JUGENDMAGAZIN DES HANDWERKS - Handfest-Online
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handfest 04 2012 34 „ Wenn man sich nicht selbst hinterfragt und auch mal von oben beobachtet, dann bleibt man stehen.“ peTer inHoven
handfest 04 2012 Als 1938 das Ehepaar Inhoven ihre Metzgerei ins Leben rief, konnten sie nicht ahnen, dass ihr Enkel eines Tages mal für Furore im Gewerbe sorgen sollte. Für Peter Inhoven (44) stand nach dem Abitur fest, dass er nichts anderes machen wollte. Er fühlte sich wohl, wenn er nach der Schule in den Laden oder auf den Hof ging. Aber: "Ich wollte nicht immer nur oma Agnes Zungenwurst verkaufen." Peter Inhoven ist eine Zierde seiner Zunft. Ein umtriebiger, grundsympathischer, kreativer Wirbelwind, der zwar Wert auf die Tradition seines Handwerks legt, gleichzeitig aber neue Wege zu gehen bereit ist. Sein Düsseldorfer Laden, den er Fleisch- und Wurstzirkus nennt, bietet neben herkömmlichen Metzgereiwaren auch allerhand ungewöhnliches. Denn zusammen mit seiner Frau, der Köchin ulli Sylvester, vertreibt er zudem Eigenkreationen und Klassiker wie Zitronentarteletts, Birnenmarmelade mit Rosinen oder Quitten Holunder Vinaigrette. und das alles auch noch ungewöhnlich schick verpackt. Das Schöne am Beruf ist, wie er sagt, dass man an allen Produktionsabläufen beteiligt ist: Einkaufen, gewinnen, verarbeiten, verkaufen. Das Handwerk sei kreativer geworden, nicht zuletzt durch die Grenzöffnungen. Neue Kulturen bedeuten auch neue Geschmäcker und neue Gewürze. und durch das neue Ernährungsbewusstsein in der Bevölkerung ist man auch als Fleischermeister mit neuen Herausforderungen konfrontiert. und die nimmt er gerne an, er sucht sie geradezu. Ingwer- und Wasabiwürste Mit seinen stadtbekannten Wurstevents und dank seiner extrovertierten Art gelingt es ihm auch "die Avantgarde und das Intelligenzpublikum anzuziehen, die sich eigentlich fleischlos ernähren, jetzt aber sagen: och, das probier ich auch mal. Wenn man nur Grillschinken und Kartoffelsalat anbietet, klappt das natürlich nicht." und so heißen seine Bratwurst-Variationen beispielsweise Politbüro (mit Apfel und Meerrettich) oder Shanghai-Tiger (mit Ingwer und Wasabi). Er sagt, es mache ihm großen Spaß, Dinge auszuprobieren. und: "Wenn man sich nicht selbst hinterfragt und auch mal von oben beobachtet, dann bleibt man stehen." Mittlerweile hat ein niederländischer Möbeldesigner die eigenwilligen Kreationen für seine Showrooms entdeckt, in denen er Design und Food miteinander kombinieren will. und auch über das Internet werden demnächst neue Vertriebswege gestartet. Keine Zeit für Stillstand Mit Sätzen wie: Das war so, das ist so, das bleibt so, kann Inhoven nichts anfangen. und er ist auch einer, der durchaus kritisch mit der Zunft umgeht: "Es gab auch in meiner Vorgänger-Generation sicherlich einige, die etwas zu rustikal und brachial mit dem Beruf umgegangen sind und auch dem Nachwuchs durch fehlende Einsicht den Beruf verleidet haben. Dabei geben uns unsere Mitarbeiter doch ihr Wichtigstes: ihre Lebenszeit. Vielleicht sollte man sich das mal aufs Brot schmieren." Bei Metzgermeistern wie Inhoven muss sich die Zunft um ihren Ruf keine Sorgen machen. www.inhoven.de www.going-future.de 35
