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Literaturreview und Empfehlung zum Sturzpräventions- konzept der ...

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<strong>Literaturreview</strong> <strong>und</strong> <strong>Empfehlung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

<strong>der</strong> Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich<br />

Auftraggeber <strong>und</strong> Projektlenkung<br />

Matthias Walser Direktor <strong>der</strong> Direktion Pflege, Therapien <strong>und</strong> Sozialdienst<br />

Prof. Dr. Dr. Paul Hoff Chefarzt <strong>und</strong> Stellvertreten<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Klinik für Soziale<br />

Psychiatrie <strong>und</strong> Allgemeinpsychiatrie Zürich West<br />

Projektteam<br />

Rebekka Gemperle Leiterin Pflege Klinik für Alterspsychiatrie,<br />

Co-Projektleitung<br />

Elisabeth Reutimann Pflegeexpertin, Klinik für Alterspsychiatrie, Co-<br />

Projektleitung<br />

Ruth Schmid Dipl. Pflegefachfrau mit beson<strong>der</strong>en Aufgaben,<br />

Klinik für Alterspsychiatrie<br />

Nicole Klaey Leiterin Pflege Klinik West<br />

Filomena Caporaso Physiotherapeutin, Master of Physiotherapie Science<br />

Bernard Miserez Vizedirektor Pflege, Direktion Pflege, Therapien <strong>und</strong> Sozialdienst,<br />

Vertretung Leitungsteam Klinik-Informations-<br />

System (elektronische Patientendokumentation)<br />

Dr. Angela Strübing Oberärztin Klinik für Alterspsychiatrie<br />

Dr. Ria Leisinger Oberärztin West Stationen<br />

Dr. Beatrix Römer Oberärztin internistischer Dienst<br />

Christina Holzer-Pruss Pflegewissenschafterin, Direktion Pflege, Therapien <strong>und</strong><br />

Sozialdienst, wissenschaftliche Begleitung des Projekts<br />

Externe Beratung<br />

Dr. René Schwendimann Wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>und</strong> Lehrbeauftragter, Institut<br />

für Pflegewissenschaft <strong>der</strong> Universität Basel<br />

PD Dr. Egemen Savaskan Leiten<strong>der</strong> Arzt <strong>und</strong> Stellvertreten<strong>der</strong> Chefarzt,<br />

Klinik für Alterspsychiatrie<br />

Berichtsverfasserinnen<br />

Elisabeth Reutimann Pflegeexpertin, Klinik für Alterspsychiatrie, Co-<br />

Projektleitung<br />

Christina Holzer-Pruss Pflegewissenschafterin, Direktion Pflege Therapien <strong>und</strong> Sozialdienst


Seite 2 von 44 / Bericht<br />

Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis einer interdisziplinären <strong>und</strong> literaturbasierten<br />

Klärung, welche Inhalte <strong>und</strong> Vorgehensweisen für ein <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> in <strong>der</strong><br />

Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich empfohlen werden können. Insgesamt wurden<br />

40 Publikationen auf die Hauptfragestellung geprüft, mit welchen Instrumenten<br />

Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong> welche Interventionen davon abgeleitet werden<br />

können. Die Publikationen zeigten viele einzelne Aspekte zu Risikoerkennung, Assessment,<br />

Interventionen <strong>und</strong> Evaluation auf. Vor allem wird eine multifaktorielle<br />

Vorgehensweise mit Einsatz von mehreren Instrumenten <strong>und</strong> Interventionen in Kombination<br />

empfohlen; das heisst, dass <strong>der</strong> Einsatz von nur einem <strong>der</strong> beschriebenen Instrumente<br />

allein nicht empfohlen wird. Die grosse Menge an Einzelaspekten aus den<br />

Publikationen wurde zur Generierung von Übersichtlichkeit in den Anhängen 6-9 in<br />

<strong>der</strong> Anzahl priorisiert <strong>und</strong> nach Autoren geordnet. Diese Einzelaspekte müssten vor<br />

einer Anwendung entwe<strong>der</strong> zuerst in Zusammenhang <strong>und</strong> in einen systematischen<br />

Prozessablauf gebracht werden o<strong>der</strong> können in einem systematisch aufgebauten <strong>und</strong><br />

umfassenden zusammenhängenden Produkt, wie es die Stiftung Patientensicherheit<br />

(Frank et al. 2008) vorlegen, verwendet werden. Zusätzlich wurde ein Kommunikations<strong>konzept</strong><br />

zur Kommunikation <strong>der</strong> Inhalte erstellt.<br />

Hauptfrage: Mit welchen Instrumenten kann Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong><br />

welche Interventionen können davon abgeleitet werden?<br />

Frage A: Sind die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese<br />

als grobe erste Einschätzungskriterien akzeptabel o<strong>der</strong> müssen weitere Risikofaktoren<br />

hinzugefügt werden?<br />

Die 3 aufgezählten Risikofaktoren sind zur Ersteinschätzung ungenügend, da eine<br />

Sturzgefährdung häufig auf einer grösseren Menge von Faktoren basiert. Ein Assessment<br />

sollte daher multifaktoriell ausgerichtet sein.<br />

Frage B: Welche Assessmentinstrumente gibt es zur Risikoabklärung <strong>und</strong><br />

-beurteilung für sturzgefährdete Erwachsene (ab 18) in <strong>der</strong> Psychiatrie, die empfohlen<br />

werden können?<br />

Über sturzgefährdete Erwachsene zwischen 18 <strong>und</strong> 65 Jahren in <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

scheint es (noch) wenige Publikationen zu geben. Das STRAFITY-Instrument würde<br />

sich für die Populationsgruppe <strong>der</strong> unter 65-Jährigen eignen, aber ein einziges Assessmentinstrument<br />

wäre auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong> von einem multifaktoriellen<br />

Assessment nicht ausreichend. Darum können im Moment multifaktorielle Assessmentinstrumente,<br />

welche für die Populationsgruppe <strong>der</strong> über 65-Jährigen empfohlen<br />

werden, auch für die Populationsgruppe <strong>der</strong> unter 65-Jährigen empfohlen werden.


Seite 3 von 44 / Bericht<br />

Frage C: Gibt es empfohlene Interventionen <strong>und</strong> interdisziplinäre Ablaufbeschreibungen<br />

zur Sturzreduktion <strong>und</strong> Sturzprävention?<br />

Singuläre Interventionen zeigen wenig Erfolg <strong>und</strong> sollten darum vermieden werden.<br />

Interventionen sollten einen systematischen Prozessablauf spiegeln, interdisziplinär<br />

<strong>und</strong> in Kombination von mehreren Interventionen breit angelegt sein. Weitere Massnahmen<br />

sind die Analyse von Sturzereignissen zur För<strong>der</strong>ung vom Lernen aus dem<br />

Einzelfall <strong>und</strong> Schulungen mit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage aus den Erkenntnissen <strong>der</strong> Sturzprotokolle.<br />

Frage D: Gibt es empfohlene Hinweise zur Implementation in die elektronische Patientendokumentation<br />

<strong>und</strong> Qualitätshandbuch PUK?<br />

Es wird empfohlen, Sturzprotokolle <strong>und</strong> Auswertungen nach Schweregrad in <strong>der</strong><br />

elektronischen Patientendokumentation zu integrieren, um einerseits die Sturzrate zu<br />

deklarieren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits aus den Fällen zu lernen, mit dem Ziel, die Sturzrate zu<br />

senken.<br />

Die Instrumente zur Sturzerfassung sollten elektronisch ausgefüllt werden können.<br />

Schulungsunterlagen sollten im Intranet verfügbar <strong>und</strong> abrufbar sein, da Schulungen<br />

aller Beteiligten für die Risikoerkennung <strong>und</strong> Interventionsmöglichkeiten in ein<br />

<strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> gehören.<br />

Dem Patienten verabreichte Medikamente, welche nachweislich die Sturzgefährdung<br />

steigern, sollten zur raschen Generierung von Übersicht in einem Patientendossier<br />

farblich gekennzeichnet werden.<br />

Empfohlen wird die Übernahme eines Gesamt<strong>konzept</strong>s mit Risikoerkennung, Risikobewertung,<br />

Massnahmenplan <strong>und</strong> Evaluation zur Sturzprävention <strong>und</strong> <strong>Empfehlung</strong>en<br />

für die Führungsebene, inklusive einem Ablaufschema <strong>der</strong> Prozessschritte, welches<br />

die Stiftung für Patientensicherheit in <strong>der</strong> Schweiz vorlegt. Dieses Gesamt<strong>konzept</strong><br />

ist in Zusammenarbeit von <strong>der</strong> Stiftung Patientensicherheit <strong>und</strong> dem Institut für<br />

Pflegewissenschaft an <strong>der</strong> Universität Basel entwickelt worden <strong>und</strong> wird bei Bedarf<br />

an den aktuellen Wissensstand angepasst. Die externe Evaluation würde eine spätere<br />

interne Evaluation <strong>der</strong> Wirksamkeit eines Gesamt<strong>konzept</strong>s zur Sturzprävention unterstützen.<br />

Die Anträge an die Projektsteuerungsgruppe beinhalten die Prüfung unserer <strong>Empfehlung</strong><br />

<strong>und</strong> die Genehmigung, die <strong>Empfehlung</strong>en von Frank et al. (2008) als <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

<strong>und</strong> das erarbeitete Kommunikations<strong>konzept</strong> zu übernehmen. Für<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> Inhalte des <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es wird die Erarbeitung eines<br />

Umsetzungsplans beantragt.


Seite 4 von 44 / Bericht<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung <strong>und</strong> Bedarfsklärung für ein <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>.................. 6<br />

2 Ziele, Fragestellungen <strong>und</strong> Kenngrössen vom Ergebnis................................. 7<br />

2.1 Ziele.....................................................................................................................7<br />

2.2 Fragestellungen..................................................................................................7<br />

2.3 Kenngrössen vom Ergebnis ..............................................................................8<br />

3 Methode <strong>und</strong> Material vom <strong>Literaturreview</strong> .................................................... 8<br />

3.1 Vorgehen <strong>und</strong> Überblick über das Design <strong>der</strong> Publikationen.......................8<br />

4 Ergebnisse ......................................................................................................... 9<br />

4.1 Risikofaktoren ...................................................................................................9<br />

4.1.1 Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese.........................................................9<br />

4.1.2 Weitere sturzgefährdende Faktoren ...............................................................................10<br />

4.1.3 Kein sturzgefährden<strong>der</strong> Risikofaktor.............................................................................11<br />

4.2 Ergebnisse im Bereich Assessment ................................................................11<br />

4.2.1 Übergeordnete allgemeine Ergebnisse <strong>zum</strong> Assessment ...............................................11<br />

4.2.2 Assessmentinstrumente..................................................................................................12<br />

4.2.3 Fraglich aussagekräftige Assessmentinstrumente..........................................................13<br />

4.3 Ergebnisse im Bereich Interventionen...........................................................13<br />

4.3.1 Reduktion <strong>der</strong> Medikamentendosierung mit dem Ziel <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong><br />

Medikamentennebenwirkung(en) ..................................................................................13<br />

4.3.2 Ergebnisse im Bereich Freiheitsbeschränkende Massnahmen <strong>und</strong> Zwangs-<br />

massnahmen...................................................................................................................14<br />

4.3.3 Körpertraining................................................................................................................15<br />

4.3.4 Interventionen wie Alarmsysteme, Hüftprotektoren, Inkontinenz, Fussbekleidung <strong>und</strong><br />

Schmerzen .....................................................................................................................15<br />

4.3.5 Wenig effektive Interventionen .....................................................................................15<br />

4.4 Ergebnisse im Bereich Mitarbeitende............................................................15<br />

4.5 Ergebnisse im Bereich Umgebungsgestaltung, Prozessmanagement <strong>und</strong><br />

Systematisierung <strong>der</strong> Sturzprävention ..........................................................16<br />

4.5.1 Häufigkeit <strong>der</strong> Anwendung von Assessmentinstrumenten o<strong>der</strong> Assessmentverfahren<br />

<strong>und</strong> Evaluation...............................................................................................................17<br />

4.5.2 Evaluation von Wirksamkeit <strong>und</strong> Wissen bezüglich Sturzprävention <strong>und</strong> dessen<br />

Folgen ............................................................................................................................18<br />

4.5.3 Reaktionen auf einen Sturz............................................................................................18<br />

4.5.4 Eingrenzungen <strong>der</strong> Wirksamkeit von Sturzassessment <strong>und</strong> Interventionen ..................18<br />

4.6 Hinweise für Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation in die elektronische<br />

Patientendokumentation.................................................................................18<br />

5 Diskussion ....................................................................................................... 19<br />

5.1 Anzahl <strong>und</strong> Kombination von Risikofaktoren <strong>und</strong><br />

Assessmentinstrumenten.................................................................................20<br />

5.2 <strong>Empfehlung</strong>en über Häufigkeit von Assessments <strong>und</strong> Evaluation von<br />

Einzelfällen.......................................................................................................21<br />

5.3 Interventionen <strong>und</strong> wenig empfehlenswerte Interventionen .......................21


Seite 5 von 44 / Bericht<br />

5.4 <strong>Empfehlung</strong>en für ausgebildete Mitarbeitende <strong>und</strong> Schulungen................22<br />

5.5 Umgebungsgestaltung, Prozessmanagement <strong>und</strong> Systematisierung <strong>der</strong><br />

Sturzprävention ...............................................................................................22<br />

5.6 Hinweise für Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation in die elektronische<br />

Patientendokumentation.................................................................................23<br />

5.7 Vergleich von zwei umfassen<strong>der</strong>en Konzeptionen <strong>der</strong> Sturzerfassung ......23<br />

5.8 Population <strong>der</strong> geprüften Publikationen .......................................................24<br />

5.9 Probleme einer hohen Anzahl von Einzelaspekten, Validität <strong>und</strong><br />

Reliabilitiät von Instrumenten in den geprüften Publikationen .................24<br />

5.10 Güte vom Vorgehen <strong>und</strong> Bericht ...................................................................25<br />

6 Zusammenfassende Beantwortung <strong>der</strong> Fragen............................................. 26<br />

7 <strong>Empfehlung</strong>..................................................................................................... 27<br />

8 Kommunikations<strong>konzept</strong> ................................................................................ 29<br />

9 Anträge zur Genehmigung <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong>, Kommunikations<strong>konzept</strong> <strong>und</strong><br />

Umsetzungsprojekt .......................................................................................... 29<br />

9.1 Danksagung......................................................................................................30<br />

10 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 30<br />

Anhänge 1-10 ......................................................................................................... 34<br />

Anhänge 1-10<br />

Anhang 1: Limitationen eines zurzeit verwendenten Assessmentinstruments<br />

auf <strong>der</strong> Station G2 35<br />

Anhang 2: Assessmentinstrument KAP G2 Sturzrisikoskala 36<br />

Anhang 3: Kritische Ereignisse zur Qualitätserhebung 37<br />

Anhang 4: Übersicht über das Design <strong>der</strong> Publikationen 38<br />

Anhang 5: Kommunikations<strong>konzept</strong> 39<br />

Anhang 6: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte im Bereich Risikofaktoren<br />

nach Autoren geordnet 40<br />

Anhang 7: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte im Bereich Assessment<br />

nach Autoren geordnet 41<br />

Anhang 8: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte im Bereich Interventionen<br />

nach Autoren geordnet 42<br />

Anhang 9: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte im Bereich Mitarbeitende,<br />

Umgebung, Sturzprävention, Qualitätshandbuch <strong>und</strong> KIS<br />

nach Autoren geordnet 43<br />

Anhang 10: Risikomanagement – Prozess zur Sturzprävention aus <strong>der</strong><br />

Schriftenreihe Patientensicherheit Schweiz, Frank et al. 2008. 44


Seite 6 von 44 / Bericht<br />

1 Einleitung <strong>und</strong> Bedarfsklärung für ein <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

Stürze sind ein Ges<strong>und</strong>heitsproblem auch in <strong>der</strong> Psychiatrie, daher hat sich die Psychiatrische<br />

Universitätsklinik in Zürich entschlossen ein literatur- <strong>und</strong> forschungsgestütztes<br />

<strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> zu erarbeiten.<br />

Die Gründe dazu sind: Die Pflege <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Fachpersonen betreuen neben älteren<br />

psychiatrischen Patienten 1 in <strong>der</strong> KAP 2 zunehmend auch jüngere Patienten mit einer<br />

Sturzgefährdung, so dass die Anzahl <strong>der</strong> sturzgefährdeten Patienten zunimmt. Oft<br />

weisen diese Patienten Einschränkungen auch in an<strong>der</strong>en Bereichen (z.B. beeinträchtigter<br />

Selbstpflegebedarf) <strong>und</strong> Mehrfachdiagnosen im somatischen sowie im psychiatrischen<br />

Bereich auf, so dass nicht von einer singulären Sturzgefährdung ausgegangen<br />

werden kann, son<strong>der</strong>n dass die Sturzgefährdung eine von vielen Krankheitsaspekten<br />

darstellt. Des Weiteren werden vermehrt Patientenübertritte mit Fürsorgerischem<br />

Freiheitsentzug (FFE) aus Spitälern registriert, bei welchen <strong>der</strong> Allgemeinzustand<br />

durch Begleitsymptome, wie z.B. Agitation, reduziert ist <strong>und</strong> ein mögliches Sturzrisiko<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht.<br />

Patienten mit Stürzen weisen eine höhere Mortalität, einen verlängerten Behandlungsaufenthalt<br />

von durchschnittlich 13.1 Tagen, mehr Rehospitalisationen <strong>und</strong> mehr Pflegeheimeinweisungen<br />

auf als Patienten ohne Stürze (Schwendimann, 2006; Largia<strong>der</strong><br />

et al., 2001).<br />

10% <strong>der</strong> Stürze führen zu Verletzungen. In 5% <strong>der</strong> Fälle kommt es zu Frakturen.<br />

Stürze sind für die Betroffenen ein beängstigendes, oft das spätere Leben negativ beeinflussendes<br />

Ereignis (Schwendimann, 2006; Largia<strong>der</strong> et al. 2001). Allerdings hat<br />

ein durch Sturzfolgen verlängerter Behandlungsaufenthalt keinen Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Sturzhäufigkeit (Greene et al. 2001).<br />

Im Moment wird in Teilen <strong>der</strong> KAP bei Eintritt ein Assessmentinstrument zur<br />

