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Museumszeitung Das Paradies Schlangen haben ... - Stift Admont

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Die 4letzten<br />

Dinge<br />

Einen besonderen Zugang zum Generalthema vermitteln<br />

die „Vier letzten Dinge“ von Josef Stammel, eine<br />

Gruppe von vier überlebensgroßen Darstellungen von<br />

Tod, Jüngstem Gericht, Himmel und Hölle. Sie zeigen<br />

nicht nur das <strong>Paradies</strong> – die Figur des Himmels – als Ziel,<br />

sondern auch den Weg dorthin. Der Tod als Ende menschlicher<br />

Bemühungen ist die Pforte zur Ewigkeit, die ausnahmslos<br />

jeder überschreiten muss. Es folgt das Jüngste<br />

Gericht, eine Beurteilung irdischen Lebens und Strebens.<br />

Dessen Scheitern ist nicht ausgeschlossen, wie die Hölle<br />

mit ihren Lasterdarstellungen zeigt. Den Himmel hingegen<br />

erreicht man durch die guten Werke des Gebetes,<br />

Fastens und Almosengebens.<br />

Oben: Der Tod, das Jüngste Gericht, der Himmel, die Hölle;<br />

Darunter: Detail aus der Hölle;<br />

Links: Blick in den Bibliotheksaal<br />

Die größte Klosterbibliothek der Welt<br />

Seit der Gründung im Jahre 1074, also seit fast einem Jahrtausend,<br />

werden im Benediktinerstift <strong>Admont</strong> Kulturgüter gesammelt und bewahrt.<br />

Eine besondere Stellung nimmt diesbezüglich die <strong>Stift</strong>sbibliothek ein.<br />

Diese Bibliothek zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern<br />

unseres Landes und ist eines der großen Gesamtkunstwerke<br />

des europäischen Spätbarocks. „<strong>Das</strong> Achte<br />

Weltwunder“, so wurde die <strong>Admont</strong>er Bibliothek, vielleicht<br />

etwas enthusiastisch, aber durchaus berechtigt, schon seit<br />

dem frühen 19. Jahrhundert bezeichnet. Sie stellt einen<br />

über Jahrhunderte hinweg reichenden Wissensspeicher dar,<br />

in dem sich kunst- und kulturhistorische Beispiele aus der<br />

Entwicklungsgeschichte des Buches finden - von den Handschriften<br />

aus der mittelalterlichen <strong>Admont</strong>er Schreibschule,<br />

über die gesammelten Inkunabeln (Frühdrucke) bis hin zum<br />

entfalteten Buchdruck.<br />

Die Bibliothek ist als Gesamtkunstwerk zu sehen, in der die<br />

verschiedenen Kunstgattungen (Architektur, Fresken, Skulpturen,<br />

Schriften & Druckwerke) zu einer Einheit verschmolzen<br />

sind - letztlich auch die zentrale Stellung des Buches in der<br />

Entwicklungsgeschichte der Benediktiner verdeutlichend.<br />

Der 1776 vollendete, spätbarocke Bibliothekssaal wurde von<br />

Abt Matthäus Offner (reg. 1751–1779) in Auftrag gegeben<br />

und vom Grazer Baumeister Josef Hueber (1715 –1787) erbaut.<br />

Mit einer Länge von 70 m, einer Breite von 14 m und<br />

einer Höhe von 11m (in der Mittelkuppel 12,7 m) ist dieser<br />

in drei Teile gegliederte Raum der größte klösterliche Bibliothekssaal<br />

der Welt.<br />

Als architektonisches Vorbild diente Hueber der Prunksaal<br />

der österreichischen Nationalbibliothek in Wien.<br />

Aufklärerischen Geist atmen auch die sieben Deckenfresken,<br />

die der über 80-jährige Bartolomeo Altomonte (1694 – 1783)<br />

in den Sommermonaten der Jahre 1775 und 1776 schuf: Sie<br />

zeigen die Stufen der menschlichen Erkenntnis vom Denken<br />

und Sprechen über die Wissenschaften bis zur göttlichen Offenbarung<br />

in der Mittelkuppel.<br />

Der <strong>Stift</strong>sbildhauer Josef Stammel (1695 – 1765), der als einer<br />

