Kurzurlaub in Amsterdam - Escales-Verlag

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Kurzurlaub in Amsterdam Touristeninformation in Amsterdam Leider haben wir selten so schlechte Erfahrungen mit einer Touristeninformation gemacht wie in Amsterdam. Im Vorfeld wurden E-Mails entweder gar nicht, oder knapp und mit veralteten Informationen beantwortet. Vor Ort versuchten wir an zwei verschiedenen Tagen Informationen für Rollstuhlfahrer für ein Wochenende in Amsterdam zu bekommen. Vergeblich. Weder zu Sehenswürdigkeiten, noch zu Übernachtungsmöglichkeiten und Nahverkehr bekamen wir brauchbare Informationen. Die Angestellte am ersten Tag verstand nicht einmal das Problem: "In Amsterdam kann man fast alles auch mit dem Rollstuhl machen, fahren Sie einfach los, ich gebe Ihnen noch schnell eine Broschüre mit." Eine eindeutig falsche Aussage, und die Dame war auch nach gezielten Fragen wie etwa nach barrierefreien WCs nicht in der Lage, die Problematik zu erkennen. "Es gibt in jedem Stadtteil öffentliche barrierefreie WCs, ich weiß nur gerade nicht, wie man die findet." Wir haben kein einziges während unserer Zeit in der Stadt zu Gesicht bekommen. Tag zwei, nächster Versuch, eine andere Ansprechpartnerin. Sie ist wesentlich freundlicher und fragt gezielt nach unseren Wünschen. WCs? Leider weiß sie nicht weiter, meint aber, wir könnten schließlich in jedem größeren Hotel ein Behinderten-WC benutzen. Wir bitten sie mal probehalber, bei ein paar Hotels anzurufen, denn nicht jedes habe eine öffentlich zugängliche Behindertentoilette und es sei auch nicht überall üblich, diese frei zugänglich zu machen. Die Frau ist sichtlich verwundert und versucht es bei drei Hotels. Fehlanzeige. Wenigstens ist es ihr peinlich, und sie gibt sich in den nächsten 30 Minuten große Mühe, brauchbare Informationen für uns im Internet zu finden. Leider scheint sie weniger Ahnung von Internetrecherche zu haben, als die meisten Rollifahrer mit eigenem Computer, denn sie findet nichts, weder zu Touristenattraktionen, noch zu Ausflugszielen oder gar Restaurants. Nach insgesamt fast einer Stunde geben wir genervt auf und gehen ohne einen brauchbaren Tipp, aber mit vielen Falschinformationen, wie etwa der, dass der gesamte Nahverkehr problemlos auch für E-Rollifahrer nutzbar wäre, was leider komplett unzutreffend ist. Fazit: ein riesiges Minus für die Amsterdamer Touristeninformation. Es ist unbegreiflich, wie ein derart großer Betrieb mit täglich parallel mindestens acht Mitarbeitern so absolut unvorbereitet auf Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte sein kann. Bei einer Weltstadt wie Amsterdam ist es alleine schon enttäuschend, dass es keine passende Broschüre gib, aber dass niemand die simpelsten Fragen beantworten kann, ist wirklich peinlich. Wer es dennoch probieren und die Kompetenz der Touristeninformation selbst testen möchte, findet sie gegenüber dem Haupteingang des Central Station am Hafen, Montag bis Freitag von 8.00-18.00 Uhr, Tel (0031 (0)20) 201 88 00, E-Mail: info@atcb.nl. Rollstuhl-Kurier 3-2011 kleine Cafés mit ganz eigenem Charme. Hier lohnt sich ein Spaziergang für Menschen, die Freude daran haben, kleine Details zu entdecken. Am besten gelangt man zum Viertel Jordaan vom Hauptbahnhof aus zu Fuß über die Haarlemmerstraße und von dort nach links über die Prinsengracht. Die Haarlemmerstraat ist trotz ihrer zentralen Lage kein typisches Touristenpflaster. Sie wird gesäumt von kleinen Läden, Alltagsgeschäften und ein paar Cafés. Viele Niederländer machen hier ihre Besorgungen oder sitzen entspannt beisammen. Von der vollen Innenstadt aus kommend hilft der Bummel durch die Haarlemmstraat, sich auf das ruhige Viertel Jordaan einzustimmen. Tipp: an der Haarlemmerstraat Ecke Prinsengracht gibt es ein wunderbares kleines Käsegeschäft mit freundlicher Bedienung, die gerne probieren lässt und auch kleine Portionen liebevoll schneidet und verpackt. Käse, Wein und Snacks für ein genüssliches Picknick, einen romantischen Abend im Hotel oder als Mitbringsel sind hier gar nicht so teuer, wie die Optik eines Feinkostladens vermuten ließe. Für Rollifahrer ist das Jordaan gut zu durchfahren, wir haben aber keine barrierefreien WCs finden können. Die in vielen Reiseführern genannten Hofjes, schöne Innenhöfe, die für Besucher geöffnet sein sollten, waren meist nur über Stufen erreichbar oder sogar verschlossen. Ein Lichtblick für neugierige Rollifahrer ist das Hofje in der Karthuiserstraat 89-171, ein netter kleiner Innenhof mit einem Gärtchen, in dem im Schatten der Bäume die Fahrräder der Bewohner zwischen Blumen stehen. Grachtenfahrt durch Amsterdam Welcher Besucher Amsterdams möchte sie nicht erleben, die berühmte romantische Grachtenfahrt durch die Kanäle der Stadt. Angeblich offenbart sich dabei die schönste Seite der Hafenstadt, der Blick vom Wasser