Sturzerfassung benutzt (Chapman & Hall ohne Jahr), welches aufgr<strong>und</strong> einer hohen<br />

Bewertung <strong>der</strong> Depression häufig Patienten mit einer Depression als sturzgefährdet<br />

einstuft, die gar nicht sturzgefährdet sind. Es erscheint sinnvoll, zur Reduktion von<br />

falsch positiv eingeschätzter Sturzgefährdung bei Patienten Instrumente zu suchen,<br />

welche sensibler <strong>und</strong> zuverlässiger sind als das von Chapman & Hall (ohne Jahr). Eine<br />

Beschreibung <strong>und</strong> die Abbildung des verwendeten Instruments befinden sich in<br />

den Anhängen 1-3.<br />

Das Ziel dieses Berichts ist die Erarbeitung einer <strong>Empfehlung</strong>, welche Inhalte <strong>und</strong><br />

Vorgehensweisen für ein <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> in <strong>der</strong> PUK enthalten sollte.<br />

1 Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird im gesamten Dokument die weibliche Form für Patientin/Patient,<br />

Expertin/Experte, Ärztin/Arzt benutzt, welche die männliche Form immer inkludiert. Die Pluralform ist geschlechtsneutral<br />

formuliert, z.B. Patienten.<br />

2 KAP ist die Abkürzung für „Klinik für Alterspsychiatrie“


Seite 7 von 44 / Bericht<br />

2 Ziele, Fragestellungen <strong>und</strong> Kenngrössen vom Ergebnis<br />

Die Ziele, Fragestellungen <strong>und</strong> Kenngrössen vom Ergebnis wurden aus dem Projektantrag<br />

für die Erarbeitung eines <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es übernommen.<br />

2.1 Ziele<br />

1. Das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> PUK wurde interdisziplinär entwickelt <strong>und</strong> genehmigt.<br />

2. Das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> PUK beinhaltet die Einigung auf einen Behandlungsprozess,<br />

den alle beteiligten Fachgruppen in ihrer Praxis anwenden.<br />

3. Das Phänomen „Sturzgefährdung“ wird mit evidenzbasierten Instrumenten erfasst<br />

<strong>und</strong> überprüft.<br />

4. Der Behandlungsprozess <strong>und</strong> die Handlungsanleitung sind evidenzbasiert. Alle beteiligten<br />

Berufsgruppen erhalten Handlungskompetenz <strong>und</strong> -anleitung für die Einschätzung<br />

<strong>und</strong> Behandlung von sturzgefährdeten Patienten.<br />

5. Interventionen aus dem <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> sind im Behandlungsprozess des<br />

elektronischen Patientendossiers im KIS 3 abgebildet.<br />

6. Sturzstatistik (Risiko & Ereignis) wird ein Erfor<strong>der</strong>nis <strong>und</strong> ist Bestandteil des Qualitätshandbuch<br />

PUK.<br />

7. Ein Softwareprogramm soll die Ergebnisanalyse <strong>der</strong> Sturz-Risiko-Assessments<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sturzprotokolle im Einzelfall <strong>und</strong> für bestimmte Patientengruppen unterstützen.<br />

2.2 Fragestellungen<br />

Hauptfrage: Mit welchen Instrumenten kann Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong><br />

welche Handlungsanleitungen (Interventionen) können davon abgeleitet werden?<br />

Frage A: Sind die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese<br />

als grobe erste Einschätzungskriterien akzeptabel o<strong>der</strong> müssen weitere Risikofaktor(en)<br />

hinzugefügt werden?<br />

Frage B: Welche Assessmentinstrumente gibt es zur Risikoabklärung <strong>und</strong><br />

-beurteilung für sturzgefährdete Erwachsene (ab 18) in <strong>der</strong> Psychiatrie, die empfohlen<br />

werden können?<br />

Frage C: Gibt es empfohlene Interventionen <strong>und</strong> interdisziplinäre Ablaufbeschreibungen<br />

zur Sturzreduktion <strong>und</strong> Sturzprävention?<br />

Frage D: Gibt es empfohlene Hinweise zur Implementation in die elektronische Patientendokumentation<br />

<strong>und</strong> Qualitätshandbuch PUK?<br />

3 KIS ist das elektronische Klinikinformationssystem, in welchem auch das Patientendossier abgebildet wird


Seite 8 von 44 / Bericht<br />

2.3 Kenngrössen vom Ergebnis<br />

- Sturzgefährdete Patienten stürzen möglichst nicht <strong>und</strong> können bzgl. Sturzrisikos<br />

ihr psychosoziales <strong>und</strong> körperliches Wohlbefinden während <strong>der</strong> Behandlungsdauer<br />

beibehalten (Autonomie <strong>und</strong> Sturzkontrolle).<br />

- Die ausgewählten Instrumente sind in <strong>der</strong> Praxis effizient anwendbar.<br />

- Qualitative Kriterien <strong>zum</strong> Phänomen Sturzgefährdung <strong>und</strong> Sturz werden von statistischen<br />

Auswertungen abgeleitet (Sturz-Risiko-Assessment <strong>und</strong> Sturzprotokoll).<br />

- Die Daten von Sturzrisiko <strong>und</strong> Sturzereignissen werden mit den interdisziplinären<br />

Behandlungsteams analysiert <strong>und</strong> besprochen. Bei Bedarf wird das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

angepasst.<br />

- Der Qualitätskommission wird jährlich ein Bericht <strong>der</strong> Sturzstatistik abgeben.<br />

- Das <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> ist Bestandteil vom Qualitätshandbuch <strong>der</strong> PUK.<br />

- Das Schulungs<strong>konzept</strong> wird von <strong>der</strong> Direktion Pflege, Therapien <strong>und</strong> Sozialdienst<br />

(DPTS) entwickelt.<br />

3 Methode <strong>und</strong> Material vom <strong>Literaturreview</strong><br />

3.1 Vorgehen <strong>und</strong> Überblick über das Design <strong>der</strong> Publikationen<br />

Die im Projektantrag erstellten Ziele-, Ergebnis- <strong>und</strong> Kenngrössen wurden in Fragestellungen<br />

umgewandelt. Der als externer Berater mit <strong>der</strong> Fachexpertise <strong>zum</strong> Thema<br />

Sturz hinzugezogene Dr. Schwendimann stellte uns eine narrativ erstellte Literaturliste<br />

zur Verfügung, die aus Aufwandgründen zur Zeiteinsparung von umfangreicheren<br />

Recherchen unverän<strong>der</strong>t übernommen wurde. Insgesamt wurden 53 Publikationen zur<br />

Überprüfung bereit gestellt, von denen 40 Publikationen geprüft wurden. Es konnten<br />

13 Artikel aus <strong>der</strong> Literaturliste von Schwendimann aus Kapazitätsgründen nicht bearbeitet<br />

werden, sie wurden in Absprache mit Dr. Schwendimann selektioniert. Die<br />

Populationsgruppen <strong>der</strong> 40 geprüften Publikationen bezogen sich in 23 Publikationen<br />

auf ältere Menschen in verschiedenen Ges<strong>und</strong>heitsbereichen wie Spital, Heim <strong>und</strong><br />

Spitex, 1 Publikation bezog sich auf Assessments in <strong>der</strong> Neurorehabilitation. Im gerontopsychiatrischen<br />

Bereich wurden 8 Publikationen <strong>und</strong> 4 Publikationen mit psychiatrischen<br />

Patienten analysiert. In 4 Publikationen wurde <strong>der</strong> Bereich nicht näher<br />

bezeichnet.<br />

Die Inhalte <strong>der</strong> Publikationen wurden zuerst anhand <strong>der</strong> Abstracts <strong>und</strong> im weiteren<br />

durch die Analyse <strong>der</strong> Publikationen anhand <strong>der</strong> folgenden Kriterien geordnet.<br />

- Autoren<br />

- Zentrale Aussage<br />

- Design<br />

- Assessment<br />

- Risikofaktoren<br />

- Interventionen<br />

- An<strong>der</strong>es<br />

- Bewertung: Bedeutung <strong>der</strong> Publikation für die Fragestellung


Seite 9 von 44 / Bericht<br />

Die Analyse <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> Publikationen durch die Projektgruppenmitglie<strong>der</strong><br />

wurde zwischen August <strong>und</strong> November 2008 geleistet <strong>und</strong> dokumentiert. Von Dezember<br />

2008 bis Februar 2009 wurden die Analysen im Cross-Over-Verfahren von<br />

drei Projektgruppenmitglie<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Ebene vom Bericht zusammengefasst, so dass<br />

kein Projektgruppenmitglied die selber analysierten Publikationen zusammenfasste.<br />

Der Bericht durchlief insgesamt vier Vernehmlassungen innerhalb <strong>der</strong> Projektgruppe<br />

<strong>und</strong> zwei Prüfungen durch Dr. Schwendimann <strong>und</strong> eine Prüfung durch Dr. Savaskan.<br />

Im Anhang 4 ist ein Überblick über das Design <strong>der</strong> geprüften Publikationen ersichtlich.<br />

Zusätzlich wurde ein Kommunikations<strong>konzept</strong> erarbeitet, welches im Anhang 5 dargestellt<br />

ist. Da das Kommunikations<strong>konzept</strong> eher unabhängig vom Inhalt <strong>der</strong> Sturzprävention<br />

angesehen kann, wird es hier nicht weiter beschrieben.<br />

4 Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse werden in folgende Bereiche unterglie<strong>der</strong>t: Risikofaktoren, Assessment,<br />

Interventionen, Mitarbeiterinnen, Umgebungsgestaltung Prozessmanagement<br />

<strong>und</strong> Systematisierung <strong>der</strong> Sturzprävention <strong>und</strong> Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation<br />

in die elektronische Patientendokumentation. Eine Übersichtstabelle, welche Autoren<br />

zu welchen Inhalten Beschreibungen geben, <strong>und</strong> eine Häufigkeitsaussage <strong>der</strong> Inhalte<br />

befinden sich in den Anhängen 6-9.<br />

Zur Begrenzung des Umfangs des Berichts wird in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

mehrheitlich auf die Darstellung <strong>der</strong> Instrumente <strong>und</strong> die Dokumentation <strong>der</strong> Originalliteratur<br />

(z.B. von Assessmentinstrumenten) verzichtet, weil eine solche Dokumentation<br />

den Umfang des Berichtes stark erweitern würde.<br />

4.1 Risikofaktoren<br />

4.1.1 Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese<br />

Die 3 Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese (Frage<br />

A) werden in den Studien unter verschiedenen Begriffen beschrieben <strong>und</strong> sind<br />

hier zusammengefasst:<br />

- Gangunsicherheit resp. Ganggeschwindigkeit sowie an<strong>der</strong>e Bewegungseinschränkungen<br />

wie Verlust des Armschwingens, Balance, aufrecht gehen <strong>und</strong><br />

unsicher schlurfen<strong>der</strong> Gang gehören zu den Risikofaktoren (Coussement et<br />

al. 2008; Eriksson et al. 2008; Capuzeti et al. 2007; Cooper et al. 2007;<br />

Dennison et al. 2007; Rask et al. 2007; Detweiler et al. 2005; Huang 2004;<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002; Wood et al. 2002; de Carle & Kohn 2001; Savage &<br />

Matheis 2001; Swift 2001; Oliver et al. 2000).<br />

- Der Faktor Agitiertheit wird mit an<strong>der</strong>en Ausdrücken wie mangelnde Kognition,<br />

Delir, agitierte Verwirrtheit, wechselnde Kognitionszustände, Verwirrtheit,<br />

Desorientierung umschrieben (Coussement et al. 2008; Cooper et<br />

al. 2007; Dennison et al. 2007; Bredthauer et al. 2005; Detweiler et al. 2005;<br />

Walker et al. 2005; Bi<strong>der</strong>man et al. 2002; de Carle & Kohn 2001; Savage &<br />

Matheis 2001 Swift 2001; Oliver et al. 2000; Vaughn et al. 1993).


Seite 10 von 44 / Bericht<br />

- Patienten mit einer Sturzanamnese haben ein erhöhtes Risiko, erneut zu stürzen,<br />

<strong>und</strong> sollten beson<strong>der</strong>s beachtet werden (Cooper et al. 2007; Bredthauer<br />

et al. 2005).<br />

4.1.2 Weitere sturzgefährdende Faktoren<br />

- Medikamentennebenwirkung(en) von psychoaktiven Substanzen wird häufig<br />

als Risikofaktor genannt. Wobei sich dies vorwiegend auf die Auswirkung<br />

von Sedativa, Tanquilizer, Hypnotika auf das Zentrale Nervensystem<br />

bezieht sowie auf Herzmedikamente <strong>und</strong> Antidepressiva (ohne weitere Spezifizierungen<br />

<strong>der</strong> Medikamente zu nennen) (Coussement et al. 2008; Capezuti<br />

et al. 2007; Rask et al. 2007; van <strong>der</strong> Velde et al. 2007; Detweiler et al.<br />

2005; Aizenberg et al. 2002; Wood et al. 2002; Cooper 2001; de Carle &<br />

Kohn 2001; Savage & Matheis 2001; Dubner & Creech 1988). Weitere Medikamente,<br />

die das Sturzrisiko erhöhen, sind Steroide, nicht steroidale Antirheumatika<br />

(NSAR) wie Aspirin (10x höheres Sturzrisiko), Anticholinergika,<br />

Antidiabetika, Antihistaminika, gastrointestinale Medikamente, Laxantien<br />

(Walker et al. 2005; Swift 2001; Vaughn et al. 1993). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf anticholinergene Nebenwirkung von Medikamenten sei zu achten, da ältere<br />

Patienten signifikant häufiger unter dieser Medikamentenbehandlung<br />

stürzen (Aizenberg et al. 2002). Opioide zeigen bei Walker et al. (2005)<br />

kein erhöhtes Sturzrisiko. Verletzungen, wie z.B. Hüftfraktur, welche in <strong>der</strong><br />

Folge Gangunsicherheit auslösen können, können sich sturzgefährdend<br />

auswirken (Coussement et al. 2008; Detweiler et al. 2005; Walker et al.<br />

2005; Swift 2001; de Carle & Kohn 2001; Oliver et al. 2000; Vaughn et al.<br />

1993).<br />

- Beeinträchtigte Sehfähigkeit, weibliches Geschlecht, orthostatische Dysregulation,<br />

Schlafschwierigkeiten, niedriger BMI, Gehhilfen <strong>und</strong> Umgebungsän<strong>der</strong>ungen<br />

werden sowohl als Einzelrisikofaktoren als auch in Kombination<br />

beschrieben (Eriksson et al. 2008; Capezuti et al. 2007; Rask et al. 2007;<br />

Detweiler et al. 2005; Chang et al. 2004; Huang 2004; Aizenberg et al.<br />

2002; Swift 2001; de Carle & Kohn 2001; Oliver et al. 2000; Vaughn et al.<br />

1993; Dubner & Creech 1988).<br />

- Ausscheidungsstörungen, wie Urin- <strong>und</strong> Dranginkontinenz, Stuhlinkontinenz,<br />

nächtlicher Toilettengang werden in 8 Studien als Risikofaktor genannt<br />

(Coussement et al. 2008; Capezuti et al. 2007; Cooper et al. 2007;<br />

Walker et al. 2005; Huang 2004; Savage & Matheis 2001; Oliver et al.<br />

2000; Dubner & Creech 1988).<br />

- Medizinische Diagnose wie Depression, Demenz, Arthritis, Osteoporose,<br />

Parkinson <strong>und</strong> Schlaganfall führen in Kombination mit an<strong>der</strong>en Risikofaktoren<br />

zu einem erhöhten Sturzrisiko (Eriksson et al. 2008; Cooper et al. 2007;<br />

Detweiler et al. 2005; Bi<strong>der</strong>man et al. 2002; Wood et al. 2002; de Carle &<br />

Kohn 2001; Swift 2001; Vaughn et al. 1993).<br />

- Verletzungen, wie z.B. Hüftfraktur, welche in <strong>der</strong> Folge Gangunsicherheit<br />

auslösen können, können sich sturzgefährdend auswirken (Coussement et<br />

al. 2008; Detweiler et al. 2005; Walker et al. 2005; Swift 2001; de Carle &<br />

Kohn 2001; Oliver et al. 2000; Vaughn et al. 1993).


Seite 11 von 44 / Bericht<br />

- Schweregrad einer Erkrankung sowie höheres Niveau von Aktivitätseinschränkungen<br />

<strong>der</strong> ATL’s 4 <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> tiefes Niveau des Barthel Index deuten<br />

ein höheres Sturzrisiko an (Eriksson et al. 2008; Dennison et al. 2007;<br />

Schädler et al. 2006; Detweiler et al. 2005; Cornali et al. 2004).<br />

- Alter als Risikofaktor werden von Bi<strong>der</strong>man et al. (2002), Cooper et al.<br />

(2001), de Carle & Kohn (2001) <strong>und</strong> Murdock et al. (1998) beschrieben.<br />

- Verschiedene Studien zeigen auf, dass bei gleichzeitiger Einnahme mehrer<br />

Medikamente (z.B. mehr als 4 Medikamente) das Sturzrisiko steigt (Eriksson<br />

et al. 2007; Cooper et al. 2007; Huang 2004; de Carle & Kohn 2001).<br />

Ein Risiko für Stürze entsteht ebenso durch die Einnahme mehrerer psychoaktiver<br />

Substanzen (Cooper et al. 2007).<br />

- Elektroschocktherapie (ECT) wird von de Carle & Kohn (2001) als Sturzrisikofaktor<br />

beurteilt.<br />

- Emotionale Faktoren, wie wenig soziale Kontakte, Angst <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Furcht<br />

vor Sturz, nennt Huang (2004) als Risikofaktoren.<br />

- Gleichgewichtsstörungen sind nach Irvin (1999) <strong>der</strong> wichtigste Sturzrisikofaktor.<br />

- Eine umfassende Auflistung <strong>der</strong> intrinsichen <strong>und</strong> extrinsischen Risikofaktoren<br />

zur Risikoerkennung legen Frank et al. (2008) vor.<br />

- Mini Mental Status Examination (MMSE) von < 24 kann als Risikofaktor<br />

angesehen werden (Dennison et al. 2007).<br />

- Transferfähigkeit <strong>und</strong> Gehfähigkeit als Indiz für Sturzgefährdung werden<br />

von Capezeuti et al. (2007) identifiziert.<br />

- Umgebungsqualität, wie Licht, Schuhwerk, Alarmmöglichkeiten, Unordnung,<br />

Teppiche, welche negativen Einfluss auf das Sturzrisiko haben können,<br />

verzeichnet Huang (2004) als Risikofaktoren.<br />

- Unstrukturierte Tageszeiten, z.B. zwischen 16-19 Uhr, sind eher Zeiten mit<br />

erhöhtem Sturzrisiko (Fairlie & Brown 1994).<br />

4.1.3 Kein sturzgefährden<strong>der</strong> Risikofaktor<br />

- Psychiatrische Diagnosen allein sind kein Prädikator für Stürze (Bi<strong>der</strong>man<br />

et al. 2002; Murdock et al. 1998; Vaughn et al. 1993).<br />

4.2 Ergebnisse im Bereich Assessment<br />

4.2.1 Übergeordnete allgemeine Ergebnisse <strong>zum</strong> Assessment<br />

- Assessmentinstrumente sollten multifaktoriell ausgerichtet <strong>und</strong> interdisziplinär<br />

ausgeführt werden (Coussement et al. 2008; Frank et al. 2008; Chaabane<br />

2007; Chang et al. 2004; Huang 2004; Bi<strong>der</strong>man et al. 2002; Wood et<br />

al. 2002; Swift 2001; Schwendimann, 2000; Murdock et al. 1998).<br />

- Kriterien zu bewegungseinschränkenden Erkrankungen (z.B. Parkinson)<br />

sollten im Assessment berücksichtigt werden (Wood et al. 2002).<br />

4<br />

ATL sind die Aktivitäten des täglichen Lebens, wie z.B. sich bewegen, schlafen <strong>und</strong> ruhen, für die Körperpflege<br />

sorgen.


