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Izbrisani - Pavlova hiša

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Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon aus, dass eine solche<br />

exisitiert.<br />

Ampak ideologija najbolje deluje takrat ko je naslovniki niti ne prepoznajo in<br />

torej a priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen obstoj.<br />

ISBN:3-900181-14-4<br />

Boris Jaušovec<br />

winter/zima 2005/2006 Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše<br />

winter/zima 2005/2006<br />

Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše


Der Pavelhaus-Chor unter der Leitung von Bruno<br />

Petrischek. Eine Aufnahme vom Oktober 2005. Zbor Pav-<br />

love hiše pod vodstvom Bruna Petrischka. – Posnetek oktob-<br />

ra leta 2005.<br />

Impressum.<br />

Medieninhaber:<br />

Artikel VII-Kulturverein für Steiermark – Kulturno društvo Ğlen 7 za avstrijsko Štajersko<br />

Elisabethinergasse 34, 8020 Graz, Österreich / Avstrija<br />

Telefon / Fax +43 (0) 316/ 77 13 83<br />

Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Laafeld / Potrna 30, 8490 Bad Radkersburg, Österreich / Avstrija<br />

Telefon / Fax + 43 (0) 3476/ 3862<br />

www.pavelhaus.at, pavel.haus@nextra.at<br />

Redaktion – redakcija: Michael Petrowitsch, Susanne Weitlaner<br />

Gestaltung, Satz & Layout – oblikovanje: Roman Klug, 2.U.S.2. / grafics solutions<br />

Fotonachweis – fotografije: wenn nicht anders angegeben Pavelhaus – kadar ni drugače navedeno <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Übersetzung & Lektorat – prevod & lektorat: Susanne Weitlaner, Peter Pirnath, Barbara Predin, Sonja Wakounig<br />

Förderer – pokrovitelj: Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Abt. Volksgruppenförderung – Urad zveznega kanclerja<br />

Republike Avstrije, oddelek za subvencioniranje etničnih skupin<br />

ISBN:3-900181-14-4


Sommerausstellung 2005 – poletna razstava<br />

Bildgalerie – galerija slik I<br />

3


Inhaltsverzeichnis – Vsebina<br />

Inhaltsverzeichnis – Vsebina<br />

Zum Geleit .....................................................5<br />

Spremna beseda .............................................7<br />

Preveč nacionalizma,<br />

premalo patriotizma .....................................9<br />

Zu viel Nationalismus,<br />

zu wenig Patriotismus ................................12<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“– Die „Ausgelöschten“ ...............15<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ ....................................................21<br />

Interview mit Matevž Krivic .....................26<br />

Intervju z Matevžem Krivicem ..................29<br />

Usodna privlačnost juga ..............................33<br />

Schicksalhafter Charme des Südens ..........37<br />

Zeit der Übergänge in Europa ..................... 41<br />

Čas prehodov v Evropi ................................46<br />

Die Universität Graz setzt Akzente ...........53<br />

Univerza Gradec postavlja poudarke ..........56<br />

Grenzen erzählen ........................................ 61<br />

Meje pripovedujejo ......................................67<br />

Moč šibkih ...................................................71<br />

Die Kraft der Schwachen ............................ 76<br />

Auf der Suche<br />

nach einer versunkenen Kultur ..................81<br />

Iskanje davno minule kulture .....................86<br />

Julius Franz Schütz .....................................91<br />

Julius Franz Schütz (SLO) ..........................94<br />

Die Rotunde von Selo .................................97<br />

Rotunda v Selu ............................................99<br />

Niemals vergessen! .................................... 101<br />

Nikoli pozabiti ..........................................104<br />

4<br />

Mariborski judje nekoč ............................. 107<br />

Die Juden von Maribor einst ................... 114<br />

Verleugnung, Vergessen<br />

und Verdrängen .........................................121<br />

Zanikanje, pozabljanje<br />

in izpodrinjanje .........................................129<br />

Kalt-Warm .................................................135<br />

Toplo-Hladno ............................................143<br />

Graz im slowenischen Volkslied ............... 149<br />

Gradec v slovenskih narodnih pesmih ..... 151<br />

Legionäre aus dem Süden ..........................153<br />

Savo Ekmečić im Gespräch .......................157<br />

Legionarji z Juga ........................................159<br />

Pogovor s Savom Ekmečićem ....................163<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut .......165<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti pogled ..... 176<br />

Trate v Evropski uniji ................................185<br />

Trate in der Europäischen Union .............. 191<br />

Jüdisches Schicksal ....................................195<br />

Judovska usoda ..........................................222<br />

Slovenci po svetu .......................................237<br />

Slowenen in der Welt ................................242<br />

Und sie bewegt sich doch … ....................247<br />

In vendar se premika … ............................260<br />

Protestantismus in der Steiermark ...........270<br />

Protestantizem na slovenskem<br />

štajerskem ..................................................278<br />

Dejavniki razvoja Slovenije .......................286<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens ...........296


Zum Geleit<br />

� Text: Michael Petrowitsch<br />

Zum Geleit<br />

Das Jahr 2005 war eine ereignisreiches. Abgesehen von den politischen Veränderungen im Land<br />

Steiermark wurden neue Pläne des Vereins ausformuliert, die positiv aufgenommen wurden. Etwa<br />

gibt es die Idee, slowenische topographische Orts- und Flurbezeichnungen in Form von Kulturtafeln<br />

zu visualisieren. Ein Unterfangen, das auch auf slowenischer Seite anzudenken wäre und<br />

neben dem historischen Aspekt einen wirtschaftlich-touristischen hätte. Man denke an Südfrankreich<br />

oder Irland. Auch in Sachen Schul- und Kindergartenpolitik war der Verein aktiv. Ein<br />

interkultureller Kindergarten im Süden der Steiermark wäre ein Meilenstein in der Geschichte der<br />

steirischen Minderheitenpolitik, dieser Vorschlag ist bei ausgewählten Multiplikatoren auf Gehör<br />

gestoßen und hat eine nachhaltige Diskussion in Gang gesetzt.<br />

Mit der vorliegenden Jahresschrift versammeln wir auch heuer wieder verschiedene Positionen<br />

aus breit gefächerten Sparten. Vier Essays eröffnen den Reigen. Gründungsmitglied Boris<br />

Jaušovec geht der Frage nach, wieviel Abwehrnationalismus ein Land verträgt, während Herwig<br />

Höller anhand der „<strong>Izbrisani</strong>“-Diskussion die Frage stellt, was an Identität und Nichtidentität in<br />

einer modernen Gesellschaft möglich ist. Kulturelle Manifestationen in Beziehung zwischen Slowenien<br />

und den Bruderländern setzt Tanja Petrović und spricht vom mangelnden gesellschaftlichen<br />

und politischen Engagement in der slowenischen Kulturlandschaft. Gleichsam visionär ließ<br />

Wolfgang Petritsch anlässlich des Symposions „Geist und Gegenwart“ auf Schloss Seggau noch vor<br />

der Ablehnung der EU Verfassung in Frankreich mit provokanten Thesen aufhorchen. Er konstatierte<br />

ein Unbehagen: Europa ist in Europa nicht beliebt. Er sprach weiters von einer Verlagerung<br />

Österreichs und der angrenzenden Südslavia ins Zentrum des Kontinents.<br />

Roberta Maierhofer von der Karl Franzens Universität Graz führt uns mit ihrem Beitrag über die Brückenfunktion<br />

zwischen der Grazer Uni und Südosteuropa in den wissenschaftlichen Teil. Angelika<br />

Brechelmaiers Wanderausstellung „Grenzen erzählen“ durften wir im März des Jahres beherbergen,<br />

und Irena Destovniks wissenschaftliche Arbeit über Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft<br />

„Die Kraft der Schwachen“ läutete das neue Jahr ein. Die Beiträge der Autorinnen geben einen Überblick<br />

über die Ausstellungen. Das Übermurgebiet und seine versunkene jüdische Kultur und der<br />

5


Zum Geleit<br />

südsteirische Heimatdichter<br />

Franz<br />

Schütz prägten die<br />

Themenbereiche<br />

von Elisabeth Arlt.<br />

Marjan Toš von der<br />

Synagoge in Maribor<br />

stellt in einem<br />

kurzen Abriss das<br />

jüdische Leben in<br />

Maribor über die<br />

Jahrhunderte vor.<br />

Erfreuliches gibt es von Seiten der jungen Wissenschaftsgeneration<br />

zu berichten. Das Autorenkollektiv<br />

Grilj – Hadler – Hammer betrachtet<br />

den sensiblen Bereich Slavizität der<br />

Steiermark mit einem zeitgemäßen Blick und<br />

löst ihn aus dem leider im universitären Bereich<br />

noch stark ethnozentristisch gedeuteten<br />

Begriff des Kulturerbes, indem sie ihn in einen<br />

emanzipatorischen übersetzen.<br />

Vorstandsmitglied Robert Muscherlins reiches<br />

Arbeitsfeld führte ihn diesmal ins Kulturtouristische.<br />

Er arbeitet mit Jugendlichen<br />

den Wellness- und Thermenboom auf, eine<br />

Ausstellung im Pavelhaus war ein erstes Ergebnis,<br />

sein Beitrag ein zweites. Prof. Erich Prunč<br />

publizierte bereits in den Sechzigerjahren eine<br />

kleine Studie zum Thema: Graz im slowenischen<br />

Volkslied. Eine Idee, die wir gerne noch<br />

einmal aufnehmen und in absehbarer Zeit weiterführen<br />

wollen.<br />

Bereits in Umsetzung ist eine Studie über slowenische<br />

und andere südslawische Torjäger,<br />

die in Österreich reussierten. Wolfgang Kühnelt,<br />

Signallesern wohl bekannt, wird uns<br />

nächstes Jahr mit einem neuen Band über dieses<br />

Thema in unserer wissenschaftlichen Reihe<br />

beehren. Elisabeth Schobers Band in dieser<br />

Reihe liegt bereits in den Händen des Layou-<br />

6<br />

Der Pavelhaus-Chor anlässlich eines Auftritts auf den Grazer Kasematten im Juli 2005 – zbor Pavlove hiše ob<br />

nastopu na graškem Kasematten v juliju 2005<br />

ters. Ihre intensiven Feldforschungsarbeiten<br />

im Radkersburger und Murecker Gebiet über<br />

die zwischenstaatlichen Wechselbeziehungen<br />

in Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wird<br />

hier mit einem kleinen Vorgeschmack beworben.<br />

Auch Sonja Bezjak gehört zur jüngsten<br />

Generation wissenschaftlicher Mitarbeiter, die<br />

das vorliegende Signal bereichern. Sie setzt sich<br />

regionalgeschichtlich mit dem kleinen Grenzort<br />

Trate auseinander und fragt nach der regionalen<br />

Bedeutung der europäischen Einigung.<br />

Der akribisch arbeitende Historiker Franz Joseph<br />

Schober wirbt ebenfalls für seine 2006<br />

im Pavelhaus-Verlag erscheinende Publikation.<br />

Seine spannende Arbeit über jüdische Schicksale<br />

im südoststeirisch-slowenischen Grenzgebiet<br />

würdigt sein eigenes Streben nach Neuem<br />

und Unentdecktem im steirisch-slowenischenungarischen<br />

Umfeld. Marjan Šrimpf, Freund<br />

des Pavelhauses und RTV-Urgestein, stellt uns<br />

in einem kurzen, aber prägnanten Überblick<br />

den Exodus der Slowenen in alle Welt vor und<br />

wirft einen Blick auf Gegenwart und Zukunft<br />

der in Südamerika lebenden Nachfahren.<br />

Der Historiker Hans Peter Wassermann begab<br />

sich in die Region Leutschach an der südsteirischen<br />

Weinstraße, um anhand von erhaltenen<br />

Chroniken Geschichtsschreibung zurechtzu-


Michael Petrowitsch<br />

rücken. Ein Projekt, das sich in breiterer Form<br />

in nächster Zeit mit einer Publikation in unserer<br />

wissenschaftlichen Reihe wieder finden<br />

wird. Anja Zaltas Beitrag zum Protestantismus<br />

in der Untersteiermark und dessen Entwicklung<br />

bis zur Gegenwart und Jernej Zupančičs<br />

Analyse über die nationale Entwicklung Sloweniens<br />

in der neuen Union runden die Jahresschrift<br />

ab.<br />

Als besonderes Zuckerl freue ich mich, eine CD<br />

beilegen zu können, die die Arbeit von Bruno<br />

Petrischek und des Pavelhaus-Chors entsprechend<br />

würdigt.<br />

Keine Jahresschrift ohne Kollektiv: Ein Dank<br />

an die layoutorische Wendigkeit Roman Klugs,<br />

an die sprachliche Zurechtbiegung durch Peter<br />

Pirnaths, an die fachspezifische Unterstützung<br />

der ÜbersetzerInnen und natürlich der koeditorischen<br />

Weitsicht von Susanne Weitlaner.<br />

Spremna beseda<br />

Spremna beseda<br />

Leto 2005 je bilo polno energije. Če odmislimo<br />

politične spremembe v Deželi Štajerski<br />

so bili formulirani in sprejeti novi pozitivni<br />

načtrti društva. Kot recimo ideja, imena slovenskih<br />

topografskih krajev in rek vizualizirati<br />

v obliki kulturnih tabel. Početje, katerega<br />

bi si bilo mogoče omisliti tudi na slovenski<br />

strani in ob zgodovinskih aspektih predstaviti<br />

tudi gospodarsko-turistično stran. Človek<br />

misli pri tem na južno Francijo in Irsko. Tudi<br />

v zadevah šolske ni predšolske politike je bilo<br />

društvo aktivno. Interkulturni otroški vrtec na<br />

jugu Štajerske bi lahko bil mejnik v zgodovini<br />

štajerske manjšinske politike, ta predlog je pri<br />

izbranih multiplikatorjih naletel na posluh in<br />

spravil v pogon trajno diskusijo.<br />

S pričujočim letnim zbornikom smo tudi letos<br />

ponovno zbrali različne pozicije iz širokega<br />

spektra panog.<br />

Štirje eseji odpirajo ples. Ustanovni član Boris<br />

Jaušovec sledi vprašanju, koliko obrambnega<br />

nacionalizma lahko prenesa ena dežela,<br />

medtem ko Herwig Höller sledi vprašanju na<br />

osnovi vprašanja izbrisanih, kaj je mogoče na<br />

podlagi identitete in ne-identitete v moderni<br />

družbi. Kulturne manifestacije in odnos med<br />

Slovenijo in bratskimi deželami opisuje Tanja<br />

Petrović in govori o pomankljivem družbenem<br />

in političnem angažmaju v slovenski kulturni<br />

podobi. Tako rekoč vizionarsko je govoril<br />

Wolfgang Petritsch na simpoziju Geist und<br />

Gegenwart / Miselnost in sedanjost na gradu<br />

Seggau še pred zavrnitvijo EU ustave v Franciji<br />

in postavil provokatne teze v posluh. Evropa<br />

v Evropi ni priljubljena je ugotovil in postavil<br />

Avstrijo in sosednje Južne Slovane v center.<br />

Roberta Maierhofer iz Karl Franzens univer-<br />

7


Spremna beseda<br />

ze iz Gradca nas s svojim prispevkom popelje<br />

čez most znanstvenega in izobraževalnega<br />

dela med Graško univerzo in jugovzhodno<br />

Evropo. Potujočo razstavo Angelike Brechelmaier<br />

„Grenzen erzählen/Meje pripovedujejo“<br />

smo gostili marca tega leta. Znanstveno delo<br />

Irene Destovnik o ženskah v času kmečkega<br />

gospodarstva „Moč šibkih“ je naznanilo novo<br />

leto. Prekmurje in njegova davno minula judovska<br />

kultura in južnoštajerski domovinski<br />

pesnik Franz Schütz sta oblikovala tematska<br />

področja Elisabeth Arlt. Marjan Toš iz mariborske<br />

Sinagoge predstavlja v kratkem obrisu<br />

judovsko življenje v Mariboru skozi stoletja.<br />

Razveseljivo od mlajše znanstvene generacije.<br />

Avtorski kolektiv Grilj – Hadler – Hammer<br />

je opazoval senzibilno področje Slovanstva na<br />

Štajerskem s času primernim emancipatornim<br />

pogledom in pojem kulturne dediščine, ki je<br />

na univerzitetnem področju žal še zelo močno<br />

etnocentristično pojmovan, rešili iz spon ter ga<br />

emancipatorno predelali.<br />

Bogato delovno področje je člana predsedstva<br />

Roberta Muscherlina tokrat popeljalo v kulturno-turistični<br />

sektor, z madino je obdelal termalni<br />

in wellness boom. Prof. Erich Prunč je že<br />

v 60ih delal na manjši študiji o imenu Gradec<br />

v slovenskih narodnih pesmih. Ideja, ki smo jo<br />

radi še enkrat sprejeli in v doglednem času nadaljevali.<br />

Že v končni fazi je študija o slovenskih<br />

in drugih južnoslovanskih nogometaših, ki<br />

so uspevali v Avstriji. Wolfgang Kühnelt, poznan<br />

bralcem Signala, nas bo že v prihodnjem<br />

letu počastil z novo knjigo na to temo za našo<br />

znanstveno zbirko. Knjiga Elisabeth Schober<br />

je že v rokah našega layouterja. Njeno intenzivno<br />

terensko raziskovalno delo na področju<br />

Radgone in Cmureka o meddržavnih izmenjavah<br />

v sklopu EU-pristopa, je tukaj predstavljeno<br />

tako za pokušino.<br />

8<br />

Tudi Sonja Bezjak sodi k mlajši generaciji znanstvenih<br />

sodelavcev, ki so obogatili pričujoč<br />

Signal. Ukvarja se z regionalno zgodovino malega<br />

obmejnega mesta Trate in z regionalnim<br />

pomenom evropskega združevanja. Natančno<br />

in temeljito delo zgodovinarja Franza Josepha<br />

Schoberja bo kot publikacija pravtako izšla<br />

2006 v založbi Pavlove hiše. Njegovo napeto<br />

delo o judovski usodi na južnoštajerskemslovenskem<br />

obmejnem območju časti njegovo<br />

stremenje po novem in neodkritem v<br />

štajersko-slovensko-madžarskem habitusu.<br />

Marjan Šrimpf, prijatelj Pavlove hiše in RTVprakamnina,<br />

nam v kratkem, vendar pregnantnem<br />

pregledu predstavi slovenski eksodus<br />

po vsem svetu in pogled sedanjosti in prihodnosti<br />

v južni Ameriki živečih potomcev.<br />

Zgodovinar Hans Peter Wassermann se je podal<br />

na področje Lučan na južnoštajerski vinski<br />

cesti, da bi na podlagi obstoječih kronik popravil<br />

zgodovinopisje. Projekt, ki se bo v naslednjem<br />

času v širši obliki našel kot publikacija<br />

naše znanstvene zbirke. Prispevek Anje Zalta<br />

o protenstantizmu na Spodnjem Štajerskem<br />

in njegov razvoj do danes ter analiza Jerneja<br />

Zupančiča o razvoju v novem združenju,<br />

zaokrožata letni zbornik.<br />

Veseli me, da lahko kot posebno poslastico<br />

priložimo zgoščenko, ki delu Bruna Petrischeka<br />

in zbora Pavlove hiše daje ustrezno priznanje.<br />

Nobenega letnega zbornika brez kolektiva:<br />

Hvala okretnosti layouterja Romana Kluga,<br />

jezikovnemu lektoriranju Petra Pirnatha, strokovni<br />

podpori prevajalcev/k in seveda daljnovidnosti<br />

sourednice Susanne Weitlaner.


Preveč nacionalizma, premalo patriotizma<br />

Esej<br />

� Text: Boris Jaušovec<br />

Preveč nacionalizma, premalo patriotizma<br />

Nekoč so rekli in verjeli, da obstajata dve različici nacionalizma. Prvi je agresiven, torej nevaren<br />

in vreden vsega obsojanja, drugi pa je defenziven, torej upravičen in pravičen. Dilema je stara,<br />

podobno kot tista o osvajalni, napadalni, in pravični, obrambni vojni. In ni razrešena.<br />

Slovenci so pri sebi v svoji zgodovini do nedavnega v veliki večini prepoznavali zgolj obrambni<br />

nacionalizem. Ta naj bi bil viden predvsem v visokem vrednotenju ohranjanja lastnega jezika, torej<br />

slovenščine, in lastne kulture, ki da se je najbolj profilirala skozi pesništvo in literaturo. Zato ni<br />

naključje, da je na najbolj slikovitem trgu v prestolnici Ljubljani postavljen spomenik največjemu<br />

slovenskemu pesniku Francetu Prešerenu in ne morda kakšnemu spretnemu slovenskemu diplomatu<br />

ali generalu, kakor svoje najznamenitejše trge ponavadi okrasijo številni drugi narodi. Seveda je<br />

slovenski nacionalizem premogel še druge dimenzije, ne nazadnje, ko je šlo za najhujše čase, tudi<br />

vojaško, ki pa so bile tudi zmeraj razumljene kot obrambne. Slovenci v zgodovini pač niso osvajali<br />

tujih ozemelj, sploh pa ne z orožjem. Če je že prihajalo do spopadov, naj bi bila to zgolj obramba<br />

slovenskega etničnega ozemlja. Seveda je takšna obramba lahko upravičena – težava nastane, če si<br />

neko ozemlje v resnici delita dve ali več etnij.<br />

Vendar pustimo zgodovino, ki bi zlahka našla tudi drugačne interpretacije; denimo, čemu je<br />

asimilacijski pritisk zmeraj v slovenski družbi bil zelo visok in nadpovprečno uspešen. Slovenci<br />

so večino svoje zgodovine preživeli v večnacionalnih tvorbah. Takšna je bila tako rekoč tisočletna<br />

habsburška monarhija, takšna je bila manj kot stoletje trajajoča Jugoslavija. V takšnih razmerah<br />

lažje razumemo teorijo o defenzivnem nacionalizmu, čeprav je ni treba nujno odobravati.<br />

Vendar se je leta 1991 zgodovina temeljito spremenila. Takrat je Slovenija postala suverena država<br />

in samostojen subjekt mednarodnega prava. V slovenski ustavi po zaslugi takrat močnih liberalnih<br />

ali bolje libertarnih krogov sicer ne piše, da naj bi bila Slovenija država slovenskega naroda, torej zgolj<br />

nacionalna država. Prav zato bi morala biti država odgovorna za dobro počutje vseh državljanov<br />

in ne zgolj Slovencev, ki živijo v njej. Vendar se zdi, da to odgovornost, ki jo torej nalaga ustava,<br />

9


Preveč nacionalizma, premalo patriotizma<br />

vsakokratna oblast razume in prevzema precej<br />

po svoje. Če je približno ducat let vladavine<br />

LDS v Sloveniji zaznamoval precej uspešni<br />

pragmatizem, ki pa mu kritiki upravičeno<br />

dodajajo aroganco, lahko to nemara še najlepše<br />

ponazorimo prav z odnosom eldeesovskih<br />

vlad do nacionalnih in drugih manjšin.<br />

Verbalno so bile te vlade z Drnovškom ali<br />

Ropom na čelu vseeno naklonjene manjšinam<br />

in drugim odrinjenim skupinam. Vendar pa<br />

v resnici za izboljšanje njihovega statusa v<br />

smislu parole „vsi drugačni, vsi enakopravni“,<br />

ki so jo sicer ponavljale do onemoglosti, niso<br />

znale ali hotele poskrbeti. Zato se je pod temi<br />

vladami zgodil škandal z izbrisanimi, ko je<br />

prva poosamosvojitvena, Demosova vlada, v<br />

stilu balkanskih etničnih čiščenj – tokrat sicer<br />

po slovensko v rokavicah in na računalnikih<br />

– preprosto vsem prebivalcem iz drugih<br />

jugoslovanskih republik, ki niso zaprosili<br />

za državljanstvo, izbrisala status stalno<br />

naseljenih prebivalcev in s tem vseh pravic, ki<br />

k takemu statusu gredo. Tudi položaj Romov<br />

se v Sloveniji pod eldeeseovskimi vladami ni<br />

izboljšal. Za vse, kar Romi imajo, je poskrbela<br />

že bivša socialistična oblast, šele ob koncu<br />

eldeesovske vladavine so Romi v svojih okoljih<br />

dobili direktne mandate v mestnih svetih, kar<br />

pa ni šlo brez odporov v premnogih lokalnih<br />

skupnostih. Tudi tako imenovane nove<br />

manjšine še niso dobile primernih pravic in<br />

zaščite; drugače je bilo s Staroavstrijci, ki pa so<br />

bolj pomenili zastavek v politični trgovini med<br />

Ljubljano in Dunajem. LDS je pač v svojem<br />

pragmatizmu zaznavala latentni, v resnici<br />

pa zelo slabo prikriti slovenski šovinizem,<br />

ignorantsko pa se je izogibala odkritemu<br />

soočenju z njim tudi zaradi političnih<br />

računic, saj je morala pri svojem koalicijskem<br />

vladanju prevečkrat računati na glasno ali<br />

10<br />

tiho podporo stalne sopotnice vseh slovenskih<br />

vlad: Jelinčičeve Slovenske nacionalne stranke.<br />

Aroganca do omenjenih manjšin je bila<br />

tako zgolj zunanji, najbolj opazen izraz teh<br />

pritlehnih dilem liberalcev.<br />

Lani oktobra je v Sloveniji oblast prevzela<br />

desnosredinska koalicija na čelu z Janševo SDS.<br />

Janeza Janše se sicer ne da direktno primerjati<br />

s koroškim populističnim glavarjem Jörgom<br />

Haiderjem ali celo s francoskim desničarjem<br />

Jeanom Mariejem le Penom, kakor so storili<br />

nekateri slovenski in tuji, tudi avstrijski<br />

mediji. Za to vlogo je mnogo bolj primeren že<br />

omenjeni Jelinčič, res pa je, da njegova vloga<br />

bolj spominja na slabega kabaretista kakor<br />

na politika z jasnim premočrtnim kurzom.<br />

Premočrtno je samo to, da, tudi tokrat formalno<br />

v opoziciji, Jelinčič sedanji vladi spet dvori in<br />

jo celo hvali, da je mnogo boljša od prejšnjih<br />

eldeeseovskih. Zakaj? Jelinčič ni ravno neumen<br />

in je tudi opazil, da je ta vlada do manjšin,<br />

kot so izbrisani, nove manjšine, Romi, pa<br />

tudi homoseksualci in mlade samske ženske,<br />

ubrala mnogo manj ambivalentno politiko.<br />

Retorika te vlade je namreč, za razliko od<br />

eldeesovske, ki je morda koga še prepričala, da<br />

le ni tako hudo, veliko bolj neizprosna in, kar<br />

je še posebej odbijajoče, čeprav značilno za vse<br />

evropske politične sile podobne provenience,<br />

nezmotljivo pravičniška. O izbrisanih se tako<br />

govori samo še kot o špekulantih, rešitev zanje<br />

se sicer išče z ustavnim zakonom, ki bi po<br />

preizkušenem scenariju, kakor ga že poznamo<br />

tudi iz Avstrije, obšel odločbo ustavnega<br />

sodišča, v resnici pa niti tega ni pričakovati v<br />

doglednem času. Razen če bi to vlado spodbudil<br />

zunanji pritisk, kar pa je malo verjetno. Tudi<br />

Romi postajajo pravzaprav vse bolj problem<br />

kriminala in pomanjkanja discipline, ne pa


nemara socialni problem in problem siceršnje<br />

družbene odrinjenosti. Ilustrativen primer<br />

slednjega je osnovna šola v Bršljinu pri Novem<br />

mestu, kjer je novi šolski minister po vsej<br />

verjetnosti precej namišljen gordijski vozel<br />

problema discipline romskih otrok rešil na<br />

sumljivo „izviren“ način. Namreč s segregacijo<br />

romskih otrok. Formalno sicer otroke v<br />

Bršljinu ločujejo v različne klopi po šolskem<br />

uspehu, toda romski otroci, tudi tisti z boljšim<br />

učnim uspehom, so vendarle pristali skupaj<br />

in ločeni od „belih“ ali „civilnih“ vrstnikov.<br />

Gremo naprej. Če LDS nikakor ni mogla<br />

sprejeti zakona o registraciji istospolnih porok,<br />

je desna vlada s tem prav pohitela. Seveda na<br />

način, ki homoseksualno poroko jasno loči<br />

od poroke hetroseksualnega para. Kajti, kot<br />

so ugotavljali vladajoči, „zakon o istospolnih<br />

skupnostih nikoli ne more biti diskriminacijski<br />

v primerjavi z zakonom o zakonski zvezi, ker<br />

gre za popolnoma različni stvari“. Očitana<br />

diskriminatornost omenjenega zakona torej<br />

sploh ni prepoznana, ker naj bi bila očitno<br />

naravno stanje stvari. Kakor vselej v takih<br />

primerih pa je lahko zgolj ideološko stanje<br />

stvari. Ampak ideologija najbolje deluje takrat,<br />

ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a<br />

priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen<br />

obstoj. To velja tudi za ideologijo nacionalizma<br />

v Sloveniji. Takrat, ko vam bodo najbolj<br />

zatrjevali, da ga ni, je že na delu. Skratka,<br />

namesto pragmatične arogance dobivamo tudi<br />

v Sloveniji, z besedami svetovalca nekdanjega<br />

češkega predsednika Havla Jirija Pehe, čas<br />

nesramnega populizma. In primitivizma,<br />

dodajamo.<br />

Vendar je pri tem pomembna razlika. To<br />

namreč ni primitivizem ljudi, temveč oblasti.<br />

Ko so konec 15. stoletja iz slovenskih mestec<br />

Preveč nacionalizma, premalo patriotizma<br />

zabrisali oziroma nagnali Žide, je bil tega sicer<br />

kriv habsburški monarh, pa čeprav so se tega<br />

ljudje menda veselili. Ko so konec 20. stoletja<br />

v Sloveniji po tihem izbrisali izbrisane, je bila<br />

tega kriva slovenska država, pa če to prizna ali<br />

ne, ne pa njeni državljani.<br />

Človek bi si v Sloveniji zaželel več državljanske<br />

zavesti. Zato, da bi vrednota postala patriotizem<br />

in ne nacionalizem. S tem bi morda lahko<br />

elegantno razrešili tudi dilemo, izpostavljeno na<br />

začetku teksta, o obrambnem in napadalnem<br />

nacionalizmu. Nacionalisti namreč niso nujno<br />

tudi patrioti. Patrioti, ki so nacionalisti, pa<br />

domovini dokazljivo delajo škodo. Tako se pač<br />

lahko zgodi, da slovenska katoliška cerkev, ki<br />

od Slovencev terja denimo višjo rodnost, svojo<br />

banko proda Avstrijcem. Ali to, da desničarji<br />

prodajo svojo televizijo, namreč TV3, Hrvatu,<br />

nato pa v imenu pravičnejše razporeditve<br />

medijskega prostora zakonsko uzurpirajo kar<br />

javno televizijo. Primera, kakršna sta omenjena,<br />

sta možna prav zato, ker nacionalisti še zdaleč<br />

niso patrioti, pa če se to sliši še tako absurdno.<br />

Patrioti so sposobni terjati pravico in zaščito<br />

za vse prebivalce svoje domovine, nacionalisti<br />

česa podobnega ne morejo, ker te iste prebivalce<br />

delijo na naše in nenaše, na prave in tuje. In<br />

tako umetno ohranjajo konflikte, ki domovini<br />

in njenim ljudem ne koristijo.<br />

11


Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus<br />

Zu viel Nationalismus, zu wenig<br />

Patriotismus<br />

Einst sagte und glaubte man, dass es gäbe zwei<br />

Varianten von Nationalismus gebe. Der Erstere<br />

sei aggressiv, also gefährlich und verachtenswert,<br />

der Zweitere aber defensiv und somit<br />

berechtigt und gerecht. Das Dilemma ist alt,<br />

ähnlich jenem vom aggressiven Eroberungskrieg<br />

und vom gerechten Abwehrkrieg.<br />

Bis vor nicht allzu langer Zeit haben die Slowenen<br />

aus ihrer Geschichte ausschließlich den<br />

Abwehrnationalismus herausgelesen. Dieser<br />

sei vor allem im hohen Stellenwert erkennbar,<br />

den die Erhaltung der eigenen Sprache und der<br />

eigenen Kultur, die sich vor allem durch Poesie<br />

und Literatur manifestiere, einnimmt. So<br />

ist es kein Zufall, dass auf dem malerischsten<br />

Platz in der slowenischen Hauptstadt ein<br />

Denkmal für den größten slowenischen Dichter,<br />

France Prešeren, steht und nicht etwa für<br />

einen gewandten Diplomaten oder einen fähigen<br />

General, wie dies bei zahlreichen anderen<br />

Nationen der Fall ist. Der slowenische Nationalismus<br />

hatte natürlich auch andere Dimensionen,<br />

nicht zuletzt aufgrund schlimmer<br />

Kriegszeiten eine militärische, doch wurde er<br />

immer als Abwehr verstanden. Die Slowenen<br />

haben in ihrer Geschichte eben keine fremden<br />

Territorien erobert. Kam es zum bewaffneten<br />

Kampf, diente dieser bloß der Verteidigung des<br />

slowenischen ethnischen Territoriums. Natürlich<br />

kann eine solche Abwehr berechtigt sein,<br />

ein Problem entsteht aber dann, wenn auf einem<br />

Territorium zwei oder mehrere Volksgruppen<br />

leben.<br />

In der Geschichte war der Assimilationsdruck<br />

auf die slowenische Gesellschaft immer sehr<br />

hoch und überdurchschnittlich erfolgreich. Die<br />

12<br />

Slowenen lebten in ihrer Geschichte in multinationalen<br />

Systemen, wie in der über Jahrhunderte<br />

existierenden Habsburgermonarchie oder<br />

in Jugoslawien, das nicht einmal hundert Jahre<br />

lang bestand. In diesem Kontext erscheint die<br />

Theorie von einem defensiven Nationalismus<br />

verständlicher, obwohl man ihr nicht unbedingt<br />

zustimmen muss. Die Geschichte nahm<br />

1991 eine entscheidende Wende. Slowenien<br />

wurde ein souveräner Staat und ein völkerrechtlich<br />

selbständiges Subjekt. Die slowenische<br />

Verfassung besagt aber nicht, dass Slowenien<br />

der Staat des slowenischen Volkes, also<br />

ein Nationalstaat sei, was das Verdienst der zu<br />

jenem Zeitpunkt starken liberalen bzw. libertären<br />

Kreise ist. Gerade deswegen müsste der<br />

Staat für das Wohl aller Bürger Sorge tragen,<br />

nicht nur für die Slowenen. Doch es hat zuweilen<br />

den Anschein, dass diese verfassungsmäßige<br />

Verantwortung von den jeweils an der<br />

Macht stehenden Politikern negiert wird.<br />

Zwar standen die zwölf Regierungsjahre der<br />

Liberalen Demokratie (LDS) im Zeichen eines<br />

relativ erfolgreichen Pragmatismus, wobei Kritiker<br />

der Regierung allerdings auch Arroganz<br />

vorwarfen, doch kann man das zuvor Gesagte<br />

gerade durch das Verhältnis der LDS-Regierungen<br />

zu nationalen und anderen Minderheiten<br />

belegen. Verbal waren diese Regierungen,<br />

sowohl unter Drnovšek als auch unter Rop,<br />

den Minderheiten und anderen Randgruppen<br />

wohlgesinnt. Doch in der Realität konnten<br />

oder wollten sie, im Sinne der andauernd<br />

wiederholten Parole „alle anders, alle gleich“,<br />

ihre Lage nicht wesentlich verbessern. So gab<br />

es unter diesen Regierungen den Skandal mit<br />

den Ausgebürgerten, als nach der Erreichung<br />

der staatlichen Unabhängigkeit die erste DE-<br />

MOS-Regierung im Stil der balkanischen ethnischen<br />

Säuberungen – zwar auf slowenische


Art über den Schreibtisch, sozusagen mit „Glacéhandschuhen“<br />

– allen Bürgern aus anderen<br />

ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken,<br />

die nicht um die Staatsbürgerschaft angesucht<br />

hatten, den Aufenthaltsstatus und damit auch<br />

alle daraus resultierenden Rechte aberkannte.<br />

Auch die Lage der Roma verbesserte sich unter<br />

der LDS nicht. Alle Rechte, die die Roma<br />

an genießen, wurden noch unter den ehemaligen<br />

kommunistischen Machthabern festgeschrieben,<br />

erst gegen Ende der LDS-Regierung<br />

wurden den Roma in ihrem Siedlungsgebieten<br />

Direktmandate in den Stadträten zugestanden,<br />

oft gegen starke Widerstände in den<br />

betroffenen Gemeinden. Auch die so genannten<br />

neuen Minderheiten (aus dem ehemaligen<br />

jugoslawischen Raum) genießen nur unzureichenden<br />

Rechtsschutz. Anders verhielt es mit<br />

den „Altösterreichern“, doch diese stellten eher<br />

ein Objekt im Polithandel zwischen Ljubljana<br />

und Wien dar. Die LDS registrierte zwar in ihrem<br />

Pragmatismus den latenten und schlecht<br />

getarnten slowenischen Chauvinismus, doch<br />

mied sie aus Ignoranz und wegen des politischen<br />

Kalküls eine offene Auseinandersetzung<br />

mit dieser Geisteshaltung, weil sie allzu oft auf<br />

eine offene oder stillschweigende Unterstützung<br />

ihrer Koalition durch die ständige Begleiterin<br />

aller slowenischen Regierungen, die Nationalpartei<br />

von Zmago Jelinčič, angewiesen war.<br />

Die Arroganz gegenüber den erwähnten Minderheiten<br />

war also auch ein Ausdruck dieses politischen<br />

Dilemmas der Liberaldemokraten.<br />

Im Oktober 2004 kam die Mitte-Rechts Regierung<br />

mit Janez Janšas Slowenischer Demokratischer<br />

Partei (SDS) an der Spitze an die Macht.<br />

Janša ist mit dem populistischen Kärntner Landeshauptmann<br />

Jörg Haider oder gar mit dem<br />

französischen Ultrarechten Jean-Marie le Pen<br />

Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus<br />

nicht direkt vergleichbar, obwohl einige slowenische<br />

und auch österreichische Medien solche<br />

Vergleiche ansstellten. Der zuvor erwähnte<br />

Jelinčič passt eher in dieses Bild, obwohl seine<br />

Rolle mehr an einen schlechten Kabarettisten<br />

erinnert. Aufgefallen ist er vor allem seine<br />

Anbiederungsveruche; formal in der Opposition,<br />

lobt er sogar die gegenwärtige Regierung,<br />

die die bislang beste sei. Warum? Jelinčič geht<br />

mit dem weit weniger ambivalenten Kurs dieser<br />

Regierung gegenüber den nationalen Minderheiten,<br />

Ausgebürgerten, den durch den<br />

Zusammenbruch Jugoslawiens entstanden<br />

neuen Minderheiten, Roma, Homosexuellen<br />

und jungen, alleinstehenden Frauen, konform.<br />

Die Rethorik dieser Regierung ist zum Unterschied<br />

von jener der LDS kompromisslos, was<br />

für alle europäischen Kräfte dieser Provenienz<br />

charakteristisch ist. Die Ausgebürgerten werden<br />

als Spekulanten dargestellt, es wird zwar<br />

eine verfassungskonforme Lösung angestrebt,<br />

diese soll aber nach dem bereits in Österreich<br />

erprobten Szenario nur das Urteil des Verfassungsgerichtshofes<br />

umgehen, aber selbst eine<br />

formale Lösung ist in naher Zukunft nicht zu<br />

erwarten. Mit ernsthaftem Druck von außen<br />

ist indessen auch nicht zu rechnen. Die Frage<br />

der Roma wird immer mehr als Kriminalitätsproblem<br />

dargestellt und nicht als soziales Problem<br />

von Gruppen am Rand der Gesellschaft<br />

gesehen. Ein Musterbeispiel hierfür stellt die<br />

Praxis an der Grundschule in Bršljin bei Novo<br />

mesto dar, wo der neue Bildungsminister das<br />

vorgebliche Problem mit den Roma mit einer<br />

Trennung der Romakinder von den anderen<br />

„löste”. Formell werden die Kinder in Bršljin<br />

anhand des schulischen Erfolgs separiert,<br />

doch auch diejenigen Romakinder, die in der<br />

Schule besser abschneiden, werden nichtsdestotrotz<br />

von den „weißen” oder „zivilisierten”<br />

13


Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus<br />

Altersgenossen getrennt.Hinsichtlich gleichgeschlechtlicher<br />

Partnerschaften lehnt die LDS<br />

deren Gleichstellung ab. Denn, so stellten die<br />

Regierenden fest,„ein unterschiedliches Gesetz<br />

über gleichgeschlechtliche Beziehungen<br />

gegenüber dem Ehegesetz kann niemals eine<br />

Diskriminierung bedeuten, weil es sich um<br />

zwei vollkommen verschiedene Dinge handelt“.<br />

Hierbei geht es um einen rein ideologischen<br />

Standpunkt. Hinsichtlich der Leugnung<br />

der Existenz ideologischer Positionen gilt dasselbe<br />

für den Nationalismus in Slowenien. Der<br />

Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt<br />

schon aus, dass eine solche existiert. Letztlich<br />

folgt auch in Slowenien, um es mit den Worten<br />

des Havel-Beraters Jiři Peha auszudrücken,<br />

der „pragmatischen Arroganz die Zeit des unverschämten<br />

Populismus“; die Zeit des Primitivismus,<br />

könnte man hinzufügen.<br />

Es handelt sich hierbei nicht um den Primitivismus<br />

eines Menschen von der Straße, sondern<br />

um denjenigen der Machthaber. Die Vertreibung<br />

der Juden aus den slowenischen Ländern<br />

Ende des 15. Jahrhunderts wurde von den<br />

Habsburgern angeordnet, wobei dies angeblich<br />

auf die Zustimmung der Bevölkerung traf. Als<br />

man Ende des 20. Jahrhunderts in Slowenien<br />

stillschweigend Menschen ausbürgerte, lag das<br />

in der Verantwortung des slowenischen Staates<br />

und nicht seiner Bürger, auch wenn dies bestritten<br />

wird.<br />

Man würde sich in Slowenien mehr bürgerrechtliches<br />

Bewusstsein wünschen, womit<br />

Patriotismus und nicht Nationalismus zu den<br />

allgemeinen Werten zählen würde. So könnte<br />

man auch das am Anfang dargestellte Dilemma<br />

zwischen abwehrendem und aggressivem<br />

Nationalismus lösen. Nationalisten sind näm-<br />

14<br />

lich nicht unbedingt auch Patrioten, denn sie<br />

fügen ihrer Heimat erwiesenermaßen Schaden<br />

zu. So verkauft die slowenische katholische<br />

Kirche, die von den Slowenen mehr Gebärfreudigkeit<br />

fordert, die in ihrem Besitz befindliche<br />

Bank an österreichische Investoren. Die slowenischen<br />

Rechten wiederum verkauften ihren<br />

Fernsehkanal TV3 an einen Kroaten, um dann<br />

unter dem Vorwand einer gerechteren Verteilung<br />

des medialen Raumes das öffentliche<br />

Fernsehen per Gesetz zu vereinnahmen. Beide<br />

Beispiele belegen, dass Nationalisten keine<br />

Patrioten sind, wenn dies auch auf den ersten<br />

Blick absurd klingen mag. Patrioten treten für<br />

die Rechte aller Bürger ihrer Heimat ein, Nationalisten<br />

hingegen unterscheiden zwischen<br />

den „Unseren“ und den „Fremden“. So werden<br />

Konflikte künstlich geschürt und prolongiert,<br />

Konflikte, die der Heimat und ihren Bürgern<br />

großen Schaden zufügen.<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Boris Jaušovec<br />

Boris Jaušovec je urednik sobotne priloge „V<br />

soboto“ v dnevniku Večer, ki izhaja v Mariboru.<br />

– Boris Jaušovec ist Redakteur der Samstagbeilage<br />

„V soboto“ der slowenischen Tageszeitung<br />

Večer.


„<strong>Izbrisani</strong>“ – Die „Ausgelöschten“<br />

Eine unerfreuliche Never Ending Story<br />

� Text: Herwig Höller<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

Auch im Sommer 2005 waren die so genannten „<strong>Izbrisani</strong>“ („Ausgelöschten“) einmal mehr eines<br />

der zentralen innenpolitischen Themen Sloweniens. Mehr als 13 Jahre nachdem ein Fremdengesetz,<br />

dem der slowenische Verfassungsgerichtshof wiederholt Verfassungswidrigkeit bescheinigte 1 ,<br />

18.305 aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken stammende Einwohner des Landes<br />

aus den Melderegistern gelöscht hat, harrt das Problem nach wie vor einer befriedigenden Lösung.<br />

1992 wurden mit dieser Streichung Tausende der gesetzlichen Grundlage ihrer Existenz beraubt.<br />

Aber auch im Jahre 2005 dauern humanitäre und soziale Konsequenzen an, wie extreme, kafkaesk<br />

anmutende Beispiele immer wieder illustrieren.<br />

Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005 – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005<br />

15


„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

So etwa der Fall des gebürtigen albanisch-kosovarischen<br />

Rom Ali Berisha, der mit seiner<br />

Familie seit 1987 in Maribor wohnte und dort<br />

regulär gemeldet war. Von seinem „Izbris“, seiner<br />

„Auslöschung“ – so in einem Brief Berishas<br />

an den Aktivisten Aleksandar Todorović –<br />

habe er im Mai 1993 erfahren, als er von einem<br />

zweiwöchigen Besuch bei Verwandten in<br />

Deutschland zurückgekehrt sei: „Am Grenzübergang<br />

bei Maribor [Šentilj-Spielfeld] verlangte<br />

der Zollbeamte meinen Reisepass, den<br />

ich ihm aushändigte. Als er sah, dass ich einen<br />

jugoslawischen Pass habe, sagte er mir,<br />

dass dieser nicht mehr gelte, und ich, da ich<br />

Albaner sei, in den Kosovo zurückkehren müsse.<br />

Als ich ihm sagte, dass ich in Maribor lebe<br />

und dort meinen ständigen Wohnsitz habe,<br />

erwiderte er, dass in Slowenien nur Platz für<br />

Slowenen sei. Als ich ihm sagte, dass ich mir<br />

am nächsten Tag von den Behörden einen neuen<br />

Pass ausstellen lassen wolle, antwortete er,<br />

dass ich in ein Gefängnis nach Ljubljana kommen<br />

werde, wo Albaner, Serben, Kroaten und<br />

Roma zusammengesammelt werden.“ Vom<br />

Grenzübergang ging es tatsächlich direkt in<br />

die Schubhaft nach Ljubljana, anschließend<br />

wurde Berisha per Flugzeug nach Albanien<br />

abgeschoben, in ein Land, in dem er noch nie<br />

gewesen war und auch niemanden kannte.<br />

Dort konnte er allerdings einen albanischen<br />

Polizisten bestechen, der ihn tags darauf in<br />

ein Flugzeug zurück nach Ljubljana setzte, wo<br />

er erneut in Schubhaft genommen wurde. Er<br />

konnte jedoch aus der Schubhaft fliehen und<br />

begab sich aus Furcht vor einer wiederholten<br />

Abschiebung nach Deutschland. Von dort will<br />

man ihn nun, im Sommer 2005, erneut abschieben,<br />

dieses Mal in den Kosovo. In Slowenien<br />

hat Berisha auch nach den Urteilen des<br />

Verfassungsgerichtshofes, die – wie oben er-<br />

16<br />

wähnt – die Verfassungswidrigkeit der „Auslöschung“<br />

feststellten, keinerlei Status. Auch<br />

wenn dies der Staatsbürger Serbiens und Montenegros<br />

erst mit Verspätung registrierte: Am<br />

27. Februar 1992 waren er und weiterte 18.304<br />

ex-jugoslawische Staatsbürger aus den slowenischen<br />

Melderegistern gestrichen worden.<br />

Die Geschichte der „Auslöschung“ ergab sich<br />

aus dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen<br />

Republik Jugoslawien und der Entstehung<br />

neuer, unabhängiger Staaten. Nachdem sich<br />

in einer Volksabstimmung am 23. Dezember<br />

1990 fast neunzig Prozent für die Unabhängigkeit<br />

ausgesprochen hatten, beschloss das Parlament<br />

Sloweniens im Juni 1991 grundlegende<br />

Gesetze, darunter das Staatsbürgerschaftsgesetz.<br />

Darin ist u. a. festgelegt, dass Menschen,<br />

die die jugoslawische und die slowenische<br />

Staatsbürgerschaft 2 besaßen, automatisch zu<br />

Staatsbürgern des unabhängigen Sloweniens<br />

wurden, und dass jugoslawische Staatsbürger,<br />

die am Tag der Volksabstimmung ihren<br />

ordentlichen Wohnsitz in Slowenien hatten,<br />

innerhalb von sechs Monaten die slowenische<br />

Staatsbürgerschaft beantragen konnten.<br />

174.000 Betroffene stellten Anträge, 171.000<br />

davon wurde auch die slowenische Staatsbürgerschaft<br />

verliehen.<br />

Die Tücke lag allerdings im Fremdengesetz,<br />

das ebenfalls im Juni 1991 beschlossen wurde:<br />

Alle Einwohner Sloweniens, die die Staatsbürgerschaft<br />

einer anderen ehemaligen jugoslawischen<br />

Teilrepublik besaßen und keinen Antrag<br />

stellten oder deren Anträge die Behörden abgelehnt<br />

hatten, wurden zwei Monate nach Ende<br />

der Antragsfrist plötzlich wie „Fremde“ ohne<br />

jeglichen Status behandelt. Sie verloren durch<br />

die Löschung aus den Melderegistern Wohnsitz,<br />

Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis,


Sozial-, Kranken- und Pensionsversicherung<br />

usw. Ein Umstand, der zwangsläufig beträchtliche,<br />

insbesondere soziale Auswirkungen<br />

nach sich zog.<br />

Es mag unterschiedliche Gründe gegeben haben,<br />

die die Betroffenen bewogen haben, die<br />

slowenische Staatsbürgerschaft trotz eines<br />

Wohnsitzes im Lande nicht zu beantragen. Einer<br />

davon bestand wohl im Wunsch, die Staatsbürgerschaft<br />

der Heimatrepublik zu behalten,<br />

ohne sich dabei der Konsequenzen bewusst<br />

zu sein. Bekannte Intellektuelle und Künstler<br />

nichtslowenischer Abstammung, wie z. B. die<br />

aus die Kroatien gebürtige Künstlerin und Philosophin<br />

Marina Gržinić oder der Vertreter der<br />

Neuen Slowenische Kunst, Dušan Mandić, dessen<br />

serbischer Vater als Offizier der Jugoslawischen<br />

Volksarmee in Slowenien stationiert war,<br />

stellten rechtzeitig Anträge. Ingesamt fällt auf,<br />

dass vor allem Menschen aus den unteren sozialen<br />

Schichten von der Streichung betroffen<br />

sind, von denen sich wohl eine Mehrzahl der<br />

drastischen Konsequenzen einer Nichtbeantragung<br />

der Staatsbürgerschaft nicht bewusst<br />

war.<br />

Als verschärfend erwies sich auch der Umstand,<br />

dass die „Auslöschung“ (siehe Interview<br />

mit Matevž Krivic) – im Gegensatz zur Praxis<br />

in Rechtsstaaten – ohne Bescheid erfolgte.<br />

Die „Ausgelöschten“ wurden von Amts wegen<br />

nicht verständigt. Die Monstrosität und<br />

die Konsequenzen der „Auslöschung“ scheinen<br />

Eingeweihten von Anfang an klar gewesen<br />

zu sein: Noch vor der Beschließung des<br />

Gesetzes hatte die Abgeordnete Metka Mencin<br />

einen Abänderungsantrag eingebracht,<br />

der allen Bewohnern Sloweniens aus anderen<br />

ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken,<br />

die am Stichtag ihren Wohnsitz in Slowenien<br />

hatten, eine permanente Aufenthaltserlaubnis<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

France Cukjati (Mitte) in Graz – France Cukjati (v sredini) v Gradcu,<br />

18.7.2005<br />

Ein Anti-„<strong>Izbrisani</strong>“-Grafitto im Zentrum von Ljubljana, Juni 2005<br />

– Grafit proti „izbrisanim“ v centru Ljubljane. (Das ist Raub. Die so<br />

genannten „Ausgelöschten“, 4.4.2004 – dagegen. Die Frage beim Referendum<br />

am 4. April 2004 lautete: Sind sie für ein technisches Gesetz<br />

zur Lösung des <strong>Izbrisani</strong>-Problems. – Vprašanje na referendumu 4.<br />

aprila 2004 se je glasilo: Ste za tehnični zakon za rešitev vprašanja<br />

izbrisanih.)<br />

gewährt hätte, wodurch das Problem der „<strong>Izbrisani</strong>“<br />

erst gar nicht entstanden wäre. Dieser<br />

Antrag wurde aber von einer Mehrheit im Parlament<br />

abgelehnt. Lokale Behörden weigerten<br />

sich zunächst, das Gesetz zu exekutieren und<br />

ohne Bescheid Menschen aus den Registern<br />

zu streichen. Daraufhin ordnete der damalige<br />

Staatssekretär im Innenministerium, Slavko<br />

Debelak, am 27. Februar 1992 alle Meldeäm-<br />

17


„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

ter an, die betroffenen Personen zu streichen 3 .<br />

Wie hatte es dazu kommen können? Der seinerzeit<br />

ebenfalls „ausgelöschte“ Filmemacher<br />

Dimitar Anakiev aus Tolmin, der vergangenes<br />

Jahr den Dokumentarkurzfilm Zradirani (Ausradiert)<br />

drehte und nun an einer filmischen<br />

Fortsetzung arbeitet, sieht die „Auslöschung“<br />

als „klassischen Akt einer ethnischen Säuberung,<br />

die jedoch auf versteckte und intelligente<br />

Art“ vollzogen worden sei, indem sie als<br />

gesetzliches Problem oder sogar als Computerfehler<br />

dargestellt werde. Man versuche auf politischer<br />

Ebene bis zum heutigen Tag mit großem<br />

Einsatz, das Wesen der „Auslöschung“ zu<br />

verdecken. Der ehemalige Verfassungsrichter<br />

Matevž Krivic sieht indessen die offizielle Einbürgerung<br />

von 170.000 Južnjaki (Südländer),<br />

d. h. Menschen aus den südlichen Republiken<br />

des ehemaligen Jugoslawiens, als den zentralen<br />

politischen Kontext 4 . Diese Einbürgerung<br />

sei für die politische Rechte und auf die auf die<br />

Politik und die öffentliche Meinung einflussreichen<br />

rechten, ausländerfeindlichen Zirkel ein<br />

großer Schock gewesen. Mitte der Neunzigerjahre<br />

sei deshalb sogar versucht worden, den<br />

170.000 Eingebürgerten die Staatsbürgerschaft<br />

wieder zu entziehen. Die „Auslöschung“ von<br />

18.000 als Kompensation für eine empörte<br />

ausländerfeindliche Rechte?<br />

Die meisten Betroffenen selbst wussten zunächst<br />

auch nichts von ihrem Unglück, viele<br />

„Ausgelöschte“ erfuhren erst durch Zufälle,<br />

dass ihnen etwas Gravierendes widerfahren<br />

war. Aufgrund dessen war auch kein organisierter<br />

Protest gegen das erlittene Unrecht möglich<br />

– erst 2002 formierte sich um den Serben<br />

Aleksandar Todorović, der mit seiner slowenischen<br />

Frau Mitte der Achtzigerjahre nach Ptuj<br />

gezogen war, die erste, vor allem aktivistischaktionistisch<br />

tätige „<strong>Izbrisani</strong>“-NGO, Društvo<br />

18<br />

izbrisanih prebivalcev Slovenije/Verband der ausgelöschten<br />

Einwohner Sloweniens. Todorović hat<br />

sich zwischenzeitlich mit dem Rechtsvertreter<br />

dieser NGO überworfen und eine neue Vereinigung<br />

gegründet. Schon Mitte der Neunzigerjahre<br />

waren vereinzelte Beschwerden beim<br />

slowenischen Verfassungsgericht eingebracht<br />

worden, aber erst 1999 fällte dieser die erste<br />

Entscheidung in der Causa und erklärte die<br />

„Auslöschung“ als verfassungswidrig und forderte<br />

eine verfassungskonforme Lösung innerhalb<br />

von 6 Monaten. Die Materie war und ist<br />

in rechtlicher Hinsicht sehr komplex. Einerseits<br />

hatten es zahlreiche „Ausgelöschte“ unter<br />

großem Aufwand geschafft, als Ausländer<br />

neu im Land registriert zu werden sowie Aufenthalts-<br />

und Beschäftigungsbewilligungen<br />

zu bekommen. Andererseits wurden seit 1999<br />

zwei weitere Gesetze zur Causa beschlossen,<br />

die allerdings vom Verfassungsgerichtshof teilweise<br />

wieder aufgehoben wurden. Ein Teil der<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ erhielt auf diese Weise ihren verfassungswidrig<br />

verlorenen Status wieder zurück.<br />

Auch wurde 2004 ein Referendum gegen die<br />

„Ausglöschten“ abgehalten. Sowohl Fragestellung<br />

als auch Ausgang machen das Verhältnis<br />

des politischen Mainstreams Sloweniens zu<br />

den „<strong>Izbrisani</strong>“ deutlich. Die Frage am 4. April<br />

2004 lautete: „Sind Sie dafür, dass das Gesetz<br />

zur Ausführung des 8. Punktes der Entscheidung<br />

des Verfassungsgerichts der Republik<br />

Slowenien, Nummer U-I-246/02-28 (EPA<br />

956-III), in Kraft tritt, das am 25.11.2003 vom<br />

Državni zbor (Nationalrat) der Republik Slowenien<br />

beschlossen wurde?“ Um die Frage zu<br />

verstehen: Ein Jahr zuvor, am 3. April 2003,<br />

hatte das Verfassungsgericht im Punkt 8 seiner<br />

Entscheidung festgehalten, dass den am<br />

26.2.1992 „Ausgelöschten“ rückwirkend das<br />

Aufenthaltsrecht zurückzugeben sei. Die Ant-


wort war eindeutig: Bei einer Wahlbeteiligung<br />

von 31,5% stimmten 94,7% gegen die Rückgabe<br />

des Status, 3,8% dafür, 1,5% ungültig. Von<br />

einer Kompensation und weiteren Schritten einer<br />

Reparatur war dabei noch gar keine Rede.<br />

Nach wie vor gibt es in die Illegalität abgedrängte<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ in und außerhalb des Landes,<br />

es wurde auch keinerlei Kompensation für<br />

zerstörte Existenzen geleistet, und man ignorierte<br />

Urteile des Verfassungsgerichtshofes.<br />

Um auf diesen Umstand hinzuweisen und<br />

ungelöste Probleme<br />

der „Ausgelöschten“Sloweniens<br />

erneut<br />

zu thematisieren,<br />

organisierte<br />

die Civilna iniciativa<br />

izbrisanih<br />

aktivistov/Zivile<br />

Initiative ausgelöschter<br />

Aktivisten<br />

(CIIA) schließlich<br />

ab im 2005<br />

einen Hungerstreik<br />

an jenem<br />

Ort, an dem<br />

die Odyssee Berishas<br />

1993 ihren<br />

Ausgang genommen hatte. Am Grenzübergang<br />

Spielfeld-Šentilj verweigerten zunächst neun<br />

Mitglieder der Initiative die Nahrungsaufnahme<br />

und forderten eine politischen Lösung des<br />

Problems – insbesondere im Falle Berishas. 24<br />

Tage später brachen auch CIIA-Sprecher Aleksandar<br />

Todorović und der Aktivist Ilija Ivanović<br />

in Ljubljana ihren Hungerstreik erfolglos ab.<br />

Dennoch war das mediale Echo in Sloweniens<br />

Medien beträchtlich, und insbesondere Innen-<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

minister Dragutin Mate, der die Hungerstreikenden<br />

ignorierte, wurde heftig kritisiert. So<br />

etwa in einem Kommentar des Journalisten<br />

Dejan Pušenjak in der Tageszeitung Delo: „Jeder<br />

normale Bürger würde sich vom Innenminister<br />

erwarten, dass er zu den Hungerstreikenden<br />

fährt und Ihnen sagt: ,Im Namen des<br />

Staates, den ich repräsentiere, entschuldige ich<br />

mich für das Unrecht, das Ihnen der Staat zugefügt<br />

hat, als ich noch nicht Minister war.<br />

Ich bitte Sie, den Hungerstreik zu beenden,<br />

und bitte Sie ferner um Ihre Geduld: Wir arbeiten<br />

an einer<br />

Lösung, die für<br />

Sie und für uns<br />

– die Behörden<br />

– annehmbar<br />

sein wird.´“ 5<br />

Während der Innenministeruntätig<br />

blieb, wurde<br />

die offizielle Politik<br />

zumindest<br />

auf parlamentarischer<br />

Ebene<br />

aktiv. In die letzte<br />

Sitzung des<br />

Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Fortsetzung<br />

– Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, nadaljevanje<br />

Državni zbor vor<br />

der Sommerpause,<br />

am 14. Juli 2005, wurde der Ombudsmann<br />

für Menschenrechtsfragen, Matjaž Hanžek, geladen,<br />

und man debattierte viereinhalb Stunden<br />

über das Problem. Mit einer – zumindest aus<br />

Hanžeks Sicht – ernüchternden Bilanz: „Es gibt<br />

ein größeres Problem mit dem fehlenden Verständnis<br />

oder mit dem fehlenden Willen, die<br />

Problematik zu verstehen. Anhand der Tatsache,<br />

wie Abgeordnete Staatsbürgerschaft und<br />

Aufenthaltstitel der Ausgelöschten durchein-<br />

19


„<strong>Izbrisani</strong>“ — Die „Ausgelöschten“<br />

anderbringen, sieht man, dass sie noch nicht<br />

verstehen, worum es geht.“ 6 Wenige Tage später<br />

kündigte der konservative Parlamentspräsident<br />

France Cukjati in Graz und später auch<br />

in Ljubljana an, dass der Innenminister bis<br />

Herbst ein Gesetz einbringen werde, mit dem<br />

das erlittene Unrecht wieder gutgemacht würde.<br />

Eine Erklärung, die skeptisch bis sehr kritisch<br />

(Siehe Interview mit Krivic) aufgenommen<br />

wurde. Bislang (Mitte September) ist<br />

nichts passiert.<br />

20<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Entscheidungen des slowenischen Verfassungsgerichtshofs, Nr. U-I-<br />

284/94 v. 4.2.1999, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 14/1999 bzw. Nr. U-I-<br />

246/2 v. 3.4.2004, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 36/2003.<br />

2 Die Tatsache, dass es in der Sozialistische Föderative Republik<br />

Jugoslawien eine doppelte Staatsbürgerschaft gab, die des Bundesstaates<br />

und die der Teilrepublik, scheint vielen Einwohnern Jugoslawiens nicht<br />

bewusst gewesen sein. In jugoslawischen Zeiten hatte dies auch keine<br />

Konsequenzen.<br />

3 Mekina Borut, Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968, in: Večer,<br />

25.02.2004, S. 3.<br />

4 Matevž Krivic, Postskriptum, in: Jasminka Dedić – Vlasta Jalušičm – Jelka<br />

Zorn, The erased. Organized innocence and the politics of exclusion. Hg.<br />

v. Peace Institute. Institute for Contemporary Social and Political Studies.<br />

Ljubljana 2003, S.160.<br />

5 Dejan Pušenjak, Po čem je danas smrt, in: Delo, 16.7.2005.<br />

6 Suzana Lovec, Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic, in:<br />

Dnevnik, 18.7.2005.


„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

Prav nič razveseljiva neskončna<br />

zgodba.<br />

Tudi poleti 2005 so bili tako imenovani<br />

izbrisani v Sloveniji že spet ena osrednjih<br />

notranjepolitičnih tem. Več kot trinajst let po<br />

tistem, ko je stopil v veljavo zakon o tujcih,<br />

ki ga je ustavno sodišče ponovno ocenilo kot<br />

protiustavnega 1 , in ki je iz registra stalno<br />

prijavljenih izbrisal 18.305 prebivalcev dežele<br />

iz drugih jugoslovanskih republik, ta problem<br />

še kar naprej čaka na primerno rešitev. Leta<br />

1992 so bili s tem izbrisom tisoči oropani<br />

zakonskih podlag za svojo eksistenco. A še<br />

v letu 2005 so, kot vedno znova opozarjajo<br />

mnogi kafkajansko ekstremni primeri, vidne<br />

mnoge humanitarne in socialne posledice.<br />

Takšen primer je Ali Berisha, albanskokosovski<br />

Rom, ki s svojo družino že od leta<br />

1987 živi v Mariboru, kjer je bil do svojega<br />

„izbrisa“ tudi redno prijavljen. Za svoj „izbris“<br />

je Berisha – tako je zapisal v svojem pismu<br />

aktivistu za pravice izbrisanih Aleksandru<br />

Todoroviću – izvedel maja 1993, ko se je vrnil<br />

z dvotedenskega obiska pri svojih sorodnikih<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

v Nemčiji: „Na mejnem prehodu pri Mariboru<br />

je carinik od mene zahteval potni list, ki<br />

sem mu ga tudi izročil. Ko je videl, da imam<br />

jugoslovanski potni list, mi je rekel, da ta več ne<br />

velja, ter da sem Albanec in se moram kot tak<br />

vrniti na Kosovo. Ko sem mu rekel, da živim v<br />

Mariboru in imam tam tudi stalno bivališče,<br />

mi je s povzdignjenim glasom odvrnil, da je<br />

v Sloveniji prostor le za Slovence. Ko sem ga<br />

prosil, naj me spusti, da si bom naslednji dan<br />

dal pri pristojnih izdati nov potni list, mi je<br />

rekel, da lahko pridem le še v zapor v Ljubljani,<br />

Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Medien und A. Todorović – Gladovna stavka CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005,<br />

mediji in A. Todorović<br />

kjer zbirajo Albance, Srbe, Hrvate in Rome.“ Z<br />

mejnega prehoda je šel direktno v zbirni center<br />

v Ljubljani, nato pa so ga z letalom izgnali v<br />

Albanijo – v državo, kjer ni bil še nikoli in kjer<br />

ni niti nikogar poznal. Tam mu je sicer uspelo<br />

podkupiti nekega albanskega policista, ki ga je<br />

dan zatem spravil v letalo nazaj proti Ljubljani,<br />

kjer pa so ga ponovno priprli v zbirnem centru<br />

za tujce. Iz zbirnega centra mu je sicer uspelo<br />

pobegniti in podal se je na beg pred ponovnim<br />

izgonom – v njemu neznano državo Nemčijo.<br />

Od tam pa ga hočejo zdaj, poleti 2005, ponovno<br />

izgnati, tokrat na Kosovo. V Sloveniji nima<br />

Berisha niti po razsodbi ustavnega sodišča<br />

nikakršnega statusa. In kot je ta državljan<br />

Srbije in Črne gore opazil šele z zamudo: 27.<br />

21


„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

februarja 1992 so bili on in še<br />

njegovi 18.304 jugoslovanski<br />

sodržavljani izbrisani iz<br />

registra oseb, prijavljenih<br />

v Sloveniji. Ta zgodba o<br />

„izbrisu“ je tesno povezana<br />

z razpadom Socialistične<br />

federativne republike<br />

Jugoslavije in nastankom<br />

novih neodvisnih držav na<br />

ozemljih nekdanjih federalnih<br />

republik. Po tistem, ko se je na<br />

plebiscitu 23. decembra 1990<br />

skoraj 90 odstotkov volilnih<br />

upravičencev v Sloveniji<br />

izreklo za neodvisnost, je<br />

slovenski parlament junija 1991 sprejel temeljne<br />

zakone nove suverene države, med njimi tudi<br />

zakon o državljanstvu. Po eni strani so postali<br />

ljudje, ki so imeli tako jugoslovansko (državno)<br />

kot slovensko (republiško) državljanstvo 2 ,<br />

avtomatsko državljani neodvisne Slovenije. Po<br />

drugi strani pa so lahko drugi jugoslovanski<br />

državljani, ki so imeli na dan plebiscita o<br />

neodvisnosti v Sloveniji prijavljeno stalno<br />

prebivališče, pridobili slovensko državljanstvo<br />

v naslednjih šestih mesecih. Zahtevke je vložilo<br />

174.000 oseb, od tega je bilo 171.000 osebam<br />

slovensko državljanstvo tudi dodeljeno.<br />

A bistvo problema se skriva v zakonu o<br />

tujcih 3 , ki je bil prav tako sprejet junija 1991:<br />

vse prebivalce Slovenije z državljanstvi drugih<br />

jugoslovanskih republik, ki niso vložili zahteve<br />

za slovensko državljanstvo ali jim je bila<br />

zahteva zavrnjena, so dva meseca po izteku<br />

roka za pridobitev državljanstva naenkrat<br />

začeli obravnavati kot „tujce“ brez vsakršnega<br />

statusa. Zato so z izbrisom iz registra stalno<br />

prijavljenega prebivalstva izgubili tudi<br />

22<br />

Hungerstreikaktion der CIIA, 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA, 17.7.2005<br />

nastanitveni naslov, pravico do stalnega<br />

prebivanja in dela, socialnega, bolniškega in<br />

pokojninskega zavarovanja itd. Ta okoliščina<br />

je prinesla še druge omembe vredne učinke,<br />

posebno na socialnem področju.<br />

Najbrž so ljudje, ki kljub stalnemu prebivališču<br />

v državi niso vložili zahteve po slovenskem<br />

državljanstvu, imeli za to zelo različne razloge<br />

– hoteli so na primer obdržati državljanstvo<br />

svoje domače republike, ne da bi se pri tem<br />

zavedali morebitnih posledic svoje odločitve.<br />

Znani intelektualci in umetniki neslovenskega<br />

porekla – kot na primer filozofinja in umetnica<br />

Marina Gržinić, ki je po rodu Hrvatica, ali<br />

član Neue Slowenische Kunst Dušan Mandić,<br />

katerega srbski oče je bil nastanjen v Sloveniji<br />

kot oficir Jugoslovanske ljudske armade – so<br />

svoje zahteve večinoma vložili pravočasno.<br />

Nasploh je očitno, da so bili prizadeti predvsem<br />

ljudje iz nižjih socialnih slojev, ki se večinoma<br />

sploh niso zavedali drastičnih posledic<br />

nevložitve zahtev po državljanstvu.<br />

Kot otežilna se je izkazala tudi okoliščina,


Hungerstreikaktion der CIIA, hungerstreikende Aktivisten Todorović und Ivanović (von rechts),<br />

17.7.2005 – gladovna stavka CIIA aktivistov Todorović in Ivanović (z desne), 17.7.2005<br />

da so „izbrisi“ (glej intervju z Matevžem<br />

Krivicem) stopil v veljavo brez izdanih<br />

odločb, ki so v pravnih državah sicer običajna<br />

praksa. „<strong>Izbrisani</strong>“ niso bili o tem niti uradno<br />

obveščeni. Kot kaže, pa je bila monstruoznost<br />

posledic „izbrisa“ že od vsega začetka povsem<br />

jasna posvečenim: še pred sprejetjem zakonov<br />

je neka poslanka predlagala spremembo, ki bi<br />

omogočila vsem prebivalcem Slovenije iz drugih<br />

jugoslovanskih republik pridobiti dovoljenja<br />

za stalno bivališče, a predlog je bil večinsko<br />

zavrnjen. Tudi lokalni uradniki so sprva<br />

oklevali pri izvajanju zakona in črtanju ljudi<br />

iz registrov brez predhodnih odločb: takratni<br />

državni sekretar v notranjem ministrstvu<br />

Slavko Debelak je vsem policijskim postajam<br />

brisanje omenjene skupine ukazal – z depešo,<br />

poslano 27. februarja 1992. 4<br />

Kako je lahko sploh prišlo do tega? Svoj čas<br />

prav tako izbrisani filmar Dimitar Anakiev<br />

iz Tolmina, ki je lani posnel film Zradirani in<br />

trenutno pripravlja filmsko nadaljevanje, na<br />

primer prikazuje izbris kot „klasično dejanje<br />

etničnega čiščenja, ki pa je bilo opravljeno<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

na prikrit in inteligenten<br />

način“ in predstavljeno kot<br />

zakonski problem ali celo kot<br />

računalniška napaka. Vse do<br />

danes se skuša na političnem<br />

nivoju na vse kriplje prikriti<br />

bistvo „izbrisa“. V nasprotju<br />

s tem pa razume nekdanji<br />

ustavni sodnik Matevž<br />

Krivic kot osrednji politični<br />

kontekst 5 uradno podelitev<br />

državljanstva 170.000<br />

„Južnjakom“ (prebivalcem<br />

južnih republik nekdanje<br />

Jugoslavije). Ta je bila za<br />

politično desnico, pa tudi<br />

za javno mnenje pod njenim vplivom in v<br />

do tujcev sovražnih krogih, velik šok. Sredi<br />

devetdesetih so zato celo poskušali doseči, da bi<br />

tem 170.000 ljudem državljanstvo spet odvzeli.<br />

„Izbris“ 18.000 ljudi torej kot kompenzacija za<br />

šokirano ksenofobično „desnico“?<br />

Večina prizadetih sprva niti sama ni vedela<br />

za svojo nesrečo; mnogi „izbrisani“ so šele<br />

po nesrečnih slučajih sploh izvedeli, da se<br />

jim je pripetilo nekaj otežujočega. Pri takem<br />

ozadju tudi ni bil mogoč noben organiziran<br />

protest proti povzročeni krivici – šele leta<br />

2002 se je okrog Srba Aleksandra Todorovića,<br />

ki se je s svojo slovensko ženo preselil na<br />

Ptuj v osemdesetih, zbralo prvo in predvsem<br />

aktivistično-akcionistično delujoče združenje<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“-NGO (Društvo izbrisanih<br />

prebivalcev Slovenije); Todorović se je medtem<br />

sicer sprl s pravnim zastopnikom NGO<br />

(Krivicem) in ustanovil novo društvo.<br />

Že sredi devetdesetih so bile na slovensko<br />

ustavno sodišče vložene prve posamezne<br />

pritožbe, šele leta 1999 pa je bil sprejet prvi<br />

23


„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

sklep v tej zadevi, ki je razglasil, da je bil<br />

izbris v nasprotju z ustavo. Zahteval pa je tudi<br />

uskladitev zadevnih zakonov z ustavo v roku<br />

šestih mesecev. Ta naloga je bila in je ostala<br />

s pravnega vidika vse doslej zelo težavna. Po<br />

eni strani so se uspeli mnogi „izbrisani“ z<br />

mnogo truda in stroškov v Sloveniji na novo<br />

prijaviti kot tujci ter dobiti dovoljenja za<br />

stalno prebivanje in zaposlitev. Po drugi strani<br />

sta bila po letu 1999 v zvezi s tem sprejeta<br />

še dva zakona, ki pa ju je ustavno sodišče<br />

spet razglasilo za delno neveljavna. Še nekaj<br />

„izbrisanih“ je spet dobilo povrnjen pravni<br />

status, ki jim je bil protiustavno odvzet. Kljub<br />

temu pa „izbrisani“ v Sloveniji in na tujem<br />

še vedno ne morejo računati na kakršnekoli<br />

odškodnine za uničene eksistence in prezrte<br />

sodbe ustavnega sodišča.<br />

Leta 2004 je bil izveden tudi referendum (de<br />

facto) proti izbrisanim. Tako predlagana<br />

vprašanja kot pričakovani izid sta bila glede na<br />

razmerja med glavnimi političnimi tokovi v<br />

Sloveniji za „izbrisane“ pričakovana. Vprašanje<br />

4. aprila 2004 se je glasilo: „Ali se strinjate, da<br />

stopi v veljavo zakon o izvedbi 8. točke odločbe<br />

ustavnega sodišča Republike Slovenije, številka<br />

U-I-246/02-28 (EPA 956-III), ki ga je državni<br />

zbor Republike Slovenije sprejel 25. 11. 2003?“<br />

Če hočemo vprašanje razumeti: Več kot leto<br />

poprej, 3. aprila 2003, je ustavno sodišče v 8.<br />

točki svojega sklepa ugotovilo, da naj se 26.<br />

2. 1992 izbrisanim vrne pravica do stalnega<br />

prebivališča z veljavo za nazaj. V nasprotju<br />

s tem pa je bil odgovor povsem jasen: pri<br />

volilni udeležbi 31,5 % je proti vrnitvi statusa<br />

glasovalo 94,7 %, za 3,8 %, neveljavnih pa je<br />

bilo 1,5 % glasovnic. In pri tem sploh ni bilo<br />

govora o odškodninah in nadaljnjih korakih<br />

pri odpravi posledic izbrisa.<br />

24<br />

Da bi opozorila na to okoliščino in pospešila<br />

obravnavo nerešenih problemov „izbrisanih“,<br />

je Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov<br />

(CIIA) končno od 2. julija 2005 naprej<br />

organizirala gladovno stavko prav na kraju,<br />

kjer se je leta 1993 začela Berisheva odisejada.<br />

Na mejnem prehodu Šentilj-Spielfeld je devet<br />

članov CIIA sprva odklanjalo uživanje hrane<br />

in zahtevalo rešitev problema – še posebno v<br />

primeru Berisha. 24 dni kasneje sta govorec<br />

CIIA Aleksandar Todorović in aktivist Ilija<br />

Ivanović v Ljubljani prekinila neuspešno<br />

gladovno stavko. Kljub temu je bil odmev<br />

v slovenskih medijih znaten, še posebej pa<br />

je bil deležen ostrih kritik notranji minister<br />

Dragutin Mate, ker se za gladovno stavkajoče<br />

sploh ni zmenil. Tako na primer v komentarju,<br />

ki ga je v dnevniku Delo objavil novinar Dejan<br />

Pušenjak: „[…] Kajti vsak normalen državljan<br />

bi od svojega notranjega ministra pričakoval,<br />

da se bo odpeljal do gladovno stavkajočih in<br />

jim rekel: ‚V imenu države, ki jo predstavljam,<br />

se vam opravičujem za krivico, ki vam jo je<br />

storila ta država, ko še nisem bil njen minister.<br />

Prosim vas za prekinitev gladovne stavke in<br />

za nadaljnje potrpljenje; prizadevamo si za<br />

rešitev, ki bo za vas in za nas – oblastnike –<br />

sprejemljiva. […]“ 6<br />

Medtem ko je notranji minister ostajal ob<br />

strani, se je uradna politika zganila vsaj na<br />

parlamentarni ravni. Na zadnjem zasedanju<br />

državnega zbora pred poletnimi počitnicami,<br />

14. julija 2005, je bil k razpravi o tem problemu,<br />

ki je trajala štiri ure, povabljen varuh človekovih<br />

pravic Matjaž Hanžek. Z – vsaj s Hanžkovega<br />

vidika – streznjujočim učinkom: „[…] veliko<br />

težav je z manjkajočim razumevanjem ali<br />

s pomanjkanjem volje do razumevanja tega<br />

problema. Že glede na to, kako poslanci mešajo


državljanstvo in stalno bivališče izbrisanih, je<br />

jasno, da sploh še ne razumejo, zakaj pri tem<br />

gre.“ 7<br />

Nekaj dni kasneje je konzervativni predsednik<br />

parlamenta France Cukjati v Gradcu in nato še<br />

v Ljubljani napovedal, da bo notranji minister<br />

do jeseni pripravil zakon, ki bo odpravil<br />

prizadejane krivice. Ta izjava je bila sprejeta<br />

skeptično do ostro kritično (glej intervju z<br />

Matevžem Krivicem). Doslej (sredi septembra)<br />

se ni zgodilo še nič.<br />

OPOMBE<br />

1 Sklepi ustavnega sodišča Republike Slovenije, št. U-I-284/94, 4. februar<br />

1999, objavljeno v: Uradni list RS, št. 14/1999, oz. št. U-I-246/2, 3. april<br />

2004, objavljeno v: Uradni list RS, št. 36/2003.<br />

2 Dejstva, da je v SFRJ obstajalo dvojno državljanstvo, zvezno in republiško,<br />

se mnogi prebivalci Jugoslavije očitno niso zavedali. V časih Jugoslavije to<br />

niti ni bilo pomembno.<br />

3 Natančneje okoliščina, navedena v členu 81 zakona o tujcih, ki se je že<br />

pred sprejemom zakona junija 1991 zdela mnogim sporna. Poslanka Metka<br />

Mencin je maja 1991 predlagala spremembo, po kateri bi tudi v Sloveniji<br />

živeči jugoslovanski državljani z republiškimi državljanstvi drugih republik in<br />

stalnim prebivališčem v Sloveniji na dan plebiscita avtomatsko dobili stalno<br />

dovoljenje za bivanje. Če bi bil ta predlog sprejet, problem z „izbrisanimi“<br />

sploh ne bi nastal. A večina v parlamentu je takrat glasovala proti.<br />

4 Glej: Borut Mekina: Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968. Večer, 25. 02.<br />

2004, str. 3.<br />

5 Krivic, Matevž: Postskriptum, str. 160: v: Dedić, Jasminka, Jalušič, Vlasta in<br />

Zorn Jelka: The erased: organized innocence and the politics of exclusion.<br />

Ljubjana 2003, Peace Institute, Institute for Contemporary Social and<br />

Political Studies.<br />

6 Dejan Pušenjak: Po čem je danas smrt. Delo, 16. 7. 2005, str. 5.<br />

7 Lovec, Suzana: Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic. Dnevnik,<br />

18. 7. 2005.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Herwig G. Höller<br />

*1974 in Rottenmann, Slawistik- und Physikstudien<br />

in Graz und Moskau. Seit 1998 freier<br />

Kunstkritiker, zahlreiche Publikationen in<br />

springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike und in<br />

anderen Medien. Seit 2000 zudem Referent für<br />

Medien, Video, Film im Forum Stadtpark (bis<br />

2003, nach Strukturreform im Forum Stadtpark<br />

Mitglied des Programmforums, zuständig für<br />

die angesprochenen Bereiche), Lehrbeauftragter<br />

am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz. Seit 2005 Mitarbeit<br />

beim „Falter Steiermark“. – Herwig G. Höller<br />

rojen 1974 v Rottenmannu, študij slavistike in<br />

fizike v Gradcu in v Moskvi. Od 1998 svobodni<br />

umetnostni kritik, številčne publikacije v revijah<br />

springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike in drugih<br />

medijih. Od 2000 referent za medije, video, film v<br />

Forum Stadtpark (do 2003, po strukturni reformi<br />

v Forum Stadtparku član programskega<br />

foruma, pristojen za zgoraj navedena področja),<br />

predavatelj na Inštitutu za slavistiko Karl-<br />

Franzens-Universität Gradec. Od 2005<br />

sodelavec pri „Falter Steiermark“.<br />

„<strong>Izbrisani</strong>“<br />

25


Interview mit Matevž Krivic<br />

Interview mit Matevž Krivic, von<br />

Herwig Höller<br />

Matevž Krivic, Sie sind Rechtsvertreter der „Društvo<br />

izbrisanih prebivalcev Slovenije“ [Verband der ausgelöschten<br />

Einwohner Sloweniens], einer NGO, die<br />

sich für die Rechte der so genannten „Ausgelöschten“<br />

einsetzt. Wann und wie haben Sie erstmals erfahren,<br />

dass es ein „<strong>Izbrisani</strong>“-Problem gibt?<br />

Als Verfassungsrichter (1990–1998), als wir in<br />

den Jahren 1994–1995 mit ersten Fällen konfrontiert<br />

waren, die aber von juristisch ungebildeten<br />

Menschen sehr unklar formuliert waren.<br />

Sie bekamen von den Behörden auch keine<br />

Bescheide gegen die man klagen hätte können<br />

– das war ein großes Problem für sie, und darin<br />

besteht auch eine Erklärung für die Tatsache,<br />

dass von über 18.000 „Ausgelöschten“ nur<br />

einige wenige Fälle vor Gericht kamen. Ich<br />

konnte mich mit meinen Ansichten über dieses<br />

Problem im Verfassungsgericht zuerst sehr<br />

lange nicht durchsetzen – erst im Juni 1998,<br />

einige Monate vor dem Ende der Amtszeit des<br />

ersten Verfassungsgerichtes, konnte ich schließlich<br />

eine vorläufige Lösung ausarbeiten, die –<br />

überraschenderweise – sogar mit 6:1 Stimmen<br />

angenommen wurde. Unsere Nachfolger im<br />

Verfassungsgericht brachten dann schon im Februar<br />

1999 diese ersten beiden Fälle zu einem<br />

Abschluss und stellten fest, dass die „Auslöschung“,<br />

die am 26. Februar 1992 stattgefunden<br />

hatte (sozusagen geheim, ohne jegliche Bescheide),<br />

keine gesetzliche Grundlage hat und dass<br />

das Gesetz sofort korrigiert werden müsse, um<br />

eine verfassungskonforme Lösung der entstandenen<br />

Probleme zu ermöglichen.<br />

Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit der<br />

Thematik?<br />

26<br />

In den Jahren 1999–2001 war ich so sehr mit<br />

anderen schwierigen verfassungsrechtlichen<br />

Problemen beschäftigt (zuerst mit der Beseitigung,<br />

der skandalösen verfassungsgerichtlichen<br />

Fälschung des Resultats des Referendums<br />

über die Einführung des Mehrheitswahlsystems,<br />

was erst mit einer Verfassungsänderung<br />

im Jahre 2000 möglich war, und dann mit der<br />

Klage vor dem neuen Verfassungsgericht gegen<br />

den Vertrag zwischen Slowenien und dem Vatikan),<br />

dass ich sogar die oben erwähnte Entscheidung<br />

vom Februar 1999 nicht kannte.<br />

Erst zehn Jahre nach der „Auslöschung“, als<br />

drei Betroffene in Ptuj im Februar 2002 den<br />

ersten Verein der „Ausgelöschten“ gegründet<br />

hatten, begann ich sofort als dessen Rechtsvertreter<br />

zu fungieren.<br />

Im Jahre 2003 hat der slowenische Verfassungsgerichtshof<br />

ihrer Klage gegen die gesetzlichen Grundlagen,<br />

die zur Löschung von etwa 18.000 aus anderen<br />

jugoslawischen Republiken stammenden<br />

Einwohnern Sloweniens aus den Melderegistern<br />

führten, Recht gegeben und diese Löschung als verfassungswidrig<br />

erklärt. Könnten Sie kurz erklären,<br />

warum der „Izbris“ verfassungswidrig war?<br />

Wie ich schon sagte: Weil er keine gesetzliche<br />

Grundlage hatte und weil er darüber hinaus<br />

„geheim“ (ohne jeglichen Bescheid) ausgeführt<br />

wurde. Die beiden Gründe sind natürlich eng<br />

miteinander verbunden: Wenn man keine gesetzliche<br />

Grundlage für einen Verwaltungsakt<br />

hat, kann man auch keinen Bescheid darüber<br />

ausstellen. Um einen solchen illegalen Verwaltungsakt<br />

mit sehr schwer wiegenden Konsequenzen<br />

dennoch auszuführen, bedarf es<br />

schon „wichtiger“ politischer Gründe… Aber,<br />

um gegenüber unseren Politikern nicht ungerecht<br />

zu sein: Sie wussten damals – und wissen<br />

auch heute noch – nur sehr wenig über juridi-


sche Angelegenheiten Bescheid. Trotzdem sind<br />

sie, in erster Linie die damalige „DEMOS“-Regierung<br />

und deren Innenminister Igor Bavčar<br />

(aber später auch alle Drnovšek-Regierungen)<br />

politisch in vollem Umfang für diesen skandalösen<br />

Umgang mit den Menschenrechten<br />

verantwortlich. Noch viel größere Verantwortung<br />

hatte indessen der damalige Staatssekretär<br />

Slavko Debelak, ein Verwaltungsrechtler,<br />

der die Politiker mit politisch erwünschten „juridischen<br />

Erklärungen“ versorgte…<br />

Dennoch kam es ein Jahr später zu einem Referendum,<br />

das im Wesentlichen gegen die „<strong>Izbrisani</strong>“ gerichtet<br />

war. Dieses Problem ist bislang nicht gelöst<br />

worden…<br />

Ja, für Slowenien als vorgeblichen Rechtsstaat<br />

eine erstaunliche und wirklich traurige<br />

Geschichte: Dieses Referendum hätte als offensichtlich<br />

verfassungswidrig vom Verfassungsgericht<br />

verboten werden sollen, aber der<br />

Parlamentspräsident versäumte die Frist für einen<br />

Anruf des Verfassungsgerichts um einen<br />

Tag, und dieses konnte nun nichts mehr unternehmen.<br />

Ein weiteres Paradoxon: Das Referendum<br />

annullierte nur ein Gesetz, das ohnehin<br />

verfassungswidrig war, weil es nur 4.000<br />

anstelle von 12.000 (wie es das Verfassungsgerichtsurteil<br />

verlangt hatte) „ausgelöschten“<br />

Personen ihren Status zurückgeben wollte.<br />

Aber es folgten noch weitere, noch unglaublichere<br />

Absurditäten. Erstens: Trotz der Annullierung<br />

des von ihm eingebrachten Gesetzes<br />

setzte Innenminister Dr. Bohinc in den<br />

folgenden Monaten eben dieses nicht mehr<br />

bestehende Gesetz um und missachtete somit<br />

das Verfassungsgerichtsurteil, indem nur<br />

4.000 statt 12.000 Bescheide ausstellte. Zweitens:<br />

Die damalige Opposition drohte ihm<br />

im Parlament mit einem Strafverfahren, weil<br />

Interview mit Matevž Krivic<br />

er überhaupt die vom Verfassungsgericht verlangten<br />

Bescheide auszugeben begann (dann<br />

stellte er nach 4.000 Bescheiden die Ausgabe<br />

ein). Aber auch diese 12.000 stellen nur zwei<br />

Drittel von insgesamt 18.305 „Ausgelöschten“<br />

dar. Für die übrigen 6.000 verlangte das Verfassungsgericht<br />

die Verabschiedung eines Sondergesetzes<br />

innerhalb von sechs Monaten, also<br />

bis Oktober 2003. Die damalige „linke“ Regierung<br />

brachte ein derartiges Gesetz aber erst im<br />

Oktober des folgenden Jahres ein, dass noch<br />

dazu unzulänglich war, weil es das Problem<br />

nur zum Teil gelöst hätte. Aber auch das ging<br />

der Opposition zu weit, und es gelang ihr mit<br />

einer Reihe von Vorschlägen über ein Referendum,<br />

die alle vom Verfassungsgericht abgewiesen<br />

wurden, die Verabschiedung des Gesetzes<br />

zu verhindern. Jetzt befindet sich die damalige<br />

Opposition an der der Regierung und will von<br />

einem solchen Gesetz nichts mehr wissen …<br />

Auf meine Frage, wie es um die Lösung der „<strong>Izbrisani</strong>“-Problematik<br />

steht, antwortete mir der Vorsitzende<br />

des slowenischen Državni zbor [Nationalrat],<br />

France Cukjati, am 18. Juli 2005 in Graz, dass das<br />

slowenische Innenministerium noch im Herbst ein<br />

Gesetz einbringen und damit das erlittene Unrecht<br />

wieder gutmachen würde. Kurz danach wiederholte<br />

Cukjati diese Aussage auch in Slowenien, woraufhin<br />

Sie in einem Leserbrief an die Tageszeitung „Delo“<br />

(23.7.2005) auf das Schärfste protestierten und<br />

meinten: „Von einer echten Absicht der Lösung des<br />

Problems zu sprechen, ist reiner Hohn.“ Gibt es wirklich<br />

keine politische Absicht, das Problem zu lösen?<br />

In der Tat nicht. Der neue Regierungschef<br />

Janša und andere haben seit ihrem Wahlsieg<br />

mindestens zehnmal wiederholt, dass sie nur<br />

gemeinsam mit der Opposition im Wege eines<br />

speziellen Verfassungsgesetzes dieses Problem<br />

zu „lösen“ bereit sind. Und das heißt: gar<br />

27


Interview mit Matevž Krivic<br />

nicht. Warum? Weil dieses Problem unter die<br />

einfache Gesetzgebung fällt und nicht durch<br />

ein Verfassungsgesetz lösbar ist. Mit einem<br />

Verfassungsgesetz will die Regierung nur die<br />

verfassungsgerichtliche Kontrolle des Gesetzes<br />

vermeiden – obwohl schon zwei Verfassungsgerichtspräsidenten<br />

öffentlich davor gewarnt<br />

haben, auf diese Weise die Verfassung<br />

zu missachten. Die Opposition hat diesen Weg<br />

klar abgelehnt, und so ist auch die oben zitierte<br />

Aussage von Cukjati nur leeres Gerede. Mehr<br />

noch: eine absichtliche Täuschung der Bürger.<br />

Wenn in der slowenischen Öffentlichkeit über die<br />

Lösung des Problems gesprochen wird, werden immer<br />

zwei gesetzliche Varianten in den Raum gestellt.<br />

Einerseits ein Gesetz mit Verfassungsrang, andererseits<br />

ein „systemisches Gesetz“. Für welche Variante<br />

treten Sie ein?<br />

In Betracht kommt nur ein einfaches Gesetz,<br />

man kann es auch „systemisch“ nennen. Für<br />

ein solches Gesetz – im Einklang mit dem<br />

Verfassungsgerichtsurteil von 2003 – hätte<br />

die Regierung eine ausreichende Mehrheit im<br />

Parlament, will es aber um keinen Preis verabschieden.<br />

Ein Gesetz, das die Rechte der „Ausgelöschten“<br />

nicht anerkennt, würde vor dem<br />

Verfassungsgericht keinen Bestand haben.<br />

Ähnlich wie in Kärnten, wo Haider dem Erkenntnis<br />

des Österreichischen Verfassungsgerichtshofes<br />

schon seit 2001 nicht Folge leistet.<br />

Aber dort geht es „nur“ um slowenische Ortstafeln<br />

– hier geht es um elementare Menschenrechte<br />

von 18.305 Personen, die von der Regierung<br />

gesetzwidrig verletzt worden sind.<br />

Was würde eine Entschädigung der Betroffenen kosten,<br />

was müsste alles abgegolten werden? Seinerzeit<br />

war einmal von Kosten in der Höhe von 600 Milliarden<br />

Tolar die Rede – ist das realistisch?<br />

28<br />

Niemand hat davon eine Ahnung, die erwähnte<br />

Zahl ist frei erfunden. Sicher ist nur eines:<br />

Dass eine Entschädigung gemäß Zivilrecht<br />

nur fünf Jahre nach Schadenseintritt möglich<br />

ist. Jegliche Entschädigung für in den Jahren<br />

1992–2000 erlittenes Unrecht ist somit schon<br />

heute ausgeschlossen. Wir haben natürlich ein<br />

eigenes Gesetz für diesen speziellen Fall gefordert,<br />

aber die Politiker werden ein solches Gesetz<br />

niemals verabschieden. Und bevor wir<br />

mit dieser Frage vor das Straßburger Gericht<br />

kommen, wird es sicher noch zehn bis 15 Jahre<br />

dauern …<br />

Im Juli organisierte eine weitere NGO, die „Civilna<br />

iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), einen Hungerstreik<br />

an der österreichisch-slowenischen Grenze,<br />

um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie<br />

distanzierten sich von dieser Aktion und kritisierten<br />

deren Organisator, Aleksandar Todorović (Večer,<br />

4.7.2005). Die CIIA erwiderte ihrerseits, dass sie<br />

kein Recht hätten, den Hungerstreik zu kommentieren,<br />

und es war auch der Vorwurf zu hören, dass<br />

sie alle Aktivitäten eingestellt hätten, weil sie auf<br />

eine offizielle Lösung warteten, die aus der Sicht<br />

der CIIA nicht absehbar sei. Können Sie zu diesem<br />

Streit Stellung beziehen?<br />

Nein, für uns alle ist es besser, diese leidigen<br />

Fragen nicht öffentlich zu diskutieren. In einer<br />

derartigen Situation beschränke ich mich<br />

auf unumgängliche Reaktionen auf öffentliche<br />

Angriffe. So auch hier: Die angebliche „Einstellung<br />

aller Aktivitäten“ unseres Vereins ist<br />

eine Lüge. In den Monaten vor den Wahlen<br />

haben wir nur deshalb von öffentlichen Manifestationen<br />

abgesehen, um nicht noch mehr<br />

Xenophobie unter den Wählern zu erwecken.<br />

Ich möchte lieber nicht ausführlicher auf diese<br />

Frage eingehen.


Andererseits, wie sehen sie Todorović und seine Aktivitäten,<br />

die zumindest diesen Sommer durchaus<br />

medienwirksam waren?<br />

Ich kann nur wiederholen, was ich Herrn<br />

Todorović seit Juni 2004 schon vielmals gesagt<br />

und geschrieben habe: „Wenn wir schon nicht<br />

mehr zusammenarbeiten können, so sollten<br />

wir uns zumindest nicht gegenseitig angreifen.<br />

Wir werden alle deine konstruktiven Initiativen<br />

unterstützen, nur höre mit den ungerechten<br />

Angriffen und Lügen auf!“ Er hat<br />

damit leider nicht aufgehört, aber trotzdem<br />

haben wir seinen letzten öffentlichen Protest<br />

an der Grenze im Juli öffentlich unterstützt.<br />

Nur von der Methode des Hungerstreiks haben<br />

wir uns wegen der Gesundheitsgefährdung der<br />

Beteiligten distanziert. Vor allem aber habe ich<br />

für den Rom Ali Berisha, dessen Schicksal der<br />

Hauptgrund für den Hungerstreik war, konkrete<br />

Schritte in die Wege geleitet, um ihm<br />

die Rückkehr nach Slowenien rechtlich zu ermöglichen.<br />

Das Verfahren ist im Gange, es ist<br />

natürlich auch möglich, dass es keinen Erfolg<br />

bringt. Aber erst dann sollte man andere Methoden<br />

in Betracht ziehen.<br />

Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten<br />

Monaten? Wann ist mit einer Lösung zu rechnen?<br />

Die einzige Hoffnung für uns besteht in der<br />

Ausübung von Druck durch internationale<br />

Organisationen, vor allem vom Komissär für<br />

Menschenrechte, Gil Robles, und der Kommission<br />

gegen Intoleranz (ECRI) – Institutionen des<br />

Straßburger Europarates (nicht der EU). Aber<br />

die slowenische Regierung zeigt sich gegen<br />

Kritik von europäischen Institutionen unempfänglich.<br />

Die größte Schande für Slowenien als<br />

vorgeblichen Rechtsstaat ist vielleicht die Tatsache,<br />

dass das Land mit einer solchen menschenrechtsfeindlichen<br />

Regierung 2008 den<br />

Intervju z Matevžem Krivicem<br />

Vorsitz in der EU übernehmen soll. In dieser<br />

Welt ist scheint alles möglich – nur die Durchsetzung<br />

der Menschenrechte gegenüber einer<br />

feindlich gesinnten Staatsmacht ist anscheinend<br />

unerreichbar.<br />

Intervju z Matevžem Krivicem<br />

Herwig Höller<br />

Matevž Krivic, Vi ste pravni zastopnik „Društva<br />

izbrisanih prebivalcev Slovenije“, ki se zavzema za<br />

pravice tako imenovanih „izbrisanih“. Kdaj in kako<br />

ste prvič izvedeli za problem „izbrisanih“?<br />

Kot ustavni sodnik (1990-1998), ko smo bili<br />

v letih 1994-95 soočeni s prvimi primeri, ki<br />

pa so bili od pravno neukih ljudi zelo nejasno<br />

formulirani. Od oblasti tudi niso prejeli<br />

nobenih odločb, da bi proti njim lahko vložili<br />

tožbe – to je bil za njihov velik problem in prav<br />

v tem je tudi obrazložitev dejstva, da so od več<br />

kot 18.000 „izbrisanih“ prišli pred sodišča le<br />

nekateri redki primeri. Jaz s svojimi pogledi na<br />

ta problem na ustavnem sodišču najprej zelo<br />

dolgo nisem mogel prodreti – in šele junija<br />

1998, nekaj mesecev pred iztekom mandata<br />

prve zasedbe ustavnega sodišča, sem končno<br />

lahko pripravil neko preliminarno rešitev, ki<br />

pa je bila (presenetljivo) sprejeta celo s 6 : 1.<br />

Naši nasledniki na ustavnem sodišču so nato<br />

že februarja 1999 ta dva prva primera pripeljali<br />

do konca in zelo jasno odločili, da izbris, ki<br />

se je zgodil 26. februarja 1992 (tako rekoč<br />

tajno, brez vsakih odločb), ni imel nikakršne<br />

zakonske podlage in da je treba zakon takoj<br />

popraviti, da bi s tem omogočili rešitev nastalih<br />

problemov v skladu z ustavo.<br />

Od kdaj se intenzivno ukvarjate s to tematiko?<br />

29


Intervju z Matevžem Krivicem<br />

V letih 1999-2001 sem bil tako okupiran z<br />

drugimi težkimi ustavnopravnimi problemi<br />

(najprej s problemom, kako odstraniti<br />

škandalozno ustavnosodno potvorbo izida<br />

referenduma o uvedbi večinskega volilnega<br />

sistema, kar je bilo možno šele s spremembo<br />

ustave leta 2000, in nato s tožbo pred novim<br />

ustavnim sodiščem proti pogodbi Slovenije z<br />

Vatikanom), da celo prej omenjene odločitve<br />

iz februarja 1999 nisem poznal (je pa tudi v<br />

medijih ostala popolnoma zamolčana). Šele<br />

točno deset let po „izbrisu“, ko so trije izbrisani<br />

na Ptuju (pri Mariboru) februarja 2002<br />

ustanovili prvo društvo izbrisanih, sem začel<br />

takoj delovati kot njihov pravni zastopnik.<br />

Leta 2003 je slovensko ustavno sodišče ugodilo<br />

vaši tožbi proti zakonskim podlagam, ki so<br />

pripeljale do izbrisa okrog 18.000 iz drugih<br />

jugoslovanskih republik izvirajočih prebivalcev<br />

Slovenije iz prijavnih registrov in je ta izbris<br />

razglasilo za protiustaven. Ali lahko na kratko<br />

pojasnite, zakaj je bil izbris protiustaven?<br />

Kot sem že povedal: ker ni imel nobene<br />

zakonske podlage in dodatno še zato, ker je<br />

bil izpeljan „tajno“ (brez vsake odločbe). Oba<br />

razloga sta seveda tesno povezana: če za neki<br />

upravni akt ni nobene zakonske podlage, potem<br />

o tem tudi ne moreš izdati nikakršne odločbe.<br />

Da nekdo kljub temu izvede tak nezakonit<br />

upravni akt z zelo težkimi posledicami, mora<br />

za to že imeti „važne“ politične razloge…<br />

Toda, da ne bi bil do naših politikov krivičen:<br />

o pravu in pravnih vprašanjih so takrat vedeli<br />

– in vedo še danes – zelo zelo malo. Kljub temu<br />

so seveda, v prvi vrsti takratna „Demosova“<br />

vlada in notranji minister Igor Bavčar (toda<br />

kasneje tudi vse Drnovškove vlade) v polnem<br />

obsegu politično odgovorni za ta škandalozni<br />

odnos do človekovih pravic – toda še veliko<br />

30<br />

večja odgovornost leži na takratnem državnem<br />

sekretarju Slavku Debelaku, ki je bil magister<br />

prava in je politike oskrboval s politično<br />

zaželenimi „pravnimi razlagami“…<br />

Vendar pa je eno leto kasneje prišlo do<br />

referenduma, ki je bil v bistvu uperjen proti<br />

„izbrisanim“ in problem vse do danes pravno<br />

še ni rešen…<br />

Da, to je bila za Slovenijo kot domnevno pravno<br />

državo nova presenetljiva in res žalostna<br />

zgodba: ta referendum bi moral biti kot očitno<br />

protiustaven od ustavnega sodišča prepovedan,<br />

toda predsednik parlamenta je predlog na<br />

ustavno sodišče vložil en dan prepozno –<br />

in ustavno sodišče ni moglo storiti ničesar.<br />

Nadaljnji paradoks: z uspešnim referendumom<br />

je bil samo odstranjen (razveljavljen) neki<br />

zakon, ki je bil tako in tako protiustaven<br />

(ker je hotel vrniti sporni status samo 4.000<br />

„izbrisanim“ osebam namesto 12.000, kot je to<br />

zahtevala sodba ustavnega sodišča). Toda sledili<br />

so še nadaljnji, še bolj neverjetni paradoksi.<br />

Prvič, kljub razveljavitvi zakona, ki ga je on<br />

sam predlagal, je notranji minister dr. Bohinc<br />

v naslednjih mesecih izvršil točno ta ne več<br />

obstoječi zakon in ne sodbo ustavnega sodišča,<br />

izdal je torej samo 4.000 namesto 12.000<br />

odločb! In drugič: takratna opozicija mu je v<br />

parlamentu grozila s kazenskim postopkom,<br />

ker je sploh začel izdajati te, od ustavnega<br />

sodišča zahtevane odločbe (in nato je končal<br />

pri 4.000 odločbah, namesto da bi izdal vseh<br />

12.000)! Toda teh 12.000 ljudi sta le dve tretjini<br />

od vseh 18.305 izbrisanih – za preostalih 6.000<br />

je ustavno sodišče zahtevalo, da bi bilo treba v<br />

šestih mesecih, torej do oktobra 2003, sprejeti<br />

poseben zakon. Prejšnja „leva“ vlada je tak<br />

(ampak slab, le polovico problemov rešujoč)<br />

zakon predložila šele oktobra 2004, ampak tudi<br />

to je bilo za takratno opozicijo preveč in ji je z


mnogimi novimi zahtevami za referendum, ki<br />

pa so bile od ustavnega sodišča vse zavrnjene,<br />

vendarle uspelo, da je sprejetje takega zakona<br />

v prejšnjem zakonodajnem obdobju preprečila.<br />

Sedaj je ta opozicija prišla na oblast – in noče o<br />

takem zakonu nič več slišati…<br />

Na moje vprašanje, kaj je sedaj z reševanjem<br />

problematike „izbrisanih“, mi je predsednik<br />

slovenskega državnega zbora France Cukjati 18.<br />

julija v Gradcu odgovoril, da bo slovensko notranje<br />

ministrstvo še jeseni predložilo zakon in da bodo s<br />

tem vse pretrpljene krivice spet odpravljene. Kmalu<br />

za tem je Cukjati to izjavo ponovil tudi v Sloveniji,<br />

nakar pa ste Vi v pismu bralca v dnevniku Delo<br />

(23. 7.) najostreje protestirali in menili: „Govoriti o<br />

resnem namenu reševanja tega problema je navadno<br />

norčevanje.“ Ali res ni političnega namena rešiti ta<br />

problem?<br />

Res ga ni. Novi šef vlade Janša in drugi so<br />

od volilne zmage naprej najmanj desetkrat<br />

ponovili, da so pripravljeni ta problem „rešiti“<br />

samo skupaj z opozicijo s posebnim „ustavnim<br />

zakonom“, drugače pa nič. In to pomeni: nič.<br />

Zakaj? Zato, ker je ta problem vprašanje<br />

navadne zakonodaje in ni rešljiv z ustavnim<br />

zakonom. Z ustavnim zakonom bi se želela<br />

vlada samo izogniti ustavnosodni kontroli<br />

zakona – čeprav sta že dva predsednika<br />

ustavnega sodišča posvarila pred takim<br />

kršenjem ustave, ki da bo po njunih besedah<br />

tudi ostalo brez uspeha. Opozicija je ta način<br />

reševanja jasno odklonila – in tako so tudi<br />

navedene Cukjatijeve besede zgolj prazne<br />

besede. Še slabše: namerno zavajanje naivne<br />

publike.<br />

Kadar se v slovenski javnosti govori o zakonskih<br />

rešitvah tega problema, se vedno govori o dveh<br />

zakonskih variantah: po eni strani o ustavnem<br />

Intervju z Matevžem Krivicem<br />

zakonu, po drugi strani o „sistemskem zakonu“. Za<br />

katero varianto se zavzemate Vi?<br />

Samo navaden zakon (lahko se seveda<br />

imenuje tudi „sistemski“) pride v poštev. Za<br />

sprejetje takega zakona ima vlada zadostno<br />

večino v parlamentu – toda tega noče narediti.<br />

Pravicam „izbrisanih“ nasproten zakon ne<br />

bi imel nobenih izgledov pred ustavnim<br />

sodiščem – zakona v skladu s sodbo ustavnega<br />

sodišča iz leta 2003 pa vlada za nobeno ceno<br />

noče narediti. Podobno kot na Koroškem, kjer<br />

Haider že dolgo noče slediti odločbi avstrijskega<br />

ustavnega sodišča. Ampak tam gre „samo“<br />

za slovenske krajevne napise – tu pa gre za<br />

elementarne človekove pravice 18.305 ljudi, ki<br />

jih je nezakonito prekršila vlada sama.<br />

Koliko pa bi poprava krivic in odškodnina znašala,<br />

kaj vse bi moralo biti kompenzirano? Enkrat<br />

se je govorilo o 600 milijardah tolarjev – je to<br />

realistično?<br />

Nihče nima pojma o tem – omenjena številka<br />

je popolnoma izmišljena. Gotovo je le eno: da<br />

je odškodnina (v skladu s civilno zakonodajo)<br />

možna samo pet let od nastanka škode. Vsaka<br />

odškodnina za (velike) škode v letih 1992-<br />

2000 je torej že danes popolnoma nedosegljiva.<br />

Mi smo seveda zahtevali poseben zakon za<br />

ta posebni primer, toda naši politiki ne bodo<br />

takega zakona nikoli sprejeli. In preden bomo s<br />

tem vprašanjem lahko prišli pred strassburško<br />

sodišče, bo trajalo gotovo še 10 ali 15 let…<br />

Julija je neka druga nevladna organizacija,<br />

„Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA),<br />

organizirala gladovno stavko na avstrijsko-slovenski<br />

meji, da bi opozorila na nerešenost problema. Vi ste<br />

se od te akcije distancirali in ste kritizirali, da je<br />

organizator gladovne stavke Aleksandar Todorović<br />

odklonil Vašo prošnjo, da bi se vprašanje najprej<br />

31


Intervju z Matevžem Krivicem<br />

razjasnilo po pravni poti (Večer, 4. 7. 2005). CIIA<br />

pa je odgovorila, da vi nimate nobene pravice<br />

komentirati gladovne stavke in slišati je bilo tudi<br />

očitek, da ste ustavili vse aktivnosti, ker ste čakali na<br />

uradno rešitev, ki pa je po mnenju CIIA ni mogoče<br />

pričakovati. Ali lahko komentirate ta spor?<br />

Ne, za vse nas je bolje, če o teh bolečih<br />

vprašanjih ne razpravljamo v javnosti. Ob vsaki<br />

taki priložnosti se omejim le na najnujnejše<br />

odgovore na javne napade. Tako tudi tukaj:<br />

domnevna „ustavitev vseh aktivnosti“ našega<br />

društva je laž. V mesecih pred volitvami smo<br />

se samo odpovedali javnim manifestacijam, da<br />

ne bi med volivci vzbudili še več ksenofobije. Že<br />

iz Vašega vprašanja si lahko vsak predstavlja,<br />

da je do razcepa med nami junija 2004 prišlo<br />

zaradi različnih pogledov na metode našega<br />

boja. Globlje v to vprašanje pa raje ne bi šel.<br />

Kako pa gledate na Todorovića in njegove<br />

aktivnosti, ki so bile vsaj to poletje vsekakor medijsko<br />

učinkovite?<br />

Lahko le ponovim, kar sem od junija 2004<br />

gospodu Todoroviću že velikokrat rekel in<br />

napisal: „Če ne moremo več skupaj delati, se<br />

vsaj medsebojno ne napadajmo. Mi bomo<br />

podprli vse tvoje dobre iniciative – samo<br />

prenehaj z nepravičnimi napadi in z lažmi!“<br />

On s tem žal ni prenehal, kljub temu pa smo<br />

njegov zadnji javni protest na meji (julija)<br />

javno podprli, le od metode gladovne stavke<br />

smo se distancirali (zaradi ogrožanja življenj<br />

nedolžnih ljudi). Predvsem pa sem za Roma<br />

Alija Berisho, katerega usoda je bila glavni<br />

razlog za stavko, naredil konkretne korake, da<br />

bi mu omogočil vrnitev v Slovenijo po pravni<br />

poti. Postopki so v teku – gotovo je možno, da<br />

bodo tudi to neuspešno. A šele potem bodo<br />

morda tudi druge metode lahko učinkovitejše.<br />

32<br />

Kakšen razvoj pričakujete v naslednjih mesecih, s<br />

kakšnimi koraki je treba računati? In kdaj lahko<br />

pričakujemo rešitev?<br />

Edino upanje za nas so možni pritiski<br />

mednarodnih instanc, predvsem komisarja<br />

za človekove pravice gospoda Gila Roblesa in<br />

komisije proti nestrpnosti (ECRI) – oboje sta<br />

instituciji strassburškega Sveta Evrope (ne EU).<br />

Toda naša vlada ne kaže niti nasproti kritikam<br />

iz evropskih institucij nobenega spoštovanja.<br />

Največja sramota za Slovenijo kot domnevno<br />

pravno državo je morda dejstvo, da bi Slovenija<br />

s takšno, človekovim pravicam sovražno vlado,<br />

morala leta 2008 prevzeti predsedovanje EU. V<br />

tem svetu je res vse mogoče – le spoštovanje<br />

človekovih pravic nasproti njim sovražni<br />

državni oblasti je skoraj nedosegljivo.


Usodna privlačnost<br />

juga<br />

Odnos Slovencev do kulture bivših<br />

jugoslovanskih republik<br />

� Text: Tanja Petrović<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Tanja Petrović<br />

Tanja Petrović, jezikoslovka (diplomirala<br />

1998 in magistrirala 2002 v Beogradu,<br />

doktorirala 2005 v Ljubljani), zaposlena na<br />

Znanstvenoraziskovalnem centru v Ljubljani in<br />

Balkanološkem inštututu v Beogradu. Ukvarja<br />

se z antropološko lingvistiko, vprašanji manjšin<br />

ter kulturnimi procesi na prostorih bivše<br />

Jugoslavije – Tanja Petrović arbeitet als<br />

Sprachwissenschaftlerin (Diplom 1998, Magisterium<br />

2002 in Belgrad, Doktorat 2005 in<br />

Ljubljana) am Wissenschaftsforschungsinstitut<br />

in Ljubljana und am Institut für Balkanologie in<br />

Belgrad. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit<br />

antropologischer Linguistik, Minderheitenfragen<br />

und kulturellen Prozessen auf dem Gebiet<br />

des ehemaligen Jugoslawiens.<br />

Usodna privlačnost juga<br />

Maja 2004 je Republika Slovenija kot prva in najuspešnejša med državami na območju bivše<br />

Jugoslavije postala del velike evropske družine. V obdobju po praznovanju prve obletnice članstva<br />

v Evropski skupnosti in po štirinajstih letih samostojnosti Slovenije se mi zdi smiselno postaviti<br />

vprašanje, kakšen je odnos Slovenije in Slovencev do ostankov zapuščine nekoč skupne države. Po<br />

skoraj poldrugem desetletju propada skupne države, njene bivše republike na svetovnem političnem<br />

zemljevidu nastopajo kot neodvisne države in v skladu s tem, kljub nekaterim težavam in odprtim<br />

vprašanjem, čedalje bolj urejajo medsebojne odnose. Kaj pa je z individualnim in kolektivnim<br />

spominom, nastalim v teku sedemdesetih letih obstoja Jugoslavije? Jugoslovansko nasledstvo<br />

in skupni spomin, ki ju delijo nekdanji državljani Jugoslavije, ne glede na njihove medsebojne<br />

razlike in izvirno različne kulturne tradicije, v veliki meri še vedno oblikujeta na teh prostorih tudi<br />

odnos in distanco do drugega in tujcev: 1 tako na mednarodnih športnih dogodkih, kjer v primeru,<br />

da se “naša” nacionalna reprezentanca ne kvalificira ali izpade iz tekmovanja, bivši Jugoslovani<br />

navijamo za “druge naše”, torej za reprezentanco ene izmed nekdanjih jugoslovanskih republik. Iz<br />

istega razloga v prodajalnah CD plošč v Ljubljani glasba, ki nastaja na prostorih bivše Jugoslavije,<br />

ni razvrščena na policah skupaj s tujo glasbo, temveč ima poseben status in je označena kot „bivša<br />

domača glasba”. Odnos do bivših jugoslovanskih republik je ne nazadnje v Sloveniji drugačen tudi<br />

zaradi velikega števila ljudi, ki prihajajo iz tistih prostorov in so danes prebivalci ali državljani<br />

Republike Slovenije. Kakšen je pravzaprav ta odnos? Kako se oblikuje in kdo ga oblikuje?<br />

V nadaljevanju tega besedila bomo nekaj pozornosti posvetili odnosu Slovencev do Srbije in srbske<br />

kulture in ob tem skušali najti odgovor na predhodno postavljena vprašanja.<br />

V zadnjih letih Slovenci zelo radi hodijo v Srbijo. Po desetletju molčanja in ignoriranja je v Sloveniji<br />

nastopilo „ponovno odkrivanje” Srbije. In kakšna je ta Srbija? V seriji oddaj slovenske nacionalne<br />

33


Usodna privlačnost juga<br />

televizije „Čez planke”, kjer voditeljica<br />

predstavlja druge države in življenjske navade<br />

v teh državah, je bila ena oddaja namenjena<br />

spoznavanju Srbije in Črne gore. Srbija je bila<br />

predstavljena kot precej bizarno carstvo turbofolka,<br />

velik del oddaje so posvetili prav avtorjem<br />

in izvajalcem te glasbene zvrsti. V oddaji je bila<br />

na široko predstavljena Svetlana Ražnatović<br />

alias Ceca, s katero se je novinarka pogovarjala<br />

v prostorih nogometnega kluba „Obilić”,<br />

katerega direktorstvo je Ceca podedovala od<br />

ubitega moža Željka Ražnatovića Arkana, enega<br />

najhujših vojnih zločincev na prostoru bivše<br />

Jugoslavije. Scenarij oddaje je veliko prostora<br />

namenil tudi zelo nenavadnim osebnostim,<br />

kot je Giovanni, žigolo, ki obratuje v Vrnjački<br />

Banji, najbolj znanih srbskih toplicah, kjer<br />

za denar kratkočasi gospe v zrelih letih. Niti<br />

besede ni bilo namenjene srbskim pisateljem,<br />

igralcem, znanstvenikom. Niti besede o<br />

gledaliških, filmskih in glasbenih festivalih.<br />

Nič drugačne podobe Srbije ne ponujajo svojim<br />

klientom številne slovenske potovalne agencije,<br />

ki organizirajo tako obiske Beograda za novo<br />

leto in vikend popotovanja kot tradicionalna<br />

potovanja v Gučo na Sabor trubača. Med<br />

glavne atrakcije Beograda agencije predlagajo<br />

ogled hiše Cece Ražnatović in nepozabni<br />

žur na enem izmed beograjskih splavov na<br />

Savi, kjer se predvaja prepoznavna turbo-folk<br />

glasba.<br />

S tem ni nič narobe. Ponudba je odvisna v<br />

veliki meri od zahtev trga in potemtakem<br />

je razumljivo, da je taka, kot je: ponuja se<br />

pravzaprav to, kar je najlažje prodati. Pa vendar<br />

Slovenci poznajo tudi druge plati srbske kulture:<br />

poslušajo srbski rok, gledajo srbske gledališke<br />

predstave in filme. V Srbijo gredo tudi iz drugih<br />

razlogov in ne samo zaradi poceni zabave. O<br />

takšni Srbiji pa v slovenskih medijih ne slišimo<br />

34<br />

skoraj nič. Kaj povprečno informiranemu<br />

Slovencu pade na pamet, če ga povprašamo<br />

o glasbenem festivalu v Srbiji? Trobentači v<br />

Guči, seveda: par vročih avgustovskih dni nore<br />

zabave ob balkanski glasbi in balkanski hrani<br />

v močno alkoholizirani atmosferi. Kaj pa je z<br />

EXIT-om, največjim balkanskim festivalom<br />

sodobne glasbe, ki se je v tem letu že petič<br />

odvijal v Novem sadu? Na začetku julija 2005<br />

je na EXIT odpotovalo veliko mladih Slovenk<br />

in Slovencev. Tako kot leto poprej in leta pred<br />

tem. V slovenskem medijskem prostoru je<br />

vendarle ta dogodek dobil zelo malo prostora.<br />

Bilo je nekako tako: kdor je vedel in ga je<br />

dogajanje festivala zanimalo, je lahko o EXITu<br />

dobil informacije. Ostala javnost pa o tem<br />

ni mogla veliko zvedeti, saj so mediji o tem<br />

poročali zelo skopo. EXIT je urbani dogodek<br />

svetovnih razmer, pravi evropski festival na<br />

Balkanu. Zakaj nihče v Sloveniji ne govori o<br />

balkanski kulturi, ki je istočasno zelo evropska,<br />

ki je urbana in primerljiva s kulturo ostalih<br />

svetovnih metropol? Zakaj je za slovenski<br />

prostor zanimiv samo tisti del srbske kulture,<br />

ki ima močen priokus neokusa? Če bi šlo za<br />

državo, ki je od Slovenije oddaljena tisoče<br />

kilometrov in o kateri Slovenci vedo zelo malo,<br />

bi lahko poiskali razlago v nerazumevanju<br />

in nevednosti. Tukaj pa očitno gre za nekaj<br />

drugega.<br />

Čeprav si nekateri slovenski intelektualci<br />

prisotnost jugonostalgije med Slovenci in<br />

njihova potovanja v Srbijo razlagajo z izključno<br />

ekonomskega vidika ter navajajo kot pararelni<br />

primer današnjim potovanjem v Srbijo<br />

potovanja na Češkoslovaško pred leti, je težko<br />

verjeti, da mladi Slovenci množično praznujejo<br />

novo leto v Beogradu samo zato, kjer je tam<br />

vse poceni. Je mogoče povod za obisk tudi to,<br />

da v novoletni noči na beograjskih trgih igrajo


najbolj znane srbske rok in pop skupine, ki<br />

so drugače zelo priljubljene tudi v Sloveniji?<br />

So mogoče koncerti Ramba Amadeusa, „Van<br />

Gogha”, „Darkwood duba” in ostalih – torej<br />

spet zelo urbani glasbeni dogodek, ki ga Beograd<br />

za vsako novo leto ponuja svojim prebivalcem<br />

in gostom – to, kar mlade Slovenke in Slovence<br />

vleče v srbsko prestolnico? Ne nazadnje, kaj<br />

pa so Slovenci (in vsi ostali) vedeli o češki in<br />

slovaški glasbi in kulturi, ko so tja množično<br />

potovali na zelo poceni zimske počitnice?<br />

Še bolj jasno se pokaže, da ekonomska razlaga<br />

zanimanja Slovencev za Srbijo ni ne edina<br />

ne najbolj verjetna, če pogledamo sodobno<br />

kulturno produkcijo na slovenskem prostoru:<br />

kot primer lahko navedemo sodobno slovensko<br />

kinematografijo. Trije najbolj gledani slovenski<br />

filmi po letu 1991 so „Kajmak in marmelada”<br />

(2003), „Outsider” (1997) in „Nikogršnja<br />

zemlja” (2001) 2 . Prvi na lestvici, “Kajmak in<br />

marmelada”, je zgodba o ljubezni med Slovenko<br />

in Bosancem. Avtor filma in nosilec glavne<br />

vloge, Branko Ðurić (sarajevski igralec, ki že<br />

vrsto let živi v Ljubljani, znan na celotnem<br />

prostoru bivše Jugoslavije po vlogi v legendarni<br />

TV nadaljevanki iz osemdesetih let „Top lista<br />

nadrealista” in član nekdanje rock-skupine<br />

„Bombaj štampa”), se v filmu subtilno igra s<br />

stereotipi o Slovencih in Bosancih, nastalimi<br />

v njihovem neposrednem stiku bivanja v<br />

slovenskem prostoru. Film „Outsider” (režija<br />

Andrej Košak) govori o težavah mladeniča<br />

iz etnično mešanega zakona: oče je bosanski<br />

oficir JLA, mati pa Slovenka, gospodinja.<br />

Družina se zaradi očetove službe pogosto<br />

seli po celi Jugoslaviji, zgodba pa se začne z<br />

njenim prihodom v Ljubljano leta 1979. V<br />

filmu se togi principi jugoslovanskega oficirja<br />

soočajo s pogledi njegovega sina, oblikovanimi<br />

pod močnim vplivom ljubljanske punk-<br />

Usodna privlačnost juga<br />

kulture. Tretji na lestvici je film „Nikogaršnja<br />

zemlja” (režija Danis Tanović), čigar zgodba je<br />

umeščena v z vojno zajeto Bosno in obravnava<br />

usodo treh vojakov, pripadajočim sovražnim<br />

vojskami, ki se znajdejo na nikogaršnji zemlji.<br />

Kot je razvidno iz pravkar podanih kratkih<br />

opisov, so vsi trije najbolj gledani slovenski<br />

filmi v samostojni Sloveniji tako ali drugače<br />

povezani z bivšo Jugoslavijo. Filmski kritik in<br />

teoretik Marcel Stefančič jr. je napisal, da „če<br />

hoče slovenski film zelo potegniti in postati<br />

mega hit, mora biti zgodba nekako povezana<br />

z bivšo Jugoslavijo… Če hoče slovenski film<br />

v Sloveniji uspeti, ne sme ignorirati Bosancev,<br />

‘Bosancev’ (splošni naziv za vse, ki prihajajo<br />

južno od reke Kolpe, T. P.) in drugih ‘južnjakov’.<br />

Jug je del formule za uspeh.” 3 Skupno znanje in<br />

skupni spomini na jugoslovanski prostor očitno<br />

še vedno v veliki meri vplivajo na kulturno<br />

podobo post-jugoslovanskih družb.<br />

Če je že tako, kako lahko razložimo poudarjanje<br />

zgolj zelo drugačnih in zelo bizarnih aspektov<br />

srbske kulture v slovenskem javnem diskurzu?<br />

In, če vprašanje postavimo na raven „navadnih<br />

ljudi”, tj. porabnikov kulture – zakaj Slovenci<br />

množično obožujejo Ceco Ražnatović in na<br />

„saboru” v Guči nosijo majice s portreti haaških<br />

obtožencev Ratka Mladića in Radovana<br />

Karadžića? Beograjski novinar Teofil Pančić v<br />

tedniku „Vreme” to slovensko oboževanje srbskih<br />

bizarnosti, ta „antiglobalizacijski turizem”,<br />

razlaga kot del širšega „turbolevičarskega<br />

diskurza, ki nasprotuje establišmentu, Evropski<br />

skupnosti in zvezi NATO”. Kot nekdo, ki že pet<br />

let živi med Beogradom in Ljubljano ter dobro<br />

pozna situacijo v obeh okoljih in se v obeh počuti<br />

doma, lahko ponudim bolj kompleksen odgovor<br />

na postavljeno vprašanje, odgovor, ki ima dva<br />

dela, ki sta med sabo vseskozi povezana, saj se<br />

prepletata in podpirata. Orientalizirana podoba<br />

35


Usodna privlačnost juga<br />

Srbije kot hedonističnega raja za radovedne,<br />

zabave željne in od resnega dela utrujene<br />

slovenske turiste, raja, polnega bizarnih scen<br />

in oseb, je en izmed načinov, kako slovenska<br />

družba, posebno ta njen del, ki sodeluje v<br />

oblikovanju javnega mnenja, poskuša upravičiti<br />

pojav ti. „jugonostalgije”, zelo prisoten na vseh<br />

prostorih bivše države. Jugonostalgija se namreč<br />

marsikaterim zdi neprimerna in nezdružljiva<br />

z zgodbo o uspehu samostojne Slovenije.<br />

Zanimanje za Srbijo in ohranjevanje skupnega<br />

kulturnega prostora je nekaterim lažje sprejeti<br />

v kolonizacijskem ključu, kot zanimanje za<br />

nekaj, kar je zelo drugačno in zelo oddaljeno, pri<br />

čemer ni nevarnosti identifikacije – z bizarnimi<br />

scenami čaščenja vojnih zločincev ali tem,<br />

kar se dogaja na „določeni vrsti beograjskih<br />

splavov”, se je namreč težko identificirati, razen<br />

na sproščenih, razposajenih in neobvezujočih<br />

počitnicah. Vse to je zelo daleč od doma, kjer<br />

je resno življenje. Doma je Evropa. „Normalne”,<br />

evropske, urbane, univerzalno ovrednotene<br />

manifestacije kulture, kot je recimo srbska, se pri<br />

tem, razumljivo, ignorirajo. Drugi del odgovora<br />

je povezan s vsesplošno komercializacijo<br />

slovenske družbe in njenih vrednot: vredno<br />

in sprejemljivo je to, kar je najlažje prodati, in<br />

tukaj se vse bolj pogosto končajo vse razprave<br />

o kakovosti in okusu. 4 V takem diskurzu<br />

se da vse relativizirati; tako je že omenjana<br />

Ceca Ražnatović dobila neverjeten prostor v<br />

slovenskih medijih v času njenega koncerta v<br />

maju l. 2005, celo na nacionalni televiziji, ki<br />

naj bi skrbela za kulturno politiko v državi.<br />

Povezano s prvim delom odgovora pa je dejstvo,<br />

da je omenjena gospa na veliko reklamirana kot<br />

„ikona srbske glasbe”, in se je v medijih celo<br />

pojavljal argument, da njen koncert v slovenski<br />

prestolnici potrjuje, da se v Sloveniji skrbi za<br />

kulturne potrebe Srbov, ki v tej državi živijo v<br />

36<br />

velikem številu. Argument, ki ga je veliko Srbov<br />

v Sloveniji (vključno z avtorico tega besedila)<br />

doživelo kot žaljiv, saj so zanje C. Ražnatović<br />

in njen soprog ter njena glasba najizrazitejši<br />

simbol časov in vrednot režima Slobodana<br />

Miloševića, zaradi katerega je nenazadnje<br />

veliko od njih tudi zapustilo Srbijo. Čeprav to ni<br />

dejstvo, ki je v Sloveniji neznano, je izenačevanje<br />

vseh že preverjeno učinkovit mehanizem<br />

orientalizacije. Lahkotno sprejemanje takih<br />

vrednot in takih mehanizmov, ki so zadnje<br />

čase značilni za slovensko družbo, bi težko<br />

ne povezali s trenutno politično in družbeno<br />

situacijo v Republiki Sloveniji. Kot se zdi, je<br />

ravno današnji čas, bolj kot kadarkoli pred tem,<br />

ožigosan s pomanjkanjem politične in družbene<br />

angažiranosti kulturnih delavcev. Ali pa je<br />

naključje, da je prav skupina „Laibach”, za katero<br />

lahko rečemo, da je prava „slovenska glasbena<br />

ikona”, in to po svetovno priznanih merilih, in<br />

istočasno ena izmed redkih glasbenih skupin na<br />

slovenski sceni, katerih člani ob muziki izražajo<br />

tudi čvrsto politično stališče in zagovarjajo<br />

določene družbene vrednote, dobila drastično<br />

zmanjšano denarno podporo Ministrstva za<br />

kulturo Republike Slovenije, ki sofinancira<br />

najkvalitetnejše izvajalce javnih kulturnih<br />

programov s področja uprizoritvene, glasbene,<br />

vizualne ter intermedijske umetnosti? 5<br />

OPOMBE<br />

1 Prav zaradi skupne zgodovine večnacionalne države Jugoslavije šteje<br />

zgodovinarka Maria Todorova Slovenijo za del Balkana, ker “zgodovine<br />

Balkana v 20. stoletju ni možno predstaviti, če se območje nekdanje<br />

Jugoslavije ne obravnava kot celota” (prim. Maria Todorova, Introduction:<br />

Learning Memory, Remembering Identity, v: “Balkan Identities, Nation and<br />

Memory”, Maria Todorova (ed.), New York: New York University Press 2004,<br />

str. 13, opomba 27).<br />

2 Vir: Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004.<br />

3 Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004.<br />

4 To je, recimo, bilo zelo razvidno v diskusiji o slovenskem turbo-folku v oddaji<br />

“Trenja” na POP-TV 3. februarja 2005.<br />

5 Prim. Izjavo za javnost skupine „Laibach” ob vložitvi tožbe zoper državo v<br />

časopisu „RockOnNet”, 11. marec 2005, http://www.rockonnet.com/clanek.<br />

php?id=2&article=2930.


