br />

boten 250.000 Wuchshüllen (Bild 4), die den<br />

Anwuchs wesentlich erleichterten und viele<br />

Sorgen ersparten. In 3-4 Jahren waren die<br />

meisten Pflanzen gesichert, insbesondere<br />

die Wildkirsche wuchs hervorragend (Bild<br />

5).<br />

Jetzt steht die Pflege heran: eine Mammutaufgabe,<br />

gleichwohl unverzichtbar<br />

wegen Stabilität und Waldbild. Ästhetische<br />

Werte haben in der Kurstadt Vorrang. Wenn<br />

teilweise ein Dutzend wuchsfreudiger Baumarten<br />

auf der Fläche stehen, gibt es reichlich<br />

Diskussionsstoff: Soll man z. B. Tanne<br />

[09/10]<br />

oder Douglasie fördern? Die mittelalten Buchen<br />

heraushauen, die dem Sturm damals<br />

standhielten und sich jetzt mächtig ausbreiten?<br />

Einerseits behindern sie den Aufwuchs,<br />

andererseits bereichern sie das Waldbild – lockern<br />

optisch die immensen Kulturflächen.<br />

Entscheidend ist letztlich die Zielsetzung<br />

des Forstbetriebs: Erholungswald braucht<br />

»Baumpersönlichkeiten«, auch wenn der<br />

Jungwuchs stellenweise etwas zurückbleibt.<br />

Der Wildstand, beliebtes Reizthema jeder<br />

Forstexkursion, gab im Stadtwald <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

keinen Anlass zu Kritik – oder<br />

kommen Rehe und Hirsche bei dem plötzlichen<br />

Überangebot mit dem Fressen gar<br />

nicht nach?<br />

Fazit: Im feucht-warmen Klima des westlichen<br />

Schwarzwaldes mit 1.100 bis 1.700 mm<br />

Niederschlag wächst nach »Lothar« ein schöner<br />

neuer Wald heran. Forstlich unbedarfte<br />

Besucher, die von der Orkankatastrophe vor<br />

acht Jahren nichts wissen, merken davon<br />

praktisch nichts mehr. Der Mensch genießt<br />

die weiten Blicke in herrliche Waldberge, die<br />

markanten Einzelbaum-Persönlichkeiten,<br />

die jetzt die Jungwälder überragen (Bild 8),<br />

und freut sich an Sonne, Wind und Wolken.<br />

Die Plastikköcher in den Kulturflächen befremden<br />

ihn, weshalb er vielleicht nach ihrer<br />

Bedeutung fragen wird. Doch wenn er darum<br />

weiß, nimmt er sie an.<br />

Der Erlebniswert des Gesamtwaldes hat<br />

sich verändert: Es gibt mehr Weite, mehr<br />

Sonne als schattige Wälder. Bei einem Bewaldungsprozent<br />

von 61 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

und teilweise noch mehr im hinterliegenden<br />

Nordschwarzwald ist das kein Nachteil. Anders<br />

mag es werden, wenn die Kulturflächen<br />

ins Dickungs- und Stangenholzalter wach-<br />

[04] [05] [06] [07]<br />

sen. Dann wird der Wanderer über weite<br />

Strecken durch geschlossene Wälder gehen.<br />

Wald ist schön, aber nur da, wo er einen gewissen<br />

Ausgleich in Licht und Weite findet.<br />

Vielleicht wird dies Thema einer der nächsten<br />

Exkursionen sein?<br />

Der Rückweg durch bunte Weinberge<br />

(Bild 9/10), der wunderbare Blick auf die<br />

grüne Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zeigten bewegend<br />

das herrliche Zusammenspiel großer, tiefer<br />

Wälder mit dem darin eingebetteten Kulturland.<br />

Gestärkt in einer kleinen Weinschänke,<br />

nahm man das Gefühl mit, an diesem<br />

Nachmittag eine der schönsten deutschen<br />

Landschaften erlebt zu haben, der auch ein<br />

Jahrhundertsturm nicht dauerhaft schaden<br />

konnte.<br />

n<br />

Bilder: Wilhelm Stölb<br />

NoveMber | 2007 : proWald 31


Ein buntes Programm von 23 Fachexkursionen<br />

und vier Begleitexkursionen erwartete<br />

die Teilnehmer der 63. <strong>Forstverein</strong>stagung<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg. In Zusammenarbeit<br />

mit den örtlichen Förstern und Betrieben<br />

sowie den Kollegen der Nachbarländer<br />

Frankreich und Schweiz konnten fast alle<br />

forstlichen Highlights aus dem Südwesten<br />

abgedeckt werden. Lokale Besonderheiten,<br />

wie die Weißtanne im Plenterwald oder die<br />

Ortenauer Edelkastanie, wurden ebenso wie<br />

Forsttechnik, Holzbe- und -verarbeitung,<br />

die Jagd und das weite Feld der Multifunktionalität<br />

des Waldes, insbesondere Waldnaturschutz,<br />

Umweltpädagogik und Tourismus,<br />

vorgestellt. Die Resonanz auf dieses<br />

Angebot war außergewöhnlich groß, zumal<br />

neben den Klassikern der mehrtägigen und<br />

ganztägigen Exkursionen erstmals bei einer<br />

<strong>Jahrestagung</strong> auch Halbtagsexkursionen<br />

angeboten wurden – und dies mit großem<br />

Erfolg, waren doch alle neun Exkursionen<br />

bald ausgebucht.<br />

Endlich war es soweit: Pünktlich rollte<br />

am Freitagmittag hinter dem Kongresshaus<br />

der Konvoi von Bussen heran. Flink wurden<br />

die Nummern und Namen in den Bussen befestigt,<br />

die Exkursionsführer deponiert, und<br />

schon strömten die nahezu 430 Teilnehmer<br />

32 proWald : NoveMber | 2007<br />

Waldland<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg –<br />

Forstliche Vielfalt im<br />

Südwesten<br />

herbei und verteilten sich auf die Busse. Lodengrün,<br />

Outdoor-Jacken und Rucksäcke bestimmten<br />

das Bild, und eine erwartungsvolle<br />

Stimmung breitete sich aus. Rasch wurden<br />

noch die Lunchpakete verteilt, und schon<br />

ging es bei schönstem Oktoberwetter los.<br />

Neben wunderbaren Wanderungen auf<br />

Felswegen und Wildnispfaden warteten<br />

die »Schwarzwälder Waldgeschichte«, aber<br />

auch die Waldpädagogik in der Praxis sowie<br />

die Bewirtschaftung von Privatwäldern auf<br />

die Teilnehmer. Auch die eindrucksvolle<br />

Entwicklung der mit dem Orkan Lothar 1999<br />

entstandenen Flächen konnte begutachtet<br />

werden. Mit der Besichtigung modernster<br />

Holz be- und verarbeitender Betriebe sowie<br />

einem Pellets- und Hackschnitzelwerk wurden<br />

wegweisende technische Neuerungen<br />

vorgestellt.<br />

Von den Wäldern der Rheinebene bis<br />

in die höchsten Lagen des Schwarzwalds<br />

reichte die Palette der Reiseziele. Begleitet<br />

und geführt von den örtlichen Kollegen,<br />

den wissenschaftlichen Begleitern der Forschungsanstalten<br />

von <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

und Rheinland-Pfalz sowie den Professoren<br />

der Hochschulen von Rottenburg und Weihenstephan,<br />

bestanden ideale Voraussetzungen<br />

für intensive Diskussionen und den<br />

Von Beate Späth-Bleile<br />

offenen Erfahrungs- und Informationsaustausch.<br />

Viele haben die Chance genutzt und<br />

auch am Samstag eine Exkursion besucht.<br />

Bereits früh morgens bei Dunkelheit ging es<br />

mit dem Shuttle oder dem Auto vom Hotel<br />

oder der Jugendherberge zum hell erleuchteten<br />

Waldseeparkplatz. Die fast 500 Teilnehmer<br />

strömten mit ihrem Gepäck heran<br />

und verteilten sich. Kurze Kontrolle in den<br />

Bussen: »Alle da?«, und schon ging es los,<br />

unter anderem nach Frankreich und in die<br />

Schweiz, aber auch zu einem genussvollen<br />

Streifzug durch den Südschwarzwald. Neben<br />

dem Fachprogramm gab es Zeit für<br />

kulinarische und kulturelle Highlights. So<br />

wurden die Klosteranlagen in Maulbronn,<br />

Hirsau und St. Peter, aber auch die wunderbare<br />

Anlage am Mont Sainte – Odile – genau<br />

so interessiert besichtigt wie die vielfältigen<br />

Waldbilder. Und mit genussvollen Weinproben<br />

und köstlichen Menüs wurde auch<br />

dem körperlichen Wohlbefinden Rechnung<br />

getragen.<br />

Exkursionen also, die die Tradition der<br />

<strong>Jahrestagung</strong>en mit ihren vielfältigen Eindrücken<br />

besonders bereicherten.<br />

n<br />

Bilder: Tagungsteam


Alles unter einem Hut?<br />

Multifunktionale<br />

Forstwirtschaft in den<br />

Schwarzwaldhochlagen<br />

Von Andreas Schabel<br />

Während die 50 Teilnehmer – noch in Gedanken<br />

bei der Tagung und in stiller Erwartung<br />

der Exkursion – sich mit Genuss über<br />

die Lunch-Pakete hermachten, stieg der<br />

Bus durch die herbstlich gülden gefärbten<br />

Wälder, vorbei an der Bühlerhöhe und dem<br />

Mummelsee in Richtung Schliffkopf, stetig<br />

höher, Ziel: der »Lotharpfad« auf rund 1100 m<br />

Höhe. Leichter Schneegriesel, Herr Dreher,<br />

Umweltdezernent des Ortenaukreises, Herr<br />

Ebel vom Naturschutzzentrum und der Leiter<br />

des ökologischen Lehrreviers, Herr Weisinger,<br />

empfingen die Gruppe. Obwohl mitten<br />

im Wald stehend, waren erst in größerer<br />

Entfernung Wälder auszumachen. Der Blick<br />

verlor sich in den unendlich wirkenden Weiten<br />

des Schwarzwaldes, man wähnte sich in<br />

einer in allen Gelbnuancen leuchtenden<br />

Grassteppe, hie und da einzelne Bäume und<br />

Baumgruppen. Abgestorbene Fichtenhorste<br />

hoben sich weiter hinten mit bleichen<br />

Stämmen vor dunklen Wolken ab. Ergebnis<br />

von Orkan »Lothar«, der hier mit besonderer<br />

Härte gewütet hat, aber auch Auswirkung<br />

des LIFE-Projektes »Grindenschwarzwald«<br />

und der daraus resultierenden Waldwirtschaft.<br />

Aber da sind wir schon mitten im Thema:<br />

Unter Leitung von Herrn Waldenspuhl,<br />

Leiter der Abteilung »Wald und Gesellschaft«<br />

der Forstlichen Versuchs- und Forschungs-<br />

anstalt BW, wurden die besonderen Herausforderungen<br />

für die Forstwirtschaft in Höhenlagen<br />

über 1000 m, allesamt auch »hot<br />

spots« für den Naturschutz, den Tourismus<br />

und die Umweltpädagogik, vor Ort erlebt<br />

und diskutiert. Der »Lotharpfad«, das sind<br />

9 ha von Orkan »Lothar« 1999 geworfenem<br />

Staatswald, die komplett der Natur überlassen<br />

blieben. Mittendurch ein ca. 900 m<br />

langer Fußpfad, der kreuz und quer, drüber<br />

und drunter durch den Verhau an liegenden<br />

Stämmen, Astgewirr und Wurzeltellern<br />

führt, dazwischen hochschießende Fichten,<br />

Tannen und Vogelbeeren, die die zum Teil<br />

gespenstisch wirkende Szenerie mit ihren<br />

Kronen bereits beginnen, gnädig zu verhüllen.<br />

Die Fichtenwirtschaft hat hier eine<br />

unglaubliche Strukturvielfalt hinterlassen<br />

– ein Freillandlaboratorium des Natur- und<br />

Artenschutzes, aber auch ein sehr beliebter<br />

Exkursionspunkt für den Entspannung suchenden<br />

Naturfreund und Wochenendurlauber.<br />

In diesem Spannungsfeld befinden<br />

sich die Förster, die in Kooperation mit dem<br />

Naturschutz, aber auch den am Tourismus<br />

interessierten Gemeinden, an diesem Ort<br />

Konzepte erarbeiteten, die es ermöglichen,<br />

auch in Zeiten mit hohen Anforderungen<br />

an die Ertrags- und Rohstofffunktion des<br />

Waldes den steigenden Ansprüchen des<br />

Naturschutzes und des erlebnisorientierten<br />

Tourismus gerecht zu werden.<br />

Auch wenn das Modell der Ausweisung<br />

von forstbetrieblichen Intensitätsstufen zunächst<br />

in sich stimmig erscheint, so machten<br />

die Diskussionen die doch recht kontroversen<br />

Standpunkte deutlich. So können Baumgerippe<br />

einerseits als das Landschaftsbild<br />

bereichernd, andererseits als den Tourismus<br />

gefährdend empfunden werden. Auch<br />

sind die Fachgespräche darüber, wie viel<br />

Totholz z. B. der hier vorkommende Dreizehenspecht<br />

benötigt, noch lange nicht ausgestanden.<br />

So behielt die Exkursionsgruppe<br />

hier oben und auch bei der anschließenden<br />

Wanderung auf dem »1000 m-Weg« zwar<br />

immer den Überblick, es wurde aber auch<br />

offenbar, dass selbst die besten Konzepte<br />

erst den Wettstreit der konkurrierenden Interessen<br />

zu bestehen haben und – last not<br />

least – die Frage der Finanzierbarkeit befriedigend<br />

beantwortet werden muss.<br />

Eine lebendige Exkursion also, für alle<br />

Teilnehmer sehr bereichernd und insbesondere<br />

für die weitgereisten Gäste aus Nord-<br />

und Ostdeutschland mit herausragenden,<br />

besonderen Landschaftseindrücken verbunden,<br />

wenngleich der Blick auf die Vogesen<br />

verwehrt blieb.<br />

n<br />

Bilder: Landesforstverwaltung B.-W.<br />

NoveMber | 2007 : proWald 33


Erholung auf den Spuren vom Jäger-Louis und Bill Clinton<br />

Stadtwald <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Kooperation von Tourismus und Forst prägt den Stadtwald<br />

