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n M - Fachbereich Physik - Universität Osnabrück

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Nobelpreis für <strong>Physik</strong> 2009 an<br />

C. K. Kao, W. S. Boyle und G. E. Smith<br />

Meister des Lichts und ihre Meisterstücke:<br />

Glasfaser und CCD-Sensor<br />

Eckhard Krätzig<br />

<strong>Fachbereich</strong> <strong>Physik</strong>, <strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong><br />

„Forschung für Fußgänger“<br />

22.04.10


Nobelpreis für <strong>Physik</strong> 2009 (1/2)<br />

Charles Kuen Kao,<br />

britischer und US-amerikanischer<br />

Staatsbürger, geboren in Shanghai<br />

(China) 1933; Publikation 1966;<br />

Standard Telecommunication<br />

Laboratories, Harlow, UK, und<br />

Chinesische <strong>Universität</strong> Hong Kong;<br />

„für wegweisende Leistungen im Bereich der Lichtübertragung<br />

in Fasern für die optische Kommunikation"


Nobelpreis für <strong>Physik</strong> 2009 (2x1/4)<br />

Willard Sterling<br />

Boyle,<br />

kanadischer und US-amerikanischer<br />

Staatsbürger;<br />

geboren 1924<br />

George Elwood<br />

Smith,<br />

US-amerikanischer<br />

Staatsbürger;<br />

geboren 1930<br />

Bell Laboratories, Murray Hill, New Jersey, USA; Publikation 1970<br />

„für die Erfindung eines abbildenden Halbleiterschaltkreises<br />

– den CCD-Sensor"


Nobelpreis für <strong>Physik</strong> 2009 an C. K. Kao (1/2):<br />

„für wegweisende Leistungen im Bereich der Lichtübertragung<br />

in Fasern für die optische Kommunikation"<br />

http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2009/info_publ_phy_09_en.pdf


Erste optische Nachrichtensysteme<br />

Aischylos Tragödie Agamemnon, etwa um 500 v. Chr. -<br />

Agamemnon lässt seiner Frau Klytämnestra mit Hilfe von<br />

Feuerzeichen den Fall von Troja melden, Homer ∼ 1200<br />

v. Chr., mehrere Relaisstationen bis Athen.<br />

Die Angaben waren so detailliert, dass man die Strecke<br />

daraus rekonstruiert hat. Allerdings konnte nur eine<br />

vorher vereinbarte Nachricht bestätigt oder widerrufen<br />

werden.<br />

Um 350 v. Chr. beschreibt der Grieche Polybios ein<br />

wesentlich verfeinertes System, das es ermöglichen<br />

sollte, mit Hilfe von Fackeln das gesamte griechische<br />

Alphabet zu übertragen.


Balkentelegraf nach dem<br />

Abbé Claude Chappe<br />

256 Zeichen, 2 Zeichen pro<br />

Minute zu übertragen;<br />

1791 Paris – Lille, 225 km, 22<br />

Relaisstationen; 15.08.1794 erste<br />

Nachricht nach Paris (Rückeroberung<br />

der Stadt Quesnoy),<br />

traf 1 Stunde nach Aufgabe ein.<br />

Strecken in Deutschland, z. B.<br />

1833 Berlin – Köln – Koblenz,<br />

587 km, 60 Stationen;<br />

jedoch bald eingestellt, abgelöst<br />

von elektrischen Telegrafenleitungen.


