Sommer 2012 - HSBA
Sommer 2012 - HSBA
Sommer 2012 - HSBA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>HSBA</strong> TITEL<br />
stateMents von UnternehMern<br />
sind sie schon einmal in einen<br />
moralischen Konflikt geraten?<br />
Wie haben Sie die Situation für sich gelöst? Diese Fragen haben wir drei Mitgliedern der Versammlung<br />
Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg (VEEK) gestellt.<br />
martina Julius-Warning<br />
Geschäftsführerin der Corporate Communications<br />
GmbH<br />
Viele unserer Kunden stehen<br />
heute unter einem enormen<br />
Erfolgsdruck und geben diesen<br />
an ihr Dienstleistungsunternehmen<br />
weiter. Nicht<br />
selten werden wir aufgefordert - wissend<br />
oder unwissend - die Grenzen im umgang<br />
mit der Presse- und Medienfreiheit zu überschreiten.<br />
Hier kann ein „Nein“ seitens der<br />
agentur zugleich den Etatverlust und damit<br />
den Verlust vieler arbeitsplätze bedeuten.<br />
Für ehrbare Kaufleute sollte aber der<br />
kaufmännische Sinn für realitäten mit der<br />
Orientierung an ethischen Werten im Einklang<br />
stehen. Deshalb versuchen wir durch<br />
Gespräche mit unseren Geschäftspartnern<br />
herauszufinden, ob unsere Wertvorstellungen<br />
übereinstimmen. In den meisten Fällen<br />
können wir überzeugen. aber es hat auch<br />
schon Fälle gegeben, wo wir als agentur den<br />
auftrag zurückgegeben haben.<br />
8<br />
Hans-Theodor Kutsch<br />
langjähriger Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der ALBIs pLAsTIC GmbH<br />
als wir in der Krise<br />
2008/2009 Kurzarbeit<br />
beantragen wollten, mussten<br />
wir uns entsprechend<br />
der staatlichen auflagen<br />
zunächst von allen Mitarbeitern mit<br />
befristeten Verträgen und von Zeitarbeitskräften<br />
trennen. Mir hat das damals<br />
Sorgen gemacht, denn es war abzusehen,<br />
dass diese Mitarbeiter in der angespannten<br />
Situation auf dem arbeitsmarkt so<br />
schnell keine neue anstellung finden<br />
würden. um zumindest zu verhindern,<br />
dass die betroffenen Mitarbeiter direkt<br />
in die arbeitslosigkeit entlassen werden,<br />
habe ich Kontakt zu den Zeitarbeitsunternehmen<br />
aufgenommen. Dort wurde mir<br />
zugesichert, dass die bei uns eingesetzten<br />
Mitarbeiter nicht gekündigt, sondern erst<br />
einmal weiterbeschäftigt werden.<br />
minou B. Tikrani,<br />
Geschäftsführerin der Konstruktiv<br />
pr-Beratungsgesellschaft mbH<br />
als junge Journalistin bin ich häufiger zu<br />
einem fürstlichen Essen oder einer exklusiven<br />
reise eingeladen worden, um damit<br />
für ein Produkt oder ein unternehmen positiv<br />
gestimmt zu werden. Vielleicht wäre<br />
ich den Versuchungen verfallen, wenn<br />
es nicht die strengen Leitlinien meines<br />
arbeitgebers, des axel Springer Verlags,<br />
gegeben hätte. als Geschäftsführerin einer<br />
Pr-agentur erlebe ich es häufiger , dass<br />
unternehmen der Meinung sind, man<br />
brauche die Journalisten nur ordentlich zu<br />
pudern und schon würden nette Berichte<br />
in der Zeitung stehen. Meine antwort ist<br />
da ganz eindeutig „nein“, selbst wenn es<br />
um viel Geld geht. andere Fragen sind, ob<br />
man aufträge von der rüstungs- oder Zigarettenindustrie<br />
annehmen sollte und ob<br />
man für die Gentechnologie tätig wird. Wie<br />
kommuniziere ich für unternehmen, die in<br />
Ländern produzieren lassen, in denen es<br />
Kinderarbeit gibt? Es gibt für mich dabei<br />
nicht nur Schwarz und Weiß. Ich versuche,<br />
bei meinen Entscheidungen die vielen<br />
Graustufen zu berücksichtigen. Dazu führe<br />
ich Gespräche mit meinen Mitarbeitern<br />
und meinem Mann. außerdem halte ich<br />
mir immer wieder unsere eigenen Leitlinien<br />
vor augen. Dabei kann es schon mal<br />
passieren, dass wir einen auftrag nicht<br />
annehmen. Wenn ich es gegen meine<br />
Überzeugung doch getan hätte, hätten wir<br />
zwar kurzfristig daran verdient, uns aber<br />
langfristig unseren ruf ruiniert. Damit sind<br />
moralische Entscheidungen letztlich auch<br />
betriebswirtschaftlich sinnvoll.<br />
Nr.2 | SOMMEr <strong>2012</strong>