34 proWald : NoveMber | 2007<br />

Zwischen Wanderstock und Stöckelschuhen:<br />

Der <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Stadtwald<br />

macht Beine. Gäste aus aller Welt<br />

zieht es nicht nur ins Festspielhaus,<br />

sondern auch hinaus ins Grüne. »<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

hat sehr früh die Bedeutung<br />

des Waldes für Kur und Kultur<br />

erkannt«, erklärte mit kaum verhohlener<br />

Begeisterung Anton Hammer.<br />

Schließlich sind in seiner Wirkungszeit<br />

als Leiter des städtischen Forstamtes<br />

wichtige touristische Entscheidungen<br />

getroffen und Einrichtungen geschaffen<br />

worden.<br />

Auf der Exkursion »Touristische Nutzung<br />

des Stadtwaldes« konnten sich die Teilnehmer<br />

davon überzeugen. Im gecharterten<br />

Linienbus ging es hinaus in die Wildnis.<br />

Seit Mai 2006 kann der Besucher im Nordschwarzwald<br />

die Wildnis live erkunden: Mit<br />

dem <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wildnispfad wurde eine<br />

70 Hektar große Sturmwurffläche, auf der<br />

Von Susanne Roth<br />

Orkan Lothar im 26. Dezember 1999 gewütet<br />

hat, zugänglich gemacht. Rund 4,5 Kilometer<br />

lang kann der Wanderer in die Wildnis<br />

eindringen, muss über Baumstämme klettern<br />

und sich seinen Weg durch die unberührt<br />

erscheinenden Waldflächen suchen.<br />

Im »Adlerhorst«, einer Holzkonstruktion<br />

fast in Baumkronenhöhe, lässt sich aus der<br />

Vogelperspektive auf das vom Sturm geworfene<br />

Mikado schauen. Körperliche Fitness,<br />

geeignete Kleidung und entsprechendes<br />

Schuhwerk sind für die Erkundung zu empfehlen,<br />

denn in der Wildnis sind keine Wanderwege<br />

für den Menschen vorgesehen.<br />

»100.000 Euro kostete es den Naturpark und<br />

die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, die Wildnis erlebbar<br />

zu machen«, erzählte Anton Hammer,<br />

während er im »Buchendom« entspannt in<br />

das Kronendach schaute und so die »Meditations-Konstruktion«<br />

demonstrierte.<br />

Schon mehr als 100.000 Besucherinnen und<br />

Besucher erlebten auf dem Wildnispfad die


Naturgewalten eines Orkans und die Dynamik<br />

der Natur, die »gerissenen Wunden«<br />

zu schließen. Jeden Freitag bieten das städtische<br />

Forstamt und die <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> Kur-<br />

und Tourismus GmbH Führungen über den<br />

Wildnispfad an. Das Zusammenwirken von<br />

Tourismus und Forstamt hat auf diese Weise<br />

ein neues Highlight für den Tourismus in<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg geschaffen.<br />

Im Anschluss ging es auf gezähmten<br />

Wanderwegen weiter. Richard Schmitz,<br />

ehemaliger Chef von Brenner’s Park Hotel,<br />

erläuterte das natur-touristische Konzept<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>s, kurz »Natur pur & Sport aktiv«.<br />

»Die Wanderer von heute wollen keine<br />

ausgetretenen Forstwege, sondern erlebnisreiche<br />

Routen«, so Schmitz. Unbestrittene<br />

Höhepunkte im <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wegenetz<br />

sind die vom Deutschen Wanderinstitut<br />

ausgezeichneten Prämienwanderwege: der<br />

Ebersteinburg Rundweg und der 40 km lange<br />

Panoramarundweg. »Das Naturerlebnis<br />

besteht aus einem Wechsel von Wald, Wiese<br />

und Bach, garniert mit schönen Ausblicken<br />

auf <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>«, erläuterte Schmitz. Dieser<br />

Weg wurde 1997 vom Forstamt angelegt<br />

und durch den Hotel- und Gaststättenverband<br />

und den Rotary Club <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

gefördert.<br />

Beweis für die gute Zusammenarbeit<br />

zwischen Förstern und vielen gesellschaftlichen<br />

Gruppen waren die Aufräumaktionen<br />

nach dem Orkan »Lothar«. Das Wanderwegekonzept,<br />

bestehend aus hochwertigen<br />

und erlebnisreichen Rund- und Zielwanderwegen<br />

sowie Themenwegen, erschließt den<br />

Stadtwald in besonderer Qualität. Kein Wunder,<br />

dass die beiden Rundwanderwege 2004<br />

zum Wanderweg des Jahres gekürt wurden.<br />

Zu den Erholungseinrichtungen im<br />

Stadtwald zählen 40 Wanderparkplätze,<br />

180 km Rundwanderwege und 150 km Zielwanderwege.<br />

Außerdem müssen Reitwege,<br />

Skiloipen und verschiedene Lehrpfade,<br />

49 Schutzhütten, drei Aussichtstürme,<br />

35 Brunnen und das Wildgehege unterhalten<br />

werden: Eine große Herausforderung,<br />

doch der ehemalige Forstchef <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>s<br />

winkt ab: »Der Schlüssel zum Erfolg ist die<br />

gute Kooperation. Der Stadtrat genauso wie<br />

die Touristiker wissen, was sie am Stadtwald<br />

haben. Wenn sie vom Konzept und von der<br />

Qualität überzeugt sind, machen alle mit.«<br />

Auf dieser Basis kam als kurörtliche<br />

Besonderheit auch der Hoch- und Niederseilgarten<br />

in den Stadtwald. Die Exkursionsteilnehmer<br />

staunten nicht schlecht, als<br />

Revierförster Jürgen Neff sein »Sicherungsgeschirr«<br />

anschnallte und in Rekordtempo<br />

den Parcours des Hochseilgartens absolvierte.<br />

Die Anlage wird unter Aufsicht von<br />

qualifiziertem Personal vermietet. Förster<br />

Neff bietet nebenberuflich diese Kurse an.<br />

Finanziert wurde der Hochseilgarten je zur<br />

Hälfte vom Forstamt und von der Kur- und<br />

Tourismus GmbH. Nun ist er an den Hersteller<br />

verpachtet worden. Genutzt wird der<br />

Hoch- und Niederseilgarten von ganz unterschiedlichen<br />

Gruppen. Unternehmensvorstände<br />

klettern dort genauso, um ihre<br />

Teamfähigkeit zu erproben, wie Vereine oder<br />

Betriebsportgruppen. Dieses Angebot bereichert<br />

die »Kongress- und Tagungsstadt«<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. In diesem touristischen Sektor<br />

gehören solche sportlichen Herausforderungen<br />

als »Incentives« immer mehr dazu.<br />

Während einige Exkursionsteilnehmer<br />

sehnsuchtsvoll in die Höhe schauten, zog<br />

es andere ins Waldhaus »Neuhaus«, um<br />

sich aufzuwärmen. Erbaut wurde das Neuhaus<br />

um 1756 als Jagdhaus vom sogenannten<br />

Jäger-Louis, dem Sohn des berühmten<br />

Türkenlouis, Markgraf Ludwig Georg. Doch<br />

auch solche Gebäude sind irgendwann<br />

dem Verfall geweiht. So stellte sich für die<br />

Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Frage: Abriss oder<br />

Erneuerung? Der Gemeinderat entschied<br />

sich für den Erhalt, und unter Beteiligung<br />

von Brenner’s Park Hotel und Spa entstand<br />

ein Waldhaus für »gehobene kurörtliche<br />

Ansprüche«. Das Haus kann heute von der<br />

Hotellerie und privat vom Forstamt gemietet<br />

werden.<br />

Auch wenn die weißen Tischtücher auf<br />

den Stehtischen vor dem Haus, der mit Fackeln<br />

gesäumte Weg und das freundliche Bedienungspersonal<br />

die Exkursionsteilnehmer<br />

vielleicht ahnen ließen, was sie erwartete, so<br />

war der Abschluss der Exkursion doch für<br />

alle eine Überraschung. Nach dem Aufwärmungstrunk<br />

mit Kirschwasser aus traditionellen<br />

»Schnapspfeifen« erwartete die Besucher<br />

in dem rustikalen Schwarzwaldhaus<br />

eine geschmackvoll gedeckte Tafel. Zu Brot<br />

und Brötchen wurden Spezialitäten aus der<br />

Region gereicht. Der exzellente badische<br />

Wein rundete den Gaumengenuss ab. »Kein<br />

Wunder, dass auch Bill Clinton den Abend<br />

hier genossen hat. Für mich war dieser Tag<br />

ein echter Höhepunkt«, so ein Teilnehmer.<br />

n<br />

NoveMber | 2007 : proWald 35


36<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Die etwas andere<br />

Forstexkursion<br />

Von Frauke Koch


Viele der Exkursionsteilnehmer wollten sich<br />

auf ihrer eintägigen Exkursion nicht unbedingt<br />

mit den alltäglichen Themen der Forstwirtschaft,<br />

wie z. B. Waldbau oder Forsttechnik,<br />

auseinandersetzen. Unser Ziel waren<br />

die Hochmoore auf dem Kaltenbronn.<br />

Kaltenbronn – bei dem Namen hätte<br />

man vermuten können, dass dieser Ort<br />

vielleicht seinen Namen nicht ohne Grund<br />

trägt. Verwöhnt von den spätsommerlichen<br />

Temperaturen zu Beginn der Woche, merkte<br />

jeder, dass er vielleicht doch die falsche<br />

Bekleidung in seinen Koffer gepackt hatte.<br />

Denn Kaltenbronn machte seinem Namen<br />

alle Ehre. Als es mit dem Bus durch das<br />

Murgtal hinauf ging zum Kaltenbronn, wurde<br />

der Raureif auf den Wiesen und Wäldern<br />

immer dicker, und die Sonne verschwand<br />

hinter dicken Nebelschwaden. Die angekündigte<br />

lange Wanderung würde schon für<br />

ausreichend Bewegung sorgen.<br />

Unser Exkursionsleiter Wolfgang Neukum,<br />

Bezirksleiter von Forbach im Forstamt<br />

Rastatt, erzählte auf der gut 50-minütigen<br />

Fahrt den Exkursionsteilnehmern viel Interessantes<br />

über die Geschichte der Region<br />

mit ihrer Murgschifferschaft und den kargen<br />

Lebensbedingungen zu der damaligen Zeit,<br />

aber auch Geologie und Forstwirtschaft im<br />

Forstamt Rastatt kamen nicht zu kurz. Der<br />

Landkreis Rastatt gehört mit 38.200 ha Wald<br />

(52 % Flächenanteil) zu den waldreichsten<br />

Landkreisen <strong>Baden</strong>-Württembergs. Die<br />

Bezirksleitung Forbach wirtschaftet auf<br />

10.600 ha meist fichtendominierten Bergmischwäldern<br />

aus Fichte, Tanne und Kiefer,<br />

wovon 7.000 ha Staatswald und 2.800 ha<br />

Gemeindewald sind. Hinzu kommt noch die<br />

Forstaufsicht über 5.000 ha Privatwald mit<br />

eigener Verwaltung. Die großen Hochmoorflächen<br />

auf der Hochebene des Kaltenbronn<br />

zählen zu den Besonderheiten in Forbach.<br />

Als wir aus dem Bus stiegen, begrüßte<br />

uns der Bürgermeister von Gernsbach, Dieter<br />

Knittel. Der eisige Ostwind mit gefühlten<br />

mindestens -10° C sorgte dafür, dass die<br />

Einführung in das Exkursionsgebiet in die<br />

Schutzhütte am Fuße des Hohlohturmes<br />

verlegt wurde. Das Natur- und Waldschutzgebiet<br />

»Kaltenbronn« umfasst eine Waldfläche<br />

von 1.750 ha in den Staatswäldern<br />

der Landkreise Rastatt und Calw. Es ist mit<br />

über 900 m ü. NN das höchstgelegene und<br />

größte naturbelassene Hochmoorgebiet<br />

Deutschlands und wird durch eine Kombination<br />

aus Natur- und Waldschutzgebieten<br />

mit Schon- und Bannwäldern geschützt. Vor<br />

allem die Sicherung und die Erhaltung der<br />

einzigartigen Hochmoore sowie der ungestörten<br />

Entwicklung der Moorrandkiefern-<br />

und Moorrandfichtenwald-Ökosysteme mit<br />

ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt<br />

stehen an erster Stelle. Durch die Ausweisung<br />

von 1.339 ha als Schonwald sollen die<br />

für die Hoch- und Kammlagen des Nordschwarzwaldes<br />

typischen großflächigen<br />

Waldgesellschaften mit ihren naturnahen,<br />

strukturreichen Bergmischwäldern erhalten<br />

und gepflegt werden. Fichtenreinbestände<br />

sollen in naturnahe Wälder aus einheimischen<br />

Baumarten überführt werden.<br />

Ein paar Wagemutige trotzten dem eisigen<br />

Wind und überschritten durch Erklimmen<br />

des Hohlohturmes die 1.000 Meter-Höhen-<br />

Marke. Trotz des Hochnebels und der eisigen<br />

Luft wurden wir durch den wunderschönen<br />

Blick in das Murgtal belohnt. Dann ging es<br />

über einen vereisten Bohlenweg durch die<br />

Randbereiche des Hochmoores »Hohlohmiß«.<br />

An dem Auerhahnstein, der an ein Jagderlebnis<br />

mit dem Großherzog von <strong>Baden</strong>, Carl<br />

Friedrich, erinnerte, erwarteten uns Revierförster<br />

Hauser und die uns am Morgen vom<br />

Bürgermeister versprochene Überraschung<br />

– badischer Wein aus der Stadt Gernsbach<br />

wurde gereicht. Insgeheim wünschte sich jeder<br />

einen großen Becher Glühwein. Hauser<br />

erzählte begeistert über das Auerwild, seine<br />

Lebensweise, seine Ansprüche an den Lebensraum,<br />

und jeder merkte, wie sehr ihm<br />

das Auerwild am Herzen liegt.<br />

Zum Mittag kehrten wir in das Hotel Sarbacher<br />

ein, und die großzügig bemessene<br />

Mittagspause von 2 Stunden wurde von allen<br />

dankbar angenommen, um die kalten<br />

Glieder mit einem ordentlichen Essen und<br />

Heißgetränken wieder aufzuwärmen. Nach<br />

der wohltuenden Mittagspause hörten wir<br />

einem Vortrag von Friedrich Burghardt, von<br />

der baden-württembergischen Forstlichen<br />

Versuchs- und Forschungsanstalt, über die<br />

Rotwildkonzeption im Südschwarzwald. Da<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg dem Rotwild lediglich<br />