Schicksalhafter Charme des<br />

Südens<br />

Die Beziehung der Slowenen zur<br />

Kultur der ehemaligen jugoslawischen<br />

Teilrepubliken<br />

Im Mai 2004 wurde Slowenien als erster und<br />

erfolgreichster der auf dem Gebiet des ehemaligen<br />

Jugoslawiens entstandenen Staaten Teil<br />

der großen europäischen Familie. In der Zeit<br />

nach den Feiern anlässlich der einjährigen Mitgliedschaft<br />

in der EU und nach 14 Jahren der<br />

Unabhängigkeit Sloweniens erscheint es mir<br />

sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie die Beziehung<br />

Sloweniens und seiner Bürger zum<br />

Rest des einstigen gemeinsamen Staates aussieht.<br />

Fast eineinhalb Jahrzehnte nach dem<br />

Zerfall Jugoslawiens versuchen die ehemaligen<br />

Teilrepubliken als unabhängige Staaten, trotz<br />

verschiedener Probleme und offener Fragen, die<br />

zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbessern.<br />

Wie aber verhält es sich mit der individuellen<br />

und kollektiven Erinnerung, die im Laufe<br />

des über 70-jährigen Bestehens Jugoslawiens<br />

entstanden ist? Die gemeinsame Erinnerung,<br />

die die ehemaligen Bürger Jugoslawiens ungeachtet<br />

ihrer kulturellen Unterschiede miteinander<br />

teilen, stellt noch immer in großem Maße<br />

sowohl Nähe als auch Distanz zum Anderen<br />

und auch gegenüber Dritten her. 1 Das tritt beispielsweise<br />

bei internationalen Sportereignissen<br />

zutage: Wenn „unsere“ Nationalmannschaft<br />

ausscheidet, drücken wir als vormalige<br />

Jugoslawen für „unser ehemaliges“ Team, d. h.<br />

für die Mannschaft einer der ehemaligen Teilrepubliken<br />

Jugoslawiens die Daumen. Dasselbe<br />

gilt für die Musikgeschäfte, wo auf dem Gebiet<br />

des ehemaligen Jugoslawiens produzierte<br />

Schicksalhafter Charme des Südens<br />

Musik nicht internationalen Gruppen zugeordnet<br />

wird, sondern als „ehemalige jugoslawische<br />

Musik“ einen besonderen Status einnimmt.<br />

Die Beziehung gegenüber den anderen<br />

ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken ist<br />

in Slowenien schon deswegen eine besondere,<br />

weil viele Bürger des ehemaligen Jugoslawiens<br />

heute Einwohner oder sogar Staatsbürger Sloweniens<br />

sind. Wie sieht diese Beziehung aus<br />

und wie ist sie entstanden?<br />

In weiterer Folge wird in diesem Artikel das<br />

Augenmerk auf die Beziehung der Slowenen<br />

zu den Serben und deren Kultur gerichtet, wobei<br />

der Versuch unternommen wird, Antworten<br />

auf die zuvor gestellten Fragen zu finden.<br />

Viele Slowenen besuchen seit einigen Jahren<br />

immer häufiger Serbien. Nach einem Jahrzehnt<br />

der „Eiszeit“ wird Serbien von den Slowenen<br />

„aufs Neue entdeckt“. Wie sieht dieser Staat<br />

aus? Eine Folge der Serie Čez planke (Über die<br />

Zaunlatte) im staatlichen slowenischen Fernsehen,<br />

in der andere Länder und deren Bräuche<br />

vorgestellt werden, wurde Serbien und Montenegro<br />

gewidmet. Serbien wurde als ein bizarres<br />

Reich des Turbofolks (eine Mischung aus<br />

Disco, Rap, Techno, Bauchtanz und serbischen<br />

Liedern) präsentiert, und einen Großteil der<br />

Sendung widmete man den Interpreten dieser<br />

Musikrichtung. Mit Svetlana Ražnatović alias<br />

Ceca führte eine Journalistin in den Räumen<br />

des Fußballklubs Obilić ein Interview. Die<br />

Leitung des Klubs erbte sie von ihrem getöteten<br />

Mann Željko Ražnatović alias Arkan, der<br />

als einer der größten Kriegsverbrecher im ehemaligen<br />

Jugoslawien gilt. In der Sendung erschienen<br />

auch viele außergewöhnliche Persönlichkeiten,<br />

wie z. B. Giovanni, ein Gigolo, der<br />

in Vrnjačka Banja, dem bekanntesten Kurort<br />

Serbiens, aktiv ist und für Geld Damen reiferen<br />

Alters die Langeweile vertreibt. Kein Wort<br />

37


Schicksalhafter Charme des Südens<br />

über serbische Schriftsteller, Schauspieler und<br />

Forscher. Kein Wort über Theater-, Film- oder<br />

Musikfestivals.<br />

Ein ähnliches Bild von Serbien wird von den<br />

slowenischen Reisebüros vermittelt, die Silvester-Reisen<br />

nach Belgrad, Wochenendausflüge<br />

oder längere Reisen nach Guča zum Turbofolk-<br />

Festival (Sabor Trubača) organisieren. Zu den<br />

von den Reisebüros angebotenen Topattraktionen<br />

von Belgrad zählt das Haus von „Ceca“<br />

Ražnatovič und eine unvergessliche Party auf<br />

einem Floß auf der Save mit Turbofolkmusik.<br />

Weil das Angebot von der Nachfrage bestimmt<br />

wird, ist es verständlich, das das offeriert wird,<br />

was sich am besten verkaufen lässt. Dennoch<br />

kennen die Slowenen auch andere Seiten der<br />

serbischen Kultur: Sie hören serbische Rockmusik,<br />

besuchen serbische Theaterstücke und sehen<br />

sich serbische Filme an. Billige Partys sind<br />

nicht der einzige Grund, warum die Slowenen<br />

nach Serbien fahren. Doch über diese andere<br />

Seite Serbiens wird in den slowenischen Medien<br />

fast gar nichts berichtet.<br />

Was fällt einem durchschnittlich informierten<br />

Slowenen ein, wenn man ihn über ein Musikfestival<br />

in Serbien befragt? Die Trompeter<br />

in Guča, einige heiße Sommertage im August<br />

mit wilder Partylaune, balkanischer Musik<br />

und balkanischem Essen in einer alkoholgetränkten<br />

Atmosphäre. Was ist mit dem EXIT,<br />

einem der größten Festivals für moderne Musik<br />

auf dem Balkan, das im Jahre 2005 in Novi<br />

Sad schon zum fünften Mal veranstaltet wurde?<br />

Anfang Juli 2005 nahmen viele junge Slowenen<br />

und Sloweninnen an dieser Veranstaltung<br />

teil, wie bereits 2004 und in den Jahren<br />

davor. In den slowenischen Medien wurde diesem<br />

Ereignis aber nur wenig Platz eingeräumt,<br />

obwohl EXIT ein Festival von internationaler<br />

Dimension ist. Warum spricht kein Mensch in<br />

38<br />

Slowenien über die Kultur des Balkans, die zugleich<br />

sehr europäisch, urban und mit der Kultur<br />

von Weltmetropolen vergleichbar ist? Warum<br />

ist für Slowenien nur derjenige Teil der<br />

serbischen Kultur interessant, der einen starken<br />

Geruch von Geschmacklosigkeit hat? Wenn es<br />

um einen Staat ginge, der Tausende Kilometer<br />

von Slowenien entfernt wäre und über den die<br />

Slowenen nur wenig Ahnung hätten, könnte<br />

man die Erklärung in Unwissenheit und Unverständnis<br />

suchen. Hier handelt es sich aber<br />

offensichtlich um etwas anderes.<br />

Obwohl einige slowenische Intellektuelle die<br />

„Jugonostalgie“ unter den Slowenen und deren<br />

Reisen nach Serbien ausschließlich mit<br />

wirtschaftlichen Aspekten begründen und als<br />

paralleles Beispiel die Reisen in die Tschechoslowakei<br />

vor einigen Jahren anführen, ist es<br />

schwer vorstellbar, dass die Slowenen massenweise<br />

das neue Jahr in Belgrad feiern, nur weil<br />

dort alles billig ist. Kann es auch daran liegen,<br />

dass in der Silvesternacht in den Straßen von<br />

Belgrad die bekanntesten serbischen Rock &<br />

Pop Gruppen auftreten, die auch in Slowenien<br />

sehr populär sind? Sind vielleicht die Konzerte<br />

von Rambo Amadeus, Van Gogh, Darkwood dub<br />

und anderen – also wiederum ein urbanes Musikereignis<br />

– das die Stadt Belgrad jedes Jahr<br />

zu Silvester für die Bürger und Gäste veranstaltet,<br />

gerade das, was die jungen Slowenen an<br />

der serbischen Metropole so fasziniert? Und<br />

nicht zuletzt: Was wussten die Slowenen (und<br />

auch all die anderen) über die tschechische und<br />

slowakische Musik und Kultur, als sie massenweise<br />

dorthin auf billigen Winterurlaub gefahren<br />

sind?<br />

Es zeigt sich, dass das slowenische Interesse an<br />

Serbien nicht alleine mit wirtschaftlichen Faktoren<br />

zu erklären ist, vor allem wenn wir einen<br />

Blick auf die moderne slowenische Kulturpro-


duktion werfen. Als Beispiel könnte man die<br />

zeitgenössische slowenische Filmproduktion<br />

anführen. Die drei beliebtesten slowenischen<br />

Filme nach 1991 sind Kajmak in marmelada<br />

(Kajmak und Marmelade), 2003; Outsider, 1997<br />

und Nikogaršnja zemlja (Niemandsland), 2001.<br />

Der auf Platz eins der Beliebtheitsskala rangierende<br />

Film Kajmak in marmelada mit mehr als<br />

100.000 Zuschauern 2 ist eine Liebesgeschichte<br />

zwischen einer Slowenin und einem Bosnier.<br />

Der Filmautor und Hauptdarsteller Branko<br />

Jurić 3 spielt im Film mit den gegenseitigen Vorurteilen,<br />

die Slowenen und Bosnier voneinander<br />

haben. Der Film Outsider (Regisseur Andrej<br />

Košak) zeigt die Probleme eines Jugendlichen<br />

aus einer Mischehe: Sein bosnischer Vater war<br />

Offizier in der JNA (Jugoslovenska Narodna<br />

Armija/Jugoslawische Volksarmee) und seine<br />

Mutter slowenische Hausfrau. Die Arbeit des<br />

Vaters verlangt von der Familie häufige Übersiedlungen.<br />

Die Geschichte beginnt mit deren<br />

Ankunft in Ljubljana im Jahre 1979. Im Film<br />

kollidieren die starren Prinzipien des jugoslawischen<br />

Offiziers und die Denkweise seines Sohnes,<br />

die stark von der Punk-Kultur in Ljubljana<br />

beeinflusst ist. Der dritte Film auf der Beliebtheitsskala,<br />

Nikogaršnja zemlja (Regisseur Danis<br />

Tanović), spielt im bosnischen Kriegsgebiet<br />

und berichtet vom Schicksal dreier Soldaten,<br />

die verschiedenen feindlichen Armeen angehören<br />

und im Niemandsland aufeinander treffen.<br />

Die drei beliebtesten slowenischen Filme sind<br />

also auf irgendeine Weise mit dem ehemaligen<br />

Jugoslawien verbunden. Der Filmkritiker Marcel<br />

Stefančič meint dazu: „Wenn ein slowenischer<br />

Film erfolgreich oder sogar ein Megahit<br />

werden sollte, muss die Geschichte irgendwie<br />

mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden<br />

sein. […] Wenn ein slowenischer Film Erfolg<br />

haben will, darf er die ,Bosnier’ 4 und andere<br />

Schicksalhafter Charme des Südens<br />

,Südländer’ 5 nicht ignorieren. Der Süden ist<br />

eine Erfolgsgarantie“. Die gemeinsame Erinnerung<br />

an das ehemalige Jugoslawien trägt noch<br />

immer viel zur kulturellen Ausprägung der<br />

postjugoslawischen Gesellschaften bei.<br />

Wie kann man sich indessen die Betonung<br />

der sehr unterschiedlichen Rezeption der verschiedenen,<br />

zum Teil bizarren Aspekte der<br />

serbischen Kultur in der slowenischen Öffentlichkeit<br />

erklären? Stellen wir die Frage vom<br />

Niveau „der einfachen Leute“, d. h. der Kulturverbraucher,<br />

aus: Warum vergöttern die Slowenen<br />

massenweise „Ceca“ Ražnatović und wieso<br />

tragen sie beim Sabor in Guča T-Shirts mit<br />

der Porträts der Kriegsverbrecher Ratko Mladić<br />

und Radovan Karadžić? Der Belgrader Journalist<br />

Teofil Pančić beschreibt in der Wochenzeitung<br />

Vreme die slowenische Verherrlichung<br />

der serbischen Absonderlichkeit und den „Antiglobalisierungstourismus“<br />

als einen Teil des<br />

breiten „turbolinken Diskurses, der sich gegen<br />

das politische Establishment, die EU und die<br />

NATO richtet.“ Als jemand, der schon fünf<br />

Jahre zwischen Belgrad und Ljubljana lebt,<br />

die beiden Umfelder sehr gut kennt und sich<br />

in beiden zuhause fühlt, kann ich eine komplexere,<br />

aus zwei Teilen bestehende Antwort<br />

auf die gestellte Frage geben: Das orientalisierte<br />

Bild Serbiens als ein hedonistisches Paradies<br />

für die Neugierige, Partyhungrige und slowenische<br />

Touristen, die des Alltagstrotts überdrüssig<br />

sind, ein Paradies voll bizarrer Szenen<br />

und Personen, ist nur eine Möglichkeit, die so<br />

genannte „Jugonostalgie“, die in allen Ländern<br />

des ehemaligen Jugoslawien existiert, zu rechtfertigen.<br />

Diese „Jugonostalgie“ scheint vielen<br />

mit der Erfolgsgeschichte des unabhängigen<br />

Sloweniens unvereinbar. Das Interesse für Serbien<br />

und die Beibehaltung des gemeinsamen<br />

Kulturraumes ist für einige leichter im Sinne<br />

39


Schicksalhafter Charme des Südens<br />

eines Interesse für etwas, das anders und weit<br />

weg ist, wobei keine Identifikationsgefahr besteht,<br />

zu verstehen – mit bizarren Szenen der<br />

Ehrung von Kriegsverbrechern oder mit dem,<br />

was auf gewissen Belgrader Flößen passiert,<br />

kann man sich nur schwer identifizieren. Dies<br />

gelingt nur in ungezwungener und ausgelassener<br />

Urlaubsatmosphäre. All dies passiert weit<br />

weg von zu Hause, wo sich das ernste Leben<br />

abspielt. Zu Hause wartet Europa. „Normale“,<br />

europäische, urbane, universell bewertbare<br />

Kulturmanifestationen werden dabei logischerweise<br />

ignoriert. Der zweite Teil der Antwort<br />

hängt mit der allgemeinen Kommerzialisierung<br />

der slowenischen Gesellschaft und ihrer<br />

Werte zusammen: Wertvoll und akzeptabel ist<br />

nur das, was sich verkaufen lässt, und an diesem<br />

Punkt enden immer öfter die Diskussionen<br />

über Qualität und Geschmack 6 . In einem<br />

solchen Diskurs kann man alles relativieren;<br />

die bereits erwähnte „Ceca“ Ražnatović bekam<br />

zur Zeit ihres Konzerts in Ljubljana im Mai<br />

2005 unglaublich viel Raum in den slowenischen<br />

Medien, sogar im staatlichen Fernsehen,<br />

das eigentlich einen Kulturauftrag zu erfüllen<br />

hätte. Mit dem ersten Teil der Antwort ist der<br />

Umstand verbunden, dass die genannte Sängerin<br />

sehr häufig als „Ikone der serbischen Musik“<br />

angesehen wird und in den Medien sogar<br />

das Argument auftauchte, dass ihr Konzert in<br />

der slowenischen Metropole gezeigt habe, dass<br />

die Slowenen auch an die Kulturbedürfnisse<br />

der zahlreichen in Slowenien lebenden Serben<br />

denken. Ein Argument, das viele Serben in Slowenien<br />

(einschließlich der Autorin dieses Artikels)<br />

als sehr beleidigend empfanden, da für<br />

diese Menschen sowohl „Ceca“ Ražnatović,<br />

ihr Ehemann wie auch ihre Musik das bezeichndste<br />

Symbol für das Miloševič-Regime<br />

sind und viele Serben wegen der damaligen po-<br />

40<br />

litischen Situation das Land verlassen haben.<br />

Dieser Umstand ist in Slowenien nicht unbekannt,<br />

und das „Über-den-Kamm-Scheren“ aller<br />

stellt einen bewährten Mechanismus des<br />

Orientalismus dar. Die unreflektierte Annahme<br />

solcher Mechanismen, die in der letzten<br />

Zeit für die slowenische Gesellschaft charakteristisch<br />

sind, lässt sich mit der derzeitigen<br />

politischen und gesellschaftlichen Situation in<br />

Slowenien erklären. Wie es scheint, ist gerade<br />

die heutige Zeit – mehr als je zuvor – durch<br />

den Mangel an politischem und gesellschaftlichem<br />

Engagement der Kulturschaffenden geprägt.<br />

Oder ist es nur ein Zufall, dass das Kulturministerium<br />

ausgerechnet der Musikgruppe<br />

Laibach, die man nach internationalen Maßstäben<br />

wahrlich als „slowenische Musikikone“<br />

bezeichnen kann und die zugleich eine der<br />

wenigen slowenischen Musikgruppen ist, deren<br />

Mitglieder politische Positionen einnehmen<br />

und für bestimmte gesellschaftliche Werte eintreten,<br />

die Subventionen drastisch kürzte? 7<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Gerade wegen der gemeinsamen Geschichte im Vielvölkerstaat Jugoslawien<br />

zählt die Historikerin Maria Todorova Slowenien zu einem Teil des Balkans.<br />

Man könne nämlich „die Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert nicht<br />

richtig darstellen, wenn man das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens nicht<br />

als eine Einheit betrachtet“ (vgl. Maria Todorova, Intoduction: Learning<br />

Memory, Remembering Identity, in: Maria Todorova (Hg.), Balkan Identities,<br />

Nation and Memory. New York 2004, S. 13.<br />

2 Mladina, 5.1.2004.<br />

3 Schauspieler aus Sarajevo, der schon viele Jahre in Ljubljana lebt und<br />

der im ehemaligen Jugoslawien wegen seiner Rolle in der legendären TV-<br />

Serie aus den 80-er Jahren Top lista nadrealista (Topliste des Surrealisten)<br />

bekannt ist und auch Mitglied der Rock-Gruppe Bombaj štampa war.<br />

4 Sammelbegriff für alle Bewohner südlich des Flusses Kolpa.<br />

5 Auf Slowenisch južnjaki: Bezeichnug für die Bewohner der südlichen<br />

ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken.<br />

6 Dies kam z. B. in der Diskussion über die slowenische Turbofolkmusik in der<br />

Sendung „Trenja“ (POP TV) am 3.2.2005 zum Ausdruck.<br />

7 Vgl. Öffentlichkeitserklärung der Musikgruppe Laibach anlässlich der<br />

Klageerhebung gegenüber dem Staat Slowenien in der Zeitschrift RockOnNet<br />

(www.rockonnet.com/clanek.php?id=2&article=2930), 11.3.2005.


Zeit der Übergänge in Europa<br />

Ein Thesenpapier<br />

� Text: Wolfgang Petritsch<br />

Zeit der Übergänge in Europa<br />

Das nachfolgend wiedergegebene Thesenpapier wurde für den Pfingstdialog auf Schloss Seggau (11.<br />

bis 14. Mai 2005) vorbereitet und im Rahmen des Forums Politik am 12. Mai – also noch vor der<br />

Ablehnung des EU-Verfassungsvertrages durch Frankreich und die Niederlande – präsentiert.<br />

Der Titel des Forums Politik „Zeit der Übergänge in Europa“ drückt die vorherrschende europäische<br />

Befindlichkeit treffend aus. Europa befindet sich in der Tat in einer Phase der Übergänge<br />

– „Übergang“ im Singular wäre zu wenig, um den widersprüchlichen Zustand des Kontinents zu<br />

beschreiben; ein Blick zu unseren Nachbarn genügt: Vor genau einem Jahr hat die EU ihre bislang<br />

größte Erweiterung erfahren. Zehn neue Staaten, darunter unsere östlichen, nördlichen und südlichen<br />

Nachbarn, sind der Union beigetreten. Vor wenigen Tagen (am 25. April) haben Bulgarien<br />

und Rumänien in Brüssel ihre Beitrittsverträge unterschrieben, beide sollen voraussichtlich 2007<br />

beitreten. Kroatien wird derzeit noch von einem General – den in seiner Heimat viele immer noch<br />

für einen Helden halten, der jedoch vom Haager Tribunal der Kriegsverbrechen bezichtigt wird<br />

– vom Verhandlungsbeginn abgehalten; die europäische Ampel steht dort derzeit auf „gelb“.<br />

„Wie geht es weiter?“ lautet die Titel-Frage. Um einigermaßen treffsicher die Frage nach der zukünftigen<br />

Entwicklung Europas beantworten zu können, muss nach dem „Woher kommen wir?“<br />

und „Wo stehen wir heute?“ geforscht werden. Eines steht fest: Die Europäische Union präsentiert<br />

sich in diesen Tagen nicht in bester Verfassung. Wenn es in diesem Europa überhaupt zu einem<br />

die nationalen Grenzen überschreitenden öffentlichen Diskurs kommt, dann – fast ausschließlich<br />

– über negativ besetzte Themen.<br />

Was sind im Augenblick die dominanten „europäischen“ Themen?<br />

• Das drohende „Nein“ der Franzosen zur EU-Verfassung und die Suche nach einem „Plan B“,<br />

• Arbeitsplätze, die ostwärts wandern (wobei der „Osten“ immer öfter in China oder Indien<br />

liegt),<br />

• der Euro als „Teuro“,<br />

• „grenzenlose“ Kriminalität,<br />

41


Zeit der Übergänge in Europa<br />

• illegale Arbeitskräfte, zunehmender Migrationsdruck,<br />

• das Versagen „der EU“ oder „Brüssels“ angesichts<br />

rasanter Globalisierung<br />

• und natürlich das Thema „Türkei“.<br />

Diese Stichworte verweisen auf ein diffuses<br />

Unbehagen – eine EU-Skepsis – weiter Bevölkerungskreise,<br />

das sich im Stimmverhalten bei<br />

europäischen Urnengängen (und immer öfter<br />

auch bei lokalen Wahlen) manifestiert.<br />

Europa ist in Europa nicht beliebt. Auch in<br />

Österreich ist die EU-Begeisterung an einem<br />

neuerlichen Tiefpunkt angelangt, die europäische<br />

Identität ist so schwach ausgeprägt wie<br />

seit zehn Jahren nicht. Nur 30 Prozent sehen<br />

die EU als eine gute Sache an – bloß im traditionell<br />

EU-abgewandten Großbritannien gibt<br />

es mit 29 Prozent noch weniger Zustimmung.<br />

Die Negativwahrnehmung der EU erreicht<br />

derzeit europaweit neue Höhepunkte, obgleich<br />

es Entwicklungen gibt, die (gerade aus österreichischer<br />

Sicht) zweifellos die Bezeichnung<br />

„historisch“ verdienen.<br />

Denn: Die jüngste Erweiterung um acht zentral-<br />

und osteuropäische Staaten bedeutet:<br />

• das Ende der Zweiteilung Europas und damit<br />

• die „Rückkehr“ Österreichs ins Zentrum<br />

des Kontinents;<br />

• die tatsächliche „Erweiterung“ der wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten (wird besonders<br />

von Österreichs Klein- und Mittelbetrieben<br />

und Banken genutzt);<br />

• vor allem aber bedeutet die jüngste EU-Erweiterung<br />

die Ausdehnung und Konsolidierung<br />

der Sicherheits- und Friedenszone Europa<br />

Richtung Osten und Südosten.<br />

Allerdings: Die gewaltigen Herausforderungen<br />

42<br />

und Probleme, mit denen das europäische Einigungsprojekt<br />

konfrontiert ist, dürfen keinesfalls<br />

klein geredet werden – sie sind sowohl endogener<br />

als auch exogener Natur.<br />

Die EU befindet sich in einer „Transformationskrise“.<br />

• Die EU-Verfassung ist Chiffre und Synonym<br />

für den Anfang vom Ende des europäischen<br />

Nationalstaates, der ohnehin bereits<br />

viele seiner Funktionen eingebüßt hat.<br />

Die Verfassung schafft etwa mit dem Amt<br />

des Präsidenten und des Außenministers<br />

erstmals eine sichtbare EU-Repräsentanz;<br />

das aufgewertete EU-Parlament würde in<br />

zunehmenden Maße gemeinsam mit der<br />

Staatenvertretung im Rat über die europäischen<br />

Gesetze entscheiden. Schließlich<br />

sieht die europäische Verfassung die längst<br />

überfällige Vereinfachung der komplexen<br />

innereuropäischen Entscheidungsabläufe<br />

vor. Das mit 350 Seiten voluminös ausgefallene<br />

Dokument signalisiert sowohl effizientere<br />

Entscheidungsregeln für die EU-<br />

Institutionen als auch mehr Einfluss der<br />

Bürger und des EU-Parlamentes; kurz, das<br />

dringend notwendige demokratische Mehr.<br />

Ob dies europäische Realität wird, ist alles<br />

andere als sicher.<br />

• Der institutionalisierte Zwiespalt des europäischen<br />

Wirtschafts- und Sozialsystems<br />

zwischen neoliberalem amerikanisch-asiatischem<br />

Marktwirtschaftsmodell und<br />

kontinentaleuropäischem Sozialstaatsmodell<br />

wurde durch den Beitritt der transatlantisch<br />

orientierten osteuropäischen Staaten<br />

dramatisch verstärkt. Ein Kompromiss<br />

zwischen den beiden Modellen ist wohl<br />

nicht möglich.<br />

• Die EU-Kommission, das Instrument der


„Vergemeinschaftung“ Europas, tendiert<br />

zu neoliberalen Lösungen – siehe die so genannte<br />

„Bolkenstein-Direktive“ zur vollständigen<br />

Liberalisierung des Dienstleistungsbereiches<br />

(trade in services) – die bei<br />

EU-Gründern wie Frankreich auf heftige<br />

Ablehnung stoßen.<br />

• Der Stabilitäts- und Wachstumspakt – hier folge<br />

ich dem Urteil des amerikanischen Nobelpreisträgers<br />

Joseph E. Stiglitz – ist ein<br />

problematisches, weil rigide und mechanistisch<br />

angelegtes Disziplinierungsinstrument;<br />

die kürzlich erfolgte Reform ist Flickwerk.<br />

• Die Europäische Zentralbank verfolgt unbeirrt<br />

eine einseitig auf die Eindämmung der<br />

Inflation ausgerichtete Politik. Dies war bei<br />

der Einführung des Euro notwendig und<br />

richtig. Die Folgen rigider monetärer Orthodoxie<br />

haben jedoch die nationalen Regierungen<br />

in Form von geringem Wachstum<br />

und steigenden Arbeitslosenraten zu<br />

tragen; neue Arbeitsplätze sind europaweit<br />

Mangelware.<br />

• Nach der Erweiterung drohen die europäischen<br />

Steuer- und Sozialsysteme womöglich<br />

noch weiter auseinander zu klaffen<br />

(flat tax, „Steuer- und Sozialdumping“,<br />

krasse Unterschiede bei Pensionen und anderen<br />

staatlichen Transferzahlungen). Dies<br />

belastet die Solidarität der Nettozahler mit<br />

den auf „light governance“ setzenden osteuropäischen<br />

Nettoempfängern.<br />

Vor allem aber:<br />

• Das Zusammenwachsen Europas folgt<br />

überwiegend ökonomischen Effizienzkriterien,<br />

der Schaffung eines einheitlichen<br />

Wirtschaftsraumes und weniger der Berücksichtigung<br />

der – im weitesten Sinne<br />

Zeit der Übergänge in Europa<br />

– „kulturellen“ und gesellschaftlichen Bedürfnisse,<br />

den individuellen Wünschen<br />

und ideellen Zielen seiner Bürger. Der europäische<br />

Bürger hat zunehmend das Gefühl,<br />

zum Objekt wirtschaftlicher Interessen<br />

geworden zu sein. Gesellschaftliche<br />

Solidarität und soziale Gerechtigkeit haben<br />

im politischen Diskurs keinen Platz mehr.<br />

Überhaupt hat die Politik ihre Leitfunktion<br />

an „die Wirtschaft“ – wer immer das auch<br />

sein mag – abgetreten. Außerdem: Wenn<br />

das europäische Projekt auf gemeinsamen<br />

Wertvorstellungen gründet, dann fehlt<br />

dem zusammenwachsenden Kontinent immer<br />

noch das kulturelle Bindemittel; denn<br />

europäische Einheit setzt die Berücksichtigung<br />

der kulturellen Vielfalt voraus. Erst<br />

mit dem Faktor Kultur wird eine „europäische<br />

Öffentlichkeit“ möglich, und man<br />

wird der drohenden De-Legitimierung des<br />

europäischen Projektes und seiner Errungenschaften<br />

wirksam und nachhaltig entgegentreten<br />

können.<br />

• Was nach den Erweiterungen der vergangenen<br />

zehn Jahre fehlt, ist eine „Erweiterung<br />

in den Köpfen“ – eine intellektuell-geistige<br />

Europäisierung der Bürger jenseits alter und<br />

neuer Demarkationslinien.<br />

„Erweiterung und Vertiefung“ als Erfolgsstrategie?<br />

Wenn die EU-Verfassung bei den<br />

bevorstehenden Referenden nicht die erforderliche<br />

Zustimmung erhält, ist erstmals die<br />

bewährte Strategie „Erweiterung und Vertiefung“<br />

in Frage gestellt.<br />

Denn gerade die jüngste Erweiterungsrunde<br />

wurde unter der Voraussetzung verhandelt,<br />

dass die nun zur Disposition stehende Verfassung<br />

dem Fortschritt des Integrationsprozesses,<br />

der enorm gewachsenen Zahl der Mitglie-<br />

43


Zeit der Übergänge in Europa<br />

der und der daraus resultierenden Komplexität,<br />

um nicht zu sagen „Unregierbarkeit“ Europas,<br />

Rechnung trägt. Diese integrationspolitische<br />

Gleichung – die Dialektik und Parallelität<br />

von Erweiterung und Vertiefung – scheint<br />

nun ernsthaft in Gefahr. Das ist das eigentlich<br />

Neue an der gegenwärtigen prekären Situation.<br />

Für unsere Nachbarn in Südosteuropa wären<br />

die möglichen Folgen unter Umständen<br />

gravierend. Die nächste Erweiterung um Bulgarien<br />

und Rumänien wäre zwar nicht gefährdet,<br />

wohl aber der Zeitpunkt des Beitrittes. Für<br />

Kroatien bedeutete ein Nein Frankreichs wohl<br />

eine zusätzliche Verzögerung des Verhandlungsbeginnes.<br />

In weiterer Folge müssten die<br />

restlichen Staaten des „Westbalkans“ – ohnehin<br />

belastet mit der Lösung der „Statusfragen“<br />

– noch länger im Wartesaal verbringen; eine<br />

bedauerliche Perspektive.<br />

Hier gilt es, gemeinsame europäische Antworten<br />

zu formulieren und „Kollateralschäden“ so<br />

klein wie möglich zu halten; im Hinblick auf<br />

die EU-Präsidentschaft keine geringe Herausforderung<br />

für Österreich.<br />

Zeit der Übergänge? Der Versuch, vier Fragezeichen<br />

aufzustellen. Europa Grenzen-los?<br />

Was in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

als westeuropäisches Projekt begann,<br />

sich aber bereits damals „europäisch” nannte,<br />

erweiterte sich in alle europäischen Himmelsrichtungen,<br />

um schließlich vor einem Jahr die<br />

vom Kalten Krieg gezogene Demarkationslinie<br />

zu überschreiten. Nun ist der Südosten<br />

an der Reihe – und mit der Türkei sind Fragen<br />

zu Geographie und Grenzen des Kontinentes,<br />

aber auch der längst überfällige Diskurs über<br />

die geistigen Grundlagen und Identität(en) Europas,<br />

Grundsatzfragen der Zukunft des Einigungsprojektes,<br />

nicht mehr länger aufschieb-<br />

44<br />

bar. Endlich europäische Themen, könnte<br />

man sagen; grundlegende Fragen, die eine aktive<br />

Öffentlichkeit, und zwar die europäische<br />

Öffentlichkeit, benötigen und diese wohl auch<br />

schaffen werden.<br />

Friedensprojekt Europa? Nach innen hat die<br />

europäische Integration weiten Teilen des Kontinentes<br />

eine in ihrer Dauer und Produktivität<br />

historisch einmalige Friedensperiode beschert.<br />

Die gilt es zu verlängern, auszubauen und auszudehnen.<br />

Aber wie?<br />

Die EU ist zum „Global Player“ geworden, und<br />

das in einer unübersichtlich gewordenen Welt<br />

mit neuartigen Bedrohungen, Ungewissheiten<br />

und Herausforderungen. Im Gefolge von<br />

9/11 und dem von den USA erklärten „Krieg<br />

gegen den Terror“ rüstet das „Friedensprojekt<br />

Europa“ auf. Es bilden sich „Battle Groups“<br />

und „Schnelle Eingreiftruppen“, die „Verlegefähigkeit“<br />

von europäischen Truppen ist konzeptionell<br />

aufbereitet, „Transportkapazitäten“<br />

werden als dringend notwendig erachtet; eine<br />

etwas verschämt als Europäische Verteidigungsagentur<br />

bezeichnete Einrichtung ist im Aufbau;<br />

ihre Aufgaben umfassen explizit aber auch<br />

„Ermittlung des operativen Bedarfs“ und die<br />

„Rüstung“.<br />

Dies kontrastiert mit einem sich ausbreitenden<br />

Gefühl der Skepsis gegenüber militärischen Lösungen,<br />

wie es etwa in den europaweiten Demonstrationen<br />

vom Feber 2003 gegen den Irakkrieg<br />

spontan zum Ausdruck gebracht worden<br />

ist. Jürgen Habermas und Jacques Derrida haben<br />

diese Friedensmanifestationen als „Signal<br />

für die Geburt einer europäischen Öffentlichkeit“<br />

gedeutet. In der Tat sind damals Millionen<br />

Europäer für eine friedliche Lösung auf<br />

die Straße gegangen – oftmals gegen die politischen<br />

Intentionen ihrer eigenen Regierungen.


Bürger haben den Slogan vom „Friedensprojekt<br />

Europa“ wörtlich genommen; eine vertane<br />

Chance für einen möglichen alternativen<br />

Gesellschaftsentwurf und für die Stärkung der<br />

europäischen Gemeinsamkeit und gemeinsamer<br />

Werte. Denn eher früher als später wird<br />

sich Europa zu entscheiden haben, wo es als<br />

„Global Player“ zwischen den Extrempositionen<br />

der US-Militarisierung der Außen- und<br />

Sicherheitspolitik und einer – kurzfristig unrealistischen<br />

– pazifistischen Position seine Rolle<br />

sieht. Dazwischen aber liegt das weite Feld<br />

von militärischer „hard power“ und den jetzt<br />

schon erfolgreich angewendeten europäischen<br />

„soft power“- Bereichen. Wo und wie sich Europa<br />

im 21. Jahrhundert in der globalen Sicherheitspolitik<br />

und ihres praktischen Einsatzes<br />

positionieren wird, sollte eigentlich schon heute<br />

eine kritische europäische Öffentlichkeit interessieren.<br />

Weiter bemerkenswert: Die traditionellen parteipolitischen<br />

Muster befinden sich im europäischen<br />

Kontext in Auflösung: Konservative,<br />

Liberale und Sozialdemokraten stehen etwa in<br />

der Irak-Frage sowohl auf derselben als auch auf<br />

der gegnerischen Seite. Die Namen Blair und<br />

Berlusconi, Chirac und Schröder bezeichnen<br />

eine neue europäische Entwicklung. Das traditionelle<br />

Links-Rechts-Schema des 20. Jahrhunderts<br />

hat seine Ausschließlichkeit eingebüßt.<br />

So verlief etwa die politische Konfliktlinie in<br />

der Irak-Frage tendenziell zwischen dem westlichen<br />

„Alt-Europa“ und dem östlichen „Neu-<br />

Europa“. Die Zustimmung für militärische<br />

Lösungen (und damit für den momentanen<br />

US-Kurs) ist im ehemaligen kommunistischen<br />

Bereich der EU größer als im westlichen Teil.<br />

Dies bedeutet eine weitere potentielle Konfliktlinie<br />

für eine gemeinsame europäische Sicherheits-<br />

und Friedenspolitik.<br />

Zeit der Übergänge in Europa<br />

Europa als Wirtschafts- und Sozialunion?<br />

Die radikale Vision des friedlichen Zusammenlebens<br />

der Völker und Nationen Europas nach<br />

dem Zeitalter der „europäischen Bürgerkriege“<br />

begann mit der pragmatischen Verknüpfung<br />

der beiden damals noch kriegswichtigen Grundstoffe<br />

Kohle und Stahl (Europäische Gemeinschaft<br />

für Kohle und Stahl – EGKS); dies führte zur Europäischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und<br />

schließlich zur Europäischen Union.<br />

Das europäische Wirtschaftsmodell der sozialen<br />

Marktwirtschaft, die traditionelle Rolle<br />

des Staates, stieß noch in den achtziger Jahren<br />

des vorigen Jahrhunderts auf breite politische<br />

und gesellschaftliche Unterstützung. Die<br />

Unterschiede wirtschaftspolitischer Praxis in<br />

(West)Europa waren gradueller Natur.<br />

Das europäische Sozialmodell – „Sozialstaat“,<br />

„soziale Marktwirtschaft“ oder wie immer die<br />

Bezeichnungen des „Grand Bargain“ zwischen<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern lauteten<br />

– hatte sich als Gegenentwurf zum Kommunismus<br />

erfolgreich erwiesen und den europäischen<br />

Einigungsprozess beschleunigt. Die<br />

Quadratur des Kreises schien gelungen, demokratische<br />

Freiheit und sozioökonomische Sicherheit<br />

erreicht.<br />

Mit Ausnahme der anglo-amerikanischen<br />

Variante Thatchers, die von Blairs „Drittem<br />

Weg“ großteils übernommen wurde, hat sich<br />

in Europa erst im Zuge der Globalisierungsdebatte<br />

seit den frühen neunziger Jahren eine<br />

neue gesellschaftliche Konkurrenzsituation –<br />

sozusagen eine „innerwestliche“ – entwickelt.<br />

Das neoliberale Gesellschaftsmodell stellt das<br />

traditionelle europäische Wirtschafts- und Sozialmodell<br />

in Frage. Die neuen europäischen<br />

Instrumente – Stabilitäts- und Wachstumspakt,<br />

Europäische Zentralbank, Lissabon-Agenda – stellen<br />

sich als unflexibel, einseitig auf Inflations-<br />

45


Zeit der Übergänge in Europa — Čas prehodov v Evropi<br />

bekämpfung ausgerichtet oder schlicht als<br />

unrealistisch heraus. Sie geben keine wachstumspolitische<br />

Antwort auf die spezifischen<br />

europäischen Herausforderungen (wie etwa<br />

Stand und Zustand der europäischen Einigung;<br />

demographische Trends, u. a.). Die Zustimmung<br />

zur Europäischen Union, die immer<br />

noch für steigenden Wohlstand steht, nimmt<br />

weiter ab. Politische Reformen und Korrekturen<br />

im Sinne einer effizienten Reform – nicht<br />

Abschaffung – des bewährten europäischen<br />

Modells, lahmen. Wohl auch deshalb, weil es<br />

keine Verständigung über das „Nachfolgemodell“<br />

gibt: Soll es das amerikanisch-asiatische<br />

sein oder ein reformiertes europäisches Sozialstaatsmodell?<br />

Solange es jedoch über diese<br />

Frage keine grundlegende Verständigung gibt,<br />

solange werden Projekte wie eine „europäische<br />

Verfassung“, die diesen Namen auch verdient,<br />

den Keim des Scheiterns in sich tragen.<br />

Die gegenwärtige Krise kann aber auch als<br />

Chance zur gründlichen Neuorientierung des<br />

europäischen Einigungsprojektes verstanden<br />

werden.<br />

Europa als Elitenprojekt? Europa ist nicht von<br />

„unten“ gewachsen. Es waren einige beherzte<br />

Visionäre – Monet, Schumann, auch De Gaulle<br />

und Adenauer – die dem Kriegskontinent eine<br />

radikal andere politische Entwicklung als Vision<br />

mit auf den Weg aus den Trümmern des<br />

Zweiten Weltkrieges gegeben hatten. Der auf<br />

„bloß“ wirtschaftliche Einigung der entwickelten<br />

Industriestaaten Westeuropas beschränkte<br />

Integrationsprozess hatte damit von vorne<br />

herein gute Chancen auf Erfolg; der demokratischen<br />

Legitimation, einer Massenbasis sozusagen,<br />

bedurfte es die längste Zeit nicht; Europa<br />

war das Projekt der politischen Eliten<br />

schlechthin. Diese Linie blieb in Zeiten hoher<br />

46<br />

wirtschaftlicher Zuwachsraten und ständigen<br />

Ausbaus des Wohlfahrtsstaates ohne größere<br />

Probleme. Mangelnde demokratische Legitimation<br />

wurde durch wirtschaftliche Erfolgsbilanzen<br />

zum Wohle breiter Bevölkerungskreise<br />

scheinbar wettgemacht. Heute ist in Europa<br />

vieles anders. Die „Zeit der Übergänge“ gilt in<br />

besonderem Maße für die überfällige Verbreiterung<br />

der europäischen Legitimationsbasis.<br />

Wie aber geht es weiter? Die neue Qualität<br />

Europas, für die eine Verfassung ein Signal<br />

wäre, verlangt aber auch, dass die Union aus<br />

den Bürotürmen des Elitenprojektes tritt und<br />

sich um eine breite demokratische Legitimierung<br />

bemüht. Die Union muss sich daher zu<br />

einem von der Mehrheit seiner Bürger mitbestimmten<br />

und aktiv unterstützten demokratischen<br />

und sozialen Europa wandeln.<br />

Čas prehodov v Evropi<br />

Ta tezni spis je bil pripravljen za Pfingstdialog<br />

– Binkoštni dialog na gradu Seggau (11. do 14.<br />

maja 2005) in predstavljen v okviru „Foruma<br />

politike“ dne 12. maja – torej še pred zavrnitvijo<br />

Evropske ustave pogodbe s strani Francije in<br />

Nizozemske.<br />

Naslov „Foruma politike“ ČAS PREHODOV<br />

V EVROPI točno izraža prevladujočo evropsko<br />

razpoloženost. Evropa se dejansko nahaja v fazi<br />

prehodov – „prehod“ v ednini bi bil premalo,<br />

da bi opisal protislovno stanje kontinenta; že<br />

en pogled do naših sosedov zadostuje: Pred<br />

točno enim letom je EU doživela do sedaj svojo<br />

največjo širitev. Deset novih držav, med drugimi<br />

so v EU pristopili naši vzhodni, severni in južni<br />

sosedi. Pred nekaj dnevi (25. aprila) sta Bolgarija


in Romunija v Bruslju podpisali svoji pristopni<br />

izjavi, obe naj bi pristopili predvidoma leta<br />

2007. Hrvaško trenutno zadržuje pred začetki<br />

pogajanj še general – katerega imajo v domovini<br />

še zmeraj mnogi za junaka, čeprav ga je Haaški<br />

tribunal obtožil vojnih zločinov. Evropski<br />

semafor torej kaže „rumeno“.<br />

Kako bo šlo naprej? se glasi vprašanje iz<br />

naslova. Da bi kolikor lahko toliko točno<br />

odgovorili na vprašanje bodočega razvoja<br />

Evrope, moramo raziskati „od kod prihajamo<br />

mi?“ in „kje stojimo danes?“.<br />

Nekaj je zagotovo: Evropska unija se v teh<br />

dneh ne predstavlja najbolje.<br />

Če v tej Evropi sploh pride do javnega diskurza<br />

preko nacionalnih meja, potem – skoraj<br />

izključno – preko negativno ovrednotenih<br />

tem.<br />

Kaj so v tem trenutku dominantne „evropske“<br />

teme?<br />

• Grozilni francoski „ne“ k Evropski ustavi in<br />

iskanje po nekem planu B<br />

• delovna mesta, ki potujejo proti vzhodu<br />

(pri čemer leži „vzhod“ zmeraj pogosteje na<br />

Kitajskem ali v Indiji)<br />

• evro je „drag“<br />

• „brezmejna“ kriminaliteta<br />

• ilegalne delovne sile, naraščajoč migracijski<br />

pritisk<br />

• neuspeh „EU“ ali „Bruslja“ spričo bliskovite<br />

globalizacije<br />

• in seveda tema „Turčija“.<br />

Te iztočnice opozarjajo na difuzno nelagodje<br />

– EU-skepso – velikih krogov prebivalstva,<br />

ki se manifestirajo v volilnem obnašanju ob<br />

evropskih volitvah (vse pogosteje tudi pri<br />

lokalnih volitvah).<br />

Čas prehodov v Evropi<br />

Evropa v Evropi ni priljubljena. Tudi v<br />

Avstriji je EU-navdušenje nedavno prispelo<br />

na najnižjo točko, evropska identiteta je tako<br />

šibko oblikovana, kot ni bila zadnjih deset let.<br />

Samo 30 odstotkov vidi EU kot dobro stvar<br />

– samo tradicionalno EU-odbijajoča Velika<br />

Britanija ocenjuje nekoliko slabše, namreč z 29<br />

odstotki.<br />

Negativno zaznavanje EU je doseglo trenutno<br />

po vsej Evropi nov padec, čeprav obstajajo<br />

razvoji, ki (prav z avstrijskega stališča)<br />

nedvomno zaslužijo oznako “zgodovinski”.<br />

Kajti: najmlajša razširitev pomeni razširitev za<br />

osem centralnoevropskih in vzhodnoevropskih<br />

držav,<br />

• konec delitve Evrope in s tem<br />

• „vrnitev“ Avstrije v center kontinenta<br />

• dejansko „razširitev“ gospodarskih<br />

možnosti (korist imajo posebno avstrijska<br />

mala in srednja podjetja ter banke)<br />

• predvsem pa pomeni najmlajša širitev EU<br />

raztezanje in konsolidacijo varnostnih in<br />

mirovnih con Evrope v smeri vzhoda in<br />

jugovzhoda.<br />

Seveda: velikanski izzivi in problemi, s<br />

katerimi je konfrontiran evropski združitveni<br />

projekt, ne smejo biti pisani z malo – so tako<br />

endogene kot tudi eksogene narave.<br />

EU se nahaja v „transformacijski krizi“.<br />

• EU-ustava je šifra in sinonim za začetek<br />

in konec evropskih nacionalnih držav,<br />

katere so tako in tako izgubile že veliko<br />

svojih funkcij. Ustava ustvarja s funkcijo<br />

predsednika in zunanjim ministrom prvič<br />

vidno predstavništvo EU; postopno bo prišlo<br />

do povzdignjene vrednosti EU-parlamenta<br />

in Sveta državnih predstavnikov, ki bodo<br />

odločali o evropskih zakonih. Končno<br />

47


Čas prehodov v Evropi<br />

predvideva evropska ustava že davno<br />

zakasnelo poenostavitev kompleksnih<br />

notranje-evropskih odločitvenih potekov.<br />

350 strani dolg, voluminozen in nenavaden<br />

dokument signalizira tako učinkovitejša<br />

odločitvena pravila za EU-institucije kot tudi<br />

večji vpliv državljanov in EU-parlamenta;<br />

na kratko, nujno potreben demokratični<br />

Več. Ali bo to postala evropska realiteta, je<br />

vse prej kot gotovo.<br />

• Institucionalizirano neskladje<br />

evropskega gospodarskega in socialnega<br />

sistema med neoliberalnim ameriškoazijskim<br />

tržnogospodarskim<br />

modelom in kontinentalno-evropskim<br />

socialnodržavnim modelom se je z<br />

vstopom transatlantsko orientiranih<br />

vzhodnoevropskih držav dramatično<br />

povečalo. Kompromis med obema<br />

modeloma bržkone ni možen.<br />

• EU-komisija, instrument „vseskupne“<br />

Evrope, tendira k neoliberalni rešitvi – glej<br />

tako imenovano „Bolkenstein direktivo“<br />

k dokončni liberalizaciji storitvenega<br />

področja (trade in services) – ki je pri<br />

ustanoviteljicah EU, kot je Francija, naletela<br />

na ostro odklonitev.<br />

• Pakt stabilnosti in razvoja – tukaj sledim<br />

sodbi ameriškega Nobelovega nagrajenca<br />

Josepha E. Stiglitzkega – je problematičen,<br />

saj je rigidno in mehanistično zasnovan<br />

instrument kazenskih ukrepov; pred<br />

kratkim izvedena reforma je krparija.<br />

• Evropska centralna banka neomajno<br />

sledi enostransko na inflacijo orientirano<br />

politiko. To je bilo ob vpeljavi evra potrebno<br />

in pravilno. Posledice rigidne monetarne<br />

ortodoksije pa nosijo nacionalne vlade<br />

v obliki majhne rasti in vzpenjajoče se<br />

brezposelnosti; nova delovna mesta so<br />

48<br />

v celotni evropski skupnosti blago, ki ga<br />

primanjkuje.<br />

• Po razširitvi grozi evropskemu davčnemu<br />

in socialnemu sistemu verjetno še naprej<br />

zijanje vsaksebi (flat tax, „davčni in socialni<br />

dumping“, drastične razlike pri rentah in<br />

pokojninah ter drugih državnih transfernih<br />

plačilih). To obremenjuje solidarnost neto<br />

plačnikov s tako imenovanimi „light<br />

governance“ evropskimi neto prejemniki.<br />

Predvsem pa:<br />

• Zraščanje Evrope v eno sledi pretežno<br />

ekonomskim kriterijem učinkovitosti,<br />

ustvarjanju enotnega gospodarskega<br />

prostora; vse manj pa upoštevanju v najširšem<br />

smislu „kulturnih“ in družbenih potreb,<br />

individualnih želja in idejnih ciljev svojih<br />

državljanov. Evropski državljan ima vse bolj<br />

občutek, da postaja objekt gospodarskih<br />

interesov. Družbena solidarnost in socialna<br />

pravičnost nimata več prostora v političnem<br />

diskurzu. Nasploh je politika svojo vodilno<br />

funkcijo prepustila „gospodarstvu“ – kdor<br />

koli že to je. Vrh vsega: če evropski projekt<br />

temelji na skupnih predstavah o vrednotah,<br />

potem manjka zraščajočemu se kontinentu<br />

kulturnega veziva; evropska enotnost<br />

predpostavlja upoštevanje kulturnih<br />

raznolikosti. Šele s faktorjem kulture bo<br />

mogoča „evropska javnost“, bo grozeča delegitimacija<br />

evropskega projekta in njenih<br />

pridobitev učinkovita in bo mogla trajno<br />

stopiti nasproti.<br />

• Kar manjka razširitvi preteklih deset-, let,<br />

je „razširitev v glavah“ – intelektualnoduševna<br />

evropeizacija državljanov onstran<br />

starosti in demarkacijskih linij.


„Razširitev IN poglobitev“ kot strategija<br />

uspeha? Če EU-ustava ob bližajočem se<br />

referendumu ne prejme potrebne privolitve, je<br />

zanesljiva strategija „razširitve in poglobitve“<br />

prvič postavljena pod vprašaj.<br />

Saj so prav ob najmlajšem razširitvenem krogu<br />

izhajali iz predpostavke, da je na razpolago<br />

dana ustava koncipirana kot – upoštevajoč<br />

razvoj integracijskih procesov, enormnega<br />

povečanja števila članic in iz tega izhajajoče<br />

kompleksnosti – „zmožna upravljanja“ Evrope.<br />

Ta integracijsko-politična računica – dialektika<br />

IN vzporednost razširitve in poglobitve –<br />

izgleda sedaj resno ogrožena.<br />

To je pravzaprav novo pri sedanji neugodni<br />

situaciji. Za naše sosede v jugovzhodni<br />

Evropi bi bile v določenih okoliščinah mogoče<br />

posledice hude. Naslednja širitev z Bolgarijo<br />

in Romunijo naj ne bi bila ogrožena, pač pa<br />

čas njunega pristopa. Za Hrvaško bi pomenil<br />

francoski “ne” najbrž dodatno upočasnitev<br />

začetka pogajanj. Kot nadaljnja posledica bi<br />

morale ostale države „zahodnega Balkana“<br />

– že tako obremenjene z rešitvijo „statusnih<br />

vprašanj“ – še dlje časa preživeti v čakalnici,<br />

kar je obžalovanja vredna perspektiva.<br />

Tukaj velja formulirati skupne evropske<br />

odgovore in kolikor mogoče držati<br />

„kolateralno škodo“ na vajetih; z ozirom na<br />

EU-predsedovanje nikakor ne majhen izziv za<br />

Avstrijo.<br />

Čas prehodov? Poskus, postavitve štirih<br />

vprašajev. Evropa brez meja? Kar se je v<br />

petdesetih letih prejšnjega stoletja začelo kot<br />

zahodnoevropski projekt – že takrat se je<br />

imenoval „evropski“ – in se razširilo na vse<br />

evropske strani neba, je končno pred letom dni<br />

prekoračil demarkacijsko linijo hladne vojne.<br />

Sedaj je na vrsti jugovzhod… in s Turčijo so na<br />

Čas prehodov v Evropi<br />

vrsti vprašanja geografije in meja kontinenta,<br />

pa tudi že davno zapadel diskurz o duhovnih<br />

temeljih in identiteti/-ah Evrope, načelnih<br />

vprašanjih prihodnosti združitvenega projekta;<br />

vprašanja, katerih se ne da več odrivati.<br />

… Končno evropske teme, bi lahko rekel<br />

človek, temeljna vprašanja, ki potrebujejo<br />

aktivno javnost, namreč evropsko javnost, in<br />

kateri bodo tudi kos.<br />

Evropa projekt miru? Navznoter je evropska<br />

integracija prostranim delom kontinenta v<br />

svojem trajanju in produktivnosti naklonila<br />

zgodovinsko enkratno obdobje miru. To velja<br />

podaljšati, nadgraditi in raztegniti. Ampak<br />

kako?<br />

EU je postala „global player“, in to v novonastalem<br />

nepreglednem svetu z nevarnostmi novega<br />

tipa, negotovostmi in izzivi. V spremstvu z<br />

9/11 in s s strani ZDA napovedano „vojno proti<br />

terorizmu“ se je oborožil „Evropski projekt<br />

miru“. Nastale so „battle groups“ in hitre<br />

intervencijske enote, „sposobnost prestavitve“<br />

evropskih enot je bila koncepcionalno<br />

obdelana, „transportne kapacitete“ naj bi bile<br />

nujno potrebne; ena nekoliko sramežljiva,<br />

„Evropska obrambena agentura“ imenovana<br />

ustanova, je v gradnji; njene naloge zajemajo<br />

eksplicitno tudi „odkrivanje operativnih<br />

potreb“ in „oboroževanje“.<br />

To je v kontrastu z razširjajočim se<br />

občutkom skepse do vojaških rešitev, kot<br />

recimo v času spontanih demonstracij po<br />

vsej Evropi februarja 2003 proti Iraški vojni.<br />

Jürgen Habermas in Jacques Derrida sta te<br />

manifestacije miru tolmačila kot „signal<br />

za rojstvo evropske javnosti“. Dejansko so<br />

takrat milijoni Evropejcev za mirno rešitev<br />

odšli na ulice – dostikrat proti političnim<br />

nameram njihove lastne vlade. Državljani so<br />

49


Čas prehodov v Evropi<br />

slogan Evropa projekt miru vzeli dobesedno;<br />

zamujena priložnost za možen alternativni<br />

družbeni osnutek in za krepitev evropskih<br />

skupnih potez ter vrednot. Kajti prej kot<br />

pozneje se bo Evropa odločala, kje vidi svojo<br />

vlogo kot „global player“, med ekstremnima<br />

pozicijama militarizacije zunanje in varnostne<br />

politike po vzoru ZDA in neko – kratkoročno<br />

nerealistično – pacifistično pozicijo. Vmes pa<br />

leži prostrano polje, od vojaškega „hard power“<br />

in sedaj že uspešno uporabljenih evropskih<br />

„soft power“ področij. Kje in kako se bo<br />

pozicionirala Evropa v 21. stoletju v globalni<br />

varnostni politiki in s svojim praktičnim<br />

posredovanjem, bi pravzaprav moralo že danes<br />

zanimati kritično evropsko javnost.<br />

Dalje omembe vredno: Tradicionalen<br />

strankarsko-politični vzorec v evropskem<br />

kontekstu je v razkroju: konzervativni,<br />

liberalni in socialni-demokrati stojijo ob<br />

vprašanju Iraka tako na isti kot tudi na<br />

strani opozicije. Imena Blair in Berlusconi,<br />

Chirac in Schröder označujejo nov evropski<br />

razvoj. Tradicionalen levo-desni vzorec 20.<br />

stoletja je svojo izključnost zapravil. Tako<br />

približno poteka politična konfliktna linija<br />

ob vprašanju Iraka tendenčno med zahodno<br />

„staro Evropo“ in vzhodno „novo Evropo“.<br />

Privolitev za vojaško rešitev (in s tem trenutno<br />

usmeritev ZDA) je v bivšem komunističnem<br />

območju EU večja kot v zahodnem delu. To<br />

pomeni dodatno potenciano konfliktno linijo<br />

za skupno evropsko varnostno in mirovno<br />

politiko.<br />

Evropa kot gospodarska in socialna unija?<br />

Radikalna vizija miroljubnega skupnega<br />

življenja ljudstev in narodov Evrope po dobi<br />

„evropskih državljanskih vojn“ se je začela<br />

s pragmatično povezavo takratnih dveh še<br />

50<br />

vojaško pomembnih prvin :premoga in jekla<br />

(ECCS); to je vodilo k Evropski gospodarski<br />

skupnosti (EGS) in končno k Evropski uniji.<br />

Evropski gospodarski model socialnega tržnega<br />

gospodarstva in tradicionalna vloga države<br />

sta še v osemdesetih letih prejšnjega stoletja<br />

naletela na široko politično in družbeno<br />

podporo. Razlike gospodarsko-politične prakse<br />

v (zahodni) Evropi so bile gradualne.<br />

Evropski socialni model – „socialna država“,<br />

„socialno tržno gospodarstvo“ ali kakor<br />

koli se je že glasila oznaka „Grand Bargain“<br />

med delodajalci in delojemalci – se je kot<br />

protiosnutek v primerjavi s komunizmom<br />

izkazal za uspešnega in je evropski združitveni<br />

proces pospešil. Kvadratura kroga je bila videti<br />

uspešna, demokratična svoboda IN socialnoekonomska<br />

varnost dosežena.<br />

Z izjemo angleško-ameriške variante<br />

Thatcherjeve, katero je Blair s svojo „tretjo potjo“<br />

večinoma prevzel, se je v Evropi šele v teku<br />

globalizacijske debate iz zgodnjih devetdesetih<br />

let razvil nov družbeni konkurenčni položaj<br />

– takorekoč „notranje-zahodni“. Neoliberalni<br />

družbeni model postavlja tradicionalen evropski<br />

gospodarski in socialni model pod vprašaj.<br />

Novi evropski instrumenti – Pakt stabilnosti<br />

in rasti, Evropska centralna banka, Lizbonska<br />

deklaracija – se izkažejo kot nefleksibilni,<br />

enostransko usmerjeni k zatiranju inflacije ali<br />

končno kot nerealistični. Ne dajejo nobenega<br />

novega političnega odgovora na specifične<br />

evropske izzive (kot so položaj in stanje<br />

evropske združitve, demografske tendence<br />

itn.). Odobravanje Evropske unije, ki še<br />

zmeraj velja za naraščajočo blaginjo, še zmeraj<br />

upada. Politične reforme in korekture v smislu<br />

učinkovite reforme – ne ukinitve – zanesljivega<br />

evropskega modela šepajo. Verjetno tudi zato,<br />

ker ne obstaja komunikacija o „naslednjem


modelu“: Naj bi to bil ameriško-azijski ali<br />

reformirani evropski socialnodržavni model?<br />

Dokler pa o teh vprašanjih ne bo obstajala<br />

temeljna komunikacija, tako dolgo bodo<br />

projekti kot „evropska ustava“, ki to ime tudi<br />

zasluži, v sebi nosili klico neuspeha. Trenutna<br />

kriza pa je lahko tolmačena kot priložnost za<br />

temeljito reorientacijo evropskega združitvenega<br />

projekta.<br />

Evropa kot projekt elit? Evropa ni zrasla „od<br />

spodaj“. Bilo je veliko srčnih vizionarjev –<br />

Monet, Schumann, tudi De Gaulle in Adenauer<br />

-, ki so vojnemu kontinentu dali radikalno<br />

drugačen političen razvoj kot vizijo na pot<br />

iz ruševin 2. svetovne vojne. Saj na „golo“<br />

gospodarsko združitev razvitih industrijskih<br />

držav zahodne Evrope omejen integracijski<br />

proces je imel že od samega začetka dobre<br />

možnosti za uspeh; demokratična legitimacija,<br />

masovna baza takorekoč, pa je v zadnjem času<br />

ni potrebovala; Evropa je bila kratko malo<br />

projekt političnih elit.<br />

Ta linija je ostala v času visoke gospodarske<br />

stopnje rasti in nenehne izgradnje državne<br />

blaginje brez večjih problemov. Pomanjkanje<br />

demokratične legitimacije je bilo skozi<br />

gospodarsko bilanco uspeha v korist širših<br />

krogov prebivalstva navidezno nadoknadeno.<br />

Danes je v Evropi veliko drugače. „Čas<br />

prehodov“ velja v večini za zapoznelo razširitev<br />

evropske legitimacijske baze. Kako pa bo šlo<br />

naprej? Nova kvaliteta Evrope – za katero bi<br />

lahko bila ustava signal – pa tudi zahteva, da<br />

Unija izstopi iz pisarniških stolpov elitnega<br />

projekta in se potrudi za široko demokratično<br />

legitimacijo. Unija se mora zatorej spremeniti<br />

v eno, v katerem soodloča večina državljanov<br />

in aktivno podpira demokratično in socialno<br />

Evropo.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Wolfgang Petritsch<br />

Der Autor ist österreichischer Vertreter bei den<br />

Vereinten Nationen in Genf und war zwischen<br />

1998 und 2002 in verschiedenen EU- und internationalen<br />

Funktionen in Südosteuropa tätig.<br />

– Avtor je avstrijski predstavnik pri Združenih<br />

narodih v Ženevi in je med 1998 in 2002<br />

opravljal različne funkcije EU in mednarodne<br />

naloge v jugovzhodni Evropi.<br />

Čas prehodov v Evropi<br />

51


Bildgalerie – galerija slik II<br />

Der Steirische Kulturlandesrat Kurt Flecker eröffnet im März 2005 die Ausstellung „Grenzen erzählen“ – Kurt Flecker član deželne vlade za kuturo je<br />

marca 2005 otvoril razstavo „Meje pripovedujejo“<br />

Workshopbetrieb im Pavelhaus: Juli 2005, Besuch aus Ungarn – delavnica v Pavlovi hiši: julij 2005, obisk iz Madžarske<br />

52


Die Universität Graz setzt Akzente<br />

Gesamtuniversitärer Schwerpunkt „Südöstliches Europa“<br />

� Text: Roberta Maierhofer<br />

Die Universität Graz setzt Akzente<br />

Seit Jahrzehnten ist die Universität Graz in vielfältiger Weise mit den Regionen des südöstlichen<br />

Europas durch intensive Zusammenarbeit verbunden. Es handelt sich dabei um einen weiten Bogen<br />

von Partnerschaften, in deren Rahmen verschiedene Zielsetzungen in Wissenschaft, Forschung,<br />

Ausbildung und Wirtschaft verfolgt werden. Ihre traditionelle Rolle in diesem Raum hat die Universität<br />

seit den politischen Veränderungen und angesichts der wachsenden politischen und wirtschaftlichen<br />

Perspektiven gefestigt und dazu genutzt, an der Entwicklung des gemeinsamen europäischen<br />

Bildungsraums maßgeblich mitzuwirken.<br />

In der Kooperation mit Südosteuropa stärkt die Universität Graz nicht nur ihre regionale Vernetzung<br />

und die gesamteuropäische Dimension ihrer Identität als Bildungsinstitution. Diese Schwerpunktsetzung<br />

bedeutet eine Steigerung der Attraktivität sowohl der Universität Graz als auch des<br />

Wissenschaftsstandortes Graz im Rahmen transatlantischer internationaler Kooperationen.<br />

Im Vizerektorat für Internationale Beziehungen der Universität Graz wurde bereits im Jahre 2000 ein<br />

gesamtuniversitärer Schwerpunkt Südöstliches Europa als profilbildender Kern des Universitätsentwicklungskonzeptes<br />

definiert und stellt im Entwicklungsplan der Universität eines der entscheidenden<br />

strategischen Konzepte dar, um die zahlreichen Aktivitäten zu bündeln und besser<br />

koordinieren zu können.<br />

Seither entstand eine Vielzahl neuer Programme und Kooperationen, die dem wachsenden Interesse<br />

sowohl seitens der Studierenden, Lehrenden und Forscher/innen der Universität Graz als auch<br />

der Partnerinstitutionen, aber auch der Universität Graz und ihrer Partneruniversitäten als Institutionen<br />

Rechnung tragen. Der Bogen der gemeinsamen Aktivitäten spannt sich über Forschungsschwerpunkte<br />

an den einzelnen Fakultäten bis hin zu gesamtuniversitären Partnerschaften, Netzwerk-<br />

und Projektbeteiligungen.<br />

Vergleicht man die Mobilitätszahlen der letzten Studienjahre, so ergibt sich ein Bild, das der Strategie<br />

der Universität Graz Recht gibt. Mehr und mehr Grazer Studierende entscheiden sich für einen<br />

Studienaufenthalt an einer südosteuropäischen Partnerinstitution.<br />

In gemeinsamen Aktivitäten mit dem südöstlichen Europa im Rahmen von Netzwerken (Coimbra<br />

Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, Donaurektorenkonferenz) sowie Programmen wie TEM-<br />

53


Die Universität Graz setzt Akzente<br />

PUS (Trans- European Mobility Programme<br />

for University Studies), CEEPUS (Central European<br />

Exchange Program for University Studies),<br />

MOEL-Plus (Mittel- und Osteuropäische<br />

Länder) etc. bemüht sich die Universität<br />

Graz, dem steigenden Interesse an Kooperationen<br />

mit dieser für den Bildungsstandort Graz<br />

außerordentlich wichtigen Region gerecht zu<br />

werden.<br />

Darüber hinaus wurden an der Universität Graz<br />

zahlreiche Schwerpunktprogramme ins Leben<br />

gerufen, wie etwa die Stipendienprogramme<br />

mit den Universitäten Zagreb/Kroatien und<br />

Niš/Serbien sowie das Abschluss-Stipendium,<br />

mit dem das Vizerektorat für Internationale Beziehungen<br />

zahlreiche Studierende aus Nicht-EU/<br />

EWR-Ländern beim Abschluss ihres Diplom-,<br />

Lehramts- oder Dissertationsstudiums an der<br />

Universität Graz unterstützen konnte, wobei<br />

mehr als 80% der Stipendien an Studierende<br />

aus Südosteuropa vergeben wurden.<br />

Gemeinsam mit der Kommission der Europäischen<br />

Bischofskonferenzen bei der Europäischen Union<br />

(COMECE) und der Diözese Graz-Seckau entwickelt<br />

die Universität Graz zurzeit die Sommeruniversität<br />

Seggau (Beginn: 2006) mit dem<br />

Ziel der Profilierung künftiger Führungskräfte<br />

für Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Religion. Interdisziplinäre Begegnung<br />

und Zusammenarbeit zwischen Lehrenden<br />

und Studierenden mit den Schwerpunkten<br />

Ost- und Südosteuropa stehen dabei ebenso im<br />

Mittelpunkt des 14-tägigen Programmes wie<br />

das Aufzeigen kultur- und geistesgeschichtlicher<br />

Dimensionen der aktuellen europäischen<br />

Integration.<br />

Bietet sich mit all den erwähnten Programmen<br />

vorrangig Lehrenden und Studierenden<br />

die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zu erweitern,<br />

so versteht es die Universität Graz darü-<br />

54<br />

ber hinaus als ihre Aufgabe, als „Lebenspartnerin“<br />

die Schwerpunktsetzung „Südöstliches<br />

Europa“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

zu machen, wie sie es ab Wintersemester<br />

2005/2006 mit der überfakultären Vortragsreihe<br />

„SOE-Akademie“ vorhat.<br />

Dass es sich nicht nur um eine strategische<br />

Schwerpunktsetzung der Universität Graz<br />

handelt, sondern diese von der Region mit großer<br />

Überzeugung mitgetragen wird, beweist<br />

die Unterstützung zweier wegweisender Projekte<br />

durch den Zukunftsfonds Steiermark. In<br />

konsequenter Weiterentwicklung der bereits<br />

geleisteten Arbeit dokumentieren die Projekte<br />

das ernsthafte Bemühen der Universität<br />

Graz, die im Entwicklungsplan verankerte<br />

Profilsetzung umzusetzen und über die Universitäten<br />

hinaus, nachhaltig gesellschaftliche,<br />

wirtschaftliche und politische Wirkung zu erzielen.<br />

Die Umsetzung des ersten Projektes „Die<br />

Steiermark – Internationaler Qualifizierungsstandort<br />

für Südosteuropa-Kompetenz“<br />

(http://international.uni-graz.at/soe) berücksichtigt<br />

wirtschaftliche, wissenschaftliche und<br />

kulturelle Gesichtspunkte gleichermaßen und<br />

stellt einen Meilenstein auf dem Weg der Universität<br />

Graz zu einem gesamtuniversitären<br />

Kompetenzzentrum dar. Ziel dieses über den<br />

Zukunftsfonds Steiermark geförderten Projektes<br />

ist es, die Nachhaltigkeit des bisher Erreichten<br />

für die Region zu festigen und in Zusammenarbeit<br />

mit Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen<br />

Europa die Kooperation wesentlich<br />

auszubauen und damit die Annäherung der<br />

Bildungslandschaften voranzutreiben. Die thematische<br />

Bandbreite der Projekte umfasst:<br />

• Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

in Südosteuropa<br />

• Südosteuropa-Forschungsprojekt


• Südosteuropa-Symposium<br />

• Südosteuropa-Sommerakademie<br />

• Kompetenzzentrum Südosteuropa<br />

• Datenbank Wirtschaft – Recht – Umwelt<br />

in Südosteuropa<br />

• Regional Policies in Europe<br />

• Übersetzer- und Dolmetscherausbildung<br />

Deutsch – Albanisch in Graz und Shkodër<br />

• Historische Anthropologie im südöstlichen<br />

Europa<br />

• International Short Course SEE-HEAD<br />

• Master of Medical Sciences Alpe-Adria<br />

• Studierendenaustauschprojekt mit südeuropäischen<br />

Universitäten<br />

Mit einem zweiten Projektantrag legt die Universität<br />

Graz den Grundstein für eine einzigartige<br />

Innovation in der steirischen Bildungslandschaft:<br />

Im Rahmen des Zukunftsfonds-Projektes<br />

Joint Degrees (http://international.uni-graz.at/<br />

jd/) erarbeitet die Universität Graz sechs Forschungsprojekte.<br />

Es handelt sich hiebei um<br />

ein von mehreren Universitäten gemeinsam<br />

geplantes Studium auf „Bologna-Magister/<br />

Magistra-Ebene“, bei dem mehrere Partnerinstitutionen<br />

als multinationale Konsortien gemeinsame<br />

Curricula entwickeln.<br />

Vor allem die Stärkung der europäischen Dimension<br />

des Studiums und die Erhöhung der<br />

Attraktivität des Europäischen Bildungsraums<br />

stehen dabei im Mittelpunkt. Mit dem Joint<br />

Degree in Südosteuropäischer Geschichte sowie<br />

der Beteiligung südosteuropäischer Universitäten<br />

an einigen der fünf weiteren Programme<br />

(Jüdische Studien, Frauen- und Geschlechterforschung,<br />

Umweltsystemwissenschaften, Alpen-Adria<br />

Joint Degree in Amerikanistik/Anglistik<br />

und Lateinamerika-Studien) bietet sich<br />

die Universität Graz einmal mehr als Brücke in<br />

vielerlei Hinsicht an: Einerseits wird für Österreich<br />

der Weg nach Südosteuropa geöffnet, an-<br />

Die Universität Graz setzt Akzente<br />

dererseits wird im Sinne einer gesamteuropäischen<br />

Integration „Europa“ die Möglichkeit<br />

geboten, sich erweitert zu verstehen.<br />

Die Zusammenarbeit mit den Universitäten<br />

Ljubljana (Slowenien) und Cluj (Rumänien)<br />

im Rahmen des Teilprojektes Südosteuropäische<br />

Geschichte ist nur einer von vielen Bereichen,<br />

in denen die Universität Graz erfolgreich mit<br />

Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Europa<br />

an der Annäherung beider Bildungsräume<br />

und der gemeinsamen Umsetzung des Bologna-<br />

Prozesses zusammenarbeitet. Das Projekt zielt<br />

u. a. auch auf verstärkte gemeinsame Qualitätssicherung<br />

sowie gegenseitige Anerkennung<br />

akademischer Grade und Qualifikationen ab.<br />

Langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet<br />

die Universität Graz mit ihren Partnerinstitutionen<br />

in Slowenien, den Universitäten<br />

Ljubljana (Univerza v Ljubljani), Maribor<br />

(Univerza v Mariboru), mit denen bereits seit<br />

1990 bzw. 1992 gesamtuniversitäre Partnerschaften<br />

und weitere zahlreiche bilaterale Abkommen<br />

bestehen.<br />

Über bilaterale Kooperationen hinaus sind die<br />

Universitäten Graz und Ljubljana auch im Rahmen<br />

des UTRECHT Network aktiv. So findet<br />

alljährlich eine Summer School des Netzwerkes<br />

in Ljubljana statt, an dem zahlreiche Studierende<br />

der Universität Graz teilnehmen und<br />

Lehrende an der Programmgestaltung mitwirken.<br />

Beide Universitäten gestalten gemeinsam<br />

im Steering Committee des UTRECHT Network<br />

die Schwerpunkte des Netzwerkes mit.<br />

Eine einzigartige Form der Zusammenarbeit<br />

fanden die Universitäten Graz und Maribor<br />

im Rahmen des Gemeinsamen Hörsaals Maribor:<br />

Studierende beider Universitäten besuchten<br />

Lehrveranstaltungen an der jeweiligen<br />

Partneruniversität, die automatisch an der<br />

Heimatuniversität anerkannt wurden. Studie-<br />

55


Univerza Gradec postavlja poudarke<br />

renden aller Fakultäten sowohl aus Graz wie<br />

auch aus Maribor bot sich so die Möglichkeit,<br />

vom Studienangebot beider Universitäten zu<br />

profitierten. Die Wirtschaftskammer Steiermark<br />

unterstützte dieses Programm durch die Übernahme<br />

der Reisekosten.<br />

Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die<br />

verdeutlichen, wie es der Universität Graz gelingt,<br />

mit ihrer Schwerpunktsetzung einen<br />

Mehrwert nicht nur für die Institution, sondern<br />

für die gesamten Region zu schaffen.<br />

In Zusammenarbeit mit unseren langjährigen<br />

verlässlichen Partnerinstitutionen wird die<br />

Universität Graz auch weiterhin eine aktive<br />

Rolle in der regionalen wie internationalen Bildungslandschaft<br />

spielen.<br />

Univerza Gradec postavlja<br />

poudarke<br />

Skupno univerzitetno težišče<br />

„Jugovzhodna Evropa“<br />

Že desetletja je univerza v Gradcu na veliko<br />

načinov in v intenzivnem sodelovanju<br />

povezana z regijami Jugovzhodne Evrope.<br />

Gre za obširen lok partnerstev, v katerega<br />

okviru sledi ciljem znanosti, raziskovanja,<br />

izobraževanja in gospodarstva. To tradicionalno<br />

pozicijo je Univerza, odkar je prišlo do<br />

političnih sprememb in spričo naraščajočih<br />

političnih in gospodarskih perspektiv v tem<br />

prostoru, utrdila in uporabila za odločilno<br />

sodelovanje pri razvoju skupnega evropskega<br />

izobraževalnega okvira.<br />

V kooperaciji z „Jugovzhodno Evropo“<br />

krepi Univerza Gradec ne le regionalno<br />

prepletenost in vseevropsko dimenzijo<br />

56<br />

njene identitete kot izobraževalne ustanove.<br />

Težišče pomeni stopnjevanje atraktivnosti<br />

tako Univerze Gradec kot tudi znanstvenega<br />

središča Gradec v okviru transatlantskih<br />

mednarodnih sodelovanj. V uradu rektorjevega<br />

namestnika za mednarodne odnose Univerze<br />

Gradec so že leta 2000 definirali skupno<br />

univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“<br />

kot profil izobraževanja, jedro univerzitetnega<br />

razvojnega koncepta in predstavlja v<br />

izobraževalnem planu Univerze odločilen<br />

strateški koncept, namenjen boljši povezanosti<br />

in koordinaciji številnih aktivnosti.<br />

Od takrat je nastalo veliko število novih<br />

programov in kooperacij, ki upoštevajo<br />

naraščajoč interes tako študentov, profesorjev<br />

in raziskovalcev Univerze Gradec, kot tudi<br />

partnerskih institucij, pa tudi Univerzo Gradec<br />

in njene partnerske univerze kot institucije. Lok<br />

skupnih aktivnosti se razteza od raziskovalnih<br />

težišč posameznih fakultet do skupnih<br />

univerzitetnih partnerstev, povezovanj in<br />

udeležb pri projektih.<br />

Primerjava (statistik) mobilnosti zadnjih<br />

študijskih let daje sliko, ki potrjuje strategijo<br />

Univerze Gradec. Zmeraj več graških študentov<br />

se odloča za študijsko bivanje [izmenjavo] na<br />

kateri od jugovzhodnih partnerskih institucij.<br />

S skupnimi aktivnostmi z Jugovzhodno<br />

Evropo v okviru povezovanj (Coimbra<br />

Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria,<br />

Donaurektorenkonferenz – Rektorska<br />

konferenca Donava), kot tudi s programi<br />

TEMPUS (Trans- European Mobility<br />

Programme for University Studies), CEEPUS<br />

(Central European Exchange Program for<br />

University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und<br />

Osteuropäische Länder) itn., se Univerza<br />

Gradec trudi, zadostiti naraščajoči interes za<br />

sodelovanje z regijo, ki je za izobraževalno


središče Gradec osrednjega pomena. Še več,<br />

na Univerzi Gradec so priklicali v življenje<br />

programe in težiščna področja, kot recimo<br />

štipendijske programe z univerzama Zagreb/<br />

Hrvaška in Niš/Srbija, kot tudi štipendijo za<br />

zaključek študija, s katero urad namestnika<br />

za internacionalne odnose podpira številne<br />

študente/ke, ki niso iz dežel EU/EWR, pri<br />

zaključku njihove diplome, zaključnem izpitu<br />

ali dizertaciji na Univerzi Gradec, pri čemer<br />

je bilo več kot 80 % štipendij dodeljenih<br />

študentom/kam iz Jugovzhodne Evrope.<br />

Skupaj s Komisijo evropske škofovske<br />

konference pri Evropski uniji (COMECE)<br />

in Škofijo Gradec-Seckau razvija trenutno<br />

Univerza Gradec poletno univerzo Seggau<br />

(začetek: 2006) s ciljem profiliranja bodočih<br />

vodilnih kadrov v politiki, upravi, znanosti<br />

in religiji. Interdisciplinarno srečanje in<br />

sodelovanje med profesorji in študenti<br />

s težiščem na Vzhodni in Jugovzhodni<br />

Evropi je prav tako v središču pozornosti 14dnevnega<br />

programa, kot tudi predstavitev<br />

kulturnozgodovinske in duhovnozgodovinske<br />

dimenzije aktualne evropske integracije.<br />

Tako kot omenjeni programi prednostno<br />

ponujajo možnost profesorjem in študentom,<br />

da svoje ekspertize sestavijo in nadgradijo,<br />

tako razume Univerza Gradec to dejavnost<br />

kot svojo nalogo, biti „življenjska družica“<br />

težišču „Jugovzhodne Evrope“ in jo predstaviti<br />

širši javnosti, kar načrtuje za zimski semester<br />

2005/2006 v okviru medfakultetne serije<br />

predavanj „SOE-Akademije“.<br />

Da ne gre le za strateško težišče Univerze<br />

Gradec, temveč da jo z močnim prepričanjem<br />

podpira celotna regija, dokazuje sodelovanje<br />

dveh vodilnih projektov „Zukunftsfonds<br />

Steiermark – Štajerskega sklada prihodnosti“. Z<br />

doslednim nadaljnjim razvojem že opravljenega<br />

Univerza Gradec postavlja poudarke<br />

dela dokumentirajo projekti resna prizadevanja<br />

Univerze Gradec, ki uresničujejo v razvojnih<br />

načrtih določene odločitve o profilu in tako<br />

tudi skozi univerzitetno dejavnost dosegajo<br />

trajno družbeno, gospodarsko in politično<br />

delovanje.<br />

Izvedba prvega projekta „Štajerska –<br />

mednarodno kvalifikacijsko mesto za<br />

kopmpetenco Jugovzhodne Evrope“ (http://<br />

international.uni-graz.at/soe) upošteva v enaki<br />

meri gospodarske, znanstvene in kulturne<br />

vidike ter predstavlja enega od mejnikov<br />

na poti Univerze Gradec do splošnega<br />

univerzitetnega kompetenčnega centra. Cilj<br />

tega, preko Štajerskega sklada prihodnosti<br />

dotiranega projekta, je stabilnost do sedaj<br />

doseženega za to regijo utrditi in v sodelovanju<br />

s partnerskimi institucijami iz Jugovzhodne<br />

Evrope sodelovanje bistveno nadgraditi ter s<br />

tem pospešiti zbližanje izobraževalnih krajin.<br />

Tematska širina projekta zajema:<br />

• človekove pravice in gospodarsko<br />

sodelovanje v Jugovzhodni Evropi<br />

• raziskovalni projekt Jugovzhodna Evropa<br />

• simpozij Jugovzhodna Evropa<br />

• poletna akademija Jugovzhodna Evropa<br />

• center kompetence Jugovzhodna Evropa<br />

• banka podatkov gospodarsko-pravno okolje<br />

v Jugovzhodni Evropi<br />

• regionalne politike v Evropi<br />

• izobraževanje tolmačev in prevajalcev<br />

nemško-albansko v Gradcu in Skadru<br />

(Albanija)<br />

• zgodovinska antropologija v Jugovzhodni<br />

Evropi<br />

• International Short Course SEE-HEAD<br />

• Master of Medical Sciences Alpe-Adria<br />

• projekt izmenjave študentov/k z<br />

južnoevropskimi univerzami.<br />

Z drugim projektnim predlogom polaga<br />

57


Univerza Gradec postavlja poudarke<br />

Univerza Gradec mejnik za edinstveno inovacijo<br />

štajerske izobraževalne krajine: V okviru<br />

projekta-sklada prihodnosti pod naslovom<br />

„Joint Degrees“ je Univerza Gradec izdelala<br />

šest tako imenovanih Joint Degrees (http://<br />

international.uni-graz.at/jd/). Gre torej za<br />

skupno načrtovan študij več univerz na stopnji<br />

„Bologna-Magister – bolonjskega magistra“, pri<br />

čemer razvija več partnerskih institucij skupen<br />

kurikulum kot multinacionalni konzorcij.<br />

Predvsem krepitev evropske dimenzije študija<br />

kot tudi povečanje atraktivnosti evropskega<br />

izobraževalnega prostora je pri tem v središču<br />

pozornosti. Z Joint Degree iz jugovzhodne<br />

evropske zgodovine kot tudi z udeležbo<br />

jugovzhodnih univerz pri nekaj od petih<br />

nadaljnjih programov (Judovske študije,<br />

Ženske raziskave in raziskave spolov kot tudi<br />

znanosti sistema okolja, Alpe-Adria Joint<br />

Degree iz amerikanistike/anglistike, študiji<br />

latinske Amerike) se Univerza Gradec ponuja<br />

še enkrat več kot most v mnogoterih pomenih:<br />

po eni strani bo za Avstrijo odprta pot proti<br />

jugovzhodni Evropi, po drugi strani bo v<br />

smislu evropske integracije ponujena možnost,<br />

razumeti „Evropo“ kot razširjeno skupnost.<br />

Sodelovanje z Univerzo Ljubljana (Slovenija) in<br />

Univerzo Cluj (Romunija) v okviru podprojekta<br />

„Jugovzhodna evropska zgodovina“ je le eno od<br />

mnogih področij, pri katerih uspešno sodeluje<br />

Univerza Gradec s partnerskimi institucijami<br />

iz „Jugovzhodne Evrope“ pri približevanju obeh<br />

izobraževalnih prostorov in skupni izvedbi<br />

bolonjskih procesov. Projekt stremi med drugim<br />

tudi k povečani skupni zagotovitvi kvalitete,<br />

kot tudi obojestranskemu priznavanju<br />

akademskih stopenj in kvalifikacij.<br />

Dolgoletno uspešno sodelovanje združuje<br />

Univerzo Gradec s partnerskima institucijama<br />

iz Slovenije, z Univerzo v Ljubljani in Mariboru,<br />

58<br />

s katerima že od leta 1990 oz. 1992 obstaja<br />

skupno univezitetno partnerstvo in številni<br />

bilateralni dogovori.<br />

Z vidika bilateralnih kooperacij sta Univerza<br />

Gradec in Univerza Ljubljana aktivni tudi v<br />

okviru UTRECHT Networka. Tako v Ljubljani<br />

vsako leto prirejajo poletno šolo Networka,<br />

ki se je udeležujejo mnogi študenti/ke in<br />

profesorji Univerze Gradec, ki sodelujejo tudi<br />

pri oblikovanju programa. Obe univerzi skupaj<br />

oblikujeta težišča sodelovanja v Steering<br />

Committeeju UTRECHT Networka.<br />

Edinstveno obliko sodelovanja sta našli<br />

Univerza Gradec in Maribor v okviru „skupnih<br />

predavalnic Maribor“. Šudenti in študentke obeh<br />

univerz so obiskovali predavanja partnerskih<br />

univerz, ki so bila avtomatsko priznana tudi<br />

na domači univerzi. Tako graškim kot tudi<br />

mariborskim študentom/kam vseh fakultet<br />

se je ponudila možnost izkoristiti študijsko<br />

ponudbo obeh univerz. Štajerska gospodarska<br />

zbornica je podprla ta program s prevzemom<br />

stroškov prevoza.<br />

To je le nekaj primerov od mnogih, ki<br />

ponazarjajo, kako uspeva Univerzi Gradec s<br />

svojim težiščnim pristopom ustvariti presežno<br />

vrednost – ne le za institucijo, temveč za<br />

celotno regijo.<br />

V sodelovanju z našimi dolgoletnimi<br />

zanesljivimi partnerji bo Univerza Gradec tudi<br />

nadalje igrala aktivno vlogo v regionalni in<br />

internacionalni izobraževalni krajini.


ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Roberta Maierhofer<br />

Vizerektorin für Internationale Beziehungen<br />

und Frauenförderung der Karl-Franzens Universität<br />

Graz • Studium der Anglistik/Amerikanistik<br />

und Germanistik, Lehramt (1985) und<br />

Doktorat (1992), Universität Graz • Studium<br />

der Vergleichenden Literaturwissenschaften,<br />

(1987), State University of New York, Binghamton.<br />

• Venia Docendi für das Fach „Amerikanistik“.<br />

• Fulbright Professor, University<br />

of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995).<br />

• Adjunct Associate Professor der Binghamton<br />

University, NY (seit 1996). • Paul Petry<br />

Preis für Alterswissenschaften (1998).<br />

• Vizerektorin für Internationale Beziehungen<br />

nach UOG 93 (1999-2003). • Vizerektorin für Internationale<br />

Beziehungen und Frauenförderung<br />

nach UG 2002 (ab 2003). – izr. univ. prof. mag.<br />

dr. Roberta Maierhofer, M.A., namestnica<br />

rektorja za mednarodne odnose in podporo<br />

žensk, Karl-Franzens Universität Graz. • Študij<br />

anglistike/amerikanistike in germanistike,<br />

diploma (1985) in doktorat (1992),<br />

Univerza Gradec. • Študij primerjalne<br />

književnosti (1987), State University of<br />

New York, Binghamton. • Venia Docendi<br />

za predmet amerikanistika. • Fulbright<br />

Professor, University of Pennsylvania,<br />

Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Associate<br />

Professor, Binghamton University, NY<br />

(od 1996). • Nagrada Paul Petry za znanosti<br />

tretjega življenjskega obdobja (1998).<br />

• Namestnica rektorja za internacionalne<br />

odnose po UOG 93 (1999-2003). • Namestnica<br />

rektorja za internacionalne odnose in podporo<br />

žensk po UG 2002 (od 2003). Univerza<br />

Gradec postavlja poudarke Skupno univerzitetno<br />

težišče „Jugovzhodna Evropa“.<br />

Univerza Gradec postavlja poudarke<br />

59


Bildgalerie – galerija slik III<br />

Der mazedonische Kurator Oliver Musovik spricht anlässlich der Eröffnung im Juli 2005. – govor makedonskega kuratorja Oliverja Musovika na otvoritvi<br />

julija 2005<br />

60


Grenzen erzählen<br />

Reflexionen zur Wanderausstellung<br />

„Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“<br />

Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ 1<br />

� Text: Angelika Brechelmacher<br />

Als ARGE grenzen erzählen hatten sich Tanja Täuber, Gabriela Miechtner und ich vor mehr als zwei<br />

Jahren die Aufgabe gestellt, den öffentlichen Diskurs zum nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen<br />

Tschechen/innen und Österreichern/innen, der seit Beginn der Verhandlungen zur bisher<br />

größten Erweiterung der Europäischen Union in österreichischen Medien eingesetzt hatte, zu hinterfragen.<br />

Welche Bilder, welche Stereotype begründeten die in Meinungsumfragen vordergrün-<br />

Rübenernte bei Znojmo – spravilo pese pri kraju Znojmo<br />

Grenzen erzählen<br />

61


Grenzen erzählen<br />

dig konstatierten „Ängste der Österreicher/innen“<br />

2 vor dem EU-Beitritt der Tschechischen<br />

Republik? In wessen Namen pochten politische<br />

Machtzirkel auf vereinheitlichend „nationale“<br />

Interessen, die durch den Beitritt der<br />

Nachbarstaaten gefährdet würden? [Gemeint<br />

ist der Diskurs medialer und politischer Eliten,<br />

die in den politischen Zentren den Topos der<br />

„Angst der Bevölkerung“ zur Durchsetzung eigener<br />

Interessen hervorhoben (FPÖ, Gewerkschaft,<br />

Bauernbund etc.)] Wie blickte man an<br />

der so genannten „Peripherie“, in der Grenzregion<br />

selbst, der Erweiterung entgegen? Überwogen<br />

auch hier national bis nationalistisch<br />

geprägte „Ängste“ oder hatte sich längst ein regionales,<br />

grenzüberschreitendes Bewusstsein<br />

entwickelt, das in der Bundeshauptstadt Wien<br />

einfach (noch) nicht wahrgenommen wurde?<br />

Diese und ähnliche Fragen beschäftigten<br />

uns. Wir erwarteten Antworten in der Region<br />

selbst, auf beiden Seiten der Grenze, am besten<br />

von derjenigen Generation, die nachbarschaftliches<br />

Zusammenleben noch vor der Errichtung<br />

des Eisernen Vorhangs erlebt hatte.<br />

Grenzen erzählen – Sammeln von Erinnerungen.<br />

Die Interviewserie „Frauen-Leben<br />

an der Grenze“ eröffnete 2003 eine Reihe von<br />

grenzübergreifenden Projekten der ARGE grenzen<br />

erzählen in der österreichisch-tschechischen<br />

Grenzregion Weinviertel-Südmähren. Die älteste<br />

Generation hat mit der Zwischenkriegszeit<br />

eine Periode erlebt, in der Kontakt zwischen<br />

den Ethnien Alltag war. Viele Frauen<br />

und Männer beherrschten neben der Muttersprache<br />

auch die Sprache der Nachbarn/innen.<br />

Fünfzehn biographisch-narrative Interviews<br />

mit elf durchschnittlich 80-jährigen Frauen und<br />

vier Männern derselben Generation erlaubten<br />

uns Einblick in die Kindheit und Jugend dies-<br />

62<br />

seits und jenseits der österreichisch-tschechischen<br />

Grenze, in die nachbarschaftlichen Beziehungen,<br />

aber auch in die Verfolgungen 1938<br />

und die Zwangsaussiedlungen 1945. In den Interviews<br />

trafen wir bisweilen auf stereotype<br />

ethnische Abgrenzungen und Abwertungen.<br />

Die Erzählungen von persönlichen Begegnungen<br />

aber stellten Brüche dieser Stereotype dar<br />

und spiegelten sehr wohl nachbarschaftliche<br />

Nähe. Die Klischees und ihre Brüche, die persönlichen<br />

Erfahrungen im Alltag standen im<br />

Mittelpunkt unseres Interesses.<br />

Zuhören und Hinschauen. Die Erzählenden<br />

sprachen auf Tschechisch und Deutsch, häufiger<br />

auf Deutsch. Bisweilen wechselten sie<br />

mitten in der Geschichte in die andere Sprache.<br />

Manche beklagten, die meisten Vokabeln<br />

seit der Schulzeit vergessen zu haben.<br />

Als wir dann im Sommer 2004 mit allen Interviewpartnern/innen<br />

aus der Interviewserie<br />

„Frauen-Leben an der Grenze“ in Retz den internationalen<br />

Workshop Grenzen erzählen veranstalteten,<br />

funktionierte die Verständigung<br />

jedenfalls wunderbar. In einer großen Erzählrunde<br />

sprachen Frauen und Männer aus Suchohrdly,<br />

Retzbach, Brno, Hohenau, Bulhary<br />

und Poysdorf über ihr Leben in der Grenzregion<br />

und die Beziehung zu den Nachbarn und<br />

Nachbarinnen. Jedes Statement wurde simultan<br />

in die jeweils andere Sprache übersetzt.<br />

Zwei Stunden Zuhören, ohne Unterbrechung,<br />

mit hoher Aufmerksamkeit und gegenseitigem<br />

Respekt. Trotz ihres teilweise hohen Alters<br />

und trotz der Beschwerlichkeit der Anreise<br />

hatten rund dreißig Personen teilgenommen.<br />

Gemeinsames Mittagessen, Jause und Plaudern<br />

in kleineren Gruppen, gelöste Stimmung<br />

bis zum Schluss der Veranstaltung.


Katarina Eder aus Unterretzbach und Terezia Líčeniková aus Bulhary<br />

beim internationalen Workshop Grenzen erzählen, Retz 2004 –<br />

Katarina Eder iz Unterretzbacha in Terezia Líčeniková iz Bulharya na<br />

internacionalnem workshopu Meje pripovedujejo, Retz 2004<br />

Alle unsere Gesprächspartner und -partnerinnen<br />

hatten wir mehrmals zu Hause besucht.<br />

Mit Tonband und Kamera dokumentierten<br />

wir die Gesprächssituationen. Die transkripierten<br />

Interviews legten wir den Erzählern/innen<br />

nochmals vor, Missverständnisse wurden<br />

korrigiert. Immer neue Erinnerungen kamen<br />

hoch, Ergänzungen, Einschübe. Viel Zeit nahmen<br />

wir uns für die Auswahl der persönlichen<br />

Fotos, die in der Ausstellung zum Abschluss<br />

der Projektserie dokumentiert werden sollten.<br />

Wir saßen lange Nachmittage in Suchohrdly,<br />

Hohenau und den anderen Orten und blätterten<br />

gemeinsam in den alten Fotos. Zu jedem<br />

Ludmila Štanclovás Leidenschaft galt dem Schauspiel in einer Laiengruppe,<br />

mit der sie in den späten Zwanzigerjahren in Znojmo und den umliegenden<br />

Dörfern auftrat. Ludmila Štanclová verstarb im Frühjahr 2005.<br />

– Strast Ludmile Štanclová je bila igra v gledališki amaterski skupini, s<br />

katero je nastopala v poznih dvajsetih letih v Znojmovem in okoliških<br />

vaseh. Ludmila Štanclová je umrla spomladi 2005.<br />

Grenzen erzählen<br />

Foto neue Geschichten, die Schicksale der Eltern<br />

und Großeltern, der Tanten und Onkel.<br />

Wie sollten wir den Faden behalten, den Blickwinkel<br />

der Ausstellung auf die gemeinsame<br />

Kindheit und Jugend, die Nachbarschaft in der<br />

Grenzregion?<br />

Wir zeichneten alle Gespräche auf, transkripierten<br />

und übersetzen die Texte. Die Vorbereitung<br />

der letzten und größten Station unserer<br />

eigenen Reise durch die Geschichten und<br />

die Geschichte der Grenzregion begann. Die<br />

zweisprachige Wanderausstellung „Geschichte<br />

und Geschichten der Nachbarschaft“ – Putovní<br />

výstava „Historie a příběhy sousedství“<br />

und der deutsch-tschechischsprachige Film<br />

„grenzen erzählen“ – „vyprávéní z pohraniči“<br />

sollten das Erlebte sichtbar machen, unabhängig<br />

von politischen Einstellungen und historischer<br />

Übereinstimmung. Den alltäglichen<br />

und auch besonderen „Geschichten der Nachbarschaft“<br />

wollten wir in dieser Ausstellung<br />

Raum geben.<br />

Der sozialanthropologische Blickwinkel. 3<br />

„Grenzen erzählen“ – entwächst der ethnologischen<br />

Annahme, dass Kulturen lebendig und in<br />

ständiger Bewegung sind. Nachbarschaftliches<br />

Interagieren verschiedener ethnischer Gemeinschaften<br />

kann auf staatlicher Ebene von nationaler<br />

Ab- bzw. Ausgrenzung begleitet sein.<br />

Dieses Ineinanderfließen unterschiedlicher<br />

gesellschaftlicher Dynamiken entpuppte sich<br />

im Lauf der Interviewserie als Schwerpunkt<br />

der Forschung. Nicht nur nachbarschaftliches<br />

Zusammenleben und grenzüberschreitende<br />

Festlichkeiten, sondern auch Zwangsaussiedlungen<br />

und traditionelle Vorurteile flossen in<br />

die Erzählungen ein. Unser „Ziel war es […],<br />

die individuellen Selbst- und Weltbilder so zu<br />

63


Grenzen erzählen<br />

Eröffnung in Poysdorf / Weinmarkt – otvoritev v Poysdorfu / Weinmarktu<br />

erkunden und ernstzunehmen, wie sie erzählt<br />

wurden. […] Die historische Tiefe [der] Untersuchungen<br />

hingegen war weitgehend vom<br />

kollektiven Gedächtnis selbst bestimmt: Die<br />

Geschichte konnte miteinfließen, soweit sie<br />

eben eine wahrnehmbare Rolle in den Erinnerungen<br />

und Identitätsbildern der Gewährsleute<br />

spielt.“ 4 .<br />

Aufbau und Gestaltung der Wanderausstellung.<br />

Die Ausstellung wurde als virtueller Spaziergang<br />

an der Grenze gestaltet. Wir hielten<br />

uns an einen groben chronologischen Verlauf.<br />

Nicht eingehalten wurde der einheitliche/vereinheitlichende<br />

Blickwinkel. Als Gestalterinnen<br />

der Ausstellung hüpften wir hin und her,<br />

horchten hüben und drüben, fügten zusammen<br />

und trennten, indem wir die erzählten<br />

Passagen von dieseits und jenseits der Grenze<br />

aneinanderreihten, eine einheitliche, national<br />

bekömmliche Sichtweise verweigernd.<br />

Wir brachten die Erzählungen nur am Rande<br />

mit so genannten historischen Fakten in Verbindung.<br />

Auf einer einleitenden Tafel listeten<br />

wir einige einschneidende Ereignisse von der<br />

Zwischenkriegszeit an bis in die Sechzigerjahre<br />

auf. „Manchmal weiß man nicht mehr, in<br />

64<br />

welcher Zeit und auf welcher Seite der Grenze<br />

man in den Erzählungen gerade eintaucht,<br />

aber vielleicht ist das ja auch die zentrale Aussage“,<br />

schrieb einer unserer Besucher ins Gästebuch.<br />

Das war in unserem Sinn.<br />

Im chronologischen Verlauf folgen wir zunächst<br />

den Lebensabschnitten unserer Gesprächspartner/innen:<br />

Kindheit und Schule dokumentiert die ersten<br />

Jahre im Leben unserer Interviewpartner/innen.<br />

Viele von ihnen waren in dieser Zeit beider<br />

Sprachen mächtig.<br />

Festlichkeiten spielten in den erzählten Biografien<br />

eine wichtige Rolle. Sie waren Momente<br />

kultureller Begegnung. Kirtage und Hochzeiten<br />

boten Gelegenheit zu verwandtschaftlichen<br />

Besuchen über die Grenze. Steroetype Darstellungen<br />

boten Grundlage für kulturelle Vergleiche:<br />

„Die haben tanzen können, die Südmährer!<br />

Wie die Südmährer haben tanzen können,<br />

hat niemand tanzen können. Die haben tanzt,<br />

links und rechts!“ 5<br />

Landwirtschaft – Kleiner Grenzverkehr<br />

– Lehrjahre – Schwere Zeiten dokumentieren<br />

Broterwerb und lokale und grenzüberschreitende<br />

wirtschaftliche Verflechtungen<br />

in der Region. Auch Schmuggelgeschichten,<br />

liebevoll „Kleiner Grenzverkehr“ genannt,<br />

werden schmunzelnd zum Besten gegeben:<br />

„Ån d’ Schuach håd mas dakennt, ob de von<br />

drüm woan. De håm olle hintn nua die Noht<br />

ghåbt, jå? Die unsan habm des Bandl då hintn<br />

rauf ghåbt – und wånn wea die Schuach mit<br />

da Noht hintn ghåbt hat, da håt ma gwußt,<br />

des san die büllichen Bata-Schuach. Do sand<br />

d’ Lei mit so rechte Hatscha einigångan und<br />

die hams dånn drinnan bein Hoamgehn in an<br />

Åcka gwoafm und håm si die neichn Schuach<br />

ånzogn.“ 6


Brüche der Nachbarschaft fasst die Erzählungen<br />

zur nachbarschaftliche Situation vom „Anschluss“<br />

Österreichs an das nationalsozialistische<br />

Deutschland 1938 und der Annektierung<br />

tschechoslowakischer Gebiete durch die Nazionalsozialisten<br />

bis zur Antwort der tschechoslowakischen<br />

Regierung bei Kriegsende, der<br />

rigorosen Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen<br />

Bevölkerung ab 1945, zusammen.<br />

Im Kulturhaus von Bulhary – V kulturnem domu Bulharyja<br />

Im Kulturhaus von Suchohrdly bei Znojmo – V kulturnem domu<br />

Suchohrdly-ja pri Znojmovem<br />

Leben an der Grenze richtet den Blick nochmals<br />

auf die Veränderungen im Grenzraum<br />

Grenzen erzählen<br />

und den damit verbundenen Wandel sozialer<br />

Begegnungen nach dem Zweiten Weltkrieg, in<br />

der kommunistischen Ära und nach der Öffnung<br />

der Grenzen 1989. Mit kurzen biografischen<br />

Texten werden die Erzähler/innen zum<br />

Abschluss der Ausstellung vorgestellt. Fotoporträts<br />

geben die Situation des Erzählens wieder.<br />

Eine zweisprachige Landkarte vereinfacht das<br />

Wiederauffinden von erwähnten Ortschaften.<br />

Terezia Líčeniková vor den Abbildungen ihrer Eltern – Terezia Líčeniková<br />

pred fotografijami svojih staršev<br />

Maria Marschitz bei der Eröffnung im Kulturhaus von Bulhary – Maria<br />

Marschitz ob otvoritvi v kulturnem domu Bulharyja<br />

Sie benennt die Ortschaften im südmährischen<br />

Raum in beiden Sprachen und ermög-<br />

65


Grenzen erzählen<br />

licht die räumliche Zuordnung der Erzählungen.<br />

Der letzte Teil der Ausstellung schließlich<br />

dokumentiert die Wanderung der Ausstellung<br />

selbst, im Zickzack durch die Ortschaften des<br />

Weinviertels und Südmährens, nach Retz, Suchohrdly<br />

u Znojmo, Poysdorf, Bulhary u Mikulova<br />

bis in die Kreishauptstadt Brno und ins<br />

Museumsquartier in Wien. Beim Aufbau des<br />

virtuellen Grenzspaziergangs in den Gemeinden<br />

wurde uns nicht nur praktische Hilfe zuteil,<br />

die Darstellungen auf den Tafeln wurden<br />

jeweils bereits vor der Eröffnung interessiert<br />

kommentiert und ergänzt, Personen und Orte<br />

wurden wiedererkannt.<br />

Zu den Eröffnungen kamen unsere Interviewpartner/innen<br />

als Ehrengäste. Manche von ihnen<br />

begleiteten die Ausstellung sogar durch<br />

mehrere Orte. Die letzte Station führte uns<br />

schließlich ganz in den Süden Österreichs, an<br />

die Grenze zu Slowenien, ins Pavel-Haus bei<br />

Bad Radkersburg.<br />

66<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Ein Projekt der ARGE grenzen erzählen in Kooperation mit Česky Svaz<br />

Žen / jihomoravská krajská organizace und der ÖAR Regionalberatung<br />

GmbH.<br />

2 Vgl. Angelika Brechelmacher, Österreichs Politik auf der Suche nach<br />

europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen<br />

Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur<br />

Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes, in: Helmut Gruber – Florian Menz –<br />

Oswald Panagl (Hg.), Sprache und politischer Wandel. Frankfurt u. a. 2003,<br />

S. 131-150. – Angelika Brechelmacher, Identity by way of demarcation – the<br />

discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily<br />

papers, in: Anna Duszak (Hg.), Us and Others – Social identities across<br />

languages, discourses and cultures. Amsterdam – Philadelphia 2002, S.<br />

293-320.<br />

3 Zitiert aus: Angelika Brechelmacher – Tanja Täuber – Gabriela Miechtner,<br />

Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung<br />

„Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“. Katalog zur<br />

gleichnamigen Ausstellung und DVD „grenzen erzählen“. Wien 2005.<br />

4 Katharina Eisch, Grenze. Eine Ethnographie des bayrisch-böhmischen<br />

Grenzraums. München, 1996.<br />

5 Franziska Autrieth, Kleinriedenthal, März 2004.<br />

6 Maria Exel sen., Mitterretzbach, Dezember 2003.


Meje pripovedujejo<br />

refleksije potujoče razstave<br />

„Geschichte und Geschichten der<br />

Nachbarschaft“ – „Zgodovina in zgodbe<br />

sosedstva“ | Putovní výstava „Historie a<br />

příběhy sousedství“ 1<br />

Kot ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo<br />

smo si Tanja Täuber, Gabriela Miechtner<br />

in jaz pred več kot dvema letoma zadale<br />

nalogo, pogledati v ozadje javnega diskurza<br />

o sosedskih odnosih med Čehi/njami in<br />

Avstrijci/kami, ki je, od začetka pogajanj ob<br />

največji širitvi Evropske unije doslej, zagrabila<br />

avstrijske medije. Kakšne prispodobe,<br />

stereotipe, centralno ugotovljene „strahove“<br />

„Avstrijcev/k“ 2 utemeljujejo z raziskavami<br />

javnega mnenja pred EU-pristopom Češke<br />

republike? Je to bil le diskurz mestnih centrov,<br />

ki potiska naprej nacionalne interese? Kakšen<br />

je pogled na tako imenovano „periferijo“,<br />

v sami obmejni regiji, glede na širitev? Ali<br />

tudi tam prevladujejo nacionalni in vse do<br />

nacionalistično oblikovanih „strahov“, ali pa<br />

se je že zdavnaj razvila regionalna, čezmejna<br />

zavest, ki v glavnem mestu Dunaju enostavno<br />

(še) ni zaznana? Ta in podobna vprašanja<br />

so nas zanimala. Odgovore smo si obetali<br />

v regiji sami, na obeh straneh meje, najraje<br />

od generacije, ki je sosedsko skupno življenje<br />

doživela še pred postavitvijo železne zavese.<br />

Meje pripovedujejo – zbiranje spominov.<br />

Serija intervjujev „Frauen-leben an der Grenze“<br />

– „Žensko življenje na meji“ je 2003 odprla niz<br />

čezmejnih projektov ARGE meje pripovedujejo<br />

v avstrijsko-češki obmejni regiji Weinviertel<br />

– Južna Moravska. Najstarejša generacija je z<br />

Meje pripovedujejo<br />

medvojnim časom doživela periodo, v kateri<br />

je bil stik med etnijama del vsakdana. Veliko<br />

žensk in moških je ob materinščini obvladalo<br />

tudi jezik sosedov, češko in nemško, nemško<br />

in češko. Petnajst biografsko-narativnih<br />

intervjujev z enajstimi povprečno 80-letnimi<br />

ženskami in štirimi moškimi iste generacije<br />

nam je omogočilo vpogled v otroštvo in<br />

mladost tostran in onstran avstrijsko-češke<br />

meje, v sosedske odnose, pa tudi v preganjanje<br />

leta 1938 in v prisilno izselitev leta 1945. V<br />

intervjujih smo včasih naleteli na stereotipe<br />

etnične razmejitve in razvrednotenja. Zgodbe<br />

osebnih srečanj pa so pokazale zlom teh<br />

stereotipov in so vsekakor zrcalile sosedsko<br />

bližino. Klišeji in njihov zlom, osebne izkušnje<br />

v vsakdanjiku, so bili v središču našega<br />

interesa.<br />

Poslušati in gledati. Pripovedovalci/ke so<br />

govorili po češko in nemško, pogosteje po<br />

nemško. Včasih so sredi zgodbe zamenjali<br />

jezik. Nekateri/e so tožili/e, da so večino besed<br />

iz šolskega časa pozabili/e. Ko smo poleti 2004<br />

z vsemi intervjuvanimi iz serije intervjujev<br />

„Žensko življenje na meji“ organizirali v Retzu<br />

internacionalni workshop „Meje pripovedujejo“,<br />

je razumevanje potekalo vsekakor čudovito.<br />

Na velikem pripovednem omizju so govorile<br />

ženske in moški iz Suchohrdlyja, Retzbacha,<br />

Brna, Hohenaua, Bulharyja in Poysdorfa o<br />

svojem življenju v obmejni regiji in o odnosih<br />

s sosedi in sosedami. Vsaka izjava je bila<br />

simultano prevedena v en ali drug jezik.<br />

Dve uri poslušanja, brez prekinitev, z veliko<br />

pozornosti in medsebojnega spoštovanja. Kljub<br />

njihovi deloma visoki starosti in napornemu<br />

prihodu je sodelovalo okrog trideset oseb.<br />

Skupno kosilo, malica in klepet v manjših<br />

skupinah, so pripomogli k sproščenemu<br />

67


Meje pripovedujejo<br />

počutju do konca prireditve. Vse naše partnerje<br />

in partnerke pogovora smo večkrat obiskali<br />

doma. Z magnetofonskim trakom in kamero<br />

smo dokumentirali pogovorne situacije.<br />

Prepisane intervjuje smo še enkrat predložili<br />

pripovedovalcem/kam, nesporazumi so bili<br />

popravljeni. Zmeraj znova so na plano privreli<br />

novi spomini, dopolnitve, vrinjeni odstavki.<br />

Veliko časa smo si vzeli pri izboru osebnih<br />

fotografij, ki naj bi dokumentirale razstavo ob<br />

koncu projektne serije. Veliko popoldnevov<br />

smo presedeli v Suchohrdlyju in Hohenauu<br />

in drugih krajih in skupno listali po starih<br />

fotografijah. K vsaki fotografiji nove zgodbe,<br />

usode staršev in starih staršev, tet in stricev.<br />

Kako naj obdržimo [rdečo] nit, zorni kot<br />

razstave na otroštvo in mladost, sosedstvo v<br />

obmejni regiji?<br />

Posneli smo vse pogovore, jih zapisali in<br />

prevedli. Priprava zadnje in največje postaje<br />

našega potovanja skozi zgodbe in zgodovino<br />

obmejne regije se je začela. Dvojezična potujoča<br />

razstava „Zgodovina in zgodbe sosedstva“<br />

| Putovní výstava „Historie a příběhy<br />

sousedství“ in film v nemškem in češkem<br />

jeziku „Meje pripovedujejo“ | „vyprávéní z<br />

pohraniči“ naj bi doživeto naredila vidno,<br />

neodvisno od političnih naravnanosti in<br />

zgodovinskih analogij. Vsakdanjemu in tudi<br />

posebnim „zgodbam iz sosedstva“ smo želeli<br />

dati mesto na tej razstavi.<br />

Socialno-antropološki zorni kot. 3 Raziskava<br />

„meje pripovedujejo“ izhaja iz etnološke<br />

predpostavke, da so kulture žive in v<br />

nenehnem premikanju. Sosedsko medsebojno<br />

delovanje različnih etničnih skupnosti<br />

lahko na državni ravni spremlja nacionalna<br />

razmejitev oz. izključevanje. To prehajanje<br />

različnih družbenih dinamik se je v teku serije<br />

68<br />

intervjujev izkazalo kot težišče raziskave. Ne<br />

samo sosedsko skupno življenje in čezmejne<br />

slovesnosti, temveč tudi prisilno izseljevanje<br />

in tradicionalni predsodki so vpleteni v<br />

pripovedovanja. Naš „cilj je bil […] individualne<br />

lastne podobe in podobe o svetu raziskati<br />

in jemati resno, kot so bile pripovedovane.<br />

[…] Zgodovinska globina raziskav pa je bila<br />

nasprotno v veliki meri določena s samim<br />

kolektivnim spominom: Zgodovina je bila<br />

dodana, v kolikor je igrala zaznavno vlogo v<br />

spominih in podobah identitete zaupnikov/<br />

c.“(Eisch 1996) 4 .<br />

Postavitev in oblikovanje potujoče razstave.<br />

Razstava je bila oblikovana kot sprehod ob<br />

osvetljenih inštalacijah vzdolž meje. Držale<br />

smo se grobega kronološkega poteka. Nismo pa<br />

se držale enotnega/poenotenega zornega kota.<br />

Kot oblikovalke razstave poskakujemo sem ter<br />

tja, prisluškujemo tod in onstran, spajamo in<br />

ločujemo, tako da nizamo pripovedovane pasaže<br />

tostran in onstran meje in s tem zavračamo<br />

enoten nacionalni pogled. Pripovedi smo<br />

samo obrobno povezale s tako imenovanimi<br />

zgodovinskimi dejstvi. Na uvodnem panoju<br />

smo naštele nekatere odločilne dogodke od<br />

medvojnega časa do šestdesetih let. „Včasih<br />

človek ne ve več, v katerem času in na kateri<br />

strani meje se je pravkar zatopil v zgodbe, toda<br />

mogoče je prav to ključna izjava,“ je zapisal<br />

eden naših obiskovalcev v knjigo gostov. To je<br />

bil tudi naš namen.<br />

V kronološkem poteku sledimo življenjskemu<br />

obdobju naših pogovornih partnerjev/ic:<br />

Otroštvo in šola dokumentira prva leta življenja<br />

naših intervjuvancev/k. Mnogi od njih so bili<br />

v tistem času dvojezični.<br />

Slovesnosti so igrale v pripovedovanih<br />

biografijah pomembno vlogo. Bile so trenutki


kulturnih srečanj. Sejmi in poroke so nudili<br />

priložnost sorodstvenih obiskov čez mejo.<br />

Stereotipni prikazi ponujajo osnovo za<br />

kulturne primerjave: „Ti so znali plesati, ti<br />

južni Moravci! … tako kot so znali plesati<br />

južni Moravci, tako ni znal plesati nihče. Ti so<br />

plesali, levo in desno!“ 1<br />

Kmetijstvo – maloobmejni promet – učna<br />

doba – težki časi dokumentirajo zaslužek in<br />

lokalno ter čezmejno gospodarsko prepletenost<br />

v regiji. Tihotapske zgodbe, ljubko imenovane<br />

„maloobmejni promet“, ponazarjajo najbolje:<br />

„Po čevljih smo jih prepoznali, ali ti prihajajo<br />

od tam preko. Ti [čevlji] so vsi imeli samo en<br />

šiv od zadaj, da? Naši so imeli odzadaj trak<br />

– in, če je imel nekdo čevlje s šivom od zadaj,<br />

smo vedeli, to so poceni Bata čevlji. Od tam<br />

so ljudje prišli z res pošvedranimi čevlji, na<br />

poti domov pa so se preobuli in stare vrgli na<br />

njivo.“ 5<br />

Prelomi sosedstva združijo zgodbe sosedskega<br />

položaja od priključitve Avstrije k nacistični<br />

Nemčiji 1938 in anektiranja čehoslovaškega<br />

področja s strani nacistov do odgovora<br />

čehoslovaške vlade konec vojne, rigoroznega<br />

prisilnega izseljevanja nemškogovorečega<br />

prebivalstva od 1945.<br />

Življenje na meji usmerja pogled še enkrat na<br />

spremembe v obmejnem prostoru in s tem<br />

povezano spreminjanje socialnih srečanj po<br />

drugi svetovni vojni, v komunistični dobi in<br />

po odprtju meja 1989.<br />

S kratkimi biografijami so ob koncu razstave<br />

predstavljeni/e pripovedovalci/ke. Fotografski<br />

portreti prikazujejo situacijo pripovedovanja.<br />

Dvojezičen zemljevid poenostavlja iskanje<br />

omenjenih krajev. V obeh jeziki so poimenovani<br />

kraji v južnomoravskem prostoru in s tem<br />

omogočajo prostorsko določitev zgodb.<br />

Zadnji del razstave končno dokumentira<br />

potujočo razstavo samo, v cikcaku skozi kraje<br />

Weinviertela in Južne Moravske, proti Retzu,<br />

Suchohrdlyju in Znojmovem, Poysdorfu,<br />

Bulharyju in Mikulovaji do okrožnega<br />

glavnega mesta Brno in v muzejsko bivališče<br />

na Dunaju. Pri postavitvi inštalacij v občinah<br />

nismo dobile le praktične pomoči, predstavitve<br />

na panojih so bile še pred otvoritvami z<br />

zanimanjem komentirane in dopolnjene, osebe<br />

in kraji prepoznani. K otvoritvam so prišli naši<br />

intervjuvanci/ke kot častni/e gostje. Nekateri/<br />

e od njih so spremljali/e razstavo skozi več<br />

krajev. Zadnja postaja nas je peljala čisto na jug<br />

Avstrije, na mejo s Slovenijo, v Pavlovo hišo v<br />

Radgono.<br />

OPOMBE<br />

Meje pripovedujejo<br />

1 Projekt ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo je kooperacija z/s<br />

kooperací: Česky Svaz Žen – jihomoravská krajská organizace in ÖAR<br />

Regionalberatung GmbH<br />

2 prim. Brechelmacher, Angelika (2003): Österreichs Politik auf der Suche<br />

nach europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen<br />

Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur<br />

Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes – Avstrijska politika na poti iskanja<br />

evropske identitete – analiza političnega in medijskega diskurza za razvoj<br />

in akceptanco „evropskih identitet“ v času avstrijskega predsedovanju<br />

svetu, v: Gruber, Helmut; Menz, Florian; Panagl, Oswald (Hg.): Sprache<br />

und politischer Wandel – Jezik in politična sprememba. Frankfurt et al.:<br />

Peter Lang. S. 131-150. – Brechelmacher, Angelika (2002): Identity by way<br />

of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in<br />

Austria´s leading daily papers. v: Duszak, Anna (2002) (ed.): Us and Others<br />

– Social identities across languages, discourses and cultures. Amsterdam<br />

– Philadelphia: John Benjamins. S. 293-320. und 2002).<br />

3 Citirano iz: Brechelmacher, Angelika; Täuber, Tanja; Miechtner, Gabriela<br />

(2005): Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung<br />

– Potujoča razstava „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“/<br />

„Zgodovina in zgodbe sosedstva“, katalog k istoimenski razstavi in DVD<br />

grenzen erzählen – meje pripovedujejo. Wien: ARGE grenzen erzählen<br />

4 Eisch, Katharina (1996): Grenze. Eine Ethnographie des bayrischböhmischen<br />

Grenzraums – Meja: Etnografija bavarsko-češkega obmejnega<br />

prostora<br />

5 Maria Exel sen., Mitterretzbach, december 2003<br />

69


70<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Angelika Brechelmacher<br />

Dr in Angelika Brechelmacher arbeitet als Sozialanthropologin und Sprachwissenschaftlerin<br />

in Wien. Sie interessiert sich für kollektive Ab- und<br />

Ausgrenzung, sprachlich konstruierte Identitäten, ihre Verflechtungen<br />

und Brüche. Als Shiatsu-Trainerin ist sie in der Erwachsenenbildung tätig.<br />

– Dr in Angelika Brechelmacher dela kot socialna antropologinja in<br />

jezikovna raziskovalka na Dunaju. Zanima se za kolektivno razmejitev in<br />

izključevanje, jezikovno konstituirane identitete, njihovo prepletenosti in<br />

navade. Kot predavateljica shiatsuja deluje pri izobraževanju odraslih.<br />

DANKSAGUNG<br />

Unser Dank gilt allen unseren Interviewpartnerinnen und -partnern für ihr<br />

Vertrauen in unsere Arbeit und die offene und herzliche Atmosphäre bei den<br />

gemeinsamen Begegnungen. Ausstellung und Film werden demnächst auf<br />

der Homepage der ARGE grenzen erzählen www.grenzenerzaehlen.at installiert<br />

und ab November 2005 virtuell begehbar sein. Interessierte können<br />

den Katalog zur Ausstellung inklusive Film „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen<br />

erzählen“ als DVD unter angelika.brechelmacher@uni-klu.ac.at bestellen.<br />

Meje pripovedujejo<br />

– Naša zahvala velja vsem našim intervjuvancen/kam za zaupanje pri našem<br />

delu in za odprto in prisrčno vzdušje pri skupnih srečanjih. Razstava in film<br />

bosta kmalu umeščena na spletno stran ARGE grenzenerzählen – www.<br />

grenzenerzaehlen.at in od novembra 2005 kot virtualni sprehod po razstavi.<br />

Zainteresirani lahko naročijo razstavni katalog skupaj s filmom „vyprávéní<br />

z pohraniči“ | „grenzen erzählen – meje pripovedujejo“ kot DVD na naslovu<br />

angelika.brechelmacher@uni-klu.ac.at.<br />

PROJEKTTEAM – PROJEKTNA SKUPINA<br />

Dr in Angelika Brechelmacher (Projektleiterin), Gabriela Miechtner, Maga<br />

Tanja Täuber, Tina Hochkogler. Projektsupervision: Dr. Harald Payer,<br />

ÖAR Regionalberatung GmbH. Kooperationspartnerinnen in der Tschechischen<br />

Republik: RN Dr in Bronislava Milinková und Mgr. Margita Březnová/<br />

ČSŽ – Tschechischer Frauenverband/Kreis Südmähren. – Dr in Angelika<br />

Brechelmacher (vodja projekta), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber,<br />

Tina Hochkogler. Projektni nadzor: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung<br />

GmbH. Partnerji kooperacije v Češki republiki: RN Dr in Bronislava Milinková<br />

in Mgr. Margita Březnová / ČSŽ – Češko žensko združenje / okrožje Južna<br />

Moravska.<br />

FÖRDERUNGEN – PODPORE<br />

Die Austellung wurde von Regionalentwicklungsfonds EFRE Wien, Kulturreferat<br />

der NÖ Landesregierung und Frauenbüro der Stadt Wien gefördert,<br />

die Videoproduktion durch das Kulturreferat der Stadt Wien. Finanzielle<br />

Unterstützung der tschechischen Partnerinnen: Österreichisches Kulturforum<br />

in Prag. Mit Unterstützung des Weinviertelfestivals 2004. – Dotacije:<br />

Razstava je bila podprta s strani Regionalentwicklungsfonds EFRE<br />

Wien (Sklada regionalnega razvoja EFRE Dunaj), Kulturreferat der NÖ<br />

Landesregierung (Kulturnega referata deželne vlade Spodnje Avstrije), in<br />

Frauenbüro der Stadt Wien (Ženske pisarne mesta Dunaja, video produkcija<br />

s strani), Kulturreferat der Stadt Wien (Kulturnega referata mesta Dunaja).<br />

Finančna podpora čeških partnerjev: Österreichisches Kulturforum in Prag<br />

(Avstrijski kulturni forum iz Prage). V sodelovanju z Weinviertelfestivalom<br />

2004.


