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MISTER SCHWEIZ im Promitalk: «Seit Wochen ... - Explosion-Zone

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zuendstoff.ch | Nr. 11 Juli-August 06<br />

»»<br />

»»<br />

MORD & TOTSCHLAG<br />

Alltag eines Detektives<br />

JUNGDESIGNER IM CHECK<br />

Wie unsere Jury bewertet<br />

Ein PC so viel Wert wie ein Auto<br />

EXKLUSIV: PARTY-<br />

VIDEOS STATT PICS<br />

Heisse Party-Nächte werdem<br />

künftig auf Video gebannt. Möglich<br />

macht’s videooo.ch. Wir stellen<br />

den Kopf dahinter vor. Seite 28<br />

GOTT IST PC<br />

Reportage über die verrücktesten PC-Bastler<br />

<strong>MISTER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> <strong>im</strong> <strong>Promitalk</strong>:<br />

<strong>«Seit</strong> <strong>Wochen</strong> keinen Sex mehr»


Geniales<br />

Magazin<br />

sucht<br />

genialen<br />

Verkäufer.<br />

Das unabhängige Zündstoff Magazin erscheint monatlich<br />

in einer Auflage von 35.000 Exemplaren in der Deutschschweiz.<br />

Zielgruppe sind die 18-35-Jährigen. Wir suchen einen<br />

Verkäufer/in, der unser junges Team verstärkt.<br />

Voraussetzungen: Erfahrungen und Leistungsausweis <strong>im</strong> Verkauf<br />

(opt<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Anzeigenverkauf), Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit<br />

bei der Kundenbetreuung und Akquisition von<br />

Neukunden, hoher Ehrgeiz und Motivation. Entschädigung auf<br />

Provisionsbasis.<br />

Bei Interesse: Bitte Lebenslauf und Arbeitsproben senden an:<br />

Zündstoff Magazin, Christian Keller, Austrasse 12, 4051 Basel.<br />

Einsendeschluss: 31. Juli 2006<br />

Bei Rückfragen steht Geschäftsführer Philipp Nüesch<br />

gerne zur Verfügung: info@zuendstoff-magazin.ch


Markus Prazeller<br />

Chef-Zünder<br />

markus.prazeller@zuendstoff.ch<br />

EIGENKRAM<br />

»<br />

«Mein Job ist totlangweilig.» Das<br />

sagt Toni Casagrande, seines Zeichens<br />

Privatdetektiv. Das können wir kaum<br />

glauben. Wie kann ein Job langweilig<br />

sein, bei dem man fremden Leuten die<br />

Luft aus dem Autoreifen lassen kann.<br />

Mehr über das freudlose Leben als Privatdetektivs<br />

lest Ihr ab Seite 7.<br />

Nicht nur Autos kann man tunen,<br />

auch Computer können ganz schön aufgemotzt<br />

werden. Das beweisen die sogenannten<br />

Modder. Sie investieren Tausende<br />

von Franken ins Aussehen ihrer<br />

Lieblinge, entwerfen und konstruieren<br />

komplexe und <strong>im</strong>posante Gehäuse für<br />

ihre Kisten. Kurz: Ihre Rechnen brauchen<br />

die Konkurrenz zu futuristische<br />

Bauten des Architekten-Duos «Herzog<br />

& de Meuron» nicht zu fürchten. Wer<br />

sind diese jungen Menschen, die Tausende<br />

von Stunden damit verbringen,<br />

ihre PCs zu liften und dabei in Kauf<br />

nehmen, dass Freundin oder Frau das<br />

Weite suchen?<br />

Seite 10<br />

<strong>«Seit</strong> meiner Wahl zum schönsten<br />

Schweizer hatte ich noch keinen Sex.»<br />

Dieses Geständnis macht der neue<br />

Mister Schweiz Miguel San Juan unserer<br />

Promi-Redaktorin Esther Keller. Und<br />

der 27-Jährige stellt zudem klar: «Als<br />

Mister Schweiz möchte Spass haben.»<br />

Zuviel arbeiten liegt defi nitiv nicht drin.<br />

Seite 22<br />

Statische Party-Fotos sind out.<br />

Diesen Beweis tritt der Winterthurer<br />

Betriebsökonom Bernhard Seiffert an.<br />

Ab sofort sind seine Leute in der heissesten<br />

Schweizer Clubs unterwegs - und<br />

zwar nicht mit Fotoapparat, sondern mit<br />

Videokamera. Die dynamischen Endergebnisse<br />

sind unter www.videooo.ch zu<br />

bestaunen. Wie Tilllate auf diese Konkurrenz<br />

reagiert ab Seite 28<br />

VORGESTELLT<br />

Name: Malena Ruder<br />

Alter: 26<br />

Funktion be<strong>im</strong> Zündstoff: Mode-Reporterin<br />

Am liebsten…:<br />

… mag ich R.T.<br />

… mag ich meine Kollegen<br />

… mag ich Zigaretten, Kaffee, Musik<br />

… habe ich den Weltfrieden<br />

Ich hasse:<br />

… Arroganz<br />

… alle, die glauben, mit Gewalt könnte man<br />

irgendwelche Probleme lösen<br />

Das wollte ich schon <strong>im</strong>mer einmal<br />

loswerden:<br />

… meine Angst vor Hunden<br />

Das will ich einmal werden, wenn ich<br />

gross und reif bin:<br />

Glücklich<br />

EIGENKRAM/VORGESTELLT<br />

03


04 ÜBERSICHT<br />

ÜBERSICHT<br />

MAILBOX<br />

06<br />

JOB & KARRIERE<br />

07<br />

TITELSTORY<br />

10<br />

SOUND<br />

16<br />

ANGEHÖRT<br />

18<br />

BRANDHÄRD<br />

19<br />

PROMITALK<br />

22<br />

MODE<br />

24<br />

SUPERPAPA<br />

27<br />

DATENWELT<br />

28<br />

IMPRESSUM<br />

JUNI 06<br />

Nachdruck und Reproduktion,<br />

auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers<br />

und nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Für<br />

unverlangt eingesandtes<br />

Bild- und Textmaterial<br />

kann die Redaktion keine<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

GENDER<br />

30<br />

Meinungen<br />

Das habt ihr uns geschrieben<br />

Toni Casagrande<br />

Das Leben als Privatdetektiv<br />

Da ist keine Schraube locker<br />

Wenn der Computer zur Religion wird<br />

MP3s hören soll teurer werden<br />

SUISA verlangt Steuer auf iPods & Co.<br />

CD-Kritiken<br />

Welche Scheiben sich drehen<br />

MC Fetch<br />

Rap und Fussball - ein Vergleich<br />

Mister Schweiz Miguel San Juan<br />

Der schönste Schweizer <strong>im</strong> Interview<br />

2. Shooting<br />

Ein Model wie eine Fata Morgana<br />

Dösender Hausmann<br />

Was das Kind dem Papi abverlangt<br />

Videooo.ch<br />

Die heisse Party-Nacht als Video-Clip<br />

Autofahren<br />

Wer kann’s besser?<br />

Zündstoff Magazin:<br />

Eine Publikation des Christian Keller<br />

Verlags, Austrasse 12<br />

4051 Basel<br />

c.keller@zuendstoff-magazin.ch<br />

www.zuendstoff.ch<br />

Aufl age: 35.000 Stück<br />

Zielgruppe: 18-30<br />

Publikation: monatlich<br />

Druck: AVD Goldach<br />

Redaktionsleitung: Markus Prazeller<br />

Redaktion: Dieter Boller, Malena Ruder,<br />

Benjamin Blaser, Stefanie Christ, Remy<br />

Guillaume, Michel Herzog, Michael Nittnaus,<br />

Evi Nittnaus, Pascal Münger, Philip<br />

Blum, Esther Keller, Devi Geigenfeind,<br />

Martin Chramosta, Jonas Bischoff<br />

Design: Raphael Dürig<br />

Autoren: André Ruch, André Witzig,<br />

Religion: Computer S. 10<br />

TITELSTORY TITELSTORY<br />

Mode-Report S. 24<br />

Thema: Fata Morgana, Fotograf: Phil Jeker,<br />

Make Up: Angela Frei, Kleid: Catherine Forcart, Model: J<strong>im</strong>enas Ramos<br />

Videooo.ch S. 28<br />

DATENWELT<br />

JETZT WIRD GEFILMT<br />

AUSGANG / Partygänger der Schweiz aufgepasst: Ab sofort werdet ihr während<br />

heissen Tanz-Nächten <strong>im</strong> Ausgang nicht mehr bloss fotografiert. Jetzt<br />

wird gefilmt. Möglich macht’s das Internet-Portal videooo.ch.<br />

»<br />

TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: VIDEOOO.CH<br />

Bernhard Seiffert (47) ist überzeugt figes Team ein Bedürfnis: Denn Party- Gleicher Meinung ist auch Markus Popp,<br />

von seiner Idee. Überzeugt davon, dass Videoportale gibt es in der Schweiz Mitgründer von Tilllate. «Da wir uns<br />

Videobilder die Zukunft der Ausgeh-Por- noch nicht. Seiffert ist überzeugt, dass in der Vermarktung nicht in die Quere<br />

tale <strong>im</strong> Internet sind. Deshalb schuff der er mit seinem Angebot eine Marklü- kommen, erachten wir videooo.ch auch<br />

diplomierte Betriebsökonom das Auscke schliesst: «Videooo.ch deckt den nicht als Konkurrenten <strong>im</strong> betriebswirtgeh-Portal<br />

«videooo.ch». Bereits jetzt Bereich zwischen Partyfotos und Regio- schaftlichen Sinn», hält Popp fest. Die<br />

sind während den <strong>Wochen</strong>enden zwölf TV ab. Fotos sind gefrorene Momente Idee der bewegten Party-Bilder ist für<br />

Kameras regelmässig in den heissesten und TV-Beiträge werden meist nur regi- ich nicht ganz neu. «Wir hatten diese<br />

Clubs von Zürich, Basel und Winterthur onal und nur einzeln ausgestrahlt. Hier Idee auch, als wir Tilllate starteten»,<br />

unterwegs. Schon bald aber startet bringen wir dem Party-Besucher einen sagt Popp. Schlussendlich seien sie<br />

«videooo.ch» schweizweit voll durch. Mehrwehrt.»<br />

aber davon abgekommen: «Erstens sind<br />

«Zurzeit werden weitere VJ-Teams von Dennoch legt «videooo.ch» aber Wert bewegte Bilder schwieriger zu produzie-<br />

uns geschult und in wenigen <strong>Wochen</strong> darauf, nicht als Konkurrenz der Party- ren, zweitens bin ich der Meinung, dass<br />

werden wir jedes <strong>Wochen</strong>ende von der Portale wie Tilllate und Co. gesehen zu der Mehrwehrt gegenüber den Fotos<br />

Partyszene aus den Regionen Luzern werden, die das Party-Geschehen bloss nicht massiv ist und drittens lässt sich<br />

und Bern, später auch aus der West- fotografisch festhalten. «Wir sehen uns der Inhalt auch nicht besser vermarkschweiz<br />

und dem Tessin berichten», definitiv als Ergänzung zu Tilllate, keiten», sagt Popp.<br />

kündigt er an.<br />

nesfalls als Konkurrenz», hält Seiffert Zumindest hier scheiden sich die Gei-<br />

Damit schaffen Seiffert und sein 20-köp- fest.<br />

ster der Party-Portale. Vom Erfolg ist<br />

28 DATENWELT<br />

DA IST KEINE<br />

SCHRAUBE LOCKER<br />

MODDER / Ihr Geld fliesst in den Computer, sie investieren Hunderte von<br />

Arbeitsstunden und nähren einen eigenen Marktsektor. Ihr Gott ist der<br />

perfekt designte Computer.<br />

TEXT: BENJAMIN BLASER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG; ZVG<br />

» «Wir sind schon ein bisschen Spin- Martin aus Weiningen <strong>im</strong> Kanton Zürich Auch Martin hat schon etliche Stunden<br />

ner», gibt Marc (28) unverhohlen zu. gehört zur Spezies der Modder. Für ihn in seine Mods gesteckt. «Ich habe in<br />

Der Berner ist einer der fleissigsten und ist das Aufmotzen von Computern mehr mein letztes Projekt sicher 15‘000 Fran-<br />

erfolgreichsten Modder der Schweiz. als ein Hobby, es ist eine Passion, ein ken investiert, wahrscheinlich mehr»,<br />

Seine Passion beschreibt er so: «Com- Lebensgefühl. Die Freunde, welche meint er verlegen. Nicht zu vergessen<br />

puter Modding, das ist die Kunst, aus seine Leidenschaft teilen, spricht Marc seien aber auch die «sozialen Kosten»,<br />

einem gewöhnlichen Computer etwas konsequent mit ihrem Nickname an. sagt Marc: «Ich kann mich glücklich<br />

ganz Neuartiges zu machen.» Dabei «Wie auch in der Gamer-Szene gehört schätzen, dass meine Frau so tolerant<br />

geht es pr<strong>im</strong>är aber nicht darum, die ein solcher Übername einfach dazu», ist.» Es kann nämlich durchaus mal vor-<br />

Leistung des Computers zu verbessern, sagt Martin, der in der Szene unter dem kommen, dass er eine Nacht oder zwei<br />

sondern ihm ein ungewöhnliches, ja Pseudonym «P@nzi» bekannt ist. durchmodded, wenn ein Projekt vor<br />

sogar ein spektakuläres Äusseres zu<br />

einem Wettbewerb noch fertig werden<br />

geben. Dabei verändern die Modder nicht «Computer gleich nach der Frau» muss. Diese Erfahrung hat auch Stefan<br />

nur die bestehenden Bauteile, viele ent- Auch für Marc, der sich «Besi» nennt, (26) schon gemacht. Vor zwei Jahren<br />

werfen ganze Gehäuse und Schaltkreise ist das Computer Modden mehr als ein als er mit seinem «Mod» kurz vor den<br />

nach eigenen Plänen. «Ein ziemlich ver- Hobby - es ist sein ganzer Stolz. «Der Schweizermeisterschaften stand. «Ich<br />

rücktes Hobby für die einen, die Erfüllung Computer hat eine sehr zentrale Rolle in kam von der Arbeit, habe eine Nacht<br />

ihrer Träume für die anderen», bringt meinem Leben. Direkt nach meiner Frau, lang gebastelt und bin dann gleich wie-<br />

Marc seine Leidenschaft auf den Punkt. würde ich sagen», meint der gelernte der arbeiten gegangen, bevor es an<br />

Er ist einer der Top Schweizer Case Kon- Werkzeugmechaniker knapp. Modden die Meisterschaften ging», meint der<br />

strukteure. Dank Zugriff auf spezielle sei für ihn eine Form der Selbstverwirk- Mechaniker stolz.<br />

Maschinen, viel eigenem Know-How und lichung. Sich <strong>im</strong>mer neue Ziele und Fri- Wer nämlich so viel Geld und Zeit in<br />

einem guten Beziehungsnetz zu andesten für das nächste Projekt zu setzen, sein Hobby steckt, der will es am Ende<br />

ren Handwerkern, gelingen ihm <strong>im</strong>mer erfülle ihn. «Ich modde vor allem für auch jemandem zeigen. Dazu gibt es<br />

wieder besonders ausgefallene Krea- mich.» Dafür ist er auch gerne bereit, Wettbewerbe wie die SCMM (Schweitionen:<br />

