Literaturreview und Empfehlung zum Sturzpräventions- konzept der ...

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12.12.2012 Aufrufe

Seite 20 von 44 / Bericht 5.1 Anzahl und Kombination von Risikofaktoren und Assessmentinstrumenten Die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit und vorhandene Sturzanamnese können bereits mit einer Kombination von Instrumenten zu diesen Risikofaktoren erhoben werden. Die drei Risikofaktoren erscheinen in der Summe als ungenügend auf dem Hintergrund, dass z.B. beeinträchtigte Sehfähigkeit, weibliches Geschlecht, orthostatische Dysregulation, Schlafschwierigkeiten, niedriger BMI, Gehhilfen und Umgebungsänderungen (Eriksson et al. 2008; Capezuti et al. 2007; Rask et al. 2007; Detweiler et al. 2005; Chang et al. 2004; Huang 2004; Aizenberg et al. 2002; Swift 2001; de Carle & Kohn 2001; Oliver et al. 2000; Vaughn et al. 1993; Dubner & Creech 1988) nicht in den drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit und Sturzanamnese enthalten sind. Allerdings kann aufgrund vom Literaturreview aber nicht gesagt werden, welche Kombinationen von Risikofaktoren und Assessmentinstrumenten besonders gut eine Sturzgefährdung anzeigen würden. Die isolierte Anwendung von einem einzigen Instrument zum Assessment vom Sturzrisiko wird nicht empfohlen, sondern es werden häufiger mehrere Instrumente in Kombination empfohlen (Frank et al. 2008; Rask et al. 2007). Das Instrument STRAFITY weist eine gute Vorhersagbarkeit bei Patienten unter 65jährig auf (Schwendimann 2006), wobei eine Anwendung bei über 65-Jährigen eher nicht in Erwägung gezogen werden sollte, wegen geringerer Sensitivität und erhöhter Produktion von falsch positiven Werten (Schwendimann 2006; Oliver et al. 1997). Allerdings in Kombination mit anderen Instrumenten kann das STRATIFY-Instrument wieder ein erkenntniswirksames Instrument sein und wird zudem bei Frank et al. (2008) in Kombination mit anderen Instrumenten aufgeführt. Umfangreiche Assessments, wie Savage & Matheis (2001) mit 31 Kriterien vorgelegt haben, und die Feststellung von Dennision et al. (2007), dass schon einfache Assessmentinstrumente zur Sturzrisikoerfassung in Kombination von mehreren Instrumenten wie Innes Score, Morse Fall Score, STRATIFY Score, Downtown Score, Schmid Score 70% der Stürze voraussehen, zeigen auf, dass das Sturzrisiko mit einfacheren Assessmentinstrumenten und Interventionen reduziert werden kann. Die Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit und Sturzanamnese werden von vielen Autoren erkannt, aber scheinen für ein multifaktorielles Assessment nicht auszureichen, weil viele andere Faktoren wie z.B. Schmerzen, Medikamentendosierungen und Medikamentenmenge, Umgebungsfaktoren nicht berücksichtigt werden. Im Licht der Praktikabilität muss allerdings berücksichtigt werden, wie viele Instrumente im Alltag tatsächlich verwendet werden können oder ob es realistisch ist bei sturzgefährdeten Patienten ein Assessment mit 31 Kriterien im Alltag durchzuführen.

Seite 21 von 44 / Bericht 5.2 Empfehlungen über Häufigkeit von Assessments und Evaluation von Einzelfällen Die Empfehlungen über die Häufigkeit der Anwendungen von Assessments reichen von täglich bzw. kontinuierlicher Betreuung (im Sinne von 1:1- Betreuung) (Giles et al. 2006; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001) bis zu vom Verlauf abhängigen Evaluationen (Frank et al. 2008). Frank et al. (2008, S. 11) haben ein Risikomanagementprozess als Ablaufdiagramm dargestellt und einerseits zwei Phasen vom Assessment vorgeschlagen und andererseits Empfehlungen für die Evaluation gemacht, welche sie auf den Faktoren Patientenstürze, Veränderungen des Gesundheitszustands und Veränderung des Patientenumfelds abstützen. Zeitliche Angaben zur Häufigkeit von Assessments und Evaluationen geben Frank et al. (2008) nicht, sondern diese sind eher abhängig von den Einschätzungsresultaten. 5.3 Interventionen und wenig empfehlenswerte Interventionen Aufgrund vom Literaturreview kann nicht gesagt werden, welche Kombinationen von Interventionen besonders gut einen Sturz oder mehrere Stürze verhindern würden. Interventionen sollten generell multifaktoriell gestaltet werden, da Einzelinterventionen wenig Wirkung haben (Frank et al. 2008; Rask et al. 2007). Einzelinterventionen, z.B. die Analyse und anschliessende Neuordnung der Umgebung zur Generierung von räumlicher Übersichtlichkeit (Detweiler et al. 2005; Huang 2004; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001; Minde et al. 1990) können in Kombination mit anderen Interventionen empfohlen werden, und somit können Interventionskombinationen die Vielfalt möglicher Risikofaktoren eher wirksam berücksichtigen. Ebenso können eine Kombination von Interventionen mit Aktivierungstherapie und die Bereitstellung von Material für Aktivitäten (Minde et al. 1990) oder Physiotherapie (Weintraub & Spurlock 2002) empfohlen werden, weil sie die körperliche Aktivität unterstützen. Drei Interventionen oder Interventionskombinationen konnten herausgearbeitet werden, die als wenig wirksam beschrieben werden können (Benutzung von freiheitsbeschränkenden Zwangsmassnahmen; Behandlung in einer Kombination von Benutzung eines Ablaufschemas von häufiger Kontrolle, Bettsensoren und Gehtraining; Patienten mit erhöhtem Sturzrisiko in einer Gruppe zusammenzufassen). Diese Interventionen sind nicht evidenzbasiert als sturzverhindernd beschrieben. Vor allem freiheitsbeschränkende Massnahmen sollten sehr genau abgewogen werden, weil sie bei allen Beteiligten ethische Dilemmata verstärken (Bredthauer et al. 2005). Es müsste dabei geklärt werden, welche Folgen eher akzeptabel erscheinen: diejenigen der ethischen Dilemmata (z.B. Autonomieverlust der Patientin) oder diejenige(n) der Inkaufnahme von einem Sturz (Stürzen). Wobei die Folgen von Stürzen (z.B. Frakturen) ebenso zu einem Autonomieverlust führen können. Ob der Einsatz von Kennzeichnungen, welche in der Umgebung zu Alarmierungen im Sinne von Aufmerksamkeit führen, in dem z.B. Patienten mit einem elektronischen Armband oder einem Label als Hochrisikopatient gekennzeichnet sind, wie es Oliver et al. (2000) empfehlen, müsste auf dem Hintergrund einer möglichen Stigmatisierung geprüft werden.

