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Amalie PÖLZER - Ein Leben für die Sozialdemokratie<br />
Amalie Pölzer (geborene Baron), Spitzname<br />
"Maltschi", erblickte am 21. Juni 1871 in Wien<br />
das Licht der Welt. Ihr Großvater war<br />
Ziegelmeister und Ziegelböhme und ewarb sich<br />
besondere Verdienste um die<br />
Sozialdemokratische Bewegung als er Viktor<br />
Adler aufs Werksgelände der Inzerdorfer<br />
Zieglewerke schmuggelte um dort den<br />
unmenschlichen Zustand zu schildern. Amalie<br />
war bei diesem Ereignis anwesend und ihr<br />
politisches interesse für die<br />
sozialdemokratische Bewegung war von<br />
diesem Moment an geweckt. Amalie besuchte<br />
die Volks- sowie Bürgerschule und erlernte den<br />
Beruf der Weißnäherin - was heute dem<br />
Beruf einer Schneiderin entspräche - ein Beruf<br />
der frühes Aufstehen verlangt und bis spät in<br />
die Nacht andauert.<br />
Mit Hilfe ihres Vaters Josef Baron lässt sie sich in den Verein "Bildungsquelle"<br />
einschreiben, allerdings muss sie diese Aktivität sehr geheim halten, gelten die<br />
“Sozialisten” doch als “Proleten-Gesindel” in der Gesellschaft. Um ihre<br />
Leistungsfähigkeit nicht zu gefährden beschließt sie mit fortschreitender Jugend, sich<br />
selbständig zu machen. Endlich kann sie ungehindert zu den Versammlungen gehen<br />
und ihren Weg in der sozialdemokratischen Bewegung beschreiten. Sie wird<br />
Funktionärin in der Unterrichtssektion der "Bildungsquelle" und kümmert sich um<br />
die Bibliothek. Zusätzlich avanciert sie zur Schriftführerin der Gewerkschaft der<br />
Bekleidungsindustrie und zur Obmann-Stellvertreterin des Frauen- Lese- und<br />
Diskutierkreis “Libertas”, wo sie Bekanntschaft mit Adelheid Popp machte. Eine ihrer<br />
ersten Errungenschaften und revolutionären Forderungen ist ein von ihr organisierte<br />
Massenversammlung am 9. Juli 1893 von Frauen aus allen Bezirken Wiens vor dem<br />
Wiener Rathaus. Die Frauen forderten das nach Stand- und Steuerleistung<br />
bestehende Kurienwahlrecht durch ein freies, unmittelbares, gleiches, geheimes und<br />
persönliches Wahlrecht zu ersetzen. Mit ihrer Jugendliebe Johann Pölzer, genannt<br />
"Schani", verbindet sie eine über die persönliche Sympathie hinausgehende<br />
Lebensmaxime: "Ein Festtag ist für mich, wenn die Partei Grund hat sich zu freuen".<br />
1894 gründet Amalie mit Johann und anderen jungen Interessierten die<br />
Bezirksorganisation der Sozialdemokratie im Gasthof Menzel in der Götzgasse. Sofort<br />
im Anschluss an die Organisationsgründung in Favoriten starten Schani und Amalie