12.12.2012 Aufrufe

ZUVIEL LICHT ? - wiener wohnbau forschung

ZUVIEL LICHT ? - wiener wohnbau forschung

ZUVIEL LICHT ? - wiener wohnbau forschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>ZUVIEL</strong> <strong>LICHT</strong> ?<br />

Eine Studie im Rahmen der Wiener Wohnbau<strong>forschung</strong><br />

… zu den spezifischen thermischen<br />

und optischen Potentialen von hoch<br />

verglasten Laubenganghäusern im<br />

zeitgenössischen Wiener Wohnbau.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Brünnerstraße 26 - 32 Breitenfurtherstraße 114 Rosensteingasse 104 - 106<br />

Seit etwa 1980 findet eine Neuformulierung des Laubenganges im<br />

Geschosswohnungsbau statt. Es entstehen hoch- bzw. vollverglaste<br />

Erschließungszonen, die ein den Wohnungen vorgelagertes,<br />

eigenständiges Volumen bilden. Der grundlegende Unterschied zu den<br />

historischen Typen ist der Wechsel in der Anordnung der Volumen.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Apollpgasse 3; im Jahr 1928<br />

Annagasse 5<br />

Das Erschließungselement wird nicht mehr hofseitig sondern straßenseitig<br />

vor die Wohneinheiten gefügt.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Mit dieser hochtransparenten und dennoch geschlossenen Form des<br />

Laubengangs werden hinsichtlich der Wohnqualität die unterschiedlichsten<br />

Erwartungen verknüpft:<br />

► Viel Licht<br />

► Wärme<br />

► Lärmschutz<br />

► Laube statt Gang<br />

Department für Bauen und Umwelt


Brünnerstraße Breitenfurterstraße<br />

Rosensteingasse<br />

Speisingerstraße<br />

Johnstraße<br />

Anton Baumgartner Straße<br />

Was können hoch verglaste Erschließungszonen unter den ganz konkreten<br />

örtlich definierten Bedingungen des Wiener Stadtgefüges tatsächlich für die<br />

zugeordneten Wohnungen leisten? Und wo liegen die Grenzen dieses Typus ?<br />

Department für Bauen und Umwelt


Beobachtungen – Hypothesen I<br />

Zur thermische und optischen Performance von Wohneinheiten<br />

mit hochverglaster Laubengangerschließung.<br />

► Es besteht eine nennenswerte und primär<br />

widersprüchliche Rückkopplung zwischen<br />

den Zielen der visuellen und der thermischen<br />

Optimierung von Wohnräumen.<br />

► Tageslichtoptimierte Gebäude unterscheiden<br />

sich häufig drastisch von den klassischen<br />

Formen energieeffizienter Architektur.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Definition einer Standardwohneinheit mit Laubengangerschließung<br />

unter Anwendung konstruktivistischer Methodik.<br />

Parameter der Studie<br />

► Heizwärmebedarf<br />

[kWh/m²a]<br />

► Kühlwärmebedarf<br />

[kWh/m²a]<br />

► Tageslichtqualität<br />

[???]<br />

Department für Bauen und Umwelt


Der Tageslichtquotient als Parameter für Tageslichtqualität in der<br />

Standardwohneinheit?<br />

Department für Bauen und Umwelt


Der Tageslichtquotient der Standardwohneinheit<br />

Department für Bauen und Umwelt


Entwicklung des Durchlichtungsfaktors als Ergänzung und<br />

Alternative zum Tageslichtquotient.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Entwicklung des Durchlichtungsfaktors als Ergänzung und<br />

Alternative zum Tageslichtquotient.<br />

Durchlichtungsfaktor<br />

bei Orientierung Süd<br />

im Februar<br />

in Wien<br />

Durchlichtungsfaktor<br />

bei Orientierung Westsüdwest<br />

im Februar<br />

in Wien<br />

Department für Bauen und Umwelt


Definition der Parameter zur vergleichenden Bewertung der<br />

thermischen und optischen Performance der Standardwohneinheit<br />

mit hochverglaster Laubengangerschließung.<br />

► Tageslichtquotient<br />

Verhältnis der Beleuchtungsstärke auf eine horizontale Fläche<br />

zwischen Innen- und Außenraum bei bedecktem Himmel.<br />

► Durchlichtungsfaktor – Light Penetration Factor<br />

Anteil des Raumvolumens, das momentan oder in einem<br />

definierten Zeitraum von direktem Sonnenlicht durchlichtet<br />

werden kann.<br />

► Kühlwärmebedarf<br />

Flächenbezogener Nutzkältebedarf zur Aufrechterhaltung von 26°C<br />

Lufttemperatur.<br />

► Heizwärmebedarf<br />

Flächenbezogener Nutzwärmebedarf zur Aufrechterhaltung von<br />

20°C Lufttemperatur.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Vergleichende Darstellung unterschiedlicher Orientierungen:<br />