4 % der Landesfläche als Lebensraum<br />

eingeräumt werden, versucht die FVA unter<br />

Einbeziehung aller Interessengruppen, ein<br />

gemeinsames Konzept für das Zusammenleben<br />

mit dem Rotwild zu erarbeiten.<br />

Danach übernahm Katrin Dürr, verantwortlich<br />

für den Bereich Waldpädagogik im<br />

Forstamt. Über 300.000 Besucher sorgen für<br />

einen enormen Besucherdruck in den sehr<br />

empfindlichen Hochmooren. Daher ist eine<br />

unauffällige Besucherlenkung unausweichlich.<br />

Der Naturerlebnisweg Kaltenbronn<br />

führt den Wanderer an ausgewählten Stationen<br />

an die Besonderheiten der Landschaft<br />

heran. Für die kleinen Besucher wurde längs<br />

des Weges ein Kinder-Erlebnis-Pfad eingerichtet,<br />

auf dem sich die Kinder in Sichtweite<br />

zu den Eltern frei bewegen können. Sie<br />

können entlang von Stationen auf der Jagd<br />

nach den bösen Trollen verschiedene Rätsel<br />

lösen, um den guten Buchentrollen die<br />

Freiheit wiederzugeben. Ausnahmsweise<br />

erlaubten uns die Trolle, an der Befreiungsaktion<br />

mitzuhelfen. Am Ende des Pfades bedankten<br />

sich die befreiten Buchentrolle mit<br />

einem leckeren Heidelbeersaft bei Wolfgang<br />

Neukum für die jahrelange gute Zusammenarbeit<br />

der Förster mit den Trollen, denn für<br />

ihn war diese Exkursion der letzte Arbeitstag<br />

in Amt und Würden. Mit vielen tollen<br />

Eindrücken von Moor, Auerwild und den<br />

Trollen neigte sich ein inzwischen sonniger<br />

Exkursionstag dem Ende entgegen. Gesehen<br />

haben wir die Trolle nicht, aber das klappt<br />

vielleicht beim nächsten Mal.<br />

n<br />

NoveMber | 2007 : proWald 37


Bild: privat<br />

Die fachliche Öffentlichkeit außerhalb der<br />

Hochschulen zerbricht sich den Kopf über<br />

den unglücklichen Namen des ersten qualifizierenden<br />

Studienabschlusses, den »Bachelor«.<br />

Der klingt vom Wortlaut her billig.<br />

Aber was steht dahinter? Etwas, das mal so<br />

auf die Schnelle ausgebildet wurde? Diese<br />

und weitere Fragen sollen in dem nachfolgenden<br />

Beitrag beantwortet/geklärt werden,<br />

um den (nun meist) Landesbetrieben<br />

die Qual abzunehmen, sich etwas ganz<br />

Tolles für den Nachfolger des klassischen<br />

Vorbereitungsdienstes auszudenken, um<br />

diesen »Unbekannten« in den Betrieb aufzunehmen.<br />

Natürlich soll auch der forstliche<br />

Unternehmer wissen, was da an den Fachhochschulen<br />

produziert wird.<br />

Nach der Globalisierung auch noch die<br />

Privatisierung und nach dem Diplom ein<br />

berufsqualifizierender Abschluss genannt<br />

»Bachelor«. Macht das Sinn? Diese Frage ist<br />

mit einem klaren »Ja« zu beantworten, denn<br />

es ist ein absolut konsequenter Schritt, um<br />

den veränderten Anforderungen gerecht zu<br />

werden.<br />

Paradigmenwechsel in der Lehre! Die<br />

Wissensvermittlung in der Vergangenheit<br />

war an den Fachhochschulen geprägt von<br />

seminaristischem Unterricht mit zum Teil<br />

hohen Anteilen an Lehrveranstaltungen<br />

im Revier, im Wald. Der Stoff, der vermittelt<br />

wurde, war Grundlage für die Leistungskontrollen.<br />

Man fragte ab, was vermittelt<br />

wurde, und war bemüht, das Transferwissen<br />

der Studierenden zu aktivieren. Der Dozent<br />

vermittelte aufgrund dieser Vorgaben und<br />

seiner »Freiheiten« das, was er wusste.<br />

Im Bachelorstudium wird jenes Wissen<br />

vermittelt, das man braucht. Das ist nicht so<br />

38 proWald : NoveMber | 2007<br />

BACHELOR? –<br />

Was kommt da jetzt?<br />

Distrikt- und Funktionsförster<br />

– Forstliche Praktiker!<br />

ganz einfach, da man sich mit dem/n Berufsbild/-bildern<br />

detailliert auseinandersetzen<br />

muss. Die Landesforsten tun sich natürlich<br />

im Übergang von den Staatsforstverwaltungen<br />

z. T. auch noch schwer, ihre Stellen<br />

den neuen/veränderten Anforderungen<br />

anzupassen. Eines ist jedoch sicher, dass<br />

der Landesbetrieb künftig keine Stellen für<br />

einen reinen Generalisten vorhält, sondern<br />

dass die Funktionalisierung von Betriebsaufgaben<br />

mehr Generalisten mit Spezialkenntnissen<br />

fordern wird. Für den Dozenten<br />

heißt das, sich schwerpunktmäßig mit den<br />

Funktionsstellen auseinanderzusetzen, ohne<br />

den Blick für das Ganze zu verlieren.<br />

Eine weitere Veränderung ist im Bachelorstudium<br />

bei der Wissensvermittlung<br />

eingetreten. 40-50 Prozent des Aufwandes<br />

für ein Modul umfasst das Selbststudium.<br />

Module sind Lehreinheiten, die inhaltlich<br />

verwandt sind und sich ergänzen (z. B.<br />

Vermessungskunde und GIS). Das ist so zu<br />

verstehen, dass der Studierende Aufgaben,<br />

Ausarbeitungen, Präsentationen und Recherchen,<br />

um nur ein paar Dinge zu nennen,<br />

Von Friedbert Bombosch<br />

vom Dozenten begleitet, aber doch weitgehend<br />

selbstständig erarbeitet. Das heißt,<br />

gegenüber dem bisherigen Diplomstudium<br />

ist ein erheblicher Teil des Wissens selbst zu<br />

erarbeiten und zu vertiefen.<br />

Für den Dozenten heißt dass auch, dass<br />

er nicht wie früher nach einem Seminar<br />

fertig ist, sondern dass er sich bezüglich<br />

dieser Selbstlernanteile Gedanken in Form<br />

von »Hausaufgaben« machen muss, diese<br />

herausgibt und entsprechend bewertet. Die<br />

Lehrveranstaltungen im Revier können zum<br />

Teil natürlich in Form von Projekten, Datenerhebungen,<br />

Bestandesbeschreibungen<br />

u. v. m. auch in diesen Bereich verschoben<br />

werden.<br />

Die geschilderten Änderungen machen<br />

es fast zwangsläufig notwendig, neben der<br />

gewohnten Lehre moderne Kommunikationsmittel<br />

anzubieten, über die die Wissensvermittlung<br />

abgewickelt werden kann.<br />

E-learning-Module mit integrierten Aufgabenblöcken<br />

ermöglichen dem Studierenden<br />

wie den Dozenten eine neue Art der fachlichen<br />

Auseinandersetzung, die wahlweise<br />

Bild: Die Fachhochschule in Göttingen / C. Große


angeboten werden kann. Eine Entlastung<br />

der Teilnehmerzahl im Unterricht geht mit<br />

dem Wunsch des Lernens an anderen Orten<br />

als im Hörsaal einher. Ferner wird so Sicherheit<br />

gegeben, im Falle eines Falles nichts zu<br />

versäumen.<br />

Nachdem die aktuellen Veränderungen<br />

in der Lehre erklärt wurden, soll nun auf die<br />

Struktur und die Inhalte näher eingegangen<br />

werden.<br />

Drei statt bisher vier Studienjahre, ist das<br />

ein Nachteil? Sicher nicht. Dass der vermittelte<br />

Stoff direkter auf die spätere berufliche<br />

Verwendung zugeschnitten ist, kann man<br />

erkennen. Man braucht nicht mehr so viel<br />

beiseitezuschieben, wenn man in den Beruf<br />

einsteigt. Darüber hinaus kann sich der<br />

Studierende ab dem 3. Studiensemester aus<br />

einem bunten Strauß von Wahlpflichtfächern<br />

ein eigenes Profil zusammenstellen,<br />

dies auch im Hinblick auf seine spätere Verwendung<br />

(Funktion).<br />

Hierbei ist bemerkenswert, dass auch<br />

Wahlpflichtmodule aus einem anderen<br />

Studiengang akzeptiert werden, die Sinn<br />

machen. Auch die Teilnahme an Tagungen,<br />

Workshops und Messen kann über die Anrechnung<br />

auf ein Wahlpflichtmodul abgewickelt<br />

werden. Das Praxissemester im 5.<br />

kommt zwar spät, aber es bietet den Studierenden<br />

die Möglichkeit, berufsorientierende<br />

Fühler auszustrecken. Die Bachelorarbeit<br />

kann auch gelegentlich gleich mit im Praxissemester<br />

organisiert werden. Übrigens:<br />

Ein Vorpraktikum, vor Studienbeginn, oder<br />

aber ein Aufbau auf dem Forstwirt oder Fachabitur<br />

machen den Einstieg in das Studium<br />

erheblich leichter.<br />

Den neuen Curricula des Bachelor<br />

Forst ist durchweg zu bescheinigen, dass<br />

sie den modernen Anforderungen der Landesbetriebe<br />

und der Unternehmer angepasst<br />

wurden. Der geschilderte Paradigmenwechsel<br />

machte es erforderlich, einen engen<br />

Draht zur Arbeitgeberseite herzustellen, um<br />

Umfang und Sinnhaftigkeit rückzukoppeln.<br />

Hilfreiche Arbeit lieferte dabei in der Aufbauphase<br />

ein Beirat aus kompetenten Praktikern.<br />

Die Ausweitung betriebswirtschaftlicher<br />

Inhalte wie Marketing, Logistik oder<br />

Prozessdatenmanagement ist ebenso Bestandteil<br />

des Studiums wie moderne Waldbaukonzepte<br />

und Managementaufgaben.<br />

Gruppenarbeit, die Projekte und die Selbstlernanteile,<br />

aber auch der aktualisierte Stoff<br />

geben den künftigen Absolventen erheblich<br />

mehr mit, als es bisher im Fachhochstudium<br />

der Fall war. Lohnt also das Warten auf die-<br />

se neue Generation? Diese Frage sollte man<br />

selbst beantworten, schließlich muss auch<br />

die Chemie stimmen.<br />

Das klingt jetzt alles sehr euphorisch und<br />

toll, gibt es nicht auch ein paar Wermutstropfen<br />

in der Geschichte? Natürlich, Rom<br />

wurde auch nicht an einem Tag erbaut! Die<br />

Anpassung des Lehrkörpers an die neuen<br />

Anforderungen ist für jeden Dozenten eine<br />

Herausforderung. Im Diplomstudiengang<br />

konnten die Lehrbeauftragten neben ihrem<br />

Job ohne Weiteres auch noch ein Seminar<br />

übernehmen. Heute bereiten das begleitete<br />

Lernen und das Selbststudium Probleme, da<br />

unter Umständen vier und mehr Hausaufgaben<br />

pro Semester korrigiert und bewertet<br />

werden müssen.<br />

Ein spürbarer Einschnitt liegt in der<br />

wissenschaftlichen Bearbeitung von Fragestellungen.<br />

Die Diplomarbeit dauerte früher<br />

bis zu 4 Monate. Die Abschlussarbeit heute<br />

reduziert sich auf 8 Wochen. Hier wurde ein<br />

Schritt getan, der Dozenten wie auch Studierenden<br />

erhebliche Möglichkeiten nimmt.<br />

Die Diplomarbeit im FH-Studium war schon<br />

ein Markenzeichen. Denn diese Arbeit bot<br />

der Industrie, den Betrieben und Experten<br />

eine ideale Möglichkeit, praxisorientiert und<br />

in einem überschaubaren Zeitraum zu forschen.<br />

In acht Wochen werden dagegen die<br />

Happen schon sehr klein, und man fühlt<br />

sich kaum in der Lage, komplexere Fragestellungen<br />

zu bearbeiten. Auch hier ließe<br />

sich mit den künftigen Abnehmern eine<br />

Vereinbarung treffen, vielleicht im Rahmen<br />

eines halbjährigen Trainees eine wissenschaftliche<br />

Begleitung zu etablieren, die das<br />

bisherige Bewährte fortsetzen lässt.<br />

Die Abfolge der Lehrinhalte bedarf<br />

(zumindest in den ersten Jahren der Einführung)<br />

noch einer gehörigen Überarbeitung.<br />

Das Ding muss wachsen und sollte<br />

gegenüber Neuerungen offen und flexibel<br />

sein. Man kann abschließend festhalten,<br />

trotz aller »Wenn und Aber« bekommen die<br />

Abnehmer Nachwuchs, der die Aufgaben<br />

des Distrikt- oder Funktionsförsters auch<br />

ohne langen Vorbereitungsdienst meistern<br />

kann. Unternehmer finden in den Absolventen<br />

forstliche Praktiker, die nicht lange<br />

brauchen, sich in die privatwirtschaftliche<br />

Denke einzugewöhnen.<br />

n<br />

Friedbert Bombosch ist Professor an der<br />

Fakultät Ressourcenmanagement der Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaft und<br />

Kunst, Fachhochschule Göttingen.<br />

1 Zimmermannsbeil.<br />

Angeschmiedete Nagelklaue,<br />

zweiballig. Eschenstiel in<br />

Kuhfuß-Form. Länge 39 cm,<br />

Kopf gewicht 1,1 kg.<br />

Nr. 139479-73 62,90<br />

2 Universal Gold-Forstaxt<br />

ROTBAND-PLUS. Mit<br />

patentierter Stiel befestigung<br />

ROTBAND-PLUS.<br />

Stielschutzhülse für<br />

maximale Arbeitssicherheit.<br />

Lange<br />

Stahlhülse schützt<br />

den hochwertigen<br />

Hickory-Stiel. Länge<br />

70 cm, Kopfgew. 1,25 kg.<br />

Nr. 139480-73 82,90<br />

3 Pflanzhacke –<br />

Harzer Form.<br />

Schneide poliert.<br />

Gelb lackiert.<br />

Mit Eschenstiel<br />

in Kuhfuß-Form. Länge<br />

105 cm, Gewicht 1,7 kg.<br />

Nr. 139478-73 57,90<br />

4 Einhand-Kultursichel<br />

Zweischneidig. Schneide fein<br />

poliert. Gelb lackiert. Mit<br />

kurzem Hickorystiel. Länge<br />

45 cm, Gewicht 1,5 kg.<br />

Nr. 139471-73 47,90<br />

5 Rindenschäler.<br />

Mit hohler<br />

Schneide.<br />

Gewicht 550 g.<br />

Nr. 139476-73<br />

29,90<br />

Eschenstiel für dto.,<br />

Länge 118 cm.<br />

Nr. 139477-73 10,90<br />

E X P E R T E N T I P P<br />

Werkzeuge fürs Leben<br />

Marco Trabert<br />

Vizemeister bei der<br />

8. Bayerischen<br />

Wald arbeitermeisterschaft<br />

2006<br />

„ Auf mein Werkzeug muss<br />

ich mich verlassen können.<br />

Darum arbeite ich mit<br />

Ochsenkopf Werkzeugen.<br />

Diese sind absolut zuverlässig<br />

und hochwertig. Hier<br />

weiß ich, was ich habe.“<br />

5<br />

Weitere Informationen<br />

und Angebote in unserem<br />

aktuellen Jahreskatalog.<br />

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4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Alle Preise in Euro. Irrtum vorbehalten.