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Als 1938 das Ehepaar Inhoven ihre Metzgerei ins Leben rief, konnten sie nicht ahnen, dass ihr Enkel eines<br />
Tages mal für Furore im Gewerbe sorgen sollte.<br />
Für Peter Inhoven (44) stand nach dem Abitur fest, dass er nichts<br />
anderes machen wollte. Er fühlte sich wohl, wenn er nach der Schule<br />
in den Laden oder auf den Hof ging. Aber: "Ich wollte nicht immer nur<br />
oma Agnes Zungenwurst verkaufen." Peter Inhoven ist eine Zierde seiner<br />
Zunft. Ein umtriebiger, grundsympathischer, kreativer Wirbelwind,<br />
der zwar Wert auf die Tradition seines Handwerks legt, gleichzeitig<br />
aber neue Wege zu gehen bereit ist. Sein Düsseldorfer Laden, den er<br />
Fleisch- und Wurstzirkus nennt, bietet neben herkömmlichen Metzgereiwaren<br />
auch allerhand ungewöhnliches. Denn zusammen mit seiner<br />
Frau, der Köchin ulli Sylvester, vertreibt er zudem Eigenkreationen<br />
und Klassiker wie Zitronentarteletts, Birnenmarmelade mit Rosinen<br />
oder Quitten Holunder Vinaigrette. und das alles auch noch ungewöhnlich<br />
schick verpackt. Das Schöne am Beruf ist, wie er sagt, dass<br />
man an allen Produktionsabläufen beteiligt ist: Einkaufen, gewinnen,<br />
verarbeiten, verkaufen. Das Handwerk sei kreativer geworden, nicht<br />
zuletzt durch die Grenzöffnungen. Neue Kulturen bedeuten auch neue<br />
Geschmäcker und neue Gewürze. und durch das neue Ernährungsbewusstsein<br />
in der Bevölkerung ist man auch als Fleischermeister mit<br />
neuen Herausforderungen konfrontiert. und die nimmt er gerne an, er<br />
sucht sie geradezu.<br />
Ingwer- und Wasabiwürste<br />
Mit seinen stadtbekannten Wurstevents und dank seiner extrovertierten<br />
Art gelingt es ihm auch "die Avantgarde und das Intelligenzpublikum<br />
anzuziehen, die sich eigentlich fleischlos ernähren, jetzt aber<br />
sagen: och, das probier ich auch mal. Wenn man nur Grillschinken und<br />
Kartoffelsalat anbietet, klappt das natürlich nicht." und so heißen<br />
seine Bratwurst-Variationen beispielsweise Politbüro (mit Apfel und<br />
Meerrettich) oder Shanghai-Tiger (mit Ingwer und Wasabi). Er sagt,<br />
es mache ihm großen Spaß, Dinge auszuprobieren. und: "Wenn man<br />
sich nicht selbst hinterfragt und auch mal von oben beobachtet, dann<br />
bleibt man stehen." Mittlerweile hat ein niederländischer Möbeldesigner<br />
die eigenwilligen Kreationen für seine Showrooms entdeckt, in<br />
denen er Design und Food miteinander kombinieren will. und auch<br />
über das Internet werden demnächst neue Vertriebswege gestartet.<br />
Keine Zeit für Stillstand<br />
Mit Sätzen wie: Das war so, das ist so, das bleibt so, kann Inhoven<br />
nichts anfangen. und er ist auch einer, der durchaus kritisch mit der<br />
Zunft umgeht: "Es gab auch in meiner Vorgänger-Generation sicherlich<br />
einige, die etwas zu rustikal und brachial mit dem Beruf umgegangen<br />
sind und auch dem Nachwuchs durch fehlende Einsicht den Beruf<br />
verleidet haben. Dabei geben uns unsere Mitarbeiter doch ihr Wichtigstes:<br />
ihre Lebenszeit. Vielleicht sollte man sich das mal aufs Brot<br />
schmieren." Bei Metzgermeistern wie Inhoven muss sich die Zunft um<br />
ihren Ruf keine Sorgen machen.<br />
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