Seite 12 von 44 / Bericht<br />

- Allgemein wird <strong>der</strong> Einsatz von einem standardisierten <strong>und</strong> evidenzbasierten<br />

Assessment empfohlen (Swift 2001).<br />

- Systematische Risikoerfassung <strong>und</strong> darauf basierende individuelle Anpassung<br />

<strong>der</strong> Interventionen führen zur Sturzreduktion (Williams et al. 2007).<br />

4.2.2 Assessmentinstrumente<br />

- Nach Detweiler et al. (2005) können Stürze kategorisiert werden, in dem sie<br />

in eine Schweregrad-Skala von 1-5 eingeteilt werden, d.h. von herabgesetzter<br />

Prognose bis volle Erholung, um die entsprechenden Interventionen zu<br />

veranlassen. Als Kategorisierung vom Einschätzungsresultat empfehlen<br />

Williams et al. (2007) die Kategorien Sturzrisiko <strong>und</strong> kein vorhandenes<br />

Sturzrisiko anstatt verschiedener Kategorien.<br />

- Eine Kombination von Assessmentinstrumenten zur Sturzabklärung legen<br />

Grob et al. (2007) mit insgesamt 12 Instrumenten vor, welche die Tests in<br />

Sturz-Screening (1 Intrument), Basis-Untersuchungen (5 Instrumente) <strong>und</strong><br />

Sturz-Assessment (6 Instrumente) aufglie<strong>der</strong>n. Die Assessments sind mehrheitlich<br />

medizinisch-somatisch orientiert, z.B wird die Karotissinus-<br />

Massage als Assessment nicht von Pflegenden <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Physiotherapeuten<br />

<strong>und</strong> wahrscheinlich auch nicht von Psychiatern ausgeführt.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Kombination von 13 weiteren Assessmentinstrumenten legen<br />

Frank et al. (2008, S. 22) vor. Sie unterscheiden zwischen Assessments in<br />

Risikoerkennung <strong>und</strong> Risikobeurteilung. In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Risikoerkennung<br />

empfehlen sie die folgenden 6 Instrumente:<br />

- Geh- <strong>und</strong> Sprechtest<br />

- 5-Meter-Gehen<br />

- Uhrentest<br />

- Timed up and go Test (TUG) mit Wasserglas<br />

- STRATIFY Fall Risk Assessment Tool<br />

- Morse Fall Scale<br />

In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Risikobeurteilung stellen Frank et al. (2008, S. 22) folgende<br />

7 Instrumente vor:<br />

- Time-up-and-Go-Test<br />

- Berg-Balance-Scale<br />

- Performance Orientated Mobility Assessment (POMA)<br />

- Schellong-Test<br />

- Ganganalyse mit Bestimmung <strong>der</strong> Gangvariabilität <strong>und</strong> Spurbreite<br />

- Dynamic Gate Index (DGI)<br />

- Aktivitätsscore nach Chedoke MC Master<br />

- Ein umfangreiches Assessment mit 31 Kriterien haben Savage & Matheis<br />

(2001) vorgelegt (z.B. Alter, Verlegung/ Eintritt-, Relocation-, Sturzanamnese,<br />

Mobilität, physischen, mentalen <strong>und</strong> emotionalen Status, Medikation).<br />

- Chaabane (2007) setzt das Assessment nach Kitwood ein, welches auf Demenz<br />

<strong>und</strong> den Spitalbereich fokussiert ist (Instrument wird nicht näher beschrieben).<br />

- Ein Sturzrisikoassessment sollte jede Patientin erhalten (Murdock et al.<br />

1998).


Seite 13 von 44 / Bericht<br />

- Nach Cornali et al. (2004) haben die drei Assessmentinstrumente Motorische<br />

Performance (PPT), Kognitions- (MMSE) <strong>und</strong> Stimmungsstatus (GDS)<br />

eine beträchtliche Relevanz, um das Sturzrisiko vorhersehbar einzuschätzen.<br />

- Rask et al. (2007) schlagen als Eintrittsassemssment das RAI MDS 5 Sturzassessment<br />

vor, welches für Heimbewohner in Pflegeheimen gestaltet wurde.<br />

- Als wichtige Inhaltskriterien für Assessmentinstrumente gelten nach Cooper<br />

et al. (2007) Sturzanamnese, Medikamentenanzahl, Kognition <strong>und</strong> Orthostase.<br />

4.2.3 Fraglich aussagekräftige Assessmentinstrumente<br />

- Einfache Assessmentsinstrumente benutzt in Kombination mit an<strong>der</strong>en Assessmentinstrumenten<br />

zur Sturzrisikoeinschätzung (z.B. Innes Score; Morse<br />

Fall score, STRATIFY Assessment, downtown score, schmid score) können<br />

70% <strong>der</strong> Stürze voraussehen (Dennison et al. 2007). Somit ist die Aussagekraft<br />

eines einzigen, angewendeten Assessmentinstruments fraglich (Frank<br />

et al. 2008; Schwendimann 2006), <strong>und</strong> es wird die Kombination von mehreren<br />

Assessmentinstrumenten empfohlen (Frank et al. 2008; Schwendimann<br />

2006; Chaabane 2007; Rask et al. 2007; Huang 2004; Carle & Kohn 2001;<br />

Oliver et al. 2000; Irvin 1999).<br />

- Das STRATIFY-Instrument zeigt bei unter 65-Jährigen das Sturzrisiko prospektiv<br />

gut an, für die Population <strong>der</strong> über 65-Jährigen weist das Instrument<br />

eine geringere Sensitivität aus <strong>und</strong> ergab mehr falsch negative Werte (Oliver<br />

et al. 1997; Schwendimann 2006).<br />

- Nach Large et al. (2006) <strong>und</strong> Frank et al. (2008) zeigt <strong>der</strong> Timed-up-and-go-<br />

Test (TUG) keine Sturzvoraussage <strong>und</strong> kann bei Patienten mit körperlichen<br />

Einschränkungen oft nicht erhoben werden, dabei weist diese Patientengruppe<br />

die höchste Sturzrate auf. Cornali et al. (2004) sagen, dass Balance<br />

<strong>und</strong> Gehfähigkeit mit Tinetti-Test and Funktionsstatus nach Katz-Index keine<br />

Vorhersehbarkeit für Sturzrisiko anzeigen.<br />

4.3 Ergebnisse im Bereich Interventionen<br />

4.3.1 Reduktion <strong>der</strong> Medikamentendosierung mit dem Ziel <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> Medikamentennebenwirkung(en)<br />

- Medikamentendosierung <strong>und</strong> -anpassung reduziert allgemein das Sturzrisiko<br />

(Cooper 2001).<br />

- Reduktion von psychoaktiven Substanzen kann die Sturzrate um über 75%<br />

pro Jahr senken (Cooper 2001), eine Reduktion <strong>der</strong> psychoaktiven Substanzen<br />

empfehlen auch Cooper et al. (2007), Grob et al. (2007); van <strong>der</strong> Velde<br />

et al. (2007); Walker et al. (2005) <strong>und</strong> Huang (2004).<br />

- Nebenwirkungen von Medikamenten sollen beobachtet werden (Coussement<br />

et al. 2008; Van <strong>der</strong> Velde et al. 2006; Schwendimann 2000).<br />

5<br />

RAI MDS = Resident Assessment Instrument Minimum Data Set wird für die Bedarfsabklärung<br />

für Pflegeheimbewohner verwendet.


Seite 14 von 44 / Bericht<br />

- Prüfen des Absetzens von Herzmedikamenten in den Fällen, in denen ein<br />

Absetzen <strong>der</strong> Medikamente in Erwägung gezogen werden kann, zeigen sich<br />

in van <strong>der</strong> Velde et al. (2007) <strong>und</strong> Walker et al. (2005) als erfolgreiche<br />

Sturzverhin<strong>der</strong>ung.<br />

- Die Anzahl <strong>der</strong> verabreichten Medikamente ist nach Walker et al. (2005) bei<br />

Patienten, welche gestürzt sind, in den letzten 24 h vor dem Sturz höher als<br />

bei Patienten ohne Stürze <strong>und</strong> sollte darum nach erfolgtem Sturz geprüft<br />

werden.<br />

- Da Medikamente mit einem hohen anticholinergenen Effekt <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

die gleichzeitige Einnahme von mehreren anticholinergen wirkenden<br />

Substanzen das Sturzrisiko steigern, sollten die Medikamente möglichst<br />

nicht bzw. nur in begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden (Aizenberg<br />

et al. 2002).<br />

- Herzmedikamente <strong>und</strong> psychoaktive Substanzen farblich in <strong>der</strong> elektronischen<br />

Patientendokumentation darzustellen, empfehlen van <strong>der</strong> Velde et al.<br />

(2007) <strong>und</strong> Cooper (2001).<br />

4.3.2 Ergebnisse im Bereich Freiheitsbeschränkende Massnahmen <strong>und</strong> Zwangsmassnahmen<br />

- Freiheitsbeschränkende Massnahmen zu reduzieren, empfehlen Minde et al.<br />

(1990) <strong>und</strong> Dubner & Creech (1988) zugunsten von mehr Bewegungsfreiheit,<br />

die mit verschiedenen Alarmsystemen wie Alarmmatten, Bett- <strong>und</strong><br />

Stuhlalarme, Schienen o<strong>der</strong> Infrarotsystem, Bodenbett, Bodenmatten ermöglicht<br />

wird. Die Sturzrate bleibt jedoch gemäss Capezuti et al. (2007) <strong>und</strong><br />

Weintraub & Spurlock (2002) gleich hoch.<br />

- Betreuung 1:1 kann als freiheitsbeschränkende Massnahme gesehen werden<br />

<strong>und</strong> wird kontrovers bewertet. Weintraub & Spurlock (2002) empfehlen, Patienten<br />

1:1 zu beobachten, <strong>und</strong> bei Giles et al. (2006) gab es keine Stürze in<br />

<strong>der</strong> 1:1 Betreuung durch Freiwillige. Dagegen zeigen Rask et al. (2007) auf,<br />

dass <strong>der</strong> Abbau von freiheitsbeschränkenden Massnahmen keine steigende<br />

Anzahl Stürze nach sich zieht <strong>und</strong> die Verletzungsrate stabil bleibt. Minde et<br />

al. (1990) zeigen, dass es bei einer Reduktion von freiheitsbeschränkenden<br />

Massnahmen kurzfristig mehr Stürze gibt, die Sturzrate sich aber nach <strong>der</strong><br />

Benutzung von Hilfsmitteln wie z.B. Alarmmatten, wie<strong>der</strong> stabilisiert. Zusätzlich<br />

zeigen Bredthauer et al. (2005) auf, dass keine Daten evidenzbasiert<br />

beweisen, dass Stürze mit Zwangsmassnahmen verhin<strong>der</strong>t werden können.<br />

Nach Savage & Matheis (2001) sollen Patienten in Räume umplatziert werden,<br />

wo sich mehr Pflegende aufhalten, was eventuell weniger als Zwangsmassnahme<br />

angesehen wird, vielleicht aber als Autonomieverlust, weil die<br />

Patienten den Aufenthaltsort nicht selbst wählen können.<br />

- Die Überprüfung eines vorhandenen Standards für Zwangsmassnahmen<br />

empfehlen Weintraub & Spurlock (2002) <strong>und</strong> Savage & Matheis (2001),<br />

weil die Pflegenden Zwangsmassnahmen sehr unterschiedlich routiniert einsetzten<br />

<strong>und</strong> dies nicht zur Sturzprävention beiträgt. Die Prüfung <strong>der</strong> Standards<br />

bezieht sich auf die Entscheidungsfindung <strong>zum</strong> Einsatz von Zwangsmassnahmen<br />

bei hohem Sturzrisiko. Ein Entscheidungsfindungspfad sollte


Seite 15 von 44 / Bericht<br />

in einem <strong>Sturzpräventions</strong>programm enthalten sein, obwohl bei abnehmen<strong>der</strong><br />

Menge <strong>der</strong> Zwangsmassnahmen die Sturzrate konstant blieb (Weintraub<br />

& Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001).<br />

4.3.3 Körpertraining<br />

- Weitere Interventionen betreffen Geh-, Kraft-, Mobilitäts-, Balance- <strong>und</strong><br />

Gehtraining wie auch Spaziergang <strong>und</strong> Tai Chi (Frank et al. 2008; Grob et<br />

al. 2007; Huang 2004; Savage & Matheis 2001). Nötigenfalls Gehen-Unter-<br />

Beobachtung schlagen Savage & Matheis (2001) vor.<br />

- Einsatz von Aktivierungstherapie <strong>und</strong> Material für Aktivitäten empfehlen<br />

Minde et al. (1990). Weintraub & Spurlock (2002) befürworten Physiotherapie.<br />

4.3.4 Interventionen wie Alarmsysteme, Hüftprotektoren, Inkontinenz, Fussbekleidung<br />

<strong>und</strong> Schmerzen<br />

- Alarmsysteme einzusetzen <strong>und</strong> Patienten mit Armband o<strong>der</strong> einem Label als<br />

Hochrisikopatient erkennbar zu machen, so dass ihnen bei Unsicherheiten<br />

rasch geholfen werden kann, empfehlen Oliver et al. (2000).<br />

- Grob et al. (2007) schlagen Hüftprotektoren als Frakturprävention vor. Aus<br />

praktischen Erfahrungen zeigt sich, dass Patienten mit Hüftprotektoren oftmals<br />

bei <strong>der</strong> Toilettenbenützung eingeschränkt werden, weshalb diese<br />

Massnahme tendenziell eher abgelehnt <strong>und</strong> zugunsten <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong><br />

Patienten weggelassen wird.<br />

- Inkontinenzprodukte mit Pants schlagen Savage & Matheis (2001) vor.<br />

- Rutschsichere Socken <strong>und</strong> Schuhe schlagen Savage & Matheis (2001) vor.<br />

- Schmerzmanagement zur Reduktion von Stürzen empfiehlt Chaabane<br />

(2007).<br />

4.3.5 Wenig effektive Interventionen<br />

- Die Behandlung <strong>der</strong> Patienten in 3 Kategorien mit Kombinationen aus 1.<br />

halbstündlichem Überwachen; 2. halbstündlichem Überwachen <strong>und</strong> Bettsensoren<br />

<strong>und</strong> 3. halbstündlichem Überwachen, Bettsensoren, Gehtraining<br />

sowie Abklärung physiotherapeutisches Assessment <strong>und</strong> <strong>Empfehlung</strong>en<br />

senkt Sturzereignisse nicht (Irvin 1999).<br />

- Patienten mit höherem Sturzrisiko in einer Gruppe zusammenzubringen <strong>und</strong><br />

diese während <strong>der</strong> Tages- <strong>und</strong> Spätschicht zu überwachen, ist nicht produktiv<br />

(Detweiler et al. 2005).<br />

4.4 Ergebnisse im Bereich Mitarbeitende<br />

- Sensibilisierung <strong>und</strong> Steigerung des Fachwissens <strong>der</strong> Fachpersonen (Chaabane<br />

2007; Chang et al. 2004; Savage & Matheis 2001; Swift 2001) mittels<br />

Schulung <strong>und</strong> Beratung (Coussement et al. 2008; Frank et al. 2008; Capezuti<br />

et al. 2007; Chabane 2007; Oliver et al. 2000; Schwendimann 2000) <strong>und</strong><br />

auch von Patienten <strong>und</strong> Bezugspersonen können Stürze reduzieren (Chaabane<br />

2007; van <strong>der</strong> Velde 2006; Oliver et al. 2000; Schwendimann 2000).