Moč šibkih<br />

Ženske v času kmečkega gospodarjenja<br />

� Text: Irena Destovnik<br />

Moč šibkih<br />

V prispevku izhajam iz ugotovitev, ki sem jih opisala v knjigi Moč šibkih, Ženske v času kmečkega<br />

gospodarjenja 1 in prikazala na razstavi z istim naslovom. Način življenja žensk iz kmečkega in<br />

podkmečkega sloja sem raziskovala v Šentjanžu v Rožu in na Šentjanških Rutah, vaških skupnostih<br />

na dvojezičnem območju južne Koroške, in sicer v obdobju druge polovice 19. in prve polovice<br />

20. stoletja. 2 Omenjene ženske so zapustile sledi le v skopih zaznamkih v rojstnih, poročnih in<br />

mrliških matičnih knjigah ter v notarskih aktih, predvsem v sklepih o odpravninah in ženitnih<br />

pogodbah. Spomin nanje ohranjajo tudi njihove potomke, katerih mentalni svet se predvsem pri<br />

starejših ni bistveno spremenil. Tradicionalni svet se je zrušil šele po drugi svetovni vojni, ko se je<br />

vaška skupnost odprla navzven, družina pa zaprla navznoter.<br />

Statistični podatki kažejo naslednjo sliko: leta 1883 je v obeh vaseh živelo 265 ljudi, vsi so bili<br />

Slovenci, leta 1900 je tu živelo sedem Nemcev, leta 1910 pet, ob popisu prebivalstva leta 2002 pa<br />

se je za govorce slovenskega jezika opredelilo okoli 23 odstotkov prebivalcev. Poklicna struktura<br />

nekdaj kmečkega slovenskokoroškega prebivalstva, ki je danes v primerjavi z nemško krepko v<br />

prid slovensko govorečim, se je začela spreminjati po letu 1957. Takrat je bila ustanovljena Zvezna<br />

gimnazija za Slovence, pozneje pa še dve dvojezični višji šoli.<br />

Z raziskavo sem hotela dokazati pomembnost gospodarske vloge žensk, ki so jo imele ženske<br />

v času kmečkega gospodarjenja, kar pa v izbranem okolju ni bila lahka naloga. Viri, ki so na<br />

razpolago, hkrati dokazujejo njihovo gospodarsko in družbeno podrejenost. Ker pa sem želela<br />

oporekati mnenju o manjvrednosti dela, ki ni ovrednoteno z denarjem, sem ženske iskala tam, kjer<br />

so bile najbolj prisotne in dejavne. Hkrati pa sem želela posledice delitve produkcije in reprodukcije<br />

povezati s spremembami pojmov ženska, mati in gospodinja, saj je to vplivalo na današnji pomen<br />

in položaj žensk tako v zasebnem kot javnem življenju.<br />

Čeprav smo si ženske predvsem v 20. stoletju priborile številne politične pravice in pravice na<br />

področju izobraževanja, zaposlitve ter socialnega varstva, analiza teh pravic pokaže, da ohranjajo<br />

starodavne mite o ženski in moški naravi. Iluzijo linearnega razvoja je, poleg tega, da sta v 16.<br />

stoletju cerkev in država reprodukcijo ljudi potisnili v »božje roke«, v obdobju industrializacije<br />

porušil predvsem izgon žensk iz produkcijskega procesa. Moški so zasedli zunanji prostor, ženski<br />

71


Moč šibkih<br />

pa ostale v zasebnem. V kmečki ekonomiji,<br />

ki je bila hišno in družinsko organizirana ter<br />

brez ločnice med družinskim življenjem in<br />

pridobitnim delom, so bile ženske kot delovna<br />

sila na obeh področjih nepogrešljive. Tako<br />

razloge za spolno delitev dela kot razliko med<br />

vsakokratnim pomenom ženskega dela in<br />

družbenim položajem žensk lahko prepoznamo<br />

le, če upoštevamo vsa dela, ki so jih ženske<br />

opravljale. Sodobna delitev dela na plačano<br />

in neplačano delo je podobo ženskega dela<br />

precej popačila. Koncept dela in naš odnos do<br />

njega se stalno spreminjata; kaj se na področju<br />

neplačanega ženskega dela vrednoti kot delo<br />

in kaj kot prostočasna aktivnost, določa cena<br />

storitve na trgu. Tudi današnje pojmovanje<br />

kmečkega dela se je zaradi agrarnega prevrata<br />

oblikovalo šele v drugi polovici 18. in v prvi<br />

polovici 19. stoletja.<br />

Čeprav so zaradi proletarizacije moške delovne<br />

sile – leta 1935 je bilo v obeh vaseh kar 45,1<br />

odstotka kajžarjev z manj kot petimi hektarji<br />

zemlje – prvi gostači, označeni kot industrijski<br />

delavci, v matičnih knjigah zapisani že leta<br />

1888, pa njihovih družin še ne moremo označiti<br />

kot delavske ali obrtniške. Sieder 3 piše, da so<br />

prvi delavci družino kot gospodarsko skupnost<br />

zamenjali s plačano zaposlitvijo, njihove<br />

žene pa so za preživetje opravljale dela, ki so<br />

presegala reprodukcijske naloge. Njihov način<br />

preživetja je zaradi agrarnega ozadja še dolgo<br />

temeljil na dvojni ekonomiji. Sieder je ta tip<br />

družine poimenoval na pol odprta družinska<br />

struktura. V zaprtih družinskih strukturah<br />

ženske opravljajo samo reprodukcijske naloge.<br />

Kmečko gospodarstvo je temeljilo na lastnini<br />

zemlje in njej ustreznemu številu delovne sile,<br />

temelj za poroko in lastno samostojnost je<br />

bila dediščina. Na Koroškem je veljalo načelo<br />

nedeljivosti oziroma pravo enega dednega<br />

72<br />

prevzemnika. Praviloma je dedoval najstarejši<br />

sin, ki je moral ob prevzemu izplačati tako<br />

imenovane odpravljene dediče. Prav zaradi<br />

tega se je v kmečkem okolju izoblikoval<br />

raznolik podkmečki sloj prebivalstva, ki se je<br />

od kmečkega razlikoval zgolj glede socialne<br />

strukture. Socialni statusi ženinov in nevest<br />

pričajo o socialni endogamiji, vendar pa so se<br />

znotraj slojev, vezanih na kmečko ekonomijo,<br />

te meje lažje prekoračevale, kot pa med drugimi<br />

sloji. Za večino ljudi so bili začasni izhodi iz<br />

privilegiranih kmečkih slojev predvsem pred<br />

poroko skorajda pravilo. Večje število kmečkih<br />

sinov in hčera si je pred prevzemom lastništva<br />

ali poroko služilo kruh kot hlapci ali dekle.<br />

Neporočene kmečke hčere so po prevzemu<br />

lastništva enega od sorojencev v matičnih<br />

knjigah označene kot dekle ali gostačice.<br />

Pari brez otrok so si zagotovili preživetje in<br />

ohranitev kmetije tako, da so posest izročili<br />

kakemu sorodniku ali dolgoletnemu poslu.<br />

Pred industrializacijo je spolna delitev dela veljala<br />

samo za moške. Ženske so vedno opravljale vsa,<br />

moški pa le tako imenovana moška dela, to pa<br />

je bilo povezano predvsem z ugledom. Bolj<br />

kot so posamezna delovna opravila povezana<br />

s samopreskrbo oziroma preživetjem družine<br />

in ne prinašajo neposrednega zaslužka, bolj<br />

postajajo ženska; bolj kot so tržno usmerjena in<br />

povezana z zaslužkom, bolj so moška. Namen<br />

porazdelitve vlog na temelju spola je določanje<br />

mesta vsake osebe doma in v družbi, oziroma,<br />

kot pravi Margaret Mead 4 , moški lahko dela<br />

karkoli, da le to v njegovem okolju ne velja<br />

za žensko delo. Kljub kulturnim razlikam je<br />

vzorec univerzalen: ob prekoračitvi se moške<br />

zasmehuje, ženske pa hvali. Tako moški kot<br />

ženske so s ponosom pripovedovali o ženskah,<br />

ki so opravljale moška dela, nihče pa ni<br />

nobenega pomena pripisoval tipičnim ženskim


opravilom. Odgovori žensk o vrednotenju<br />

lastnega dela odražajo družbeno vrednotenje.<br />

Kljub jasni spolni obeleženosti posameznih del<br />

in enosmernim prekoračitvam pa je v primerjavi<br />

s kasnejšo delitvijo dela po spolu mogoče<br />

za nazaj govoriti o dopolnjujočih oblikah<br />

delitve dela med zakoncema. Če dokazujemo<br />

gospodarsko nepogrešljivost žensk le s tem,<br />

da so opravljale najtežja fizična dela, na neki<br />

način utrjujemo odnos, ki ga ima potrošniška<br />

družba do gospodinjstva. Ker denar v družinski<br />

ekonomiji ni bil nekaj običajnega, so ženske<br />

s posebnimi strategijami poskrbele za čim<br />

manjše stroške pri oskrbi družine s prehrano,<br />

obleko, zdravjem in izobraževanjem.<br />

Večina avtorjev razume kmečki način<br />

gospodarjenja kot kombinacijo bivanja in dela,<br />

ki ženskam omogoča hkratno opravljanje<br />

produkcijske in reprodukcijske vloge. Kljub<br />

visokemu moralnemu pomenu materinstva,<br />

na katerem je gradila predvsem cerkev, pa je<br />

bila ženska pomembnejša kot delovna sila.<br />

Kmečka ekonomija je tudi nezakonskim<br />

materam in njihovim otrokom omogočala<br />

preživetje, saj so bili nepogrešljivi za kmečko<br />

družbo, ki je potrebovala številno delovno<br />

silo. Iz ekonomskih razlogov je bila Koroška<br />

dežela z najmanjšim številom poročenih<br />

ljudi in največjim deležem nezakonskih<br />

otrok. Leta 1890 jih je bilo na Koroškem 45,<br />

na območju celotne Avstro-Ogrske pa 15<br />

odstotkov. Med letoma 1832 in 1945 se je v<br />

obeh vaških skupnostih rodilo 17 odstotkov<br />

nezakonskih otrok. Več kot polovico so jih<br />

rodile hčere večjih posestnikov, le 15 odstotkov<br />

je bilo dekel, 24 odstotkov pa gostačic. Številke<br />

ilustrirajo ekonomsko ozadje velikega števila<br />

nezakonskih otrok, načine preživetja njihovih<br />

mater pa opisujejo posamezne življenjske<br />

zgodbe.<br />

Moč šibkih<br />

Rodnost se je začela zmanjševati šele, ko<br />

zemlja ni bila več pogoj za preživetje, skrb<br />

za nepreskrbljene družinske člane pa se je<br />

iz družinske mreže prenesla na državne<br />

ustanove. Državni skrbstveni sistem je družino<br />

razbremenil skrbi za šibkejše družinske člane;<br />

splošna socialnopolitična zakonodaja, ki so jo<br />

države Srednje in Zahodne Evrope sprejemale<br />

v zadnjih letih 19. in prvih letih 20. stoletja,<br />

je bila odgovor na probleme industrijskega<br />

kapitalizma. Čeprav je vlada že leta 1909<br />

sprejela prvi predlog kmečkega zavarovanja,<br />

ta ni bila sprejet, saj naj bi kmetje zaradi<br />

neustrezne posestne strukture in številčne<br />

prevlade malih kmetov ne prenesli finančnih<br />

bremen socialnega zavarovanja. V Avstriji so<br />

se kmetje lahko zdravstveno zavarovali šele<br />

leta 1965, pokojninsko pa leta 1969.<br />

Niti kmečke družine niti medsebojnih čustev<br />

njenih članov ni mogoče obravnavati ločeno<br />

od kmečke ekonomije. Ljudje so se pri izbiri<br />

zakonskega partnerja dobro zavedali, da je<br />

lastnina zemlje temelj preživetja ne le zanje,<br />

temveč tudi za druge družinske člane. Zaradi<br />

ponotranjenih vrednot so nezavedno upoštevali<br />

ekonomske zahteve, ki niso dopuščale izbire<br />

ter jim ni bilo kam uiti. V obdobju tako<br />

imenovanega baby-booma sredi 20. stoletja<br />

se je prvič v evropski zgodovini lahko vsak<br />

odrasel in polnoleten državljan poročil brez<br />

zakasnitve. Takrat se je ustanovitev družine<br />

spremenila iz privilegija v družbeno normo.<br />

Spomin na otroke, ki so umrli v prvih treh<br />

letih življenja, se v družinskem spominu ni<br />

ohranjal. Podatki iz rojstnih in mrliških knjig<br />

pričajo, da je bila smrtnost otrok največja v<br />

prvem letu. Prvi babiški tečaji v Celovcu so se<br />

začeli že leta 1753; pouk naj bi bil vse do leta<br />

1893 v slovenskem jeziku. Splošno bolnišnico,<br />

v kateri so uredili tudi porodniški oddelek, so<br />

73


Moč šibkih<br />

zgradili leta 1784. Od ustanovitve bolnišnice<br />

do prvega poroda ženske iz Šentjanža, to je<br />

leta 1933, je minilo celih 149 let. Ta podatek ne<br />

govori o težavah uvajanja strokovno vodenih<br />

porodov na podeželje, saj porodnišnice dolgo<br />

niso bile namenjene poročenim ženskam in<br />

vdovam, temveč praktičnemu učenju babic<br />

na nezakonskih materah in drugih ženskah<br />

v stiski. V vasi so ženskam vse do leta 1842<br />

pri porodu pomagale neizprašane babice. Od<br />

tega leta je tudi avstrijski kazenski zakonik<br />

predvideval hude kazni za opravljanje porodne<br />

pomoči brez izobrazbe oziroma dovoljenja.<br />

S pripovedovanjem o ženskah kot skupini, ki<br />

se o kontracepciji med seboj v preteklosti ni<br />

pogovarjala, so se ženske izognile osebnim<br />

izpovedim. Krščanska morala je od njih<br />

zahtevala, da so smele biti ali device ali matere,<br />

ne pa samostojna spolna bitja. Da kot spolna<br />

bitja niso obstajale, potrjujejo izjave, da večina<br />

deklic ni opazila materine nosečnosti, tabu pa<br />

so bili tudi pogovori o menstruaciji.<br />

Zaposleno mater kot predmet sočutja je<br />

ustvarilo šele določeno obdobje. Do kmečkih<br />

žensk in žensk iz podkmečkega sloja, ki so<br />

morale zaradi dela svoje otroke prepuščati<br />

drugim osebam, puščati same brez varstva ali<br />

pa jih za pastirje ali pestrne prepuščati drugim<br />

kmetom, imajo ljudje povsem drugačen odnos,<br />

kot do zunaj doma zaposlenih žensk. Iste<br />

ženske, ki so vse življenje trdo delale na kmetiji<br />

in hkrati skrbele za otroke, danes nasprotujejo<br />

zaposlovanju žensk.<br />

Kmalu po prvih razgovorih z ženskami, ki<br />

so obe vlogi v preteklosti še združevale, sem<br />

postavila trditev, da je povečana zaščita žensk<br />

na področju medicinskega varstva predvsem<br />

v zvezi z zaščito materinstva potekala hkrati<br />

z zmanjševanjem pomena žensk na področju<br />

produkcije. Zanimalo me je, kdaj sta se ti<br />

74<br />

pravici izoblikovali in zakaj. Ali so bili ti ukrepi<br />

sprejeti zaradi žensk samih ali zaradi utrjevanja<br />

ideologije, ki je žensko po ločitvi produkcije<br />

in reprodukcije izrinila iz delovnega procesa.<br />

Izkazalo se je, da zakonodaja s področja<br />

zaščite materinstva s svojo vsebino oblikuje in<br />

vzdržuje mnenje o primarni oziroma naravni<br />

vlogi žensk, ki naj bi bila predvsem skrb za<br />

otroke in druge družinske člane.<br />

Zaradi takratnega načina dela je prevladujoči<br />

družbeni diskurz, ki ga je oblikovala cerkev,<br />

kot največjo vrednoto poudarjal delavnost<br />

ženske in njeno skrb za druge. Družbeno<br />

zaželeno žensko telo še ni bilo fizično šibko<br />

telo, temveč objekt, s katerim se dela; človek<br />

je bil vreden toliko, kolikor je lahko s svojim<br />

telesom naredil. Noseče ženske so brez vsake<br />

zaščite delale do poroda in takoj po njem.<br />

Ker ženske še niso bile odvisne od nihanj na<br />

trgu delovne sile, na družbeno konstrukcijo<br />

ženskega telesa medicina še ni imela vpliva. Z<br />

njeno pomočjo je država pozneje uravnavala<br />

dostop do zaposlitve zunaj doma in si na ta<br />

način v času, ki je ženskam kot smisel življenja<br />

narekoval materinstvo, zagotavljala rezervno<br />

armado poceni delovne sile. Šele feministične<br />

raziskave skrbstvene zakonodaje so pokazale,<br />

da ima navzven sicer nevtralna zakonodaja<br />

drugačne posledice za moške kot za ženske.<br />

Socialna in medicinska skrb za mater in<br />

otroka sta nujni; z njima je nekaj narobe,<br />

kadar sta utemeljeni na ideologiji in povezani<br />

s prebivalstveno politiko. Zakonodaja, ki k<br />

izpolnjevanju določenih ciljev usmerja vse<br />

ženske, ne upošteva pa njihovih interesov, je<br />

problematična. Danes se nataliteta znižuje<br />

predvsem v državah s konzervativno spolno<br />

ideologijo in slabo organizirano družbeno<br />

skrbjo za otroke. Stopnja družbene skrbi je<br />

vedno odvisna od stanja na trgu delovne


sile: ko država potrebuje ženske kot delovno<br />

silo, hkrati pa ne želi, da bi se rodilo manj<br />

otrok, poskrbi za zaščitne ukrepe, med<br />

povečano brezposelnostjo pa se državna<br />

zaščita materinstva zmanjša, prednost pri<br />

zaposlovanju imajo moški, v ospredju pa je<br />

ideologija, usmerjena v družinske vrednote.<br />

Kot piše Steinman 5 , je moderna družba sicer<br />

ustvarila možnosti za enakopravnost med<br />

moškimi in ženskami, ohranila ali celo okrepila<br />

pa je razliko med moškostjo in ženskostjo.<br />

Tudi splošno veljavne psihološke in vzgojne<br />

znanosti, ki določajo temeljne karakteristike<br />

otrokovega razvoja, otežujejo odločitve žensk<br />

za zaposlitev zunaj doma. Denise Riley 6 je z<br />

razčlenitvijo obstoječih psiholoških razprav o<br />

razvoju otroka in njegovi življenjski odvisnosti<br />

od matere ugotovila, da so te nastajale v tesni<br />

zvezi s konkretnimi vladnimi zahtevami, z<br />

demografsko politiko, s politiko zaposlovanja<br />

in programi političnih strank. Christiane<br />

Olivier 7 piše, da človek ne more brez tveganja<br />

tako radikalno ločiti produkcije od reprodukcije.<br />

Ločitev je imela posledice za oba spola, tako na<br />

področju delitve dela kot vsebine družinskih<br />

vlog, predvsem pa je vplivala na odnos med<br />

zasebnim družinskim življenjem in javnim<br />

svetom dela. Gospodinjsko delo se je začelo<br />

opravljati v imenu ljubezni, pravo pridobitno delo<br />

pa naj bi potekalo zunaj doma. Tudi tehnizacija<br />

kmetijstva je hkrati z intimizacijo družine<br />

ženske vedno bolj izrinjala iz produkcije. S<br />

spremenjenima vlogama gospodinje in matere,<br />

ki nista več le funkcionalni, temveč sta hkrati<br />

nosilki posebnih simbolnih pomenov, sta se<br />

začela zasebni in javni prostor ločevati tudi<br />

na podeželju. Izvor ambivalentnega odnosa<br />

do žensk v današnji družbi vedno več avtoric<br />

in avtorjev išče v ideologiji, ki je izključno<br />

ženskam naprtila odgovornost za otroke. Po<br />

Giddensu 8 ima prevlada matere v zgodnji skrbi<br />

za otroka globoke psihološke posledice za oba<br />

spola. Danes se psihična struktura pri majhnih<br />

deklicah in dečkih oblikuje ob odsotnosti očeta,<br />

zaradi česar se ti ne morejo naučiti bistvenega<br />

za komunikacijo v odraslosti, to je spoštovanja<br />

drugega zaradi njega samega. Predvsem pa<br />

otroci v podobi matere ne prepoznajo kulturno<br />

dostopne in spoštovane podobe ženske, ker<br />

jo doživljajo le v njeni materinski funkciji. S<br />

strategijami združevanja obeh vlog se ženska<br />

danes spoprijema, kot da je to njen zasebni<br />

problem. Demokratizacija zasebnega življenja<br />

bi uspela le – o tem sta pisala Giddens in<br />

Olivierjeva -, če bi otroci od prvega dne rasli<br />

skupaj z žensko in moškim, ki bi se svobodno in<br />

suvereno gibala na vseh področjih družbenega<br />

življenja.<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Irena Destovnik<br />

Irena Destovnik je diplomirana univerzitetna<br />

etnologinja in sociologinja kulture. Ima<br />

status samostojne ustvarjalke na področju<br />

kulture-kustosinje in je stalna zunanja<br />

sodelavka Slovenske prosvetne zveze v<br />

Celovcu. – Irena Destovnik ist diplomierte Ethnologin<br />

und Kultursoziologin. Sie ist im Kulturbereich<br />

selbständig tätig (u. a. als Kustos) und<br />

ist ständige externe Mitarbeiterin beim Slowenischen<br />

Kulturverband in Klagenfurt.<br />

OPOMBE<br />

Moč šibkih<br />

1 Irena Destovnik: Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja.<br />

Slovenska prosvetna zveza (izd.), Drava (zal.), Celovec 2002, 240 str.<br />

2 Naročnik raziskave je bila Slovenska prosvetna zveza v Celovcu, ena od<br />

obeh osrednjih kulturnih organizacij koroških Slovencev.<br />

3 Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176.<br />

4 Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in<br />

vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg<br />

1981, S. 81.<br />

5 Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97.<br />

6 Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta<br />

– Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S.<br />

47.<br />

7 Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München<br />

1997, S. 197.<br />

8 Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v<br />

sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.<br />

75


Die Kraft der Schwachen<br />

Die Kraft der Schwachen<br />

Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen<br />

Wirtschaft<br />

Dieser Beitrag geht von den Feststellungen<br />

aus, die ich im Buch „Moč šibkih, Ženske v<br />

času kmečkega gospodarjenja“ (Die Kraft der<br />

Schwachen, Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen<br />

Wirtschaft) 1 getroffen habe und die<br />

bei der gleichnamigen Ausstellung dargestellt<br />

wurden. Ich untersuchte die Lebensweise der<br />

Frauen aus der Schicht der Bauern sowie der<br />

Knechte und Mägde in St. Johann im Rosental<br />

und in Rabenberg – in Dorfgemeinschaften im<br />

zweisprachigen Gebiet Südkärntens – zur Zeit<br />

der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts. 2 Die genannten Frauen<br />

hinterließen ihre Spuren nur in knappen<br />

Vermerken in Geburten- und Sterbebüchern,<br />

Heiratsregistern und Notariatsakten, meistens<br />

in den Beschlüssen über Abfertigungen und<br />

in Heiratsverträgen. Die Erinnerung an diese<br />

Frauen bewahren auch die weiblichen Nachkommen,<br />

deren mentale Welt sich vor allem<br />

bei älteren Frauen kaum geändert hat. Die traditionelle<br />

Welt brach erst nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg zusammen, als sich die Dorfgemeinschaft<br />

nach außen hin öffnete, die Familie sich<br />

hingegen nach innen zurückzog.<br />

Die statistischen Daten zeigen folgendes Bild:<br />

Im Jahre 1883 lebten in beiden Dörfern 265<br />

Menschen, und zwar ausschließlich Slowenen;<br />

im Jahre 1900 lebten hier sieben Deutschsprachige,<br />

im Jahre 1910 fünf, bei der Volkszählung<br />

2002 definierten sich 23% der Bevölkerung als<br />

slowenischsprachig. Die berufliche Struktur<br />

der einst bäuerlichen slowenischsprachigen<br />

Bevölkerung in Kärnten begann sich nach dem<br />

Jahr 1957 zu ändern. Damals wurde das Bun-<br />

76<br />

desgymnasium für Slowenen gegründet, später<br />

folgten noch zwei weitere zweisprachige<br />

höhere Schulen.<br />

Mit der vorliegenden Studie wollte ich die Bedeutung<br />

der wirtschaftlichen Rolle der Frauen<br />

darlegen, die sie in den Zeiten des bäuerlichen<br />

Wirtschaftens spielten, was im ausgewählten<br />

Umfeld sicherlich keine leichte Aufgabe war.<br />

Die zur Verfügung stehenden Quellen belegen<br />

die zugleich wirtschaftliche und soziale<br />

Schlechterstellung der Frauen. Da ich aber<br />

der Auffassung widersprechen wollte, dass Arbeit,<br />

die nicht bezahlt wird, minderwertig sei,<br />

suchte ich die Frauen dort, wo sie am stärksten<br />

vertreten waren. Zugleich wollte ich die Folgen<br />

der Produktions- und Reproduktionsteilung<br />

mit den Veränderungen des Begriffes der<br />

Frau, Mutter und Hausfrau verbinden, da genau<br />

dies großen Einfluss auf die Position der<br />

Frau sowohl im privaten als auch im öffentlichen<br />

Leben hatte.<br />

Obwohl sich die Frauen vor allem im 20. Jahrhundert<br />

politische Rechte, Rechte im Bereich<br />

der Ausbildung, des Berufs und des Sozialrechts<br />

erkämpft haben, zeigt eine Analyse,<br />

dass diese den altertümlichen Mythos über<br />

die Natur von Mann und Frau aufrechterhalten.<br />

Die Illusion einer linearen Entwicklung<br />

ist, abgesehen davon, dass im 16. Jahrhundert<br />

sowohl die Kirche als auch der Staat die Menschenreproduktion<br />

in die „Hände Gottes“ legten,<br />

in der Industrialisierungsperiode vor allem<br />

mit der Verdrängung der Frau aus dem Produktionsprozess<br />

zerstört worden. Die Männer besetzten<br />

den äußeren, öffentlichen Raum, die<br />

Frauen blieben im privaten Bereich.<br />

In der bäuerlichen Wirtschaft, die auf Haushalt<br />

und Familie basierte und wo es keine<br />

Trennlinie zwischen Familienleben und Erwerbstätigkeit<br />

gab, waren die Frauen als Ar-


eitskraft in beiden Bereichen unabkömmlich.<br />

So können wir sowohl die Gründe für die geschlechtliche<br />

Arbeitsteilung als auch die Unterschiede<br />

zwischen der Bedeutung der Arbeit<br />

und der gesellschaftlichen Lage der Frauen nur<br />

dann erkennen, wenn wir alle Arbeiten in Betracht<br />

ziehen, die von Frauen erledigt wurden.<br />

Die moderne Arbeitsteilung in bezahlte und<br />

unbezahlte Arbeit führt zu einem verfälschten<br />

Bild der Frauenarbeit. Die Arbeitsabläufe und<br />

unsere Einstellung dazu ändern sich ständig;<br />

was im Bereich der unbezahlten Frauenarbeit<br />

als Arbeit bewertet wird und was zur Freizeitaktivität<br />

zählt, bestimmt der Dienstleistungspreis<br />

am Markt. Auch die heutige Auffassung<br />

der Bauernarbeit hat sich erst mit der Agrarrevolution<br />

in der zweiten Hälfte des 18. und in<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet.<br />

Infolge der Proletarisierung der männlichen Arbeitskraft<br />

– im Jahre 1935 besaßen in den beiden<br />

Dörfern 45,1 % der Keuschler weniger als 5<br />

ha Anbaufläche – wurden die ersten Bewohner<br />

bereits im Jahre 1888 im Personenstandbuch<br />

als industrielle Arbeiter eingetragen. Dennoch<br />

können ihre Familien noch nicht als Arbeiter-<br />

oder Handwerkerfamilien bezeichnet werden.<br />

Reinhard Sieder 3 schreibt, dass bei den ersten<br />

Arbeitern die Familie als wirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft<br />

von der Lohnarbeit abgelöst<br />

wurde, ihre Frauen übten die für das Überleben<br />

notwenigen Arbeiten aus. Die Lebensweise basierte<br />

wegen des agrarischen Hintergrundes<br />

noch lange auf dieser Doppelwirtschaft. Sieder<br />

bezeichnet diese Art der Familie als halboffene<br />

Familienstruktur. In geschlossenen Familienstrukturen<br />

hingegen üben die Frauen nur die<br />

Mutterrolle aus.<br />

Die bäuerliche Wirtschaft basierte auf Landeigentum<br />

und einer entsprechenden Zahl an<br />

Die Kraft der Schwachen<br />

Arbeitskräften, die Grundlage für Heirat und<br />

eigene Selbstständigkeit war die Erbschaft.<br />

In Kärnten galt das Prinzip der Unteilbarkeit<br />

des Besitzes bzw. eines einzigen Erbfolgers.<br />

In der Regel erbte der älteste Sohn, der bei der<br />

Übernahme die abgefertigten Erben auszahlen<br />

musste. Gerade dies war der Grund, dass<br />

sich eine bäuerliche Unterschicht bildete, die<br />

sich von den Bauern in der sozialen Struktur<br />

unterschied. Der soziale Status der Brautpaare<br />

zeugt von einer sozialen Endogamie, jedoch<br />

konnten innerhalb der Bevölkerungsschichten,<br />

die von der Landwirtschaft lebten, die Grenzen<br />

leichter überschritten werden als bei anderen<br />

Bevölkerungsgruppen. Für die Mehrheit<br />

der Menschen war der vorübergehende Austritt<br />

aus der privilegierten bäuerlichen Schicht<br />

vor der Ehe fast die Regel. Viele Bauernsöhne<br />

und Bauerntöchter verdingten sich vor der Besitzübernahme<br />

oder vor der Heirat als Knechte<br />

oder Mägde. Unverheiratete Bauerntöchter<br />

wurden nach der Besitzübernahme durch eines<br />

der Geschwister im Standesregister als<br />

Mägde oder Inwohner bezeichnet. Kinderlose<br />

Paare sicherten sich das Überleben und den Erhalt<br />

ihres Bauernhofs durch die Übergabe des<br />

Besitzes an einen Verwandten oder an einen<br />

langjährigen Dienstboten.<br />

Vor der Industrialisierung galt die geschlechtliche<br />

Arbeitsteilung nur für Männer. Frauen erledigten<br />

immer alle Arbeiten, Männer nur die<br />

so genannten Männerarbeiten, was vor allem<br />

mit dem Ansehen zu tun hatte. Je mehr eine<br />

Arbeit mit der Selbstversorgung bzw. mit der<br />

Sicherung des Überlebens der Familie zu tun<br />

hat und keine direkten Gewinne bringt, desto<br />

mehr wird sie zur so genannten Frauenarbeit;<br />

je mehr sie marktorientiert und mit einem Verdienst<br />

verbunden ist, desto mehr wird sie zur<br />

so genannten Männerarbeit. Der Sinn der Rol-<br />

77


Die Kraft der Schwachen<br />

lenverteilung auf Basis der Geschlechter liegt in<br />

der Stärkung der Position jedes Individuums in<br />

der Familie und in der Gesellschaft bzw., wie<br />

Margaret Mead 4 sagt, könne der Mann alle Arbeiten<br />

erledigen, solange diese in seinem Umfeld<br />

nicht als „Frauenarbeiten“ bezeichnet werden.<br />

Trotz kultureller Unterschiede gilt dieses<br />

Muster als universell: Bei Übertretung dieser<br />

Schranke werden die Männer verspottet, die<br />

Frauen hingegen gelobt. Sowohl Männer als<br />

auch Frauen waren voll Anerkennung über diejenigen<br />

Frauen, die so genannte Männerarbeiten<br />

erledigten, niemand jedoch maß den typischen<br />

Frauenarbeiten eine Bedeutung zu. Die<br />

Antworten der Frauen über die Bewertung der<br />

eigenen Arbeit reflektieren deren gesellschaftliche<br />

Bewertung. Trotz der klaren geschlechtlichen<br />

Prägung einiger Arbeiten kann man –<br />

im Vergleich mit der späteren geschlechtlichen<br />

Arbeitsteilung – im Nachhinein von einer ergänzenden<br />

Form der Arbeitsteilung zwischen<br />

den Eheleuten sprechen.<br />

Die meisten Autoren verstehen die bäuerliche<br />

Art des Wirtschaftens als eine Einheit aus Leben<br />

und Arbeit, die es den Frauen ermöglicht,<br />

gleichzeitig Produktions- und Mutterrolle zu<br />

meistern. Trotz der hohen moralischen Bewertung<br />

der Mutterschaft, die vor allem die Kirche<br />

betonte, war die der Rolle Frau als Arbeitskraft<br />

wichtiger. Die bäuerliche Wirtschaft ermöglichte<br />

auch den unehelichen Müttern und ihren<br />

Kindern das Überleben, vor allem deshalb,<br />

weil sie für die bäuerliche Gesellschaft, die viele<br />

Arbeitskräfte brauchte, unabkömmlich waren.<br />

Diese wirtschaftlichen Gesichtspunkte waren<br />

ein Grund dafür, dass Kärnten die niedrigste<br />

Zahl an verheirateten Personen und den größten<br />

Anteil an unehelichen Kindern aufwies.<br />

Im Jahre 1890 betrug dieser Anteil in Kärnten<br />

45, in der gesamten Donaumonarchie hinge-<br />

78<br />

gen nur 15 Prozent. Zwischen 1832 und 1945<br />

kamen in den beiden Dorfgemeinschaften 17<br />

Prozent der Kinder unehelich zur Welt. Mehr<br />

als die Hälfte brachten die Töchter der großen<br />

Grundbesitzer zur Welt, nur 15 Prozent der ledigen<br />

Mütter waren Mägde und 24 Prozent<br />

Inwohnerinnen. Diese Zahlen illustrieren den<br />

wirtschaftlichen Hintergrund der vielen unehelichen<br />

Kinder.<br />

Die Geburtenrate begann erst zu sinken, als<br />

die Agrarwirtschaft nicht mehr eine Voraussetzung<br />

für das Überleben war. Die Sorge um<br />

unversorgte Familienmitglieder wurde von<br />

den Familien auf die staatlichen Institutionen<br />

übertragen. Das staatliche Fürsorgesystem<br />

nahm den Familien die Versorgung der schwächeren<br />

Familienmitglieder ab. Die allgemeine<br />

sozialpolitische Gesetzgebung, die von den<br />

mittel- und westeuropäischen Ländern Ende<br />

des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eingeführt wurde, war eine Reaktion<br />

auf die Probleme des industriellen Kapitalismus.<br />

Obwohl die Regierung schon im Jahre<br />

1909 die erste Gesetzesvorlage für eine Sozialversicherung<br />

der Bauern einbrachte, wurde das<br />

Gesetz nicht beschlossen, weil man der Meinung<br />

war, dass die Bauern wegen der ungünstigen<br />

Besitzstruktur – die Mehrheit waren<br />

Kleinbauern – die finanzielle Last der Sozialversicherung<br />

nicht tragen können. In Österreich<br />

wurde die bäuerliche Sozialversicherung<br />

erst im Jahre 1965 eingeführt, die Pensionsversicherung<br />

1969.<br />

Die Entwicklungen in der Landwirtschaft können<br />

nicht getrennt von der emotionalen Situation<br />

der bäuerlichen Bevölkerung betrachtet<br />

werden. Die Menschen waren sich bei der Partnersuche<br />

der Tatsache bewusst, dass Grundbesitz<br />

die Basis für die Gründung einer Familie<br />

ist. Erst in der so genannten Baby-Boom-Periode


Mitte des 20. Jahrhunderts konnte zum ersten<br />

Mal in der Geschichte Europas jeder volljährige<br />

Bürger heiraten, die Gründung einer Familie<br />

war nicht länger ein Privileg der Besitzenden,<br />

sondern wurde zur gesellschaftlichen Norm.<br />

Die Daten aus dem Geburten- und Sterbebuch<br />

belegen, dass die Sterberate der Kinder im ersten<br />

Lebensjahr am höchsten war. Die ersten<br />

Hebammenkurse wurden in Klagenfurt bereits<br />

im Jahre 1753 durchgeführt, der Unterricht<br />

wurde bis 1893 in slowenischer Sprache<br />

abgehalten. Das allgemeine Krankenhaus, in<br />

dem auch eine Entbindungsstation eingerichtet<br />

war, wurde im Jahre 1784 errichtet. Dennoch<br />

kam es dort erst ab dem Jahre 1933 zu<br />

Entbindungen in größerer Zahl. Die Krankenhäuser<br />

wurden lange nicht von verheirateten<br />

Frauen aufgesucht, sondern dienten in erster<br />

Linie einem praxisorientierten Unterricht für<br />

Hebammen an unehelichen Müttern und anderen<br />

Frauen in Not. Auf dem Land halfen bis<br />

zum Jahr 1842 vor allem nicht geschulte Hebammen<br />

bei den Entbindungen. Ab diesem Jahr<br />

sah das österreichische Strafgesetzbuch strenge<br />

Strafen für die Ausübung der Geburtenhilfe<br />

ohne Ausbildung bzw. Zulassung vor.<br />

Aus Interviews geht hervor, dass Sexualität<br />

und Verhütung in der Vergangenheit ein stark<br />

tabubehaftetes Thema waren, selbst wenn<br />

Frauen unter sich waren. Das war vor allem<br />

eine Folge der katholischen Moralverstellung,<br />

die die Frau entweder als Jungfrau oder Mutter,<br />

nicht aber als eigenständiges geschlechtliches<br />

Wesen sah. Das bekräftigen auch Aussagen,<br />

wonach die meisten Mädchen die Schwangerschaft<br />

ihrer Mütter nicht bemerkten.<br />

Während es bei Bäuerinnen als normal betrachtet<br />

wurde, dass sie ihre Kinder auf Grund der<br />

Arbeit anderen Personen anvertrauen mussten<br />

oder sie ohne Aufsicht ließen, wurden berufs-<br />

Die Kraft der Schwachen<br />

tätige Frauen, die das Gleiche taten, scheel angesehen.<br />

In Gesprächen mit Frauen, die in der Vergangenheit<br />

Mutterschaft und Beruf vereinten,<br />

zeigte sich, dass sich diese heute gegen die Berufstätigkeit<br />

von Frauen aussprechen. Darüber<br />

hinaus konnte ich feststellen, dass durch die<br />

Einführung Mutterschaftsschutzes die Bedeutung<br />

der Frau im Bereich der Produktion sank.<br />

Mein Interesse bestand vor allem in der Frage,<br />

vor welchem Hintergrund die Gesetze über<br />

den Mutterschaftsschutz eingeführt wurden.<br />

Wurden diese Maßnahmen wegen der Frauen<br />

selbst ergriffen oder wollte man dadurch jene<br />

Ideologie verfestigen, die die Frauen aus dem<br />

Arbeitsprozess hinausdrängte. Es stellte sich<br />

heraus, dass die Intention des Mutterschaftsschutzes<br />

darin bestand, den Frauen ihre „natürliche“<br />

Rolle zuzuweisen, die primär in der<br />

Sorge um die Kinder und andere Familienmitglieder<br />

bestehe. Dieses Bild der Frau als Mutter<br />

und Fürsorgerin wurde auch stark von der Kirche<br />

geprägt.<br />

Ein schlanker Körper stellte damals kein Idealbild<br />

dar, denn er war Ausdruck physischer<br />

Schwäche, und dem Menschen wurde soviel<br />

Wert beigemessen, als er körperlich leisten<br />

konnte. Schwangere Frauen arbeiteten ohne<br />

jedweden Schutz bis zur Entbindung und auch<br />

danach setzen sie ihre Arbeit gleich wieder<br />

fort.<br />

Feministische Untersuchungen der auf den ersten<br />

Blick geschlechtsneutralen Sozialgesetzgebung<br />

zeigten, dass diese unterschiedliche Folgen<br />

für Frauen und für Männer hatte.<br />

Soziale Rechte und medizinische Versorgung<br />

von Mutter und Kind sind zweifelsfrei erforderlich<br />

und wünschenswert, dürfen aber nicht<br />

für ideologische und bevölkerungspolitische<br />

Ziele instrumentalisiert werden. Die Gebur-<br />

79


Die Kraft der Schwachen<br />

tenrate sinkt vor allem in Ländern mit einer<br />

wertkonservativen Vorstellung der Geschlechterrolle<br />

und einem Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />

Der Stellenwert der staatlichen<br />

Obsorge für Mutter und Kind hängt<br />

immer von der Arbeitsmarktsituation ab:<br />

Wenn Frauen als Arbeitskräfte benötigt werden<br />

und gleichzeitig ein Absinken der Geburtenrate<br />

verhindert werden soll, sorgt der Staat<br />

für soziale Maßnahmen, während hingegen in<br />

Zeiten steigender Arbeitslosigkeit der staatliche<br />

Mutterschutz sinkt. Am Arbeitsmarkt haben<br />

Männer gegenüber Frauen den Vorrang, und<br />

es rückt eine auf konservativen Familienwerten<br />

basierende Ideologie in den Vordergrund.<br />

Wie Ann Steinmann 5 schreibt, schuf die moderne<br />

Gesellschaft zwar die Möglichkeit der<br />

Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau,<br />

zugleich wurde aber der Unterschied zwischen<br />

Männlichkeit und Weiblichkeit bewahrt oder<br />

sogar gestärkt.<br />

Denise Riley 6 stellte im Vergleich psychologischer<br />

Abhandlungen bezüglich der Kindesentwicklung<br />

fest, dass diese Forschungen unter<br />

Einflussnahme konkreter Forderungen der<br />

jeweiligen Regierung bezüglich der Bevölkerungs-<br />

und Beschäftigungspolitik zustande<br />

kamen.<br />

Christiane Olivier 7 vertritt die Meinung, dass<br />

man die Erwerbstätigkeit von der Familienplanung<br />

nicht völlig trennen kann. Eine Trennung<br />

hat für beide Geschlechter Folgen – sowohl bei<br />

der Arbeitsteilung als auch im Bereich der Rollenverteilung<br />

in den Familien. Vor allem aber<br />

beeinflusst sie die Beziehung zwischen Familienleben<br />

und Arbeitswelt. Die Haushaltsarbeit<br />

erledigt man als „Zeichen der Liebe“, doch<br />

die „richtige“ Erwerbstätigkeit sollte außerhalb<br />

der eigenen vier Wände stattfinden. In der<br />

Landwirtschaft wurden die Frauen durch die<br />

80<br />

Technisierung immer mehr aus der Produktionsrolle<br />

gedrängt. Die Rolle der Hausfrau und<br />

Mutter, wurde nicht mehr nur funktionell gesehen,<br />

sondern bekam auch einen besonderen<br />

symbolischen Wert beigemessen, und so begannen<br />

sich auch auf dem Land privater und<br />

beruflicher Bereich zu trennen.<br />

Die Ursache der ambivalenten Beziehung der<br />

heutigen Gesellschaft gegenüber Frauen wird<br />

von immer mehr Autorinnen und Autoren in<br />

der Ideologie gesucht, die den Frauen die Verantwortung<br />

für die Kinder zuweist. Nach Anthony<br />

Giddens 8 hat die bedeutende Rolle der<br />

Mutter in der Anfangsphase der Kindererziehung<br />

sowohl für die Frau als auch für den<br />

Mann tief greifende psychologische Konsequenzen.<br />

Die psychische Struktur der Kinder<br />

wird heute durch die Abwesenheit des Vaters<br />

geprägt, weshalb sie grundlegende Kenntnisse<br />

für die Kommunikation im Erwachsenalter<br />

nicht erlernen können, d. h. das Respektieren<br />

des Anderen. Die Demokratisierung des privaten<br />

Lebens kann nur dann erfolgreich sein –<br />

darüber diskutierten schon Anthony Giddens<br />

und Christiane Olivier – wenn die Kinder mit<br />

beiden Elternteilen aufwachsen, die sich beide<br />

in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens<br />

frei und souverän bewegen können.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Irena Destovnik, Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Hg v.<br />

Slovenska prosvetna zveza. Klagenfurt/Celovec 2002.<br />

2 Der Auftraggeber der vorliegenden Studie ist der Slowenische Kulturverband<br />

in Klagenfurt, eine der beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner<br />

Slowenen.<br />

3 Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176.<br />

4 Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller<br />

Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg 1981, S.<br />

81.<br />

5 Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97.<br />

6 Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta<br />

– Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S.<br />

47.<br />

7 Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München<br />

1997, S. 197.<br />

8 Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v<br />

sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.


Auf der Suche nach einer<br />

versunkenen Kultur<br />

Jüdisches Leben im Übermurgebiet<br />

� Text: Elisabeth Arlt<br />

An einem trüben Spätherbsttag begebe ich mich auf den Weg in das Übermurgebiet um mich auf<br />

die Suche nach der einst reichen jüdischen Kultur in dieser Gegend zu machen.<br />

Mein erstes Ziel ist Lendava, eine kleine Stadt direkt an der Grenze zu Ungarn. Mein Weg führt<br />

durch Murska Sobota, die Bezirkshauptstadt, auf dem Rückweg möchte ich auch hier Halt machen.<br />

Die Straße Richtung Lendava ist an diesem Tag – und nicht nur an diesem – stark befahren,<br />

ist es doch die Hauptroute nach Ungarn und Kroatien, viel Schwerverkehr zeugt von der Tat-<br />

Gedenkpark – spominski park<br />

Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur<br />

81


Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur<br />

sache, dass die sich bereits seit einigen Jahren<br />

im Bau befindliche Autobahn dringend fertig<br />

gestellt gehört. Zwischendurch immer wieder<br />

Traktoren, die den Verkehr aufhalten und darauf<br />

hinweisen, dass das Prekmurje seit jeher<br />

landwirtschaftlich intensiv genütztes Gebiet<br />

war und ist. Hat das Gebiet im Sommer ohne<br />

Zweifel seinen Reiz, flaches Land, Maisäcker<br />

soweit das Auge reicht, beschleicht einen im<br />

Spätherbst leichtes Unbehagen angesichts der<br />

abgeernteten, kahlen Felder, der nassen Kälte,<br />

des morastigen Bodens und des Nebels, der<br />

sich wie ein Leintuch über das Land legt.<br />

Die Strecke von Radkersburg nach Lendava<br />

beträgt etwa 50 Kilometer, was allerdings im<br />

Windschatten eines LKWs, den zu überholen<br />

die durch die Witterung bedingte schlechte<br />

Sicht unmöglich macht, leicht zum Geduldspiel<br />

werden kann.<br />

Endlich erreiche ich Lendava und, oh Wunder,<br />

der Nebel lichtet sich. Trotzdem präsentiert<br />

sich die kleine Stadt nicht von ihrer besten Seite.<br />

Vielleicht liegt es am Wetter, aber ich kann<br />

mich einer gewissen Tristesse nicht erwehren.<br />

Lendava ist eine sehr alte Stadt und hat eine<br />

bewegte Geschichte. Das bereits im 13. Jahrhundert<br />

errichtete Schloss thront auf den Lendavske<br />

gorice, jenen Hügeln die das größte zusammenhängende<br />

Weinbaugebiet Sloweniens<br />

ausmachen, erhaben über der Stadt. Wie viele<br />

Städte in dieser Gegend hatte auch Lendava<br />

unter den Türkeneinfällen vom 16. bis ins frühe<br />

18. Jahrhundert erheblich zu leiden.<br />

Die östlichste Stadt Sloweniens hat heute<br />

etwa 4.000 Einwohner und ist vor allem wegen<br />

ihrer Thermalquellen bekannt. Eigentlich<br />

ist man in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

durch puren Zufall auf die heilenden<br />

Quellen gestoßen. Ursprünglich hatte man<br />

nach Erdöl gesucht…<br />

82<br />

Eine weitere Besonderheit Lendavas ist seine<br />

über 1.000 Jahre währende Zweisprachigkeit,<br />

Slowenen und Ungarn lebten seit jeher<br />

einträchtig nebeneinander, bis zum Jahr 1919<br />

gehörte Lendava ebenso wie das gesamte<br />

Übermurgebiet zu Ungarn, nach den Friedensverträgen<br />

von Saint Germain wurde das Land<br />

dem neu gegründeten SHS Staat zugesprochen.<br />

Noch heute hört man oft die ungarische<br />

Sprache, auch die Namen der Menschen in dieser<br />

Gegend sind zu einem Großteil ungarisch.<br />

Lendava besaß über zwei Jahrhunderte ein<br />

überaus reiches jüdisches Leben. Der große<br />

Zuzug von Juden vor allem aus Westungarn<br />

begann im frühen 18. Jahrhundert, als die Türkengefahr<br />

gebannt war und die öde daliegende<br />

Landschaft wieder besiedelt werden musste.<br />

Da während der Türkeneinfälle ein Großteil<br />

der ansässigen Bevölkerung getötet oder durch<br />

Seuchen hinweggerafft worden war, war man<br />

bestrebt, für das brachliegende Land Neusiedler<br />

zu gewinnen. Dazu gehörten die Juden<br />

zunächst nicht, war es ihnen doch seit jeher<br />

untersagt, Land zu besitzen. Eine andere so<br />

genannte Randgruppe profitierte jedoch von<br />

der Notwendigkeit der Neuansiedelungen. Die<br />

Roma, seit Jahrhunderten „fahrendes Volk“,<br />

wurden in dieser Gegend angesiedelt, sie wurden<br />

sesshaft gemacht und leben bis heute im<br />

Prekmurje. Ähnlich wie die Juden hatten auch<br />

sie seit Beginn ihrer Sesshaftigkeit mit Anfeindungen<br />

durch die einheimische Bevölkerung<br />

zu kämpfen, jedoch aus anderen Gründen als<br />

die Juden. Resultierten Neid und Missgunst<br />

gegenüber den Juden vorwiegend aus deren<br />

Geschäftstüchtigkeit und Geschick in finanziellen<br />

Dingen, erfuhren die Roma Repressalien<br />

wegen ihrer Unangepasstheit und auf Grund<br />

von Vorurteilen.


Im Prekmurje erlangten die Juden jedoch hohes<br />

Ansehen, sie waren in die Gemeinschaft<br />

integriert, ja, sie waren ein wichtiger Teil derselben,<br />

arbeiteten bevorzugt als Händler, das<br />

heißt, sie verkauften Waren, die andere dringend<br />

brauchten und trugen somit ganz wesentlich<br />

zu einem neuen Wohlstand in der Gegend<br />

bei, der ohne sie nicht möglich gewesen<br />

wäre. Darüber hinaus bildeten die Juden in<br />

diesen ausschließlich von der Landwirtschaft<br />

geprägten Gebieten so etwas wie eine geistige<br />

Oberschicht, die regen kulturellen Austausch<br />

mit anderen Städten, vor allem Budapest, das<br />

durch die neue, in den Jahren 1907/08 erbaute<br />

Eisenbahnlinie relativ leicht zu erreichen war,<br />

pflegte.<br />

Erst unter Joseph II. erlangten die Juden Gleichberechtigung.<br />

Zuvor war unter Maria Theresia<br />

1744 eine eigene Judensteuer eingeführt worden,<br />

die erst 1846 aufgehoben wurde. Dennoch<br />

brachte das Toleranzpatent Josephs II. für die<br />

Juden große Erleichterungen; erstmals durften<br />

sie öffentliche Schulen besuchen, Berufe erlernen<br />

und Besitz erwerben. 1783 erhielten sie das<br />

Recht, sich in Städten niederzulassen. Dieses<br />

Recht war ihnen 1496 unter Kaiser Maximilian<br />

I. aberkannt worden, die Juden mussten<br />

fliehen. So verlor beispielsweise auch die Stadt<br />

Radkersburg ihre jüdische Gemeinde.<br />

Erst nach der Aufhebung der Judensteuer im<br />

Jahr 1846 waren die Juden einige Zeit völlig<br />

gleichberechtigt, doch bereits im letzten Drittel<br />

des 19. Jahrhunderts begann sich in zunehmendem<br />

Maße der Antisemitismus in der Gesellschaft<br />

zu etablieren.<br />

Von ihren neuerworbenen Rechten machten<br />

auch die Juden im Prekmurje Gebrauch.<br />

Die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert<br />

Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur<br />

in großem Umfang einsetzte, brachte auch der<br />

Landwirtschaft erheblichen Nutzen. Vor allem<br />

Mühlen, Getreidespeicher, aber auch Lederfabriken,<br />

Fleischereien, Brauereien und Geschäfte<br />

mit landwirtschaftlichem Gerät befanden sich<br />

in jüdischem Besitz.<br />

Ein wichtiger Geschäftszweig war das Geld-<br />

und Bankwesen, das sich auch auf das Wirtschaftsleben<br />

im Übermurgebiet positiv auswirkte.<br />

Heute ist davon nicht mehr viel zu bemerken.<br />

Ich parke mein Auto an der Hauptstraße<br />

gegenüber der Kirche. Hier soll sich irgendwo<br />

die ehemalige Synagoge befinden. Ich finde<br />

sie nicht, muss einen Passanten fragen. Sie sei<br />

ganz nah, sagt man mir, gleich hier, hinter dem<br />

Supermarkt. Ich gehe ein paar Treppen hinunter,<br />

gesichtslose Wohnblocks umringen einen<br />

Parkplatz, linker Hand macht sich recht protzig<br />

das erst vor einigen Jahren neu errichtete<br />

Volks- und Kulturhaus der Gemeinde Lendava<br />

aus. Fast hätte ich das kleine, unscheinbare<br />

Gebäude übersehen. Ja, das könnte sie gewesen<br />

sein! Neu renoviert und doch irgendwie<br />

gesichtslos. Als Warenlager des benachbarten<br />

Supermarkts hätte die Synagoge lange gedient,<br />

erklärt mir der junge Mann, der mir aufsperrt,<br />

wahrscheinlich hat sie dieser Umstand vor<br />

dem endgültigen Abbruch bewahrt. Drinnen<br />

ist alles sauber renoviert, man kann sich vorstellen,<br />

wie es früher einmal ausgesehen hat,<br />

als es in Lendava noch einen Rabbiner gab, der<br />

die Gottesdienste abhielt. Heute dient die Synagoge<br />

als Ausstellungsraum für Künstler und<br />

als Konzertsaal. Oben auf der Galerie befindet<br />

sich eine Schautafelausstellung, die das einst<br />

blühende Leben der ehemaligen jüdischen Gemeinde<br />

Lendavas anschaulich dokumentiert.<br />

83


Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur<br />

Die ehemalige Synagoge in Lendava – nekdanja sinagoga v Lendavi<br />

Bis 1995 sei auch die alte jüdische Schule<br />

noch gestanden, erfahre ich, gleich gegenüber<br />

der Synagoge, sie musste dem neuen Volkshaus<br />

weichen. Sonst sieht man in Lendava<br />

nichts mehr an jüdischen Spuren, ich bedanke<br />

mich für die Auskunft und fahre weiter, lasse<br />

Lendava hinter mir und begebe mich Richtung<br />

Dolga Vas, das einige Kilometer westlich<br />

liegt. Ein kleines Dorf an der Hauptstraße, ich<br />

muss wieder fragen, diesmal eine ältere Frau,<br />

die gerade am katholischen Friedhof ein Grab<br />

schmückt. Wo denn der jüdische Friedhof sei,<br />

will ich wissen. Es tue ihr leid, das wisse sie<br />

nicht, antwortet sie. Ob es an meinem schlechten<br />

Slowenisch lag? Ich fahre weiter und sehe<br />

schließlich rechter Hand ein etwas verwildertes,<br />

zugewachsenes Gebäude. Dahinter muss<br />

der Friedhof sein, ich bin am Ziel! Ein besonderer<br />

Ort. Ich gehe durch ein gelbes Häuschen<br />

und befinde mich mitten auf dem Friedhof.<br />

Schön ist es hier, der Spätherbst zaubert eine<br />

84<br />

interessante Stimmung auf die Gräber, deren<br />

Inschriften erstaunlich gut zu lesen sind. Ich<br />

sehe zum Großteil deutsche Namen, deutsche<br />

Inschriften. Es sind Steine auf manche Gräber<br />

gelegt, ein schöner Brauch, das gibt Hoffnung.<br />

Hoffnung, dass diese Menschen, von denen die<br />

meisten, wie auf vielen Grabsteinen nachträglich<br />

vermerkt, in Auschwitz umgebracht wurden,<br />

nicht vergessen sind. Dass es sie gegeben<br />

hat und dass sie diese Gegend für Jahrhunderte<br />

geprägt haben. Ich gehe zu einem geschmückten<br />

Grab, Kerzen und Gestecke befinden sich<br />

an seinem Stein. Es sieht neu aus, und ich beuge<br />

mich hinunter, um die Inschrift zu lesen.<br />

„Lajos Blau 1903-1998“, steht darauf geschrieben.<br />

Er war der letzte Jude in Lendava. Mit<br />

ihm ist eine Ära, die schon vorüber war, endgültig<br />

zu Ende gegangen.<br />

Ein jüdischer Friedhof ist nach altem Ritus<br />

in verschiedene Sektoren geteilt, Männer, un-<br />

￱ Foto: Elisabeth Arlt


verheiratete Frauen, Kinder. Ob das hier auch<br />

noch so ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen,<br />

es scheint, als seien die Grabsteine zum<br />

Teil nachträglich neu angeordnet worden. Den<br />

Friedhof soll auch eine schöne Mauer umgeben<br />

haben, jetzt sieht man nichts mehr davon, zuviel<br />

Unkraut wuchert um die Gräber und die<br />

einst die Grabmäler schmückenden Thujen<br />

sind meterhoch gewachsen und weisen eine<br />

zum Teil groteske Schieflage auf.<br />

Trotzdem ist das ein guter Ort, an dem ich<br />

mich befinde. Es lässt sich ein Teil der Vergangenheit<br />

rekonstruieren, unvorstellbar, wie es<br />

möglich war, eine so fest mit der Gegend verwachsene<br />

Kultur in so kurzer Zeit einfach auszulöschen.<br />

In der Mitte des Friedhofs befindet sich ein<br />

Mahnmal für die Opfer des Faschismus, ein<br />

aus Stein gemeißelter Baumstamm soll an die<br />

vielen Menschen erinnern, die in Auschwitz<br />

ihr Leben verloren.<br />

Es wird kalt, ich werfe noch einen letzten<br />

Blick auf die vielen Grabsteine, dann fahre ich<br />

zurück, jedoch nicht ohne als letzter Station<br />

meiner Reise auf jüdischen Spuren noch dem<br />

Spominski Park in Murska Sobota einen Besuch<br />

abzustatten.<br />

Fast übersieht man den kleinen Park, ich habe<br />

zwar von seiner Existenz gehört, ihn nur durch<br />

Zufall gefunden. Direkt an der Hauptstraße<br />

aus Rakič ankommend liegt linker Hand eine<br />

kleine Parkanlage. Alte Grabsteine des zerstörten<br />

jüdischen Friedhofs hat man hier in einem<br />

Halbkreis angeordnet, zur Erinnerung, wie der<br />

Name schon sagt, an etwas, was es nicht mehr<br />

gibt. Schwer vorstellbar eigentlich: In Murska<br />

Sobota gab es einst drei Synagogen und eine lebendige<br />

jüdische Gemeinde, heute findet man<br />

– wie so oft – keine Spuren mehr. Murska Sobota<br />

wurde nach dem 2. Weltkrieg modern<br />

Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur<br />

ausgebaut. Die sogenannte „dritte Synagoge“,<br />

die größte und schönste, wurde erst im Jahr<br />

1956 aus Baufälligkeit abgerissen, nachdem sie<br />

nach Vertreibung und Vernichtung der Juden<br />

als Stall und Warenlager genützt worden war.<br />

Eine weitere Synagoge, die „erste“ und kleinste<br />

wurde sogar erst Mitte der 90er Jahre, als<br />

sie bereits so verfallen war, dass man sie kaum<br />

mehr als Gebäude ausmachen konnte, ebenfalls<br />

abgerissen.<br />

Alles weg, auch hier, der Spominski Park ist das<br />

letzte Zeugnis.<br />

Es leben noch einige wenige Juden im Prekmurje,<br />

die meisten wurden ermordet, die wenigen,<br />

die überlebten, emigrierten vornehmlich nach<br />

Israel oder in die Vereinigten Staaten. Die, die<br />

zurückgekehrt sind, sind oft zum evangelischen<br />

Glauben konvertiert.<br />

Ich fahre nachdenklich zurück. Könnte man<br />

doch einige Jahre in der Geschichte ungeschehen<br />

machen. Ich hätte noch viele Fragen.<br />

85


Iskanje davno minule kulture<br />

Der jüdische Friedhof von Dolga Vas – judovsko pokopališče v Dolgi Vasi<br />

Iskanje davno minule kulture<br />

Judovsko življenje v Prekmurju<br />

Nekega oblačnega poznojesenskega dne se<br />

odpravim na pot v Prekmurje, da bi poiskala<br />

nekoč bogato judovsko kulturo na tem<br />

področju.<br />

Moj prvi cilj je Lendava, majhno mesto<br />

neposredno ob madžarski meji. Pot me vodi<br />

skozi Mursko Soboto, okrajno glavno mesto, ob<br />

povratku bi rada tudi tukaj naredila postanek.<br />

Cesta v smeri Lendave je tega dne – in ne<br />

samo tega – močno prometna, je glavna pot<br />

proti Madžarski in Hrvaški. Veliko težkega<br />

prometa priča o dejstvu, da nujno velja že leta<br />

v izgradnji nahajajočo se avtocesto dokončati.<br />

86<br />

Vmes zmeraj traktorji, ki zadržujejo promet<br />

in opozarjajo na to, da je Prekmurje že od<br />

nekdaj bilo intenzivno kmetijsko izkoriščano<br />

zemljišče in je še.<br />

Kot ima področje poleti nedvomno svoje čar,<br />

ravnina, polja s koruzo, dokler seže oko, se v<br />

pozni jeseni priplazi lahno nelagodje spričo<br />

pospravljenih, ogolelih polj, vlažnega mraza,<br />

močvirnih tal in megle, ki se kot mrtvaški prt<br />

vleče čez deželo.<br />

Pot med Radgono in Lendavo je dolga približno<br />

50 kilometrov, kar v zavetrju tovornjaka, ki<br />

ga je ob slabem vremenu nemogoče prehiteti,<br />

vsekakor lahko postane igra potrpežljivosti.<br />

Končno pridem do Lendave in – o, čudež –<br />

megla se je dvignila. Kljub temu se majhno<br />

mesto ne predstavlja v svojem najboljšem


oblačilu. Morda zaradi vremena, vendar se ne<br />

morem ubraniti določeni turobnosti. Lendava<br />

je zelo stara in ima bogato zgodovino. Že v<br />

13. stoletju zgrajeni grad kraljuje vzvišen nad<br />

mestom v Lendavskih goricah, tistih gričih, ki<br />

tvorijo največje povezano vinorodno območje<br />

Slovenije. Kot mnoga mesta na tem področju<br />

je tudi Lendava v času turških vdorov od 16. do<br />

začetka 18. stoletja močno trpela.<br />

Najbolj vzhodno mesto Slovenije ima danes<br />

približno 4.000 prebivalcev in je poznano<br />

predvsem zaradi svojih termalnih vrelcev.<br />

Pravzaprav so v 60-ih letih prejšnjega stoletja<br />

naključno naleteli na zdravilne vrelce. Sprva so<br />

iskali nafto...<br />

Nadaljnja posebnost Lendave je več kot 1.000<br />

let trajajoča dvojezičnost, Slovenci in Madžari<br />

že od nekdaj žive eden ob drugem. Do leta<br />

1919 je Lendava, tako kot celotno Prekmurje,<br />

pripadala Madžarski, po St. Germainskih<br />

mirovnih pogodbah je bila dežela dodeljena<br />

Sloveniji. Še danes je pogosto slišati madžarski<br />

jezik, tudi priimki v Prekmurju so pogosto<br />

madžarski.<br />

Lendava je imela več kot dve stoletji nadvse<br />

bogato judovsko življenje.<br />

Veliko priseljevanje Judov, predvsem iz<br />

zahodne Madžarske, se je začelo v zgodnjem<br />

18. stoletju, ko je bila turška nevarnost<br />

pregnana in je bilo potrebno pusto pokrajino<br />

ponovno poseliti. V času turških vdorov je<br />

bila večina tamkajšnjih prebivalcev umorjena<br />

ali so jih pobrale kužne bolezni, tako so si<br />

prizadevali neobdelano zemljo prepustiti tako<br />

imenovanim novim priseljencem. K tem v<br />

začetku niso sodili Judje, saj jim je bilo že od<br />

nekdaj prepovedano posedovati zemljo. A neka<br />

druga, tako imenovana marginalna skupina,<br />

je le imela korist od potrebe po ponovni<br />

poselitvi. Rome, že stoletja potujoče ljudstvo,<br />

Iskanje davno minule kulture<br />

so naselili na tem področju. Ti so se ustalili in<br />

žive še danes v Prekmurju. Podobno kot Judje<br />

so tudi Romi že od samega začetka bili boje s<br />

sovražnostjo tamkajšnjega prebivalstva, vendar<br />

iz drugačnih razlogov. Medtem ko je pri Judih<br />

sledila predvsem iz zavisti in nevoščljivosti,<br />

izhajajočih iz njihove poslovne sposobnosti in<br />

spretnosti v finančnih zadevah, je pri Romih<br />

izhajala iz njihove neprilagojenosti in podobnih<br />

represalij na podlagi predsodkov.<br />

V Prekmurju so Judje vendarle prišli do visokega<br />

ugleda, bili so integrirani v skupnost, da, bili<br />

so pomemben del istih, čeprav so bili pretežno<br />

trgovci. To se pravi, dodali so produkte, ki so<br />

jih drugi nujno potrebovali, in tako bistveno<br />

pripomogli k novi blaginji področja, ki brez<br />

njih ne bi bila mogoča.<br />

Prav tako se je v tej pretežno kmetijski<br />

pokrajini razvil neke vrste višji duhovni sloj,<br />

ki je negoval živahno kulturno izmenjavo z<br />

drugimi mesti, predvsem z Budimpešto, ki je<br />

bila z novo, v letih 1907/08 zgrajeno železniško<br />

linijo, relativno lahko dosegljiva.<br />

Šele pod Jožefom II. so Judje dosegli<br />

enakopravnost. Pod Marijo Terezijo je bil leta<br />

1744 uveden poseben judovski davek, ki je bil<br />

razveljavljen šele leta 1846.<br />

Kljub temu je prinesel tolerančni patent Jožefa<br />

II. za Jude veliko olajšanje; prvič so smeli<br />

obiskovati javne šole, priučiti se poklica in<br />

pridobiti posest. 1783 so dobili pravico naseliti<br />

se v mestih. Ta pravica jim je bila leta 1496 pod<br />

cesarjem Maksimiljanom I. odvzeta, Judje so<br />

morali zbežati. Tako je na primer tudi mesto<br />

Radgona izgubilo svojo judovsko četrt.<br />

Šele po razveljavitvi judovskega davka leta<br />

1846 so bili Judje nekaj časa popolnoma<br />

enakopravni, vendar se je že v zadnji tretjini<br />

19. stoletja začel v družbi okrepljeno uveljavljati<br />

antisemitizem.<br />

87


Iskanje davno minule kulture<br />

Svoje novo pridobljene pravice so izkoristili<br />

tudi Judje v Prekmurju. Na veliko se je začela<br />

industrializacija, eden do takrat v tej okolici<br />

neznanih fenomenov, ki je tudi kmetijstvu<br />

prinesel znatno korist. Predvsem mlini,<br />

kašče za žito, pa tudi tovarne usnja, mesnice,<br />

pivovarne, trgovine s kmetijskimi orodji, so<br />

bile v judovski lasti. Pomembna panoga je bila<br />

denar in bančništvo, ki je pozitivno učinkovala<br />

tudi na gospodarsko življenje v Prekmurju.<br />

Danes od tega ni opaziti prav mnogo. Avto<br />

parkiram na glavni cesti nasproti cerkve. Tu<br />

nekje naj bi se nahajala nekdanja sinagoga. Ne<br />

najdem je, moram vprašati mimoidočega. Je<br />

prav blizu, so mi rekli, tik za samopostrežnico.<br />

Grem nekaj stopnic navzdol, brezizrazni<br />

stanovanjski bloki obkrožajo parkirišče, na<br />

levi strani se bohoti pred nekaj leti novozgrajen<br />

narodni in kulturni dom občine Lendava. Skoraj<br />

bi spregledala majhno, neugledno stavbo. Da,<br />

to bi lahko bila!<br />

Na novo prenovljena, pa vendar nekako<br />

neizrazita. Dolgo je sinagoga služila kot<br />

skladišče bližnjemu supermarketu, mi je<br />

razložil mladi mož, ki mi je odklenil; verjetno<br />

jo je ta okoliščina obvarovala pred dokončnim<br />

rušenjem. Znotraj je vse lepo prenovljeno,<br />

lahko si je predstavljati, kako je bilo vse skupaj<br />

videti včasih, ko je v Lendavi še bil rabin, ki je<br />

vodil bogoslužje.<br />

Danes služi sinagoga kot razstavni prostor za<br />

umetnike in kot koncertna dvorana. Zgoraj<br />

na galeriji se nahaja razstavna preglednica, ki<br />

nazorno dokumentira nekoč cvetoče življenje<br />

nekdanje judovske skupnosti Lendave.<br />

Do 1995 je stala še stara judovska šola, sem<br />

izvedela, takoj nasproti sinagoge; umakniti se<br />

je morala novemu narodnemu domu.<br />

Sicer v Lendavi ni več videti judovskih sledi.<br />

Zahvalim se za informacije in se peljem<br />

88<br />

naprej, Lendavo pustim za seboj in se napotim<br />

v smeri Dolge Vasi, ki leži nekaj kilometrov<br />

zahodno. Majhna vas ob glavni cesti. Spet<br />

moram vprašati, tokrat starejšo gospo, ki<br />

krasi na katoliškem pokopališču neki grob.<br />

Kje je judovsko pokopališče, želim izvedeti.<br />

Opravičuje se, da ne ve, odgovori. Morda zaradi<br />

moje slovenščine? Peljem naprej in vidim<br />

končno na desni strani nekoliko podivjano<br />

poraslo zgradbo. Zadaj bo pokopališče, na cilju<br />

sem.<br />

Poseben kraj. Grem skozi rumeno hišico in<br />

se znajdem sredi pokopališča. Lepo je tukaj,<br />

pozna jesen pričara zanimivo razpoloženje na<br />

grobove, katerih napisi so presenetljivo dobro<br />

ohranjeni. Vidim veliko nemških priimkov,<br />

nemške napise, večinoma pravzaprav. Na<br />

nekatere grobove so položili kamne – lepa<br />

navada, to daje upanje. Upanje, da tile<br />

ljudje, od katerih večina, kot je na mnogih<br />

grobovih naknadno zabeleženo, je bila ubita<br />

v Auschwitzu, niso pozabljeni. Da so obstajali<br />

in da so to področje za stoletja zaznamovali.<br />

Grem k nekemu okrašenemu grobu, sveče in<br />

aranžmaji se nahajajo na [nagrobnem] kamnu.<br />

Videti je nov in sklonim se, da bi prebrala napis.<br />

“Lajos Blau 1903-1998,“ je bilo zapisano. Bil<br />

je zadnji Jud iz Lendave. Z njim je dokončno<br />

odšlo obdobje, ki je že davno minilo.<br />

Judovsko pokopališče je po starem običaju<br />

razdeljeno na različne sektorje: moški,<br />

neporočene ženske , otroci. Ali je tukaj tudi<br />

tako, se ne da več razbrati; kaže, kot da so<br />

nekatere nagrobne kamne naknadno na novo<br />

razvrstili. Pokopališče naj bi bilo obdano z<br />

lepim zidom, sedaj od tega ni videti ničesar<br />

več, preveč plevela raste okoli grobov, in tuje,<br />

ki so nekoč krasile grobove, so meter visoko in<br />

so deloma groteskno poševno.<br />

Kljub temu je to dober kraj, na katerem


se nahajam. Mogoče je rekonstruirati del<br />

preteklosti, neverjetno, da je bilo mogoče eno,<br />

tako močno v to področje zasidrano kulturo, v<br />

tako kratkem času enostavno izbrisati.<br />

V sredini pokopališča se nahaja spominsko<br />

obeležje žrtvam fašizma, iz kamna izklesano<br />

deblo naj bi spominjalo na mnoge žrtve, ki so v<br />

Auschwitzu morale pustiti svoja življenja.<br />

Hladno postaja, poslednjič še pogledam na<br />

mnoge nagrobnike, potem se peljem nazaj, toda<br />

ne brez obiska zadnje postaje mojega potovanja<br />

po judovskih sledovih, „Spominskega Parka“ v<br />

Murski Soboti.<br />

Prav mogoče je prezreti majhen park, za<br />

njegovo eksistenco sem že slišala, našla pa sem<br />

ga le po naključju. Neposredno ob glavni cesti,<br />

prihajajoč iz Rakičana, stoji na desni strani<br />

majhen park. Stare nagrobnike razdejanega<br />

judovskega pokopališča so tukaj razvrstili<br />

v polkrog, v spomin, kot že naslov pove, na<br />

nekaj, kar več ne obstaja.<br />

Težko predstavljivo pravzaprav, v Murski<br />

Soboti so bile nekoč tri sinagoge in živa<br />

judovska skupnost – danes, kot tolikokrat,<br />

nobene sledi več. Murska Sobota je bila po 2.<br />

svetovni vojni povečana, mesto je moderno<br />

oblikovano. Tako imenovano „tretjo sinagogo“,<br />

največjo in najlepšo, so porušili šele leta 1956,<br />

zaradi propadanja ali morda bolj zato, ker je<br />

bila po pregonu in uničenju Judov uporabljana<br />

kot hlev in skladišče.<br />

Nadaljnjo sinagogo, „prvo“ in najmanjšo, so<br />

porušili šele sredi 90-ih let 20. stoletja, potem,<br />

ko je bila že tako propadla, da jo je bilo težko<br />

prepoznati kot zgradbo.<br />

Ničesar več, tudi tukaj, Spominski Park je<br />

zadnje pričevanje.<br />

V Prekmurju živi še nekaj Judov, večina<br />

je bila umorjenih. Nekaj malega teh, ki so<br />

preživeli je emigriralo v Izrael ali v Združene<br />

države Amerike. Ti, ki so se vrnili, so pogosto<br />

prestopili v evangeličansko vero.<br />

Razmišljujoč vozim nazaj. Ko bi lahko nekaj<br />

let v zgodovini zbrisali... Imela bi še mnogo<br />

vprašanj.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Elisabeth Arlt<br />

Iskanje davno minule kulture<br />

Mag.ª Elisabeth Arlt ist Kunsthistorikerin und<br />

arbeitet an verschiedenen Projekten im Kulturbereich<br />

in der Steiermark und in Südosteuropa.<br />

– Mag.ª Elisabeth Arlt je umetnostna<br />

zgodovinarka in sodeluje pri raznoraznih<br />

projektih na področju kulture na Štajerskem in v<br />

jugovzhodni Evropi.<br />

89


Bildgalerie – galerija slik IV<br />

Prof. Christian Brünner und der Bürgermeister von Tuzla sprechen anlässlich des Symposions. Wieviel Minderheit(en) verträgt Europa? – Pogovor med<br />

prof. Christianom Brünnerjem in županom Tuzle na simpoziju. Koliko manjšin prenese Evropa?<br />

90


Julius Franz Schütz<br />

(K)ein steirischer Heimatdichter<br />

� Text: Elisabeth Arlt<br />

Eine sehr interessante, jedoch heute weitestgehend unbekannte<br />

Figur in der steirischen Literaturszene der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts stellt zweifelsohne Julius Franz Schütz dar. Schütz,<br />

1889 in Mureck geboren, entdeckte schon früh seine Begabung<br />

zum Schreiben. Einer seiner Lehrer am Grazer Bischöflichen<br />

Gymnasium erkannte das Talent des Knaben und förderte ihn.<br />

Nichtsdestotrotz begann Schütz an der Grazer Universität ein<br />

Jusstudium, das er auch abschloss. Mit einer Erbschaft des Vaters<br />

bedacht, war es Schütz’ Plan, als Dichter unbeschwert leben zu<br />

können. Der Erste Weltkrieg und die damit einhergehende Inflation<br />

machten diesen Traum jedoch zunichte.<br />

Schon während seiner Studienzeit begab sich Schütz auf ausgedehnte<br />

Reisen, vor allem innerhalb Europas, aber auch nach Nordafrika,<br />

die sein Leben und Werk nachhaltig prägen sollten.<br />

Julius Franz Schütz<br />

Julius Franz Schütz bei einer Lesung in<br />

der Steiermärkischen Landesbibliothek –<br />

Julius Franz Schütz na literarnem večeru v<br />

Štajerski deželni knjižnici<br />

Schütz fand eine Anstellung an der Steiermärkischen Landesbibliothek, die er ab dem Jahr 1939<br />

auch leitete.<br />

Nach 1912 gelang es ihm, einen Verlag zu finden, der seine Gedichte, die stark expressionistische<br />

Züge aufweisen, veröffentlichte. Seine Werke wurden von anderen Verlagen jedoch auch abgelehnt,<br />

mit der Begründung, er würde am Leser vorbeischreiben, diesen nicht berühren, ihn allenfalls<br />

erstaunen. Das kränkte ihn zwar, wie aus seiner Korrespondenz ersichtlich ist, ließ ihn jedoch<br />

nicht resignieren.<br />

Auffallend ist die Wandlungsfähigkeit seiner Literatur, der häufige Stilwandel, der als geradezu<br />

charakteristisch für ihn galt. Ebenso der schonungslose Naturalismus, mit dem er Dinge beschrieb<br />

und sich Themen annahm, die den Leser mehr verstörten als unterhielten.<br />

Was ihn nicht nur in seinem Werk, sondern auch als Menschen auszeichnete beschreiben viele seiner<br />

Zeitgenossen wie folgt: Schütz stand mit vielen Künstlern in regem Kontakt, darüber hinaus<br />

gehörten auch Wissenschaftler anderer Disziplinen, wie der Maler Max Robathin, der Botaniker<br />

91


Julius Franz Schütz<br />

Verschiedene Darstellungen Schütz‘ - različne upodobitve Schütza<br />

Herbert Lamprecht, der vor allem in Schweden<br />

wirkte, und der Rektor der Leobener Montanuniversität<br />

Franz Platzer, die alle wie Schütz<br />

ebenfalls in Mureck geboren wurden, zu seinem<br />

umfangreichen Bekanntenkreis.<br />

Interessant aus heutiger Sicht in Leben und<br />

Werk Schütz’ ist seine Heimatliebe, die entgegen<br />

der in dieser Zeit vorherrschenden Gesinnung<br />

weder deutschtümelnd noch von nationalsozialistischem<br />

Gedankengut geprägt<br />

war. In vielen Gedichten, aber auch Romanen<br />

beschreibt er das südsteirische Weinland, die<br />

Gegend seiner Kindheit in und um Mureck.<br />

Gleichzeitig jedoch hatte er großes Interesse<br />

an fremden Kulturen, vor allem an asiatischen,<br />

deren Sprachen er zum Teil beherrschte. Erhalten<br />

ist eine umfangreiche Sammlung an asiatischer<br />

Kunst, die er zum Teil von seinen Reisen<br />

mitbrachte, zum Teil von Freunden geschenkt<br />

bekommen hatte.<br />

Überaus reich war seine Korrespondenz. Die<br />

deutsch-kroatische Dichterin Camilla Lucerna<br />

gehörte ebenso zu seinen Freunden wie<br />

auch der spätere Nobelpreisträger Ivo Andrić.<br />

Schütz bemühte sich, slawische Sprachen zu<br />

lernen und hielt sich des Öfteren in Zagreb<br />

auf, wo er Lesungen abhielt und freundschaftliche<br />

Kontakte pflegte.<br />

Für ihn ging durch die Grenzziehung nicht ein<br />

Land verloren, wie es von vielen seiner Zeitgenossen<br />

empfunden wurde, sondern er betrach-<br />

92<br />

tete es als persönlichen Gewinn, neue Sprachen<br />

zu lernen und sich mit anderen Kulturen<br />

vertraut zu machen.<br />

Nachdem 1949 seine Frau Grete nach langer<br />

schwerer Krankheit verstorben war, litt Schütz<br />

unter zunehmender Einsamkeit. Obwohl er<br />

fest im gesellschaftlichen Leben integriert war<br />

und auch einen großen Freundeskreis besaß,<br />

ist ab diesem Zeitpunkt eine gewisse Todessehnsucht<br />

zu verspüren. Es kränkte ihn sehr,<br />

dass seine Werke zwar gelobt wurden, er aber<br />

von der Öffentlichkeit mehr oder weniger ignoriert<br />

wurde.<br />

Ein Anliegen waren ihm die jungen Dichter,<br />

die er förderte und unterstützte. Dass er, der<br />

sich selbst als Junger über die verbohrten Alten<br />

kritisch geäußert hatte, diesem Grundsatz treu<br />

blieb, zeigt sich, als er Anfang der 50er Jahre das<br />

damals neu gegründete und unter den alteingesessenen<br />

Dichtern höchste Empörung hervorrufende<br />

Forum Stadtpark mit ganzer Kraft<br />

unterstützte. Einer dieser jungen Dichter, Alfred<br />

Kolleritsch, der wie Schütz auch aus der<br />

Gegend um Mureck stammte, wies ihm später<br />

auch in der von ihm initiierten Publikation<br />

„Lichtungen“ einen ehrenden Platz zu.<br />

Julius Franz Schütz, der 1961 kinderlos starb,<br />

hinterließ seinem Heimatort Mureck, dem er<br />

bis zu seinem Tod eng verbunden blieb, sein<br />

Haus am Murecker Hauptplatz, und das sich<br />

darin befindliche Mobiliar und seine überaus


umfangreiche Bibliothek, die heute in der Landesbibliothek<br />

aufbewahrt wird, mit der Auflage,<br />

daraus ein Museum zu schaffen.<br />

Das geschah auch Anfang der 70er Jahre, als<br />

Teile der Schützwohnung zu einem Heimatmuseum,<br />

dem damaligen Standard entsprechend,<br />

zu einem Heimatmuseum umgestaltet<br />

wurden. Bis vor kurzem in schlechtem, unzeitgemäßem<br />

Zustand, wurde heuer eine Sichtung<br />

der Objekte samt Zustandsbestimmung<br />

Julius Franz Schütz<br />

Julius Franz Schütz‘ Haus am Hauptplatz von Mureck, in dem heute das Stadtmuseum untergebracht ist. – hiša Juliusa Franza Schütza na Glavnem<br />

trgu v Cmureku, v kateri je danes Mestni muzej.<br />

veranlasst und Maßnahmen zur Restaurierung<br />

diverser Möbel, Kleingegenstände und Schriftstücke<br />

in die Wege geleitet, die durch unsachgemäße<br />

Lagerung bereits Schaden erlitten hatten.<br />

Wenn alles gut geht, soll in nächster Zeit<br />

ein neues, modern adaptiertes Museum eröffnet<br />

werden, das diesem berühmten Sohn Murecks<br />

ein gebührendes Andenken zukommen<br />

lassen und ihn vor dem Vergessen bewahren<br />

soll.<br />

93<br />

￱ Foto: JUZ Mureck


Julius Franz Schütz<br />

Julius Franz Schütz<br />

Štajerski domači pesnik, ali tudi ne<br />

Zelo zanimivo, vendar danes širši publiki<br />

nepoznano figuro štajerske literarne scene<br />

prve polovice 20. stoletja, predstavlja prav<br />

gotovo Julius Franz Schütz. Schütz, rojen 1889<br />

v Cmureku, je že zgodaj odkril nadarjenost za<br />

pisanje. Eden od učiteljev na graški škofovski<br />

gimnaziji je prepoznal dečkov talent in ga<br />

podpiral.<br />

Kljub temu je začel Schütz na Graški univerzi<br />

študirati pravo, katerega je tudi zaključil.<br />

Računajoč na očetovo dediščino, je bil Schützov<br />

načrt neobremenjeno živeti kot pesnik. Prva<br />

svetovna vojna in z njo povezana inflacija sta<br />

te sanje naredili nične.<br />

Že v času študija se je podal na dolga potovanja<br />

predvsem po Evropi, pa tudi v severno Afriko,<br />

ki naj bi njegovo življenje in delo trajno<br />

zaznamovala.<br />

Schütz je našel službo v Štajerski deželni<br />

knjižnici, katero je od leta 1939 tudi vodil.<br />

Po 1912 mu je uspelo najti založbo, ki je<br />

njegove pesmi z močnimi ekspresionističnimi<br />

potezami objavila. Njegova dela so bila s strani<br />

drugih založb zavrnjena tudi z obrazložitvijo,<br />

da piše mimo bralcev, da se teh ne dotakne,<br />

kvečjemu osupne. To ga je sicer prizadelo, kar<br />

je vidno tudi iz njegove korespondence, vendar<br />

zato ni obupal.<br />

Pozornost vzbuja njegova literatura zaradi<br />

zmožnosti spremembe, pogoste menjave stila,<br />

ki je zanj naravnost karakteristična. Prav<br />

tako neprizanesljiv naturalizem, s katerimi je<br />

opisoval stvari in izbrane teme, ki spravljajo<br />

bralca bolj iz ravnotežja kot zabavajo.<br />

Kar ga odlikuje ne samo v njegovem delu,<br />

temveč tudi kot človeka, opisuje veliko<br />

94<br />

njegovih sodobnikov: Schütz je bil z mnogimi<br />

umetniki v živahnih stikih, k tem so spadali<br />

tudi znanstveniki drugih disciplin, kot slikar<br />

Max Robathin, botanik Herbert Lamprecht,<br />

ki je deloval predvsem na Švedskem, kot tudi<br />

rektor leobenske Montanuniversität – rudarske<br />

univerze Franz Platzer, ki so vsi, kot Schütz,<br />

bili rojeni v Cmureku; ti so bili del njegovega<br />

obsežnega kroga znancev.<br />

Zanimivo z današnjega vidika Schützovega<br />

življenja in dela je njegovo domoljubje, ki je<br />

bilo v nasprotju z v tistem času prevladujočim<br />

prepričanjem. Oblikovano ni bilo niti<br />

nemškutarsko niti nacistično. V mnogih<br />

pesmih pa tudi romanih opisuje južni štajerski<br />

vinorodni okoliš, okolico svojega otroštva v<br />

in okoli Cmureka. Istočasno pa so ga zelo<br />

zanimale druge kulture, predvsem azijske,<br />

katerih jezike je deloma obvladal. Ohranjena<br />

je obsežna zbirka azijske umetnosti, ki jo je<br />

deloma prinesel s svojih potovanj, deloma kot<br />

darilo dobil od svojih prijateljev.<br />

V enem od njegovih pisem je razbrati žalost<br />

mladega moža, potem ko je bila njegova<br />

ljubljena Untersteiermark – Spodnja Štajerska z<br />

novo nastalo mejo ločena. Vendar je bil dovolj<br />

daljnoviden, da ga ni zapopadlo takrat široko<br />

razširjeno topo sovraštvo do vsega slovenskega.<br />

V tem smislu ni bilo slišati kakršne koli njegove<br />

izjave niti ni mogoče najti takšnega mišljenja v<br />

njegovem delu.<br />

Nadvse bogata je bila njegova korespondenca.<br />

Nemško-hrvaška pesnica Camilla Lucerna<br />

je prav tako štela k njegovim prijateljem kot<br />

tudi kasnejši Nobelov nagrajenec Ivo Andrić.<br />

Prizadeval si je naučiti se slovanskih jezikov<br />

in je večkrat obiskal Zagreb, kjer je imel<br />

predavanja in je gojil prijateljske stike.<br />

Zaradi nastanka meje zanj ni bila izgubljena<br />

dežela, kot so to čutili mnogi njegovi sodobniki,


temveč je to obravnaval kot osebno pridobitev,<br />

učiti se novih jezikov in se seznaniti z drugimi<br />

kulturami.<br />

Potem ko je 1949 po dolgi in težki bolezni<br />

umrla njegova žena Grete, je Schütz trpel vse<br />

večjo osamljenost. Čeprav je bil trdno vključen<br />

v družbeno življenje in je imel velik krog<br />

prijateljev, je od tega trenutka mogoče občutiti<br />

hrepenenje po smrti. Zelo ga je žalilo, da je<br />

njegovo delo sicer hvaljeno, njega samega pa je<br />

javnost bolj ali manj ignorirala.<br />

Ena od potreb mu je bila podpirati mlade<br />

pesnike. Ker se je sam, kot mlajši, kritično<br />

izrazil o zadrtosti starih in ostal zvest temu<br />

načelu, je v začetku 50-ih let z vso močjo<br />

podpiral takrat novo ustanovljeni Forum<br />

Stadtpark, ki je izzval skrajno ogorčenje pri<br />

starejših pesnikih. Eden teh mladih pesnikov,<br />

Alfred Kolleritsch, ki je tako kot Schütz prihajal<br />

iz okolice Cmureka, mu je kasneje v z njegove<br />

strani iniciirani publikaciji Lichtungen – Jase<br />

dodelil častitljivo mesto.<br />

Julius Franz Schütz, ki je 1961 umrl, brez<br />

otrok, je zapustil svojemu domačemu kraju<br />

Cmureku, s katerim je ostal tesno povezan<br />

vse do svoje smrti, svojo hišo na cmureškem<br />

Glavnem trgu, v hiši nahajajoče se pohištvo<br />

in nadvse obsežno knjižnico, ki je danes<br />

shranjena v deželni knjižnici, z zahtevo, naj iz<br />

tega ustvarijo muzej.<br />

To se je tudi zgodilo v začetku 70-ih let<br />

prejšnjega stoletja, ko so del Schützovega<br />

stanovanja v skladu s takratnim standardom<br />

preoblikovali v domovinski muzej.<br />

Za do pred kratkim v slabem, nesodobnem<br />

stanju nahajajoči se domovinski muzej je<br />

bila letos dana pobuda poskrbeti za ogled in<br />

določitev stanja objektov in izpeljavo ukrepov<br />

za restavracijo različnega pohištva, majhnih<br />

predmetov in listin, katere so se zaradi<br />

Julius Franz Schütz<br />

nestrokovnega skladiščenja poškodovale. Če<br />

bo šlo vse po sreči, naj bi v kratkem odprli nov,<br />

moderno adaptiran muzej, ki naj bi bil primeren<br />

spominu na tega slavnega sina Cmureka, in ga<br />

tako obvarovati pred pozabo.<br />

95


Die Rotunde von Selo<br />

Südansicht der Rotunde von Selo – južni pogled na rotundo iz Sela<br />

96<br />

￱ Foto: Elisabeth Arlt


Die Rotunde von Selo<br />

Eine kunsthistorische Besonderheit<br />

� Text: Elisabeth Arlt<br />

Die Rotunde von Selo<br />

Ein besonders interessantes Beispiel romanischer Baukunst in Slowenien befindet sich nahe der<br />

Ortschaft Selo im Goričko, wie diese Landschaft im äußersten Nordosten Sloweniens, unweit der<br />

ungarischen Grenze genannt wird.<br />

Mitten in einer Wiese steht die kleine romanische Rundkirche, die, so versteckt in der üppigen<br />

frühsommerlichen Vegetation, kaum auszumachen ist.<br />

Und doch handelt es sich hier um den seltenen Kirchentyp der Rotunde, der in dieser Form im<br />

Prekmurje einzigartig ist. Im benachbarten Ungarn findet man Vertreter dieses Typs häufiger.<br />

In Österreich ist dieser Kirchentyp ebenfalls selten, in den alpinen Regionen so gut wie gar nicht<br />

vertreten, teilweise baute man – wie beispielsweise im niederösterreichischen Petronell – Karner in<br />

Rotundenform, Kirchen jedoch nie.<br />

Die Rotunde von Selo ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Nikolaus ist der Patron der Kinder, Schüler,<br />

Richter, Reisenden, Pilger, Seefahrer, Fischer und anderer.<br />

Von außen ist der Bau sehr schlicht, man stellt sich die Kirche, wenn man sie von Bildern her<br />

kennt, größer vor. Ein Sockel aus Natursteinen begradigt das unebene Gelände, darüber erhebt<br />

sich ein Ziegelbau, der durch Lisenen gegliedert ist. Den Abschluss der Wand bildet ein Zackenfries,<br />

über das direkt das mit Schindeln gedeckte Dach samt kleinem aufgesetztem Glockenturm<br />

anschließt.<br />

An der Südseite befinden sich drei schmale Fenster, die einzige Lichtquelle, sieht man von der Türe<br />

und einer weiteren sehr schmalen Fensteröffnung in der Apsis ab.<br />

Betritt man die Rotunde ist man zuerst von den beeindruckenden Wandmalereien fasziniert, die<br />

beinahe den gesamten Innenraum bedecken.<br />

Stilistisch scheinen die Malereien, die al secco, also auf trockenen Grund gemalt wurden, älter zu<br />

sein, als sie es tatsächlich sind. Man hat auch als Kunsthistoriker durchaus Probleme mit der Datierung.<br />

Die stark akzentuierten Umrisse, die dann farbig ausgemalt wurden, geben den Malereien<br />

einen etwas blockhaften starren Charakter, auch die perspektivische Darstellung, fehlt gänzlich.<br />

Tatsächlich sind die Malereien erst Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden, wie in dem vor Ort<br />

erhältlichen Führer nachzulesen ist, stilistische Ähnlichkeiten sind mit den Fresken der Johannes-<br />

97


Die Rotunde von Selo<br />

kapelle von Pürgg in der Obersteiermark zu erkennen,<br />

deren Entstehungszeit jedoch bereits<br />

in das 12. Jahrhundert datiert werden kann.<br />

So verwundert der für das späte Entstehungsdatum<br />

künstlerisch sehr anachronistisch anmutende<br />

Stil. Ist es die Abgeschiedenheit der<br />

Landschaft, die sich den damals zeitgemäßen<br />

Trends in der Malerei verschlossen zeigte; man<br />

weiß es nicht. In der Kuppel, gleichsam im<br />

Zentrum des Raumes, befindet sich eine ausdrucksvolle<br />

Darstellung des gekreuzigten und<br />

des auferstandenen Christus in einer Mandorla,<br />

umgeben von den Darstellungen der vier<br />

Evangelisten samt den ihnen zugeschriebenen<br />

Attributen.<br />

Darunter ist die Passion Christi in sehr figurenreichen,<br />

detailverliebten Darstellungen abgebildet.<br />

Dem Betrachter wird, indem er sich<br />

um die eigene Achse dreht, die gesamte Leidensgeschichte<br />

Christi erzählt.<br />

Diese mittelalterlichen Bildergeschichten, deren<br />

Künstler bis auf einige wenige Ausnahmen<br />

immer unbekannt sind, dienten dazu, die des<br />

Schreibens Unkundigen über die Geschehnisse<br />

in der Bibel zu unterweisen.<br />

Die Wandmalerei wurde im Laufe der Zeit bis<br />

hin zum Ende des Mittelalters immer realistischer,<br />

das Starre, Blockhafte in der Darstellung<br />

wurde überwunden und biblische Szenen, wie<br />

auch die Leiden Christi, immer drastischer und<br />

bewegter dargestellt. Ist Christus in der Romanik<br />

noch der still Leidende, der über den Tod<br />

triumphiert und auch als Gekreuzigter noch<br />

eine stolze und herrschaftliche Haltung einnimmt,<br />

so ändert sich das in den folgenden<br />

Jahrhunderten. Das geht so weit, dass Christus<br />

in der gotischen Malerei als menschlich,<br />

als Leidender, von Wunden übersät, dargestellt<br />

wird. Dieser Messias muss erst sein Menschsein<br />

hinter sich lassen, und das wird oft dras-<br />

98<br />

tisch ausgedrückt. Im Hoch und Spätmittelalter<br />

übernahmen dann die Glasfenster diese<br />

Rolle, die, da die Wände der Gotteshäuser immer<br />

aufgelöster wurden, stetig an Bedeutung<br />

gewannen.<br />

In dieser romanischen Kirche wird das Hauptaugenwerk<br />

hingegen noch völlig auf die Wandmalereien<br />

gelegt.<br />

Erwiesen ist, dass die Kirche, die Mitte des<br />

13. Jahrhunderts erbaut wurde, anfangs keine<br />

Wandmalereien besessen hatte, die heute vorhandenen<br />

wurden, wie schon erwähnt, erst<br />

Mitte des 14. Jahrhunderts geschaffen.<br />

Leider kam es in den Jahren 1845/46 zu Umbauarbeiten,<br />

die sehr unbedacht durchgeführt<br />

worden waren und unter anderem den Abbruch<br />

der Apsis zur Folge hatten. Ihr wieder<br />

erlangtes Aussehen verdankt die Kirche, die<br />

heute den Status einer Kapelle hat, zwei großen<br />

Renovierungen 1956 bzw. in den Jahren<br />

1978/79. Diese Renovierungen beinhalteten<br />

unter anderem auch die Wiedererrichtung der<br />

verlorenen Apsis und die sachgemäße Renovierung<br />

der Wandmalereien.<br />

Dass das mit Sorgfalt geschah, ist heute gut<br />

ersichtlich. Bei den Malereien blieb die Farbigkeit<br />

weitestgehend erhalten, ohne jedoch, wie<br />

bei so mancher unsachgemäßer Restaurierung,<br />

übermalt zu wirken. Natürlich haben die al secco<br />

aufgetragenen Farbschichten nie eine solche<br />

Haltbarkeit und Leuchtkraft wie die auf noch<br />

feuchtem Putz aufgetragene Freskomalerei,<br />

trotzdem kann man sich noch ein gutes Bild<br />

über die ursprüngliche Farblichkeit machen.<br />

Wer also mit dem Gedanken spielt, einen Ausflug<br />

ins Goričko zu unternehmen, der sollte es nicht<br />

versäumen, Selo zu besuchen, die Landschaft zu<br />

genießen und dieses schöne Beispiel romanischer<br />

Baukunst auf sich wirken zu lassen.


Rotunda v Selu<br />

Kulturno-zgodovinska posebnost<br />

Posebno zanimiv primer romanskega<br />

stavbarstva v Sloveniji se nahaja v kraju Selo<br />

na Goričkem, kakor se imenuje ta pokrajina na<br />

skrajnem severovzhodu Slovenije nedaleč od<br />

madžarske meje.<br />

Sredi travnika stoji majhna romanska okrogla<br />

cerkev, ki jo je le težko zapaziti, skrito v<br />

bohotni zgodnjepoletni vegetaciji.<br />

In vendar gre tukaj za redek tip cerkve v<br />

obliki rotunde, ki je v Prekmurju edinstven.<br />

V sosednji Madžarski je mogoče predstavnike<br />

takšnega tip najti pogosteje.<br />

V Avstriji je takšen tip cerkve prav tako redek, v<br />

alpskih regijah tako rekoč nezastopan, deloma<br />

se je gradilo – kot na primer v Spodnji Avstriji<br />

– v tej obliki kostnice, vendar ne cerkev.<br />

Rotunda v Selu je posvečena svetemu<br />

Miklavžu. Miklavž je zaščitnik otrok, šolarjev,<br />

sodnikov, popotnikov, romarjev, pomorcev,<br />

ribičev in drugih.<br />

Od zunaj je zgradba zelo preprosta – človek<br />

si predstavlja cerkev, če jo pozna iz slik,<br />

večjo. Podstavek iz naravnega kamna<br />

uravnava neraven teren, nad tem se dviguje<br />

opečnata zgradba, ki je razčlenjena z linicami.<br />

Zaključek stene tvori nazobčana obrobna<br />

letev, neposredno nad njo je s skodlami pokrita<br />

streha z majhnim zvonikom.<br />

Na južni strani se nahajajo tri ozka okna, edini<br />

viri svetlobe, če odmislimo vrata in zelo ozke<br />

okenske odprtine apside.<br />

Ob vstopu v rotundo človeka najprej<br />

prevzamejo stenske slikarije, ki pokrivajo<br />

skoraj celotno notranjščino.<br />

Stilistično so slikarije, al secco, torej naslikane<br />

na suho površino, videti starejše, kot v<br />

Rotunda v Selu<br />

resnici so. Človek ima, tudi kot umetnostni<br />

zgodovinar, težavo z datiranjem. Močno<br />

poudarjeni obrisi, ki so bili nato barvno<br />

izpolnjeni, dajejo slikarijam nekoliko tog<br />

karakter, manjka tudi prikaz iz perspektive.<br />

Dejansko so slikarije nastale šele v sredini 14.<br />

stoletja, kot je mogoče prebrati iz tamkajšnje<br />

brošure s podatki, stilistične podobnosti je<br />

mogoče najti s freskami iz Johanneskapelle<br />

– Janezove kapele v Pürggu v Zgornji Avstriji,<br />

katerih čas nastanka pa je mogoče datirati že<br />

v 12. stoletje. Tako čudi – za tako pozen čas<br />

nastanka – umetniško zelo anahronističen<br />

stil.<br />

Ali je to posledica odmaknjenosti pokrajine,<br />

ki je bila nedostopna takratnim sodobnim<br />

trendom v slikarstvu, ne ve se.<br />

V kupoli, tako rekoč v centru prostora, se<br />

nahaja izrazita upodobitev križanega in od<br />

mrtvih vstalega Kristusa v mandoli, obdanega<br />

z upodobitvami štirih evangelistov skupaj z<br />

njihovimi atributi.<br />

Na stenah je podrobno upodobljen Kristusov<br />

pasion z mnogimi figurami. Opazovalcu je,<br />

če se zavrti okoli svoje osti, prikazano celotno<br />

Kristusovo trpljenje.<br />

Te srednjeveške slike zgodb, katerih slikarji z<br />

nekaj malega izjemami večinoma niso znani,<br />

so služile kot napotki nepismenim o napisanem<br />

v bibliji.<br />

Stensko slikarstvo je sčasoma tja do konca<br />

srednjega veka postajalo vedno bolj realistično;<br />

okorno, togo v upodobitvah, je bilo preseženo.<br />

Biblijske scene in Kristusovo trpljenje so bile<br />

upodobljene zmeraj bolj drastično in ganljivo.<br />

Če je Kristus v romaniki še tiho trpeči, ki slavi<br />

zmago nad smrtjo in tudi kot križani zavzema<br />

ponosno in gosposko držo, se to spremeni v<br />

naslednjih stoletjih. To gre tako daleč, da je<br />

Kristus v gotskem slikarstvu upodobljen kot<br />

99


Rotunda v Selu<br />

človeški, kot trpeči, posejan z ranami. Ta mesija<br />

mora najprej pustiti za seboj svoje človečanstvo<br />

in to je pogosto drastično prikazano.<br />

V visokem in poznem srednjem veku<br />

prevzamejo to vlogo steklena okna, saj so<br />

stene božjih hiš postale s tem bolj razgibane in<br />

so okna tako zmeraj bolj pridobila pomen.<br />

V tej romanski cerkvi pa je nasprotno, glavna<br />

pozornost je še docela usmerjena na stenske<br />

slikarije.<br />

Dokazano je, da je cerkev, ki je bila zgrajena<br />

sredi 13. stoletja, bila v začetku brez današnjih<br />

stenskih poslikav. Kot je že bilo omenjeno,<br />

ustvarjene so bile šele v sredini 14. stoletja.<br />

Žal je v letih 1845/46 je prišlo do adaptacijskih<br />

del, ki so bila nepremišljeno izvedena in so med<br />

drugim imela za posledico rušenje apside. Za<br />

svojo ponovno prvotno podobo dolguje cerkev,<br />

Die Rotunde von Selo: Fresken im Inneren – rotunda iz Sela: notranje freske<br />

100<br />

ki ima danes status kapelice, zahvalo dvema<br />

velikima prenovama v letih 1956 oz. 1978/79.<br />

Ta renoviranja so med drugim vsebovala<br />

ponovno postavitev izgubljene apside in<br />

strokovno adaptacijo stenskih slikarij.<br />

Da se je to zgodilo skrbno, je vidno še danes.<br />

Pri slikarijah je barvitost pretežno ohranjena,<br />

ne da bi, kot pri mnogih nestrokovnih<br />

prenovah, delovala prebarvano. Seveda nimajo<br />

al secco nanešene barvne plasti nikoli takšne<br />

trajnosti in luminoznosti kot na vlažen omet<br />

naneseno freskno slikarstvo, kljub temu pa<br />

si lahko človek ustvari dobro sliko o prvotni<br />

barvitosti.<br />

Kdor se torej igra z mislimi, narediti izlet na<br />

Goričko, ta naj ne pozabi obiskati Sela, uživati<br />

v pokrajini in se prepustiti vplivu tega lepega<br />

primera romanskega stavbarstva.


Niemals vergessen!<br />

Jüdische Kultur in Slowenien<br />

� Text: Elisabeth Arlt<br />

Niemals vergessen!<br />

Erika Fürst, eine der wenigen im Übermurgebiet verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens lebt<br />

heute in Murska Sobota. Auf Vermittlung von Franc Kuzmic vom Pokrajinski muzej in Murska Sobota<br />

bekam ich die Möglichkeit, ein Interview mit ihr zu führen.<br />

Ihre Kindheit in Murska Sobota sei sehr schön gewesen, beginnt Frau Fürst zu erzählen, ihre Eltern<br />

hätten ein Transportunternehmen gehabt, noch vorwiegend mit Pferden, ja, Pferde liebe sie<br />

immer noch sehr. Sie hätte eine unbeschwerte Kindheit gehabt, zusammen mit ihrer Schwester.<br />

Die Familie war angesehen und wohlhabend.<br />

Die jüdische Kultur sei vielfältig gewesen in Murska Sobota in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg.<br />

Nachdem das Komitat Vas in den Friedensverträgen von Saint Germain im Jahr 1919 von<br />

Ungarn an den neu gegründeten SHS Staat abgetreten werden musste, änderte sich für die Einwohner<br />

einiges. Viele Bewohner des Prekmurje, darunter auch Juden, wollten Ungarn bleiben und<br />

zogen aus diesem Grund auf das verbliebene ungarische Staatsgebiet; der Großteil blieb jedoch.<br />

Drei Synagogen gab es in Murska Sobota, einen Rabbiner, koschere Fleischereien, Schulen, ein Kulturzentrum,<br />

kurz, das jüdische Leben war ein wichtiger Bestandteil dieser Gegend. Eine weitere<br />

Stadt mit vielen jüdischen Einwohnern stellte Lendava, die östlichste Stadt Sloweniens dar. Auch<br />

dort gab es eine Synagoge, eine Schule, einen jüdischen Sportverein, reiches kulturelles Leben.<br />

Bereits in den 20er Jahren überschattete jedoch die beginnende Wirtschaftskrise – wie beinahe<br />

überall – auch das Leben der Bewohner des Übermurgebietes.<br />

Frau Fürst ging in Murska Sobota in die Schule, sie erzählt, es sei eine schöne, sorgenfreie Zeit für<br />

sie gewesen. Ihre Schulfreunde seien zumeist Katholiken und Protestanten gewesen, sie habe sich<br />

nie anders gefühlt, die Kinder seien gute Freunde gewesen.<br />

Auch als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland die Macht übernahmen, gab es in<br />

dieser Gegend noch keinen Grund zur Beunruhigung. Zu weit weg schienen diese Geschehnisse<br />

zu sein, zu sicher fühlten sich die Bewohner des Prekmurje.<br />

Es sollte bis zum April 1941 dauern, als deutsche Truppen in das Gebiet einmarschierten, das daraufhin<br />

wieder Ungarn zugesprochen wurde.<br />

Ab diesem Zeitpunkt begannen die Repressalien vor allem gegen Juden und Roma. Jüdische Ge-<br />

101


Niemals vergessen!<br />

Elisabeth Arlt im Gespräch mit Frau Fürst – Elisabeth Artl v pogovoru z gospo Fürst<br />

schäfte wurden beschmiert und verwüstet,<br />

viele jüdische Menschen verloren ihre Arbeit,<br />

die ersten begannen über Emigration nachzudenken.<br />

Bald steigerten sich die Auswüchse<br />

von Hass und Gewalt, und es fanden erste<br />

Verhaftungen statt.<br />

Auch Erika Fürst und ihre Familie wurden verhaftet<br />

und ins Konzentrationslager Auschwitz<br />

deportiert.<br />

Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, sie<br />

kehrte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester<br />

nach ihrer Befreiung nach Murska Sobota zurück.<br />

Warum sie zurückgekehrt seien, möchte ich<br />

wissen, warum sie nicht wie die meisten Überlebenden<br />

ausgewandert sei, nach Israel oder in<br />

die Vereinigten Staaten.<br />

Sie wisse es nicht genau, antwortet Frau Fürst.<br />

Aber Murska Sobota sei ihre Heimat gewesen,<br />

der Ort, an dem sie ihr Leben verbracht hatte,<br />

bis zu jenem Tag im Sommer 1941.<br />

Hart sei es schon gewesen, nach dem Krieg,<br />

ohne Wohnung, ohne Nahrung, ohne Vater,<br />

nichts so wie früher, keine Verwandten, keine<br />

Freunde, die Überwindung, mit Mitmenschen<br />

zu kommunizieren, die noch vor kurzem einer<br />

Ideologie verfallen waren, die ihr und ihrer Fa-<br />

102<br />

milie den Vater und sie selbst fast das Leben<br />

gekostet hätte. Aber sie habe es geschafft und<br />

bereue es nicht, hier geblieben zu sein.<br />

Ich bemerke, heute ist der 27. Jänner 2005.<br />

Heute, vor genau 60 Jahren wurde das Konzentrationslager<br />

Auschwitz-Birkenau befreit,<br />

im letzten Moment und doch um Jahre zu<br />

spät. Hat Frau Fürst den Termin für das Interview<br />

absichtlich gewählt? Erinnert sie sich daran,<br />

wie es war, zurück ins Leben zu gehen?<br />

Es begannen Jahre des Wiederaufbaues, der<br />

Neuorientierung in einem jungen Staat, der<br />

nichts anderes wollte, als wirtschaftlich erfolgreich<br />

zu sein<br />

Für Minderheiten gab es keinen Platz. Man<br />

war froh, die Deutschen los zu sein, auch die<br />

Sowjets, es sollte nur Jugoslawen geben in einem<br />

neuen Staat, der Jugoslawien hieß.<br />

In den 40er Jahren gab es von Seiten der jugoslawischen<br />

Regierung Repressalien in Form<br />

einer Art „Judengesetzgebung“, die jüdischen<br />

Mitbürgern den Hochschulzugang verweigerte<br />

oder willkürlich den Handel mit gewissen<br />

Produkten, vornehmlich Lebensmitteln, verbot.<br />

Von der Öffentlichkeit wurde dieses Vorgehen<br />

scharf kritisiert, es gab Protestmärsche<br />

und Kundgebungen.<br />

￱ Fotos(2): Pavel-Haus


Unter Tito war die Lage mehr oder weniger ruhig,<br />

die jüdische Bevölkerung Jugoslawiens hatte<br />

zwar keine Unterdrückung zu befürchten,<br />

wurde jedoch als Minderheit auch nicht wahrgenommen<br />

und hatte keine Sonderrechte.<br />

Nach Titos Tod kam es in den 90er Jahren in<br />

Kroatien immer wieder zu antisemitischen<br />

Äußerungen seitens des Präsidenten Franjo<br />

Tudjman, die lange Zeit seine Wahlkampfparolen<br />

untermalten. In Slowenien gab es, zumindest<br />

von offizieller Seite, keine derartigen<br />

Aussagen.<br />

Frau Fürst arbeitete lange in Murska Sobota,<br />

jetzt ist sie in Pension und genießt es, wie sie<br />

versichert.<br />

Leid tue ihr, dass sie nicht zum Gottesdienst<br />

gehen könne, es gäbe keine Synagoge mehr,<br />

die nächste Möglichkeit, eine Synagoge zu<br />

besuchen, wäre nach Ljubljana oder Graz zu<br />

fahren. Aber sie fahre in der Dunkelheit nicht<br />

mehr so gerne mit dem Auto, ja, das mache sie<br />

schon etwas traurig, aber so sei es eben.<br />

In Maribor, das auch eine große jüdische Gemeinde<br />

besessen hatte, leben heute nur noch<br />

einige wenige Juden. Die im Kern gotische Synagoge,<br />

die nur aus dem Grund, dass man sie<br />

bereits im Mittelalter zu einer katholischen<br />

Kirche umgewandelt hatte, erhalten geblieben<br />

ist, dient heute als Ausstellungsraum für verschiedene<br />

wechselnde Ausstellungen. Letzten<br />

Winter wurde dort eine Schautafelausstellung<br />

zum Thema Shoa mit dem Titel „Holokavst<br />

1933-1945 – Pogum da se spominjamo / Holocaust<br />

1933-1945 – der Mut, sich zu erinnern“<br />

gezeigt.<br />

Sie ist, wie auch die ebenfalls erhaltene Synagoge<br />

in Lendava hübsch renoviert, ja, man hat<br />

seine Pflicht getan, aber als geschichtskundiger<br />

Besucher beschleicht einen ein klammes<br />

Gefühl, wenn man die weißen Wände be-<br />

Niemals vergessen!<br />

trachtet. Beide Gebäude wirken kalt und leer,<br />

zweckentfremdet, da können auch ein neuer<br />

Dachstuhl und moderne Fenster nichts daran<br />

ändern, auch ein Gebäude lebt von seiner<br />

Funktion.<br />

Juden in Slowenien: ein schwieriges Thema,<br />

das nicht aufgearbeitet ist.<br />

Es gebe eine jüdische Gemeinschaft in Ljubljana,<br />

erzählt mir Frau Fürst, sie treffe sich regelmäßig<br />

in einem Privathaus irgendwo in der<br />

Stadt, wo, wisse sie selbst nicht genau. Der<br />

Rabbiner sei Italiener, er komme einmal die<br />

Woche aus Triest, sei der slowenischen Sprache<br />

nicht sehr mächtig. Es kämen aber viele<br />

Menschen, vorwiegend Junge. Viele davon<br />

seien keine Juden, würden aus Sympathie und<br />

Interesse an der jüdischen Kultur die Gottesdienste<br />

und Kulturveranstaltungen besuchen.<br />

Sie selbst sei jedoch noch nie dort gewesen.<br />

Man müsse sich damit abfinden, dass Slowenien<br />

eben ein Staat ohne Juden sei, nicht mehr<br />

und nicht weniger.<br />

Erika Fürst ist es wichtig, ihre Geschichte<br />

möglichst vielen jungen Leuten zu erzählen.<br />

Deshalb sei sie oft in Schulen eingeladen, das<br />

mache ihr Freude, obwohl ihre Geschichte so<br />

traurig ist, sei es für sie immer ein gutes Gefühl,<br />

Jugendlichen die Augen zu öffnen und Sorge zu<br />

tragen, dass sich diese dunklen Kapitel der Geschichte<br />

nie mehr wiederholen mögen.<br />

103


Nikoli pozabiti<br />

Nikoli pozabiti<br />

Judovska kultura v Sloveniji<br />

Erika Fürst, ena od majhnega števila ljudi<br />

judovske vere iz Prekmurja, živi danes v Murski<br />

Soboti. S posredovanjem Franca Kuzmiča iz<br />

Pokrajinskega muzeja iz Murske Sobote sem<br />

dobila priložnost z njo narediti intervju.<br />

Njena mladost v Murski Soboti je bila zelo<br />

lepa, začne pripovedovati gospa Fürst, njeni<br />

starši so imeli transportno podjetje, pretežno<br />

še s konji – da, konje ima še zmeraj zelo rada.<br />

Imela je brezskrbno mladost, skupaj s svojo<br />

sestro. Družina je bila ugledna in premožna.<br />

Judovska kultura je bila v Murski Soboti<br />

raznolika v letih vse do prve svetovne vojne.<br />

Potem, ko je madžarska županija Vas po<br />

mirovnih pogodbah iz Saint Germaina leta<br />

1919 pripadla novonastali državi SHS, se je<br />

za prebivalce veliko spremenilo. Veliko, tudi<br />

judovskih, prebivalcev Prekmurja je želelo<br />

ostati na Madžarskem in so se iz tega razloga<br />

preselili nazaj na Madžarsko, velika večina pa<br />

je ostala.<br />

V Murski Soboti so obstajale tri sinagoge, rabin,<br />

košer mesnice, šole, kulturni center – na kratko,<br />

judovsko življenje je bilo pomemben sestavni<br />

del tega področja. Drugo mesto z mnogo<br />

judovskimi prebivalci je predstavljala Lendava,<br />

najbolj vzhodno mesto Slovenije. Tudi tam je<br />

bila sinagoga, šola, judovsko športno društvo,<br />

bogato kulturno življenje.<br />

Toda že v 20-ih letih prejšnjega stoletja je<br />

začetna gospodarska kriza – kot skoraj povsod<br />

– zasenčila življenje prebivalcev Prekmurja.<br />

Gospa Fürst je v Muski Soboti hodila v šolo.<br />

Pripoveduje, da je bil to lep, brezskrben čas<br />

zanjo. Njeni sošolci so bili večinoma katoliki<br />

in protestanti, nikoli se ni počutila drugačna,<br />

104<br />

otroci so bili dobri prijatelji. Tudi ko so nacisti<br />

od leta 1933 v Nemčiji pridobivali moč, na<br />

tem področju še ni bilo nobenega razloga za<br />

vznemirjenje. Predaleč so se zdeli ti dogodki,<br />

preveč sigurne so se počutili prebivalci<br />

Prekmurja. Vse do aprila 1941, ko so nemške<br />

čete vkorakale v z madžarske strani ponovno<br />

osvojeno področje in ga okupirale.<br />

Od tega trenutka so se začele represalije<br />

predvsem proti Judom in Romom. Judovske<br />

trgovine so zamazali in opustošili, veliko Judov<br />

je izgubilo službo, prvič so začeli razmišljati o<br />

emigraciji. Kmalu so se stopnjevale zlorabe,<br />

sovraštvo in nasilje, prišlo je do prvih aretacij.<br />

Tudi Erika Fürst in njena družina so bili<br />

aretirani in deportirani v koncentracijsko<br />

taborišče Auschwitz.<br />

Njen oče je bi v Auschwitzu umorjen, ona pa se<br />

je z mamo in sestro vrnila v Mursko Soboto.<br />

Zakaj so se vrnile, sem hotela vedeti, zakaj se<br />

niso kot večina preživelih izselile v Izrael ali<br />

Združene države.<br />

Ne ve prav točno, odgovori gospa Fürst. Toda<br />

Murska Sobota je bila njena domovina, kraj, na<br />

katerem je preživela svoje življenje, do tistega<br />

dne poleti 1941.<br />

Težko je že bilo, po vojni, brez stanovanja,<br />

hrane, brez očeta, ne tako kot nekoč, nobenih<br />

sorodnikov, prijateljev; samopremagovanje,<br />

komuniciranje s soljudmi, ki so še pred kratkim<br />

podlegli ideologiji, ki je njo in njeno družino<br />

skoraj stala življenja in pobrala očeta. Ampak<br />

uspela je in ne obžaluje, da je ostala.<br />

Pripomnim, danes je 27. januar 2005.<br />

Danes, točno pred 60 leti, je bilo osvobojeno<br />

koncentracijsko taborišče Auschwitz-Birkenau;<br />

v zadnjem trenutku, pa vendar leta prepozno.<br />

Ali je gospa Fürst namenoma izbrala ta<br />

datum za intervju? Se spominja, kako je bilo,<br />

vrniti se v življenje? Začela so se leta obnove,


eorientacija mlade države, ki ni želela nič<br />

drugega kot gospodarsko uspeti.<br />

Za manjšine ni bilo prostora. Človek je bil vesel,<br />

da se je rešil Nemcev, tudi Sovjetov, bili naj bi<br />

le Jugoslovani v novi državi, ki se je imenovala<br />

Jugoslavija.<br />

V 40-ih letih prejšnjega stoletja je s strani<br />

jugoslovanske vlade prišlo do represalij v<br />

obliki neke vrste „judovske zakonodaje“, ki je<br />

preprečevala judovskim sodržavljanom vpis<br />

na visoke šole ali samovoljno prepovedala<br />

trgovanje z določenimi proizvodi, pretežno z<br />

živili. S strani javnosti je bil to ravnanje ostro<br />

kritizirano, izvedeni so bili protestni pohodi in<br />

zborovanja.<br />

Pod Titom je bil položaj več ali manj miren,<br />

judovskemu prebivalstvu Jugoslavije se sicer ni<br />

bilo treba bati zatiranja, vendar kot manjšina<br />

niso bili zaznani in niso imeli posebnih<br />

pravic.<br />

Po Titovi smrti je prihajalo v 90-ih letih<br />

prejšnjega stoletja na Hrvaškem zmeraj znova<br />

do antisemitskih izjav s strani predsednika<br />

Franja Tudjmana, ki so pogosto dopolnjevale<br />

njegova predvolilna gesla. V Sloveniji v<br />

tem oziru vsaj z uradne strani ni bilo nič<br />

objavljeno.<br />

Gospa Fürst je dolgo časa delala v Murski<br />

Soboti, sedaj pa je v pokoju in uživa, kot<br />

zatrjuje.<br />

Žal ji je, da ne more k bogoslužju, nobene<br />

sinagoge ni več, najbližja možnost obiskati<br />

sinagogo je peljati se v Ljubljano ali v Gradec.<br />

Vendar se ne vozi več rada z avtom, ko se<br />

stemni; da, to jo že žalosti, vendar tako pač<br />

je.<br />

V Mariboru, ki je tudi imel veliko judovsko<br />

skupnost, živi danes le še nekaj Judov. V jedru<br />

gotska sinagoga, ki je samo iz razloga, da so jo že<br />

v srednjem veku spremenili v katoliško cerkev,<br />

Nikoli pozabiti<br />

ostala ohranjena, služi danes kot razstavni<br />

prostor za različne izmenjujoče se razstave.<br />

Zadnjo zimo so prikazali razstavno preglednico<br />

na temo Shoa z naslovom „Holokavst 1933-<br />

1945 – Pogum, da se spominjamo“.<br />

Ta je, tako kot ohranjena sinagoga v Lendavi,<br />

lepo renovirana, da, dolžnost so izpolnili,<br />

vendar obide zgodovinsko izkušenega<br />

obiskovalca tesen občutek, ko opazuje bele<br />

zidove. Obe zgradbi delujeta hladno in prazno,<br />

uporabljeni sta za druge namene, pri tem ne<br />

more nič spremeniti niti novo ostrešje, niti<br />

moderma okna, zgradba tudi živi od svoje<br />

funkcije.<br />

Judje v Sloveniji: zapletena tema, ki ni<br />

obdelana.<br />

V Ljubljani obstaja judovska skupnost,<br />

pripoveduje gospa Fürst, srečujejo se redno v<br />

privatni hiši nekje v mestu; kje, sama ne ve<br />

točno. Rabin je Italijan, enkrat tedensko prihaja<br />

iz Trsta, slovenskega jezika pa ne obvlada prav<br />

dobro. Prihaja pa veliko ljudi, predvsem mladih.<br />

Veliko od njih ni judovske vere, iz simpatije<br />

in zanimanja za judovsko kulturo obiskujejo<br />

bogoslužje in kulturne prireditve. Sama pa še<br />

nikoli ni bila tam.<br />

Človek se mora sprijazniti s tem, da je Slovenija<br />

država brez Judov, nič več in nič manj.<br />

Za Eriko Fürst je pomembno, da lahko svojo<br />

zgodbo pove čim več mladim. Zato je pogosto<br />

povabljena v šole, to jo veseli, čeprav je njena<br />

zgodba tako žalostna. Zmeraj ima dober<br />

občutek, mladim odpreti oči in upuštevajoč,<br />

da se to temno poglavje zgodovine nikoli več<br />

ne bi ponovilo.<br />

105


Bildgalerie – galerija slik V<br />

Prof. Helmut Konrad spricht anlässlich der Veranstaltung zum Gedenkjahr im Mai 2005 – govor prof. Helmuta Konrada na prireditvi ob spominskem<br />

letu maja 2005<br />

106


Mariborski judje nekoč<br />

Obnovljena nekdanja sinagoga danes<br />

� Text: Marjan Toš<br />

Mariborski judje nekoč<br />

Na slovenskem narodnostnem ozemlju srečujemo Jude predvsem od 12. stoletja naprej, vzporedno<br />

z nastankom meščanskih naselij. Tako po številu kot po gospodarski vlogi, ki so jo odigrali, so bili<br />

Judje oziroma njihove skupnosti pomembne zlasti v Mariboru, na Ptuju, v Celju, v Ljubljani, v Gorici,<br />

Trstu in v nekaterih koroških mestih. Ohranjene listine pričajo, da je njihova dejavnost segala preko<br />

deželnih meja in da je bila mobilnost judovskega življa izredno velika. V gospodarskem pogledu so<br />

bila omenjena mesta preko judovskega življa povezana s celotno srednjo Evropo. 1 Nasploh so Judje<br />

v preteklosti srednjeveške Evrope odigrali izjemno pomembno vlogo, saj so s svojo dejavnostjo<br />

na gospodarskem in kulturnem področju prispevali k njenemu napredku in so sooblikovali njeno<br />

podobo. Njihova glavna gospodarsko-pridobitna dejavnost, trgovanje na daljavo, predvsem v<br />

zgodnjem srednjem veku, in denarni posli v kasnejših stoletjih, so jih pripeljali v skoraj vse dele<br />

Evrope. Judje so bili zaradi svoje gospodarske dejavnosti, zlasti trgovanja in denarništva, navezani<br />

na tedanja gospodarska in prometna središča. Naselili so se torej tam, kjer so našli pogoje za svojo<br />

gospodarsko in s tem življenjsko eksistenco. 2<br />

Kot povsod drugod, so se Judje tudi na slovenskem Štajerskem naselili v krajih ob pomembnih<br />

gospodarskih poteh. Tako so se nastanili tudi v Mariboru, kjer so se križale pomembne poti,<br />

ki so vodile na zahod proti Koroški, na jug proti Slovenski Bistrici, prek Celja do Ljubljane in v<br />

smeri morja, na sever proti deželnemu glavnemu mestu Gradcu, vzhodna pot pa je povezovala<br />

Maribor s Ptujem in s potmi, ki so vodile na Ogrsko. V Mariboru so Judje predstavljali pomemben<br />

del mestnega prebivalstva in so s svojo dejavnostjo pustili trajne sledi v njegovi zgodovini. Še<br />

posebej odločilna in pomembna je bila v srednjeveškem Mariboru gospodarska dejavnost Judov,<br />

ki so držali trdne povezave z mnogimi takratnimi vplivnimi gospodarskimi in tudi kulturnimi<br />

središči. V Mariboru so se Judje naselili in živeli v jugovzhodnem delu mesta na območju, ki je<br />

obsegalo današnjo Židovsko in Ključavničarsko ulico, del današnje Ulice kneza Koclja, spodnji del<br />

Vetrinjske ulice in del glavnega trga. Judovsko občino je vodil judovski mojster, verske obrede in<br />

tudi pravne zadeve pa so opravljali v sinagogi, ki je bila verjetno zgrajena že v drugi polovici 13.<br />

stoletja. Sinagoga je bila tudi sicer versko, duhovno in kulturno središče vsake judovske skupnosti<br />

oziroma četrti. Kjerkoli so se namreč Judje naselili, povsod so zgradili sinagogo (shodnico) za<br />

107


Mariborski judje nekoč<br />

Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor<br />

molitev, branje Tore in urejanje skupnih zadev.<br />

Judom je bilo prepovedano živeti v mestu, ki<br />

ni imelo sinagoge. V njej so tudi prenočevali<br />

popotniki, saj so zmeraj dobili kako odvečno<br />

klop ali vsaj prazen kot. Sinagoga je s pročeljem<br />

obrnjena proti jeruzalemskemu templju, in<br />

čeprav je to posvetna ustanova, v kateri imajo<br />

duhovniki le manjšo vlogo, ji pravijo »malo<br />

svetišče«. 3 Mariborska sinagoga naj bi bila<br />

prvič izpričana že v času druge polovice 13.<br />

stoletja, omenja pa se leta 1429, ko so v njej<br />

tudi opravljali pravne posle. Ob sinagogah je<br />

bila ponavadi šola in ob njej kopališče s tekočo<br />

vodo za obredne kopeli. Za Maribor Vladimir<br />

Travner navaja, da naj bi bila šola »domnevno v<br />

židovskem stolpu« in naj bi jo bili zgradili okoli<br />

leta 1477. Tega leta naj bi namreč cesar Friderik<br />

III. naročil radgonskemu judovskemu mojstru<br />

Muschu, naj Judu Davidu črta plačilo globe<br />

dvanajstih goldinarjev, ki bi jih moral plačati<br />

za gradnjo talmudske šole v Mariboru. Isti<br />

avtor tudi omenja, da naj bi bilo že omenjeno<br />

kopališče za obredne kopeli mariborskih Judov<br />

»tik pod sinagogo ob mestnem obzidju ob<br />

Dravi. Ob mariborski sinagogi naj bi bilo tudi<br />

108<br />

pokopališče, pri čemer pa isti<br />

avtor poudarja, da po verskih<br />

predpisih pokopališče ne bi<br />

smelo biti poleg sinagoge. Ker<br />

pa je bil prostor v mariborskem<br />

judovskem getu omejen, se<br />

Judje na to prepoved niso<br />

mogli ozirati. Trditev opira na<br />

nagrobnike, ki so bili najdeni<br />

znotraj mestnega obzidja. 4<br />

Že leta 1367 je bilo judovsko<br />

pokopališče v Mariboru zunaj<br />

mesta, na prostoru zahodno<br />

od današnjega Vodnikovega<br />

trga. Mariborska sinagoga je<br />

kot preprosta ravnokrilna stavba zagotovo<br />

obstajale prej, preden je poleg nje živel prvi<br />

znani rabin Abraham (umrl leta 1379).<br />

Obokali so jo v prvi četrtini 15. stoletja, preden<br />

je postala občasni sedež vrhovnega rabinata<br />

za Štajersko, Koroško in Kranjsko. Izjemno<br />

pomemben in znan je bil rabin Israel Isserlein<br />

(1390 ?-1460 ?). Judovska četrt v Mariboru<br />

je v 15. stoletju, ko je ekonomski potencial<br />

judovskega prebivalstva v tem mestu dosegel<br />

največjo moč, obsegala desetino obzidanega<br />

mesta. Čeprav so Judje kot posebna skupina<br />

mestnega prebivalstva živeli znotraj mestnega<br />

obzidja v posebni četrti , to še ne pomeni,<br />

da so živeli izključno v svojem getu. Primeri<br />

Maribora, Ljubljane in Velikovca kažejo, da<br />

je nek majhen del judovskega življa prebival<br />

tudi zunaj zanj določene četrti. Znano je tudi,<br />

da so bile posamezne meščanske družine<br />

lastnice nepremičnin tudi v judovski četrti.<br />

Povsem razumljivo je seveda, da obe skupini<br />

prebivalstva nista nikoli živeli pod isto streho.<br />

Mariborske davčne knjige iz druge polovice 15.<br />

stoletja na primer pričajo, da so si Judje pridobili<br />

zunaj svoje četrti kar lepo število nepremičnin.