Sein «X-<strong>Zone</strong> Server» besteht Geld und Freizeit zu investieren. Denzer Case Modding Meisterschaft) oder<br />

aus einem rotierenden Ring, der sich noch meint er schmunzelnd: «Wenn ich auch die DCMM in Deutschland, an der<br />

um das Mainboard dreht und dabei blau <strong>im</strong> Vornherein gewusst hätte, wie viel auch Schweizer Modder teilnehmen<br />

leuchtet. Ein eigentliches Gehäuse fehlt, Zeit und Rückschläge ich für jedes Pro- dürfen. Wer hier in den oberen Rän-<br />

der Computer wird gewissermassen jekt in Kauf nehmen würde, hätte ich gen abschliesst, kann stolz auf sich<br />

von Licht umhüllt. Auch der 22-jährige wahrscheinlich gar nie angefangen.» sein - und fette Preise gewinnen. An<br />

10 TITELSTORY TITELSTORY 11<br />

2. Newcomer-Shooting; Thema: Fata Morgana<br />

EINE GÖTTLICHE ERSCHEINUNG<br />

MODE / Die Atmosphäre ist angespannt, das Produkt soll überzeugen.<br />

Im zweiten Zündstoff-Shooting versucht sich das Jungartisten-Team<br />

am Thema «Fata Morgana».<br />

» Die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Fotostudio von Phil habe zwei Make-Up-Vorschläge zu die-<br />

Jeker (28) ist gelöst, es wird gelacht und sem Thema erarbeitet. Das eine war<br />

gescherzt, das Team ist hoch motiviert sehr farbig, das andere sehr dunkel. Wir<br />

und auch gut vorbereitet. «Das Team haben uns für das dunkle entschieden,<br />

ist super. Als wir uns das erste Mal weil es besser zur mystischen St<strong>im</strong>-<br />

getroffen haben, war sofort alles klar. mung passt», erklärt Angela.<br />

Es hat einfach gefunkt», schwärmt Fri- Passend zum Make-Up bereitet Fotoseurin<br />

Nadine Schmid (29), die in letzgraf Phil einen goldenen Hintergrund<br />

ter Minute zum Team gestossen ist. Sie aus Reflektordecken vor. «Ich möchte<br />

ist gerade dabei, das Haar von Model J<strong>im</strong>ena als mystische, göttliche Erscheinung<br />

in Szene setzen», erklärt Phil und<br />

«Der Einstieg in das Model-Business verlief ganz<br />

sagt: «Gleichzeitig möchte ich mit den<br />

klischeehaft: Ich wurde <strong>im</strong> Fitness-Center ange- Begriffen der Sinnestäuschung und der<br />

fragt, ob ich Lust hätte.» Model J<strong>im</strong>enas Ramos Spiegelung arbeiten.»<br />

Designerin Catherine Forcart (28) hat<br />

J<strong>im</strong>enas Ramos (20) aufzutoupieren und ein Kleid aus ihrer Abschlusskollekti-<br />

mit Kunsthaar zu ergänzen, um «das on ausgewählt, zu der sie sich von der<br />

Wilde der Wüste zum Ausdruck zu brin- Kreisformel «U=2πr» inspirieren liess.<br />

gen». Auf ihrer Stirn sch<strong>im</strong>mern goldene Das Kleid besteht aus zur Hälfte auf-<br />

Reflexe: «Gold symbolisiert für mich den geschnittenen Kreisen, die ineinander<br />

Sand, das Heisse und das Ausgetrock- genäht sind. So entsteht eine spannende<br />

nete der Wüste», erklärt die Friseurin. asymmetrische Kreation, die zum einen<br />

Ergänzt wird diese Kreation durch zwei etwas Mystisch-Orientalisches hat, zum<br />

ins Haar gesteckte Schmetterlinge. Sie anderen aber durchaus an eine weitläu-<br />

sollen das Mystische und Unwirkliche fige Wüstenlandschaft erinnert.<br />

einer Fata Morgana darstellen, pas- Das Kleid ist Model J<strong>im</strong>ena wie auf den<br />

sen jedoch eher in ein Blumengesteck Leib geschneidert. Sie steht das erste<br />

als in die Wüste. Weiter bemalt Nadine Mal als Model vor der Linse. Ihr Einstieg<br />

J<strong>im</strong>enas Arm geschickt mit Henna Tat- in das Modelbusiness verlief ganz klitoos.<br />

Visagistin Angela Frei (20) komscheehaft: «Ich wurde <strong>im</strong> Fitnesscenter<br />

biniert passend dazu ein Make-Up mit angefragt, ob ich Lust hätte, es einmal<br />

Smokey-Eyes und falschen W<strong>im</strong>pern, zu probieren.» Von Nervosität ist ihr<br />

die J<strong>im</strong>enas Katzenaugen noch grösser nichts anzumerken, ruhig und profes-<br />

wirken lassen. Auch Arme und Beine sionell n<strong>im</strong>mt sie die Posen ein, die ihr<br />

erhalten einen Goldsch<strong>im</strong>mer. «Ich Phil vorschlägt.<br />

Bernhard Seiffert nämlich überzeugt:<br />

«Anschauen ist einfach – anklicken<br />

und gucken. Den Videos gehört die<br />

Zukunft.»<br />

INFOBOX<br />

Willst für «videooo.ch» als VJ duch die<br />

Clubs ziehen? Interessierte können sich<br />

unter info@ruhestoerung.ch melden.<br />

Bernhard Seiffert sucht nämlich noch<br />

Kameramenschen.<br />

www.videooo.ch<br />

www.ruhestoerung.ch<br />

www.tilllate.ch<br />

> Verstanden sich gut: Visagistin Angela,<br />

Designerin Catherine und Fotograf Phil<br />

AUSGEGRABEN<br />

Famicom, NES,<br />

«FAXANADU», 1988<br />

MODE<br />

MODE 25<br />

> Von einer Prinzessin keine Spur…<br />

MONSTER UND MAGIE, ABER KEINE<br />

PRINZESSINEN - FAXANADU<br />

Ein wackerer Held – so erzählte uns der Hersteller Falcom<br />

<strong>im</strong> Jahre 1988 – kehrt eines Tages von mutigen Abenteuern<br />

zurück und findet seine He<strong>im</strong>atstadt Eolis, die Stadt<br />

der Elfen, verwaist vor. Praktischerweise findet der Held<br />

verstreut doch noch ein paar Einwohner, die ihn nicht<br />

nur mit Waffen und nützlichen Gegenständen ausrüsten,<br />

sondern ihm auch eine Geschichte biblischen Ausmasses<br />

erzählen: Eolis, das sich einst an Frieden und Wohlstand<br />

erfreute, steht am Rande der Vernichtung. Meteorite prasseln<br />

auf den Weltbaum nieder, Ungeheuer treiben ihr<br />

Unwesen, Brunnen vertrocknen und die Menschen werden<br />

von namenlosem Grauen beschlichen. Es gibt nur einen<br />

Weg, den Frieden wieder herzustellen.<br />

Unser Held muss sich in den gigantischen Weltbaum<br />

wagen und das Böse, das sich dort eingenistet hat, vernichten.<br />

Die fantastische Reise durch Faxanadu beginnt!<br />

Auf seinem Abenteuer findet der wackere Streiter allerlei<br />

hilfreiche Waffen und Zaubersprüche, bekämpft brüllende<br />

Drachen, fliegende Teufel und springende Zyklopen und<br />

das alles wird präsentiert mit beeindruckender Grafik und<br />

atmosphärischem Soundtrack. Sie unterstützen das klassische<br />

Fantasy-Adventure-Game ideal und sorgen für ein<br />

fesselndes Spielerlebnis allererster Güte. Interessantes<br />

Detail sind vor allem die Besuche bei den unzähligen<br />

Gurus, die <strong>im</strong> ganzen Spiel versteckt zu einer Gebetsstunde<br />

einladen. Ob Ironie oder eine Botschaft dahinter steckt<br />

wissen wohl nur die Gurus selbst. André Witzig<br />

Jöel Gernet (MC Fetch), Fabienne Heyne<br />

Herausgeber / Anzeigenverkauf:<br />

Christian Keller (061 228 77 41)<br />

Geschäftsführer: Philipp Nüesch<br />

AUSGEGRABEN 29<br />

Abo-Bestellung: www.zuendstoff.ch<br />

Leserbriefe: markus.prazeller@zuenstoff.ch<br />

Zündstoff ist ein unabhängiges Medium.<br />

Mitarbeit jederzeit möglich.


Neun sind drin.<br />

Neun sind drin. Nicht jeder schafft es.<br />

Aber neun haben es zum Beispiel in Basel:<br />

eine Lehrstelle bei Media Markt.


«Etwas verstehe ich nicht: Wieso darf der MC Fetch bei<br />

euch noch <strong>im</strong>mer seine Floskeln publizieren? Was der<br />

macht, ist pure Selbstinszenierung.» Enzo Tschudin<br />

TITELSTORY TITELSTORY<br />

ZUERST DIE CHOREO,<br />

DANN DER KRAWALL?<br />

FUSSBALL / Nach der Schande von Basel hüllen sich die führenden<br />

Hardcore-Fans von Basel und Zürich in Schweigen. Ist das ein Schuldbekenntnis?<br />

Ja, sagt der Ex-Ultra und Szenenkenner Marcel Bürchler.<br />

«Hallo, hier ist Robin*. Wir geben tigten Basler Ultras, die sich vor einigen sprechen konnte, beklagen sich über<br />

kein Interview. Der Entscheid ist defini- Jahren wieder aufgelöst haben. Bürch- ihren schlechten und falschen Ruf in<br />

tiv. Es tut mir leid.»<br />

ler, dem der Ausstieg aus der gewaltbe- der Öffentlichkeit. Man werde pauschal<br />

Diese Antwort markierte das Ende reiten Szene gelungen ist, weiss von was abgestempelt als Vandalen, Hooligans<br />

eines dreiwöchigen Versuchs, mit er spricht. «Die Gruppierungen fürchten oder gar als Rechtsradikale. Nach der<br />

Anhängern von Inferno ein Interview zu sich davor, ihre Aussagen könnten gegen Krawallnacht vom 13. Mai 2006 mit über<br />

führen. Die Hardcore-Fans dieser Grup- sie verwendet werden. Die Medien sind 100 Verletzten, die als die «Schande von<br />

pierung sind in der Muttenzer Kurve, dafür bekannt, dass sie einem die Worte Basel» in die Geschichte eingegangen<br />

der legendären Fankurve des FC Basel, <strong>im</strong> Mund herumdrehen. Andererseits ist, hat sich genau diese Wahrnehmung<br />

die treibende Kraft. «Ich selbst würde ja ist es auch ein Ehrenkodex, sich nicht zweifellos verhärtet. Zurecht, wie Mar-<br />

gerne, aber die anderen…», sagt Robin öffentlich über seine Fanzugehörigkeit cel Bürchler findet: «Die Gewaltbereit-<br />

am Telefon entschuldigend. Die Inter- zu äussern.»<br />

schaft hat massiv zugenommen. Das<br />

viewverweigerung habe nichts mit uns Schon länger hatten wir versucht, ist ein gesellschaftliches Problem. Die<br />

zu tun, aber gegen Medien sei man eine Titelstory über die Hardcore-Fan- Hemmschwelle für Gewalt hat auch bei<br />

bei Inferno eben grundsätzlich negativ clubs von Basel und Zürich zu publi- den Hardcore-Fans abgenommen.»<br />

eingestellt. Auch Anfragen seitens der zieren. Der Widerstand ist enorm, Insi- Gemäss verschiedenen Quellen ist<br />

„Rundschau“ des Schweizer Fernseder-Informationen sind schwierig zu die Inferno-Gemeinde rund 100 Perhens<br />

oder des «Blicks», der sogar meh- erhalten. Nachfolgend die Auswertung sonen stark, während die Boys und<br />

rere hundert Schweizer Franken für unserer Recherchen.<br />

Anthrax schätzungsweise je 150 Anhän-<br />

eine Berichterstattung angeboten habe,<br />

ger zählen. Sind sie alle Schläger? «Viel-<br />

seien negativ beantwortet worden.<br />

Ein Leben für den Fussball<br />

leicht ein Viertel davon», sagt Marcel<br />

Während bei Inferno <strong>im</strong>merhin die In Hardcore-Fanszene bewegen sich Bürchler. «Das Verrückte ist allerdings,<br />

Möglichkeit besteht, über ein allfälliges junge Menschen, die ihr ganzes Leben dass diese Minderheit Druck und Angst<br />

Interview zu diskutieren, reagieren die dem Fussball widmen. Sie vergöttern auf die anderen Mitglieder ausübt. Wenn<br />

Hardcore-Fans des FC Zürichs auf sol- ihren He<strong>im</strong>atclub, und sie verachten es hart auf hart kommt, zählt wie bei<br />

cherlei Anfragen nur mit arrogantem alle, die ihm missgünstig gesinnt sind den Ultras der Gruppenzwang: Prügelst<br />

Schweigen. Die dort führenden Grup- oder das T-Shirt eines anderen Ver- du nicht mit, bist du weg vom Fenster.»<br />

pierungen des aktuellen Schweizer Meieins überziehen. «Man will unter sich<br />

sters heissen «Boys» und «Anthrax». bleiben. Je weniger Aussenstehende Tagelanger Aufwand für<br />

«Ich kann mir diese Zurückhaltung sehr wissen, desto besser», sagt Bürchler. sechzig Sekunden Show<br />

gut erklären», sagt Marcel Bürchler (37). Hardcore-Fans, mit denen Zündstoff Hardcore-Fans fallen <strong>im</strong> Normalfall <strong>im</strong><br />

Er war jahrelang Mitglied der berüch- wenigstens <strong>im</strong> informellen Rahmen Stadion durch zwei Tätigkeiten auf: mit<br />

10 TITELSTORY TITELSTORY 11<br />

DATENWELT<br />

RETTUNG FÜR FEIGLINGE<br />

LIEBE / Du bringst es nicht übers Herz, deiner Liebsten face-to-face den<br />

Laufpass zu geben? Du machst lieber auf feige, als böse Antworten zu<br />

riskieren? Dann wird dich die Geschäftsidee von www.schlussmachen.com<br />

brennend interessieren.<br />

»<br />

TEXT: BENSCH BLASER | ILLUSTRATION: RAPHAEL DÜRIG<br />

Schlussmachen ist unangenehm. machen: per SMS oder E-Mail, schnell, «Trennungsanfragen erreichen uns täg-<br />

Jedenfalls zumindest für eine Seite. Des- einfach und mit diesem wahnsinnig lich. Die Site kann jederzeit in Betrieb<br />

halb versuchen Beziehungsmüde seit angenehmen Hauch von Anonymität. genommen werden.»<br />

geraumer Zeit, sich möglichst schnell<br />

und unkompliziert aus der – wort- Vor einigen Monaten ist eine Internetsite Schlussmachen lassen ist natürlich<br />

wörtlichen – Affäre zu ziehen. Mutige aufgetaucht, auf der man Schlussma- schon lange Realität. Per Internet zwar<br />

beenden die Beziehung nach wie vor <strong>im</strong> chen bequem in Auftrag geben kann. bisher erst in den USA, aber Bezie-<br />

persönlichen Gespräch. Das ist zwar Schon ab 15 Euro kann man bequem hungsagenten bereiten schon heute<br />

in etwa so angenehm, wie das Wasser, und telefonisch schlussmachen lassen. für ein paar hundert Franken schwie-<br />

das aus der Kloschüssel zurückspritzt, Glücklicherweise handelt es sich bei der rigen Beziehungen ein Ende. Und wer<br />

wenn man lange nicht mehr auf der Site Schlussmachen.com nur um einen kein Geld hat, der fragt auch mal einen<br />