Heizwärmebedarf, Kühlwärmebedarf und Durchlichtungsfaktor<br />

Performance<br />

bei Orientierung<br />

Westsüdwest<br />

Performance<br />

bei Orientierung<br />

Süd<br />

[kWh/m²]<br />

[kWh/m²]<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

T_B460_L1125_A60<br />

M12 M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11 M12<br />

T_B460_L1125_A0<br />

M12 M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11 M12<br />

100<br />

100<br />

Department für Bauen und Umwelt<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

[Vol %]<br />

[Vol %]<br />

HWB<br />

KB<br />

LPF<br />

HWB<br />

KB<br />

LPF


Zusammenfassende Darstellung der unterschiedlichen Performance<br />

der Standardwohneinheit in Abhängigkeit von der Orientierungen.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Beobachtungen – Hypothesen II<br />

Zur thermische und optischen Performance von Wohneinheiten<br />

mit hochverglaster Laubengangerschließung.<br />

► Der direkten Sonnenstrahlung in<br />

Innenräumen kommt eine bisher<br />

unterschätzte Bedeutung zu.<br />

► Es fehlen praktikable Werkzeuge zur<br />

Optimierung der Verfügbarkeit direkter<br />

Sonnenstrahlung im Entwurfsprozess.<br />

► Es treten in unserem Kulturkreis tatsächlich<br />

vermehrt gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

auf, die auf Lichtmangel zurückgeführt<br />

werden.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Die zentralen photobiologischen Wirkungen vollspektralen<br />

Tageslichts auf den Menschen:<br />

► Visuelle Wahrnehmung<br />

► Zirkadiane und zirkaannuale<br />

Rhythmik<br />

► Erzeugung von<br />

körpereigenem Vitamin D<br />

► Sonnenbrand- und<br />

Photokarzinombildung<br />

► Entzündungshemmende<br />

Wirkung<br />

Department für Bauen und Umwelt


Der zirkadiane und zirkaannuale Rhythmus<br />

► Ein dritter, nichtvisueller Rezeptor<br />

im Auge wurde erst vor wenigen<br />

Jahren entdeckt.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Der zirkadiane und zirkaannuale Rhythmus<br />