Pri teh presojah pa moramo biti previdni, saj<br />

so si Judje nekatere hiše pridobili le začasno,<br />

in to na račun zapadlega dolga, ter v njih niso<br />

prebivali. Take nepremičnine so običajno tudi<br />

odprodali. 5<br />

Judje so bili kot del mestnega prebivalstva<br />

dolžni skrbeti in prispevati tudi za obrambo<br />

mesta. Ko so v letu 1465 Mariborčani popravljali<br />

mestno obzidje in utrdbe ob judovski četrti<br />

od Židovske ulice do Salzburškega dvora, so<br />

zlasti za les in njegov prevoz ter za zidarje<br />

porabili večjo količino denarja. Mestni sodnik<br />

Sebald Mitterhueber je tedaj potrdil, da so<br />

Judje prispevali štirideset funtov denarjev.<br />

Medtem ko je bilo srednjeveško prebivalstvo<br />

vezano na en kraj: podložniki so bili zavezani<br />

grudi (glebae adscripti) in so se smeli odseliti<br />

s svoje kmetije le s privoljenjem zemljiškega<br />

gospoda, tudi obrtniki se v mestih zlasti zaradi<br />

posedovanja delavnic niso selili, judovski živelj<br />

pa je bil izjemno mobilen. Trgovski posli so<br />

Jude pripeljali daleč na tuje in mnogi so tam<br />

tudi ostali, saj so dobili bistveno boljše pogoje<br />

za bivanje in za opravljanje gospodarske<br />

dejavnosti. O veliki mobilnosti judovskega<br />

prebivalstva pričajo tudi mnoge listine za<br />

Maribor in kažejo na močno povezanost<br />

mariborskih judovskih družin in sorodstvene<br />

vezi predvsem z graškimi in ljubljanskimi Judi.<br />

Mnoge mariborske judovske družine so se v<br />

14. in 15. stoletju preselile v deželno glavno<br />

mesto Gradec. Glavni gospodarski dejavnosti<br />

Judov sta bili trgovina in denarništvo.<br />

Trgovske zveze mariborskih Judov (pa tudi<br />

celjskih) so segale do Dubrovnika in Benetk<br />

ter do Dunaja in Prage. Velike dobičke je<br />

judovskemu prebivalstvu prinašala trgovina<br />

z beneškim blagom. S svojimi zvezami so<br />

posredovali med domačo in tujo trgovino in<br />

s tem koristili gospodarstvu domačih naselij. 6<br />

Mariborski judje nekoč<br />

Mariborski Judje so imeli tudi nemajhen delež<br />

v vinski trgovini, ki jim je prinašala lepe<br />

dohodke. Vinski pridelek so ali preprodajali ali<br />

pa prodajali vino, ki so si ga pridobili na račun<br />

zapadlega dolga. Mnoge judovske družine iz<br />

Maribora so postale tudi lastnice vinogradov<br />

v mariborski okolici (podobna ocena velja<br />

tudi za ptujske Jude). Nekateri dolžniki so<br />

namreč Judom zastavljali kot posojilojemalci<br />

vinogradniške komplekse, in ker dolga niso<br />

mogli poravnati, so upniki postali lastniki<br />

zemlje. Pri tem pa je zanimivo, da so si<br />

Judje na veliko prizadevali tako pridobljene<br />

nepremičnine čimprej prodati. Mariborski<br />

Judje so vino zaradi boljših zaslužkov na veliko<br />

prodajali tudi v koroških mestih. Najbolj<br />

razširjena gospodarska dejavnost judovskega<br />

življa v Mariboru pa so bili denarni posli,<br />

zlasti posojanje denarja na obresti, kar je<br />

bilo krščanskemu prebivalstvu s cerkvenimi<br />

predpisi prepovedano. Med njihovimi dolžniki<br />

srečujemo vse plasti takratnega prebivalstva.<br />

Od začetka 15. stoletja, zlasti pa od sredine<br />

stoletja, se je položaj Judov na Štajerskem<br />

močno poslabšal. Splošna gospodarska kriza<br />

in konkurenca krščanskega prebivalstva pri<br />

trgovanju in celo v kreditnih poslih sta bili iz<br />

dneva v dan večji, restrikcij deželnega kneza, ki<br />

so jih od njega terjali meščani in plemstvo, pa<br />

je bilo vedno več. V drugi polovici 15. stoletja<br />

so bili Judje že popolnoma izrinjeni iz večjih<br />

trgovskih poslov, vse bolj pa tudi iz kreditnih<br />

in denarnih dejavnosti, kar je močno oslabilo<br />

njihovo gospodarsko moč. Poleg občutnega<br />

slabšanja gospodarskega položaja Judov je<br />

v 15. stoletju naraščalo splošno sovraštvo<br />

do Judov, ki se je zrcalilo tudi v Mariboru.<br />

Nerazpoloženje do Judov je imelo svoje<br />

korenine v gospodarskih, socialnih in verskih<br />

razmerah tedanje dobe. Stopnjevala se je verska<br />

109


Mariborski judje nekoč<br />

Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor<br />

nestrpnost krščanskega prebivalstva do Judov,<br />

in to še posebej v času naravnih katastrof<br />

ter gospodarskih, socialnih in duhovnih<br />

kriz. Posledica je bila preganjanje judovskega<br />

prebivalstva, začasni ali trajni izgoni iz mest in<br />

celih dežel. 7 Zahteve za rigorozne ukrepe zoper<br />

Jude so se okrepile po smrti cesarja Friderika<br />

III.(1493). Njegov naslednik Maksimilijan I. je<br />

ugodil prošnji štajerskih in koroških deželnih<br />

stanov in 18. marca 1496 ukazal, da morajo<br />

Judje oditi s Štajerske. Že 9. marca 1496 je<br />

izdal podoben ukaz za Jude na Koroškem. Za<br />

Jude na Štajerskem, torej tudi v Mariboru, je<br />

veljal rok za izselitev do 6. januarja naslednjega<br />

leta (1497) in v roku šestih mesecev naj bi<br />

bile poravnane vse njihove terjatve. Nekateri<br />

mariborski Judje so se začasno zatekli najprej v<br />

Ljubljano, od koder so morali oditi po cesarjevi<br />

odredbi o izgonu Judov s Kranjske leta 1515. 8<br />

Del mariborskih Judov se je preselil v mesta<br />

ob severnem in celo južnem Jadranu in na<br />

ozemlje Beneške republike. Mariborski Judje so<br />

v italijanskem okolju dobili ime »Morpurgo«,<br />

ki se je ponekod ohranilo do današnjih dni.<br />

Očitno je bila mariborska judovska skupnost<br />

110<br />

tako močna, da je pustila svoje<br />

sledi celo v poimenovanjih. 9<br />

Z izgonom Judov iz Maribora<br />

je bilo najbolj prizadeto prav<br />

mariborsko mesto, ki je postalo<br />

osiromašeno v gospodarskem in<br />

kulturnem pogledu. Z izgonom<br />

Judov so vse njihove ustanove<br />

v Mariboru propadle, sinagogo<br />

sta že leta 1497 kupila zakonca<br />

Barbara in Bernardin Druckher,<br />

ki sta si tudi sicer pridobila<br />

največ nekdanje judovske<br />

posesti. Sinagogo sta preuredila<br />

v cerkev vseh svetnikov. To<br />

se je po vsej verjetnosti zgodilo že leta 1501.<br />

Delovala je kot katoliška cerkev vse do reform<br />

Jožefa II., ko je bila skupaj s kaplanijo izročena<br />

vojski. Ta je zgradbo nekdanje sinagoge<br />

uporabljala kot skladišče do leta 1811, nato pa<br />

je zgradba prešla v meščanske roke. Objekt je<br />

doživel tudi več prezidav in dozidav in zgornji<br />

del etaže je bil spremenjen celo v stanovanje. 10<br />

Leta 1992 je bila sinagoga razglašena za<br />

kulturni in zgodovinski spomenik. 11 Pripravljen<br />

je bil tudi celoviti program njene obnove, ki so<br />

ga zasnovali strokovnjaki in sodelavci Zavoda<br />

za varstvo naravne in kulturne dediščine iz<br />

Maribora. 12 Leta 1992 se je začela prenova<br />

in rekonstrukcija objekta, ki je bil pred tem<br />

zaradi nerešenih lastniških razmerij nekaj<br />

časa tudi zaprt. Tega leta so strokovnjaki<br />

izdelali natančne arhitektonske posnetke in<br />

vzporedno z raziskavami začeli pripravljati<br />

konservatorski program in konservatorski<br />

projekt potrebnih posegov. Zaradi izjemnih<br />

kvalitet sinagoge v širšem prostoru so se namreč<br />

odločili, da je treba sinagogo rekonstruirati v<br />

tisti obliki in obsegu, za katero so imeli dovolj<br />

materialnih podatkov in dokazov. 13 Vzporedno


z raziskavami in sprotnimi ugotovitvami<br />

o pomenu posameznih prostorov, lokaciji in<br />

obliki posameznih okenskih odprtin, so<br />

strokovnjaki opravili nekatere korekcije, ki so<br />

jih vodile k prvemu cilju – iz amorfne gradbene<br />

substance izluščiti kvalitetno arhitekturo<br />

nekdanje sinagoge, takšne, kot je bila pred<br />

letom 1500. 14 Arheološke raziskave v prostoru<br />

nekdanje sinagoge kljub svoji temeljitosti<br />

niso dale konkretnejših rezultatov, ki bi dali<br />

podatke o morebitnih starejših gradbenih fazah<br />

sinagoge. Judje so prvič arhivsko izpričani<br />

v drugi polovici 13. stoletja, v Mariboru pa<br />

naj bi se bili naselili že sredi 13. stoletja,<br />

ko naj bi se prvič omenjala tudi sinagoga. 15<br />

Neposrednih sledov te prve sinagoge, ki bi bili<br />

stilno opredeljivi v obstoječi stavbni substanci,<br />

niso našli. Arheološko poročilo omenja v<br />

substrukturi le ostanke zidov, ki imajo gradbeno<br />

značilnost iz obdobja romanike. Ne glede na<br />

starejše vabljive špekulacije o gradbeni starosti<br />

in gradbeni kontinuiteti mariborske sinagoge<br />

so se strokovnjaki omejili na najdbe, ki so dajale<br />

podatke o njeni velikosti, njeni pojavnosti ter<br />

arhitekturnih elementih in jo opredelili kot<br />

objekt, ki je v zdajšnji materialno dokumentirani<br />

podobi nastal v obdobju ekonomskega in<br />

kulturnega razcveta mariborskih Judov, to<br />

je sredi 15. stoletja. 16 Glede na zadovoljivo<br />

število materialnih podatkov o videzu in<br />

arhitektonski ter konstrukcijski organizaciji<br />

zadnje gradbene faze sinagoge in na izjemnost<br />

judovskega kultnega objekta v Mariboru so se<br />

odločili za rekonstrukcijo celote iz srede 15.<br />

stoletja z vsemi podrobnostmi, ki so jih uspeli<br />

pridobiti med raziskavami stavbe. Obnova<br />

je trajala več let, za javnost je bila nekdanja<br />

judovska sinagoga odprta 1. aprila 2001 leta.<br />

Že leta 1999 je bil izdelan in potrjen elaborat s<br />

predlogom vsebinske zasnove ter organizacije<br />

Mariborski judje nekoč<br />

izvajanja programa v obnovljeni nekdanji<br />

judovski sinagogi Maribor, ki sta ga pripravila<br />

Peter Može iz Pokrajinskega muzeja Maribor<br />

in Daniel Sajko iz Mestne občine Maribor. 17 S<br />

posebno pogodbo je bila obnovljena sinagoga<br />

predana v začasno upravljanje Pokrajinskemu<br />

muzeju Maribor. Ta z njo upravlja še danes.<br />

Temeljni program, ki ga določa narava objekta<br />

in njegova zgodovina, je program ohranjanja,<br />

negovanja in prezentacije judovske kulturne<br />

dediščine na prostoru današnje Slovenije. Tak<br />

program ustreza tudi določilom Sporazuma<br />

med vlado Republike Slovenije in vlado ZDA<br />

o zaščiti in ohranjanju nekaterih kulturnih<br />

predmetov in dobrin. 18 Omenjeni sporazum<br />

obe državi podpisnici zavezuje k ohranjanju<br />

kulturnih dobrin in spomenikov, ki so<br />

dediščina narodnih, verskih ali etničnih skupin<br />

– žrtev genocida med 2. svetovno vojno. Za<br />

izvajanje sporazuma sta zadolžena Ministrstvo<br />

za zunanje zadeve Republike Slovenije –<br />

sektor za mednarodno kulturno sodelovanje<br />

in Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije<br />

– uprava za kulturno dediščino. V skladu z že<br />

omenjenim elaboratom naj bi imela obnovljena<br />

nekdanja judovska sinagoga v Mariboru v prvi<br />

vrsti funkcijo muzejskega informacijskega<br />

centra, ki bo informiral o zgodovini judovstva<br />

na območju Maribora in celotne Slovenije in<br />

ki bo prezentiral različne spomenike judovske<br />

kulturne dediščine. Različne programske<br />

usmeritve, ki naj bi sestavljale celoviti program<br />

bodočega muzejskega in dokumentacijskega<br />

centra judovske kulturne dediščine Slovenije,<br />

so bile delovno poimenovane »Center judovske<br />

kulturne dediščine Maribor«, ki pa zaradi<br />

še ne dorečenih statusno-organizacijskih in<br />

finančnih vprašanj še ni zaživel. Kljub temu<br />

so nastali zametki bodočega tovrstnega centra<br />

in vzpostavljeno je delovno sodelovanje z<br />

111


Mariborski judje nekoč<br />

nekaterimi podobnimi<br />

centri in ustanovami<br />

iz domovine in<br />

tujine. Vprašanja<br />

okoli bodočega centra<br />

judovske dediščine v<br />

Mariboru so znova<br />

izjemno aktualna in<br />

z njimi naj bi se bolj<br />

intenzivno ukvarjalo tudi kulturno ministrstvo.<br />

Nasploh je doslej prevladalo stališče, da bo<br />

dejavnost v obnovljeni nekdanji mariborski<br />

sinagogi omejena na vsebine in programe,<br />

ki bodo direktno povezani z muzejskodokumentacijskim<br />

oziroma informacijskim<br />

centrom po eni strani in po drugi predstavljali<br />

javni kulturni program, ki ga definira<br />

mesto z drugimi kulturnimi ustanovami in<br />

izvajalci programov. Ta segment dejavnosti<br />

je od leta 2001 že zaživel, pri čemer je od<br />

vsega začetka prevladalo stališče, da morajo<br />

biti ponujeni programi vsebinsko raznoliki,<br />

kakovostni in tematsko občasno prilagojeni<br />

prezentaciji judovske kulturne dediščine in<br />

aktualne kulturne ponudbe ustvarjalcev iz<br />

države Izrael oziroma judovskih ustvarjalcev<br />

iz Evrope in ZDA. Ta programski sklop se v<br />

Sinagogi 19 uspešno uveljavlja, saj je obnovljena<br />

sinagoga zaživela kot manjši mestni kulturnoprireditveni<br />

center za glasbene večere,<br />

koncerte, radijska omizja, predavanja,<br />

pogovore, občasne likovne razstave in podobne<br />

oblike kulturnega ustvarjanja. Zaradi dobre<br />

akustike ga zelo rade uporabljajo manjše<br />

glasbene skupine komornega značaja in tudi<br />

manjše vokalne skupine. Dobro je zaživelo tudi<br />

sodelovanje z drugimi mariborskimi kulturnimi<br />

ustanovami (Narodni dom, Društvo likovnih<br />

umetnikov Maribor, Univerza, različne srednje<br />

šole, festival kreativnosti Magdalena, Mladinski<br />

112<br />

Nagrobnik rabina – Grabstein<br />

des Rabbiners<br />

Pečat judovskega sodnika – Siegel<br />

des jüdischen Richters<br />

kulturni center,<br />

Zveza kulturnih<br />

društev, Mariborska<br />

knjižnica, Sinagoga<br />

Lendava), tako da je<br />

obnovljena nekdanja<br />

sinagoga eno od<br />

pomembnejših žarišč<br />

kulturnega dogajanja v mariborskem starem<br />

mestnem jedru. Vzpostavljeno je tudi korektno<br />

sodelovanje z Judovsko skupnostjo Slovenije in<br />

z veleposlaništvom države Izrael na Dunaju.<br />

Sinagoga je kot izjemno pomemben kulturnozgodovinski<br />

spomenik nadvse privlačna za<br />

mnoge domače in predvsem tuje turiste. Med<br />

njimi je iz leta v leto več gostov iz Izraela in<br />

Judov iz vseh delov sveta, od Avstralije do<br />

ZDA. Statistični podatki o obiskovalcih (tako<br />

tistih, ki prihajajo na kulturne prireditve, kot<br />

turistov) potrjujejo ocene, da je obisk prireditev<br />

in sinagoge kot kulturno-zgodovinskega<br />

spomenika v okviru turističnih programov<br />

domačih in tujih agencij dokaj stabilen. Leta<br />

2001 je bilo zabeleženih 6629 obiskovalcev,<br />

leta 2002, ko je bila izvedena načrta promocija,<br />

je bilo 16.426 obiskovalcev, leta 2003 je prišlo v<br />

sinagogo 9425 obiskovalcev, lani pa 8794. Med<br />

obiskovalci je tudi veliko mladih, ki so jim<br />

na voljo pedagoški programi in organizirana<br />

vodenja v okviru pouka zgodovine ali<br />

predmeta državljanska vzgoja in etika ter<br />

izbirnih predmetov o verstvih. Vse več pa<br />

je povpraševanja po strokovnem gradivu<br />

in literaturi, ki se nanaša na zgodovino<br />

mariborskih in slovenskih Judov, saj je med<br />

dijaki in študenti kar nekaj zanimanja za<br />

pisanje seminarskih oziroma diplomskih nalog<br />

na judovsko tematiko. Programi in celotna<br />

dejavnost sinagoge v Mariboru je deležna nadvse<br />

korektne in permanentne medijske podpore


in pozornosti, kar je še posebej pomembno<br />

za učinkovito promocijo. Objekt je pogosto<br />

zanimiv za različne prireditve in srečanja<br />

drugih ustanov in organizacij civilne družbe.<br />

Čeprav je organizacijsko vezan na Pokrajinski<br />

muzej Maribor, je dejavnost dovolj fleksibilna<br />

in prilagojena potrebam ciljnih skupin, odprt<br />

pa tudi izven formalnega delovnega časa.<br />

Sinagoga v Mariboru je zanimiva tudi za<br />

številne visoke obiske protokolarnega značaja.<br />

Obnovljena nekdanja sinagoga torej omogoča<br />

izvajanje kulturnih vsebin in programov<br />

ter zagotavlja osnovne pogoje za postopno<br />

ustanovitev muzejskega dokumentacijskega<br />

ali informacijskega centra, ki bi ob ustrezni<br />

državni (in najbrž tudi mednarodni) podpori<br />

lahko prerasel v »Center judovske kulturne<br />

dediščine Slovenije«.<br />

OPOMBE<br />

Mariborski judje nekoč<br />

1 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1995, 5.<br />

2 Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta,<br />

njihov izgon in sledovi, Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7. Prim. Jože<br />

Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v<br />

letu 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor ,2000, 50-70. Prim. Janez<br />

Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, Maribor 2002.<br />

3 Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon, Ljubljana, 2001, 252.<br />

4 V.Travner, Mariborski ghetto, v:Kronika slovenskih mest II ( 1935 ), 155-156.<br />

Prim. Jože Mlinarič,Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne<br />

izselitve v letu 1496, v:Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 50-70.<br />

5 Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve<br />

1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 54. Prim. Mariborska<br />

davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42<br />

in Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 17,25, 72, 76, 78 in<br />

103.<br />

6 Ibid.,57.<br />

7 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1992, 26-31.<br />

8 Ibid.<br />

9 Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, 2002.<br />

Avtor navaja, da ga je ob obisku Izraela presenetil napis na trgovini ob<br />

severnih vratih v Jeruzalem z oznako » Morpurgo store« in obisk trgovine je<br />

potrdil njegovo predvidevanje, da gre za potomce mariborskih Judov.<br />

10 Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje<br />

judovske sinagoge v Mariboru, rokopis, KC Sinagoga, 2005.<br />

11 Medobčinski uradni Vestnik, 5/92.<br />

12 Strokovno skupino so sestavljali Ivan Tušek in Mihela Kajzer-Cafnik za<br />

arheologijo, Janez Mikuž za umetnostno zgodovino; Marjan Teržan za<br />

restavratorstvo, Irena Krajnc-Horvat za arhitekturo in Miran Ježovnik za<br />

statiko.<br />

13 Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor<br />

14 Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, v:<br />

Judovski zbornik, ČZN, 1-2, 2000, 166.<br />

15 Ibid.<br />

16 Ibid., 167.<br />

17 Mariborska sinagoga – predlog vsebinske zasnove ter organizacije<br />

izvajanja programa, Maribor, junij 1999. Elaborat je potrdil Strokovni kolegij<br />

Pokrajinskega muzeja Maribor dne 16. 3. in 13. 9. 1999.<br />

18 Uradni list Republike Slovenije, 57/96.<br />

19 Objekta se je dobro oprijel naziv Kulturni center (KC ) Sinagoga Maribor, v<br />

javnosti pa je prepoznan tudi po krajšem imenu Sinagoga Maribor. Lastnica<br />

objekta je Mestna občina Maribor.<br />

113


Die Juden von Maribor einst<br />

Die Juden von Maribor einst<br />

Die renovierte ehemalige Synagoge<br />

heute<br />

Auf dem Gebiet Sloweniens begegnen wir<br />

den Juden vor allem ab dem 12. Jahrhundert,<br />

was zeitlich mit der Gründung der städtischen<br />

Siedlungen zusammenfällt. Sowohl auf Grund<br />

ihrer Zahl als auch wegen der wirtschaftlichen<br />

Rolle, die den Juden damals zukam, waren sie<br />

vor allem in Maribor, Ptuj, Celje, Ljubljana<br />

Gorica, Triest und in einigen Kärntner Städten<br />

von besonderer Bedeutung. Die überlieferten<br />

Urkunden bezeugen, dass sich die Aktivitäten<br />

der Juden über die Landesgrenzen<br />

hinaus erstreckten und ihre Mobilität immer<br />

stärker zunahm. In wirtschaftlicher Hinsicht<br />

waren die erwähnten Städte durch die Juden<br />

mit ganz Mitteleuropa verbunden 1 . Im Mittelalter<br />

leisteten die Juden auf wirtschaftlichem<br />

und kulturellem Gebiet einen wichtigen Beitrag<br />

zum Fortschritt Europas und prägten seine<br />

Gestalt mit. Vor allem im Frühmittelalter<br />

war der Fernhandel ihr Haupterwerb, in den<br />

folgenden Jahrhunderten hingegen dominierten<br />

die Geldgeschäfte, die sie in nahezu allen<br />

Teile Europas betrieben. Die Juden waren auf<br />

Grund ihres wirtschaftlichen Engagements,<br />

insbesondere wegen ihrer Handels- und Geldgeschäfte,<br />

an die damaligen Wirtschafts- und<br />

Verkehrszentren gebunden. Sie ließen sich dort<br />

nieder, wo sie die Voraussetzungen für ihre Erwerbstätigkeit<br />

fanden2 .<br />

Wie überall sonst, siedelten sich die Juden auch<br />

in der slowenischen Steiermark in Orten an<br />

den wichtigen Handelswegen an. So kamen sie<br />

auch nach Maribor, eine am Kreuzungspunkt<br />

bedeutender Handelswege gelegene Stadt, von<br />

wo die Handelsrouten in westlicher Richtung<br />

nach Kärnten, in Richtung Süden nach Slo-<br />

114<br />

venska Bistrica, weiter über Celje nach Ljubljana<br />

und schließlich an die Küste sowie in Richtung<br />

Norden in die Landeshauptstadt Graz<br />

führten. In östlicher Richtung waren Maribor<br />

und Ptuj mit den nach Ungarn führenden<br />

Handelswegen verbunden.<br />

Im mittelalterlichen Maribor stellten die Juden<br />

einen wichtigen Teil der Stadtbevölkerung<br />

dar und hinterließen unübersehbare Spuren.<br />

Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

pflegten sie intensive Kontakte mit zahlreichen<br />

anderen wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Zentren in Mitteleuropa. In Maribor machten<br />

sich die Juden im südöstlichen Stadtteil ansässig,<br />

der die heutige Židovska ulica (Judengasse),<br />

die Ključavničarska ulica (Schlossergasse),<br />

einen Teil der heutigen Straße Kneza Koclja,<br />

den unteren Teil der Vetrinjska ulica und einen<br />

Teil des Hauptplatzes umfasste. Die jüdische<br />

Gemeinde wurde von einem Judenmeister geführt,<br />

die Gottesdienste, aber auch die Rechtsangelegenheiten<br />

wurden in der Synagoge, die<br />

bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts<br />

errichtet worden war, abgewickelt.<br />

Die Synagoge war das religiöse, geistige und<br />

kulturelle Zentrum jeder jüdischen Gemeinschaft<br />

beziehungsweise jeden Judenviertels.<br />

Juden durften nicht in einer Stadt ohne ein jüdisches<br />

Gotteshaus leben. Die Synagoge ist mit<br />

ihrer Vorderfront nach dem Jerusalemer Tempel<br />

ausgerichtet; obwohl sie ein Profanbau ist,<br />

in dem den Priestern eine untergeordnete Rolle<br />

zukam, nannte man sie „eine kleine Kultstätte<br />

3 “. Die Synagoge von Maribor soll zum<br />

ersten Mal bereits in zweiter Hälfte des 13.<br />

Jahrhunderts bezeugt worden sein, urkundlich<br />

erwähnt wurde sie allerdings erst im Jahre<br />

1429. In der unmittelbaren Nähe der Synagoge<br />

wurden üblicherweise eine Schule gebaut und<br />

ein Ritualbad errichtet.


Gemäß Vladimir Travner, befand sich die um<br />

das Jahr 1477 errichtete Schule im Judenturm.<br />

Weiters führt Travner an, dass sich das bereits<br />

erwähnte jüdische Ritualbad in Maribor<br />

unmittelbar unter der Synagoge an der Stadtmauer<br />

an der Drau befunden habe. Neben der<br />

Synagoge soll auch ein jüdischer Friedhof gewesen<br />

sein, wobei Travner betont, dass dieser<br />

gemäß den jüdischen religiösen Geboten nicht<br />

neben der Synagoge stehen hätte dürfen. Da<br />

aber der Raum im jüdischen Ghetto sehr begrenzt<br />

war, konnten sich die Bewohner nicht<br />

an dieses Verbot halten. Travners These untermauern<br />

auch die Grabsteine, die innerhalb der<br />

Stadtmauer gefunden wurden 4 . Bereits im Jahre<br />

1367 befand sich der jüdische Friedhof außerhalb<br />

der Stadt, westlich des heutigen Platzes<br />

Vodnikov trg.<br />

Als ein schlichtes, symmetrisches Gebäude<br />

muss die Synagoge in Maribor aber bereits<br />

früher existiert haben, noch bevor in ihrer<br />

Nachbarschaft der erste namentlich überlieferte<br />

Rabbiner Abraham residierte (1379 gestorben).<br />

Ihre Auswölbungen erhielt die Synagoge<br />

im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts,<br />

bevor sie als vorübergehender Sitz des Obersten<br />

Rabbinats für Steiermark, Kärnten und<br />

Krain genutzt wurde. Eine bedeutungsvolle<br />

Persönlichkeit war der Rabbiner Israel Isserlein<br />

(1390–1460).<br />

Als das wirtschaftliche Potential der Juden<br />

von Maribor im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt<br />

erreichte, machte das jüdische Viertel<br />

ein Zehntel des ummauerten Stadtgebiets aus.<br />

Obwohl die Juden als besondere Gemeinschaft<br />

der Stadtbevölkerung innerhalb der Stadtmauer<br />

in einem eigenen Viertel wohnten, bedeutete<br />

dies jedoch nicht, dass sie ausschließlich<br />

in ihrem Ghetto lebten. Beispiele aus Maribor,<br />

Ljubljana und Völkermarkt belegen, dass ein<br />

Die Juden von Maribor einst<br />

kleiner Teil der jüdischen Gemeinschaft auch<br />

außerhalb seines Viertels wohnte. Darüber hinaus<br />

ist bekannt, dass einige Bürgerfamilien<br />

auch Eigentümer von Liegenschaften im jüdischen<br />

Viertel waren. Dennoch steht fest, dass<br />

beide Bevölkerungsgruppen nie unter einem<br />

Dach wohnten.<br />

So bezeugen beispielsweise die Steuerbücher<br />

von Maribor aus der zweiten Hälfte des 15.<br />

Jahrhunderts, dass die Juden außerhalb ihres<br />

Viertels eine beträchtliche Zahl von Liegenschaften<br />

erworben hatten. Dabei ist allerdings<br />

zu berücksichtigen, dass sich einige Häuser<br />

nur vorübergehend in ihrem Besitz befanden,<br />

als Folge unbeglichener Schulden, bewohnt<br />

hatten sie sie jedoch nie. Normalerweise verkauften<br />

sie solche Liegenschaften umgehend<br />

weiter 5 .<br />

Die Juden waren als Teil der Stadtbevölkerung<br />

verpflichtet, zur Verteidigung der Stadt beizutragen.<br />

Als im Jahre 1465 die Stadtmauer und<br />

die Festungsbauten entlang des jüdischen Viertels<br />

– von der Židovska ulica (Judengasse) bis<br />

zum Salzburski dvor (Salzburger Hof) – erneuert<br />

wurden, mussten die Juden 40 Pfund aufbringen.<br />

Während der Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung<br />

an einen Ort – an die Scholle (glebale<br />

adscripti) – gebunden war und die Untertanen<br />

ihre Bauernhöfe nur mit der Zustimmung<br />

des Grundherrn verlassen durften – auch die<br />

städtischen Handwerker wanderten nur selten<br />

ab – war die Mobilität der Juden sehr hoch.<br />

Handelsgeschäfte führten sie in fremde Länder,<br />

wo sich viele von ihnen, wenn sie bessere<br />

Lebensbedingungen vorfanden, ansiedelten.<br />

Die große Mobilität der jüdischen Bevölkerung<br />

bestätigen zahlreiche Urkunden der Stadt Maribor.<br />

Sie bezeugen eine starke Verbundenheit<br />

zwischen den jüdischen Familien aus Maribor<br />

115


Die Juden von Maribor einst<br />

mit den Juden von Graz und Ljubljana. Zahlreiche<br />

jüdische Familien aus Maribor zogen im<br />

14. und 15. Jahrhundert in die Landeshauptstadt<br />

Graz.<br />

Die Handelsverbindungen der Juden von Maribor<br />

(wie auch derjenigen von Celje) reichten<br />

von Dubrovnik und Venedig bis nach Wien<br />

und Prag. Große Gewinne erzielten sie durch<br />

den Handel mit venezianischen Waren. 6 Die<br />

Juden von Maribor erwirtschafteten auch im<br />

Weinhandel beträchtliche Gewinne. Schuldner<br />

gaben den Juden ihre Weinberge zum Pfand,<br />

da sie aber die Schulden nicht begleichen konnten,<br />

wurden die Gläubiger zu Landbesitzern.<br />

Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Juden<br />

bestrebt waren, die auf diese Art erworbenen<br />

Liegenschaften möglichst bald weiterzuverkaufen.<br />

Die Juden von Maribor verkauften<br />

den Wein wegen besserer Verdienste auch in<br />

den Kärntner Städten. Die meisten Juden betrieben<br />

auch Kreditgeschäfte, weil das Zinsnehmen<br />

nach der kirchlichen Lehre Christen<br />

verboten war. Unter ihren Gläubigern waren<br />

damals alle Bevölkerungsschichten zu finden.<br />

Seit dem Beginn, vor allem aber seit der Mitte<br />

des 15. Jahrhunderts, verschlechterte sich die<br />

Lage der Juden in der Steiermark wesentlich.<br />

Die allgemeine Wirtschaftskrise und die Konkurrenz<br />

der christlichen Bevölkerung im Handel<br />

und sogar im Kreditwesen wurden von Tag<br />

zu Tag größer, Bürger und Adel forderten vom<br />

Landesfürsten immer neue Beschränkungen<br />

für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Juden.<br />

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />

wurden die Juden fast völlig aus den größeren<br />

Handelsgeschäften und aus den Kredit- und<br />

Geldgeschäften verdrängt, was ihr wirtschaftliches<br />

Potential schmälerte. Neben der deutlichen<br />

Verschlechterung der Wirtschaftslage<br />

nahm der allgemeine Antijudaismus stark zu,<br />

116<br />

der auch an Maribor nicht vorüberging. Die<br />

Aversionen gegen die Juden hatten ihre Wurzeln<br />

in den wirtschaftlichen, sozialen und religiösen<br />

Verhältnissen der damaligen Zeit. Die<br />

religiöse Intoleranz der Christen gegenüber<br />

den Juden nahm, insbesondere zur Zeit von<br />

Naturkatastrophen, wirtschaftlichen, sozialen<br />

und geistigen Krisen, zu. All dies mündete in<br />

der vorübergehenden oder permanenten Ausweisung<br />

der Juden. 7 Die Forderungen nach rigorosen<br />

Maßnahmen gegen die Juden nahmen<br />

nach dem Tode des Kaisers Friedrich III. (1493)<br />

weiter zu. Sein Nachfolger, Maximilian I., gab<br />

den Forderungen des steiermärkischen und<br />

kärntnerischen Landesstands nach und befahl<br />

am 18. März 1496 die Ausweisung der Juden<br />

aus der Steiermark; bereits am 9. März 1496<br />

erließ er einen ähnlichen Befehl betreffend die<br />

Juden in Kärnten. Die steiermärkischen Juden,<br />

also auch diejenigen aus Maribor, waren<br />

gezwungen, bis zum 6. Jänner des folgenden<br />

Jahres auszuwandern. Zusätzlich mussten<br />

sie binnen sechs Monaten alle ausstehenden<br />

Schulden begleichen.<br />

Einige Juden aus Maribor fanden vorübergehend<br />

Zuflucht in Ljubljana, von wo aus sie<br />

nach dem Erlass des Kaisers über die Ausweisung<br />

aller Juden aus dem Land Krain im Jahre<br />

1515 neuerlich fliehen mussten 8 . Andere zogen<br />

in die Städte an der Adria. Die Juden aus<br />

Maribor wurden von ihrer italienischen Umgebung<br />

„Morpurgo“ genannt. Diesem Namen<br />

kann man ab und zu noch heute begegnen.<br />

Offensichtlich war die jüdische Gemeinschaft<br />

von Maribor so stark, dass sie ihre Spuren sogar<br />

bei den Benennungen hinterließ 9 . Die Ausweisung<br />

der Juden aus Maribor traf die Stadt<br />

selbst schwer, die dadurch in wirtschaftlicher<br />

und kultureller Hinsicht verarmte. Die jüdischen<br />

Einrichtungen verfielen, und die Syna-


goge wurde – wie auch der Großteil des einst<br />

jüdischen Besitzes – bereits 1497 vom Ehepaar<br />

Barbara und Bernandin Druckner gekauft.<br />

Das Ehepaar ließ die Synagoge zur Allerheiligenkirche<br />

umgestalten. Dazu kam es höchstwahrscheinlich<br />

bereits im Jahr 1501. Die Funktion<br />

einer katholischen Kirche hatte sie bis zur<br />

Einführung der Reformen von Joseph II., als<br />

sie samt ihrer Kaplanei dem Militär übergeben<br />

wurde. Dieses benutzte die ehemalige Synagoge<br />

bis 1811 als Lagerhaus, danach kam das Gebäude<br />

in Besitz der Bürger. Die Anlage wurde<br />

mehrmals um- und ausgebaut, der obere Teil<br />

des Geschosses wurde sogar in eine Wohnung<br />

umgebaut 10 .<br />

1992 wurde die Synagoge zum kulturellen und<br />

historischen Denkmal erklärt 11 . Im gleichen<br />

Jahr erarbeiteten Experten und Mitarbeiter des<br />

Instituts für den Schutz des Natur- und Kulturerbes<br />

Maribor 12 einen Plan für ihre Generalrenovierung.<br />

Ein Jahr später begann man auch mit<br />

dem Umbau und der Rekonstruktion des Gebäudes,<br />

das zuvor wegen ungeklärter Besitzverhältnisse<br />

eine Zeit lang geschlossen bleiben<br />

musste. Im gleichen Jahr machten die Experten<br />

detaillierte architektonische Aufnahmen<br />

und begannen parallel zu den Forschungen das<br />

konservatorische Programm vorzubereiten.<br />

Man entschloss sich, die Synagoge in derjenigen<br />

Form zu rekonstruieren, für die man<br />

genügend Materialien und Quellen gesammelt<br />

hatte 13 . Parallel zu den Forschungsarbeiten<br />

über die Bedeutung der einzelnen Räume,<br />

des Standortes und der Form der Fensteröffnungen<br />

führten die Fachleute einige Umbauten<br />

durch, die sie ein Stück näher an ihr erstes<br />

Ziel brachten: Sie meißelten aus einer formlosen<br />

Bausubstanz die wertvolle Architektur der<br />

ehemaligen Synagoge, die bereits vor dem Jahre<br />

1500 bestanden hatte, heraus 14 . Trotz aller<br />

Die Juden von Maribor einst<br />

Sorgfältigkeit erbrachten die archäologischen<br />

Forschungen jedoch keine konkreten Resultate,<br />

die eventuell auf noch frühere Bauphasen<br />

oder -zustände der Synagoge schließen ließen.<br />

Archivalisch sind die Juden zum ersten Mal in<br />

der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt,<br />

in Maribor sollen sie sich jedoch bereits Mitte<br />

des 13. Jahrhunderts niedergelassen haben, als<br />

auch die Synagoge zum ersten Mal schriftlich<br />

erwähnt wurde. 15 Unmittelbare Spuren der<br />

ersten Synagoge, die in ihrer baulichen Form<br />

der heutigen entsprochen haben soll, wurden<br />

allerdings nie gefunden. Der archäologische<br />

Fachbericht erwähnt lediglich, dass in der Substruktur<br />

Mauerreste gefunden wurden, die der<br />

Romanik zuzuordnen sind. Ungeachtet verschiedener<br />

Spekulationen über die Entstehung<br />

der Synagoge, beschränkten sich die Experten<br />

auf diejenigen Funde, die verlässliche Angaben<br />

über ihre Größe, Architekturelemente und ihr<br />

Erscheinungsbild lieferten, als sie zur Zeit der<br />

wirtschaftlichem und kulturellen Blüte der Juden<br />

in Maribor, Mitte des 15. Jahrhunderts,<br />

entstanden ist. 16<br />

Auf Grund der ausreichenden Menge an Befunden<br />

über die architektonische und konstruktionsbedingte<br />

Form der Synagoge in ihrer letzten<br />

Bauphase hat man sich darauf geeinigt, sie<br />

mit allen während der Forschungsarbeiten gesammelten<br />

Details neu zu errichten. Die Renovierungsarbeiten<br />

dauerten mehrere Jahre. Am<br />

1. April 2001 öffnete die renovierte ehemalige<br />

jüdische Synagoge ihre Tore der Öffentlichkeit.<br />

Bereits 1999 wurde ein Fachbericht mit dem<br />

Vorschlag über ein inhaltliches Programm und<br />

über organisatorische Belange der Synagoge erstellt.<br />

Das Programm wurde von Peter Može<br />

vom Regionalmuseum Maribor und Daniel Sajko<br />

von der Stadtgemeinde Maribor konzipiert 17 .<br />

Mittels eines Sondervertrages wurde die Syn-<br />

117


Die Juden von Maribor einst<br />

agoge dem Regionalmuseum zur vorübergehenden<br />

Verwaltung übergeben, unter dessen Zuständigkeit<br />

sie noch heute fällt.<br />

Das auf die Charakteristik des Gebäudes und<br />

seine Geschichte ausgerichtete Grundsatzprogramm<br />

ist der Erhaltung, der Pflege und der<br />

Präsentation des jüdischen Kulturerbes auf<br />

dem Gebiet des heutigen Sloweniens verpflichtet.<br />

Dieses Programm entspricht auch den Bestimmungen<br />

des Abkommens zwischen der<br />

slowenischen und der US-Regierung über den<br />

Schutz und die Erhaltung von Kulturgütern. 18<br />

Das Abkommen verpflichtet beide Staaten zur<br />

Erhaltung der Kulturgüter und -denkmäler, die<br />

das Erbe nationaler, religiöser und ethnischer<br />

Gemeinschaften – Völkermordopfer des II.<br />

Weltkrieges – darstellen. Zur Umsetzung des<br />

Abkommens haben sich die Abteilung für internationale<br />

Kulturzusammenarbeit des Ministeriums<br />

für äußere Angelegenheiten der Republik Slowenien<br />

und die Verwaltung für das kulturelle Erbe des<br />

Kulturministeriums der Republik Slowenien verpflichtet.<br />

Im Einklang mit dem erwähnten Fachbericht<br />

soll die ehemalige jüdische Synagoge in erster<br />

Linie die Funktion eines Museums und Informationszentrums<br />

haben, das über die Geschichte<br />

des Judentums in Maribor und ganz<br />

Slowenien informiert und verschiedene Denkmäler<br />

des jüdischen Kulturerbes zur Schau<br />

stellt. Die unterschiedlichen Programmrichtungen,<br />

die Teil des Programmganzen des<br />

künftigen Museums und Dokumentationszentrums<br />

des jüdischen Kulturerbes Sloweniens darstellen<br />

sollen, bekamen den Arbeitstitel „Zentrum<br />

des jüdischen Kulturerbes Maribor“. Dieses hat<br />

allerdings wegen noch ungelöster organisatorischer<br />

und finanzieller Fragen seine Aktivitäten<br />

noch nicht zu entfalten begonnen. Es entstanden<br />

trotzdem konkrete Ansätze für die Tätig-<br />

118<br />

keit eines künftigen derartigen Zentrums, und<br />

es wurde bereits eine Zusammenarbeit mit einigen<br />

vergleichbaren slowenischen, aber auch<br />

ausländischen Zentren und Einrichtungen initiiert.<br />

Fragen um das künftige Zentrum des<br />

jüdischen Kulturerbes in Maribor sind neuerdings<br />

wieder sehr aktuell geworden, mit ihnen<br />

sollte sich auch das Kulturministerium intensiv<br />

auseinandersetzen. Im Allgemeinen überwog<br />

bislang die Meinung, dass die Aktivitäten<br />

in der ehemaligen Synagoge auf Inhalte und<br />

beschränkt sein sollten, die unmittelbar mit<br />

dem Museum sowie dem Dokumentations-<br />

und Informationszentrum verbunden sind<br />

und zugleich ein öffentliches Kulturprogramm<br />

darstellen, das von der Stadt im Einklang mit<br />

anderen Kultureinrichtungen und Programmträgern<br />

bestimmt wird.<br />

Diesen Grundsätzen entsprechend, entfaltete<br />

die Synagoge ab 2001 ihre Aktivitäten, wobei<br />

man von Anfang großen Wert auf ein hohes<br />

künstlerisches Niveau und auf inhaltliche<br />

Vielfältigkeit legte. Thematisch sollte das Programm<br />

auch auf die Darstellung des jüdischen<br />

Kulturerbes ausgerichtet und dem aktuellen<br />

kulturellen Angebot israelischer beziehungsweise<br />

der in Europa und in den Vereinigten<br />

Staaten lebenden jüdischen Künstler angepasst<br />

werden.<br />

Eine solche Ausrichtung des Programms setzt<br />

sich bereits erfolgreich durch, und die renovierte<br />

Synagoge 19 wurde als ein kleines Kultur-<br />

und Veranstaltungszentrum für Musikabende,<br />

Konzerte, Vorlesungen, Gespräche,<br />

Bilderausstellungen u. Ä. neu belebt. Wegen<br />

der guten Akustik werden hier von kleineren<br />

Kammermusikgruppen und Vokalgruppen<br />

oftmals Konzerte abgehalten. Initiiert wurde<br />

auch eine Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen<br />

in Maribor (Kulturhaus Na-


odni dom, Verband bildender Künstler Maribor,<br />

Universität Maribor, verschiedene Mittelschulen,<br />

Festival der Kreativität Magdalena, Jugendkulturzentrum,<br />

Bund der Kulturvereine, Bibliothek<br />

Maribor). Somit wurde die Synagoge zu einem<br />

der wichtigsten Treffpunkte des Kulturgeschehens<br />

im alten Stadtkern von Maribor. Darüber<br />

hinaus wurde eine korrekte Zusammenarbeit<br />

zwischen der slowenischen jüdischen Gemeinschaft<br />

und der israelischen Botschaft in Wien<br />

hergestellt.<br />

Als außerordentlich wichtiges kulturhistorisches<br />

Denkmal ist die Synagoge eine höchst<br />

interessante Sehenswürdigkeit für einheimische,<br />

insbesondere aber für ausländische Touristen.<br />

Unter ihnen finden sich immer mehr<br />

Gäste aus Israel und Juden aus aller Welt, von<br />

Australien bis zu den USA. Die Besucherstatistik<br />

zeigt, dass die Frequenz der Besucher sowohl<br />

der kulturellen Veranstaltungen als auch<br />

der Synagoge als kulturhistorisches Denkmal<br />

selbst relativ stabil ist. Im Jahre 2001 wurden<br />

6.629 Besucher verzeichnet, ein Jahr später,<br />

nach einer Werbekampagne, bereits 16.426. Im<br />

Jahre 2003 kamen 9.425 Besucher, im Vorjahr<br />

waren es 8.794.<br />

Unter den Besuchern befanden sich viele Schüler,<br />

für die eigene Führungen angeboten werden.<br />

Die Nachfrage nach Fachliteratur, die sich<br />

auf die Geschichte der slowenischen Juden bezieht,<br />

steigt ständig, weil unter den Schülern<br />

und Studenten großes Interesse am Thema Judentum<br />

besteht. Die Aktivitäten der Synagoge<br />

in Maribor genießen große Aufmerksamkeit in<br />

den Medien, was für eine wirkungsvolle Vermarktung<br />

von großem Vorteil ist. Das Gebäude<br />

ist auch ein interessanter Austragungsort<br />

für verschiedene Veranstaltungen und Treffen<br />

anderer Institutionen und Organisationen.<br />

Die renovierte ehemalige Synagoge ermöglicht<br />

Die Juden von Maribor einst<br />

die Durchführung einer Reihe von kulturellen<br />

Veranstaltungen und stellt die Voraussetzung<br />

für die schrittweise Gründung des Museums<br />

sowie des Dokumentations- und Informationszentrums<br />

dar, das mithilfe staatlicher (vielleicht<br />

auch internationaler) Unterstützung zu<br />

einem „Zentrum des jüdischen Kulturerbes<br />

Sloweniens“ wachsen soll.<br />

119


Die Juden von Maribor einst<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 5 (Die<br />

Juden in der Geschichte Ljubljanas).<br />

2 Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta,<br />

njihov izgon in sledovi. Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7 (Die Juden<br />

Maribors in den letzten Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung aus der Stadt,<br />

ihre Vertreibung und Spuren. Archiv des Regionalmusems Maribor); vgl.<br />

Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve<br />

v letu 1496, in: Judovski zbornik, ČZN 1–2. Maribor 2000, S. 50–70 (Die<br />

Juden in der slowenischen Steiermark bis zu ihrer Zwangsaussiedlung im<br />

Jahre 1496); vgl. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga<br />

Maribor. Maribor 2002 (Geschichte der Juden in Slowenien).<br />

3 Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon. Ljubljana 2001, S. 252. (Das<br />

Judentum, Kleines Lexikon).<br />

4 Vladimir Travner, Mariborski ghetto, in: Kronika slovenskih mest II (1935), S.<br />

155–156. (Das Ghetto von Maribor); vgl. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem<br />

Štajerskem, S. 50–70.<br />

5 Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem, S. 54; vgl. Mariborska<br />

davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42<br />

(Steuerbuch von Maribor anno 1465) u. Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino<br />

Maribora XVII, S. 17, 25, 72, 76, 78, 103 (Literatur über die Geschichte von<br />

Maribor).<br />

6 Ebd., S. 57.<br />

7 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 26–31.<br />

8 Ebd.<br />

9 Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga. Maribor 2002.<br />

Der Autor schreibt, dass ihm während eines Besuchs in Israel ein<br />

Geschäftsschild in Jerusalem auffiel, auf dem „Morpurgo store“ stand.<br />

Der Besuch des Geschäfts bestätigte seine Vermutung, dass es sich um<br />

Nachkommen der Juden von Maribor handelte.<br />

10 Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje<br />

judovske sinagoge v Mariboru, KC Sinagoga, Manuskript. Maribor 2005<br />

(Programmentwurf und die Aktivitäten der renovierten ehemaligen<br />

jüdischen Synagoge in Maribor).<br />

11 Medobčinski uradni Vestnik, 5/92 (Interkommunales amtliches<br />

Mitteilungsblatt).<br />

12 Das Fachteam bildeten: Ivan Tušek und Mihela Kajzer-Cafnik für<br />

Archäologie, Janez Mikuž für Kunstgeschichte, Marjan Teržan für<br />

Restauration, Irena Krajnc-Horvat für Architektur und Miran Ježovnik für<br />

Statik.<br />

13 Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor (Institut für den<br />

Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor).<br />

14 Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, in:<br />

Judovski zbornik, ČZN, 1–2. Maribor 2000, S. 166 (Das ehemalige jüdische<br />

Viertel und die ehemalige Synagoge in Maribor).<br />

15 Ebd.<br />

16 Ebd., S. 167.<br />

17 Synagoge Maribor – Vorschlag über den inhaltlichen Entwurf und<br />

Organisation der Programmdurchführung, Juni 1999. Der Bericht wurde<br />

vom Fachkollegium des Regionalmuseums Maribor am 16.3. u. 13.9.1999<br />

genehmigt.<br />

18 Amtsblatt der Republik Slowenien, 57/96.<br />

19 Die offizielle Bezeichnung lautet „Kulturni Center (KC) Sinagoga Maribor“<br />

(Kulturzentrum Synagoge Maribor), in der Öffentlichkeit ist auch der<br />

Kurzname „Synagoge Maribor“ bekannt. Das Gebäude befindet sich im<br />

Besitz der Gemeinde Maribor.<br />

120<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Marjan Toš<br />

Mag. Marjan Toš, profesor zgodovine in<br />

geografije, kustos Pokrajinskega muzeja<br />

Maribor v Sinagogi. Veliko se ukvarja s<br />

proučevanjem sodobne lokalne zgodovine<br />

Slovenskih goric, zlasti obdobja 1941-1945 in<br />

po letu 1945. Je avtor, urednik in sourednik<br />

številnih zbornikov, avtor prispevkov v<br />

Književnih listih Dela, Večera in drugih<br />

časopisov. Redno objavlja tudi v Časopisu<br />

za zgodovino in narodopisje v Mariboru, kot<br />

publicist in novinar se ukvarja tudi z ekološko<br />

problematiko in sodeluje kot član uredniškega<br />

odbora strokovnih revij LOVEC in RIBIČ. Je<br />

dolgoletni strokovni komentator balkanskega<br />

dogajanja za zunanjepolitično uredništvo Radia<br />

Maribor, pisec knjižnih ocen in predstavitev za<br />

kulturno-umetniški program Radia Maribor in<br />

avtor številnih dokumentarnih in javnih oddajah<br />

v okviru dokumentarno-feljtonskega programa<br />

Radia Maribor. V zadnjih letih se še posebej<br />

ukvarja s proučevanjem zgodovinskega<br />

spomina na slovenske Jude po letu 1945. To<br />

je tudi tema njegovega doktorskega študija na<br />

Fakulteti za podiplomske humanistične študije<br />

ISH v Ljubljani. – Mag. Marjan Toš unterichtet<br />

Geschichte und Geographie, ist Kustos des<br />

Regionalmuseums in der Synagoge in Maribor.<br />

Er beschäftigt sich sehr intensiv mit der<br />

modernen lokalen Geschichte der Slovenske<br />

Gorice / Windischen Büheln, insbesondere<br />

aber mit dem zeitraum 1941-1945 und danach.<br />

Er ist Autor, Herausgeber und Mitherausgeber<br />

zahlreicher Sammelbände und von Beiträgen,<br />

die in den Zeitungen Delo, Vecer u. a.<br />

veröffentlicht werden. Regelmäßig erscheinen<br />

auch Artikel in der Zeitschrift für Geschichte<br />

und Volkskunde in Maribor. Als Publizist<br />

beschäftigt er sich auch mit Problemen der<br />

Ökologie und arbeitet als Redaktionsmitglied<br />

bei den Zeitschriften LOVEC (Der Jäger) und<br />

RIBIC (Der Fischer) mit. Toš fungiert seit<br />

Jahren als wissenschaftlicher Kommentator der<br />

Ereignisse am Balkan für die außenpolitische<br />

Redation von Radio Maribor und ist ebendort<br />

auch im Kulturbereich tätig. In den letzten<br />

Jahren forscht er intensiv an der Geschichte der<br />

slowenischen Juden nach 1945. Dies ist auch<br />

Thema seines Doktorats an der Universität in<br />

Ljubljana.


Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

Das slowenischen Kulturerbe in der Steiermark – Eine Bestandsaufnahme<br />

� Text: Benjamin Grilj, Simon Hadler und Mathias Hammer<br />

Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

Das von Prof. Moritz Csaky im Wintersemester 2003/04 an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

geleitete Seminar mit dem Titel „Cultural Heritage – National Heritage?“ war Ausgangspunkt<br />

dieser Studie. Der Begriff des „Kulturerbes“ im Kontext einer erweiterten Bedeutung von Kultur<br />

führte uns zu der Frage, was ein historisch gewachsenes kulturelles Element ist, jedoch nicht in<br />

den Kanon des nationalen oder auch regionalen Kulturerbes fällt. Es zeigte sich, dass die slawische<br />

Kultur in der Steiermark, obwohl über Jahrhunderte und bis heute tief verankert, ein interessantes<br />

Beispiel für die Ein- und Ausschließungsmechanismen von kulturellem Erbe darstellt. So soll im<br />

Folgenden aufgezeigt werden, wo das slawische Erbe in der Steiermark seine Spuren hinterlassen<br />

hat, wie es gleichzeitig jedoch immer mehr an den Rand des kollektiven Bewusstseins gedrängt<br />

wurde oder ganz daraus verschwunden ist. Im Mittelpunkt der Arbeit steht besonders die Bedeutung<br />

der Sprache als kulturelles Erbe.<br />

Die Sprache wurde in der Steiermark um die Jahrhundertwende Gegenstand des Konflikts zwischen<br />

Deutschsprachigen und Slowenen, zwei Gruppen, die sich vor dem Auftauchen des Nationalismusdiskurses<br />

aufgrund der multikulturell-sprachlichen Kommunikations- und Interaktionszusammenhänge,<br />

die in der Süd- und Untersteiermark vorherrschten, nicht eindeutig mit einer<br />

der beiden Nationalitäten identifizierten. Hintergrund dieses neuen Konflikts war eine ethnozentristische<br />

Sichtweise von kulturellem Erbe, die mit der Entstehung nationaler Ideen zusammenhängt.<br />

Wird Sprache im Sinne einer nationalen Standardsprache bzw. einer identitätsstiftenden<br />

Komponente als Kulturgut, das es zu bewahren gilt, angesehen, führt dies dazu, sie als statisch<br />

und potentiell von anderen isoliert aufzufassen. Der Begriff der „Sprachgrenze“ steht exemplarisch<br />

für diese aus der Außenansicht einer Region entsprungene Konstruktion von Differenz. Diese<br />

Idee war eine entscheidende Komponente im „Volkstumskampf“. Der von der deutschnationalen<br />

Ideologie geschaffene Mythos einer durch Überfremdung bedrohten Grenzregion, die verteidigt<br />

werden muss, findet auch in der aktuellen Tagespolitik nach wie vor Verwendung. Nachdem die<br />

betreffende Landschaft im Sinne der nationalen Identität aufgeladen worden war, wurde die Anwesenheit<br />

der slowenischen Bevölkerung als Eingriff in eine ursprünglich „deutsche“ Gegend dar-<br />

121


Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

gestellt. Um dem entgegenzuwirken, bemühte<br />

man sich, die deutschen Sprachinseln miteinander<br />

zu verbinden und ausweiten. 1<br />

Gleichzeitig war die Annahme einer solchen<br />

– fiktiven – Grenze notwendig, um die Nation<br />

geographisch verorten zu können, die ja bis<br />

1918 nicht durch nationale Grenzziehungen<br />

festgelegt war. Das Bild einer klaren Trennlinie,<br />

das keine Rücksicht auf lokale Realitäten<br />

nahm, wurde unterstellt. Diese wurden dann<br />

in der Tat auch immer mehr durch den Assimilationsdruck<br />

von außen geprägt.<br />

Zu Beginn ist es notwendig, einige Begrifflichkeiten<br />

zu klären. Zwar hat gegenwärtig<br />

der Begriff des „Kulturerbes“ Konjunktur, und<br />

gerade die Steiermark konnte in den vergangenen<br />

Jahren damit werben. Doch selten wurde<br />

darüber reflektiert, was „kulturelles Erbe“<br />

bedeutet. Auszugehen ist hierbei vom Begriff<br />

„Kultur“, dessen Bedeutung sich historisch<br />

verschiedentlich gewandelt hat: Von der Landwirtschaft<br />

und dem bestellten Land – als Gegensatz<br />

zur Natur –, der Abgrenzung gegenüber<br />

dem Unzivilisierten und Barbarischen bis<br />

zur heute häufigen Gleichsetzung mit dem<br />

Kunstbegriff. In dieser Arbeit steht der Begriff<br />

jedoch in einem größeren Bedeutungszusammenhang,<br />

und wir verwenden die methodisch<br />

sinnvolle Trennung von materieller und symbolischer<br />

Kultur, wobei Letztere Sprache und<br />

Schrift beinhaltet. Trotz dieser Unterscheidung<br />

versuchen Wissenschaftler, auf beiden<br />

Ebenen denselben Fragen nachzugehen: Wie<br />

werden Güter oder Zeichen produziert und<br />

wie werden sie für den Menschen bedeutsam?<br />

Wie lassen sich die sozialen Beziehungen und<br />

Handlungsweisen verstehen, in die die Dinge<br />

des täglichen Lebens einbezogen werden?<br />

Von diesem weiten Kulturbegriff ausgehend,<br />

ist auch die Bedeutung von „kulturellem Erbe“<br />

122<br />

zu erklären. Demzufolge ist es der Teil einer<br />

Kultur oder Tradition, der noch – in welcher<br />

Form auch immer – gelebt wird, sprich im Bewusstsein<br />

der Menschen verankert ist. Das Erinnern<br />

gehört ebenso zum Leben einer Kultur<br />

und Tradition wie auch beispielsweise besondere<br />

Tänze, regionale Dialekte und Ähnliches.<br />

Daraus folgt, dass das kulturelle Erbe konstruiert<br />

ist, weil es immer vom Bewusstsein abhängt.<br />

Ein weiterer zentraler Begriff dieser Arbeit ist<br />

jener der Identität. Eine allgemeine Definition<br />

zu finden, ist nicht einfach, zu verschieden<br />

sind die gebräuchlichen Verwendungen, und<br />

allzu oft wäre ideologiekritisches Hinterfragen<br />

notwendig, um den Begriff wieder an die sozialen<br />

oder politischen Realitäten anzupassen.<br />

Die vorliegende Studie orientiert ihren Identitätsbegriff<br />

an folgendem Schema für Idealtypen<br />

regionaler Identitäten. Sie begrenzen auf<br />

unterschiedliche Weise das Selbst der Gruppe.<br />

Die Art und Weise der Definition der Merkmale,<br />

die das Selbst und damit die Gruppenzugehörigkeit<br />

festlegt, bestimmt zugleich die<br />

Grenze gegenüber dem Fremden. Damit werden<br />

Grenzüberschreitungen entweder ermöglicht<br />

oder verhindert.<br />

1. Primordial kodierte Identität beruft sich auf<br />

„natürliche“ Merkmale, wie Volk oder Rasse,<br />

und ist von Kommunikation unabhängig.<br />

Sie verhindert den Eintritt in oder den<br />

Austritt aus der Gruppe, Gemeinsamkeiten<br />

und Vertrauen lassen sich nur sehr schwer<br />

herstellen.<br />

2. Konventionell bzw. zivil und kulturell kodierte<br />

Identität beruht auf Verhaltensregeln<br />

und sozialer Routine. Sie ermöglicht die<br />

Aufnahme von Fremden oder die gleichzeitige<br />

Mitgliedschaft in mehreren Kollektiven,<br />

weil lediglich die erlernbaren Regeln


efolgt werden müssen, um dazuzugehören,<br />

wodurch die Schaffung und der Erhalt<br />

von Gemeinsamkeit und Vertrauen erleichtert<br />

werden.<br />

3. Sakral kodierte Identität wiederum beruft<br />

sich auf den Glauben, die besondere Leistungskraft<br />

und die Auserwähltheit einer<br />

Gruppe, die eine ausgezeichnete Verbindung<br />

zu einer übergeordneten Rationalität<br />

unterhält. Solche Gruppen haben häufig<br />

eine messianisch geprägte Haltung. Sakrale<br />

Kodierungen schließen sich zwar nicht<br />

unbedingt von ihrer Umwelt ab, doch ist<br />

ihnen der Drang eigen, Mitglieder anderer<br />

Gruppen zu assimilieren oder im Kontakt<br />

zu dominieren. Dennoch sind die Schaffung<br />

von Gemeinsamkeiten und die Möglichkeit<br />

von Grenzübertritten nicht ausgeschlossen.<br />

Die Qualität der Grenzziehung regelt also den<br />

Kontakt und den Austausch innerhalb der<br />

Gruppe, aber auch den Kontakt mit anderen<br />

Gruppen 2 .<br />

Diese Idealtypen kommen allerdings nie in<br />

einer „Reinform“ vor, sondern sind in unterschiedlichen<br />

Ausprägungen miteinander vermischt.<br />

So findet man zum Beispiel auf der<br />

österreichischen Seite der Steiermark ab den<br />

1890er Jahren gemeinsam mit der Betonung<br />

der ethnischen Trennung den Mythos der<br />

„besseren, da aufrichtigeren deutschen Mentalität“<br />

und der „besseren, da erfolgreicheren“<br />

Wirtschaftsweise usw., der auch das sakrale<br />

Element seiner Identität zeigt. Seit den 1890er<br />

Jahren dominierten in der gesamten Steiermark<br />

die zivilen Anteile gegenüber den primordialen<br />

Elementen der Identitätskonstruktion,<br />

sodass sie als gesellschaftlich verbundene<br />

Gruppen nebeneinander lebten.<br />

In der Arbeit wird zwar die Einteilung in pri-<br />

Verleugnung, Vergessen und Verdränge<br />

mordiale, zivil kodierte und sakral kodierte<br />

Identität übernommen, nun aber als gesetzte,<br />

worunter wir die primordiale und die sakrale<br />

subsumieren, und als gelebte, die wir als zivil<br />

kodierte Identität verstehen, bezeichnet.<br />

Entscheidend ist nun der Zusammenhang<br />

zwischen Identität und kulturellem Erbe: Das<br />

kulturelle Erbe ist, wie bereits oben erwähnt,<br />

die im Bewusstsein verankerte Kulturleistung<br />

einer Gesellschaft. Die zivile Identität entsteht<br />

aus dem Teil des kulturellen Erbes, der für den<br />

Großteil dieser Gesellschaft und/oder Gruppe<br />

relevant ist. Bei primordial oder sakral kodierter<br />

Identität erfolgt die Identifizierung mit einem<br />

von einer Autorität vorgegebenen Sachverhalt.<br />

Um die Existenz slawischer Kultur in der Steiermark<br />

auch in der heutigen Zeit nachzuweisen,<br />

sollen vorerst zwei Beispiele ausreichen:<br />

Zum einen das sprachliche Erbe, das sich in<br />

erster Linie auf Namen von Ortschaften, Flüssen,<br />

Bergen und Familien erstreckt. 3 Im 6.<br />

Jahrhundert setzte der Zuzug der Slawen in<br />

die Steiermark ein (die Landnahme der bayrischen<br />

Kolonisten erfolgte vom 9. bis zum 13.<br />

Jahrhundert). Einige wenige Beispiele belegen<br />

deren Ausbreitung über das gesamte Land:<br />

Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/Gradec,<br />

Semmering/Cemernic, Schöckel/Sekkel.<br />

Zum anderen findet sich der Hakenhof als Teil<br />

des slawischen Erbes in der Steiermark. Bei<br />

diesem sind der Wohn- und Stalltrakt in einer<br />

Linie hintereinander angeordnet und werden<br />

an der Rückseite von der Scheune abgeschlossen.<br />

Ursprünglich dürfte er aus dem Gebiet<br />

um das heutige Murska Sobota stammen. Von<br />

hier aus hat sich der Hakenhof nach Ungarn<br />

und in das Gebiet des heutigen Österreichs<br />

ausgebreitet. Die Besonderheit, die den Hakenhof<br />

im Vergleich zu den anderen „typisch<br />

123


Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

österreichischen“ Bauernhöfen kennzeichnet,<br />

besteht darin, dass dieser die einzige Hofform<br />

ist, die nicht mittels Primogenitur weitervererbt<br />

wird. Die Geschichte der steirischen Slowenen<br />

wurde in den vergangenen 150 Jahren<br />

von Assimilation und Verdrängung geprägt.<br />

Im Folgenden sollen diese Entwicklungen<br />

nachgezeichnet werden. Man kann davon ausgehen,<br />

dass die Trennung zwischen Slowenen<br />

und Deutschsprachigen bis in das 19. Jahrhundert<br />

keine nationale war. Die Differenzierungen<br />

waren vielmehr sozialer Natur und kamen<br />

in einem Stadt-Land-Gefälle zum Ausdruck.<br />

Um die Mitte des Jahrhunderts zeichnete sich<br />

in etwa folgendes Bild ab: In den regionalen<br />

Zentren (wie etwa Radkersburg oder Leutschach)<br />

herrschte die deutsche Sprache vor, die<br />

dort ansässige slowenische Bevölkerung neigte<br />

eher zur Assimilation. Bürokratie, Politik und<br />

später auch der Unterricht sind fast gänzlich<br />

„deutsch“ kontrolliert, was aber auf die Umgebungsbevölkerung<br />

lange Zeit kaum Einfluss<br />

hatte. Hier hatte sich ein eigenes System von<br />

Zwei- u. Mischsprachigkeit entwickelt, das die<br />

Verständigung zwischen den beiden Volksgruppen<br />

möglich machte. Gesprochen wurde<br />

ein slowenischer Dialekt, sehr viele Wörter<br />

kamen auch aus dem Deutschen (laut Zeitzeugen<br />

die Hälfte 4 ); umgekehrt war auch der<br />

deutsche Dialekt stark von der slowenischen<br />

Sprache geprägt. 5<br />

Eine nationale Trennung und damit auch der<br />

Wandel zu einer gesetzten Identität dürfte<br />

erst um 1880 eingetreten sein, wobei gerade<br />

in kleineren und autarken Dörfern der Prozess<br />

nur langsam vor sich gegangen ist und immer<br />

nur von außen hineingetragen wurde.<br />

Ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung der<br />

deutschen Sprache war die Schule. Nachdem<br />

der Staat 1869 die Schulbildung von der Kir-<br />

124<br />

che übernommen hatte, wurde gerade in den<br />

gemischtsprachigen Gebieten Slowenisch<br />

meist nur so lange unterrichtet, bis die Schüler<br />

deutsch konnten. Die slowenischen Schüler<br />

hatten unter dem aufgrund mangelnder<br />

Sprachkenntnisse schlechten Schulerfolg oft<br />

sehr zu leiden, weshalb sie später ihre Muttersprache<br />

umso heftiger verleugneten.<br />

Generell kann man sagen, dass die Slowenen<br />

auf dem Gebiet der heutigen Steiermark nie<br />

ein echtes Nationalgefühl entwickeln konnten.<br />

Einige wenige Ausnahmen gab es vor dem<br />

Ersten Weltkrieg, doch seither fehlt ein solches<br />

Zugehörigkeitsgefühl völlig.<br />

Eine Zäsur bilden der Erste Weltkrieg, die Besatzung<br />

der zweisprachigen Gebiete durch<br />

SHS-Truppen und die kurze und in Wahrheit<br />

wenig spektakuläre Phase des so genannten<br />

Abwehrkampfes. Zu dieser Zeit wurde ein Klima<br />

der Polarisierung geschaffen, in dem sich<br />

die Bewohner auf einer der beiden Seiten positionieren<br />

mussten. Ausdruck dafür sind etwa<br />

die Artikel in den Zeitungen Deutsche Grenzwacht<br />

und Murska Straža 6 oder die Racheaktionen<br />

der deutschsprachigen Bevölkerung nach<br />

dem Abzug der SHS-Truppen.<br />

Vieles änderte sich nun für die slowenische Bevölkerung,<br />

die jetzt in einem eindeutig deutsch<br />

deklarierten Land lebte. Die vielfältigen Auswirkungen<br />

verstärkten den Assimilationsdruck<br />

und die Verdrängung des Slowenischen<br />

aus dem öffentlichen Raum.<br />

Trotz des massiv angewachsenen Drucks<br />

scheint die sprachliche Situation in den slowenischen<br />

Gebieten stagniert zu haben 7 . Ein<br />

Großteil der Schüler hatte beim Erlernen der<br />

deutschen Sprache weiterhin Probleme, und<br />

die in Standardslowenisch gehaltenen Messen<br />

waren schlecht besucht 8 , weil die Bevölkerung<br />

noch immer ihren eigenen Dialekt sprach.


Zwar durchschnitt nun eine Grenze den alten<br />

Lebensraum, trotzdem waren Grenzübertritte<br />

aus verschiedensten Gründen häufig. Es<br />

scheint so, als hätte die innere Ordnung gerade<br />

in der ländlichen Gegend noch überlebt (erst<br />

nach 1938 sollte der einheitliche Kulturraum<br />

endgültig zerstört werden). Nach außen hin<br />

wurde es jedoch notwendig, seine Loyalität zu<br />

Österreich und zum „Deutschtum“ offen zu<br />

bekennen. Dies zeigt sich etwa im Wahlverhalten<br />

(Christlich-Sozial, Bauernbund) und im<br />

völligen Fehlen national-slowenischer Aktivitäten.<br />

Die nationalsozialistische Herrschaft hatte<br />

für die steirischen Slowenen verhältnismäßig<br />

geringe Auswirkungen. Viel eher sollte das<br />

Kriegsende, vor allem im Gebiet von Leutschach,<br />

für die Bevölkerung noch lange prägend<br />

sein 9 . Die Loyalität der Bevölkerung zu<br />

verschiedenen mit Machtanspruch auftretenden<br />

Gruppierungen führte zu einem intensiven<br />

Drang nach Vergessen und zu dem Schweigen,<br />

das auch noch heute vorherrscht. 10<br />

Während nach 1945 die Nachbarschaft zu<br />

Tito-Jugoslawien eine neue Situation schuf<br />

und aus jedem bekennenden Slowenen quasi<br />

einen Kommunisten machte, herrschte andererseits<br />

ideologische Kontinuität vor. So wurde<br />

der Grenzland-Mythos weiterhin hochgehalten,<br />

wodurch die Region das besondere Augenmerk<br />

„volksbewusster“ Kreise auf sich zog, die den<br />

„deutschen“ bzw. den steirischen Charakter<br />

mittels verschiedener Aktivitäten und Aufrufe<br />

zu stärken versuchten. 11<br />

Prinzipiell hätten die im Staatsvertrag verankerten<br />

Minderheitenrechte den Schutz der<br />

Identität der zweisprachigen Bevölkerung in<br />

der Steiermark garantieren sollen. Doch neben<br />

historischen Ereignissen und den ungünstigen<br />

Umfeldbedingungen durch den ökonomi-<br />

Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

schen Wandel war es insbesondere die Politik,<br />

die vor allem mit dem Mittel der Verleugnung<br />

gegen die Zweisprachigkeit ankämpfte. Gründe<br />

könnten die Gebietsansprüche Jugoslawiens,<br />

der vorherrschende Antikommunismus,<br />

der tief verankerte Grenzland-Mythos 12 oder die<br />

Beruhigung „national“-konservativer Bevölkerungsteile<br />

und auch das starke Anpassungsbedürfnis<br />

lokaler Politiker sein.<br />

Heute ist die Situation in den letzten Inseln<br />

der Zweisprachigkeit desolat. Die slowenischsprachige<br />

Minderheit ist eine aussterbende 13 ,<br />

die Jugend versteht meist nur mehr wenige<br />

Wörter Slowenisch. Man sieht sich auch nicht<br />

als eine Sprachminderheit.<br />

Welche Auswirkungen der hundert Jahre lang<br />

währende Assimilationsdruck heute hat, zeigt<br />

eine Studie über den Ort Laaken auf der Soboth.<br />

14 Obwohl von 23 Erwachsenen zwölf<br />

Slowenisch als Muttersprache angaben, wird<br />

gegenüber Außenstehenden eben diese Zweisprachigkeit<br />

geleugnet. Auch in der Region<br />

um Radkersburg existiert Zweisprachigkeit<br />

bis heute. Daneben können noch immer viele<br />

Menschen, auch wenn sie die Sprache nicht<br />

sprechen, slowenische Lieder mitsingen oder<br />

kennen zumindest noch ein paar Wörter oder<br />

Phrasen.<br />

Im Kontrast zu und in Verbindung mit dem<br />

vorherigen Abschnitt soll die Wahrnehmung<br />

slawischer Kultur und Sprache von außen, aus<br />

der Sicht der steirischen Hochkulturproduktion,<br />

dargestellt werden. Analysiert soll der<br />

durch den aufkommenden Nationalismusdiskurs<br />

vollzogene Wandel in der steirischen Historiographie<br />

werden, wie auch auf eine ähnliche<br />

Wahrnehmung in der Literatur am Beispiel<br />

Peter Roseggers hingewiesen wird.<br />

Ein erstes Werk über die steirische Geschichte<br />

aus dem Jahre 1815 15 beschreibt die slawische<br />

125


Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

Besiedelung ab dem 6. Jahrhundert noch als<br />

besonders gewinnbringend für das nach der<br />

Völkerwanderung verwüstete Land. Die Slawen<br />

betrieben Ackerbau und brachten damit<br />

„die Wurzel aller Cultur fast in jeden Winkel<br />

dieses Landes“; auch die Wiederaufnahme des<br />

Bergbaues am Erzberg sei nur ihnen zu verdanken<br />

gewesen. 16 Die Herkunft zahlreicher Ortsnamen<br />

aus dem Slawischen findet ebenso Erwähnung.<br />

In weiterer Folge wird nicht mehr<br />

zwischen Slawen und „Deutschen“ differenziert,<br />

sondern einfach nur von den Bewohnern<br />

des Landes gesprochen.<br />

Eine Differenzierung bezüglich Körperbau,<br />

Sprache und Kleidung findet sich in dem 1844<br />

von Albert Muchar vorgelegten Geschichtswerk<br />

17 , jedoch wird noch nicht zwischen verschiedenen<br />

Charakteranlagen der Bevölkerungsgruppen<br />

unterschieden. Andererseits<br />

bezweifelt Muchar die Besiedelung der ganzen<br />

Steiermark durch Slowenen und konstruiert einen<br />

Mythos von einer „celtisch-germanischen<br />

Urbevölkerung“, die sich in der Obersteiermark<br />

gehalten habe. Auch sei der Erzberg nicht von<br />

Slowenen erschlossen worden, und überhaupt<br />

seien, bis auf wenige Ausnahmen, auch die<br />

Ortsnamen „rein deutsch“. 18 Dieser Mythos<br />

bereitete einen fruchtbaren Boden für spätere<br />

nationale Diskurse.<br />

Inwieweit dieser Mythos nachwirkte, zeigt<br />

sich daran, dass er noch 1949 von Hans Pirchegger<br />

verteidigt wurde (interessanterweise,<br />

als er slowenischen Historikern, die ihrerseits<br />

auf die Bedeutung der Ortsnamen u. a. pochten,<br />

„Geschichtsfälschung“ vorwarf). 19<br />

Schließlich machen sich Tendenzen einer negativen<br />

Charakterisierung der Slowenen immer<br />

mehr bemerkbar. In dem von Wilhelm<br />

von Gebler 1862 vorgelegten Werk über die<br />

steirische Geschichte wird von „Slawenhor-<br />

126<br />

den“ gesprochen, deren Einwanderung „wahrscheinlich<br />

nicht ohne blutige Zerstörungen“<br />

abgelaufen sei. 20 Nun wird auch eindeutig charakterlich<br />

differenziert: Der „obersteirische<br />

Mann“ sei gesund, stark, arbeitsam, aufrichtig,<br />

selbstvertrauend etc. Doch: „Die selben Eigenschaften<br />

findet man im Ganzen auch bei dem<br />

Untersteiermärker, doch je mehr man sich den<br />

Grenzen Krains und Kroatiens nähert, gibt<br />

sich auch das biegsame, kluge Wesen des Slawen<br />

kund.“ 21 Wobei biegsam und klug als „verschlagen“<br />

verstanden wird.<br />

Nach 1918 ist der „deutsche“ Charakter der<br />

Steiermark unbestritten, und die slowenische<br />

Minderheit in der Grenzregion wird ignoriert<br />

oder verleugnet. Ein Beispiel einer nationalsozialistischen<br />

Blut-und-Boden-Mythologie,<br />

die bereits die neue Selbstverständlichkeit aufzeigt,<br />

alle Steirer als „Deutsche“ zu betrachten,<br />

liefert der schon genannte Hans Pirchegger,<br />

der 1931 schreibt: „Der Bauer war zwar meist<br />

an seine Scholle gebunden, aber die Vorfahren<br />

gar vieler mögen aus Bayern, aus Franken und<br />

Schwaben gekommen sein. So fühlten sich die<br />

Steirer ganz selbstverständlich als Deutsche,<br />

man darf sagen: unbewußt. Im 16. Jahrhundert<br />

wurden sie sich dessen bewußt, sie sprachen<br />

offen aus, daß ihr Land ein Teil des Reiches<br />

sei, und nicht der schlechteste.“ 22<br />

Nach dem Krieg legte Pirchegger scheinbar seine<br />

nationalsozialistischen Ansichten ab und<br />

schrieb sein Werk um, allerdings findet sich<br />

auch noch 1949 die Verteidigung von Muchars<br />

altem Mythos. 23 Bei der Schilderung des Sprachenstreites<br />

um 1900 folgt er der Terminologie<br />

deutschnationaler Agitation. Noch bis in die<br />

jüngste Zeit galt „der Pirchegger“ als geschätztes<br />

Standardwerk.<br />

Was die Existenz einer slowenischen Minderheit<br />

auf dem Gebiet der heutigen Steiermark


etrifft, so wird dieser von der Historiographie<br />

des 20. Jahrhunderts keine Beachtung<br />

geschenkt. 24 Das heutige Verhältnis zu Slowenien<br />

mag von einer freundschaftlichen<br />

Nachbarlichkeit geprägt sein, das Bewusstsein<br />

für ein gemeinsames Erbe ist allerdings aus der<br />

Erinnerung verschwunden.<br />

Nicht nur die Geschichtsschreibung, auch die<br />

Literatur gilt es, als ein Medium der kulturellen<br />

Wahrnehmung und Produktion einer Analyse<br />

zu unterziehen. Exemplarisch ist hier Peter Rosegger<br />

angeführt, der, nicht zuletzt aufgrund<br />

der identitätsstiftenden Bedeutung seiner Person<br />

selbst, ein vorzügliches Beispiel abgibt,<br />

weil sich zeigen lässt, wie scheinbar wohlgemeinte<br />

Betrachtungen ein abschätziges Bild<br />

transportierten. In seiner Reisebeschreibung<br />

„Am Wanderstabe“ aus dem Jahre 1882 charakterisiert<br />

er die slowenischen Steirer als klug,<br />

verschlossen und melancholisch. Und: „Den<br />

Eindruck treuherziger Gemütlichkeit der deutschen<br />

Steirer fühlt man hier nicht mehr.“ 25 Den<br />

– sinngemäß „rassischen“ – Einfluss der Slowenen<br />

auf die Mittelsteirer sieht Rosegger jedoch<br />

eindeutig negativ: „So ist er auch unbeholfener<br />

und träger in seinem geistigen Leben […] Den<br />

geistigen Getränken, welche hier aus Obst und<br />

Traube gezogen werden, giebt man die Schuld;<br />

gewiß aber wirken auch andere Factoren ein –<br />

vor Allem vielleicht die unmittelbare Nachbarschaft<br />

fremder Völker, als Slaven, Magyaren,<br />

Romanen – man will das hier näher nicht untersuchen.“<br />

26 Das Nobelpreiskomitee verweigerte<br />

die Verleihung des Literaturnobelpreises<br />

1913 übrigens mit dem Verweis auf des Heimatdichters<br />

deutschnationale Ansichten und<br />

Aktivitäten bezüglich der „Südmark“. 27<br />

Kulturelles Erbe ist eine Frage des Bewusstseins.<br />

Das slawische Erbe in der Steiermark ist<br />

größtenteils in Vergessenheit geraten und ver-<br />

Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

drängt worden. Die Vereinnahmung der Sprache<br />

im nationalen Sinne und das Bestreben,<br />

sie durch Homogenisierung und Abgrenzung<br />

zu schützen, äußerte sich in einer weitgehenden<br />

Ausmerzung jener kulturellen Zusammenhänge<br />

der Zwei- und Mehrsprachigkeit,<br />

die als nicht wünschenswert, ja bedrohlich<br />

erachtet wurden. Sprache auf eine verbindliche<br />

standardisierte Form festzulegen statt ihre<br />

lokalen Variationen als kulturelles Erbe gerade<br />

im nicht-nationalen Sinne zu sehen, resultierte<br />

letztendlich im Verlust von kulturellem<br />

Erbe und auch in einer Reduzierung der steirischen<br />

Identität. Stattdessen ist das öffentliche<br />

Bewusstsein noch vielfach mit Figuren und<br />

Denkbildern besetzt, die den nationalen Entfremdungs-Diskursen<br />

entsprangen.<br />

127


Verleugnung, Vergessen und Verdrängen<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Peter M. Judson, Versuche um 1900, die Sprachgrenze sichtbar zu machen,<br />

in: Moritz Csaky – Peter Stachel (Hg.), Die Verortung von Gedächtnis. Wien<br />

2001, S.164f.<br />

2 Vgl. Bernhard Giesen, Nationale und kulturelle Identität. Studien zur<br />

Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Frankfurt/<br />

Main 1991 u. Max Haller, Identität und Nationalstolz der Österreicher.<br />

Gesellschaftliche Ursachen und Funktionen. Wien 1996.<br />

3 Manfred Trummer, Slawische Steiermark, in: Christian Stenner (Hg.),<br />

Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten.<br />

Wien – Köln – Weimar 1997, S. 17.<br />

4 Klaus Jürgen Hermanik – Christian Promitzer, (Hg.), Grenzenlos<br />

zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845–<br />

1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem<br />

Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Graz 2002, S. 38.<br />

5 http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm (8.12.2003).<br />

6 Andrea Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite –<br />

Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des<br />

Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848–1997,<br />

phil. DA. Graz 1997, S. 138ff.<br />

7 Ebd., S. 146ff.<br />

8 Christian Promitzer, Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie<br />

des Verschwindens, in: Stenner, Slawische Steiermark, S. 148f.<br />

9 Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen<br />

Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert). Graz<br />

1996, S. 286ff.<br />

10 Ebd., S. 32.<br />

11 Promitzer, Verlorene Brüder, S. 340 f, 350 f; Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer,<br />

S. 187.<br />

12 Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, S. 184, S. 191.<br />

13 Klaus Jürgen Hermanik, The (hidden) Slovene minority in Austrian Styria<br />

– including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian border.<br />

TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.–9.11.2003<br />

u. Johannes Moser – Elisabeth Katschnig-Fasch (Hg.), Blatten. Ein Dorf an<br />

der Grenze („Kuckuck“, Sonderband 2), Graz 1992.<br />

14 Moser – Katschnig-Fasch, Blatten.<br />

15 Joseph Wartinger, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Graz 1815.<br />

16 Ebd., S. 31f.<br />

17 Albert Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bde. I-III. Graz<br />

1844. Bd. I: „Das Steirervolk ist reich begabt mit den glücklichsten Anlagen<br />

zu trefflichen Tugenden und Taten; sein Charakter ist – bei manchen Härten<br />

– im Ganzen edel u. anbetungswürdig.“<br />

18 Ebd., Bd. III., S. 83.<br />

19 Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf<br />

das Kulturleben. Graz 1949, S. 252.<br />

20 Wilhelm von Gebler, Geschichte des Herzogtums Steiermark von den<br />

ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Graz 1862, S. 42.<br />

21 Ebd., S. 3.<br />

22 Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark 1282–1740. Graz – Wien –<br />

Leibnitz 1931.<br />

23 Pirchegger, 1949, S. 9.<br />

24 Vgl. u. a. Stefan Karner, Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Graz – Wien<br />

– Köln 2000, S. 133.<br />

25 Zit. nach Anton Janko, Das Slowenenbild in Peter Roseggers Reisebeschreibungen,<br />

in: Peter Vodopivec u. a. (Hg), Kulturelle Wechselseitigkeit.<br />

O .o. 1995, S. 201.<br />

26 Zit. nach Janko, S. 199.<br />

27 Walter Zitzenbacher (Hg.), Landeschronik Steiermark. Wien – München<br />

1988, S. 303.<br />

128<br />

ZU DEN AUTOREN – O AVTORJIH<br />

Benjamin Grilj<br />

Geb. 17.8.1981 in Graz; Studium der Philosophie und Geschichte in Graz<br />

seit 1999, 2004 mit der Diplomarbeit „Wahrheit oder Ethik“ abgeschlossen,<br />

schreibt dzt. seine Dissertation über den Zusammenhang von Sprache<br />

und Erkenntnis. – Rojen 17. avgusta 1981 v Gradcu; študij filozofije<br />

in zgodovine v Gradcu od leta 1999, zaključil leta 2004 z diplomskim<br />

delom „Wahrheit oder Ethik“, sedaj piše disertacijo o povezanosti jezika<br />

in spoznanja.<br />

Mathias Jörg Hammer<br />

Geb. 26.7.1980 in Graz; Studium der Geschichte und der Rechtswissenschaften<br />

in Graz seit 2000, Studium der Geschichte in Groningen<br />

2002/03. Dzt. Kand. Phil, Diplomarbeit zum Thema „Nationalism and<br />

Historical Thought in Indonesia“ – Rojen 26. julija 1980 v Gradcu; študij<br />

zgodovine in pravnih znanosti v Gradcu, od leta 2000, študij zgodovine v<br />

Groningenu 2002/03, sedaj piše na filozofiji, diplomsko delo z naslovom<br />

„Nationalism and Historical Thought in Indonesia“.<br />

Simon Hadler<br />

Geb. 5.9.1980 in Graz;<br />

Studium der Geschichte und der Philosophie in Graz und Krakau seit<br />

2000. – Rojen 5. septembra 1980 v Gradcu, študij zgodovine in filozofije<br />

v Gradcu in Krakovu od leta 2000.


Zanikanje, pozabljanje in<br />

izpodrinjanje<br />

Sedanje stanje<br />

Izhodišče te študije je bil seminar z naslovom<br />

„Cultural Heritage – National Heritage?“<br />

(„Kulturna dediščina – nacionalna dediščina?“),<br />

ki ga je vodil prof. Moritz Csaky na univerzi<br />

Karl-Franzens-Universität Graz v zimskem<br />

semestru 2003/04. Pojem „kulturne dediščine“<br />

v kontekstu širšega pomena kulture nas je<br />

vodil k vprašanju, kaj je zgodovinsko razvit<br />

kulturni element, vendar ne spada v kanon<br />

nacionalne ali regionalne kulturne dediščine.<br />

Pokazalo se je, da je slovanska kultura na<br />

avstrijskem Štajerskem, čeprav se je čez<br />

stoletja in do današnjih dni globoko zasidrala,<br />

zanimiv primer za vključitvene in izključitvene<br />

mehanizme kulturne dediščine. Tako bo v<br />

nadaljevanju prikazano, kje na avstrijskem<br />

Štajerskem je slovanska dediščina pustila svoje<br />

sledi, kako so jo hkrati vedno bolj potiskali<br />

na rob kolektivne zavesti ali pa je popolnoma<br />

izginila iz nje. Delo posveča pozornost zlasti<br />

pomenu jezika kot kulturne dediščine.<br />

Jezik na avstrijskem Štajerskem je ob<br />

prelomnici stoletja postal predmet konflikta<br />

med Nemci in Slovenci, dvema skupinama,<br />

ki se pred pojavom diskurza nacionalizma<br />

nista enoznačno identificirali z eno od<br />

narodnosti na podlagi večkulturno-jezikovnih<br />

komunikacijskih in interakcijskih povezav, ki<br />

so prevladovale na območju Južne in Spodnje<br />

Štajerske. Ozadje tega novega konflikta je bilo<br />

etnocentrično dojemanje kulturne dediščine,<br />

ki je povezano z nastankom nacionalnih idej.<br />

Če gledamo na jezik v smislu nacionalnega<br />

standardnega jezika oz. komponente, ki daje<br />

identiteto, kot na kulturno dobrino, ki jo je treba<br />

Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

varovati, vodi to k temu, da se jezik dojema kot<br />

statičen in morebiti izoliran od ostalih. Pojem<br />

„jezikovna meja“ ponazarja to neskladje,<br />

ki izhaja iz zunanjega pogleda na regijo.<br />

Njegova ideja je bila odločujoča komponenta<br />

v „narodnostnem boju”. Mit, ki ga je tukaj<br />

uporabila nemška nacionalna ideologija, je bil<br />

mit o meji, ki ji je grozilo potujčevanje in jo<br />

je bilo nujno braniti – tudi v aktualni dnevni<br />

politiki se še vedno uporablja. Ko se je ta mit<br />

razširil po teh pokrajinah, je bila prisotnost<br />

slovenskega prebivalstva predstavljena kot<br />

napad na prvotno nemško območje. Da bi se<br />

temu uprli, so se pojavila prizadevanja, da bi<br />

se nemški jezikovni otoki med seboj povezali<br />

in se razširili. 1<br />

Hkrati je bilo sprejetje takšne – namišljene<br />

– meje nujno, da je bilo mogoče narod<br />

zemljepisno opredeliti, saj meja do leta 1918<br />

ni bila določena z nacionalnimi razmejitvami.<br />

Prikrito so vsiljevali jasno razmejitev, ki sploh<br />

ne upošteva krajevnih dejstev. Nanje se je<br />

potem dejansko tudi vedno bolj vplivalo z<br />

asimilacijskim pritiskom od zunaj.<br />

Na začetku moramo nujno pojasniti nekatere<br />

pojme. Sicer je pojem „kulturne dediščine“<br />

sedaj priljubljen in ravno Štajerska se je<br />

lahko v preteklih letih z njim oglaševala.<br />

Vendar se je redko razmišljalo o tem, kaj<br />

„kulturna dediščina“ pomeni. Tukaj je treba<br />

izhajati iz pojma „kultura“, katerega pomen<br />

se je skozi zgodovino različno spreminjal: od<br />

gospodarstva in obdelane zemlje, kot nasprotje<br />

narave, distanciranost od neciviliziranega in<br />

barbarskega, do v današnjem času pogostega<br />

enačenja s pojmom umetnosti. V tem besedilu<br />

pa je pojem v širši pomenski povezanosti in<br />

uporabljamo metodološko priročno delitev<br />

na materialno in simbolno kulturo, pri čemer<br />

slednja zajema jezik in pisavo. Kljub temu<br />

129


Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

razlikovanju se skušajo znanstveniki na obeh<br />

ravneh ukvarjati z istim vprašanjem: Kako se<br />

proizvajajo dobrine ali znaki in kakšen pomen<br />

imajo za človeka? Kako je mogoče razumeti<br />

družbene odnose in načine ravnanja, v katere<br />

se vključujejo stvari iz vsakdanjega življenja?<br />

Na osnovi tega širokega kulturnega pojma<br />

je mogoče pojasniti tudi pomen „kulturne<br />

dediščine“. Zato je to del kulture ali tradicije,<br />

ki, v kakršni koli obliki že, še živi in je torej<br />

zasidrana v zavesti ljudi. Spominjanje prav<br />

tako spada k življenju kulture in tradicije, kot<br />

je na primer izvajanje posebnih plesov, uporaba<br />

posebnih narečij in podobno. Iz tega sledi, da<br />

je kulturna dediščina izoblikovana tako, da je<br />

vedno odvisna od zavesti.<br />

Naslednji osrednji pojem v tem besedilu je pojem<br />

identitete. Sploh ni preprosto najti splošne<br />

definicije, saj se pojem uporablja zelo različno<br />

in prepogosto bi bilo potrebno ideološkokritično<br />

raziskovanje, da bi se ga dalo vedno<br />

znova prilagoditi družbenim in političnim<br />

resničnostim. Pričujoča študija usmerja svoj<br />

pojem identitete glede na naslednjo shemo za<br />

idealne vrste regionalnih identitet, posebnost<br />

katerih je v tem, kaj določa njihov tip: na<br />

različne načine omejujejo sebstvo skupine.<br />

Vrsta in način definicije značilnosti, ki določajo<br />

sebstvo in s tem pripadnost skupini, hkrati<br />

pa določajo mejo nasproti tujemu. S tem se<br />

prestopi meje ali omogočijo ali preprečijo.<br />

1. Prvobitno kodirana identiteta se sklicuje<br />

na „naravne“ značilnosti, kot sta narod<br />

ali rasa, in je neodvisna od komunikacije.<br />

Preprečuje vstop ali izstop iz skupine,<br />

skupne značilnosti in zaupanje se le stežka<br />

vzpostavijo.<br />

2. Konvencionalno oz. civilno in kulturno<br />

kodirana identiteta temelji na pravilih<br />

vedenja in socialne rutine. Omogoča<br />

130<br />

sprejetje tujega ali hkratno članstvo v več<br />

kolektivih, ker se morajo upoštevati zgolj<br />

pravila, ki se jih je mogoče naučiti, da bi<br />

spadali h kolektivu, kar olajša vzpostavitev<br />

in ohranitev skupnih značilnosti in<br />

zaupanja.<br />

3. Sakralno kodirana identiteta se ponovno<br />

sklicuje na prepričanje, na posebno<br />

zmogljivost in izbranost neke skupine,<br />

ki vzdržuje odlično zvezo z nadrejeno<br />

razumskostjo. Takšne skupine imajo<br />

pogosto mesijansko držo. Sakralna<br />

kodiranja se nujno ne zapirajo pred svojim<br />

okoljem, ampak je zanje značilna potreba<br />

po asimilaciji drugih skupin ali po prevladi<br />

v navezanih stikih. Vendar se vzpostavitev<br />

skupnih značilnosti in prestopov meje ne<br />

izključuje.<br />

Kakovost vzpostavitve meje torej ureja tudi<br />

stik in izmenjavo znotraj skupine ter tudi<br />

stik z drugimi skupinami 2 . (prim. Giesen<br />

1993, Haller 1992) Vsekakor se ti idealni tipi<br />

nikoli ne pojavijo v “čisti obliki”, ampak so v<br />

različnih oblikah med seboj pomešani. Tako je<br />

na avstrijski strani Štajerske od 1890 mogoče<br />

najti mitos skupaj s poudarjanjem etničnega<br />

ločevanja „boljše, ker je iskrena“ nemške<br />

mentalitete in „boljšega, ker je uspešnejše“<br />

gospodarjenja itn., vse to tudi kaže sakralni<br />

element v njihovi identiteti. Pred letom 1890 so<br />

na celotnem Štajerskem civilni deli prevladovali<br />

nad prvobitnimi elementi identitete, tako da<br />

so živeli drug poleg drugega kot družbeno<br />

povezane skupine.<br />

V besedilu smo sicer uporabili razdelitev<br />

identitete na prvobitno, civilno kodirano,<br />

in sakralno kodirano, zdaj pa uporabljamo<br />

razdelitev identitete na obstoječo, v katero<br />

štejemo prvobitno in sakralno, in na identiteto,<br />

vnešeno od zunaj, ki jo razumemo kot civilno


kodirano identiteto. Odločilna je zdaj povezava<br />

med identiteto in kulturno dediščino: kulturna<br />

dediščina je, kot je bilo omenjeno že zgoraj,<br />

zasidrana kulturna dejavnost neke družbe.<br />

Civilna identiteta nastane iz segmenta<br />

kulturne dediščine, ki je pomemben za velik<br />

del te družbe in/ali skupine. Pri prvobitno<br />

ali sakralno kodirani identiteti pride do<br />

identificiranja z dejanskim stanjem, ki ga<br />

določa avtoriteta.<br />

Da bi dokazali obstoj slovanske kulture na<br />

avstrijskem Štajerskem tudi v današnjem času,<br />

naj zaenkrat zadoščata dva primera: po eni<br />

strani je to jezikovna dediščina, ki v prvi vrsti<br />

obsega imena naselij, rek, gora in družin. 3 Od<br />

6. stoletja naprej se je okrepilo priseljevanje<br />

Slovanov čez Štajersko (naseljevanje bavarskih<br />

kolonistov je potekalo od 9. do 13. st.). Nekateri<br />

redki primeri kažejo razširitev na celotno<br />

deželo: Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/<br />

Gradec, Semmering/Cemernic, Schöckel/<br />

Sekkel.<br />

Po drugi strani se zdi, da je dvorišče v obliki<br />

črke L del slovanske dediščine na avstrijskem<br />

Štajerskem. Pri tem stojita stanovanjski del in<br />

hlev drug za drugim in se skleneta na zadnjem<br />

delu skednja. Prvotno bi naj izhajal iz območja<br />

okoli Murske Sobote. Od tukaj se je dvorišče v<br />

obliki črke L razširilo v današnjo Madžarsko<br />

in na območje današnje Avstrije. Posebnost, ki<br />

označuje dvorišče v obliki črke L v primerjavi<br />

z drugimi „tipično avstrijskimi“ kmetijami, je,<br />

da je to edina oblika dvorišča, ki se ne deduje z<br />

dedno pravico prvorojenca.<br />

Zgodovino štajerskih Slovencev sta v<br />

preteklih 150 letih zaznamovali asimilacija<br />

in izpodrinjanje. Te težnje bodo opisane v<br />

nadaljevanju.<br />

Izhajati je mogoče iz dejstva, da ločitev<br />

med Slovenci in Nemci do 19. stoletja ni<br />

Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

bila nacionalna. Razlikovanja so bila veliko<br />

bolj socialnega značaja in prepoznavna v<br />

vrzeli med mestom in podeželjem. Okrog<br />

srede stoletja se je izoblikovala približno<br />

takšna slika: v regionalnih središčih (kot sta<br />

Radgona ali Lučane) je prevladoval nemški<br />

jezik, tam živeče slovensko prebivalstvo pa<br />

se je bolj nagibalo k asimilaciji. Uradništvo,<br />

politika in pozneje tudi šolstvo so bili skoraj<br />

v celoti pod nemškim nadzorom, vendar to na<br />

okoliško prebivalstvo dolgo časa ni kaj preveč<br />

vplivalo. Tukaj se je razvil lasten sistem dvo- in<br />

večjezičnosti, ki je omogočil razumevanje med<br />

obema skupinama prebivalcev. Govorilo se je<br />

slovensko narečje, zelo veliko besed je prišlo iz<br />

nemščine (glede na priče časa polovica 4 ), prav<br />

tako je tudi slovenski jezik močno vplival na<br />

nemško narečje 5 .<br />

Nacionalna ločitev in s tem tudi prehod k od<br />

zunaj vnešeni identiteti je verjetno nastopila<br />

šele okrog leta 1880, pri čemer se je ravno v<br />

manjših in samozadostnih vaseh proces le<br />

počasi odvijal, in vedno je prihajal samo od<br />

zunaj.<br />

Na razširjanje nemškega jezika je pomembno<br />

vplivala šola. Ko je država leta 1869 prevzela<br />

izobraževanje od cerkve, se je ravno na<br />

mešano govorečih področjih slovenščina<br />

večinoma govorila le tako dolgo, dokler se<br />

šolarji niso naučili nemško. Slovenski šolarji so<br />

zaradi pomanjkljivega jezikovnega znanja in<br />

posledično slabega šolskega uspeha velikokrat<br />

zelo trpeli, zato so pozneje še toliko močneje<br />

zanikali svoj materni jezik.<br />

Na splošno je mogoče trditi, da Slovenci na<br />

območju današnje avstrijske Štajerske nikoli<br />

niso mogli razviti prave nacionalne zavesti.<br />

Nekaj redkih izjem je bilo pred 1. svetovno<br />

vojno, vendar od takrat naprej sploh ni več<br />

zaslediti takšnega občutka pripadnosti.<br />

131


Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

Zaradi 1. svetovne vojne, zasedbe dvojezičnih<br />

območij s strani vojakov SHS ter kratkega in v<br />

resnici nič kaj posebnega obdobja t. i. obrambnega<br />

boja proti SHS, je prišlo do prelomnice. V tem<br />

času se je ustvarilo polarizirano vzdušje, v<br />

katerem so se prebivalci morali postaviti na<br />

eno od obeh strani. Izraz tega so morda članki<br />

časopisov „Deutsche Grenzwacht“ in „Murska<br />

Straža 6 “ ali maščevalne dejavnosti nemškega<br />

prebivalstva po umiku enot SHS.<br />

Tako se je za slovensko prebivalstvo, ki je zdaj<br />

živelo v enoznačno nemško opredeljeni deželi,<br />

veliko spremenilo. Različni vplivi so okrepili<br />

asimilacijski pritisk in izpodrivanje slovenskega<br />

iz javnega prostora.<br />

Kljub močno povečanemu pritisku se zdi, da<br />

je jezikovna situacija na slovenskih območjih<br />

stagnirala 7 . Veliko šolarjev je imelo še naprej<br />

težave pri učenju nemškega jezika in maše, ki<br />

so se izvajale v standardni slovenščini, so bile<br />

slabo obiskane 8 , ker je prebivalstvo še vedno<br />

govorilo svoje lastno narečje. Čeprav je stari<br />

življenjski prostor takrat presekala meja, so<br />

bili prestopi meje iz različnih vzrokov pogosti.<br />

Zdi se, kot da bi notranji red še preživel ravno<br />

zaradi kmečkega okolja (šele po letu 1938 je bil<br />

enoten kulturni prostor dokončno uničen). Na<br />

zunaj je bilo vendarle nujno, da se odprto prizna<br />

njegova zvestoba do Avstrije in nemškosti.<br />

To se v neki meri kaže v obnašanju volivcev<br />

(krščansko-socialna stranka, kmečka zveza)<br />

in v popolni odsotnosti nacionalno-slovenskih<br />

dejavnosti.<br />

Čas nacionalsocialistične vladavine je na<br />

štajerske Slovence sorazmerno malo vplival.<br />

Veliko bolj je na prebivalstvo še dolgo vplival<br />

konec vojne, predvsem na območju Lučan 9 .<br />

Zvestoba prebivalstva različnim skupinam, ki<br />

so hotele na oblast, je vodila k močni potrebi<br />

po pozabljanju in k molku, ki prevladuje še<br />

132<br />

danes. 10 Medtem ko so po letu 1945 iz sosedstva<br />

s Titovo Jugoslavijo nastale nove razmere in<br />

iz vsakega priznanega Slovenca pravzaprav<br />

naredile komunista, je po drugi strani vladala<br />

ideološka kontinuiteta. Tako se je mitos<br />

„obmejne dežele“ še naprej cenil, zaradi česar je<br />

regiji posvetilo pozornost „narodno zavedno“<br />

prebivalstvo, ki je poskušalo okrepiti nemški<br />

oz. štajerski značaj z različnimi dejavnostmi<br />

in pozivi. 11<br />

Načeloma bi manjšinske pravice državne<br />

pogodbe morale zagotavljati zaščito identitete<br />

štajerskega dvojezičnega prebivalstva. Vendar<br />

je poleg zgodovinskih dogodkov in neugodnih<br />

okoliščin (gospodarska sprememba) bila zlasti<br />

politika tista, ki se je proti temu borila predvsem<br />

s sredstvom zanikanja. Vzroki bi lahko bili<br />

ozemeljske zahteve Jugoslavije, prevladujoč<br />

antikomunizem, globoko zakoreninjen mitos<br />

„obmejne dežele“ 12 , umiritev nacionalnokonzervativnih<br />

delov prebivalstva in tudi stalna<br />

potreba krajevnih politikov po asimilaciji.<br />

Danes je situacija na zadnjih otokih<br />

dvojezičnosti zelo žalostna. Slovensko govoreča<br />

manjšina izumira 13 , mladi razumejo le nekaj<br />

slovenskih besed. Ljudje se tudi ne vidijo kot<br />

jezikovna manjšina.<br />

Kakšne učinke ima stoletni asimilacijski<br />

pritisk danes, kaže študija o soboškem kraju<br />

Mlake. 14 Čeprav jih je od 23 odraslih 12<br />

navedlo slovenščino kot svoj materni jezik,<br />

se pred drugimi ta dvojezičnost zanika.<br />

Tudi v območju okrog avstrijske Radgone je<br />

dvojezičnost še danes prisotna. Poleg tega zna<br />

še veliko ljudi peti slovenske pesmi ali vsaj<br />

nekaj besed ali stalnih besednih zvez, tudi če<br />

ne govorijo jezika.<br />

V nasprotju in v povezavi s prejšnjim<br />

odstavkom se predstavlja zunanje zaznavanje<br />

slovanske kulture in jezika z vidika štajerskega


visokokulturnega ustvarjanja. Analiza bo<br />

pokazala, kako se je spremenilo štajersko<br />

zgodovinopisje zaradi nastalega diskurza<br />

nacionalizma in na primeru Petra Roseggerja se<br />

bo pokazalo podobno zaznavanje v literaturi.<br />

Prvo delo o štajerski zgodovini iz leta 1815 15<br />

opisuje slovansko naseljevanje od 6. stoletja<br />

še kot posebej koristno za deželo, opustošeno<br />

od preseljevanja narodov. Ukvarjali so se s<br />

poljedelstvom in s tem vnesli „korenine vse<br />

kulture skoraj v vsak kotiček te dežele“; tudi za<br />

ponovno vzpostavitev rudarstva na Erzbergu<br />

bi se bilo treba zahvaliti le njim. 16 Prav tako<br />

se omenja izvor številnih krajevnih imen iz<br />

slovanščine. V nadaljevanju se ne razlikuje več<br />

med Slovani in Nemci, ampak se preprosto<br />

govori samo o prebivalcih dežele.<br />

Razlikovanje v zvezi s telesno postavo,<br />

jezikom in obleko se pojavi v zgodovinskem<br />

delu Alberta Mucharja iz leta 1844, vendar<br />

se še ne ločijo različne značajske lastnosti<br />

skupin prebivalstva 17 . Po drugi strani Muchar<br />

dvomi o poselitvi celotne Štajerske s Slovenci<br />

in izoblikuje mitos „keltsko-germanskega<br />

praprebivalstva“, ki bi se naj zadrževalo na<br />

Zgornjem Štajerskem. Tudi rudnika Erzberg naj<br />

ne bi odprli Slovenci, sploh pa so bila krajevna<br />

imena z redkimi izjemami „popolnoma<br />

nemška 18 “. Mitos je poskrbel za plodna tla za<br />

poznejše nacionalne diskurze.<br />

Kakšen vpliv je imel ta mitos, se kaže v tem,<br />

da ga je še leta 1949 ponovno uporabljal Hans<br />

Pirchegger, ki ga je branil (zanimivo, da je<br />

slovenskim zgodovinarjem, ki so med drugim<br />

opozarjali na pomen krajevnih imen, očital<br />

„ponarejanje zgodovine“). 19<br />

Sčasoma so postajale težnje negativnega<br />

označevanja Slovencev vedno bolj opazne. V<br />

knjigi Wilhelma von Geblerja iz leta 1862 se<br />

govori o „hordah Slovanov (Slovencev), katerih<br />

Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

priseljevanje očitno ni potekalo brez krvavih<br />

razdejanj“. 20 Tudi značajsko jih enoznačno<br />

ločuje: „zgornještajerski človek“ je zdrav,<br />

močan, delaven, iskren, samozavesten itd.<br />

Vendar: „iste lastnosti je mogoče v celoti najti<br />

tudi pri spodnjih Štajercih, ampak bolj se<br />

približamo mejam Kranjske in Hrvaške, bolj<br />

pride do izraza prilagodljiva, pametna narava<br />

Slovanov.“ 21 Pri tem se pridevnika prilagodljiv<br />

in pameten razumeta kot „zahrbten”.<br />

Po letu 1918 je nemški značaj Štajerske nesporen,<br />

slovenska manjšina celotne regije se ignorira<br />

ali zanika. En primer nacionalsocialistične<br />

mitologije krvi in zemlje, ki že nakazuje novo<br />

samoumevnost, da se vse Štajerce dojema kot<br />

Nemce, navaja že omenjeni Hans Pirchegger, ki<br />

leta 1931 piše: „Kmet je bil največkrat navezan<br />

na svojo grudo, ampak predniki zelo številnih bi<br />

lahko prišli z Bavarske, Frankovske in Švabske.<br />

Tako so se Štajerci čisto samoumevno počutili<br />

kot Nemci, lahko bi se reklo, nezavedno. V<br />

16. stoletju so se tega zavedali, odprto so<br />

govorili, da je njihova zemlja del Rajha in ne<br />

najslabši…“ 22<br />

Po vojni je Pirchegger kot kaže opustil svoje<br />

nacionalsocialistične poglede in je preoblikoval<br />

svoje delo, ampak leta 1949 je še vedno<br />

mogoče zaznati odobravanje Mucharjevega<br />

starega mitosa. 23 Pri opisovanju jezikovnega<br />

spora okrog leta 1900 sledi terminologiji<br />

nemškonacionalnega podpihovanja. Še do<br />

nedavnega je veljal „Pirchegger“ za cenjeno<br />

standardno delo.<br />

Kar zadeva obstoj slovenske manjšine na<br />

območju današnje avstrijske Štajerske, je<br />

zgodovinopisje 20. stoletja ne upošteva. 24<br />

Današnji odnos do Slovenije sicer zaznamujejo<br />

prijateljski sosedski odnosi, vendar pa je zavest<br />

do skupne dediščine izginila iz spomina.<br />

Ne le zgodovinsko pisanje, tudi književnost<br />

133


Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje<br />

kot medij kulturnega zaznavanja in ustvarjanja<br />

je treba analizirati. Za primer je tukaj naveden<br />

Peter Rosegger, ne nazadnje zaradi pomena<br />

njegove osebe same, ki podpira identiteto.<br />

Odlično ponazarja, kako navidezno<br />

dobronamerna opažanja prenašajo<br />

podcenjevalno podobo. V njegovem potopisu<br />

„Am Wanderstabe“ iz leta 1882 označi<br />

slovenske Štajerce za pametne, zaprte<br />

in melanholične. In: „Vtisa zvestosrčne<br />

dobrodušnosti nemških Štajercev tukaj ni več<br />

mogoče občutiti.“ 25 Vendar ima Rosegger – v<br />

smislu „rase“ – vpliv Slovencev na prebivalce<br />

Srednje Štajerske za enoznačno negativnega:<br />

„Tako je tudi bolj nebogljen in lenoben v<br />

svojem duhovnem življenju… Duhovni<br />

pijači, ki jo tukaj pridobivajo iz sadja in<br />

grozdja, se pripisuje krivda; gotovo pa delujejo<br />

tudi drugi dejavniki – predvsem mogoče<br />

neposredno sosedstvo tujih narodov, kot so<br />

Slovani, Madžari, Romani – tega nočemo<br />

tukaj natančneje raziskovati.“ 26 Odbor za<br />

podeljevanje Nobelove nagrade je odklonil<br />

podelitev Nobelove nagrade za književnost<br />

leta 1913 večinoma z grajo nemškonacionalnih<br />

pogledov in dejavnosti domovinskega pisatelja<br />

v prid „Južne Štajerske“ („Südmark“). 27<br />

Kulturna dediščina je vprašanje zavesti.<br />

Slovanska dediščina na avstrijskem Štajerskem<br />

je večidel utonila v pozabo in bila izpodrinjena.<br />

Polaščanje jezika v nacionalnem smislu in<br />

prizadevanja, da bi ga uničili s homogenizacijo<br />

in razmejevanjem, se je izražalo v obsežnem<br />

iztrebljanju vsakršnih kulturnih povezav<br />

dvo- in večjezičnosti, ki so jih imeli za<br />

nezaželene in celo ogrožujoče. Omejitev<br />

jezika na obvezno standardizirano obliko,<br />

namesto da bi se upoštevale njegove krajevne<br />

različice kot kulturna dediščina ravno v<br />

nenacionalnem smislu, se je konec koncev<br />

134<br />

OPOMBE<br />

1 Judson, Peter M.: Versuche um 1900 die Sprachgrenze sichtbar zu machen.<br />

V: Csaky, Moritz; Stachel Peter (Hg.): Die Verortung von Gedächtnis. Dunaj<br />

2001, 164f.<br />

2 Giesen, B.: Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des<br />

kollektiven Bewußtseins d. Neuzeit. Frankfurt/M.: 19912, str. 126. In: Haller,<br />

M.: Identität und Nationalstolz der Österreicher: gesellschaftliche Ursachen<br />

und Funktionen. Dunaj: 1996.<br />

3 Trummer, Manfred: Slawische Steiermark. V: Stenner, Christian (Hg.):<br />

Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten.<br />

Dunaj – Köln – Weimar. 1997, 17.<br />

4 Hermanik, Klaus Jürgen, Promitzer, Christian (Hg.): Grenzenlos<br />

zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845-<br />

1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem<br />

Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Gradec, 2002, 38.<br />

5 http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm, 12. 2003.<br />

6 Haberl-Zemljič, Andrea: Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite –<br />

Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des<br />

Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848-1997.<br />

Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Geisteswis<br />

senschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Eingereicht<br />

Juli 1997, 138 ff.<br />

7 Ebda., 146 ff.<br />

8 Christian Promitzer: Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie<br />

des Verschwindens. V: Stenner 1997, 148 f.<br />

9 Promitzer, Christian: Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen<br />

Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.-20. Jahrhundert).<br />

Gradec, 1996, 286 ff.<br />

10 Ebda., 32.<br />

11 Glej Promitzer 1996, 340 f, 350 f, Haberl-Zemljič 1997, 187.<br />

12 Haberl-Zemljič 1997, 184, 191.<br />

13 Hermanik, Klaus Jürgen: The (hidden) Slovene minority in Austrian<br />

Styria – including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian<br />

border. TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.-<br />

9.November 2003, 12, in tudi: Moser, Johannes, Katschnig-Fasch Elisabeth<br />

(Hg.): Blatten. Ein Dorf an der Grenze. („Kuckuck“, Sonderband 2) Graz,<br />

1992.<br />

14 Moser, Katschnig-Fasch 1992<br />

15 Wartinger, Joseph, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Gradec 1815.<br />

16 Ebda, 1815, 31f.<br />

17 Muchar, Albert: Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bd. I-III. Gradec,<br />

1844, Bd. I: „Štajersko prebivalstvo je bogato obdarjeno z najboljšimi<br />

značilnostmi odličnih kreposti in dejanj; njihov značaj je – pri nekaterih<br />

tegobah – v celoti žlahten in vreden občudovanja.“<br />

18 Ebda., Bd. III., 83.<br />

19 Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht<br />

auf das Kulturleben. Gradec, 1949, 252.<br />

20 Gebler, Wilhelm iz: Geschichte des Herzogtums Steiermark von den<br />

ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Gradec, 1862, 42.<br />

21 Ebda., 3.<br />

22 Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark 1282-1740. Graz – Wien –<br />

Leibnitz 1931.<br />

23 Pirchegger 1949, 9.<br />

24 Pirm. npr. Karner, Stefan: Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Gradec,<br />

Dunaj Köln 2000, 133.<br />

25 Citirano po: Janko, Anton: Das Slowenenbild in Peter Roseggers<br />

Reisebeschreibungen. In: Peter Vodopedic u. a. (Hg): Kulturelle<br />

Wechselseitigkeit. O.o. 1995, 201.<br />

26 Citirano po Janko, 199.<br />

27 Zitzenbacher, Walter (Hg.): Landeschronik Steiermark. Dunaj – München<br />

1988, 303.