Seite 16 von 44 / Bericht<br />

-<br />

- Die Dokumentation von Stürzen mittels Sturzprotokoll, die Analyse <strong>der</strong><br />

Gründe <strong>und</strong> die Ableitung von entsprechenden Massnahmen (Frank et al.<br />

2008; Chaabane 2007; Eriksson 2007; Detweiler et al. 2005; Savage & Matheis<br />

2001), können helfen, Stürze zu reduzieren. Die Analyse <strong>und</strong> Interventionsphase<br />

kann als Postinterventionsphase angesehen werden, welche sich<br />

aus Beratung für Sturzprotokollanalyse – <strong>und</strong> Interventionsplanung zusammen<br />

setzt (Frank et al. 2008; Savage & Matheis 2001).<br />

- Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen des Sturzgeschehens sehen<br />

Coussement (2008); Frank et al. (2008) Chang (2004) <strong>und</strong> Savage & Matheis<br />

(2001) als sehr wichtig an, weil sie die Effektivität einer Sturzvermin<strong>der</strong>ung<br />

steigert.<br />

- Auf den positiven Einfluss einer ANP Pflege (Advanced Nurse Practitioner)<br />

6 , entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> direkten Pflege (faciliative) o<strong>der</strong> als Beratung, weisen<br />

Capezuti et al. (2007) hin.<br />

- Ein Interventionsprogramm in dem Freiwillige Patienten mit Sturzrisiko 1:1<br />

betreuen ergibt, dass Freiwillige <strong>und</strong> Angehörige das Programm als sinnvoll<br />

erachteten, das Personal aber nur teilweise zufrieden war, weil <strong>der</strong> Supervisionsbedarf<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen als sehr aufwändig beschrieben wurde (Giles et<br />

al. 2006).<br />

- Personalfrequentierte Bereiche in <strong>der</strong> Klinik könnten ein etwas sicherer<br />

Aufenthaltsort für sturzgefährdete Personen sein (Savage & Matheis 2001).<br />

4.5 Ergebnisse im Bereich Umgebungsgestaltung, Prozessmanagement <strong>und</strong><br />

Systematisierung <strong>der</strong> Sturzprävention<br />

- Analyse <strong>und</strong> anschliessende Neuordnung <strong>der</strong> Umgebung ermöglicht eine<br />

grössere Übersichtlichkeit in den Räumen (Detweiler et al. 2005; Huang<br />

2004; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001; Minde et al.<br />

1990).<br />

- Als beson<strong>der</strong>s wichtig für die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehen Savage<br />

& Matheis (2001) Mitarbeiterfortbildung sowie Umgebungssicherheit<br />

(Tinetti & Speechley 1989 in Savage & Matheis 2001). Interdisziplinarität<br />

steigert Effektivität zur Sturzrisikomin<strong>der</strong>ung (Coussement et al. 2008).<br />

- Der Prozess <strong>der</strong> Sturzprävention wird bei Frank et al. (2008 S. 11ff) Risikomanagement-Prozess<br />

genannt <strong>und</strong> wird als permanenter Prozess angesehen.<br />

- Frank et al. (2008) halten fest, dass ein <strong>Sturzpräventions</strong>programm den Aspekt<br />

einer klinischen Führungsebene bzw. Führungsverantwortung beinhalten<br />

sollte. Zur Führungsverantwortung gehören zusammengefasst die Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen strukturellen <strong>und</strong> personellen Ressourcen für<br />

6 In diesem Bericht wird sich bzgl. ANP an die Ausführungen von Mantzoukas &<br />

Watkinson (2006) angelehnt, welche dazu folgende Kompetenzen beschreiben: Anwendung<br />

von Wissen in <strong>der</strong> Praxis, Kritisches Denken <strong>und</strong> analytische Fähigkeiten,<br />

klinische Urteilsbildung <strong>und</strong> Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung, professioneller<br />

Lea<strong>der</strong>ship <strong>und</strong> klinische Erhebungen, Fähigkeiten zu Coaching <strong>und</strong> Mentoring, Forschungs-Skills<br />

<strong>und</strong> Einführung von Verän<strong>der</strong>ungen zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Pflegepraxis.


Seite 17 von 44 / Bericht<br />

das Personal, um eine effiziente Sturzprävention durchführen zu können, die<br />

interdisziplinäre Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung / Trainings für das Personal <strong>und</strong><br />

eine Sicherstellung <strong>der</strong> Integration des Interventionsplans in die tägliche<br />

Behandlungspflege.<br />

- In einer Ablaufgrafik (Anhang 10) legen Frank et al. (2008 S. 11 ff) einen<br />

systematischen <strong>und</strong> umfassend beschriebenen Risikomanagement-Prozess<br />

vor, welcher nach den Schritten Risikoerkennung/ Screening, Risikobeurteilung,<br />

Prävention <strong>und</strong> Intervention sowie Evaluation geglie<strong>der</strong>t ist. Die Dokumentation<br />

mittels Sturzprotokoll ist im Fall eines Sturzes vorgesehen<br />

(Frank et al. 2008). Zusätzlich im Prozessschritt <strong>der</strong> Interventionen haben<br />

Frank et al. (2008 S. 11) präventive Massnahmen integriert.<br />

- Frank et al. (2008) fassen die Handlungsschritte Prävention <strong>und</strong> Intervention<br />

zusammen <strong>und</strong> ordnen diese als multifaktorielle Interventionen nach den<br />

Bereichen Spital, Langzeitbetreuung <strong>und</strong> Spitex.<br />

- Rask et al. (2007) schlagen ein Programm in 3 Phasen vor: 1) Entwicklung<br />

organisatorischer Unterstützung <strong>und</strong> institutionelle Vorbereitung, interdisziplinäre<br />

Arbeitsgruppen Sturzteam; 2) intensives Training inkl. Qualitätsmethoden<br />

für Sturzteams (Workshop 2 Tage); 3) ANP Aufgaben: Unterricht<br />

Workshops inkl. Abschlussworkshop, monatliche Telefonkonferenz <strong>und</strong> telefonische<br />

Beratung, das Ausmerzen von Doppelspurigkeiten in Assessements.<br />

Rask et al. (2007) konnten folgende Ergebnisse für ihr 3-Phasen-<br />

Programm vorweisen: angewendete Assessment sind dokumentiert <strong>und</strong><br />

Sturzrisikomanagement ist verbessert; vermehrt Interventionen inkl. Umgebungs-<br />

& Gerätegefahren werden durchgeführt; Sturzrate blieb stabil; kein<br />

signifikanter Trend für schwere Sturzverletzungen sind feststellbar;<br />

Zwangsmassnahmen sind reduziert worden.<br />

4.5.1 Häufigkeit <strong>der</strong> Anwendung von Assessmentinstrumenten o<strong>der</strong> Assessmentverfahren<br />

<strong>und</strong> Evaluation<br />

- Bei mo<strong>der</strong>atem Sturzrisiko empfiehlt Cooper et al. (2007) das Assessement<br />

alle 4 Wochen zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

- Williams et al. (2007) empfehlen, dass ein Assessment zur Bestimmung des<br />

Sturzrisikos innerhalb <strong>der</strong> ersten 24 St<strong>und</strong>en nach Aufnahme durch die Pflege<br />

erfasst <strong>und</strong> bei Zustandsverän<strong>der</strong>ung, nach einem Sturz <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> nach<br />

einer Verlegung wie<strong>der</strong>holt wird.<br />

- Häufigeres Assessment (ohne konkrete Zeitangaben) basierend auf Patientenstürzen,<br />

Verän<strong>der</strong>ungen vom Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Patientenumfelds empfehlen Frank et al. 2008 (2008, S. 11). Frank et al.<br />

(2008) sehen dieses Vorgehen als Evaluation des Einzelfalls an, anhand <strong>der</strong><br />

Kriterien Patientenstürze, Verän<strong>der</strong>ungen vom Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Patientenumfelds. Die Ergebnisse fliessen in die weitere<br />

Interventionsplanung ein.<br />

- Wenn eine permanente Überwachung auch als Assessment betrachtet wird,<br />

könnte eine intensive Überwachung für Sturzhochrisiko-Patienten im Sinne<br />

von 1:1 Betreuung nach Giles et al. (2006) <strong>und</strong> Weintraub & Spurlock<br />

(2002), allerdings ohne Zeitangaben, empfohlen werden.


Seite 18 von 44 / Bericht<br />

4.5.2 Evaluation von Wirksamkeit <strong>und</strong> Wissen bezüglich Sturzprävention <strong>und</strong> dessen<br />

Folgen<br />

Frank et al. (2008) beschreiben verschiedene Ebenen <strong>der</strong> Evaluation konkret<br />

mit folgenden Punkten:<br />

- Analyse des Sturzgeschehens auf Organisationsebene im Rahmen vom Qualitäts-<br />

<strong>und</strong> Risikomanagement<br />

- Analyse des Sturzes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stur<strong>zum</strong>stände <strong>und</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Ergebnisweiterleitung/Information<br />

an das Personal<br />

- Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung zur Anwendung von Ereignisdokumentationen <strong>und</strong><br />

-analysen (Interdisziplinäre Fachgruppe, die regelmässig Sturzdaten analysiert,<br />

Methoden zur Sturzprävention überprüft <strong>und</strong> ggf. anpasst, Qualitätskontrollen<br />

durchführt <strong>und</strong> Fortbildungen organisiert).<br />

- Die Dokumentation zur Sturzprävention (Frank et al. 2008 S.10) „werden<br />

von <strong>der</strong> Stiftung für Patientensicherheit zu gegebenem Zeitpunkt evaluiert<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf nach dem aktuellen Wissenstand gemeinsam mit dem Institut<br />

für Pflegewissenschaft <strong>der</strong> Universität Basel überarbeitet“.<br />

4.5.3 Reaktionen auf einen Sturz<br />

Die Reaktionen auf einen Sturz werden von Frank et al. (2008) detailliert beschrieben<br />

<strong>und</strong> hier zusammen gefasst als<br />

- Klinische Untersuchung des Patienten<br />

4.5.4 Eingrenzungen <strong>der</strong> Wirksamkeit von Sturzassessment <strong>und</strong> Interventionen<br />

- Schlussendlich muss wohl anerkannt werden, dass nicht alle Stürze verhin<strong>der</strong>t<br />

werden können (de Carle & Kohn 2001).<br />

- Ferner ist zu berücksichtigen, dass evidenzbasiert entwickelte <strong>und</strong> multifaktorielle<br />

Präventionsprogramme zur effektiven Reduktion von Stürzen zur<br />

Zeit nur limitierte Relevanz wegen ungenügenden Daten haben (Gates et al.<br />

2008; Oliver et al. 1997).<br />

- Einzelinterventionen haben eine geringe Effizienz (Frank et al. 2008).<br />

4.6 Hinweise für Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation in die elektronische<br />

Patientendokumentation<br />

Die Hinweise für das Qualitätshandbuch <strong>und</strong> für die Implementation in die<br />

elektronische Patientendokumentation wurden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Frage D im Kapitel<br />

3 erstellt.<br />

- Eine Protokollierung <strong>und</strong> Analyse aller Sturzereignisse empfehlen Frank et<br />

al. (2008) <strong>und</strong> Eriksson et al. (2007).<br />

- Eine Aufzeichnung von Sturzprotokollen hilft <strong>der</strong> Pflege, die Beziehung<br />

zwischen Risikofaktoren <strong>und</strong> Fallgeschehen zu erkennen (Savage & Matheis<br />

2001), was dafür sprechen würde, dass Sturzprotokolle erstellt <strong>und</strong> diese<br />

in <strong>der</strong> elektronischen Patientendokumentation implementiert werden<br />

müssen.


Seite 19 von 44 / Bericht<br />

- Die Menge <strong>und</strong> Dosierung <strong>der</strong> eingenommenen Medikamente sollte bei<br />

sturzgefährdeten Patienten einfach addiert werden können, weil nach Walker<br />

et al. (2005) bei Patienten, welche gestürzt sind, die Medikamentenmenge<br />

<strong>und</strong> -dosierung in den letzten 24 h höher war als bei Patienten ohne Stürze.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Herzmedikamente <strong>und</strong> psychoaktive Substanzen sollten<br />

farblich in <strong>der</strong> elektronischen Patientendokumentation dargestellt werden<br />

können (van <strong>der</strong> Velde et al. 2007; Cooper 2001), weil sie im Beson<strong>der</strong>en<br />

die Sturzgefährdung erhöhen, durch Kennzeichnung diese auf den ersten<br />

Blick im Patientendossier sichtbar sind <strong>und</strong> einfaches <strong>und</strong> rasches Anpassen<br />

ermöglichen.<br />

- Savage & Matheis (2001) <strong>und</strong> Frank et al. (2008) halten explizit fest, dass<br />

ein <strong>Sturzpräventions</strong>programm eine klinische & administrative Ebene beinhaltet.<br />

Die klinische Ebene wird mit klinischer Beurteilung des Sturzrisikos<br />

<strong>und</strong> die Sturzfolgen beschrieben. Die administrative Ebene wird als Führung<br />

<strong>und</strong> Auswertung von Sturzprotokollen beschrieben.<br />

- Williams et al. (2007) empfehlen die Einteilung in Sturzrisiko <strong>und</strong> Nicht-<br />

Sturzrisiko, welche in einem elektronischen Patientendossier rasch übersichtliche<br />

Informationen liefern könnte.<br />

- Die Instrumente für Assessment <strong>und</strong> Interventionen sollten in <strong>der</strong> elektronischen<br />

Patientendokumentation implementiert sein <strong>und</strong> Schulungsunterlagen<br />

sollten im Intranet verfügbar sein (Chang et al. 2004).<br />

- Führen einer Sturzstatistik als routinierte Outcome-Messung empfehlen<br />

Frank et al. (2008).<br />

5 Diskussion<br />

Zusammenfassend kann aus den vielen Einzelaspekten aus dem <strong>Literaturreview</strong> gesagt<br />

werden, dass Stürze ein sensitives Signal für unerkannte <strong>und</strong> nicht befriedigte<br />

Notwendigkeiten bzgl. Ges<strong>und</strong>heitsrisiken <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspflege bei älteren Menschen<br />

sind. Es kann gesagt werden, dass Stürze in vielen Fällen verhin<strong>der</strong>t werden<br />

können, dass geübtes Personal <strong>und</strong> gut organisiertes Management nach Stürzen <strong>und</strong><br />

Frakturen die Betreuung verbessern <strong>und</strong> auf diese Art die Patienten profitieren (Swift<br />

2001).<br />

Die vielen Einzelaspekte werden in diesem Kapitel schwergewichtig im Lichte <strong>der</strong><br />

Hauptfragestellung diskutiert (siehe Kapitel Fragestellungen), „Mit welchen Instrumenten<br />

kann Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong> welche Handlungsanleitungen (Interventionen)<br />

können davon abgeleitet werden“. Die thematische Reihenfolge <strong>der</strong><br />

Diskussion orientiert sich an <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Ergebnisse: Risikofaktoren <strong>und</strong> Assessment,<br />

Interventionen, ausgebildete Mitarbeiterinnen, Umgebungsgestaltung <strong>und</strong><br />

Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation in elektronisches Patientendokumentation,<br />

Vergleich zweier Konzeptionen zur Sturzprävention mit Vorteilen <strong>und</strong> Nachteilen,<br />

Population <strong>der</strong> geprüften Publikationen, hohe Anzahl Einzelaspekte <strong>und</strong> Validität <strong>und</strong><br />

Reliabiliät von Instrumenten <strong>und</strong> Güte vom Vorgehen <strong>und</strong> Bericht.


Seite 20 von 44 / Bericht<br />

5.1 Anzahl <strong>und</strong> Kombination von Risikofaktoren <strong>und</strong> Assessmentinstrumenten<br />

Die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> vorhandene Sturzanamnese<br />

können bereits mit einer Kombination von Instrumenten zu diesen<br />

Risikofaktoren erhoben werden. Die drei Risikofaktoren erscheinen in <strong>der</strong><br />

Summe als ungenügend auf dem Hintergr<strong>und</strong>, dass z.B. beeinträchtigte Sehfähigkeit,<br />

weibliches Geschlecht, orthostatische Dysregulation, Schlafschwierigkeiten,<br />

niedriger BMI, Gehhilfen <strong>und</strong> Umgebungsän<strong>der</strong>ungen (Eriksson et al.<br />

2008; Capezuti et al. 2007; Rask et al. 2007; Detweiler et al. 2005; Chang et al.<br />

2004; Huang 2004; Aizenberg et al. 2002; Swift 2001; de Carle & Kohn 2001;<br />

Oliver et al. 2000; Vaughn et al. 1993; Dubner & Creech 1988) nicht in den<br />

drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese enthalten<br />

sind. Allerdings kann aufgr<strong>und</strong> vom <strong>Literaturreview</strong> aber nicht gesagt werden,<br />

welche Kombinationen von Risikofaktoren <strong>und</strong> Assessmentinstrumenten<br />

beson<strong>der</strong>s gut eine Sturzgefährdung anzeigen würden.<br />

Die isolierte Anwendung von einem einzigen Instrument <strong>zum</strong> Assessment vom<br />

Sturzrisiko wird nicht empfohlen, son<strong>der</strong>n es werden häufiger mehrere Instrumente<br />

in Kombination empfohlen (Frank et al. 2008; Rask et al. 2007). Das Instrument<br />

STRAFITY weist eine gute Vorhersagbarkeit bei Patienten unter 65jährig<br />

auf (Schwendimann 2006), wobei eine Anwendung bei über 65-Jährigen<br />

eher nicht in Erwägung gezogen werden sollte, wegen geringerer Sensitivität<br />

<strong>und</strong> erhöhter Produktion von falsch positiven Werten (Schwendimann 2006;<br />

Oliver et al. 1997). Allerdings in Kombination mit an<strong>der</strong>en Instrumenten kann<br />

das STRATIFY-Instrument wie<strong>der</strong> ein erkenntniswirksames Instrument sein<br />

<strong>und</strong> wird zudem bei Frank et al. (2008) in Kombination mit an<strong>der</strong>en Instrumenten<br />

aufgeführt.<br />

Umfangreiche Assessments, wie Savage & Matheis (2001) mit 31 Kriterien<br />

vorgelegt haben, <strong>und</strong> die Feststellung von Dennision et al. (2007), dass schon<br />

einfache Assessmentinstrumente zur Sturzrisikoerfassung in Kombination von<br />

mehreren Instrumenten wie Innes Score, Morse Fall Score, STRATIFY Score,<br />

Downtown Score, Schmid Score 70% <strong>der</strong> Stürze voraussehen, zeigen auf, dass<br />

das Sturzrisiko mit einfacheren Assessmentinstrumenten <strong>und</strong> Interventionen<br />

reduziert werden kann. Die Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong><br />

Sturzanamnese werden von vielen Autoren erkannt, aber scheinen für ein multifaktorielles<br />

Assessment nicht auszureichen, weil viele an<strong>der</strong>e Faktoren wie<br />

z.B. Schmerzen, Medikamentendosierungen <strong>und</strong> Medikamentenmenge, Umgebungsfaktoren<br />

nicht berücksichtigt werden. Im Licht <strong>der</strong> Praktikabilität muss<br />

allerdings berücksichtigt werden, wie viele Instrumente im Alltag tatsächlich<br />

verwendet werden können o<strong>der</strong> ob es realistisch ist bei sturzgefährdeten Patienten<br />

ein Assessment mit 31 Kriterien im Alltag durchzuführen.


