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MITTE bitte! Ausgabe 2-2017

Unsere Sommerausgabe von MITTE bitte! mit vielen aktuellen Tipps, wo man hier in Berlin einen tollen Sommer erleben kann. Außerdem stellen wir das Flussbad-Projekt vor und wandeln auf den Spuren des Ur-Berlin.

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17<br />

Lifestyle Kolumne<br />

Törtchenzeit<br />

Frau Meissner und der Graf auf der<br />

Suche nach der süßen Verführung<br />

Joelle Meissner und Lo Graf von Blickensdorf sind süßen Gaumenfreuden nicht abgeneigt.<br />

In »Törtchenzeit« berichten sie über ihre Streifzüge durch Berlins kulinarische Welten, immer auf<br />

der Suche nach Berlins besten Konditoren. Heute: »Hotel Adlon«.<br />

Fotos: Erich Grönke<br />

Das Hotel Adlon hatte schon seit<br />

1907 als eines der ersten Hotels<br />

Zimmer mit Badewannen. Aus<br />

diesem Grunde ging damals Kaiser<br />

Wilhelm II. gerne ins Adlon, da sein<br />

Stadtschloss noch keine Badewanne<br />

besaß. Er verließ nie das Adlon,<br />

ohne vorher gebadet zu haben.<br />

Frau Meissner und ich kamen<br />

schon frisch gebadet im Adlon an.<br />

Als erstes fiel uns die freundliche<br />

Art der Angestellten auf. »Empfange<br />

deinen Gast so, dass er gern kommt<br />

und ungern wieder geht«, sagte<br />

schon 1890 Konstanze von Franken.<br />

Die Empfangshalle war gut besucht<br />

und wir nahmen in einer gemütlichen<br />

Ecke Platz, vis-à-vis vom<br />

ehemaligen Verkehrsminister Peter<br />

Ramsauer von der CSU, der dort mit<br />

seiner Entourage tagte. Der Springbrunnen<br />

in der großen Halle sorgte<br />

für angenehmes Wohlbehagen. Wir<br />

betrachteten in der Tortenvitrine,<br />

die wie ein Kunstwerk in die Wand<br />

eingelassen war, das große Angebot<br />

von Torten und entdeckten ein<br />

Törtchen, das mit »Dessert oft the<br />

Year <strong>2017</strong>« ausgezeichnet war. Das<br />

wollten wir!<br />

Als die Törtchen uns von<br />

charmanter Hand serviert wurden,<br />

machte man uns darauf aufmerksam,<br />

dass dieses runde »Ding«, das<br />

wie eine Zierkirsche aussah, eine<br />

Pipette mit karibischem Rum war,<br />

die man vor dem Verzehr vorsichtig<br />

über das Törtchen träufelt.<br />

Nachdem wir alle Vorbereitungen<br />

getroffen hatten, betrachteten wir<br />

uns die beiden wunderschönen<br />

Törtchen aus der Nähe. Sie waren<br />

ein Augenschmaus. Meine charmante<br />

Tischdame und ich zögerten<br />

ein wenig, diese grandiosen<br />

Kunstwerke zu zerstören. Doch Frau<br />

Meissner sagte nach einer Weile:<br />

»Quand le vin est tiré, il faut le<br />

boir.« (»Wenn der Wein geöffnet ist,<br />

muss er getrunken werden«). Dann<br />

schauten wir uns entschlossen an,<br />

nickten uns zu und – stachen mit<br />

unseren Tortengabeln hinein!<br />

Was wir nun in unseren Mündern<br />

spürten, war ein Geschmackserlebnis<br />

sondergleichen! Sie waren<br />

nicht nur ein optischer Genuss.<br />

Von Frau Meissner hörte ich nur<br />

ein verzücktes: »Himmlisch!« und<br />

»Weltklasse!« Wir schmeckten<br />

eine raffinierte Kombination von<br />

kubanischem Tabak, der sich mit<br />

weißem Tee aus China vermählte.<br />

Untermalt von feinstem karibischen<br />

Rum aus der Pipette. Diese<br />

und viele andere noch nie vorher<br />

geschmeckte Aromen mäanderten<br />

durch unsere Münder. Plötzlich<br />

huschte Uschi Glas an uns vorbei.<br />

Doch was ist schon Uschi Glas<br />

gegen dieses Törtchen! Wir stießen<br />

nur noch »Mmh!«- »Ahhh!«- und<br />

»Oh!«-Laute aus, so dass die<br />

Entourage des Ex-Verkehrsministers<br />

schon misstrauisch zu uns<br />

herüberschaute. Hier ist mal ein<br />

großes Lob an den Chef Patissier<br />

auszusprechen!<br />

Dann gingen wir, noch törtchenbeseelt,<br />

am Fahrstuhl vorbei, wo<br />

gerade Bryan Ferry von »Roxy<br />

Music« auf seinen Lift wartete, in<br />

Richtung Ausgang. Glücklich und<br />

zufrieden verließen wir nur äußerst<br />

ungern das Adlon. Allerdings ohne<br />

gebadet zu haben.<br />

Joelle Meissner ist eine<br />

Berliner Malerin und<br />

Konzeptkünstlerin.<br />

Zudem ist sie ausgebildete<br />

Kunsttherapeutin<br />

und Meditations-Lehrerin.<br />

Lo Graf von Blickensdorf<br />

zählt zu Deutschlands beliebtesten<br />

Tortenbloggern.<br />

Der Berliner Autor hat<br />

gerade sein zweites Buch<br />

»Abnehmen mit Torte«<br />

veröffentlicht.

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