Toilette war, aber es ist besser als ein gut gemachten Gag. Da die Domain Freund oder eine Freundin. «Könntest<br />

Darmverschluss.<br />

nun aber samt Inhalt für 7000 Euro Du nicht...?» Welche Rolle spielt es denn<br />

den Besitzer (eine Schweizer Firma) schon, wer letztlich Schluss macht, das<br />

Etwas weniger Mutige bedienen sich gewechselt hat, ist denkbar, dass die Resultat ist doch eh dasselbe.<br />

gerne eines Briefs oder erledigen die findigen Käufer die Idee bald in die Wirk-<br />

leidige Sache mit einem kurzen Anruf. lichkeit umsetzen. Der Erfinder die- Gemäss einer Umfrage in Deutschland<br />

Seit einigen Jahren können nun aber ser bemerkenswerten Geschäftsidee, können sich <strong>im</strong>merhin bereits 12% der<br />

sogar die Feiglinge mühelos Schluss Florian Aichhorn bestätigt jedenfalls: befragten Frauen vorstellen, per SMS<br />

28 DATENWELT<br />

06 MAILBOX<br />

Thema Verführung, Fotograf: Pablo Wünsch, Make Up/Frisur: Catherine Junod (Faces), Jäckchen: Johanna Fischli, Model: Julia Zwahlen<br />

eine Beziehung zu beenden oder haben<br />

dies bereits getan. Auch bei den Männern<br />

sind schon über 4% einmal soweit<br />

gewesen, in 160 Zeichen für <strong>im</strong>mer Adieu<br />

zu sagen. Diese Variante ist kürzer und<br />

schneller als ein Brief – und sogar noch<br />

billiger! Andererseits vertreten 70-80%<br />

beider Geschlechter auch die Ansicht,<br />

nur ein persönliches Gespräch sei der<br />

Situation angemessen, wenn es darum<br />

geht, eine Beziehung zu beenden.<br />

LINKS<br />

PROFESSIONELL<br />

www.schlussmachen.com<br />

www.speakersnotes.com/lovers-dir.html<br />

www.wetellyou.ch<br />

SELBSTHILFE<br />

http://www4.w-4.de/~robin/schluss.htm<br />

http://www.andreas-gebert.de/schluss.<br />

htm<br />

ZWSCHENDURCH<br />

www.myproblems.de<br />

AUSGEGRABEN<br />

Delphine Software, Super NES,<br />

«FLASHBACK», 1993<br />

> Furchteinflössende Dschungellandschaften<br />

KEINE ERINNERUNG, ABER DAFÜR EINE<br />

KANONE … - FLASHBACK<br />

Du wachst auf, Moskitos umschwirren deinen Kopf, durch<br />

die tropisch feuchte Luft erkennst du allmählich die<br />

Umrisse gewaltiger Bäume und verschlungener Lianen<br />

und registrierst den weichen Dschungelboden unter dir.<br />

In deiner Jacke spürst du das Gewicht einer Pistole. Du<br />

hast keine Ahnung wo du dich befindest, wie du an diesen<br />

ungastlichen Ort gekommen bist und wer du überhaupt<br />

bist. Du findest ganz in der Nähe ein Hologramm,<br />

das du kurz vor dem Verlust deiner Erinnerungen aufgenommen<br />

hast. Es ist die Rede von einer ausserirdischen<br />

Bedrohung, Gefahr, Tod… Langsam beschleicht dich die<br />

Erkenntnis, dass du Opfer einer Intrige gigantischen Ausmasses<br />

geworden bist und auf einen fremden Planeten<br />

verschleppt wurdest. Du musst einen Weg finden, zur Erde<br />

zurückzukehren, um die Bedrohung aufzuhalten. Und das,<br />

meine Damen und Herren, macht so richtig Laune!<br />

Ähnlich wie be<strong>im</strong> Klassiker «Prince of Persia» springt und<br />

klettert der Protagonist in Seitenansicht durch die ungeheuer<br />

atmosphärischen Welten, um seine Erinnerungen<br />

zurück zu gewinnen, die den Schlüssel zur Rettung der<br />

Menschheit bergen. Kein aufdringlicher Soundtrack stört<br />

die nervenaufreibende Suche, nur gut get<strong>im</strong>te Effekte<br />

unterstreichen dieses geniale Agentenspiel. Höhepunkt<br />

bildet ohne Zweifel die perverse Fernsehshow, durch die<br />

sich der Held schlagen muss, um die Reise zur Erde zu<br />

gewinnen. Wer den Film «Running Man» kennt, wird ein<br />

amüsantes Déjà-vu erleben. André Witzig<br />

MODE / Sehen wollten wir ein Bild, das uns verführt. Zugemutet<br />

bekommen wir eine junge Frau, die uns kalte Blicke zuwirft, weil<br />

wir sie durchs Schlüsselloch beobachten.<br />

»<br />

AUSGEGRABEN 29<br />

1. Newcomer-Shooting; Thema: VERFÜHRUNG<br />

AUFS FALSCHE PFERD GESETZT<br />

MODE<br />

Designerin Johanna Fischli (25) sehr spontan, ich mache alles mit.» Auf<br />

betritt die Räumlichkeiten von FACES einem Tisch wird die Kollektion ausge-<br />

mit höchstens zehn Minuten Verspätung. breitet. Auf einem Tisch wird die Kollek-<br />

Eine unwesentliche Nachlässigkeit, die tion ausgebreitet. Die Materialien sind<br />

aber bei Make-up-Artistin Catherine eine seltsame Kombination aus Seiden-,<br />

Junod (26) und Model Julia Zwahlen (21) Synthetik- und Fasnachtsstoffen.<br />

bereits Ungeduld auslöst. Nicht so bei Nach langem Hin und Her («Ich weiss<br />

halt nicht, ob das passt») entscheidet<br />

sich das Team für eine knappe schwarze<br />

Hot-Pant <strong>im</strong> Lingerie-Stil, kombiniert<br />

mit einem tief dekolltierten, bauchfreien<br />

Kapuzenjäckchen aus glänzendem<br />

armygrünen Stoff. Mit dieser Outfit will<br />

Fotograf Pablo Wünsch (36), der Lam- Johanna «Verführung» darstellen. Sie<br />

pen und Reflektoren für die Einrichtung versteht unter diesem Begriff «sexy,<br />

des Studios durch die Z<strong>im</strong>mer trägt. edel und gehe<strong>im</strong>nisvoll.» Leider wird<br />

mit diesem Styling nur der erste der<br />

Es ist Johannas erstes professionelles drei Punkte eingelöst. Zum Glück inter-<br />

Shooting. Vielleicht schleppt sie deshalb pretiert Make-up-Artistin Catherine<br />

ihre gesamte Abschlusskollektion, die das Thema auf eine subtilere Weise:<br />

vor einem Jahr gemeinsam mit Chri- ruhig und professionell erarbeitet sie<br />

stine Noli entstanden ist, in einer gros- ein natürliches Make-up. «Für mich ist<br />

sen Tasche mit. «Leider hatte ich wenig Verführung etwas Feines. Ich möchte<br />

Zeit, mich vorzubereiten. Aber ich bin dem Gesicht keine Maske aufsetzen.<br />

Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext<br />

Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext Blindtext<br />

Blindtext Blindtext<br />

MODE 21<br />

Kritik zum Foto-Shooting war absolut<br />

übertrieben<br />

«Newcomer-Shooting: Verführung»,<br />

Zündstoff Nr. 10, Juni 06<br />

Ich habe den Artikel zum Foto-Shooting<br />

gelesen und fi nde, dass Zündstoff-<br />

Redaktorin Malena ein wenig übertrieben<br />

hat. Natürlich muss sie austeilen<br />

und extra ein bisschen provozieren.<br />

Aber einfach so herunterputzen geht<br />

gar nicht. In meinem Bekanntenkreis<br />

habe ich Leute, die sich selbst für die<br />

Rubrik interessieren, jetzt aber Angst<br />

davor haben, sich anzumelden. Trotzdem:<br />

Gegen konstruktive Kritik hat niemand<br />

etwas.<br />

Andy Steiger<br />

Zündstoff bietet Tiefgang<br />

Zündstoff allgemein<br />

Ich habe das Zündstoff in mehreren<br />

Zürcher Oberländer Partytempeln entdeckt.<br />

Es ist kein Zufall, dass meine<br />

Schwester euer Magazin mit nach Hause<br />

genommen hat. Zündstoff sticht klar aus<br />

der Masse hervor. Es beinhaltet nicht<br />

nur den üblichen Partykommerz oder<br />

plakative Bikini-Unterhaltung, sondern<br />

bietet auch Tiefgang <strong>im</strong> Stile einer Weltwoche.<br />

Tom Schneider<br />

MC Fetch inszeniert bloss sich selbst<br />

Kolumne «MC Fetch», Zündstoff Nr. 9,<br />

Mai 06<br />

Etwas versteh ich nicht: Wieso darf der<br />

MC Fetch bei euch noch <strong>im</strong>mer seine<br />

Floskeln publizieren? Was der macht, ist<br />

doch pure Selbstinszenierung. Besonders<br />

die letzte Kolumne mit seiner Einkaufstour<br />

fand ich schrecklich.<br />

Enzo Tschudin<br />

Sieht so ein Model-Scout aus?<br />

«Job & Karriere: Edi Hirt», Zündstoff Nr.<br />

10, Juni 06<br />

Meine lieben Leuten von Zündstoff, ich<br />

habe mit Interesse das Interview mit<br />

dem Model-Scout Edi Hirt gelesen und<br />

bin nach eingehender Studie des Textes<br />

zum Schluss gekommen: Ein Model-<br />

Scout sieht anders aus als dieser Edi<br />

Hirt. Ich frage euch, lieber Leute: Wo<br />

sind denn die goldenen Ketten an Hals<br />

und Handgelenken? Dass der mit diesem<br />

Auftreten Erfolg hat, wage ich schwer zu<br />

bezweifeln.<br />

Patrick Huber<br />

Richtigstellung<br />

In unserer April-Ausgabe haben wir über<br />

Tilllate berichtet. In der Illustration des<br />

Artikels ist uns ein Fehler unterlaufen.<br />

Auf Seite 12 wurde das Bild einer Party-<br />

Fotografi n veröffentlicht. Wir stellen<br />

hiermit klar, dass die dort abgebildete<br />

Fotografi n in keinem Bezug zu Tilllate<br />

steht. Für das Versehen bitten wir um<br />

Entschuldigung.<br />

Die Redaktion<br />

INFOBOX<br />

Zündstoff Nr. 10 | Juni 2006<br />

» Du fandest einen Zündstoff-Beitrag<br />

derart genial, das Du ihn an der Wand <strong>im</strong><br />

Z<strong>im</strong>mer eingerahmt hast?<br />

» Das Heft so schlecht, das Du es<br />

zerknüllt und das WC runtergespült<br />

oder gegessen hast?<br />

» Du hast Beitragsvorschläge oder Infos,<br />

über die Zündstoff berichten sollte?<br />

» Du hast Interesse an einer Mitarbeit in<br />

unserem Team?<br />

» Du möchtest einen MitarbeiterIn<br />

heiraten?<br />

» Dann schreib uns:<br />

info@zuendstoff-magazin.ch<br />

» Du hast Infos, die niemand will?<br />

praktikant@zuendstoff.ch


«DER EINZIGE, DER STIRBT,<br />

IST DER BERUF»<br />

DETEKTIV / Sherlock Holmes gibt es auch in der Schweiz, nur raucht<br />

der hier nicht Pfeife und heisst Toni Casagrande. Der Basler arbeitet als<br />

Privatdetektiv. Mit dem allgegenwärtigen Bild des privaten Gehe<strong>im</strong>polizisten<br />

habe der Beruf aber rein gar nichts zu tun. Zündstoff traf den<br />

Inhaber einer Privatdetektei zum Gespräch über Klischees.<br />

»<br />

Herr Casagrande, wie viele Stunden<br />

haben Sie schon wartend <strong>im</strong> Auto<br />

verbracht?<br />

(Lacht). Genau kann man das nicht<br />

beziffern. Aber einige waren das schon.<br />

Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die<br />

Hauptbeschäftigung eines Privatdetektivs<br />

ist das Warten.<br />

Rauchen Sie Pfeife wie Sherlock<br />

Holmes?<br />

Nein, ich persönlich nicht. Aber es gibt<br />

durchaus Detektive, die Pfeife rauchen.<br />

Weil – wie erwähnt - ein grosser Teil des<br />

Jobs aus Warten besteht, muss man<br />

sich irgendwie die Zeit vertreiben. Da<br />

JOB&KARRIERE<br />

TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG<br />

kann es schon sein, dass der eine oder<br />

andere zur Pfeife greift.<br />

Welches sind – neben der Pfeife - weitere<br />

Erkennungsmerkmale eines Privatdetektivs?<br />

Viele Detektive haben einen Hund. Es<br />

wirkt nämlich viel unauffälliger, mit<br />

einem Hund Gassi zu gehen, als stundenlang<br />

wenig beschäftigt <strong>im</strong> Auto zu<br />

sitzen. Probieren Sie es aus, warten Sie<br />

mal eine Stunde lang <strong>im</strong> Auto am Strassenrand.<br />

Sie können darauf gehen, dass<br />

nach kurzer Zeit die Polizei auftaucht<br />

und sie fragt, was sie da genau machen.<br />

Der beste Observator ist nämlich der<br />

JOB&KARRIERE<br />

07


«Dieser Job ist totlangweilig. Ausser Warten<br />

passiert nämlich wirklich nicht viel.»<br />

Bürger, der in der Nacht nicht schlafen<br />

kann und aus dem Fenster schaut.<br />

Was erzählen Sie der Polizei, wenn Sie<br />

kontrolliert werden?<br />

Jeder Privatdetektiv benötigt von jedem<br />

Kanton, in dem er observiert, eine<br />

Bewilligung. Diese erhält er nur, wenn<br />

er bisher weder straf- noch zivilrechtlich<br />

belangt wurde und einen reinen<br />

Betreibungsregisterausweis vorweisen<br />

kann. Diese Bewilligung habe ich<br />

selbstverständlich und die weise ich<br />

den Polizisten dann vor.<br />

Trotz der ewigen Warterei ist der Job<br />

des Privatdetektivs aber der spannendste<br />

der Welt, oder?<br />

Überhaupt nicht, nein. Dieser Job ist<br />

totlangweilig. Ausser Warten passiert<br />

nämlich wirklich nicht viel. Grundsätzlich<br />

geht es nur darum, herauszufi nden,<br />

wann jemand wo ist und dies zu<br />

dokumentieren. Das ist alles. Nicht sehr<br />

spannend, oder fi nden Sie schon?<br />

Da muss ich widersprechen. Was Sie<br />

erzählen, klingt nach Nervenkitzel.<br />

TONI CASAGRANDE<br />

Immerhin dürfen Sie sich ja nicht erwischen<br />

lassen. Ist Ihnen das schon einmal<br />

passiert?<br />

Nein, noch nie. Das wäre das Schl<strong>im</strong>mste,<br />

das einem Privatdetektiv passieren<br />

kann. Das kann man sich nun wirklich<br />

nicht leisten.<br />

Wer beansprucht eigentlich die Dienste<br />

eines Privatdetektivs?<br />

Früher, als das alte Scheidungsrecht<br />

noch in Kraft war und Fremdgehen ein<br />

Scheidungsgrund war, sind vor allem<br />

betrogene Ehepartner zu mir gekommen.<br />

Heute wird ein Privatdetektiv fast<br />

ausschliesslich von Versicherungen<br />

beauftragt, die den Versicherungsbetrug<br />

auffälliger Kunden nachgewiesen<br />

haben wollen. Ab und zu kommt auch<br />

mal eine Unternehmung, die einen ihrer<br />

Arbeiter be<strong>im</strong> «blaumachen» erwischen<br />

will.<br />

Tragen Sie während eines Einsatzes<br />

eine Waffe auf sich?<br />

Nein, das ist strengstens verboten. Waffen<br />

gehören nicht zum Werkzeug eines<br />

Detektivs.