Seite 21 von 44 / Bericht<br />

5.2 <strong>Empfehlung</strong>en über Häufigkeit von Assessments <strong>und</strong> Evaluation von Einzelfällen<br />

Die <strong>Empfehlung</strong>en über die Häufigkeit <strong>der</strong> Anwendungen von Assessments<br />

reichen von täglich bzw. kontinuierlicher Betreuung (im Sinne von 1:1-<br />

Betreuung) (Giles et al. 2006; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis<br />

2001) bis zu vom Verlauf abhängigen Evaluationen (Frank et al. 2008). Frank<br />

et al. (2008, S. 11) haben ein Risikomanagementprozess als Ablaufdiagramm<br />

dargestellt <strong>und</strong> einerseits zwei Phasen vom Assessment vorgeschlagen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

<strong>Empfehlung</strong>en für die Evaluation gemacht, welche sie auf den Faktoren<br />

Patientenstürze, Verän<strong>der</strong>ungen des Ges<strong>und</strong>heitszustands <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

des Patientenumfelds abstützen. Zeitliche Angaben zur Häufigkeit von Assessments<br />

<strong>und</strong> Evaluationen geben Frank et al. (2008) nicht, son<strong>der</strong>n diese sind<br />

eher abhängig von den Einschätzungsresultaten.<br />

5.3 Interventionen <strong>und</strong> wenig empfehlenswerte Interventionen<br />

Aufgr<strong>und</strong> vom <strong>Literaturreview</strong> kann nicht gesagt werden, welche Kombinationen<br />

von Interventionen beson<strong>der</strong>s gut einen Sturz o<strong>der</strong> mehrere Stürze verhin<strong>der</strong>n<br />

würden. Interventionen sollten generell multifaktoriell gestaltet werden, da<br />

Einzelinterventionen wenig Wirkung haben (Frank et al. 2008; Rask et al.<br />

2007). Einzelinterventionen, z.B. die Analyse <strong>und</strong> anschliessende Neuordnung<br />

<strong>der</strong> Umgebung zur Generierung von räumlicher Übersichtlichkeit (Detweiler et<br />

al. 2005; Huang 2004; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001;<br />

Minde et al. 1990) können in Kombination mit an<strong>der</strong>en Interventionen empfohlen<br />

werden, <strong>und</strong> somit können Interventionskombinationen die Vielfalt möglicher<br />

Risikofaktoren eher wirksam berücksichtigen. Ebenso können eine Kombination<br />

von Interventionen mit Aktivierungstherapie <strong>und</strong> die Bereitstellung<br />

von Material für Aktivitäten (Minde et al. 1990) o<strong>der</strong> Physiotherapie<br />

(Weintraub & Spurlock 2002) empfohlen werden, weil sie die körperliche Aktivität<br />

unterstützen.<br />

Drei Interventionen o<strong>der</strong> Interventionskombinationen konnten herausgearbeitet<br />

werden, die als wenig wirksam beschrieben werden können (Benutzung von<br />

freiheitsbeschränkenden Zwangsmassnahmen; Behandlung in einer Kombination<br />

von Benutzung eines Ablaufschemas von häufiger Kontrolle, Bettsensoren<br />

<strong>und</strong> Gehtraining; Patienten mit erhöhtem Sturzrisiko in einer Gruppe zusammenzufassen).<br />

Diese Interventionen sind nicht evidenzbasiert als sturzverhin<strong>der</strong>nd<br />

beschrieben. Vor allem freiheitsbeschränkende Massnahmen sollten sehr<br />

genau abgewogen werden, weil sie bei allen Beteiligten ethische Dilemmata<br />

verstärken (Bredthauer et al. 2005). Es müsste dabei geklärt werden, welche<br />

Folgen eher akzeptabel erscheinen: diejenigen <strong>der</strong> ethischen Dilemmata (z.B.<br />

Autonomieverlust <strong>der</strong> Patientin) o<strong>der</strong> diejenige(n) <strong>der</strong> Inkaufnahme von einem<br />

Sturz (Stürzen). Wobei die Folgen von Stürzen (z.B. Frakturen) ebenso zu einem<br />

Autonomieverlust führen können.<br />

Ob <strong>der</strong> Einsatz von Kennzeichnungen, welche in <strong>der</strong> Umgebung zu Alarmierungen<br />

im Sinne von Aufmerksamkeit führen, in dem z.B. Patienten mit einem<br />

elektronischen Armband o<strong>der</strong> einem Label als Hochrisikopatient gekennzeichnet<br />

sind, wie es Oliver et al. (2000) empfehlen, müsste auf dem Hintergr<strong>und</strong> einer<br />

möglichen Stigmatisierung geprüft werden.


Seite 22 von 44 / Bericht<br />

5.4 <strong>Empfehlung</strong>en für ausgebildete Mitarbeitende <strong>und</strong> Schulungen<br />

Auf die Vorzüge eines Einsatzes einer ANP Pflege in Bezug auf Sturzprävention<br />

entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> direkten Pflege (faciliative) o<strong>der</strong> als Beratung weisen Capezuti<br />

et al. (2007) hin. Denkbar wäre eine Pflegefachperson, z.B. Pflegeexpertin<br />

mit einer HöFa II Ausbildung 7 <strong>und</strong> mit Spezialisierung auf Sturzprävention, die<br />

den Behandlungsteams zur Beratung <strong>und</strong> zur Übernahme von kritischen Situationen<br />

im Bereich Sturzprävention zur Verfügung stehen würde.<br />

Schulungen <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen, welche am Behandlungsprozess beteiligt<br />

sind, werden am konkretesten von Frank et al. (2008) gegeben. Allerdings reichen<br />

diese Hinweise kaum aus, um in diesem Bericht konkretere Hinweise zu<br />

einem Schulungsprogramm vorzulegen, ein solches müsste zuerst erarbeitet<br />

werden.<br />

5.5 Umgebungsgestaltung, Prozessmanagement <strong>und</strong> Systematisierung <strong>der</strong><br />

Sturzprävention<br />

Die Berücksichtigung <strong>der</strong> Umgebungssicherheit im Sinne von Ordnung <strong>der</strong><br />

Umgebung ist unbestritten ein wichtiger Faktor (Detweiler et al. 2005; Huang<br />

2004; Weintraub & Spurlock 2002; Savage & Matheis 2001; Minde et al.<br />

1990), dessen Erfüllung schon heute an vielen Orten Rechnung getragen wird.<br />

Die Sturzprävention als permanenten Prozess anzusehen wie es Frank et al.<br />

(2008) empfehlen <strong>und</strong> in Form von interdisziplinärer Zusammenarbeit in <strong>der</strong><br />

Klinik anzugehen, weil sie die Effektivität zur Sturzrisikomin<strong>der</strong>ung steigert<br />

(Coussement et al. 2008), dürfte wohl weniger in Frage gestellt werden.<br />

Die Integration <strong>der</strong> Aspekte <strong>der</strong> klinischen Führungsebene <strong>und</strong> Führungsverantwortung,<br />

wie es Frank et al. (2008) empfehlen, dürften auf Akzeptanz stossen.<br />

Eine genaue Konzipierung <strong>der</strong> Integration von Führungsebene <strong>und</strong> Führungsverantwortung<br />

müsste für die PUK erst noch erfolgen, die darin inhärenten<br />

Probleme sind ohne vorgängige Konzipierung heute noch wenig beschreibbar.<br />

Eine Ablaufgrafik mit den Prozessphasen, welche die Schritte vom Prozessmanagement<br />

in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Patientin spiegelt <strong>und</strong> damit auch systematisiert,<br />

ermöglichen eine Einordnung <strong>der</strong> <strong>Sturzpräventions</strong>bemühungen <strong>und</strong> erleichtert<br />

den Überblick, in welcher Phase die Mitarbeiterinnen mit <strong>der</strong> Patientin<br />

stehen (Franke et al. 2008). Darum können einzelne Instrumente <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

eher wenig zur Prozessabbildung <strong>und</strong> Systematik beitragen, weil<br />

sie zuerst in einen Ablauf <strong>und</strong> in Prozessphasen in Zusammenhang gestellt<br />

werden müssten, bevor sie den Behandlungsprozess systematisieren können.<br />

7 HöFa II ist <strong>der</strong> Schweiz die Höhere Fachausbildung Stufe II in <strong>der</strong> Pflege


Seite 23 von 44 / Bericht<br />

5.6 Hinweise für Qualitätshandbuch <strong>und</strong> Implementation in die elektronische<br />

Patientendokumentation<br />

Die Hauptaspekte <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Kennzeichnung von Medikamenten zur Generierung<br />

von Übersicht (van <strong>der</strong> Velde et al. 2007; Walker et al. 2005; Cooper<br />

et al. 2001) <strong>und</strong> die Implementation sämtlicher Dokumentationen zur Sturzerfassung,<br />

Sturzprotokoll (Frank et al. 2008), Instrumente für Assessment <strong>und</strong> Interventionen<br />

<strong>und</strong> Schulungsunterlagen (Chang et al. 2004) dürften eine hohe<br />

Akzeptanz haben <strong>und</strong> geben auf <strong>der</strong> Ebene dieses Berichts vermutlich eher weniger<br />

zu diskutieren. Die Probleme bei diesen Aspekten dürften in einer systematischen<br />

Umsetzung liegen <strong>und</strong> werden wohl erst bei einer Erstellung eines<br />

Umsetzungsvorschlags deutlicher.<br />

5.7 Vergleich von zwei umfassen<strong>der</strong>en Konzeptionen <strong>der</strong> Sturzerfassung<br />

Verglichen werden die Konzeptionen von Grob et al. (2007) <strong>und</strong> Frank et al.<br />

(2008), weil sich zeigte, dass einzelne Instrumente <strong>und</strong> Vorgehensweisen eher<br />

wenig zur Prozessabbildung <strong>und</strong> Systematik beitragen <strong>und</strong> zuerst in einen systematischen<br />

Ablauf in Prozessphasen in Zusammenhang gestellt werden müssten.<br />

Die Berücksichtigung einer Gesamt<strong>konzept</strong>ion für die <strong>Empfehlung</strong> in diesem<br />

Bericht würde den Arbeitsaufwand des in systematischen Zusammenhang-<br />

Stellens wegfallen lassen <strong>und</strong> kann den anschliessenden Arbeitsaufwand <strong>der</strong><br />

Erstellung eines Umsetzungsprojektplans erheblich erleichtern.<br />

Grob et al. (2007) legen mit dem Waid Guide 4 ein umfassendes Assessment<br />

zur Sturzabklärung samt vielen nützlichen Assessmentinstrumenten vor, welcher<br />

eher für ein somatisches Akutspital, eine geriatrische Abteilung <strong>und</strong> ambulante<br />

Behandlungen konzipiert wurde. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht die Sturzgefahrerkennung<br />

mit Instrumenten, ein knappes Ablaufschema <strong>der</strong> Sturzabklärung <strong>und</strong><br />

kurze Hinweise zur weiteren Abklärung bei positiven Antworten auf die gestellten<br />

Fragen sind integriert. Die Publikation ist eine nützliche Hilfe im Alltag,<br />

vor allem dann, wenn ein <strong>Sturzpräventions</strong>programm in einer Institution<br />

fehlt. Alle empfohlenen Instrumente sind abgebildet <strong>und</strong> können im praktischen<br />

<strong>und</strong> handlichen Format als „Pocket-Guide“ verwendet werden. Allerdings gibt<br />

es in dieser Publikation wenig Hinweise zur Interventionsplanung. Konkrete Interventionen<br />

werden kaum empfohlen, <strong>Empfehlung</strong>en zu Evaluation, zur Führungsebene<br />

<strong>und</strong> Wissen <strong>der</strong> Mitarbeitarbeitenden sind nicht dokumentiert. Weiter<br />

sind einige Instrumente tendenziell eher medizinisch <strong>und</strong> somatisch orientiert,<br />

wie z.B. Karotissinus Massage als Assessment, die im psychiatrischen<br />

Umfeld wohl eher weniger ausgeführt wird. Grob et al. (2007) stellen keine<br />

Anpassung an den aktuellen Wissenstand in Aussicht.<br />

Demgegenüber stehen die wesentlich umfassen<strong>der</strong>en Ausführungen von Frank<br />

et al. (2008), welche 2 Assessmentphasen, Interventionen, Evaluation des Einzelfalls,<br />

Prozessschritte, Ablaufschema des Prozesses <strong>und</strong> <strong>Empfehlung</strong>en für<br />

die Führungsverantwortung <strong>und</strong> Schulung beinhalten. Die empfohlenen Instrumente<br />

sind abgebildet, können als PDF von <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> Stiftung für Patientensicherheit<br />

heruntergeladen werden <strong>und</strong> sind mit Originalliteratur hinterlegt.


Seite 24 von 44 / Bericht<br />

Es zusätzlich noch zu berücksichtigen, dass die Dokumentation von Frank et al.<br />

(2008, S. 10) zu gegebenem Zeitpunkt evaluiert wird <strong>und</strong> bei Bedarf gemeinsam<br />

mit dem Institut für Pflegewissenschaft <strong>der</strong> Universität Basel an den aktuellen<br />

Wissensstand angepasst wird. Wenn die Autorengruppe von Frank et al.<br />

(2008) bzw. die Stiftung Patientensicherheit Kenntnis hat, dass die PUK diese<br />

Gesamt<strong>konzept</strong>ion zur Sturzprävention anwenden möchte, wäre die PUK an einer<br />

Anpassung des aktuellen Wissens durch externe Institutionen eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Eine PUK interne Evaluation sollte die Wirksamkeit <strong>der</strong> Vorgehensempfehlungen<br />

von Frank et al. (2008) nach etwa 1-3 Jahren Laufzeit beschreiben. Kriterien<br />

dazu müssen allerdings erst noch entwickelt <strong>und</strong> festgelegt werden. Durch<br />

die Einbindung <strong>der</strong> externen Wissensadaption <strong>und</strong> wird das Wissen in <strong>der</strong> PUK<br />

zur Sturzprävention aktuell gehalten, <strong>und</strong> dieses Wissen dürfte auch die interne<br />

Evaluation unterstützen.<br />

Die Gesamt<strong>konzept</strong>ion von Frank et al. (2008) erscheint <strong>der</strong> Projektgruppe<br />

vollständiger, hinweisreicher <strong>und</strong> inhaltlich angepasster an die Patientensituationen<br />

einer psychiatrischen Klinik als die Konzeption von Grob et al. (2007).<br />

5.8 Population <strong>der</strong> geprüften Publikationen<br />

Aussagekräftige Studien zur Sturzgefährdung <strong>der</strong> akut psychiatrisch erkrankten<br />

Patientin im Alter von 18-65 Jahren liegen noch kaum vor. So muss davon ausgegangen<br />

werden, dass die Entscheidungen für Assessmentinstrumente, Interventionen<br />

<strong>und</strong> Prozessgestaltung <strong>der</strong> Sturzprävention auf Publikationen basieren,<br />

welche mehrheitlich Ergebnisse von über 65-Jährige als Populationsgruppe<br />

beinhalten.<br />

5.9 Probleme einer hohen Anzahl von Einzelaspekten, Validität <strong>und</strong> Reliabilitiät<br />

von Instrumenten in den geprüften Publikationen<br />

Die meisten <strong>Empfehlung</strong>en, welche aus <strong>der</strong> Literatur herausgearbeitet wurden,<br />

beziehen sich auf einzelne Aspekte im Sturzgeschehen (z.B Urininkontinenz,<br />

Umgebungsfaktoren, Überprüfung von Medikamentendosierungen). Zwar ist<br />

beispielsweise die Urininkontinenz unbestritten ein wichtiger Faktor, aber in<br />

den meisten Fällen nicht <strong>der</strong> einzige Sturzfaktor.<br />

In <strong>der</strong> grossen Anzahl von Risikofaktoren, Assessmentinstrumenten <strong>und</strong> Interventionsempfehlungen<br />

müsste eine Bewertung von einzelnen o<strong>der</strong> mehreren<br />

Risikofaktoren im Kontext von mehreren Assessmentinstrumenten o<strong>der</strong> Interventionen<br />

geprüft werden. Viele Assessmentinstrumente <strong>und</strong> Interventionen<br />

sind wahrscheinlich als teilvalide zu betrachten. Der Grad <strong>der</strong> Validität <strong>und</strong> Reliabilität<br />

<strong>der</strong> Instrumente <strong>und</strong> Interventionen wird in den bearbeiteten Publikationen<br />

kaum erörtert <strong>und</strong> müsste wohl, falls gewünscht, in einer separaten Fragestellung<br />

geprüft werden.


