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Erziehung & Schule<br />
Eine Erfolgsgeschichte<br />
Im September 2001 erschien die erste Ausgabe von Fritz+Fränzi. 125 Hefte später blicken<br />
wir zurück. Sind die Themen von damals dieselben wie heute? Wie hat sich unser<br />
Magazin verändert? Und wie die Sicht auf Erziehung und Familie? 125 Ausgaben<br />
Fritz+Fränzi – eine Erfolgsgeschichte. Text: Claudia Landolt<br />
Ellen Ringier, die Gründerin<br />
von Fritz+Fränzi,<br />
schuf vor 16 Jahren ein<br />
Magazin für Eltern von<br />
pubertierenden Kindern.<br />
Für Väter und Mütter also, deren<br />
Söhne gerade den ersten Oberlippenflaum<br />
bewundern und sich<br />
plötzlich nur noch in Ein-Wort-Sätzen<br />
äussern. Für Eltern, deren Töchter<br />
in Papa nicht mehr den Helden,<br />
sondern einen in die Jahre gekommenen<br />
stinkpeinlichen Herrn sehen.<br />
Für Eltern, deren Kinder Probleme<br />
machen, ihnen Sorgen bereiten.<br />
In einem Interview 2014 mit der<br />
«Werbewoche» sprach Ellen Ringier<br />
darüber, was sie antreibt: «Die<br />
Öffentlichkeit muss endlich zur<br />
Kenntnis nehmen, dass Familien<br />
zum Teil gravierende Probleme<br />
haben. Wir müssen in diesem Land<br />
aufhören, weg zu schauen.»<br />
Diese Form der Aufmerksamkeitsgewinnung<br />
ist ein Kerngedanke<br />
des Elternmagazins, der in jedem<br />
Heft spür- und lesbar ist. Es sind<br />
keine leichten Geschichten, die wir<br />
Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,<br />
zumuten: Kinder, die kiffen. Kinder,<br />
die an Bulimie leiden, an psychischen<br />
Störungen, an ADHS. Kinder,<br />
die sich radikalen politischen Gruppierungen<br />
anschliessen. Kinder, die<br />
ihre Eltern schlagen. Die von ihren<br />
Eltern getrennt werden, weil die sich<br />
gegenseitig halb totprügeln. Kinder,<br />
die sich wünschen, nicht mehr am<br />
Leben zu sein.<br />
Es sind Themen, die heute genau<br />
so aktuell sind wie 2001, dem Grün-<br />
dungsjahr von Fritz+Fränzi. Die<br />
meisten jungen Menschen wünschen<br />
sich nach wie vor eigene Kinder,<br />
wie zahlreiche Jugendstudien<br />
belegen. Die Familiengründung<br />
erscheint vielen aber immer mehr<br />
als eine riesige Herausforderung:<br />
Die überhöhten Ansprüche ans<br />
Elternsein, die schwierige Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf, die<br />
eigenen finanziellen Möglichkeiten<br />
stehen oft im krassen Gegensatz<br />
zum Kinderwunsch.<br />
Zwei von drei Eltern sind von<br />
Selbstzweifeln geplagt<br />
Entscheidet sich heute ein Paar für<br />
ein Kind, erfährt dieses mehr Aufmerksamkeit<br />
als ein Kind früherer<br />
Generationen. «Die Wohlstandsentwicklung<br />
hat den Trend zu einer<br />
emotionalen Zweiteilung der Gesellschaft<br />
verstärkt: Intimität und Emotionalität<br />
im familiären Rahmen<br />
gegenüber Emotionslosigkeit und<br />
Rationalität in der Berufswelt», sagt<br />
Soziologe François Höpflinger in<br />
Fritz+Fränzi(11/2013). Solche<br />
«Emotionsgemeinschaften» stehen<br />
aber im Spannungsfeld, eine idealisierte<br />
Gefühlswelt mit der alltäglichen<br />
Lebenswirklichkeit ins Gleichgewicht<br />
zu bringen.<br />
Nachgiebigkeit und Gefühlsbetontheit:<br />
Das macht Erziehung nicht<br />
einfacher. In Studien sagen etwa zwei<br />
Drittel aller Eltern, dass sie oft von<br />
Selbstzweifeln geplagt sind, obwohl<br />
sie täglich ihr Bestes geben. «Das<br />
grösste Problem für Eltern ist heute<br />
die Vereinzelung», sagt Fachpsychologe<br />
Philipp Ramming (September-<br />
Ausgabe 2016). «Jede Familie ist eine<br />
eigene Insel, es gibt keine Grossfamilie<br />
mehr und auch keine Normen,<br />
die uns sagen, was wir tun sollen und<br />
was nicht. Die Welt ist so vielfältig<br />
geworden, dass uns in der Erziehung<br />
manchmal die Orientierung abhandenkommt.<br />
Trotzdem ist das Bedürfnis<br />
nach Schutz, Orientierung und<br />
Anlehnung immer da.»<br />
Als Fritz+Fränzi 2001 erschien,<br />
war das Magazin mit dieser Thematik<br />
allein auf weiter Flur. Erziehung<br />
wurde damals vor allem mit<br />
Schwangerschaft, Babyzeit und<br />
Kleinkindjahren assoziiert. Heute<br />
gibt es ein wachsendes Segment an<br />
Magazinen, Blogs und Informationsseiten<br />
im Netz, die sich mit<br />
Lust und Frust in der Kindererziehung<br />
beschäftigen. Auch Zeitungen<br />
und Zeitschriften, deren Kerngeschäft<br />
primär die Berichterstattung<br />
aus Politik und Wirtschaft ist, entdecken<br />
vermehrt Familien- und Ge -<br />
sellschaftsthemen.<br />
Eltern zu sein macht trotz aller<br />
Anstrengungen Freude<br />
Wir möchten unser Magazin noch<br />
stärker als Psychologie-Ratgeber<br />
positionieren, als Wegbegleiter von<br />
Eltern in guten wie in schwierigen<br />
Zeiten. Wir wollen auch in Zukunft<br />
Probleme nicht bewirtschaften, sondern<br />
Lösungsansätze anbieten. Und<br />
mit jeder Geschichte eine wichtige<br />
Botschaft vermitteln: Bei aller<br />
Anstrengung macht es grosse Freude,<br />
Eltern zu sein.<br />
78 Juni/Juli <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi