Veranstaltungskalender - Der Neusser
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<strong>Neusser</strong> Kultur <strong>Der</strong> <strong>Neusser</strong> 03.2012<br />
<strong>Der</strong> <strong>Neusser</strong> 03.2012<br />
<strong>Neusser</strong> Kultur<br />
18 19<br />
Jazzer aus der Region und der Ferne zu Gast in der Alten Post<br />
Intime Songs mit leidenschaftlicher Improvisation<br />
„Blue in Green“ ist nicht nur ein Track des Miles Davis-Album<br />
von 1959, sondern so heißt auch die Jazzreihe<br />
der Alten Post, die in diesem Jahr zum siebten<br />
Mal startet. Musiker Philipp van Endert hat erneut<br />
ein bunt koloriertes Programm zusammengestellt,<br />
das bis in den November schmackhafte Jazzhappen<br />
Am 8.2.2006 fand das erste Konzert der Jazzreihe „Blue in<br />
Green“ des Kulturforums Alte Post statt. Ziel der Veranstaltungsreihe<br />
war, vor allem die Jazzszene NRW nach vorne<br />
zu bringen und Musikern aus der Region Konzertfläche zu bieten.<br />
<strong>Der</strong> Publikumszuspruch war groß, das Interesse der Musiker<br />
ebenso. Heute kann Veranstaltungsleiter Philipp van Endert aus<br />
den vielen Anfragen wählen, wen er präsentiert. Meist hat er<br />
schon etwas vor Augen, hat bereits Kontakt geknüpft, denn er<br />
selbst ist mit seinem Trio rege in der Szene unterwegs. So ist es<br />
auch kein Zufall, dass in diesem Jahr die Saxophonistin Caroline<br />
Thon geladen wurde, auf die van Endert schon länger aufmerksam<br />
geworden ist. Am 5. Oktober kommt sie mit ihrer Big Band,<br />
dem Thoneline Orchestra, in die Alte Post. Eine Besonderheit, da<br />
es bisher noch keinen Orchesterauftritt im Rahmen der Jazzreihe<br />
gab. Ein Highlight auch, da es sich um eine Truppe aufstrebender<br />
Talente handelt, um Musiker, die sowohl national als teils international<br />
schon Beachtung fanden. Und das Ganze mit eigenwilligen,<br />
dennoch eingängigen Arrangements ihrer Komponistin und<br />
Gründerin Caroline Thon.<br />
Aber Leckerbissen gibt es mehrere. Da wäre zum einen Masha Bijlsma<br />
aus den Niederlanden, die mit ihrer gewaltigen, elastischen<br />
Stimme versteht, wie man seine Zuhörerschaft bindet. Begleitet<br />
von dem Pianisten Rob van den Broeck und dem Bassisten Henk<br />
de Ligt swingt sie am 23. Mai durch ihr erfindungsreiches Repertoire.<br />
Gleichwohl vielversprechend ist das Doppelkonzert am<br />
25. April, an dem das Kölner Trio Vesica Pisces und die Musiker<br />
von Freie Wahl die Bühne bevölkern. Ein Abend mit starker Gitarrenpräsenz,<br />
einer Menge Experimentellem und Ausflügen in<br />
musikalische Areale von Country bis zu frei-improvisierter Musik.<br />
Skurrile Kompositionen neben ungewöhnlich eingearbeiteten<br />
Jazz-Standards.<br />
In diesem Monat, am 28. März, ist Simin Tander mit ihrer Band<br />
am Start. Die deutsch-afghanische Sängerin bringt neuartig ge-<br />
NEU... ab sofort auch "Versilbertes"<br />
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im <strong>Neusser</strong> Kulturforum serviert. Mit dabei sind<br />
hier bekannte Musiker wie das Engstfeld/Weiss-<br />
Quartett genauso wie Newcomer. Am 28. März ist<br />
die Simin Tander Band vor Ort, die in den Niederlanden<br />
schon lange kein Geheimtipp mehr ist.<br />
Marion Stuckstätte<br />
heimnisvollen Sound in die europäische Jazzwelt, schwebend und<br />
zärtlich wie kraftvoll und impulsiv. Sie singt in Englisch, in spielerischen<br />
Improvisationen und dazu in eigener Wortschöpfung.<br />
„Wagma“ heißt der Titelsong ihres Debutalbums und dieser ist<br />
so eine verbale Kreation, die sich fremd anhört und dennoch fast<br />
selbstverständlich über Simin Tanders Lippen geht.<br />
Nicht fehlen darf auch in diesem Jahr die <strong>Neusser</strong> Jazzsommernacht,<br />
an der am 17. August unter anderem die Katrin Scheer<br />
Band, Hochhäuser und das Engstfeld/Weiss-Quartett teilnehmen<br />
und die wie immer eintrittsfrei ist. Alle anderen Konzerte kosten<br />
12 Euro, für Schüler 8 Euro und für Mitglieder der Alten Post oder<br />
der Musikschule 5 Euro. Auch auf einen Auftritt des musikalischen<br />
Leiters und Gitarristen Philipp van Endert muss nicht verzichtet<br />
werden. Wer seinen Act mit dem Philipp van Endert Trio im Januar<br />
verpasst hat, hat noch Chance, seine Künste am 28. November im<br />
Matthias Goebel Quartett zu bestaunen.<br />
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Sehnsucht haben sie,<br />
Männer und Frauen.<br />
Begierden auch. Liebe<br />
nennen sie es. Manche.<br />
Manche nennen es auch<br />
gleich Spielerei oder<br />
Abenteuer. Heuchelei<br />
steht häufig dahinter.<br />
Arthur Schnitzler<br />
nennt es zynisch „Liebelei“<br />
in seinem Bühnenerfolg<br />
von 1895 am<br />
Wiener Burgtheater. Er<br />
forschte den Antrieben<br />
und Trieben menschlichenPaarungsver-<br />
„Liebelei“ im Rheinischen Landestheater<br />
Sehnsucht nach Liebe<br />
und Gier der Triebe<br />
Es gibt keine erotische Beziehung,<br />
in der von den Liebenden<br />
die Wahrheit nicht<br />
immer gefühlt und nicht immer<br />
wieder jede Lüge geglaubt würde“,<br />
so Arthur Schnitzler. Er war<br />
kein Dichter der umschweifenden<br />
Worte. Klartext reden und<br />
Aufräumarbeit in einer feinen<br />
und sauberen Wiener Gesellschaft<br />
war eher sein Metier. Sex,<br />
Betrug und Triebhaftigkeit, das<br />
waren seine Themen. Feinbürgerliche<br />
Heuchelei und Selbstbetrug<br />
inbegriffen. Sittlichkeit,<br />
Moral und Konvention enttarnt<br />
als Farce. Standesdünkel als<br />
Deckmantel maßloser Freizügigkeit.<br />
<strong>Der</strong> promovierte Mediziner brachte ans Licht, was die Wiener<br />
Herrschaften der Jahrhundertwende lieber im Verborgenen trieben.<br />
Aber es war weniger das böse Spiel, das ihn interessierte. Vielmehr<br />
waren es die Seelen derer, die diesem Treiben gesichert und zeitlos<br />
den ewigen Fortgang garantierten.<br />
„Liebelei“ ist da ein Paradestück. Ein Schauspiel, in dem die Liebe<br />
auf den Podest gehoben wird, um Stück für Stück demontiert zu<br />
werden. Vier Charaktere, die in ihrem Streben kaum<br />
unterschiedlicher sein könnten. Christine, Schnitzlers<br />
Hauptfigur, ist ein braves „armes Mädel“, das von der<br />
Liebe träumt, rein und hingebungsvoll. Ihr gegenüber steht ihr ersehnter<br />
„Prinz“, Fritz, ein elegant charmanter Student aus wohlhabendem<br />
Haus. Doch dieser hat ein Verhältnis mit einer verheirateten<br />
Dame der „guten Gesellschaft“, das ihm letztendlich auch zum Verhängnis<br />