Seite 25 von 44 / Bericht<br />

5.10 Güte vom Vorgehen <strong>und</strong> Bericht<br />

Der vorliegende Bericht basiert auf einem <strong>Literaturreview</strong>, welcher mehrheitlich<br />

auf einer von Dr. Schwendimann zusammengestellten Auswahl von Publikationen<br />

beruht. 13 Artikel konnten aus Ressourcengründen nicht in die Bewertung<br />

mit einbezogen werden, eine selektive Reduktion <strong>der</strong> Artikelmenge wurde<br />

aber in Absprache mit Dr. Schwendimann vorgenommen. Die Basis des <strong>Literaturreview</strong>s<br />

ist stark an die Auswahl <strong>der</strong> Literatur von Dr. Schwendimann geb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> weist daher Limitationen im Bereich <strong>der</strong> Menge insgesamt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Menge bestimmter Designs <strong>der</strong> berücksichtigten Publikationen auf. Die Menge<br />

<strong>der</strong> Studien mit dem Design <strong>der</strong> Meta Analyse <strong>und</strong> kontrollierte Studien kann<br />

daher als klein angesehen werden. Allerdings überzeugte im Verlauf <strong>der</strong> Literaturanalyse<br />

das umfassende Konzept von Frank et al. (2008), so dass auf weitere<br />

Recherchen verzichtet wurde <strong>und</strong> die Reduktion <strong>der</strong> Artikelmenge sinnvoll erschien.<br />

Die berücksichtigten Publikationen wurden sorgfältig auf die Fragestellungen<br />

hin analysiert <strong>und</strong> bewertet, <strong>der</strong> Bericht wurde von den externen Beratern<br />

Dr. Schwendimann <strong>und</strong> PD Dr. Savaskan geprüft <strong>und</strong>, basierend darauf,<br />

können <strong>der</strong> Bericht <strong>und</strong> die <strong>Empfehlung</strong>en als solide <strong>und</strong> valide bewertet werden.<br />

Die Inhalte des Berichts erfolgten literaturbasiert <strong>und</strong> erfahrungsbasiert. Zusätzlich<br />

kann als validitätssteigernd <strong>der</strong> Hinzuzug von zwei ausgewiesenen<br />

Fachpersonen, Dr. Schwendimann im Bereich Sturzprävention <strong>und</strong> dem leitenden<br />

Arzt <strong>und</strong> stellvertretenden Chefarzt <strong>der</strong> KAP PD Dr. Savaskan, als externe<br />

Berater <strong>und</strong> die wissenschaftliche Aufbereitung <strong>der</strong> Inhalte <strong>der</strong> Publikationen<br />

durch die Projektgruppenmitglie<strong>der</strong> gelten, wenn auch die gewählten Publikationen<br />

Aussagen zur Validität <strong>und</strong> Reliabilität vermissen lassen.<br />

Der Verzicht auf die Dokumentation <strong>der</strong> verschiedenen aufgezählten Assessmentinstrumente<br />

<strong>und</strong> die Hinterlegung mit Originalliteratur mag sich auf die<br />

Qualität des Berichts schmälernd auswirken, demgegenüber steht <strong>der</strong> Vorteil,<br />

dass <strong>der</strong> Bericht einen handlichen Umfang bzgl. Seitenzahlen hat.<br />

Es ist das erste interdisziplinäre Projekt, bei dem mehrere Personen mit einem<br />

elektronisch aufbereiteten Ordner auf dem Server arbeiteten. Dadurch schrieben<br />

alle Projektteammitglie<strong>der</strong> in den vorstrukturierten Bericht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufwand,<br />

den Bericht mit sehr vielen Einzelbeiträgen in einen wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />

<strong>und</strong> sprachlich einheitlichen Bericht abzufassen, war sehr gross. Mehrere<br />

Entwurfsfassungen vom Bericht wurden dann in Form von Vernehmlassungen<br />

<strong>und</strong> zur kritischen fachlichen Durchsicht von den Projektteammitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

den beiden projektexternen Beratern (PD Dr. Savaskan von <strong>der</strong> KAP <strong>und</strong> Dr.<br />

Schwendimann von <strong>der</strong> Universität Basel) bearbeitet. Beinahe alle formulierten<br />

Hinweise aus den Vernehmlassungen wurden für die Endfassung des Berichts<br />

eingearbeitet.<br />

Ein literaturbasiertes, praxisbezogenes Projekt <strong>zum</strong> Thema Sturzprävention<br />

zeichnet sich durch eine hohe Komplexität bezüglich Inhalt <strong>und</strong> Vorgehen aus.<br />

Weiterhin ist aufgr<strong>und</strong> des Projektantrags zu berücksichtigen, dass <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

des Auftrags für dieses Projekt die Erstellung eines literaturbasierten <strong>und</strong><br />

praktikablen <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es zur Entwicklung von Wissen in <strong>der</strong><br />

Praxis, Vorgehensweisen für die Praxis <strong>und</strong> sich daraus ableitenden <strong>Empfehlung</strong>en<br />

innert nützlicher Frist war, <strong>und</strong> nicht die Erstellung eines abschliessenden<br />

<strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es mit validierten <strong>und</strong> reliablen Instrumenten <strong>und</strong><br />

Vorgehensweisen.


Seite 26 von 44 / Bericht<br />

6 Zusammenfassende Beantwortung <strong>der</strong> Fragen<br />

Zusammengefasst ergab <strong>der</strong> <strong>Literaturreview</strong> eine grosse Menge an einzelnen Hinweisen,<br />

die entwe<strong>der</strong> zuerst in Zusammenhang gebracht werden müssen o<strong>der</strong> in einem<br />

bereits fertigen umfangreichen Produkt, wie Frank et al. (2008) es vorlegen, verwendet<br />

werden können. Die eingangs formulierten Fragenstellungen in Kapitel 4 können<br />

folgen<strong>der</strong>massen beantwortet werden:<br />

Hauptfrage: Mit welchen Instrumenten kann Sturzgefährdung erfasst werden <strong>und</strong><br />

welche Interventionen können davon abgeleitet werden?<br />

Frage A: Sind die drei Risikofaktoren Gangunsicherheit, Agitiertheit <strong>und</strong> Sturzanamnese<br />

als grobe erste Einschätzungskriterien akzeptabel, o<strong>der</strong> müssen weitere Risikofaktoren<br />

berücksichtigt werden?<br />

Diese 3 Risikofaktoren sind für eine Ersteinschätzung ungenügend, da eine Sturzgefährdung<br />

häufig auf einer grösseren Menge von Faktoren basiert <strong>und</strong> ein Assessment<br />

daher multifaktoriell ausgerichtet sein sollte sowie eine multifaktorielle Interventionsstrategie<br />

angewendet werden sollte. Eine systematisches zusammenhängendes umfassendes<br />

Programm mit multifaktoriellem Assessment liegt mit <strong>der</strong> Publikation von<br />

(Frank et al. 2008) vor, welche sich als <strong>Empfehlung</strong> anbietet.<br />

Frage B: Welche Assessmentinstrumente gibt es zur Risikoabklärung <strong>und</strong><br />

-beurteilung für sturzgefährdete Erwachsene (ab 18) in <strong>der</strong> Psychiatrie, die empfohlen<br />

werden können?<br />

Für sturzgefährdete Erwachsene zwischen 18 <strong>und</strong> 65 Jahren in <strong>der</strong> Psychiatrie scheint<br />

es (noch) wenige Publikationen zu geben. Das STRAFITY-Instrument würde sich für<br />

die Populationsgruppe <strong>der</strong> unter 65-Jährigen eignen, aber ein einziges Assessmentinstrument<br />

würde sich auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong> von einem multifaktoriellen<br />

Assessment nicht eignen. Darum können im Moment multifaktorielle Assessmentinstrumente,<br />

welche für die Populationsgruppe <strong>der</strong> über 65-Jährigen empfohlen<br />

werden, auch für die Populationsgruppe <strong>der</strong> 18- bis 65-Jährigen empfohlen werden.<br />

Frage C: Gibt es empfohlene Interventionen <strong>und</strong> interdisziplinäre Ablaufbeschreibungen<br />

zur Sturzreduktion <strong>und</strong> Sturzprävention?<br />

Singuläre Interventionen zeigen wenig Erfolg <strong>und</strong> sollten darum vermieden werden.<br />

Interventionen sollten interdisziplinär <strong>und</strong> breit angelegt sein (z.B. eine Kombination<br />

von Mobilitätstraining, Aktivierung, Umgebungsmanagement, Schmerzmanagement,<br />

Medikamentenmenge- <strong>und</strong> -dosierungsüberprüfung <strong>und</strong> -anpassung). Weitere Massnahmen<br />

sind die Analyse von Sturzereignissen mit dem Ziel, das Lernen aus dem<br />

Einzelfall zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Schulungen auszurichten, die auf den Erkenntnissen aus den<br />

Sturzprotokollen aufbauen. Eine systematisch zusammenhängende umfassende Dokumentation<br />

von mulitfaktoriellen Interventionen, interdisziplinären Ablaufbeschreibungen<br />

<strong>und</strong> Hinweise zur „Evaluation <strong>und</strong> Schulung“ legen nur Frank et al. (2008)<br />

vor.


Seite 27 von 44 / Bericht<br />

Frage D: Gibt es empfohlene Hinweise zur Implementation in die elektronische Patientendokumentation<br />

<strong>und</strong> Qualitätshandbuch PUK?<br />

Es wird empfohlen, Sturzprotokolle <strong>und</strong> Auswertungen <strong>zum</strong> Schweregrad in <strong>der</strong><br />

elektronischen Patientendokumentation zu integrieren, um einerseits die Sturzrate deklarieren<br />

zu können <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits aus den Fällen lernen zu können – mit dem Ziel,<br />

die Sturzrate zu senken. Eine Skala für den Schweregrad von Stürzen müsste noch in<br />

<strong>der</strong> Literatur gesichtet <strong>und</strong> abgesichert werden.<br />

Die Schulung aller Beteiligten zu Risikoerkennung <strong>und</strong> Interventionsmöglichkeiten<br />

sollte zwingend Teil des <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>s sein. Dazugehörige Schulungsunterlagen<br />

sollten im Intranet verfügbar <strong>und</strong> abrufbar sein.<br />

Die Instrumente zur Sturzerfassung sollten elektronisch ausgefüllt werden können.<br />

Medikamente, welche nachweislich die Sturzgefährdung steigern, sollten im Patientendossier<br />

farblich gekennzeichnet werden. Dadurch würde ein schneller Überblick<br />

über die verabreichten Medikamente sowie rasches Handeln ermöglicht werden.<br />

Eine Dokumentation über die Resultate <strong>der</strong> Überprüfung von Sturzereignissen sollte<br />

in Form eines im Intranet abrufbaren Protokolls zur Verfügung gestellt werden. Darin<br />

sollten die aus den Einzelfällen gewonnenen Erkenntnisse verzeichnet sein.<br />

7 <strong>Empfehlung</strong><br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> vielen Einzelinformationen aus <strong>der</strong> Recherche <strong>und</strong> dem<br />

Vorliegen einer umfassenden deutschsprachigen <strong>Empfehlung</strong> von Frank et al. (2008)<br />

empfiehlt es sich, eine Gesamt<strong>konzept</strong>ion zur Sturzprävention, wie sie z.B. Frank et<br />

al. (2008) vorlegen, vorzuziehen. Aus den in <strong>der</strong> Folge dargelegten Gründen empfehlen<br />

wir die umfassenden Ausführungen von Frank et al. (2008) gegenüber den<br />

deutschsprachigen Ausführungen von Grob et al. (2007), dem so genannten Waid<br />

Guide 4, vorzuziehen, weil Grob et al. schwerpunktmässig nur Assessmentinstrumente<br />

vorlegen.<br />

• Die Ausführungen von Frank et al. (2008) sind sehr praxisbezogen <strong>und</strong> übersichtlich<br />

gestaltet, fast alle relevanten Instrumente sind darin enthalten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Prozessablauf mit den Prozessschritten wird deutlich aufgezeigt (S. 11).<br />

• Die Anzahl <strong>der</strong> Assessmentinstrumente erscheint bei Frank et al. (2008) mit 6<br />

Assessmentinstrumenten für eine Risikoerkennung <strong>und</strong> 7 Assessmentinstrumenten<br />

für die Risikoabklärung praktikabel, welches ein alltagstaugliches Assessmentvorgehen<br />

ergibt, wenn man bedenkt, dass in einem Assessment immer<br />

mehrere Instrumente benutzt werden sollten.<br />

• Ferner sind für jeden Prozessschritt bzw. jede Prozessphase (Assessmentphase<br />

geglie<strong>der</strong>t in Risikoerkennung <strong>und</strong> Risikoabklärung, Interventions- <strong>und</strong><br />

Postinterventionsphase) relevante Inhalte <strong>und</strong> Beson<strong>der</strong>heiten dokumentiert.<br />

Die Prozessphasen systematisieren den Prozess <strong>der</strong> Sturzprävention <strong>und</strong> generieren<br />

einen Überblick, in welcher Phase das Behandlungsteam mit welcher<br />

Patientin steht (Frank et al. 2008).


Seite 28 von 44 / Bericht<br />

• Zusätzlich werden von Frank et al. (2008) <strong>Empfehlung</strong>en für Beratung <strong>und</strong><br />

Führungsverantwortung abgegeben, welche wir für ein systematisches <strong>und</strong><br />

multifaktorielles Vorgehen für hoch relevant erachten. Diese Aspekte müssten<br />

zuvor in einem Umsetzungsplan erarbeitet werden.<br />

• Wir unterstützen die <strong>Empfehlung</strong> zur Schulung <strong>der</strong> Mitarbeitenden (Frank et<br />

al. 2008) in Form <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung eines strukturierten<br />

Fortbildungsprogramms in Bezug auf Sturzprävention. Eine solche Schulung<br />

muss aber zuerst konzipiert werden <strong>und</strong> sollte auf den Inhalten von Frank et<br />

al. (2008) basieren.<br />

• Frank et al. (2008) geben auch Hinweise für die Langzeitpflege <strong>und</strong> die Spitex,<br />

<strong>der</strong>en Settings vor allem bei älteren Menschen im Anschluss an den Spitalaufenthalt<br />

ins Auge gefasst werden. Somit bleiben die Bemühungen <strong>der</strong><br />

PUK nicht nur auf den stationären Bereich <strong>der</strong> PUK beschränkt, son<strong>der</strong>n können<br />

auch auf die Anschlusssituationen <strong>der</strong> Patienten ausgedehnt werden. Was<br />

eine Zuwendung auf die Anschlusssituationen <strong>der</strong> Patienten beinhaltet könnte,<br />

muss zuvor geklärt werden.<br />

• Ferner empfehlen wir eine Evaluation <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> Vorgehensempfehlungen<br />

von Frank et al. (2008) nach etwa 1-3 Jahren Laufzeit in <strong>der</strong> PUK<br />

einzuplanen. Diese Evaluationskriterien müssen noch erarbeitet werden. Damit<br />

eine PUK interne Evaluation von extern unterstützt wird, erscheint es uns<br />

hilfreich, dass die <strong>Empfehlung</strong>en von Frank et al. (2008) von <strong>der</strong> Stiftung Patientensicherheit<br />

<strong>und</strong> vom Institut für Pflegewissenschaft bei Bedarf an den<br />

aktuellen Wissensstand angepasst werden sollen. Eine Kombination von interner<br />

<strong>und</strong> externer Evaluation erscheint uns umfassend <strong>und</strong> empfehlenswert,<br />

weil ein möglicher, aktueller Wissensstand von extern mit einbezogen werden<br />

kann. Dazu müsste die Autorengruppe Frank et al. (2008) <strong>und</strong> die Stiftung Patientensicherheit<br />

nach Genehmigung unserer <strong>Empfehlung</strong> ein Berichtsexemplar<br />

erhalten mit einem Schreiben, das sie über die Anwendung <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong>en<br />

von Frank et al. (2008) in <strong>der</strong> PUK in Kenntnis setzt.<br />

• Wir empfehlen vor <strong>der</strong> Umsetzung einen Plan auszuarbeiten, welcher aufzeigt<br />

wie die Dokumentation von Frank et al. (2008) angewendet werden kann.<br />

• Eine Pflegeexpertin HöFa II o<strong>der</strong> ANP mit spezialisiertem Fachwissen im Bereich<br />

Sturzprävention zur Beratung <strong>der</strong> Behandlungsteams erachten wir als<br />

notwendige Ergänzung im <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>, welche das praktische<br />

Vorgehen im Alltag unterstützt.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Kosten für eine Umsetzung eines <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong>es<br />

in den Aufwandkosten für verwendete (Personal-)Zeit zu berechnen sind.<br />

Ein Assessment, Interventionen <strong>und</strong> Evaluation <strong>zum</strong> Sturzrisiko sind aus unserer<br />

Sicht nicht zeit- <strong>und</strong> kostenneutral zu betrachten. Auch müssen <strong>der</strong> vorgängige Aufwand<br />

für die Erarbeitung des vorliegenden Berichts, die aus dem <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

folgenden Schulungen <strong>und</strong> die Schaffung <strong>der</strong> Führungsstrukturen <strong>und</strong> Qualitätsprüfungsstrukturen<br />

kostenmässig mit einberechnet werden. Der Kostenaufstellung<br />

steht aber gegenüber, dass Stürze für die Betroffenen häufig einschneidende Erfahrungen<br />

sind <strong>und</strong> die Lebensqualität <strong>der</strong> Betroffenen durch Stürze sehr eingeschränkt<br />

werden kann (Swift 2001) sowie wahrscheinlich hohe Kosten im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

verursachen.


