Literaturreview und Empfehlung zum Sturzpräventions- konzept der ...
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Seite 6 von 44 / Bericht 1 Einleitung und Bedarfsklärung für ein Sturzpräventionskonzept Stürze sind ein Gesundheitsproblem auch in der Psychiatrie, daher hat sich die Psychiatrische Universitätsklinik in Zürich entschlossen ein literatur- und forschungsgestütztes Sturzpräventionskonzept zu erarbeiten. Die Gründe dazu sind: Die Pflege und andere Fachpersonen betreuen neben älteren psychiatrischen Patienten 1 in der KAP 2 zunehmend auch jüngere Patienten mit einer Sturzgefährdung, so dass die Anzahl der sturzgefährdeten Patienten zunimmt. Oft weisen diese Patienten Einschränkungen auch in anderen Bereichen (z.B. beeinträchtigter Selbstpflegebedarf) und Mehrfachdiagnosen im somatischen sowie im psychiatrischen Bereich auf, so dass nicht von einer singulären Sturzgefährdung ausgegangen werden kann, sondern dass die Sturzgefährdung eine von vielen Krankheitsaspekten darstellt. Des Weiteren werden vermehrt Patientenübertritte mit Fürsorgerischem Freiheitsentzug (FFE) aus Spitälern registriert, bei welchen der Allgemeinzustand durch Begleitsymptome, wie z.B. Agitation, reduziert ist und ein mögliches Sturzrisiko im Vordergrund steht. Patienten mit Stürzen weisen eine höhere Mortalität, einen verlängerten Behandlungsaufenthalt von durchschnittlich 13.1 Tagen, mehr Rehospitalisationen und mehr Pflegeheimeinweisungen auf als Patienten ohne Stürze (Schwendimann, 2006; Largiader et al., 2001). 10% der Stürze führen zu Verletzungen. In 5% der Fälle kommt es zu Frakturen. Stürze sind für die Betroffenen ein beängstigendes, oft das spätere Leben negativ beeinflussendes Ereignis (Schwendimann, 2006; Largiader et al. 2001). Allerdings hat ein durch Sturzfolgen verlängerter Behandlungsaufenthalt keinen Zusammenhang mit der Sturzhäufigkeit (Greene et al. 2001). Im Moment wird in Teilen der KAP bei Eintritt ein Assessmentinstrument zur Sturzerfassung benutzt (Chapman & Hall ohne Jahr), welches aufgrund einer hohen Bewertung der Depression häufig Patienten mit einer Depression als sturzgefährdet einstuft, die gar nicht sturzgefährdet sind. Es erscheint sinnvoll, zur Reduktion von falsch positiv eingeschätzter Sturzgefährdung bei Patienten Instrumente zu suchen, welche sensibler und zuverlässiger sind als das von Chapman & Hall (ohne Jahr). Eine Beschreibung und die Abbildung des verwendeten Instruments befinden sich in den Anhängen 1-3. Das Ziel dieses Berichts ist die Erarbeitung einer Empfehlung, welche Inhalte und Vorgehensweisen für ein Sturzpräventionskonzept in der PUK enthalten sollte. 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im gesamten Dokument die weibliche Form für Patientin/Patient, Expertin/Experte, Ärztin/Arzt benutzt, welche die männliche Form immer inkludiert. Die Pluralform ist geschlechtsneutral formuliert, z.B. Patienten. 2 KAP ist die Abkürzung für „Klinik für Alterspsychiatrie“
Seite 7 von 44 / Bericht 2 Ziele, Fragestellungen und Kenngrössen vom Ergebnis Die Ziele, Fragestellungen und Kenngrössen vom Ergebnis wurden aus dem Projektantrag für die Erarbeitung eines Sturzpräventionskonzeptes übernommen. 2.1 Ziele 1. Das Sturzpräventionskonzept PUK wurde interdisziplinär entwickelt und genehmigt. 2. Das Sturzpräventionskonzept PUK beinhaltet die Einigung auf einen Behandlungsprozess, den alle beteiligten Fachgruppen in ihrer Praxis anwenden. 3. Das Phänomen „Sturzgefährdung“ wird mit evidenzbasierten Instrumenten erfasst und überprüft. 4. Der Behandlungsprozess und die Handlungsanleitung sind evidenzbasiert. Alle beteiligten Berufsgruppen erhalten Handlungskompetenz und -anleitung für die Einschätzung und Behandlung von sturzgefährdeten Patienten. 5. Interventionen aus dem Sturzpräventionskonzept sind im Behandlungsprozess des elektronischen Patientendossiers im KIS 3 abgebildet. 