pflegeinformatik - Pflege-PBS.ch
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PFLEGEINFORMATIK<br />
Maria Müller Staub: <strong>Pflege</strong>klassifikationen im Verglei<strong>ch</strong><br />
Um das Ziel, allen Pfl egepersonen das nötige Wissen für den Umgang mit Pfl egediagnosen<br />
zu vermitteln, zu errei<strong>ch</strong>en, ist eine Planung, die sowohl kurz-, mittel- als au<strong>ch</strong> langfristige<br />
Aspekte umfasst, notwendig. Die Arbeit mit einer allgemein verständli<strong>ch</strong>en Terminologie<br />
dur<strong>ch</strong> Pfl egediagnosen ergibt eine Reihe an Chancen für die Gesundheits- und Krankenpfl egepersonen.<br />
Dies heißt aber au<strong>ch</strong>, dass eine Menge Risiken und Probleme mit der Einführung<br />
und Umsetzung verbunden sind, sowohl in der Berufsgruppe der Pfl egenden als au<strong>ch</strong> bei<br />
anderen im Gesundheitsberei<strong>ch</strong> tätigen Berufsgruppen, wel<strong>ch</strong>e eine kritis<strong>ch</strong>e und oftmals<br />
abwehrende Haltung einnehmen.<br />
1. Veränderung im Pfl egemanagement dur<strong>ch</strong> die Pfl egediagnostik: Pfl egediagnostik erfordert<br />
ein anderes Pfl egemanagement. Eine neu überda<strong>ch</strong>te Einstellung zur Pfl ege und ihrem<br />
Stellenwert. Anpassung alleine rei<strong>ch</strong>t für diese Veränderungss<strong>ch</strong>ritte ni<strong>ch</strong>t aus. Mit Pfl egediagnostik<br />
zu arbeiten erfordert Veränderungsmanagement, im Gegensatz zu Verhinderungs-<br />
oder Anpassungsmanagement.<br />
2. Der Erwartungsdruck der Pfl egenden: Die gezielte Anamneseerhebung beim Patienten,<br />
um die Pfl egediagnostik einleiten zu können, erhöht bei den Pfl egenden selbst den Erwartungsdruck.<br />
3. Erwartungshaltung der Kunden: Dur<strong>ch</strong> die Pfl egediagnostik kommt es zu einem Zure<strong>ch</strong>trücken<br />
von plakativ überzogenen Meinungen, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> Medien und die Politik<br />
transportiert werden. Mittels Pfl egediagnostik können realistis<strong>ch</strong>e Qualitäts- und Quantitätsstandards<br />
genannt und in Kooperation mit dem Patienten erarbeitet werden. Ziele<br />
und überzogene Erwartungen können argumentiert werden.<br />
4. Auswirkungen der Pfl egediagnostik auf das Personalmanagement: Die Anforderung an das<br />
Pfl egefa<strong>ch</strong>wissen und an die konzeptionelle Kompetenz steigt rapide. Mit Vermutungen,<br />
Versu<strong>ch</strong> und Irrtum, Glück und Tradition sowie Intuition alleine kann si<strong>ch</strong> die professionelle<br />
Pfl ege ni<strong>ch</strong>t mehr über Wasser halten.<br />
5. Pfl egemanagement muss Projektmanagement betreiben: Das Pfl egemanagement ist aufgerufen,<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungs-, Dialog- und Handlungsspielräume zu s<strong>ch</strong>affen.<br />
6. Dur<strong>ch</strong> die Pfl egediagnostik erhält die Pfl ege eine eigene Fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>e: Dies hat wiederum<br />
Auswirkung auf das Selbstverständnis und das Selbstvertrauen. Es kommt zum berufl i<strong>ch</strong>en<br />
Argumentieren, Diskutieren und Verhandeln innerhalb der Pfl ege wie au<strong>ch</strong> in der Zusammenarbeit<br />
mit anderen Berufsgruppen.<br />
7. Patientenbedürfnisse rücken mehr in den Mittelpunkt: Das neue berufl i<strong>ch</strong>e Selbstverständnis<br />
und das klare und konkrete Benennen der Pfl ege hilft, fl exibler auf das, was rund um<br />
den Patienten ges<strong>ch</strong>ieht, einzugehen. Patientengewohnheiten fi nden viel mehr Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
8. Stellenwert des Pfl egemanagements: Es muss die Frage na<strong>ch</strong> den Veränderungsmotiven<br />
gestellt werden.<br />
9. Bü<strong>ch</strong>er lesen muss gelernt werden: Eine professionelle Pfl egeperson wird ni<strong>ch</strong>t dazu übergehen,<br />
die Inhalte 1:1 in die Praxis zu übertragen. Die Inhalte müssen refl ektiert und für<br />
den eigenen Berei<strong>ch</strong> sinnvoll umgesetzt werden.<br />
10. Pfl egediagnosen werden in Österrei<strong>ch</strong> eigenständig und weisungsfrei erstellt: Derzeit<br />
gibt es einen grossen Widerstand, da Pfl egediagnosen für andere Berufsgruppen eine große<br />
Unbekannte darstellen, wofür professionelles Pfl egefa<strong>ch</strong>wissen erforderli<strong>ch</strong> ist und die<br />
Pfl egenden einen S<strong>ch</strong>ritt weg von medizinis<strong>ch</strong> dominiertem Wissen zu Eigenständigkeit<br />
und Weisungsfreiheit ma<strong>ch</strong>en. Dass dies natürli<strong>ch</strong> zu kontroversen Diskussionen führt,<br />
liegt auf der Hand.<br />
(Stefan, 2001).<br />
8.1. Grobentwurf für ein Pilotprojekt<br />
• 3 Tage Grundlagens<strong>ch</strong>ulung (alle Diplomierten)<br />
• 3 Einzel-Fallbegleitungen (2 Std.)<br />
• Bildung von Peergruppen zur Transferunterstützung (Assessment, Dokumentation)<br />
• Zusammenarbeit mit der Abteilungsleiterin und je einer HöFa 1 als verantwortli<strong>ch</strong>e Multiplikatorin<br />
pro Abteilung<br />
• 12 Fallbespre<strong>ch</strong>ungen im Team (1x monatli<strong>ch</strong>) mit der Projektleiterin/Pfl egeexpertin<br />
• 2 Impulstage zur Vertiefung/Problembearbeitung<br />
• kontinuierli<strong>ch</strong>e Beratung dur<strong>ch</strong> Projektleitung und Pfl egeexpertin<br />
• laufende Evaluation und Rückkoppelung an alle beteiligten Ebenen<br />
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