pflegeinformatik - Pflege-PBS.ch
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PFLEGEINFORMATIK<br />
Maria Müller Staub: <strong>Pflege</strong>klassifikationen im Verglei<strong>ch</strong><br />
Studienresultate zeigen, dass die Qualität der individuellen Erfassung von Pfl egeproblemen dur<strong>ch</strong> ein<br />
gezieltes Pfl egeassessment und in der Feststellung der Pfl egediagnosen verbessert wird. Pfl egediagnostik<br />
basiert auf einem professionellen Beziehungsprozess, in dem Bedürfnisse und Zielsetzungen<br />
der Patientinnen und deren Angehöriger erfasst werden und ihnen fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> kompetent entspro<strong>ch</strong>en<br />
wird. Theoretis<strong>ch</strong> fundierte Pfl egediagnosen und –interventionen in der Pfl egedokumentation tragen<br />
zur Kontinuität der Pfl ege bei. Die kompetente, Patientinnen orientierte Anwendung von Pfl egediagnostik<br />
bedeutet einen wesentli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ritt der Professionalisierung der Pfl ege. Mit der Einordnung<br />
der Ausbildung zur diplomierten Pfl egefa<strong>ch</strong>frau auf die Tertiärstufe wird Professionalität gefordert.<br />
Anforderungen an Angehörige von Professionen zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> unter anderem aus dur<strong>ch</strong> fa<strong>ch</strong>kundige<br />
Diagnostik, dur<strong>ch</strong> die Wahl eigenständiger, gezielter Interventionen und das Errei<strong>ch</strong>en von Ergebnissen,<br />
wel<strong>ch</strong>e zum Wohl der Patientinnen beitragen.<br />
Ein wesentli<strong>ch</strong>er Bestandteil des Patientendossiers besteht aus Pfl egedaten. Diese müssen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
fundiert und na<strong>ch</strong>vollziehbar sein. Dur<strong>ch</strong> das aktuelle Ges<strong>ch</strong>ehen (Kantonales Projekt<br />
BEKIS, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Projekt Nursing Data, Finanzplanung) und die Erfordernisse des KVG (Eidgenossens<strong>ch</strong>aft,<br />
1994) bezügli<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Kontrollen zur Si<strong>ch</strong>erung der Qualität der Leistungen<br />
(Artikel 58, Absatz 1, Artikel 77, Absatz 1) wird die Dokumentation von Pfl egediagnosen,<br />
-interventionen und deren Evaluation zur Dringli<strong>ch</strong>keit. Es ist bedeutsam, dass das vorhandene<br />
Wissen und die Erfahrungen der Pfl egenden in die aktuellen Entwicklungsarbeiten einfl ießt. Damit<br />
die Qualität der Pfl ege gesi<strong>ch</strong>ert wird, ist die Pfl ege ist als Disziplin gefragt, aktiv an Projekten bezügli<strong>ch</strong><br />
Gesundheits- und Pfl egedaten mitzuarbeiten.<br />
Wenn der Status quo beibehalten wird besteht die Gefahr, dass Pfl egephänomene und Pfl egeleistungen<br />
dur<strong>ch</strong> andere Berufsgruppen defi niert und gekürzt werden. Politis<strong>ch</strong>e sowie fi nanzielle<br />
Interessen könnten den Anspru<strong>ch</strong> der Patientinnen an eine gute Pfl egequalität und den Zugang<br />
zu Pfl egeleistungen begrenzen, wenn Pfl ege ni<strong>ch</strong>t ausgewiesen ist. Eine Senkung der Pfl egequalität<br />
hätte langfristig eine erhebli<strong>ch</strong>e Kostenerhöhung zur Folge: Komplikationen, Wiedereintritte in Institutionen,<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tere Gesundheitszustände wegen mangelnder Vermeidung von Risiken.<br />
7. Empfehlung einer Klassifikation<br />
Die verglei<strong>ch</strong>ende Analyse der Klassifi kationen und der aktuelle Entwicklungsstand ma<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iede<br />
deutli<strong>ch</strong>.<br />
ICNP hat zum Ziel, als übergeordnetes, vereinheitli<strong>ch</strong>endes System vers<strong>ch</strong>iedener Klassifi kationen<br />
(Referenzklassifi kation) zu dienen. ICNP wurde aus einer Sammlung von Begriffen entwickelt und<br />
na<strong>ch</strong> linguistis<strong>ch</strong>en Kriterien hierar<strong>ch</strong>isiert. Für die Einführung von ICNP fehlen Grundlagen- und<br />
Anwendungswerke, wel<strong>ch</strong>e den diagnostis<strong>ch</strong>en Prozess und die Anwendung bes<strong>ch</strong>reiben. ICNP<br />
wird in der Praxis eher wenig angewendet. In der ICNP wird der Begriff Pfl egediagnose viel weiter<br />
defi niert als in der NANDA, daher fi ndet man in den Kategorien und Subkategorien Elemente, die<br />
man ni<strong>ch</strong>t als Pfl ege- oder Patientinnenproblem ansehen kann. Zur Zeit sind Projekte geplant, um<br />
ICNP als strukturierendes Ordnungssystem im Hintergrund – zur Datengenerierung von Gesundheitsstatistiken<br />
– zu entwickeln.<br />
ICF und ZEFP bezei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als Pfl egediagnosenklassifi kationen, dementspre<strong>ch</strong>end erfüllen<br />
sie eine kleine Anzahl der Klassifi kationskriterien.<br />
Die NANDA weist die hö<strong>ch</strong>ste Anzahl der zu erfüllenden Kriterien auf und wird deshalb empfohlen.<br />
Die Pfl egediagnosen wurden induktiv aus der Praxis entwickelt. Die Pfl egediagnosen bes<strong>ch</strong>reiben<br />
Pfl egephänomene, auf die anhand genau defi nierter Kennzei<strong>ch</strong>en und Ursa<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>lossen werden<br />
kann. Die entspre<strong>ch</strong>ende, pfl egerelevante Ätiologie ist zugeordnet und die Pfl egediagnosen zeigen<br />
den Anlass für pfl egeris<strong>ch</strong>e Maßnahmen. Damit ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> die Klassifi kation na<strong>ch</strong> theoretis<strong>ch</strong>en<br />
Auffassungen von Pfl ege (Bartolomeyczik, 2003). International ist die NANDA häufi g umgesetzt<br />
und evaluiert worden, au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz ist sie gemäß einer Umfrage (Gelegenheitssti<strong>ch</strong>probe)<br />
die am meisten angewandte Klassifi kation. Literatur zur Einführung wurde ins Deuts<strong>ch</strong>e übersetzt<br />
und bietet Hintergrundwissen zum diagnostis<strong>ch</strong>en Prozess, zur Anwendung, zur Bedeutung für<br />
die Pfl egepraxis und für das Pfl egemanagement sowie zur Vermeidung von Fehlern und Gefahren<br />
(Abderhalden & Ricka, 2002; Gordon & Bartolomeyczik, 2001; Stefan & Allmer, 2000). Die Bekanntheit<br />
und Praxisnähe der NANDA ma<strong>ch</strong>en eine direkte Anwendung dur<strong>ch</strong> Diplomierte in einem<br />
elektronis<strong>ch</strong>en Klinikinformationssystem mögli<strong>ch</strong>.<br />
Am ZEFP des UniversitätsSpital Züri<strong>ch</strong> wurde Pfl egediagnostik entwickelt, eingeführt und mehrfa<strong>ch</strong><br />
evaluiert. Die Grundlagen des ZEFP zum diagnostis<strong>ch</strong>en Prozess, zum Erstgesprä<strong>ch</strong> und die Kriterien<br />
für die Pfl egedokumentation sollten bei einer Einführung einbezogen werden. Die Erfahrungen aus<br />
diesem Projekt und die Ergebnisse der Evaluationen werden als wertvoll betra<strong>ch</strong>tet und sind bei<br />
einer Einführung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
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