Kalt-Warm<br />

Jugendliche dokumentieren den Thermentourismus<br />

� Text: Robert Muscherlin<br />

Kalt-Warm<br />

Wasserplätschern, Schwimmbad-Atmosphäre, Jung und Alt in Bademode … und das alles mitten<br />

im steirischen Winter? Eine Ausstellung im Pavel-Haus machte dies im vergangenen Jahr möglich<br />

und entführte die interessierten Besucher in die Thermenlandschaften der steirisch-slowenischen<br />

Grenzregion. Ob unsere Thermen heute Orte einer interkulturellen Begegnung und sozialen<br />

Durchmischung sind, welches Selbstbild die dortigen Gastgeber transportieren, und wie die Jugendlichen<br />

der Region den Thermen- und Gesundheitstourismus bewerten, waren die inhaltlichen<br />

Fragestellungen, die das Projekt Kalt-Warm – eine Kooperation zwischen dem Pavel-Haus in Laafeld,<br />

dem Jugendzentrum HOUSE in Mureck und dem Jugendzentrum ŠMOCL in Laško – aufwerfen<br />

wollte. Diesen Fragen ist eine achtköpfige Gruppe von Jugendlichen aus der steirisch-slowenischen<br />

Grenzregion an Ort und Stelle nachgegangen und hat alles mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert:<br />

Der Blick der Jungen auf eine Erscheinung, die vor allem die Älteren anzieht.<br />

Die acht Jugendlichen, die mit ihren Interviews und ihrem fotografischen Blick Szenen aus den<br />

Thermenlandschaften eingefangen haben, kamen aus den Jugendzentren von Laško und Mureck.<br />

Für die Besuche und Befragungen vor Ort wurden Thermen aus dem näheren Umkreis der Jugendlichen<br />

ausgewählt, und es wurde darauf geachtet, neben Thermenorten mit längerer Tradition<br />

(z. B. Rogaška, Bad Gleichenberg, Laško) auch Thermen vorzustellen, die erst in der Nachkriegszeit<br />

entstanden sind (Olimia, Bad Radkersburg). Als weiteres Kriterium galten die unterschiedlichen<br />

inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Thermen (Kurbetrieb und Rehabilitation einerseits, Wellness<br />

und Prävention andererseits sowie die zunehmende Angebotsspezialisierung). Helfbrunn als<br />

Wallfahrtsort mit Heilquelle komplettiert den thematischen Hintergrund.<br />

Die Besuche selbst, die im Oktober 2004 stattgefunden haben, folgten einem einheitlichen Leitfaden.<br />

Nach einer Führung durch den Thermen-, Hotel- und Kurbetrieb wurden die Vertreter/innen<br />

der Thermenbetriebe um die Beantwortung eines Fragenkatalogs gebeten, in der Folge wurden<br />

in- und außerhalb der Thermen Gäste interviewt, Einheimische wie „Fremde“. Dabei wurden alle<br />

Interviews von den Jugendlichen geführt und technisch von einem Profi (Ausstattung, Ton und<br />

Kameraführung) begleitet. Mit Fotos wurden schließlich jene Details festgehalten, die den Jugendlichen<br />

als bemerkenswert oder typisch erschienen. Aber auch die jungen Akteure hatten einen Fra-<br />

135


Kalt-Warm<br />

136


genkatalog zu beantworten, der als Grundlage<br />

für die Schlussbewertung des Projekts diente.<br />

In der Konzeption des Projekts ging man noch<br />

davon aus, einen Widerspruch zu dokumentieren:<br />

Nämlich den zwischen der älteren<br />

Generation, die oft von weit her anreist, um<br />

die Angebote der Thermen und des Gesundheitstourismus<br />

zu nutzen, und den Jüngeren,<br />

die in der Thermenregion ansässig sind. Denn<br />

die Vermutung lag nahe, dass die Anziehungskraft<br />

der Thermen für die Jugendlichen nicht<br />

nachvollziehbar ist. „Nun, wer weiß, vielleicht<br />

werden wir auch bald in das Alter kommen,<br />

wo wir in irgendwelche Thermen fahren, weil<br />

wir hoffen, dort von unseren Wehwehchen befreit<br />

zu werden …“<br />

Diese Aussage einer Jugendlichen spiegelt wider,<br />

dass diese Attraktivität, im Sinne der kurativen<br />

Wirkung einzelner Heil- und Thermalquellen,<br />

für sie durchaus verständlich ist.<br />

Darüber hinaus – und das vielleicht doch einigermaßen<br />

überraschend – konnte im Rahmen<br />

des Projekts Kalt-Warm dokumentiert werden,<br />

dass auch die Jugendlichen konkretes Interesse<br />

an den Angeboten der Thermalbäder haben.<br />

Die Indikationen der einzelnen Thermen war<br />

ihnen dabei natürlich egal: Spaß und Aktivität<br />

einerseits, Wohlbefinden und Entspannung<br />

andererseits – das sind die Kriterien, die ihnen<br />

als wesentlich erschienen. Entsprechend positiv<br />

bewerteten sie Thermenanlagen, die genügend<br />

Angebote und entsprechende räumliche<br />

Ressourcen in diesen Bereichen aufweisen<br />

konnten.<br />

Besonders den in der Region ansässigen Jugendlichen<br />

sollte man noch einen weiteren<br />

Stellenwert einräumen, und zwar in der Angebotsentwicklung<br />

selbst. Eine Mehrheit der<br />

teilnehmenden Jugendlichen zeigte Interesse<br />

am „Arbeitsmarkt Gesundheitstourismus“. Ar-<br />

Kalt-Warm<br />

beit mit Menschen, Abwechslung, Aufstiegschancen<br />

und Internationalität waren Kriterien,<br />

die dabei im Blickfeld standen – noch vor<br />

der Nennung konkreter Berufsbilder.<br />

Somit ist die Position der Jugendlichen im Gesundheitstourismus<br />

von zwei verschiedenen<br />

Seiten zu beurteilen: als neue und eventuell<br />

auch künftige Nutzer der Angebote der steirischen<br />

und slowenischen Thermen einerseits,<br />

als kreatives Potential in der Entwicklung neuer<br />

und weiterführender Angebote des Gesundheitstourismus<br />

andererseits.<br />

Projektpartnerschaften im interregionalen<br />

Kontext. Im Rahmen des Strukturförderprogramms<br />

INTERREG IIIA werden Projekte<br />

gefördert, die die Entwicklungsgrundlagen in<br />

den Grenzregionen verbessern, wobei vor allem<br />

auf eine neue Qualität der Zusammenarbeit<br />

über die Grenzen und somit auf eine Nutzung<br />

der gemeinsamen Stärken und Potentiale<br />

gesetzt wird. Das Pavel-Haus nimmt hier seine<br />

Rolle als wichtiger Verteilerpunkt für Informationen<br />

und als Koordinationsstelle für den<br />

Ausbau von Synergien wahr und unterstützt<br />

insgesamt drei verschiedene INTERREG IIIA-<br />

Aktivitäten – zwei aus Österreich, eine aus Slowenien<br />

–, die hier näher vorgestellt werden.<br />

Jugend – Grenze – Identität. Das Jugendzentrum<br />

HOUSE Mureck initiierte mit Jugend<br />

– Grenze – Identität im Herbst 2002 ein Interreg-Projekt,<br />

dem es um die Vernetzung der<br />

Jugendlichen der Grenzregion Steiermark-<br />

Nordostslowenien geht. Im Rahmen von Teilprojekten<br />

und Kooperationen wie Kalt-Warm,<br />

aber vor allem mit seiner zweisprachigen Webseite<br />

www.potitzen.at wird versucht, Jugendliche<br />

über Veranstaltungen und Attraktionen<br />

jenseits der Grenze zu informieren und die in<br />

137


Kalt-Warm<br />

138


der Region aktiven Jugendorganisationen, Bildungseinrichtungen<br />

und Kulturzentren vorzustellen.<br />

Im „Denken über die Grenze“ sieht dieses<br />

Projekt damit ein probates Motto für das<br />

künftige Handeln in der Grenzregion.<br />

REGIO ART. Um gestalterische Kreativität<br />

und fachlichen Austausch zwischen jungen<br />

Künstlern/innen und bestehenden Kulturinstitutionen<br />

geht es bei REGIO ART. Im vom<br />

Jugend- und Kulturzentrum Mladinski kulturni<br />

center Maribor im Jänner 2005 begonnenen Interreg-Projekt<br />

geht es neben dem Aufbau einer<br />

besseren Kommunikation vor allem um die<br />

Ausgangspunkte der verschiedenen Jugendkultur-Identitäten<br />

in der österreichisch-slowenischen<br />

Grenzregion mit Projektpartnern von<br />

Klagenfurt (Celovec) bis ins Prekmurje (Übermurgebiet).<br />

Neben dem Aufbau eines „kulturellen Inkubators”<br />

als regionales Informationszentrum zur<br />

Jugendkultur im Stadtzentrum von Maribor<br />

gibt es eine Vielzahl von Projektreihen, Wanderausstellungen,<br />

Symposien und Veranstaltungen:<br />

Im Teilproket TOPOS besuchte ein bilaterales<br />

Expertenteam von Kulturanthropologinnen,<br />

Künstlern, Architekten und einer Soziologin<br />

von Mai bis Juni 2005 sieben Städte des<br />

Grenzgebiets und analysierte die von den Jugendlichen<br />

frequentierten Plätze, Räume und<br />

Institutionen auf ihre Qualitäten, Besonderheiten,<br />

Problemstellungen sowie ihre möglichen<br />

Entwicklungspotentiale. Die Ergebnisse<br />

dieser Forschungsreihe wurden im Herbst<br />

2005 in Maribor präsentiert.<br />

Bis Ende Jänner 2006 läuft der im Rahmen<br />

dieses Interreg-Projekts ausgeschriebene internationale<br />

Fotowettbewerb „Gesichter der Roma“.<br />

Teilnehmen können junge Fotografen/innen<br />

Kalt-Warm<br />

bis zum 30. Lebensjahr. Sie sollen mit ihren<br />

Arbeiten den Alltag einer Minderheit festhalten,<br />

die dies- und jenseits der Grenze anzutreffen<br />

ist. Die eingesandten Arbeiten werden<br />

prämiert und gehen ab März 2006 auf eine<br />

Wanderausstellung von Murska Sobota und<br />

Bad Radkersburg über Ptuj und Graz bis nach<br />

Klagenfurt (Celovec) und Maribor.<br />

REGIO ART richtet sich vor allem an das<br />

junge kreative Potential in der Grenzregion,<br />

das sich – als Hobby oder im Rahmen seiner<br />

Ausbildung – mit verschiedenen Kunsttechniken<br />

und Kultur im Allgemeinen auseinander<br />

setzt, aber auch an Kulturarbeiter/innen in der<br />

Grenzregion und deren Regionalzentren sowie<br />

an Multiplikatoren/innen in Bildungseinrichtungen<br />

und an die interessierte Öffentlichkeit.<br />

Auch den Jugendzentren in der Grenzregion<br />

soll mit diesem Projekt, das bis Herbst 2007<br />

läuft, eine fachliche Unterstützung zur Förderung<br />

jugendkultureller Kreativität und Innovation<br />

angeboten werden.<br />

InterRegion – Region der Vielfalt. Der Artikel<br />

13 der EU-Verfassung verbietet die Diskriminierung<br />

von Minderheiten und sieht den Umgang<br />

mit kultureller Vielfalt als wichtigen Auftrag<br />

für alle EU-Mitgliedsstaaten und als künftige<br />

Herausforderung der Europäischen Union, bestehende<br />

Probleme im Sinne eines friedlichen<br />

Zusammenlebens auf einer gemeinsamen europäischen<br />

Ebene zu lösen.<br />

Hinter diesem gesellschaftlichen Auftrag der<br />

Europäischen Union nach einer „Cultural Diversity“<br />

steht noch ein andere, ganz wesentliche<br />

Herausforderung: Der Aufbau einer<br />

gemeinsamen Identität aller EU-Staatsbürger/<br />

innen innerhalb der Staatengemeinschaft.<br />

In diesem Sinne, umgelegt auf die Grenzregion<br />

Steiermark-Nordostslowenien, ist auch das<br />

139


Kalt-Warm<br />

140


vom Grazer Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit<br />

– CLIO initiierte Interreg-Projekt Interregion<br />

– Region der Vielfalt zu verstehen.<br />

Zur Förderung der Synergieeffekte gemeinsamer<br />

wirtschaftlicher und touristischer Entwicklungpotentiale<br />

dieser Region ist nach<br />

Meinung der Projektautoren gerade im kommunikativen<br />

und kulturell determinierten<br />

Konfliktbereich ein Aufbau von Kompetenz,<br />

der mit einer Vernetzung der einzelnen Organisationen<br />

beiderseits der Grenze einhergeht,<br />

erforderlich. Es gilt, noch bestehende Berührungsängste<br />

und Konfliktpotenziale zu minimieren,<br />

die einer erfolgreichen Regionalentwicklung<br />

entgegenstehen.<br />

Mit verschiedenen Maßnahmen, wie einem<br />

zweisprachigen Lehrgang im Bereich des „Diversity<br />

Managements“, Workshops, Informationsveranstaltungen,<br />

einer Internetplattform<br />

und der gezielten Unterstützung von Gemeindeverwaltungen<br />

will InterRegion – Region der<br />

Vielfalt dazu beitragen, den Umgang der Kulturen<br />

miteinander und Mehrfachidentitäten<br />

als Herausforderung und Chance für die gemeinsame<br />

Region Steiermark/Štajerska bzw.<br />

Slowenien zu begreifen. Darüber hinaus will<br />

es den regionalen Austausch fördern und eine<br />

gemeinsame regionale Identität stärken.<br />

Das Projekt, das im Juni 2005 begonnen hat<br />

und bis Mai 2007 läuft, richtet sich an Jugendliche,<br />

Jugendarbeiter/innen, Lehrer/innen<br />

und Multiplikator/inn/en in der Jugend- und<br />

Schularbeit sowie Akteure und Akteurinnen<br />

im Bereich Wirtschaft, kommunale Politik<br />

und Verwaltung. Hier soll eine Profilbildung<br />

und Leitbildentwicklung für Unternehmen,<br />

Gemeinden bzw. Bezirke stattfinden (Gemeinden/Bezirke<br />

der Vielfalt) und die Annäherung<br />

und Kommunikation zwischen verschiedenen<br />

Kulturen im Rahmen von Prozessmode-<br />

Kalt-Warm<br />

rationen und eines unterstützenden Projektoachings<br />

begleitet werden.<br />

141


Kalt-Warm<br />

142


Toplo-Hladno<br />

Mladina dokumentira termalni turizem<br />

Čofotanje po vodi, atmosfera v kopališču,<br />

mladi in stari v kopalkah … in vse to sredi<br />

štajerske zime? Vse to je preteklega leta<br />

omogočila razstava v Pavlovi hiši in popeljala<br />

zainteresirano publiko v tremalno ponudbo<br />

štajersko-slovenske obmejne regije.<br />

Ali so danes naša termalna kopališča prostori<br />

interkulturne in socialne izmenjave, kakšno<br />

samopodobo ponujajo tamkajšnji gostitelji in<br />

kako ocenjuje tamkajšnja mladina termalni<br />

in zdraviliški turizem, so bila vsebinska<br />

vprašanja, ki so sprožila projekt „Toplo-<br />

Hladno“ – v kooperaciji med Pavlovo hišo v<br />

Potrni in Mladinskim centrom ŠMOCL iz<br />

Laškega. Na kraju samem je tem vprašanjem<br />

sledila 8-članska mladinska skupina iz štajerske<br />

in slovenske obmejne regije, jih dokumentirala<br />

s fotografijami in videom ter na jih v bistvenih<br />

osnovnih značilnostih tudi odgovorila: pogled<br />

mladine na fenomen, ki zajema oz. obkroža<br />

predvsem starejše. 8 zainteresiranih mladih, ki<br />

so s svojimi intervjuji in svojim fotografskim<br />

pogledom za nas ujeli prizore iz termalnih<br />

ponudb, je prišlo iz mladinskih centrov Laško<br />

in Cmurek. Za obisk in anketiranje na kraju<br />

samem so bila izbrana termalna kopališča iz<br />

okolice, od koder prihaja mladina, pri tem pa<br />

je bila pozornost usmerjena v predstavitev ne<br />

le tradicionalnih termalnih krajev z dolgoletno<br />

zgodovino (npr. Rogaška, Bad Gleichenberg,<br />

Laško), temveč tudi termalna kopališča, ki so<br />

nastala šele po drugi svetovni vojni (Olimia,<br />

Bad Radkersburg). Kot nadaljnji kriterij so<br />

veljala različna ponudbena težiščna term<br />

(zdraviliška ponudba in rehabilitacija na eni<br />

strani, wellness in preventiva na drugi strani,<br />

kot tudi naraščajoča specializacija ponudbe).<br />

Toplo-Hladno<br />

Helfbrunn kot romarska pot k zdravilnemu<br />

vrelcu pa zaokroža tematsko ozadje.<br />

Obiski sami, izvedeni oktobra 2004, sledijo<br />

enotnemu vzorcu: po vodenju skozi termalni,<br />

hotelski in zdraviliški kompleks so bili<br />

predstavniki/ce term naprošeni odgovoriti<br />

na katalog vprašanj, nato so bili anketirani<br />

gostje termalnega kopališča in dnevni gostje,<br />

tako domači kot „tuji“. Pri tem je intervjuje<br />

izvedla mladina sama, ob tehnični pomoči<br />

profesionalca (oprema, svetovanje pri zvočni<br />

in filmski obdelavi). S fotografijami so bili<br />

končno zabeleženi tudi tisti detajli, ki jih je<br />

mladina izbrala za izredne ali tipične. Toda:<br />

tudi mladi akterji so bili izpostavljeni katalogu<br />

vprašanj, ki so služila kot osnova za končno<br />

oceno oz. rezultat projekta.<br />

V konceptu projekta smo izhajali še iz<br />

predpostavke, da bomo dokumentirali<br />

protislovje: namreč protislovje med starejšo<br />

generacijo, ki pogosto pripotuje tudi od daleč,<br />

da bi izkoristila termalno in zdraviliško<br />

ponudbo, in mlajšimi, ki v tistih krajih živijo.<br />

Domneva je bila namreč, da mladina te<br />

„privlačne sile“ termalnih kompleksov ne bo<br />

mogla podoživeti.<br />

„No, kdo ve, morda bomo tudi mi kmalu prišli<br />

v starost, ko se bomo vozili v kakšne terme,<br />

saj bomo upali, da bomo tam pozdravili naše<br />

težave…“ Izjava nekega mladega zrcali podobo<br />

atraktivnosti v smislu kurativnega delovanja<br />

posamičnih zdraviliških in termalnih virov,<br />

kar je zanj povsem razumljivo. Vrh tega in<br />

morda nekoliko presenetljivo je bilo mogoče v<br />

okviru projekta „Toplo-Hladno“ dokumentirati,<br />

da se tudi mladina konkretno zanima za<br />

ponudbo termalnih kopališč. Za indikatorje<br />

posameznih termalnih kompleksov jim je<br />

bilo seveda vseeno: zabava in aktivnosti<br />

na eni strani – dobro počutje in sprostitev<br />

143


Toplo-Hladno<br />

na drugi strani, so kriteriji, ki se jim zdijo<br />

bistveni. V skladu s tem pozitivno ocenjujejo<br />

termalne komplekse, ki ponujajo zadovoljivo<br />

število takšnih prostorskih virov. Predvsem<br />

mladini iz takšne regije je potrebno priznati<br />

še eno vlogo: namreč razvoj ponudbe kot take.<br />

Večina sodelujočih mladih je pokazala interes<br />

za delovno področje „zdraviliškega turizma”.<br />

Delo z ljudmi, raznolikost dela, možnost<br />

napredovanja in internacionalnost so bili<br />

kriteriji, ki so bili zorno polje – še pred omembo<br />

konkretnih poklicev. Potemtakem je položaj<br />

mladine v zdraviliškem turizmu potrebno<br />

vrednotiti iz dveh različnih strani: kot nove oz.<br />

naslednje uporabnike ponudb naših štajerskih<br />

in slovenskih termalnih kopališč in kot<br />

kreativni potencial za razvoj novih razširjenih<br />

ponudb zdraviliškega turizma.<br />

144<br />

Projektni partnerji v medregionalnem<br />

kontekstu. V okviru strukturnega<br />

pospeševalnega programa Interreg IIIa<br />

so dotirani projekti, ki ponujajo razvojne<br />

možnosti obmejnih regij – pri čemer je<br />

poudarek predvsem na novi kvaliteti skupnega<br />

dela preko meje in s tem v uporabi skupnih<br />

moči in potencialov. <strong>Pavlova</strong> hiša prevzema<br />

v tem kontekstu vlogo pomembnega stičišča<br />

za informacije in izgradnjo sinergij in podpira<br />

skupno tri različne aktivnosti Interreg IIIa –<br />

dve iz Avstrije, eno iz Slovenije –, ki jih bomo<br />

tukaj podrobneje predstavili.<br />

Mladina-Meja-Identiteta. Mladinski center<br />

HOUSE iz Cmureka je v jeseni leta 2002 s<br />

projektom „Mladina-Meja-Identiteta“ iniciiral<br />

Interreg projekt, ki skrbi za informiranje


mladine v obmejni regiji avstrijske Štajerske in<br />

severovzhodne Slovenije. V okviru subprojektov<br />

in kooperacij, kot je „Toplo-Hladno“, predvsem<br />

pa s svojo dvojezično spletno stranjo www.<br />

potica.at, poskušajo informirati mladino<br />

o dogodkih in posebnostih na drugi strani<br />

meje ter predstaviti v regiji aktivne mladinske<br />

organizacije, izobraževalne in kulturne centre.<br />

Z motom „Misliti čez mejo“ se kaže ta projekt<br />

kot preizkušen za bodoče delo v regiji. Nosilec<br />

projekta: Jugend- und Kulturzentrum HOUSE<br />

Mureck<br />

Regio Art. Oblikovalna kreativnost in<br />

strokovna izmenjava med mladimi umetniki/<br />

cami in obstoječimi kulturnimi institucijami<br />

sta poudarka projekta „REGIO ART”. V<br />

Interreg projektu Mladinskega in kulturnega<br />

Toplo-Hladno<br />

centra iz Maribora z začetkom v januarju 2005<br />

gre, ob izgradnji boljše komunikacije, predvsem<br />

za izhodišča različnih mladinskih kulturnih<br />

identitet v avstrijsko-slovenski obmejni regiji,<br />

s partnerji od Celovca do Prekmurja.<br />

Ob izgradnji „kuturnega inkubatorja” – kot<br />

regionalnega informacijskega centra za<br />

mladinsko kulturo – v centru Maribora obstaja<br />

še niz projektov, potujočih razstav, simpozijev<br />

in prireditev.<br />

V subprojektu „Topos” je maja in junija<br />

2005 bilateralni strokovni team kulturnih<br />

antropologov, umetnikov, arhitektov in<br />

sociologinje obiskal sedem krajev obmejnega<br />

pasu in analiziral frekventirana mesta<br />

mladinskega druženja, prostore in institucije<br />

glede na njihovo kvaliteto, posebnosti, kot<br />

tudi razvojne možnostih. Rezultati tega<br />

145


Toplo-Hladno<br />

raziskovalnega niza bodo predstavljeni jeseni<br />

2005 v Mariboru.<br />

Do konca januarja 2006 poteka v okviru tega<br />

Interreg projekta internacionalni fotografski<br />

natečaj „Obrazi Romov”. Sodelujejo lahko<br />

mladi fotografi/nje do 30-ega leta starosti. S<br />

svojim delom naj bi zapisali vsakdan manjšine,<br />

ki jo je mogoče srečati na obeh straneh meje.<br />

Poslana dela bodo nagrajena in bodo marca<br />

2006 odšla na potujočo razstavo od Murske<br />

Sobote in Bad Radkersburga preko Ptuja in<br />

Gradca do Celovca in Maribora.<br />

„Regio-Art” je usmerjen predvsem na kreativni<br />

potencial mladih v obmejni regiji, ki se – kot<br />

hobi ali v okviru izobraževanja – ukvarjajo z<br />

različnimi umetniškimi tehnikami in kulturo<br />

nasploh, pa tudi na kulturne delavce/ke v<br />

obmejni regiji in njihove regionalne centre,<br />

146<br />

multiplikatorje v izobraževalnih ustanovah<br />

in zainteresirano javnost. S tem projektom, ki<br />

bo potekal do jeseni 2007, naj bi bila ponujena<br />

tudi strokovna pomoč mladinskim centrom<br />

v obmejni regiji za pospeševanje mladinske<br />

kulturne kreativnosti in inovativnosti. Nosilec<br />

projekta: Mladinski kulturni center Maribor<br />

InterRegion – Regija raznolikosti 13.<br />

člen Evropske ustave zahteva zmanjšanje<br />

predsodkov in utemeljuje ravnanje s kulturno<br />

raznolikostjo kot pomembno nalogo vseh<br />

članic Evropske unije – in kot enega bodočih<br />

izzivov unije, rešiti obstoječe probleme v smislu<br />

miroljubnega sobivanja na skupni evropski<br />

ravni.<br />

Za to družbeno nalogo evropske unije po<br />

„Cultural Diversity“ se nahaja še drug zelo


pomemben izziv: namreč pospeševati gradnjo<br />

skupne identitete vseh državljanov/k evropske<br />

skupnosti.<br />

V tem smislu, preneseno na obmejno regijo<br />

avstrijske Štajerske in severovzhodne Slovenije,<br />

je mogoče razumeti sproženi Interreg projekt<br />

„Interregion – Regija raznolikosti“ graškega<br />

društva za zgodovinsko in izobraževalno delo<br />

„CLIO“.<br />

Kot podpora za sinergijske efekte skupnih<br />

gospodarskih in turističnih razvojnih<br />

potencialov te regije je potrebno po<br />

mnenju avtorjev projekta iti z roko v<br />

roki s komunikativnimi in kulturno<br />

determiniranimi konfliktnimi področji<br />

do izgradnje kompetence, ki bi omogočala<br />

povezavo posameznih organizacij na obeh<br />

straneh meje. Velja minimirati še obstoječi<br />

Toplo-Hladno<br />

strah pred stikom in konfliktne potenciale,<br />

ki nasprotujejo uspešnemu regionalnemu<br />

razvoju.Z različnimi ukrepi, kot so dvojezični<br />

tečaji na področju „Diversity Managementa“,<br />

z delavnicami, informacijskimi prireditvami,<br />

internetno platformo in ciljno usmerjeno<br />

podporo občinskim upravam, želi „InterRegion<br />

– Regija raznolikosti“ pripomoči k kulturnemu<br />

medsebojnemu druženju in k razumevanju<br />

večkratnih identitet kot izzivu in priložnosti<br />

za skupno regijo – Steiermark/Štajerska oz.<br />

Slovenija. Vrh tega želi podpirati regionalno<br />

izmenjavo in krepiti skupno regionalno<br />

identiteto.<br />

Projekt, ki se je začel junija 2005 in bo potekal<br />

do maja 2007, se obrača na mladino, mladinske<br />

delavce/ke, učitelje/ice in multiplikatorje na<br />

področju mladinskega in šolskega dela ter<br />

147


Toplo-Hladno<br />

na akterje/ke iz gospodarstva, komunalne<br />

politike in uprave. Nastal naj bi karakterističen<br />

profil in zgledni razvoj za podjetja, občine<br />

oz. okraje („Občine/Okraji raznolikosti“), ob<br />

spremljanju kontaktov in komunikacije med<br />

148<br />

različnimi kulturami v okviru moderacij in<br />

ob pomoči projektenega koachinga. Nosilec<br />

projekta: CLIO – Verein für Geschichts- und<br />

Bildungsarbeit<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Robert Muscherlin<br />

Dipl. Ing. Robert Muscherlin arbeitet als Kulturmanager<br />

in vielen interkulturellen Projekten<br />

zwischen Österreich und Slowenien. – Robert<br />

Muscherlin sodeluje pri raznih interkulturnih<br />

projektih med Avstrijo in Slovenijo kot kulturni<br />

menedžer.


Graz im slowenischen Volkslied<br />

Die Steiermark und ihre Nachbarn<br />

� Text: Erich Prunč<br />

Schon bei einer oberflächlichen Durchsicht der größten Sammlung slowenischer Volkslieder (Slovenske<br />

narodne pesmi, Ljubljana 1900-1903), die der bedeutende Grazer Slawist Univ. Prof. Dr.<br />

Karl Strekelj herausgab, fällt uns auf, dass Graz neben Laibach und Wien unter den in den Liedtexten<br />

erwähnten Städten am häufigsten (an die fünfzigmal) aufscheint. Als immer wiederkehrendes,<br />

unterscheidendes Attribut tritt hiebei das Eigenschaftswort „nemski“-„deutsch“ auf, was wohl<br />

darauf hinweist, dass Graz zunächst als konkrete geographische Gegebenheit aufgefasst wurde:<br />

Auf die Rolle, die das Grazer Theologenseminar und später die Universität als kulturelle Strahlungszentren<br />

für den südsteirischen und weiterhin slowenischen Raum gespielt hatten, weist das<br />

im epischen Volkslied in zahlreichen Varianten erscheinende Motiv des (meist unglücklichen oder<br />

sterbenden) Studenten bzw. Neupriesters hin, das ausschließlich in Graz lokalisiert wird.<br />

Ti imaš že dva sinka, Du hast schon zwei Söhne<br />

V Nemškinu gradcu sta, beide im deutschen Graz,<br />

Eden bo novo mašo bral, Der eine wird die Messe lesen,<br />

Bo mater z’vic jemal. die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.<br />

Oder:<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Erich Prunč<br />

Graz im slowenischen Volkslied<br />

O.Univ.-Prof. Dr. Erich Prunč, Leiter des Institut<br />

für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft<br />

an der Karl-Franzens-<br />

Universität Graz – univ. prof. Dr. Erick Prunč,<br />

predstojnik Inštituta za teoretično in uporabno<br />

prevajalsko znanost na Karl-Franzens-Universität<br />

iz Gradca<br />

Prišlo je pismo z Gradca, Kam ein Brief aus Graz<br />

Odbetežnega šolarja, vom armen Scholaren,<br />

Poslala ga je mlada gospa, schickt ihn eine junge Frau,<br />

Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…<br />

Als Handels- und Umschlagplatz (vor allem für Wein) erweist sich Graz in den Fuhrmannsliedern,<br />

die meist das Motiv des untreuen Geliebten zum Vorwurf haben:<br />

149


Graz im slowenischen Volkslied<br />

Ena ptičca perletela Kam ein Vöglein geflogen<br />

S tega Gradca Nemškiga, Aus dem deutschen Graz,<br />

Per volki cesti obsedela, Setzt sich an der großen Straße nieder,<br />

Ker Furmani ainkeraje… Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten…<br />

Oder des verführerischen Stadtmädchens:<br />

V Gradcu na placu In Graz am Platz,<br />

Mesarjeva hči die Fleischertochter<br />

Mi je pošto poslala hat mit Post geschickt,<br />

Da sama leži. dass sie alleine liegt.<br />

Wohl die wichtigste Rolle für den südslawischen Raum hatte Graz seit 1577 als militärisches Zentrum,<br />

und zwar als oberste Kommandostelle für die Militärgrenze, inne. Deshalb wird auch Graz<br />

als militärisches Zentrum- neben Ljubljana und Klagenfurt (Celovec) als militärische Sammelpunkte-<br />

am häufigsten genannt:<br />

Bom pečo pokrila, Das Kopftuch werde ich anlegen<br />

U Ljubljano bopm šla, und nach Laibach gehen,<br />

Da bom šocelna vidla um meinen Schatz zu sehen,<br />

K’u Gradec pomaršira. Wie er nach Graz marschiert.<br />

Oder:<br />

Od Celovca do Gradca Von Klagenfurt nach Graz<br />

Je zajža moja, führt die Reise mein,<br />

Ta svetla mušketa und die blitzende Muskete<br />

Je dečla moja! Ist mein Mägdelein!<br />

Mit zunehmender geographischer Entfernung aber verliert die Vorstellung der Stadt immer mehr<br />

ihre Konturen (wobei ein Zug zum Wunderbaren nicht zu verkennen ist) und ihren konkreten<br />

historisch-geographischen Begriffsinhalt; sie wird zu einer reinen Metapher und kann in den einzelnen<br />

Varianten des Liedes durch jede andere Stadt, deren Namne sich in das rhythmische Gerüst<br />

des Liedes einfügt, ersetzt werden:<br />

V Gradcu so dekleta take, Dort in Graz sind solche Mädchen,<br />

Ki imajo rinčke zlate: dass sie goldne Ringe tragen,<br />

Se še svetijo kakor luč, und sie glänzen wie ein Licht,<br />

Da fantom ni pretemna noč. Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.<br />

150


Diese wenigen Beispiele aus einer Fülle von Material zeigen uns, dass sich neben dieser allgemeinen<br />

metaphorischen Verwendung im slowenischen Volkslied, »der literarischen Früh- und Intimsschichte<br />

eines Volkes«, die historische Bedeutung , die Graz als kulturelles, wirtschaftliches und politisches<br />

Strahlungszentrum für den slowenischen Raum hatte, in erstaunlich klaren Zügen spiegelt.<br />

Gradec v slovenskih narodnih pesmih<br />

Avstrijska Štajerska in njeni sosedi<br />

Že pri površnem pogledu velike zbirke slovenskih narodnih pesmi (Slovenske narodne pesmi,<br />

Ljubljana 1900–1903), ki jih je izdal pomemben graški slavist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj nam<br />

pade v oči, da je Gradec ob Ljubljani in Dunaju v besedilih pesmi omenjenih mest najpogosteje<br />

(okoli petdeset krat ) omenjen. Kot zmeraj ponavljajoč se, razločevalni atribut se pri tem pojavlja<br />

pridevnik „nemški“, kar najbrž kaže na to, da je Gradec sprva pojmovan kot konkretna geografska<br />

danost:<br />

Na vlogo, ki jo je imel Graški teološki seminar/Grazer Theologenseminar in kasneje Univerza kot<br />

kulturni center za južno Štajersko in tudi slovenski prostor, kaže epska ljudska pesem v številnih<br />

različicah prikazanih motivov (večinoma nesrečnih ali umirajočih) študentov oz. novomašnikov,<br />

ki so bili lokalizirani izključno v Gradcu.<br />

Ti imaš že dva sinka, Du hast schon zwei Söhne<br />

V Nemškinu gradcu sta, beide im deutschen Graz,<br />

Eden bo novo mašo bral, Der eine wird die Messe lesen,<br />

Bo mater z’vic jemal. die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.<br />

Ali:<br />

Gradec v slovenskih narodnih pesmih<br />

Prišlo je pismo z Gradca, Kam ein Brief aus Graz<br />

Odbetežnega šolarja, vom armen Scholaren,<br />

Poslala ga je mlada gospa, schickt ihn eine junge Frau,<br />

Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…<br />

V furmanskih pesmih, ki imajo za motiv večinoma nezveste ljubice, je Gradec prikazan kot tržišče<br />

in pretovarališče (večinoma za Dunaj).<br />

Ena ptičca perletela Kam ein Vöglein geflogen<br />

S tega Gradca Nemškiga, Aus dem deutschen Graz,<br />

Per volki cesti obsedela, Setzt sich an der großen Straße nieder,<br />

151


Gradec v slovenskih narodnih pesmih<br />

Ker Furmani ainkeraje… Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten…<br />

Ali motiv zapeljive mestne deklice:<br />

V Gradcu na placu In Graz am Platz,<br />

Mesarjeva hči die Fleischertochter<br />

Mi je pošto poslala hat mit Post geschickt,<br />

Da sama leži. dass sie alleine liegt.<br />

Najpomembnejšo vlogo za južnoslovanski prostor igra Gradec od 1577 kot vrhovno poveljstvo<br />

vojne krajine. Zato je Gradec kot vojaški center – ob Ljubljani in Celovcu – najpogosteje omenjen.<br />

Bom pečo pokrila, Das Kopftuch werde ich anlegen<br />

U Ljubljano bom šla, und nach Laibach gehen,<br />

Da bom šocelna vidla um meinen Schatz zu sehen,<br />

K’u Gradec pomaršira. Wie er nach Graz marschiert.<br />

Ali:<br />

Od Celovca do Gradca Von Klagenfurt nach Graz<br />

Je zajža moja, führt die Reise mein,<br />

Ta svetla mušketa und die blitzende Muskete<br />

Je dečla moja! Ist mein Mägdelein!<br />

Z vse večjo geografsko oddaljenostjo pa izgublja predstava o Gradcu zmeraj bolj na svojih obrisih (pri<br />

čemer poteze k čudovitemu ni mogoče spregledati) in njegovi konkretni zgodovinsko-geografski<br />

pojmovni vsebini; postane čista metafora, katero je mogoče v posamičnih varjantah pesmi<br />

zamenjati za vsako drugo mesto, katerega ime je mogoče vstaviti v ritmično ogrodje pesmi:<br />

V Gradcu so dekleta take, Dort in Graz sind solche Mädchen,<br />

Ki imajo rinčke zlate: dass sie goldne Ringe tragen,<br />

Se še svetijo kakor luč, und sie glänzen wie ein Licht,<br />

Da fantom ni pretemna noč. Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.<br />

Teh nekaj primerov iz kopice gradiva nam kaže, da se, ob splošni metaforični rabi v slovenskih<br />

narodnih pesmih, zrcali v „zgodnjih in intimnih literarnih plasteh nekega naroda“ zgodovinski<br />

pomen, ki ga je igral Gradec kot kulturni, gospodarski in politični center za slovenski prostor in<br />

ima presenetljivo jasne poteze.<br />

152


Legionäre aus dem Süden<br />

Slowenische, kroatische, serbische und bosnische Spieler bei GAK und Sturm<br />

� Text: Wolfgang Kühnelt<br />

Wenn es gut läuft, ruft man sie „Fußballgott“ und freut sich, dass sie da sind. Doch wenn die Zeiten<br />

härter und die Platzierungen in der Tabelle schlechter werden, dann fordern Zuschauer und<br />

Funktionäre, Nationaltrainer und Fernsehkommentatoren meist als erstes: Die „Jugos“ müssen<br />

weg.<br />

Ivica Osim, der Erfolgstrainer aus Sarajevo – Ivica Osim, uspešni trener iz Sarajeva<br />

Legionäre aus dem Süden<br />

153<br />

© Herbert Rienessel (www.g-a-k.at)


Legionäre aus dem Süden<br />

Spätestens seit den großen Zeiten von Ivo<br />

Vastić und Aleš Čeh sind sie nicht mehr aus<br />

dem steirischen Fußball wegzudenken, die Kicker<br />

aus Maribor, Split oder Beograd. Doch so<br />

lange wie man meinen könnte, währt die Tradition<br />

der Legionäre aus dem ehemaligen Jugoslawien<br />

noch nicht. 1963 trug sich ein Herr<br />

namens Stefan Zeković mit drei Toren in die<br />

GAK-Statistik ein, sonst ist über den Spieler<br />

aus dem damaligen Jugoslawien wenig bekannt.<br />

1964 wurden gleich drei Spieler aus<br />

dem Süden bei Sturm engagiert. Ivan Medle,<br />

Davor Grčić und Rade Ognjanović. Vier Jahre<br />

später kam Tormann Damir Grloci, bekannt<br />

durch seine eigenwilligen Kopfbedeckungen,<br />

ins schwarz-weiß gestreifte Team. Auch der<br />

GAK verstärkte sich in den 60ern mit Keepern<br />

aus Jugoslawien. Eugen Ravnić (1963) und ein<br />

Spieler aus Split namens Jurić (1965), dessen<br />

Vorname in den Untiefen des Vereinsarchivs<br />

verloren ging, waren die ersten. Zur selben<br />

Zeit begann die Ära jugoslawischer Trainer im<br />

steirischen Fußball. Milan Zevković (1964/65)<br />

und Vlado Šimunić (1969/1970) wurden allerdings<br />

beim GAK bald wieder abgelöst.<br />

Das Jahrhundert-Tor. Zoran Mišić, der von<br />

August 1969 bis Juni 1971 bei den „Rotjacken“<br />

im Tor stand, sorgte für einen der außergewöhnlichsten<br />

Zwischenfälle in der heimischen<br />

Fußballgeschichte. Am 27. Februar 1971 spielte<br />

der GAK im Stadion in der Körösistraße gegen<br />

Wattens. Nach Beginn der zweiten Halbzeit<br />

zogen die Tiroler blitzschnell vor das Grazer<br />

Tor, Siber netzte ein. In diesem Moment fiel<br />

der GAK-Verteidigung auf, dass ihr Schlussmann<br />

fehlte. Tormann Mišić kam verspätet<br />

aus der Kabine, der Treffer zählte. Am Ende gewannen<br />

die Athletiker doch noch 2:1, Othmar<br />

Behr schrieb in der Neuen Zeit vom „Jahrhun-<br />

154<br />

dert-Tor“. Neben den Goalies, die beide Grazer<br />

Klubs bevorzugt aus dem Süden verpflichteten,<br />

scheinen in den Vereinschroniken ab Ende<br />

der 60er auch erfolgreiche Feldspieler auf. Rado<br />

Slović vom GAK etwa war beim Cupfinale seines<br />

Vereins gegen Rapid im Mai 1968 mit von<br />

der Partie. Später war es Željko Kovač, der im<br />

roten Dress für sehenswerte Szenen – und vor<br />

allem für einige wichtige Tore – sorgte.<br />

Savo Superstar. Die 70er Jahre waren geprägt<br />

von großartigen Torhütern in den Diensten<br />

von Sturm und GAK. Refik Muftić ab der<br />

Saison 1974/75 bei den Schwarzen und Savo<br />

Ekmečić aus Mostar bei den Roten schrieben<br />

jeder auf seine Art Geschichte. Muftić, später<br />

auch Tormanntrainer bei Sturm, trägt auf der<br />

Stirn stolz eine Narbe, die er sich im Duell mit<br />

der Kickerlegende George Best holte. Ekmečić<br />

schuf durch seine knielangen Hosen mit der<br />

Aufschrift „S“ (für Savo) einen landesweiten<br />

Kult. Sein Teamkollege Želimir Vidović meinte<br />

in den 80er Jahren auf die Frage nach seinem<br />

Lieblingsschauspieler dann auch ohne zu<br />

zögern: „Savo Ekmečić!“ Der Torhüter stand<br />

jedoch nicht nur für Unterhaltung, sondern<br />

auch für Rekorde, die bis heute unerreicht sind.<br />

Zwischen 1978 und 1985 spielte Ekmečić permanent<br />

im GAK-Dress und brachte es auf 269<br />

Meisterschaftspartien. Damit ist er der „Legionär“<br />

mit den meisten Einsätzen bei den roten<br />

„Teufeln“ – vor dem Slowenen Aleš Čeh und<br />

dem Serben Boban Dmitrović.<br />

In den frühen 80er Jahren ging der Stern des<br />

kroatischen Sturm-Spielers Božo Bakota auf.<br />

105 Tore erzielte er in rund 200 Matches. In<br />

seiner ersten Saison 1980/81 nannte ihn die<br />

Kronenzeitung bei der Fußball-„Oscar“-Wahl<br />

in der Kategorie „Ausländer“ bereits ex aequo<br />

mit dem legendären Tschechen Antonin


Panenka an dritter Stelle. Platz 1 hatte der<br />

Sturm-Mittelfeldstratege Zvonko Breber aus<br />

Maribor inne. In der darauf folgenden Spielzeit<br />

wurde Bakota mit 24 Treffern vor dem Rapid-<br />

Goleador Hans Krankl, dem Innsbrucker Koreimann<br />

und dem Austrianer Gasselich zum<br />

Schützenkönig der Liga. Sturm-Coach war<br />

von März 1980 bis Juni 1982 erstmals der Kroate<br />

Oto Barić. In seiner ersten Amtszeit überwinterte<br />

Sturm als erster steirischer Verein<br />

als Führender in der obersten Liga, am Ende<br />

reichte es nach einer Niederlage in der letzten<br />

Runde gegen den großen Rivalen Rapid immerhin<br />

noch zum Vize-Meistertitel. Im Jahr<br />

darauf kam Sturm jedoch nur mehr auf Rang<br />

6. Der zweite Versuch mit Barić als Trainer endete<br />

weniger glorreich. Am Ende der Saison<br />

1988/89 konnten sich die Schwarzen nicht im<br />

oberen Play-Off klassieren, Barić wurde durch<br />

Gustl Starek ersetzt.<br />

Ab 1983 spielte der bereits erwähnte Želimir<br />

Vidović im GAK-Mittelfeld. Er vereinte Kraft<br />

mit Eleganz und brachte es bis zum Jahr 1990<br />

auf beachtliche 150 Einsätze in der obersten<br />

Liga. Ende der 80er wirkten auch Bobby<br />

Goračinov und der Slowene Matjaž Kek sehr<br />

erfolgreich bei den Athletikern. Kek wurde<br />

nicht nur durch seine kunstvollen Freistöße<br />

berühmt, er vermittelte auch andere „Legionäre“<br />

wie den Verteidiger Stojadin Rajković<br />

(1991–1997) und Mittelfeldmotor Aleš Čeh<br />

(1992–2003) in die Körösistraße, die langjährige<br />

Heimat der „Rotjacken“.<br />

Die Ära der zwei Ivicas. In der Saison 1992/93<br />

trug sich erstmals ein junger Spieler aus Split<br />

namens Ivica Vastić in die Torschützenstatistik<br />

der österreichischen Liga ein. Allerdings<br />

war er noch im Dress des VSE St. Pölten zu<br />

sehen, der nicht zuletzt dank der 18 Treffer<br />

Legionäre aus dem Süden<br />

von Vastić das Meister-Play-Off schaffte. Von<br />

1994 bis 2002 streifte der Kroate dann unter<br />

der Leitung des früheren jugoslawischen Teamchefs<br />

Ivica Osim das Sturm-Trikot über. Zwei<br />

Meistertitel, drei Pokalsiege und mehrere erfolgreiche<br />

Teilnahmen in der UEFA-Champions<br />

League konnte Sturm in der Ära Osim-Vastić<br />

feiern. Die Grazer Derbies wurden in dieser<br />

Zeit vor allem durch kroatische Spieler geprägt.<br />

In der Saison 1995/96 etwa gab es ein 1:1, Torschützen<br />

Vastić und Rajković. 1997 scorte Ivo<br />

Vastić beim Eröffnungsspiel im Schwarzenegger-Stadion<br />

gleich zweimal, Sturm siegte mit<br />

4:0. Im nächsten Derby traf Tomislav Kocijan<br />

für die Schwarzen. Doch die Rache war grimmig<br />

und trug eine Glatze. 1998, 1999 und 2000<br />

entschied Igor Pamić aus Pula mehrere Stadtduelle<br />

für den GAK. In der Körösistraße gab es in<br />

der Folge noch einen herausragenden Moment.<br />

Am 2. Juli 2003 nahm einer der treuesten GAK-<br />

Spieler nach elf Jahren Abschied: Der slowenische<br />

Internationale Aleš Čeh spielte bei einer<br />

freundschaftlichen Begegnung mit seinem neuen<br />

Klub NK Maribor sieben Minuten mit seiner<br />

Rückennummer 7, ehe er sich auf eine berührende<br />

Ehrenrunde durch das gesamte Stadion<br />

begab. Auch in der Gegenwart machen die „Legionäre“<br />

permanent von sich reden. Auf der einen<br />

Seite sorgte der Abgang von Mario Tokić<br />

für große Enttäuschung bei den GAK-Fans, andererseits<br />

bereiten die Pässe und Fehlpässe des<br />

Bosniers Samir Muratović vielen Zusehern ein<br />

Wechselbad der Gefühle. Anlass zur Bewunderung<br />

sind selbst für gegnerische Fußball-<br />

Anhänger die Dribblings des Kroaten Mario<br />

Bazina in Diensten der Roten. Bei Sturm finden<br />

sich neben Trainer Miša Petrović auch der<br />

serbische Keeper Radovan Radaković und sein<br />

Landsmann, Mittelfeldspieler Bojan Filipović.<br />

Die slowenische Tradition wird von Verteidi-<br />

155


Legionäre aus dem Süden<br />

ger Mitja Mörec fortgeführt. Bleibt noch der<br />

Serbe Boban Dmitrović zu erwähnen, der als<br />

einziger „Legionär aus dem Süden“ die Seiten<br />

wechselte, bei Sturm aber keinen Vertrag für<br />

die Saison 2005/2006 mehr bekam.<br />

Trainer aus dem Süden<br />

Oto Barić: Kroate. gleich zweimal Betreuer des<br />

SK Sturm, und zwar von März 1980 bis Juni<br />

1982 und von November 1988 bis Juli 1989.<br />

Der viel beschäftigte Trainer (u. a. Rapid und<br />

Austria Salzburg) war später auch österreichischer<br />

und dann kroatischer Teamchef.<br />

Milan Djuričić: Kroate. Sturm-Coach von<br />

Juni 1993 bis Juni 1994, danach unter anderem<br />

beim NK Osijek und bei DSV Leoben.<br />

Savo Ekmečić: Bosnier. GAK-Betreuer von<br />

September 1990 bis April 1992. Zuvor acht<br />

Jahre lang ununterbrochen Goalie im Dress<br />

des GAK.<br />

Milan Miklavič: Slowene. Coachte den GAK<br />

von April 1992 bis Oktober 1993, später auch<br />

bei Wels, Voest, Neusiedl, DSV Leoben, Rapid,<br />

Hit Gorica und NK Mura tätig.<br />

Miša Petrović: Serbe. Der ehemalige Sturm-<br />

Spieler trainiert die Mannschaft seit September<br />

2003.<br />

Ivica Osim: Bosnier. Seine „Amtszeit“ bei<br />

Sturm von Juni 1994 bis September 2002 in<br />

Österreich ist rekordverdächtig. War unter anderem<br />

jugoslawischer Teamchef und ist heute<br />

Trainer in Japan.<br />

156<br />

Ljubo Petrović: Serbe. GAK-Coach vom Sommer<br />

1996 bis Herbst 1996. Er betreute außerdem<br />

Roter Stern Belgrad, Español Barcelona,<br />

Penarol Montevideo und Olympiakos Piräus.<br />

Was wurde aus?<br />

Božo Bakota: Der Kroate spielte in den 80er<br />

Jahren sehr erfolgreich für Sturm. Schützenkönig<br />

der österreichischen Liga 1982 und dritter<br />

in der ewigen Bestenliste von Sturm. Nach<br />

seiner aktiven Karriere wanderte er wegen Betrugs<br />

für acht Monate hinter Gitter. Trainiert<br />

heute eine Nachwuchsmannschaft („Grüner<br />

Stern Graz“) und kickt selbst noch ab und zu<br />

in der Halle.<br />

Aleš Čeh: Der frühere Kapitän des slowenischen<br />

Nationalteams und verdiente Mittelfeldmotor<br />

des GAK (1992–2003) spielt heute<br />

bei den Schwarzweißen – in Linz.<br />

Boban Dmitrović: 1972 geboren. Der Serbe<br />

wechselte als bislang einziger „Legionär aus<br />

dem Süden“ direkt vom GAK zum Lokalrivalen<br />

Sturm. Galt lange als einer der stärksten<br />

Spieler auf der linken Seite in Österreich.<br />

Dmitrović schrieb auch „passiv“ Geschichte,<br />

als er 1996 von seinem Landsmann und GAK-<br />

Coach Ljubo Petrović beim Match gegen Germinal<br />

Ekeren eine Ohrfeige einstecken musste.<br />

Mittlerweile beim serbischen Erstligisten Borac<br />

Čačak unter Vertrag.<br />

Savo Ekmečić: Geboren 1948 in Mostar, kam<br />

1977 von FK Sarajevo zum GAK. Der legendäre<br />

Goalie mit den extralangen Hosen und spätere<br />

Trainer ist heute Wirt am Fußballplatz in<br />

Graz-Gösting.


Ivica Vastić: Der erfolgreichste Torschütze des<br />

SK Sturm (1994–2002) stammt aus der Gegend<br />

von Split in Kroatien. Als er nach seiner<br />

Einbürgerung 1998 bei der WM in Frankreich<br />

gegen Chile den Ausgleichstreffer erzielte, titelte<br />

die Kronenzeitung: „Ivo, jetzt bist du ein<br />

echter Österreicher!“ Vastić spielt nach Stationen<br />

in Japan und bei der Wiener Austria heute<br />

gemeinsam mit seinem früheren Kontrahenten<br />

Aleš Čeh beim LASK.<br />

Želimir Vidović: 1953 in Sarajevo geboren.<br />

Spielte zu Beginn der 80er Jahre im jugoslawischen<br />

Team. Der Mittelfeld-Spieler und Spezialist<br />

für Assists beim FK Sarajevo und später<br />

beim GAK wurde 1992 bei einem Rettungseinsatz<br />

für verwundete bosnische Soldaten ermordet.<br />

Željko Vuković: Jahrgang 1962, spielte kurioserweise<br />

im Alter von 40 Jahren sein erstes<br />

Länderspiel im Dress des österreichischen<br />

Teams. Von 1995 bis 1999 Libero beim GAK.<br />

Der gebürtige Kroate war in der vergangenen<br />

Saison Trainer beim Kärntner Regionalliga-<br />

Klub St. Andrä, wurde aber nach einer Niederlagenserie<br />

durch Walter Kogler ersetzt.<br />

Ein Mercedes für den Sturm-<br />

Goalie<br />

Savo Ekmečiİ im Gespräch<br />

Während sich auf dem Rasen des GAK-Trainingszentrums<br />

die roten Amateure auf ihr<br />

Match gegen Flavia Solva vorbereiten und im<br />

TV-Gerät Rapid Wien gegen die Lok aus Moskau<br />

antritt, setzt sich ein bestens gelaunter<br />

Savo Ekmečić an den Tisch des Signal-Inter-<br />

Legionäre aus dem Süden<br />

viewers. Eines steht fest: Der legendäre Humor<br />

des langjährigen GAK-Keepers ist ihm auch im<br />

fußballerischen Ruhestand nicht abhanden gekommen.<br />

Signal: Gestern hat der GAK wieder ein wichtiges<br />

Spiel gegen Sturm gewonnen. Wie viele Derbies haben<br />

Sie bestritten und an welches Resultat erinnern<br />

Sie sich noch?<br />

Ekmečić: Ich habe acht Jahre lang jedes Derby<br />

gespielt. An ein Match kann ich mich besonders<br />

gut erinnern, auch wenn es keine Werbung<br />

für den heutigen Fußball sein kann. Ich bin<br />

nämlich am Abend vor dem Spiel, ohne es zu<br />

wissen, in ein Sturm-Lokal geraten und habe<br />

dort bis 4 oder 5 in der Früh getrunken. Der<br />

Besitzer des Lokals und der anwesende Sturm-<br />

Manager waren begeistert und haben immer<br />

kräftig nachgeschenkt. Am nächsten Tag hat<br />

sich das herumgesprochen und die Sturm-Fans<br />

waren sich schon vor dem Match sicher, dass<br />

sie gewinnen werden. Doch das Match ist 1:0<br />

für den GAK ausgegangen und Savo Ekmečić<br />

war der beste Mann auf dem Platz.<br />

Signal: Wie kamen Sie eigentlich von Sarajevo zum<br />

GAK?<br />

Ekmečić: Durch den Sturm-Goalie. Refik<br />

Muftić hatte seine Karriere beendet und wollte<br />

sich zum Abschluss einen neuen Mercedes<br />

anschaffen. Der Verkaufsleiter der Firma Wittwar,<br />

bei dem er sein Auto kaufte, war GAK-<br />

Vorstandsmitglied. Er fragte Muftić, ob er keinen<br />

guten Tormann kennen würde, weil beide<br />

GAK-Goalies verletzt waren. Über die Empfehlung<br />

von Muftić kam ich nach Graz.<br />

Signal: Sie sind österreichweit durch Ihre langen<br />

Torwarthosen bekannt geworden. Wie kamen Sie<br />

auf die Idee?<br />

157


Legionäre aus dem Süden<br />

Savo Ekmečić<br />

Ekmečić: Ich spielte schon drei oder vier Jahre<br />

und ich merkte, dass die Leute immer wieder<br />

etwas Neues haben wollten. Für einen<br />

Tormann interessiert sich ja kaum einer. Also<br />

habe ich mir gedacht: Bevor sie mich durch einen<br />

anderen Goalie ersetzen, muss ich selbst irgendetwas<br />

ändern. Wenn alle mit kurzer Hose<br />

spielen, dann nehme ich ab jetzt eine lange.<br />

Signal: Stimmt es, dass Sie einen eigenen Schneider<br />

für Ihre Hosen hatten?<br />

Ekmečić: Ja, Josef Staber. Er arbeitet heute<br />

noch in Graz. Nach jedem Spiel habe ich ihm<br />

meine Hose geschenkt und er hat mir jedes<br />

Mal eine neue gemacht.<br />

158<br />

Signal: Wie viele Exemplare haben Sie selbst denn<br />

noch?<br />

Ekmečić: Kein einziges. Wenn ich eine Hose<br />

brauche, bekomme ich sie von ihm.<br />

Signal: Das „S“ auf den Beinen stand für Savo?<br />

Ekmečić: Ja. Kann aber auch „Seppi“ heißen,<br />

für den Namen des Schneiders.<br />

Signal: Was war Ihr schönstes Spiel beim GAK?<br />

Ekmečić: Das war sicherlich der Cup-Sieg 1981<br />

im Rückspiel gegen Salzburg. Ein 2:0. Der erste<br />

große Titel für eine steirische Mannschaft.<br />

￱ Foto: © Wolfgang Kühnelt


Signal: Und was war das schrecklichste Tor, das Sie<br />

bekommen haben?<br />

Ekmečić: Das war ein Treffer, den ich mein Leben<br />

lang nie vergessen werde. Weil er nämlich<br />

einen unschuldigen Menschen seinen Job gekostet<br />

hat. Das Spiel gegen VOEST Linz war<br />

die letzte Chance für GAK-Trainer Hermann<br />

Repitsch. Der Vorstand hatte von ihm nach einer<br />

schlechten Serie einen Sieg gefordert. Wir<br />

führten 1:0, als ein Rückpass vom Vorstopper<br />

auf mich kam. Ich sah auf der linken Seite<br />

den Außendecker, der frei stand. Ich hatte<br />

den Ball noch gar nicht gefangen, da dachte ich<br />

schon an den nächsten Pass. Das war ein Fehler,<br />

denn der Ball sprang über meine rechte Seite<br />

und rollte langsam vielleicht 20 Zentimeter<br />

über die Torlinie. Das Spiel endete 1:1, und der<br />

Trainer wurde entlassen. Das hat mich sehr<br />

getroffen, denn nicht ich wurde für meinen<br />

Fehler bestraft, sondern jemand, der nichts dafür<br />

konnte.<br />

Signal: Später waren Sie selbst GAK-Trainer. Was<br />

war Ihr größter Erfolg in dieser Position?<br />

Ekmečić: Ich war mit der Mannschaft in der<br />

zweiten Division im Abstiegskampf. Wir haben<br />

das Play-off geschafft und das mit einem<br />

jungen Team. Ich habe auf Nachwuchsleute,<br />

wie Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp<br />

oder Edi Glieder gesetzt, die später alle eine<br />

schöne Karriere gemacht haben.<br />

Signal: Damals, 1991/1992, spielte auch ein Stürmer<br />

beim GAK, der Boris Ekmeščić hieß und die<br />

entscheidenden Tore erzielte, damit der Verein nicht<br />

absteigen musste. Wieso ist er einer der Legionäre<br />

aus dem Süden, an die heute niemand mehr denkt,<br />

während andere Namen nie in Vergessenheit zu geraten<br />

scheinen?<br />

Ekmečić: Damals hat man auf den einzelnen<br />

Spieler oft nicht so stark geachtet. Ein Stürmer<br />

wurde einfach dafür geholt, um Tore zu machen.<br />

Deswegen hat sich später keiner an ihn<br />

erinnert. Erwin Dampfhofer ist für mich auch<br />

so ein Beispiel.<br />

Signal: Die letzte Frage lautet natürlich: Wer wird<br />

heuer Meister?<br />

Ekmečić: Der Favorit heißt für mich Rapid.<br />

Wenn sie allerdings in die Champions League<br />

kommen, tippe ich eher auf Austria oder GAK.<br />

Vorausgesetzt, wir haben nicht zuviel Verletzungspech.<br />

Legionarji z Juga<br />

Legionarji z Juga<br />

Slovenski, hrvaški, srbski in bošnjaški<br />

nogometaši pri GAK-u in Sturmu<br />

Ko vse poteka dobro, jim ljudje pravijo “nogometni<br />

bogovi” in se veselijo, da jih imamo tukaj.<br />

A ko časi postanejo trši in se uvrstitve na<br />

lestvici poslabšajo, gledalci, klubski funkcionarji,<br />

nacionalni trenerji in televizijski komentatorji<br />

ponavadi prvi zahtevajo: “Jugosi” morajo<br />

stran!<br />

Vsaj od velikih časov Iva Vastića in Aleša Čeha<br />

žogobrcarjev iz Maribora, Splita ali Beograda<br />

v štajerskem nogometu ne moremo preprosto<br />

odmisliti. A tradicija legionarjev iz nekdanje<br />

Jugoslavije le ni tako dolga, kot bi si mislili.<br />

Leta 1963 se je v statistiko GAK-a s tremi<br />

goli vpisal gospod po imenu Stefan Zeković.<br />

O njegovem zadetku za 2:0 proti Simmeringu<br />

je AZ 31. marca 1963 zapisal: “Tako sijajnega<br />

gola nismo v Gradcu videli že nekaj let.” Leta<br />

1964 so pri Sturmu takoj angažirali tri igralce<br />

z Juga. To so bili Ivan Medle, Davor Grčić in<br />

Rade Ognjanović. Štiri leta kasneje je prišel v<br />

159


Legionarji z Juga<br />

črno-belo črtasto moštvo vratar Damir Grloci,<br />

znan po svojstvenih naglavnih pokrivalih.<br />

Tudi GAK se je v 60-ih okrepil s čuvaji mrež<br />

iz Jugoslavije. Prva sta bila Evgen Ravnić (v sezoni<br />

1962-1963) in igralec iz Splita po priimku<br />

Jurić (1965), katerega osebno ime se je izgubilo<br />

v globinah klubskega arhiva. V istem obdobju<br />

se je v štajerskem nogometu začela tudi era<br />

jugoslovanskih trenerjev. A Milan Zevković<br />

(1964-1965) in Vlado Šimunić (1969-1970) sta<br />

bila pri GAK-u kmalu spet razrešena.<br />

Gol stoletja. Zoran Mišić, ki je od avgusta 1969<br />

do junija 1971 stal v vratih “rdečesrajčnikov”,<br />

je poskrbel za nekaj najneverjetnejših pripetljajev<br />

domače nogometne zgodovine. 27. februarja<br />

1971 je GAK na stadionu v Körösistraße<br />

igral proti Wattensu. Na samem začetku drugega<br />

polčasa so Tirolci bliskovito navalili na<br />

graški gol; Sieber je kronal napad z zadetkom.<br />

V istem trenutku so GAK-ovi branilci ugotovili,<br />

da manjka njihov ključni soigralec. Vratar<br />

Mišić je zamudil z vrnitvijo iz slačilnice in gol<br />

je veljal. Na koncu so “atleti” vendarle zmagali<br />

z 2:1, Othmar Behr pa je v Neue Zeit napisal,<br />

da je bil tisto “gol stoletja”.<br />

Kot kažejo klubske kronike, sta se graška kluba<br />

poleg vratarjev z Juga od konca 60-ih rada<br />

odločala tudi za uspešne igralce v polju. Rado<br />

Slović je na primer odigral za GAK vso tekmo v<br />

pokalnem finalu proti Rapidu maja 1968. Kasneje<br />

je v rdečem dresu skrbel za ogleda vredne<br />

prizore – in predvsem za nekaj pomembnih<br />

golov – Željko Kovač.<br />

Savo superstar. 70-a sta zaznamovala izjemna<br />

vratarja v službi Sturma in GAK-a: Refik<br />

Muftić od sezone 1974-1975 pri “črnih”<br />

in Savo Ekmečić iz Mostarja pri “rdečih” sta<br />

vsak na svoj način pisala zgodovino. Muftić,<br />

160<br />

ki je bil kasneje trener vratarjev pri Sturmu,<br />

na čelu ponosno nosi brazgotino, ki jo je dobil<br />

v dvoboju z angleško nogometno legendo<br />

Georgeom Bestom. S svojimi hlačami do kolen<br />

z napisom S (kot Savo) je Ekmečić ustvaril<br />

kar vsedržavni modni trend. Njegov klubski<br />

kolega Želimir Vidović je v 80-ih na vprašanje,<br />

kdo je njegov najljubši gledališki igralec, brez<br />

odlašanja odgovoril: “Savo Ekmečić!” Ta vratar<br />

pa ni skrbel le za zabavo, ampak tudi za rekorde,<br />

ki jih do danes ni še nihče presegel. Med<br />

letoma 1978 in 1985 je Ekmečić stalno igral v<br />

dresu GAK-a in odigral kar 269 prvenstvenih<br />

tekem. S tem je postal “legionar” z največ nastopi<br />

za “rdeče vrage” – pred Slovencem Alešem<br />

Čehom in Srbom Bobanom Dmitrovićem.<br />

V zgodnjih 80-ih je vzšel Sturmov hrvaški<br />

zvezdnik Božo Bakota. Na okrog 200 tekmah<br />

je dal kar 105 golov. Že v njegovi prvi sezoni<br />

1980-1981 ga je Kronenzeitung pri izbiri<br />

nogometnih “oskarjev” v kategoriji tujcev<br />

uvrstil na tretje mesto, skupaj z legendarnim<br />

češkim nogometašem Antoninom Panenko.<br />

Prvo mesto je osvojil Sturmov strateg sredine<br />

igrišča Zvonko Breber iz Maribora. V naslednji<br />

sezoni je postal Bakota s 24 zadetki pred<br />

Hansom Kranklom iz Rapida, Koreimannom<br />

iz Innsbrucka in Gasselichom iz Avstrie kralj<br />

prvoligaških strelcev.<br />

Od marca 1980 do junija 1982 je bil trener<br />

Sturna prvič Hrvat – Oto Barić. Med njegovo<br />

prvo sezono je Sturm kot prvi štajerski klub<br />

prezimil na prvem mestu najvišje lige, na koncu<br />

prvenstva pa je, po porazu v zadnjem kolu<br />

proti velikemu rivalu Rapidu, še vedno osvojil<br />

naslov viceprvaka. Naslednje leto pa je<br />

Sturm vendarle zasedel le še 6. mesto. Drugi<br />

poskus z Barićem kot trenerjem se je končal<br />

manj veličastno. Na koncu sezone 1988-1989<br />

se “črnim” ni uspelo uvrstiti v play-off za prva-


ka, Barića pa je zamenjal Gustl Starek. Od leta<br />

1983 je igral v GAK-ovi zvezni vrsti že omenjeni<br />

Želimir Vidović. Združeval je moč in eleganco<br />

ter odigral do leta 1990 omembe vrednih<br />

150 tekem v najvišji ligi. Konec 80-ih sta<br />

pri “atletih” zelo uspešno nastopala tudi Bobby<br />

Goračinov in Slovenec Matjaž Kek. Slednji<br />

ni slovel le po svojih umetelnih prostih strelih,<br />

ampak je v Körösistraße (dolgoletno domovanje<br />

“rdečesrajčnikov”) pritegnil še druge “legionarje”,<br />

kot sta na primer obrambni igralec Stojadin<br />

Rajković (1991-1997) in motor sredine<br />

igrišča Aleš Čeh (1992-2003).<br />

Obdobje dveh Ivic. V sezoni 1992-1993 se je<br />

v statistiko strelcev avstrijske lige prvič vpisal<br />

mladi igralec iz Splita po imenu Ivica Vastić.<br />

Poleg tega ga je bilo moč videti še v dresu VSE<br />

St. Pölten, ki se je, ne nazadnje tudi zaradi<br />

njegovih 18 golov, uspel uvrstiti v play-off za<br />

prvaka. Od leta 1994 do 2002 je bil ta Hrvat<br />

nato pod vodstvom bivšega jugoslovanskega<br />

reprezentančnega trenerja Ivice Osima aktiven<br />

v Sturmovem trikoju. V obdobju Vastića in<br />

Osima je Sturm slavil dva naslova državnega<br />

prvaka, tri pokalne zmage ter več uspešnih nastopov<br />

v pokalu UEFA in Ligi prvakov. Mestne<br />

derbije so v tem času zaznamovali predvsem<br />

hrvaški igralci. V sezoni 1995-1996 sta bila<br />

na primer pri 1:1 strelca Vastić in Rajković.<br />

Leta 1997, na otvoritveni tekmi stadiona Arnolda<br />

Schwarzeneggerja, je Vastić pri zmagi<br />

Sturma s 4:0 zadel kar dvakrat. Na naslednjem<br />

derbiju je za “črne” zadel Tomislav Kocijan.<br />

A maščevanje je bilo srdito in plešasto: v<br />

letih 1998, 1999 in 2000 je Igor Pamić iz Pulje<br />

odločil več mestnih dvobojev v korist GAK-a.<br />

V Körösistraße je temu sledil še kak izstopajoč<br />

trenutek. 2. julija 2003 se je po 11 letih od GAKa<br />

poslovil eden najzvestejših igralcev. Slovenski<br />

internacionalec Aleš Čeh je na prijateljski tekmi<br />

s svojim novim slovenskim klubom, NK<br />

Maribor PL, prvih sedem minut odigral s svojo<br />

številko 7 na hrbtu, nato pa se je podal na ganljivi<br />

častni krog okrog celega stadiona.<br />

Tudi zdaj “legionarji” ves čas skrbijo, da se<br />

o njih govori. Po eni strani je odhod Maria<br />

Tokića med navijači GAK-a poskrbel za veliko<br />

razočaranje, po drugi pa sprožajo podaje in<br />

napačne podaje Bošnjaka Samira Muratovića<br />

pri številnih gledalcih skrajno mešane občutke.<br />

Vzrok za občudovanje so celo med pristaši nogometnih<br />

nasprotnikov preigravanja Hrvata<br />

Maria Bazine v službi “rdečih”. Pri Sturmu<br />

najdemo poleg trenerja Miše Petrovića tudi<br />

srbskega čuvaja mreže Radovana Radakovića<br />

in na sredini igrišča njegovega rojaka Bojana<br />

Filipovića. Tradicijo slovenskih igralcev nadaljuje<br />

branilec Mitja Mörec. Ostane še Srb Boban<br />

Dmitrović, ki je kot edini “legionar z Juga”<br />

zamenjal strani, vendar mu pri Sturmu niso<br />

podaljšali pogodbe za sezono 2005-2006.<br />

“Predalček” trenerji z Juga:<br />

Legionarji z Juga<br />

Oto Barić: Hrvat. Že dvakrat vodja Sturma,<br />

in sicer od marca 1980 do junija 1982 in od<br />

novembra 1988 do julija 1989. Zelo zaposleni<br />

trener (med drugim je vodil Rapid in Austrio<br />

Salzburg) je bil kasneje tudi selektor avstrijske<br />

in nato še hrvaške reprezentance.<br />

Milan DJurićić: Hrvat. Trener Sturma od junija<br />

1993 do junija 1994, nato med drugim treniral<br />

NK Osijek in DSV Leoben.<br />

Savo Ekmečić: Bošnjak. Trener pri GAK-u od<br />

septembra 1990 do aprila 1992. Prej v dresu<br />

GAK-a neprekinjeno osem let prvi vratar.<br />

161


Legionarji z Juga<br />

Milan Miklavič: Slovenec. Treniral GAK od<br />

aprila 1992 do oktobra 1993, kasneje dejaven<br />

še pri Welsu, VOEST-u, Eausiedlu, DSV Leoben,<br />

Rapidu, HIT Gorici in NK Mura.<br />

Miša Petrović: Srb. Bivši igralec Sturma trenira<br />

moštvo od septembra 2003.<br />

Ivica Osim: Bošnjak. Njegova “delovna doba”<br />

pri Sturmu od junija 1994 do septembra 2002<br />

diši po rekordu. Med drugim je bil jugoslovanski<br />

reprezentančni selektor, trenutno pa je<br />

trener na Japonskem.<br />

Ljubo Petrović: Srb. Trener GAK-a od poletja<br />

1996 do jeseni 1996. Med drugim je skrbel tudi<br />

za Crveno Zvezdo Beograd, Español Barcelona,<br />

Penarol Montevideo in Olympiakos Pirej.<br />

“Predalček” kaj je nastalo iz?<br />

Božo Bakota: Hrvat, ki je v 80-ih zelo uspešno<br />

igral za Sturm. Kralj strelcev avstrijske lige<br />

1982 in tretji na večni lestvici najboljših pri<br />

Sturmu. Po koncu aktivne kariere se je zaradi<br />

goljufije za 8 mesecev preselil za rešetke. Trenutno<br />

trenira mladinsko moštvo (Zelena zvezda<br />

Gradec) ter tu in tam še sam igra dvoranski<br />

nogomet.<br />

Aleš Čeh: Bivši kapetan slovenske reprezentance<br />

in zaslužni motor sredine igrišča pri<br />

GAK-u (1992-2003) igra danes za “črno-bele”<br />

– v Linzu.<br />

Boban Dmitrović: Rojen 1972. Srb, ki je kot<br />

doslej prvi “legionar z Juga” presedlal neposredno<br />

od GAK-a k lokalnemu rivalu Sturmu.<br />

Dolgo je veljal za enega najmočnejših igralcev<br />

162<br />

leve strani igrišča v Avstriji. Zgodovino je pisal<br />

tudi “pasivno”, ko je leta 1996 od rojaka in trenerja<br />

pri GAK-u Ljuba Petrovića na tekmi proti<br />

moštvu Germinal Ekeren dobil klofuto. Medtem<br />

podpisal pogodbo s srbskim prvoligašem<br />

Borcem iz Čačka.<br />

Savo Ekmečić: Rojen 1948 v Mostarju, leta<br />

1977 prišel iz FK Sarajevo h GAK-u. Legendarni<br />

vratar z nenavadno dolgimi hlačkami in<br />

kasnejši trener je zdaj gostilničar na nogometnem<br />

stadionu Gradec-Gösting.<br />

Ivica Vastić: Najuspešnejši strelec pri SK<br />

Sturm (1994-2002), izhaja iz okolice Splita<br />

na Hrvaškem. Ko je po pridobitvi avstrijskega<br />

državljanstva leta 1998 na svetovnem prvenstvu<br />

v Franciji proti Čilu dosegel izenačujoči gol,<br />

mu je Kronenzeitung priznal: “Ivo, zdaj si pravi<br />

Avstrijec!” Vastić igra zdaj, po postajah pri<br />

dunajski Austrii in na Japonskem, skupaj z<br />

nekdanjim nasprotnikom Alešem Čehom pri<br />

LASK-u.<br />

Želimir Vidović: Rojen 1953 v Sarajevu. V<br />

začetku 80-ih igral za jugoslovansko reprezentanco.<br />

Igralec sredine in specialist za podaje pri<br />

FK Sarajevo ter kasneje pri GAK-u, je bil med<br />

akcijo reševanja ranjenih bošnjaških vojakov v<br />

“jugoslovanski vojni” leta 1992 umorjen.<br />

Željko Vuković: Letnik 1962, je, kar je posebno<br />

zanimivo, svojo prvo tekmo v dresu avstrijske<br />

reprezentance odigral pri 40 letih. Od 1995 do<br />

1999 libero pri GAK-u. Po rodu Hrvat, je bil<br />

v pretekli sezoni trener pri koroškem regionalnem<br />

ligašu Št. Andražu, vendar ga je po seriji<br />

porazov zamenjal Walter Kogler.


Mercedes za Sturmovega vratarja<br />

Pogovor s Savom Ekmečićem<br />

Medtem ko so se na zelenici vadbenega centra<br />

GAK “rdeči” amaterji pripravljali na tekmo<br />

proti Flavii Solvi in smo na televiziji gledali<br />

prenos nastopa dunajskega Rapida proti<br />

moskovski Lokomotivi, je k mizi Signalovega<br />

spraševalca prisedel izvrstno razpoloženi Savo<br />

Ekmečić. Eno je jasno: legendarni humor dolgoletnega<br />

GAK-ovega vratarja ni zbledel niti v<br />

nogometnem pokoju.<br />

Signal: Včeraj je GAK spet zmagal na pomembni<br />

tekmi proti Sturmu. Na koliko mestnih derbijih ste<br />

igrali in katerih rezultatov se še spominjate?<br />

Ekmečić: Osem let sem igral na prav vsakem<br />

derbiju. Ena tekma mi je ostala še posebno<br />

dobro v spominu, čeprav ne more biti reklama<br />

za današnji nogomet. Ne da bi to vedel, sem se<br />

večer pred tekmo znašel v sturmovskem gostinskem<br />

lokalu, kjer sem popival do 4. ali 5. ure<br />

zjutraj. Lastnik lokala in Sturmov menedžer,<br />

ki je bil prav tako tam, sta bila navdušena in<br />

sta na veliko plačevala runde. Naslednji dan so<br />

se začele o tem širiti govorice in navijači Sturma<br />

so bili že pred tekmo prepričani, da bo njihovo<br />

moštvo zmagalo. A tekma se je končala<br />

1:0 za GAK in Savo Ekmečić je bil najboljši<br />

igralec na terenu.<br />

Signal: Kako ste pravzaprav prišli iz Sarajeva<br />

v Gradec h GAK-u?<br />

Ekmečić: Preko vratarja pri Sturmu. Refik<br />

Muftić je zaključeval nogometno kariero in<br />

si je hotel za konec privoščiti novega Mercedesa.<br />

Vodja prodaje pri podjetju Wittwar, kjer<br />

je kupoval avtomobil, je bil član vodstvenega<br />

odbora pri GAK-u. Vprašal je Muftića, če<br />

Legionarji z Juga<br />

pozna kakega dobrega vratarja, saj sta bila oba<br />

GAK-ova standardna vratarja poškodovana.<br />

Na Muftićevo priporočilo sem nato prišel v<br />

Gradec.<br />

Signal: Po vsej Avstriji ste postali znani zaradi<br />

svojih dolgih hlačk. Kako ste prišli na<br />

to idejo?<br />

Ekmečić: Tukaj sem igral že tri ali štiri leta, pa<br />

sem opazil, da si ljudje venomer želijo kaj novega.<br />

Za nekega vratarja se zanima komajda kdo.<br />

Torej sem si mislil: Preden me zamenjajo z drugim<br />

vratarjem, moram sam pri sebi nekaj spremeniti.<br />

Če vsi drugi igrajo v kratkih hlačkah,<br />

bom jaz od takrat naprej igral v dolgih.<br />

Signal: Ali je res, da ste imeli za svoje hlačke posebnega<br />

krojača?<br />

Ekmečić: Da, ime mu je Josef Staber. V Gradcu<br />

dela še zdaj. Po vsaki tekmi sem mu poklonil<br />

svoje hlačke in vsakič mi je naredil nove.<br />

Signal: Koliko primerkov pa imate še vi sami?<br />

Ekmečić: Niti enega. Kadar potrebujem hlačke,<br />

jih dobim od njega.<br />

Signal: Je “S” na hlačnicah pomenil Savo?<br />

Ekmečić: Da. Lahko pa bi pomenilo tudi Seppi,<br />

kakor je ime krojaču.<br />

Signal: Katera tekma pri GAK-u je bila za vas<br />

najlepša?<br />

Ekmečić: Zagotovo je bila to pokalna zmaga<br />

leta 1981 na povratni tekmi proti Salzburgu.<br />

2:0. To je bil prvi veliki naslov za kako<br />

štajersko moštvo.<br />

Signal: In kateri je bil najbolj grozen gol, kar ste jih<br />

kdaj dobili?<br />

Ekmečić: To je bil gol, ki ga ne bom pozabil, do-<br />

163


Legionarji z Juga<br />

kler bom živ. Ker je namreč povsem nedolžnega<br />

človeka stal njegove službe. Za trenerja GAK-a<br />

Hermanna Repitscha je bila tekma proti VO-<br />

EST Linz zadnja priložnost. Predsednik kluba<br />

je od njega po seriji slabih rezultatov zahteval<br />

zmago. Vodili smo z 1:0, ko je proti meni priletela<br />

podaja srednjega branilca. Pogledal sem<br />

na levo proti zunanjemu krilcu, ki je bil prost.<br />

Žoge nisem še niti ujel, ko sem že mislil na<br />

naslednjo podajo. To je bila napaka, ker je žoga<br />

zletela čez mojo desno stran in se prav počasi<br />

odkotalila morda kakih 20 centimetrov čez golovo<br />

črto. Tekma se je končala 1:1 in trenerja so<br />

odpustili. To me je zelo prizadelo, kar za mojo<br />

napako niso kaznovali mene, ampak nekoga,<br />

ki ni pri tem mogel prav nič storiti.<br />

Signal: Kasneje ste bili sami trener pri GAK-u. Kaj<br />

je bil v tej vlogi vaš največji uspeh?<br />

Ekmečić: Z moštvom smo se v drugi ligi borili<br />

za obstanek. Čeprav z mladim moštvom, smo<br />

se uspeli uvrstiti v play-off. V ekipo sem uvrstil<br />

tudi igralce iz podmladka, kot so Hans Kogler,<br />

Peter Guggi, Roland Goriupp ali Edi Glieder, ki<br />

so kasneje vsi napravili lepe kariere.<br />

Signal: Takrat, v letih 1991-1992, je pri GAK-u igral<br />

tudi napadalec, ki se je imenoval Boris Ekmeščić in<br />

ki je dosegel nekaj odločilnih golov za obstanek svojega<br />

moštva v ligi. Kako to, da je on eden izmed<br />

“legionarjev z Juga”, na katere danes nihče več ne<br />

pomisli, medtem ko se pri drugih zdi, da ne bodo<br />

nikoli utonili v pozabo?<br />

Ekmečić: Takrat ljudje ponavadi niso bili tako<br />

pozorni na posamezne igralce. Napadalec je bil<br />

najet preprosto zato, da bi zabijal gole. Zato se<br />

ni nanj kasneje nihče posebej spominjal. Erwin<br />

Dampfhofer je po mojem mnenju tudi<br />

prav takšen primer.<br />

164<br />

Signal: Zadnje vprašanje je seveda: Kdo bo novi<br />

prvak?<br />

Ekmečić: Prvi favorit je po mojem mnenju Rapid.<br />

A če se bo uvrstil v Ligo prvakov, bi stavil<br />

na Austrio ali na GAK – a le, če ne bomo imeli<br />

preveč smole s poškodbami.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Wolfgang Kühnelt<br />

Wolfgang Kühnelt, geboren 1967. Lebt und<br />

arbeitet als Texter in Graz. Geschäftsführer<br />

der Kommunikationsberatungsagentur Pretty<br />

Commercial. Autor des Buches „Berühmte<br />

Dynastien“, erschienen 2005 im Holzhausen<br />

Verlag. Herausgeber des Internet-Monatsmagazins<br />

„Der Haubentaucher“, www.haubentaucher.com.<br />

– Wolfgang Kühnelt, rojen leta 1967.<br />

živi in dela kot pisec besedil v Gradcu. Izdajatelj<br />

mesečnika na internetu „Der Haubentaucher“,<br />

www.haubentaucher.com.


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

Erinnern und Vergessen an der slowenisch-steirischen Grenze anlässlich der<br />

EU Erweiterung<br />

� Text: Elisabeth Schober<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

„Für die Beseitigung der Grenzen in den Köpfen<br />

der Menschen gibt es derzeit keinen konkreten Termin.“ 1<br />

Der erste Mai, der gemeinhin als Tag der Arbeit bekannt ist, wurde im Jahre 2004 mit einer weiteren<br />

Bedeutung aufgeladen. Die Europäische Union erweiterte sich um zehn neue Mitgliedsstaaten,<br />

und dieses Ereignis wurde in großen Feierlichkeiten vielerorts an den Grenzen zwischen alten und<br />

neuen Mitgliedsstaaten zelebriert. Auch an der slowenisch-steirischen wurden zahlreiche Feste<br />

veranstaltet – zwei der größten fanden in Bad Radkersburg/Gornja Radgona und Mureck/Trate<br />

auf den beiden Grenzbrücken statt, die über die Mur ins jeweilige Nachbarland führen.<br />

Zu den zahlreich erschienenen Gästen aus beiden Ländern zählte auch Politprominenz: Die damalige<br />

österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner etwa fand sich ebenso wie ihr<br />

slowenischer Gegenpart Dimitri Rupl auf der Brücke zwischen Radkersburg und Gornja Radgona<br />

ein. „Ich freue mich sehr, dass diese Brücke nun zu einer echten Brücke der Freundschaft wird“,<br />

meinte Ferrero. Nun gelte es, die ohnehin guten Beziehungen zu Slowenien noch weiter zu vertiefen.<br />

2 Ganz ähnlich gefärbt war der Grundtenor der offiziellen (politisch und medial geprägten)<br />

Sprache insgesamt: Die ökonomischen Vorteile für alle Beteiligten wurden herausgestrichen,<br />

Gemeinsamkeiten und Freundschaft über Grenzen hinweg hervorgehoben, das baldige Ende der<br />

Grenzen in Europa wurde herbeigeredet, und oft wurde ein Europa ohne Grenzen gar als bereits<br />

eingetretene Gegenwart dargestellt: „Hätten wir uns gestern getroffen, hätten wir sagen müssen:<br />

Dies- und jenseits der Grenze. Heute können wir aber sagen, dies- und jenseits der Mur“, erklärte<br />

etwa ein steirischer Landtagsabgeordneter in seiner Rede auf der Murecker Murbrücke. Damit<br />

einhergehend wurde auch den beinahe sprichwörtlich gewordenen „Grenzen im Kopf“ der Kampf<br />

angesagt: „Zur EU gibt es keine Alternative. Nicht nur die Grenzen fallen, sondern auch die Mauern<br />

in den Köpfen.“ 3<br />

Doch diese offiziellen Darstellungen des Großereignisses spiegelten kaum die Ansichten einer<br />

Mehrheit Österreichs wider. Eine Umfrage, deren Ergebnisse in der Presse vom 8. Mai 2004 veröf-<br />

165


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

Blick von slowenischer Seite auf die Murbrücke bei Mureck / Trate – Pogled iz slovenske strani na Murin most pri Cmureku / Trate<br />

166


fentlicht wurden, wirft ein anderes Licht auf<br />

die Erweiterung: Anfang Mai 2004 befürworteten<br />

demzufolge nur 34% der Österreicher/innen<br />

die Osterweiterung, 52% sprachen sich gar<br />

vollkommen dagegen aus. 4 Damit erreichten<br />

die Erweiterungs-Gegner/innen in Österreich<br />

erstmals die absolute Mehrheit, just zu dem<br />

Zeitpunkt, als sich die Erweiterung tatsächlich<br />

vollzog. 5 Für mich als Kulturanthropologin<br />

stellte sich nun die Frage, was der Grund<br />

für die Divergenzen in den Wahrnehmungen<br />

zwischen den (politischen) Eliten und der Bevölkerung<br />

war – und zwar in einem Raum,<br />

wo ich Spannungen allein schon auf Grund<br />

der geopolitischen Lage und der historischen<br />

Gegebenheiten vermutete: Wie dachte man<br />

also direkt an einer Grenze über den weiteren<br />

Bedeutungsverlust eben jener Linie, die eine<br />

Grenzregion erst zu dem macht, was sie ist?<br />

Selbst im grenznahen Ratschendorf nahe Mureck<br />

aufgewachsen, ging ich in einer dreimonatigen<br />

Feldforschung rund um den 1. Mai 2004<br />

in den nordslowenischen Großgemeinden<br />

Gornja Radgona und Šentilj sowie im südoststeirischen<br />

Bezirk Radkersburg der Frage nach,<br />

wie man direkt an der Grenze über die Erweiterung<br />

dachte. 6 Und abseits der Kameras und<br />

Mikrofone waren auch andere Töne zu hören<br />

als nur Begeisterung und Freude. Eine gewisse<br />

Vorsicht, ja, oftmals auch Skepsis ließ sich aus<br />

den Wortmeldungen verschiedenster Grenzraumbewohner/innen<br />

jeglichen Alters herauslesen,<br />

wie etwa einige Auszüge aus Interviewpassagen<br />

vermitteln können:<br />

„Ja, Grenzöffnung, das ist nur so. Noch immer<br />

stehen Polizisten und Gendarmen. Und die<br />

Schengengrenze wird vielleicht erst 2012 sein<br />

und nicht früher! […] [Verächtlich]: Ach!<br />

Auch früher, wenn man wollte, konnte man<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

immer rüber gehen auf Besuch. Aber für Arbeit<br />

gibt es auch eine Übergangsfrist, das sind<br />

sieben Jahre. Und sonst kommt auch nicht vieles<br />

Neues mehr [durch die Erweiterung].<br />

Vielleicht wirtschaftlich, von Waren und so.“<br />

(Dušan S., 26 Jahre, Črnci, SLO)<br />

„Und wir haben ja von der Gemeinde aus<br />

auch teilgenommen an diesen Festveranstaltungen,<br />

auch ein Festakt auf der Murbrücke,<br />

mit einem steirisch-slowenischen Fest. Im Vorlauf<br />

habe ich schon gemerkt, dass sehr viele<br />

sehr kritisch sind dem Beitritt gegenüber. […]<br />

Und das wird aber nicht sehr offen geäußert.<br />

Und jetzt auch im Nachhinein – ich habe festgestellt,<br />

dass die Teilnahme an diesen Feierlichkeiten<br />

von der Gemeindebevölkerung zwar<br />

gegeben war, aber die hätte weitaus größer<br />

sein können.“ (Anton Vukan, Bürgermeister<br />

von Gosdorf, A)<br />

[Gefragt nach Grenzen im Kopf]:<br />

„Wir haben zwar alle die EU im Kopf, aber<br />

…“<br />

(Janez Ferencek, Pfarrer von Apače, SLO)<br />

Und was halten Sie von den ganzen Feiern?<br />

„Nein, war ich nicht [dabei bei den Feiern].<br />

Ich habe nicht einmal im Fernsehen alles gesehen.<br />

Ich kann das noch gar nicht glauben.<br />

Dass das ehrlich ist. Das werden wir erst sehen,<br />

ob es ehrlich ist.“<br />

– Weil es jetzt immer heißt, „grenzenlos“?<br />

[Zögerlich]: Ja …<br />

Trauen Sie dem nicht so?<br />

„Ja, man weiß nicht, was kommt. Schaut‘s<br />

euch nur an, überall, wie es zugeht. Ganz vertrauen<br />

kannst du dem nicht.“<br />

(Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A)<br />

167


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

Der Grenzfluss Mur nahe Gosdorf – Mejna reka Mura pri Gorsdorfu<br />

Im Unterschied zu Erweiterungsgegnern/innen<br />

im Landesinneren Österreichs, die oft alltägliche<br />

Ängste und Sorgen, wie Arbeitsplatzunsicherheit<br />

und Furcht vor ansteigender<br />

Kriminalität, als ihre Beweggründe anführen 7 ,<br />

werden die Ressentiments gegen die jüngste<br />

Erweiterungsrunde im Grenzraum selbst von<br />

anderen, tiefer sitzenden Antrieben genährt,<br />

die eng mit den historischen Ereignissen seit<br />

der Entstehung der Grenze zusammenhängen<br />

und von individuellen Erinnerungen und dem<br />

kollektiven Gedächtnis der Grenzraumbewohner/innen<br />

genährt werden.<br />

In dieser Arbeit will ich mich zwei Arten des<br />

Sich-Arrangierens mit der Grenze annähern,<br />

die meiner Ansicht nach in den 85 Jahren seit<br />

168<br />

der Grenzziehung in diesem Raum von zentraler<br />

Bedeutung waren und auch auf die gegenwärtige<br />

Wahrnehmung der EU-Erweiterung<br />

von 2004 einwirken: Die kulturelle Konstruktion<br />

von Erinnerung und die alltägliche Praxis<br />

der Verdrängung. Ich verstehe dabei Erinnern<br />

und Vergessen als Strategien, die wie die zwei<br />

Seiten einer Medaille funktionieren: Durch gewisse<br />

Diskurse der Erinnerung und Praxen des<br />

Vergessens wird die Macht und Bedeutung jener<br />

nationalen Grenze „von unten her“ anerkannt<br />

und gestärkt, die ursprünglich von den<br />

Zentren der Macht an den Peripherien gezogen<br />

wurden. Und heute, wo sich diese Grenze<br />

nach Ansicht vieler überholt hat, wirken die<br />

Mechanismen, mittels derer sie im Leben der<br />

Menschen erst zu einer tatsächlichen Schwelle<br />

in Raum und Bewusstsein wurde, noch weiter<br />

nach.<br />

Vorgestellte Gemeinschaften und machtvolle<br />

Grenzen. Benedict Anderson definierte<br />

in seinem Buch „Imagined Communities“ die<br />

Nation als vorgestellte Gemeinschaft: „it is an<br />

imagined political community – and imagined<br />

as both inherently limited and sovereign.“ 8 Anderson<br />

betont damit einerseits den konstruierten<br />

Charakter von Nationen (und damit auch<br />

von den Nationalstaaten, die aus ihnen folgen)<br />

und andererseits auch das vorgeblich gemeinschaftliche<br />

Element („community“), das von<br />

großer Wichtigkeit für die Wirksamkeit des<br />

nationalen Gedankens ist. Auch streicht er in<br />

dieser Definition die Bedeutung der territorialen<br />

Begrenzung („inherently limited“) hervor.<br />

Denn gemeinschaftliches Zusammenleben<br />

organisiert sich zuallererst über Inklusion<br />

und Exklusion, die unter anderem auch durch<br />

schlichte territoriale Abgrenzung organisiert<br />

wird; der Ausschluss von einigen ermöglicht


Murbrücke bei Mureck / Trate am 1. Mai 2004 – Murin most pri<br />

Cmureku / Trate 1. maja 2004<br />

erst den Zusammenschluss von anderen. Auf<br />

national(staatlich)er Ebene lässt sich dieses<br />

simple Prinzip weiter verfolgen: Nationen<br />

funktionieren als vorgestellte Gemeinschaften,<br />

weil sie räumlich begrenzt sind und weil die<br />

nationale Identität dadurch gefestigt werden<br />

kann, dass etwas anderes – ein anderer Staat,<br />

eine andere Nation – jenseits der territorialen<br />

Grenzen liegt. Gegen dieses Andere gilt es zu<br />

opponieren – das kann von einem grundsätzlichen<br />

„Etwas trennt uns von denen dort drüben“<br />

bis hin zu aktiver Feindschaft reichen –,<br />

und diejenigen, die auf Grund einer sprachlichen<br />

oder ethnischen Teilidentität eine engere<br />

Beziehung mit jenen haben könnten, die jenseits<br />

der Grenze leben, geraten dabei oft gleich<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

mit ins Visier. Auch der österreichische Essayist<br />

Karl-Markus Gauß greift den Gedanken<br />

der Konstruiertheit von Nationen auf. Nationen<br />

seien zwar allesamt Erfindungen, schreibt<br />

er, doch „einmal erfunden, [werden sie]<br />

doch [zu] reale[n] und wirkungsmächtige[n]<br />

historische[n] Gegebenheiten“. 9 Analog dazu<br />

lässt sich Ähnliches für Grenzen festhalten:<br />

Sind sie einmal gezogen worden, so werden sie<br />

– gerade wegen der Macht des Nationalstaates,<br />

der auch Macht an seine Grenzen weitergibt<br />

– zu einem wirkungsvollen Instrument, nicht<br />

zuletzt auch im alltäglichen Umgang, in den<br />

Köpfen der Menschen. Es gilt nun das, was<br />

„von oben“ konstruiert wurde, in seinen Auswirkungen<br />

auf das alltägliche Leben gewöhnlicher<br />

Menschen zu verstehen.<br />

Viele von diesen Überlegungen zu Nationen<br />

und ihren Grenzen lassen sich praktisch in der<br />

Geschichte jener Grenze nachzeichnen, von<br />

der hier die Rede ist. Wie ein kurzer Blick in die<br />

Geschichte zeigt, 10 ist selbst an dieser zentraleuropäischen<br />

Grenze zwischen Österreich und<br />

Slowenien – die im Vergleich zu höchst problematischen,<br />

militarisierten Grenzen, wie etwa<br />

jener zwischen Israel und Palästina, geradezu<br />

unbedeutend scheinen mag – das Diktum der<br />

Grenzenlosigkeit erst seit kurzem relevant.<br />

1919/1920 wurde die Staatsgrenze zwischen<br />

dem damaligen SHS-Staat und Österreich<br />

während der Friedensverhandlungen in St. Germain<br />

festgelegt, was für den Grenzraum rund<br />

um Bad Radkersburg und Gornja Radgona den<br />

Schlusspunkt zu langen, auch gewalttätigen<br />

Auseinandersetzungen um die Grenzziehung<br />

bildete. Nicht nur durch die Bezirkshauptstadt<br />

verlief jetzt die Staatsgrenze mitten hindurch,<br />

vielmehr wurde nun „ein [ganzer] historischer<br />

Raum, der sich mehrsprachig entwickelt hat“, 11<br />

durch eine in der Landschaft gezogenen Li-<br />

169


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

Slowenische, EU- und österreichische Flagge – Slovenska, EU in<br />

avstrijska zastava<br />

nie geteilt. Die Minderheiten, die dadurch auf<br />

beiden Seiten bestehen blieben – die deutschsprachige<br />

Minderheit rund um das heute slowenische<br />

Apače und die slowenischsprachige<br />

Minderheit in den österreichischen Dörfern<br />

des Radkersburger Winkels – wurden im Laufe<br />

der Jahre und Jahrzehnte immer wieder zum<br />

Spielball der Mächte gemacht, die die Existenz<br />

dieser Gruppen dazu nutzen wollten, Gebietsforderungen<br />

an den angrenzenden Staat zu<br />

stellen.<br />

In der Zeit während des Zweiten Weltkriegs<br />

und in der Nachkriegszeit eskalierte die Lage<br />

an der Grenze schließlich vollends: Hitlers<br />

Diktion „Machen Sie mir dieses Land wieder<br />

Deutsch“ folgend, wurden Vertreibungen und<br />

170<br />

Ermordungen von Slowenen/innen im besetzten<br />

SHS-Staat – auch unter Mithilfe der<br />

deutschsprachigen Grenzbevölkerung – vorgenommen.<br />

Partisanen und spätere jugoslawische<br />

militärische Einheiten rächten sich bei<br />

Kriegsende an der verbliebenen deutschsprachigen<br />

Minderheit, die größtenteils interniert<br />

und anschließend nach Österreich ausgesiedelt<br />

wurde. Diese Auseinandersetzungen während<br />

des Krieges und nach dem Krieg wirkten noch<br />

über Jahrzehnte hinweg nach. Erst 1965 fiel<br />

die Visumspflicht zwischen den beiden Staaten,<br />

davor war die Region durch eine beinahe<br />

unüberquerbare, eine tote Grenze geprägt.<br />

Während sich die offiziellen Beziehungen zwischen<br />

Jugoslawien und Österreich ab den 60er<br />

Jahren langsam mehr oder weniger normalisierten,<br />

blieben in den Köpfen der Menschen<br />

an der Grenze die Erinnerungen oftmals wach:<br />

„Sechzig Jahre sind vergangen, aber noch immer<br />

lebt dieser Krieg in den Menschen“, so<br />

brachte es der junge Slowene Dušan S. aus<br />

Črnci auf den Punkt, als ich danach fragte,<br />

warum in seiner Umgebung besonders ältere<br />

Menschen wenig Begeisterung aufbringen<br />

können für den Abbau der Grenze, an der sie<br />

ihr Leben verbracht haben.<br />

Vom Verlust der Mehrsprachigkeit. „Die<br />

Staatsgrenze wirkt also immens homogenisierend.“<br />

12 Damit aus einem historischen,<br />

mehrsprachigen Raum zwei klar von einander<br />

getrennte Räume werden, erfordert es viele<br />

kulturelle, soziale und persönliche Verluste.<br />

Eine „natürliche“ Grenze gibt es nicht, vielmehr<br />

wird zumeist in den Jahren und Jahrzehnten<br />

nach einer Grenzziehung alles daran<br />

gesetzt, die Vorstellung von der Natürlichkeit<br />

der Grenze herzustellen und aufrecht zu halten,<br />

was auch das Streben nach ethnischer


und sprachlicher Gleichheit innerhalb des eigenen<br />

nationalstaatlichen Territoriums mit einschließt.<br />

Zu den ersten und sichtbarsten Instanzen<br />

der Kontrolle durch den Staat – also jenen<br />

Grenzwachen, die an den jeweiligen Enden<br />

der Brücken ihre Posten bezogen, um Grenzüberschreitungen<br />

zu überwachen und zu reglementieren<br />

– gesellten sich nun informellere Instanzen<br />

der Kontrolle hinzu, die sich um eine<br />

Durchsetzung der Vorstellung von Homogenität<br />

bemühten: der oder die Grenzbewohner/in<br />

selbst. Sowohl dies- als auch jenseits der Mur<br />

gab man sich auch auf der lokalen Ebene sehr<br />

viel Mühe, das Sprechen der jeweilig anderen<br />

Sprache zu unterbinden – bei seinem Bekannten,<br />

bei seinem Nachbarn, bei sich selbst. In<br />

ihrer historischen Arbeit „Die Sprache im Dorf<br />

lassen“ berichtet Andrea Haberl-Zemljič vom<br />

langen Festhalten und vom schließlich rasch<br />

fortschreitenden Verlust der slowenischen<br />

Sprache in den Dörfern von Radkersburg-Umgebung.<br />

Neben der Einflussnahme von „oben“<br />

räumt Haberl-Zemljič auch der komplexen<br />

und oft ambivalenten Rolle der Bewohner/innen<br />

selbst viel Platz ein:<br />

Die Angst, daß über sie gesprochen werden<br />

könnte, ist die Angst, bei den politischen Entscheidungsträgern<br />

aufzufallen und damit zur<br />

Zielscheibe von Sanktionen zu werden, wie im<br />

Lauf der Jahrzehnte oftmals erfahren werden<br />

mußte. In diesem Zusammenhang kann sogar<br />

von einem kollektiven Bewußtsein gesprochen<br />

werden, das das Bewußtsein der Bewohner<br />

der fünf Gemeinden bis heute prägt. Dabei<br />

ist diese Furcht, nicht als loyale Österreicher<br />

betrachtet zu werden, wenn man slowenisch<br />

spricht, zweifellos noch in den fünfziger Jahren<br />

begründet gewesen, wie die Reaktionen der<br />

öffentlichen Stellen auf die Volkszählung zei-<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

gen. Heute jedoch spricht einiges dafür, daß<br />

die Wirklichkeit nicht mehr Anlaß zur Furcht<br />

vor Repressalien gibt. Doch wie so oft erweisen<br />

sich Einstellungen als wesentlich langlebiger<br />

als die dazugehörige Realität.13<br />

Der geschlossenen dörflichen Gemeinschaft,<br />

die Haberl-Zemljič beschreibt, gelang es dennoch<br />

relativ lange, am Slowenischen als<br />

„Dorfsprache“ festzuhalten, indem man sich<br />

gleichzeitig nach außen hin bemühte, als<br />

deutschsprachig zu gelten. Josefa P. aus Sicheldorf<br />

erzählt mir im Interview davon, wie eine<br />

Bekannte, deren Muttersprache ebenfalls Slowenisch<br />

ist, die Sprache wechselt, sobald sie<br />

sich beobachtet fühlt: „Und wenn sie jetzt in<br />

die Stadt kommen oder irgendwohin, fangen<br />

sie automatisch an [Deutsch zu sprechen], haben<br />

sie Angst, dann Slowenisch [zu reden].<br />

Obwohl wir den ganzen Weg – sie fahrt mit<br />

mir […] und dann fängt sie halt an [Deutsch<br />

zu sprechen], wenn jemand zuhört. Wenn wir<br />

alleine sind, reden wir Slowenisch.“<br />

Ungleich schwerer und oft gänzlich unmöglich<br />

gestaltete sich aber das Festhalten an der<br />

slowenischen Mutter- oder Umgangssprache<br />

für jene, die als Einzelne in mehrheitlich<br />

deutschsprachige Dörfer kamen. Maria V.,<br />

eine 80jährige Frau, die heute im österreichischen<br />

Gosdorf lebt und die in ihrer Kindheit<br />

und Jugend, die sie im SHS-Staat nahe der<br />

Grenze verbrachte, sowohl Slowenisch als<br />

auch Deutsch sprach („Bei uns war das so, du<br />

hast ja alles mit jedem reden können. Du hast<br />

alles können. Alle zwei Sprachen.“), erzählte<br />

mir etwa davon, wie sie nach dem Krieg gezwungen<br />

war, nacheinander beide Sprachen<br />

aufzugeben, die sie beherrschte: Zuerst galt es,<br />

im jugoslawischen Staat die deutsche Sprache<br />

zu vergessen und schließlich, nachdem sie und<br />

171


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

ihre Familie in den 50er Jahren über die Grenze<br />

nach Österreich geflüchtet waren, wiederholte<br />

sich der Sprachverlust – diesmal war es<br />

das Slowenische, das sie aufgab, um bei Behörden<br />

und Nachbarn nicht noch mehr Argwohn<br />

hervorrufen, da sie sich durch ihre stigmatisierte<br />

Herkunft von „drüben“ ohnedies schon<br />

verdächtig machte:<br />

Und ihr habt dann hier nur mehr Deutsch<br />

geredet?<br />

„Nur mehr Deutsch [lacht]. Von unseren Kindern<br />

kann ja keines mehr Slowenisch.“<br />

Und haben sich deine Kinder interessiert<br />

dafür, dass du drüben aufgewachsen bist?<br />

Wollten sie da viel wissen darüber?<br />

„Nein, nichts. Damals haben wir gar nichts<br />

mehr erzählt. Haben wir gar nichts geredet<br />

darüber nachher. Wir haben ihnen nur gesagt,<br />

wir sind von drüben her. Gar nichts weiter.<br />

Und heute kann sowieso keiner mehr Slowenisch.<br />

Die anderen Alten auch nicht.“<br />

Wie in dieser Geschichte bereits anklingt, war<br />

in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende die<br />

deutsche Sprache jenseits der Grenze in Jugoslawien<br />

ebenso verpönt wie die slowenische im<br />

diesseitigen österreichischen Grenzgebiet. Die<br />

wenigen deutschsprachigen Bewohner/innen,<br />

die nicht direkt nach dem Krieg nach Österreich<br />

ausgesiedelt wurden, sahen sich einem<br />

Sprachverbot ausgesetzt, wie mir Anna P., eine<br />

heute in Bad Radkersburg lebende ehemalige<br />

Bewohnerin des Apaško polje, erzählt: „Das<br />

waren damals stille Zeiten. Da hast du gar<br />

nicht dürfen gescheit Deutsch reden. So war<br />

das. Wenn einer dich gehört hat …“<br />

Denunziationen bei den Behörden waren keine<br />

Seltenheit, die Angst ging noch lange um, man<br />

könnte – etwa vom eigenen Nachbarn – dabei<br />

erwischt werden, seine deutsche Mutter- oder<br />

172<br />

Umgangssprache zu benutzen. Noch im Jahre<br />

1973 wurde zum Beispiel ein Grabstein mit<br />

deutschsprachiger Inschrift, der am Friedhof<br />

in Apače errichtet worden war, in der Zeitung<br />

erwähnt, da man sich noch immer an der Verwendung<br />

der deutschen Sprache stieß. 14 Dass<br />

über eine solche Inschrift sogar medial berichtet<br />

wurde, zeigt aber wohl auch, wie sehr der<br />

umgangs- oder muttersprachliche Gebrauch<br />

der deutschen Sprache in Jugoslawien damals<br />

bereits zur Seltenheit geworden war.<br />

Vom Hinüberschauen und Wegsehen.<br />

„Ja, das Erstaunliche für mich ist gerade die<br />

Tatsache, dass diese historisch entstandenen<br />

Staatsgrenzen zu wirklichen Grenzen in den<br />

Köpfen der Menschen geworden sind. Das äußert<br />

sich im Sprachverhalten, im Austausch<br />

von Erinnerungen, in dem, worüber man redet<br />

beziehungsweise nicht redet. Die Grenzen sind<br />

auch die eigenen inneren Widerstände, die da<br />

wirksam sind.“ 15<br />

Ein massives Hindernis für die Herstellung<br />

von nationaler Homogenität an einer Grenze<br />

ist wohl der simple Umstand, dass das Andere,<br />

das Verbotene trotzdem immer noch visuell<br />

sichtbar bleibt. Zu jenem langen, oft schmerzhaften<br />

Prozess des Verlustes der Mehrsprachigkeit<br />

gesellte sich somit eine weitere Praxis der<br />

Verdrängung, die diesem Umstand der Sichtbarkeit<br />

beikommen sollte: die Beschneidung<br />

der Neugierde, des Interesses am Anderen,<br />

die auch eng verknüpft ist mit der Wahrnehmung<br />

des physischen Raums. Denn das Ziel<br />

einer jeden Grenze ist ihre Unsichtbarkeit, ist,<br />

dass man sie und damit auch die Begrenztheit<br />

des Eigenen, des Nationalen nicht mehr wahrnimmt.<br />

Dann hat die Grenze ihren eigentli-


chen Zweck erfüllt: Wenn das Andere und „die<br />

von der anderen Seite“, wie man auf der österreichischen<br />

Seite die Slowenen/innen gerne<br />

nennt, nicht mehr wahrgenommen werden,<br />

zumindest aus dem Bewusstsein ausgeblendet<br />

werden, wenn es schon aus dem Blickfeld niemals<br />

ganz möglich ist.<br />

Grenzen können zwei Formen von Reaktion<br />

auslösen – Neugierde und Identifikation oder<br />

Abwehr – so die Kulturanthropologin Elisabeth<br />

Katschnig-Fasch: „Das Fremde hinter der<br />

Schwelle der Erfahrung ist beängstigend und<br />

unheimlich, das ,Außerhalb’ ist verlockend<br />

und belastend zugleich. Es gleicht einem Spiegelbild<br />

[…], hinter das man einen Blick werfen<br />

möchte, um sich dahinter selbst zu entdecken.<br />

Und mit der Beunruhigung wächst das<br />

Bedürfnis, die Grenzen zu überschreiten.“ Was<br />

aber, wenn die Grenze – wie es nach 1945 beinahe<br />

ein Jahrzehnt lang der Fall war – nicht<br />

mehr überschritten werden darf?<br />

In informellen Gesprächen und in den narrativen<br />

Interviews, die ich mit älteren Grenzraumbewohnern/innen<br />

führte, tauchte immer<br />

wieder der Begriff des „Hinüberschauens“<br />

auf, was eine sehr konkrete Handlung meint:<br />

Während jener Zeit der toten Grenze ging man<br />

bis zur Mur und blickte zum jenseitigen Ufer<br />

hinüber und hielt in Ermangelung einer tatsächlichen<br />

Annäherung nach etwas Ausschau,<br />

das man vermisste und herbeisehnte, aber<br />

nicht erreichen konnte:<br />

„Ich bin ja auch ein paar Mal eingesperrt<br />

worden, weil ich hier herübergeschaut habe.<br />

Über die Mur. Haben sie gesagt, was ich da<br />

hinüberschaue, habe ich gesagt, da sind meine<br />

Leute drüben, die waren auf dieser Seite der<br />

Mur, und ich war drüben. Ja, die müsse ich<br />

vergessen.“<br />

(Maria V., 80 Jahre, Gosdorf, A, die von<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

Jugoslawien nach Österreich hinüberschaute,<br />

nachdem Teile ihrer Verwandtschaft<br />

nach Österreich ausgesiedelt worden<br />

waren.)<br />

„Der Vater ist mit 49 Jahren gestorben, auch<br />

an dem Leiden. Der Doktor hat gesagt, gell,<br />

du gehst immer nach Hause rüberschauen,<br />

darum bist jetzt auch krank. […] Ja, der Vater<br />

ist doch jeden Tag hinübergegangen, jeden<br />

Sonntag, der ist doch an Gemütskrankheit gestorben,<br />

das hat doch den Krebs gefördert. Bis<br />

zur Grenze ist er gegangen.“<br />

(Anna S., 79 Jahre, Ratschendorf, A, deren<br />

Vater jeden Sonntag von Österreich<br />

nach Jugoslawien hinüberschaute, wo er<br />

und seine Familie vor der zwangsweisen<br />

Aussiedlung gelebt hatten.)<br />

„Ja, wir haben oft auch hinübergeschaut, in<br />

der schweren Zeit. Wir haben ja hinübergesehen.<br />

Aber, ja, was sollst du machen. Kannst<br />

du nichts machen.“<br />

Hat man das Haus gesehen, wo Sie daheim<br />

waren?<br />

„Ja. […] Überhaupt im Frühjahr, wenn das<br />

Laub unten ist.“<br />

(Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A, die<br />

von Österreich aus hinüber nach Jugoslawien<br />

schaute, nachdem sie 1946 gezwungen<br />

wurde, aus Jugoslawien auszusiedeln.)<br />

Der begehrliche Blick zur anderen Seite hin, die<br />

Neugierde auf das, was nicht mehr sein durfte,<br />

musste unter Kontrolle gebracht werden,<br />

konnte doch das Schauen schnell in Handeln<br />

umschlagen und aus einem Blick eine Grenzüberschreitung<br />

werden. So wurden jene Bemühungen,<br />

den Kontakt mit „drüben“ nicht ganz<br />

173


Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

abreißen zu lassen, mit umso vehementeren<br />

Autoritäts- und Machtdemonstrationen durch<br />

die Grenzwachen beantwortet. Im Dezember<br />

1945 etwa kam es zur Erschießung mehrerer<br />

junger Menschen durch jugoslawische Soldaten,<br />

weil diese die Mur illegal überquert hatten,<br />

um zu ihren alten Häusern in Jugoslawien<br />

zu gelangen. 16 Auch berichteten mir meine<br />

Gesprächspartner/innen immer wieder davon,<br />

dass es auf jugoslawischer Seite zu Verhaftungen<br />

kam, wobei es genügte, sich auch nur in<br />

der Nähe der Mur aufzuhalten. Um die Aufgriffe<br />

von „Unbefugten“ zu erleichtern, wurden<br />

auch die Bäume direkt am Ufer großteils<br />

abgeholzt. Und so wurden der Grenzfluss und<br />

seine Ufer immer mehr zum Angstraum, zur<br />

verbotenen Zone.<br />

Mit der Zeit ließ sich auch der sehnsuchtsvollste<br />

Blick bändigen: Anna S. (siehe Zitat<br />

oben) war eine „Ausgesiedelte“, deren Vater<br />

krank wurde und starb, weil er „immer nach<br />

Hause rüberschauen“ ging und deren Mutter<br />

„nicht mehr neugierig war auf daheim“, als<br />

sich ihr endlich die Möglichkeit geboten hätte,<br />

wieder nach Jugoslawien zu fahren. So fuhr<br />

ihre Tochter Anna bei der ersten Gelegenheit<br />

alleine in jenes jugoslawische Dorf zurück, in<br />

dem sie aufgewachsen war, um zu sehen, was<br />

von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Doch<br />

man ließ sie nicht mehr in ihr altes Haus eintreten,<br />

die alten Nachbarn schauten weg, als<br />

sie sie kommen sahen: „Das war für mich da<br />

drinnen [legt ihre Hand auf die Herzgegend]<br />

genau so, wie wenn alles zusammenbrechen<br />

würde.“ Danach sei sie ebenfalls kaum mehr<br />

über die Grenze gefahren, obwohl sie noch immer<br />

nur von „daheim drüben“ träume.<br />

Auch Anna P. (siehe Zitat oben), deren Schwester<br />

in Jugoslawien blieb, weil sie mit einem jugoslawischen<br />

Staatsbürger verheiratet war,<br />

174<br />

während sie selbst nach Österreich ausgesiedelt<br />

wurde, kam, als die Grenze sich nach langen<br />

Jahren erstmals wieder ein wenig öffnete,<br />

ausgesprochen selten über die Grenze. Dass sie<br />

ihre eigene Schwester nach 1945 kaum je gesehen<br />

hat, kommentiert sie mit einem lapidaren:<br />

„Jetzt ist die Schwester drüben. Und da … Jeder<br />

hat selber was, gell, da interessiert das gar<br />

nicht …“<br />

Wie sich erinnern?<br />

„Unser früheres Selbst ist keineswegs so leicht<br />

zu vergessen, denn die Vergangenheit ist unseren<br />

Erfahrungen gemäß ein enorm zähes<br />

und beharrliches Wesen, sie wirkt in uns, auch<br />

wenn wir uns ihrer entledigen oder entledigen<br />

wollen.“ 17<br />

Über Jahrzehnte hinweg war das Leben an<br />

der südoststeirischen und nordslowenischen<br />

Grenze in erster Linie von einer trennenden<br />

Linie im Raum geprägt, die mit nationalen<br />

Feindbildern aufgeladen, mit schmerzhaften<br />

Erinnerungen behaftet und mit kollektivem<br />

Stillschweigen gestärkt wurde. Der Diskurs,<br />

der sich rund um den 1. Mai 2004 medial und<br />

politisch entfaltete und der oftmals die Nichtigkeit<br />

dieser Grenze herbeireden wollte, die<br />

Vergangenheit beschönigte und alte Ressentiments<br />

einfach ausblendete, negiert die Lebens-<br />

und Leidensgeschichten vieler, die in oft<br />

schmerzhafter Weise mit dieser Grenze leben<br />

lernen mussten.<br />

Das Erinnern und das Vergessen, zwei Elemente,<br />

die geholfen haben, diese Grenze in<br />

ihrer Wirkungsmacht zu stärken, gilt es nun<br />

in seinen Auswirkungen auf das Leben der<br />

Menschen voll zu begreifen. Schmerzhafte Erinnerungen<br />

sollen dabei aber nicht einer neu-


erlichen Verdrängung unterworfen und auch<br />

nicht für unbedeutend erklärt werden, sondern<br />

es gilt vielmehr, sich mit ihrer Bedeutsamkeit<br />

in dem alten, national geprägten Kontext auseinanderzusetzen,<br />

um sie schließlich in einen<br />

neuen Bezugs- und Erkenntnisrahmen stellen<br />

zu können. Dies erfordert eine tiefere Auseinandersetzung<br />

damit, wie und warum Staatsgrenzen<br />

gezogen wurden, was sie dabei ein-<br />

und was sie ausschlossen und nicht zuletzt<br />

auch, was verloren ging an Heterogenität, an<br />

Mehrsprachigkeit und an grenzüberschreitendem<br />

Wissen in den langen Jahren, die in erster<br />

Linie unter den Vorzeichen jeweils eines (National-)Staates<br />

standen. Nur so haben wir eine<br />

Chance, wirklich einen gleichberechtigten,<br />

entgrenzten Raum zu schaffen, in dem wir<br />

– uns der Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

bewusst – aufeinander zu gehen können.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Elisabeth Schober, Mag. Phil.<br />

Geboren 1981. Studierte Kulturanthropologie in<br />

Graz, Wien und Eau Claire, USA. Diplomarbeit<br />

zum Thema „Diskurs und Erinnerung an der<br />

steirisch-slowenischen Grenze“. Derzeit Masterstudium<br />

am Nationalism Studies Department<br />

der CEU in Budapest. – Rojena 1981. Študirala<br />

kulturno antropologijo v Gradcu, na Dunaju in<br />

v Eau Claire, ZDA. Diplomska naloga na temo<br />

Diskurz in spomin na štajersko-slovenski meji.<br />

Trenutno master-študij na Nationalism Studies<br />

Department CEU v Budimpešti.<br />

ANMERKUNGEN<br />

Wir haben oft auch hinübergeschaut<br />

1 Gerhard Mumelter, Europas letzte geteilte Stadt wächst zusammen (http://<br />

derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]).<br />

2 Robert Lenhard, Willkommen!, in: Kleine Zeitung (Süd & Südwest),<br />

1.5.2004.<br />

3 Dieter Kindermann, Auch Mauern in den Köpfen durchbrochen, in: Kronen-<br />

Zeitung, 1.5.2004.<br />

4 Andreas Schnauder, Kein Interesse an EU-Wahlen und neuen Mitgliedern,<br />

in: Die Presse, 8.5.2004.<br />

5 Ein Jahr nach der EU-Erweiterung scheint die österreichweit verbreitete<br />

Skepsis lediglich einer Art von Gleichgültigkeit gewichen zu sein, wie eine<br />

journalistische Analyse von Umfragewerten, die im „Profil“ veröffentlicht<br />

wurden, erahnen lässt: „Gar nicht so schlimm ist […] der Wert von 54<br />

Prozent der Österreicher, die ,keine Auswirkung‘ des Beitritts der zehn EU-<br />

Neulinge verspüren. Dass aber 33 Prozent der Befragten meinen, dass<br />

der Beitritt ,eher Nachteile gebracht‘ hat, ist schon besorgniserregender.<br />

Aber dass nur acht Prozent ,eher Vorteile‘ sehen ist – gelinde gesagt –<br />

erschütternd.“ (Florian Kugler, Stolz auf die Erweiterung, in: Die Presse,<br />

29.4.2005).<br />

6 Elisabeth Schober, „Grenzenlos vielleicht“ – Kulturwissenschaftliche<br />

Interpretationen von Grenzregime, Diskurs und Erinnerung im<br />

südoststeirischen/nordslowenischen Grenzland, Phil DA. Graz, 2004.<br />

7 EU-Osterweiterung: Zuversicht und Skepsis bei Österreichern!, in : Kronen-<br />

Zeitung, 1.5.2004.<br />

8 Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. Aufl. New York – London<br />

1991, S. 6.<br />

9 Karl-Markus Gauß, Das Europäische Alphabet. München 2000, S. 125.<br />

10 Für diesen kurzen Überblick zog ich besonders Haberl-Zemljič, Die<br />

Sprache im Dorf lassen. Festhalten und Aufgeben der Slowenischen<br />

Sprache in Radkersburg Umgebung – Wissenschaftliche Schriftenreihe<br />

des Pavelhauses, Bd. 6. Laafeld 2004; Hermann Kurahs, Grundzüge der<br />

Geschichte Bad Radkersburgs, in: Hermann Kurahs – Erwin Reidlinger<br />

– Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 u. Beatrix<br />

Vreča, Grenzbrücken über die Mur bei Radkersburg im 20. Jahrhundert, in:<br />

Hin und Her – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark,<br />

H. 7. Feldbach 1998 zu Rate.<br />

11 Mensch an der Grenze zu sein, bedeutet auch eine große Verletzlichkeit.<br />

Ein Gespräch zwischen Ilse Pollack und Eduard Staudinger; in Leibnitz<br />

Aktuell, VI/2001.<br />

12 Haberl-Zemljič, Die Sprache, S. 97.<br />

13 Haberl-Zemljič, Die Sprache, S 34.<br />

14 Franz Josef Schober, Ein Friedhof jenseits des Flusses. Der Friedhof<br />

von Apače/Abstall als familien-, orts- und zeitgeschichtliche Quelle, in:<br />

Die Briten in den Bezirken Feldbach und Radkersburg. Feldbach: 2005 –<br />

Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 9/10, S.<br />

229.<br />

15 Mensch an der Grenze.<br />

16 Rudolf Grasmug – Johann Praßl – Franz Josef Schober, So war es 1938–<br />

1945. 50 Jahre Kriegsende in der Südosrtsteiermark – Schriften aus dem<br />

„Museum im Tabor“, Bd. 3. Feldbach 1996, S. 43f.<br />

17 György Konrád, Die Erweiterung der Mitte. Europa und Osteuropa am Ende<br />

des 20. Jahrhunderts. Wien 1999, S. 13.<br />

175


Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti<br />

pogled<br />

Spominjanje in pozabljanje ob<br />

slovensko-štajerski meji ob širitvi EU<br />

176<br />

„Za odstranitev meja v človeških glavah<br />

trenutno ni nobenega določenega termina“ 1<br />

Prvi maj, ki je splošno znan kot praznik dela,<br />

je bil leta 2004 dopolnjen še z enim pomenom.<br />

Evropska unija (EU) se je razširila za deset novih<br />

držav, ta dogodek pa so v mnogih obmejnih<br />

krajih med starimi in novimi članicami<br />

proslavili z velikimi slovesnostmi. Tudi na<br />

meji med Slovenijo in avstrijsko Štajersko so<br />

priredili številna slavja – dve od največjih so<br />

pripravili na obeh mejnih mostovih, po katerih<br />

je vodila pot v takratno sosednjo državo: med<br />

Bad Radkersburgom in Gornjo Radgono ter<br />

Med Cmurekom (Mureck) in Tratami.<br />

Med številnimi gosti, ki so se udeležili obeh<br />

slavij, so bili tudi mnogi predstavniki politične<br />

prominence: tako takratna avstrijska zunanja<br />

ministrica Benita Ferrero-Waldner kot njen<br />

slovenski kolega Dimitrij Rupel sta se na primer<br />

znašla na mostu med obema Radgonama.<br />

„Zelo me veseli, da postaja ta most pravi most<br />

prijateljstva,“ je menila Ferrero-Waldnerjeva.<br />

Obveljalo je, da je treba že sicer dobre odnose<br />

s Slovenijo še bolj poglobiti. 2 Povsem podobno<br />

je bil obarvan tudi temeljni naboj uradnega<br />

(politično in medijsko izpostavljenega)<br />

govorjenja nasploh: Izpostavljene so bile<br />

ekonomske prednosti za vse udeležene,<br />

podčrtane skupne lastnosti in prijateljstvo ne<br />

glede na mejo, mnogo je bilo sklicevanja na<br />

skorajšnjo odpravo meja v Evropi in pogosto<br />

je bila omenjena celo Evropa brez meja kot že<br />

obstoječa sedanjost: „Če bi se bili srečali včeraj,<br />

bi morali reči: to- in onstran meje. Danes pa<br />

lahko rečemo: to- in onstran Mure,“ je na<br />

primer razlagal poslanec štajerskega deželnega<br />

zbora v svojem govoru na mostu čez Muro pri<br />

Cmureku. Vzporedno s tem je bil napovedan<br />

boj tudi „mejam v glavah“, ki so postale že<br />

pregovorne: „EU nima nobene alternative. Ne<br />

padajo le meje, ampak tudi zidovi v glavah.“ 3<br />

A ti uradni prikazi ob velikem dogodku<br />

komajda odslikavajo stališča povprečnega<br />

Avstrijca. Anketa, katere rezultate so objavili v<br />

časopisu Presse 8. maja 2004, kaže širitev EU v<br />

drugačni luči. V začetku maja je širitev EU na<br />

vzhod odobravalo le 34 % Avstrijcev/Avstrijk,<br />

kar 54 % pa se jih je celo izrecno opredelilo<br />

povsem proti. 4 Tako so nasprotniki širitve<br />

prvič dosegli absolutno večino prav v trenutku,<br />

ko je do širitve prišlo tudi dejansko. 5 Zame kot<br />

kulturno antropologinjo se je ob tem zastavilo<br />

vprašanje, na čem temeljijo razhajanja med<br />

dojemanjem (političnih) elit in prebivalstva – in<br />

to v prostoru, kjer sem pričakovala napetosti že<br />

zgolj zaradi geopolitične lege in zgodovinskih<br />

danosti: kako torej prav na meji razmišljati o<br />

nadaljnji izgubi pomena prav tiste črte, ki iz<br />

mejnega območja šele napravi to, kar je? Kot<br />

nekdo, ki je sam odraščal v obmejnem kraju<br />

Ratschendorf pri Cmureku, sem se odpravila<br />

na trimesečno terensko raziskavo glede 1. maja<br />

2004 v severnoslovenski območni skupnosti<br />

Gornja Radgona in Šentilj ter v južnoavstrijski<br />

okraj Bad Radkersburg, spraševat, kaj menijo<br />

ljudje ob meji o širitvi EU. In brez kamer in<br />

mikrofonov je bilo slišati tudi drugačne zvoke<br />

od navdušenja in veselja. Iz izjav prebivalcev/<br />

prebivalk obmejnega območja najrazličnejših<br />

starosti je bilo moč razbrati določeno<br />

previdnost, celo skepso, kot je moč posredno<br />

sklepati tudi iz izvlečkov pogovorov:


„No, ja, odpiranja meje, to je pač tako. Še<br />

vedno so tu policisti in žandarji. In schengenska<br />

meja bo morda šele leta 2012 in nič prej! […]<br />

[Zaničljivo]: Ah! Tudi prej je lahko, kdor<br />

je hotel, vedno šel čez na obisk. Za delo čez<br />

mejo pa je ostalo prehodno obdobje, sedem<br />

let. Pa tudi sicer ne bo mnogo novega zaradi<br />

širitve. Morda gospodarsko, glede blaga<br />

in podobnega.“ (Dušan S., 26 let, Črnci,<br />

SLO)<br />

„Tudi iz našega okrožja smo s slavnostnim<br />

dogodkom na mostu čez Muro pri proslavi<br />

sodelovali s slavjem slovenskih Štajercev. Že<br />

predtem sem opazil, da so do širitve mnogi<br />

prebivalci okrožja zelo kritični, […] le da<br />

tega ne izražajo zelo odkrito. Tudi zdaj in v<br />

prihodnje – ugotovil sem, da je bila udeležba<br />

prebivalstva našega okrožja na širitveni<br />

proslavi sicer opazna, a lahko bi bila še mnogo<br />

večja.“ (Anton Vukan, župan Gosdorfa,<br />

Austria)<br />

[Na vprašanje o mejah v glavi]:<br />

„Vsi imamo v glavah EU, ampak...“<br />

(Janez Ferencek, župnik iz Apač, SLO)<br />

In kaj ste vi imeli od vsega proslavljanja?<br />

„Ne, nisem bila tam [na proslavi]. Še po<br />

televiziji nisem vsega spremljala. Saj tega<br />

sploh še ne morem verjeti, da je to iskreno. To<br />

bomo šele videli, kako iskreno je v resnici.“<br />

Ker se to zdaj vedno imenuje „brezmejno“?<br />

[Obotavljajoče]: „Da...“<br />

Ali temu ne zaupate?<br />

„Saj ni mogoče vedeti, kaj še pride. Poglejte le,<br />

kaj se povsod dogaja. Povsem zaupati temu ne<br />

moreš.“ (Anna P., 84 let, Radkersburg, A)<br />

Za razliko od nasprotnikov/nasprotnic širitve<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

v notranjosti Avstrije, ki so postavljali v<br />

ospredje vsakdanje strahove in skrbi, kot na<br />

primer nevarnost za delovna mesta in bojazen<br />

pred porastom kriminalitete 6 , so odpore<br />

do najnovejšega kroga širitve v obmejnem<br />

območju po pogostih izjavah prebivalcev<br />

sodeč napajali še drugi, globlje vsajeni vzgibi,<br />

tesno povezani z zgodovinskimi dogodki vse<br />

od nastanka meje, zasidrani v individualni in<br />

kolektivni spomin.<br />

V tem delu se nameravam približati dvema<br />

vrstama samoprilagajanja na mejo, ki sta bili<br />

po mojem mnenju že vseh 85 let od njenega<br />

nastanka osrednjega pomena in bosta vplivali<br />

tudi na prihodnje dojemanje širitve EU v letu<br />

2004: kulturni konstrukciji spominjanja in<br />

vsakdanji praksi potlačevanja. Spominjanje<br />

in pozabljanje razumem pri tem kot strategiji,<br />

ki funkcionirata kot nasprotni strani medalje:<br />

skozi določene diskurze spomina in prakse<br />

pozabe postaneta moč in pomen neke<br />

nacionalne meje, ki so jo iz centrov oblasti<br />

začrtali na periferiji, priznana in utrjena „od<br />

spodaj“. In danes, ko je ta meja po mnenju<br />

mnogih presežena, delujejo mehanizmi, preko<br />

katerih je v življenju ljudi sploh postala dejanski<br />

prag v prostoru in zavesti, še kar naprej.<br />

Skupnosti v predstavah in mogočne meje.<br />

Benedict Anderson je v knjigi Imagined<br />

Communities definiral narod kot skupnost<br />

v predstavah: „to je politična skupnost v<br />

predstavah – in predstavljamo si jo kot<br />

inherentno omejeno in hkrati suvereno.“ 7<br />

Anderson s tem po eni strani poudarja<br />

konstruiranost narodov (in s tem tudi<br />

nacionalnih držav, ki iz njih izhajajo), po drugi<br />

strani pa tudi njihove domnevno skupnostne<br />

prvine („community“), ki so zelo pomembne<br />

za učinkovitost nacionalne zavesti. V svoji<br />

177


Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

definiciji izpostavlja tudi pomen teritorialne<br />

omejenosti („inherently limited“). Skupnostno<br />

sobivanje je organizirano predvsem okrog<br />

vključevanja in izključevanja, ki je med ostalim<br />

označeno z vidno teritorialno razmejitvijo;<br />

izključitev nekaterih omogoča tesnejšo<br />

vključitev ostalih. Na nacional(no-držav)nem<br />

nivoju lahko ta preprosti princip spremljamo<br />

še naprej: narodi delujejo kot skupnosti v<br />

predstavah, ker so prostorsko omejeni in ker<br />

prav to lahko utrjuje nacionalno identiteto,<br />

saj se onstran teritorialne meje nahaja nekaj<br />

drugega – druga država, drug narod... Temu<br />

Drugemu se velja zoperstaviti – kar lahko<br />

sega od splošnega „nekaj nas ločuje od tistih<br />

tam čez“ do aktivnega sovraštva – in tisti<br />

posamezniki, ki bi lahko zaradi jezikovne ali<br />

etnične delne identitete imeli z onimi, ki živijo<br />

onstran meje, tesnejše odnose, so pri tem<br />

pogosto takoj na muhi.<br />

Misel o konstruiranosti narodov napada tudi<br />

avstrijski esejist Karl-Markus Gauß. Narodi<br />

nasploh sicer so iznajdeni, piše, ampak „ko<br />

so enkrat iznajdeni [postanejo] vendarle<br />

[vse preveč] resnične in močno učinkovite<br />

zgodovinske danosti“. 8 Analogno temu lahko<br />

nekaj podobnega ugotovimo tudi za meje: ko<br />

so enkrat zarisane, postanejo – prav zaradi<br />

moči nacionalne države, ki izvaja svojo oblast<br />

tudi (ali predvsem) na svojih mejah – učinkovit<br />

instrument, ne nazadnje tudi pri vsakdanjem<br />

početju, ki se naseli v glavah ljudi. Kar je bilo<br />

konstruirano „od zgoraj“, velja torej razumeti<br />

po učinkih na vsakdanje življenje navadnih<br />

ljudi.<br />

Marsikaj od teh razmišljanj o nacionalnem in<br />

njegovih mejah lahko v praksi dokažemo tudi<br />

glede zgodovine tiste meje, o kateri je govor<br />

tukaj. Kratek pogled v zgodovino pokaže, 9 da<br />

je celo na tej srednjeevropski meji med Avstrijo<br />

178<br />

in Slovenijo – ki bi se utegnila v primerjavi z<br />

najbolj problematičnimi in militariziranimi<br />

mejami, kot je na primer med Izraelom in<br />

Palestino, zdeti povsem neproblematična –<br />

dikcija o brezmejnosti šele zadnje čase postala<br />

relevantna.<br />

Ko je bila v letih 1919-1920 med mirovnimi<br />

pogajanji v St. Germainu določena meja med<br />

tedanjo državo SHS in Avstrijo, je bilo to za<br />

mejno področje okrog obeh Radgon ključna<br />

točka za dolge, tudi nasilne spopade glede<br />

zarisovanja meje. Ne le, da je državna meja<br />

potekala skozi središče okrajne prestolnice, še<br />

mnogo pomembneje je, da je bilo „[celotno]<br />

zgodovinsko območje, ki se je poprej razvijalo<br />

večjezično“ 10 , razdeljeno s črto, vrisano v<br />

pokrajino. Manjšini, ki sta zaradi tega nastali<br />

na obeh straneh meje – nemškogovoreča okrog<br />

danes slovenskih Apač in slovenskogovoreča<br />

v avstrijskih vaseh Radgonskega kota -,<br />

sta tako skozi leta in desetletja vedno bolj<br />

postajali žogica v igri oblasti, ki so hotele<br />

izkoristiti obstoj teh skupnosti pri postavljanju<br />

ozemeljskih zahtev sosednji državi.<br />

Med drugo svetovno vojno in v povojnem času<br />

se je situacija ob meji zaostrila do popolnosti:<br />

sledeč Hitlerjevi dikciji „napravite mi to deželo<br />

spet nemško“ so začeli – tudi ob pomoči<br />

nemškogovorečega obmejnega prebivalstva<br />

– sistematično izganjati in moriti slovenske<br />

prebivalce zasedenih delov SHS. Partizani<br />

in kasneje jugoslovanske vojaške enote so<br />

se ob koncu vojne maščevali nad preostalo<br />

nemškogovorečo manjšino, katere pripadnike<br />

so večinoma internirali ali izselili v Avstrijo.<br />

Te medvojne in povojne delitve so imele učinke<br />

še leta in desetletja kasneje. Šele leta 1965 so<br />

bili med obema državama odpravljeni vizumi,<br />

pred tem pa je regijo zaznamovala skoraj<br />

neprehodna mrtva meja.