40<br />

(eigener Bericht) Der DFV hat beschlossen, in<br />

seinem Länderbeirat gleichberechtigt zwei<br />

Vertreter von Fachschaften der Fachhochschulen<br />

und Universitäten aufzunehmen.<br />

Dieser Beschluss ist ein Zeichen dafür, dass<br />

sich der DFV in Zukunft stärker der Belange<br />

der Studierenden annehmen wird. Noch<br />

während der <strong>Forstverein</strong>stagung in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> wurden die Vertreter der Studentenschaften<br />

gewählt und in den Länderbeirat<br />

delegiert. Im Übrigen vereinbarten die Studierenden,<br />

für ein rotierendes Vertretungssystem<br />

zu sorgen.<br />

Es war eine muntere Runde von Fachschaftsvertretern,<br />

die sich am Freitagmorgen<br />

zu der fälligen Besprechung mit Vertretern<br />

des <strong>Forstverein</strong>s trafen. Dazu gekommen<br />

waren vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> der Geschäftsführer<br />

Hanno Moldenhauer, der Ausbildungsbeauftragte<br />

PD Dr. Ulrich Schraml<br />

von der Uni Freiburg und der Redakteur von<br />

proWALD Hannes Elster, der auch die Moderation<br />

der Runde übernahm, was sich jedoch<br />

als eine sehr leichte Aufgabe erwies. Hanno<br />

Moldenhauer und Hannes Elster<br />

erläuterten noch einmal<br />

den Sachstand nach<br />

der Diskussion der<br />

Satzungsänderung des<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

DFV. Danach ist<br />

die Situation nach der<br />

beschlossenen Satzungsänderung<br />

wie<br />

folgt:<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Forststudierende<br />

Die Fachschaften (beziehungsweise die<br />

Allgemeinen Studentenausschüsse) der<br />

Fachhochschulen für Forstwirtschaft und<br />

der Fakultäten für Forstwissenschaften an<br />

den Unis entsenden jeweils einen Vertreter<br />

in den Länderbeirat. Auf die Auswahl dieser<br />

Vertreter nimmt der DFV keinerlei Einfluss.<br />

Es ist allein Sache der Fachschaften, je einen<br />

Vertreter von einer Universität und einer<br />

Fachhochschule auszuwählen. Gewählt<br />

wurden übrigens Tabea Merz (Hochschule<br />

Rottenburg) und Christian Trothe (Universität<br />

Göttingen). Es soll ein rotierendes System<br />

eingeführt werden, wonach die Vertreter<br />

nach einem Jahr wechseln. Es bleibt Sache<br />

der Studierenden, ihre Vertreter auszuwählen<br />

und in den Länderbeirat zu delegieren.<br />

Dort haben sie übrigens in allen Fragen des<br />

Vereins Rede- und Stimmrecht,<br />

auch natürlich bei<br />

den Finanzen.<br />

Das heißt, die<br />

im <strong>Forstverein</strong><br />

Studierenden sind absolut gleichberechtigte<br />

Mitglieder im Länderbeirat des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s.<br />

Weiterhin wurde auf Vorschlag von Hanno<br />

Moldenhauer beredet, dass ein Informationssystem<br />

für die Fachschaften eingerichtet<br />

werden soll, das an die website des<br />

DFV angedockt werden soll. Dieses wird die<br />

Geschäftsstelle in Göttingen organisieren.<br />

Damit soll die Kommunikation der Forststudierenden<br />

untereinander gefördert werden.<br />

Es hat sich nämlich in der Vergangenheit<br />

schon mehrfach gezeigt, dass es dazu eine<br />

feste Organisation braucht, die Kontaktinformationen<br />

aktuell zur Verfügung stellt.<br />

Schließlich wurde besprochen, wie die<br />

Seiten der Studierenden in der Zeitschrift<br />

proWALD in Zukunft gestaltet werden sollen.<br />

Hier wurde ein Veranstaltungskalender<br />

für die Studierenden angeregt, der allerdings<br />

nur dann sinnvoll ist, wenn er auch genutzt<br />

wird. Deshalb bittet die Redaktion ausdrücklich<br />

um rege Zuschriften und Beteiligung!<br />

n<br />

Bild: Reiner Mühlsiegl


Das Tagungsteam:<br />

Erfahrungen rund um die Tagung<br />

Es gibt immer Differenzen zwischen dem,<br />

was man plant, und dem, was danach in<br />

der geplanten Wirklichkeit passiert. Bei Tagungen<br />

geht es besonders um die Frage:<br />

Wurde alles, was angemeldet wurde, auch<br />

so umgesetzt? Meistens ja, erst in den letzten<br />

Tagen kamen aus den üblichen Gründen<br />

auch ein paar Stornierungen herein – aber<br />

sie blieben die Ausnahme.<br />

Halbtagsexkursionen waren der Knüller,<br />

denn sie waren am schnellsten ausgebucht,<br />

und zwar alle komplett. Und dann setzte natürlich<br />

unter der Hand eine »Tauschbörse«<br />

ein, was sich als kompliziert wegen der Busbelegung<br />

erwies. Umgekehrt: Zu dem Generalthema<br />

»Wiederbewaldung nach Sturmflächen«<br />

waren ursprünglich vier verschiedene<br />

Exkursionen angeboten. Das erwies sich als<br />

des Guten zu viel, und so musste eine gestrichen<br />

werden. Weniger Interesse fand auch<br />

»Waldbau in Rheinland-Pfalz« – die Exkursion<br />

musste leider storniert werden, obwohl<br />

hier sogar das Schwetzinger Schloss mit auf<br />

dem Programm stand. Genauso erging es<br />

dem Thema »Maikäfer« sowie dem Thema<br />

»Buchenwirtschaft«, für die es leider zu wenig<br />

Interesse gab, um den großen Aufwand<br />

mit Führung und Bus zu rechtfertigen. Aus<br />

sachlichen Gründen war nicht unbedingt<br />

nachvollziehbar, warum einige dieser längeren<br />

Exkursionen auf relativ wenig Interesse<br />

stießen und deshalb ausfallen mussten.<br />

Umgekehrt waren die Exkursionen nach<br />

Frankreich sehr schnell aus- und überbucht,<br />

wie auch die Themen rund um die Eiche<br />

(hier half vielleicht auch das zusätzliche Kulturprogramm:<br />

Kloster Maulbronn!). Es gab<br />

mehr Nachfrage, als das Angebot an Plätzen<br />

hergab. Warum die anderen längeren<br />

Exkursionen dagegen abfielen, kann nicht<br />

wirklich beantwortet werden. Vielleicht haben<br />

gelegentlich auch zu lange Busfahrten<br />

abschreckend gewirkt.<br />

Mehr Halbtagsexkursionen bei künftigen<br />

Tagungen! So lautet das Resümee des<br />

Tagungsteams. Kurze Exkursionen sind öfter<br />

gewünscht als zweitägige Reisen mit Übernachtung<br />

und dann auch höheren Kosten<br />

für die Teilnehmer. So mussten leider viele<br />

Tagungsteilnehmer, die kurz entschlossen<br />

noch bei einer Halbtagesexkursion mitmachen<br />

wollten, abgewiesen werden, weil in<br />

den Bussen nicht genug Sitzplätze vorhanden<br />

waren. Und umgekehrt: Man hätte dann<br />

gleichzeitig weniger Ganztagesexkursionen<br />

anbieten sollen, weil viele nicht genügend<br />

Teilnehmer gewinnen konnten.<br />

Die vielen teilnehmenden Studierenden<br />

brachten Neuerungen für eine <strong>Forstverein</strong>stagung.<br />

Die Studenten waren der Einladung<br />

der Landesforstvereine gefolgt. Besonders<br />

von Studenten gefragt war beispielsweise<br />

die »Sägewerkstechnologie«, vermutlich<br />

deshalb, weil die klassischen waldbaulichen<br />

Exkursionen schon durch die Hochschulen<br />

angeboten werden, während man dort nicht<br />

jeden Tag eine Exkursion in ein Sägewerk bekommt.<br />

Allerdings: »Plenterwald auf Sturmflächen«<br />

war als Exkursion auch zu fast 50 %<br />

mit Studenten belegt, möglicherweise deshalb,<br />

weil dieses Thema eine besondere Spezialität<br />

des Schwarzwaldes ist. Diese Exkursion<br />

wurde übrigens sehr bewusst als eine<br />

diskussionsintensive angeboten, vermutlich<br />

sprach sie deshalb gerade die Studierenden<br />

an. Der absolute Hit für die Studierenden<br />

war jedoch die »Rücketechnik-Exkursion«<br />

mit Besichtigung des Unimog-Museums in<br />

Gaggenau. Hier waren Dreiviertel der Teilnehmer<br />

Studierende.<br />

Und wie schlüsseln sich nun die Teilnehmer<br />

an den Exkursionen auf? Mitglieder, die<br />

im Dienst stehen, waren es im Ganzen 311,<br />

Rentner und Pensionäre 69, Studierende<br />

89. Dazu kamen auch noch etwa 60 Nichtmitglieder,<br />

die im Forst beschäftigt sind.<br />

Grundsätzlich gab es diesmal wesentlich<br />

mehr Online-Anmeldungen als in den Vorjahren.<br />

Rund die Hälfte aller 836 Tagungsanmeldungen<br />

(dazu kommen die Referenten,<br />

Helfer etc., zusammen rund 170, sodass<br />

alles in allem rund 1.000 Teilnehmer anwesend<br />

waren) kamen über das Internet.<br />

Das hat die Arbeit sehr vereinfacht, denn<br />

jeder bekam sofort eine automatische Antwort<br />

über Rück-E-Mail und damit darüber,<br />

was nun wirklich gebucht wurde. Eines der<br />

Hauptprobleme der übrigen Anmeldungen<br />

bestand wie seit Jahren in der Unzuverlässigkeit<br />

der Fax-Übermittlung, vom Problem<br />

unleserlicher Handschriften einmal abgesehen.<br />

Wenn es nach dem Tagungsteam geht,<br />

sollte das Online-Buchungsverfahren in Zukunft<br />

wesentlich mehr beworben und auch<br />

genutzt werden.<br />

n<br />

Das Tagungsteam v.l.n.r.: Hanno Moldenhauer,<br />

Christine Große, Christian Sperber, Beate Späth-Bleile<br />

NoveMber | 2007 : proWald 41


Im Jahr 2003 sind das Kuratorium Alte liebenswerte<br />

Bäume e. V. und die Deutsche<br />

Stiftung Denkmalschutz übereingekommen,<br />

gemeinsam dazu beizutragen, den Bestand<br />

denkmalwürdiger Bäume in Deutschland<br />

langfristig zu sichern.<br />

Dazu soll die Allgemeinheit an einer<br />

möglichst langen Erhaltung alter, markanter<br />

Bäume, Baumgruppen und Baumalleen<br />

verstärkt interessiert werden, die<br />

Menschen sollen veranlasst werden, örtlich<br />

zu ihrem konkreten Schutz beizutragen<br />

sowie durch zweckgebundene Spendenbeiträge<br />

notwendig werdende Pflege- und<br />

Sanierungsmaßnahmen an alten Bäumen<br />

möglich zu machen. Derartige zweckdienliche<br />

Erhaltungsmaßnahmen unterstützt die<br />

Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf entsprechende<br />

Anträge hin in Abstimmung mit<br />

dem Kuratorium Alte liebenswerte Bäume<br />

in Deutschland durch finanzielle Förderung;<br />

das Kuratorium bietet außerdem fachliche<br />

Beratung an.<br />

Grundlage der einschlägigen Aktivitäten<br />

von Kuratorium und Stiftung ist eine Daten-<br />

42 proWald : NoveMber | 2007<br />

Aufruf zur Erfassung<br />

denkmalwürdiger Bäume<br />

Der Standort der rund<br />

700 Jahre alten Bad<br />

Homburg-Niederstedter<br />

Dorflinde war<br />

ursprünglich Bestandteil<br />

des Friedhofs der Ortswüstung<br />

Niederstedten.<br />

Der Baum, der jetzt in<br />

der Feldflur steht, erinnert<br />

daher an diesen<br />

von den Einwohnern im<br />

Mittelalter verlassenen<br />

Ort. Sein auf die hinterlassene<br />

Dorfwüstung<br />

hinweisender Namen<br />

lässt infolgedessen den<br />

speziellen kultur-<br />

historischen Bezug der<br />

alten Linde erkennen.<br />

bank der intern erfassten denkmalwürdigen<br />

Bäume, Baumgruppen und Baumalleen. Die<br />

Denkmalwürdigkeit beruht je Objekt auf einer<br />

baumartenbezogen markanten Wachstumsausprägung<br />

und einem relativ hohen<br />

Alter sowie – die reinen Naturdenkmäler ausgenommen<br />

– einem ortsbezogen speziellen<br />

kulturhistorischen Bezug.<br />

Die vorgesehenen Baumerfassungen betreffen<br />

sehr viele Objekte und alle Bundesländer.<br />

Daher sucht das »Kuratorium Alte<br />

liebenswerte Bäume e. V.« deutschlandweit<br />

nach Helfern, die den notwendigen Sachverstand<br />

mitbringen und bereit sind, sich gegen<br />

Erstattung der ihnen entstehenden Sachkosten,<br />

wie der Fahrtkosten eingesetzter eigener<br />

PKW, zu beteiligen. Da der Sachverstand und<br />

das Interesse an der Sicherung des Bestandes<br />

alter, markanter Bäume bei den Mitgliedern<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s grundsätzlich<br />