wird. Fritz zur Seite steht sein Freund Theodor, der es mit der<br />
Liebe nicht so ernst sieht, sondern sich von unkomplizierten Frauen<br />
amüsieren lässt. So versucht er, Fritz von seinem Kummer um die<br />
schon vergebene Geliebte zu befreien, indem er einen netten Abend<br />
mit zwei „süßen Mädchen“ organisiert: der leichtlebigen Mizi und<br />
der tugendhaften Christine. Doch das scheinbar heitere Tête-à-Tête<br />
wird durch die Duellforderung des erzürnten Ehemanns jäh unterbrochen.<br />
Fritz weiß um sein nahes Ende und versucht, im nahenden<br />
Wie Fritz die<br />
Welt deutet<br />
Foto: Björn Hickmann/Stage Picture<br />
haltens hinterher und<br />
entblößte die Scheinheiligkeit<br />
ehrwürdig<br />
bürgerlichen Treibens.<br />
Regisseur Marc<br />
Lunghuß, den man in<br />
Neuss schon aus dem<br />
genauso erfolgreichen<br />
wie wenig zimperlich<br />
inszenierten „Törless“<br />
kennt, holt den Stoff<br />
fürs RLT eindringlich<br />
fokussiert auf die Charaktere<br />
ins Hier und<br />
Jetzt.<br />
Marion Stuckstätte<br />
Tod Anziehung und Liebe zu<br />
begreifen, den inneren Konflikt<br />
zwischen treuer Zuneigung und<br />
wilder Leidenschaft zu lösen.<br />
Lunghuß‘ Inszenierung konzentriert<br />
sich konsequent auf die<br />
vier jungen Menschen und ihre<br />
gegenläufigen Auffassungen<br />
von Liebe oder Erfüllung. Unnötige<br />
Handlung, Text und Personen<br />
streicht er ein. Hier prallt,<br />
fixiert aufs Wesentliche, wilde<br />
Leidenschaft auf treue Zärtlichkeit,<br />
triebhafte Lust auf unverbindliches<br />
Amüsement. Und<br />
alle Erregung sucht nach ihrem<br />
Grund. Nicht Christine steht hier<br />
im Mittelpunkt, kommt hier wahrhaft zu Wort. Es sind die Männer,<br />
die sich an den Frauen abarbeiten; es ist ein Fritz, der Liebe zu deuten<br />
sucht, der sich windet und wendet, um sich und den Lebensgeist zu<br />
verstehen. Überhöhte Gesten und Symbole - ein übergroß an der Decke<br />
prangerndes Herz, eine weiße Fliege, die den feschen Fritz eher<br />
lächerlich erscheinen lässt - stehen reduzierter Handlung und Kulisse<br />
gegenüber. Die Dachwohnung von Christine sieht man nicht. Es<br />
ist der Fritz, der sie in seinen Gedanken aufbaut und verklärt, sie vor<br />
dem Auge des Publikums aufleben lässt. Ein fesselnd<br />
tragisches Spiel von Henning Strübbe als gequält todgeweihter<br />
Fritz. Ausgeklügelt kokette Leichtigkeit<br />
von André Felgenhauer als Theodor. Daneben eine Mizi, gespielt<br />
von Sigrid Dispert, die pfiffig und zugleich nachdenklich überzeugen<br />
kann. Und Christine? Sie ist eine, die um einiges betrogen wird.<br />
Die als Mahnmal der Tugendhaftigkeit in schlichtes Graubraun und<br />
Sprachlosigkeit gehüllt ist. Keine leichte Rolle, um sich Bühnenpräsenz<br />
zu verschaffen. Doch Melanie Vollmer schafft in aller Stille und<br />
Bescheidenheit genau das zu zeigen, was hier von Bedeutung ist: Ein<br />
Mensch voller Hoffnung und Hingabe, der durch naive Aufrichtigkeit<br />
und schnörkellose Klarheit an Reiz verliert. Ein Mensch ohne Geheimnis,<br />
Geschrei und Tücke, der im selbstsüchtigen, exzentrischen<br />
und spaßorientierten Treiben seiner Mitmenschen um sein Dasein<br />
betrogen wird und daran untergeht.