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WIR SIND HELDEN - handfest-online.de

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<strong>handfest</strong> 04 2010<br />

<strong>WIR</strong> <strong>SIND</strong> <strong>HELDEN</strong>. 10 Jahre Hel<strong>de</strong>nzeit: 2000 ging’s<br />

los, 2002 <strong>de</strong>r Durchbruch-Titel ‚Guten Tag‘, 2003 das<br />

Debütalbum ‚Die Reklamation‘, 2005 ‚Von hier an blind‘<br />

und 2007 ‚Soundso‘. Seit <strong>de</strong>m 27. August 2010 ist das<br />

aktuelle und vierte Album unter <strong>de</strong>m Titel ‚Bring mich<br />

nach Hause‘ erschienen. Um ihre Musik allerdings wirklich<br />

zu verstehen, braucht man sie live, nah dran und<br />

am besten immer wie<strong>de</strong>r. Ihr Rezept? Die Überzeugung.<br />

Mit Ecken und Kanten, Fehlern und frei, eben Hel<strong>de</strong>n-<br />

Art. Absolut perfekt, weil sie erst gar nicht versuchen,<br />

genau das zu sein. Weil sie sind wie sie sind, weil sie<br />

es leben und weil sie fest an das hier und jetzt und an<br />

ihre Musik glauben. Wir sind Hel<strong>de</strong>n.<br />

36<br />

Wir sind Hel<strong>de</strong>n<br />

Was sind für euch beste Hel<strong>de</strong>n-Momente? Mark Tavassol: Das ist<br />

eine schwierige Frage. Vielleicht sind es die Momente, in <strong>de</strong>nen wir<br />

trotz viel Arbeit und vielen gemeinsamen Jahren zusammenkauern wie<br />

eine Gang und eine Art Humor aus uns herausspru<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r für Außenstehen<strong>de</strong><br />

nur teilweise nachvollziehbar ist. So geschehen beim Vi<strong>de</strong>odreh<br />

zu „Alles“ En<strong>de</strong> Juli. In feinen Anzügen, in <strong>de</strong>nen wir zuvor bis<br />

zum Hals im Schlamm steckten, musste es wohl so kommen.<br />

Auf <strong>de</strong>m aktuellen ‚schönen neuen Album‘ wie ihr es inoffiziell<br />

auch getauft habt, sind noch mehr Akustikinstrumente als bislang<br />

bereits zu hören. Wie kam es dazu? Im Prinzip kommen neue Instrumente<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Zeit immer wie<strong>de</strong>r auf einen zu. Es ist ein wun<strong>de</strong>rschöner<br />

„Trick“ sich diesen Instrumenten mit zum Teil Unbeholfenheit<br />

zu stellen, um auf neue Gedanken also neue Musik zu kommen.<br />

Als Musiker läuft man nicht einfach 100-mal an einem Banjo vorbei.<br />

Irgendwann nimmt man es in die Hand - und schwups.<br />

Genau das wollten wir bei „Bring mich nach Hause“ gerne etwas<br />

vorantreiben.<br />

Was hat es mit <strong>de</strong>m vierten Mann im Studio auf sich? Judith verspürte<br />

die Lust sich mehr und mehr auf ihren Gesang zu konzentrieren.<br />

Das war eine Vision, die eher für Live als fürs Studio gedacht<br />

war. Doch hinzu kam, dass wir uns bei dieser Platte vorgenommen<br />

hatten, sie größtenteils Live einzuspielen, also als Musiker zeitgleich<br />

und nicht nacheinan<strong>de</strong>r. So fehlten praktisch ein paar Hän<strong>de</strong> und wir<br />

gingen bereits vor <strong>de</strong>r Studiozeit auf die Suche. Bei <strong>de</strong>r Gelegenheit<br />

entschied ich mich wie<strong>de</strong>rum hauptamtlich zur Gitarre zu wechseln, so<br />

dass wir eben einen Bassisten brauchten und keinen Gitarristen mehr.<br />

Instrumentenkarussel.<br />

Wir sind Hel<strong>de</strong>n ist viel live und auf Tour. Worauf kommt es an?<br />