vorausgesetzt werden können, rufen wir mit<br />

dieser Information dazu auf, so wie wir es<br />

selbst auch tun, Datenüberprüfungen bereits<br />

erfasster Bäume und/oder ergänzend<br />

Ersterfassungen einschlägiger Baumobjekte<br />

Von Eberhard Westernacher und Jörg Freudenstein<br />

zu übernehmen. Dabei erscheint es nach<br />

eigener Erfahrung zwar nicht dringend erforderlich,<br />

aber zur Erleichterung der örtlich<br />

zu erledigenden Arbeiten – wie zum Beispiel<br />

Suche nach den einschlägigen Baumstandorten,<br />

Messung der Höhe, des Brusthöhenumfangs<br />

und des Kronendurchmessers der<br />

Bäume, Überprüfung ihres Gesundheitszustandes<br />

und Aufschrieb des Ermittelten<br />

nebst Fotoaufnahmen – ratsam, sich jeweils<br />

in Zweiergruppen zusammenzutun.<br />

Alle, die allein oder als Gruppe dem<br />

Aufruf folgen, bitten wir, umgehend, gegebenenfalls<br />

in gegenseitiger Absprache mit<br />

anderen örtlich tätig werdenden Gruppen,<br />

diejenige Region festzulegen, in der sie die<br />

vorhandenen Baumdenkmal-Objekte erfassen<br />

wollen, zum Beispiel<br />

»Südteil des Landkreises … bis zur Linie …«<br />

oder<br />

»Gesamtfläche des Landkreises (Stadtkreises)<br />

…«<br />

oder<br />

»Fläche der Landkreise … und …«<br />

Anschließend sollten sie sich, um alsbald<br />

eine regional abgestimmte Gesamtplanung<br />

der Baumerfassungen zu ermöglichen,<br />

ohne Verzug unter Angabe der betroffenen<br />

Region bei einer der beiden nachstehenden<br />

Adressen per E-Mail, brieflich oder telefonisch<br />

anmelden. Jeder Teilnehmer/jede<br />

Teilnehmerin erhält dann die erforderlichen<br />

Unterlagen, wie Erfassungsvordrucke sowie<br />

Hinweise zu den Eintragungen, und gegebenenfalls<br />

Antworten zu vorgebrachten<br />

Fragen.<br />

Dr. Eberhard Westernacher, Arndtstraße 38<br />

65232 Taunusstein, Tel.: 06128/3125<br />

E-Mail: E.Westernacher@t-online.de<br />

Jörg Freudenstein, Kantstraße 48<br />

65232 Taunusstein, Tel.: 06128/23463<br />

E-Mail: Freudensteinj@compuserve.de<br />

n<br />

Dr. Eberhard Westernacher und Jörg Freudenstein sind<br />

langjährige Mitglieder des <strong>Forstverein</strong>s, Jörg Freudenstein<br />

war zudem langjähriger Vorsitzender des Hessischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s.


Wechseln Sie jetzt noch zur Gothaer!<br />

Der Deutsche <strong>Forstverein</strong> bietet seinen<br />

Mitgliedern in Zusammenarbeit mit der<br />

Gothaer eine attraktive Jagdhaftpflichtversicherung<br />

an. Die Beiträge rangieren<br />

von 25 Euro für eine einjährige Jagdhaftpflichtversicherung<br />

(1 Mio. Deckungssumme<br />

für Personen und Sachschäden und<br />

100.000 Euro Vermögensschäden) bis zu<br />

88 Euro für eine dreijährige Versicherung<br />

(6 Millionen Personen-/Sachschäden und<br />

100.000 Euro Vermögensschäden).<br />

Alte Jagdhaftpflicht-Versicherung<br />

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Sollten Sie an diesem günstigen Angebot<br />

interessiert sein, kündigen Sie Ihre bisherige<br />

Jagdhaftpflichtversicherung bis zum<br />

31.12.2007. Beitrittsberechtigt sind alle<br />

Mitglieder des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

e. V. Den Beitrittsbogen zur Gothaer finden<br />

Sie im Internet unter www.forstverein.de/<br />

dfv/intern/gothaer/haftpflicht/beitrittsformular,<br />

oder wir schicken ihn Ihnen<br />

auf Anfrage gerne zu: Tel.: 0551/37962-65,<br />

Fax: -37 oder info@forstverein.de<br />

Entscheidung mit „Waidblick“:<br />

Der Gothaer Jäger-Schutzbrief.<br />

Göttinger Tagebuch<br />

Von Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer des DFV<br />

Nur die Gothaer bietet Ihnen die drei wichtigsten Jagdversicherungen in einem günstigen Paket: Der Jäger-Schutzbrief<br />

umfasst die gesetzlich vorgeschriebene Jagdhaftpflicht-, eine Jagdwaffen- und eine spezielle Jagd-Rechtsschutzversicherung.<br />

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37069 Göttingen, Tel: 0551 701-54391 oder -54392, jagd@gothaer.de<br />

Versicherungsschutz. Vermögensberatung. Vorsorgestrategien.<br />

EFN-Treffen in Deutschland<br />

Anfang September 2007 war der Deutsche<br />

<strong>Forstverein</strong> Gastgeber des jedes Jahr in<br />

einem der Partnerländer stattfindenden<br />

Treffens der Europäischen <strong>Forstverein</strong>e.<br />

Diese sind im European Forestry Network<br />

(EFN) organisiert. Ziel des EFN ist es,<br />

als Informationsplattform die Kontakte zwischen<br />

den europäischen <strong>Forstverein</strong>en zu<br />

fördern und europäische Einflüsse auf die<br />

Forstwirtschaft der Mitgliedsstaaten zu diskutieren<br />

und Erfahrungen auszutauschen.<br />

In Kooperation mit dem Landesbetrieb<br />

Hessen-Forst fand die Veranstaltung im Bereich<br />

des Forstamtes Hanau-Wolfgang statt.<br />

Zwei Tage lang wurde über die aktuellen<br />

forstlichen Probleme in Europa diskutiert.<br />

Am zweiten Tag des Treffens fand eine interessante<br />

Exkursion in die Wälder des Forstamtes<br />

statt. Insbesondere beeindruckende<br />

Buchenwälder begeisterten die Gäste. 2008<br />

wird sich das EFN auf Island treffen.<br />

DFWR-Projektgruppen-Treffen zur<br />

Biodiversitäts-Konferenz 2008<br />

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat koordiniert<br />

die Aktivitäten der Plattform Forst &<br />

Holz im Umfeld der UN-Konferenz zur Biologischen<br />

Vielfalt 2008 in Bonn. Der DFV<br />

ist Mitglied der Projektgruppe. Die deutsche<br />

Forst- und Holzwirtschaft wird sich mit gemeinsamen<br />

Aktionen den Delegierten, den<br />

Medien und der deutschen Öffentlichkeit<br />

präsentieren. Hierzu finden derzeit die Planungssitzungen<br />

statt. Der Schwerpunkt der<br />

Aktionen wird neben Bonn als Konferenzort<br />

vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinlandpfalz<br />

und Hessen liegen.<br />

Der DFV wird insbesondere im Bereich<br />

der Medien-Konzeption und -Produktion<br />

intensiv engagiert sein. Daneben wird die<br />

Bundeskampagne Treffpunkt Wald, deren<br />

Partner und Koordinator der DFV ist, sich<br />

mit zentralen Aktivitäten in den Auftritt der<br />

Plattform Forst & Holz einbringen.<br />

„Wenig überraschend ist,<br />

dass die Gothaer ihren<br />

Spitzenplatz behauptet.“<br />

49 Jagdhaftpflichtversicherungen<br />

im Vergleich<br />

Ausgabe 10/2006


44<br />

»… Frau Große sucht keinen<br />

Blickkontakt mehr zu mir …«<br />

Für die Organisatoren ist die fast ein Jahr<br />

dauernde Schlacht um den Ablauf der <strong>Jahrestagung</strong><br />

geschlagen. Erfolgreich, wie ich<br />

meine. Welche Eindrücke bleiben zurück<br />

im Gedächtnis derer, die die <strong>Jahrestagung</strong><br />

weniger in Seminarräumen und bei Exkursionen,<br />

sondern hinter den Kulissen und<br />

dem Anmeldetresen verbracht haben? Neben<br />

einem Haufen herzlicher Begrüßungen<br />

alter Bekannter und Dankesbezeugungen<br />

proWald : NoveMber | 2007<br />

Die Tagung von der anderen Seite des Tresens<br />

Von Christine Große<br />

eben auch der Routine-Tagungs-Stress.<br />

Vor allem der Ansturm Hunderter kleiner<br />

immer gleicher Einzelfragen, die leicht<br />

zu beantworten waren, wie »Gibt’s im Bus<br />

was zu essen?«, oder die Frage, wo denn eigentlich<br />

die Garderobe oder Kongress-Saal<br />

2 zu finden seien. Bei derartigen Fragen<br />

wurde schnell deutlich, an welchen Stellen<br />

man bei der nächsten Tagung hinsichtlich<br />

der Ausschilderung noch weiter optimieren<br />

kann – aber ganz wird man solche Nachfragen<br />

wohl nie verhindern können. Schwie-<br />

riger wurde es schon mit Teilnehmern, die in<br />

letzter Sekunde ihre gebuchten Exkursionen<br />

tauschen wollten, noch direkt vor Ort Exkursionen<br />

absagten und ihr Geld zurückhaben<br />

wollen oder deren gesamter Geldeingang<br />

aufs Tagungskonto partout nicht auffindbar<br />

war – zum Beispiel deshalb, weil der Arbeitgeber<br />

nicht die Namen derer, für die er den<br />

Tagungsbeitrag bezahlte, bei der Überweisung<br />

mit angegeben hatte.<br />

All dies waren harmlose, schnell erledigte<br />

Routinefälle, nach denen aufatmende<br />

Tagungsteilnehmer sich in das Gewühl der<br />

Veranstaltungen stürzten. Schwieriger wur-


de es jedoch dann, wenn gefühlte 200 Tagungsteilnehmer<br />

Ausnahme-Regelungen<br />

für ihren ganz speziellen Fall wünschten.<br />

Dann versteht man plötzlich den berechtigten<br />

Grund für bürokratische Regelungen.<br />

Es werden sich viele geärgert haben,<br />

wenn wir z. B. nicht zulassen konnten, dass<br />

eine Exkursion billiger angeboten oder in<br />

der Teilnehmerzahl erweitert werden konnte,<br />

nur weil man mit dem Privat-Auto hinterherfährt,<br />

statt den Bus mitzubenutzen<br />

(in dem ja übrigens alle wichtigen Informationen<br />

meist über Lautsprecher verkündet<br />

wurden). Es sind insgesamt zu viele kleine<br />

Ausnahmen, die man bei der weiteren Planung<br />

und Organisation nie verlässlich dokumentieren,<br />

behalten und weitergeben kann.<br />

Das würde die Grundgebühr einer solchen<br />

Tagung in astronomische Höhen steigen<br />

lassen.<br />

Die weitaus meisten Tagungsteilnehmer<br />

hatten dann (nach einigen erläuternden<br />

Hinweisen) auch durchaus Verständnis für<br />

unsere Planungsvorgaben. Es gab jedoch<br />

auch ein paar wenige, dafür jedoch hartnäckige<br />

Fälle, die zunächst ein ganzes Bündel<br />

von Fragen formulierten, um danach, als<br />

nicht alle Antworten ihren Erwartungen<br />

entsprachen, den Menschen hinter dem<br />

Tresen frank und frei und laut erzählten, was<br />

sie von unserer Arbeit hielten – nicht viel jedenfalls<br />

–, gelegentlich unüberhörbar. Das<br />

geschah sogar einmal in Gegenwart eines<br />

Gastes aus Finnland, der sich das verdutzt<br />

anhörte und dann meinte: »Götter in Grün«.<br />

Eine Bemerkung, die den Protestierer auch<br />

nicht glücklicher machte, vielmehr seinen<br />

Formulierungsdrang weiter anspornte. Als<br />

der dann murrend von dannen zog, meinte<br />

der Finne, ob ich denn schon den Unterschied<br />

zwischen Gott und einem Förster<br />

kennen würde? Nein? Das sei mit einem<br />

Sprichwort aus den Weiten der finnischen<br />

Wälder zu beantworten, nämlich: »Gott ist<br />

kein Förster.« Aber wie erwähnt: Fast alle<br />

Tagungsteilnehmer möchte man gerne wieder<br />

treffen!<br />

Und dass man sie Gott sei Dank auch<br />

leibhaftig wieder treffen kann, liegt daran,<br />

dass sie mithilfe der Schweizer Polizei selbst<br />

dann nicht verloren gingen, wenn sie mal<br />

den Anschluss an ihre Exkursion verpassten.<br />

Da stand es nun ratlos auf Schweizer<br />

Hoheitsgebiet, unser liebes <strong>Forstverein</strong>smitglied,<br />

bis die freundlichen Helfer mit dem<br />

Blaulicht auf dem Dach ihn wieder an seine<br />

Exkursionsgruppe andockten.<br />

Neuheit in diesem Jahr waren die vielen<br />

Studierenden auf der Tagung. Mit ihnen kamen<br />

ganz neue, überraschende Fragestellungen<br />

auf die Organisatoren zu. Der Campus<br />

zog auf die Tagung ein. War es in den<br />

Vorjahren eher an der Tagesordnung, Taxen<br />

für Fußkranke vorzeitig zu den Exkursionen<br />

in den Wald zu bekommen oder <strong>Forstverein</strong>s-Abzeichen<br />

zu organisieren, war die<br />

unglaubliche Flexibilität der Studierenden<br />

fernab aller Konventionen und leider auch<br />

Verbindlichkeiten eine echte Herausforderung<br />

bei der Vorbereitung.<br />

Obwohl wir im Gegensatz zu den Vorjahren<br />

rund 200 preisgünstige Unterkünfte blockieren<br />

konnten, waren auch diese irgendwann<br />

randvoll. Darauf forderte zum Beispiel<br />

ein Student, ich sollte ihm einfach nur einen<br />

Platz auf dem Fußboden in einem <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong>er Wohnzimmer besorgen. Wenn<br />

er schon eine so weite Anfahrt habe, dann<br />

könnten wir ihm doch so weit entgegenkommen.<br />

Wir müssten doch jemanden in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> kennen. (Diesen Gast haben<br />

wir dem Präsidenten erspart.) Ob der Student<br />

dann wirklich wie angekündigt beim<br />

Waldsee-Parkplatz sein Zelt aufgeschlagen<br />

hat, ist leider bis heute offengeblieben.<br />

Einem anderen Studenten war es egal,<br />

dass es keine preisgünstigen Betten mehr<br />

gab – er hätte schließlich einen dicken Parka!<br />

Als pfiffig erwiesen sich zwei Referendarinnen,<br />

die kurz vor der Tagung kein Bett in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mehr gefunden hatten. Sie<br />

riefen bei einer Freikirche in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

