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Digital & Medial<br />
Bibliothek 2.0: Hier wird gerappt,<br />
geschrieben und gezockt<br />
Nur zwei Prozent der Deutschschweizer Jugendlichen gehen regelmässig in die Bibliothek,<br />
heisst es in der aktuellen JAMES-Studie. Die Bibliotheken selbst erzählen aber eine ganz andere<br />
Geschichte. Wie sie die Jugend zum Lesen animieren. Text: Claudia Füssler<br />
Kinder sind fleissige<br />
Bibliotheksnutzer. Die<br />
Buben bleiben dann aber<br />
oft in der Pubertät fern.<br />
Adrian und Leonard<br />
haben es sich gemütlich<br />
gemacht. Sie<br />
lümmeln auf grossen<br />
Sitzsäcken, Adrian<br />
mit «Greg’s Tagebuch» in der Hand.<br />
Er kichert ständig vor sich hin, so<br />
dass Leonard von seinem Comic<br />
aufschaut und im Flüsterton fragt,<br />
welche Stelle genau so witzig sei.<br />
Hinter den beiden Buben hocken<br />
Jugendliche vor den PCs, surfen im<br />
Internet und unterhalten sich mit<br />
gedämpfter Stimme. An den langen<br />
Regalen voller Bücher wandern Kinder<br />
und Jugendliche auf und ab. Den<br />
Kopf schräg geneigt entziffern sie<br />
die Schrift auf den Buchrücken,<br />
greifen ab und an eins heraus. «Das<br />
hier ist sooo super», sagt Lea und<br />
packt «Das Schicksal ist ein mieser<br />
Verräter» auf den Stapel Jugendromane,<br />
den ihre Freundin im Arm<br />
hält. Ein ganz normaler Nachmittag<br />
in einer Bibliothek in der Schweiz.<br />
Und dann kommt dieser Satz.<br />
Hans Ulrich Locher sagt, er habe ihn<br />
erschüttert: «Nur zwei Prozent der<br />
Jugendlichen in der Deutschschweiz<br />
nutzen regelmässig eine Bibliothek,<br />
in der Romandie sind es sechs Prozent,<br />
im Tessin zehn Prozent.» So<br />
steht es in der aktuellen JAMES-<br />
Studie geschrieben. JAMES ist eine<br />
Umfrage zum Mediennutzungsund<br />
Freizeitverhalten von 12- bis<br />
19-Jährigen, die die Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften<br />
(ZHAW) durchführt. Seit<br />
2010 wird sie alle zwei Jahre im Auftrag<br />
der Swisscom erstellt.<br />
«Das stimmt absolut nicht mit<br />
unseren Zahlen überein und widerspiegelt<br />
den technikorientierten<br />
Ansatz der Studie. Diese Zahlen<br />
beziehen sich auf die «nonmediale<br />
Nutzung» der Bibliothek; dabei<br />
bezweckt der Besuch einer solchen<br />
Einrichtung in erster Linie die Nutzung<br />
von Medien», sagt Hans Ulrich<br />
Locher, Geschäftsführer der Schwei-<br />
Bild: Fotolia<br />
80 Juni/Juli <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi