pflegeinformatik - Pflege-PBS.ch
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PFLEGEINFORMATIK<br />
Maria Müller Staub: <strong>Pflege</strong>klassifikationen im Verglei<strong>ch</strong><br />
Quebec, Kanada, entwickelt und hat den Fokus, Pfl egeprobleme und Maßnahmen auf die zu<br />
errei<strong>ch</strong>enden Pfl egeziele hin zu formulieren. „Transmission ciblées“ wird als eine natürli<strong>ch</strong>e,<br />
praxisnahe Pfl egespra<strong>ch</strong>e bezei<strong>ch</strong>net, wel<strong>ch</strong>e von Pfl egenden gut übernommen oder hausintern<br />
erweitert werden kann. Untersu<strong>ch</strong>ungen zeigen, dass „transmission ciblées“ mit der<br />
NANDA verbunden werden kann (mapping). Mehrere wels<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Spitäler und Pfl eges<strong>ch</strong>ulen<br />
beziehen „transmission ciblées“ mit ein. Pfl egediagnostik anhand der französis<strong>ch</strong>en<br />
Übersetzung AFEDIR der NANDA wurde im CHUV teilweise einbezogen, das Hauptgewi<strong>ch</strong>t<br />
liegt jedo<strong>ch</strong> auf der Pfl egedokumentation anhand des Pfl egeprozesses..<br />
Im Kantonsspital Solothurn wurde im Jahr 2001 der Grundstein zur Einführung der Pfl egediagnostik<br />
gelegt. Es wurden S<strong>ch</strong>ulungen im gesamten Spital zur Festigung des Pfl egeprozesses<br />
und zur Verbesserung der Pfl egedokumentation dur<strong>ch</strong>geführt. Seit 2003 wird in einer<br />
zweiten Phase dieses Projektes Pfl egediagnostik eingeführt. Im Kantonsspital Luzern wurde<br />
kürzli<strong>ch</strong> mit der Einführung von Pfl egediagnosen gestartet; seit zwei Monaten läuft ein Pilotprojekt.<br />
In den Regionalspitälern Thun und Biel wurde Pfl egediagnostik seit vier Jahren<br />
teilweise umgesetzt. In den Spitälern Uster, Männedorf und der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Klinik Pfäfers<br />
wird Pfl egediagnostik seit Mitte der 90’er Jahre eingeführt. Im Kanton Wallis läuft ein Projekt<br />
zur Einführung eines elektronis<strong>ch</strong>en Patientendossiers. Pfl egeprobleme werden anhand der<br />
NANDA ins System aufgenommen.<br />
Pfl egeklassifi kationen werden am Institut für Pfl egewissens<strong>ch</strong>aft an der Universität Basel ni<strong>ch</strong>t<br />
explizit einbezogen. Das Hauptgewi<strong>ch</strong>t wird auf theoriegeleitete Assessmentverfahren und<br />
klare, eindeutige Benennungen des Pfl egebedarfs sowie der entspre<strong>ch</strong>enden Maßnahmen bei<br />
Pfl egethemen wie beispielsweise Dekubitus- oder Sturzgefahr und Inkontinenz gelegt. Mit<br />
diesem Vorgehen werden zwar Pfl egediagnosen (Titel aus NANDA/ICNP) einbezogen, ohne<br />
sie jedo<strong>ch</strong> als sol<strong>ch</strong>e zu benennen. Gründe für dieses Vorgehen werden im Kapitel Gefahren<br />
der Pfl egediagnostik dargelegt.<br />
Im Netzwerk Pfl egediagnostik – wel<strong>ch</strong>es in der S<strong>ch</strong>weiz über 100 Mitglieder zählt – wird rege<br />
über aktuelle Projekte und Entwicklungen ausgetaus<strong>ch</strong>t. Dabei zeigt si<strong>ch</strong>, dass Pfl egediagnostik<br />
in man<strong>ch</strong>en Spitälern/Institutionen ein wi<strong>ch</strong>tiges Thema ist. Die Umfrage am Netzwerk und in<br />
Universitätsspitälern ergab, dass die NANDA die meist angewandte Pfl egediagnosenklassifi kation<br />
(Priorität 1+2: N= 15) darstellt. Eine Befragung in vier Universitätsspitälern zeigte, dass Pfl egediagnostik<br />
ganz oder teilweise eingeführt wurde. Im gesamten USZ wurde Pfl egediagnostik anhand<br />
des ZEFP-Konzeptes eingeführt, die Weiterentwicklung der Diagnoseliste und die Einführung von NIC<br />
sind geplant. Im Universitätsspital Basel wurde Pfl egediagnostik im Berei<strong>ch</strong> Psy<strong>ch</strong>iatrie anhand der<br />
NANDA eingeführt. In Genf und Lausanne wird teilweise mit AFEDIR (NANDA), hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />
mit „transmissions cibleés“, gearbeitet. Bei den Resultaten dieser Umfrage ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass es<br />
si<strong>ch</strong> um eine Gelegenheitssti<strong>ch</strong>probe handelte (Teilnehmende Netzwerk Bildung, Verantwortli<strong>ch</strong>e in<br />
vier Universitätsspitälern, N= 20), wel<strong>ch</strong>e im Mai 2003 dur<strong>ch</strong>geführt wurde. Die Befragten hoben<br />
die Wi<strong>ch</strong>tigkeit der Umsetzung des Pfl egeprozesses als Basis vor der Einführung der Pfl egediagnostik<br />
hervor.<br />
4. Internationale Entwicklungstendenzen<br />
An der 4. Europäis<strong>ch</strong>e Konferenz der ACENDIO (Association for Common European Nursing<br />
Diagnoses, Interventions and Outcomes), wel<strong>ch</strong>e im März 2003 unter dem Titel „Pfl ege<br />
si<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en“ stattfand, wurden internationale Entwicklungen deutli<strong>ch</strong>. Au<strong>ch</strong> an der 4.<br />
Internationalen Fa<strong>ch</strong>tagung zu Pfl egediagnostik, Pfl egeklassifi kationssystemen und Pfl egequalität<br />
im Februar 2003 in Freiburg (D) wurden aktuelle Ergebnisse und Projekte vorgestellt.<br />
Aus der Entwicklung der ICNP wurde über vers<strong>ch</strong>iedene Fors<strong>ch</strong>ungen zur Weiterentwicklung<br />
von Softwareprogrammen und Übersetzungsprojekte reveriert. Zum Beispiel wurde die<br />
ICNP in Brasilien übersetzt und Termini angepasst. Au<strong>ch</strong> die Entwicklung der Beta-Version<br />
ist vorgestellt worden. Dabei wurde der neue S<strong>ch</strong>werpunkt von ICNP, si<strong>ch</strong> zur Referenzklassifi<br />
kation zu entwickeln, deutli<strong>ch</strong>. Die geplanten S<strong>ch</strong>ritte dieses Projektes (2003-05) wurden<br />
aufgezeigt; zudem soll die Klassifi kation (Version Beta 2) weiter validiert werden.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Beiträge zeigten Arbeiten in der Entwicklung, Erprobung und Evaluation von<br />
EDV-gestützten Pfl egedokumentationen auf (VIPS-Modell in S<strong>ch</strong>weden, APLE-Anwendung<br />
in Bremen, Irland, Österrei<strong>ch</strong>; MEDOCS in der Steiermark, NaCa.Sol und Nancy in Deuts<strong>ch</strong>land).<br />
Bedarf und Nutzen elektronis<strong>ch</strong>er Pfl egedokumentationen, um Pfl egekosten zu kontrollieren,<br />
die Personalplanung dur<strong>ch</strong>zuführen und um die Personalkosten zu analysieren<br />
wurden bes<strong>ch</strong>rieben (Finnland, Deuts<strong>ch</strong>land, Dänemark, Slowenien).<br />
Die Bedeutung und ein positiver Zusammenhang von Pfl egediagnostik mit der Pfl egeleistungserfassung<br />
kamen in Beiträgen zur Umsetzung von PRN (Genf) und von LEP (Fribourg)<br />
zum Ausdruck. Projekte bezügli<strong>ch</strong> Gesundheitsstatistiken und Minimaldatensätze der Pfl ege<br />
(NMDS= Nursing Minimum Data Set) aus der S<strong>ch</strong>weiz, Luxembourg, Frankrei<strong>ch</strong> und Dänemark<br />
wurden beleu<strong>ch</strong>tet und ein weiterer Entwicklungsbedarf aufgezeigt.<br />
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