an, schilderten ihr Leid und bekamen unkompliziert<br />

und problemlos den Schlüssel<br />

fürs Gemeindehaus. Bemerkung am Rande:<br />

Auch die Organisatoren hatten versucht, an<br />

Gemeindehäuser zu kommen, aber die Aussicht<br />

auf einen ganzen Jahrgang Studenten<br />

mit Schlafsäcken unterm Arm hatte wohl<br />

die Grenzen der christlichen Nächstenliebe<br />

aufgezeigt.<br />

Bemerkenswert zum Thema günstige<br />

Unterkünfte ist auch noch jene Begebenheit,<br />

die uns zahlreiche Telefonate bereits in<br />

Göttingen bescherte. So hatten wir die Jugendherbergs-Betten<br />

bereits in der Januar-<br />

Ausgabe von proWALD beworben. Zu dieser<br />

Zeit waren die Studierenden aber noch nicht<br />

in der Lage, ihr Wintersemester 2007-2008<br />

zu planen – die Senioren allerdings schon.<br />

Etliche ältere, sparsame Herren hatten<br />

die pfiffige Idee, sich die vermeintlichen<br />

Einzelzimmer in der Jugendherberge zu sichern.<br />

Diese Einzelzimmer-Anrufe häuften<br />

sich derartig bei der Jugendherberge, dass<br />

diese sich irgendwann weigerte, noch Anmeldungen<br />

für das <strong>Forstverein</strong>s-Kontingent<br />

direkt anzunehmen – derartige Anmeldungen<br />

sollten doch bitte direkt über Göttingen<br />

laufen. Die Senioren, die das »Wagnis<br />

Jugendherberge« letzten Endes dann doch<br />

noch auf sich genommen haben, fanden sich<br />

auch amüsiert bis schockiert im gemischten<br />

Mehrbett-Zimmern zusammen mit den Studierenden<br />

wieder.<br />

Ach so: Den Organisatoren der Tagung<br />

2009 in Brandenburg können wir versprechen,<br />

dass ihr Job garantiert niemals langweilig<br />

werden wird und voller ungeahnter<br />

Herausforderungen steckt!<br />

n<br />

NoveMber | 2007 : proWald 45


BADEn-WüRTTEMBERG<br />

kontakt: inge Hormel, etzbachstr. 10 in<br />

72108 rottenburg. email: baden-wuerttemberg@forstverein.de<br />

BAyERn<br />

kontakt: gudula Lermer, ritter-Wallerstr.<br />

16 in 94405 Wildthurn. email: gudulalermer@aol.com<br />

BRAnDEnBURG<br />

kontakt: dr. Carsten Leßner, Waidmannspromenade<br />

7 in 14584 schwielowsee, ot<br />

Wildpark-West. email: LessnerC@aol.com<br />

tagungsbericht erscheint in heißer Phase<br />

der forstreform<br />

des tagungsband zur gemeinsamen forstpolitischen<br />

<strong>Jahrestagung</strong> des Ministeriums<br />

für Ländliche entwicklung, umwelt und<br />

verbraucherschutz des Landes brandenburg,<br />

des brandenburgischen forstvereins<br />

e. v., des Landesverbandes brandenburgberlin<br />

des bundes deutscher forstleute<br />

sowie der Landesvertretung brandenburg<br />

der ig bauen-agrar-umwelt ist erschienen.<br />

die vorträge liegen nun auf 60 seiten<br />

in einem tagungsband im rahmen der<br />

»eberswalder forstlichen schriftenreihe«<br />

vor, welcher bei der Landesforstanstalt<br />

eberswalde bezogen werden kann über<br />

www.lfe.brandenburg.de<br />

und was ist inzwischen geschehen? zeitnah<br />

nach der tagung lenkte das Ministerium<br />

ein, um nun doch »gemeinsam mit den<br />

beschäftigten« einen tragfähigen konsens<br />

zur umsetzung der massiven einsparforderungen<br />

aus dem finanzministerium zu<br />

finden. dazu wurde eine arbeitsgruppe<br />

aus beschäftigten, vertretern der verbände/gewerkschaften<br />

und der Personalräte<br />

einberufen, zu deren Moderator dr. klaus<br />

Höppner, Leiter der Landesforstanstalt<br />

eberswalde, Honorarprofessor für forstpolitik<br />

und vorsitzender des brandenburgischen<br />

forstvereins, ernannt wurde. bis<br />

ende oktober wird vom Minister ein vorschlag<br />

für die Neuausrichtung der Landesforstverwaltung<br />

erwartet, der in seinen<br />

grundzügen tatsächlich schon gestalt angenommen<br />

hat. fortsetzung folgt.<br />

46 proWald : NoveMber | 2007<br />

+++ aus den Ländern +++<br />

125-jähriges bestehen der Polnischen<br />

forstgesellschaft am 7. september 2007<br />

in krakau<br />

grußwort des vertreters des dfv<br />

sehr geehrte delegierte zur festveranstaltung<br />

der Polnischen forstgesellschaft,<br />

sehr geehrter Herr Präsident, lieber Professor<br />

andrzej grzywacz,<br />

im Namen der 7.000 Mitglieder des deutschen<br />

forstvereins möchte ich ihnen zu ihrem<br />

125-jährigen gründungsjubiläum die<br />

herzlichsten glückwünsche übermitteln.<br />

unser Präsident, Herr dr. anton Hammer,<br />

hatte zugesagt, dies persönlich zu tun. Leider<br />

hat das ein ungeplanter krankenhausaufenthalt<br />

verhindert. Nicht weniger herzlich<br />

möchte ich daher als vizepräsident des<br />

deutschen forstvereins und vorsitzender<br />

des brandenburgischen forstvereins ihnen<br />

diese glückwünsche übermitteln.<br />

die forstvereine spielen im gesellschaftlichen<br />

Leben unserer beiden Länder eine<br />

wichtige rolle, um mit sachverstand die<br />

interessen um den Wald und die forstwirtschaft<br />

wirksam zu vertreten. Wir können<br />

dabei auf lange traditionslinien zurückblicken.<br />

für mich bemerkenswert ist die<br />

tatsache, dass unsere polnische Partnergesellschaft<br />

13 Jahre vor dem deutschen<br />

forstverein gegründet wurde.<br />

forstleute sind in ihrer verantwortung für<br />

den Wald verbunden. seit Jahrzehnten trennen<br />

uns oder und Neiße nicht, sondern verbinden.<br />

seit 23 Jahren haben wir einen jährlichen<br />

austausch von exkursionsgruppen<br />

auf der grundlage einer kooperationsvereinbarung.<br />

dabei lernen polnische und deutsche<br />

forstleute das jeweilige gastgeberland<br />

kennen, schätzen und lieben. daraus sind<br />

inzwischen zahlreiche persönliche bekanntschaften<br />

und freundschaften entstanden.<br />

entwickelt hat sich in den letzten Jahren die<br />

zusammenarbeit zwischen ausbildungsstätten<br />

und forstlichen instituten, wie z. b.<br />

zwischen der fachhochschule eberswalde<br />

und den agraruniversitäten Warschau<br />

und stettin sowie der Landesforstanstalt<br />

eberswalde mit dem ibL Warschau. es gibt<br />

studentenaustausche und zahlreiche Partnerschaften<br />

zwischen forstverwaltungen.<br />

Wir sind ihrem Präsidenten, Herrn Prof.<br />

grzywacz, außerordentlich dankbar dafür,<br />

dass er persönlich diese kontakte maßgeblich<br />

befördert hat.<br />

eine sternstunde in meinem forstlichen<br />

berufsleben war z. b. die gemeinsame ehrung<br />

von Wilhelm Pfeil, einem forstmann<br />

von europäischem rang und begründer der<br />

eberswalder forstwissenschaften, anlässlich<br />

ihres PtL-kongresses im september<br />

2005 in Jelenia gora. im vergangenen Jahr<br />

hatten wir im bereich der regionalforstdirektion<br />

stettin eine gemeinsame konferenz<br />

über die forstwirtschaft in den meeresnahen<br />

Wäldern mit einweihung einer<br />

gedenkstele bei Misdroy. diese beispiele<br />

lassen sich fortsetzen. in der neuesten<br />

ausgabe unseres informations-Journals<br />

»proWaLd«, einem schwerpunktheft Polen<br />

– deutschland, sind viele aktivitäten<br />

dargestellt.<br />

von deutschland gingen im 19. Jahrhundert<br />

wichtige aktivitäten für eine geregelte<br />

forstwirtschaft in Mitteleuropa aus. Heute<br />

sind es deutsche forstleute, die von den<br />

erfahrungen der polnischen fortwirtschaft<br />

und forstwissenschaft profitieren können.<br />

auch ich habe die forstwirtschaft in Polen<br />

bei zahlreichen besuchen als gut organisiert<br />

und leistungsstark kennengelernt.<br />

diese gegenseitige achtung auf augenhöhe<br />

und das verständnis für die interessen<br />

des Partners sind eine gute grundlage, um<br />

unsere zusammenarbeit weiterzuentwickeln.<br />

ich wünsche uns dabei viel erfolg.<br />

Prof. dr. klaus Höppner<br />

HESSEn<br />

kontakt: dr. Horst gossenauer-Marohn,<br />

Wolfskaute 4 in 34359 reinhardshagen.<br />

email: hfv-gm@web.de<br />

MECKLEnBURG-VORPOMMERn<br />

kontakt: axel stein, Paulshöher Weg 1 in<br />

19061 schwerin. email: a.stein@lm.mvnet.<br />

de<br />

aufruf des vorstandes an alle Mitglieder<br />

des forstvereins Mv<br />

unser forstverein begeht 2008 den<br />

135. Jahrestag der gründung des traditionsreichen<br />

»vereins mecklenburgischer<br />

forstwirte«. dieses Jubiläum und die vor<br />

uns stehenden aufgaben sollten anlass<br />

sein, unseren verband weiter zu stärken,<br />

indem wir neue Mitglieder gewinnen. der<br />

vorstand wendet sich daher an alle Mitglieder,<br />

in ihrem Wirkungskreis neue


Mitglieder zu werben! Wir sollten dabei<br />

nicht nur weitere forstbedienstete, sondern<br />

auch Nichtforstleute und vor allem<br />

die privaten Waldbesitzer unseres Landes<br />

ansprechen.<br />

unsere vereinsarbeit wird dadurch weitere<br />

anregungen erhalten und stärker nach außen<br />

wirken können.<br />

forstpolitik des forstvereins Mv<br />

1993 hat der Landtag Mecklenburg-vorpommerns<br />

das Landeswaldgesetz verabschiedet.<br />

Nach nunmehr 14 Jahren<br />

soll geprüft werden, welche gesetzlichen<br />

regelungen aufgrund der erfahrungen<br />

und der veränderungen der rahmenbedingungen<br />

angepasst werden sollten. zur<br />

umsetzung der geplanten Novellierung hat<br />

auch der forstverein unseres Landes vorschläge<br />

unterbreitet. unsere anregungen<br />

beziehen sich u. a. auf eine weitergehende<br />

verschlankung des gesetzes (z. b. hinsichtlich<br />

der ausführungen zur forstlichen<br />

rahmenplanung § 8, zur umwandlung von<br />

Wald § 15 und zur forstaufsicht § 48). für<br />

sinnvoll halten wir auch einige ergänzungen<br />

zu festschreibungen von zentralen<br />

Prinzipien und aufgaben der forstwirtschaft<br />

unseres Landes (z. b. hinsichtlich<br />

Nachhaltigkeit und Naturnähe §§ 1 und<br />

12), zu sozialen rahmenbedingungen und<br />

zum erhalt von ausbildungs- und arbeitsplätzen<br />

(§ 6), zum Waldmonitoring (§ 39)<br />

und zur stärkung der forstlichen zusammenschlüsse<br />

(§ 46).<br />

dr. Manfred schorcht<br />

nORDRHEIn-WESTFALEn<br />

kontakt: Jörg Meißner, brede 11 in 48231<br />

Warendorf. email: nrw@forstverein.de<br />

nORDWESTDEUTSCHLAnD<br />

kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />

springe in 31832 springe. email: jochen.<br />

matthaei@nfa-saupark.niedersachsen.de<br />

anlässlich der Mitgliederversammlung<br />

des vereins vom 3. Juli 2007 in göttingen<br />

wurde Mark von busse als vorsitzender<br />

neu gewählt. von busse ist Leiter des geschäftsbereichs<br />

forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen.<br />

Nach erfolgter Wahl dankte von busse seinem<br />

vorgänger Ludolf freiherr v. olders-<br />

+++ aus den Ländern +++<br />

hausen für das hohe engagement, das er in<br />

seiner zwölfjährigen amtszeit eingebracht<br />

habe. abwechslungsreiche veranstaltungen<br />

und tagungen zu allen bereichen der<br />

forstwirtschaft sowie vielfältige kontakte<br />

zu anderen forstlichen organisationen<br />

auch im ausland hätten diese Periode geprägt.<br />

als ausblick kündigte von busse eine<br />

Weiterführung der vereinsarbeit entsprechend<br />

den in der satzung festgelegten zielen<br />

an. besondere schwerpunkte wolle er<br />

durch die ausrichtung von interessanten<br />

tagungen und die Pflege der verbindung<br />

zu anderen verbänden setzen. Wichtig sei<br />

darüber hinaus die Weiterentwicklung des<br />

vereins als Plattform für den forstlichen<br />

Nachwuchs.<br />

RHEInLAnD-PFALZ – SAARLAnD<br />

kontakt: birgitta schneider, geschäftsstelle<br />

fv rlp. – s., Postfach 100257, 67402<br />

Neustadt / Weinstraße, t/f: 06321/992896,<br />

H: 0177/6337467, rlp-s@forstverein.de<br />

SACHSEn<br />

kontakt: dr. siegfried Lange, alois-andritzki-str.<br />

35 in 02625 bautzen<br />

SACHSEn-AnHALT<br />

kontakt: Jörg borchardt, Hauptstr. 1 in<br />

06543 friesdorf ot rammelburg. email:<br />

j.borchardt@lpf.mlu.lsa-net.de<br />

THüRInGEn<br />

kontakt: dr. andreas Niepagen, angerbergstr.<br />

23, 99752 bleicherode, tel.:<br />

03632/71396-1, fax: -4, thueringer.forstverein@forst.thueringen.de<br />

Herbst-tagung und vorstandswahlen<br />

des thüringer forstvereins e.v.<br />

»die zukunft der thüringer Wälder nach<br />

kyrill« war thema der Herbst-tagung des<br />

thüringer forstvereins in ilmenau.<br />

vor der Herbst-tagung fand eine Mitgliederversammlung<br />

statt, auf der folgender<br />

neuer vorstand gewählt wurde:<br />

• Hagen dargel (forstamtsleiter frauenwald)<br />

zum vorsitzenden,<br />

• Prof. dr. Martin Heinze (fH erfurt) zum<br />

1. stellvertretenden vorsitzenden,<br />

• Wolfgang Heyn (geschäftsführer Waldbesitzerverband<br />

thüringen) zum 2.<br />