«Ich werde oft von Leuten aus dem Drogen-<br />

und Sex-Milieu gefragt, ob ich ihre Konkurrenten<br />

ausspionieren könnte.» TONI CASAGRANDE<br />

Was gehört denn zu Ihrem Werkzeug?<br />

Ein Kugelschreiber, ein Block, allenfalls<br />

ein Diktiergerät und kleinere Hilfsmittel.<br />

Das interessiert uns, von welchen<br />

Hilfsmitteln sprechen Sie?<br />

Hilfsmittel, mit denen man beispielsweise<br />

ein Reifenventil öffnen kann, um<br />

dem Fahrzeug des Beobachteten einen<br />

Bleifuss zu bescheren. Dann muss der<br />

nämlich einen von der Garage kommen<br />

lassen, der wiederum als Zeuge beweisen<br />

kann, dass sich der Beobachtete<br />

tatsächlich am besagten Ort befand.<br />

Versicherungsbetrüger, Arbeitsschwänzer,<br />

gibt es irgendeinen Auftrag,<br />

den Sie nicht annehmen würden?<br />

Ich werde oft von Leuten aus dem Drogen-<br />

und Sex-Milieu gefragt, ob ich ihre<br />

Konkurrenten ausspionieren könnte.<br />

Das mache ich nicht. Von Mafi a, Milieu<br />

und Drogen lasse ich die Finger.<br />

Welche Eigenschaften benötigt ein<br />

guter Detektiv?<br />

Er muss geduldig sein, diskret und darf<br />

kein «Plauderi» sein. Diskretion ist das<br />

wichtigste in diesem Beruf. Beginnt ein<br />

Detektiv zu reden, entstehen Gerüchte<br />

und Auffälligkeiten, die den Ruf sehr<br />

schnell zerstören.<br />

Sie klingen nicht gerade begeistert von<br />

Ihrer Tätigkeit. Haben Sie den falschen<br />

Beruf gewählt?<br />

Die Auftragslage in dieser Branche ist<br />

in der Tat sehr schlecht. Ich bin überzeugt,<br />

dass es in zehn Jahren so gut wie<br />

keine Privatdetektive mehr gibt. Dieser<br />

Beruf ist vom Aussterben bedroht. Und<br />

wie ich bereits sagte, Privatdetektiv zu<br />

sein ist langweilig. Mit Blut und wil-<br />

den Verfolgungsjagden, wie uns das die<br />

Detektiv-Filme vermitteln, hat das rein<br />

gar nichts zu tun. Der einzige, der stirbt,<br />

ist der Beruf selbst.<br />

Lohnt es sich denn wenigstens fi nanziell?<br />

Verdienen tut man gewiss nicht schlecht.<br />

Eine Arbeitsstunde kostet rund 90 Franken<br />

plus Spesen. Wenn man bedenkt,<br />

dass eine Observation in der Regel einige<br />

Stunden dauert, kommt da schon<br />

einiges zusammen. Dumm nur, dass die<br />

Auftragslage so schlecht ist und kaum<br />

mehr Aufträge ins Haus fl attern.<br />

TONI CASAGRANDE<br />

Antonio Casagrande (61) ist gelernter<br />

Informatiker. Vor bald 20 Jahren machte<br />

sich der Basler selbstständig und gründete<br />

die Agentur «Certus», die mehrere<br />

Privatdetektive beschäftigt – wie viele<br />

es genau sind, möchte Casagrande aus<br />

Gründen der Diskretion für sich behalten.<br />

Für die SVP n<strong>im</strong>mt Casagrande <strong>im</strong><br />

Grossen Rat der Stadt Basel Einsitz.<br />

Ausserdem präsidiert er den Verband der<br />

Waffenhändler beider Basel.<br />

AGENTUR CERTUS<br />

Die Agentur Certus Sicherheitsdienste<br />

wurde 1987 von Antonio Casagrande<br />

gegründet. Laut Handelsregistereintrag<br />

bietet die Agentur Leistungen einer Privatdetektei<br />

(Beschaffung von Informationen;<br />

Abklärungen) an. Zusätzlich wird<br />

die Agentur aber auch <strong>im</strong> Bereich der<br />

Video-Überwachung und des Personenschutzes<br />

tätig.<br />

www.toca.ch<br />

info@toca.ch


TITELSTORY<br />

10 TITELSTORY


DA IST KEINE<br />

SCHRAUBE LOCKER<br />

MODDER / Ihr Geld fl iesst in den Computer, sie investieren Hunderte von<br />

Arbeitsstunden und nähren einen eigenen Marktsektor. Ihr Gott ist der<br />

perfekt designte Computer.<br />

»<br />

«Wir sind schon ein bisschen Spinner»,<br />

gibt Marc (28) unverhohlen zu.<br />

Der Berner ist einer der fl eissigsten und<br />

erfolgreichsten Modder der Schweiz.<br />

Seine Passion beschreibt er so: «Computer<br />

Modding, das ist die Kunst, aus<br />

einem gewöhnlichen Computer etwas<br />

ganz Neuartiges zu machen.» Dabei<br />

geht es pr<strong>im</strong>är aber nicht darum, die<br />

Leistung des Computers zu verbessern,<br />

sondern ihm ein ungewöhnliches, ja<br />

sogar ein spektakuläres Äusseres zu<br />

geben. Dabei verändern die Modder nicht<br />

nur die bestehenden Bauteile, viele entwerfen<br />

ganze Gehäuse und Schaltkreise<br />

nach eigenen Plänen. «Ein ziemlich verrücktes<br />

Hobby für die einen, die Erfüllung<br />

ihrer Träume für die anderen», bringt<br />

Marc seine Leidenschaft auf den Punkt.<br />

Er ist einer der Top Schweizer Case Konstrukteure.<br />

Dank Zugriff auf spezielle<br />

Maschinen, viel eigenem Know-How und<br />

einem guten Beziehungsnetz zu anderen<br />

Handwerkern, gelingen ihm <strong>im</strong>mer<br />

wieder besonders ausgefallene Kreationen:<br />

Sein «X-<strong>Zone</strong> Server» besteht<br />

aus einem rotierenden Ring, der sich<br />

um das Mainboard dreht und dabei blau<br />

leuchtet. Ein eigentliches Gehäuse fehlt,<br />

der Computer wird gewissermassen<br />

von Licht umhüllt. Auch der 22-jährige<br />

TEXT: BENJAMIN BLASER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG; ZVG<br />

Martin aus Weiningen <strong>im</strong> Kanton Zürich<br />

gehört zur Spezies der Modder. Für ihn<br />

ist das Aufmotzen von Computern mehr<br />

als ein Hobby, es ist eine Passion, ein<br />

Lebensgefühl. Die Freunde, welche<br />

seine Leidenschaft teilen, spricht Marc<br />

konsequent mit ihrem Nickname an.<br />

«Wie auch in der Gamer-Szene gehört<br />

ein solcher Übername einfach dazu»,<br />

sagt Martin, der in der Szene unter dem<br />

Pseudonym «P@nzi» bekannt ist.<br />

«Computer gleich nach der Frau»<br />

Auch für Marc, der sich «Besi» nennt,<br />

ist das Computer Modden mehr als ein<br />

Hobby - es ist sein ganzer Stolz. «Der<br />

Computer hat eine sehr zentrale Rolle in<br />

meinem Leben. Direkt nach meiner Frau,<br />

würde ich sagen», meint der gelernte<br />

Werkzeugmechaniker knapp. Modden<br />

sei für ihn eine Form der Selbstverwirklichung.<br />

Sich <strong>im</strong>mer neue Ziele und Fristen<br />

für das nächste Projekt zu setzen,<br />

erfülle ihn. «Ich modde vor allem für<br />

mich.» Dafür ist er auch gerne bereit,<br />

Geld und Freizeit zu investieren. Dennoch<br />

meint er schmunzelnd: «Wenn ich<br />

<strong>im</strong> Vornherein gewusst hätte, wie viel<br />

Zeit und Rückschläge ich für jedes Projekt<br />

in Kauf nehmen würde, hätte ich<br />

wahrscheinlich gar nie angefangen.»<br />

Auch Martin hat schon etliche Stunden<br />

in seine Mods gesteckt. «Ich habe in<br />

mein letztes Projekt sicher 15‘000 Franken<br />

investiert, wahrscheinlich mehr»,<br />

meint er verlegen. Nicht zu vergessen<br />

seien aber auch die «sozialen Kosten»,<br />

sagt Marc: «Ich kann mich glücklich<br />

schätzen, dass meine Frau so tolerant<br />

ist.» Es kann nämlich durchaus mal vorkommen,<br />

dass er eine Nacht oder zwei<br />

durchmodded, wenn ein Projekt vor<br />

einem Wettbewerb noch fertig werden<br />

muss. Diese Erfahrung hat auch Stefan<br />

(26) schon gemacht. Vor zwei Jahren<br />

als er mit seinem «Mod» kurz vor den<br />

Schweizermeisterschaften stand. «Ich<br />

kam von der Arbeit, habe eine Nacht<br />

lang gebastelt und bin dann gleich wieder<br />

arbeiten gegangen, bevor es an<br />

die Meisterschaften ging», meint der<br />

Mechaniker stolz.<br />

Wer nämlich so viel Geld und Zeit in<br />

sein Hobby steckt, der will es am Ende<br />

auch jemandem zeigen. Dazu gibt es<br />

Wettbewerbe wie die SCMM (Schweizer<br />

Case Modding Meisterschaft) oder<br />

auch die DCMM in Deutschland, an der<br />

auch Schweizer Modder teilnehmen<br />

dürfen. Wer hier in den oberen Rängen<br />

abschliesst, kann stolz auf sich<br />

sein - und fette Preise gewinnen. An<br />

TITELSTORY<br />

TITELSTORY<br />

11


TITELSTORY<br />

12 TITELSTORY<br />

COBRA COBRA2 (2 2 PCs, 3 Netzteile)<br />

PC1: AMD FX 57 CPU, 2GB RAM, 2x XFX7800 Tripple X Edition 512MB, 250GB HDD, 2x DVD-RW<br />

PC2: intelP4 3Ghz, 1,75GB RAM, GK onboard, 5TB HDD, 2x DVD-RW<br />

Gewicht: nicht tragbar (6 Rollen) 70-80 kg<br />

Wert: 20 000.–<br />

Arbeitsaufwand: 1 Jahr - jede freie Minute | Spezielles: Alles Wassergekühlt wobei WasserWasser- temperatur automatisch nach Aussentemperatur und Jahreszeit reguliert wird.