Medtem ko so se uradni odnosi med Jugoslavijo<br />

in Avstrijo od 60-ih let počasi bolj kot ne<br />

normalizirali, so ostajali spomini v glavah<br />

obmejnih prebivalcev pogosto še naprej živi:<br />

„Šestdeset let je minilo, a v ljudeh še vedno<br />

živi spomin na tisto vojno,“ je to poudaril<br />

mladi Slovenec Dušan S. iz vasi Črnci, ko<br />

sem ga vprašala, zakaj tam okrog še posebno<br />

starejši ljudje kažejo tako malo navdušenja nad<br />

odpravljanjem meje, ob kateri so preživeli vse<br />

življenje.<br />

O izgubi večjezičnosti.<br />

„Državna meja torej deluje gromozansko<br />

homogenizirajoče“ 11<br />

Če iz enega zgodovinskega večjezičnega<br />

prostora nastaneta dva med sabo jasno ločena<br />

prostora, terja to mnoge kulturne, družbene in<br />

osebne izgube. „Naravna“ meja ne obstaja, zato<br />

je predvsem v letih in desetletjih po razmejitvi<br />

vsa pozornost posvečena ustvarjanju,<br />

ohranjanju in krepitvi predstave o naravnosti<br />

meje, kar vključuje tudi prizadevanja za<br />

etnično in jezikovno enotnost znotraj lastnega<br />

nacionalnodržavnega teritorija.<br />

Poleg prvih in najbolj očitnih organov<br />

državnega mejnega nadzora – torej mejnih<br />

stražarjev, ki so zasedli položaje vsak na<br />

svoji strani mostov, da bi nadzirali in izvajali<br />

stroge predpise o prestopanju meje – so<br />

bile vzpostavljene še neformalne kontrolne<br />

instance, ki so si prizadevale vzpostaviti<br />

predstave o homogenosti med samimi<br />

prebivalci in prebivalkami ob meji. Tako na<br />

tej kot na drugi strani Mure so se na lokalnih<br />

ravneh zelo trudili spodrezati jezik druge<br />

strani – pri znancih, pri sosedih, pri samih<br />

sebi. V svojem zgodovinskem delu Pustiti<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

jezik v vasi poroča Andrea Haberl-Zemljič o<br />

dolgem vztrajanju in na koncu pospešenem<br />

izginevanju slovenskega jezika v vaseh okrog<br />

Radgone. Poleg sprejemanja vplivov „od zgoraj“<br />

namenja Haberl-Zemljičeva mnogo prostora<br />

tudi kompleksni in pogosto ambivalentni vlogi<br />

prebivalcev in prebivalk samih:<br />

Pogosto smo morali v teku desetletij doživeti<br />

strah pred tem, da bi izstopali in s tem<br />

postali tarča sankcij. Nosilci političnih<br />

odločitev seveda niso hoteli, da bi se o njih<br />

širile govorice. V zvezi s tem lahko govorimo<br />

celo o kolektivni zavesti, ki se je vtiskovala v<br />

zavedanje prebivalcev petih zaselkov vse do<br />

danes. Pri tem je bila bojazen, da nekoga ne bi<br />

imeli za lojalnega Avstrijca, že če bi le govoril<br />

slovensko, nedvomno utemeljena še v 50-ih,<br />

kot so pokazale tudi reakcije javnih uradov na<br />

ljudsko štetje. Dandanes pa kar nekaj stvari<br />

govori v prid trditvi, da resničnost ne daje več<br />

razlogov za strah pred represalijami. A kot<br />

se je že mnogokrat potrdilo, so se predstave<br />

izkazale za mnogo bolj trdožive od z njimi<br />

povezane resničnosti. 12<br />

Zaprti vaški skupnosti, ki jo opisuje Haberl-<br />

Zemljičeva, pa je kljub vsemu uspelo razmeroma<br />

dolgo obdržati slovenščino kot „vaški jezik“,<br />

pri čemer so se člani navzven trudili veljati<br />

za nemškogovoreče. Josefa P. iz Žetincev<br />

(Sicheldorf) je v intervjuju pripovedovala o<br />

tem, kako je neka njena znanka, katere materni<br />

jezik je bila prav tako slovenščina, zamenjala<br />

jezik, kakor hitro se je počutila opazovano:<br />

„In če zdaj pridete v mesto ali kamorkoli že<br />

in začnete avtomatsko [govoriti nemško], vas<br />

je nato strah [govoriti] slovensko. Čeprav sva<br />

vso pot – z mano se je peljala – in kadar sva<br />

bili sami, govorili slovensko, je začela takoj<br />

[govoriti nemško], če je kdo drug poslušal.“<br />

Mnogo težje in marsikdaj povsem nemogoče<br />

179


Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

pa je bilo obdržati slovenščino kot materni<br />

ali občevalni jezik tistim, ki so sami prišli v<br />

večinoma nemškogovoreče vasi. Maria V.,<br />

80-letna gospa, ki živi danes v avstrijskem<br />

Gosdorfru, otroštvo in mladost je preživela<br />

blizu meje v takratni državi SHS, govorila<br />

pa je tako slovensko kot nemško („Pri nas je<br />

bilo tako, da si se moral vendar vse z vsakim<br />

pogovoriti. Moral si vse znati, v obeh jezikih.“),<br />

mi je na primer pripovedovala o tem, kako je<br />

morala enega za drugim opustiti oba jezika, ki<br />

ju je obvladala: najprej je veljalo v jugoslovanski<br />

državi pozabiti nemški jezik, in končno, ko je<br />

s svojo družino v 50-ih prebegnila čez mejo v<br />

Avstrijo, se je izguba jezika ponovila – tokrat<br />

se je odpovedala slovenščini, saj pri uradnikih<br />

in sosedih ni hotela vzbujati še več sumničenja,<br />

kot ga je že sicer zaradi svojega stigmatiziranega<br />

porekla „od tam preko“:<br />

180<br />

In ste tukaj potem govorili le še nemško?<br />

„Samo še nemško [smeh]. Od naših otrok ne<br />

zna več nobeden nič slovensko.“<br />

Pa je vaše otroke kaj zanimalo, da ste<br />

zrasli „tam čez“? So hoteli o tam mnogo<br />

izvedeti?<br />

„Ne, ničesar. O tem nismo niti ničesar<br />

pripovedovali. Rekli smo jim le, da smo od<br />

tam in prav nič več. In danes tako ali tako ne<br />

zna nihče več slovensko. Drugi starci prav tako<br />

ne.“<br />

Kot je čutiti že iz te zgodbe, je bila v prvih<br />

desetletjih po vojni nemščina v Jugoslaviji prav<br />

tako tabuizirana kot slovenščina v obmejnem<br />

območju takratne Avstrije. Maloštevilni<br />

nemškogovoreči prebivalci in prebivalke, ki<br />

niso bili izseljeni v Avstrijo takoj po vojni, so se<br />

znašli sredi prepovedi nemškega jezika, kot mi<br />

je povedala Anna P., danes v Bad Radkersburgu<br />

živeča bivša prebivalka Apaškega polja: „Tisto<br />

so bili tihi časi. Takrat nisi smel nič pametnega<br />

povedati po nemško. Tako je bilo to. Če bi te<br />

kdo slišal …“<br />

Ovadbe organom pregona niso bile nobena<br />

redkost, strah se je še dolgo širil, mogoče<br />

je bilo, če te je kdo – na primer kak sosed –<br />

zasačil pri uporabi svoje materne ali pogovorne<br />

nemščine. Še leta 1973 je bil na primer<br />

nagrobni kamen z nemškim napisom, ki so<br />

ga uredili na pokopališču v Apačah, omenjen<br />

v časopisu, saj so se ljudje še vedno obregovali<br />

ob uporabo nemškega jezika. 13 Da so o takem<br />

napisu poročali celo javni mediji, pa nedvomno<br />

dokazuje tudi to, kako redka je že do takrat<br />

postala raba nemščine kot maternega ali<br />

občevalnega jezika.<br />

O gledanju tja čez in odvračanju pogleda.<br />

„Da, zame je najbolj osupljivo prav dejstvo, da<br />

so te zgodovinsko nastale državne meje nastale<br />

resnične meje v glavah ljudi. To se odraža v<br />

jezikovnem obnašanju, izmenjavi spominov, v<br />

tem, o čemer se govori oziroma ne govori. Meje<br />

so tudi lastni notranji odpori, ki so pri tem<br />

dejavni.“ 14<br />

Velika ovira pri vzpostavljanju nacionalne<br />

homogenosti ob meji je že preprosta okoliščina,<br />

da ostane drugi, prepovedani, kljub vsemu<br />

viden s prostim očesom. Dolgemu in pogosto<br />

bolečemu procesu izgubljanja večjezičnosti se<br />

je torej pridružila še praksa zatiranja, ki naj<br />

bi bila kos tej očitni okoliščini: odvračanje od<br />

radovednosti, zanimanja za druge, kar je tesno<br />

povezano z dojemanjem fizičnega prostora.<br />

Kajti cilj vsake meje je nepreglednost, da človek<br />

meje in s tem tudi omejenosti samega sebe in<br />

svoje nacionalnosti ne zaznava več. Ko tisto


drugo in „tisti z one strani“ (kot na avstrijski<br />

strani radi imenujejo Slovence/Slovenke) niso<br />

več opaženi ali pa so vsaj izključeni iz zavesti,<br />

ko ni več povsem mogoče niti njihovo popolno<br />

pojavljanje v vidnem polju – šele takrat doseže<br />

meja svoj resnični namen. Meje lahko sprožijo<br />

dve vrsti reakcij – radovednost in identifikacijo<br />

ali obrambo -, meni kulturna antropologinja<br />

Elisabeth Katschnig-Fasch: „Tisto tuje za<br />

izkustvenim pragom je zastrašujoče in grozljivo,<br />

tisto izven je vabljivo in hkrati obremenjujoče.<br />

Spominja na zrcalno podobo, […] za katero<br />

bi radi pokukali in za njo odkrili sami sebe. Z<br />

nemirom pa raste občutek potrebe, da bi meje<br />

prestopili.“ Kaj pa, če meje – kot se je dogajalo<br />

skoraj vse leto 1945 – sploh ni več mogoče<br />

prestopiti?<br />

Med neformalnimi pogovori in pripovednimi<br />

intervjuji, ki sem jih opravila s starejšimi<br />

prebivalci in prebivalkami ob meji, sem vedno<br />

znova naletela na pojem „gledanja tja čez“, kar<br />

pomeni zelo konkretno početje. V času „mrtve<br />

meje“ so hodili ljudje prav do Mure in gledali<br />

na drugo obrežje, ki so ga pogrešali in želeli, a<br />

se mu ni bilo mogoče približati v resnici:<br />

„Tudi mene so nekajkrat zaprli, ker sem<br />

gledala tja preko. Čez Muro. So mi rekli, kaj<br />

to gledaš tam čez, pa sem odvrnila, da so tam<br />

čez moji ljudje, oni so bili na tisti strani Mure,<br />

jaz pa preko. Da, njih sem morala pozabiti.“<br />

(Maria V., 80 let, Gosdorf, A, je začela<br />

gledati iz Jugoslavije čez Muro v<br />

Avstrijo, ko se je v Avstrijo preselil del<br />

njenega sorodstva.)<br />

„Moj oče je umrl pri 49 letih, tudi od trpljenja.<br />

Doktor je povzdignil glas: ‚Ker vedno znova<br />

hodiš gledat hiše tam čez, si zdaj tudi zbolel.‘<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

[…] Da, oče je vsak dan šel tja, vsako nedeljo.<br />

Umrl je vendar zaradi melanholije, ta mu je<br />

povzročila raka. Prav do meje je hodil.“<br />

(Anna S., 79 let, Ratschendorf, A, njen<br />

oče je vsako nedeljo gledal iz Avstrije<br />

v Jugoslavijo, kjer je z družino živel do<br />

prisilne izselitve.)<br />

„Tudi mi smo v tistih težkih časih pogosto<br />

gledali preko. Pa kaj naj bi storili. Nič ni bilo<br />

mogoče storiti.“<br />

Se je videla hiša, kjer ste prej stanovali?<br />

„Da. […] Še posebno pomladi, ko je listje še<br />

na tleh.“<br />

(Anna P., 84 let, Radkersburg, A, ki je<br />

gledala proti Jugoslaviji, potem ko se je<br />

bila leta 1946 prisiljena izseliti.)<br />

Poželjive poglede tja na drugo stran, radovednost<br />

do tistega, kar ni več smelo biti njihovo, je<br />

bilo treba spraviti pod kontrolo, saj bi sicer<br />

gledanje hitro preraslo v trgovanje in pogledi<br />

v prehajanje meje. Zato so mejni stražarji na<br />

poskuse, da se stiki s „tistim tam preko“ ne bi<br />

povsem pretrgali, ponavadi odgovarjali s toliko<br />

bolj vehementnimi demonstracijami sile in<br />

avtoritete. Tako so decembra 1945 jugoslovanski<br />

vojaki ustrelili več mladih ljudi, ki so skušali<br />

ilegalno prečkati Muro, da bi prišli do svojih<br />

starih hiš v Jugoslaviji. 15 Moji sogovorniki/<br />

sogovornice so mi venomer pripovedovali, da<br />

je bilo na jugoslovanski strani mnogo aretacij,<br />

za katere je zadostovalo že to, da se je nekdo<br />

le zadrževal v bližini Mure. Da bi olajšali<br />

odkrivanje „nepooblaščenih oseb“, so v veliki<br />

meri posekali tudi drevesa tik ob rečni obali.<br />

Tako sta postali reka in njena obala vedno bolj<br />

prepovedani coni in prostora strahu. Sčasoma<br />

se je pustil ukrotiti tudi hrepeneči pogled:<br />

Anna S. (glej gornji citat) je bila „izseljenka“,<br />

181


Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

katere oče je zbolel in umrl, ker je „venomer<br />

gledal preko proti domu“, in njena mati zato<br />

„ni bila več radovedna, kaj je s hišo“, ko se ji je<br />

končno ponudila priložnost, da je spet obiskala<br />

Jugoslavijo. Tako se je njena hčerka M. ob prvi<br />

priložnosti odpeljala v jugoslovansko vas, kjer<br />

je odraščala, da bi si ogledala, kaj je ostalo od<br />

nekdanjega doma. A v hišo ji niso pustili več<br />

vstopiti in bivši sosedje so se obrnili stran, kol<br />

so jo videli prihajati: „To je bilo zame tukaj<br />

notri [roko je položila v bližino srca] natančno<br />

tako, kot če bi se mi vse zlomilo.“ Po tistem se<br />

je tudi sama le še redkokdaj odpeljala čez mejo,<br />

čeprav še vedno sanja „le o domu tam preko“.<br />

Tudi Anna P (glej gornji citat), katere sestra<br />

je ostala v Jugoslaviji, ker je bila poročena z<br />

jugoslovanskim državljanom, medtem ko se je<br />

sama izselila v Avstrijo, je šla, čeprav se je po<br />

dolgih letih meja prvič vsaj malo odprla, izrazito<br />

redko čez mejo. Da je lastno sestro po letu 1945<br />

komaj še kdaj videla, redkobesedno pojasni, češ<br />

da „je sestra zdaj tam čez, in vsak ima sam kaj<br />

zase, torej se za to ni treba preveč brigati...“<br />

Kako se spominjati?<br />

„Svojega zgodnjega sebstva nikakor ne moremo<br />

zlahka pozabiti, kajti preteklost je glede na<br />

naše izkušnje izredno žilavo in vztrajno bitje,<br />

ki deluje v nas, četudi se mu odrečemo ali se<br />

mu hočemo odreči.“ 16<br />

Skozi desetletja je bilo življenje na meji<br />

med južno Avstrijo in severno Slovenijo<br />

zaznamovano s črto ločnico v prostoru, ki se je<br />

napajala s podobami nacionalnega sovražnika<br />

in bila obremenjena z bolečimi spomini in<br />

okrepljena s kolektivnim molkom. Diskurz, ki<br />

se je v medijih in politiki razvil okrog 1. maja<br />

2004, je pogosto želel poudarjati nepomembnost<br />

te meje, olepševati preteklost in preprosto<br />

182<br />

zamižati pred starimi zamerami, je zanikal<br />

življenjske in trpljenjske zgodbe mnogih, ki so<br />

se morali na pogosto boleč način naučiti živeti<br />

ob meji.<br />

Spominjanje in pozabljanje, elementa, ki sta<br />

pripomogla, da se je pomen učinka meje okrepil,<br />

je treba dojeti tudi glede na vplive, ki sta jih imela<br />

na življenje ljudi. Bolečih spominov pa zato še<br />

ne smemo ponovno podvreči potlačitvam niti<br />

razglasiti za nekaj nepomembnega, ampak se<br />

velja tem bolj spopasti z njihovim pomenom v<br />

starem, nacionalno obremenjenem kontekstu,<br />

da bi jih lahko končno postavili v okvir novih<br />

odnosov in spoznanj. To pa zahteva bolj<br />

poglobljeno preučevanje, kako in zakaj so bile<br />

zarisane državne meje, kaj so pri tem vključile<br />

in kaj izključile in, ne nazadnje, kaj se je pri tem<br />

predvsem pod zaščitnim znakom vedno enega v<br />

dolgih letih izgubilo na področjih heterogenosti,<br />

večjezičnosti, čezmejnega znanja.<br />

(Nacionalne) države so obstajale. Zdaj imamo<br />

priložnost, da dosežemo zares enakopraven in<br />

meja prost prostor, kjer bomo lahko – zavedajoč<br />

se tako razlik kot enakosti – šli drug drugemu<br />

naproti.


OPOMBE<br />

1 Gerhard Mumelter, Zadnje razdeljeno mesto v Evropi raste skupaj (http://<br />

derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]) .<br />

2 Robert Lenhard, Dobrodošli!, v: Kleine Zeitung (jug & jugozahod), 1. 5.<br />

2004.<br />

3 Dieter Kindermann, Tudi zidovi v glavah prebiti, v: Kronen-Zeitung, 1. 5.<br />

2004.<br />

4 Andreas Schnauder, Nobenega zanimanja za evropske volitve v novih<br />

članicah, v: Die Presse, 8. 5. 2004.<br />

5 Eno leto po širitvi EU se zdi, da se je po vsej Avstriji razširjena skepsa<br />

zgolj skrčila v neko vrsto brezbrižnosti. Na tak sklep napeljuje novinarska<br />

analiza anketnih odgovorov, objavljena v Profilu: „Niti ni tako hudo […], da<br />

kar 54 % Avstrijcev ne čuti ‚nobenega učinka‘ desetih novih članic EU. Bolj<br />

zaskrbljujoče je, da kar 33 % vprašanih meni, da je pristop novih držav<br />

‚prinesel več škode kot koristi‘. Da pa le 8 % vidi ‚več koristi‘, je – milo rečeno<br />

– osupljivo.“ (Florian Kugler, Ponosni na širitev, v: Die Presse, 29. 4. 2005.<br />

6 Širitev EU na vzhod: Zaupanje in dvom pri Avstrijcih!, v : Kronen-Zeitung, 1.<br />

5. 2004.<br />

7 Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. izd. New York-London 1991,<br />

str. 6.<br />

8 Karl-Markus Gauß, Evropska abeceda. München 2000, str. 125.<br />

9 Za ta kratki pregled sem povzemala predvsem: Haberl-Zemljič, Pustiti<br />

jezik v vasi. Ohranjanje in opuščanje slovenskega jezika v okolici Radgone<br />

– Znanstvena zbirka Pavlove hiše, zv. 6. Potrna 2004; Hermann Kurahs,<br />

Temeljne poteze zgodovine Radgone, v: Hermann Kurahs-Erwin Reidlinge-<br />

Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 in. Beatrix<br />

Vreča, Mejni mostovi čez Muro pri Radgoni v 20. stoletju, v: Sem in tja –<br />

Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, H. 7. Feldbach<br />

1998.<br />

10 Biti človek ob meji pomeni tudi veliko ranljivost. Pogovor med Ilse Pollack in<br />

Eduardom Staudingerjem, v Leibnitz Aktuell, VI/2001.<br />

11 Haberl-Zemljič, Jezik, str. 97.<br />

12 Haberl-Zemljič, Jezik, str. 34.<br />

13 Franz Josef Schober, Pokopališče onstran vodotoka. Pokopališče v<br />

Apačeah/Abstall kot družinski, krajevni in časovnoizpovedni vir, v: Britanci<br />

v okrajih Feldbach in Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbaški prispevki k<br />

domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, izd. 9/10, str. 229.<br />

14 Človek na meji.<br />

15 Rudolf Grasmug-Johann Praßl-Franz Josef Schober, Tako je to bilo 1938-<br />

1945. 50 let od konca vojne na Štajerskem – Zapisi iz „Muzeja v Taboru“, zv.<br />

3. Feldbach 1996, str. 43f.<br />

16 György Konrád, Širitev sredine. Evropa in Vzhodna Evropa ob koncu 20.<br />

stoletja. Dunaj 1999, str. 13.<br />

Zazreti se tja preko in odvrniti pogled<br />

183


Bildgalerie – galerija slik VI<br />

Oktober 2005: Symposion – oktober 2005: Simpozij - Ko ni več meja, veleposlanik Ernest Petrič<br />

Janez Kramberger Franc Pukšič<br />

184


Trate v Evropski uniji<br />

Brezbrižnost do obmejnih krajev: odgovornost krajanov, občin ali države?<br />

� Text: Sonja Bezjak<br />

Trate ležijo v Slovenskih goricah in z edinim mostom čez Muro med Šentiljem in Gornjo Radgono<br />

predstavljajo pomembno mednarodno prometno povezavo s čezmejnimi avstrijskimi kraji, tako v<br />

smeri proti Lipnici kot tudi proti Gradcu in (avstrijski) Radgoni. Zgodba o Tratah je podobna še<br />

kateri slovenski zgodbi, ki skupaj ne sodijo v zbirko tistih o uspehu.<br />

Ljudje pred Petkovim mlinom in žago v času pred drugo svetovno vojno<br />

Trate v Evropski uniji<br />

185


Trate v Evropski uniji<br />

Delavci pred stroji v Petkovem mlinu po drugi svetovni vojni – Die Arbeiter in der Petek-Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

In prav je, da se kdaj pa kdaj spomnimo tudi<br />

teh malo manj uspešnih krajev. Še posebej<br />

takih obmejnih, ki smo s 1. majem 2004<br />

svojim avstrijskim sosedom z ‘’dvignjeno<br />

rampo’’ postali mnogo bližji. Ob slavnostnem<br />

zgodovinskem sprejemu smo, sicer ponosni<br />

Slovenci, Tratenčani avstrijske sosede sprejeli<br />

zapuščeni, razpadajoči in zaraščeni.<br />

Ob glavni cesti, ki pelje iz avstrijskega Cmureka<br />

(Mureck) preko Lenarta proti Mariboru ali<br />

preko Šentilja proti Mariboru, je v dolžini<br />

manj kot 1.800 metrov vsaj enajst sramotno<br />

razpadajočih in zanemarjenih objektov.<br />

Razpadajoči objekti so dokaz gospodarsko<br />

in kulturno dejavne preteklosti na eni in<br />

kasnejših neugodnih družbeno-političnih<br />

razmer na drugi strani. Naj navedem le nekaj<br />

186<br />

znamenitosti kraja, ki ne premore kaj več kot<br />

300 vaščanov: grad, dvorec, eden prvih mlinov<br />

na elektriko, odkriti temelji puščavniške<br />

kapele, ena najstarejših lip na Slovenskem,<br />

več desetletij stara redka še ohranjena drevesa:<br />

bukve žalujke, ciprese, platane, okrasne češnje,<br />

samorasle tise..., ena večjih še ohranjenih kleti<br />

v Slovenskih goricah, ostanki kamnoloma<br />

in apnenice, pekarna, gospodarska poslopja<br />

spodnjega in gornjega gradu…<br />

Leta 1918, ko je bila vzpostavljena državna<br />

meja, so Trate ostale odrezane od pomembnega<br />

dela trga. S svojo mejno pozicijo so bile v časih<br />

med obema vojnama in po drugi svetovni vojni<br />

deležne le pozornosti v smislu preprečevanja<br />

tihotapljenja. Poostren nadzor in umetno<br />

prekinjena povezava s sosedi pa je za Trate


pomenila izolacijo. Pot proti severu je bila<br />

omejena, zmanjšal se je tranzit in prekinjeno<br />

je bilo trgovanje s čezmejnimi kraji. Leta po<br />

drugi svetovni vojni, ko so se številni slovenski<br />

kraji razvijali, Tratam niso bila naklonjena.<br />

Gospodarska dejavnost je v okrnjenih razmerah<br />

in pod nacionalizacijskimi postopki zastala in<br />

v sedemdesetih letih 20. stoletja, ko je zastal še<br />

mlin, tudi dokončno izdahnila.<br />

Lahko bi rekli, da je to pač zgodba obmejnih<br />

krajev, ki so oddaljeni od središča sprejemanja<br />

odločitev in zato deležni kvečjemu drobtinic<br />

kruha, ki ga režejo centri. Pa bi se potem isto<br />

moralo goditi tudi sosednjemu Cmureku,<br />

ki se je v desetletjih ločenega življenja razvil<br />

in uspešno prilagodil novim razmeram in<br />

potrebam trga. Po več kot osemdesetih letih<br />

ločenega življenja pričakujemo, da se bodo vezi<br />

s sosednjim in za Trate najbližjim mestom<br />

močno okrepile in presegle zgolj slovensko<br />

Trate v Evropski uniji<br />

Novi Kinek oziroma Gornji grad oziroma Kapralov grad oziroma Hannsonov grad v tridesetih letih 20. stoletja – Das Schloss Novi Kinek bzw. Oberes<br />

Schloss zw. Schloss Kapral bzw. Schloss Hannson in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

nakupovanje v cenejših avstrijskih trgovinah<br />

ter nedeljske obiske Avstrijcev v naših kmečkih<br />

turizmih.<br />

In da si krajani Trat želijo svojim sosedom<br />

enakovredno stati ob boku, je seveda povsem<br />

razumljivo. Najmanj hvaležno do zaskrbljenih<br />

krajanov bi bilo, da bi zaradi vsesplošne<br />

slovenske brezbrižnosti Trate s svojimi<br />

naravnimi in kulturnimi danostmi morale<br />

postati zanimiva in poceni priložnost sosedom<br />

iz druge države. In kako so krajani, Občina<br />

Šentilj in država Slovenija, skrbeli za razmere<br />

na Tratah?<br />

Težave z zgodovinskimi objekti na Tratah<br />

se seveda začno že pri samih lastnikih. Novi<br />

Kinek oz. Gornji grad je v lasti Sadjarstva<br />

Lenart, ki je že dalj časa v stečajnem postopku<br />

in z objektom nima nobenih načrtov. Petkov<br />

mlin je v zasebni lasti nepremičninske družbe<br />

iz Maribora, ki je stavbo kupila in jo prepustila<br />

187


Trate v Evropski uniji<br />

Služinčad v angleškem vrtu v času dr. Kapralova – Das Gesinde im<br />

Englischen Garten in der Zeit von Dr. Kapral<br />

nadaljnjemu propadu. Spodnji grad je v lasti<br />

Ministrstva za delo, družino in socialne zadeve<br />

RS, ki ga namerava prepustiti Ministrstvu za<br />

kulturo RS. Kaj bo le to z njim, se seveda še<br />

ne ve. Potem imamo pa občino, ki zaenkrat<br />

še ni pripravila razvojne strategije v smislu<br />

revitalizacije tratenških objektov. In ne le to,<br />

z odloki je občina navedene objekte zaščitila,<br />

vendar pa ni poskrbela za njihovo izvajanje.<br />

Odlok o prostorskih ureditvenih pogojih za<br />

razpršeno gradnjo v Občini Šentilj (sprejet<br />

16. 10. 2003) v 42. členu, ki govori o kulturni<br />

dediščini, jasno določa: ‘’Za vse posege na<br />

objektih kulturne dediščine in njihovih vplivnih<br />

območjih je potrebno v fazi izdelave projekta<br />

za pridobitev dovoljenja za poseg v prostor<br />

pridobiti pogoje in soglasja, ki jih izda pristojno<br />

ministrstvo.’’ Iz seznama kulturne dediščine<br />

(kjer je naveden Zavod za varstvo kulturne<br />

dediščine Slovenije, OE Maribor, julij 2002) je<br />

povsem jasno razvidno, da v to kategorijo sodijo<br />

naslednji objekti na Tratah: Grad Cmurek, ki<br />

mu domačini rečejo kar Spodnji grad, dvorec<br />

Novi Kinek, ki mu domačini rečejo Gornji grad,<br />

Brdonslova kapelica in Petkov mlin. Razen<br />

kapelice je prihodnost ostalih treh objektov<br />

povsem nejasna.<br />

Spodnji grad (grad Cmurek) je vse do lanskega<br />

leta dajal zavetje Zavodu za duševno in živčno<br />

188<br />

Cmureški grad in most v času prve svetovne vojne – Schloss Mureck im<br />

Zeitraum des Ersten Weltkriegs<br />

Dvorišče cmureškega gradu v času med prvo svetovno vojno – Hof des<br />

Schlosses Mureck während des Ersten Weltkrieges<br />

bolne Hrastovec-Trate. Grad, ki ga zgodovinski<br />

viri prvič omenjajo v 11. stoletju, je še zmeraj v<br />

solidnem stanju. Kakšna bo njegova prihodnost<br />

zdaj, ko ga je navedena ustanova po več<br />

desetletjih upravičeno zapustila, ni znano.<br />

Nikomur. Občina se ga, kot kaže, na veliko<br />

otepa. Ministrstvo za delo, družino in socialne<br />

zadeve, v čigar lasti je grad, pa zaenkrat ni<br />

predstavilo še nobenega projekta.<br />

Petkov mlin tako imenujemo po zadnjem<br />

zasebnem lastniku pred nacionalizacijo. Okoli<br />

leta 1912 ga je dal postaviti Anglež Hannson,<br />

ki je v tistih časih prebival v Novem Kineku. Po<br />

ustnem izročilu naj bi bil ta mlin eden prvih<br />

na elektriko v Kraljevini Jugoslaviji. Zadnjih<br />

dvajset let je zapuščen. Namesto da bi služil<br />

svojemu primarnemu ali kakšnemu drugemu<br />

namenu, z njega odpadata omet in opeka.<br />

Najbolj zanimivo in najbolj tragično se


zgodba zapleta v primeru Novega<br />

Kineka. Zgradba služi stanovanjskim<br />

namenom in je kot taka izpostavljena<br />

ne samo zobu časa, kot je to opazno<br />

v primeru mlina, ampak je poleg<br />

vsega izpostavljena še nasilnim in<br />

nenadzorovanim posegom. Z grobimi<br />

posegi je prezidana dvorana, ki je<br />

v začetku 20. stoletja predstavljala<br />

salon in knjižnico, po nacionalizaciji<br />

pa je bila namenjena kulturnim<br />

prireditvam. Prezidan je tudi prehod<br />

pod teraso. Ponekod so stara okna<br />

že nadomestili z neustreznimi<br />

sodobnimi okni s plastičnimi okvirji.<br />

Da ne govorimo o puščanju strehe,<br />

zamakanju in neurejeni kanalizaciji.<br />

Kljub temu, da obstaja pravna podlaga<br />

za zaščito kulturne dediščine pred<br />

nekontroliranimi in agresivnimi<br />

posegi, zgolj nekaj navedenih dejstev s<br />

terena priča o tem, da pristojne oblasti<br />

ne izvajajo nadzora nad stanjem<br />

in posegi v objekte, ki so jih same<br />

označile za kulturno dediščino.<br />

V 43. členu istega odloka nadalje<br />

piše: ‘’Na območju PUP za razpršeno<br />

gradnjo v Občini Šentilj se nahajajo<br />

naslednje naravne vrednote in regijski<br />

park, ki so predlagani za zavarovanje<br />

(op.a.: navajam samo tiste s Trat):<br />

Grajska lipa pri gradu Cmurek in<br />

Grajski park Trate’’. In nadalje: ‘’Za vse<br />

posege na zgoraj navedenih območjih<br />

oz. v bližini naravnih vrednot, je<br />

potrebno pridobiti naravovarstvene<br />

pogoje in naravovarstveno soglasje, ki<br />

ga izda pristojno ministrstvo’’.<br />

V primeru Grajskega parka Trate se je<br />

ponovno izkazalo, kako daleč je lahko teorija<br />

Trate v Evropski uniji<br />

Propadajoče pročelje Petkovega mlina, avgust 2005 – Die verfallende Fassade der<br />

Petkov Mühle im August 2005<br />

Porušene stopnice Kapralovega grada so včasih iz terase vodile v lepo urejen park<br />

– Die verfallenen Treppen des Schlosses Kapral führten einst in den schön gepflegten<br />

Park<br />

od prakse. Sredi novembra 2003 je Zavod za<br />

gozdove OE Maribor (lastnik parka je Sklad<br />

189


Trate v Evropski uniji<br />

kmetijskih zemljišč in gozdov RS)<br />

začel sanitarno sečnjo z razlogom,<br />

da zameji in odpravi podlubnika. Vse<br />

lepo in prav, vendar že bežen sprehod<br />

skozi park daje vedeti, da so za sečnjo<br />

označena tudi drevesa, ki so videti<br />

povsem zdrava. Tri markirane bukve<br />

ne kažejo prav nobenega znaka, da<br />

jih je napadel podlubnik. Po pritisku<br />

krajanov in z voljo pristojnih organov<br />

je sečnja začasno ustavljena. Srečko<br />

Štajnbeher, vodja OE Zavoda za<br />

varstvo kulturne dediščine, pravi:<br />

‘’Glede na to, da sta tako dvorec kot<br />

park vpisana v register nepremične<br />

kulturne dediščine, kar pomeni, da<br />

sta pod zaščito, bi morala naša služba<br />

pripraviti konzervatorski program za<br />

vse predvidene posege. Tudi v tem<br />

primeru, ko gre za sečnjo v gozdu,<br />

oziroma v parkovnem območju gradu,<br />

bi to morali storiti.’’ Jožef Mrakič,<br />

vodja Zavoda za gozdove OE Maribor,<br />

dodaja, da bodo nadaljnji ukrepi v<br />

gozdu potekali v dogovoru z Zavodom<br />

za varstvo kulturne dediščine. Iz vsega<br />

zgoraj napisanega je povsem jasno, da<br />

bi dogovori morali teči avtomatično,<br />

brez pobud in zahtev krajanov ter<br />

posredovanja občine, že preden je<br />

sečnja sploh začela teči. Ali smo zgolj<br />

krajani odgovorni za nadzor nad<br />

izvajanjem občinskega odloka?<br />

Če se vrnemo nazaj in žalostne razmere<br />

na Tratah pogledamo iz drugega<br />

zornega kota, ugotovimo, da bo kraj z<br />

vstopom v EU in s svojo novonastalo<br />

primestno pozicijo izpostavljen<br />

številnim novim možnostim in<br />

priložnostim. Z željo, da bi zastalo<br />

190<br />

Zazidan prehod pod teraso, plastična okna in neurejena kanalizacija kazijo podobo<br />

podeželskega dvorca – Der zugemauerte Durchgang unter der Terasse, Fenster mit<br />

Kunsstoffrahmen und die nicht geregelte Kanalisation verunstalten die Gestalt des<br />

Landschlosses<br />

Zapuščen in razpadajoč prizidek Petkovega mlina je v osemdesetih letih gostil<br />

punk-rockovsko sceno – Der verlassene und zerfallende Zubau der Petek-Mühle beherbergte<br />

in den 80er Jahren die Punkrock-Szene


kolesje premaknili in ga obrnili sebi in širši<br />

družbi v korist, so se zaskrbljeni Tratenčani<br />

združili v Iniciativni odbor za Trate. Nastala<br />

je pregledna brošura, v kateri nazorno popišejo<br />

razmere v svojem kraju in izrazijo dolgoročni<br />

cilj, da obstoječe objekte, ki trenutno kazijo<br />

kraj in s svojim propadom potencialno<br />

ogrožajo ljudi v okolici, ne le ohranijo, pač<br />

pa obnovijo s ciljem širše družbene koristi.<br />

Vse prej kot kmetijstvu prilagojeni kraj bi z<br />

razvojno strategijo in sredstvi lahko izkoristil<br />

svoje kulturne in naravne danosti. Denar je<br />

moč – kadar občinski proračun ne seže tako<br />

daleč – črpati iz različnih mošenj Evropske<br />

unije in prav tukaj imajo prednost obmejne<br />

regije. Z voljo in pobudami, kot jih na pristojne<br />

organe naslavljamo krajani Trat, se iz pozabe<br />

da privleči še tako zanemarjene objekte in<br />

jih spremeniti v življenja polne, funkcionalne<br />

in profitabilne. Očitno pa so volja in pobude<br />

zaskrbljenih krajanov veliko premalo, da bi<br />

pognali več kot desetletje mirujoče kolesje<br />

Občine Šentilj.<br />

Trate in der Europäischen Union<br />

Die Gleichgültigkeit gegenüber<br />

grenznahen Orten: Eine Frage der<br />

Verantwortung der Bewohner, der<br />

Gemeinde oder des Staates?<br />

Trate liegt in den Slovenske Gorice (Windische<br />

Bühel) und stellt mit der einzigen Brücke über<br />

die Mur zwischen Šentilj und Gornja Radgona<br />

eine wichtige internationale Verkehrsverbindung<br />

zu den grenznahen österreichischen Orten<br />

dar, sowohl in Richtung Leibnitz und Graz<br />

als auch nach Bad Radkersburg. Die Geschich-<br />

Trate in der Europäischen Union<br />

te von Trate zählt nicht zu den slowenischen<br />

Erfolgsgeschichten.<br />

Dennoch sollte man sich hin und wieder auch<br />

an diese etwas weniger erfolgreichen Orte erinnern,<br />

insbesondere an die grenznahen, die seit<br />

dem 1. Mai 2004 durch den EU-Beitritt Sloweniens<br />

den österreichischen Nachbarn näher gerückt<br />

sind. Bei den Feierlichkeiten anlässlich<br />

dieses historisch bedeutsamen Ereignisses haben<br />

wir, die Bewohner von Trate, ansonsten<br />

auf ihr Land stolze Slowenen, die österreichischen<br />

Nachbarn in einem verfallenden Ort<br />

empfangen.<br />

Entlang der Hauptstraße, die aus Mureck über<br />

Lenart oder über Šentilj Richtung Maribor<br />

führt, befinden sich auf einer Strecke von weniger<br />

als 1.800 Metern zumindest elf verfallende<br />

Objekte, die ein Beleg für die ungünstigen<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen<br />

Verhältnisse auf der slowenische Seite<br />

der Grenze sind. Ich erwähne hier nur ein<br />

paar Sehenswürdigkeiten dieses Ortes, in dem<br />

nicht viel mehr als 300 Dorfbewohner leben:<br />

das Schloss, den Gutshof, eine der ersten elektrisch<br />

betriebenen Mühlen, die Ausgrabungen<br />

von Fundamenten einer Einsiedlerkapelle, eine<br />

der ältesten Linden Sloweniens, seltene, mehrere<br />

Jahrzehnte alte, gut erhaltene Bäume (eine<br />

seltene Buchenart, Zypressen, Platanen, japanische<br />

Kirschen, wild wachsende Eiben...), einen<br />

der größten noch erhaltenen Weinkeller in<br />

den Windischen Büheln, die Überreste eines<br />

Steinbruchs und einer Kalkgrube, eine Bäckerei,<br />

die Wirtschaftsgebäude des Unteren und<br />

des Oberen Schlosses ...<br />

Im Jahre 1918, als die Staatsgrenze gezogen<br />

wurde, wurde Trate von seinem wirtschaftlichen<br />

Umfeld getrennt. In der Zwischenkriegszeit<br />

und Nachkriegszeit erlangte der Ort nur<br />

auf Grund des Kampfes gegen den Schmug-<br />

191


Trate in der Europäischen Union<br />

gel Aufmerksamkeit. Die verschärfte Überwachung<br />

der Grenze und die künstlich unterbrochene<br />

Verbindung zum Nachbarn bedeuteten<br />

indessen für Trate die Isolation. Der Weg Richtung<br />

Norden war eingeschränkt, der Transit<br />

nahm ab, und der Handel mit den grenznahen<br />

Orten wurde unterbrochen. Die Jahre nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg, in denen sich andere<br />

slowenische Orte positiv entwickeln konnten,<br />

brachten für Trate hingegen keinen Aufschwung.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

wurde sowohl durch die geographische Randlage<br />

als auch durch die Verstaatlichung stark<br />

beeinträchtigt und erreichte in den siebziger<br />

Jahren mit der Einstellung der Mühle ihren negativen<br />

Höhepunkt.<br />

Man könnte sagen, dass dies eben das Schicksal<br />

von grenznahen Orten ist, die vom Zentrum,<br />

in dem die Entscheidungen gefällt<br />

werden, weit entfernt sind. Dem aber widerspricht<br />

die Situation im benachbarten Mureck,<br />

das sich in den Jahrzehnten der Trennung weiterentwickelt<br />

und erfolgreich den neuen Verhältnissen<br />

und Marktbedürfnissen angepasst<br />

hat. Nach mehr als achtzig Jahren der Trennung<br />

vom nördlichen Nachbarn erwarten<br />

wir, dass die Beziehungen zum benachbarten<br />

Mureck stark ausgebaut werden und über den<br />

Einkaufstourismus der Slowenen in den billigeren<br />

österreichischen Geschäften und über<br />

Buschenschankbesuche von Österreichern in<br />

Slowenien hinausgehen.<br />

Dass die Einwohner von Trate den Nachbarn<br />

ebenbürtig sein wollen, ist selbstverständlich.<br />

Die wohl schlechteste Situation für die Bewohner<br />

wäre es, wenn Trate mit seinen natürlichen<br />

und kulturellen Besonderheiten auf<br />

Grund der allgemeinen slowenischen Gleichgültigkeit<br />

dem Ausverkauf an das Ausland<br />

preisgegeben würde. Es stellt sich die Frage,<br />

192<br />

wer für die tristen Verhältnisse in Trate verantwortlich<br />

ist: die Bevölkerung, die Gemeinde<br />

Šentilj oder der slowenische Staat?<br />

Die Schwierigkeiten mit den historischen Objekten<br />

in Trate beginnen schon bei den Eigentumsverhältnissen.<br />

Novi Kinek, damit ist<br />

Gornji grad (das Obere Schloss) gemeint, befindet<br />

sich im Eigentum von Sadjarstvo Lenart<br />

(Obstbau Lenart), das schon längere Zeit in einem<br />

Konkursverfahren steckt und das für das<br />

Objekt derzeit keine weiteren Pläne hat. Die<br />

Petek-Mühle (Petkov mlin) ist Eigentum einer<br />

Immobiliengesellschaft aus Maribor, die<br />

das Gebäude gekauft, aber dem weiteren Verfall<br />

überlassen hat. Spodnji grad (das Untere<br />

Schloss) befindet sich im Besitz des Ministeriums<br />

für Arbeit, Familie und Soziales, das beabsichtigt,<br />

es dem Ministerium für Kultur zu überlassen,<br />

dessen Pläne betreffend das Gebäude<br />

jedoch noch nicht bekannt sind. Auch die Gemeindeverwaltung<br />

von Šentilj hat noch kein<br />

Konzept für die Revitalisierung der Gebäude<br />

in Trate. Und nicht nur das: Die Gebäude stehen<br />

zwar auf Grund von Verordnungen unter<br />

dem Schutz der Gemeinde, diese aber unternimmt<br />

nichts zu deren Umsetzung.<br />

Der Artikel 42 der Verordnung zum Flächenwidmungsplan<br />

der Gemeinde Šentilj (beschlossen<br />

am 16.10.2003), der sich auf das kulturelle<br />

Erbe bezieht, besagt eindeutig: „Für alle<br />

Veränderungen an Objekten des kulturellen<br />

Erbes und dessen Umgebung ist es in der Phase<br />

der Projektausarbeitung notwendig, sämtliche<br />

Genehmigungen […] für Eingriffe in die<br />

Bausubstanz […] beim zuständigen Ministerium<br />

einzuholen.“ Zu den Objekten kulturellen<br />

Erbes zählen laut einer Liste des Amtes zum<br />

Schutz des kulturelles Erbes, Verwaltungskreis<br />

Maribor, vom Juli 2002 folgende Objekte in<br />

Trate: Schloss Mureck, das die Einheimischen


Spodnji grad (Unteres Schloss) nennen, der<br />

Gutshof Novi Kinek, von den Einheimischen<br />

Gornji grad (Oberes Schloss) genannt, die Kapelle<br />

Brdonslova und die Petek-Mühle. Abgesehen<br />

von der kleinen Kapelle ist die Zukunft der<br />

übrigen Objekte völlig ungewiss.<br />

Das Schloss Mureck beherbergte bis zum<br />

vorigen Jahr die Anstalt für psychisch Kranke<br />

Hrastovec-Trate (Zavod za duševno in živčno bolne<br />

Hrastovec-Trate). Das Schloss, das im 11. Jahrhundert<br />

erstmals urkundlich erwähnt wird,<br />

befindet sich immer noch in gutem Zustand.<br />

Welche Zukunft das Schloss jetzt erwartet,<br />

nachdem die Heilanstalt nach mehreren Jahrzehnten<br />

ausgezogen ist, ist unklar. Die Gemeinde<br />

will es allem Anschein nach loswerden.<br />

Das Ministerium für Arbeit, Familie und<br />

Soziales, in dessen Eigentum sich das Schloss<br />

befindet, hat aber bislang noch kein Projekt<br />

vorgestellt.<br />

Die Petek-Mühle ist nach dem letzten privaten<br />

Eigentümer vor der Verstaatlichung benannt.<br />

Sie wurde um das Jahr 1912 vom Engländer<br />

Hannson errichtet, der zu dieser Zeit auf Novi<br />

Kinek gelebt hat. Nach mündlicher Überlieferung<br />

war sie eine der ersten mit Strom betriebenen<br />

Mühlen im Königreich Jugoslawien. Die<br />

letzten Jahrzehnte steht die Mühle still und<br />

verfällt.<br />

Interessant und zugleich tragisch ist die Geschichte<br />

von Novi Kinek. Das Gebäude wird<br />

als Wohnhaus genutzt und ist als solches – wie<br />

auch die Petek-Mühle – nicht nur dem Zahn<br />

der Zeit, sondern auch unsachgemäßen baulichen<br />

Eingriffen ausgesetzt. Diese betreffen den<br />

Saal, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Bibliothek<br />

diente und nach der Verstaatlichung<br />

für Kulturveranstaltungen genutzt wurde,<br />

und den Durchgang unter der Terrasse. Stellenweise<br />

wurden die alten Fenster durch nicht<br />

Trate in der Europäischen Union<br />

entsprechende moderne Fenster mit Kunststoffrahmen<br />

ersetzt. Vom lecken Dach, dem<br />

Eindringen von Wasser und der nicht geregelten<br />

Kanalisation gar nicht erst zu sprechen.<br />

Obwohl Gesetze zum Schutz des Kulturerbes<br />

gegen unkontrollierte und unsachgemäße<br />

Eingriffe bestehen, beweisen die angeführten<br />

Beispiele, dass die zuständigen Behörden ihrer<br />

Aufsichtspflicht nicht nachkommen.<br />

Der Flächenwidmungsplan der Gemeinde<br />

Šentilj weist im Artikel 43 die Schlosslinde<br />

beim Schloss Mureck und den Schlosspark<br />

Trate als Naturdenkmäler aus. Für alle Eingriffe<br />

an den betreffenden Objekten bzw. in deren<br />

Nähe müssen Genehmigungen beim zuständigen<br />

Ministerium eingeholt werden.<br />

Am Beispiel des Schlossparks Trate zeigte sich<br />

wieder, wie weit Theorie und Praxis auseinander<br />

liegen können. Mitte November 2003 hat<br />

die Forstbehörde des Verwaltungsbezirks Maribor<br />

(der Besitzer des Parks ist der Fonds landwirtschaftlicher<br />

Grundstücke und Wälder der Republik<br />

Slowenien) mit Holzschlägerungsarbeiten<br />

mit der Begründung des Befalls der Bäume<br />

durch Borkenkäfer begonnen. Doch schon ein<br />

flüchtiger Spaziergang durch den Park zeigt,<br />

dass auch Bäume zur Schlägerung freigegeben<br />

wurden, die einen gesunden Eindruck machen.<br />

Auf Grund von Interventionen von Einwohnern<br />

erteilte die zuständige Behörde schließlich<br />

die Weisung zur vorübergehenden Einstellung<br />

der Ausholzung. Srečko Štajnbeher, Leiter<br />

des Amtes zum Schutz des Kulturerbes im Verwaltungsbezirk<br />

Maribor bestätigte, dass „sowohl<br />

der Gutshof als auch der Park im Register des<br />

immobilen Kulturerbes eingetragen sind, d. h.<br />

dass sie unter Schutz stehen, und unsere Behörde<br />

müsste ein konservatorisches Konzept<br />

bezüglich aller vorgesehenen baulichen Maßnahmen<br />

erstellen. Auch im Falle von Aushol-<br />

193


Trate in der Europäischen Union<br />

zungen im Schlosspark müsste dies der Fall<br />

sein.“ Jožef Mrakič, Leiter der Forstbehörde<br />

Maribor, fügt hinzu, dass weitere Eingriffe im<br />

Wald in Zukunft in Absprache mit dem Amt<br />

zum Schutz des Kulturerbes erfolgen werden. Aus<br />

dem Gesagten geht hervor, dass die genannte<br />

Behörde von sich aus vor Beginn der Schlägerungen<br />

hätte tätig werden müssen und nicht<br />

erst nach Protesten der Bevölkerung. Oder<br />

sind wir als Bewohner von Trate gar für die<br />

Umsetzung der Gemeindeverordnung verantwortlich?<br />

Wenn wir die tristen Verhältnisse in Trate aus<br />

einem anderen Blickwinkel betrachten, können<br />

wir feststellen, dass sich dem Ort seit dem<br />

EU-Beitritt Sloweniens neue Perspektiven und<br />

Chancen eröffnen. Aus dem Wunsch nach<br />

Veränderung haben sich engagierte Einwohner<br />

von Trate zu einer Initiative für Trate (Iniciativni<br />

odbor za Trate) vereint. In einer übersichtlichen<br />

Broschüre werden die Verhältnisse in<br />

Trate dargestellt und das langfristige Ziel zum<br />

Ausdruck gebracht, die verfallenen Baudenkmäler,<br />

die derzeit den Ort verunstalten und<br />

potenziell auch Personen gefährden, nicht nur<br />

zu erhalten, sondern auch einer breiten gesellschaftlichen<br />

Nutzung zuzuführen. Mit einer<br />

vernünftigen Entwicklungsstrategie könnten<br />

die natürlichen Ressourcen genutzt werden.<br />

Hierzu könnte man EU-Mittel zur Förderung<br />

der Grenzregionen lukrieren und bislang vernachlässigte<br />

Objekte vor dem endgültigen Verfall<br />

bewahren und sie lebendig, funktional und<br />

profitabel gestalten. Offensichtlich reicht aber<br />

das Engagement der Bewohner von Trate nicht<br />

aus, um die Verantwortlichen der Gemeinde<br />

Šentilj zum handeln zu bewegen.<br />

194<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Sonja Bezjak<br />

Sonja Bezjak, rojena 27.04.1978. Otroštvo<br />

in gimnazijska leta preživela na Tratah.<br />

Po končani gimnaziji študij nadaljevala na<br />

Fakulteti za družbene vede v Ljubljani in leta<br />

2003 diplomirala iz sociologije. Trenutno<br />

pripravlja doktorsko nalogo iz sociologije na<br />

isti fakulteti. V zadnjih letih se poleg študija<br />

ukvarja še z aktualnimi problemi v domačem<br />

kraju. – Sonja Bezjak, Jahrgang 1978, hat ihre<br />

Kindheit und Jugend in Trate verbracht. Nach<br />

Abschluss des Gymnasiums inskribierte sie an<br />

der Universität von Ljubljana Gesellschaftswissenschaften<br />

und diplomierte im Jahr 2003 im<br />

Fach Soziologie, das sie nun auch für ihr Doktorat<br />

wählte. In den letzten Jahren beschäftigt<br />

sie sich intensiv mit den aktuellen Problemen<br />

ihres Heimatortes.


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Zwei Teilaspekte<br />

� Text: Franz Josef Schober<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Auf beiden Seiten des Grenzbaches Kutschenitza/Kučnica lebten bis zum Zweiten Weltkrieg auch<br />

noch Angehörige des jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Religion.<br />

Die Geschichte der Juden in der Stadt Radkersburg wurde von Hermann Kurahs eingehend erforscht.<br />

1 Heimo Halbrainer hat in seinem Rundgangführer „Auf den Spuren der Protestanten, Juden,<br />

Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg“ (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses,<br />

Bd. 2a) der Geschichte der Juden in Radkersburg ein Kapitel gewidmet.<br />

Über die Geschichte der Juden im Prekmurje/Übermurgebiet jenseits der Kutschenitza haben im<br />

letzten Signal (Jahresschrift des Pavelhauses 2004/05) Franc Kuzmič sowie Lászlo Németh und<br />

Beata Lazar berichtet. Im Gegensatz zur eher geringeren jüdischen Bevölkerungszahl im Gebiet<br />

von Radkersburg (1934 waren es noch acht Personen) gab es im Prekmurje in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts noch relativ große jüdische Gemeinden (so lebten 1921 in Murska Sobota/Muraszombat/Olsnitz<br />

179 Juden, im gesamten Prekmurje waren es 642).<br />

Die Nationalsozialisten beendeten schließlich auf schreckliche Weise auch das einstige blühende<br />

jüdische Leben im südoststeirisch-slowenischen Grenzraum. 387 Juden des Prekmurje kamen 1944<br />

im Konzentrationslager Auschwitz oder auf dem Transport dorthin ums Leben, darunter auch das<br />

aus Radkersburg vertriebene Ehepaar Moritz und Berta Neumann.<br />

Im folgenden Beitrag soll nun kurz an zwei weitere Teilaspekte des „jüdischen Schicksals an der<br />

Grenze“ erinnert werden. Einerseits an die einst große Zahl jüdischer Kurgäste im südoststeirischen<br />

Kurort Bad Gleichenberg und andererseits an den Einsatz ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter<br />

beim Stellungsbau im Jahre 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Frau Dr. Eleonore Lappin vom<br />

Institut für Geschichte der Juden in Österreich (St. Pölten bzw. Wien) danke ich herzlichst für die Möglichkeit<br />

der Einsichtnahme in wertvolles Quellenmaterial und für ihre große Hilfe bei der Erstellung<br />

des Kapitels über den Einsatz der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter beim Stellungsbau.<br />

Jüdisches Leben im Kurort Bad Gleichenberg. 1837 fand die erste Kursaison in dem von Mathias<br />

Constantin Graf Wickenburg gegründeten südoststeirischen Kurort Gleichenberg (Bezirk Feld-<br />

195


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Jüdische Kurgäste in Gleichenberg (Archiv W. Rauch, Privatbesitz, Bad Gleichenberg.) – Judovski zdraviliški gostje v Gleichenberg-u. (arhiv W.<br />

Rauch, privatna posest, Bad Gleichenberg)<br />

196


ach) statt. Wurde der Kurort in den folgenden<br />

drei Jahrzehnten vor allem vom Adel, von höheren<br />

Militärs und reichen Bürgern aufgesucht,<br />

so war Gleichenberg ab ca. 1870 auch das bevorzugte<br />

Ziel von Kurgästen jüdischen Glaubens.<br />

Die jüdischen Kurgäste kamen vor allem<br />

aus Österreich und Ungarn, daneben auch aus<br />

Polen und Galizien.<br />

Erst das Staatsgrundgesetz von 1867 brachte<br />

den Juden (mehr als dreieinhalb Jahrhunderte<br />

nach ihrer Vertreibung aus der Steiermark<br />

1496/97) die Gleichstellung mit den anderen<br />

Staatsbürgern, und sie konnten sich nun wieder<br />

uneingeschränkt in der Steiermark aufhalten.<br />

Die jüdischen Kurgäste stellten bis 1938 einen<br />

großen Teil der Gäste in Bad Gleichenberg.<br />

2 Unter ihnen war von Juni bis September<br />

1921 auch der aus Galizien stammende spätere<br />

Schriftsteller Manès Sperber (1905–1984), der<br />

auf der Flucht vor den Ereignissen des Ersten<br />

Weltkrieges mit seiner jüdischen Familie 1916<br />

Wien erreicht hatte. 3<br />

Eine eigentliche jüdische Gemeinde bzw. ständig<br />

hier lebende Juden hat es in Gleichenberg<br />

aber nicht gegeben, wie auch die Volkszählungsergebnisse<br />

zeigen. Außerhalb der von Mai<br />

bis September dauernden Kursaison, also auch<br />

zum jeweiligen Stichtag der Volkszählungen<br />

(zumeist der 31. Dezember), waren keine Kurgäste<br />

in Gleichenberg, und auch der überwiegende<br />

Teil der Kurärzte war abgereist.<br />

Bei der Volkszählung 1880 gab es im Kurort<br />

Gleichenberg selbst keinen Juden, nur eine Person<br />

mit israelitischer Konfession lebte im Ortsteil<br />

Sulz. 1890 wurden im Kurort Gleichenberg<br />

elf Personen mit israelitischer Konfession gezählt,<br />

1900 waren es noch fünf. In den Volkszählungen<br />

von 1910 und 1934 scheinen in Bad<br />

Gleichenberg keine Juden mehr auf. 4<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Als ein wichtiger Hinweis auf eine größere<br />

Zahl jüdischer Kurgäste in Gleichenberg<br />

nach Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes<br />

von 1867 ist der Umstand zu werten, dass der<br />

Baumeister Philipp Schweighofer aus Graz bereits<br />

1869 die „jüdische Traiteurie“ (jüdische<br />

Speisewirtschaft) in einem Nebengebäude<br />

seines 1849 erbauten „Berliner Hofs“ (heute<br />

„Kirchenwirt“) in Gleichenberg einrichtete. 5<br />

1874/75 ließ Schweighofer dann gleich neben<br />

seinem „Berliner Hof“ die Villa „Stadt Petersburg“<br />

(später „Charlottenburg“ genannt, heute<br />

Gemeindeamt und Volksschule) erbauen,<br />

wohin er dann die rituelle Küche übersiedelte.<br />

Um 1880 wird die „israelitische Küche“ in<br />

der Restauration „Stadt Petersburg“ (Philipp<br />

Schweighofer) genannt. Kurzfristig wird um<br />

diese Zeit auch eine „israelitische Küche“ in<br />

der von Helene Kremsier geführten Restauration<br />

„Hohe Warte“ erwähnt, dazu gehörte auch<br />

eine „israelitische Bäckerei“. 6<br />

1892 waren dann israelitische Küchen im 1883<br />

erbauten „Theresienhof“ (heute „Hotel Austria“)<br />

und im bereits 1847 erbauten „Wilhelmshof“<br />

(1991 abgetragen) zu finden. 7 Während<br />

die rituelle Küche vom „Wilhelmshof“ um die<br />

Jahrhundertwende in die gleich daneben gelegene<br />

Villa „Hungaria“ (heute Internat „Rosenschlößl“)<br />

übersiedelte, 8 sollte der „Theresienhof“<br />

bis in die 1930er Jahre das wichtigste<br />

Haus für das jüdische Leben in Gleichenberg<br />

bleiben. Im Hotel „Theresienhof“ wurde bereits<br />

1892 während der Kursaison jeden Samstag<br />

der israelitische Gottesdienst abgehalten,<br />

hier war noch bis in die 1930er Jahre der Gebetsraum<br />

für die jüdischen Kurgäste in Bad<br />

Gleichenberg. 9 Als Besitzer des für das jüdische<br />

Leben in Gleichenberg besonders bedeutsamen<br />

„Theresienhofs“ findet sich vorerst Siegmund<br />

Breiner, später als Pächter Max Goldschmied<br />

197


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Ansichtskarte Villa „Hungaria“ und „Wilhelmshof“ mit Hinweis auf das rituelle Restaurant aus dem Jahre 1896 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg)<br />

– Razglednica vila „Hungaria“ in „Wilhelmshof“ z napotkom o košêr restavraciji iz leta 1896 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)<br />

198


und schließlich die Firma Horn & Imbermann.<br />

In einem kurz vor dem Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges erschienen Büchlein über den Kurort<br />

Gleichenberg wird für „Max Goldschmied’s<br />

Hotel und Restaurant ,Theresienhof’ […] rituelle<br />

vorzügl. Wiener Küche“ geworben. 10<br />

Im Kurort Gleichenberg lebte und arbeitete<br />

durch viele Jahre auch der aus dem Gebiet<br />

von Pápa in Ungarn stammende Beschneider,<br />

Schächter und Gastwirt Salomon Eisen, der es<br />

im Laufe der Jahre von anfänglich bescheidenen<br />

Dienstverhältnissen bis zum Hotelbesitzer<br />

brachte. Er kam bereits kurz vor der Jahrhundertwende<br />

nach Gleichenberg und betrieb<br />

vorerst über die Sommersaison (die Saison in<br />

Gleichenberg dauerte damals nur von Mai bis<br />

September) im Dorf Gleichenberg ein rituelles<br />

Speiselokal. 11<br />

Eisen war in der Folge vorübergehend für eine<br />

Saison als Schächter bei Ernestine Tritsch (Besitzerin<br />

der bereits erwähnten Villen „Wilhelmshof“<br />

und „Hungaria“) im Dienst. In einem<br />

Büchlein über Gleichenberg aus dem Jahre<br />

1906 findet sich dann eine Werbung für „Salamon<br />

Eisen’s rituelle Küche in der Restauration<br />

Baumer“ (= Gasthaus „Zur Hinterbrühl“ in<br />

Gleichenberg Nr. 47). Da dieses Gasthaus etwas<br />

abseits des eigentlichen Kurortes an der<br />

Straße zum Ortsteil Bärenreith lag, wurde den<br />

Gästen zur Mittagszeit gratis ein Wagen zur<br />

Verfügung gestellt. 12 Beim Versuch, sein rituelles<br />

Lokal näher bei den Kuranlagen anzusiedeln,<br />

bekam Salomon Eisen auch die Auswirkungen<br />

des Antisemitismus zu spüren.<br />

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges betrieb<br />

Salomon Eisen auch ein Restaurant mit<br />

koscherer Küche im Gasthaus „Fünfkirchen“. 13<br />

1919 kaufte er schließlich die nahe bei den Gleichenberger<br />

Kuranlagen gelegene Villa „Scherbaum“,<br />

die in der Folge auch den Namen „Ho-<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

tel Eisen“ oder Villa „Dreibaum“ hatte. 14<br />

Der jüdische Gastwirt und Hotelier Salomon<br />

Eisen verstarb 1924 im Alter von 69 Jahren und<br />

wurde auf dem jüdischen Friedhof im nahen<br />

Trautmannsdorf bestattet, der als letzte Ruhestätte<br />

für in Gleichenberg verstorbene jüdische<br />

Kurgäste diente. 15 (Gleichenberg gehörte bis<br />

1940 zur römisch-katholischen Pfarre Trautmannsdorf.<br />

Da die katholische Kirche eine Bestattung<br />

Andersgläubiger auf ihrem Friedhof<br />

nicht zuließ und dies auch den jüdischen Glaubensvorschriften<br />

widersprochen hätte, wurde<br />

nahe des katholischen Friedhofs ein jüdischer<br />

Friedhof angelegt, auf dem zwischen 1881 und<br />

1932 fast 100 Verstorbene bestattet wurden.)<br />

Der Grabstein für Salomon Eisen ist einer der<br />

wenigen heute noch erhaltenen Grabsteine auf<br />

dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf.<br />

In Gleichenberg boten zwei Spitäler, ein christliches<br />

und ein israelitisches, auch den ärmeren<br />

Patienten die Möglichkeit, hier die Kur zu besuchen.<br />

16 Das christliche Hospital „Zum Pilger“<br />

wurde bereits 1844 errichtet und wurde<br />

während der Sommersaison von den Barmherzigen<br />

Schwestern aus Graz betreut.<br />

Der 1883/84 gegründete Verein zur Errichtung<br />

eines israelitischen Hospitales in Gleichenberg baute<br />

ein Spital, bei dessen Eröffnung am 23. Juni<br />

1884 der Wiener Oberrabbiner Dr. Adolph Jellinek<br />

die Festrede hielt. 17 Das israelitische Hospital<br />

„Zur Barmherzigkeit“ (Besitzer: Israelitische<br />

Kultusgemeinde Wien) hatte 1892 acht Betten<br />

und wurde auch im „Steiermark Hand- und<br />

Reisebuch“ von 1914 erwähnt. 18 Als Ordinarius<br />

des israelitischen Hospitals wird bis etwa<br />

1910 Dr. Paul Hönigsberg genannt, dem dann<br />

Dr. Josef Kentzler nachfolgte. Neben dem aus<br />

Slawonien stammenden Dr. Hönigsberg (er<br />

war in der Wintersaison Kurarzt in Meran)<br />

und dem aus dem ungarischen Debrecen kom-<br />

199


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Ansichtskarte der Villa Scherbaum/Dreibaum des Salomon Eisen, 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vile Scherbaum/<br />

Dreibaum Samuel-a Eisen-a, 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)<br />

200


menden Dr. Kentzler waren in den Jahren um<br />

1900 auch noch Dr. Martin Szigeti aus dem<br />

ungarischen Kecskemét (im Winter Kurarzt<br />

in Opatija/Abazzia) und Dr. David Kaufer aus<br />

dem ungarischen Pécs/Fünfkirchen (er war im<br />

Winter ebenfalls Kurarzt in Meran) Kurärzte<br />

israelitischer Konfession in Gleichenberg. 19<br />

In der Zwischenkriegszeit (1919–1938) verlegten<br />

drei jüdische Ärzte aus Wien und Budapest<br />

ihre Praxen über die Saisonzeit nach Bad Gleichenberg.<br />

Damit veranlassten sie auch viele ihrer<br />

Patienten zu einer Kur im Heilbad, da diese<br />

ihren Hausärzten nachreisten. Dies bewirkte<br />

auch eine beachtenswerte Steigerung der Gästefrequenz.<br />

20<br />

In den 1920er und 1930er Jahren befand sich<br />

neben dem bereits traditionellen jüdischen<br />

„Theresienhof“ (Besitzer Horn & Imbermann)<br />

und dem Hotel Eisen (Besitzer Salomon Eisens<br />

Erben) auch noch in der „Franzensburg“ (Besitzer<br />

S. Komet) ein jüdisches Speiselokal. 21<br />

Nach dem „Anschluss“ und der nationalsozialistischen<br />

Machtübernahme im März 1938<br />

wurden in Bad Gleichenberg das Israelitische<br />

Hospital (Besitzer war die Israelitische Kultusgemeinde<br />

Wien) und einige Villen von der Gestapo<br />

beschlagnahmt. 22 Unter diesen Villen (deren<br />

Besitzer zumeist aus Wien stammten) befanden<br />

sich auch der bereits mehrfach wegen seiner<br />

koscheren Küche genannte „Theresienhof“<br />

und die „Villa Dreibaum“, der einstige Besitz<br />

von Salomon Eisen. Die „Villa Dreibaum“ war<br />

dann der Sitz der Ortsgruppe der NSDAP, und<br />

das Israelitische Hospital wurde von SA und HJ<br />

genutzt. 23<br />

In den Tagen des „Anschlusses“ 1938 wurde<br />

auch der seit ungefähr 30 Jahren in Gleichenberg<br />

arbeitende und lebende Apotheker Mag.<br />

Julius Roda von den Nationalsozialisten in<br />

„Schutzhaft“ genommen. Später wurden er<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Werbung für Produkte der Apotheke Roda in Gleichenberg (aus: G.<br />

Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark, 1923) – Reklama<br />

za proizvode lekarne Roda iz Gleichenberg-a (iz: G. Ensbrunner, Der<br />

Kurort Gleichenberg in Steiermark/Zdraviliški kraj Gleichenberg na<br />

Štajerskem, 1923)<br />

und seine Familie mit nur wenig Gepäck zur<br />

neuen deutsch-ungarischen Grenze gebracht<br />

und nach Ungarn abgeschoben. Zuvor hatten<br />

noch im Juni 1938 einige Nationalsozialisten<br />

vor seinem Haus geschrien: „Juda verrecke!<br />

Juden hinaus!“. 24 Der Apotheker Mag.<br />

Julius Roda war wie sein Bruder, der bekannte<br />

Schriftsteller Alexander Roda Roda (dieser<br />

war einige Male auf Besuch bei seinem Bruder<br />

in Bad Gleichenberg gewesen), bereits vor Jahrzehnten<br />

vom mosaischen zum römisch-katholischen<br />

Glauben konvertiert (beide waren<br />

unter dem Familiennamen Rosenfeld geboren<br />

worden). 25<br />

Der israelitische Friedhof für die Gleichenberger<br />

Kurgäste im nahen Trautmannsdorf wurde<br />

in der „Reichskristallnacht“ (9./10. November<br />

1938) geschändet. Das kleine Zeremonienhaus<br />

wurde in Brand gesteckt, Grabsteine wurden<br />

umgeworfen. 26 In den folgenden Jahren verschwanden<br />

neben der Friedhofsmauer auch<br />

die meisten Grabsteine. 27 Auf dem Friedhof<br />

in Trautmannsdorf erinnern heute nur noch<br />

zwei Grabsteine an die Zeit vor 1938: einer<br />

für Jakob Pohoryles (1861–1921) und der andere<br />

für den 1924 verstorbenen Gleichenberger<br />

Gastwirt (Hotelier) Salomon Eisen.<br />

1947/48 wurden auf dem Friedhof in Trautmannsdorf<br />

bei Bad Gleichenberg auch die gegen<br />

Ende des Krieges an der Kutschenitza-<br />

Grenze im Bereich Klöch–St. Anna am Aigen<br />

201


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Ansichtskarten mit dem Israelitischen Hospital „Zur Barmherzigkeit“ im Kurort Gleichenberg, 1918 bzw. 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg)<br />

– Razglednici z izraelsko bolnišnico „Zur Barmherzigkeit“ v zdraviliškem kraju Gleichenberg, 1918 oz. 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad<br />

Gleichenberg)<br />

202


umgekommenen (ermordeten) jüdischen NS-<br />

Opfer beigesetzt. Nur zwei Grabsteine erinnern<br />

an die Opfer des Jahres 1945: ein Stein<br />

für Ernö Ackerman (1945) und ein weiterer<br />

für Otto Neuwalder (1924–1945), der auch die<br />

Inschrift trägt: „Zum Gedenken der hier ruhenden<br />

jüdischen Toten und Opfer der Jahre<br />

1938–1945“.<br />

Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau<br />

1945 an der Kutschenitza-Grenze. Die Errichtung<br />

der „Reichsschutzstellung“ 1944/45.<br />

Auf Grund der katastrophalen militärischen<br />

Lage Großdeutschlands wurden ab Sommer<br />

1944 Vorbereitungen zur Verteidigung der<br />

Reichsgrenze getroffen. In die „Reichsschutzstellung“<br />

oder „Südostwall“ genannte Verteidigungslinie<br />

im Südosten sollte auch der Grenzraum<br />

an der Kutschenitza einbezogen werden.<br />

Mitte Oktober 1944 wurde mit ihrem Bau begonnen.<br />

Der steirische Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar<br />

Uiberreither hatte mit seinen<br />

Kreisleitern für die Mobilisierung der notwendigen<br />

Arbeitskräfte und für die Aufbringung<br />

des Materials zu sorgen. Abschnittsleiter des<br />

Stellungsbauabschnittes V-Feldbach war der<br />

NSDAP-Kreisleiter von Feldbach, Personalamtsleiter<br />

Anton Rutte, dem auch der Murecker<br />

Kreisleiter Arnulf Lill unterstand. Der<br />

Stellungsbauabschnitt V umfasste die beiden<br />

Kreise Mureck und Feldbach, also das Gebiet<br />

von Radkersburg bis Mogersdorf (damals gehörte<br />

der burgenländische Bezirk Jennersdorf<br />

zum Kreis Feldbach). Im südlichen Teil des<br />

Stellungsbauabschnittes V-Feldbach lagen die<br />

Unterabschnitte V/1-Radkersburg, V/2-Klöch,<br />

V/3-St. Anna am Aigen und der bereits im<br />

heutigen Burgenland liegende Unterabschnitt<br />

V/4 Kalch.<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Männer und Frauen aus allen Orten des Grenzraumes<br />

wurden mit einer Notdienstverordnung<br />

für einige Wochen zum Stellungsbau herangezogen.<br />

Daneben waren an der Kutschenitza-<br />

Grenze in den nächsten fünfeinhalb Monaten<br />

auch Arbeitskräfte aus den Kreisen Graz-Stadt,<br />

Graz-Land, Deutschlandsberg, Voitsberg und<br />

Leoben, aus dem nahen Ungarn (Bezirk Murska<br />

Sobota) und aus den Gauen München-<br />

Oberbayern und Wien im Einsatz. 28<br />

Unter den aus Wien herangeführten Arbeitskräften<br />

befand sich im Raum Klöch auch der<br />

Schauspieler Curd Jürgens. 29 Er flüchtete aber<br />

nach einiger Zeit und wurde vom Halbenrainer<br />

Grafen Barthold Stürgkh bzw. von dessen<br />

Frau vorübergehend in einem Weingartenhaus<br />

versteckt.<br />

Neben der notdienstverpflichteten Zivilbevölkerung<br />

waren Hitlerjugend aus Graz, Mürzzuschlag<br />

und Deutschlandsberg und Reichsarbeitsdienst<br />

bei den Schanzarbeiten an der<br />

Kutschenitza-Grenze eingesetzt. Schließlich<br />

wurden zu den Stellungsbauarbeiten auch<br />

noch Ausländer, „Ostarbeiter“ und gefangene<br />

ungarische Juden (denen 1944 die Deportation<br />

nach Auschwitz erspart geblieben war) herangezogen.<br />

Die geplante Stellungslinie wurde mit primitivsten<br />

Mitteln zumeist händisch errichtet.<br />

Auf der Linie Aigen–Deutsch Haseldorf–<br />

Gruisla–Pölten verliefen die Stellungen nahe<br />

des Grenzbaches Kutschenitza. Besonders im<br />

Gruislawald sind heute noch ausgedehnte Reste<br />

dieser Anlagen (Laufgräben etc.) gut sichtbar.<br />

30 Es sind auch noch Reste der Panzergräben<br />

bei Aigen, Deutsch Haseldorf und Gruisla<br />

vorhanden, welche die panzergefährdeten Geländeteile<br />

nahe der Grenze sichern sollten.<br />

Bedingt durch das rasche Vorrücken der Sowjets<br />

wurden die Stellungsbauarbeiten aber<br />

203


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Übersichtskarte der „Reichsschutzstellung“ im Raum Radkersburg bis St. Anna am Aigen – Pregledni zemljevid „obrambne linije rajha“ na področju<br />

Radgone do St. Anna-e<br />

204


schließlich bereits Ende März 1945 noch vor<br />

der endgültigen Fertigstellung abgebrochen.<br />

In den folgenden Apriltagen sollten sich dann<br />

die unter dem Einsatz tausender Arbeitskräfte<br />

ausgebauten Stellungen aber großteils als nutzlos<br />

erweisen, da sie den Anforderungen der<br />

Fronttruppen nicht entsprachen. Die gefangenen<br />

ungarischen Juden wurden ab Anfang<br />

1945 nahe der Kutschenitza-Grenze vor allem<br />

für die Errichtung der Panzergräben in den Stellungsbau-Unterabschnitten<br />

Klöch (V/2) und St.<br />

Anna am Aigen (V/3) herangezogen und mussten<br />

ihre Arbeit unter zum Großteil unmenschlichen<br />

Bedingungen verrichten. 31 Nach den späteren<br />

Aussagen des Kreisleiters Anton Rutte<br />

waren in seinem Stellungsbauabschnitt V-Feldbach<br />

(Radkersburg bis Mogersdorf) ab Jänner<br />

1945 ca. 3.000 ungarische Juden als Zwangsarbeiter<br />

eingesetzt. Mit Stichtag 1. März 1945<br />

waren von den insgesamt 13.535 Arbeitskräften<br />

im gesamten Stellungsbauabschnitt V-Feldbach<br />

2.464 Juden (= ca. 18,2 %). 32<br />

Ungarische Juden als Zwangsarbeiter beim<br />

Stellungsbau im Raum Klöch. Während<br />

im südlichsten Stellungsbau-Unterabschnitt<br />

V/1-Radkersburg (Unterabschnittsleiter war<br />

der Radkersburger Ortsgruppenleiter Ernst<br />

Huallenz) offenbar keine ungarischen Juden<br />

schanzen mussten, waren im Unterabschnitt<br />

V/2-Klöch (Unterabschnittsleiter war SA-<br />

Obersturmführer und Volkssturmkommandant<br />

Anton Oswald) seit Jänner 1945 zwischen<br />

300 und 400 ungarische Juden beim<br />

Stellungsbau im Einsatz. 33<br />

Die ungarischen Juden waren ab Jänner 1945<br />

in mehreren Transporten nach Klöch gekommen.<br />

Es waren einerseits jüdische Arbeitsdienstler<br />

wie Desider Schwarz aus Pécs im<br />

Einsatz, der bereits seit 1942 im Arbeitsdienst<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

der ungarischen Armee war. 34 (Den Juden in<br />

Ungarn war zwar der Militärdienst mit der<br />

Waffe untersagt, sie mussten aber im Rahmen<br />

der Armee Zwangsarbeit leisten.) In Klöch waren<br />

andererseits auch Juden aus Budapest eingesetzt,<br />

die neben den Arbeitsdienstlern von<br />

den Deportationen im Frühjahr 1944 nach Auschwitz<br />

verschont geblieben, jedoch nach dem<br />

Putsch der Pfeilkreuzler Mitte Oktober 1944<br />

den Deutschen „leihweise“ für kriegswichtige<br />

Arbeiten übergeben und zum Teil in mörderischen<br />

Fußmärschen zur Grenze getrieben<br />

worden waren. Unter den in Klöch eingesetzten<br />

ungarischen Juden waren auch einige Frauen,<br />

vermutlich ebenfalls aus Budapest. 35<br />

Die 300 bis 400 ungarischen Juden wurden in<br />

dem damals noch im Zentrum von Klöch liegenden<br />

Schulhaus untergebracht, das bereits<br />

seit Oktober 1944 für die Einquartierung der<br />

aus verschiedenen Nationen stammenden Stellungsbauarbeiter<br />

benutzt wurde. 36 Die Stellungsbauküche<br />

war im ehemaligen Kurhaus<br />

(gegenüber dem Gasthaus Domittner) eingerichtet.<br />

Die Juden mussten jeden Tag schwere Grabungsarbeiten<br />

leisten und erhielten nur unzureichende<br />

Essensrationen. Die Behandlung<br />

durch die Wachmannschaften war oft sehr<br />

brutal, Prügel für die Juden waren häufig. Aufgrund<br />

der katastrophalen hygienischen Zustände<br />

im Lager und der folgenden Läuseplage<br />

brach im Februar 1945 eine Flecktyphusepidemie<br />

aus. Es gab zwar jüdische Ärzte in den<br />

Lagern, aber diese hatten kaum Medikamente<br />

zur Verfügung. Mitte März 1945 gelangten<br />

Berichte über die Flecktyphus-Epidemie unter<br />

den jüdischen Stellungsschanzern in Klöch und<br />

St. Anna am Aigen auch bis in die Stadt Radkersburg.<br />

37 Die Klöcher Lehrerin Fränzi Costa-<br />

Kuhn war als Telefonistin beim Stellungsbau<br />

205


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Laufgräben im Gruislawald am Aigen – Tranšeje v Gruislawald-u<br />

206


Ansichtskarte von Klöch mit dem ehemaligen Schulgebäude – Razglednica iz Klöch-a z bivšo šolski zgradbo<br />

eingesetzt, sie wohnte auch weiterhin in ihrem<br />

Zimmer im Schulhaus. Der nähere Kontakt<br />

mit den ebenfalls im Schulhaus untergebrachten<br />

Juden war ihr aber verboten. Einmal<br />

wurde Costa-Kuhn aber überraschend von einem<br />

jungen Juden namens Pött angesprochen.<br />

Sie war vor dem Krieg in Budapest gerade bei<br />

der Familie dieses Burschen Erzieherin gewesen.<br />

Die Lehrerin versorgte ihn nun heimlich<br />

mit Lebensmitteln. Als auch er an Flecktyphus<br />

erkrankte, versteckte sie ihn in ihrem Zimmer<br />

und pflegte ihn wieder gesund. Pött hat dann<br />

den weiteren Einsatz und schließlich auch das<br />

Kriegsende überlebt. Die beherzte Lehrerin hat<br />

dem ungarischen Juden durch ihre Hilfe vermutlich<br />

das Leben gerettet. 38<br />

Die Flecktyphusepidemie breitete sich weiter<br />

aus. Anstatt eine ausreichende medizinische<br />

Versorgung der Kranken sicherzustellen, soll-<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

ten die erkrankten Juden über Anweisung der<br />

Gauleitung erschossen werden. In Klöch wählte<br />

am 24. März 1945 ein jüdischer Arzt 26<br />

kranke Juden in der Meinung aus, sie würden<br />

in ein Spital überstellt. Sie wurden mit einem<br />

LKW abgeholt.<br />

Der aus Budapest stammende Robert O. Fisch,<br />

der seit 23. Jänner 1945 in Klöch war und ebenfalls<br />

an Flecktyphus erkrankt war, sollte über<br />

Aufforderung des Arztes auch auf den LKW. Er<br />

weigerte sich aber und wollte lieber krank weiterarbeiten;<br />

dies rettete ihm das Leben. 39<br />

Man brachte die Kranken auf dem LKW in den<br />

nahen „Klöcklwald“ östlich von Klöch, wo sie<br />

von den Volkssturmmännern Anton Oswald,<br />

Anton Sablatnig und Ing. Robert Sattler erschossen<br />

wurden (den Befehl dazu hatten sie<br />

vom Feldbacher Kreisleiter Anton Rutte bzw.<br />

vom Murecker Kreisleiter Arnulf Lill erhalten).<br />

207


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Das einstige Massengrab im „Klöcklwald“ – Nekdanji masovni grob v „Klöcklwald-u/ Klöckl-gozdu“<br />

208


Die ebenfalls beim Stellungsbau eingeteilten<br />

NSDAP-Ortsgruppenleiter von Klöch (Alois<br />

Ulrich) und St. Peter am Ottersbach (Franz<br />

Koren) sowie zwei weitere Volkssturmmänner<br />

(Anton Hütter und Franz Zelenka) mussten<br />

Absperrdienste leisten bzw. sollten auch<br />

eine Flucht der Juden verhindern. 40<br />

Einige Tage darauf mussten die Stellungsbauarbeiten<br />

wegen der vorrückenden sowjetischen<br />

Soldaten bereits vorzeitig beendet werden.<br />

Ende März 1945 wurden nun die noch<br />

marschfähigen ungarischen Juden aus Klöch<br />

in Richtung KZ Mauthausen weggetrieben.<br />

Sie marschierten vorerst über Ratschendorf<br />

(hier wurde in der Schule genächtigt), Brunnsee,<br />

Jagerberg, St. Stefan im Rosental bis nach<br />

Gleisdorf. Von dort führte der „Todesmarsch“<br />

schließlich über Graz und den Präbichl weiter<br />

in Richtung Mauthausen. 41<br />

In Klöch blieben beim Abzug ungefähr 20<br />

schwer kranke, offenbar marschunfähige Juden<br />

zurück. Die Tür des in der Schule untergebrachten<br />

Krankenzimmers wurde einfach<br />

zugenagelt. Ortsbewohner entdeckten die<br />

Zurückgebliebenen und verpflegten sie. Einige<br />

Tage nach dem Abmarsch des Transportes<br />

(um den 4. April) erschien aber ein SS-Kommando<br />

in Klöch und erschoss die jüdischen<br />

Kranken im nahen „Steinriegelwald“ nahe der<br />

Ortschaft Röhrl (damals Gemeindegebiet von<br />

Hürth). 42 Die Verantwortlichen für diese Morde<br />

Anfang April 1945 konnten nie vor Gericht<br />

gestellt werden.<br />

Ab dem 4. April 1945 begannen die direkten<br />

Kämpfe zwischen den deutschen und den sowjetischen<br />

Truppen im Raum Klöch, die viele<br />

Tote unter den Soldaten und auch unter der<br />

teilweise nicht geflüchteten Zivilbevölkerung<br />

forderten. Die Toten wurden oft nur in Feldgräbern<br />

bestattet und erst 1947 exhumiert und<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Der ehemalige Zwangsarbeiter Sandor Vandor 2005 auf dem Friedhof<br />

Trautmannsdorf – nekdanji prisilni delavec Sandor Vandor 1995 na<br />

pokopališču Trautmannsdorf<br />

auf Friedhöfen begraben. Im Zuge der gerichtlichen<br />

Untersuchungen über die 1945 begangenen<br />

Morde an den ungarischen Juden im Raum<br />

Klöch wurden am 29. August 1947 die Leichen<br />

jener 26 Juden exhumiert, die im März 1945<br />

von Volkssturmangehörigen im „Klöcklwald“<br />

östlich von Klöch erschossen worden waren. 43<br />

Ihre sterblichen Überreste wurden am 30. August<br />

1947 auf dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf<br />

(bei Bad Gleichenberg) beigesetzt.<br />

Vom 10. bis 13. November 1947 fand schließlich<br />

der Prozess gegen die Verantwortlichen<br />

für das „Juden-Massaker bei Klöch“ statt. Im<br />

„Klöcher Judenmordprozess“ mussten sich der<br />

Feldbacher NSDAP-Kreisleiter Anton Rutte,<br />

der Murecker NSDAP-Kreisleiter Arnulf Lill,<br />

der SA-Obersturmführer und Volkssturmunterabschnittskommandant<br />

Anton Oswald so-<br />

209<br />

￱ fotografija: F .J. Schober


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Übersichtsskizze zu den drei Judenmassengräbern im Raum Klöch<br />

(StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) – Pregledna skica treh judovskih<br />

masovnih grobov na področju Klöch-a (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47)<br />

wie die Volkssturmmänner Anton Sablatnig<br />

und Ing. Robert Sattler vor einem Oberen Gericht<br />

der Britischen Militärregierung verantworten.<br />

44 Rutte und Lill wurden beschuldigt, im<br />

März 1945 den Befehl zur Erschießung der an<br />

Flecktyphus erkrankten Juden an Oswald, Sablatnig<br />

und Sattler gegeben zu haben. Oswald,<br />

Sablatnig und Sattler wurden angeklagt, die 26<br />

Juden in Klöch schließlich ermordet zu haben.<br />

Am 13. November 1947 wurden alle fünf Angeklagten<br />

des Mordes an den Juden schuldig<br />

erkannt und zum Tod durch den Strang verurteilt.<br />

45<br />

Im Dezember 1947 begnadigte jedoch der britische<br />

Hochkommissar in Österreich, Generalleutnant<br />

Galloway, alle fünf zum Tode Verurteilten.<br />

Die Todesstrafe für die ehemaligen<br />

Kreisleiter Rutte und Lill sowie für den Volks-<br />

210<br />

Das alte Schulhaus und die Pfarrkirche in St. Anna am Aigen (aus: H.<br />

Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen, 1988.) – Stara šola in župnijska<br />

cerkev v St. Anna-i am Aigen (iz: H.Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen/<br />

Župnija St. Anna am Aigen, 1988, S.99)<br />

sturmkommandanten Oswald wurde nun in<br />

15 Jahre Haft umgewandelt, das Strafausmaß<br />

für Sablatnig und Sattler betrug 10 Jahre Kerker.<br />

46<br />

Zwei weitere Massengräber mit 1945 im<br />

Raum Klöch erschossenen ungarisch-jüdischen<br />

Zwangsarbeitern wurden erst im Frühherbst<br />

1948 geöffnet und die exhumierten Leichen<br />

im jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf beigesetzt.<br />

47 Im Grab im „Steinriegelwald“ nahe<br />

der Ortschaft Röhrl (diese gehörte damals<br />

noch zur Gemeinde Hürth) fanden sich 22 Leichen<br />

(offenbar jener Juden, die nach dem Abmarsch<br />

der jüdischen Stellungsbauarbeiter aus<br />

Klöch vorerst im Krankenzimmer im Schulhaus<br />

zurückgelassen wurden). Im Massengrab<br />

im „Schadlerwald“ in Deutsch Haseldorf<br />

fanden sich 48 Tote (sie waren zuvor im Stel-


Reste des Panzergrabens im Wald bei Aigen – Ostanki tankovskega<br />

jarka v gozdu pri Aigen-u.<br />

lungsbau-Unterabschnitt St. Anna am Aigen<br />

im Einsatz gewesen). Drei schon während der<br />

Stellungsbauarbeiten in Klöch verstorbene und<br />

vorerst auf dem Friedhof in Klöch begrabene<br />

unbekannte ungarische Juden wurden später<br />

ebenfalls auf den jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf<br />

überführt. 48 Ebenso dürfte dies mit<br />

sieben auf dem Friedhof in St. Anna am Aigen<br />

begraben gewesenen ungarischen Juden geschehen<br />

sein, die auch während der Stellungsbauarbeiten<br />

verstorben waren. 49<br />

Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau<br />

im Raum St. Anna am Aigen. Die im Stellungsbauunterabschnitt<br />

V/3-St. Anna am Aigen<br />

ab Jänner 1945 eingesetzten ungarischen<br />

Juden waren großteils mitten im Pfarrort St.<br />

Anna am Aigen einquartiert, die Pfarrchronik<br />

nennt die Zahl von 400 Juden. 50 Sie waren in<br />

￱ fotografija: F .J. Schober<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

der damaligen Volksschule (heute Schuhhaus<br />

Rindler), im Vereinshaus (Theatersaal, Pfarrheim)<br />

und auch in einem heute nicht mehr<br />

bestehenden Gebäude neben dem Kaufhaus<br />

Lippe untergebracht. Als Quartier für die ungarischen<br />

Juden dienten auch ein Barackenlager<br />

in der „Höll“ zwischen Deutsch Haseldorf<br />

und Aigen (nahe Kramarovci/Sinnersdorf) und<br />

zeitweise auch ein Zeltlager. Die Stellungsbauküche<br />

befand sich im Garten des Gasthauses<br />

Fischer in St. Anna am Aigen.<br />

Der Leiter des Stellungsbauunterabschnittes<br />

V/3-St. Anna war Oberlehrer Johann Müller,<br />

der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Mettersdorf.<br />

51 Er gehörte neben dem NSDAP-Ortsgruppenleiter<br />

Dr. Hans Gerscha zu den politischen<br />

Leitern, die auch für den Einsatz der<br />

ungarischen Juden im Raum St. Anna am<br />

Aigen verantwortlich waren. Die jüdischen<br />

Zwangsarbeiter wurden von SA, Ukrainern<br />

und vorübergehend auch von Angehörigen der<br />

kroatischen SS (13. Waffen-Gebirgs-Division<br />

der SS „Handschar“ – kroatische Nr. 1) bewacht.<br />

52 Die Behandlung durch die Bewacher<br />

war oft sehr roh, es gab häufig Schläge. Die jüdischen<br />

Zwangsarbeiter bestanden auch in St.<br />

Anna am Aigen zum Teil aus Arbeitsdienstlern<br />

der ungarischen Armee, wie z. B.Sandor<br />

Vandor (siehe dessen folgenden Bericht) oder<br />

Tibor Weiss. 53 Daneben waren hier aber auch<br />

eine große Anzahl von Juden im Einsatz, die<br />

bereits seit Sommer 1944 im Gau Groß-Wien<br />

als Zwangsarbeiter eingesetzt waren (sie waren<br />

bereits Ende Juni 1944 aus Ungarn nach<br />

Strasshof überstellt worden und von dort zu<br />

verschiedenen Arbeitsstätten im Raum Wien<br />

und Niederösterreich verlegt worden). Unter<br />

diesen aus dem Raum Wien herangeführten<br />

ungarischen Juden waren auch der aus Debrecen<br />

stammende Ladislaus Dér und Imre<br />

211


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Weisz aus Mezötur. 54 Der ebenfalls aus Debrecen<br />

stammende Samuel Roth war als Verantwortlicher<br />

für die „Strasshofer Juden“ in St.<br />

Anna am Aigen eingeteilt. 55 Unter ihnen waren<br />

auch einige Frauen.<br />

Die Juden wurden vor allem beim Bau des<br />

Panzergrabens von den Aigner Feldern bis zur<br />

Höllwiese nahe der Grenze zum heutigen Slowenien<br />

eingesetzt, wo sie häufig unter unmenschlichen<br />

Bedingungen arbeiten mussten.<br />

Der in monatelanger Arbeit von den jüdischen<br />

Zwangsarbeitern gegrabene fast zwei Kilometer<br />

lange, 4,5 m breite und 5 m tiefe Panzergraben,<br />

der bei den Endkämpfen 1945 militärisch<br />

bedeutungslos war, wurde schließlich im<br />

November 1947 von einem Bagger zugeschüttet.<br />

56<br />

Die Verpflegung der Juden war sehr mangelhaft.<br />

Von der Zivilbevölkerung erhielten jüdische<br />

Zwangsarbeiter manchmal heimlich<br />

Lebensmittel, was das Überleben erleichterte<br />

(siehe die Berichte von Sandor Vandor und<br />

Simson Schvarc). Diese Hilfestellungen reflektierten<br />

einerseits die mutige Menschlichkeit<br />

der lokalen Bevölkerung, andererseits jedoch<br />

auch die ungewöhnlich große Bewegungsfreiheit,<br />

die den jüdischen Stellungsbauarbeitern<br />

gewährt wurde. Anton Rutte, der Abschnittsleiter<br />

des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach,<br />

kam Mitte März 1945 nach St. Anna am Aigen,<br />

weil ihm angezeigt worden war, dass die<br />

jüdischen Zwangsarbeiter häufig in den umliegenden<br />

Ortschaften Lebensmittel hamstern<br />

gingen. Rutte stellte die für die Bewachung<br />

Verantwortlichen zur Rede und ließ die Juden<br />

in St. Anna am Aigen antreten. Da einige fehlten,<br />

wurde sofort nach ihnen gesucht. Die aufgegriffenen<br />

Juden brachte man in den Gemeindearrest,<br />

wo sie von den Wächtern schwer<br />

misshandelt wurden. 57 Im Lager in St. Anna<br />

212<br />

am Aigen waren die hygienischen Bedingungen<br />

ebenfalls katastrophal, wegen mangelnder<br />

Waschmöglichkeiten waren die Arbeiter bald<br />

stark verlaust. Ein Teil der Juden kam dann in<br />

ein Zeltlager nahe der Panzergraben-Baustelle.<br />

58 Dort wurden sie auch entlaust. Trotzdem<br />

brach bald auch im Bereich St. Anna am Aigen<br />

unter den Juden infolge der unzureichenden<br />

hygienischen Bedingungen Flecktyphus aus.<br />

Die Typhusepidemie drohte sich auszuweiten.<br />

Da es an Medikamenten mangelte, wurden<br />

die unheilbar Kranken von ihren Bewachern<br />

erschossen. Eines Tages (angeblich am 13. Februar<br />

1945) wurden 41 kranke Männer mit<br />

einem Lastwagen in einen Wald bei Deutsch<br />

Haseldorf gebracht, dort erschossen und in einem<br />

Massengrab beerdigt. 59 Die Erschießungen<br />

wurden von einem SS-Kommando aus<br />

Feldbach durchgeführt, Unterabschnittsleiter<br />

Johann Müller und Ortsgruppenleiter Dr. Gerscha<br />

aus St. Anna am Aigen mussten Straßenabsperrdienste<br />

leisten.<br />

Einige Tage vor dem Abbruch der Stellungsbauarbeiten<br />

Ende März 1945 flüchteten sieben<br />

Juden aus dem Lager, als Vergeltung dafür<br />

wurden sieben andere Zwangsarbeiter erschossen<br />

(und offenbar ebenfalls im Massengrab bei<br />

Deutsch Haseldorf begraben). 60 Es gibt Hinweise<br />

aus der Zivilbevölkerung, dass nahe des<br />

Barackenlagers im Bereich „Höll“ einige verstorbene<br />

oder ermordete Juden gleich an Ort<br />

und Stelle verscharrt wurden. 61 Die Lage ihrer<br />

Gräber ist aber nicht mehr bekannt.<br />

Einige der aus dem Großraum Wien nach St.<br />

Anna am Aigen gebrachten Juden wurden<br />

noch vor Ende der Stellungsbauarbeiten nach<br />

Wien zurückgeschickt, so z. B.Ladislaus Dér.<br />

Die anderen „Strasshofer Juden“ mussten bis<br />

zum Abbruch des Stellungsbaus in St. Anna<br />

am Aigen weiterarbeiten und wurden Ende


Simson Schvarc mit seiner Frau Dvora-Vera in Tel Aviv 2005 – Simson Schvarc z ženo Dvora-Vera v Tel Aviv-u 2005<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

213


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

März 1945 gemeinsam mit den jüdischen Arbeitsdienstlern<br />

vorerst bis Gnas getrieben. 62 In<br />

Gnas, wo drei jüdische Zwangsarbeiter verstarben,<br />

erhielten die halb verhungerten Juden<br />

von einigen Ortseinwohnern Lebensmittel,<br />

ehe der Todesmarsch über Gleisdorf, Graz, Präbichl<br />

(wo viele Zeugen des berüchtigten Massakers<br />

wurden) weiter nach Mauthausen ging.<br />

Die Kolonne von Simson Schvarc war langsamer<br />

unterwegs und wurde bereits vor Graz<br />

von den Sowjets befreit.<br />

Im Barackenlager bei Aigen (nahe Kramarovci)<br />

wurde eine größere Zahl von schwer<br />

kranken Juden zurückgelassen, unter ihnen<br />

auch Sandor Vandor. 63 Am 4. April 1945 kam<br />

noch ein kranker Jude aus diesem Lager nach<br />

Deutsch Haseldorf, um für seine Kameraden<br />

im Lager Lebensmittel zu holen. Es konnte einiges<br />

gesammelt werden, und Alois Gangl aus<br />

Deutsch Haseldorf wollte diese Lebensmittel<br />

mit seinem Wagen zum Lager bringen. Da die<br />

sowjetischen Soldaten an diesem Tag aber bereits<br />

von Fikšinci/Füchselsdorf herüberschossen,<br />

kehrte Gangl jedoch um. Der kranke Jude<br />

ging mit einigen Lebensmitteln allein zurück<br />

ins Lager. 64<br />

Bereits am nächsten Tag hatten die russischen<br />

Soldaten das Barackenlager in der „Höll“ erreicht,<br />

die ungarischen Juden waren befreit,<br />

und die wenigen noch Marschfähigen unter<br />

ihnen begaben sich zu Fuß auf den Weg nach<br />

Ungarn. Zurück blieben im Barackenlager die<br />

Toten und Sterbenden. Auch ihre Gräber sind<br />

bis heute unentdeckt.<br />

In der burgenländischen Nachbargemeinde<br />

Neuhaus am Klausenbach (Stellungsbau-Unterabschnitt<br />

V/4 Kalch) waren ebenfalls ungarische<br />

Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt. 65<br />

Als Unterkünfte dienten die Schulhäuser von<br />

Neuhaus am Klausenbach und ein Privathaus<br />

214<br />

in Kalch, während in der Schule von Kalch<br />

schließlich die Krankenstation eingerichtet<br />

wurde. Die in der Schule von Kalch verstorbenen<br />

Juden wurden in einem nahen Waldstück<br />

begraben (die sieben Leichen wurden erst 1988<br />

exhumiert und auf den jüdischen Friedhof in<br />

Rechnitz umgebettet).<br />

Aufgrund der ebenfalls fürchterlichen hygienischen<br />

Verhältnisse brach auch im Stellungsbau-Unterabschnitt<br />

V/4 Kalch unter den Juden<br />

bald Flecktyphus aus. Die Kranken wurden in<br />

einem aus Zelten bestehenden Notlazarett<br />

nahe Krottendorf (zwischen Kalch und Neuhaus<br />

am Klausenbach) isoliert, um eine weitere<br />

Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Sie<br />

wurden zwar entlaust, erhielten aber keine<br />

geeigneten Medikamente. Am 23. März 1945<br />

wurden schließlich ca. 100 erkrankte ungarische<br />

Juden von einem SS-Kommando in einem<br />

Wald nahe des Zeltlagers bei Krottendorf erschossen<br />

und gleich dort in einem Massengrab<br />

verscharrt. 66 Im September 1969 wurden die<br />

sterblichen Überreste von 83 Toten aus dem<br />

Grab in Krottendorf geborgen und auf dem jüdischen<br />

Friedhof in Graz bestattet. 67<br />

Die Erinnerungen von Simson Schvarc und<br />

Sandor Vandor. Abschließend folgen die Berichte<br />

der beiden Überlebenden Simson Schvarc<br />

und Sandor Vandor über ihren Zwangsarbeitseinsatz<br />

beim Stellungsbau im Raum St. Anna<br />

am Aigen. Beide traten rund 60 Jahre nach<br />

dem Krieg unabhängig voneinander mit der<br />

Gemeinde St. Anna am Aigen in Kontakt, um<br />

für die Hilfe der dortigen Zivilbevölkerung zu<br />

danken, die mit ein Grund dafür war, dass sie<br />

den mörderischen Einsatz überlebten. 68<br />

Simson Schvarc (geb. 1929 in der Nähe der<br />

ungarischen Stadt Miskolc) wurde nach dem<br />

Einmarsch der deutschen Armee im März


1944 mit seiner Mutter und zwei Geschwistern<br />

ins Ghetto Miskolc-Diósgyör gebracht,<br />

während sein Vater und sein ältester Bruder<br />

in eine jüdische Arbeitseinheit der ungarischen<br />

Armee eingezogen wurden. Der Vater kam<br />

dann ins KZ Mauthausen und ist dort umgekommen,<br />

während der große Bruder die KZ<br />

Buchenwald-Auschwitz und Theresienstadt<br />

überlebte (er lebt nun heute in Kanada). Aus<br />

dem Ghetto Diósgyor wurden die Mutter und<br />

der kleine Bruder nach Auschwitz deportiert,<br />

wo beide umkamen. Simson Schvarc und sein<br />

Bruder Itzhak wurden von einem ungarischen<br />

Offizier aus dem Ghetto gerettet, der sie zum<br />

Arbeitsdienst einzog. Itzhak kam aber bald ins<br />

KZ Dachau, das er ebenfalls nicht überlebte.<br />

Über Umwege gelangte der damals noch keine<br />

16 Jahre alte Simson Schvarc schließlich zum<br />

Arbeitseinsatz nach St. Anna am Aigen, wo er<br />

vorerst in Vereinsheim (Theatersaal) untergebracht<br />

war. Er berichtete in einem Brief vom<br />

9. März 2005 an den Verfasser über seine Erinnerungen:<br />

„Ende Dezember 1944 verfrachtete man uns in<br />

einen Güterzug, 80 Menschen gepfercht in einem<br />

Waggon, es gab nicht einmal Platz zum<br />

Hinsetzen, 3 Tage und Nächte ohne Verpflegung<br />

und Wasser befanden wir uns auf dem<br />

Weg nach Österreich in eine Stadt namens<br />

Fehring. Von dort zu Fuß nach St. Anna. Der<br />

Ort war mit Stacheldraht vergittert […] Früher<br />

war das ein Kino. Man hat innen alles geändert<br />

und mit 3-stöckigen Holzbetten ausgestattet,<br />

wo Hunderte Juden hineingepfercht<br />

wurden.<br />

Es gab keine Matratzen, keine Heizung, kein<br />

Wasser oder Toiletten. Monatelang wechselte<br />

ich keine Kleider, der Gestank war unerträglich.<br />

Mittlerweile erkrankte ich an Flecktyphus<br />

mit sehr hohem Fieber. Unter uns gab es<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

einen Tierarzt namens Dr. Winkler, der mich<br />

nicht in die Krankenstube gehen ließ, da alle,<br />

die sich dort hinwandten, nicht mehr zurückkamen.<br />

Sie wurden einfach hingerichtet. Dr.<br />

Winkler kümmerte sich um die Kühe von Bauern<br />

und war im Dorf eine sehr bekannte Figur.<br />

Nachdem ich die Krankheit überstanden<br />

hatte, erkrankte Dr. Winkler, und ich habe ihn<br />

am Feld in St. Anna begraben. Auf der Pritsche<br />

neben mir lag ein guter und treuer Mensch namens<br />

Jenö Berger. Er war 42 Jahre alt, sprach<br />

einige Tage lang nicht, verschloss sich gegenüber<br />

den anderen, ich versuchte ihm zu helfen,<br />

mit dem Trinken, wo ich nur konnte. Aber es<br />

half gar nichts. Er schlief in der Nacht ein, und<br />

in der Früh war er tot. Das war für mich ein<br />

schwerer Schlag. Auch ihn habe ich begraben.<br />

(Dr. Winkler und Jenö Berger wurden auf dem<br />

Friedhof oder außerhalb begraben. Auch andere<br />

Tote wurden dort begraben, aber ich kenne<br />

deren Namen nicht.) Die Wächter waren<br />

Ukrainer, die sich den Deutschen angeschlossen<br />

haben, und sie waren grausam. Oft bedrohten<br />

sie die Frauen von St. Anna mit ihren<br />

Gewehren, wenn diese unterhalb ihrer Tücher<br />

Essenspakete versteckten und über den Zaun<br />

warfen. Die Wächter verjagten sie, indem sie<br />

ihnen mit ihren Waffen drohten. Über die<br />

weiblichen Bewohner des Dorfes kann ich nur<br />

Gutes sagen.<br />

Zur Arbeit gingen wir, begleitet von Wächtern,<br />

zu Fuß. Wir gingen einige Kilometer, wir<br />

arbeiteten mit den bloßen Händen, bauten<br />

Panzergraben. […] Das Essen, das wir zeitig<br />

in der Früh ausgeteilt erhielten, war ein Löffel<br />

Suppe aus Trockengemüse ohne Salz und etwa<br />

200 Gramm trockenes Brot. Nach einer Zeit,<br />

im Februar oder März, verlegte man uns in ein<br />

Zeltlager. (Das Lager war in der Nähe unserer<br />

Arbeitsstätte, wo wir an dem Panzergraben ar-<br />

215


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Sandor Vandor 2005 in St. Anna am Aigen – Sandor Vandor 2005 v St. Anna-i am Aigen<br />

216<br />

￱ fotografija: F .J. Schober


eiteten.) Wir waren zwanzig Personen in einem<br />

Zelt. Das Lager war nicht umzäunt.<br />

Eines Tages flohen aus dem Lager einige Personen<br />

nach Ungarn oder Slowenien. Die Rote<br />

Armee der Russen war bereits in der Nähe der<br />

österreichischen Grenze. Als Strafe wurde jeder<br />

zehnte Häftling hingerichtet, auch diejenigen,<br />

die krank waren. Die Tage waren sehr<br />

schwer, die Kälte war weit unter null Grad.<br />

Ende März führte man uns in Richtung der<br />

Stadt Graz. Wir gingen zu Fuß, ohne Essen,<br />

Menschen fielen unterwegs um, die Wächter<br />

erschossen sie.<br />

Als wir 5 Kilometer vor Graz waren, liefen die<br />

Wächter davon, wir waren nur wenige geblieben.<br />

Wir kamen in ein Dorf und versteckten<br />

uns auf einem Heuboden. Tags darauf gingen<br />

wir auf Essenssuche, und da kam eine Gruppe<br />

von SS-Soldaten und stellte uns zum Erschießen<br />

auf. Plötzlich erschien ein Mann mit einer<br />

Gipshand, ich weiß nicht mehr, woher er kam,<br />

und sagte den Soldaten, dass wir ungarische<br />

Zöglinge seien, und die Soldaten gingen weg.<br />

Der Mann, der uns gerettet hatte, das wurde<br />

mir im Nachhinein erzählt, war der Bürgermeister,<br />

wir sahen ihn nie wieder.<br />

Einige Stunden später kamen die Panzer der<br />

Roten Armee und befreiten uns. Sie bewegten<br />

sich weiter in Richtung Graz, wir gingen<br />

zu Fuß in Richtung ungarische Grenze.<br />

Ich kam im Juni 1945 nach Budapest, mager,<br />

krank, man musste mir 6 Zähne ziehen, seelisch<br />

und körperlich angegriffen, ohne Familie.<br />

Die ,Joint’-Organisation half mir und sorgte<br />

für mich. Ich wohnte in einem Internat mit<br />

noch Dutzenden Kindern wie mich, ohne Eltern,<br />

ohne häusliche Stütze, nur mit schrecklichen<br />

Erinnerungen. Im Jahre 1948 wanderte<br />

ich nach Israel aus und begann ein neues Leben.“<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

Sandor Vandor (geb. 1925) stammte aus der<br />

ungarischen Stadt Rákospalota, die heute ein<br />

Teil von Budapest ist. Im Mai 1944 musste er<br />

zu einem jüdischen Arbeitsbataillon der ungarischen<br />

Armee einrücken. Zur selben Zeit<br />

musste sich auch sein Vater bei einem anderen<br />

Arbeitsbataillon melden. Waffen durften die<br />

Juden nicht tragen, wohl aber wurden sie zur<br />

Arbeit herangezogen.<br />

Vandors Arbeitsbataillon musste später von<br />

Szöny (bei Komarom) in Richtung Österreich<br />

(damals Teil des Deutschen Reiches) marschieren.<br />

Bis zur ungarischen Grenze wurden<br />

die Angehörigen des jüdischen Arbeitsbataillons<br />

von ungarischen Soldaten bewacht, die<br />

sie oft sehr grob behandelten. In der Gegend<br />

von Sopron wurde die Grenze zum damaligen<br />

Deutschen Reich überschritten, und die Männer<br />

wurden in deutschen Gewahrsam genommen.<br />

Die Arbeitskompanie von Sandor Vandor marschierte<br />

dann weiter bis nach St. Anna am Aigen,<br />

das sie im Jänner 1945 erreichte. Die ungefähr<br />

150 jüdischen Männer im Alter zwischen<br />

ca. 18 und 40 Jahren wurden in einem heute<br />

nicht mehr bestehenden Gebäude nahe dem<br />

Kaufhaus Lippe untergebracht, in dem primitive<br />

Schlafräume mit zweistöckigen Schlafkojen<br />

eingerichtet worden waren. 69<br />

Das Areal wurde von deutschen Soldaten und<br />

SS bewacht. Zweimal täglich gab es Essen.<br />

Das Frühstück bestand aus einer Flüssigkeit,<br />

die Kaffee genannt wurde, und einem Stück<br />

Brot, auf dem manchmal Marmelade war. Als<br />

Abendessen erhielten die jüdischen Arbeiter<br />

ebenfalls eine Flüssigkeit, die nun Suppe genannt<br />

wurde. Für die harte Arbeit, die von den<br />

Juden geleistet werden musste, war die Nahrung<br />

zu wenig und zu minderwertig. Die allgemeine<br />

Gesundheitslage war daher schlecht,<br />

217


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

es gab weder eine Krankenstube noch irgendeine<br />

medizinische Hilfe.<br />

Täglich musste die jüdische Arbeitskompanie<br />

unter SS-Bewachung von St. Anna am Aigen<br />

zur Arbeitsstelle marschieren. Die Juden<br />

mussten südlich von St. Anna am Aigen einen<br />

Panzergraben mit Spaten, Pickeln und Schaufeln<br />

ausheben. An der Arbeitsstelle wurden<br />

die Männer von Soldaten bewacht. Wenn das<br />

tägliche Arbeitssoll erfüllt war, konnten die<br />

10-köpfigen Arbeitsgruppen ins Lager zurückgehen,<br />

dort wurde ihre Vollzähligkeit kontrolliert.<br />

Obwohl es von den Wachmannschaften und<br />

deren ukrainischen Helfern öfters harte Schläge<br />

gab, hatte Vandor selbst kaum Probleme mit<br />

den Bewachern. Nach der Erinnerung von Sandor<br />

Vandor trugen er und die anderen Arbeitsdienstler<br />

keinen gelben Stern, sondern mussten<br />

gelbe Armschleifen tragen, die sie als Juden<br />

kennzeichneten.<br />

Sandor Vandor erinnert sich besonders dankbar,<br />

dass sie einige Male Hilfe von der Zivilbevölkerung<br />

aus St. Anna am Aigen und den<br />

Umgebungsdörfern erhielten. Es kam mehrmals<br />

vor, dass zur Feldarbeit gehende Frauen<br />

Essenspakete entlang der Straße liegen ließen,<br />

die dann von den jüdischen Arbeitern gefunden<br />

wurden und deren Überleben erleichterten.<br />

Sandor Vandor und sein Jugendfreund Gyuri,<br />

der ebenfalls aus Rákospalota war, konnten<br />

auch einige Male über den das Lager umgebenden<br />

Zaun springen und sich davonschleichen,<br />

um Essen zu suchen. Sie bekamen öfters von<br />

den einheimischen Frauen etwas zum Essen<br />

zugesteckt. Einmal wurden sie sogar von zwei<br />

Mädchen bzw. jungen Frauen ins Haus hinein<br />

geholt und mit Eierspeisbroten bewirtet. Einem<br />

Juden zu helfen, war nach den national-<br />

218<br />

sozialistischen Gesetzen strafbar. Diese jungen<br />

Frauen waren aber besonders mutig und<br />

gegenüber den NS-Gesetzen ungehorsam.<br />

Um die vierte Woche des März 1945 erkrankten<br />

etwa 40 Männer an Typhus. Sie erhielten<br />

keine Medikamente, sondern wurden vom<br />

Rest der Arbeitskompanie abgesondert. Vandors<br />

Jugendfreund Gyuri blieb vorerst im Lager<br />

in St. Anna am Aigen. Er musste später mit<br />

dem Rest der Arbeitskompanie den „Todesmarsch“<br />

ins Konzentrationslager Mauthausen<br />

mitmachen, hat aber überlebt. Er kehrte nach<br />

Ungarn zurück, emigrierte aber in die USA<br />

und starb dort bereits 1970.<br />

Der an Typhus erkrankte Sandor Vandor wurde<br />

mit den ungefähr 40 anderen Kranken ins<br />

Barackenlager (im Bereich „Höll“) südlich von<br />

St. Anna am Aigen gebracht. Gyuri stützte ihn<br />

auf dem Weg zum Barackenlager und kehrte<br />

dann wieder ins Lager nach St. Anna am Aigen<br />

zurück. Die Kranken wurden zum Sterben<br />

im Barackenlager zurückgelassen. Sie wurden<br />

auch nicht bewacht (es gab keinen Grund<br />

dazu, denn keiner war in der Verfassung, davonlaufen<br />

zu können). Sie wurden nicht ärztlich<br />

behandelt, es gab auch kein Essen. Von irgendwo<br />

kam ein wenig verschimmeltes Brot,<br />

unzählige Menschen starben links und rechts<br />

von Vandor.<br />

Am 4. April 1945 am späten Nachmittag konnte<br />

Sandor Vandor beobachten, wie ein deutscher<br />

Soldat ein Maschinengewehr auf dem<br />

zentralen Platz (Exerzierplatz) des Barackenlagers<br />

aufstellte. Was er damit wollte, ist nicht<br />

klar. 70 Dann kam aber ein weiterer Soldat auf<br />

einem Fahrrad, nach einem kurzen Gespräch<br />

packte der erste Soldat sein Maschinengewehr<br />

wieder ein, und beide verschwanden in Eile.<br />

In der Früh des 5. April 1945 sah Vandor<br />

russische Soldaten, hatte aber keinen direk-


ten Kontakt mit ihnen. Jedenfalls waren die<br />

noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter von<br />

den Nazis befreit. Es waren im Barackenlager<br />

vielleicht noch 20 Zwangsarbeiter am Leben,<br />

großteils in allerschlechtestem Gesundheitszustand.<br />

Vandor erzählte den anderen die Neuigkeit<br />

von den russischen Soldaten. Mit einer<br />

Gruppe von vielleicht noch fünf Kameraden<br />

begab er sich sofort auf den Weg nach Ungarn.<br />

In ihrem Zustand schafften sie am ersten Tag<br />

gerade einmal drei Kilometer. Dort trafen sie<br />

auf eine Kompanie russischer Soldaten, die<br />

Verpflegung und ein Feldspital hatten. Ein Geheimdienstoffizier<br />

verhörte die ungarisch-jüdischen<br />

Zwangsarbeiter, dann konnten sie im<br />

russischen Lager schlafen. Sie gingen in den<br />

nächsten beiden Tagen bis zur Bahnlinie (die<br />

von Murska Sobota nach Norden bis nach Ungarn<br />

führte) und konnten von dort mit einem<br />

Zug bis in einen Vorort von Budapest mitfahren.<br />

Der ebenfalls in einem Arbeitsbataillon dienende<br />

Vater von Sandor Vandor hatte auch überlebt.<br />

Während der Abwesenheit der Männer<br />

waren die Mutter und die Schwester von Sandor<br />

Vandor nach Auschwitz gebracht worden.<br />

Die Mutter wurde sofort nach der Ankunft in<br />

Auschwitz vergast, die Schwester überlebte.<br />

Im Zuge der durch die Niederschlagung des<br />

ungarischen Volksaufstandes entstandenen<br />

großen Fluchtbewegung verließ Sandor Vandor<br />

mit seiner Frau und seinem Sohn Mitte<br />

November 1956 Ungarn und erreichte bei<br />

Deutschkreutz Österreich. Anfang Dezember<br />

1956 wurde in Wien noch sein jüngerer Sohn<br />

geboren, ehe die Familie nach Amerika (USA)<br />

emigrierte.<br />

ANMERKUNGEN<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

1 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg, in: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung<br />

– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff; ders., Noch<br />

mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur<br />

Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg, in: Blätter für Heimatkunde,<br />

75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff.<br />

2 Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-<br />

Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, S. 132, S. 133, S. 143 u. S. 193,<br />

bringt einige Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die<br />

Mehrzahl dem ,auserwählten Volke’ angehörte“; 1918: „allerdings 90 %<br />

Juden“ und „meist ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist<br />

aus Israel“ u. 1928: „Sehr viele Juden!“. Bei der Darstellung in der Chronik<br />

ist zu berücksichtigen, dass sie nicht frei von Antisemitismus ist und daher<br />

möglicherweise die Zahl der Juden höher einschätzt als diese tatsächlich<br />

war, z. B.90 %. Aber zweifellos war Gleichenberg bei Juden beliebt.<br />

3 Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene... Wien<br />

1975, S. 56ff., S. 67 u. S. 122f.<br />

4 Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen<br />

Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49; Special-Orts-<br />

Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche<br />

und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien<br />

1893, S. 74; Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche<br />

und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien<br />

1905, S. 70; Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von<br />

Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36.<br />

5 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 38; Mathias<br />

Macher, Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Kurort.<br />

Graz 1873, S. 24.<br />

6 Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort<br />

Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark.<br />

Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. S. 46.<br />

7 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien – Leipzig 1892,<br />

S. 114.<br />

Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und in<br />

Gries bei Bozen (Wintersaison).<br />

8 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19; Emil<br />

Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S.<br />

68.<br />

9 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 96 u. S. 114; Georg Ensbruner,<br />

Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gleichenberg o. J. (1923), S. 57.<br />

10 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84.<br />

11 Dr. Rudolf Grasmug sei herzlichst für viele wertvolle Hinweise gedankt.<br />

12 Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906,<br />

S. 79.<br />

13 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48.<br />

14 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 133; Adressenbuch<br />

von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1927 u.1929, S. 238<br />

bzw. S. 130.<br />

Die Villa „Dreibaum“ brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der<br />

„Gleichenbergerhof“.<br />

15 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 125; Heidemarie Uhl,<br />

Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der<br />

nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des<br />

Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, in: Stefan Riesenfellner<br />

– Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz<br />

und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.<br />

Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.<br />

16 Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S.<br />

44f.<br />

17 Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte<br />

Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884.<br />

18 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 6; Karl W. Gawalowski (Hg.),<br />

Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 1914, S. 345; StLA, BG Feldbach,<br />

KG Bad Gleichenberg, EZ 191.<br />

19 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca.<br />

1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34; Wilhelm K. Rauch, Bad<br />

Gleichenberg und seine Ärzte 1772–1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff.<br />

Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte sei Herrn Dr.<br />

Rudolf Grasmug herzlich gedankt.<br />

219


Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

20 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 27.<br />

21 Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a. d. Mur 1925, S. 51;<br />

Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929,<br />

S. 130; Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935.<br />

22 Heimo Halbrainer – Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu<br />

einem jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark, in: Korso,<br />

2. Jg., Nr. 9. Graz 1988.<br />

23 Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige<br />

Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark, in: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung<br />

– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211; StLA, Arisierung<br />

1938–45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger sei für seine<br />

Hinweise besonders gedankt.<br />

Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich „Villa Schuch“ genannt. Sie war<br />

eine der originellsten Villen des Kurortes und brannte bei Kriegsende 1945<br />

ab. Heute steht an seiner Stelle der „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des<br />

israelitischen Spitals in Bad Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten<br />

Weltkrieg und wurde Jahre später abgetragen.<br />

24 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 292; Anatol P.<br />

Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der Zeit. Graz 1988, S. 201f u. S.<br />

207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen Büchern von Fuksas über<br />

Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das einstige jüdische Leben in Bad<br />

Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen Buch „Skizzen der Zeit“<br />

erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote z. B., dass bis 1938 der<br />

Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwassers noch in den Händen<br />

eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1837–1997. Erste Kursaison –<br />

Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet man auf Seite 65f. noch einen<br />

kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten Gleichenberger Kuraufenthalt<br />

und das Buch „Die vergebliche Warnung“ des Schriftstellers Manès<br />

Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen jüdischer Herkunft.)<br />

25 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 22 u. 27; Siglinde Bolbecher<br />

– Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien –<br />

München 2000, S. 545.<br />

26 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 295.<br />

27 Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen, S. 123.<br />

28 Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945<br />

rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg, in: Feldbacher Beiträge<br />

zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 115ff.<br />

29 Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman.<br />

Locarno 1976, S. 300ff; Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung<br />

F. J. Schober.<br />

30 Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald<br />

bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die<br />

Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen<br />

Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach<br />

Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2<br />

gesendet).<br />

31 Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945, S.<br />

116ff.<br />

32 Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und<br />

Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97; Eleonore Lappin, Die<br />

Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark, in: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung –<br />

Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.<br />

33 Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von<br />

ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945.<br />

Wien 1999, S. 215f.<br />

Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern in Radkersburg<br />

– wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine weiteren<br />

Hinweise.<br />

34 Desider Schwarz (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew)<br />

WO (= War Office) 310/143.<br />

35 Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Georg Fischer in Budapest<br />

(23.12.1946), Privatbesitz; Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der<br />

Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52. Zur Auslieferung der jüdischen<br />

Budapester/innen siehe: László Varga, Ungarn, in: Wolfgang Benz (Hg.),<br />

Dimensionen des Völkermordes. München 1991, S. 349; Szabolcs Szita,<br />

Verschleppt – verhungert – vernichtet. , S. 195.<br />

36 Chronik der Volksschule Klöch.<br />

37 Watzek-Chronik (16.3.1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg.<br />

38 Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F. J. Schober.<br />

220<br />

39 Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der<br />

Juden in Österreich, St. Pölten); Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star.<br />

A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff.<br />

40 PRO WO 310/167; Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947,<br />

S. 2; Wahrheit, 11.11.1947, S. 2.<br />

41 Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO (Foreign Office) 1020/2059; Franz<br />

Josef Schober, 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98,<br />

in: Heinrich Kranzelbinder – Günther Prutsch – Franz Josef Schober,<br />

Ratschendorf. Vom Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer<br />

südoststeirischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310; Alfred<br />

Kolleritsch, Von der schwarzen Kappe, in: Gespräche im Heilbad. Salzburg<br />

1985, S. 49; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews<br />

through Austria in the spring of 1945, in: Yad Vashem Studies XXVIII.<br />

Jerusalem 2000, S. 231f.<br />

42 Chronik der Volksschule Klöch; Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von<br />

Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz; Cäcilia Schönberger<br />

(16. u. 23.5.2005), Sammlung Franz Josef Schober; Eleonore Lappin, The<br />

Death Marches of Hungarian Jews, S. 220.<br />

43 Chronik des Gendarmeriepostens Klöch; Grenzbote, 31.8.1947, S. 5.<br />

44 Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, S. 2.<br />

45 Das Steirerblatt, 14.11.1947, S. 2; Neue Zeit, 14.11.1947, S. 3; Wahrheit,<br />

14.11.1947, S. 3.<br />

46 Das Steierblatt, 10.12.1947, S. 2; Neue Zeit, 10.12.1947, S. 3; Wahrheit,<br />

10.12.1947, S. 3.<br />

47 Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13.<br />

48 Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher<br />

Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart<br />

wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden<br />

im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien,<br />

Mappe KZ-Friedhöfe.<br />

49 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u.<br />

26.4.2005), Sammlung F. J. Schober.<br />

50 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna<br />

am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988,<br />

S. 130 u. 135f.<br />

51 Anton Rutte (25.5.1946), PRO WO 310/144.<br />

52 Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz<br />

ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ<br />

Mauthausen (1944/45), in: Dokumentationsarchiv des österreichischen<br />

Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91; Franz Eftimov<br />

(26.3.1966), AdR BuMinl 91. 348-18/62.<br />

53 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.<br />

54 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273; Ladislaus<br />

Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71; Imre Weisz, Moreshet D.<br />

2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in<br />

Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie<br />

hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise<br />

Einsicht gewährt.)<br />

55 Shmuel Roth, Moreshet A. 1476; Szabolcs Szita, Zwangsarbeit,<br />

Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung<br />

in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge<br />

1944–1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106.<br />

56 Chronik des Marktes St. Anna am Aigen.<br />

57 StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47.<br />

58 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.<br />

J. Schober.<br />

59 PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45); Neue Steirische Zeitung, 12.8.1945, S. 5.<br />

Angesichts der Daten der Erschießungsaktionen in anderen Lagern erscheint<br />

dieses Datum allerdings zu früh. Ein Mitglied des Erschießungskommandos<br />

soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am<br />

selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“.<br />

Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und<br />

Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es<br />

möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in<br />

der zweiten Märzhälfte stattfand.<br />

60 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.<br />

Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. J. Schober.<br />

61 Kleine Zeitung, 4.2.2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26.<br />

62 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143; Chronik der Pfarre St. Anna am<br />

Aigen; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews, S. 231f;<br />

Yad Vashem 05/89.