Was macht einen Auftritt zum Erlebnis? In erster Linie kommt es<br />

uns darauf an, dass wir die Konzerte gern spielen und diese Freu<strong>de</strong><br />

daran, nicht irgendwann spielen müssen. Alles was dazu seinen Beitrag<br />

leistet, ist bei uns willkommen. Ich bin zum Beispiel innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Reisegruppe auf <strong>de</strong>r Suche nach einer Doppelkopfrun<strong>de</strong>. Spaß beim<br />

Doppelkopf = Spaß auf <strong>de</strong>r Bühne.<br />

In eurer jungen 10-jährigen Bandgeschichte – großen Glückwunsch<br />

übrigens – habt ihr immer wie<strong>de</strong>r auch ‚Nein‘ gesagt, vermeintlich<br />

attraktive Angebote ausgeschlagen. Gibt es vielleicht ein Nein,<br />

auf das ihr beson<strong>de</strong>rs stolz seid? Die wichtigsten Neins entstan<strong>de</strong>n<br />

wohl ganz am Anfang unserer Geschichte. Es haben sich früh ein paar<br />

Weichen stellen müssen und gera<strong>de</strong> da ist man noch unerfahren und<br />

weiß manchmal die Dinge nicht sofort einzuschätzen. Wir sind damals<br />

zum Glück nicht in „falsche Hän<strong>de</strong>“ geraten.<br />

Wenn es Neins gibt, die man bereut, dann sind es welche, die man<br />

schon in <strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong> bereut hat, als wir sie formulierten. Dinge, die<br />

logistisch o<strong>de</strong>r zeitlich nicht möglich zu sein schienen, wie z.B. Musik<br />

zum Film o<strong>de</strong>r ganz konkret eine musikalische Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

französischen Gruppe Phoenix.<br />

Viele unserer Leserinnen und Leser stehen kurz vor <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

ihres Lebens – <strong>de</strong>r Berufswahl. Welcher Ausbildungsberuf<br />

passt, wo fin<strong>de</strong> ich die passen<strong>de</strong> Lehrstelle und wie wer<strong>de</strong> ich mir<br />

überhaupt darüber klar, was ich wirklich will und kann? Wie <strong>de</strong>nkt<br />

ihr darüber? Ich möchte jetzt nicht die alte Bauchgefühl-Schallplatte<br />

auflegen, man sollte sich aber darüber klar sein, dass eine reine Vernunftsentscheidung<br />

womöglich nicht das Maß an Unlust bezahlen<br />

kann, dass man vielleicht irgendwann Tag für Tag zahlen muss.<br />

Ein großer Ausbil<strong>de</strong>r ist das Handwerk. Wie fin<strong>de</strong>t in eurem<br />

Umfeld Handwerk statt? Bei uns wird gera<strong>de</strong> im Live-Sektor viel mit<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n geschaffen. Es macht Spaß zu sehen, wie die Leute miteinan<strong>de</strong>r<br />

arbeiten, etwas auf die Beine stellen und sich dann zusammen<br />

am Ergebnis erfreuen. Ich persönlich behaupte mal dreist, dass<br />

ich zwei rechte Hän<strong>de</strong> habe. Mir hat es immer Spaß gemacht, etwas<br />

zu bauen basteln o<strong>de</strong>r zu reparieren. Freun<strong>de</strong>, die mit Holz arbeiten<br />

dürfen habe ich schon immer benei<strong>de</strong>t.<br />

Ganz kurz:<br />

‚Bring mich nach Hause‘ steht für …eine Art von zu Hause, wie man<br />

es sich auch immer vorstellen mag. Das ist je<strong>de</strong>m selbst überlassen.<br />

Im Tourbus läuft meistens Musik von …weit weit weg.<br />

Nach einem Konzert …ist – um es mit einer Fußballweisheit zu<br />

beantworten – oft <strong>de</strong>r Abend vor einem Konzert.<br />

Foto: Billy & Hells www.billyundhells.<strong>de</strong>

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