der besagten Schweizermeisterschaft<br />

erreichte Stefan den vierten Platz.<br />

Gewonnen hatte Marc.<br />

Grosse Community<br />

Ein Computer-Bastler, der etwas auf<br />

sich hält, ist ständig auf dem Laufenden.<br />

Es gilt sich über die neusten Trends und<br />

Hardwareentwicklungen zu informieren,<br />

die neusten Testberichte auswendig zu<br />

lernen oder eigenhändig eine Lösung für<br />

ein Problem auszudenken. Dafür bieten<br />

eine schier unüberschaubare Vielfalt<br />

von Internetseiten und Diskussionsforen<br />

eine reiche Informationsbasis. «Viel<br />

Know-How kann man sich aber nicht<br />

einfach aneignen, das muss man gelernt<br />

haben», stellt Marc fest. Da erstaunt es<br />

auch nicht, dass viele Modder, die mit<br />

ihren Werken nationalen und internationalen<br />

Erfolg feiern konnten, als Techniker<br />

und gar Designer arbeiten.<br />

Marc schätzt den Kern der Schweizer<br />

«Community» auf rund 400 Personen.<br />

Insgesamt sind auf der Website www.<br />

teaker.ch etwas über 2000 Personen<br />

registriert. Erstaunlich: Die Zahl der<br />

Frauen ist verschwindend gering. «Vielleicht<br />

schrecken die Computer die sonst<br />

so kreativen Frauen völlig ab», versucht<br />

Marc die niedrige Frauenquote zu erklären.<br />

Immerhin belegte eine Frau letztes<br />

Jahr bei den Casemod-Meisterschaften<br />

den dritten Rang. «Sie hat etwas eigenes<br />

gemacht, gestanzt wars, glaube<br />

ich», erinnert sich Stefan.<br />

Mit Ehrgeiz zur Perfektion<br />

Marc arbeitet zurzeit an seinem neuen<br />

Riesencomputer mit dem klingenden<br />

Namen «Cobra2». Bei Zusammenbau<br />

folgt er <strong>im</strong>mer dem gleichen Muster:<br />

Zuerst sammelt er Informationen zu<br />

den benötigten Teilen und erstellt ein<br />

Konzept. Sind diese bekannt, werden<br />

sie ausgemessen. Erst dann beginnt die<br />

Planung des Gehäuses. Marc plant seine<br />

Kreationen akribisch in CAD (Computer<br />

Aided Design). Diese Technik wird<br />

auch <strong>im</strong> Schiffbau und in der Architektur<br />

verwendet und ermöglicht es, am<br />

Computer zwei- und dreid<strong>im</strong>ensionale<br />

Zeichnungen anzufertigen. Genauigkeit<br />

ist hier das oberste Gebot. «Am Ende<br />

muss jede Schraube sitzen, wird bei<br />

der Verarbeitung geschlampt, schlägt<br />

sich das <strong>im</strong>mer auf die Punkte nieder»,<br />

weiss Marc. Das riesige Gehäuse seines<br />

«Cobra2» beherbergt zurzeit zwei Computer<br />

und 26 Harddisks.<br />

Suche nach dem perfekten Teil<br />

Dass wie an diesem Beispiel alles perfekt<br />

aussieht, wird nichts dem Zufall<br />

überlassen. Auf der Suche nach einem<br />

speziellen Gehäuse hat Stefan schon<br />

viele Ärgernisse in Kauf genommen.<br />

«Einmal bin ich mit dem Taxi von Bern<br />

nach Liebefeld gefahren, wo ich ein<br />

Gehäuse aufgespürt hatte. Auf dem Weg<br />

zurück in die Stadt habe ich mich aber<br />

spontan anders entschieden», erzählt<br />

Stefan. Er hatte sich in ein 800 Franken<br />

teures «Coolermaster Case» verguckt.<br />

«Also bin ich nochmals ins Taxi<br />

gestiegen, zurückgefahren, habe das<br />

Gehäuse umgetauscht und bin mit dem<br />

Taxi wieder he<strong>im</strong>gefahren. Das hat mich<br />

eine schöne Stange Geld gekostet, ich<br />

sollte wohl doch mal den Führerschein<br />

machen», meint der 26-Jährige schmunzelnd.<br />

Gelohnt hat sich‘s allemal. Mit<br />

> Männer unter sich: Marc, Stefan und Martin<br />

seinem glänzenden Casemod staubte<br />

Stefan be<strong>im</strong> nächsten Wettbewerb den<br />

ersten Preis ab - eine Grafi kkarte <strong>im</strong><br />

Wert von über 1000 Franken.<br />

Modden will gelernt sein<br />

Aber nicht alles was glänzt, ist Gold.<br />

Wer sich seinen Computer nur aus fer-<br />

tig erhältlichen Teilen zusammenbastelt<br />

oder noch schl<strong>im</strong>mer, einen fertig verschönerten<br />

(in Fachkreisen «premodded»<br />

genannten) Computer anschafft,<br />

der wird von den Moddern nur belächelt.<br />

«Überladene oder blinkende Mods fi nde<br />

ich hässlich.» meint Stefan und fügt<br />

an: «Ein Mod sollte keine falsche Aufmerksamkeit<br />

auf sich ziehen.» Sein<br />

Urteil wiegt schwer, ist er doch Teil der<br />

Schweizer Jury, die jedes Jahr wieder<br />

die schönsten und innovativsten Schöpfungen<br />

prämiert. Fazit: Auch be<strong>im</strong> Protzen<br />

ist eben weniger oftmals mehr.<br />

Gern gesehen hingegen sind schöne<br />

Airbrush-Paintings oder Gestaltungsideen,<br />

die bisher noch keiner hatte. «Es<br />

geht mir vor allem darum, dass etwas<br />

Individuelles gestaltet wird», sagt Stefan.<br />

Gerade <strong>im</strong> künstlerischen Bereich<br />

sei in den letzten Jahren das Niveau<br />

sehr stark gestiegen. Nachmacherei<br />

hingegen erweckt keine Aufmerksamkeit.<br />

Wer sich die Anerkennung der<br />

Szene erarbeiten will, muss sich kräftig<br />

ins Zeug legen. «Nur Anfänger steigen<br />

mit Imitationen ein. Wer meint, eine<br />

Leuchtkathode und ein Speziallüfter<br />

gelten heute noch als Mod, der irrt sich<br />

gewaltig. So eine Meisterschaft ist eine<br />

TITELSTORY<br />

«Der Computer hat eine sehr zentrale Rolle in meinem<br />

Leben. Direkt nach meiner Frau, würde ich sagen.»<br />

Computer-Modder Marc<br />

TITELSTORY<br />

13


14 TITELSTORY<br />

ernste Sache», sagt Stefan best<strong>im</strong>mt.<br />

Besonders ausgefallene Ideen verlangen<br />

zuweilen auch besonders intensive<br />

Sucharbeit. Nicht <strong>im</strong>mer sind Händler<br />

einfach zu fi nden, die das benötigte Teil<br />

anbieten. Zwar gibt es mittlerweile eine<br />

ganze Industrie, die sich den Bedürfnissen<br />

der Modder widmet und ständig neue<br />

Gerätschaften auf den Markt bringt,<br />

die man einbauen könnte, dennoch ist<br />

nicht alles so leicht aufzutreiben. «So<br />

musste ich beispielsweise auf die harte<br />

Tour erfahren, was der Unterschied<br />

zwischen gezogenem und gegossenem<br />

Plexiglas ist», witzelt Martin. Fräsversuche<br />

in eine gezogene Plexiglasscheibe<br />

endeten bei ihm in einer hoffnungslos<br />

geschmolzenen Sauerei. Hilfe fi nden<br />

die Modder vor allem <strong>im</strong> Internet. Dort<br />

informieren sie sich gegenseitig über<br />

neue Entwicklungen und Projekte oder<br />

verabreden sich auch mal zum gemeinsamen<br />

Grillen - fernab von Computern<br />

und Drehbänken, wie Marc erzählt. Dennoch<br />

mag man ihm das nicht so recht<br />

glauben. Während unseres Treffens mit<br />

den drei führenden Modder, welches wir<br />

initiiert hatte, war es kaum möglich über<br />

irgendetwas anderes zu reden, als über<br />

Computer. Kaum die Wortführung abgegeben,<br />

fachs<strong>im</strong>peln die drei Jungs wieder<br />

darüber, wie teuer ein Laser Schnitt<br />

ist, wieviel das letzte «Wasserstrahlen»<br />

gekostet hat oder was ihr nächstes Projekt<br />

unbedingt beinhalten muss.<br />

Ideen gehen nie aus<br />

«Ich will einen Mod bauen, der fahren<br />

kann - auf jeden Fall!» Martins Augen<br />

strahlen. Stefans derzeitiges Projekt<br />

nennt er schlicht das «ewige Projekt».<br />

Immer wieder entwickelt er neue Ideen<br />

und kommt gar nicht mehr dazu, diese<br />

alle umzusetzen. «Ich müsste zuerst<br />

einmal lernen, wie man mit CAD umgeht.<br />

Bei einem so komplexen Projekt ist es<br />

nicht mehr möglich, nur mit Notizen<br />

und Geodreieck zurecht zu kommen»,<br />

ist er überzeugt. «Deshalb steht mein<br />

Projekt <strong>im</strong> Moment still, ich bin sozusagen<br />

inaktiv», lacht er. Damit ist er aber<br />

die Ausnahme. Ein Blick ins Internet-<br />

Forum genügt, um zu sehen, dass schon<br />

wieder etliche Projekte in Planung sind.<br />

X-ZONE SERVER<br />

Name: X-<strong>Zone</strong> Server<br />

Gewicht: 14.5 kg<br />

Arbeitsaufwand: 300 Stunden<br />

Wert: nach Arbeitsstunden: unbezahlbar,<br />

Material ca. 1500 Franken<br />

Special Features: Spezielle Technik für<br />

die Rotation des Lichtrings,<br />

Konstruktion mit CAD<br />

Sonstiges: 2. Rang European Case<br />

Modding Contest<br />

SNIPAS COOLERMASTER<br />

Name: Snipas Coolermaster<br />

Gewicht: 24kg<br />

Wert: ca. 4000.-<br />

Arbeitsaufwand: ca. 200 Stunden<br />

Abmessungen: H 520 x B 195 x T 530 mm<br />

Rechenleistung: AMD XP2100+, GeForce<br />

FX 5900 Ultra, 512 DDR RAM, 420GB HDD<br />

Besonderes: Speziell angefertigtes<br />

Alugehäuse zum Schutz der auf Bodenhöhe<br />

montierten Pumpe.<br />

«Es wird wohl auch dieses Jahr wieder<br />

eine SCMM geben, ich weiss aber noch<br />

nicht, wo und wann genau. Vielleicht an<br />

der Air-Plane in Kloten», sagt Stefan.<br />

Mittlerweile ist es spät geworden. «Ich<br />

sollte langsam nach Hause …», lächelt<br />

Marc, «… noch etwas Zeit mit meiner<br />

Frau verbringen.»<br />

WEITERE BILDER UND INFOS<br />

Weitere Informationen und Bilder fi ndet<br />

ihr unter:<br />

www.tweaker.ch<br />

www.explosion-zone.ch<br />

www.dcmm.de<br />

www.pctweaks.ch<br />

www.pc-cooling.ch<br />

www.air-plane.ch<br />

UMFRAGE<br />

Bist auch du ein Modder?<br />

Hast du deine Kiste ebenfalls aufgemotzt?<br />

Sende uns jetzt ein Bild deines Computers<br />

an: info@zuendstoff-magazin.ch


»<br />

DÖSENDER HAUSMANN<br />

Jetzt wird’s lustig. Superpapa ist mittlerweile gross<br />

genug, um ganz alleine zur Kleinen zu schauen, 50 Prozent,<br />

sehr modern, ist er dreieinhalb Tage die Woche Hausmann.<br />

Da kann Superpapa morgens nicht mehr liegen bleiben. Können<br />

schon. Aber tut er das, wacht er <strong>im</strong> Chaos auf. Im und ums<br />

Bett liegen Kleider und Bücher, die WC-Rollen sind ausgerollt<br />

und irgendwelche Playmobil-Opas stecken <strong>im</strong> Drucker. Das<br />

Kind fi ndet sich dann nackt in Gummistiefeln, mit einem Hut<br />

auf und einigen von Supermamas Unterhosen um den Hals.<br />

Die Kleine hat meinen Sinn für Mode geerbt.<br />

Eines ihrer Hobbys ist, lautstark «Kassette!» von Pingu oder<br />

Globi zu fordern. Wir hatten nur deren zwei, anfangs, bis<br />

Supermama am Morgen des 143. Umlaufs von «De Pingu<br />

baut en Iglu» best<strong>im</strong>mt sagte: «Die kriegt eine neue Kassette.<br />

Sonst dreh ich durch!» Doch war es schwierig, die Kleine<br />

an die neue Kassette mit Pingu und Robby – zugegeben ein<br />

komisches Viech - zu gewöhnen. Sie protestierte und forderte<br />

weinend DIE Pingukassette. Mittlerweile hat sie den Fakt<br />

akzeptiert, dass es eine ganze Serie davon zu geben scheint,<br />

und auch «Sternenkinder» und «Die kleine Raupe N<strong>im</strong>mersatt».<br />

Mit ihren Gewohnheiten ist sie ziemlich unfl exibel. Aufstehen,<br />

wickeln, anziehen, Brote essen, und dann los spielen – täglich<br />

in dieser Reihenfolge. Daneben lässt es sich gemütlich<br />

abwaschen, Staub saugen, Kleider falten, nach dem Rechten<br />

sehn, den neuen Liegestuhl einliegen, Zigaretten drehn oder<br />

Zeitung lesen - hey, ich bin gerne Hausmann. Be<strong>im</strong> Spielen<br />

erlebt Superpapa zurzeit ein kleines Back-to-the-roots:<br />

Kinderüberraschungen zusammenbauen, Holztierchenzoos<br />

errichten, Büchlein gücken. Wow, die mageren Playmobilpferde<br />

gibt es <strong>im</strong>mer noch. Endlich hätte man Zeit, ausgiebig<br />

zu spielen. Allerdings ist Superpapa wenig ausdauernd, wenn<br />

es ums Klötzchenspielen oder Tierchen zeichnen geht. Nach<br />

spätestens einer Viertelstunde muss er jeweils aufpassen,<br />

dass ihm nicht das Gesicht einschläft. Schliesslich hat er das<br />

schon in seiner Kindheit bis zum Abwinken gespielt. Eins seiner<br />

Lieblingsspiele scheint Papa-geht-ins-Bett-und-die-Kleine-bettet-seine-Tierchen-zu-ihm<br />

zu sein. Irgendwie fi ndet sie<br />

es toll, muss auch Papa ab und zu für ein Mittagsschläfchen<br />

abtauchen. Schliesslich verpennt auch sie viel: Erstaunlich,<br />

wie diese Kinder 16 Stunden des Tages verschlafen und acht<br />

Stunden Vollgas geben. Wenn die erst 16 Stunden wach bleibt<br />

- das kann ja heiter werden.<br />

André Ruch, 27, ist Papa und schreibt<br />

an dieser Stelle regelmässig über<br />

seinen Alltag mit Tochter. Für weitere<br />

Fragen: andre.ruch@bluewin.ch<br />

KOLUMNE<br />

15


SOUND<br />

16 SOUND<br />

MP3-STREIT: SUISA WILL MEHR<br />

GELD VON MUSIK-HÖRERN<br />

MP3-TARIF / Um den durch MP3-Downloads entstandenen Verlust für die Musikindustrie<br />

zu kompensieren, will die SUISA jetzt eine Gebühr auf MP3-Player und Harddisk-<br />

Recorder erheben. Ein Skandal, fi nden die Konsumentenorganisationen.<br />

»<br />

Es braucht viel Liebe<br />

zur Musik, dass heute jemand<br />

in ein Plattengeschäft geht,<br />

um sich die neuste CD seiner<br />

Lieblingsband zu kaufen. Im Zeitalter<br />

von L<strong>im</strong>ewire, MP3-Playern<br />

und CD-Brennern braucht es kaum<br />

mehr als ein paar leere Datenträger<br />

und zwei Mausklicks, um sich den persönlichen<br />

Lieblingsound zu besorgen.<br />

In Zeiten von «Geiz ist geil» und «Ich bin<br />

doch nicht blöd» erstaunt es kaum, dass<br />

die Verluste der Plattenfi rmen in die<br />

Millionen gehen.<br />

Zu den Leidtragenden gehören die<br />

Künstler, die von ihren eigenen Fans<br />

um den verdienten Lohn gebracht werden.<br />

Dagegen will sich die SUISA, die<br />

für den Schutz der Künstler zuständig<br />

ist, jetzt wehren. Und zwar mit einem<br />

sogenannten MP3-Tarif. Künftig sollen<br />

MP3-Player und CD-Rohlinge mit einer<br />

zusätzlichen Gebühr belegt werden, die<br />

an die geschädigten Urheber fl iessen<br />

soll. Die Idee der SUISA wird auch von<br />

TEXT: PASCAL MÜNGER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG<br />

bekannten Schweizer Künstlern getragen.<br />

In einem von Mia Aegerter, Polo<br />

Hofer und Baschi unterschrieben Brief<br />

schreibt die SUISA: «Wir begreifen die<br />

Befürchtung, die neuen Vergütungen<br />

könnten ganz oder teilweise auf die Endpreise<br />

und damit auf die Konsumenten<br />

abgewälzt werden, wie es in unserer<br />

Marktwirtschaft nun einmal üblich ist.»<br />

Dennoch gebe es kein Vorbeikommen an<br />

dem Tarif, sind sie überzeugt: «Es wäre<br />

ebenso ungerecht, diese Vergütungen<br />

den Künstlern vorzuenthalten - wie die<br />

Weigerung eines Unternehmers, seine<br />

Angestellten zu bezahlen.»<br />

«Kaum durchdachte Lösung»<br />

Die MP3-Steuer wird allerdings von<br />

verschiedenen Seiten hart kritisiert. So<br />

hat der Dachverband der Urheber- und<br />

Nachbarrechtsnutzer und der Importeurverband<br />

Swico be<strong>im</strong> Bundesgericht<br />

gegen den MP3-Tarif Einsprache erhoben.<br />

«Für einen MP3-Player mit eingebauter<br />

Harddisk von 1 GB ist heute


eine Abgabe von rund 50 Rappen zu entrichten.<br />

Mit der MP3-Gebühr der Suisa<br />

hätte der Konsument für ein Gerät mit<br />

identischer Funktionalität einen 31 Mal<br />

höheren Betrag zu bezahlen. Der Kunde<br />

meint somit, er besitze einen Mehrwert,<br />

tätsächlich hat er aber nur eine höhere<br />

Steuer bezahlt», sagt Jürg Stutz, Präsident<br />

der Swico. Und er geht sogar noch<br />

weiter: «Hier fi ndet eine klare Technologie-Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