stellvertretenden vorsitzenden,<br />

• dr. andreas Niepagen (inspektionsleiter<br />

Nord) zum geschäftsführer und<br />

• Petra beck (sachbearbeiterin tLWJf)<br />

zur schatzmeisterin.<br />

dem erweiterten vorstand gehören weiterhin<br />

Prof. dr. anka Nicke (fH erfurt) für den<br />

fachausschuss ausbildung, uli klüßendorf<br />

(forstamtsleiter oldisleben) für den fachausschuss<br />

forstpolitik, Prof. Helmut Witticke<br />

(ehem. fH schwarzburg) für den fachausschuss<br />

forstgeschichte sowie Horst<br />

geisler (sachbearbeiter inspektion ost)<br />

für die öffentlichkeitsarbeit an. der fachausschuss<br />

exkursionen und internationale<br />

beziehungen ist derzeit nicht besetzt.<br />

Mitglieder des alten und des neuen Vorstandes des<br />

Thüringer. <strong>Forstverein</strong>s e.V.:<br />

Von links hintere Reihe: G. Bleyer, W. Heyn, H. Dargel,<br />

Dr. A. Niepagen, U. Klüßendorf<br />

Vordere Reihe: Dr. W. Henkel, P. Beck, H. Geisler,<br />

Prof. H. Witticke, Prof. Dr. M. Heinze<br />

Foto: Horst Geisler<br />

Foto links: Mark von Busse<br />

NoveMber | 2007 : proWald 47


november 44. 45. 46. 47. 48.<br />

mo 5 12 19 26<br />

di 6 13 20 27<br />

mi 7 14 21 28<br />

do 1 8 15 22 29<br />

fr 2 9 16 23 30<br />

sa 3 10 17 24<br />

so 4 11 18 25<br />

Dezember 49. 50. 51. 52. 1.<br />

mo 3 10 17 24 31<br />

di 4 11 18 25<br />

mi 5 12 19 26<br />

do 6 13 20 27<br />

fr 7 14 21 28<br />

sa 1 8 15 22 29<br />

so 2 9 16 23 30<br />

November<br />

13.-17.11. agritechnica 2007 auf dem<br />

Messegelände Hannover. www.agritechnica.de<br />

15.-16.11. »bewirtschaftung und ökologie<br />

der kiefer im Nordostdeutschen tiefland«.<br />

fachtagung mit vorträgen und diskussion<br />

zum baum des Jahres 2007. beginn: 9.30<br />

uhr. Neuer Hörsaal der fachbereiche<br />

forst- und Holzwirtschaft der fHe, Waldcampus,<br />

alfred-Möller-str. 1, eberswalde.<br />

tel.: 03334/65230<br />

16.-18.11. fachtagung anlässlich des<br />

65. geburtstages des rektors der fH<br />

schwarzburg, Herrn Prof. Martin Heinze:<br />

»forstliche forschung und Lehre in thüringen:<br />

standortsbestimmung, ausblick<br />

und visionen«. ort: fH schwarzburg, tel.:<br />

036730/37-0, email: fh-schwarzburg@<br />

forst.thueringen.de<br />

28.11. berufsperspektivenseminar des<br />

fachverbands forst e. v. an der fH Weihenstephan.<br />

informationen zu Möglichkeiten<br />

der eigenen Weiterentwicklung und<br />

beruflichen Wegbeschreitung. ab 13 uhr<br />

werden sechs referenten über den eigenen<br />

forstlichen Werdegang und über die<br />

jetzige tätigkeit berichten. es ist beabsichtigt,<br />

den studierenden eine idee davon<br />

zu geben, welche einstiegsmöglichkeiten<br />

in den beruf es gibt, welche Hürden es zu<br />

meistern gilt und vor allem, welche Qualifikationen<br />

hilfreich waren. Weitere informationen:<br />

vorstand fachverband forst e. v.,<br />

udo kaller, tel.: 08223/967688<br />

dezember<br />

01.12. Mitgliederversammlung und Wahl<br />

des Lfv sachsen in grillenburg.<br />

Januar<br />

18.-27.01. int. grüne Woche auf dem Messegelände<br />

in berlin. www.gruenewoche.de<br />

24.-25.01. freiburger Winterkolloquium<br />

forst und Holz »zukunftsmärkte – durch<br />

forst- und Holzwirtschaft gestaltbar«. tel.:<br />

0761/2033764, www.forst.uni-freiburg.de/<br />

fobawi/institut/<br />

Januar 2. 3. 4. 5.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29 di 5 12 19 26<br />

+++ aus den Ländern +++<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24 31<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

februar<br />

05.-10.02. Messe »Jagd und Hund 2008«<br />

in dortmund auf dem Messegelände. www.<br />

westfalenhallen.de<br />

28.02. fachtagung des zentrums Waldforst-Holz:<br />

»die douglasie – Perspektiven<br />

im klimawandel« in freising. die veranstaltung<br />

richtet sich an forstliche Praktiker<br />

und entscheidungsträger sowie alle am<br />

Wald interessierten. www.lwf.bayern.de<br />

März<br />

28.-30.03. Messe »forst & Holz 2008« in<br />

dresden. tel.: 0351/87785-37, www.forstholz-dresden.de<br />

april<br />

11.-13.04. Messe »forst live 2008« in offenburg.<br />

tel.: 05052/8522,www.forst-live.de<br />

16.04. <strong>Jahrestagung</strong> des forstvereins Mecklenburg-vorpommern<br />

mit vorträgen und<br />

einer Podiumsdiskussion in Ludwigslust.<br />

thema: »klimawandel<br />

– überlegungen<br />

zu waldbaulichen<br />

strategien für Mec<br />

k l e n b u r g - v o r -<br />

pommern«. ans<br />

p r e c h p a r t n e r :<br />

dr. M. schorcht.<br />

tel.: 038854/265<br />

Mai<br />

Mai: <strong>Jahrestagung</strong><br />

des Hessischen<br />

forstvereins zum<br />

thema: kyrill-erfahrungen,folgerungen<br />

und Perspektiven<br />

16.-25.05. 10-tägige<br />

exkursion des<br />

forstvereins rlp.-s:<br />

»vom wilden rhodopengebirge<br />

des<br />

orpheus durch das<br />

Land der thraker<br />

bis ans schwarze<br />

Meer. forstwirtschaft,<br />

Landschaft<br />

und kultur bulgari-<br />

Februar 6. 7. 8. 9.<br />

mo 4 11 18 25<br />

mi 6 13 20 27<br />

do 7 14 21 28<br />

fr 1 8 15 22 29<br />

sa 2 9 16 23<br />

so 3 10 17 24<br />

März 10. 11. 12. 13. 14.<br />

mo 3 10 17 24 31<br />

di 4 11 18 25<br />

mi 5 12 19 26<br />

do 6 13 20 27<br />

fr 7 14 21 28<br />

sa 1 8 15 22 29<br />

so 2 9 16 23 30<br />

April 15. 16. 17. 18.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

Veranstaltungskalender & Exkursionen<br />

48 proWald : NoveMber | 2007<br />

2 0 0 8<br />

www.solo-germany.com<br />

ens«. infos und kontakt: eberhard glatz,<br />

forstamt koblenz, richard-Wagner-str.<br />

14, 56075 koblenz, tel.: 0261/92177-0,<br />

0175-2237574 oder eberhard.glatz@waldrlp.de<br />

Juni<br />

04.-07.06. kWf-tagung in schmallenberg<br />

zum thema »Holz heiß begehrt – eine<br />

branche macht mobil«. tel.: 06078/785-34<br />

(-30, -33), www.kwf-tagung.org<br />

19.-21.06. fachtagung »Naturgemäße<br />

forstwirtschaft – garant wirtschaftlichen<br />

erfolges« in freudenstadt. veranstalter:<br />

Pro siLva euroPa, kontakt: Prof.<br />

tzschupke, tel.: 07472/951250<br />

Herbst<br />

Fachseminar des Hessischen forstvereins:<br />

der Hessische Wald als Co 2 -senke<br />

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Seit 1948


I. Abschnitt: Art des Vereins<br />

§ 1 Name, Sitz, Geschäftsjahr<br />

1. Der Verein führt den Namen »<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e. V.«. Er ist die Vereinigung der<br />

Länderforstvereine. Er hat seinen Sitz in Fritzlar, er ist in das Vereinsregister, VRNr. 560,<br />

eingetragen. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr.<br />

2. Dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. gehören folgende Länderforstvereine an:<br />

VRNr. Sitz<br />

1. der <strong>Baden</strong>-Württembergische <strong>Forstverein</strong> e. V. 465 Stuttgart<br />

2. der Bayerische <strong>Forstverein</strong> e. V. 4458 München<br />

3. der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> e. V. 320 Neuruppin<br />

4. der Hessische <strong>Forstverein</strong> e. V. 1303 Wiesbaden<br />

5. der <strong>Forstverein</strong> Mecklenburg-Vorpommern e. V. 358 Schwerin<br />

6. der <strong>Forstverein</strong> für Nordrhein-Westfalen e. V. 896 Warendorf<br />

7. der Nordwestdeutsche <strong>Forstverein</strong> e. V. 3030 Hannover<br />

8. der <strong>Forstverein</strong> Rheinland-Pfalz–Saarland e. V. 979 Mainz<br />

9. der <strong>Forstverein</strong> Sachsen-Anhalt e. V. Magdeburg<br />

10. der Sächsische <strong>Forstverein</strong> e. V. 288 Dresden<br />

11. der Thüringer <strong>Forstverein</strong> e. V. 72 Erfurt<br />

3. Die Aufzählung ist nicht abschließend. Weitere Länderforstvereine können Mitglieder<br />

im Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. werden.<br />

§ 2 Zweck und Aufgaben des Vereins<br />

1. Der Verein verfolgt folgende Zwecke und Aufgaben:<br />

1. die Fürsorge für den heimischen Wald im Rahmen der Waldgesetze sowie des<br />

Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes,<br />

2. die Verbesserung der Rahmenbedingungen der deutschen Forstwirtschaft durch<br />

forstpolitische Initiativen,<br />

3. die Förderung der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft,<br />

4. die Aus- und Fortbildung, insbesondere durch Vermittlung persönlichen Gedankenaustausches<br />

und<br />

5. Presse-, Literatur- und Öffentlichkeitsarbeit zu forstlichen Tagesfragen.<br />

2. Zur Erreichung dieser Ziele fördert der Verein die gleichartigen Bestrebungen der in<br />

ihm vereinigten Länderforstvereine und fasst diese zusammen. Er unternimmt alle für<br />

die Erfüllung seiner Aufgaben notwendigen Schritte.<br />

3. Darüber hinaus dient der Verein der Pflege des Erfahrungsaustausches und der fachwissenschaftlichen<br />

Zusammenarbeit mit dem Ausland.<br />

4. Der Verein ist überparteilich. Er verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Er<br />

vertritt weder Standes- noch Vermögensinteressen. Seine Tätigkeiten sind weder auf<br />

Erwerb noch auf Gewinn ausgerichtet. Die Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsmäßige<br />

Zwecke verwendet werden.<br />

5. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus den Mitteln des Vereins. Es darf keine<br />

Person durch Ausgaben, die dem Zwecke des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig<br />

hohe Vergütungen begünstigt werden.<br />

II. Abschnitt: Mitgliedschaft<br />

§ 3 Mitgliedschaft<br />

1. Die Mitgliedschaft besteht aus ordentlichen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern.<br />

2. Ordentliche Mitglieder sind:<br />

1. die in § 1 aufgeführten Länderforstvereine sowie<br />

2. deren Mitglieder.<br />

neue Satzung des DFV<br />

Mitgliederversammlung in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Liebe DFV-Mitglieder,<br />

am 18. Oktober 2007 fand die Mitgliederversammlung des DFV statt. Hier wurden wesentliche Beschlüsse für die Zukunftsfähigkeit des DFV<br />

gefasst. Insbesondere wurde durch Änderung der Satzung die Möglichkeit geschaffen, zukünftig Studentenschaften in den DFV aufzunehmen.<br />

Nachfolgend ist die neue Satzung vollständig abgedruckt. Bitte nehmen Sie diese zu Ihren Unterlagen.<br />

Ein weiterer zentraler Beschluss ist bezüglich der Abführungsbeträge der Länderforstvereine an den DFV gefasst worden. Ab 2009 werden<br />

diese auf 12 Euro für »Ostmitglieder« und 15 Euro für »Westmitglieder« pro Jahr erhöht. Möglicherweise führt dies ebenfalls zu einer Erhöhung<br />

der Jahresbeiträge in den Länderforstvereinen.<br />

Besonders freuen wir uns über die Einladung, die nächste DFV-Tagung 2009 in Partnerschaft mit der Landesforstverwaltung Brandenburg<br />

zu organisieren. Schon jetzt laden wir Sie hierzu recht herzlich ein.<br />

Grüße aus Göttingen, Ihr DFV-Team<br />

S a t z u n g<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />

verabschiedet in der Mitgliederversammlung am 18. Oktober 2007 in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

3. Darüber hinaus können Organisationen, die sich innerhalb des Bundesgebietes<br />

über mehrere Länder und Vereinsgebiete erstrecken, die ordentliche Mitgliedschaft<br />

erwerben. Über deren Mitgliedschaft entscheidet der Länderbeirat.<br />

4. Zusätzlich können studentische Vertretungen in den Forstfakultäten von Universitäten<br />

oder Fachhochschulen auf Antrag die Mitgliedschaft erwerben. Das<br />

gilt auch für entsprechende Alumniorganisationen von Universitäten und Fachhochschulen,<br />

sofern sie Vereinsstatus haben. § 4 gilt entsprechend. § 3 Nr. 2.3<br />

Satz 2 gilt entsprechend.<br />

3. Personen, die sich um den Verein hervorragend verdient gemacht haben, kann auf<br />

Vorschlag des Präsidiums oder des Länderbeirats durch die Mitgliederversammlung die<br />

Ehrenmitgliedschaft verliehen werden.<br />

4. Über die Mitgliedschaft weiterer Länderforstvereine beschließt die Mitgliederversammlung<br />

(§ 13 Nr. 1.1). Bei Ablehnung ist sie nicht verpflichtet, die Gründe mitzuteilen.<br />

§ 4 Beendigung der Mitgliedschaft<br />

1. Die Länderforstvereine sind zum Austritt aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. berechtigt.<br />

Der Austritt kann mit dreimonatiger Frist zum Ende eines Kalenderjahres durch<br />

schriftliche Mitteilung an das Präsidium erklärt werden. Der Austritt eines Länderforstvereins<br />

aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. bedeutet auch die Beendigung der jeweiligen<br />

Einzelmitgliedschaft der Mitglieder des austretenden Länderforstvereins beim<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />

2. Die Mitgliedschaft eines Länderforstvereins kann aus wichtigen Gründen mit dreimonatiger<br />

Frist gekündigt werden (Ausschluss). Über den Ausschluss entscheidet auf<br />

Antrag des Präsidiums oder des Länderbeirats die Mitgliederversammlung. Der Ausschluss<br />

wird nach 3 Monaten wirksam.<br />

3. Die Einzelmitgliedschaft beim Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. endet durch die Beendigung<br />

der Mitgliedschaft in einem Länderforstverein, durch Austritt aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong><br />

e. V. (s. § 3 Nr. 2.3) sowie durch Ausschluss aus dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V.<br />

§ 5 Beiträge<br />

Zur Aufbringung der für die Zwecke des Vereins notwendigen Mittel führen die Länderforstvereine<br />

an den Deutschen <strong>Forstverein</strong> jährlich einen Kopfbeitrag je Einzelmitglied<br />

ab, dessen jeweilige Höhe und Fälligkeit die Mitgliederversammlung, auf Vorschlag des<br />

Länderbeirats, in einer Beitragsordnung festlegt.<br />

Studentische Fachschaften (§ 3 Nr. 2.4) zahlen keine Mitgliedsbeiträge. Organisationen<br />

(§ 3 Nr. 2.3 und 2.4) handeln ihren Mitgliedsbeitrag mit der Geschäftsstelle des DFV aus.<br />

Das Ergebnis bedarf der Zustimmung des Länderbeirats.<br />

III. Abschnitt: Organisation<br />

§ 6 Organe des Vereins<br />

1. Organe des Vereins sind:<br />

1. das Präsidium,<br />

2. der Länderbeirat und<br />

3. die Mitgliederversammlung.<br />

2. Die Präsidiums- und Länderbeiratsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. Über den Ersatz<br />

angemessener Kosten beschließt der Länderbeirat.<br />

NoveMber | 2007 : proWald 49


§ 7 Das Präsidium<br />

1. Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten sowie drei gleichberechtigten Vizepräsidenten.<br />

Die Mitglieder des Präsidiums werden von der Mitgliederversammlung aus<br />

deren Mitte für vier Jahre gewählt. Wiederwahl ist zulässig.<br />

2. Der Präsident vertritt den Verein allein, im Übrigen je zwei Vizepräsidenten gemeinsam.<br />

3. Scheidet ein Mitglied des Präsidiums während der Amtszeit aus, so wählt der Länderbeirat<br />

aus seiner Mitte für die Zeit bis zur Neuwahl ein weiteres Präsidiumsmitglied.<br />

Dessen Amt endet mit der Neuwahl.<br />

4. Das Präsidium tritt mindestens zweimal im Jahr zu einer Sitzung zusammen; eine Sitzung<br />

ist anzuberaumen, wenn mindestens zwei Präsidiumsmitglieder dies beantragen.<br />

Das Präsidium ist beschlussfähig, wenn mindestens zwei seiner Mitglieder anwesend<br />

sind. Bei Beschlussfassung entscheidet die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, bei<br />

Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.<br />

5. Das Präsidium kann zu bestimmten Arbeitsgebieten Fachbeauftragte und befristete<br />

Arbeitsgruppen einsetzen. Die Fachbeauftragten können auf Einladung des Präsidiums<br />

an den Sitzungen des Präsidiums und des Länderbeirats ohne Stimmrecht teilnehmen.<br />

Sie leiten die Arbeitsgruppen. Die Kosten der Fachbeauftragten trägt der Deutsche<br />

<strong>Forstverein</strong> e. V.<br />

6. Über Sitzungen des Präsidiums ist ein Protokoll zu führen, das von mindestens 2 Präsidiumsmitgliedern<br />

zu unterzeichnen ist.<br />

§ 8 Geschäftsführung des Präsidiums<br />

1. Das Präsidium leitet den Verein und verwaltet sein Vermögen. Es ist zuständig für die<br />

Einberufung der Mitgliederversammlung.<br />

2. Bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Präsidiums hat jedes seiner Mitglieder<br />

das Recht, die Entscheidung des Länderbeirats zu beantragen.<br />

3. Das Präsidium stellt den Haushaltsplan auf, der durch den Länderbeirat beschlossen<br />

wird. Das Präsidium legt dem Länderbeirat die Haushaltsabrechnung zur Prüfung vor.<br />

4. Der Präsident erstattet in der Mitgliederversammlung einen zusammenfassenden<br />

Jahresbericht mit Vorschlägen für die weitere Vereinsarbeit und erläutert die Haushaltsabrechnung.<br />

5. Das Präsidium kann im Einvernehmen mit dem Länderbeirat einen Geschäftsführer<br />

im Angestelltenverhältnis verpflichten, dessen Aufgabenbereich in einer Geschäftsordnung<br />

zu regeln ist.<br />

§ 9 Der Länderbeirat<br />

1. Der Länderbeirat setzt sich zusammen aus:<br />

1. den Mitgliedern des Präsidiums des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.,<br />

2. den Vorsitzenden der Länderforstvereine oder deren vertretungsberechtigten<br />

Stellvertretern,<br />

3. einem Vertreter der Studentenvertretungen der Universitäten und einem Vertreter<br />

der Studentenvertretungen der Fachhochschulen und Hochschulen. Diese<br />

zwei Vertreter sind Delegierte aller dem DFV angehörenden Studentenvertretungen.<br />

Wird der jeweilige Vertreter abgelöst, so ist dieses der Geschäftstelle des<br />

DFV unverzüglich mitzuteilen und der neue Vertreter zu benennen.<br />

2. Dem Länderbeirat steht der Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V. kraft Amtes<br />

vor.<br />

3. Bei Abstimmungen im Länderbeirat haben die Vertreter der Länderforstvereine je angefangene<br />

500 Mitglieder 1 Stimme. Die Vertreter der Studentenvertretungen haben je<br />

1 Stimme. Die Mitglieder des Präsidiums sind mit jeweils 1 Stimme stimmberechtigt.<br />

4. Der Länderbeirat entscheidet durch Beschlussfassung. Bei Beschlussfassung entscheidet<br />

die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.<br />

5. Der Länderbeirat tritt mindestens einmal im Jahr auf Einladung des Präsidenten zu<br />

einer gemeinsamen Sitzung zusammen; eine Sitzung ist unverzüglich anzuberaumen,<br />

wenn ein Drittel der Beiratsmitglieder dies beantragt.<br />

6. Der Länderbeirat ist beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte der unter<br />

§ 9 Nr. 1 genannten Personen anwesend ist. Bei Beschlussunfähigkeit ist eine in der<br />

gleichen Sache erneut einberufene Sitzung auch dann beschlussfähig, wenn weniger<br />

Mitglieder erschienen sind, falls in der Einladung auf diese Rechtsfolgen hingewiesen<br />

wurde.<br />

7. Über Sitzungen des Länderbeirats ist ein Protokoll zu führen, das vom Versammlungsleiter<br />

und von dem Protokollführer zu unterzeichnen ist.<br />

§ 10 Aufgaben des Länderbeirats<br />

1. Aufgabe des Länderbeirats sind die Förderung der Vereinsziele und die Sicherung der<br />

Zusammenarbeit mit den Länderforstvereinen.<br />

2. Daneben führt der Länderbeirat die Aufsicht über die Verwaltung des Vereinsvermögens<br />

und über die Haushaltsführung.<br />

Hierzu gehören:<br />

a) die Prüfung und Feststellung des Haushaltsplanes,<br />

b) die Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben sowie<br />

c) die Kontrolle der Haushaltsrechnung.<br />

3. Der Länderbeirat ist Berufungsinstanz für Beschwerden gegen Entscheidungen des<br />

Präsidiums.<br />

4. Der Länderbeirat entscheidet über Meinungsverschiedenheiten des Präsidiums gemäß<br />

§ 8 Nr. 2.<br />

50 proWald : NoveMber | 2007<br />

5. Der Länderbeirat entscheidet über die Beschlussfassung zur Verpflichtung eines Geschäftsführers<br />

und Regelung seines Aufgabenbereiches gemäß § 8 Nr. 5.<br />

6. Der Länderbeirat beschließt über die Mitgliedschaften gem. § 3 Nr. 2.3 und § 3 Nr. 2.4.<br />

sowie über die Beiträge gem. § 5 Satz 3.<br />

§ 11 Die Mitgliederversammlung<br />

1. Die ordentliche Mitgliederversammlung ist möglichst alle zwei Jahre in Verbindung<br />

mit der traditionellen Fachtagung, die der Pflege fachlicher Beziehungen, insbesondere<br />

auch mit dem Ausland dient, einzuberufen.<br />

2. Das Präsidium teilt den Mitgliedern den Termin schriftlich mit und veröffentlicht<br />

ihn mindestens 4 Wochen vorher in geeigneter Weise, z. B. im Internet oder in der Vereinszeitschrift.<br />

3. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung ist vom Präsidium einzuberufen,<br />

wenn das Interesse des Vereins es erfordert oder wenn dies von mindestens einem Drittel<br />

der Mitglieder des Länderbeirats oder von mindestens 10 % der Vereinsmitglieder<br />

beim Präsidium schriftlich beantragt wird. Die außerordentliche Mitgliederversammlung<br />

hat binnen 10 Wochen stattzufinden.<br />

§ 12 Tagesordnung der Mitgliederversammlung<br />

1. Die Mitgliederversammlung behandelt und berät über die vom Präsidium eingebrachten<br />

Tagesordnungspunkte. Andere Tagesordnungspunkte sind in die Tagesordnung<br />

aufzunehmen, wenn das von mindestens 50 Mitgliedern oder dem Länderbeirat<br />

spätestens 4 Wochen vor der Mitgliederversammlung beim Präsidium schriftlich beantragt<br />

wird.<br />

2. Mit Zustimmung der Mitgliederversammlung kann der Leiter der Mitgliederversammlung<br />

die Beratung auf Tagesordnungspunkte ausdehnen, die nicht auf der Tagesordnung<br />

standen.<br />

3. Über die Verhandlungen und Beschlüsse ist eine Niederschrift aufzunehmen; sie<br />

ist vom Leiter der Mitgliederversammlung zu unterschreiben. Wenn mehrere Leiter<br />

tätig waren, unterzeichnet der letzte Versammlungsleiter die ganze Niederschrift. Jedes<br />

Vereinsmitglied erhält auf Anforderung eine Niederschrift. Der Leiter der Versammlung<br />

kann für die Fertigung der Niederschrift einen Schriftführer bestimmen.<br />

§ 13 Zuständigkeit der Mitgliederversammlung<br />

1. Die Mitgliederversammlung ist zuständig für die:<br />

1. Aufnahme eines Länderforstvereins gemäß § 3 Nr. 4,<br />

2. Wahl des Präsidiums,<br />

3. Ernennung von Ehrenmitgliedern,<br />

4. Bestimmung von Ort und Jahr für die nächste Mitgliederversammlung,<br />

5. Entlastung des Präsidiums,<br />

6. Wahl der Kassenprüfer und von 2 Stellvertretern,<br />

7. Änderung und Ergänzung der Satzung,<br />

8. Auflösung des Vereins und<br />

9. Beschluss über die Beitragsordnung gem. § 5.<br />

2. Die Beschlüsse zu 7. und 8. von Abs. 1 bedürfen einer Mehrheit von zwei Drittel der<br />

anwesenden stimmberechtigten Vereinsmitglieder; die Beschlüsse zu 7. und 8. erfordern<br />

außerdem die Zustimmung des Länderbeirats.<br />

3. Bei Auflösung, Aufhebung des Vereins, Verzicht auf Rechtsfähigkeit oder bei Wegfall<br />

seines seitherigen Zwecks fällt das Vermögen des Vereins, soweit es eingezahlte Kapitalanteile<br />

der Mitglieder und den gemeinen Wert der von den Mitgliedern geleisteten Sacheinlagen<br />

übersteigt, an das Deutsche Rote Kreuz in Berlin, das die Mittel unmittelbar<br />

und ausschließlich für seine satzungsmäßigen Zwecke zu verwenden hat.<br />

§ 14 Allgemeine Verfahrensvorschriften<br />

1. Bei Abstimmung hat jedes stimmberechtigte Mitglied eine Stimme. Ein Mitglied, das<br />

durch eine Beschlussfassung entlastet oder von einer Verpflichtung befreit werden soll<br />

oder das von der Beschlussfassung in anderer Weise persönlich betroffen wird, hat in<br />

diesem Falle keine Stimme. Richtet sich die Beschlussfassung der Mitgliederversammlung<br />

gegen das Präsidium, so übernimmt für die Dauer von dessen Verhinderung das<br />

älteste unbeteiligte Mitglied des Länderbeirats den Vorsitz.<br />

2. Beschlüsse des Präsidiums, des Länderbeirats sowie der Mitgliederversammlung bedürfen<br />

der einfachen Stimmenmehrheit der bei der Abstimmung anwesenden Stimmberechtigten;<br />

bei Stimmengleichheit im Präsidium gibt die Stimme des Präsidenten den<br />

Ausschlag. Ausgenommen sind Satzungsänderungen (§ 13 Nr. 1.7) und die Auflösung<br />

des Vereins (§ 13 Nr. 1.8).<br />

3. Die Abstimmungen können offen oder geheim sein; geheime Abstimmungen werden<br />

nur vorgenommen, wenn sie vom Präsidenten beschlossen oder von mindestens<br />

einem Fünftel der anwesenden Stimmberechtigten verlangt werden. Abstimmungen<br />

über einfache Fragen können im Präsidium und im Länderbeirat auch schriftlich vorgenommen<br />

werden.<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, den 18. Oktober 2007<br />

Dr. Anton Hammer Hermann Ilaender<br />

Präsident Vizepräsident


iMPressuM<br />

proWald<br />

Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

und von der ID Wald GmbH verlegt, Geschäftsführer Hanno Moldenhauer.<br />

n Redaktion: Christine Große , Hannes Elster (V.i.S.d.P.).<br />

n Anzeigen: Ursula Rüping, Email: rueping@forstverein.de, Tel.: 0173/6135689 oder Verlag.<br />

n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen,<br />

Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />

n Satz und Layout: Sigrun Bönold.<br />

n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />

n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />

n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft<br />

beträgt 5 Euro einschließlich Versand. Jahresabonnement 30,– Euro.<br />

n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />

Redaktionsschluss der Januar-Ausgabe: 10. Dezember 2007. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2.<br />

Titelbild: HELL BEGEISTERT: Die beleuchtete Lichtentaler Allee, gesponsert von der EnBW<br />

Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Firma TTW bei.<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

Büsgenweg 1<br />

37077 Göttingen<br />

Tel.: 0551/379 62 65<br />

Fax: 0551/379 62 37<br />

E-Mail: info@forstverein.de<br />

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