aus über die Hausboote die schönen Häuserfassaden hinauf. Die Standardtouren der meisten Reedereien führen zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie etwa durch den Hafen, durch die prächtigen Grachten und unter den malerischen und berühmten Brücken hindurch. Die Reederei Lovers macht dieses Erlebnis auch für Rollstuhlfahrer möglich. Denn zur Flotte von Lovers gehört auch das barrierefreie Schiff "Jannes", das mehrere Rollifahrer an Bord nehmen kann. Die "Jannes" verfügt über einen elektrischen Lift aufs Schiffsdeck sowie einen breiten Mittelgang, über den Rollifahrer bequem zu den Kopfenden der Tische gelangen oder auf die Sitzbänke überwechseln können. Außerdem gibt es an Bord eine für Rollifahrer geeignete Toilette, deren Kabine geräumig genug ist, die allerdings nicht über Haltegriffe verfügt. Allerdings sind aus Sicherheitsgründen bei eventuellen Evakuierungen und wegen des Gewichtes leider keine E-Rollis auf dem Schiff erlaubt. Das barrierefreie Boot "Jannes" fährt mehrmals täglich, allerdings zu variabler Uhrzeit. Der aktuelle Einsatzplan kann morgens am Anleger oder telefonisch jeweils ab 9 Uhr erfragt werden. Bei Voranmeldung einige Tage im Voraus ist es in der Regel auch möglich, das Schiff zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. für eine der von der Reederei angebotenen Thementouren, einzusetzen. Leider muss noch erwähnt werden, dass die Informationen durch die Reederei Lovers im Vorfeld unseres Besuches per E-Mail und am Anleger teilweise widersprüchlich waren. Per E-Mail wurde uns unter anderem bei der ersten Anfrage mitgeteilt, es gebe leider kein für Rollstuhlfahrer nutzbares Schiff. Beim zweiten Versuch allerdings wurde die Existenz des entsprechenden Schiffes durch eine andere Person per E- Mail bestätigt. Kleinere Probleme gab es zunächst auch am Anleger, wo uns zweimal eine etwas zu frühe Abfahrtszeit genannt wurde. Trotzdem war der Ser- - 18 -
vice vor Ort sehr freundlich und hilfsbereit, und die schließlich tatsächlich durchgeführte Grachtentour war die Mühe allemal wert. Unser Reiseteam kann eine Grachtenfahrt in jedem Fall wärmstens empfehlen. Sie bietet wunderschönes Ausblicke, viele interessante Informationen und genug Fotomotive für das heimatliche Album oder die private Bildervorführung zu Hause. Kontakt: Reederei Lovers, Verkauf und Abfahrt Prins Hendrikkade 25, 1012 TM Amsterdam, Tel. (0031 (0)20) 530 54 12, www.lovers.nl bzw. www.lovers.de, info@lovers.nl. Informationen im Internet: Leider ist es nicht einfach, im Internet brauchbare aktuelle Informationen für Rollstuhlfahrer zu finden, die Amsterdam besichtigen möchten. Unter www.niederlande.de findet man zwar über die Rubrik Service zum Themenbereich "Behindertengerecht", aber die Informationen sind dürftig. Es gibt lediglich eine Übersicht angeblich barrierefreier Luxushotels und Museen der Niederlande. Allerdings fehlen jegliche Details, und weder funktionieren die Links zu den Museen noch der Link "Aktuelle Ausstellungstipps". Eine etwas bessere Seite wird von "Accessible Amsterdam" geführt. Auf www.toegankelijkamsterdam.nl finden sich unter den jeweiligen Rubriken wie Restaurants, Museen, Theater und Cafés detaillierte Beschreibungen zu der jeweiligen Eignung für verschiedene Behinderungen. Die Seite ist allerdings auf Niederländisch. Wegen der Ähnlichkeit zur deutschen Sprache und mit ein wenig Fantasie lässt sich das Wichtigste jedoch verstehen. Schade ist, dass die Seite längere Zeit nicht aktualisiert wurde. Manche der genannten Lokale gibt es z.B. auf den angegebenen Internetseiten nicht mehr. Trotzdem ist die Seite sehr hilfreich. Barrierefreie Grachtenfahrten. Übernachtungstest Ibis Amsterdam Centre: In Amsterdam gestaltete es sich per Internetrecherche nicht gerade einfach, Hotels mit Rollizimmern fern von den üblichen internationalen Nobelhotels zu finden. Da die Touristeninformation auch nach mehrfacher Anfrage keine Hilfe ist, sind wir froh, einen der üblichen Klassiker unter den Hotelketten zu entdecken: das Ibis. In Amsterdam liegt ein Ibis-Hotel in der Innenstadt, das Ibis Amsterdam Centre, zwei weitere gibt es weiter außerhalb. Wir kennen die Ibis-Hotels von vielen Reisen: oft etwas schlicht, sauber, modern, eher günstig, kein übertriebener Komfort und mit allem ausgerüstet, was man als Tourist für ein paar Tage Aufenthalt braucht. Dazu kommen meist guter und freundlicher Service sowie in der Regel mindestens zwei geräumigere und barrierefreie Zimmer pro Hotel. Gleich vorweg: was diese Erwartungen angeht, sollten wir nicht enttäuscht werden. Dennoch möchten wir Ihnen ein paar kleine Besonderheiten unseres Tests nicht vorenthalten: - 19 - Rollstuhl-Kurier 3-2011
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Seite 17: nach unserer Abreise. Bleibt zu erw

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