63 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273f.<br />

64 Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F. J. Schober.<br />

65 Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen<br />

Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch, in: Gerhard Baumgartner – Eva<br />

Müllner – Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse<br />

und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff; Karl Knapp<br />

(27.7.2005), Sammlung F. J. Schober.<br />

66 StLA, LG Graz Vg 869/45.<br />

67 Schreiben des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V.,<br />

6.9.1994.<br />

68 Von Josef Weinhandl, dem Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt ich<br />

dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor Vandor.<br />

Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete mir in einem<br />

umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit<br />

in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen wurden von ihm noch in<br />

einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. Sandor Vandor, der heute<br />

in Kalifornien lebt, schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe<br />

von E-Mails seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in<br />

St. Anna am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in<br />

St. Anna konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore<br />

Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war)<br />

noch viele Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von<br />

Sandor Vandor in: Bildpost, 30.6.2005, S. 12 u. Süd-Ost Journal, 20.7.2005,<br />

S. 45. Simson Schvarc und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld<br />

bei der Beantwortung meiner Fragen.<br />

69 Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude<br />

untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni<br />

2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren.<br />

70 Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude<br />

Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von der SS abgeholt und dann<br />

im Wald bei Röhrl erschossen wurden.<br />

Jüdisches Schicksal an der Grenze<br />

221


Judovska usoda<br />

Judovska usoda<br />

Dva delna vidika<br />

Na obeh straneh obmejnega potoka<br />

Kutschenitza/Kučnica so živeli do druge<br />

svetovne vojne tudi še pripadniki judovskega<br />

ljudstva oz. judovske vere.<br />

Zgodovino Judov mesta Radgone je temeljito<br />

raziskal Hermann Kurahs. 1 Heimo Halbrainer<br />

je v svojem obhodnem vodniku „Po sledeh<br />

protestantov, Judov, Romov in Slovencev v<br />

Bad Radkersburgu in okolici“ (Znanstvena<br />

knjižna zbirka Pavlove hiše, knjiga, 2a) posvetil<br />

zgodovini Judov v Radgoni eno poglavje.<br />

O zgodovini Judov v Prekmurju onstran<br />

Kučnice so poročali v zadnjem Signalu (letni<br />

zbornik Pavlove hiše 2004/05) Franc Kuzmič,<br />

Lászlo Németh in Beata Lazar. V nasprotju z<br />

bolj majhnim številom judovskega prebivalstva<br />

na področju Radgone (1934 je bilo še osem oseb)<br />

je bilo v Prekmurju v prvi polovici 20. stoletja še<br />

relativno veliko judovskih skupnosti (npr. 1921<br />

je v Murski Soboti/Muraszombatu/Olsnitzu<br />

živelo 179 Judov, v celotnem Prekmurju jih je<br />

bilo 642).<br />

Nacisti so na strahoten način pokončali nekoč<br />

cvetoče judovsko življenje v jugovzhodnem<br />

štajersko-slovenskem prostoru. 387 Judov<br />

iz Prekmurja je prišlo 1944 ob življenje v<br />

koncentracijskem taborišču Auschwitz ali na<br />

poti do tja, med njimi tudi iz Radgone izgnani<br />

zakonski par Moritz in Berta Neumann.<br />

Naslednji prispevek naj bi na kratko spomnil<br />

na dva nadaljna delna vidika „judovske usode<br />

na meji“. Na eni strani na nekoč veliko število<br />

judovskih zdraviliških gostov v jugovzhodnem<br />

štajerskem zdravilišču Bad Gleichenberg in na<br />

drugi strani na prisilno delo madžarskih Judov<br />

pri Stellungsbau/izgradnji obrambne linije leta<br />

222<br />

1945 na meji s Kučnico. Gospe Dr. Eleonore<br />

Lappin iz Institut für Geschichte der Juden<br />

in Österreich/Inštituta za zgodovino Judov<br />

v Avstriji (St. Pölten oz. Dunaj) se prisrčno<br />

zahvaljujem za možnost vpogleda v dragocene<br />

vire in za njeno veliko pomoč pri pripravi<br />

poglavja o prisilnem delu madžarskih judov<br />

pri izgradnji obrambne linije.<br />

Judovsko življenje v zdravilišču Bad<br />

Gleichenberg. 1837 je bilo prvo leto<br />

zdraviliške sezone jugovzhodnega štajerskega<br />

zdravilišča Gleichenberg (okraj Feldbach)<br />

katerega je ustanovil Mathias Constantin grof<br />

Wickenburg-ški. Medtem ko je bilo zdravilišče<br />

v naslednjih treh desetletjih obiskano predvsem<br />

s strani plemstva, visokih vojaških veljakov in<br />

bogatih meščanov, je bil Gleichenberg od ca.<br />

1870 tudi favoriziran cilj zdraviliških gostov<br />

judovske vere. Judovski zdraviliški gostje so<br />

bili predvsem iz Avstrije in Madžarske, pa tudi<br />

Poljske in Galicije.<br />

Šele ustavni zakon iz 1867 je prinesel Judom<br />

(več kot tri in pol stoletja po pregonu iz<br />

Štajerske 1496/97) enakopravnost z drugimi<br />

državljani in so se smeli ponovno neomejeno<br />

zadrževati na Štajerskem.<br />

Judovski zdraviliški gostje so do 1938<br />

predstavljali velik del gostov v Bad Gleichenbergu.<br />

2 Med njimi je bil od junija do septembra<br />

1921 tudi iz Galicije izvirajoč kasnejši pisatelj<br />

Manès Sperber (1905-1984), ki je na begu pred<br />

dogodki prve svetovne vojne s svojo judovsko<br />

družino 1916 dosegel Dunaj. 3<br />

Dejanske judovske skupnosti pa v Gleichenbergu<br />

ni bilo, kot kažejo tudi rezultati popisa<br />

prebivalstva. Izven od maja do septembra<br />

trajajoče zdraviliške sezone, torej tudi na<br />

konkreten ključni dan popisa prebivalstva<br />

(večinoma 31. december), ni bilo zdraviliških


gostov v Gleichenberg-u in tudi večina<br />

zdraviliških zdravnikov je odpotovala.<br />

Pri popisu prebivalstva 1880 v zdraviliškem<br />

kraju Gleichenberg ni bilo Judov, le ena oseba<br />

izraelske veroizpovedi v kraju Sulz. 1890 so<br />

v zdraviliškem kraju Gleichenberg našteli 11<br />

oseb izraelske veroizpovedi, 1900 je bilo še pet<br />

oseb. Pri popisu prebivalstva 1910 in 1934 ni v<br />

Bad Gleichenberg-u zaslediti nobenih Judov. 4<br />

Pomemben napotek glede visokega števila<br />

judovskih zdraviliških gostov v Gleichenbergu<br />

po uveljavitvi ustavnega zakona iz 1867 je, da<br />

je stavbenik Philipp Schweighofer iz Graz-a dal<br />

že 1869 urediti „judovsko košêr gospodarjenje<br />

s hrano” v pomožni zgrabi njegovega<br />

1849 zgrajenega „Berliner Hof-a“ (danes<br />

„Kirchenwirt“) v Gleichenberg-u. 5 1874/75 je<br />

Schweighofer dal takoj ob njegovem „Berliner<br />

Hof-u“ zgraditi vilo „Stadt Petersburg“ (kasneje<br />

imenovano „Charlottenburg“, danes občinski<br />

urad in ljudska šola), kamor je dal preseliti<br />

tudi košêr kuhinjo. Okoli 1880 so v restavraciji<br />

„Stadt Petersburg“ (Philipp-a Schweighofer-ja)<br />

ponudili „izraelsko kuhinjo“. Kratkoročno so v<br />

istem času ponudili „izraelsko kuhinjo“ tudi v<br />

restavraciji „Hohe Warte“, ki jo je vodila Helene<br />

Kremsier, k ponudbi so sodili tudi „izraelski<br />

kruh in pecivo“. 6<br />

1892 sta omenjeni izraelski kuhinji v 1883<br />

zgrajenem „Theresienhof-u“ (danes „Hotel<br />

Austria“) in v že 1847 zgrajenem „Wilhelmshofu“<br />

(1991 porušen). 7 Medtem ko se je košêr<br />

kuhinja iz „Wilhelmshof-a“ na prelomu stoletja<br />

preselila v ob njej stoječo vilo „Hungaria“ (danes<br />

internat „Rosenschlößl“), 8 naj bi „Theresienhof“<br />

do 30ih let prejšnjega stoletja ostal<br />

najpomembnejši prostor judovskega življenja<br />

v Gleichenberg-u. V hotelu „Theresienhof“ je<br />

bilo že 1892 v času zdraviliške sezone vsako<br />

soboto organizirano judovsko bogoslužje, tu<br />

Judovska usoda<br />

je bilo najti vse do 30ih let prejšnjega stoletja<br />

tudi molitveni prostor za judovske zdraviliške<br />

goste v Bad Gleichenberg-u. 9 Kot lastnika za<br />

judovsko življenje v Gleichenberg-u posebno<br />

pomembnega „Theresienhof-a“ je najti<br />

najprej Siegmund-a Breiner-ja, kasneje kot<br />

zakupnika Max-a Goldschmied-a in končno<br />

podjetje Horn & Imbermann. V tik pred<br />

izbruhom prve svetovne vojne izdani knjižici<br />

o zdraviliškem kraju Gleichenberg se ponuja<br />

v „Max Goldschmied hotelu in restavraciji<br />

‘Theresienhof’. ... odlična košêr Dunajska<br />

kuhinja“. 10<br />

V zdraviliškem kraju Gleichenberg je veliko<br />

let živel in delali tudi iz področja Papa na<br />

Madžarskem izvirajoči mož, ki obrezuje, košêr<br />

mesar in gostilničar Samuel Eisen, ki je v teku<br />

let iz začetnih skromnih službenih razmerij<br />

uspel priti do lastništva hotela. V Gleichenberg<br />

je prišel tik pred prelomom stoletja in najprej v<br />

času poletne sezone (sezona je v Gleichenbergu<br />

takrat trajala samo od maja do septembra)<br />

vodil v vasi Gleichenberg košêr lokal s hrano. 11<br />

Eisen je bil pozneje, začasno, za eno sezono v<br />

službi kot košêr mesar pri hotelirki Ernestine<br />

Tritsch (lastnici že omenjenih vil „Wilhelmshof“<br />

in „Hungaria“). V eni knjižici o Gleichenbergu<br />

iz leta 1906 je najti reklamo za „Salamon<br />

Eisen-jevo košêr kuhinjo v restavraciji Baumer“<br />

(= gostilna „Zur Hinterbrühl“ v Gleichenbergu<br />

št. 47). Ker je bila ta gostilna malo izven<br />

dejanskega zdraviliškega kraja ob cesti proti<br />

naselju Bärenreith, je bil gostom v času kosila<br />

brezplačno ponujen voz. 12 Ob poskusu, svoj<br />

košêr lokal prestaviti bliže zdraviliškemu<br />

kompleksu, je Salamon Eisen občutil učinek<br />

antisemitizma. Tik pred začetkom prve<br />

svetovne vojne je Samuel Eisen vodil tudi<br />

restavracijo z izraelsko kuhinjo v gostilni<br />

„Fünfkirchen“. 13 1919 je končno kupil v bližini<br />

223


Judovska usoda<br />

Gleichenberg-škega zdraviliškega kompleksa<br />

nahajajočo se vilo „Scherbaum“, ki se je kasneje<br />

imenovala „Hotel Eisen“ ali vila „Dreibaum“. 14<br />

Judovski gostilničar in hotelir Samuel<br />

Eisen je umrl 1924 v starosti 69 let in bil<br />

pokopan na judovskem pokopališču v bližini<br />

Trautmannsdorf-a, kjer je bilo izraelsko<br />

pokopališče za judovske zdraviliške goste iz<br />

Gleichenberg-a. 15 (Gleichenberg je do 1940 sodil<br />

k rimskokatoliški župniji Trautmannsdorf. Ker<br />

katoliška cerkev pokop drugovercev na svojem<br />

pokopališču ni dovoljevala, je bilo v bližini<br />

katoliškega pokopališča zasnovano judovsko<br />

pokopališče, na katerem je bilo med 1881 in<br />

1932 pokopano skoraj 100 umrlih.) Nagrobni<br />

kamen Samuel-a Eisen-a je eden redkih danes<br />

še ohranjenih nagrobnikov na judovskem<br />

pokopališču v Trautmannsdorf-u.<br />

V Gleichenberg-u sta ponujali dve bolnišnici,<br />

ena katoliška in ena izraelska, tudi revnim<br />

pacientom možnost obiska zdravilišča. 16<br />

Katoliška bolnišnica „Zum Pilger“ je bila<br />

zgrajena že 1844 in je bila v času poletne<br />

sezone oskrbovana s strani graških „sester<br />

usmiljenk“.<br />

1883/84 je bila s strani „Verein zur Errichtung<br />

eines israelitisches Hospitales in Gleichenberg/<br />

Društva za izgradnjo izraelske bolnišnice<br />

v Gleichenberg-u “ zgrajena bolnišnica. Ob<br />

otvoritvi 23. junija 1884 je imel slavnostni<br />

govor dunajski višji rabin Dr. Adolph Jellinek. 17<br />

Izraelska bolnišnica „Zur Barmherzigkeit“<br />

(lastnik: Israelitische Kultusgemeinde Wien/<br />

Izraelska verska skupnost Dunaj) je imela 1892<br />

8 postelj in je bila omenjena tudi v štajerskem<br />

Hand- und Reisebuch/Priročniku za potovanje<br />

iz 1914. 18 Kot ordinarij izraelske bolnišnice<br />

je do ca. 1910 naveden Dr. Paul Hönigsberg,<br />

kateremu je sledil Dr. Josef Kentzler. Ob iz<br />

Slavonije izvirajočem Dr. Hönigsberg-u (ta<br />

224<br />

je bil v zimski sezoni zdraviliški zdravnik v<br />

Meran-u) in ob iz madžarskega Debrecena<br />

prihajajočem Dr. Kentzler-jem sta bila v<br />

letih okoli 1900 tudi še Dr. Martin Szigeti iz<br />

madžarskega Kecskemét-a (pozimi zdraviliški<br />

zdravnik v Opatiji/Abazzia) in Dr. David<br />

Kaufer iz madžarske Peč-i/Fünfkirchen (on<br />

je bil pozimi prav tako zdraviliški zdravnik<br />

v Meran-u) zdraviliška zdravnika izraelske<br />

veroizpovedi v Gleichenberg-u. 19<br />

V času med obema vojnama (1919-1938)<br />

so trije judovski zdravniki iz Dunaja in<br />

Budimpešte prestavili svoje prakse v času<br />

sezone v Bad Gleichenberg. S tem so poskrbeli,<br />

da je tudi veliko njihovih pacientov za njimi<br />

pripotovalo na zdravljenje v zdravilni kopeli.<br />

To je pripeljalo tudi do upoštevanje vrednega<br />

povečanja frekvence gostov. 20<br />

V 20ih in 30ih letih prejšnjega stoletja je bilo ob<br />

že tradicionalnem judovskem „Theresienhof-u“<br />

(lastnik Horn & Imbermann) in hotelom Eisen<br />

(lastnik Samuel Eisens Erben) najti tudi še v<br />

„Franzensburg-u“ (lastnik S. Komet) judovski<br />

lokal s hrano. 21<br />

Po „priključitvi“ in nacističnem prevzemu<br />

oblasti marca 1938 so bile v Bad Gleichenbergu<br />

s strani gestapa zasežene izraelska<br />

bolnišnica (lastnik je bila Izraelska verska<br />

skupnost Dunaj) in mnoge vile. 22 Med temi<br />

vilami (katerih lastniki so bili večinoma<br />

iz Dunaja) sta bili, že večkrat zaradi svoje<br />

izraelske kuhinje omenjeni vili „Theresienhof“<br />

in „Villa Dreibaum“, nekdanja last Samuel-a<br />

Eisen-a. „Villa Dreibaum“ je bila potem sedež<br />

Ortsgruppe/krajevne sekcije NSDAP, izraelsko<br />

bolnišnico je uporabljala SA in HJ. 23<br />

V dnevih „priključitve“ 1938 so nacisti<br />

vzeli v „preventivni pripor“ približno 30<br />

let v Gleichenberg-u delujočega in živečega<br />

lekarnarja Mag. Julius Roda. Kasneje so ga


skupaj z družino in le malo prtljage spravili do<br />

nove nemško – madžarske meje in jih izgnali<br />

na Madžarsko. Prej so še v juniju 1938 mnogi<br />

nacisti pred njegovo hišo vpili: „Juda verrecke!<br />

Juden hinaus!/Jud crkni! Judi proč!“. 24<br />

Lekarnar Mag. Julius Roda je kot njegov brat,<br />

znani pisatelj Alexander Roda (ta je bil večkrat<br />

na obisku pri bratu v Bad Gleichenberg-u),<br />

že pred desetletji konventiral iz mojzesovske<br />

k rimskokatoliški veri (oba sta bila rojena s<br />

priimkom Rosenfeld). 25<br />

Izraelsko pokopališče za zdraviliške goste iz<br />

Gleichenberg-a v bližnjem Trautmannsdorf-u<br />

(na katerem je bilo med 1881 in 1932 pokopanih<br />

94 umrlih) je bilo v „kristalni noči“ (9./10.<br />

novembra 1938) oskrunjeno. Majhna obredna<br />

hiša je bila zažgana, nagrobniki prevrnjeni. 26 V<br />

naslednjih letih je ob pokopališkem zidu izginila<br />

tudi večina nagrobnikov. 27 Na pokopališču v<br />

Trautmannsdorf-u spominjata danes le še dva<br />

nagrobna spomenika na čas pred 1938: eden za<br />

Jakob-a Pohoryles-ka (1861-1921) in drugi za<br />

1924 umrlega Gleichenberg-škega gostilničarja<br />

(hotelirja) Salamon-a Eisen-a.<br />

1947/48 so bili na pokopališču v<br />

Trautmannsdorf-u pri Bad Gleichenbergu<br />

pokopane tudi, ob koncu vojne na meji s<br />

Kučnico na področju Klöch – St. Anna am<br />

Aigen umorjene, judovske NS- žrtve. Samo<br />

dva nagrobnika spominjata na žrtve leta<br />

1945: en nagrobni kamen za Ernö Ackermana<br />

(1945) in en nadaljni nagrobni kamen za<br />

Otto-a Neuwalder-ja (1924-1945), ki nosi tudi<br />

napis: „V spomin tukaj počivajočim judovskim<br />

mrtvim in žrtvam let 1938–1945“.<br />

Judi na prisilnem delu pri izgradnji<br />

obrambne linije 1945 na meji s Kučnico.<br />

Postavitev „obrambne linije rajha“ 1944/45.<br />

Na osnovi katastrofalnega vojaškega položaja<br />

Judovska usoda<br />

Velike Nemčije so poleti 1944 stekle priprave<br />

za obrambo meja rajha. V obrambno linijo<br />

imenovano „Reichsschutzstellung/obrambna<br />

linija rajha“ ali „Südostwall/jugovzhodni<br />

okop“ naj bi bil vključen tudi jugovzhodni<br />

mejni prostor pri Kučnici. V sredini oktobra<br />

1944 so začeli z gradnjo.<br />

Štajerski gauleiter in rajhovski obrambni<br />

komisar Uiberreither je s svojimi Kreisleiter/<br />

okrožnimi vodji skrbel za mobilizacijo<br />

potrebnih delavcev in za zbiranje materialov.<br />

Abschnittsleiter/Vodja sektorja izgradnje<br />

obrambnega linije sektorja V-Feldbach<br />

je bil okrožni vodja NSDAP-ja Feldbach,<br />

Personalamtsleiter/vodja kadrovskega oddelka<br />

Anton Rutte, pod katerega je spadal tudi<br />

Cmureški okrožni vodja Arnulf Lill. Obrambna<br />

linija sektorja V je obsegala oba okrožja Cmurek<br />

in Feldbach, torej področje od Radgone do<br />

Mogersdorf-a (takrat je spadal gradiščanski<br />

okraj Jennersdorf k okrožju Feldbach). Južni<br />

del sektorja izgradnje obrambnega položaja V-<br />

Feldbach je bil razdeljen na Unterabschnitte/<br />

odseke V/1-Radgona, V/2-Klöch, V/3-St. Anna<br />

am Aigen in na danes že na gradiščansekem<br />

ležeč odsek V/4 Kalch.<br />

Moške in ženske iz vseh teh krajev obmejnega<br />

prostora so z Notdienstverordnung/uredbo<br />

dežurstva za nekaj tednov zadolžili za<br />

izgradnjo obrambne linije. Zraven so bili na<br />

meji s Kučnico v naslednjih pet in pol mesecih<br />

vključeni tudi delavci iz okrajev Graz-Stadt/<br />

mesto, Graz-Land/okolica, Deutschlandsberg,<br />

Voitsberg in Leoben, iz bližnje Madžarske<br />

(okraj Murska Sobota) in iz okrožij München-<br />

Oberbayern ter Dunaj. 28<br />

Med temi iz Dunaja pripeljanimi delavci<br />

na področju Klöch-a je bil tudi igralec Curd<br />

Jürgens. 29 Čez nekaj časa je pobegnil in bil<br />

s strani Halbenrain-škega grofa Barthold-<br />

225


Judovska usoda<br />

a Stürgkh-a oz. njegove žene začasno skrit<br />

v vinogradniški hiši. Ob dežurni dolžnosti<br />

civilnega prebivalstva so bili v delo gradnje<br />

okopov pri meji s Kučnico vključeni tudi HJ iz<br />

Graz-a, Mürzzuschlag-a in Deutschlandsberga.<br />

Končno so bili v izgradnjo obrambne<br />

linije vključeni tudi tujci, delavci iz vzhoda,<br />

taboriščniki in ujeti madžarski Judi (katerim je<br />

1944 ostala prihranjena deportacija v Auschwitz).<br />

Načrtovana obrambna linija je bila zgrajena<br />

s primitivnimi sredstvi, večinoma z rokami.<br />

Na liniji Aigen-Deutsch Haseldorf-Gruisla-<br />

Pölten so položaji potekali v bližini obmejnega<br />

potoka Kučnica. Posebno v Gruislawald-u so še<br />

danes dobro vidni raztegnjeni ostanki teh linij<br />

(tranšeje in podobno). 30 Obstajajo še ostanki<br />

tankovskih jarkov pri Aigen-u, Deutsch<br />

Haseldorf-u in Gruisla-vi, ki naj bi varovali<br />

tankovsko prehodno območje v bližini meje.<br />

Pogojeno s hitrim napredovanjem Sovjetov<br />

so izgradnjo obrambne linije še pred dokočno<br />

izgradnjo konec marca 1945 prekinili. V<br />

naslednjih aprilskih dneh pa so se, z intervencijo<br />

tisočev delavcev zgrajene, obrambne linije<br />

izkazale za nekoristne, saj niso bile v skladu z<br />

zahtevami vojaških enot. Ujeti madžarski Judi<br />

so bili v začetku 1945 v bližini meje s Kučnico<br />

vključeni predvsem v izgranjo tankovskih<br />

jarkov obrambne linije odsekov Klöch (V/2) in<br />

St. Anna am Aigen (V/3) in so morali opravljati<br />

delo pod večinoma nečloveškimi pogoji. 31 Po<br />

kasnejših izjavah okrožnega vodje Antona<br />

Rutte je bilo v njegovem sektorju izgradnje<br />

obrambne linije V-Feldbach (Radgona do<br />

Mogersdorf-a) od januarja 1945 vključeno ca.<br />

3.000 madžarskih Judov kot prisilnih delavcev.<br />

Dne 1. marca 1945 je bilo od skupno ca. 13.535<br />

delavcev na celotnem sektorju izgradnje<br />

obrambne linije V-Feldbach 2.464 Judov (= ca.<br />

18,2 %). 32<br />

226<br />

Madžarski Judi kot prisilni delavci pri<br />

izgradnji obrambne linije na področju<br />

Klöch-a. Medtem ko na najjužnejšem<br />

sektorju izgradnje obrambne linije V/1-<br />

Radgona (sektorski vodja je bil radgonski vodja<br />

krajevne sekcije Ernst Huallenz) očitno ni bilo<br />

madžarskih Judov, je bilo v sektorju V/2-Klöch<br />

(sektorski vodja je bil SA-Obersturmführer/<br />

višji jurišni vodja in Volkssturmkommandant<br />

Anton Oswald) od januarja 1945 med 300 in<br />

400 madžarskih Judov vključenih v izgradnjo<br />

obrambne linije. 33<br />

Od januarja 1945 je prišlo v Klöch več<br />

transportov z madžarskimi Judi. Po eni strani<br />

so bili v delo vključeni madžarski prisilni<br />

delavci kot Schwarz Desider iz Peč-i, ki je bil<br />

že od 1942 prisilni delavec madžarske vojske. 34<br />

(Kajti Judom iz Madžarske je bila vojaška<br />

služba z orožjem prepovedana.) V Klöch-u<br />

so bili po drugi strani očitno vključeni v delo<br />

tudi Judi iz Budimpešte, ob prisilnih delavcih<br />

madžarske vojske, katerim je bila spomladi<br />

1944 prizanesena deportacija v Auschwitz.<br />

Med v Klöch-u vključenimi madžarskimi Judi<br />

je bilo tudi veliko žensk. 35<br />

300 do 400 madžarskih Judov je bilo<br />

nameščeno v takrat še v centru Klöch-a<br />

nahajajočo se šolo, ki je bila že od oktobra<br />

1944 namenjena nastanitvi delavcev različnih<br />

nacij pri izgradnji obrambne linije. 36 Kuhinja<br />

izgradnje obrambne linije je bila urejena<br />

v bivšem zdravilišču (nasproti gostilne<br />

Domittner).<br />

Judi so morali dnevno opravljati težka izkopna<br />

dela, prejemali pa so le nezadostne porcije<br />

hrane. Obravnava s strani čuvajev je bila<br />

pogosto zelo brutalna, udarci so bili pogosti.<br />

Zaradi katastrofalnih higienskih pogojev v<br />

taborišču in temu sledeči ušivosti, je februarja<br />

1945 izbruhnila epidemija pegavice. V taborišču


so bili judovski zdravniki, vendar ti skoraj niso<br />

imeli na razpolago zdravil. V sredini marca<br />

1945 so prišla poročila o epidemiji pegavice<br />

med judovskimi prisilnimi delavci okopa v<br />

Klöch-u in St. Anna am Aigen tudi do mesta<br />

Radgone. 37<br />

Učiteljica iz Klöch-a Fränzi Costa-Kuhn je<br />

bila vključena v izgranjo obrambne linije kot<br />

telefonistka. Kot prej, je še naprej živela v svoji<br />

sobi v šoli. Bližji kontakt s prav tako v šoli<br />

nastanjenimi Judi ji je bil prepovedan. Enkrat<br />

je bila Costa-Kuhn presenetljivo nagovorjena<br />

s strani mladega Juda z imenom Pött. Pred<br />

vojno je bila v Budimpešti prav pri družini<br />

tega fanta vzgojiteljica. Učiteljica je od takrat<br />

skrivoma oskrbovala fanta s hrano. Ko je tudi<br />

on zbolel za pegavico, ga je skrila v svoji sobi in<br />

ga ozdravila. Pött je tako preživel nadalnje delo<br />

in končno tudi konec vojne. Srčna učiteljica je<br />

madžarskemu Judu s svojo pomočjo verjetno<br />

rešila življenje. 38<br />

Epidemija pegavice se je razširila. Namesto<br />

zagotovitve zadostne medicinske oskrbe<br />

bolnim, naj bi bili oboleli Judi po navodilu<br />

Gauleitung/okrožnega vodstva ustreljeni. V<br />

Klöch-u je 24. marca 1945 judovski zdravnik<br />

izbral 26 bolanih Judov z mnenjem, da bodo<br />

premeščeni v bolnišnico. Po njih so prišli s<br />

tovornjakom.<br />

Iz Budimpešte izvirajoč Robert O. Fisch, ki je<br />

bil v Klöch-u od 23. januarja 1945 in je prav<br />

tako obolel za pegavico, bi naj s pozivom<br />

zdravnika tudi odšel na tovornjak. Uprl se je<br />

in je raje delal naprej bolan; to mu je rešilo<br />

življenje. 39<br />

Bolane so s tovornjakom prepeljali v bližino<br />

„Klöcklwald-a/Klöckl-gozda“ vzhodno od<br />

Klöch-a, kjer so bili s strani Volkssturmmänner<br />

Anton-a Oswald-a, Anton-a Sablatnig-a in<br />

Ing. Robert-a Sattler-ja ustreljeni (ukaz za<br />

Judovska usoda<br />

to so dobili od Feldbach-škega okrajnega<br />

vodje Anton-a Rutte-ja oz. od Cmureškega<br />

okrajnega vodje Arnulf-a Lill-a). Prav tako v<br />

izgradnjo obrambne linije vključena NSDAP<br />

vodji krajevne sekcije Klöch-a (Alois Ulrich) in<br />

St. Peter-a am Ottersbach (Franz Koren) in dva<br />

nadaljna Volkssturmmänner (Anton Hütter<br />

in Franz Zelenka) so morali stražiti, oz. naj bi<br />

preprečili pobeg judov. 40<br />

Nekaj dni zatem so morali dela izgradnje<br />

obrambne linije zaradi napredujočih sovjetskih<br />

vojakov še predčasno zaključiti. Konec marca<br />

1945 so madžarske Jude iz Klöch-a, ki so<br />

še bili sposobni korakati odgnali v smeri<br />

koncentracijskega taborišča Mauthausen.<br />

Najprej so korakali preko Ratschendorf-a (tam<br />

so v šoli prenočili), Brunnsee-ja, Jagerberga,<br />

St. Stefan-a im Rosental-u do Gleisdorf-a.<br />

Od tam je končno vodil „Todesmarsch/marš<br />

smrti“ preko Graz-a in Präbichl-a naprej v<br />

smeri Mauthausen-a. 41<br />

V Klöch-u je ob umiku ostalo približno<br />

20 težko bolnih Judov, očitno nemočnih<br />

korakanja. Vrata v šoli nahajajoče se bolniške<br />

sobe so enostavno zabili. Krajani so odkrili<br />

zapuščene in jih oskrbeli. Nekaj dni (okoli 4.<br />

aprila) po odhodu transporta pa se pojavi v<br />

Klöch-u SS-komando, ki je zapuščene judovske<br />

bolnike postrelil v bližini „Steinriegelwalda/Steinriegel-gozda“<br />

v bližini naselja Röhrl<br />

(takrat področje občine Hürth). 42 Odgovorne<br />

za te umore v začetku aprila 1945 ni bilo<br />

mogoče nikoli postaviti pred sodišče.<br />

4. aprila 1945 so se na področju Klöch-a začeli<br />

direktni boji med nemškimi in sovjetskimi<br />

vojaki, ki so terjali veliko mrtvih med<br />

vojaki pa tudi med ne-pobeglim civilnim<br />

prebivalstvom. Mrtve so pogosto pokopali<br />

le v skupnih grobovih na poljih in šele 1947<br />

ekshumirali in pokopali na pokopališčih. V<br />

227


Judovska usoda<br />

času raziskav sodišča o storjenih umorih 1945<br />

nad madžarskimi Judi na področju Klöch-a so<br />

29. avgusta 1947 ekshumirali trupla tistih 26ih<br />

Judov, ki so jih marca 1945 ustrelili pripadniki<br />

Volkssturmmänner v „Klöcklwald-u/Klöcklgozdu“<br />

vzhodno od Klöch-a. 43 Njihove<br />

posmrtne ostanke so pokopali 30. avgust 1947<br />

na judovskem pokopališču v Trautmannsdorfu<br />

(pri Bad Gleichenberg-u).<br />

Od 10. do 13. novembra 1947 je končno potekal<br />

proces odgovornim za „judovski-pokol pri<br />

Klöch-u“. V „procesu umorov Judov v Klöch-u“<br />

so se morali pred višjim britanskim vojaškim<br />

sodiščem zagovarjati Feldbach-ški NSDAPokrajni<br />

vodja Anton Rutte, Cmureški NSDAPokrajni<br />

vodja Arnulf Lill, SA- Obersturmführer/<br />

višji jurišni vodja in Volkssturmunterabschnit<br />

tskommandant Anton Oswald in pripadnika<br />

Volkssturmmänner Anton Sablatnig in Ing.<br />

Robert. 44 Rutte-a in Lill-a so obtožili, da sta<br />

marca 1945 dala povelje za ustrelitev Judov<br />

obolelih za pegavico Oswald-u, Sablatnig-u<br />

in Sattler-ju. Oswald-a, Sablatnig-a in Sattlerja<br />

so obtožili umora 26 Judov v Klöch-u. 13.<br />

novembra 1947 so vseh pet obtoženih umorov<br />

nad Judi spoznali za krive in jih obsodili na<br />

smrt z obešanjem. 45<br />

Decembra 1947 je bilo vseh pet obsojenih na<br />

smrt s strani britanskega visokega komisarja<br />

v Avstriji, generalpodpolkovnika Gallowaya<br />

pomiloščeno. Smrtno obsodbo za bivša<br />

okrajna vodja Rutte-a in Lill-a kot tudi za<br />

Volkssturmkommandant-a Oswald-a je<br />

bila spremenjena v ječo za 15 let, kazen za<br />

Sablatniga in Sattler-ja je znašala 10 let ječe. 46<br />

Dva nadaljna masovna grobova z 1945 na<br />

področju Klöch-a ustreljenimi madžarskimijudovskimi<br />

prisilnimi delavci so odprli šele zgodaj<br />

jeseni 1948. Ekshumirana trupla so pokopali na<br />

judovskem pokopališču v Trautmannsdorf-u. 47<br />

228<br />

V grobu v „Steinriegelwald/Steinriegel-gozdu“<br />

v bližini naselja Röhrl (ta je takrat spadal k<br />

občini Hürth) so našli 22 trupel (očitno tistih<br />

Judov, ki so jih, po odhodu delavcev obrambne<br />

linije iz Klöch-a, pustili v bolniški sobi šole).<br />

V masovnem grobu „Schadlerwald/Schadlergozdu“<br />

v Deutsch Haseldorf-u so našli 48<br />

umrlih (ti so bili poprej vključeni v izgradnjo<br />

obrambne linije odseka St. Anna am Aigen).<br />

Tri že v času izgradnje obrambnega položaja<br />

v Klöch-u umrle in najprej na pokopališču v<br />

Klöch-u pokopane neznane madžarske Jude<br />

so pozneje prav tako prenesli na judovsko<br />

pokopališče v Trautmannsdorf-u. 48 Podobno<br />

se je verjetno zgodilo tudi s trupli ca. sedmih<br />

madžarskih judov, ki so bili pokopani na<br />

pokopališču v St. Anna-i am Aigen in so umrli<br />

že v času izgradnje obrambne linije. 49<br />

Judovski prisilni delavci pri izgradnji<br />

obrambne linije na področju St. Anna am<br />

Aigen. V izgradnjo obrambne linije odseka<br />

V/3-St. Anna am Aigen od januarja 1945<br />

vključeni madžarski Judi so bili večinoma<br />

nastanjeni v središču župnije St. Anna am<br />

Aigen, župnijska kronika navaja število<br />

400tih Judov. 50 Nameščeni so bili v takratni<br />

ljudski šoli (danes šola Rindler), v hiši društva<br />

(gledališka dvorana, župnijski dom) in v<br />

danes že neobstoječi zgradbi ob veleblagovnici<br />

Lippe. Kot bivališče za madžarske Jude je<br />

služilo tudi taborišče barak v „Höll-u“ med<br />

Deutsch Haseldorf-om in Aigen-om (blizu<br />

Kramarovcev/Sinnersdorf) in občasno tudi<br />

šotorišče. Kuhinja izgradnje obrambne linije je<br />

bila na vrtu gostilne Fischer v St. Anna-i am<br />

Aigen.<br />

Vodja izgradnje obrambne linije odseka V/3-St.<br />

Anna je bil nadučitelj Johann Müller, NSDAPjev<br />

vodja krajevne sekcije Mettersdorf-a. 51


Skupaj z NSDAP-jevim vodjem krajevne sekcije<br />

Dr. Hans-om Gerscha je spadal k političnim<br />

vodjem, ki so bili odgovorni tudi za vključitev<br />

madžarskih Judov na področju St. Anna am<br />

Aigen. Judovski prisilni delavci so bili nadzirani<br />

s strani SA, Ukrajincev in začasno tudi s strani<br />

pripadnikov hrvaške SS (13. Waffen-Gebirgs-<br />

Division der SS/Oborožena-gorska-divizija<br />

SS-a „Handschar“ – hrvaška št. 1). 52 Ravnanje<br />

stražarjev je bilo pogosto zelo surovo, pogosto<br />

so padali udarci.<br />

Tudi judovski prisilni delavci iz St. Anna-e am<br />

Aigen so bili deloma sestavljeni iz prisilnih<br />

delavcev kot npr. Sandor Vandor (glej njegovo<br />

sledeče poročilo) ali Tibor Weiss. 53 Ob njih<br />

pa je bilo tukaj vključeno tudi veliko število<br />

Judov, ki so bili že od poletja 1944 vključeni<br />

kot prisilni delavci v okrožju Groß-Wien/<br />

Veliki-Dunaj (že konec junija 1944 so jih iz<br />

Madžarske premestili v Strasshof in od tam<br />

na različna delovišča na območju Dunaja in<br />

Dolnje Avstrije). Med temi iz območja Dunaja<br />

premeščenimi madžarskimi Judi sta bila tudi<br />

iz Debrecen-a izvirajoč Ladislaus Dér in Imre<br />

Weisz iz Mezötur-a. 54 Prav tako iz Debrecena<br />

izvirajoči Samuel Roth je bil določen za<br />

odgovorno osebo za „Strasshofer Juden/<br />

Strasshof-ske Jude“ v St. Anna-i am Aigen. 55<br />

Med njimi je bilo tudi veliko žena.<br />

Jude so vključili večinoma v gradnjo<br />

tankovskega jarka na Aigen-skih poljih<br />

do Höllwiese-ja v bližini meje z današnjo<br />

Slovenijo, kjer so pogosto delali v nečloveških<br />

razmerah. Delo judovskih prisilnih delavcev<br />

trajajoče več mesecev, torej kopanje skoraj<br />

dva kilometra dolgega, 4,5 m širokega in 5 m<br />

globokega tankovskega jarka, ki se je v zadnjih<br />

bojih 1945 izkazal za vojaško nepomembnega,<br />

je novembra 1947 zasul bager. 56 Prehrana<br />

Judov je bila zelo pomanjkljiva. Od civilnega<br />

Judovska usoda<br />

prebivalstva so judovski prisilni delavci včasih<br />

skrivoma dobili živež, kar je olajšalo preživetje<br />

(glej poročili Sandor-ja Vandor-ja in Simsona<br />

Schvarc-a). Anton Rutte, vodja sektorja<br />

izgradnje obrambne linije sektorja V-Feldbach,<br />

je sredi marca 1945 prišel v St. Anna-o am<br />

Aigen, ker mu je bilo prijavljeno, da judovski<br />

prisilni delavci v okoliških krajih pogosto<br />

nabirajo hrano. Rutte je Jude iz St. Anna-a am<br />

Aigen dal postrojiti. Ker jih je nekaj manjkalo,<br />

so jih takoj začeli iskati. Ko so nekatere Jude<br />

našli, so jih peljali v občinski zapor, kjer so se<br />

nad njimi znesli stražarji. 57<br />

V taborišču v St. Anna-i am Aigen so<br />

bile higienske razmere prav tako kmalu<br />

katastrofalne, bilo je veliko uši. Del Judov je<br />

potem prišlo v šotorišče v bližini gradbišča –<br />

tankovskega jarka. 58 Tam so jim tudi zatrli uši.<br />

Kljub temu je kmalu tudi na področju St. Annae<br />

am Aigen zaradi nezadovoljivih higienskih<br />

razmer med Judi izbruhnila pegavica.<br />

Epidemija tifusa je grozila razširiti se. Ker je<br />

primanjkovalo zdravil, so neozdravljive ustrelili<br />

stražarji. Nekega dne (morda 13.februarja<br />

1945 ?) so 41 bolanih mož s tovornjakom<br />

odpeljali v gozd pri Deutsch Haseldorf-u, jih<br />

tam postrelili in pokopali v masovni grob. 59<br />

Streljanje je izvedla SS-komanda iz Feldbach-a,<br />

vodja odseka Johann Müller in vodja krajevne<br />

sekcije Dr. Gerscha iz St. Anna-e am Aigen sta<br />

morala urediti službo cestnih zapor.<br />

Nekaj dni pred prekinitvijo del izgradnje<br />

obrambne linije konec marca 1945 je iz taborišča<br />

pobegnilo sedem Judov, za kazen oz. kot<br />

povračilni ukrep so zato ustrelili sedem drugih<br />

prisilnih delavcev (in očitno tudi v masovnem<br />

grobu pri Deutsch Haseldorf-u pokopali). 60<br />

Obstajajo napotki civilnega prebivalstva, da so<br />

v bližini taboriščnih barak na področju „Höll“<br />

nekaj umrlih ali umorjenih Judov zagrebli kar<br />

229


Judovska usoda<br />

na mestu samem. 61 Položaj njihovih grobav<br />

pa ni več znan. Nekaj iz območja Dunaja<br />

prepeljanih Judov v St. Anna-o am Aigen so<br />

še pred koncem izgradnje obrambne linije<br />

poslali nazaj na Dunaj, tako npr. Ladislausa<br />

Der-a. Drugi „Strasshof-ski Judi“ so morali<br />

delati naprej do prekinitve izgradnje obrambne<br />

linije v St. Anna-i am Aigen in so bili konec<br />

marca 1945 skupaj z judovskimi prisilnimi<br />

delavci gnani najprej do Gnas-a. 62 V Gnasu,<br />

kjer so umrli trije judovski prisilni delavci,<br />

so sestradani Judi dobili od krajanov živila,<br />

preden se je začel marš smrti preko Gleisdorfa,<br />

Graz-a, Präbichl-a (kjer so bili mnogi priča<br />

znanega pokola) naprej proti Mauthausen-u.<br />

Kolona Simson-a Schvarc-a je bila počasneje<br />

na poti in je bila že pred Graz-em osvobojena<br />

s strani Sovjetov.<br />

V taboriščnih barakah pri Aigen-u (v bližini<br />

Kramarovcev) so pustli za seboj večje število<br />

hudo bolanih Judov, med njimi tudi poročilo<br />

Sandor-ja Vandor-ja. 63 4. aprila 1945 je prišel<br />

še en bolan Jud iz tega taborišča v Deutsch<br />

Haseldorf, da bi poiskal hrano za svoje tovariše<br />

iz taborišča. Veliko je bilo mogoče zbrati in<br />

Alois Gangl iz Deutsch Haseldorf-a je hotel<br />

ta živež s svojim vozom pripeljati v taborišče.<br />

Ker pa so sovjetski vojaki tega dne že streljali<br />

iz smeri Fikšincev/Füchselsdorf, se je Gangl<br />

obrnil. Bolan Jud se je z nekaj živeža sam vrnil<br />

v taborišče. 64<br />

Že naslednjega dne so ruski vojaki dosegli<br />

taboriščne barake v Höll-u, madžarski Judi so<br />

bili osvobojeni in nekaj malega teh, ki so bili<br />

še sposobni pohoda so se podali peš na pot za<br />

Madžarsko. V taboriščnih barakah so ostali<br />

mrtvi in umirajoči.<br />

V gradiščanski sosednji občini Neuhaus am<br />

Klausenbach (izgradnja obrambne linieje-odsek<br />

V/4 Kalch) so bili prav tako kot prisilni delavci<br />

230<br />

vključeni madžarski Judi. 65 Med drugim so<br />

bili nameščeni v šolskih poslopjih Neuhaus-a<br />

am Klausenbach. V eni privatni hiši v Kalchu<br />

so bili prav tako nameščeni judovski prisilni<br />

delavci, medtem ko je Kalch-ška šola služila kot<br />

bolniški oddelek. Ti v Kalch-ški šoli umrli Judi<br />

so bili pokopani v bližnjem gozdičku (sedem<br />

trupel so ekshumirali šele 1988 in jih prenesli<br />

na judovsko pokopališče Rechnitz).<br />

Na osnovi prav tako grozotnih higienskih<br />

razmer je tudi na odseku izgradnje obrambne<br />

linije V/4 Kalch med Judi kmalu izbruhnila<br />

pegavica. Bolane so osamili v zasilnem lazaretu<br />

iz šotorov v bližini Krottendorf-a (med Kalchom<br />

in Neuhaus-om am Klausenbach), da bi<br />

preprečili nadalnje širjenje epidemije. Bolanim<br />

so sicer zatrli ušivost, vendar za Jude ni bilo<br />

primernih zdravil. 23. marca 1945 je bilo<br />

ca. 100 bolanih madžarskih Judov s strani<br />

SS-komanda v gozdu v bližini šotoriščnega<br />

taborišča pri Krottendorf-u ustreljenih in kar<br />

tam v masovnem grobu pokopano. 66<br />

Spomini Simson-a Schvarc-a in Sandorja<br />

Vandor-ja. Kot zaključek sledita poročili<br />

obeh prič Simson-a Schvarc-a in Sandor-ja<br />

Vandor-ja o svojem prisilnem delu v letu 1945<br />

pri izgradnji obrambne linije na področju St.<br />

Anna am Aigen. Oba sta okoli 60 let po koncu<br />

vojne neodvisno drug od drugega stopila<br />

v stik z občino St. Anna am Aigen, da bi se<br />

zahvalila za pomoč tamkajšnjemu civilnemu<br />

prebivalstvu, ki so bili zaslužni za to, da sta<br />

preživela te grozote. 67<br />

Simson Schvarc (roj. 1929 v bližini<br />

madžarskega mesta Miskolc) je bil po<br />

vkorakanju Nemške armade marca 1944 skupaj<br />

z materjo in dvema bratoma prestavljen v geto<br />

Miskolc-Diósgyör, medtem ko so njegovega<br />

očeta in najstarejšega brata vpoklicali v


judovsko delovno enoto. Oče je kasneje prišel<br />

v koncentracijsko taborišče Mauthausen in<br />

je tam tudi umrl, medtem ko je veliki brat<br />

preživel koncentracijska taborišča Buchenwald-<br />

Auschwitz in Theresienstadt (sedaj živi v<br />

Kanadi). Iz geta Diósgyor so mamo in mlajšega<br />

brata deportirali v Auschwitz, kjer sta oba<br />

umrla. Simson-a Schvarc-a in njegovega brata<br />

Itzhak-a je iz geta rešil madžarski oficir, vendar<br />

pa je Itzhak kmalu prišel v koncentracijsko<br />

taborišče Dachau, kjer je prav tako umrl.<br />

Po ovinkih je takrat še ne 16letni Simson<br />

Schvarc prišel na prisilno delo v St. Anna-o<br />

am Aigen, kjer je bil najprej nameščen v hišo<br />

društva (gledališko dvorano). V pismu z dne 9.<br />

marca 2005 naslovljenim na avtorja [članka]<br />

poroča o svojih spominih:<br />

„Konec decembra 1944 so nas natovorili na<br />

tovorni vlak, 80 ljudi stlačenih v en vagon,<br />

prostora ni bilo niti za vsesti se, 3 dni in tri<br />

noči brez hrane in vode smo bili na poti v<br />

Avstrijo v neko mesto z imenom Fehring. Od<br />

tam peš v St. Anna-o. Prostor je bil obdan z<br />

bodečo žico ... Prej je bil to kino. Znotraj so<br />

vse spremenili in opremili s 3-nadstropnimi<br />

lesenimi posteljami, kamor so stisnili stotero<br />

Judov.<br />

Žimnic ni bilo, niti ogrevanja, vode ali<br />

stranišč. Več mesecev nisem zamenjal obleke,<br />

smrad je bil neznosen. Medtem sem zbolel za<br />

pegavico z zelo visoko vročino. Med nami je<br />

bil živinozdravnik po imenu Dr. Winkler, ki<br />

mi ni dovolil odditi v bolniško sobo, saj se vsi<br />

tisti, ki so se obrnili nanje, niso več vrnili. Bili<br />

so enostavno usmrčeni. Dr. Winkler je skrbel<br />

za krave kmetov in bil v vasi zelo znan lik.<br />

Potem ko sem preživel bolezen, je zbolel Dr.<br />

Winkler in jaz sem ga pokopal na polju v St.<br />

Anna-i. Na pogradu ob meni je ležal dober in<br />

zvest prijatel po imenu Jenö Berger. Star je bil<br />

Judovska usoda<br />

42 let, nekaj dni dolgo ni govoril nič, zaprl se<br />

je napram drugih, poskušal sem mu pomagati,<br />

s pitjem, kjer je le bilo mogoče. Vendar nič<br />

ni pomagalo. Zvečer je zaspal in zjutraj je bil<br />

mrtev. To je bil zame težek udarec. Tudi njega<br />

sem pokopal. (Dr. Winkler in Jenö Berger<br />

sta bila pokopana na ali izven pokopališča.<br />

Tudi druge mrtve so tam pokopali, vendar<br />

ne poznam njihovih imen.) Čuvaji so bili<br />

Ukrajinci, ki so se pridružili Nemcem in bili<br />

so kruti. Pogosto so grozili ženskam iz St.<br />

Anna-e s puškami, kadar so pod svojimi plašči<br />

skrivale zavoje s hrano in jih metale čez ograjo.<br />

Čuvaji so jih pregnali tako, da so jim grozili<br />

z orožjem. O ženskih prebivalcih vasi lahko<br />

povem samo dobro.<br />

Na delo smo šli v spremstvu čuvajev, peš.<br />

Hodili smo nekaj kilometrov, delali zgolj z<br />

rokami, kopali smo tankovski jarek ... Hrana,<br />

ki smo nam jo delili zgodaj zjutraj, je bila<br />

zajemalka juhe iz posušene zelenjave brez soli<br />

in približno 200 g suhega kruha. Čez nekaj<br />

časa, februarja ali marca so nas premestili v<br />

taborišče s šotori. (Šotoriščno taborišče je bilo<br />

v bližini našega delovišča, kjer smo kopali<br />

tankovski jarek.) V enem šotoru nas je bilo<br />

dvajset. Taborišče ni bilo obdano.<br />

Nekega dne je iz taborišča zbežalo nekaj oseb<br />

na Madžarsko ali v Slovenijo. Ruska rdeča<br />

armada je bila že v bližini avstrijske meje. Za<br />

kazen so usmrtili vsakega desetega zapornika,<br />

tudi tiste, ki so bili bolani. Tisti dnevi so bili<br />

zelo težki, temperatura je bila pod ničlo. Konec<br />

marca so nas vodili v smeri mesta Graz. Šli smo<br />

peš brez hrane, ljudje so na poti omagovali,<br />

čuvaji so jih ustrelili.<br />

Ko smo bili 5 km pred Graz-em, so čuvaji<br />

zbežali, ostalo nas je le nekaj. Prišli smo v vas<br />

in se skrili na senik. Naslednji dan smo odšli<br />

iskati hrano in naleteli na SS-vojake, ki so nas<br />

231


Judovska usoda<br />

postavili za ustrelitev. Nenadoma se je pojavil<br />

človek z mavcem na roki, ne vem več od kod<br />

je prišel, in rekel vojakom, da smo madžarski<br />

gojenci in vojaki so odšli.<br />

Mož, ki nas je rešil, to so mi povedali kasneje,<br />

je bil župan, nikoli več ga nismo videli.<br />

Nekaj ur kasneje so prišli tanki rdeče armade in<br />

nas osvobodili. Premikali so se naprej v smeri<br />

Graz-a, mi smo odšli peš v smeri madžarske<br />

meje. Junija 1945 sem prišel v Budimpešto,<br />

suh, bolan, morali so mi izdreti 6 zob, duševno<br />

in telesno utrujen, brez družine. Organizacija<br />

‘Joint’ mi je pomagala in skrbela zame. V<br />

interatu sem stanoval še z ducati otrok kot<br />

sem bil jaz, brez staršev, brez domače podpore,<br />

samo s strašnimi spomini. Leta 1948 sem se<br />

izselil v Izrael in začel novo življenje.“<br />

Sandor Vandor (roj. 1925) je izviral iz<br />

madžarskega mesta Rákospalota, ki je danes<br />

del Budimpešte. V maju 1944 je moral vstopiti<br />

v judovski delovni bataljon madžarske vojske.<br />

V istem času se je moral tudi njegov oče javiti<br />

pri enem drugem delovnem bataljonu. Orožja<br />

Judi niso smeli nositi, pač pa so jih uporabljali<br />

kot delovno silo.<br />

Vandor-jev delovni bataljon je moral kasneje<br />

iz Szöny-ja (pri Komarom-em) korakati v<br />

smeri Avstrije (takrat del Nemškega rajha).<br />

Do madžarske meje so pripadnike judovskega<br />

delovnega bataljona stražili madžarski<br />

vojaki, ki so pogosto grobo ravnali z njimi. V<br />

okolici Sopron-a so prečkali mejo takratnega<br />

Nemškega rajha in možje so prišli pod nemški<br />

nadzor.<br />

Delovna četa Sandor-ja Vandor-ja je korakala<br />

potem naprej do St. Anna-e am Aigen, ki so jo<br />

dosegli tik po Novem letu 1945. Približno 150<br />

judovskih mož v starosti med ca. 18 in 40 let<br />

so namestili v danes že neobstoječo zgradbo<br />

v bližini velblagovnice Lippe, v kateri so<br />

232<br />

uredili primitivne spalnice z dvonadstropnimi<br />

spalnimi pogradi. 68 Areal so stražili nemški<br />

vojaki in SS. Dvakrat na dan so dobili hrano.<br />

Zajtrk je bil sestavljen iz neke tekočine, ki so<br />

jo imenovali kava in enega kosa kruha, na<br />

katerem je bila včasih marmelada. Večerja je<br />

bila prav tako sestavljena iz neke tekočine, ki<br />

so jo tokrat imenovali juha. Za takšno težko<br />

delo, ki so ga morali opraviti Judi, je bilo<br />

hrane premalo in bila je nehranljiva. Splošni<br />

zdravstveni položaj je bil zato slab, bilo ni niti<br />

bolniške sobe niti kakršne koli medicinske<br />

pomoči.<br />

Dnevno je morala judovska delovna četa pod<br />

SS-nadzorom korakati iz St. Anna-e am Aigen<br />

do delovišča. Judi so morali južno od St. Annae<br />

am Aigen kopati tankovski jarek z lopatami<br />

in cepini. Na delovišču so može stražili vojaki.<br />

Kadar je bila dnevna delovna norma izpolnjena,<br />

so se smele 10-glave delovne skupine vrniti v<br />

taborišče, ob prihodu jih je moralo biti prav<br />

tako 10.<br />

Čeprav so s strani straže in ukrajinskih<br />

pomočnikov pogosto padali hudi udarci,<br />

Vandor sam skoraj ni imel težav s stražarji.<br />

Po spominu Sandor-ja Vandor-ja, on in drugi<br />

prisilni delavci niso nosili rumene zvezde,<br />

temveč so morali nositi rumene trakove, ki so<br />

jih zaznamovali kot Jude.<br />

Sandor Vandor se posebno hvaležno spominja,<br />

da so precejkrat dobili pomoč s strani civilnega<br />

prebivalstva St. Anna-e am Aigen in okoliških<br />

vasi. Večkrat se je zgodilo, da so ženske na poti<br />

na delo na polju vzdolž ceste pustile pakete s<br />

hrano, ki so jih našli judovski delavci in so jim<br />

tako olajšali preživetje.<br />

Sandor Vandor in njegov prijatelj iz mladosti<br />

Gyuri, ki je bil prav tako iz Rákospalota, sta<br />

večkrat uspela preskočiti taboriščno ograjo<br />

in se odplazila iskati hrano. Večkrat so jima


domačinke vtaknile v žep kakšno hrano.<br />

Enkrat sta bila celo s strani dveh mladih punc<br />

oz. žensk povabljena v hišo in bila postrežena<br />

z ocvrtim jajčnim kruhom. Takrat je bilo po<br />

nacističnih zakonih kaznjivo pomagati Judom.<br />

Ti dve mladi ženski pa sta bili posebno hrabri<br />

in proti NS-zakonom neposlušni.<br />

Okoli četrtega tedna v marcu 1945 je okoli 40<br />

mož zbolelo za tifusom. Dobili niso nobenih<br />

zdravil, temveč so jih ločili od ostale delovne<br />

čete. Vandor-jev prijatelj iz mladosti Gyuri<br />

je ostal v taborišču v St. Anna-i am Aigen.<br />

Kasneje je moral s preostalo delovno četo<br />

na „marš smrti“ v koncentracijsko taborišče<br />

Mauthausen, vendar je preživel. Vrnil se je na<br />

Madžarsko, vendar kmalu emigriral v Ameriko<br />

(ZDA) in tam že leta 1970 umrl.<br />

Za tifusom obolelega Sandor-ja Vandor-ja so s<br />

približno 40 drugimi bolanimi možmi spravili<br />

v taborišče barak (na področju „Höll-a“) južno<br />

od St. Anna-e am Aigen. Gyuri ga je podpiral<br />

na poti do taborišča barak in se potem vrnil<br />

v taborišče v St. Anna-i am Aigen. Bolane so<br />

pustili v taborišču barak, da bi umrli. Niso bili<br />

zastraženi (ni bilo razloga za to, saj nobeden<br />

ni bil v stanju zbežati). Tudi zdravili jih niso,<br />

hrane tudi ni bilo. Nekako so imeli nekaj<br />

plesnivega kruha, nešteto ljudi je umrlo levo in<br />

desno od Vandor-ja.<br />

4. aprila 1945 pozno popoldan je Sandor Vandor<br />

opazoval kako nek nemški vojak postavlja<br />

mitraljez na osrednjem prostoru (vežbališču)<br />

taborišča barak. Kaj je s tem hotel, ni jasno. 69<br />

Potem je prišel še en vojak na kolesu in po<br />

kratkem pogovoru je prvi vojak pospravil svoj<br />

mitraljez in oba sta v naglici izginila.<br />

Zjutraj 5. aprila 1945 je Vandor videl ruske<br />

vojake, vendar z njimi ni imel neposrednega<br />

stika. Vsekakor so bili še preživeli judovski<br />

prisilni delavci osvobojeni. V taborišču barak je<br />

Judovska usoda<br />

bilo morda še 20 prisilnih delavcev pri življenju,<br />

večina v najslabšem zdravstvenem stanju.<br />

Vandor je ostalim povedal novico o ruskih<br />

vojakih. V skupini s še morda petimi tovariši<br />

se je takoj odpravili na pot za Madžarsko. V<br />

stanju v kakršnem so bili so prvi dan zmogli<br />

ravno še tri kilometre. Tam so srečali četo<br />

ruskih vojakov, ki so imeli preskrbo in vojaško<br />

bolnišnico. Oficir tajne službe je zaslišal<br />

madžarske-judovske prisilne delavce, potem<br />

so lahko spali v ruskem taboru. V naslednjih<br />

dveh dneh so hodili do železniške proge (ki<br />

je od Murske Sobote proti severu vodila do<br />

Madžarske), od tam so se lahko peljali z<br />

vlakom do predmestja Budimpešte.<br />

Prav tako v delovnem bataljonu služeči oče<br />

Sandor-ja Vandor-ja je preživel. V odsotnosti<br />

moških so mater in sestro Sandor-ja Vandor-ja<br />

odpeljali v Auschwitz. Mati so takoj po prihodu<br />

v Auschwitz zaplinili, sestra je preživela.<br />

V teku zadušitve madžarske splošne vstaje<br />

in nastalega velikega bežanja je Sandor<br />

Vandor z ženo in sinom sredi novembra 1956<br />

zapustil Madžarsko in dosegel Avstrijo pri<br />

Deutschkreutz-u. V začetku decembra 1956 se<br />

je na Dunaju rodil njegov mlajši sin, preden je<br />

družina emigrirala v Ameriko (ZDA).<br />

233


Judovska usoda<br />

OPOMBE<br />

1 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg. In: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung<br />

– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff. Hermann Kurahs,<br />

Noch mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur<br />

Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg. In: Blätter für Heimatkunde,<br />

75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff.<br />

2 Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-<br />

Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, 132, 133, 143 u. 193, bringt einige<br />

Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem<br />

‚auserwählten Volke‘ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % Juden“ und „meist<br />

ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist aus Israel“ und<br />

1928: „Sehr viele Juden!“.<br />

3 Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene ... Wien<br />

1975, S. 56ff., 67 u. 122f.<br />

4 Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen<br />

Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49. Special-Orts-<br />

Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche<br />

und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien<br />

1893, S. 74. Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche<br />

und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien<br />

1905, S. 70. Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von<br />

Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36.<br />

5 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik<br />

Bad Gleichenberg), S. 38. Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als<br />

klimatischer und Brunnen-Kurort. Graz 1873, S. 24.<br />

6 Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort<br />

Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark.<br />

Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. 46.<br />

7 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,<br />

S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und<br />

Gries bei Bozen (Wintersaison).<br />

8 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19. Emil<br />

Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S.<br />

68.<br />

9 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,<br />

S. 96 u. 114. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark.<br />

Gleichenberg o. J. (1923), S. 57.<br />

10 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84.<br />

11 Dr. Rudolf Grasmug ist für viele wertvolle Hinweise herzlichst zu danken.<br />

12 Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906,<br />

S. 79.<br />

13 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48.<br />

14 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik<br />

Bad Gleichenberg), S. 133. Adressenbuch von Steiermark für Industrie,<br />

Handel u. Gewerbe. Graz 1927, S. 238. Adressenbuch von Steiermark<br />

für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130. Die Villa „Dreibaum“<br />

brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“.<br />

15 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig<br />

1892, S. 125. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur<br />

Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und<br />

an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark,<br />

in:: Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche<br />

Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />

bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.<br />

16 Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S.<br />

44f.<br />

17 Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte<br />

Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884.<br />

18 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,<br />

S. 6. Karl W. Gawalowski (Hg.), Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz<br />

1914, S. 345. StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191.<br />

19 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca.<br />

1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34. Wilhelm K. Rauch, Bad<br />

Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff.<br />

Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte ist Herrn Dr. Rudolf<br />

Grasmug herzlich zu danken.<br />

20 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad<br />

Gleichenberg 1993, S. 27.<br />

234<br />

21 Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a.d.M. 1925, S. 51.<br />

Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929,<br />

S. 130. Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935.<br />

22 Heimo Halbrainer/Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu einem<br />

jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark. In: Korso, 2. Jg.,<br />

Nr. 9. Graz 1988.<br />

23 Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige<br />

Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark. In: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung<br />

– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211. StLA, Arisierung<br />

1938-45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger ist für seine<br />

Hinweise besonders zu danken. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich<br />

„Villa Schuch“ genannt. Sie war eine der originellsten Villen des Kurortes<br />

und brannte bei Kriegsende 1945 ab. Heute steht an seiner Stelle der<br />

„Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des israelitischen Spitals in Bad<br />

Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten Weltkrieg und wurde Jahre<br />

später abgetragen.<br />

24 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik<br />

Bad Gleichenberg), S. 292. Anatol P. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der<br />

Zeit. Graz 1988, S. 201f u. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen<br />

Büchern von Fuksas über Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das<br />

einstige jüdische Leben in Bad Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen<br />

Buch „Skizzen der Zeit“ erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote<br />

z.B., dass bis 1938 der Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwasser<br />

noch in den Händen eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1937-<br />

1997. Erste Kursaison – Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet<br />

man auf Seite 65f. noch einen kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten<br />

Gleichenberger Kuraufenthalt und das Buch „Die vergebliche Warnung“<br />

des Schriftstellers Manès Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen<br />

jüdischer Herkunft.)<br />

25 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad<br />

Gleichenberg 1993, S. 22 u. 27. Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser,<br />

Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien-München 2000, S. 545.<br />

26 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik<br />

Bad Gleichenberg), S. 295.<br />

27 Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung<br />

an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die<br />

Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark. In:<br />

Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche<br />

Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />

bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.<br />

28 Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945<br />

rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge<br />

zur Heimatkunde der Südoststeiermark, Heft 4. Feldbach 1989, S. 115ff.<br />

29 Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman.<br />

Locarno 1976, S. 300ff. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung<br />

F.J.Schober.<br />

30 Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald<br />

bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die<br />

Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen<br />

Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach<br />

Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2<br />

gesendet).<br />

31 Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund<br />

um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge zur<br />

Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 116ff.<br />

32 Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und<br />

Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97. Eleonore Lappin, Die<br />

Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald<br />

Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung –<br />

Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.<br />

33 Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von<br />

ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944-1945.<br />

Wien 1999, S. 215f. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern<br />

in Radkersburg – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine<br />

weiteren Hinweise.<br />

34 Schwarz Desider (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew)<br />

WO 310/143.<br />

35 Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest<br />

(23.12.1946), Privatbesitz. Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der<br />

Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52.


36 Chronik der Volksschule Klöch.<br />

37 Watzek-Chronik (16. März 1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg.<br />

38 Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F.J.Schober.<br />

39 Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der<br />

Juden in Österreich, St. Pölten). Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star.<br />

A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff.<br />

40 PRO WO 310/167. Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1. Neue Zeit, 11.<br />

November 1947, S. 2. Wahrheit, 11. November 1947, S. 2.<br />

41 Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO 1020/2059. Franz Josef Schober,<br />

100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98. In: Heinrich<br />

Kranzelbinder/Günther Prutsch/Franz Josef Schober, Ratschendorf. Vom<br />

Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer südoststeirischen<br />

Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310. Alfred Kolleritsch, Von der<br />

schwarzen Kappe. In. Gespräche im Heilbad. Salzburg 1985, S. 49.<br />

Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria<br />

in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S.<br />

231f.<br />

42 Chronik der Volksschule Klöch.Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von<br />

Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz. Cäcilia Schönberger<br />

(16. u. 23.5.2005). Sammlung Franz Josef Schober. Eleonore Lappin, The<br />

Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In:<br />

Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 220.<br />

43 Chronik des Gendarmeriepostens Klöch. Grenzbote, 31. August 1947, S. 5.<br />

44 Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1; Neue Zeit, 11. November 1947, S.<br />

2.<br />

45 Das Steirerblatt, 14. November 1947, S. 2, Neue Zeit, 14. November 1947,<br />

S. 3; Wahrheit, 14. November 1947, S. 3.<br />

46 Das Steierblatt, 10. Dezember 1947, S. 2; Neue Zeit, 10. Dezember 1947, S.<br />

3; Wahrheit, 10. Dezember 1947, S. 3.<br />

47 Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13.<br />

48 Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher<br />

Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart<br />

wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden<br />

im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien,<br />

Mappe KZ-Friedhöfe.<br />

49 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u.<br />

26.4.2005), Sammlung F.J.Schober.<br />

50 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna<br />

am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988,<br />

S. 130 u. 135f.<br />

51 Anton Rutte (25.5.1946). PRO WO 310/144.<br />

52 Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz<br />

ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ<br />

Mauthausen (1944/45). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen<br />

Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91.<br />

53 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.<br />

54 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau<br />

Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark.<br />

Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273.<br />

Ladislaus Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71. Imre Weisz, Moreshet<br />

D. 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in<br />

Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie<br />

hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise<br />

Einsicht gewährt.)<br />

55 Shmuel Roth, Moreshet A. 1476. Szabolcs Szita, Zwangsarbeit,<br />

Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung<br />

in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge<br />

1944-1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106.<br />

56 Chronik des Marktes St. Anna am Aigen.<br />

57 StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47.<br />

58 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung<br />

F.J.Schober.<br />

59 PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45). Neue Steirische Zeitung, 12. August<br />

1945, S. 5. Das Erschießungsdatum 13. Februar 1945 scheint sehr früh und<br />

könnte vielleicht nicht stimmen. Ein Mitglied des Erschießungskommandos<br />

soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am<br />

selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“.<br />

Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und<br />

Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es<br />

möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in<br />

der zweiten Märzhälfte stattfand.<br />

Judovska usoda<br />

60 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.<br />

Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.J.Schober.<br />

61 Kleine Zeitung, 4. Februar 2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26.<br />

62 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Chronik der Pfarre St. Anna am<br />

Aigen. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through<br />

Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem<br />

2000, S. 231f. Yad Vashem 05/89.<br />

63 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau<br />

Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark.<br />

Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.<br />

64 Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F.J.Schober.<br />

65 Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen<br />

Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch. In: Gerhard Baumgartner/Eva<br />

Müllner/Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse<br />

und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff. Karl Knapp<br />

(27.7.2005), Sammlung F.J.Schober.<br />

66 StLA, LG Graz Vg 869/45.<br />

67 Durch Josef Weinhandl, den Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt<br />

ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor<br />

Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete<br />

mir dann in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen<br />

an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen<br />

wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet.<br />

Sandor Vandor, der heute im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien lebt,<br />

schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von e-mails<br />

seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna<br />

am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna<br />

konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin<br />

vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele<br />

Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor<br />

Vandor in: Bildpost, 30. Juni 2005, S. 12 und Süd-Ost Journal, 20. Juli 2005,<br />

S. 45. Simson Schvarz und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld<br />

bei der Beantwortung meiner Fragen.<br />

68 Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude<br />

untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni<br />

2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren.<br />

69 Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude<br />

Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von SS abgeholt und dann im<br />

Wald bei Röhrl erschossen wurden.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Franz Josef Schober<br />

Franz Josef Schober, geb. 1957, wohnhaft in<br />

Ratschendorf; Finanzbeamter; Gründungsmitglied<br />

der Kulturinitiative Ratschendorf; Mitarbeit<br />

an diversen volkskundlichen und zeitgeschichtlichen<br />

Ausstellungen. Veröffentlichung<br />

mehrerer zeitgeschichtlicher Arbeiten über den<br />

Bezirk Radkersburg. – Franz Josef Schober,<br />

rojen 1957, stanujoč v Ratschendorfu; finančni<br />

uradnik; ustanovni član kulturne iniciative<br />

Ratschendorf; sodeluje pri raznih etnografskih<br />

in sodobnozgodovinskih razstavah. Objavil<br />

je več sodobnozgodovinskih del o okraju Bad<br />

Radkersburg.<br />

235


Bildgalerie – galerija slik VII<br />

Hoher Besuch anlässlich der Ausstellungseröffnung „Krieg um Slowenien 1991“ – visok obisk ob otvoritvi razstave Vojna za Slovenijo 1991<br />

236


Slovenci po svetu<br />

Potopis<br />

� Text: Marjan Šrimpf<br />

Ekipa televizije Maribor je v<br />

zadnjih letih obiskala slovenske<br />

izseljence in zdomce v dvajsetih<br />

državah sveta. V diaspori – torej<br />

zunaj domovine – živi okrog<br />

300.000 Slovencev in njihovih<br />

potomcev, največ v ZDA,<br />

Avstraliji, Kanadi in Argentini.<br />

Amerika – obljubljena dežela.<br />

S trebuhom za kruhom so šli<br />

Slovenci iz tedanje Avstro-<br />

Ogrske že okrog leta 1900. Ob<br />

popisu prebivalstva v ZDA leta<br />

1910 se je za slovenski materin<br />

Slovenci po svetu<br />

Ekipa TV Maribor v Venezueli; z leve: izseljenec Albin Valenčič, novinar Marjan Šrimpf,<br />

snemalec Robert Zupanc, tonski technik Damijan Krajnc – Das Team von TV Maribor in Venezuela;<br />

von links: Aussiedler Albin Valenčič, Journalist Marjan Šrimpf, Kameramann Robert<br />

Zupanc, Tontechniker Damijan Krajnc<br />

jezik odločilo 123.631 oseb prve generacije (rojene na Slovenskem) in 59.800 Slovencev, rojenih že<br />

v Združenih državah Amerike. Tik pred drugo svetovno vojno je živelo v ZDA 250.000, Kanadi<br />

6000, v Argentini 25.000, v Braziliji 5000 in v Avstraliji 2000 Slovencev. Po drugi svetovni vojni<br />

pa je iz Slovenije v prekomorske države odšlo še 20.000 do 25.000 političnih in tudi ekonomskih<br />

emigrantov. K temu moramo prišteti še 80.000 do 100.000 Slovencev, ki jih je v šestdesetih in<br />

sedemdesetih letih prejšnjega stoletja zajel ekonomski val. Višji zaslužek in boljše življenje so iskali<br />

v zahodnoevropskih državah. Leta 1972 je delalo v Zahodni Evropi 72.000 Slovencev. Nekateri od<br />

teh so se vrnili v domovino, mnogi pa tudi ne.<br />

Takšna bi bila na kratko slika slovenskega zdomstva in izseljenstva v prejšnjem stoletju.<br />

Ekipa Televizije Maribor, ki je bila večkrat tudi na obiskih v Potrni pri društvu 7. člen, ko je gostilo<br />

tudi slovenske izseljence iz različnih prekomorskih držav, je obiskala naše ljudi po svetu. Tokrat<br />

237


Slovenci po svetu<br />

Leon Štukelj med slovenskimi delavci v tovarni Chrysler v Torontu, Kanada. – Leon Štukelj<br />

inmitten der slowenischen Arbeiter der Fabrik Chrysler in Toronto, Kanada.<br />

bomo strnili vtise z obiskov v Južni Ameriki,<br />

Avstraliji, Kanadi, ZDA in še kje.<br />

Največ Slovencev se je v ZDA naselilo v državi<br />

Ohio in v Clevelandu, ki so ga imenovali tudi<br />

drugo največje slovensko mesto, takoj za<br />

Ljubljano. Tam je bilo kar 13 slovenskih far in 14<br />

domov. Mnogi Slovenci so v Združenih državah<br />

uspešni na raznih področjih. V ZDA je denimo<br />

imelo leta 1990 kar 738 ljudi slovenskega rodu<br />

doktorat znanosti. Tudi Američani poznajo<br />

Slovence, kot so Friderik Baraga, Luis Adamič,<br />

Frank Lausche, James Oberstar, George<br />

Voinovič (zadnji trije so politiki), pa vesoljec<br />

Ronald Šega, v širši javnosti so manj znani<br />

številni slovenski zdravniki, znanstveniki,<br />

profesorji, gospodarstveniki – pri vesoljski<br />

agenciji NASA je delal dr. Petrač. Mi smo se<br />

v Clevelandu srečali z Joejem Valenčičem, ki<br />

pripravlja zgodovino pomembnih Slovencev<br />

v zabavnem življenju in v ameriškem filmu.<br />

Pokazal nam je tudi dokumentarni film, ki ga<br />

je naredil o življenju Slovencev v Clevelandu<br />

– to je še danes na kulturnem področju zelo<br />

pestro.<br />

Iz Clevelanda smo se odpravili v kanadsko<br />

zvezno državo Ontario in njeno glavno mesto<br />

238<br />

Toronto, kjer živi največ od<br />

20.000 kanadskih Slovencev.<br />

Imajo kar 18 društev, klubov<br />

in domov. Mi smo bili gostje<br />

v Slovenskem domu Lipa, kjer<br />

so pripravili slovenski večer<br />

s folklornimi plesi in večerjo<br />

s potico in drugimi jedmi iz<br />

svoje nekdanje domovine.<br />

Med številnimi Slovenci<br />

različnih poklicev je še posebej<br />

zanimiv John Letnik iz<br />

Lenarta v Slovenskih goricah,<br />

ki je iz Jugoslavije v torontsko<br />

pristanišče pripeljal odsluženo potniško ladjo<br />

in jo priredil v restavracijo – zdaj tja prihajajo<br />

številni ugledni gostje. Pred tremi leti je bil<br />

tam tudi slovenski olimpionik Leon Štukelj.<br />

Dobitnik številnih olimpijskih kolajn je pred<br />

tem obiskal nekaj slovenskih domov in bil gost<br />

slovenskih delavcev v tovarni avtomobilov<br />

Crysler, kjer so ga izjemno lepo sprejeli.<br />

Južna Amerika odpira vrata. Tako kot v<br />

Severno Ameriko, so Slovenci začeli množično<br />

odhajati tudi v Brazilijo in Argentino že pred<br />

letom 1900. Argentina je na podlagi zakona<br />

iz leta 1876 začela s sistematično kolonizacijo<br />

državnega ozemlja in je v ta namen začela<br />

sklepati pogodbe za priseljevanje evropskega<br />

kmečkega prebivalstva. Slovenci so začeli<br />

množično z ladjami iz Trsta potovati v Brazilijo<br />

in Argentino. To se je nadaljevalo še po koncu<br />

druge svetovne vojne, ko je Argentina sprejela<br />

več kot 6000 političnih beguncev. No, in prav<br />

v Argentini so izjemno dobro organizirali<br />

šolanje v slovenskem jeziku, tako da tamkajšnji<br />

Slovenci, predvsem v Buenos Airesu, zelo<br />

dobro govorijo slovenščino – med vsemi<br />

slovenskimi izseljenci, ki smo jih obiskali,


znajo največ slovenskega jezika.<br />

Večina Slovencev živi v Buenos<br />

Airesu, kjer je že več kot 50<br />

let zelo dejavna SLOVENSKA<br />

KULTURNA AKCIJA, ki<br />

združuje intelektualce raznih<br />

vrst. Izdajajo literarno revijo<br />

Meddobje, organizirali so<br />

slikarsko šolo, ki jo je v začetku<br />

vodila akademska slikarka Bara<br />

Remec, danes deluje tam veliko<br />

likovnikov. Obiskali smo kiparja<br />

Marjana Gruma – ta prodaja<br />

svoje izdelke iz železa po celem<br />

svetu, največ na Japonsko. V šali nam je dejal:<br />

“Japonci so kupili toliko mojih skulptur, da se<br />

je gotovo njihov največji otok Kijušu pogreznil<br />

za kak centimeter.” Marjan Grum je hišo, v<br />

kateri stanuje, preuredil v razstavišče, kamor<br />

zdaj prihajajo številni obiskovalci iz Argentine<br />

in iz drugih držav sveta. Ena zadnjih razstav je<br />

imela naslov Luč, barve, gibanje – podkrepil jo<br />

je tudi z instalacijami boja proti drogi, ki je še<br />

kako prisotna v znanem predelu Boce, kjer je<br />

Marjanova hiša.<br />

Čez Ande v Mendozo. Z letalom sva s<br />

snemalcem iz Buenos Airesa odletela še v<br />

Santiago de Chile, kjer živi približno 100<br />

slovenskih družin. Svojega kluba oziroma<br />

društva nimajo, zato se srečujejo pri različnih<br />

družinah na domu in obujajo spomin na<br />

domovino svojih staršev, ki so tja prišli v<br />

glavnem iz Primorske pred in po drugi svetovni<br />

vojni. Eden takšnih Primorcev je Angelo<br />

Kovačič iz slovenske vasi blizu Trsta. Kovačič<br />

ima v Santiagu že 40 let svoje podjetje, oglasili<br />

pa smo se tudi pri zlatarju Jožetu Helmlingerju.<br />

Skupaj s sinom imata sredi Santiaga lepo<br />

urejeno zlatarno, sicer pa izvira njegova družina<br />

Slovenci po svetu<br />

Marjan Šrimpf na poti čez Ande iz Santiaga de Chile v Mendozo. – Marjan Šrimpf auf dem Weg<br />

über die Anden von Santiago de Chile nach Mendoza.<br />

iz Sevnice. Naši izseljenci so nama svetovali,<br />

naj se odpraviva po zelo slikoviti cesti iz<br />

Santiaga prek Andov v argentinsko Mendozo,<br />

mesto, kjer ima domove okrog 500 Slovencev.<br />

Tako sva tudi storila in po šestih urah vožnje<br />

s taksijem sva prispela v mesto vina in sonca,<br />

kot pravijo Mendozi. Slovenska kolonija ima<br />

lep dom z dvorano za razne prireditve, dobro<br />

je organizirana slovenska šola, pevski zbor in<br />

razne druge dejavnosti. V Mendozi smo srečali<br />

brata Bajuk – arhitekta Božidarja in zdravnika,<br />

kirurga Jurija, ki sta poleg družine Bajda najbolj<br />

znana v slovenski skupnosti v Mendozi. Njun<br />

brat Andrej je danes slovenski finančni minister<br />

in bivši predsednik vlade Republike Slovenije.<br />

Martin Bajda vodi podjetje, ki izdeluje največje<br />

sode v Argentini – tudi takšne s prostornino<br />

10 in več tisoč litrov. Pred nedavnim so izdelali<br />

tudi 300.000-litrsko leseno kad za Guinessovo<br />

knjigo rekordov.<br />

V Brazillji živi 1000 Slovencev. Poleg<br />

Argentine je bila tudi Brazilija že pred<br />

devetdesetimi leti cilj revnih slovenskih<br />

kmetov. Tudi po drugi vojni je prišlo tja<br />

kar nekaj Slovencev, ki pa so bili večinoma<br />

239


Slovenci po svetu<br />

ekonomski emigranti – za<br />

razliko od pribežnikov v<br />

Argentino. Največ jih živi in<br />

dela v Sao Paolu in so v glavnem<br />

podjetniki. Tudi oni nimajo<br />

svojega kluba, pač pa »Skupnost<br />

Slovencev v Braziliji«, ki šteje<br />

kakšnih 200 družin – njihovi<br />

člani se srečujejo, tako kot v<br />

Čilu, po domovih. Med najbolj<br />

znanimi Slovenci v tej državi<br />

so pripadniki družine Hlebanja<br />

z Gorenjske. Prvi je tja prišel<br />

Janez (pred kratkim je umrl),<br />

sledil mu je brat Federico, on<br />

ima veliko tovarno kovinskih predmetov<br />

DRAVA in je skupaj s sinom Brankom<br />

uspešen podjetnik. Tudi Janezov sin Sandro<br />

je podjetnik. Med zanimivimi Slovenci je še<br />

grafik Peter Slavec, ki pa je tudi najbolj znan<br />

slovenski jamar v tej državi in eden najbolj<br />

prizadevnih raziskovalcev brazilskih jam.<br />

V Belo Horizontu prav tako srečamo Slovence.<br />

Najbolj znana je družina Šalej. Ana Šalej ima<br />

turistični biro in je slovenska častna konzulka.<br />

Nasledila je svojega brata Bogdana, podjetnika<br />

in novinarja. Šalej je bil celo kandidat za<br />

brazilskega gospodarskega ministra. Njegovo<br />

podjetje je znano po tem, da je prvo osvetlilo kip<br />

Kristusa na hribu Corcavalo v Rio de Janieru,<br />

kjer živi tudi Koprčanka Majda Starman.<br />

Na slovenskem pikniku v Venezueli. V tem<br />

kratkem in seveda le bežnem sprehodu med<br />

Slovenci v Južni Ameriki smo se ustavili še v<br />

mestu Maracay v Venezueli. V tej državi si<br />

je ustvarilo dom okrog 700 Slovencev. Ti se<br />

enkrat na leto zberejo na pikniku v tem ali<br />

onem mestu, se pogovorijo, kaj zapojejo in<br />

zaplešejo. Tako je bilo tudi tokrat, ko je prišlo<br />

240<br />

Projektant Andrej Vadnjal, izseljenec na Novi Zelandiji, ob mostu, ki ga je projektiral (Tauranga<br />

Harbour Bridge) – Projektleiter Andrej Vadnjal, Aussiedler in Neuseeland, bei der Brücke, die<br />

er geplant hat (Tauranga Harbour Bridge)<br />

k jezeru Valencija kakšnih 400 Slovencev. Med<br />

rojaki v tej deželi je najbolj znan podjetnik<br />

Ivan Jerak, ki ima kar štiri manjše tovarne. Prav<br />

gotovo je najuspešnejša tovarna kuhinjskih<br />

korit, ki se prodajajo po celi Latinski Ameriki.<br />

V Venezueli živi tudi nekaj slovenskih<br />

zdravnikov, umetnikov, znan je umetniški<br />

fotograf Jože Srša iz Caracasa in slikarkarestavratorka<br />

Karolina Koglot.<br />

Težko je v takšnem kratkem zapisu zajeti<br />

celovito sliko rojakov v Južni Ameriki, a<br />

vendar naj omenim še skupnost Prekmurcev:<br />

Transmurana v Urugvaju združuje kakšnih<br />

100 rojakov iz Pomurja – v Montevideu imajo<br />

svoj klub. Pa še skok v Bolivijo. Tam sta<br />

najbolj znana pustolovec Pavel Šimac iz Nove<br />

Gorice, ki že 45 let seka les in zdravi Indijance<br />

v bolivijski džungli. O svojem razburljivem<br />

življenju – bil je tudi zlatokop in lovec – je<br />

napisal tri knjige, izšle so v Sloveniji. Druga je<br />

akademska slikarka Ejti Štih, ki razstavlja po<br />

celem svetu – leta 2003 je razstavljala tudi v<br />

Ljubljani in Mariboru. V Boliviji živi Ejti Štih<br />

že 25 let in je priznana slikarka v vsej Latinski<br />

Ameriki.


Esti Štih iz Santa Cruza / Bolivija – Esti Štih aus Santa Cruz / Bolivien<br />

Slovenska dragulja na Tasmaniji. Za konec<br />

tega kratkega obiska med slovenskimi izseljenci<br />

v prekomorskih državah se ustavimo še v<br />

Avstraliji. Po splošnih ocenah naj bi v Avstraliji<br />

danes živelo okrog 25.000 Slovencev različnih<br />

generacij. Prvi Slovenci so se začeli priseljevati v<br />

to državo v 20-ih letih prejšnjega stoletja, žal je<br />

ohranjenih le malo sledi o njihovem takratnem<br />

življenju in delu. Današnjo slovensko skupnost<br />

predstavljajo predvsem priseljenci iz let po<br />

2. svetovni vojni. Večja slovenska središča v<br />

Avstraliji so v Melbournu, Sydeyu in Adelaidi,<br />

manjša pa v Perthu, Brisbanu oziroma Gold<br />

Coastu, Canberri, Geelongu, Albury-Wodongi,<br />

Necastlu in v Hobartu na Tasmaniji. V teh<br />

mestih je organiziranih tudi po več slovenskih<br />

društev, ki imajo skoraj vsa tudi svoje domove.<br />

Slovenska verska središča s cerkvami in<br />

dvoranami, ki so jih postavili Slovenci sami,<br />

delujejo v Sydneyu, Adelaidi in Melbournu.<br />

V tej prostrani državi živi in dela veliko<br />

pomembnih Slovencev, a imamo premalo<br />

prostora, da bi jih pričeli naštevati. Zato le<br />

beseda o dveh Slovenkah, ki smo ju obiskali<br />

na otoku Tasmanija, enem najlepših predelov<br />

Avstralije.<br />

Slovenci po svetu<br />

V mestecu Devenport živi že<br />

več kot 40 let Primorka Anka<br />

Makovec, ki je delala kot<br />

bolniška sestra. Ob tem je bila<br />

vseskozi aktivna pri varovanju<br />

okolja. Avstralci so jo spoznali<br />

leta 1985, ko je še z nekaterimi<br />

somišljeniki preprečila, da bi na<br />

čudoviti reki Gordon zgradili<br />

hidrocentralo. Takrat so se<br />

spopadali s policijo, privezovali<br />

na buldožerje in s pomočjo<br />

televizijske slike, ki je šla po<br />

vsej Avstraliji, tudi uspeli.<br />

Hidroelektrarne niso nikoli zgradili, za kar so<br />

ji domačini ob reki Gordon še danes neizmerno<br />

hvaležni, saj imajo delo v turizmu.<br />

Druga Slovenka na otoku je Daniela Hliš. V<br />

mestecu Bisheno na zahodni obali Tasmanije<br />

je ob Pacifiku postavila turistično naselje<br />

Hydeway, kiga obiskujejo turisti iz celega sveta.<br />

Naselje se čudovito sklada z naravo, bungalovi<br />

ne motijo okolja, v bližini je tudi živalski<br />

vrt. Skratka, Daniela Hliš je tukaj ustvarila<br />

izjemen kotiček za preživljanje počitnic.<br />

Hliševa je prava pesniška duša. Doslej je izdala<br />

že tri pesniške zbirke, od tega dve v angleščini<br />

in eno v slovenščini, svoje pesmi objavlja tudi<br />

v različnih literarnih revijah. Obe Slovenki<br />

smo obiskali s kamero in nastal je zanimiv<br />

dokumentarni film, ki smo ga poimenovali<br />

Tasmanska dragulja.<br />

In takšnih draguljev s tega ali onega področja<br />

bi med Slovenci po svetu lahko našli še veliko.<br />

Potrebujemo le čas, da jih odkrijemo...<br />

241


Slowenen in der Welt<br />

Marjan Šrimpf na delovnem mestu. – Marjan Šrimpf am Arbeitsplatz.<br />

Slowenen in der Welt<br />

Ein Reisebericht<br />

Das TV-Team RTV Slovenija aus Maribor hat<br />

in den letzten Jahren slowenische Auswanderer<br />

und Gastarbeiter in zwanzig Staaten der<br />

Welt – der in Diaspora leben rund 300.000 Slowenen,<br />

die meisten davon in den USA, Australien,<br />

Kanada und in Argentinien – besucht.<br />

Amerika – das gelobte Land. Vom Hunger<br />

getrieben, verließen Slowenen die damalige<br />

Donaumonarchie schon um das Jahr 1900, um<br />

anderswo ihr Glück zu finden. Bei der Volkszählung<br />

in den USA im Jahre 1910 bezeichneten<br />

sich insgesamt 183.431 Personen (davon<br />

123.631 der ersten noch in Slowenien geborenen<br />

und 59.800 der zweiten Generation) als<br />

Slowenen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

lebten in den USA 250.000, in Kanada 6.000,<br />

in Argentinien 25.000, in Brasilien 5.000 und<br />

in Australien 2.000 Slowenen. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wanderten noch 20.000<br />

bis 25.000 politische und Wirtschaftsemigranten<br />

nach Übersee aus. Dazu sind noch 80.000<br />

242<br />

bis 100.000 Slowenen hinzuzuzählen,<br />

die in den 60er und 70er<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

im Zuge des „Wirtschaftswunders“<br />

in den westeuropäischen<br />

Staaten einen höheren Verdienst<br />

und ein besseres Leben suchten.<br />

Im Jahre 1972 arbeiteten in<br />

Westeuropa 72.000 Slowenen.<br />

Einige von ihnen kehrten wieder<br />

zurück in die Heimat, viele<br />

aber blieben.<br />

Das TV-Team aus Maribor, das<br />

schon oft in Laafeld/Potrna beim Artikel-VII-Kulturverein<br />

zu Besuch war, auch als dieser slowenische<br />

Auswanderer aus verschiedenen Überseestaaten<br />

zu Gast hatte, besuchte die Slowenen<br />

in aller Welt. Diesmal möchten wir die Eindrücke<br />

von unseren Besuchen in den USA, Kanada,<br />

Südamerika und Australien zusammenfassen.<br />

In den USA siedelten sich die meisten Slowenen<br />

im US-Staat Ohio und hier vor allem in<br />

Cleveland an, das man sogar die zweitgrößte<br />

slowenische Stadt, gleich nach Ljubljana,<br />

nannte. Dort gibt es 13 slowenische Pfarrgemeinden<br />

und 14 Kulturhäuser. In den USA<br />

leben viele Slowenen, die auf verschiedenen<br />

Gebieten erfolgreich sind. Im Jahre 1990 besaßen<br />

738 Personen slowenischer Herkunft ein<br />

Doktorat der Wissenschaften. Auch Amerikaner<br />

kennen Slowenen wie Fridrik Baraga, Luis<br />

Adamič, Frank Lausche, James Oberstar, George<br />

Voinovič (die drei Letzteren sind Politiker)<br />

und den Astronauten Ronald Šega. In der breiten<br />

Öffentlichkeit weniger bekannt sind viele<br />

slowenischen Ärzte, Wissenschaftler, Professoren<br />

und Unternehmer. In Cleveland trafen wir<br />

Joe Valenčič, der einen Artikel oder ein Buch


über die bedeutendsten Slowenen in der amerikanischen<br />

Unterhaltungsindustrie schreibt.<br />

Er führte uns einen von ihm gedrehten Dokumentarfilm<br />

über das Leben der Slowenen in<br />

Cleveland, das über ein reiches und vielfältiges<br />

kulturelles Angebot verfügt, vor.<br />

Aus Cleveland führte uns der Weg nach Toronto,<br />

die Hauptstadt der kanadischen Provinz<br />

Ontario, wo die Mehrzahl der 20.000 in<br />

Kanada lebenden Slowenen wohnt. Dort gibt<br />

es 18 slowenische Vereine, Klubs und Kulturhäuser.<br />

Wir waren im Haus des slowenischen<br />

Kulturvereins Lipa zu Gast, wo man einen slowenischen<br />

Abend mit Folkloretänzen und einem<br />

Abendessen mit Köstlichkeiten aus der<br />

ehemaligen Heimat (u. a. die slowenische potica<br />

[Potitze]) organisierte. Unter den zahlreichen<br />

Slowenen, die die verschiedensten Berufe<br />

ausüben, war John Letnik aus Lenart aus den<br />

Slovenske Gorice eine der interessantesten Persönlichkeiten.<br />

Er überführte ein ausgedientes<br />

Passagierschiff aus Jugoslawien in den Hafen<br />

von Toronto und baute es zu einem Restaurant<br />

um, das heute von vielen angesehenen Gästen<br />

besucht wird. Vor drei Jahren stattete auch der<br />

mehrfache Olympiamedaillengewinner Leon<br />

Štukelj dem Restaurant einen Besuch ab. Vorher<br />

besuchte er noch einige slowenische Kulturhäuser<br />

und auch die slowenischen Arbeiter<br />

in der Chrysler-Autofabrik, wo man ihm einen<br />

herzlichen Empfang bereitete.<br />

Südamerika öffnet seine Pforten. Vor der<br />

Wende zum 20. Jahrhundert wanderten Slowenen<br />

in großer Zahl auch nach Brasilien<br />

und Argentinien aus. Argentinien begann ab<br />

1876 mit der systematischen Kolonisation seines<br />

Staatsgebietes und warb zu diesem Zweck<br />

bäuerliche Bevölkerung aus Europa an. Die<br />

Slowenen reisten von Triest aus nach Brasili-<br />

Slowenen in der Welt<br />

en und Argentinien. Dieser Trend setzte sich<br />

noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

fort, als Argentinien mehr als 6.000 politische<br />

Flüchtlinge aufnahm. In Argentinien ist der<br />

Unterricht der slowenischen Sprache so gut organisiert,<br />

dass die dort lebenden Slowenen, vor<br />

allem die in Buenos Aires, wo die meisten slowenischen<br />

Einwanderer leben, über sehr gute<br />

Slowenischkenntnisse verfügen. In der argentinischen<br />

Hauptstadt ist schon seit über 50 Jahren<br />

die Slovenska kulturna akcija (Slowenische<br />

Kulturaktion), die Intellektuelle unterschiedlicher<br />

politischer Ausrichtungen vereinigt, sehr<br />

aktiv. Der Kulturverein gibt die literarische<br />

Zeitschrift Meddobje heraus und organisiert<br />

eine Malschule, die anfänglich von der akademischen<br />

Malerin Bara Remec geleitet wurde.<br />

Heute sind dort viele Künstler tätig. Wir besuchten<br />

den Bildhauer Marjan Grum, der seine<br />

Kunstwerke aus Eisen in der ganzen Welt, vor<br />

allem in Japan, verkauft. Er sagte im Scherz<br />

zu uns: „Die Japaner haben so viele Skulpturen<br />

von mir gekauft, dass sich ihre größte Insel<br />

Kyushu wahrscheinlich schon um den einen<br />

oder anderen Zentimeter abgesenkt hat.“<br />

Sein Haus hat er in eine Kunsthalle umgestaltet,<br />

die heute von zahlreichen Kunstliebhabern<br />

aus Argentinien und anderen Staaten der Welt<br />

besucht wird. Eine der letzten Ausstellungen<br />

hieß „Luč, barve, gibanje“ (Licht, Farben, Bewegung),<br />

die er mit Installationen zum Kampf<br />

gegen Drogen untermalte, die im bekannten<br />

Viertel Boce, in dem Grum wohnt, ein großes<br />

Problem darstellen.<br />

Über die Anden nach Mendoza. Mein Kameramann<br />

und ich flogen anschließend nach<br />

Santiago de Chile, wo etwa 100 slowenische<br />

Familien leben. Da sie in keinem Klub oder<br />

Verein organisiert sind, treffen sie sich bei<br />

243


Slowenen in der Welt<br />

sich zu Hause und schwelgen in Erinnerungen<br />

an die Heimat ihrer Eltern, die überwiegend<br />

vor und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

aus dem Küstenland (Primorska) nach Chile<br />

gekommen sind. Zu ihnen zählt auch Angelo<br />

Kovačič, der aus einem slowenischen Dorf<br />

in der Nähe von Triest stammt. Bereits seit 40<br />

Jahren besitzt er sein eigenes Unternehmen in<br />

Santiago. Wir besuchten auch den aus Sevnica<br />

stammenden Juwelier Jože Helmlinger, der<br />

mit seinem Sohn im Zentrum der Hauptstadt<br />

ein schönes Juweliergeschäft betreibt. Die slowenischen<br />

Auswanderer empfahlen uns, den<br />

malerischen Weg von Santiago über die Anden<br />

in das argentinische Mendoza zu nehmen, wo<br />

rund 500 Slowenen leben. Wir befolgten ihren<br />

Rat und erreichten nach einer sechsstündigen<br />

Taxifahrt die Stadt des Weines und der Sonne,<br />

wie Mendoza häufig genannt wird. Die slowenische<br />

Kolonie besitzt ein schönes Kulturhaus<br />

mit einem Saal für verschiedene Veranstaltungen.<br />

Auch eine slowenische Schule, ein Chor<br />

und andere kulturelle Aktivitäten sind gut<br />

organisiert. In Mendoza trafen wir die Brüder<br />

Bajuk (den Architekten Božidar und den<br />

Chirurgen Jurij), die neben der Familie Bajda<br />

eine der bekanntesten Familien in der slowenischen<br />

Gemeinschaft von Mendoza sind. Ihr<br />

Bruder Andrej ist heute slowenischer Finanzminister<br />

war zuvor Premierminister.<br />

Martin Bajda, leitet ein Unternehmen, das<br />

die größten Fässer in Argentinien mit bis zu<br />

10.000 Litern Fassungsvermögen herstellt. Vor<br />

kurzem stellte sein Betrieb für das Guinessbuch<br />

der Rekorde einen 300.000 Liter fassenden<br />

Holzbottich her.<br />

In Brasilien leben 1.000 Slowenen. Neben Argentinien<br />

war Brasilien ein weiteres Auswanderungsziel<br />

armer slowenischer Bauern. Auch<br />

244<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten viele<br />

Slowenen in das südamerikanische Land, diese<br />

waren aber zum Unterschied zu den politischen<br />

Flüchtlingen in Argentinien zumeist<br />

Wirtschaftsemigranten. Die Mehrheit von<br />

ihnen lebt in Sao Paolo und arbeitet dort als<br />

selbständige Unternehmer. Auch sie haben<br />

keinen eigenen Klub, aber die so genannte Gemeinschaft<br />

der Slowenen in Brasilien, die etwa<br />

200 Familien zählt, organisiert – wie in Chile<br />

– Treffen bei verschiedenen Familien zu Hause.<br />

Zu den bekanntesten Slowenen in diesem<br />

Land zählen die Mitglieder der Familie Hlebanja<br />

aus Oberkrain (Gorenjska). Der vor kurzem<br />

verstorbene Janez war der erste aus der<br />

Familie, der nach Brasilien gekommen ist. Ihm<br />

folgte sein Bruder Federico, der jetzt die große<br />

Metallfabrik DRAVA besitzt. Sein Sohn Branko<br />

ist ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer.<br />

Eine interessante Persönlichkeit ist auch der<br />

Graphiker Peter Slavec, der zudem der bekannteste<br />

Höhlenforscher des Land ist.<br />

Auch in Belo Horizonte treffen wir Slowenen.<br />

Die bekannteste Familie in dieser Stadt ist die<br />

Familie Šalej. Ana Šalej ist Besitzerin eines<br />

Reisebüros und slowenische Honorarkonsulin.<br />

Ihr Bruder Bogdan, ein Unternehmer und<br />

Journalist, war sogar ein Kandidat für den Posten<br />

des brasilianischen Wirtschaftsministers.<br />

Sein Unternehmen wurde vor allem durch die<br />

Beleuchtung der Christusstatue auf dem Berg<br />

Corcovado in Rio de Janiero bekannt.<br />

Auf einem slowenischen Picknick in Venezuela.<br />

Während unseres Südamerika-Trips<br />

besuchten wir noch die slowenische Gemeinschaft<br />

in Maracay in Venezuela. In diesem<br />

Staat schufen sich rund 700 Slowenen ihre<br />

neue Heimat. Sie treffen sich einmal jährlich<br />

zu einem Picknick bei Tanz und Unterhaltung.


So war es auch diesmal, als rund 400 Slowenen<br />

zum See von Valencia kamen. Der bekannteste<br />

Slowene ist hier der Unternehmer<br />

Ivan Jerak, der vier kleinere Fabriken besitzt.<br />

Die erfolgreichste davon ist die Fabrik für Küchenspülbecken,<br />

die in ganz Lateinamerika<br />

verkauft werden. In Venezuela leben auch einige<br />

slowenische Künstler, darunter der Fotograf<br />

Jože Srša und die Malerin und Restauratorin<br />

Karolina Koglot.<br />

Es ist schwierig, in einem kurzen Aufsatz ein<br />

ganzheitliches Bild der Slowenen in Südamerika<br />

zu vermitteln, doch eines muss noch erwähnt<br />

werden: die Gemeinschaft der Auswanderer<br />

aus dem Übermurgebiet (Prekmurje)<br />

Transmurana in Uruguay zählt ungefähr 100<br />

Slowenen aus der slowenischen Region Pomurje,<br />

die in Montevideo ihren eigenen Klub haben.<br />

Und jetzt noch ein Sprung nach Bolivien.<br />

Die bekanntesten Slowenen sind hier der<br />

Abenteurer Pavel Šimac aus Nova Gorica und<br />

die akademische Malerin Ejti Štih. Pavel Šimac<br />

hackt dort schon seit 45 Jahren Holz und heilt<br />

die Indianer im Dschungel von Bolivien. Über<br />

sein abenteuerliches Leben – er war auch Goldgräber<br />

und Jäger – schrieb er drei Bücher, die<br />

auch in Slowenien erschienen sind. Ejti Štih<br />

stellt ihre Werke auf der ganzen Welt – im Jahre<br />

2003 in Ljubljana und Maribor – aus. Die in<br />

ganz Lateinamerika anerkannte Malerin lebt<br />

schon 25 Jahre in Bolivien.<br />

Slowenische Juwelen in Tasmanien. Am<br />

Ende dieses kurzen Besuches bei den slowenischen<br />

Auswanderern in Übersee machen wir<br />

noch einen Abstecher nach Australien. Heute<br />

leben rund 25.000 Einwanderer slowenischer<br />

Abstammung auf den Kontinent. Die ersten<br />

Slowenen kamen in den 20er Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts, doch leider blieben nur we-<br />

Slowenen in der Welt<br />

nige Spuren von ihrem damaligen Leben und<br />

Wirken erhalten. Größere slowenische Gemeinschaften<br />

findet man in Melbourne, Sydney<br />

und Adelaide, kleinere in Perth, Brisbane<br />

bzw. Gold Coast, Canberra, Geelong, Albury-Wodonga,<br />

Newcastle und in Hobard auf<br />

der Insel Tasmanien. In diesen Städten gibt es<br />

mehrere slowenische Vereine, von denen fast<br />

jeder ein eigenes Kulturheim besitzt. Slowenische<br />

religiöse Zentren mit Kirchen und Sälen,<br />

die die Slowenen in ihrer Freizeit selbst gebaut<br />

haben, findet man in Sydney, Adeleida und<br />

Melbourne. In diesem großen Land leben und<br />

arbeiten viele bedeutende Slowenen, doch leider<br />

steht zu wenig Platz zur Verfügung, um sie<br />

alle aufzuzählen. Deshalb erwähnen wir nur<br />

zwei Sloweninnen, die wir auf der Insel Tasmanien,<br />

besuchten.<br />

Anka Makovec, die früher als Krankenschwester<br />

tätig war und aus dem Küstenland (Primorska)<br />

stammt, lebt schon seit über 40 Jahren in<br />

der kleinen Stadt Devenport. Die ganzen Jahre<br />

setzte sie sich auch für den Umweltschutz<br />

ein. Die Australier lernten sie im Jahre 1985<br />

kennen, als sie zusammen mit einigen Gleichgesinnten<br />

verhinderte, dass am schönen Fluss<br />

Gordon ein Wasserkraftwerk errichtet wurde.<br />

Diese lieferten sie sich Auseinandersetzungen<br />

mit der Polizei, ketteten sie sich an Planierraupen<br />

fest und hatten schließlich mit Hilfe von<br />

TV-Bildern, die durch ganz Australien gingen,<br />

Erfolg. Das Wasserkraftwerk wurde nicht gebaut,<br />

wofür ihr die Einheimischen am Gordon-Fluss<br />

heute noch sehr dankbar sind.<br />

Die zweite auf der Insel lebende Slowenin ist<br />

Daniela Hliš. Sie errichtete in der kleinen Stadt<br />

Bisheno an der Westküste von Tasmanien die<br />

Feriensiedlung Hydeway, die von Touristen aus<br />

der ganzen Welt besucht wird. Mit der Siedlung,<br />

die im Einklang mit der Natur errichtet<br />

245


Slowenen in der Welt<br />

wurde, schuf Daniela Hliš ein idyllisches Ferienparadies.<br />

Darüber hinaus widmet sie sich der<br />

Poesie. Sie hat bereits drei Gedichtssammlungen<br />

herausgegeben, zwei davon in englischer<br />

und eine in slowenischer Sprache und veröffentlicht<br />

ihre Gedichte auch in verschiedenen<br />

Literaturzeitschriften. Wir besuchten die beiden<br />

Sloweninnen und drehten den Dokumentarfilm<br />

„Zwei Tasmanische Juwelen“.<br />

Man könnte unter den Slowenen in der Welt<br />

noch viele solcher Juwelen finden, die auf so<br />

unterschiedlichen Gebieten erfolgreich sind.<br />

Alles was man braucht ist Zeit, um sie zu entdecken…<br />

246<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Marjan Šrimpf<br />

Na RTV Slovenija (Televizija Slovenija – Studio<br />

Maribor) je redno zaposlen 34 let. Dela kot<br />

novinar-komentator in spremlja gospodastrvo<br />

in politiko. Za svojo dušo pa potuje tudi po<br />

svetu in snema filme ter reportaže o<br />

Slovencih, ki živijo na tem lepem našem modrem<br />

planetu (če ga gledamo iz vesolja). 5 let je bil<br />

tudi urednik oddaje Slovenci po svetu in<br />

Naši na tujem, ki je tekla na 1. sporedu TV<br />

Slovenija in kasneje na TV Maribor. V oddajah smo<br />

predstavili prek 1000 naših izseljencev iz<br />

prekomorskih držav in zdomcev iz Zahodne<br />

Evrope. Govorili smo tudi o manjšinah in<br />

pripravljali okrogle mize v studiu na temo:<br />

SLOVENCI PO SVETU.<br />

Poleg oddaja o Slovencih po svetu je bil v<br />

40-tih državah, je posnel in objavil tudi 18<br />

dokumentarnih filmov (30 minutnih), ki so bili<br />

na sporedu TV Slovenija. Zadnja dva v letu<br />

2005: “Dežela dolgega belega oblaka” (govori<br />

o Novi Zelandfiji) in Vizija Vide Vidmar (portret<br />

zdravilke -Slovenke iz Ilheusa v brazilski zvezni<br />

državi Bahia) sta dobili tudi VIKTORJA- to je<br />

najvišje priznanje revije STOP, ki ocenjuje TV<br />

program v državi kot najboljša dosežka minulega<br />

tedna. – Seit 34 Jahren bei RTV Slovenija<br />

(Slowenischer Rundfunk) beschäftigt, arbeitet<br />

er als Journalist und Kommentator und verfolgt<br />

Wirtschaft und Politik. Zur eigenen Freude reist<br />

er durch die ganze Welt und dreht Filme und<br />

Reportagen über die Slowenen, die auf diesem<br />

unserem schönen blauen Planeten Erde leben.<br />

Er war fünf Jahre lang Redakteur zweier Sendungen:<br />

Slovenci po svetu (Slowenen in der<br />

Welt) und Naši na tujem (Landsleute in der<br />

Fremde), wobei die letztgenannte zuerst beim<br />

nationalen Sender TV Slovenija I und später<br />

beim Regionalsender TV Maribor ausgestrahlt<br />

wurde. In mehreren Sendungen wurden mehr<br />

als 1.000 Auswanderer in Überseeländern und<br />

Gastarbeiter in Westeuropa vorgestellt. Wir<br />

sprachen auch über die Minderheiten, und im<br />

Studio wurden Gespräche am Runden Tisch<br />

zum Thema Slowenen in der Welt organisiert.<br />

Neben der Sendung „Slowenen in der Welt“<br />

besuchte er 40 Länder und veröffentlichte 18<br />

(30-minütige) Dokumentarfilme, die beim TV<br />

Slovenija I ausgestrahlt wurden. Die letzten<br />

zwei Dežela dolgega belega oblaka – Das Land<br />

der langen weißen Wolke (über Neuseeland)<br />

und Vizija Vide Vidmar – Die Vision der Vida<br />

Vidmar (das Portrait einer slowenischen Heilpraktikerin<br />

aus Ilheus im brasilianischen Bundesland<br />

Bahia), wurden im Jahr 2005 gezeigt<br />

und bekamen den VIKTOR-Preis, die höchste<br />

Auszeichnung der Zeitschrift STOP, die das<br />

slowenische TV Programm beurteilt und die<br />

Spitzenleistungen des vergangenen Jahres<br />

prämiiert.


Und sie bewegt sich doch …<br />

Grenzüberschreitende Nachbarschaftspolitik anhand der Region Leutschach<br />

� Text: Heinz Wassermann<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

Als der Autor vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einem Forschungsauftrag die Geschichte<br />

von vier südsteirischen Gemeinden – Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach<br />

und Schloßberg – recherchierte, 1 bekam er den durchaus wohlmeinenden Ratschlag: „Machen Sie<br />

mir hier keinen Krieg!“ Dass sich Zeithistoriker grundsätzlich auf vermintem Gebiet bewegen, ist<br />

an sich nicht neu. Zumeist ist damit aber die Nazi-Zeit gemeint; das war zwar auch in diesem Falle<br />

mit gemeint, „erschwerend“ kam jedoch hinzu, dass Teile der Region Leutschach 2 sowohl nach 1918<br />

als auch nach 1945 vom SHS-Staat bzw. Jugoslawien als slowenisches Territorium beansprucht<br />

wurden.<br />

Als der Verfasser im Rahmen einer Lehrveranstaltung der FH-Joanneum vor Ort Recherchen für ein<br />

Videoprojekt anstellte, meinte ein – durchaus wohl gesinnter – Gemeindebediensteter sinngemäß:<br />

„Aber das Slowenische betonen Sie nicht allzu sehr.“<br />

Somit ist ein zweites Konfliktfeld, die zumindest partielle „slowenische Vergangenheit“ von zwei<br />

Gemeinden, nämlich von Glanz an der Weinstraße und von Schloßberg, benannt.<br />

Man kann also von zwei (historischen) „Verwerfungen“ ausgehen: Zum einen die Problematik der<br />

Grenzziehung, einschließlich zeitlich begrenzter Besetzungen durch jugoslawische Truppen, zum<br />

anderen eine partielle „slowenisch(sprachig)e Vergangenheit“, die im Zuge von Assimilationsprozessen<br />

nach 1918 zunehmend liquidiert wurde, teilweise – wie noch weiter unten gezeigt werden<br />

wird – aber durchaus noch historisch relevant ist.<br />

Grenzstreitigkeiten – Grenzziehung – Grenzübergriffe und Grenzland. Dass sich die Habsburgermonarchie<br />

mit Ende des Ersten Weltkriegs – nicht ausschließlich, aber nicht zuletzt auf Grund<br />

des Beharrens des „deutschen Elementes“ auch auf künftige Dominanz – auflöste, darf als bekannt<br />

vorausgesetzt werden. 3<br />

Im November 1918 kam es zwischen der Republik Deutsch-Österreich und dem sich konstituierenden<br />

südslawischen Staat zu einem ersten Übereinkommen, das vor allem wirtschaftliche Belange<br />

regelte. In diesem wurde auch festgelegt, dass die künftige Grenzziehung Thema der kom-<br />

247


Und sie bewegt sich doch …<br />

Der Friedhof von Sv. Duh/Heiligengeist<br />

2003 – Pokopališče v Sv. Duhu/<br />

Heiligengeist, 2003<br />

menden Friedensverhandlungen sein werde.<br />

Was diesen Punkt betraf, war das Abkommen<br />

das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben<br />

stand. „Noch vor dem am 3. November 1918<br />

zwischen Österreich-Ungarn und der Entente<br />

[…] geschlossenen Waffenstillstand hatte General<br />

Majster [sic!] mit seinen südslawischen<br />

Truppen am 1. November die Stadt Marburg<br />

besetzt. Am 25. November erfolgte die Besetzung<br />

von Spielfeld und am 1. Dezember jene<br />

von Radkersburg. Nach der Einnahme Murecks<br />

am 3. und Halbenrains am 7. Dezember<br />

sowie einiger weiterer Ortschaften kontrollierten<br />

die Südslawen praktisch bereits die Murlinie<br />

sowie vor allem auch die zwischen Spielfeld<br />

und Radkersburg verlaufende Bahn.“ 4<br />

Anfang Dezember erfolgte auch die Besetzung<br />

der Region Leutschach (allerdings ohne die im<br />

Norden gelegene Gemeinde Eichberg-Trautenburg).<br />

Am 14. Jänner 1919 unternahm die Deutsche<br />

Volkswehr einen „überfallsartigen Angriff<br />

auf die Besatzungstruppen. […] Rings um den<br />

Markt wurde gleichzeitig das Feuer eröffnet.<br />

[…] Nach 4-stündiger heftiger Beschießung<br />

kam es durch Vermittlung zweier Parlamentäre<br />

zur Einstellung des Feuers.“ 5 Im Rahmen<br />

dieses lokalen Scharmützels fand auch der unbeteiligte<br />

Postbeamte Alois Huber den Tod.<br />

Der Angriff auf Leutschach war ein<br />

248<br />

Quelle: Wasserm./Vg. Classic<br />

Quelle: Štajerski deželni arhiv/Stmk. Landesarchiv<br />

Zeitgenössische Darstellung der jugoslawischen<br />

Gebietsforderungen<br />

nach 1945 – Sočasne predstavitve<br />

jugoslovanskih ozemeljskih zahtev po<br />

letu 1945<br />

Am 20. April 1992 fand erstmals der<br />

gemeinsame „Georgiritt“ statt. – 20.<br />

aprila 1992 so prvič pripravili skupno<br />

konjeniško prireditev ob Jurijevem.<br />

Mosaikstein(chen) des zunehmenden Widerstandes<br />

gegen die südslawische Besatzung,<br />

der diese in zunehmendem Maße unter Druck<br />

setzte, sodass am 14. Februar 1919 Demarkationslinien<br />

festgelegt wurden.<br />

In diesem Zusammenhang ist vor allem die<br />

Entwicklung in Kärnten im Auge zu behalten,<br />

wo der Widerstand wesentlich massiver<br />

– wenngleich letztlich militärisch ebenfalls<br />

erfolglos – war. Für die vier Rebenlandgemeinden<br />

bedeutete dieses Abkommen die vorläufige<br />

Teilung. „Im Bereich der Region Leutschach<br />

verlief die südliche Demarkationslinie in einem<br />

Halbkreis von einem Kilometer südlich<br />

um den Markt. Die deutschösterreichische Demarkationslinie<br />

verlief hingegen am Nordrand<br />

der Region. Damit lagen die fast ausschließlich<br />

deutschsprachigen Gemeinden Leutschach und<br />

Eichberg-Trautenburg zur Gänze in der neutralen<br />

Zone. […] Die Gemeinden Glanz und<br />

Schlossberg lagen jedoch zum Großteil innerhalb<br />

der südlichen Demarkationslinie und waren<br />

auch in zivilen Belangen dem SHS-Staat<br />

untergeordnet. […] Bis zum 20. Februar hatten<br />

die Besatzungstruppen den Markt Leutschach<br />

zu räumen. […] Doch die Teilung der Region<br />

Leutschach sollte noch die nächsten eineinhalb<br />

Jahre andauern.“ 6<br />

Auf der Pariser Friedenskonferenz wurden die<br />

Quelle: Chronik der Gemeinde Glanz/Verlag Classic


Grenzen mit der Tschechoslowakei, Ungarn,<br />

Italien und mit dem SHS-Staat gezogen. Für<br />

die Steiermark bedeutete dies den Verlust von<br />

einem Drittel seiner Bewohner und seines Territoriums.<br />

Vorerst umfassten die jugoslawischen<br />

Gebietsforderungen „fast die gesamte<br />

Region Leutschach und darüber hinaus Radkers-<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

Zwischen jugoslawischen und österreichischen Vorstellungen hinsichtlich des Grenzverlaufs bestanden erhebliche Auffassungsunterschiede. – Med<br />

jugoslovanskimi in avstrijskimi predstavami glede poteka meje je bilo mnogo bistvenih razhajanj.<br />

burg, Halbenrain, Purkla, Mureck, Straß, Ehrenhausen<br />

und Eibiswald. […] Anfang März<br />

wurden auf der Territorialkonferenz der Friedenskonferenz<br />

die Forderungen des SHS-Staates<br />

im Bereich der Steiermark erörtert. Dabei<br />

mußten die slowenischen Vertreter zu ihrem<br />

Erschrecken feststellen, daß in der Kommissi-<br />

249<br />

Quelle: A. Suppan 1989/Verlag Classic


Und sie bewegt sich doch …<br />

Das Bad Gleichenberger Abkommen zwischen Österreich und Jugoslawien erleichterte den Grenzübertritt wesentlich. – Sporazum iz Bad<br />

Gleichenberga med Jugoslavijo in Avstrijo je bistveno olajšal prehajanje državne meje.<br />

on die Tendenz vorherrschte, den Vorschlägen<br />

der […] amerikanischen Kommission folgend,<br />

das Drautal südlich von Leutschach als ,beste<br />

natürliche Grenze’ festzulegen. Außerdem hielt<br />

die amerikanische Kommission fest, daß selbst<br />

die Bewohner des südlichen Drautals nichts<br />

von Jugoslawien wissen wollten.“ Die im Laufe<br />

der Verhandlungen reduzierten Gebietsforderungen<br />

sparten den Markt Leutschach aus.<br />

„Dadurch wären zumindest wenigstens die<br />

überwiegend slowenischsprachigen Teile der<br />

Gemeinden Schloßberg und Glanz an den<br />

SHS-Staat gefallen. […] Im Gegensatz dazu<br />

bestimmte der Oberste Rat, einem Vorschlag<br />

der Territorialkommission folgend, jedoch die<br />

Wasserscheide von der Kärntner Grenze bis<br />

Heiligen Geist als künftige Grenze. Von dort<br />

bis zur Mur sollte die Grenze dann entlang der<br />

bisherigen Grenzlinie der politischen Bezirke<br />

Leibnitz und Marburg verlaufen. […] Dieser<br />

Passus sollte auch in den endgültigen Friedens-<br />

250<br />

vertrag übernommen werden.“ 7 Das bedeutete,<br />

dass die vier Rebenlandgemeinden – abgesehen<br />

von der Kirche von Hl. Geist und eines kleinen<br />

Teils der Katastralgemeinde Schloßberg – bei<br />

Österreich verbleiben sollten.<br />

Im Zuge der endgültigen Grenzziehung (ab<br />

Dezember 1920) kam es noch zu geringfügigen<br />

Korrekturen. „Insgesamt wurden im<br />

Grenzabschnitt Hl. Geist–Spielfeld 585,8 Hektar<br />

an den SHS-Staat abgetreten, wovon allein<br />

583,2 Hektar auf den südlichen Teil von Großwalz<br />

entfielen. Dafür wurden 514,2 Hektar<br />

Territorium gewonnen. Da Österreich damit<br />

jedoch eine karge Gebirgslandschaft gegen ein<br />

reiches Weinbaugebiet eintauschte, in dem viele<br />

Österreicher Überlandbesitz hatten, wurde<br />

dieser Tausch seitens des Länder-Zentralbüros<br />

als vorteilhaft angesehen. […] Die Begeisterung<br />

auf regionaler Ebene (Gemeindevorstand<br />

von Schloßberg, Bezirksausschuß von Arnfels)<br />

hielt sich jedoch in Grenzen.“ 8 Im Gegen-<br />

Quelle: Wassermann/Verlag Classic


satz zum östlichen Teil der Region Leutschach<br />

war die Grenzziehung im westlichen Teil umstrittener.<br />

Konkret ging es um die Kirche, den<br />

Friedhof und die Schule von Hl. Geist. Am 8.<br />

Juli 1921 fasste die Interalliierte Grenzkommission<br />

den Beschluss, „daß im fraglichen Grenzabschnitt<br />

die Wasserscheidegrenze gelte. Zehn<br />

der durch die Grenze zerschnittenen Gehöfte<br />

wurden Österreich zugewiesen, fünf fielen<br />

an Jugoslawien. Bezüglich des Friedhofs von<br />

Hl. Geist wurde weiters entschieden, daß er<br />

an den SHS-Staat falle, doch hätten die österreichischen<br />

Bewohner das Recht, ihn zu besuchen<br />

und ihre Toten in einem bestimmten<br />

Abschnitt zu bestatten.“ 9 Die Volksschule verblieb<br />

bei Österreich und wurde 1944, weil sie<br />

der Gestapo als Stützpunkt gedient hatte, von<br />

Partisanen gesprengt.<br />

Somit wurde in diesem Bereich die Südgrenze<br />

am 1. November 1921 endgültig festgelegt; mit<br />

diesem Datum waren die ausgetauschten Gebiete<br />

von der jeweils anderen Seite zu räumen.<br />

Daraus folgte auch der Status der „Doppelbesitzer“,<br />

also jener Bauern, die Grund und Boden<br />

dies- und jenseits der Grenze hatten. Am 23. Februar<br />

1922 wurde zwischen der Republik Österreich<br />

und dem südslawischen Staat eine Regelung<br />

bezüglich des „kleinen Grenzverkehrs“<br />

getroffen, von dem im Bezirk Leibnitz 147 Besitzer<br />

profitieren sollten (umgekehrt verfügten<br />

47 Jugoslawen auf österreichischem Territorium<br />

über Grundbesitz). 10 Einer Erhebung von<br />

Studenten der Universität Graz aus dem Jahre<br />

1939 zufolge besaßen jugoslawische Bauern<br />

in der Gemeinde Glanz 33,85 und in der Gemeinde<br />

Schloßberg 26,63 Hektar; Grundbesitzer<br />

aus der Gemeinde Glanz bewirtschafteten<br />

63,16, aus Schloßberg 10 Hektar 11 in Jugoslawien.<br />

Christian Promitzer fasst das Verhalten der<br />

südslawischen (Besatzungs)Truppen zwischen<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