Licht mit<br />

λ ~ 1µm = 10 -6 m, ω = 2πν = 2πc/λ<br />

~ 6·3·10 8 m/s·10 6 m -1 ~ 2·10 15 Hz<br />

Elektromagnetische Welle mit<br />

λ ~ 1 km, ω ~ 2·10 6 Hz<br />

λ ~ 1 m, ω ~ 2·10 9 Hz (Handy, GPS)<br />

Experiment<br />

Hohe Lichtfrequenzen


Totalreflexion und Aufbau der Glasfaser<br />

Totalreflexion beim Übergang vom optisch dichteren<br />

zum optisch dünneren Medium; Tyndall 1870 Totalreflexion<br />

im Wasserstrahl (n Wasser ~ 1.3)<br />

Aufbau der Glasfaser: Kern (n K), Mantel (n M), n K > n M<br />

(Glas verschiedener Zusammensetzung), weiterhin Beschichtung<br />

(im Bild nicht gezeigt).<br />

Experimente


Der Beitrag von C. K. Kao<br />

C.K. Kao and G.A. Hockham, “Dielectric-fibre surface waveguides<br />

for optical frequencies”, Proceedings IEE 113, 1151–1158 (1966)<br />

1966 wiesen die besten Glasfasern eine Dämpfung von<br />

1000 dB/km auf (Abschwächung der Eingangsleistung<br />

nach 20 m auf 1%). Kao hat gezeigt, dass für diese<br />

hohen Dämpfungswerte nicht das Glas selbst verantwortlich<br />

ist, sondern nur die ungenügende<br />

Reinheit des Glases. Vor allem stören Eisenverunreinigungen.<br />

Kao schlug auch schon Quarzglas vor. –<br />

Reinigungsprozesse bei Corning Glass (USA) brachten<br />

dann die gewünschten Fortschritte. - Heute wissen wir,<br />

dass besonders Wasserverunreinigungen die Dämpfung<br />

im nahen IR-Bereich bestimmen.<br />

(Ähnliche Fragestellungen wurden im <strong>Osnabrück</strong>er Sonderforschungsbereich<br />

225 behandelt.) - G.A. Hockham?


Dämpfung in Glasfasern<br />

Die Dämpfung α misst man in Dezibel pro Länge<br />

(dB/L):<br />

α = 1/L·10· 10 log (P 0 /P), P/P 0 = 10 -αL/10<br />

P Ausgangs-, P 0 Eingangsleistung, L Faserlänge<br />

Absorptions-, Streu- und Strahlungsverluste<br />

1966: α = 1000 dB/km (P/P 0 = 10 -100 )<br />

1970: 20 dB/km (P/P 0 = 10 -2 )<br />

1982: ~0.2 dB/km (P/P 0 = 10 -0.02 ~ 96%)


Spektrale Faserdämpfung<br />

Minimum<br />

Minimum bei 1.55 μm


Anmerkung 1: Ausbildung von Moden<br />

In einer Glasfaser, in der Wellenleitung auftritt, bilden<br />

sich bestimmte Ausbreitungsformen aus, sogenannte<br />

„Moden“ oder „Modi“.<br />

Je nach Polarisation des Lichtes spricht man von TE-<br />

Moden (transversal elektrisch) und von TM-Moden<br />

(transversal magnetisch). Bei TE-Moden steht der<br />

elektrische Feldvektor senkrecht zur Einfallsebene,<br />

bei TM-Moden der magnetische Feldvektor.<br />

Die Verteilungen des elektrischen und magnetischen<br />

Feldes in der Glasfaser kann man mit Hilfe der<br />

Maxwell-Gleichungen berechnen.


Maxwell-Gleichungen


Anmerkung 2: Lichtquellen, Halbleiterlaser<br />

Glasfaser und Halbleiterlaser sind die beiden wichtigsten<br />

Komponenten eines optischen Kommunikationssystems.<br />

Für Langstreckensysteme benutzt man<br />

In 0.62Ga 0.38As 0.82P 0.18-Laser bei 1.55 μm,<br />

für Kurzstreckensysteme meistens<br />

Al 0.05Ga 0.95As-Laser bei 0.85 μm.<br />

<strong>Physik</strong>-Nobelpreis 1964 an C. H. Townes, N. Bassow,<br />

A. Prochorow, „Quantenelektronik, Laser-Maser-Prinzip“


Einschub: Was ist Licht?<br />

Licht ist keine klassische Welle, Licht ist kein Strom<br />

klassischer Teilchen!<br />

Quantenobjekte, Quantenteilchen, Quasiteilchen,<br />

Materiewellen…<br />

Beim Licht sprechen wir von Photonen,<br />

Wellen- und Teilcheneigenschaften<br />

Ausbreitung von Licht (Teil 1 des Vortrags):<br />

Wellenbild<br />

Nachweis, Erzeugung, Vernichtung (Teil 2):<br />

Teilchenbild


Niels Bohr (1858 -1947):<br />

„Jemand, der von der Quantentheorie nicht<br />

verwirrt ist, hat sie nicht richtig verstanden!“<br />

Photon, Elektron, Positron, Proton, Neutron, …<br />

Phonon, Exziton, Soliton, Polaron, Polariton,<br />

Plasmon, Spastron, Photorefraktron, …


Der CCD-Sensor<br />

CCD, charge-coupled device, ladungsgekoppeltes<br />

Bauelement<br />

W. S. Boyle and G. E. Smith, “Charge-Coupled<br />

Semiconductor Devices“, Bell System Technical<br />

Journal 49, 587 (1970)<br />

Boyle, Smith: "Die eigentliche Erfindung ereignete<br />

sich eines Nachmittags in einer Diskussion<br />

zwischen uns, die etwa eine Stunde dauerte".<br />

Nobelkomitee: "für die Erfindung eines abbildenden<br />

Halbleiterschaltkreises – den CCD-Sensor"