der bedeutendsten barocken Bildhauer gilt, schnitzte den<br />

umfangreichen Skulpturenschmuck des Prunksaales.<br />

Die <strong>Admont</strong>er Bibliothek ist ein historisches Monument der<br />

Buchkultur. Andererseits bietet sie aber ebenso wertvolles<br />

und umfassendes Quellenmaterial zur Geschichte des Umlandes.<br />

Der gesamte Bücherbestand umfasst an die 200.000<br />

Bände. Den kostbarsten Schatz bilden dabei die mehr als<br />

1.400 Handschriften (ab dem 8. Jahrhundert) sowie die 530<br />

Inkunabeln (Frühdrucke bis zum Jahr 1500).<br />

Archiv- und Bibliotheksbenützung:<br />

Benützung der Bestände nach Vereinbarung mit Archivar<br />

und Bibliothekar Johann Tomaschek.<br />

tomaschek@stiftadmont.at<br />

Tel.: ++43(0)3613/23 12-602<br />

Jahrhundertprojekt Bibliotheksrestaurierung<br />

Im Zuge dieses Jahrhundertprojektes – vergleichbare Arbeiten<br />

wurden seit der Fertigstellung des Bibliothekssaales noch<br />

niemals gemacht! – werden in drei großen Arbeitsphasen abschnittsweise<br />

sämtliche Bereiche generalrestauriert:<br />

Alle Bestände aus Stein (Boden, Säulen) und Metall (Geländer),<br />

die Deckenfresken, der gesamte Skulpturenschmuck,<br />

alle Bestandteile aus Holz (Bücherschränke, Fenster) und last<br />

but not least der ganze Buch-Bestand (ca. 40.000 Bände!) des<br />

nördlichen und südlichen Seitensaales wurden bereits in den<br />

Jahren 2004 und 2005 bearbeitet und sind für den Besucher<br />

heute weitestgehend fertig restauriert zu bewundern.<br />

In der letzten Arbeitsphase bis 2008 wird der aufwendige<br />

Mittelsaal restauriert.<br />

7 Restauratorenteams aus den verschiedensten Bereichen<br />

(Papier, Wandmalerei, Holz, Metall, Stuck, Stein) arbeiten an<br />

zwei großen Projekten: einerseits an der Buchrestaurierung,<br />

deren Ablauf von Gerald Unterberger koordiniert wird und<br />

andererseits an der Restaurierung der Bausubstanz, die vom<br />

stiftischen Baumeister Lambert Gahbauer gemanagt wird.<br />

Folgende Restauratoren-Teams werden in dem Zeitraum von<br />

2004 bis 2008 mit den Restaurierungs-Arbeiten beschäftigt<br />

sein:<br />

Bestände aus Stein: Boden, Säulen: Fa. Zottmann GmbH,<br />

Judendorf | Metall-Bestände: Geländer, div. Metallverbin-<br />

dungen: Elisabeth Krebs, Wien | Figurale Deckenmalerei |<br />

Fresken: Hubert Schwarz, Graz | Monochrom gefasste Skulpturen<br />

von Josef Stammel: Eva Moser–Seiberl, Bad Aussee |<br />

Fenster und polychrom gefasste Einrichtungen: Markus Piffl,<br />

Graz | Metallfassungen – Vergoldungen: Bernadette Künigl,<br />

Lannach | Buch-Bestand: Bettina–Dräxler, Wien.<br />

Während der gesamten Zeit der Restaurierungs-Arbeiten ist<br />

die Bibliothek für Besucher zugänglich: Der Gast kann die<br />

drei Saalteile der Bibliothek in unterschiedlichen Stadien der<br />

Restaurierung besichtigen: Der nördliche und der südliche<br />

Seitensaal sind bereits im fertig restaurierten Zustand und<br />

sind mit dem mittleren Raumteil in seiner (noch) unveränderten<br />

Substanz direkt zu vergleichen. Im Jahr 2006 werden<br />

zwei Bereiche des mittleren Bibliothekteils restauriert und<br />

im Jahr 2007 wird der letzte Bereich – die Mittelkuppel in<br />

Angriff genommen.<br />

In diesem Sinne bietet ein Besuch der <strong>Admont</strong>er <strong>Stift</strong>sbibliothek<br />

ein wirklich historisch einmaliges Zeugnis, das seinen<br />

besonderen Reiz ausübt!<br />

Öffnungszeiten der Bibliothek:<br />

2. April – 5. November 2006 täglich von 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Außerhalb der Saison auf Anfrage unter<br />

Tel.: ++43(0)3613/23 12-601;<br />

kultur@stiftadmont.at<br />

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