statt. Es kann nicht<br />

sein, dass man zum Beispiel auf einem<br />

MP3-Player mit einem Gigabyte Flash-<br />

Memory eine Abgabe von 16 Franken<br />

entrichten soll.»<br />

Das Problem liegt nämlich vor allem<br />

darin, dass niemand genau überwachen<br />

kann, welche Songs illegal verbreitet<br />

werden. Die SUISA hat daher keine Möglichkeit,<br />

den wirklichen Urhebern der<br />

Rechte auszuzahlen, sondern müsste<br />

rein spekualtiv vorgehen. Bestrafen<br />

würde ein solcher Tarif all diejenigen,<br />

welche keine Songs kopieren und beispielsweise<br />

ihre gekauften CD’s auf<br />

iTunes laden und von dort direkt auf<br />

den iPod. Die «ehrlichen Leute» würden<br />

somit den doppelten Preis für ein<br />

Produkt bezahlen: Das erste Mal, wenn<br />

sie die CD erwerben und das zweite<br />

Mal, wenn sie die MP3-Gebühr be<strong>im</strong><br />

Kauf eines iPods an die SUISA entrichten<br />

müssten. Baschi & Co. meinen in<br />

ihrem Brief dazu nur: «Man spricht<br />

von «Mehrfachbelastung» zum Nachteil<br />

des Komsumenten. Als ob unsere<br />

Rechte eine Art von staatlichen Steuern<br />

darstellten. Dabei gilt es daran zu<br />

erinnern, dass hinter jeder Vergütung<br />

ein kreatives Werk steht. Dank solchen<br />

künstlerischen Schöpfungen und deren<br />

Intepretationen werden Einnahmen der<br />

Industrie ja erst möglich.»<br />

Entscheid erst 2007<br />

Am 1. Juni ist nun die Einsprachefrist<br />

gegen den MP3-Tarif der SUISA abgelaufen.<br />

Nun muss das Bundesgericht<br />

Michele Scarpellino (38),<br />

Geschäftsführer aus Basel<br />

«Eine solche Steuer fi nde ich überhaupt nicht gut. Wir müssen<br />

schon genug für Musik zahlen. Nichtsdestotrotz würde ich aber<br />

nicht auf den Kauf eines MP3-Players verzichten.»<br />

Nadine Meyer (25) & Marion Unternährer (23)<br />

Kleinkinderzieherinnen i.A. aus Basel<br />

Wir fi nden es jetzt schon zu teuer, würde eine solche Steuer<br />

erhoben, würden wir es uns wirklich gut überlegen, einen MP3-<br />

Player zu kaufen. Eine solche Steuer ist einfach doof.<br />

Tanja Rietmann (30),<br />

Historikerin aus Bern<br />

über die eingereichten Einsprachen entscheiden.<br />

Mit einem Urteil ist jedoch erst<br />

<strong>im</strong> nächsten Frühling zu rechnen. Bleibt<br />

zu hoffen, dass die Richter in Lausanne<br />

nicht die gesamte Schweizer Musikhörerschaft<br />

mit einer zusätzlichen Gebühr<br />

bestrafen.<br />

Ich fi nde es grundsätzlich gut, dass eine solche Steuer erhoben<br />

werden soll, Die Künstler sollen schliesslich auch was für ihre<br />

Musik bekommen. Ob das aber der richtige Weg ist, wage ich zu<br />

bezweifeln.<br />

INFOBOX<br />

www.suisa.ch<br />

www.swico.ch<br />

www.basch<strong>im</strong>usig.ch<br />

www.miagaegerter.ch<br />

www.polohofer.ch<br />

SOUND<br />

17


18 ANGEHÖRT<br />

ANGEHÖRT<br />

HÖRGENUSS<br />

STECKER RAUS SCHMERZFREI<br />

P.M.T. «Topping From Below»<br />

Um es vorweg zu nehmen: P.M.T. rocken wie die Sau! Kaum zu glauben,<br />

dass die junge Band aus Lausanne vor zwei Jahren noch vorzeitig aus einem<br />

Newcomer-Wettbewerb ausschied. Aber vielleicht war das genau der richtige<br />

Weg. Danach ging es nämlich steil bergauf. Zuerst durfte man mit Korn<br />

durch Europa touren und dieser Tage erscheint nun das neue Studioalbum<br />

«Topping From Below». Auf der faulen Haut sind die Jungs also nicht gelegen.<br />

Das wäre auch schlecht vorstellbar bei dieser Art von Musik: P.M.T. spielen<br />

eine raffi nierte Mischung aus Marilyn Manson und Nine Inch Nails und beweisen<br />

damit eindrücklich, dass Schweizer Rockmusik nicht <strong>im</strong>mer nach dem<br />

üblichen Schema funktionieren muss. pm<br />

5/5<br />

D.A.D. «Scare Yourself»<br />

4/5<br />

4/5<br />

»<br />

»<br />

Dirty Pretty Things «Waterloo To Anywhere»<br />

3/5<br />

Nachdem für D.A.D.-Verhältnisse schon fast poppigen Album «Soft<br />

Dog» aus dem Jahre 2002, besinnen sich die drei Dänen nun wieder auf ihre<br />

wahren Stärken. Auf «Scare Yourself» zwängeln sich einem elf schwitzende<br />

Nackenbrecher ins Innenohr. Die sanften Klänge und eingängigen Melodien<br />

sind wieder einer Roheit und Power gewichen, die nur D.A.D. in dieser Form<br />

erzeugt. Eigentlich gibt es zu diesem Album nur einen Satz zu sagen: Wer<br />

intelligente Rockmusik mit Power mag, sollte von diesem Silberling nicht die<br />

Finger lassen. pm<br />

»<br />

Donavon Frankenreiter «Move By Yourself»<br />

3/5<br />

Was Peter kann, kann Karl schon lange. Nach Pete Dohertys erfolgreichem<br />

Projekt Babyshambles zieht sein ehemaliger Band-Kumpan Carl<br />

Barat nach und schickt mit «Waterloo To Anywhere» ein sattes Sommer-<br />

Album in die Musikläden. Das Album ist frisch und ehrlich und bei weitem<br />

keine billige Post-Libertines-Abzockerei. Da hat jemand noch einen ganzen<br />

Sack voller Ideen <strong>im</strong> Gepäck und beweist uns souverän, dass nicht alle Genialitäten<br />

der Libertines-Songs dem Drogenhirn Dohertys entsprangen. Dem<br />

einen oder anderen Song mag der Dreck unter den Fingernägeln fehlen, aber<br />

so durchdachter, locker hingeklatschter Rock’n’Roll wurde seit langem nicht<br />

mehr auf eine CD gepresst. db<br />

»<br />

Mia Aegerter «Vo Maensche u Monschter»<br />

LaFee «Same»<br />

2/5<br />

2004 war das grosse Jahr der Strandmusik. Künstler wie Jack Johnson<br />

eroberten <strong>im</strong> Sturm unsere unterkühlte Vorstellung von Musik und liessen<br />

ganz Europa gedanklich in Hawaii surfen. In diesem Fahrwasser erschien<br />

vor zwei Jahren auch das Debüt von Donavon Frankenreiter. Im Gegensatz zu<br />

Jack Johnson gelang es ihm, neben veträumten Strandmelodien, auch den<br />

Blues auf ein ganz neues sommerliches Level zu hieven. Nun ist der zweite<br />

Dreher erschienen, enttäuscht jedoch über weite Strecken. Mr. Frankenreiter<br />

hat sich kaum weiterentwickelt, die Songs klingen schle<strong>im</strong>ig und gleichzeit<br />

gefühlslos. So wird aus Donavon Frankenreiter nie mehr als ein Trittbrettfahrer.<br />

pm<br />

»<br />

Eines muss man Mia lassen: Es gelingt ihr <strong>im</strong>mer wieder, interessante<br />

Melodien und harmonische Arrangements in Songs zu verpacken. Dass diese<br />

ganze Geschichte durch die schauspielerischen Aktivitäten aber erst richtig<br />

ins Rollen kam, wird hier sicherlich nicht bestritten, ein gewisses Talent zur<br />

Musik ist aber vorhanden. St<strong>im</strong>mlich gibt es noch ein paar Möglichkeiten<br />

sich zu verbessern. Auch ein bisschen mehr Abwechslung hätte den Songs<br />

nicht geschadet, trotz allem ist «Vo Maensche u Monschter» aber ein nettes<br />

Schweizer Pop-Album geworden. (pm)<br />

»<br />

Lafee ist ein niedliches 15-jähriges Girl aus Deutschland und wohl ein<br />

Paradebespiel für Künstler, die man «Retortenprodukte» nennt. Sie passt<br />

genau in die momentanen Trends von Tokio Hotel und Konsorten. Man stecke<br />

sie in einen schwarzen Fummel, stelle ihr eine junge Band in den Rücken<br />

und schon, dachten schlaue Produzenten, kreieren wir den nächsten Teenie-<br />

Hype. Selten zuvor gab es aber eine traurigere Marketingplanung. Allein<br />

schon die Texte: Die Kleine singt von Vergewaltigungen und aufgetakelten<br />

Schnepfen, was wohl erwachsen und roh klingen soll. Das Gegenteil ist der<br />

Fall. Es gibt nichts schl<strong>im</strong>meres, als einem 15-jährigen Mädchen zuzuhören,<br />

dass über Themen singt, die es noch nicht einmal <strong>im</strong> Ansatz versteht. Pfui<br />

töifel … pm


MC FETCH VON BRANDHÄRD:<br />

RAP UND FUSSBALL<br />

»<br />

Was haben Fussball und Rap gemeinsam? Beides gehört<br />

zu den letzten Männerbastionen – meinen wir Männer zumindest.<br />

In einer Zeit, in der <strong>im</strong>mer mehr Männer ihre glattrasierten<br />

Oberkörper in rosarote T-Shirts zwängen und mehr Geld für<br />

Kosmetikartikel ausgeben statt für Automagazine und Bier,<br />

scheint es nur noch zwei Rückzugsräume für die aussterbende<br />

Gattung des Machos zu geben: Rap und Fussball.<br />

Da wird noch gekämpft, gefl ucht, gegrölt und gerülpst, Blut<br />

wird geschwitzt und Galle gespuckt. Was ist schöner, als ein<br />

Rapkonzert oder ein Fussballmatch, an dessen Ende man<br />

erschöpft und völlig verschwitzt - aber wunschlos glücklich<br />

- das letzte Bier geniesst?<br />

Rap und Fussball sind mehr als Hobbies, mehr als purer Zeitvertrieb,<br />

es sind Phänomene, welche die Massen begeistern<br />

und mit voller Leidenschaft ausgelebt werden wollen.<br />

Drei wichtige Elemente sind <strong>im</strong> Zusammenhang mit Rap<br />

und Fussball nicht zu vergessen: das Vorspiel, der Akt und<br />

das Nachspiel. Wenn sich das Kribbeln vor einem wichtigen<br />

Fussballmatch oder einem langerwarteten Konzert langsam<br />

mit Euphorie mischt und alle nur noch von dem Einen reden,<br />

könnte man vor Energie platzen wie ein Hodensack nach<br />

dem Koitus Interruptus. Und dann ist es endlich so weit. Das<br />

Warten hat ein Ende und man kann rauslassen, was sich<br />

aufgestaut hat: Die Fans schreien sich die Seele aus dem<br />

Leib und schwenken ihre Arme, während die Rapper auf der<br />

Bühne und die Fussballer auf dem Platz alles geben, um sich<br />

und das Publikum zu befriedigen. Danach – das ist fast so<br />

wichtig wie der Akt selber – wird natürlich eifrig diskutiert,<br />

wie man(n) war. Die Frauen sitzen, stehen oder liegen währenddessen<br />

stillschweigend daneben und schmunzeln über<br />

das Macho-Gehabe des anderen Geschlechts. Fussballspiele<br />

leben von ihren Emotionen und Erlebnissen, von Adrenalin<br />

und Testosteron. Und leider geht es da nicht <strong>im</strong>mer friedlich<br />

zu. Wenn ich beispielsweise an die Ausschreitungen nach<br />

dem Spiel FCB-FCZ denke, lässt sich das sicher nicht ohne<br />

weiteres leugnen. Auch Rap wird <strong>im</strong>mer wieder mit Gewalt<br />

in Verbindung gebracht. Heute beschränkt sich diese glücklicherweise<br />

meist auf lyrische Ergüsse. Doch auch hier gibt es<br />

verschiedene Lager, die sich so wenig leiden können wie FCB<br />

und FCZ-Fans.<br />

Was für mich jedoch am wichtigsten ist: es gibt auf beiden<br />

Seiten Anhänger, die sich von ganzem Herzen für ihre Leidenschaft<br />

einsetzen und dabei einen Enthusiasmus an den Tag<br />

legen, der von Aussen schwer nachzuvollziehen ist. Dies trifft<br />

<strong>im</strong> Fussball und <strong>im</strong> Rap zu.<br />

Wie schon Dendemann von Eins Zwo sagte: «HipHop ist<br />

wie Pizza. Auch schlecht noch recht beliebt.» Dies trifft<br />

ohne Zweifel auch auf Fussball und den hiesigen Rap zu.<br />

Doch Vorsicht: Schweizer Rap ist wie Schweizer Fussball: oft<br />

unterschätzt und teilweise zu bescheiden. Dabei brauchen<br />

beide den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Hopp<br />

Schwyz!<br />

PS: Erinnern wir uns nochmals an den Anfang der Kolumne:<br />

Vorspiel, Akt und Nachspiel. Könnte es sein, dass Rap und<br />

Fussball, die schönsten beiden Nebensachen der Welt, für<br />

manche Ersatz-Befriedigungen für die schönste Hauptsache<br />

sind?<br />

Fetch ist Rapper der Basler Rapgruppe «Brandhärd».<br />

Er ist, zusammen mit S<strong>im</strong>onAyEm und DJ<br />

Johny Holiday, für die Rap-Sendung BOUNCE auf<br />

Virus zuständig, die jeden Sonntag von 21-23h<br />

ausgestrahlt wird. www.bounce.virus.ch<br />

fetch@brandhaerd.ch<br />

KOLUMNE<br />

19


FESTIVAL<br />

20 SOUND<br />

Wo wird gefestet und gewürstelt? Am Greenfi eld-Festival in Interlaken. Auch Zündstoff-Fotograf<br />

Dürig konnte nicht widerstehen. Hier seine Foto-Beweise.


