seeKONSTANZ April

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TITEL
KLEINE
ZIGARRENKUNDE
Was unterscheidet eine Top-Zigarre von
einer weniger guten? Für Kenner ist das
nicht nur eine Geschmackssache. Exklusive
Zigarren sind von Hand gemacht,
„hecho a mano“. Ihr Inneres besteht
aus ganzen Tabakblättern, nicht aus
geschnittenem Tabak. Die Bezeichnung
dafür: Longfiller. Die Blätter werden
vom Zigarrenroller/der Zigarrenrollerin
gekonnt aufeinandergelegt, gerollt und
mit Hilfe einer Holzapparatur in ihre
Form gepresst. Abschließend werden sie
mit einem Deckblatt zur eigentlichen Zigarre
gefertigt. Die Variante mit geschnittenem
Tabak nennt man Shortfiller. Die
können auch maschinell hergestellt werden,
sind meist weniger hochwertig und
daher günstiger. Die Mischung ist eines
der bestgehüteten Geheimnisse des Produzenten.
DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
Ein Unternehmen mit Erfolgsgeschichte: Was
1971 als Tabakfachgeschäft mit Lebensmitteldiscount
begann, wurde unter der Regie von
Urs Portmann zum Eldorado für Aficionados,
und zwar weltweit. Die Voraussetzungen für den
jungen Urs Portmann waren bestens: Er stammt
aus einer Familie, die nach seinen Worten „immer
mit Tabak zu tun hatte“; auch der Großvater
hatte Tabak angebaut. Sein Lehrmeister sei
Zino Davidoff gewesen, erklärt Urs Portmann.
Insbesondere verinnerlicht habe er dessen Imperativ,
den Kunden in den Mittelpunkt jedes
Bestrebens zu stellen. „Qualität und Herzlichkeit“,
das seien die Eckpfeiler seines Erfolges.
Wie sonst sollte es Kunden geben, die ihm seit
45 Jahren die Treue halten? Die Kunden kommen
von überall her, auch aus Asien, Kanada,
den USA. „Ich bin stolz, dass sie den Weg zu uns
finden“, sagt Urs Portmann. Zumeist handele
es sich um Geschäftsleute, die in Europa unterwegs
seien. Während eines kurzen Aufenthaltes
in der Schweiz kommen sie bei Portmann vorbei
und kaufen ein.
Urs Portmann, der Grandseigneur des Tabak,
hat das operative Geschäft kürzlich an seine beiden
Söhne Marc und Thomas übergeben. „Sie
haben die gleiche Passion für Zigarren wie ich.“
Thomas Portmann führt seit 2011 das Geschäft
in St. Gallen 2 , sein Bruder vertrat von 2003
bis 2014 Portmann in Liechtenstein, wechselte
nun aber nach Kreuzlingen, um dort in die Fußstapfen
seines Vaters zu treten. Der persönliche
Kontakt zu den Kunden, wie ihn der Vater immer
vorgelebt habe, sei ihnen sehr wichtig, sagen
sie. Deshalb habe man entschieden, nur zwei
Standorte weiter zu betreiben und diese auch
in Zukunft persönlich zu führen.
Portmann ist in mehrfacher Hinsicht ein Unternehmen
der Superlative. Das supermoderne Tabakfachgeschäft
in St. Gallen verfügt über einen
begehbaren Humidor mit 30 Quadratmeter und
ist aktuell das modernste Tabakfachgeschäft Europas
– hier findet der Kunde wirklich alles, was
sein Kennerherz erfreut. Die Voraussetzung für
erstklassige Produkte bietet aber erst die richtige
Lagerung. In Kreuzlingen sind die Bedingungen
dafür perfekt. Hier lagern im Keller die Schätze
unterschiedlicher Provenienzen, aus Cuba und
Honduras, aus Costa Rica und der Dominikanischen
Republik, die Partagas, Bolívars, Cohibas,
Davidoffs, Romeo y Julietas. Allesamt in Kisten
verpackt, die ihrerseits kleine Kunstwerke sind.
Natürlich reisen die Portmanns dorthin, wo der
Tabak wächst und die Zigarren gefertigt werden.
„Das ist wie beim Wein“, bemerkt Urs Portmann.
„Wir sprechen mit den Tabakbauern über
die Ernte, die ja nicht immer gleich ausfällt. Und
wie der Kellermeister beherrscht ein guter Zigarrenroller
die Fähigkeit, Qualitätsschwankungen
aufzufangen und auszugleichen.“ Versendet
werden die Zigarren mit viel Sorgfalt. „Eine Zigarre
verliert ohne ständige Feuchtigkeit fünfzig
Prozent ihrer Qualität. Bei uns wird jede Zigarre
mindestens ein Vierteljahr gelagert, und sie geht
erst raus, wenn sie perfekt konditioniert ist.“
Zum Qualitätsbewusstsein kommt der perfekte
Service. „Wenn ein Kunde eine Kiste bestimmter
Zigarren wünscht, dann machen wir ihm fünf
Kisten auf, damit er auswählen kann. Jeder Aficionado
hat seine Lieblingsfarbe. Das ist natürlich
zeitintensiv, aber das muss man machen. Es ist
die Liebe zum Produkt, die der Kunde jederzeit
spüren muss.“ Die meisten Zigarren beziehen
die Portmanns aus Cuba. „Wegen des Mythos,
der Tradition und der Qualität“, erklärt Thomas
Portmann.
Viel Liebe stecken die Portmanns aber auch in
ihre anderen Produkte. Dazu gehören die Pfeifen,
wunderschöne Exemplare, aus herrlichen
Hölzern geschnitzt. Die exquisiten Humidore,
ganz oben auf der Wunschliste jedes Zigarrenliebhabers.
Die edlen Feuerzeuge, zumeist von
Dupont. Und die Tabake, ebenfalls ein großer
Erfolg. Rund 60 Sorten gibt es, alle nach Rezeptbuch
selbst gemischt. „Unsere Tabake, ob
mit Schoko-, Vanille- oder Zwetschgenaroma,
sind alle natürlich aromatisiert“, betont Thomas
Portmann.
Dieser Duft, der hier über allem liegt! Ein Genuss!
Genießer sind sie alle drei, die Portmanns.
Genuss-Raucher. Und offensichtlich gibt es immer
mehr Menschen, die es ihnen gleichtun.
„Man kann keine Pfeife und keine Zigarre in
Hektik rauchen“, sagt Urs Portmann. Eine Zigarre
zu rauchen dauert etwa eine Stunde. Slow
smoking als Kontemplation, als temporärer
Rückzug aus der Alltagshektik.
Für die Zukunft ist das Unternehmen Portmann
jedenfalls bestens gerüstet. Es gibt eigene Apps
und, so Thomas Portmann, beste Vernetzung in
den neuen Medien. Denn: „Es gehört zu einem
guten Fachgeschäft, den Kunden alle relevanten
Informationen zur Verfügung zu stellen.“
www.portmanntabak.ch
URS PORTMANNS
LEBENSWERK
2013 erhielt Urs Portmann für sein Lebenswerk
den Zino Davidoff Legacy
Award . 2014 wurde er mit dem „Oscar
der Zigarrenwelt“, dem „ Habanos Man
of the Year“ ausgezeichnet und 2015 mit
dem Titel „Davidoff Depositaire of the
Year“.
KONSTANZ 13