seeKONSTANZ April

ERLEBEN
DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
GLAUBE, MACHT
& LIEBE
D – Konstanz | Das Jahr 2016 ist das Jahr
des „lebendigen Mittelalters“ beim Konstanzer
Konzilsjubiläum: Die vielfältigen Veranstaltungsangebote
greifen Themen aus dem
mittelalterlichen Alltag auf und bieten einen
lebendigen Zugang zum Konstanzer Konzil.
2016 rückt die von Peter Lenk geschaffene
steinerne Schöne in den Fokus des dritten
Jubiläumsjahrs; seit 1993 steht die Kurtisane
„Imperia“ am Konstanzer Hafen in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Konzilsgebäude.
Vor 600 Jahren zog das Konzil zahlreiche Angehörige
aller Gewerbe an, die in Konstanz ein
gutes Geschäft witterten, so auch die Prostituierten.
Doch die „Imperia“ steht nicht nur
stellvertretend für die Kurtisanen: Mit Papst
und König in den Händen symbolisiert sie
augenzwinkernd auch die Macht der Frauen.
Zur damaligen Zeit hatten Frauen nur geringen
Einfluss auf das politische Geschehen–
mit Barbara von Cilli, der Ehefrau von König
Sigismund, oder der französischen Königin
Isabeau gibt es aber auch faszinierende Gegenbeispiele.
Die diesjährige „HandWerk-
Stadt“ vom 2. bis zum 8. Mai wirft einen Blick
auf Frauen im Handwerk; Führungen durch
die Stadt und die offenen Werkstätten auf der
Konzilmole geben Einblicke in das heutige Arbeitsleben
engagierter Handwerkerinnen.
Niemand hat das Bild vom Mittelalter so stark
geprägt wie der kürzlich verstorbene Umberto
Eco mit seinem Roman „Der Name der Rose“.
Das Theater Konstanz greift den historischen
Stoff auf und verwandelt den Münsterplatz ab
dem 24. Juni in eine zeitgenössische Benediktinerabtei.
Im Zentrum der Geschichte steht mit
William von Baskerville ein englischer Franziskanermönch
auf heikler politischer Mission.
Zusammen mit seinem jungen Adlatus Adson
von Melk gerät er dabei in einen Strudel krimineller
Ereignisse und rätselhafter Vorfälle.
Ein Spektakel verspricht auch der „Ausflug
in das Mittelalter“ am 28. und 29. Mai zu
werden. An diesem Wochenende verwandelt
sich die Konstanzer Innenstadt in ein buntes,
mittelalterliches Treiben. Ein Treffen historischer
Gruppen aus Deutschland und Tschechien
bildet den Rahmen für Vorführungen
und Lagerleben in Konstanz. Auch Vereine
aus der Region wie die Hegauritter e.V., welche
ihr Lager in der Stadt aufschlagen, oder
die Fahnenschwinger der Niederburg mit ei-
ner Demonstration ihres Könnens, beteiligen
sich an der bunten Mischung, die das Leben
im Mittelalter auf seine eigene Weise wiedergibt.
Diese Reise ins Mittelalter wird abgerundet
durch einen Umzug aller Beteiligten. Der
„Schauplatz Konzil“ bietet am 29. Mai dann
wieder die Möglichkeit, verborgene Orte der
Konzilstadt bei Führungen kennen zu lernen
und einen Blick hinter sonst verschlossene
Türen, Tore und Türme zu erhalten.
Zum dritten Jubiläumsjahr gehört aber auch
das Erinnern an Hieronymus von Prag, dessen
Todestag sich am 30. Mai zum 600. Mal
jährt. Der tschechische Gelehrte war ein enger
Weggefährte von Jan Hus, dem er nicht nur an
den Bodensee folgte, sondern dessen Schicksal
er mit seinem Tod auf dem Scheiterhaufen
teilte. Doch die Erinnerung an Hieronymus ist
im Schatten von Jan Hus verblasst. Eine öffentliche
Vortragsreihe im April und Mai im Konzilgebäude
sowie eine Sonderausstellung im Hus-
Museum ermöglichen, mehr über sein Leben
und Wirken zu erfahren. Die Kirchen laden an
seinem Todestag zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst
in die Lutherkirche ein.
www.konstanzer-konzil.de
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