Halbleiter 1<br />

(Bilder zu den Grundlagen der Halbleiter nach K. Betzler)


Halbleiter 2


Halbleiter 3<br />

Silizium (Si)


Halbleiter 4


Halbleiter 5


Halbleiter 6<br />

Löcherleitung, p-Leitung


Schritte beim CCD-Sensor<br />

- Umsetzen eines Lichtmusters in ein<br />

elektrisches Ladungsmuster:<br />

Innerer Photoeffekt (innerer lichtelektrischer<br />

Effekt, Photoleitung)<br />

- Speicherung des Ladungsmusters<br />

- Rekonstruktion des Ladungsmusters, Erzeugung<br />

des Lichtmusters mit Hilfe eines<br />

Displays


Photoleitung, innerer Photoeffekt<br />

(Einstein Nobelpreis 1921)<br />

Experiment


Speicherung des Ladungsmusters,<br />

MOS-Struktur<br />

(3 Kondensatoren bilden ein Speicherelement)<br />

p-Si<br />

Al-Elektroden SiO 2


Auslesen des Ladungsmusters<br />

Al-Elektroden<br />

p-Si<br />

Al-Elektroden<br />

p-Si<br />

SiO 2<br />

SiO 2<br />

Schieberegister, Matrix,<br />

Auslesen zeilenweise, bei<br />

Farbinformation 3 verschiedene<br />

Farben durch<br />

Filter (rot, grün und blau);<br />

auf diese Weise kann die<br />

ursprüngliche Farbinformation<br />

rekonstruiert<br />

werden.<br />

SCCD,<br />

Surface channel CCD;<br />

Oberflächenzustände als<br />

Haftstellen für Ladungen


http://pics.computerbase.de/lexikon/67894/CCD_charge_transfer_animation.gif


Auslesen des Ladungsmusters<br />

Al-Elektroden<br />

p-Si<br />

Al-Elektroden<br />

p-Si<br />

SiO 2<br />

SiO 2<br />

Schieberegister, Matrix,<br />

Auslesen zeilenweise, bei<br />

Farbinformation 3 verschiedene<br />

Farben durch<br />

Filter (rot, grün und blau);<br />

auf diese Weise kann die<br />

ursprüngliche Farbinformation<br />

rekonstruiert<br />

werden.<br />

SCCD,<br />

Surface channel CCD;<br />

Oberflächenzustände als<br />

Haftstellen für Ladungen


Buried Channel CCD, BCCD<br />

(CCD mit vergrabenem Kanal)<br />

n-Si<br />

Al-Elektroden<br />

p-Si<br />

„Buried channel“<br />

SiO 2<br />

n-Si


•<br />

Weitere technische Lösungen und Varianten<br />

SiO 2 SiO2<br />

3 Takte, Speicherelement<br />

besteht aus 3 Kondensatoren<br />

p-Si p-Si<br />

2 Takte, Speicherelement<br />

besteht aus 4 Kondensatoren<br />

• Um Änderungen des Bildes beim Auslesen zu vermeiden:<br />

Mechanischer Verschluss oder beleuchtete Bildzone, unbeleuchtete<br />

Speicherzone<br />

• Andere Pixelanordnungen, Super CCD (Fuji-Patent, Erweiterung<br />

des Dynamikbereichs)


Auszug aus<br />

dem Labor-<br />

Buch von<br />

Boyle und<br />

Smith vom<br />

18.10.69<br />

http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2009/info_publ_phy_09_en.pdf


Digitale Kamera<br />

Kameras typischerweise<br />

~ 5 – 10 Megapixel,<br />

d. h. Pixellänge<br />

~ 10 – 20 μm<br />

http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2009/info_publ_phy_09_en.pdf


Konkurrenz zum CCD-Sensor<br />

Vorteile des CCD-Sensors gegenüber dem photografischen<br />

Film<br />

• Bessere Empfindlichkeit und Dynamik (Medizin,<br />

Astronomie)<br />

• Information liegt elektronisch vor, kann bearbeitet<br />

werden, keine nass-chemische Entwicklung<br />

Vorteile des CCD-Sensors gegenüber CMOS-Sensoren<br />

• Weniger Elektronik<br />

• Besseres Signal-Rausch-Verhältnis<br />

Aber: CMOS-Sensoren sind flexibler, billiger herzustellen<br />

und weisen einen geringeren Stromverbrauch auf.<br />

Digitale Kameras: Meistens CCD-Sensoren<br />

Mobil-Telefone: CMOS-Sensoren Zukunft??


A CCD Image of M31<br />

(Andromeda-Galaxie)<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

http://www.jyi.org/volumes/volume3/issue1/features/peterson.html

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