Jubiläum Naturpark Hochtaunus feiert 50-jähriges Zu diesem
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Wie hast Du die Zeit damals – um 1960 – im Hinblick auf den<br />
<strong>Naturpark</strong>gedanken wahrgenommen?<br />
Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Alles schien machbar –<br />
auch das zunehmende Inanspruchnehmen der Natur. Das geschah<br />
in zweierlei Weise:<br />
1. Menschen fuhren am Wochenende und damals auch noch<br />
im Urlaub als Naherholungssuchende in die waldreichen<br />
Mittelgebirge, die das Rhein-Mainische Kernland mit der<br />
Metropole Frankfurt umgeben. Das Auto oder der öffentliche<br />
Personennahverkehr erlaubten ein schnelles Erreichen<br />
der Ziele. Man wanderte – oft ziel- und auch planlos –<br />
durch Feld und Wald, parkte die Autos in Waldnähe oder<br />
auf „günstig“ gelegenen Wiesen, wo man auch lagern<br />
konnte. Ich habe oft erlebt, dass Wanderer bei Dunkelheit<br />
verzweifelt ihr Auto suchten. Sie wurden zu mir<br />
(nach Anspach) geschickt, in der Hoffnung, ich könne als<br />
Flurkundiger bei der Suche helfen. Das war aber nicht<br />
immer der Fall. Oft konnte das Auto – vom Förster oder<br />
einem Bauern gemeldet – erst am nächsten oder übernächsten<br />
Tag ausfindig gemacht werden.<br />
2. Wer es sich leisten konnte und über eine entsprechende<br />
Bausparversicherung oder Bargeld verfügte, reihte sich<br />
in die Stadtfluchtbewegung durch den Kauf von Bauland<br />
ein, um ganz im Grünen zu wohnen. Ich will über die Probleme<br />
der Landschaftszersiedelung hier nicht reden,<br />
auch nicht über die grünen Ghettos (Hegewiese etc.),<br />
wohl aber über die unkontrollierte Ausdehnung von Wochenendbereichen.<br />
Dabei spielte auch der rechtlich nicht<br />
haltbare Begriff des „Bauerwartungslandes“ eine unselige<br />
Rolle im Blick auf die „Naturverwertung“. Ich hoffte<br />
auf die ideelle Hilfe zur Landschaftsverantwortung seitens<br />
des <strong>Naturpark</strong>s – nicht vergeblich.<br />
12<br />
Hans-Walter Herpel im Interview mit Professor Dr. Eugen Ernst<br />
Als der <strong>Naturpark</strong>gedanke durch die Presse ging – was sagten die Leute, was ist geblieben?<br />
Hast Du die Gründungsphase des <strong>Naturpark</strong>s selbst noch in<br />
Erinnerung?<br />
Freilich! Ich war mit Richard Schäfer schon eine Stunde vor dem<br />
Gründungsakt in seinem Gasthaus „Linde“ – es war Ende Mai<br />
1962 – zusammen, wir warteten auf die hauptamtlich <strong>Zu</strong>ständigen,<br />
wie z. B. Landrat Werner Herr. Schon ein Jahr vorher hatte<br />
mich der Anspacher Bürgermeister Selzer gebeten, mit dem Vorsitzenden<br />
des Taunusklubs Erwin Henrici an einer diesbezüglichen<br />
Fachtagung in Grasellenbach (Odenwald) teilzunehmen,<br />
wobei über das Werk von A. Töpfer am Wilseder Berg (Heidepark)<br />
berichtet wurde. Reinhard Sander stellte auf einer Exkursion die<br />
Anfangserfolge des <strong>Naturpark</strong>s Odenwald überzeugend vor.<br />
Damals ging es mir auch darum, ob der Taunusklub mit dem <strong>Naturpark</strong><br />
ein Konkurrenzunternehmen fürchten musste oder ob<br />
eine vernünftige Kooperation möglich werden würde – was sich<br />
ja auch realisierte, beide Organisationen ergänzen sich bis heute.<br />
Du stammst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb;<br />
wie sahen das die Bauern?<br />
<strong>Zu</strong>erst waren viele Landwirte sehr skeptisch, weil sie fürchteten,<br />
dass nun noch mehr „Städter“ die Fluren unsicher machen würden.<br />
Sie mussten aber schon bald erkennen, dass die Dinge sich<br />
für alle positiv entwickelten. Die Rundwanderwege mit den sprechenden<br />
Bildzeichen führten sicher durch die schöne Landschaft<br />
und verlässlich zu geordnet angelegten Parkplätzen. Das wilde<br />
Parken ging stark zurück. Die Liegewiesen, Grillhütten und Ruhebänke<br />
übten die gewünschte Anziehungskraft aus und regulierten<br />
auf diese Weise die Feld- und Waldnutzung der „Sonntagswanderer“.<br />
Im familieneigenen Erlenhof registrierten wir, dass<br />
das Weidevieh, besonders die Rinder, nicht mehr – wie es zuvor<br />
vorkam – weggeworfenen Picknick-Müll fraßen und erkrankten,<br />
weil das wilde Lagern und Hinterlassen mitgebrachter Utensilien<br />
unterblieb. Das ersparte dem Hof hohe Operationskosten.<br />
Fazit: auch für die Landwirtschaft war der <strong>Naturpark</strong> ein Segen.