6. Sturzstatistik (Risiko & Ereignis) wird ein Erfordernis und ist Bestandteil des Qualitätshandbuch PUK. 7. Ein Softwareprogramm soll die Ergebnisanalyse der Sturz-Risiko-Assessments und der Sturzprotokolle im Einzelfall und für bestimmte Patientengruppen unterstützen. 2.2 Fragestellungen Hauptfrage: Mit welchen Instrumenten kann Sturzgefährdung erfasst werden und welche Handlungsanleitungen (Interventionen) können davon abgeleitet werden? Frage A: Sind die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit und Sturzanamnese als grobe erste Einschätzungskriterien akzeptabel oder müssen weitere Risikofaktor(en) hinzugefügt werden? Frage B: Welche Assessmentinstrumente gibt es zur Risikoabklärung und -beurteilung für sturzgefährdete Erwachsene (ab 18) in der Psychiatrie, die empfohlen werden können? Frage C: Gibt es empfohlene Interventionen und interdisziplinäre Ablaufbeschreibungen zur Sturzreduktion und Sturzprävention? Frage D: Gibt es empfohlene Hinweise zur Implementation in die elektronische Patientendokumentation und Qualitätshandbuch PUK? 3 KIS ist das elektronische Klinikinformationssystem, in welchem auch das Patientendossier abgebildet wird
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2 Ziele, Fragestellungen <strong>und</strong> Kenngrössen vom Ergebnis<br />
Die Ziele, Fragestellungen <strong>und</strong> Kenngrössen vom Ergebnis wurden aus dem Projektantrag<br />
für die Erarbeitung eines <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es übernommen.<br />
2.1 Ziele<br />
1. Das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> PUK wurde interdisziplinär entwickelt <strong>und</strong> genehmigt.<br />
2. Das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> PUK beinhaltet die Einigung auf einen Behandlungsprozess,<br />
den alle beteiligten Fachgruppen in ihrer Praxis anwenden.<br />
3. Das Phänomen „Sturzgefährdung“ wird mit evidenzbasierten Instrumenten erfasst<br />
<strong>und</strong> überprüft.<br />
4. Der Behandlungsprozess <strong>und</strong> die Handlungsanleitung sind evidenzbasiert. Alle beteiligten<br />
Berufsgruppen erhalten Handlungskompetenz <strong>und</strong> -anleitung für die Einschätzung<br />
<strong>und</strong> Behandlung von sturzgefährdeten Patienten.<br />
5. Interventionen aus dem <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> sind im Behandlungsprozess des<br />
elektronischen Patientendossiers im KIS 3 abgebildet.<br />
6. Sturzstatistik (Risiko & Ereignis) wird ein Erfor<strong>der</strong>nis <strong>und</strong> ist Bestandteil des Qualitätshandbuch<br />
PUK.<br />
7. Ein Softwareprogramm soll die Ergebnisanalyse <strong>der</strong> Sturz-Risiko-Assessments<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sturzprotokolle im Einzelfall <strong>und</strong> für bestimmte Patientengruppen unterstützen.<br />
2.2 Fragestellungen<br />
Hauptfrage: Mit welchen Instrumenten kann Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong><br />
welche Handlungsanleitungen (Interventionen) können davon abgeleitet werden?<br />
Frage A: Sind die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese<br />
als grobe erste Einschätzungskriterien akzeptabel o<strong>der</strong> müssen weitere Risikofaktor(en)<br />
hinzugefügt werden?<br />
Frage B: Welche Assessmentinstrumente gibt es zur Risikoabklärung <strong>und</strong><br />
-beurteilung für sturzgefährdete Erwachsene (ab 18) in <strong>der</strong> Psychiatrie, die empfohlen<br />
werden können?<br />
Frage C: Gibt es empfohlene Interventionen <strong>und</strong> interdisziplinäre Ablaufbeschreibungen<br />
zur Sturzreduktion <strong>und</strong> Sturzprävention?<br />
Frage D: Gibt es empfohlene Hinweise zur Implementation in die elektronische Patientendokumentation<br />
<strong>und</strong> Qualitätshandbuch PUK?<br />
3 KIS ist das elektronische Klinikinformationssystem, in welchem auch das Patientendossier abgebildet wird