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06-07/2017

Fritz + Fränzi

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Erziehung & Schule<br />

Eine Erfolgsgeschichte<br />

Im September 2001 erschien die erste Ausgabe von Fritz+Fränzi. 125 Hefte später blicken<br />

wir zurück. Sind die Themen von damals dieselben wie heute? Wie hat sich unser<br />

Magazin verändert? Und wie die Sicht auf Erziehung und Familie? 125 Ausgaben<br />

Fritz+Fränzi – eine Erfolgsgeschichte. Text: Claudia Landolt<br />

Ellen Ringier, die Gründerin<br />

von Fritz+Fränzi,<br />

schuf vor 16 Jahren ein<br />

Magazin für Eltern von<br />

pubertierenden Kindern.<br />

Für Väter und Mütter also, deren<br />

Söhne gerade den ersten Oberlippenflaum<br />

bewundern und sich<br />

plötzlich nur noch in Ein-Wort-Sätzen<br />

äussern. Für Eltern, deren Töchter<br />

in Papa nicht mehr den Helden,<br />

sondern einen in die Jahre gekommenen<br />

stinkpeinlichen Herrn sehen.<br />

Für Eltern, deren Kinder Probleme<br />

machen, ihnen Sorgen bereiten.<br />

In einem Interview 2014 mit der<br />

«Werbewoche» sprach Ellen Ringier<br />

darüber, was sie antreibt: «Die<br />

Öffentlichkeit muss endlich zur<br />

Kenntnis nehmen, dass Familien<br />

zum Teil gravierende Probleme<br />

haben. Wir müssen in diesem Land<br />

aufhören, weg zu schauen.»<br />

Diese Form der Aufmerksamkeitsgewinnung<br />

ist ein Kerngedanke<br />

des Elternmagazins, der in jedem<br />

Heft spür- und lesbar ist. Es sind<br />

keine leichten Geschichten, die wir<br />

Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,<br />

zumuten: Kinder, die kiffen. Kinder,<br />

die an Bulimie leiden, an psychischen<br />

Störungen, an ADHS. Kinder,<br />

die sich radikalen politischen Gruppierungen<br />

anschliessen. Kinder, die<br />

ihre Eltern schlagen. Die von ihren<br />

Eltern getrennt werden, weil die sich<br />

gegenseitig halb totprügeln. Kinder,<br />

die sich wünschen, nicht mehr am<br />

Leben zu sein.<br />

Es sind Themen, die heute genau<br />

so aktuell sind wie 2001, dem Grün-<br />

dungsjahr von Fritz+Fränzi. Die<br />

meisten jungen Menschen wünschen<br />

sich nach wie vor eigene Kinder,<br />

wie zahlreiche Jugendstudien<br />

belegen. Die Familiengründung<br />

erscheint vielen aber immer mehr<br />

als eine riesige Herausforderung:<br />

Die überhöhten Ansprüche ans<br />

Elternsein, die schwierige Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf, die<br />

eigenen finanziellen Möglichkeiten<br />

stehen oft im krassen Gegensatz<br />

zum Kinderwunsch.<br />

Zwei von drei Eltern sind von<br />

Selbstzweifeln geplagt<br />

Entscheidet sich heute ein Paar für<br />

ein Kind, erfährt dieses mehr Aufmerksamkeit<br />

als ein Kind früherer<br />

Generationen. «Die Wohlstandsentwicklung<br />

hat den Trend zu einer<br />

emotionalen Zweiteilung der Gesellschaft<br />

verstärkt: Intimität und Emotionalität<br />

im familiären Rahmen<br />

gegenüber Emotionslosigkeit und<br />

Rationalität in der Berufswelt», sagt<br />

Soziologe François Höpflinger in<br />

Fritz+Fränzi(11/2013). Solche<br />

«Emotionsgemeinschaften» stehen<br />

aber im Spannungsfeld, eine idealisierte<br />

Gefühlswelt mit der alltäglichen<br />

Lebenswirklichkeit ins Gleichgewicht<br />

zu bringen.<br />

Nachgiebigkeit und Gefühlsbetontheit:<br />

Das macht Erziehung nicht<br />

einfacher. In Studien sagen etwa zwei<br />

Drittel aller Eltern, dass sie oft von<br />

Selbstzweifeln geplagt sind, obwohl<br />

sie täglich ihr Bestes geben. «Das<br />

grösste Problem für Eltern ist heute<br />

die Vereinzelung», sagt Fachpsychologe<br />

Philipp Ramming (September-<br />

Ausgabe 2016). «Jede Familie ist eine<br />

eigene Insel, es gibt keine Grossfamilie<br />

mehr und auch keine Normen,<br />

die uns sagen, was wir tun sollen und<br />

was nicht. Die Welt ist so vielfältig<br />

geworden, dass uns in der Erziehung<br />

manchmal die Orientierung abhandenkommt.<br />

Trotzdem ist das Bedürfnis<br />

nach Schutz, Orientierung und<br />

Anlehnung immer da.»<br />

Als Fritz+Fränzi 2001 erschien,<br />

war das Magazin mit dieser Thematik<br />

allein auf weiter Flur. Erziehung<br />

wurde damals vor allem mit<br />

Schwangerschaft, Babyzeit und<br />

Kleinkindjahren assoziiert. Heute<br />

gibt es ein wachsendes Segment an<br />

Magazinen, Blogs und Informationsseiten<br />

im Netz, die sich mit<br />

Lust und Frust in der Kindererziehung<br />

beschäftigen. Auch Zeitungen<br />

und Zeitschriften, deren Kerngeschäft<br />

primär die Berichterstattung<br />

aus Politik und Wirtschaft ist, entdecken<br />

vermehrt Familien- und Ge -<br />

sellschaftsthemen.<br />

Eltern zu sein macht trotz aller<br />

Anstrengungen Freude<br />

Wir möchten unser Magazin noch<br />

stärker als Psychologie-Ratgeber<br />

positionieren, als Wegbegleiter von<br />

Eltern in guten wie in schwierigen<br />

Zeiten. Wir wollen auch in Zukunft<br />

Probleme nicht bewirtschaften, sondern<br />

Lösungsansätze anbieten. Und<br />

mit jeder Geschichte eine wichtige<br />

Botschaft vermitteln: Bei aller<br />

Anstrengung macht es grosse Freude,<br />

Eltern zu sein.<br />

78 Juni/Juli <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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