Der prominenteste<br />

Schweizer<br />

www.bell.ch


PROMITALK<br />

22 PROMITALK<br />

MIS


TER LUFTIBUS<br />

PROMITALK / Vor kurzem ist er zum Nachfolger von Renzo Blumenthal<br />

gekürt worden: Der 27-jährige Wirtschaftsstudent Miguel<br />

San Juan aus Fribourg. Dieser Titel ist aber die einzige Gemeinsamkeit<br />

mit dem Bündner Landwirt: Im Gegensatz zu Blumenthal<br />

ist der neue Mister Schweiz weder ehrgeizig noch bodenständig.<br />

Dafür ist er aber bekennender Uni-Bummler, anfällig auf schöne<br />

Frauen und dementsprechend seit drei Jahren geniessender<br />

Single.<br />

»<br />

Im Blick stand, du werdest in deinem<br />

Amtsjahr mehr Sex haben als<br />

sonst. Eine interessante Zielsetzung...<br />

Da hat der Blick übertrieben. Im Blick-<br />

Promi-Chat hat mir jemand die Frage<br />

gestellt, ob ich als Mister Schweiz viel<br />

mehr Sex haben werde als sonst. Ich<br />

wollte ironisch antworten und habe<br />

geschrieben: «Ja, viel mehr:)». Aber das<br />

war nicht ernst gemeint.<br />

Konkreter gefragt: Mit wie vielen fremden<br />

Frauen hast du denn seit deiner<br />

Wahl geschlafen?<br />

Mit gar keiner. In den sechs <strong>Wochen</strong> seit<br />

ich Mister Schweiz bin, hatte ich so viel<br />

Shootings und Interviews, dass ich gar<br />

nicht in den Ausgang gehen konnte.<br />

Bei einer solchen Auslastung sollte es<br />

sich wenigsten fi nanziell lohnen. Renzo<br />

hat nach eigenen Angaben in seinem<br />

Amtsjahr 400 000 Franken verdient...<br />

Ich bin Student, da ist man um jeden<br />

Franken froh. Aber wie gesagt, mein<br />

erstes Ziel in diesem Amtsjahr ist nicht<br />

der Erfolg, sondern der Spass. Das<br />

unterscheidet mich wohl von Renzo.<br />

Ihr unterscheidet euch auch in Sachen<br />

Medienpräsenz. Von dir hört man nicht<br />

halb so viel wie von Renzo Blumenthal.<br />

Renzo hat wirklich sehr gute Arbeit<br />

geleistet. Aber wie gesagt, mein Ziel ist<br />

es das Jahr möglichst schön zu gestalten<br />

und nicht möglichst viel zu arbeiten.<br />

TEXT: ESTHER KELLER | BILDER: ZVG<br />

Mit diesen Ambitionen scheinst du auch<br />

zu studieren: Dein Wirtschaftsstudium<br />

dauert nun bereits sieben Jahren an...<br />

Ich habe <strong>im</strong> Militär bis zum Unteroffi -<br />

zier weitergemacht und habe ein Auswärtsjahr<br />

in Berlin gemacht. Das hat<br />

Zeit gekostet.<br />

Aber ich gebe zu: Ich geniesse mein<br />

Leben lieber als nur zu arbeiten.<br />

Du bist ein Jahr lang der schönste<br />

Schweizer, dein Name allerdings klingt<br />

nicht besonders schweizerisch…<br />

Das ist wahr, mein Vater ist Spanier.<br />

Aber meine Mutter ist Schweizerin und<br />

von ihr habe ich viel geerbt.<br />

Zum Beispiel?<br />

Sauberkeit ist mir wichtig. (Lacht). Das<br />

ist doch eine echte Schweizer Qualität.<br />

Zu den Schweizer Qualitäten gehört<br />

auch die Neutralität: Ist es wahr, dass<br />

du dich als Mister Schweiz nicht politisch<br />

äussern darfst?<br />

Nein, nein. Das st<strong>im</strong>mt nicht. Ich musste<br />

kein Papier unterschreiben, das mir<br />

politische Äusserungen verbietet. Aber<br />

ich will mich gar nicht politisch äussern.<br />

Ich will keine Position beziehen.<br />

Weil du keine hast?<br />

Doch sicher. Aber man kann es nie allen<br />

Recht machen und darum lass ich es<br />

gleich bleiben. Das gehört nicht zu meinen<br />

Aufgaben als Mister Schweiz.<br />

Was gehört denn zu deinen Aufgaben?<br />

Für was möchtest du denn dein Jahr<br />

nutzen?<br />

Ich möchte Spass haben und die Zeit<br />

geniessen. Leute kennen lernen und<br />

Kontakte knüpfen.<br />

Zum Beispiel mit hübschen Frauen?<br />

(lacht) Ja, warum nicht.<br />

Und was muss eine Frau machen, um<br />

dich zu kriegen?<br />

Ich mag keine geplanten Dates. Meine<br />

Traumfrau muss mir zufällig über den<br />

Weg laufen (Miguel San Juan ist seit drei<br />

Jahren Single; Anm. d. Red.). Es muss<br />

Schicksal sein - eine Begegnung in einer<br />

Bar oder einem Club. Dann könnte es bei<br />

mir funken.<br />

MIGUEL SAN JUAN<br />

Geburtsdatum: 13.8.1978<br />

Sternzeichen: Löwe<br />

Grösse: 191 cm<br />

Lieblingsmusik: House<br />

Traumauto: Porsche<br />

Lieblingsessen: Sushi<br />

Lieblingsgetränk: Guter Rotwein<br />

Lieblingsstadt: Barcelona<br />

Liebstes Kleidungsstück: Sonnenbrillen<br />

Hobby: Party machen<br />

PROMITALK 23


Thema: Fata Morgana, Fotograf: Phil Jeker,<br />

Make Up: Angela Frei, Kleid: Catherine Forcart, Model: J<strong>im</strong>enas Ramos


MODE / Die Atmosphäre ist angespannt, das Produkt soll überzeugen.<br />

Im zweiten Zündstoff-Shooting versucht sich das Jungartisten-Team<br />

am Thema «Fata Morgana».<br />

»<br />

Die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Fotostudio von Phil<br />

Jeker (28) ist gelöst, es wird gelacht und<br />

gescherzt, das Team ist hoch motiviert<br />

und auch gut vorbereitet. «Das Team<br />

ist super. Als wir uns das erste Mal<br />

getroffen haben, war sofort alles klar.<br />

Es hat einfach gefunkt», schwärmt Friseurin<br />

Nadine Schmid (29), die in letzter<br />

Minute zum Team gestossen ist. Sie<br />

ist gerade dabei, das Haar von Model<br />

J<strong>im</strong>enas Ramos (20) aufzutoupieren und<br />

mit Kunsthaar zu ergänzen, um «das<br />

Wilde der Wüste zum Ausdruck zu brin-<br />

«Der Einstieg in das Model-Business verlief ganz<br />

klischeehaft: Ich wurde <strong>im</strong> Fitness-Center angefragt,<br />

ob ich Lust hätte.» Model J<strong>im</strong>enas Ramos<br />

gen». Auf ihrer Stirn sch<strong>im</strong>mern goldene<br />

Refl exe: «Gold symbolisiert für mich den<br />

Sand, das Heisse und das Ausgetrocknete<br />

der Wüste», erklärt die Friseurin.<br />

Ergänzt wird diese Kreation durch zwei<br />

ins Haar gesteckte Schmetterlinge. Sie<br />

sollen das Mystische und Unwirkliche<br />

einer Fata Morgana darstellen, passen<br />

jedoch eher in ein Blumengesteck<br />

als in die Wüste. Weiter bemalt Nadine<br />

J<strong>im</strong>enas Arm geschickt mit Henna Tattoos.<br />

Visagistin Angela Frei (20) kombiniert<br />

passend dazu ein Make-Up mit<br />

Smokey-Eyes und falschen W<strong>im</strong>pern,<br />

die J<strong>im</strong>enas Katzenaugen noch grösser<br />

wirken lassen. Auch Arme und Beine<br />

erhalten einen Goldsch<strong>im</strong>mer. «Ich<br />

> Verstanden sich gut: Visagistin Angela,<br />

Designerin Catherine und Fotograf Phil<br />

2. Newcomer-Shooting; Thema: Fata Morgana<br />

EINE GÖTTLICHE ERSCHEINUNG<br />

habe zwei Make-Up-Vorschläge zu diesem<br />

Thema erarbeitet. Das eine war<br />

sehr farbig, das andere sehr dunkel. Wir<br />

haben uns für das dunkle entschieden,<br />

weil es besser zur mystischen St<strong>im</strong>mung<br />

passt», erklärt Angela.<br />

Passend zum Make-Up bereitet Fotograf<br />

Phil einen goldenen Hintergrund<br />

aus Refl ektordecken vor. «Ich möchte<br />

J<strong>im</strong>ena als mystische, göttliche Erscheinung<br />

in Szene setzen», erklärt Phil und<br />

sagt: «Gleichzeitig möchte ich mit den<br />

Begriffen der Sinnestäuschung und der<br />

Spiegelung arbeiten.»<br />

Designerin Catherine Forcart (28) hat<br />

ein Kleid aus ihrer Abschlusskollektion<br />

ausgewählt, zu der sie sich von der<br />

Kreisformel «U=2πr» inspirieren liess.<br />

Das Kleid besteht aus zur Hälfte aufgeschnittenen<br />

Kreisen, die ineinander<br />

genäht sind. So entsteht eine spannende<br />

asymmetrische Kreation, die zum einen<br />

etwas Mystisch-Orientalisches hat, zum<br />

anderen aber durchaus an eine weitläufi<br />

ge Wüstenlandschaft erinnert.<br />

Das Kleid ist Model J<strong>im</strong>ena wie auf den<br />

Leib geschneidert. Sie steht das erste<br />

Mal als Model vor der Linse. Ihr Einstieg<br />

in das Modelbusiness verlief ganz klischeehaft:<br />

«Ich wurde <strong>im</strong> Fitnesscenter<br />

angefragt, ob ich Lust hätte, es einmal<br />

zu probieren.» Von Nervosität ist ihr<br />

nichts anzumerken, ruhig und professionell<br />

n<strong>im</strong>mt sie die Posen ein, die ihr<br />

Phil vorschlägt.<br />

MODE<br />

MODE 25


MODE<br />

Anzeige<br />

Der 28-Jährige hat sich verschiedene<br />

Möglichkeiten der Inszenierung überlegt,<br />

die nun ausprobiert werden sollen.<br />

Als Erstes lassen sie mit Hilfe eines<br />

Ventilators einen transparenten roten<br />

Schal über die <strong>im</strong> «Sand» kniende J<strong>im</strong>ena<br />

wehen. Diese Idee wird jedoch bald<br />

wieder verworfen. «Das ist zu sehr ein<br />

Zufallsprodukt», lehnt Phil die Idee<br />

be<strong>im</strong> Betrachten der entstandenen<br />

Fotos auf dem Laptop ab. Als nächstes<br />

versuchen sie es nur mit dem Ventilator.<br />

Doch auch diese Fotos stellen das Team<br />

nicht zufrieden. Doch wer glaubt, die<br />

Startschwierigkeiten würden das Team<br />

entmutigen, der irrt. Nach einer kurzen<br />

Pause machen sie sich ohne Nadine,<br />

die das Team «wegen eines anderen<br />

wichtigen Termins» verlässt, wieder an<br />

die Arbeit. Phil nutzt die Gelegenheit,<br />

die Schmetterlinge aus J<strong>im</strong>enas Haar<br />

zu entfernen und ihre Frisur umzugestalten.<br />

«Das war einfach zu brav. Wir<br />

möchten jetzt etwas Wilderes, das an<br />

eine Löwenmähne erinnert», schlägt er<br />

vor. Eine Nebelmaschine soll nun die<br />

mystische St<strong>im</strong>mung unterstreichen.<br />

Doch auch diese Idee funktioniert nicht:<br />

Auf den Fotos wirkt der Nebel durch das<br />

Blitzlicht zu präsent. Das Team wendet<br />

sich deshalb wieder der Ursprungsidee<br />

zu. J<strong>im</strong>ena soll auf einem Spiegel<br />

fotografi ert werden. «So wollen wir die<br />

Luftspiegelung bildnerisch interpretieren»,<br />

sagt Phil. Catherine stützt den<br />

Spiegel mit ihrem Knie<br />

ab, um das Spiegelbild<br />

zu verzerren, J<strong>im</strong>ena<br />

schaut mit gehe<strong>im</strong>nisvollem<br />

Blick in die<br />

Kamera. Angela berät<br />

bei Posen und nutzt<br />

Shooting-Pausen, um<br />

das Make-Up aufzufrischen.<br />

Nun entstehen<br />

endlich die<br />

Bilder, welche das<br />

Team begeistern. Ob<br />

sie auch unsere Jury<br />

begeistern werden?


DAS TEAM<br />

www.phils-fi nest.ch, Fotografi e<br />

www.forcart.net, Modedesign<br />

Linea Dolce, Hair und Make-Up<br />

UM WAS GEHTS EIGENTLICH?<br />

Diese Jungartisten-Plattform richtet sich<br />

an aufstrebende Models, Designer, Coiffeure,<br />

Make-up-Artisten und Fotografen,<br />

die nicht jünger als 18 und nicht älter als<br />

30 Jahre alt sind. Ihnen wollen das Zündstoff<br />

Magazin und die Visagistenagentur<br />

FACES die Chance bieten, <strong>im</strong> Team ein<br />

Shooting durchzuführen und die Aufnahmen<br />

in einer Zündstoff-Ausgabe exklusiv<br />

zu veröffentlichen. Jede Fotostrecke<br />

steht unter einem best<strong>im</strong>mten Thema:<br />

Sep 06 Reich & Schön<br />

Okt 06 Arm & Hässlich<br />

Nov 06 Chefallüren<br />

Dez/Jan 06/07 Macht<br />

Feb 07 Verachtung<br />

März 07 Fremdgehen<br />

April 07 Eifersucht<br />

Mai 07 Traumfrau/-mann<br />

Interessierte Personen werden aufgefordert,<br />

uns jetzt ihre Bewerbungsunterlagen<br />

(Arbeitsmappe + Lebenslauf)<br />

zukommen zu lassen. Wichtig: Aufl istung<br />

von drei bevorzugten Shooting-Themen<br />

nicht vergessen.<br />

Unsere Adresse:<br />

FACES Visagistenschule<br />

Plattform für Jungartisten<br />

Nauenstrasse 67<br />

4052 Basel<br />

DIE NOTEN DER JURY<br />

Note 1 miserabel<br />

Note 2 misslungen<br />

Note 3 unpassend<br />

Note 4 Thema getroffen<br />

Note 5 gut<br />

Note 6 exzellent<br />

FATA MORGANA - DIE JURY<br />

Nachfolgend die Bewertung der fünfköpfi gen Jury. Die einzelnen<br />

Mitglieder werten ausschliessilch auf ihrem Spezialgebiet.<br />

FOTOGRAFIE CHRISTOPH LÄSER (49)<br />

Christoph Läser, seit 20 Jahren Fotograf für Mode und<br />

Werbung, u.a. für MANOR<br />

Fata Morganas narren die Sinne,sind fl üchtige Luftspiegelungen,<br />

jedenfalls etwas gehe<strong>im</strong>nisvolles und<br />

mystisches. Die Wahl des Hintergrundes erfüllt diese<br />

Anforderungen auch. Dann ist aber schon fertig: Bildausschnitt,<br />

Lichtführung und Modelführung erinnern<br />

eher an ein Bild aus einem Versandkatalog: keine Spur<br />

mehr von Gehe<strong>im</strong>nis. Schade! Note:3,5<br />

MODEDESIGNERIN DANIELA SPILLMANN (50)<br />

Daniela Spillmann, Modedesignerin in Basel<br />

Ich bin begeistert. Das Design ist wirklich neu, das<br />

ganze Outfi t besteht aus Rechtecken. Man sieht dies<br />

auch sehr gut, weil die Photographie perfekt ausgeleuchtet<br />

ist, obwohl das Kleid schwarz ist. Das Ganze<br />

fi nde ich modisch, witzig, spannend, neu und perfekt<br />

bis ins Detail. Siehe Hände, Hand- und Zehennägel.<br />

Dieser Designer und der Photograph verstehen etwas<br />

von Ihrem Handwerk. Note 5<br />

MAKE UP FACES<br />

Dora Borostyan (31) & Regula Zürcher (30), Inhaberinnen<br />

Visagistenagentur FACES<br />

Das Make-Up ist grundsätzlich gut. Die Augen sind<br />

schön betont. Jedoch sollte bei dem unteren W<strong>im</strong>pernkranz<br />

noch mehr falsche W<strong>im</strong>pern geklebt werden. Das<br />

Wangen-Rouge ist zu weit unten. So wird das Gesicht<br />

unvorteilhaft betont. Die Brauen sind nicht schön nachgezeichnet<br />

und das goldige Etwas ist störend und passt<br />

nicht zum Rest. Note:4<br />

MODEL LISA GIGER (49)<br />

Lisa Giger (49), seit 18 Jahren Geschäftsführerin Modelagentur<br />

T<strong>im</strong>e, Zürich<br />

fatamorgana ist für mich eine erscheinung die nicht reel<br />

ist aber dafür wunderschön. das model ist für dieses<br />

bild absolut nicht in fatamorgana like . ihre mundwinkel<br />

hängen so extrem runter dass ich mich fragen muss<br />

was passiert ist. diese aufnahme mit dem model st<strong>im</strong>mt<br />

mich nicht sehr heiter <strong>im</strong> gegenteil: es fürchtet mich!<br />

Note 4<br />

COIFFEUR PIERO ESTERIORE (27)<br />

Piero Esteriore (27), Coiffeur und Entertainer.<br />

Die Frau ist hübsch, die Frisur sexy. Dennoch könnten<br />

die Haare ein wenig wilder sein. Die langen Haare<br />

könnte man zudem mehr in den Vordergrund bringen.<br />

Note 4<br />

Gesamtnote Jury: Note 4.1<br />

MODE<br />

27


DATENWELT<br />

JETZT WIRD GEFILMT<br />

AUSGANG / Partygänger der Schweiz aufgepasst: Ab sofort werdet ihr während<br />

heissen Tanz-Nächten <strong>im</strong> Ausgang nicht mehr bloss fotografi ert. Jetzt<br />

wird gefi lmt. Möglich macht’s das Internet-Portal videooo.ch.<br />

»<br />

28 DATENWELT<br />

Bernhard Seiffert (47) ist überzeugt<br />

von seiner Idee. Überzeugt davon, dass<br />

Videobilder die Zukunft der Ausgeh-Portale<br />

<strong>im</strong> Internet sind. Deshalb schuff der<br />

diplomierte Betriebsökonom das Ausgeh-Portal<br />

«videooo.ch». Bereits jetzt<br />

sind während den <strong>Wochen</strong>enden zwölf<br />

Kameras regelmässig in den heissesten<br />

Clubs von Zürich, Basel und Winterthur<br />

unterwegs.<br />

Schon bald aber startet «videooo.ch»<br />

schweizweit voll durch. «Zurzeit werden<br />

weitere VJ-Teams von uns geschult und<br />

in wenigen <strong>Wochen</strong> werden wir jedes<br />

<strong>Wochen</strong>ende von der Partyszene aus<br />

den Regionen Luzern und Bern, später<br />

auch aus der Westschweiz und dem<br />

Tessin berichten», kündigt er an. Damit<br />

schaffen Seiffert und sein 20-köpfi ges<br />

Team ein Bedürfnis: Denn Party-Videoportale<br />

gibt es in der Schweiz noch nicht.<br />

Deshalb ist Berhard Seiffert überzeugt,<br />

dass er mit seinem Angebot eine Marklücke<br />

schliesst: «Videooo.ch deckt den<br />

Bereich zwischen Partyfotos und Regio-<br />

TV ab. Fotos sind gefrorene Momente<br />

und TV-Beiträge werden meist nur regional<br />

und nur einzeln ausgestrahlt. Hier<br />

bringen wir dem Party-Besucher einen<br />

Mehrwehrt.»<br />

Dennoch legt Seiffert aber grossen<br />

Wert darauf, dass «videooo.ch» nicht<br />

als Konkurrenz der Party-Portale wie<br />

Tilllate und Co. gesehen wird, die das<br />

Party-Geschehen bloss fotografisch<br />

festhalten. «Wir sehen uns defi nitiv als<br />

Ergänzung zu Tilllate, keinesfalls als<br />

Konkurrenz», hält der 47-Jährige fest.<br />

TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: VIDEOOO.CH<br />

Auch Markus Popp, Mitgründer von Tilllate,<br />

sieht die Macher von «videooo.ch»<br />

nicht als Konkurrenten. «Da wir uns<br />

in der Vermarktung nicht in die Quere<br />

kommen, erachten wir videooo.ch auch<br />

nicht als Konkurrenten <strong>im</strong> betriebswirtschaftlichen<br />

Sinn», meint Popp. Die<br />

Idee der bewegten Party-Bilder ist für<br />

ihn nicht ganz neu. «Wir hatten diese<br />

Idee auch, als wir Tilllate starteten»,<br />

sagt Popp. Schlussendlich seien sie<br />

aber davon abgekommen: «Erstens sind<br />

bewegte Bilder schwieriger zu produzieren,<br />

zweitens bin ich der Meinung, dass<br />

der Mehrwehrt gegenüber den Fotos<br />

nicht massiv ist und drittens lässt sich<br />

der Inhalt auch nicht besser vermarkten»,<br />

meint der Tilllate-Mann.<br />

Zumindest hier scheiden sich die Gei-


ster der Party-Portale. Vom Erfolg ist<br />

Bernhard Seiffert nämlich überzeugt:<br />

«Anschauen ist einfach – anklicken<br />

und gucken. Den Videos gehört die<br />

Zukunft.»<br />

INFOBOX<br />

Willst für «videooo.ch» als VJ duch die<br />

Clubs ziehen? Interessierte können sich<br />

unter info@ruhestoerung.ch melden.<br />

Bernhard Seiffert sucht nämlich noch<br />

Kameramenschen.<br />

www.videooo.ch<br />

www.ruhestoerung.ch<br />

www.tilllate.ch<br />

AUSGEGRABEN<br />

Famicom, NES,<br />

«FAXANADU», 1988<br />

> Von einer Prinzessin keine Spur…<br />

MONSTER UND MAGIE, ABER KEINE<br />

PRINZESSINEN - FAXANADU<br />

Ein wackerer Held – so erzählte uns der Hersteller Falcom<br />

<strong>im</strong> Jahre 1988 – kehrt eines Tages von mutigen Abenteuern<br />

zurück und fi ndet seine He<strong>im</strong>atstadt Eolis, die Stadt<br />

der Elfen, verwaist vor. Praktischerweise fi ndet der Held<br />

verstreut doch noch ein paar Einwohner, die ihn nicht<br />

nur mit Waffen und nützlichen Gegenständen ausrüsten,<br />

sondern ihm auch eine Geschichte biblischen Ausmasses<br />

erzählen: Eolis, das sich einst an Frieden und Wohlstand<br />

erfreute, steht am Rande der Vernichtung. Meteorite prasseln<br />

auf den Weltbaum nieder, Ungeheuer treiben ihr<br />

Unwesen, Brunnen vertrocknen und die Menschen werden<br />

von namenlosem Grauen beschlichen. Es gibt nur einen<br />

Weg, den Frieden wieder herzustellen.<br />

Unser Held muss sich in den gigantischen Weltbaum<br />

wagen und das Böse, das sich dort eingenistet hat, vernichten.<br />

Die fantastische Reise durch Faxanadu beginnt!<br />

Auf seinem Abenteuer fi ndet der wackere Streiter allerlei<br />

hilfreiche Waffen und Zaubersprüche, bekämpft brüllende<br />

Drachen, fl iegende Teufel und springende Zyklopen und<br />

das alles wird präsentiert mit beeindruckender Grafi k und<br />

atmosphärischem Soundtrack. Sie unterstützen das klassische<br />

Fantasy-Adventure-Game ideal und sorgen für ein<br />

fesselndes Spielerlebnis allererster Güte. Interessantes<br />

Detail sind vor allem die Besuche bei den unzähligen<br />

Gurus, die <strong>im</strong> ganzen Spiel versteckt zu einer Gebetsstunde<br />

einladen. Ob Ironie oder eine Botschaft dahinter steckt<br />

wissen wohl nur die Gurus selbst. André Witzig<br />

AUSGEGRABEN 29


030GENDER<br />

30<br />

THEMA THEMA #8 #8<br />

AUTOFAHREN<br />

AUTOFAHREN<br />

MARKUS<br />

PRAZELLER<br />

Markus Prazeller (22)<br />

ist Zündstoff-<br />

Redaktionsleiter<br />

Autofahren ist nicht ganz einfach,<br />

soviel vorneweg. Deutlich dokumentiert<br />

wird dies von meiner Gelenkschiene,<br />

die ich seit <strong>Wochen</strong> trage<br />

(siehe Bild). Nun, wie es dazu gekommen<br />

ist, darauf möchte ich gar nicht<br />

detaillierter eingehen. Nur soviel:<br />

Die ungeschickte Person, die meinen<br />

Unfall <strong>im</strong> Ursprung zu verantworten hatte, ist eine<br />

Frau. Wieso musste dieses Weib auch diesem blöden Fussgänger<br />

den Vortritt gewähren. Nun ja, zugegebenermassen<br />

war da ein Fussgängerstreifen, aber trotzdem!!! Doch war<br />

dies lägst nicht meine einzige schlechte Erfahrung <strong>im</strong> Strassenverkehr,<br />

die auf weibliches Fehlverhalten zurückzuführen<br />

ist. Vor zwei Jahren lieh mir mein Vater netterweise («Das<br />

ist eine absolute Ausnahme, mein Sohn.») seinen Porsche<br />

911 Turbo. Mit stolzer Brust fahre ich also - voller Vorfreude<br />

auf die unzähligen Runden, die ich mit der Edelkarosse in der<br />

Innerstadt drehen würde – dem Ausgang entgegen, als ich<br />

plötzlich das Stauende vor mir erblicke und ruhig und gefasst<br />

auf die Bremse trete, um während des Bremsmanövers mit<br />

einem kurzen Griff reaktionsschnell den Warnblinker zu betätigen.<br />

Das hätte ich mir sparen können. Denn ein kurzer Kontrollblick<br />

in den Rückspiegel offenbart mir ein gar unschönes<br />

Bild: Mit hoher Geschwindigkeit nähert sich ein Geländewagen<br />

der 180 000 Franken-Karre meines Vaters. Ich bekomme<br />

es mit der Angst zu tun. Zu spät. Erst auf dem Pannenstreifen<br />

kann ich mich wieder fassen. «Das ist doch halb so schl<strong>im</strong>m,<br />

Hauptsache Sie sind unverletzt geblieben», versucht mich<br />

die Dame zu beruhigen, die den ausgewiesenen Totalschaden<br />

und die einjährige Funkstille zwischen meinem Vater und mir<br />

zu verantworten hat. Das sei nun schon ihr sechster Unfall<br />

dieser Sorte und es sei «am Ende noch <strong>im</strong>mer gut gekommen»,<br />

bleibt sie hartnäckig. Und überhaupt, schwenkt sie<br />

argumentativ um, hätte ich ja nicht gleich so stark abbremsen<br />

müssen. «Dann wäre das alles nicht passiert», wird sie laut.<br />

«Warum», frage ich. «Weil ich dann nicht mehr in den Spiegel<br />

geschaut hätte», antwortet sie gereizt. Und mir war noch, als<br />

hätte sie einen auffallend frischen Teint.<br />

FABIENNE<br />

HEYNE<br />

Fabienne Heyne (22)<br />

arbeitet als Moderatorin<br />

bei VIVA.<br />

Man kann schlecht<br />

sagen, wer nun tatsächlich<br />

die bessere<br />

Autofahrerin /<br />

der bessere Autofahrer sein soll, zumal es<br />

noch <strong>im</strong>mer kein Messgerät für fähiges Autofahren gibt!<br />

Ich bin mir aber sicher, dass man bei diesem Thema nicht alle<br />

in denselben Topf werfen kann. Die Zeiten, als die Frauen<br />

noch vorsichtiger, langsamer und ängstlicher als die Männer<br />

Auto fuhren, sind vorbei, defi nitiv passé! Mann könnte<br />

nun sagen: Genau das ist das Problem, die blöden Weiber<br />

überschätzen sich! Das tun wir nicht, abgesehen vom Parken.<br />

Und trotzdem nutzen wir ganz stur die Frauenparkplätze, die<br />

ja nicht nur unserer Sicherheit dienen, sondern auch absichtlich<br />

grösser gebaut sind, NICHT! Viel lieber machen wir uns<br />

eine Stunde lang selber Mut zum richtigen und unfallfreien<br />

Parkieren.<br />

Aber wie gesagt, was das Fahren selber anbelangt, da gibt es<br />

zwischenzeitlich Frauen, die als Mantafahrerinnen viel Geld<br />

verdienen könnten.<br />

Nun aber mal ehrlich: Vielleicht fi nden wir es ja auch toll,<br />

dass wir zu Fernando Alonso-Zeiten nicht selber fahren sondern<br />

einfach nur schaaaauuuen, einfach nur geniiiiessen und<br />

konsumieren wollen. Wir wollen doch gar nicht in die Rolle<br />

der Raserin schlüpfen, die sich auf der A1 ein Rennen gegen<br />

einen Typen liefert und dabei peinlicherweise auch noch<br />

gewinnt. Wo würde das denn hinführen?<br />

Nein, nein, da nehmen wir auch gerne mal ein «Frau am<br />

Steuer, Achtung Ungeheuer» in Kauf. Wir schmunzeln, nicken<br />

verständnisvoll und freuen uns ganz einfach darüber, dass<br />

wir, weil wir ja keine Ahnung vom Autofahren haben, demnach<br />

das Auto auch nicht putzen, die Sommerreifen montieren und<br />

die Vogelscheisse von der Windschutzscheibe abkratzen dürfen.<br />

Ach was für ein Jammer!<br />

Über was sollen Markus und Fabienne schreiben? Sendet uns eure Themen!<br />

info@zuendstoff-magazin.ch


Über 400 Bewerberinnen und Bewerber wollten den<br />

Job als Moderator/in der Sendung «Joya Rennt» (auf<br />

SAT.1). Den Einzug ins Finale haben nur gerade zehn<br />

geschafft - darunter auch die freche Zündstoff-Kolumnistin<br />

Fabienne Heyne (22).<br />

Ob Fabienne das neue Gesicht von «Joya rennt» wird,<br />

hängt auch von Euren St<strong>im</strong>men ab. Votet darum jetzt<br />

für Fabienne und sendet ein SMS mit dem Inhalt FABI-<br />

ENNE an die Nummer 920 (1.-/SMS) oder wählt<br />

die Telefonnummer 0901 908 162 (1.-/Anruf).<br />

Ob sich Fabienne durchsetzen kann, erfahrt<br />

ihr am 21. Juli auf SAT.1.<br />

Zündstoff fordert: Fabienne Heyne<br />

als neue Moderatorin von «Joya<br />

rennt»!<br />

www.fabienneheyne.ch<br />

www.dascasting.ch<br />

PROPAGANDA<br />

31

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