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5.1 Anzahl <strong>und</strong> Kombination von Risikofaktoren <strong>und</strong> Assessmentinstrumenten<br />

Die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> vorhandene Sturzanamnese<br />

können bereits mit einer Kombination von Instrumenten zu diesen<br />

Risikofaktoren erhoben werden. Die drei Risikofaktoren erscheinen in <strong>der</strong><br />

Summe als ungenügend auf dem Hintergr<strong>und</strong>, dass z.B. beeinträchtigte Sehfähigkeit,<br />

weibliches Geschlecht, orthostatische Dysregulation, Schlafschwierigkeiten,<br />

niedriger BMI, Gehhilfen <strong>und</strong> Umgebungsän<strong>der</strong>ungen (Eriksson et al.<br />

2008; Capezuti et al. 2007; Rask et al. 2007; Detweiler et al. 2005; Chang et al.<br />

2004; Huang 2004; Aizenberg et al. 2002; Swift 2001; de Carle & Kohn 2001;<br />

Oliver et al. 2000; Vaughn et al. 1993; Dubner & Creech 1988) nicht in den<br />

drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese enthalten<br />

sind. Allerdings kann aufgr<strong>und</strong> vom <strong>Literaturreview</strong> aber nicht gesagt werden,<br />

welche Kombinationen von Risikofaktoren <strong>und</strong> Assessmentinstrumenten<br />

beson<strong>der</strong>s gut eine Sturzgefährdung anzeigen würden.<br />

Die isolierte Anwendung von einem einzigen Instrument <strong>zum</strong> Assessment vom<br />

Sturzrisiko wird nicht empfohlen, son<strong>der</strong>n es werden häufiger mehrere Instrumente<br />

in Kombination empfohlen (Frank et al. 2008; Rask et al. 2007). Das Instrument<br />

STRAFITY weist eine gute Vorhersagbarkeit bei Patienten unter 65jährig<br />

auf (Schwendimann 2006), wobei eine Anwendung bei über 65-Jährigen<br />

eher nicht in Erwägung gezogen werden sollte, wegen geringerer Sensitivität<br />

<strong>und</strong> erhöhter Produktion von falsch positiven Werten (Schwendimann 2006;<br />

Oliver et al. 1997). Allerdings in Kombination mit an<strong>der</strong>en Instrumenten kann<br />

das STRATIFY-Instrument wie<strong>der</strong> ein erkenntniswirksames Instrument sein<br />

<strong>und</strong> wird zudem bei Frank et al. (2008) in Kombination mit an<strong>der</strong>en Instrumenten<br />

aufgeführt.<br />

Umfangreiche Assessments, wie Savage & Matheis (2001) mit 31 Kriterien<br />

vorgelegt haben, <strong>und</strong> die Feststellung von Dennision et al. (2007), dass schon<br />

einfache Assessmentinstrumente zur Sturzrisikoerfassung in Kombination von<br />

mehreren Instrumenten wie Innes Score, Morse Fall Score, STRATIFY Score,<br />

Downtown Score, Schmid Score 70% <strong>der</strong> Stürze voraussehen, zeigen auf, dass<br />

das Sturzrisiko mit einfacheren Assessmentinstrumenten <strong>und</strong> Interventionen<br />

reduziert werden kann. Die Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong><br />

Sturzanamnese werden von vielen Autoren erkannt, aber scheinen für ein multifaktorielles<br />

Assessment nicht auszureichen, weil viele an<strong>der</strong>e Faktoren wie<br />

z.B. Schmerzen, Medikamentendosierungen <strong>und</strong> Medikamentenmenge, Umgebungsfaktoren<br />

nicht berücksichtigt werden. Im Licht <strong>der</strong> Praktikabilität muss<br />

allerdings berücksichtigt werden, wie viele Instrumente im Alltag tatsächlich<br />

verwendet werden können o<strong>der</strong> ob es realistisch ist bei sturzgefährdeten Patienten<br />

ein Assessment mit 31 Kriterien im Alltag durchzuführen.

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