Seite 29 von 44 / Bericht<br />

8 Kommunikations<strong>konzept</strong><br />

Ein Kommunikations<strong>konzept</strong>, das beschreibt, welche Projekt- <strong>und</strong> Umsetzungsschritte<br />

wann <strong>und</strong> wie kommuniziert werden, ist erarbeitet worden <strong>und</strong> befindet sich im Anhang<br />

5.<br />

9 Anträge zur Genehmigung <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong>, Kommunikations<strong>konzept</strong> <strong>und</strong><br />

Umsetzungsprojekt<br />

1a. Wir beantragen bei <strong>der</strong> Projektsteuerungsgruppe die Prüfung unserer <strong>Empfehlung</strong><br />

<strong>und</strong> die Genehmigung die <strong>Empfehlung</strong>en von Frank et al. (2008) als <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

zu übernehmen.<br />

1b. Falls die Übernahme <strong>der</strong> <strong>Empfehlung</strong>en von Frank et al. (2008) von <strong>der</strong> Projektsteuergruppe<br />

genehmigt wird, beantragen wir die Versendung eines Berichtsexemplars<br />

an die Stiftung Patientensicherheit in Zürich.<br />

2. Die Projektgruppe beantragt im Weiteren, dass die vorgeschlagene Struktur vom<br />

Kommunikations<strong>konzept</strong> genehmigt wird. Dieses Kommunikations<strong>konzept</strong> ist unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Instrumente <strong>und</strong> Interventionswahl für ein <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong><br />

gültig.<br />

3. Für die Umsetzung beantragen wir die Genehmigung zur Erarbeitung eines Umsetzungsplans.<br />

In diesem Umsetzungsplan sind Aspekte wie Information (z.B. aus<br />

dem Kommunikations<strong>konzept</strong>), Schulungen, Beratungen, Nachbesprechungen von<br />

Sturzereignissen, Ablaufdiagramm des <strong>Sturzpräventions</strong>prozesses, Instrumentendokumentation,<br />

Personalbedarf, Aspekte <strong>der</strong> Führungsverantwortung <strong>und</strong> Interdisziplinarität<br />

bearbeitet <strong>und</strong> sichtbar gemacht worden. Dieser Umsetzungsplan sollte<br />

vor <strong>der</strong> Inkraftsetzung von <strong>der</strong> Projektlenkungsgruppe genehmigt werden.<br />

4. Wir empfehlen für das weitere Vorgehen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> aktuellen Projektgruppe<br />

als Steuergruppe weiterhin aufrechtzuerhalten <strong>und</strong> unter <strong>der</strong> Steuergruppe Arbeitsgruppen<br />

für die Erarbeitung eines Umsetzungsplans (Antrag 3) einzusetzen.<br />

Auf diese Art werden die zukünftigen Anwen<strong>der</strong>innen eines Umsetzungsplans<br />

frühzeitig einbezogen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Plan kann den Notwendigkeiten <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Praxis gerechter werden.<br />

Zürich, im September 2009 Die Projektgruppe <strong>Sturzpräventions</strong><strong>konzept</strong> PUK


Seite 30 von 44 / Bericht<br />

9.1 Danksagung<br />

Für die sorgfältige <strong>und</strong> engagierte Arbeit <strong>und</strong> Zusammenarbeit für die Erarbeitung<br />

<strong>der</strong> Inhalte für diesen Bericht sei allen Beteiligten herzlich gedankt. Ebenso<br />

danken wir <strong>der</strong> Stiftung Patientensicherheit für die zur Verfügungstellung<br />

<strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> Prozessschritte zur Sturzprävention im Anhang 10.<br />

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Seite 34 von 44 / Bericht<br />

Anhänge 1-10<br />

Anhang 1: Limitationen eines zurzeit verwendeten Assessmentinstruments auf<br />

<strong>der</strong> Station G2<br />

Anhang 2: Assessmentinstrument KAP G2 Sturzrisikoskala<br />

Anhang 3: Kritische Ereignisse zur Qualitätserhebung<br />

Anhang 4: Übersicht über das Design <strong>der</strong> Publikationen<br />

Anhang 5: Kommunikations<strong>konzept</strong><br />

Anhang 6: Übersicht über die Inhalte im Bereich Risikofaktoren nach Autoren<br />

geordnet<br />

Anhang 7: Übersicht über die Inhalte im Bereich Assessment nach Autoren<br />

geordnet<br />

Anhang 8: Übersicht über die Inhalte im Bereich Interventionen nach Autoren<br />

geordnet<br />

Anhang 9: Übersicht über die Inhalte im Bereich Mitarbeiterinnen, Umgebung,<br />

Sturzprävention, Qualitätshandbuch <strong>und</strong> KIS nach Autoren<br />

geordnet<br />

Anhang 10: Risikomanagement – Prozess zur Sturzprävention aus <strong>der</strong> Schriftenreihe<br />

Patientensicherheit Schweiz, Frank et al. 2008. (Ohne<br />

Nummerierung des Anhangs)


Seite 35 von 44 / Bericht<br />

Anhang 1<br />

Limitationen eines zurzeit verwendeten Assessmentinstruments auf <strong>der</strong> Station G2<br />

Pflegende erfassen häufig Sturzrisiken <strong>und</strong> Sturzereignisse (Fairlie & Brown 1994). In<br />

<strong>der</strong> Klinik für Alterspsychiatrie respektive auf <strong>der</strong> Station G2 wird mit dem vorhandenen<br />

Messinstrument „Sturzrisikoskala“ das Sturzrisiko bei allen Eintritten erfasst. Das<br />

Instrument beinhaltet die Sturzrisikoerfassung anhand von 7 Kriterien, die Sturzereignisse<br />

mit Datum <strong>und</strong> Verletzung „ja o<strong>der</strong> nein“ sowie einer Austrittsauswertung in Bezug auf<br />

mögliche Frakturen. Die drei Sturzrisikokriterien „kürzlicher Sturz“, „Tumordiagnose“<br />

<strong>und</strong> „Depression“ werden von ärztlicher Seite beurteilt. Gestörte Ausscheidung,<br />

Verwirrtheit, Schwindel <strong>und</strong> Mobilitätsstörung werden seitens <strong>der</strong> Pflege dreimal täglich<br />

über drei Tage eingeschätzt. Die Punktverteilung bewegt sich zwischen 2-7 Punkten pro<br />

Kriterium. Das Sturzrisiko wird in 3 Stufen eingeteilt. Stufe 0 (0-2 Punkte) ist ein<br />

normales Risiko, Stufe 1 (3-6) entspricht einem erhöhtem Risiko <strong>und</strong> Stufe 2 (> 6) wird<br />

als sehr hohes Risiko bezeichnet. Negativ wirkt sich aus, dass automatisch alle<br />

Patientinnen mit <strong>der</strong> medizinischen Diagnose Depression 4 Punkte <strong>und</strong> somit ein erhöhtes<br />

Sturzrisiko erhalten, unabhängig davon wie die an<strong>der</strong>en Kriterien eingeschätzt werden.<br />

Patientinnen <strong>der</strong> Station G2 sind daher bis auf wenige Ausnahmen alle sturzgefährdet,<br />

was mit <strong>der</strong> Realität nicht übereinstimmt. Nach Bi<strong>der</strong>mann et al. (2002) ist Depression<br />

nur in Kombination mit an<strong>der</strong>en Risiken ein Sturzrisikofaktor. Psychiatrische Diagnosen<br />

allein o<strong>der</strong> nur ein Faktor allein ist kein Prädikator für Stürze (Murdock et al. 1998;<br />

Vaughn et al. 1993).<br />

Das Assessment wird einerseits als Sturzerfassungsinstrument benutzt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits als<br />

Erfassung von kritischen Ereignissen, z.B. Dekubitus bei Eintritt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Austritt. Die<br />

Verletzungen von einem Sturzereignis können im Formular „Kritische Ereignisse“<br />

dokumentiert werden. Beide Formulare (Anhang 2 <strong>und</strong> Anhang 3) sind als Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Rückseite in einem Dokument angeordnet: Auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite das<br />

Sturzerfassungsinstrument <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Rückseite die Erfassung von kritischen Ereignissen.


Seite 36 von 44 / Bericht<br />

Anhang 2: Sturzrisikoskala<br />

Ziel: Einschätzung <strong>der</strong> Sturzgefährdung eines Patienten,<br />

um geeignete Vorsichtsmassnahmen zu treffen.<br />

Vorgehen: Bei Pflegeanamnese <strong>und</strong> zusammen mit Arzt<br />

ausfüllen. Vervollständigen in den nächsten drei Tagen, jede Schicht 1 Mal.<br />

Ablage:<br />

Intranet / Infocenter<br />

Prozessverantwortlich:<br />

Bereichsleitung KAP /<br />

Stv. Chefarzt KAP<br />

Genehmigt durch:<br />

Chefarzt KAP / Direktor<br />

PTS<br />

Status <strong>und</strong> Datum:<br />

Gültig ab: 31.01.07<br />

Datei-Name:<br />

Anhang 2<br />

Sturzrisikoskala.18.8.09.<br />

doc<br />

Seite:<br />

1 von 1<br />

Konzepte KAP<br />

Vorgehen: Beurteilung <strong>der</strong> Risikofaktoren*<br />

Risikofaktoren Note Feststellung:<br />

Arzt:<br />

Patientenetikette<br />

1. kürzlicher Sturz 7 ja nein<br />

2. Tumordiagnose 3 ja nein<br />

3. Depression 4 ja nein<br />

Pflege: Tag 1 Tag 2 Tag 3<br />

Nacht Tag Abend Nacht Tag Abend Nacht Tag Abend<br />

4. gestörte Ausscheidung 3<br />

5. Verwirrtheit 3<br />

6. Schwindel 3<br />

7. Mobilitätsstörung 2<br />

Total: = Stufe:<br />

Erläuterungen zu den Beurteilungspunkten: Stürze während Aufenthalt<br />

Datum Verletzung<br />

1. kürzlicher Sturz: Sturz in den letzten 3 Monaten, nicht wenn durch<br />

äussere Einwirkung (Ausrutschen Stolpern, Fehltritt, Umgestossen<br />

o<strong>der</strong> Angefahren werden)<br />

Ja Nein<br />

2. Tumordiagnose: klinisch relevante Diagnose (Organinsuffizienz,<br />

Metastasierung, paraneoplastisches Syndrom)<br />

Ja Nein<br />

3. Depression: gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Antriebsstörung von mehr als 14 Tagen<br />

4. gestörte Ausscheidung: Polyurie: alle 2 St<strong>und</strong>en während <strong>der</strong><br />

Ja Nein<br />

Wachphase, o<strong>der</strong> > 7x pro Wachphase, Nykture (> 2x pro Nacht)<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Inkontinenz<br />

Ja Nein<br />

5. Verwirrtheit: Störung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit, <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

des Gedächtnisses, <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> starke Desorientiertheit<br />

6. Schwindel: Unsicherheit in Körper- u. Raumwahrnehmung (Drehen,<br />

Ja Nein<br />

Liftgefühl, Schwarzwerden vor den Augen, Schwäche- <strong>und</strong> Leeregefühl,<br />

Betrunkenheitsgefühl, Unsicherheit auf den Beinen <strong>und</strong> / o<strong>der</strong><br />

Störung des Gleichgewichtes (Schwanken / Taumeln u.ä.)<br />

7. Mobilitätsstörung: eingeschränkte eigenständige Fortbewegung<br />

Ja Nein<br />

durch Erkrankung des Bewegungsapparates, durch Lähmung, durch<br />

Kraftmangel, durch Antriebsstörung, durch schwere Herz / Lungenerkrankung<br />

Sturzrisiko Einteilung:<br />

Ja Nein<br />

0 - 2 Stufe 0 normales Risiko<br />

3 - 6 Stufe 1 erhöhtes Risiko<br />

> 6 Stufe 2<br />

sehr hohes Risiko<br />

Massnahmen: bei Stufe 2 Safehip Hüftschutz nach Standard verwenden<br />

Dokumentation: in Pflegeübersicht unter „Sicherheit / Unfallgefahr / Sturzrisiko“<br />

►Kritische Ereignisse (siehe „Anhang 19“) laufend dokumentieren auf diesem Blatt, nicht erst bei Austritt!<br />

Auswertung bei Austritt:<br />

kein Sturz Sturz ohne Frakturfolge Sturz mit Hüftfrakturfolge Sturz mit an<strong>der</strong>en Frakturfolgen<br />

Messkriterien: Bei allen Patienten Sturzrisiko ermittelt?


Seite 37 von 44 / Bericht<br />

Anhang 3: Kritische Ereignisse Qualitätserhebung Konzepte KAP<br />

Zutreffendes bei Eintritt <strong>und</strong> Austritt markieren.<br />

Unterschrift: Datum: Patientenetikette<br />

Dekubitus ja nein<br />

Wie wurden Sie auf Hat <strong>der</strong> Patient an<strong>der</strong>e Verletzun- Lokalisation?<br />

den Dekubitus aufmerksam?gen<br />

an seinem Körper?<br />

Kratzer:<br />

Blaue Flecken:<br />

Beulen:<br />

An<strong>der</strong>e:<br />

Wo?<br />

Ferse:<br />

Kopf:<br />

Sitzbein:<br />

Kreuzbein:<br />

Trochanter re<br />

li<br />

An<strong>der</strong>e:<br />

Wie entstand <strong>der</strong> Dekubitus?<br />

Pflegeversagen?<br />

Zutreffend?<br />

Ja nein<br />

Zivilstand? Dek. mitgebracht? Stadium des Dekubitus?<br />

Rötung:<br />

Durchmesser in cm angeben:<br />

Im Spital entstanden?<br />

Blasenbildung:<br />

Hautdefekt ohne Nekrose:<br />

Nekrose:<br />

Wohnverhältnisse? Risikofaktoren: (mehrere möglich, ev. in Zusammenarbeit mit Ärzten ausfüllen)<br />

Komatös:<br />

Lähmung: Schock: Mobilität eingeschränkt:<br />

Verwirrt: Infekt/Fieber: Dehydratation: arterieller Verschluss:<br />

Kachexie: Depression: chir. Eingriff: Übersedierung:<br />

Adipositas: Diabetes: Kontrakturen:<br />

An<strong>der</strong>e:<br />

An<strong>der</strong>e kritische Ereignisse<br />

Infektion: Welche?<br />

Mitgebracht:<br />

Urin:<br />

Pneumonie:<br />

lokale W<strong>und</strong>infektion:<br />

Pilzinfektion:<br />

Venöses Ulcus:<br />

An<strong>der</strong>e:<br />

Im Spital erworben:<br />

Verlegung in Somatik: Gr<strong>und</strong>? Rückkehr? ja nein<br />

Fraktur: Welche? Gr<strong>und</strong>?<br />

Verletzungen:<br />

Welche? Gr<strong>und</strong>?<br />

Schnitte: Stiche:<br />

Rissquetschw<strong>und</strong>e:<br />

Hämatome: → infolge mehrmaligen<br />

Stechens bei Blutentnahmen<br />

Eintrittsgewicht:<br />

Austrittsgewicht:<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewichtsverän<strong>der</strong>ung?<br />

Nebeneffekte von Fixationen? Wo?<br />

Wie entstanden?<br />

ja nein<br />

Welche?<br />

Schwellung:<br />

Schürfung:<br />

Hämatome:<br />

pflegebedingte Schäden? Welche? Wie passiert?<br />

ja nein<br />

Glocke nicht eingesteckt:<br />

Personalengpass:<br />

Verbrennungen:<br />

An<strong>der</strong>e Ursachen:<br />

Quellen: Quality assurance in the Hospital, 1992, Dep. of Nursing, Univ. of Surrey , Denham, MJ, 1991, Care of the long stay el<strong>der</strong>ly patient, Chapman and Hall Seiler Basel, 1993<br />

Ablage:<br />

Intranet / Infocenter<br />

Prozessverantwortlich: Genehmigt durch: Status <strong>und</strong> Datum: Datei-Name:<br />

Bereichsleitung KAP / Chefarzt KAP / Di- Gültig ab: 31.01.07 Anhang 3 Kritische<br />

Stv. Chefarzt KAP rektor PTS Ereignisse<br />

QE.18.8.09.doc<br />

Seite:<br />

1 von 1


Seite 38 von 44 / Bericht<br />

Anhang 4: Überblick über das Design <strong>der</strong> geprüften Publikationen<br />

Da die Autoren das Design <strong>der</strong> Studie o<strong>der</strong> Berichterstattung unterschiedlich benennen <strong>und</strong> die<br />

Begriffe <strong>der</strong> Designbenennungen <strong>der</strong> Publikationen in <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle von den Autoren<br />

übernommen wurden, kommen unterschiedliche Begriffe zustande. Wenn das Design nicht erkennbar<br />

war, wurde die Publikation als Fachbericht eingestuft.<br />

Autoren Design<br />

Aizenberg et al. 2002<br />

Murdock et al. 1998<br />

Retrospektive Studie<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002 Cohortenstudie Akutspital<br />

Bredthauer et al. 2005<br />

Capezeuti et al. 2007<br />

Prospektive Observationsstudie<br />

Weintraub & Spurlock 2002<br />

Williams et al. 2007<br />

Chabane 2007<br />

Pre-Post-Design Studie<br />

Fairlie & Brown 1994<br />

Walker et al. 2005<br />

Vaughn et al. 1993<br />

Fallstudie<br />

Chang et al. 2004<br />

Cooper et al. 2007<br />

Systemtischer Review <strong>und</strong> Metaanalyse v RCT<br />

De Carle & Kohn 2001<br />

van <strong>der</strong> Velde et al. 2007<br />

Retrospektive Cohorten Studie<br />

Cooper 2001 Letter<br />

Cornali et al. 2004<br />

Coussement et al. 2008<br />

Review<br />

Gates et al. 2008<br />

Oliver et al. 2000<br />

Schwendimann 2000<br />

Metaanalyse: systematischer <strong>Literaturreview</strong><br />

Dennison et al. 2007<br />

Eriksson et al. 2007<br />

Vergleichsstudie<br />

Detweiler et al. 2005<br />

Large et al. 2006<br />

Interventionsstudie<br />

Dubner & Creech 1988 Quasi - Experimentelle Studie<br />

Frank et al. 2008 Konzept zur Sturzprävention<br />

Giles et al. 2006<br />

Savage & Matheis 2001<br />

Prä- <strong>und</strong> Postinterventionsstudie<br />

Greene et al. 2001 Randomisierte Untersuchung von Sturzereignissen<br />

Grob et al. 2007<br />

Schädler et al. 2006<br />

Assessmentsammlung<br />

Huang 2004 Querschnittstudie<br />

Irvin 1999<br />

Schwendimann 2006<br />

Test von Instrumenten<br />

Largia<strong>der</strong> et al. 2001 Checklistensammlung<br />

Minde et al. 1990 Fachbericht: Ergebnisbeschreibung von<br />

Umgebungsverän<strong>der</strong>ungsprojekt<br />

Oliver et al. 1997 Prospektive Fallkontrollstudie <strong>und</strong> prospektive Evaluation von zwei<br />

Cohorten<br />

Rask et al. 2007 Qualitative Evaluation eines Interventionsprogramms<br />

Swift 2001 Fachbericht <strong>Sturzpräventions</strong>standard<br />

Wood et al. 2002 Multdisziplinäre Studie


Seite 39 von 44 / Bericht<br />

Anhang 5<br />

Kommunikations<strong>konzept</strong> (vgl. Kapitel 9)<br />

Ziel des Kommunikations<strong>konzept</strong>s<br />

- Alle relevanten Gremien/Medien sind rechtzeitig <strong>und</strong> in geeigneter Form über den Stand <strong>und</strong> den<br />

Verlauf des Projekts informiert.<br />

- Die Meilensteine sind als solche gekennzeichnet<br />

- Die Projektgruppe verfügt je<strong>der</strong>zeit über einen Überblick über die Informationsschritte, <strong>der</strong>en<br />

zeitliche Planung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bearbeitungsstand..<br />

Darstellung<br />

Die Elemente des Kommunikations<strong>konzept</strong>s werden in einer Tabelle eingetragen. Der Aufbau <strong>der</strong><br />

Tabellenfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Formatierung <strong>der</strong> einzelnen Einträge im Tabellenfeld sind vorgegeben <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> Anleitung am Anfang des Kommunikations<strong>konzept</strong>s festgehalten.<br />

Die Elemente des Kommunikations<strong>konzept</strong>s:<br />

- Im Kommunikations<strong>konzept</strong> werden folgende Elemente festgehalten:<br />

- Adressaten (Gremien, Medien)<br />

- Meilenstein-Nummer (1. MSt / 2. MSt usw.)<br />

- Thema des Kommunikationsschritts<br />

- Art <strong>der</strong> Kommunikation („Vernehmlassung“, „Genehmigung“, „Information“)<br />

- Datum (sobald bekannt)<br />

- Bearbeitungsvermerk („In Arbeit“, „Erledigt“)<br />

- Das Konzept ermöglicht eine rollende Planung, wobei es möglich ist, Fixdaten (z.B. von Meilensteinen)<br />

einzutragen, bevor die Zwischenschritte definiert sind.<br />

- Die Formatierung <strong>der</strong> Einträge ist so definiert, dass die Konzeptualisierung/Planung auch auf<br />

Schwarz/Weiss-Druckern o<strong>der</strong> Kopieren gelesen werden kann (keine Farben).<br />

Beispiel zweier vollständig ausgefüllten Tabellenfel<strong>der</strong><br />

Adressat<br />

Monat<br />

GL Adressat b Adressat c Adressat d Adressat e Adressat f Intranet<br />

März 09 1. MSt.:<br />

Zusammenfassung<br />

Literatur-<br />

Recherche<br />

Vernehmlassung<br />

25.04.09<br />

In Arbeit<br />

Projekt,<br />

Aktionsplan,<br />

Komm.-<br />

Konzept<br />

Information<br />

02.03.09<br />

Erledigt<br />

Die erste Zelle wird wie folgt gelesen:<br />

Die GL als Adressatin erhält im Rahmen des ersten Meilensteines Informationen über die<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Literaturrecherche <strong>und</strong> zwar als Vernehmlassung. Die Informationsveranstaltung<br />

findet am 25. April 09 statt <strong>und</strong> ist zurzeit in Arbeit.<br />

Die letzte Zelle wird wie folgt gelesen:<br />

Im Intranet (Adressat/Medium) wird eine Unterlage über das Projekt, den Aktionsplan <strong>und</strong> das<br />

Kommunikations<strong>konzept</strong> veröffentlich <strong>und</strong> zwar als Information. Die Veröffentlichung ist für den<br />

2. März 09 geplant <strong>und</strong> ist erledigt.


Anhang 6: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte zu Risikofaktoren nach Autoren geordnet<br />

Die Zuordnungen ergeben sich aus dem Bericht. Die Tabelle wurde zur Übersicht generiert, nicht zur Dokumentation <strong>der</strong> Vollständigkeit aller Inhalte aus den Publikationen. Die Inhalte, die im <strong>Sturzpräventions</strong>bericht<br />

zahlenmässig am häufigsten genannt sind, werden zuerst aufgeführt, die zahlenmässige Gewichtung erfolgt absteigend. Die inhaltlichen Themen entsprechen den Themen im Bericht im Wortlaut, sind aber aus Platzgründen<br />

Seite<br />

<strong>zum</strong> Teil abgekürzt worden.<br />

40<br />

Autor(en)<br />

von<br />

Risikofaktoren<br />

44 / Bericht<br />

Aizenberg et al. 2002<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002<br />

Bredthauer et al. 2005<br />

Capezeuti et al. 2007<br />

Chabane 2007<br />

Chang et al. 2004<br />

Cooper et al. 2007<br />

Cooper 2001<br />

Cornali et al. 2004<br />

Coussement et al. 2008<br />

de Carle & Kohn 2001<br />

Dennison et al. 2007<br />

Detweiler et al. 2005<br />

Dubner & Creech 1988<br />

Medikamentennebenwirkung X X X X X X X X X X X X X X X X X X<br />

Gangunsicherheit X X X X X X X X X X X X X X<br />

Agitiertheit X X X X X X X X X X X X<br />

Sehfähigkeit, Geschlecht, orthostatische<br />

Dysregulation, Schlafstörung, niedriger BMI,<br />

Gehhilfen, Umgebungsän<strong>der</strong>ung<br />

Eriksson et al. 2007<br />

Fairlie & Brown 1994<br />

Frank et al. 2008<br />

Gates et al. 2008<br />

Giles et al. 2006<br />

Greene et al. 2001<br />

Grob et al. 2007<br />

Huang 2004<br />

Irvin 1999<br />

Large et al. 2006<br />

Largia<strong>der</strong> 2001<br />

Minde et al. 1990<br />

Murdock et al. 1998<br />

Oliver et al. 1997<br />

Oliver et al. 2000<br />

Rask et al. 2007<br />

Savage & Matheis 2001<br />

Schädler et al. 2006<br />

Schwendimann 2000<br />

Schwendimann 2006<br />

Swift 2001<br />

Walker et al. 205<br />

Weintraub & Spurlock 2002<br />

X X X X X X X X X X X X<br />

Ausscheidungsstörungen X X X X X X X X<br />

Med. Diagnosen in Kombination mit an<strong>der</strong>en<br />

Risikofaktoren X X X X X X X X<br />

Verletzungen X X X X X X X<br />

Schweregrad Erkrankung + ATL Einschränkung<br />

(Barthel Index) X X X X X<br />

Alter als Risikofak X X X X<br />

Menge + Anzahl psychoaktiver Medikamente X X X X<br />

Psych. Diagnose kein Prädikator X X X<br />

Sturzanamnese X X<br />

Elektroschocktherapie ECT X<br />

Emotionale Faktoren X<br />

Gleichgewichtsstörung X<br />

Intrinsische/ extrinsische Faktoren X<br />

MMSE X<br />

Transfer- + Gehfähigkeit X<br />

Umgebungsqualität X<br />

Unstrukturierte Tageszeiten X<br />

Williams et al. 2007<br />

Wood et al. 2002<br />

van <strong>der</strong> Velde 2007<br />

Vaughn 1993


Anhang 7: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte <strong>zum</strong> Assessment nach Autoren geordnet<br />

Die Zuordnungen ergeben sich aus dem Bericht. Die Tabelle wurde zur Übersicht generiert, nicht zur Dokumentation <strong>der</strong> Vollständigkeit aller Inhalte aus den Publikationen. Die Inhalte, die im <strong>Sturzpräventions</strong>bericht<br />

zahlenmässig am häufigsten genannt sind, werden zuerst aufgeführt, die zahlenmässige Gewichtung erfolgt absteigend. Die inhaltlichen Themen entsprechen den Themen im Bericht im Wortlaut, sind aber aus Platzgründen<br />

<strong>zum</strong> Teil abgekürzt worden.<br />

Autor(en)<br />

Assessment<br />

Aizenberg et al. 2002<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002<br />

Bredthauer et al. 2005<br />

Capezeuti et al. 2007<br />

Chabane 2007<br />

Chang et al. 2004<br />

Cooper et al. 2007<br />

Cooper 2001<br />

Cornali et al. 2004<br />

Coussement et al. 2008<br />

de Carle & Kohn 2001<br />

Dennison et al. 2007<br />

Detweiler et al. 2005<br />

Dubner & Creech 1988<br />

Eriksson et al. 2007<br />

Fairlie & Brown 1994<br />

Frank et al. 2008<br />

Gates et al. 2008<br />

Giles et al. 2006<br />

Greene et al. 2001<br />

Grob et al. 2007<br />

Huang 2004<br />

Irvin 1999<br />

Large et al. 2006<br />

Largia<strong>der</strong> 2001<br />

Minde et al. 1990<br />

Murdock et al. 1998<br />

Oliver et al. 1997<br />

Oliver et al. 2000<br />

Rask et al. 2007<br />

Savage & Matheis 2001<br />

Schädler et al. 2006<br />

Schwendimann 2000<br />

Schwendimann 2006<br />

Swift 2001<br />

Walker et al. 205<br />

Weintraub & Spurlock 2002<br />

Assessment multifaktoriell + interdisziplinär X X X X X X X X X X<br />

Einfache Assessmentinstrumente kombinieren X X X X X X X X X<br />

Fraglich aussagekräftige Assessmentinstrumente<br />

zur Stuzvorhersage X X X<br />

Kategorisierung nach Schweregrad 1-5 bzw.<br />

ja/nein X X<br />

Kombination von Assessmentinstrumenten zur<br />

Risikoabklärung <strong>und</strong> -erkennung X X<br />

Wirksamkeit STRAFITY – populationsbezogen X X<br />

Assessment mit 31 Kriterien X<br />

Assessment nach Kitwood X<br />

Assessment pro Patientin X<br />

Bewegungseinschränkende Erkrankungen X<br />

Kombination von Ass. Motorische Perfomance,<br />

Kognitions- <strong>und</strong> Stimmungsstatus X<br />

RAI Assessment X<br />

Standartisiertes + evidenzbasiertes Assessment X<br />

Sturzanamnese, Medikamentenzahl, Kognition u.<br />

Orthostase X<br />

Systematische Erfassung X<br />

Williams et al. 2007<br />

Wood et al. 2002<br />

van <strong>der</strong> Velde 2007<br />

Vaughn 1993<br />

Seite 41 von 44 / Bericht


Anhang 8: Übersicht über die Häufigkeit <strong>der</strong> Inhalte zu Interventionen nach Autoren geordnet<br />

Die Zuordnungen ergeben sich aus dem Bericht. Die Tabelle wurde zur Übersicht generiert, nicht zur Dokumentation <strong>der</strong> Vollständigkeit aller Inhalte aus den Publikationen. Die Inhalte, die im <strong>Sturzpräventions</strong>bericht<br />

zahlenmässig am häufigsten genannt sind, werden zuerst aufgeführt, die zahlenmässige Gewichtung erfolgt absteigend. Die inhaltlichen Themen entsprechen den Themen im Bericht im Wortlaut, sind aber aus Platzgründen<br />

<strong>zum</strong> Teil abgekürzt worden. Die vielen Einzelinterventionen wurden <strong>zum</strong> grossen Teil in Überbegriffen zusammengefasst z.B. Überschrift des Unterkapitels.<br />

Autor(en)<br />

Interventionen<br />

Aizenberg et al. 2002<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002<br />

Bredthauer et al. 2005<br />

Capezeuti et al. 2007<br />

Chabane 2007<br />

Chang et al. 2004<br />

Cooper et al. 2007<br />

Cooper 2001<br />

Cornali et al. 2004<br />

Coussement et al. 2008<br />

de Carle & Kohn 2001<br />

Dennison et al. 2007<br />

Detweiler et al. 2005<br />

Dubner & Creech 1988<br />

Eriksson et al. 2007<br />

Fairlie & Brown 1994<br />

Frank et al. 2008<br />

Gates et al. 2008<br />

Giles et al. 2006<br />

Greene et al. 2001<br />

Grob et al. 2007<br />

Huang 2004<br />

Irvin 1999<br />

Large et al. 2006<br />

Largia<strong>der</strong> 2001<br />

Minde et al. 1990<br />

Murdock et al. 1998<br />

Oliver et al. 1997<br />

Oliver et al. 2000<br />

Rask et al. 2007<br />

Savage & Matheis 2001<br />

Schädler et al. 2006<br />

Schwendimann 2000<br />

Schwendimann 2006<br />

Swift 2001<br />

Walker et al. 205<br />

Weintraub & Spurlock 2002<br />

Prüfung <strong>und</strong> Reduktion Medikamente X X X X X X X X X<br />

Freiheitsbeschränkende Interventionen X X X X X X X X<br />

Körpertraining + Aktivierungstherapie X X X X X X<br />

Einsatz Alarmsysteme + Kennzeichnung<br />

Hochrisikopatienten X<br />

Hüftprotektoren X<br />

Anwendung von Inkontinenzprodukten X<br />

Patientenbehandlung in 3 Kategorien X<br />

Rutschsichere Socken + Gehen unter Beobachtung X<br />

Schmerzmanagement X<br />

Zusammenbringen von Sturzgefährdeten in<br />

Gruppen X<br />

Williams et al. 2007<br />

Wood et al. 2002<br />

van <strong>der</strong> Velde 2007<br />

Vaughn 1993<br />

Seite 42 von 44 / Bericht


Anhang 9: Übersicht über die Inhalte zu Mitarbeitenden, Umgebung, Sturzprävention, Qualitätshandbuch <strong>und</strong> KIS nach Autoren geordnet<br />

Die Zuordnungen ergeben sich aus dem Bericht. Die Tabelle wurde zur Übersicht generiert, nicht zur Dokumentation <strong>der</strong> Vollständigkeit aller Inhalte aus den Publikationen. Die Inhalte, die im <strong>Sturzpräventions</strong>bericht<br />

zahlenmässig am häufigsten genannt sind, werden zuerst aufgeführt, die zahlenmässige Gewichtung erfolgt absteigend. Die inhaltlichen Themen entsprechen den Themen im Bericht im Wortlaut, sind aber aus Platzgründen<br />

<strong>zum</strong> Teil abgekürzt worden. Die vielen Einzelergebnisse wurden <strong>zum</strong> Teil in Überbegriffen zusammengefasst z.B. Überschrift des Unterkapitels o<strong>der</strong> ähnliche Inhalte.<br />

Autor(en)<br />

Mitarbeitende<br />

Umgebungsgestaltung<br />

Prozessmanagement <strong>und</strong> Systematisierung<br />

Sturzprävention<br />

Qualitätshandbuch<br />

Implementationen – KIS –<br />

Aizenberg et al. 2002<br />

Bi<strong>der</strong>man et al. 2002<br />

Bredthauer et al. 2005<br />

Capezeuti et al. 2007<br />

Chabane 2007<br />

Chang et al. 2004<br />

Cooper et al. 2007<br />

Cooper 2001<br />

Cornali et al. 2004<br />

Coussement et al. 2008<br />

de Carle & Kohn 2001<br />

Dennison et al. 2007<br />

Detweiler et al. 2005<br />

Dubner & Creech 1988<br />

Eriksson et al. 2007<br />

Fairlie & Brown 1994<br />

Frank et al. 2008<br />

Gates et al. 2008<br />

Giles et al. 2006<br />

Greene et al. 2001<br />

Grob et al. 2007<br />

Huang 2004<br />

Irvin 1999<br />

Large et al. 2006<br />

Largia<strong>der</strong> 2001<br />

Minde et al. 1990<br />

Murdock et al. 1998<br />

Oliver et al. 1997<br />

Oliver et al. 2000<br />

Rask et al. 2007<br />

Savage & Matheis 2001<br />

Schädler et al. 2006<br />

Schwendimann 2000<br />

Schwendimann 2006<br />

Swift 2001<br />

Walker et al. 2005<br />

Weintraub & Spurlock 2002<br />

Sensibilisierung + Steigerung Fachwissen X X X X X X X X X<br />

Analyse + Neuordnung Umgebung X X X X X<br />

Erfassen + Analyse Sturzprotokoll,<br />

Zusammenhänge + Interventionen ableiten (Lernen) X X X X X<br />

Häufigkeit Anwendung von Assessment X X X X X<br />

Eingrenzung Wirksamkeit Sturzassessment <strong>und</strong><br />

Interventionen X X X X<br />

Interdisziplinäre Zusammenarbeit + Fortbildung X X X X<br />

Additionsmöglichkeit + farbliche Kennzeichnung<br />

<strong>der</strong> Medikamente, die Sturzgefährdung erhöhen X X X<br />

Klinische + administrative Ebene X X<br />

ANP X<br />

Einschätzung in Sturzrisiko <strong>und</strong> nicht Sturzrisiko X<br />

Evaluation Wirksamkeit + Wissen Sturzprävention X<br />

Interventionsprogramm mit Freiwilligen X<br />

Instrumente + Intervention im KIS implementieren<br />

+ Schulungsunterlagen im Intranet X<br />

Ordnung Interventionen nach Spital,<br />

Langzeitpflege + Spitex X<br />

Personalbezogenes Programm m. 3 Phasen institut.<br />

Vorbereitung, Training v. Sturzteam + ANP X<br />

Personalintensive Bereiche X<br />

Prozessablaufgrafik für Assessment, Interventionen<br />

+ Evaluation X<br />

Reaktion auf Sturz X<br />

Sturzprävention als permanenter Prozess X<br />

Sturzstatistik Outcome Messung X<br />

Williams et al. 2007<br />

Wood et al. 2002<br />

van <strong>der</strong> Velde 2007<br />

Vaughn 1993<br />

Seite 43 von 44 / Bericht


Risikomanagement-Prozess<br />

Instrumentarium<br />

Bei Aufnahme<br />

Risikoerkennung<br />

Risikobewertung<br />

Sturzprävention – Orientierungshilfe & <strong>Empfehlung</strong>en<br />

Prozessschritte<br />

1 Risikoerkennung/Screening<br />

Hat <strong>der</strong> Patient ein erhöhtes Sturzrisiko?<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Ja<br />

Massnahmenplan<br />

Sturzprotokoll/<br />

-dokumentation<br />

2 Risikoabklärung/<br />

-beurteilung (Assessment)<br />

Sind die wichtigsten Risikofaktoren<br />

des Patienten erfasst <strong>und</strong> abgeklärt worden?<br />

3 Prävention <strong>und</strong> Intervention<br />

Sind adäquate, risikomin<strong>der</strong>nde Massnahmen<br />

geplant <strong>und</strong> umgesetzt worden?<br />

Nach einem Sturz<br />

Reaktion auf einen Sturz<br />

a) Schutz des Patienten <strong>und</strong> Bewahrung<br />

vor weiterem Schaden nach einem Sturz<br />

b) Untersuchung/Behandlung von<br />

sturzbedingten Verletzungen<br />

c) wie<strong>der</strong>holte Anwendung <strong>der</strong><br />

Schritte 1, 2 <strong>und</strong> des 3. Schrittes<br />

Sind die richtigen Massnahmen/Interventionen<br />

getroffen worden?<br />

s c h r i f t e n r e i h e | p a t i e n t e n s i c h e r h e i t s c h w e i z Nr. 2 | Februar 2008<br />

Ja<br />

Nein<br />

Ja<br />

Allgemeine<br />

Sicherheitsmassnahmen<br />

gewährleisten<br />

4 Evaluation<br />

Laufende Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Pläne bei:<br />

b Patientenstürzen<br />

b Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

des<br />

Patienten<br />

b Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Patientenumfeldes<br />

Überprüfung <strong>und</strong><br />

Abklärung gemäss<br />

Schritt 2<br />

Auswertung <strong>der</strong><br />

Sturzdaten auf<br />

Stations- <strong>und</strong><br />

Betriebsebene

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