► Ein dritter, nichtvisueller Rezeptor<br />

im Auge wurde erst vor wenigen<br />

Jahren entdeckt.<br />

► Licht im blauen Spektralbereich<br />

aktiviert die Melatoninsupression<br />

ab einem Schwellenwert von 6 bis<br />

7 lx.<br />

► Zeitsteuernde Impulse für die<br />

innere Uhr benötigen eine mindest<br />

Lichtstärke von etwa 2.500lx<br />

► Lichtmangel gilt als eine der<br />

wesentlichsten Ursachen für<br />

Saisonal affektive Depressionen<br />

(SAD)<br />

Department für Bauen und Umwelt


Erzeugung von körpereigenem Vitamin D 3 und Folgen eines<br />

chronischen Vitamin D Mangels.<br />

► Körpereigenes und damit hochwirksames<br />

Vitamin D3 kann von der Haut nur unter<br />

Einwirkung von UV-Strahlung hergestellt<br />

werden. Vitamin D…<br />

► stabilisiert die Knochenfestigkeit (Rachitis,<br />

Osteoporose)<br />

► stabilisiert den Blutdruck<br />

► reguliert die Zellteilungsgeschwindigkeit<br />

► Reduziert das Risiko zu erkranken, bzw.<br />

verbessert signifikant die Heilungschancen<br />

bei: Darm-, Eierstock- und Prostatakrebs<br />

möglicherweise auch bei Melanomen.<br />

Vgl.: Hobday Richard.,The Light Rev olution,<br />

Health Architectur and the Sun, Findhorn,<br />

2006<br />

► Reduziert das Risiko an Multipler Sklerose<br />

und Diabetes mellitus 1 zu erkranken… …bei ausreichender Versorgung!<br />

Department für Bauen und Umwelt


Auftreten von Sonnenbrand und Risiko des Auftretens von<br />

Photokarzinomen<br />

► Die Empfindlichkeit gegenüber UV-<br />

Strahlung ist stark vom Individuum<br />

abhängig. Für den Hauttyp II wurde eine<br />

standardisierte gewichtete minimale<br />

Erythem Dosis (MED) von 250 J/m²<br />

festgesetzt. Ab einer Applikation von etwa<br />

4 MED tritt Sonnenbrand auf.<br />

► Das Auftreten eines Photokarzinoms kann<br />

nicht mit eine konkret quantifizierbare<br />

Bestrahlungsdosis verbunden werden.<br />

Dennoch sind qualitative Parameter<br />

beschreibbar, die das Risiko an einem<br />

Photokarzinom zu erkranken abbilden.<br />

Vgl.: Armstrong Bruce K., Kricker Anne, The<br />

epidemiology of UV induced skin cancer, Journal of<br />

Photochemistry and Photobiology B: 63, 2001 S.17<br />

Department für Bauen und Umwelt


Entzündungshemmende Wirkung<br />

► Die infraroten Strahlungsanteile werden in<br />

der Fachliteratur als schwach<br />

entzündungshemmend beschrieben.<br />

http://www.balkon-gegenueber.de/img/sonnenschirm.jpg<br />

Department für Bauen und Umwelt


Spektrales Strahlungsangebot an direktem Tageslicht im Innenraum<br />

► Strahlungsabminderung<br />

definiert durch den spektralen<br />

Strahlungsdurchlassgrad<br />

und durch den winkelabhängigen<br />

Reflexionsgrad des Glases.<br />

► Helligkeitsabminderung<br />

wie oben, aber gewichtet mit der spektralen<br />

Helligkeitsempfindlickeit des menschlichen<br />

Auges.<br />

► Abminderung der erythemalen<br />

Wirksamkeit<br />

definiert wie oben, aber gewichtet mit dem<br />

erythemalen Wirkungsspektrum.<br />

Department für Bauen und Umwelt


Spektrales Strahlungsangebot an direktem Tageslicht im Innenraum<br />

► Strahlungsabminderung beim Durchtritt durch ein technisches Funktionsglas<br />

[W/(m²nm)]<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Irradiance_outside Irradiance_inside<br />

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000<br />

[nm]<br />

Department für Bauen und Umwelt


Spektrales Strahlungsangebot an direktem Tageslicht im Innenraum<br />

► Helligkeitsabminderung beim Durchtritt durch ein technisches Funktionsglas<br />

[lx/nm]<br />

500,0<br />

400,0<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

Illuminance_outside Illuminance_inside<br />

0 200 400 600 800 1.000<br />

[nm]<br />

Department für Bauen und Umwelt


Spektrales Strahlungsangebot an direktem Tageslicht im Innenraum<br />

► Abminderung der erythemalen Wirkung durch ein technisches Funktionsglas<br />

[W/(m²nm)]]<br />

0,0012<br />

0,0010<br />

0,0008<br />

0,0006<br />

0,0004<br />

0,0002<br />

0,0000<br />

Erethym Act Spectrum inside Erethym Act Spectrum outside<br />

250 270 290 310 330 350 370 390 410 430 450 470 490<br />

[nm]<br />

Department für Bauen und Umwelt


Schlussfolgerungen, Forschungs- und Handlungsbedarf<br />

► Auch im Innenraum ist „ungefiltertes“, direktes Sonnenlicht verfügbar<br />

zu machen.<br />

► Der Durchtritt von Innen nach Außen muss erleichtert werden.<br />

► Der Durchlichtungsfaktor könnte dazu ein taugliches<br />

Planungswerkzeug bereits für die frühen Entwurfsphasen sein.<br />

► Zwischen den thermischen und visuellen Optimierungszielen eines<br />

Innenraums bestehen tatsächlich widersprüchliche Rückkopplungen.<br />

► Umfang und Wesen dieser Rückkopplungen können durch<br />

Maßnahmen an Sonnenschutz, Lüftung und thermisch wirksamen<br />

Speichermassen verändert und abwägend optimiert werden.<br />

► …<br />

Department für Bauen und Umwelt


Seminarreihe Lichtgestaltung<br />

[ www.donau-uni.ac.at/bau ]<br />

Department für Bauen und Umwelt


DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT<br />

Arch. DI Renate Hammer, MAS und DI Peter Holzer<br />

Department für Bauen und Umwelt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!