Redaktionsmitglied gesucht! - St. Margrethen
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132-4-2012<br />
Das „Team Neff“ bei einem Bike-Ausflug.<br />
nachdenklich. „In dieser Zeit habe ich<br />
mir oft überlegt: kann ich es überhaupt<br />
noch? Kann ich noch mithalten mit der<br />
Konkurrenz oder muss ich das Bike an den<br />
Nagel hängen?“. Doch sie biss sich durch,<br />
ging über den Winter für einige Monate<br />
nach Neuseeland, um an der Wärme trainieren<br />
zu können. Nach der Rückkehr dann<br />
endlich die Diagnose: Ein Darmparasit<br />
hatte ihr alle Kräfte geraubt. Noch während<br />
der Antibiotika-Kur fuhr Jolanda das erste<br />
Rennen in der neuen Saison und fuhr<br />
auf Anhieb auf den 4. Rang, einen Monat<br />
später gewann sie das Weltcup-Rennen<br />
in Nove Mesto (Tschechien). „Da wurde<br />
mir klar: obwohl ich noch nicht hundertprozentig<br />
fit bin, kann ich mit halten. Ich<br />
bin zurück! Das war eine riesige Erleichterung<br />
und eine grosse Freude.“ Es folgte<br />
eine erfolgreiche Saison 2012. Berücksichtigt<br />
man die gesundheitlichen Probleme,<br />
die immer noch anhalten, war es mit drei<br />
Weltcupsiegen, dem Europameister- und<br />
dem Schweizermeistertitel sogar eine<br />
fantastische Saison. Umso grösser ist die<br />
Enttäuschung über die Nicht-Selektion<br />
für die Olympischen Spiele in London. „Als<br />
U23-Fahrerin im ersten Jahr hatte ich gar<br />
nicht die Möglichkeit, mich für die Elite<br />
zu qualifizieren. Ich bedaure sehr, dass ich<br />
durch das Versäumnis von Swiss Cycling<br />
diese Chance nicht bekommen habe. Ich<br />
glaube, ich hätte mithalten können.“<br />
Vom Sport leben können<br />
Die junge Bikerin arbeitet Teilzeit<br />
bei Coop in Rheineck, um ihre Reisen an<br />
die Rennen im In- und Ausland mitfinanzieren<br />
zu können. „Ohne die Unterstützung<br />
meiner Familie würde es aber nicht<br />
gehen. Wir reisen jeweils mit dem Wohnwagen<br />
an die Rennen, meine Mutter Sonja<br />
sorgt für die Verpflegung, mein Vater ist<br />
der Mechaniker. Auch meine Schwester<br />
und mein Bruder kommen an die Rennen<br />
mit und helfen tatkräftig. Sie sind einfach<br />
grossartig und ich bin ihnen so dankbar!“,<br />
Zieleinfahrt.<br />
schwärmt Jolanda vom „Team Neff“. Von<br />
ihrem Ausrüster bekommt sie Kleidung<br />
und Bikes gestellt, Sponsoren wie die Raiffeisenbank<br />
Unteres Rheintal unterstützen<br />
sie. Doch die meisten Ausgaben gehen<br />
zu ihren Lasten. Das könnte sich allenfalls<br />
bald ändern: Mehrere Profi-Teams<br />
möchten Jolanda Neff in ihren Reihen haben,<br />
die Verhandlungen laufen auf Hochtouren.<br />
„Diese Teams übernehmen dann<br />
nebst der Ausrüstung auch alle Kosten für<br />
Reise und Verpflegung. Und sie bezahlen<br />
auch einen kleinen Lohn. Ich hoffe, auf die<br />
nächste Saison in so ein Team aufgenommen<br />
zu werden. Dann kann ich endlich<br />
meine Familie finanziell etwas entlasten.<br />
Mein Ziel ist es, als erste Schweizer Bikerin<br />
vom Sport leben zu können.“ Über den<br />
Winter wird Jolanda in die Spitzensport-<br />
Rekrutenschule eintreten, was ihr ein professionelles<br />
Training unter optimalen Bedingungen<br />
ermöglicht. „Ich setze nun alles<br />
auf die Karte Sport. Dass ich ein <strong>St</strong>udium<br />
beginne, ist auch nicht ausgeschlossen,<br />
aber vorerst möchte ich mich nun ein Jahr<br />
lang voll auf dem Sport konzentrieren.“<br />
Inzwischen sind die Haare getrocknet<br />
und die charakteristischen Zapfenlocken<br />
entfalten ihre volle Pracht. Jolanda<br />
strahlt, wenn sie vom Biken und den<br />
besonderen Emotionen, wie zum Beispiel<br />
am Heimrennen in Balgach, erzählt. Beim<br />
Biken überflügelt sie alle mit einer Leichtigkeit,<br />
die Konkurrenz und Experten<br />
staunen lässt. Und trotzdem ist sie eine<br />
ganz normale junge Frau, die sich in der<br />
Freizeit mit Freunden trifft. „Nur auf den<br />
Ausgang verzichte ich so kurz vor den<br />
Weltmeisterschaften“, erklärt sie. „Denn<br />
dieses Jahr will ich endlich eine WM-Medaille<br />
holen!“<br />
Swiss Cycling ist der nationale Dachverband<br />
für Radsportarten. Mountainbike<br />
(MTB) ist wie <strong>St</strong>rasse, Bahn<br />
und BMX eine olympische Disziplin.<br />
Die Mountainbike-Disziplin Cross<br />
Country ist eine Ausdauerkategorie,<br />
die sich über einen kürzeren oder längeren<br />
Zeitraum erstreckt (1:30 – 1:45<br />
h). Die <strong>St</strong>recken sind sehr vielfältig<br />
und fordern die technischen und physischen<br />
Fähigkeiten der Fahrer. Die<br />
<strong>St</strong>recke muss folgende Eigenschaften<br />
aufweisen: Eine Runde muss ca. 10 km<br />
lang sein und bis zu 400 Höhenmeter<br />
haben. Hilfe von aussen ist ausserhalb<br />
der speziell abgeriegelten Technik-<br />
und Verpflegungszonen verboten,<br />
der Fahrer ist für sich und sein Fahrrad<br />
selber verantwortlich.<br />
Der Internationale Radsportverband<br />
UCI organisiert Weltcup-Rennen,<br />
Europa- und Weltmeisterschaften<br />
und führt eine Weltrangliste aller<br />
klassierten Fahrerinnen und Fahrer.<br />
Der BMC Racing Cup ist die nationale<br />
Rennserie der Schweiz, welche jährlich<br />
rund sieben Rennen und die Schweizermeisterschaft<br />
beinhaltet. Auch hier<br />
wird ein Gesamtklassement geführt.<br />
Am 7. Sept. 2012 gewann Jolanda Neff an den<br />
Weltmeisterschaften in Saalfelden (A) als jüngste<br />
Fahrerin den U-23-Weltmeistertitel im Cross Country<br />
und zwei Tage später die Silbermedaille im Eliminator<br />
Sprint. Wir gratulieren herzlich!<br />
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