1919 und 1921 treffend mit „Behinderungen<br />

und Drangsalierungen“ 12 zusammen. Anfang<br />

Jänner 1919 schrieb die nach Arnfels geflüchtete<br />

Schloßberger Gemeindeführung an die Landesregierung,<br />

dass nunmehr „die slowenischen<br />

Truppen in Leutschach den wirtschaftlichen<br />

Verkehr mit Deutschösterreich abgesperrt<br />

[haben], sodass die Gemeinden Leutschach,<br />

Schlossberg und Glanz von Deutschösterreich<br />

nichts mehr bekommen, der Zuschub<br />

von Mehl, Zucker, Petroleum, Tabak u.s.w. hat<br />

aufgehört, aber auch vom jugoslawischen Staate<br />

ist ein Zuschub umso weniger zu erwarten,<br />

da die Abstimmungsergebnisse uns die Südslawen<br />

noch mehr zu Feinden gemacht haben.“ 13<br />

Tatsächlich versuchte die jugoslawische Seite,<br />

mit Lebensmittellieferungen positive Stimmung<br />

für sich zu erzeugen; wer sich den Verlockungen<br />

widersetzte, ging dementsprechend<br />

leer aus. Hausdurchsuchungen standen ebenso<br />

an der Tagesordnung wie Requirierungen,<br />

Schikanen beim Schul- beziehungsweise, Kirchenbesuch,<br />

die Verweigerung ärztlicher Hilfe,<br />

Misshandlungen und Übergriffe mit teilweise<br />

tödlichen Folgen. 14 Allerdings handelte es sich<br />

nicht bei allen „Übergriffen“ auch tatsächliche<br />

um solche, sondern um übliche Kontrollen,<br />

ungeachtet dessen, ob die Grenze nun fix<br />

gezogen oder eben nur eine Demarkationslinie<br />

war. In diesem Zusammenhang ist darüber hinaus<br />

zu bedenken, dass am „4. April 1919 […]<br />

die Demarkationslinie von den jugoslawischen<br />

Organen geschlossen wurde, um das Einsickern<br />

von Schmugglern und feindlichen Agenten<br />

nach Jugoslawien zu verhindern.“ 15<br />

Eine Folge der Grenzziehung nach dem Ersten<br />

Weltkrieg bestand darin, dass sich beiderseits<br />

der Grenze – in den Bezirken „Leibnitz,<br />

Radkersburg, Luttenberg/Ljutomer und Marburg/Maribor<br />

– eine ,tote Grenze’ herausbilde-<br />

251


Und sie bewegt sich doch …<br />

Grenzstein, aufgenommen<br />

im Gebiet<br />

Großwalz / Sv. Duh<br />

Mejni – kamen,<br />

posnet v okraju<br />

Großwalz / Sv. Duh<br />

te. Das Land war ein Randgebiet geworden, an<br />

dem die schrittweise Modernisierung der folgenden<br />

Jahre weitgehend vorbeiging.“ 16 Konkret<br />

bedeutete dies, dass für den Grenzgürtel<br />

– und damit auch für die vier Rebenlandgemeinden<br />

– das Fehlen bedeutender Zentren, lange<br />

Wege in den Grazer Zentralraum, eine hohe<br />

Agrarquote und agrarischer Nebenerwerb, unterdurchschnittliche<br />

Betriebsgrößen, stark von<br />

außen abhängige Betriebe, unterdurchschnittliche<br />

Einkommen und ein hohes Maß an Tages-<br />

oder Wochenpendlern typisch waren – ein<br />

Umstand, der auch heute noch Gültigkeit hat.<br />

Darüber hinaus ist auf die Tatsache zu verweisen,<br />

dass die neue Grenze in den Köpfen der<br />

Menschen zu keinem Zeitpunkt akzeptiert<br />

wurde. Das mag vor allem darin begründet gewesen<br />

sein, dass durch die in Saint Germain<br />

festgelegte Grenze die ursprüngliche verkehrsgeographische<br />

und wirtschaftliche Ausrichtung<br />

nach Maribor durchtrennt worden war.<br />

Eine Konsequenz bestand in regem Schmuggel,<br />

der quasi als Notwehrmaßnahme betrachtet<br />

wurde. 17<br />

Über den Überfall Nazi-Deutschlands auf Jugoslawien<br />

berichtet die Schulchronik von Langegg:<br />

„Große Wehrmachtseinheiten stehen in<br />

Bereitschaft in unmittelbarer Nähe zur Staats-<br />

252<br />

Quelle: Wassermann/Verlag Classic<br />

Das Gedenkkreuz<br />

für den am 14.<br />

Jänner 1919 erschossenen<br />

Alois<br />

Haas – Spominski<br />

križ za 14. januarja<br />

1919 ustreljenega<br />

Aloisa Haasa<br />

Quelle: Wassermann/Verlag Classic<br />

Einladung zum grenzüberschreitenden<br />

LFI-Projekt „Ländlicher<br />

Raum woher<br />

– wohin?“, 1992 – Povabilo<br />

k čezmejnemu<br />

LFI-projektu Krajinski<br />

prostor od kod-kam?,<br />

1992<br />

Quelle: Chronik d. Gem. Glanz/Verlag Classic<br />

Der Gedenkstein für die Partisanen<br />

der „Abteilung Lacko“ in Sv. Duh / Hl.<br />

Geist – Spominski kamen za partizane<br />

Lackovega odreda v Sv. Duhu / Hl.<br />

Geist<br />

grenze. Am 6. April 1941 um 4h früh kam es<br />

zur Entladung der Spannung. Die Deutsche<br />

Wehrmacht rückte nach kurzem Gefecht an<br />

der Grenze in Jugoslawien ein. Der Vormarsch<br />

ging rasch vorwärts [,] und große Abteilungen<br />

von Gefangenen wurden an der Schule vorbeigeführt.<br />

So wurde die hiesige Schule aus einer<br />

Grenzschule zu einer Hinterlandschule“ 18 . Obwohl<br />

die Grenze zu Jugoslawien ab April 1941<br />

nicht mehr existierte, sollte die Region – anders<br />

als im Ersten Weltkrieg – die Auswirkungen<br />

des Krieges wesentlich intensiver zu spüren<br />

bekommen. Sieht man von gelegentlichen<br />

Bombenangriffen ab, so waren es ab 1944 vor<br />

allem die Aktivitäten der Partisanen, die nachdrücklich<br />

in Erinnerung blieben. 19 Zum Dechanten<br />

und zum Gendarmerie-Postenkommandanten<br />

von Leutschach knüpften die<br />

Partisanen nachweislich Kontakte, die allerdings<br />

nichts fruchteten. Der Kommandant der<br />

so genannten Poßruck-Partisanen kam letztlich<br />

zum ernüchternden Schluss, dass mit den<br />

Österreichern „nichts anzufangen“ sei. 20<br />

Das Kuriosum der Steiermark in der unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit, die fünffache Besetzung<br />

durch Amerikaner, Briten, Sowjets, bulgarische<br />

Einheiten und Partisanenverbände, hinterließ<br />

Quelle: Wassermann/Verlag Classic


auch vor Ort ihre wenn auch kurzlebigen Spuren.<br />

Der Leutschacher Dechant, Johann Stoff,<br />

schrieb im Februar 1945 an das fürstbischöfliche<br />

Ordinariat in Graz: [Aus] „den Andeutungen<br />

Wissender […] können wir uns hier für die<br />

nächste Zukunft auf allerhand gefaßt machen;<br />

im Falle des Falles wäre dann Leibesabwesenheit<br />

weit besser als Geistesgegenwart. Betont<br />

muß werden, daß von keiner Seite – vorläufig<br />

– einem Pfarrhof oder Geistlichen etwas geschehen<br />

ist.“ 21 Die ersten fremden Truppen,<br />

die das Pfarrgebiet besetzten, waren bulgarische<br />

Einheiten, die im Verband der Roten Armee<br />

gekämpft hatten. Ihnen folgten die ersten<br />

Partisaneneinheiten aus dem Raum Maribor,<br />

über die der Dechant von Leutschach berichtete,<br />

dass sie „Freiheitskämpfer im wahrsten<br />

Sinne des Wortes und religiös eingestellt“ gewesen<br />

seien. „Als jedoch die kommunistischen<br />

Partisanen aus dem Laibacher Gebiet und aus<br />

dem Balkan nachrückten, mußten die [katholischen]<br />

Partisanen vielfach wieder weichen<br />

und wegen ihrer Verteidigung [katholischer]<br />

Interessen sogar über die Grenze fliehen, um<br />

ihr Leben zu retten.“ 22 Die Gendarmeriechronik<br />

berichtet neben den Plünderungen auch<br />

von Vergewaltigungen; welches Ausmaß diese<br />

annahmen, ist allerdings nicht bekannt. 23<br />

Mitte Mai kamen Einheiten der der 14. Stoßdivision<br />

der Jugoslawischen Armee nach Leutschach<br />

und mit ihnen auch der später berühmt-berüchtigte<br />

Kommissar von Leutschach,<br />

Fišinger. 24 Dieser verkündete, dass er den Anschluss<br />

des Gebietes an Jugoslawien vorzubereiten<br />

habe. Das bedeutete unter anderem, dass<br />

fortan Slowenisch als Amtssprache fungierte.<br />

In die Amtszeit des Kommissars von Leutschach,<br />

die unzweifelhaft als Terror, als eine Mischung<br />

von Todesdrohungen, Plünderungen, Requirierungen<br />

und Vergewaltigungen zu bezeichnen<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

ist, fällt auch die Ermordung von mehr als vierzig<br />

Soldaten am 22. Mai 1945. Es handelte sich<br />

hierbei zum Großteil um kroatische Ustaše, die<br />

aus dem Lazarett in der ehemaligen Klosterschule<br />

geholt und in einem Graben auf bestialische<br />

Art und Weise getötet wurden. Anfang<br />

Juli wurden die Partisaneneinheiten von sowjetischen<br />

und diese wiederum – gemäß dem<br />

Ersten Kontrollabkommen – am 22. Juli 1945 von<br />

britischen Einheiten abgelöst.<br />

Zwei Jahre später schrieb der Leutschacher Dechant<br />

in einem Bericht, er habe „einen Milieu-<br />

Bericht über dieses unruhige und fast kriegsmäßige<br />

Grenzgebiet geben wollen“. 25 Gemeint<br />

war damit, dass die Grenzregion auch Austragungsort<br />

der innerjugoslawischen Abrechnung<br />

der siegreichen Kommunisten mit ihren<br />

Gegnern war. 26<br />

Die von Jugoslawien Anfang 1947 erhobenen<br />

Gebietsansprüche, die auch die Rebenlandgemeinden<br />

betrafen, versetzten die einheimische<br />

Bevölkerung in hellen Aufruhr. 27 Dem folgte<br />

die hermetische Abriegelung der Grenze,<br />

die erst mit dem Bad Gleichenberger Abkommen<br />

(1953), das den „kleinen Grenzverkehr“ regelte<br />

und in der Folge ausgeweitet wurde, aufgehoben<br />

wurde. Von Bedeutung war das Abkommen<br />

in der Region vor allem für die österreichischen<br />

„Doppelbesitzer“, die fortan ihre<br />

Besitzungen auf jugoslawischem Staatsgebiet<br />

bewirtschaften konnten. Sieht man von gelegentlichen<br />

Grenzübergriffen ab, die jedoch<br />

nicht mehr die „bleihaltige Qualität“ der Nachkriegsjahre<br />

erreichten, herrschte an der Grenze<br />

Ruhe, was allerdings auch Stillstand auf mehreren<br />

Gebieten bedeutete.<br />

Abgesehen von diplomatischen Verstimmungen<br />

wegen der von der Republik Österreich –<br />

um es zurückhaltend zu formulieren – mehr<br />

als zaghaft umgesetzten Minderheitenrechte,<br />

253


Und sie bewegt sich doch …<br />

Eine zeitgenössische Darstellung<br />

des Grenzverlaufes in Sv. Duh. /<br />

Heiligengeist – Takratna predstavitev<br />

poteka meje pri Sv. Duhu /<br />

Heiligengeist<br />

die im Artikel VII des Staatsvertrages festgeschriebenen<br />

sind, können die nachbarschaftlichen<br />

Beziehungen in den folgenden Jahrzehnten<br />

als durchaus korrekt bezeichnet werden. 28<br />

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass die (unverändert gebliebene) Grenze<br />

nicht nur eine Abgrenzung staatlicher Territorien,<br />

sondern auch eine ideologische Trennlinie<br />

war. Vor Ort bedeutete dies, dass sich<br />

„einschlägige“ Kreise, die schon vor 1938 ihr<br />

(Un)Wesen getrieben hatten, Anfang der fünfziger<br />

Jahre die „Grenzlandarbeit“ ins Zentrum<br />

ihrer Aktivitäten rückten und die Behauptung<br />

des „Deutschtums“ vor einer phantasierten<br />

„slawischen Unterwanderung“ ins Zentrum<br />

ihrer Agitation stellten. 29<br />

Die (lokale) Einschätzung bzw. Interpretation<br />

wird jedoch berücksichtigen müssen, dass diese<br />

Aktivitäten auch eine soziale Zielrichtung<br />

verfolgten, was angesichts großer Armut in<br />

dieser Grenzregion die Frage nach der Weltanschauung<br />

als sekundär erscheinen ließ.<br />

Die „slowenische Vergangenheit“. Um den<br />

Anteil der slowenischsprachigen Bevölkerung<br />

abschätzen zu können, sind sowohl die Volkszählungen<br />

der Monarchie als auch die des republikanischen<br />

Österreich nur bedingt brauchbare<br />

Indikatoren. Brachten diejenigen aus der Zeit<br />

der Monarchie eher sozioökonomische Dominanzverhältnisse<br />

zum Ausdruck, so wurde bei<br />

254<br />

Quelle: Stmk. Landesarchiv<br />

Das Mahnmal für die in der Nähe des<br />

Graf-Bunkers am 22. Mai 1945 ermordeten<br />

Soldaten – Spominsko obeležje<br />

za 22. maja 1945 v bližini grofovega<br />

bunkerja umorjenimi vojaki<br />

Quelle: Wassermann/Verlag Classic<br />

Die im August 1944 gesprengte<br />

Volksschule von Großwalz –<br />

Avgusta 1944 razstreljena ljudska<br />

šola v Großwalzu<br />

den Volkszählungen der Ersten Republik das<br />

ethnographische Verhältnis nur äußerst ungenau<br />

widergespiegelt. Kein Zweifel kann jedenfalls<br />

an der Tatsache bestehen, dass auf dem<br />

Gebiet der Steiermark nach 1918 (und auch<br />

nach 1945) Menschen mit slowenischer Umgangssprache<br />

leb(t)en. 1934 wurde beispielsweise<br />

nach der Sprache, deren „Kulturkreis<br />

man sich zugehörig“ fühle, gefragt. Erhalten<br />

sind die Daten auf Bezirksebene. „Auf dem gesamten<br />

Gebiet der österreichischen Steiermark<br />

gab es […] 3.838 Einwohner mit slowenischer<br />

Umgangssprache, davon 1.756 im politischen<br />

Bezirk Lipnica/Leibnitz, wohin auch die Dörfer<br />

der Radkersburger Ecke mit Radgona/Radkersburg<br />

gehörten.“ 30<br />

Die nationalsozialistische Volkszählung im<br />

Jahre 1939 – Falschangaben standen unter<br />

Strafe – ergab „insgesamt 3.607 Einwohner, die<br />

in den nichtdeutschen Sprachgruppen ausgewiesen<br />

wurden (,slowenisch’, ,deutsch-slowenisch’,<br />

,windisch’, ,deutsch-windisch’).“ Von<br />

diesen lebten 1.444 Personen in den Bezirken<br />

Radkersburg und Leibnitz. Die Volkszählung<br />

von 1951 wies in der Grenzregion insgesamt<br />

580, diejenige von 1961 229, die von 1971 257<br />

Slowenen aus. 1991 wurden – allerdings für<br />

das gesamte Bundesland – insgesamt 1.500<br />

Personen mit slowenischer Muttersprache erhoben.<br />

31 Bei diesen Zählungen handelt es sich<br />

allerdings um die gesamte slowenischsprachi-<br />

Quelle: Chronik der VS Großwalz


ge Wohnbevölkerung in der Steiermark, unabhängig<br />

von der Staatsangehörigkeit. Bleiben<br />

somit als andere Indikatoren, die zumindest<br />

eine vorsichtige Abschätzung erlauben, die<br />

Schulchroniken 32 und als Quellen von eminenter<br />

Bedeutung die Unterlagen aus dem Diözesanarchiv<br />

Graz. Die Visitationsprotokolle aus<br />

den zwanziger Jahren verweisen mehrfach<br />

darauf, dass einige Schüler der deutschen Sprache<br />

überhaupt nicht mächtig waren. 33 Noch<br />

1951 hieß es in einem Schulvisitationsbericht,<br />

die Lernschwierigkeiten lägen unter anderem<br />

daran, dass die Eltern vielfach „slowenisch“ 34<br />

seien.<br />

Beide Sprachen zu beherrschen, gehörte gewissermaßen<br />

zum Anforderungsprofil für<br />

ein kirchliches Amt in der Pfarre Leutschach,<br />

weil die Bevölkerung „der Natur nach aus<br />

Deutschen und Slowenen“ 35 bestehe. So wies<br />

der Nachfolger von Dechant Ribitsch, Anton<br />

Waude, in seinem Bewerbungsschreiben<br />

darauf hin, dass er „die beiden slowenischen<br />

Sprachkurse mit gutem Erfolg besucht [habe]<br />

und er der slowenischen Sprache somit mächtig“<br />

36 sei. 1953 schrieben die Leutschacher Kapläne<br />

an das Ordinariat, dass in der Pfarre „viele<br />

Leute die deutschen Sprache schlecht oder<br />

gar nicht“ 37 beherrschten, weshalb der künftige<br />

Pfarrer auch des Slowenischen mächtig<br />

sein solle. Damals stand die Einsetzung eines<br />

Nachfolgers von Johann Stoff (1942 bis 1953)<br />

an, der nach Graz resignierte. Viktor Ferdinand<br />

Krainer aus Groß St. Florian betonte in seiner<br />

Bewerbung, dass er durch seine vormalige „Tätigkeit<br />

in der Untersteiermark […] die slowenische<br />

Sprache“ beherrsche, sodass ihm „auch<br />

der Kontakt mit dem Slowenisch sprechenden<br />

Teil von Leutschach nicht schwer fallen würde.“<br />

38 In der ebenfalls erfolglosen Bewerbung<br />

von Kaplan Alois Hoinig aus Eggersdorf steht,<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

dass es „dort noch alte Leute geben [soll], die<br />

überhaupt kein Wort der deutschen Sprache<br />

verstehen“ 39 , und natürlich verwies auch der<br />

letztlich erfolgreiche Bewerber, Peter Reiter,<br />

auf seine einschlägigen Sprachkenntnisse. 40<br />

Christian Promitzer hat den Prozess des Verschwindens<br />

der Slowenen in der Region Leutschach<br />

im Laufe des 20. Jahrhunderts überzeugend<br />

nachgezeichnet. Die slowenischsprachige<br />

Bevölkerung geriet „zwischen den Hammer<br />

der Eindeutschung und den Amboß der Stigmatisierung.“<br />

41<br />

Abschließend soll noch darauf hingewiesen<br />

werden, wie hoch emotional das „Thema Slowenen“<br />

vor Ort noch immer ist. 1996 setzte<br />

der Steiermärkische Landtag einen Unterausschuss<br />

zum Verfassungsausschuss ein, der die<br />

Thematik der steirischen Slowenen klären hätte<br />

sollen. 42 Zwischen August 1996 und Jänner<br />

1997 tagte dieser sieben Mal. Gewissermaßen<br />

als „Fact-Finding-Mission“, aber auch um „mit<br />

der in dieser Frage kaum informierten Bevölkerung<br />

zu diskutieren und [um] Mißverständnisse<br />

auszuräumen“ 43 wurden im Juni 1997 in Bad<br />

Radkersburg-Umgebung, Soboth und Glanz/<br />

Schloßberg Informationsveranstaltungen oder<br />

Gemeindeversammlungen mit Abgeordneten<br />

der fünf im Landtag vertretenen Fraktionen<br />

und einem Vertreter des Artikel-VII-Kulturvereins<br />

durchgeführt.<br />

Wie die Veranstaltungen in Radkersburg-Umgebung<br />

und Soboth verliefen, entzieht sich<br />

der Kenntnis des Verfassers. Tatsache ist, dass<br />

die Veranstaltung am 27. Juni 1997 im Gasthof<br />

Mahorko in Glanz äußerst turbulent war.<br />

Im Vorfeld arbeitete die Gemeindevertretung<br />

von Glanz eine Proklamation und Resolution<br />

aus, der sich auch die Gemeindevertreter von<br />

Schloßberg anschlossen. Dort hieß es unter<br />

anderem, dass die „19 bei der Volkszählung<br />

255


Und sie bewegt sich doch …<br />

1991 festgestellten Personen aus Altjugoslawien<br />

(18 Slowenen, 1 Kroate) […] den Aufenthalt<br />

bei uns aufgrund der befristeten Beschäftigungs-<br />

und Aufenthaltsbewilligungen ständig<br />

gewechselt [haben]. Tatsache ist, daß HEU-<br />

TE bei uns 13 Slowenen und 6 Personen aus<br />

Restjugoslawien (einschl[ießlich] Kroatien)[,]<br />

großteils im erwerbsfähigen Alter[,] gemeldet<br />

sind“, wobei diese aber erst zwischen 1990 und<br />

1997 zugezogen seien. Historische untermauert<br />

wurde dies mit Auszügen aus Chroniken,<br />

die im ‘s Rebenblattl – einer regionalen Gratiszeitung<br />

– abgedruckt wurden, wobei diese allerdings<br />

sehr selektiv zitiert wurden. 44<br />

Die Versammlung führte zum Eklat. „Während<br />

die Abgeordneten Lopatka/ÖVP und<br />

Wiedner/FPÖ diese klare Meinung akzeptierten,<br />

wollten die Abg. Brünner/Lib[erales] Forum<br />

und Zitz/Grüne das Nichtvorhandensein<br />

von Volksgruppen nicht ganz wahrhaben. Insbesondere<br />

die Aussage von Abg. Brünner löst<br />

Unmut aus, daß wir an Slowenien noch etwas<br />

gutzumachen hätten. Dies führte zu lautstarken<br />

Protesten und zu mehr oder weniger emotionalen<br />

und unsachlichen Wortmeldungen.<br />

Den Antragstellern wurde vorgeworfen, mit<br />

ihrer Antragstellung alte Wunden wieder aufgerissen<br />

und damit Unfrieden nach geschaffenen<br />

gutnachbarlichen Beziehungen gestiftet<br />

zu haben. Nach weiteren verbalen Attacken an<br />

die beiden vorgen[annten] Abgeordneten verließen<br />

diese vorzeitig die Gemeindeversammlung,<br />

da sie sich nach ihren eigenen Angaben<br />

bedroht fühlten.“ 45 Daraufhin distanzierten<br />

sich die Gemeindevertretungen der beiden Gemeinden<br />

„mit aller Entschiedenheit von Aussagen<br />

über ,Hitler, Rauswatschen etc.’“ 46 .<br />

Sozusagen unter der Hand wurde dem Verfasser<br />

von einem Bürgermeister erzählt, dass der<br />

Umstand, dass er einen Slowenischkurs be-<br />

256<br />

sucht habe, von einem Teil der Bevölkerung<br />

nicht unbedingt goutiert wurde.<br />

Nachbarschaftspolitik vor Ort. Um es noch<br />

einmal knapp zusammenzufassen: Die Region<br />

Leutschach ist zumindest mit zwei historischen<br />

Verwerfungen konfrontiert. Zum einen<br />

die Grenze, zum anderen die „slowenische Vergangenheit“<br />

zumindest eines Teiles der Region<br />

und der Bevölkerung. Unter diesen beiden<br />

geschichtsträchtigen Aspekten muss die regionale<br />

Nachbarschaftspolitik (auch) gesehen<br />

werden. 1995 schrieb das lokale Gratisblatt, ‘s<br />

Rebenblattl, dass die Beziehungen dies- und jenseits<br />

der Grenze eine „inzwischen gewachsene<br />

echte Freundschaft“ 47 seien. Gemeint waren<br />

damit grenzüberschreitende Aktivitäten im<br />

Rahmen der Renovierung der Kirche von Sv.<br />

Duh/Heiligen Geist – doch dazu später.<br />

Am 21. Jänner 1967 nahmen Schülerinnen<br />

und Schüler der Hauptschule Gornja Radgona<br />

am Schulskitag der Volksschule Großwalz teil<br />

– es ist dies die erste dokumentierte grenzüberschreitende<br />

Aktion. 48<br />

Die Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr in<br />

Leutschach hält für die Zeit seit den siebziger<br />

Jahren fest, dass „sich ein sehr guter Kontakt<br />

mit einigen Feuerwehren von Slowenien angebahnt<br />

[hat]. Dieser Kontakt drückt sich auch<br />

in gegenseitiger Hilfe aus, wenn größere Brände<br />

es erfordern.“ 49<br />

Ebenfalls in den siebziger Jahren wurden „die<br />

bis zum Zweiten Weltkrieg üblichen grenzüberschreitenden<br />

Wallfahrten nach Hl. Geist<br />

wieder aufgenommen.“ 50 Allerdings waren<br />

diese nicht immer frei von Schikanen durch<br />

jugoslawische Zöllner, wie der Leutschacher<br />

Pfarrer dem Verfasser erzählte.<br />

Als sich Mitte der achtziger Jahre in Jugoslawien<br />

(beziehungsweise in Slowenien) politi-


sche Veränderungen abzeichneten, kam auch<br />

die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

Schritt für Schritt in Gang. Ein Meilenstein<br />

war zweifelsohne die Renovierung der Kirche<br />

von Sv. Duh na Ostrem vrhu/Hl. Geist am<br />

Osterberg in den späten achtziger Jahren. Treibende<br />

Kraft auf österreichischer Seite war der<br />

Leibnitzer Bezirkshauptmann Johann Seiler,<br />

der im Winter 1989 ein Komitee zur Rettung<br />

der Hl. Geist-Kirche gründete, dem vor allem<br />

die Bürgermeister der Nachbargemeinden diesseits<br />

und jenseits der Grenze angehörten. Insgesamt<br />

wurden für die Aktion „Kirche ohne<br />

Grenze/Cerkev ne pozna meja“ die beträchtliche<br />

Summe von rund 1,5 Millionen Schilling<br />

durch verschiedene Benefizaktionen, wie<br />

eine Bausteinaktion (Werke der Künstler Gerald<br />

Brettschuh, Gert Christian und Willibald<br />

Karl), Liederabende usw. aufgebracht. Und die<br />

Festschrift anlässlich der hundertjährigen Pfarrerhebung<br />

von Sv. Duh wurde bemerkenswerterweise<br />

zweisprachig verfasst. 51<br />

Überhaupt scheint die Kirche eine nicht zu<br />

unterschätzende Triebkraft für eine neue<br />

Nachbarschaft(spolitik) gewesen zu sein. Am<br />

7. September 1991 – im Jahr der slowenischen<br />

Unabhängigkeit – führte die Dekanatswallfahrt<br />

nach Sv. Duh, was „von vielen Menschen<br />

als Zeichen besonderer Solidarität“ 52 aufgefasst<br />

wurde. Am 9. Juli 1995 statteten „Pfarrbewohner<br />

von St. Georgen an der Peßnitz […] mit ihren<br />

Pfarrer Branko Macek [Maček]“ der Pfarre<br />

Leutschach einen Besuch ab. „Alle Gläubigen<br />

sangen und beteten in ihrer Muttersprache.“ 53<br />

Nur zum Vergleich: Als knapp fünf Jahrzehnte<br />

zuvor Dechant Reiter die Abnahme der Beichte<br />

in slowenischer Sprache durch den Pfarrer<br />

von Gamlitz in der Pfarrkirche Leutschach ankündigte,<br />

wurde dieser deshalb von einigen<br />

Gemeindebürgern „als Slowenenfreund bei der<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

staatlichen u[nd] kirchlichen Obrigkeit“ denunziert.<br />

54 Am 20. April 1992 wurde erstmals<br />

gemeinsam der „Georgiritt“ durchgeführt, der<br />

mittlerweile fixer Bestandteil des grenzüberschreitenden<br />

Zusammenlebens ist.<br />

Für das Schuljahr 1993/94 vermerkt der Jahresbericht<br />

der Hauptschule Leutschach „enge Beziehungen<br />

zu slowenischen Schulen in Selnica<br />

und Ptuj“. Im Oktober 1993 besuchten die<br />

Schüler/innen der Hauptschule Leutschach<br />

die Hauptschule in Ptuj, der Gegenbesuch in<br />

Leutschach fand am 3. Juni 1994 statt. In diesem<br />

Schuljahr wurde für die Hauptschule in<br />

Selnica gesammelt, weiters standen der Besuch<br />

einer Dichterlesung in Maribor und der<br />

Besuch einer Ausstellung in Jurij auf dem Programm.<br />

55 In den Schuljahren 1995/96, 1996/97<br />

und 1997/98 wurden Slowenischkurse an<br />

der Hauptschule Leutschach durchgeführt. 56<br />

Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule<br />

Großwalz führte im Schuljahr 1995/96 ein<br />

Wandertag erstmals nach Slowenien, wo sie<br />

die Jugendherberge Dom Škorpion aufsuchten. 57<br />

Am 10. Juni 2001 feierten die 3. und 4. Klassen<br />

der Volksschule Langegg mit Schülern der<br />

Nachbargemeinde Kungota gemeinsam am<br />

Eory-Kogel, wobei auch ein slowenisches Lied<br />

gemeinsam gesungen wurde. 58<br />

1989 wurde in Leutschach erstmals eine Liedertafel<br />

unter slowenischer Beteiligung durchgeführt.<br />

Neben dem Frauensingkreis Leutschach,<br />

dem Arnfelser Gesangsverein nahm auch das<br />

Mariborksi Oktet daran teil. 59 Damit war der<br />

Anstoß für eine Kooperation gegeben, die sich<br />

– abgesehen von gegenseitigen Einladungen –<br />

nicht zuletzt in den gesanglichen Benefizaktionen<br />

zur Sanierung der Kirche von Hl. Geist<br />

mehr als bewähren sollte. 60<br />

Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet kam<br />

es zunehmend zu Kooperationen. So war der<br />

257


Und sie bewegt sich doch …<br />

Georigiritt am 26. April 1998 ein gemeinsames<br />

Projekt der Tourismusverbände Rebenland Leutschach<br />

und Jurij-Kungota. 61<br />

Am 24.01.1992 fand in der Hauptschule Leutschach<br />

die Eröffnungsveranstaltung des vom<br />

Ländlichen Fortbildungsinstitut in Zusammenarbeit<br />

mit dem Beratungsring in der Republik<br />

Slowenien und den Gemeinden Arnfels, Eichberg-Trautenburg,<br />

Glanz, Gaj, Hl. Geist, Jurij,<br />

Oberhaag, Schloßberg, St. Johann i. Saggautal<br />

und Svecina initiierten Projekts „Grenzraum<br />

– Lebensraum, Slowenien – Steiermark“ unter<br />

großer Beteiligung der Bevölkerung aus beiden<br />

Teilen des Grenzraumes statt. 62<br />

Am 1. August 1999 wurde schließlich der<br />

Grenz-Panoramaweg – ein 130 Kilometer langer<br />

Wanderweg von der Soboth bis nach Radkersburg<br />

dies- und jenseits der Grenze – im Rahmen<br />

eines „Grenzenlosen Bergfestes“ offiziell<br />

eingeweiht. Planung und Umsetzung des<br />

Projektes wurden aus Mitteln des Interreg-Programms<br />

der EU maßgeblich gefördert. 63<br />

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf<br />

die Gegenwart. Derzeit wird laut Gemeindeamt<br />

Glanz am grenzüberschreitenden Wegprojekt<br />

Radweg R 54 – Panoramaweg gearbeitet.<br />

Starke Verbindungen gebe es mit dem Projekt<br />

Wirtschaftsinitiative Pößnitz-Saggautal, das „aufgrund<br />

möglicher Interreg-Mittel mit dem Bereich<br />

Ptuj (Pettau) vertieft werden“ soll.<br />

Anlässlich des EU-Beitritts Sloweniens am<br />

1. Mai 2004 gab es bei den Grenzübergängen<br />

Langegg und Großwalz grenzüberschreitende<br />

Feierlichkeiten. Slowenien wird vor Ort<br />

als nachbarschaftlicher, aufstrebender Wirtschaftspartner<br />

gesehen. 64<br />

Demnach sind die nachbarschaftlichen Beziehungen<br />

vor allem wirtschaftlich orientiert.<br />

Das Interesse an der Sprache und der Kultur des<br />

258<br />

Nachbarlandes lässt hingegen von österreichischer<br />

Seite stark zu wünschen übrig. Während<br />

die meisten slowenischen Bürgermeister<br />

deutsch sprechen, sind bei den österreichischen<br />

Bürgermeistern Slowenischkenntnisse<br />

lediglich rudimentär (wenn überhaupt) vorhanden.<br />

Wollte man Promitzers Diktum von<br />

den „verlorenen Brüdern“ geographisch umdrehen,<br />

so ist von österreichischer Seite kein Gefühl<br />

des Verlustes wahrzunehmen. Der Lauf<br />

der Geschichte hat wohl sein abschließendes<br />

Urteil gesprochen.


ANMERKUNGEN<br />

1 Vgl. Heinz P. Wassermann, Das 20. Jahrhundert, in: Alexander Wilhelm<br />

(Hg.), Die Rebenlandchronik. Graz 2004, S. 191–348.<br />

2 Den Begriff „Region Leutschach“ hat der Grazer Historiker Christian<br />

Promitzer geprägt und auch überzeugend argumentiert.<br />

3 Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich-<br />

Ungarn und der Erste Weltkrieg. Graz 1993.<br />

4 Franz Josef Schober – Eduard Staudinger, Dr. Brodmann und das<br />

Untersteirische Bauernkommando (1919–1922), in: Gottfried Almer –<br />

Norbert Müller (Hg.), 800 Jahre Pfarre Straden 1188–1988. Straden – Graz<br />

1988, S. 466–473 (hier S. 466).<br />

5 Chronik der Gemeinde Glanz.<br />

6 Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen<br />

Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert), Phil.<br />

Diss. Graz 1996, S. 199.<br />

7 Ebd., S. 201f..<br />

8 Ebd., S. 221f..<br />

9 Ebd., S. 223.<br />

10 Ebd., S. 232.<br />

11 Vgl. Helmut Kanzler, Die volkspolitische Lage und Aufgabe im Großraum<br />

Ratsch-Lieschen. Graz o. J. [1939]. Lebensfragen der Grenzbevölkerung,<br />

untersucht an der steirischen Südgrenze, S. 334.<br />

12 Promitzer, Brüder, S. 205.<br />

13 StLA (Steiermärkisches Landesarchiv), Statth. Präs. A5B-113/11919:<br />

Gemeinde Schloßberg an Landesregierung, 4.1.1919.<br />

14 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 316f.<br />

15 Promitzer, Brüder, S. 205.<br />

16 Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer<br />

politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung, 2. Aufl.<br />

Graz – Wien 1986, S. 123.<br />

17 Vgl. in diesem Zusammenhang die amüsanten und berührenden<br />

Lebenserinnerungen von Fritz Körbler: Vom Leben an der Grenze.<br />

Besinnliche und heitere Kurzgeschichten aus entschwundener Zeit. O. O.<br />

o. J. [1994] u. ders.: Unvergessene Heimat an der Grenze. Besinnliche und<br />

heitere, aber auch tragische Geschichten aus entschwundener Zeit., O. O. o<br />

J. [1997].<br />

18 Chronik der Volksschule Langegg.<br />

19 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 238–240.<br />

20 Vgl. Promitzer, Brüder, S. 284–289.<br />

21 DAG (Diözesanarchiv Graz), Dechantliche Visitationen, Dekanat<br />

Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an<br />

fb. Ordinariat, 14.2.1945.<br />

22 DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen<br />

1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 11.5.1946.<br />

23 Vgl. Chronik des Gendarmerieposten Leutschach.<br />

24 Promitzer, Brüder, S. 303.<br />

25 DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen<br />

1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 10.6.1947.<br />

26 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 322–324.<br />

27 Vgl. Ebd., S. 319–322.<br />

28 Vgl. Helmut Liedermann, Österreichs Image im ehemaligen Jugoslawien,<br />

in: Oliver Rathkolb [u. a.] (Hg.), Mit anderen Augen gesehen. Internationale<br />

Perzeption Österreichs 1955–1990. Wien [u. a.] 2002. Österreichische<br />

Nationalgeschichte, Bd. 2, S. 523–562.<br />

29 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 333–342.<br />

30 Matjaž Klemenčič, Im Lichte der sprachlichen Statistik. Slowenisch-<br />

und Deutschsprachige in der Süd- und Untersteiermark 1830–1991, in:<br />

Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in: Christian Stenner (Hg.),<br />

Österreichs Südosten. Wien [u. a.] 1997. Zur Kunde Südosteuropas, II/23, S.<br />

69–105 (hier S. 96).<br />

31 Ebd., S. 97f..<br />

32 Auf die Auswertung der Schulchroniken wird platzbedingt verzichtet. Aus<br />

ihnen geht eindeutig hervor, dass nach 1918 auch Unterricht in slowenischer<br />

Sprache erteilt wurde.<br />

33 Vgl. DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach:<br />

Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 3.11.1923; Dekanatsamt<br />

Leutschach an fb Ordinariat, 9.9.1924; Dekanatsamt Leutschach an fb<br />

Ordinariat, 1.10.1926; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 29.8.1927;<br />

Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 14.9.1928; Dekanatsamt<br />

Leutschach an fb Ordinariat, 6.9.1929.<br />

Und sie bewegt sich doch …<br />

34 DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach, 4622/49, S.<br />

1900ff.<br />

35 DAG, Pfarre Leutschach, Bischöfliche Visitationen: Fb Seckauer Ordinariat<br />

an Kreisdekanat St. Florian an der Lassnitz, 5.6.1922.<br />

36 DAG, Pfarrakten Leutschach, Pfarre (1560) – Besetzung (S. 1900ff), Anton<br />

Waude an fb. Ordinariat, 6.2.1932.<br />

37 Ebd., Schreiben der Kapläne von Leutschach an das bischöfliche Ordinariat,<br />

28.10.1953.<br />

38 Ebd., Viktor Ferdinand Krainer an fb. Ordinariat, 15.10.1953.<br />

39 Ebd., Alois Hoinig an fb Ordinariat, 29.10.1953.<br />

40 Ebd., Peter Reiter an bischöfliches Seckauer Ordinariat, 14.10.1953.<br />

41 Promitzer, Brüder, S. 357.<br />

42 Die Unterlagen wurden dem Verfasser freundlicherweise von Univ.-Prof. Dr.<br />

Christian Brünner zur Verfügung gestellt.<br />

43 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Reinhold Lopatka an Peter<br />

Kutschi, 30.5.1997.<br />

44 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Statement zur Minderheitenfrage<br />

in unserer Gemeinde anläßlich der Gemeindeversammlung am 27.06.1997,<br />

23.6.1997.<br />

45 Bürgerversammlung der Gemeinden Glanz und Schloßberg zum Thema<br />

„Slowenische Minderheit“, in: ´s Rebenblattl, 2/1997, S. 6.<br />

46 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen; Gemeindeversammlung zur<br />

Minderheitenfrage am 27.06.1997 im GH Mahorko in Glanz; Distanzierung<br />

von manchen Äußerungen, 18.7.1997.<br />

47 Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ Rebenblattl, 4/1995, S.6.<br />

48 Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz.<br />

49 Hans Georg Zach, 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach, in: 111<br />

Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach. 1877–1988, hg v. Freiwillige<br />

Feuerwehr Leutschach. Leutschach 1988, S. 21.<br />

50 Promitzer, Brüder, S. 325.<br />

51 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach u. Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´<br />

Rebenblattl, 4/1995, S.6.<br />

52 Heimatbuch des Marktes Leutschach.<br />

53 Chronik der Gemeinde Glanz.<br />

54 Chronik der Dekanatspfarre Leutschach.<br />

55 Vgl. Jahresbericht der Hauptschule Leutschach 1993/94.<br />

56 Vgl. Jahresberichte der Hauptschule Leutschach 1995/96, 1996/97,<br />

1997/98.<br />

57 Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz.<br />

58 Vgl. Chronik der Volksschule Langegg.<br />

59 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach.<br />

60 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach; Hildgard Nagy, Musik kennt<br />

keine Grenzen, in: s´ Rebenblattl, 1/1991, S. 4; Christl Zach, Benefizkonzert<br />

für die Hl.-Geist-Kirche, in: s´ Rebenblattl, 3/1991, S. 15.<br />

61 Vgl. Georgiritt nach Jurij/St. Georgen, in: s´ Rebenblattl, 1/1998, S. 21.<br />

62 Vgl. Karlheinz Wirnsberger, Grenzraum – Lebensraum, in: s´ Rebenblattl,<br />

1/1992, S. 4.<br />

63 Der Grenz-Panoramaweg, in: s´ Rebenblattl, 2/1999, S. 3.<br />

64 E-Mail von AR Karl Peitler an den Verfasser, Juni 2005.<br />

259


In vendar se premika …<br />

In vendar se premika …<br />

Čezmejna sosedska politika s pomočjo<br />

„Lučanske regije“<br />

Ko je avtor tega prispevka pred nekaj<br />

leti opravljal raziskave o zgodovini štirih<br />

južnoštajerskih občin – Eichberg-Trautenburg,<br />

Klanci ob Vinski cesti (Glanz an der<br />

Weinstraße), Lučane (Leutschach) in Gradišče<br />

(Schloßberg) 1 , je dobil vseskozi dobronameren<br />

nasvet: „Ne zanetite mi tukaj nobene vojne!“<br />

Da se zgodovinarji načeloma gibljemo po<br />

miniranih območjih, ni samo po sebi nič<br />

novega. A večinoma mislimo pri tem na<br />

obdobje nacizma; to obdobje smo sicer tudi<br />

nameravali vključiti v raziskavo, a k temu smo<br />

morali dodati še „oteževalno okoliščino“, da so<br />

po delih „Lučanske regije“ 2 tako po letu 1918 kot<br />

po letu 1945 bile izražene ozemeljske zahteve<br />

s strani države SHS oziroma Jugoslavije, češ<br />

da gre za slovenski teritorij. Še drugi preblisk:<br />

ko sem kot avtor v okviru seminarja, ki ga je<br />

pripravil FH Joanneum, raziskoval na kraju<br />

samem in pripravljal videoprojekt, mi je neki –<br />

sicer povsem dobrohotni – občinski uslužbenec<br />

svetoval nekaj v smislu: „Ampak slovenskega<br />

ne poudarjajte preveč.“ In tako smo označili<br />

drugo konfliktno polje, namreč vsaj delno<br />

„slovensko preteklost“ dveh občin, Klancev<br />

ob Vinski cesti in Gradišča. Torej lahko<br />

izhajamo iz dveh (zgodovinskih) „prelomov“:<br />

na eni strani je to problematika določanja<br />

razmejitvene črte, skupaj s časovno omejeno<br />

zasedbo s strani jugoslovanskih enot, na drugi<br />

pa delna „slovensk(ojezičn)a preteklost“, ki<br />

je bila v teku asimilacijskega procesa po letu<br />

1918 sicer vedno bolj zatirana, a deloma – kot<br />

bomo pokazali kasneje – še vedno vredna<br />

zgodovinskega proučevanja.<br />

260<br />

Mejni spori – določanje meje – prekoračitve<br />

pooblastil in obmejna dežela. Da je Habsburška<br />

monarhija – ne zgolj, a tudi zaradi vztrajanja<br />

„nemškega elementa“ pri nadaljnji dominaciji –<br />

s koncem prve svetovne vojne razpadla, lahko<br />

predpostavimo, da je splošno znano. 3<br />

Novembra 1918 je prišlo med republiko<br />

Nemško Avstrijo in nastajajočo južnoslovansko<br />

državo do sporazuma, ki je urejal predvsem<br />

gospodarske interese. V njem sta se strani tudi<br />

dogovorili, da bo natančna določitev meje ena<br />

od tem prihodnje mirovne konference. Kar<br />

zadeva to točko, sporazum ni bil vreden niti<br />

papirja, na katerem je bil napisan. „Še pred<br />

3. novembrom 1918 sklenjenim premirjem<br />

med Avstro-Ogrsko in antanto […] je general<br />

Maister s svojimi južnoslovanskimi enotami<br />

1. novembra zasedel mesto Maribor. 25.<br />

novembra je sledila zasedba Šentilja (Spielfeld)<br />

in 1. decembra Radgone (Radkersburg). Po<br />

zavzetju Cmureka (Mureck) 3. in Halbenraina<br />

7. decembra ter še nekaj vasi so Južni Slovani<br />

praktično že nadzirali linijo reke Mure,<br />

predvsem pa med Šentiljem in Radgono<br />

speljano železniško progo.“ 4<br />

V začetku decembra jim je uspelo zasesti tudi<br />

„Lučansko regijo“ (vendar brez severne občine<br />

Eichberg-Trautenburg). 14. januarja 1919 je<br />

„Nemška ljudska straža“ izvedla „totalni<br />

napad na zasedbene sile […]. Hkrati so začeli<br />

streljati z vseh strani obroča okrog trga. […]<br />

Po štiriurnem silovitem streljanju je prišlo<br />

po posredovanja pogajalcev z obeh strani do<br />

prekinitve ognja.“ 5 V okviru te lokalne praske<br />

je bil ubit tudi neudeleženi poštni uradnik<br />

Alois Huber.<br />

Napad na Lučane je bil kamen(ček) v mozaiku<br />

vse ostrejšega odpora proti južnoslovanski<br />

zasedbi, ki je vpletene izpostavil zadostnim<br />

pritiskom, da so 14. februarja 1919 določili


demarkacijske črte. V zvezi s tem ne smemo<br />

pozabiti na razvoj sočasnih dogodkov na<br />

Koroškem, kjer je bil odpor mnogo bolj<br />

množičen – čeprav vojaško v glavnem enako<br />

neučinkovit.<br />

Za štiri občine „dežele vinskih goric“ (oz.<br />

severnega, zdaj avstrijskega dela Slovenskih<br />

goric, op. prev.) je ta sporazum pomenil<br />

začasno delitev. „V območju Lučanske regije<br />

je potekala južna demarkacijska črta znotraj<br />

polkroga, kilometer oddaljenega od trga.<br />

Avstrijskonemška demarkacijska črta pa je<br />

na nasprotni strani potekala po severnem<br />

robu regije. S tem sta bili skoraj izključno<br />

nemškogovoreči občini Lučane in Eichberg-<br />

Trautenburg v celoti v nevtralni coni. […]<br />

Občini Klanci in Gradišče sta se večinoma<br />

nahajali znotraj južnega demarkacijskega<br />

območja in sta bili tudi v civilnih zadevah<br />

podrejeni državi SHS. […] Do 20. februarja bi<br />

morale zasedbene enote izprazniti trg Lučane.<br />

[…] A delitev Lučanske regije naj bi trajala še<br />

naslednje leto in pol.“ 6<br />

Na pariški mirovni konferenci so bile določene<br />

meje s Čehoslovaško, Madžarsko, Italijo<br />

in seveda tudi z državo SHS. Za Štajersko<br />

je to pomenilo izgubo tretjine prebivalstva<br />

in ozemlja nekdanje vojvodine. Sprva so<br />

jugoslovanske ozemeljske zahteve obsegale<br />

„skoraj celotno Lučansko regijo in poleg nje še<br />

Radgono, Halbenrain, Purklo, Cmurek, Straß,<br />

Ehrenhausen in Eibiswald. […] V začetku<br />

marca so v okviru teritorialnega dela mirovne<br />

konference razpravljali o ozemeljskih zahtevah<br />

države SHS na območjiu Štajerske. Pri tem<br />

so morali slovenski predstavniki zgroženo<br />

ugotoviti, da je znotraj komisije prevladala<br />

težnja, ki je, sledeč predlogom ameriške<br />

delegacije, opredelila Dravsko dolino južno od<br />

Lučan kot ‚najboljšo naravno mejo‘. Poleg tega<br />

In vendar se premika …<br />

je ameriška komisija zavzela stališče, da naj bi<br />

celo prebivalci južnega dela Dravske doline ne<br />

hoteli niti slišati za Jugoslavijo.“ Trg Lučane je<br />

bil iz v teku pogajanj izločen iz zmanjšanih<br />

ozemeljskih zahtev. „S tem bi pripadli državi<br />

SHS vsaj večinoma slovenskogovoreči deli<br />

občin Gradišče in Klanci. […] A v nasprotju<br />

s tem je vrhovni odbor sledil predlogu<br />

ozemeljske komisije, da naj bi prihodnjo<br />

državno mejo med Koroško in Sv. Duhom na<br />

Ostrem vrhu (Hl. Geist am Osterberg) zarisali<br />

po meji razvodja (prevladujoče smeri izlivanja<br />

manjših vodotokov v večje, op. prev.). Naprej<br />

do Mure naj bi meja potekala po dotedanjih<br />

mejah političnih okrožij Lipnica (Leibnitz) in<br />

Maribor. […] Ta navedek naj bi bil vključen<br />

tudi v dokončni mirovni sporazum.“ 7 To je<br />

pomenilo, da naj bi štiri občine „dežele vinskih<br />

goric“ – z izjemo cerkve Sv. Duha, pa tudi<br />

majhnega dela katastrske občine Gradišče –<br />

ostala v Avstriji.<br />

Med postopkom dokončnega določanja meje<br />

(od decembra 1920) pa je vendarle prišlo do<br />

neznatnih popravkov. „Skupaj je bilo v mejnem<br />

odseku Sv. Duh-Šentilj državi SHS dodeljenih<br />

dodatnih 585,8 hektarja ozemlja, od česar je<br />

kar 583,2 hektarja odpadlo na južni del<br />

Velikega Boča (Großwalz). V zameno je Avstrija<br />

pridobila 514,2 hektarja ozemlja. Ker pa je<br />

Avstrija tako zamenjala večinoma nerodovitno<br />

ozemlje za bogato vinorodno območje, kjer so<br />

mnogi Avstrijci imeli odmaknjene posesti, je<br />

osrednji deželni urad to menjavo označil kot<br />

ugodno. […] Navdušenje na regionalni ravni<br />

(občinski glavar Gradišča, občinski odbor<br />

Arneža [Arnfels]...) pa je bilo bolj zadržano.“ 8<br />

Za razliko od „Lučanske regije“ pa je bila<br />

razmejitev na zahodnem delu bolj sporna.<br />

Konkretno je šlo za cerkev, pokopališče in šolo<br />

pri Sv. Duhu. 8. julija 1921 je medzavezniška<br />

261


In vendar se premika …<br />

komisija sprejela sklep, „da na spornem<br />

mejnem območju velja meja razvodja. Deset<br />

z mejo presekanih domačij je bilo dodeljenih<br />

Avstriji, pet jih je pripadlo Jugoslaviji. Glede<br />

pokopališča pri Sv. Duhu je bilo nadalje<br />

določeno, da pripade državi SHS, a avstrijski<br />

prebivalci so obdržali pravico do obiskovanja<br />

grobov svojih mrtvih na določenem odseku.“ 9<br />

Ljudska šola je ostala v Avstriji in so jo leta<br />

1944 – ker je služila kot postojanka gestapa –<br />

partizani razstrelili.<br />

Tako je bila na tem področju procedura<br />

zaključena 1. novembra 1921; s tem<br />

datumom bi morali obe strani tudi zapustiti<br />

zamenjana področja. Iz tega izhaja tudi status<br />

„dvolastnikov“, torej kmetov, ki so imeli zemljo<br />

in posest to- in onstran meje. 23. februarja 1922<br />

je bila med Avstrijo in južnoslovansko državo<br />

sklenjena ureditev „maloobmejnega prometa“,<br />

od katere naj bi v „političnem okrožju Lipnica<br />

imelo koristi 147 lastnikov“ (na drugi strani<br />

pa 47 jugoslovanskih posestnikov, ki so<br />

razpolagali z lastništvom zemlje na avstrijskem<br />

teritoriju). 10 Po poizvedbah študentov graške<br />

univerze so jugoslovanski kmetje v občini<br />

Klanci posedovali 33,85, v občini Gradišče pa<br />

26,63 hektarjev zemlje; zemljiški posestniki iz<br />

občine Klanci so v Jugoslaviji obdelovali 63,16,<br />

iz Gradišča pa 10 hektarjev. 11<br />

Christian Promitzer je obnašanje južnoslovanskih<br />

(zasedbenih) enot med letoma 1919 in 1921<br />

prepričljivo in natančno povzel kot „oviranje in<br />

zatiranje“. 12 V začetku januarja 1919 je vodstvo<br />

občine Gradišče, ki je zbežalo v Arnež, pisalo<br />

deželni vladi, da so odtlej „slovenske enote v<br />

Lučanah zaprle blagovni promet z Nemško<br />

Avstrijo, tako da občine Lučane, Gradišče in<br />

Klanci ne dobijo ničesar več; dobava moke,<br />

sladkorja, petroleja, tobaka itn. je prenehala, še<br />

262<br />

manj pa je pričakovati dobavo iz jugoslovanske<br />

države, saj smo po zadnjih volilnih rezultatih<br />

pri Južnih Slovanih še bolj osovraženi.“ 13<br />

Dejansko se je jugoslovanska stran poskušala<br />

pri dobavah življenjskih potrebščin ravnati<br />

glede na naklonjenost prebivalstva; kdor se je<br />

upiral, je ostal temu primerno praznih rok.<br />

Hišne preiskave so bile sprva na dnevnem redu<br />

v enaki meri kot zaplembe, šikaniranja pri<br />

obiskovanju šole oziroma cerkve, odrekanja<br />

zdravniške pomoči, trpinčenja in prekoračitve<br />

pooblastil s strani organov prisile, deloma<br />

celo s smrtnimi posledicami. 14 A v resnici vsi<br />

„napadi“ le niso bili dejanski napadi, ampak so<br />

izhajali tudi iz povsem legitimne potrebe po<br />

(samo)obrambi – ne glede na to, ali so bile meje<br />

dokončno določene ali le začasne demarkacijske<br />

črte. V zvezi s tem je treba spomniti, da so<br />

„jugoslovanski organi 4. aprila 1919 […] zaprli<br />

demarkacijsko črto, ker so hoteli tihotapcem<br />

in sovražnim agentom preprečiti infiltracijo v<br />

Jugoslavijo.“ 15<br />

Ena od posledic določanja meje po prvi<br />

svetovni vojni je bila, da se je tako tostran<br />

kot onstran meje – v okrožjih „Lipnica,<br />

Radgona, Ljutomer in Maribor – izoblikovala<br />

‚mrtva meja‘. Dežela je postala obrobje, ki ga<br />

je postopna modernizacija v prihodnjih letih<br />

obšla v velikem loku.“ 16 Konkretno se je to v<br />

obmejnem pasu – in torej samoumevno tudi v<br />

štirih občinah „dežele vinskih goric“ – odražalo<br />

kot odsotnost pomembnih središč, dolge poti<br />

do graškega osrednjega območja, visok delež<br />

agrarne in obagrarne dejavnosti, podpovprečna<br />

velikost proizvodnih obratov, vodenje obratov<br />

od zunaj, podpovprečni dohodki, pa tudi visok<br />

delež dnevnih in tedenskih migrantov – kar je<br />

bilo od takrat značilno za to območje in velja<br />

še danes.


Glede na to je treba opozoriti na okoliščino, da<br />

v glavah ljudi nova meja v nobenem trenutku<br />

ni bila sprejeta. To bi lahko utemeljili predvsem<br />

s tem, da je bila z v Saint Germainu določeno<br />

in nato pred hišnim pragom zarisano mejo<br />

prekinjena prastara prometnogeografska in<br />

gospodarska usmeritev proti Mariboru. Ena<br />

od posledic tega je bila, da so tihotapstvo, če<br />

sploh, opravičevali tako rekoč kot nujen ukrep<br />

samoohranitve, v katerega so bili prisiljeni. 17<br />

Ob napadu nacistične Nemčije na Jugoslavijo<br />

so v šolsko kroniko Langegga zapisali, da so<br />

bile „velike enote Wehrmachta pripravljene v<br />

neposredni bližini državne meje. 6. aprila 1941<br />

je okrog 4. ure prišlo do sprostitve napetosti.<br />

Nemška vojska je po kratkem spopadu na<br />

meji prodrla v Jugoslavijo. Napredovanje je<br />

potekalo hitro in mnoge oddelke ujetnikov<br />

so vodili mimo šole. Tako je tukajšnja šola iz<br />

šole ob meji postala šola v zaledju.“ 18 Čeprav<br />

meja z Jugoslavijo od 6. aprila 1941 ni več<br />

obstajala, je regija – za razliko od prve svetovne<br />

vojne – mnogo bolj občutila učinke vojne.<br />

Če zanemarimo občasna bombardiranja, so<br />

ostale prebivalcem od leta 1944 v neizbrisnem<br />

spominu predvsem aktivnosti partizanov. 19 Z<br />

dekanom in poštnim upravnikom so partizani<br />

dokazano navezali stike, ki pa niso obrodili<br />

nobenih sadov. Konec koncev je poveljnik<br />

tako imenovane „partizanske drhali“ trezno<br />

ugotovil, da si z Avstrijci ni mogoče prav nič<br />

pomagati. 20<br />

Posebnost Štajerske v času takoj po vojni,<br />

namreč petkratna zasedba od Američanov,<br />

Britancev, Sovjetov, Bolgarov in partizanskih<br />

enot, je zapustila neposredne, dasiravno kratke<br />

sledi.<br />

Lučanski dekan Johann Stoff je februarja 1945<br />

pisal knezoškofijskemu ordinariatu v Gradcu:<br />

In vendar se premika …<br />

„Sodeč po namigih […] se lahko mi tukaj v<br />

bližnji prihodnosti pripravimo na vse mogoče;<br />

v vsakem primeru pa bi bilo zavračanje<br />

mnogo boljše od sprejemanja. Poudariti pa je<br />

treba, da se – vsaj za zdaj – z nobene strani<br />

ni zgodilo nič hudega nobenemu župniku<br />

ali duhovniku.“ 21 Prve tuje čete, ki so zasedle<br />

območje župnije, so bile bolgarske enote, ki so<br />

se borile v sklopu (sovjetske) Rdeče armade.<br />

Sledile so jim partizanske enote, o katerih je<br />

lučanski dekan poročal, da so sprva prihajale<br />

iz območja Maribora in so jih sestavljali „borci<br />

za svobodo v pravem pomenu besede in versko<br />

naravnani. A ko so jim sledili komunistični<br />

partizani iz ljubljanskega območja in z Balkana,<br />

so se morali [katoliški] partizani mnogokrat<br />

spet umakniti in zaradi svojega branjenja<br />

[katoliških] interesov celo bežati čez mejo, če<br />

so si hoteli rešiti življenje.“ 22 Žandarmerijska<br />

kronika poroča poleg ropanja in plenjenja tudi<br />

o posilstvih, katerih domnevni obseg pa ni<br />

znan niti približno. 23<br />

Sredi maja so prišle v Lučane enote 14. udarne<br />

divizije Jugoslovanske armade, z njimi pa<br />

konec koncev tudi slavno-zloglasni „lučanski<br />

komisar“. 24<br />

Ta je razglasil, da ima nalogo pripraviti vse<br />

za pripojitev območja k Jugoslaviji. To je med<br />

drugim pomenilo, da je slovenščina od tistega<br />

trenutka postala uradni jezik. V času, ko je<br />

opravljal funkcijo „lučanskega komisarja“<br />

Fišinger, in ki ga lahko lokalno brez nadaljnjega<br />

označimo kot obdobje najhujšega terorja – torej<br />

kombinacije stalnih groženj s smrtjo, ropanj,<br />

zaplemb, posilstev ipd. -, je bilo 22. maja 1945<br />

pobitih tudi več kot štirideset vojakov; veliko<br />

večino so sestavljali hrvaški ustaši, ki so jih iz<br />

lazareta v nekdanji samostanski šoli odvedli<br />

do nekega jarka in jih, deloma na zverinski<br />

način, postrelili ali dotolkli. V začetku julija so<br />

263


In vendar se premika …<br />

partizanske enote zamenjale sovjetske, te pa<br />

so se spet – v skladu s prvotnim sporazumom<br />

o nadzoru – 22. julija 1945 umaknile<br />

britanskim.<br />

Dve leti kasneje je lučanski dekan v nekem<br />

pismu zapisal, da „želi podati poročilo o<br />

položaju v tem nemirnem in skoraj vojnemu<br />

stanju podobnem mejnem območju.“ 25 S tem<br />

je hotel povedati, da je bila obmejna regija<br />

prizorišče znotrajjugoslovanske državljanske<br />

vojne med belo- in rdečegardisti. 26<br />

Jugoslovanske ozemeljske zahteve, ki so se<br />

dotikale tudi „dežele vinskih goric“, so bile v<br />

začetku 1947 umaknjene, kar je med domačini<br />

sprožilo vzneseno odobravanje. 27 Temu pa<br />

je nemudoma sledilo hermetično zaprtje<br />

meje, ki je popustilo šele s sporazumom<br />

iz Bad Gleichenberga (1953), ko je bil<br />

zakonsko urejen, kasneje pa še razširjen, tudi<br />

„maloobmejni promet“. Na kraju samem je bil<br />

sporazum pomemben predvsem za avstrijske<br />

dvolastnike, ki so lahko šele od takrat naprej<br />

spet gospodarili s svojo lastnino na državnem<br />

ozemlju Jugoslavije. Če zanemarimo občasne<br />

prekoračitve pooblastil, ki pa seveda niso več<br />

dosegale „svinčene kakovosti“ iz let takoj<br />

po vojni, je na meji poslej vladal mir, kar pa<br />

je resnici na ljubo pomenilo tudi zastoje na<br />

mnogih področjih.<br />

Z izjemo s strani Republike Avstrije – če<br />

se izrazimo zelo zadržano – več kot le<br />

neodločnega uveljavljanja manjšinskih<br />

zakonov v skladu z Državno pogodbo (7. člen),<br />

bi lahko medsosedske odnose označili kot<br />

povsem korektne. 28 V zvezi s tem pa ne smemo<br />

pozabiti, da ta meja (ki je ostala nespremenjena)<br />

ni razmejevala le državnih teritorijev, ampak<br />

je bila tudi ideološka ločnica. Na kraju samem<br />

je to pomenilo, da so „zadevni“ krogi, ki so se<br />

tam že pred letom 1938 igrali svoje „zadevne“<br />

264<br />

(umazane) igrice, postavili „področje obmejne<br />

dežele“ v središče svojih aktivnosti, iz tega<br />

izpeljane zgodbice o „slovanski infiltraciji“ pa<br />

v središče svoje duhovne drže. 29<br />

Seveda je treba ob tem upoštevati (lokalno)<br />

relevantno oceno oziroma interpretacijo, saj so<br />

te aktivnosti sledile tudi socialno usmerjenim<br />

ciljem, kar vsled neverjetne revščine v tej<br />

obmejni regiji dopušča možnost, da se nam<br />

zazdijo vprašanja o svetovnih nazorih<br />

drugotnega pomena.<br />

„Slovenska preteklost“. Če želimo določiti<br />

delež slovenskogovorečih prebivalcev,<br />

so tako podatki ljudskih štetij oziroma<br />

popisov prebivalstva v stari monarhiji kot v<br />

republikanski Avstriji uporabni le deloma.<br />

Kakor so bili v monarhiji predvsem izraz<br />

socialnoekonomskih razmerij nadvlade, so bila<br />

etnografska razmerja tudi pri ljudskih štetjih<br />

v prvi republiki prikazana le skrajno površno.<br />

Nobenega dvoma namreč ne more biti, da so na<br />

področju Štajerske po letu 1918 (in tudi 1945)<br />

živeli (in živijo) ljudje s slovenskim občevalnim<br />

jezikom. Leta 1934 so na primer spraševali<br />

ljudi po jeziku, „katerega kulturnemu krogu<br />

se čutijo pripadni“. Ohranjeni so podatki „na<br />

ravni političnih okrožij […]. Na celotnem<br />

področju avstrijske Štajerske je bilo […] 3.838<br />

prebivalcev s slovenskim občevalnim jezikom,<br />

od tega 1.756 v političnem okrožju Lipnica,<br />

h kateremu so spadale tudi vasi Radgonskega<br />

kota skupaj z Radgono.“ 30 Nacionalsocialistično<br />

ljudsko štetje v letu 1939 – za dajanje napačnih<br />

podatkov je bila zagrožena kazen – je izkazalo<br />

„skupaj 3.607 prebivalcev, ki so se izjasnili<br />

za pripadnike nenemških jezikovnih skupin<br />

(‚slovenske‘, ‚nemško-slovenske‘, ‚vindišarske‘,<br />

‚nemško-vindišarske‘).“ Od tega je 1444 oseb<br />

živelo v okrožjih Radgona in Lipnica. Ljudsko


štetje leta 1951 je v obmejnem območju<br />

ugotovilo skupaj 580, leta 1961 229, 1971 pa<br />

257 Slovencev. Leta 1991 se je – resda v celotni<br />

zvezni deželi – število oseb s slovenskim<br />

maternim jezikom dvignilo na 1500. 31 Zaradi<br />

natančnosti in odprave nejasnosti pa je k temu<br />

treba dodati pojasnilo, da je ta popis štel osebe<br />

s stalnim prebivališčem v Avstriji ne glede na<br />

njihovo državljanstvo.<br />

Preostanejo torej drugi indikatorji, ki dovoljujejo<br />

vsaj približne ocene – konkretno šolske<br />

kronike 32 in kot viri eminentnega pomena<br />

dokumenti Škofijskega arhiva v Gradcu.<br />

Vizitacijska poročila iz 20-ih let pogosto<br />

opozarjajo, da nekateri učenci sploh niso<br />

obvladali nemškega jezika. 33 Še leta 1951 je bilo<br />

v nekem poročilu o šolski vizitaciji zapisano,<br />

da učne težave nekaterih otrok med drugim<br />

izhajajo iz dejstva, da so njihovi starši pogosto<br />

„slovenski“. 34<br />

Obvladovanje obeh jezikov je v župniji Lučane<br />

do neke mere veljalo za pogoj pri prevzemanju<br />

cerkvenih služb, češ da je tamkajšnje<br />

prebivalstvo „po naravi sestavljeno iz Nemcev<br />

in Slovencev“. 35 Tako je Anton Waude, kasneje<br />

izbrani naslednik dekana Ribitscha, v svojem<br />

prijavnem dopisu omenil, da je „zelo uspešno<br />

obiskoval oba tečaja slovenskega jezika in torej<br />

obvlada slovenščino.“ 36<br />

Leta 1953 je lučanski kaplan pisal ordinariatu,<br />

da v župniji „mnogo ljudi le slabo govori<br />

nemško ali pa sploh ne“ 37 , zaradi česar bi moral<br />

prihodnji župnik obvladati tudi slovenščino.<br />

Takrat so izbirali naslednika Johanna Stoffa<br />

(župnika od 1942 do 1953), ki se je umaknil<br />

v Gradec. V svoji vlogi je Viktor Ferdinand<br />

Krainer iz Groß St. Floriana zatrdil, da zaradi<br />

svoje prejšnje „dejavnosti na Spodnjem<br />

Štajerskem […] slovenski jezik“ obvlada, torej<br />

mu „tudi stiki s slovensko govorečim delom<br />

In vendar se premika …<br />

Lučan ne bi predstavljali težave.“ 38 Enako velja<br />

za prav tako neuspešno vlogo, ki jo je podal<br />

kaplan iz Eggelsdorfa Alois Hoinig in v kateri je<br />

med drugim zapisal, da naj bi „tam še bili stari<br />

ljudje […], ki sploh ne razumejo niti besede<br />

nemškega jezika.“ 39 Samoumevno je, da je na<br />

svoja tozadevna jezikovna znanja opozoril<br />

tudi na koncu uspešni kandidat Peter Reiter. 40<br />

Christian Promitzer suhoparno ugotavlja,<br />

da danes v Lučanski regiji ni več Slovencev.<br />

„Slovenskogovoreče prebivalstvo“ se je znašlo<br />

„med kladivom ponemčenja in nakovalom<br />

stigmatizacije.“ 41<br />

Končno moramo opozoriti še na to, kako<br />

močna čustva v tistih krajih še dandanes<br />

vzbuja načenjanje teme slovenstva. Leta 1996<br />

je štajerski deželni zbor ustanovil pododbor<br />

ustavnega odbora, ki naj bi razčistil vprašanje<br />

štajerskih Slovencev. 42 Med avgustom 1996 in<br />

januarjem 1997 se je pododbor sestal sedemkrat.<br />

Deloma kot „fact-finding mission“, a tudi zato,<br />

da bi „skozi pogovore s prebivalstvom, ki je s tem<br />

vprašanjem komajda kaj seznanjeno, odstranili<br />

(tudi) nesporazume“ 43 , so v juniju 1997 v<br />

okrožju Radgona-okolica (Bad Radkersburg-<br />

Umgebung) ter občinah Sobote (Soboth)<br />

in Klanci/Gradišče izpeljali informativne<br />

shode ali zbore občanov, ki so se jih udeležili<br />

tudi poslanci vseh petih v deželnem zboru<br />

zastopanih strank in predstavnik Slovenskega<br />

kulturnega društva 7. člen za (avstrijsko)<br />

Štajersko.<br />

Kako sta potekali prireditvi v Radgoni-okolici<br />

in Sobotah, se je vedenju avtorja izmuznilo.<br />

Dejstvo pa je, da je prireditev 27. junija 1997 v<br />

gostilni Mahorko v Klancih potekala izredno<br />

burno. Zastopstvo občine Klanci je vnaprej<br />

pripravilo izjavo in resolucijo, ki so se jima<br />

pridružili tudi zastopniki občine Gradišče. Med<br />

drugim je bilo v teh dokumentih zapisano, da<br />

265


In vendar se premika …<br />

„je 19 med ljudskim štetjem 1991 ugotovljenih<br />

oseb iz nekdanje Jugoslavije (18 Slovencev, 1<br />

Hrvat) tukaj bivalo na osnovi dela za določen<br />

čas in stalno zamenjevalo dovoljenja za stalno<br />

prebivališče. Dejstvo je, da je DANES pri nas<br />

prijavljenih 13 Slovencev in 6 oseb iz preostale<br />

Jugoslavije (vklj[učno] s Hrvaško), večinoma v<br />

za pridobitno dejavnost primerni starosti,“ a<br />

še ti so se priselili med letoma 1990 in 1997.<br />

Zgodovinsko so to utemeljevali s kopijami<br />

kronik, ki so izhajale v ´s Rebenblattlu<br />

(„Vinskogoriški list“, op. prev), brezplačnem<br />

regionalnem časopisu – a v primerjavi z<br />

dosegljivimi originali so bili prikazi v njih zelo<br />

selektivni. 44<br />

Zborovanje se je sprevrglo v škandal.<br />

“Medtem ko sta poslanca Lopatka (ÖVP –<br />

Avstrijska ljudska stranka) in Wiedner (FPÖ<br />

– Svobodnjaška stranka Avstrije) to jasno<br />

izraženo mnenje sprejela, poslanca Brünner<br />

(Lib[eralni] forum) in Zitz (Zeleni) trditvam<br />

o neobstoju narodnostnih skupnosti nista<br />

hotela povsem verjeti. Nejevoljo je sprožila<br />

predvsem izjava poslanca Brünnerja, da naj bi<br />

bili Sloveniji še nekaj dolžni. To je privedlo do<br />

glasnih protestov in bolj kot ne emocionalnih<br />

besednih izbruhov, ki s tematiko shoda niso<br />

imeli mnogo skupnega. Predlagateljem so<br />

očitali, da s svojimi stališči ponovno odpirajo<br />

stare rane in s tem vnašajo nemir v dosežene<br />

dobrososedske odnose. Po nadaljnjih besednih<br />

napadih nanju sta oba prej imen[ovana]<br />

poslanca predčasno zapustila zbor občanov,<br />

saj sta se po njunih lastnih navedbah počutila<br />

ogroženo.” 45 Zaradi tega so se predstavniki<br />

obeh občin “z vso odločnostjo” ogradili od izjav<br />

“v zvezi s ‘Hitlerjem, klofutami itd.’” 46 Nekako<br />

na uho je eden od tamkajšnjih županov avtorju<br />

tega zapisa povedal, da del prebivalstva sploh<br />

ni odobraval njegovega obiskovanja tečaja<br />

266<br />

slovenščine, ter da ga je to spravilo v precej<br />

neprijeten položaj.<br />

Sosedska politika na kraju samem. Če še<br />

enkrat na hitro povzamemo. “Lučanska<br />

regija” se sooča vsaj z dvema zgodovinskima<br />

prelomnicama. Ena je meja, druga pa<br />

“slovenska preteklost” vsaj dela regije in njenega<br />

prebivalstva. S teh zgodovinsko utemeljenih<br />

vidikov je treba gledati (tudi) na regionalno<br />

sosedsko politiko. 1995 je lokalni brezplačni<br />

časopis ´s Rebenblattl zapisal, da so odnosi<br />

med to in ono stranjo meje “medtem prerasli v<br />

resnično prijateljstvo”. 47 S tem so bile mišljene<br />

čezmejne aktivnosti v okviru obnavljanja<br />

cerkve v Svetem Duhu – a o tem kasneje.<br />

21. januarja 1967 so učenke in učenci osnovne<br />

šole Gornja Radgona sodelovali na šolskem<br />

smučarskem dnevu ljudske šole Veliki Boč – to<br />

je prvo dokumentirano čezmejno dejanje. 48<br />

Slavnostni zbornik prostovoljnih gasilcev<br />

ugotavlja za 70-a leta in naprej, da se je utirilo<br />

zelo dobro sodelovanje z nekaj gasilskimi<br />

društvi v Sloveniji. Ti stiki se odražajo tudi<br />

v medsebojni pomoči, kadar je ta potrebna<br />

zaradi večjih požarov.” 49<br />

Prav tako od 70-ih let naprej so “spet začeli<br />

prirejati čezmejna romanja k Svetemu Duhu,<br />

kot so bila običajna do druge svetovne vojne.” 50<br />

A kot je avtorju tega zapisa povedal lučanski<br />

župnik, so jugoslovanski cariniki udeležence<br />

romanj občasno šikanirali.<br />

Ko so se sredi 80-ih v Jugoslaviji (oziroma<br />

v Sloveniji) začele zarisovati politične<br />

spremembe, se je postopoma krepilo tudi<br />

čezmejno sodelovanje. Mejni kamen je bil<br />

predvsem obnavljanje cerkve Svetega Duha na<br />

Ostrem vrhu v poznih osemdesetih. Gonilna<br />

sila na avstrijski strani je bil nedvomno lipniški<br />

okrajni glavar Johann Seiler, ki je “pozimi 1989


[ustanovil] komite za rešitev cerkve Sv. Duha,<br />

v katerega so se vključili predvsem župani<br />

sosednjih občin tostran in onstran meje.”<br />

Skupaj je bila v okviru akcije “Kirche ohne<br />

Grenze/Cerkev ne pozna meja” s pomočjo<br />

različnih dobrodelnih akcij, kot na primer z<br />

gradbenim kamnom (svoja dela so prispevali<br />

umetniki Gerald Brettschuh, Gert Christian in<br />

Willibald Karl), pevskimi večeri in podobnim,<br />

zbrana impozantna vsota okrog 1,5 milijona<br />

šilingov (26 milijonov sedanjih tolarjev oz.<br />

108 tisoč evrov, op. prev.). In – kar je prav<br />

tako vredno še posebne omembe – slavnostni<br />

zbornik ob stoti obletnici ustanovitve župnije<br />

Sv. Duha je bil pripravljen v dvojezični izdaji. 51<br />

Nasploh se zdi, da je bila Cerkev gonilna sila<br />

novega sosedstva (in njegove politike), ki je ne<br />

kaže podcenjevati. 7. septembra 1991 – v letu<br />

slovenske osamosvojitve – je bilo dekanijsko<br />

romanje na Sv. Duh “s strani mnogih ljudi<br />

razumljeno in sprejeto kot znak posebne<br />

solidarnosti.” 52 9. julija 1995 so “prebivalci<br />

župnije Sv. Jurij ob Pesnici (St. Georgen an der<br />

Peßnitz) […] s svojim župnikom Brankom<br />

Mačkom” obiskali župnijo Lučane. “Vsi verniki<br />

so peli im molili v svojem maternem jeziku.” 53<br />

Zgolj za primerjavo: slabih pet desetletij<br />

predtem je župnik iz Gomilice (Gamlitz)<br />

v župnijski cerkvi v Lučanah napovedal<br />

spovedi tudi v slovenskem jeziku. Dekana<br />

Reiterja so nekateri občani zato “pri državnih<br />

i[n] cerkvenih oblasteh ovajali kot prijatelja<br />

Slovencev. Nikomur drugemu,” tako piše Reiter<br />

v župnijski kroniki, “ne bi bilo ljubše […], če bi<br />

bilo vse v njegovi župniji nemško.” 54<br />

20. aprila 1992 je bilo prvič prirejeno skupno<br />

“jahanje na jurijevo” z blagoslovom konj, ki je<br />

medtem postalo stalnica čezmejnega sožitja.<br />

V šolskem letu 1993-1994 je letno poročilo<br />

splošne šole Lučane zabeležilo “tesne stike<br />

In vendar se premika …<br />

s slovenskima šolama v Selnici in Ptuju.”<br />

Oktobra 1993 je sledil šolski obisk na Ptuju, ki<br />

so ga ptujski šolarji lučanskim vrnili 3. junija<br />

1994. V tem šolskem letu so zbirali prispevke<br />

za šolo v Selnici, v letnem poročilu pa sta<br />

zabeležena še obiska literarne prireditve v<br />

Mariboru in razstave v Juriju. 55 V šolskem letu<br />

1995-1996 so v splošni šoli prvič izpeljali tečaj<br />

slovenskega jezika; taka tečaja sta zabeležena<br />

še v dveh naslednjih šolskih letih. 56 Učenci in<br />

učenke ljudske šole Veliki Boč so v šolskem<br />

letu 1995-1996 na pohodniškem dnevu prvič<br />

obiskali Slovenijo, kjer so si za cilj izbrali<br />

mladinski dom Škorpion (pri Sv. Duhu). 57<br />

10. junija 2001 sta 3. in 4. razred ljudske šole<br />

na Eory-Koglu proslavljala skupaj z učenci iz<br />

sosednje občine Kungota; na slavju so učenci<br />

obeh šol skupaj zapeli tudi slovensko pesem. 58<br />

Leta 1989 so pevsko srečanje v Lučanah prvič<br />

pripravili z udeležbo slovenskega zastopstva.<br />

Poleg Krožka pojočih žena Lučane in Pevskega<br />

društva Arnež se ga je udeležil tudi Mariborski<br />

oktet. 59 S tem je bilo spočeto sodelovanje, ki se<br />

je – poleg medsebojnih povabil – ne nazadnje<br />

več kot izkazalo ob pevskih dobrodelnih<br />

nastopih za sanacijo cerkve Sv. Duha. 60<br />

A tudi na gospodarskem področju je prihajalo<br />

do vse tesnejšega sodelovanja. Jurijevo jahanje<br />

26. aprila 1998 je bilo na primer skupni projekt<br />

občinskih turističnih zvez Lučan in Jurija-<br />

Kungote. 61<br />

“Pod geslom ‘Obmejno območje – življenjski<br />

prostor, Slovenija-(avstrijska) Štajerska’ je bila<br />

v splošni šoli Lučane 24. 01. 1992 otvoritvena<br />

prireditev, ki so se je v velikem številu udeležili<br />

prebivalci iz obeh delov obmejnega območja.”<br />

Deželni izobraževalni inštitut je pripravil<br />

program skupaj “s Svetovalnim centrom<br />

Republike Slovenije in lokalnimi skupnostmi<br />

Arnež, Eichberg, Trautenberg, Klanci, Gaj, Sv.<br />

267


In vendar se premika …<br />

Duh, Jurij, Oberhaag, Gradišče, St. Janez v<br />

Seggauski dolini in Svečina […].” 62<br />

1. avgusta 1999 je bila v okviru “planinskega<br />

praznika brez meja” končno tudi uradno<br />

posvečena obmejna panoramska pot. To je<br />

pešpot med Sobotami in Radgono, ki poteka<br />

to- in onstran meje. “Projekt je bil v veliki meri<br />

načrtovan in izveden ob podpori sredstev iz<br />

programa Interreg.” 63<br />

Ozrimo se končno še za trenutek na sedanjost.<br />

Da bi se seznanili s pregledom trenutne situacije,<br />

smo s štirimi občinami “dežele vinskih goric”<br />

skušali navezati stike s pomočjo elektronske<br />

pošte. Odgovorila je le občina Klanci ob Vinski<br />

cesti. Tačas – tako piše v odgovoru na naša<br />

dopis – se ukvarjajo s projektom čezmejne poti<br />

“Kolesarska pot R 54 – panoramska pot”. Močne<br />

povezave so tudi s projektom “Gospodarska<br />

pobuda Pesnica-Seggauska dolina”, ki pa bi ga<br />

bilo “treba zaradi možnosti pridobitev sredstev<br />

iz programa Interreg razširiti še na območje<br />

Ptuja (Pettau).”<br />

Ob vstopu Slovenije v Evropsko unijo so na<br />

mejnih prehodih Jurij-Langegg in Sv. Duh-<br />

Großwalz potekale čezmejne slovesnosti.<br />

“Na Slovenijo v (avstrijskih) obmejnih krajih<br />

poslej gledamo kot na dobrososedskega in<br />

vzpenjajočega se gospodarskega partnerja.” 64<br />

S tem so medsosedske povezave usmerjene in<br />

določene predvsem na gospodarskih osnovah.<br />

A medtem ko večina slovenskih županov<br />

govori nemško, je znanje slovenščine pri<br />

avstrijskih županih kvečjemu rudimentarno<br />

(če sploh). Če bi želeli Promitzerjevo izjavo o<br />

“izgubljenih bratih” geografsko preobrniti, na<br />

avstrijski strani ne bi zaznali nobene izgube.<br />

Tok zgodovine je najbrž že izrekel dokončno<br />

sodbo.<br />

268<br />

OPOMBE<br />

1 Prim. Wassermann, Heinz P.: 20. stoletje. V: Kronika Vinske dežele. Izd.<br />

Alexander Wilhelm. Gradec 2004. str. 191-348.<br />

2 Pojem “Lučanska regija” je skoval in tudi prepričljivo argumentiral graški<br />

zgodovinar Christian Promitzer.<br />

3 Prim. Rauchensteiner, Manfried: Smrt dvoglavega orla. Avstro-Ogrska v<br />

prvi svetovni vojni. Gradec 1993.<br />

4 Schober, Franz Josef in Staudinger, Eduard: Dr. Brodmann in<br />

spodnještajerska kmečka komanda (1919-1922). V: 800 let župnije Straden<br />

1188-1988. Izd. Gottfried Almer in Norbert Müller. Straden in Gradec 1988.<br />

str. 466-473 (tu str. 466).<br />

5 Kronika občine Klanci.<br />

6 Promitzer, bratje, str. 199.<br />

7 Prav tam, str. 201f..<br />

8 Prav tam, str . 221f..<br />

9 Prav tam, str. 223.<br />

10 Prav tam, str. 232.<br />

11 Prim. Kanzler, Helmut: Narodnopolitična situacija in naloge na območju<br />

Ratsch-Lieschen. Gradec o. J. [1939] (= Del Življenjskih vprašanj obmejnega<br />

prebivalstva, raziskanih ob južni štajerski meji). S. 334.<br />

12 Promitzer, bratje, str. 205.<br />

13 Štajerski deželni arhiv (StLA), Stat. predst. A5B-113/11919; Občina<br />

Gradišče deželni vladi, 4. januar 1919.<br />

14 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 316f..<br />

15 Promitzer, bratje, str. 205.<br />

16 Karner, Stefan: Štajerska v Tretjem rajhu 1938-1945. Vidiki njenega<br />

političnega, gospodarsko-socialnega in kulturnega razvoja, 2., razširjena<br />

izdaja. Gradec in Dunaj 1986. str. 123.<br />

17 Prim. v tej zvezi vseskozi zabavne in ganljive življenjske spomine Fritza<br />

Körblerja: O življenju ob meji. Zamišljene in vznesene kratke zgodbe iz<br />

izginulega časa. O.O. o. J. [1994] in sodelavci: Nepozabna domovina ob<br />

meji. O.O. o. J. [1997].<br />

18 Kronika ljudske šole Langegg.<br />

19 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 238-240.<br />

20 Prim. Promitzer, bratje, str. 284-289<br />

21 Škofijski arhiv Gradec (DAG), Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane,<br />

Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu.<br />

ordinariatu, 14. februar 1945.<br />

22 Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955;<br />

Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 11. maj 1946.<br />

23 Prim. Kronika žandarmerijske postaje Lučane.<br />

24 Promitzer, bratje, str. 303.<br />

25 Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955;<br />

Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 10. junij 1947.<br />

26 Prim.. Wassermann, Stoletje, str. 322-324.<br />

27 Prim. prav tam, str. 319-322.<br />

28 Prim. Liedermann, Helmut: Podoba Avstrije v nekdanji Jugoslaviji. V:<br />

Videno z drugimi očmi. Mednarodna percepcija Avstrije 1955-1990. Izd.<br />

Oliver Rathkolb [idr.] . Dunaj [idr.] 2002 (= Avstrijska nacionalna zgodovina,<br />

zv. 2), str. 523-562.<br />

29 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 333-342.<br />

30 Klemenčič, Matjaž: V luči jezikovne statistike. Slovensko- in nemškogovoreči<br />

v južni in spodnji Štajerski 1830-1991. V: Slovenski Štajerec. Zatirana<br />

majnšina na avstrijskem Jugovzhodu. Izd. Christian Stenner. Dunaj [idr.]<br />

1997 (= K dediščini jugovzhodne Evrope, II/23). str. 69-105 (tu str. 96).<br />

31 Prav tam, str. 97f..<br />

32 Obdelavi šolskih kronik se bomo zaradi pomanjkanja prostora odpovedali.<br />

Iz njih pa lahko nedvoumno razberemo, da jim je bil po letu 1918 dodeljen<br />

tudi pouk v slovenskem jeziku.<br />

33 Prim. DAG (Škofijski arhiv Grdec), Šolski dokumenti, Dekanijske šolske<br />

vizitacije, Lučane 1900ff; Dekanijski urad Lučane škofovskemu ordinariatu,<br />

3. november 1923; 9. september 1924; 1. oktober 1926; 29. avgust 1927; 14.<br />

september 1928; 6. september 1929.<br />

34 DAG, Šolski dokumenti, Dekanijske vizitacije, Lučane 1900ff; 4622/49.<br />

35 DAG, Župnija Lučane – škofovske vizitacije; Seckauski škofijski ordinariat<br />

okrožnemu dekanatu St. Florian an der Lassnitz, 5. junij 1922.<br />

36 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Anton<br />

Waude ordinariatu; 6. februar 1932.<br />

37 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); pisanje<br />

kaplanov iz Lučan škofijskemu ordinariatu, 28. oktober 1953.


38 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Viktor<br />

Ferdinand Krainer ordinariatu; 15. oktober 1953.<br />

39 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Alois<br />

Hoinig ordinariatu; 29. oktober 1953.<br />

40 Prim. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff);<br />

Peter Reiter škofijskemu ordinariatu Seckau; 14. oktober 1953.<br />

41 Promitzer, bratje, str. 357.<br />

42 Dokumente je avtorju prijazno dal na razpolago univ. prof. dr. Christian<br />

Brünner.<br />

43 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Reinhold Lopatka in Peter Kutschi; 30.<br />

maj 1997.<br />

44 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Izjava o manjšinskem vprašanju v naši<br />

skupnosti ob zboru občanov 27. 06. 1997, 23. junij 1997.<br />

45 NN: Zbor občanov občin Klanci in Gradišče na temo slovenska manjšina. V:<br />

´s Rebenblattl, 2/1997. str. 6.<br />

46 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci; zbor občanov 27. 06. 1997 v Gost.<br />

Mahorko v Klancih o manjšinskih vprašanjih; distanciranje od nekaterih<br />

zahtev, 18. julij 1997.<br />

47 NN, Hlg. Geist-Sv. Duh, v: s´Rebenblattl, 4/1995. S. 6.<br />

48 Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč.<br />

49 Zach, Hans Georg: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah. V: 111 let<br />

prostovoljnega gasilstva v Lučanah 1877-1988. Izd. Prostovoljno gasilsko<br />

društvo Lučane. Lučane 1988. str. 16-23 (tu str. 21).<br />

50 Promitzer, bratje, str. 325.<br />

51 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane in NN, Sv. Duh, str. 6.<br />

52 Domovinska knjiga trga Lučane.<br />

53 Kronika skupnosti Klanci (Glanz).<br />

54 Kronika dekanijske župnije Lučane.<br />

55 Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1993/94.<br />

56 Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1995/96, 1996/97, 1997/98.<br />

57 Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč.<br />

58 Prim. Kronika ljudske šole Langegg.<br />

59 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane.<br />

60 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane; Nagy, Hildgard: Glasba ne pozna<br />

meja. V: s´Rebenblattl, 1/1991. str. 4. Zach, Christl: Dobrodelni koncert za<br />

cerkev Sv. Duha. V: s´Rebenblattl, 3/1991. str. 15.<br />

61 Prim. K. N.: Jurijevo jahanje v Jurij/St. Georgen. V: s´Rebenblattl, 1/1998. S.<br />

21.<br />

62 Wirnsberger, Karlheinz: Mejni prostor – življenjski prostor. V: s´Rebenblattl,<br />

1/1992. str. 4.<br />

63 NN: Mejna panoramska pot. V: s´Rebenblattl, 2/1999. str. 3.<br />

64 Elektronsko pismo predstavnika občine Klanci Karla Peitlerja avtorju.<br />

ZUR PERSON – O AVTORJU<br />

Heinz P. Wassermann<br />

Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., geb. 1964,<br />

Studium der Betriebswirtschaftslehre, Geschichte<br />

und Sozialkunde, Philosophie, Psychologie<br />

und Pädagogik an der Universität<br />

Graz. Diplom 1991, Promotion 1999. Mitarbeiter<br />

am Studiengang Journalismus und<br />

Unternehmenskommunikation der FH Joanneum<br />

in Graz. E-Mail: heinz.wassermann@<br />

fh-joanneum.at – Heinz P. Wassermann, Mag.<br />

Dr., roj. 1964, študij ekonomije, zgodovine in<br />

spoznavanja družbe, filozofije, psihologije in<br />

pedagogike na univerzi iz Gradca. Diplomiral<br />

1991, doktoriral 1999. Sodelavec študijske<br />

smeri novinarstva in podjetne komunikacij na<br />

FH Joanneum iz Gradca.<br />

In vendar se premika …<br />

269


Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

Kratek zgodovinski pregled o razvoju protestantizma na Spodnjem Štajerskem od<br />

svojih začetkov do prve svetovne vojne.<br />

� Text: Dr. Anja Zalta<br />

V Mariboru in okolici se je število protestantov povečalo takrat, ko so dobili protestanti leta 1578<br />

na deželnem zboru v Brucku skoraj popolno deželno svobodo. Pred tem Maribora in Spodnje<br />

Štajerske v celoti ne moremo primerjati z razmahom protestantizma na Kranjskem in Koroškem.<br />

Šele v drugi polovici 16. stoletja je nova vera našla plodna tla tudi v Mariboru: leta 1587 je dal<br />

baron Viljem Herberstein protestantom na voljo svojo graščino Betnavo, kjer so ustanovili protestantsko<br />

občino, šolo, cerkev in pokopališče, vendar pa se val protireformacije tudi Štajerske ni<br />

izognil. Leta 1599 je Maribor obiskala protireformacijska komisija, ki je mariborskemu mestnemu<br />

svetu in sodniku dala navodila, kako naj meščani ravnajo v verskem pogledu, nato pa je razdejala<br />

protestantsko molilnico in pokopališče na Betnavi, kar je bil začetek konca reformacijskega gibanja<br />

v Mariboru. Že 8. januarja tega leta je bila v Mariboru požgana evangeličanska cerkev in šola.<br />

Protestanti so še istega leta pokopališče obnovili in ga uporabljali vse do leta 1620.<br />

Ko se je val protireformacije polegel, so se evangeličanski verniki, ki so ostali oziroma ki niso bili<br />

pregnani in ne rekatolizirani, po letu 1784 in tolerančnem patentu Jožefa II. ponovno organizirali<br />

tudi na Štajerskem, v Mariboru in okolici.<br />

V prvi polovici 19. stoletja se je mesto Maribor naglo širilo: leta 1851 je štelo 6.706 prebivalcev, v<br />

desetletju in pol se pa je število prebivalcev povečalo na 12.670, predvsem zaradi odprtja južne<br />

železnice leta 1846, koroške železnice in leta 1863 železniške strojne tovarne. 1 Železnica in industrija<br />

sta postali glavni faktor mestnega razvoja, velika večina mariborskega uradništva pa je prišla<br />

iz avstrijskih nemških krajev. Tako je Maribor postal nemški otok sredi slovenskega podeželja. V<br />

mesto so prišli tudi tisti s protestantskimi koreninami in so se vanj naselili kot delavci, obrtniki,<br />

trgovci ali uradniki ter se kasneje pridružili evangeličanski občini Gradec.<br />

Maribor je leta 1890 štel 19.898 ljudi, od tega 15.950 Nemcev in 2.650 Slovencev; na prelomu stoletja<br />

pa je bilo že 24.601 prebivalec, od tega 19.298 Nemcev in 4.602 Slovenca, 24.183 katolikov in<br />

326 protestantov. Po podatkih, ki jih navaja Arnold Suppan, se je po ljudskem štetju med leti 1880<br />

do 1910 nemško govoreče prebivalstvo na Spodnjem Štajerskem povečalo iz 46 734 na 73 148, tj.<br />

iz 10,7 % na 15 %. 2<br />

270


Proč-od-rimskega gibanja (Die Los-von-Rom-<br />

Bewegung) in začetek 20. stoletja. 19. stoletje<br />

je bila rojstna doba modernega nacionalizma.<br />

Težnje po zedinjenju vseh Nemcev je zagovarjala<br />

predvsem Vsenemška stranka (Alldeutsche<br />

Partei) Georga Ritterja von Schönererja, ki je<br />

od začetka 80. let 19. stoletja vse bolj obvladoval<br />

nacionalno gibanje na Dunaju. Schönerer<br />

je v glavnem propagiral združitev z nemškim<br />

rajhom in rasni antisemitizem. Novembra leta<br />

1898 izide Schönererjev poziv k prestopanju<br />

v protestantizem in tudi spodnještajerski<br />

nemški tisk (predvsem Marburger Zeitung in<br />

Deutsche Wacht) začne z močno agitacijo za<br />

izstopanje iz rimskokatoliške cerkve, glavno<br />

propagandno delo pa v svoje roke vse bolj prevzemata<br />

vikar Fritz May v Celju in pastor Ludwig<br />

Mahnert v Mariboru.<br />

Spodnještajerski tisk v propagandni kampanji<br />

za izstopanje iz rimskokatoliške cerkve sprva<br />

poudarja, da gre v prvi vrsti za politično in<br />

nacionalno, nikakor pa ne za religiozno (kar<br />

poudarja Schönerer) ali celo protiavstrijsko zadevo.<br />

3 Predvsem z delovanjem mariborskega<br />

pastorja Ludwiga Mahneta, ki je bil leta 1903 v<br />

Mariboru izvoljen za evangeličanskega duhovnika,<br />

pa se v pročodrimski propagandi pojavlja<br />

tudi verski moment. V svojem romanu „Die<br />

Hungerglocke“ med drugim zapiše, da so prav<br />

Slovenci (die Windischen) najlepši, a tudi najbolj<br />

žalosten dokaz nesposobnosti Rima, da<br />

bi neko ljudstvo popeljalo do kulturnega nivoja.<br />

4 Čeprav so na Spodnjem Štajerskem obstajali<br />

politični pogoji za uspeh pročodrimskega<br />

gibanja, pa opaznejše uspehe gibanje doseže<br />

šele v letih 1904-1910, ko v Lavantinski škofiji<br />

zabeležijo 1.126 od skupaj 1.653 izstopov iz<br />

rimskokatoliške cerkve do konca leta 1913. 5<br />

Nedvomno so so odnosi med katoliško in<br />

evangeličansko cerkvijo v tem času zaostrili.<br />

Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

Avstrijski katoliški tabor je pročodrimsko gibanje<br />

razumel kot gibanje, ki se želi odcepiti<br />

od Avstrije (Los von Österreich), in zanimivo<br />

je tudi, da se je od gibanja distanciral tudi vrhovni<br />

cerkveni svet (Oberkirchenrat) na Dunaju.<br />

6<br />

Razcvet protestantske vere v tem času je nedvomno<br />

posledica vpliva pročodrimskega gibanja.<br />

Pojav organizacije Südmark, vloga<br />

evangeličanskega duhovnika Ludvika Mahnerta<br />

in borba za Podravje. Poseben problem,<br />

ki je mučil spodnještajerske Nemce, je bilo<br />

ozemlje Dravske doline in Slovenskih goric, ki<br />

je bilo – razen Maribora in Ptuja – poseljeno<br />

z večinskim slovenskim prebivalstvom: delež<br />

Nemcev na jezikovno mešanem območju med<br />

Špiljem in Mariborom je padel na vsega 25 %. 7<br />

Za obrambo fevdalnih gospodarskih in kulturnih<br />

postojank na slovenskem Štajerskem<br />

in za zaviranje nadaljnjega napredovanja Slovencev<br />

so avstrijski Nemci dali že leta 1880<br />

pobudo za ustanovitev nemške šolske družbe<br />

– »Schulverein« –, graški Nemci pa so leta 1889<br />

ustanovili organizacijo za gospodarsko utrjevanje<br />

slovenještajerskega nemštva – »Südmark«.<br />

»Namen Schulvereina je bil pomagati<br />

slovenještajerskim Nemcem povsod, kjer<br />

so prebujeni Slovenci terjali slovenski šolski<br />

pouk; namen Südmarke pa ‘varovati ogroženo<br />

nemško zemljiško posest, pridobivati nazaj izgubljeno<br />

in gojiti med ljudmi zavest nemške<br />

skupnosti’.« 8<br />

Organizacija Südmark je s podporo duhovnika<br />

Ludwiga Mahnerta v letih med 1906 in 1914<br />

izvedla kolonizacijo okolice Šentilja in Dravske<br />

doline, da bi na tak način vzpostavila »nemško<br />

mostišče« do Maribora. Od skupaj 75 družin s<br />

443 člani, ki so se priselile do julija leta 1914, so<br />

271


Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

kar 64 družin s 368 člani – v glavnem je šlo za<br />

evangeličane iz Württemberga – naselili v okolici<br />

Šentilja, ostale nemške družine (iz Ogrske)<br />

pa so naselili po Dravski dolini. 9<br />

Pastor Mahnert je za Slovence poosebljal zagrizenega<br />

nemškonacionalističnega hujskača, ki je<br />

zaradi izrazito protidržavnega govora ob grobu<br />

smrtno ranjenega nemškega vojaka dravske<br />

vojašnice, poročnika Emila Gugla, ki je padel<br />

ob Maistrovi razorožitvi Schutzwehra, postal<br />

trni v peti slovenskih oblastnikov. 28. decembra<br />

1918 so ga aretirali: Mahnert je bil obsojen<br />

na dva meseca strogega zapora, vendar mu<br />

sodišče obsodbe ni izreklo osebno, saj je sredi<br />

pomladi leta 1919 pobegnil v Avstrijo. 10 Mariborska<br />

evangeličanska občina je nato razpisala<br />

prosto mesto duhovnika, na katerega se je prijavil<br />

Johann oziroma Janez ali Ivan Baron.<br />

Prevratni časi ob koncu prve svetovne vojne.<br />

Protestanti v Sloveniji so bili po razpadu<br />

Avstro-Ogrske odrezani od svojih avstrijskih<br />

in madžarskih verskih predstojništev.<br />

Prevratniški časi so bili usodni za mnogo<br />

nemških uslužbencev. Ob začetku 1. svetovne<br />

vojne so imeli Nemci v rokah vse vajeti gospodarstva<br />

in politične oblasti, delež slovenskega<br />

prebivalstva pa je padal, zato se je sprožil<br />

pogrom nemških ekstremistov proti slovensko<br />

usmerjeni inteligenci in tudi duhovščini. Veliko<br />

jih je bilo aretiranih, zaprtih in deležnih<br />

hišnih preiskav, zaslišanj in drugih šikaniranj. 11<br />

Kot odgovor na to početje so bili maja 1919<br />

iz države izgnani vsi odpuščeni nemški<br />

železničarji iz Spodnje Štajerske, razpustili so<br />

nemška društva, v kolikor niso bila humanitarnega<br />

značaja, istočasno pa je deželna vlada<br />

za Slovenijo (naslednica narodne vlade) sklenila<br />

poslati vsem občinam dopis o prepovedi podeljevanja<br />

domovinske pravice Nemcem. 12 Po<br />

272<br />

podatkih evangeličanskega župnijskega urada<br />

jih je v prevratnem obdobju iz Maribora odšlo<br />

okrog 2.000. 13<br />

Nemški seniorat in evangeličanska skupnost<br />

v Mariboru v obdobju med obema vojnama.<br />

Kmalu po letu 1918 je nova oblast številna<br />

nemška društva razpustila. Razpuščena so<br />

bila stanovska in kulturna društva, društva delavcev<br />

in uradnikov, rezervnih oficirjev, upokojencev,<br />

vojaška in policijska združenja itd. 14<br />

Slovenska oblast ni prepovedala le dela društev<br />

Deutscher Schulverein in Südmark, temveč<br />

tudi razpečevanje njunih glasil in propagandnih<br />

sredstev.<br />

V tem obdobju je mariborska gmajna štela<br />

900 duš in njihova nacionalnost je bila – po<br />

besedah evangeličanskega duhovnika J. Barona<br />

– nemška, zato so nanjo leteli očitki, da je<br />

nacionalistična, kar se je čez dobrih deset let<br />

tudi pokazalo.<br />

O težkem položaju nemških vernikov v<br />

Sloveniji je na 29. generalnem zasedanju<br />

Evangeličanske zveze junija 1925 v Königsbergu<br />

govoril bivši mariborski, takrat innsbruški<br />

duhovnik L. Mahnert, ki je ostro obsodil »slovenski<br />

teror«, ki da je popolnoma ohromil kulturno<br />

življenje Nemcev, jim razpustil društva,<br />

ukinil šole in zdaj nad njimi izvaja prisilno<br />

slavizacijo. Število vernikov je prav na račun<br />

tega pritiska drastično padlo, zato Mahnert<br />

navaja primerjave med podatki o številu vernikov<br />

za leti 1918 in 1925: Celje je imelo leta<br />

1918 640 evangeličanov, leta 1925 pa le še 270.<br />

Šentilj jih je imel najprej 300, potem 260, Maribor<br />

prej 1.800 in nato 900, Ptuj jih je imel<br />

prej 200 in potem 110, Marenberg (Radlje ob<br />

Dravi) pa najprej 180 in nato 90. Slovenci naj<br />

bi onemogočali prestope v luteranstvo, vendar<br />

se je versko življenje gmajn v odporu zoper slo-


venski pritisk le še okrepilo. Takrat so bile z izjemo<br />

Ljubljane vse ostale gmajne še vedno povsem<br />

nemške. 15<br />

Seniorja Barona pa je med drugim navduševalo<br />

tudi delo z mladino in postal je predsednik<br />

deželnocerkvenega mladinskega sveta (landeskirchlicher<br />

Jugendrat), njegovo delo pa je,<br />

po Zajškovih besedah, v marsičem spominjalo<br />

na nacistične koncepte mladinskega gibanja,<br />

saj je na veliko poudarjala pomen nacionalne<br />

zavesti. 16 Evangeličanska mladina<br />

v Jugoslaviji se je podobno kot drugod organizirala<br />

v mladinskih združenjih in skupinah<br />

“križarjev”, svojo aktivnost pa je udejanjala ob<br />

raznih družabnih in športnih srečanjih. 17 Pomembno<br />

vlogo v deželni cerkvi pa je imel tudi<br />

Gerhard May, ki je po besedah Georga Wilda<br />

veljal celo za »najpomembnejšega teološkega<br />

vodjo nemškega protestantizma v Jugoslaviji.«<br />

18 Leta 1934 je v Göttingenu izšla njegova<br />

knjiga o nemškem poslanstvu cerkve v diaspori<br />

(Die volksdeutsche Sendung der Kirche),<br />

ki predstavlja najpomembnejše delo kakega<br />

jugoslovanskega evangeličanskega teologa.<br />

Knjiga je doživela velik odziv v vsej nemškoevangeličanski<br />

diaspori. Cerkev mora po<br />

Mayevem mnenju ohranjati nemške elemente<br />

evangeličanskega duha ter skrbeti za to, da si<br />

bodo Nemci v diaspori medsebojno pomagali<br />

in tako krepili svoj politično-gospodarski in<br />

kulturni položaj.<br />

V obdobju med leti 1934 in 1941 se je v okviru<br />

t.i. jugovzhodne konference (Südostkonferenz)<br />

vršil poskus združevanja nemških<br />

evangeličanskih cerkva v diaspori. Kot vemo,<br />

se je po razpadu tako nemške kot avstroogrske<br />

monarhije leta 1918 njun teritorij razdelil na<br />

več držav in nemško govoreče prebivalstvo je<br />

ostalo v manjšini. Za pripadnike te manjšine,<br />

predvsem v državah vzhodne in jugovzhod-<br />

Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

ne Evrope, se je uveljavil izraz »folksdojčer«<br />

(Volksdeutscher), ki so si ga izmislili nacisti in<br />

je imel politični poudarek. 19<br />

Pojav zveze Kulturbund in njena povezanost<br />

z evangeličansko cerkvijo v Sloveniji. Po 1.<br />

svetovni vojni so se Nemci na slovenskem<br />

Štajerskem strnili v pevskih društvih, športnih<br />

organizacijah in denarnih zavodih 1. oktobra<br />

leta 1922 pa so ustanovili svoje Politično in<br />

gospodarsko društvo Nemcev v Sloveniji (Politischer<br />

und wirtschaftlicher Verein der Deutschen<br />

in Slowenien) s sedežem v Mariboru.<br />

Namen društva je bil ozaveščanje Nemcev<br />

na Slovenskem o političnih, gospodarskih in<br />

kulturnih zadevah ter izboljševanje splošnega<br />

položaja nemškega prebivalstva v družbi. 20 Poleg<br />

svoje politične dejavnosti (sodelovanje pri<br />

državnozborskih in občinskih volitvah) pa je<br />

društvo delovalo tudi na kulturnem področju,<br />

saj je odprlo čitalnico, kjer so bili na razpolago<br />

jugoslovanski, nemški in avstrijski časopisi<br />

ter revije, septembra 1928 pa je pričela delovati<br />

tudi ljudska in otroška knjižnica. 21 Društvo je<br />

opravljalo tudi socialno poslanstvo, saj je vsakemu<br />

nemškemu rojaku, ki je bil brez sredstev,<br />

nudilo zdravniško in pravno pomoč.<br />

Prvi poskusi združitve nemštva v Kraljevini<br />

SHS so se začeli že leta 1919. Takrat je bilo v<br />

Zrenjaninu ustanovljeno Nemško gospodarsko<br />

in kulturno društvo (Deutscher Wirtschafts-<br />

und Kulturverein), leta 1920 pa so Nemci v<br />

Novem Sadu osnovali še svojo matično organizacijo<br />

švabsko-nemško kulturno zvezo<br />

(Schwäbisch-Deutscher Kulturbund), kasneje<br />

imenovano preprosto Kulturbund. Kulturbund<br />

je bil zasnovan kot nepolitična organizacija, z<br />

nalogo ustanavljanja knjižnic, promoviranja<br />

knjig, filmov, glasbe, organiziranja predavanj,<br />

skrbi za vzgojo nemških učiteljev in duhov-<br />

273


Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

nikov itd. Društvo, ki naj bi razvijalo nemško<br />

kulturo, se je v naslednjem desetletju izkazalo<br />

za najpomembnejši člen utiranja hitlerjanstva<br />

pri nas, kulturna društva pa so vse bolj postajala<br />

podaljšana roka Kulturbunda, ki je prek<br />

njih širil nacistično ideologijo.<br />

Kulturbund je po vzponu nacizma postajal<br />

vse bolj politična organizacija, ki je s predavanji,<br />

ljudskimi večeri, materinskimi dnevi,<br />

spoznavanji nemške kulture in nemških<br />

pesmi ter folklore, s socialnimi podporami<br />

revnejšim, z gostovanji, športnimi igrami itd.<br />

širila nacionalistično ideologijo. Kulturbund si<br />

je močno prizadeval ustanoviti nemške šole,<br />

še posebej po izdanem odloku prosvetnega<br />

ministrstva 1. septembra 1930, po katerem se<br />

vpisujejo otroci v nemške šole po želji in izjavi<br />

staršev. Tako so si z vsemi napori prizadevali,<br />

da bi zbrali v raznih krajih primerno število<br />

otrok. »Ker pravih Nemcev in nemških otrok<br />

razen v Mariboru nikjer ni bilo dovolj, so se z<br />

vsemi sredstvi lotili finančno in gospodarsko<br />

odvisnih slovenskih staršev, da bi vpisali svoje<br />

otroke v nemške manjšinske šole.« 22<br />

Leta 1933 je v Kulturbundovih prostorih med<br />

drugimi predaval tudi Johann Baron o pomenu<br />

Luthra, ob koncu leta pa je bil svečan<br />

sprejem novih članov (kameradov), na katerem<br />

je Rudolf Holzer v govoru novincem že<br />

nakazal smernice delovanja društva. Med drugim<br />

je poudaril: »Naš narod mora živeti, tudi<br />

če moramo zato umreti. Hvaležni moramo<br />

biti, da smo v materinskem naročju našli hrbtenico<br />

manjšine, pa naj gre za bojevanje proti<br />

brezposelnosti ali čiščenje nemške kulture od<br />

židovske umazanije.« 23<br />

Po sklepu banske uprave je bil zaradi vse<br />

bolj očitnega nacionalsocialističnega delovanja<br />

15. oktobra 1935 Kulturbund v Mari-<br />

274<br />

boru razpuščen, kar pa ni pretrgalo delovanje<br />

nacistično usmerjenih Nemcev v Mariboru,<br />

saj se je njihovo delovanje strnilo v legalno dovoljenih<br />

pevskih društvih, športnih organizacijah<br />

in v nemških evangeličanskih cerkvenih<br />

občinah ter v vrsti ilegalnih nacističnih organizacij.<br />

Po priključitvi Avstrije k nemškemu<br />

rajhu leta 1938, po sudetski krizi in razbitju<br />

Češkoslovaške, se je Nemcem v Sloveniji povrnilo<br />

upanje po obnovitvi Kulturbunda.<br />

Leta 1939 je postal Kulturbund osrednja<br />

nemška organizacija, njegov razmah pa so<br />

spremljale občasne protestne demonstracije<br />

in kritike slovenskih rodoljubov, ki so želeli<br />

zatreti uničujočo petokolonaško dejavnost<br />

v Mariboru. Vsi napori so bili zaman in ob<br />

priključitvi slovenske Štajerske k nemškemu<br />

rajhu so Nemci v Mariboru pričeli ustanavljati<br />

polvojaške formacije (Deutsche Mannschaft).<br />

Jeseni leta 1940 so v Mariboru na sestanku<br />

okrajnih vodij Kulturbunda izvedli organizacijo<br />

»obveščevalnega in informacijskega sistema«<br />

in se dogovorili o izdelavi alarmnega sistema,<br />

»da bi bila čimbolj zagotovljena zaščita<br />

nemške krvi in premoženja.« 24 Ob okupaciji se<br />

je velika večina mariborskih Nemcev povezala<br />

z okupatorjem, predvsem nemški lastniki mariborskih<br />

tovarn. Okupatorjevi ukrepi v Mariboru<br />

leta 1941 so bili večinoma posledica delovanja<br />

nemške manjšine, ki je že pred vojno<br />

pripravila gradivo, ki je bilo na voljo okupatorju<br />

ob njegovem prihodu v Maribor. 25<br />

Evangeličanska cerkev na Štajerskem je<br />

sčasoma prevzela vlogo glasnika nemške<br />

manjšine pri nas, saj je simbolično že od<br />

časov pročodrimskega gibanja predstavljala<br />

čisto nemštvo ter vztrajno skrbela za ohranjanje<br />

nemškega videza: vsak poskus vdora<br />

slovenščine v Cerkev je bil preprečen.<br />

V tridesetih letih pa so evangeličanski du-


hovniki naredili še en odločilni korak: poudarjanje<br />

pomembnosti narodnosti in boj za<br />

večjo enakopravnost nemštva sta jih zbližala z<br />

nacionalsocialističnimi strujami. Posebej očitno<br />

je to postalo, ko so se povezali s Kulturbundom.<br />

Če so bili do srede 30. let kulturbundovci<br />

še zvesti državi, pa so po razpustu društva leta<br />

1936 radikalizirali svojo politiko ter jo povsem<br />

približali nacizmu: pričeli so uporabljati gesla o<br />

enem narodu in enem vodji.<br />

Po vnovični obnovitvi Kulturbunda leta 1939<br />

je prav nemška evangeličanska duhovščina zasedla<br />

vodilna mesta v društvu, predsednik pokrajinskega<br />

vodstva za Dravsko banovino pa je<br />

postal mariborski pastor J. Baron. 26<br />

Zajšek pravi, da je J. Baron svojo vlogo vodje<br />

Kulturbunda vzel resno, saj je v letu 1940 banu<br />

Dravske banovine poslal več dopisov, v katerih<br />

opozarja na težek položaj nemške manjšine<br />

in našteva konkretne primere, ko si bili Nemci<br />

zaradi svoje nacionalne pripadnosti tako ali<br />

drugače šikanirani, dotaknil pa se je tudi mnogo<br />

primerov verbalnega šikaniranja Nemcev, ki<br />

so bili deležni zbadljivk, groženj in psovk kot<br />

npr. »nemčur« ali »prekleti švaba«. 27<br />

Vendar pa je J. Baron že dobro leto potem, ob<br />

drugem valu nemškega preseljevanja štajerskih<br />

Slovencev, skupaj s tovarnarjem Franzem<br />

Tscheligijem sestavil javno izjavo, v kateri sta<br />

izrazila ogorčenje nad nasiljem, ki so ga nemške<br />

okupacijske sile izvajale nad štajerskim prebivalstvom<br />

nenemške narodnosti, nad ropanjem<br />

in zaplenjanjem njihovega premoženja itd.<br />

Avtorja izjave sta za teroristične protinemške<br />

akcije okrivila okupacijske sile same, njihovo<br />

brutalnost in nespamet ter svojeglavo postopanje<br />

brez posvetovanja z domačimi Nemci.<br />

Na ta način naj bi panslavistom in komunistom<br />

dale priložnost, da so s svojo protinemško<br />

Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

agitacijo in akcijami pritegnile tukajšnje prebivalstvo,<br />

ki naj bi bilo do pred vojne po njunih<br />

besedah Nemcem naklonjeno. 28<br />

Baronovo odkrito ogorčenje nad početjem<br />

nemških okupacijskih sil ga je stalo funkcije<br />

v Kulturbundu, ki se je maja 1941 v Mariboru<br />

preimenovala v Steirischer Heimatbund:<br />

J. Barona so izključili iz kroga ljudi, na katere<br />

se je opirala nacistična oblast, in med katerimi<br />

je bilo mnogo evangeličanov, med njimi<br />

tudi Gerhard May iz Celja, ki je bil pred letom<br />

1941 predsednik Kulturbunda v Celju in nato<br />

okrožni kulturni referent Heimatbunda, ki je<br />

še naprej aktivno sodeloval pri germanizaciji<br />

Spodnje Štajerske. 29 Za svoje početje je bil<br />

jeseni leta 1944 nagrajen: postal je duhovnik<br />

graške cerkvene občine, nato pa je v Avstriji<br />

postal celo škof in po vojni predsednik avstrijskega<br />

Oberkirchenrata. 30<br />

Življenje Mariborske evangeličanske cerkvene<br />

občine med in po okupaciji. Slovenske cerkvene<br />

občine so po okupaciji postale del avstrijske<br />

evangeličanske cerkve, tako kot so bile do<br />

leta 1919. Preko avstrijske evangeličanske cerkve<br />

so bile vključene v nemško evangeličansko<br />

cerkev, naslednico Kirchenbunda. Dunajski<br />

Oberkirchenrat je jeseni leta 1941 sestavil pregled<br />

stanja protestantskih gmajn v bivši Dravski<br />

banovini.<br />

Življenje mariborske verske občine se je prilagodilo<br />

spremembam, ki jih je narekoval novonastali<br />

politični položaj. Bogoslužja so bila<br />

vsako nedeljo, razen prve nedelje v mesecu, ko<br />

so bila na Ptuju. Po njih so sledila bogoslužja<br />

tudi za otroke.<br />

V svojem poročilu, ki ga je avgusta leta 1945<br />

napisal za štajersko deželno vlado (potem ko je<br />

v Gradcu dobil zatočišče), je J. Baron predstavil<br />

nemško manjšino na slovenskem v obdobju<br />

275


Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

1933–1941 kot nacizmu nenaklonjeno: zavrnil<br />

je očitke, da bi imel on in njegovi sonarodnjaki<br />

zveze z genocidnim preganjanjem Slovencev<br />

na Štajerskem, saj so se (z izjemo nekaterih)<br />

zavzemali za krščansko-socialno nacionalno<br />

politiko. Heimatbund pa naj bi jim bila vsilila<br />

okupacijska oblast. 31 Na njegovo žalost mu<br />

niso verjeli ne zavezniki in tudi ne jugoslovanska<br />

oblast. Že novembra 1944 je AVNOJ<br />

sprejel odloke, ki so določili povojno politiko<br />

do folksdojčerjev v Jugoslaviji: njihova lastnina<br />

je po vojni prešla v državno lastnino. 32<br />

Po odhodu J. Barona in večine nemških<br />

evangeličanov iz Slovenije so se za mariborsko<br />

evangeličansko cerkveno občino ponovili težki<br />

časi, ki so spominjali na obdobje po koncu prve<br />

svetovne vojne: Kristusova cerkev v Trubarjevi<br />

ulici je bila skupaj z župniščem in drugim<br />

premoženjem podržavljena, cerkev je bila izropana,<br />

orgle so odpeljali na Primorsko, porušena<br />

pa je bila tudi betonska ograja ob cerkvi in<br />

župnišču. 33 Leta 1952 je bilo evangeličanom<br />

dovoljeno opravljati obrede v svoji cerkvi, vendar<br />

v souporabi z verniki pravoslavne veroizpovedi,<br />

saj je bila pravoslavna cerkev v Mariboru<br />

porušena. Da cerkev ne bi popolnoma propadla,<br />

so evangeličani ob pomoči vernikov iz Prekmurja<br />

in iz tujine v letih 1985–1992 cerkev v<br />

celoti obnovili in elektrificirali. V letu 1994 je<br />

bil cerkveni občini vrnjen del podržavljenega<br />

premoženja (cerkev, župnišče).<br />

K mariborski cerkveni občini, ki je danes<br />

del Evangeličanske cerkve v Sloveniji, katere<br />

škofijski sedež je v Moravskih Toplicah, še danes<br />

spadajo verniki iz bližnje in daljne okolice,<br />

ki so do konca druge svetovne vojne imeli svoje<br />

bogoslužne in druge pripadajoče objekte, ki<br />

pa so jim bili odvzeti ali porušeni. Mariborska<br />

gmajna trenutno šteje okoli 100 članov, čeprav<br />

lahko na podlagi odseljevanja iz Prekmurja<br />

276<br />

sklepamo, da je v Mariboru in okolici kar nekaj<br />

sto evangeličanov, ki pa so se svoji veroizpovedi<br />

odtujili. 34 Bogoslužja se odvijajo vsako<br />

nedeljo ob 9:30 uri, vodi pa jih duhovnica Vladimira<br />

Mesarič.


OPOMBE<br />

1 Baš, Franjo: Prispevek k zgodovini Severovzhodne Slovenije, Založba<br />

Obzorja Maribor, 1989, str. 139.<br />

2 Suppan, Arnold: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria<br />

und Karawanken, Siedler Verlag, Berlin, 1998, str. 297.<br />

3 Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 238–<br />

239.<br />

4 Mahnert, Ludwig, Die Hungerglocke, str. 142, v: Cvirn, Janez: Trdnjavski<br />

trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 241.<br />

5 Kovačič, Fran, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928), Maribor 1928,<br />

str. 419.<br />

6 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz<br />

– Wien – Köln 1993, str. 495.<br />

7 Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 505.<br />

8 Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba<br />

Obzorja Maribor, 1989, str. 195.<br />

9 Več v: Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str.<br />

305.<br />

10 Zajšek, Boštjan, str. 38–39.<br />

11 Ožinger, Anton: Maribor 1848–1914: Od multietičnega do multireligioznega,<br />

V: Od Maribora do Trsta, 1850–1914, Zbornik referatov, Pedagoška fakulteta<br />

Maribor, 1997, str. 346, glej tudi: Pleterski, Janko: Politično preganjanje<br />

Slovencev v Avstriji 1914–1917, Poročili vojaške in vladne komisije, Viri 1,<br />

Ljubljana 1980, str. 31–50.<br />

12 Sejni zapiski narodne vlade Slovencev, Hrvatov in Srbov v Ljubljani in<br />

deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. del: Od 28. februarja 1919 do 5.<br />

novembra 1919, Arhiv Republike Slovenije, Ljubljana 1999, str. 218., navaja<br />

Zajšek, str. 40.<br />

13 PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), pismo Der Pfarrsprengler Maribor, fond<br />

Evangelijska verska občina Maribor, škatla 37, navaja: Zajšek, str. 41.<br />

14 Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941,<br />

Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 331.<br />

15 PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Oesterreich, Vortrag<br />

gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes,<br />

1925, fond Evangeljska verska občina Maribor, škatla 9, navaja Zajšek, str.<br />

67.<br />

Protestantizem na slovenskem štajerskem<br />

16 Zajšek, str. 93.<br />

17 Wild, Georg: Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941,<br />

Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, München, 1980, str. 177.<br />

18 Ibid., 196.<br />

19 Enciklopedija Slovenije, 14, U-We, Mladinska knjiga, Ljubljana 2000, str.<br />

359.<br />

20 Nemci na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske<br />

fakultete, Ljubljana 1998, str. 83.<br />

21 Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941,<br />

Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 332–333 .<br />

22 ibid., str. 88.<br />

23 Holzerja navaja Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih<br />

1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 334.<br />

24 Ferenc: Nacistična raznarodovalna politika, str. 106, navaja: Potočnik,<br />

Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska<br />

založba Litera, Maribor, 2003, str. 91.<br />

25 Žnidarič, Marjan: Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema<br />

vojnama, ČZN, 19=54, št. 1–2, Maribor, 1984, str. 219.<br />

26 Enciklopedija Slovenije, 11, Savs-Slovenska m, Mladinska knjiga, Ljubljana,<br />

1997, str. 18 in pravi, da je pod Baronovo pristojnostjo delovalo pet okrožnih<br />

vodstev (v Mariboru, Celju, Kočevju, Ljubljani in na Ptuju) z več kot 50<br />

krajevnimi skupinami in z 12.268 člani.<br />

27 Zajšek, str. 103–104.<br />

28 PAM, osnutek javne izjave s popravki, neavtorizirano, nedatirano, fond<br />

Evangeljska verska občina Maribor, škatla 61, navaja Zajšek, str. 105, in pa<br />

»Nemci« na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske<br />

fakultete, Ljubljana 1998, str. 112.<br />

29 Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba<br />

Obzorja Maribor, 1989, str. 117.<br />

30 Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 573.<br />

31 Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni inštitut<br />

Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 75.<br />

32 Več o tem: Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni<br />

inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 76.<br />

33 Kerčman, Vili: Evangeličanska Cerkev na Slovenskem, založba<br />

Evangeličanske Cerkve v Sloveniji, Murska Sobota, 1995, str. 276.<br />

34 Ibid., str. 276.<br />

277


Protestantismus in der Steiermark<br />

Protestantismus in der Steiermark<br />

Ein kurzer historischer Überblick<br />

Kurzer historischer Überblick über die Entwicklung<br />

des Protestantismus in der Untersteiermark<br />

von seinen Anfängen bis zum<br />

ersten Weltkrieg. Nachdem die Protestanten<br />

im Jahre 1578 auf dem Landtag in Bruck an<br />

der Mur die fast vollständige Landesfreiheit erhalten<br />

hatten, nahm ihre Zahl in Maribor und<br />

Umgebung in der Folge zu. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

kann man die Situation in Maribor und<br />

in der Untersteiermark mit dem Aufschwung<br />

des Protestantismus in Krain (Kranjska) und<br />

Kärnten (Koroška) nicht vergleichen. Erst in<br />

der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam<br />

die neue Religion auch nach Maribor: Im Jahre<br />

1587 stellte Baron Wilhelm Herberstein den<br />

Protestanten das Schloss Betnava zur Verfügung,<br />

wo diese eine protestantische Gemeinde<br />

gründeten und eine Schule, eine Kirche und<br />

einen Friedhof errichteten. Doch die Welle der<br />

Gegenreformation erfasste in weiterer Folge<br />

auch die Steiermark. Im Jahre 1599 besuchte<br />

eine gegenreformatorische Kommission Maribor,<br />

die dem Stadtrat und dem Stadtrichter<br />

Anweisungen gab, wie sich die Bürger im Sinne<br />

der Religion zu verhalten haben. Dann zerstörte<br />

die Kommission den protestantischen<br />

Beetsaal und den Friedhof in Betnava, was den<br />

vorläufigen Anfang vom Ende der reformatorischen<br />

Bewegung in Maribor bedeutete. Schon<br />

am 8. Jänner desselben Jahres wurden in Maribor<br />

die evangelische Kirche und die Schule niedergebrannt.<br />

Aber noch im selben Jahr setzten<br />

die Protestanten den Friedhof wieder instand<br />

und nutzten ihn dann bis 1620. Nach dem Toleranzpatent<br />

Josephs II im Jahre 1871 organisierten<br />

sich die evangelischen Gläubigen, die<br />

278<br />

nicht verbannt und nicht rekatholisiert worden<br />

waren, auch in der Untersteiermark wieder.<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs<br />

die Stadt Maribor schnell: Im Jahre 1851 zählte<br />

sie 6.706 Einwohner, innerhalb von eineinhalb<br />

Jahrzehnten erhöhte sich die Zahl der Einwohner<br />

auf 12.670. Das war vor allem eine Folge<br />

der Eröffnung der Südbahn im Jahre 1846, der<br />

Kärntner Eisenbahn und der Maschinenfabrik<br />

für Eisenbahngüter im Jahre 1863 1 . Eisenbahn<br />

und Industrie waren die Hauptfaktoren für die<br />

Stadtentwicklung, und; die große Mehrheit<br />

der Beamten in Maribor kam aus den deutschsprachigen<br />

Gebieten Österreichs. So wurde<br />

Maribor eine deutschsprachige Insel inmitten<br />

des slowenischen Landes. In die Stadt kamen<br />

auch Menschen mit protestantischen Wurzeln<br />

und ließen sich dort als Arbeiter, Handwerker,<br />

Händler oder Beamte nieder.<br />

Im Jahre 1890 zählte Maribor 19.898 Einwohner,<br />

davon waren 15.950 „Deutsche“ und<br />

2.650 Slowenen; um die Jahrhundertwende betrug<br />

die Einwohnerzahl schon 24.601, wovon<br />

19.298 „Deutsche“ und 4.602 Slowenen waren<br />

– 24.183 Katholiken und 326 Protestanten.<br />

Gemäß den Ergebnissen von Volkszählungen<br />

hat sich die Zahl der deutschsprachigen Bevölkerung<br />

in der Untersteiermark in den Jahren<br />

zwischen 1880 und 1910 von 46.734 auf<br />

73.148, d. h. von 10,7% auf 15% der Gesamtbevölkerung<br />

erhöht 2 .<br />

Die Los-von-Rom-Bewegung und der Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert begann<br />

die Zeit des modernen Nationalismus.<br />

Die Vereinigung aller „Deutschen“ wurde vor<br />

allem von der Alldeutschen Partei von Georg Ritter<br />

von Schönerer, der seit den 1880er Jahren<br />

einer der wichtigsten Vertreter der nationalen


Bewegung in Wien war, gefordert. Schönerer<br />

propagierte vor allem die Vereinigung mit dem<br />

Deutschen Reich und den Antisemitismus.<br />

Im November 1898 wird Schönerers Aufforderung<br />

zum Übertritt zum Protestantismus<br />

veröffentlicht, und auch die deutschsprachigen<br />

Zeitungen in der Untersteiermark (vor allem<br />

die Marburger Zeitung und die Deutsche Wacht)<br />

beginnen mit einer starken Agitation für den<br />

Austritt aus der römisch-katholischen Kirche.<br />

Die Propagandaarbeit wird immer mehr von<br />

Vikar Fritz May in Celje und Pastor Ludwig<br />

Mahnert in Maribor übernommen.<br />

In der Kampagne für den Austritt aus der römisch-katholischen<br />

Kirche heben die untersteirischen<br />

Zeitungen hervor, dass es sich<br />

hierbei in erster Linie um eine politische und<br />

nationale, keineswegs aber um eine religiöse<br />

(wie auch Schönerer betont) oder gar um eine<br />

antiösterreichische Sache handle 3 . Doch vor allem<br />

der Pastor Ludwig Mahnert, der im Jahre<br />

1903 in Maribor zum evangelischen Priester<br />

geweiht worden war, betonte auch einen<br />

religiösen Faktor in der Los-von-Rom-Propaganda.<br />

In seinem Roman „Die Hungerglocke“ erwähnt<br />

er unter anderem, dass gerade die „Windischen“<br />

die schönsten Menschen seien, doch<br />

seien sie leider auch ein trauriger Beweis für die<br />

Unfähigkeit Roms, ein Volk auf Kulturniveau<br />

zu heben 4 . Obwohl es in der Untersteiermark<br />

gute politische Voraussetzungen für den Erfolg<br />

der Los-von-Rom-Bewegung gab, erreichte diese<br />

erst in den Jahren 1904–1910 beachtliche Erfolge,<br />

als in der Diözese Lavant bis zum Ende<br />

des Jahres 1913 1.126 von insgesamt 1.653 Austritten<br />

aus der römisch-katholischen Kirche in<br />

Österreich verzeichnet wurden 5 .<br />

Zweifellos haben sich zu dieser Zeit die Beziehungen<br />

zwischen der katholischen und der<br />

evangelischen Kirche verschärft. Das öster-<br />

Protestantismus in der Steiermark<br />

reichische katholische Lager verstand die Losvon-Rom-Bewegung<br />

als eine Los-von-Österreich-<br />

Bewegung, und es ist sehr interessant, dass sich<br />

auch der Evangelische Oberkirchenrat in Wien<br />

von dieser Bewegung distanzierte 6 .<br />

Das Aufblühen der protestantischen Religion<br />

zu dieser Zeit ist indessen zweifellos die Folge<br />

der Los-von-Rom-Bewegung.<br />

Der Verein Südmark, die Rolle des evangelischen<br />

Priesters Ludwig Mahnert und der<br />

Kampf um das Draugebiet (Podravje). Eine<br />

Quelle des Unmutes für die deutschsprachige<br />

Bevölkerung der Untersteiermark stellten die<br />

Landschaft der Windischen Bühel (Slovenske<br />

Gorice) und das Drautal (Dravska dolina) dar,<br />

wo – außer in Maribor und Ptuj – vornehmlich<br />

slowenische Bevölkerung lebte: Der Anteil<br />

der deutschsprachigen Bevölkerung in diesem<br />

gemischtsprachigen Gebiet zwischen Spielfeld<br />

(Špilje) und Maribor betrug nur 25% 7 . Um<br />

die feudalen wirtschaftlichen und kulturellen<br />

Bollwerke in der slowenischen Steiermark zu<br />

schützen und um die Emanzipation der Slowenen<br />

zu behindern, gründeten die „Deutschen“<br />

im Jahre 1880 den so genannten Schulverein.<br />

In Graz wurde im Jahre 1889 die Südmark,<br />

ein Verein zur wirtschaftlichen Stärkung des<br />

„Deutschtums“ in der Untersteiermark, gegründet.<br />

Dessen Aufgabe bestand in der Unterstützung<br />

der deutschsprachigen Grundbesitzer<br />

und in der Schaffung eines „deutschen<br />

Bewusstseins“ in der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe<br />

8 .<br />

Der Verein Südmark setzte sich mit Unterstützung<br />

des Priesters Ludwig Mahnert in den Jahren<br />

zwischen 1906 und 1914 die Kolonisierung<br />

der Umgebung von Spielfeld und des Drautals<br />

zum Ziel, um auf diese Weise eine „deutsche<br />

Brücke“ zur Stadt Maribor zu schaffen. Von<br />

279


Protestantismus in der Steiermark<br />

insgesamt 75 Familien mit 443 Mitgliedern,<br />

die bis zum Juli 1914 zugezogen waren, wurden<br />

64 Familien mit 368 Mitgliedern – meistens<br />

handelte es sich um Protestanten aus<br />

Württemberg – in der Nähe von Spielfeld angesiedelt,<br />

während deutschsprachige Familien<br />

aus Ungarn im Drautal angesiedelt wurden 9 .<br />

Pastor Mahnert war für das slowenische Volk<br />

ein fanatischer deutsch-nationalistischer Hetzer.<br />

Nach einer gegen den SHS-Staat gerichteten<br />

Rede am Grab des „deutschen“ Leutnants<br />

Emil Gugl, der bei der Entwaffnung der Schutzwehr<br />

durch General Maister gefallenen war,<br />

wurde er am 28. Dezember 1918 verhaftet und<br />

zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Mahnert<br />

floh allerdings vor Haftantritt im Frühjahr<br />

1919 nach Österreich. 10 Die Evangelische<br />

Gemeinde Maribor schrieb dann die freie Stelle<br />

aus, um die sich Johann Baron mit Erfolg bewarb.<br />

Umbruchzeiten am Ende des ersten Weltkriegs.<br />

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie<br />

hatten die Protestanten in Slowenien<br />

keinen Kontakt mehr zu ihren österreichischen<br />

und ungarischen Glaubensvorständen.<br />

Die Umbruchzeit hatte für viele „deutsche“<br />

Beamte negative Folgen. Am Beginn des Ersten<br />

Weltkriegs hatten die Deutschsprachigen<br />

die Zügel der Wirtschaft und der politischen<br />

Macht fest in ihrer Hand. Der Anteil der slowenischen<br />

Bevölkerung sank, und „deutsche“<br />

Extremisten lösten einen Pogrom gegen die<br />

slowenische Intelligenz und Geistlichkeit aus.<br />

Viele wurden verhaftet, eingesperrt, verhört,<br />

es fanden Hausdurchsuchungen statt u. dgl.<br />

mehr. 11 Als Folge darauf wurden im Mai 1919<br />

alle deutschsprachigen Stahlarbeiter in der Untersteiermark<br />

entlassen und des Landes verwiesen,<br />

nicht-humanitäre „deutsche“ Vereine<br />

280<br />

aufgelöst, und die Landesregierung für Slowenien<br />

sandte an alle Gemeinden ein Schreiben<br />

betreffend das Verbot der Erteilung des Heimatrechtes<br />

an „Deutsche“. 12 Nach Angaben<br />

des Evangelischen Pfarramtes verließen in der<br />

Umbruchzeit rund 2.000 „Deutsche“ die Stadt<br />

Maribor. 13<br />

Das Deutsche Seniorat und die evangelische<br />

Gemeinde in Maribor während der beiden<br />

Weltkriege. Bald nach der Gründung des Staates<br />

löste die neue Staatsmacht viele „deutsche“<br />

Vereine, darunter Wohn-, Kultur-, Arbeiter-<br />

und Beamtenvereine, Vereine von Reservenoffizieren<br />

und Pensionisten, Militär- und Polizeivereinigungen,<br />

auf. 14 Der Deutsche Schulverein<br />

und der Verein Südmark sowie deren Zeitschriften<br />

wurden verboten.<br />

Zu dieser Zeit zählte die evangelische Gemeinde<br />

in Maribor 900 Mitglieder, deren Nationalität<br />

nach Angaben des evangelischen Priesters<br />

Johann Baron „deutsch“ war. Man warf diesen<br />

Personen Nationalismus vor, was sich dann<br />

auch in einem guten Jahrzehnt bewahrheiten<br />

sollte.<br />

Auf der Generalversammlung des Evangelischen<br />

Bundes in Königsberg im Juni 1925 verurteilte<br />

der bereits erwähnte Ludwig Mahnert, der damals<br />

Priester in Innsbruck war, in seiner Rede<br />

über die schwierige Lage der „deutschen“ Gläubigen<br />

in Slowenien den „slowenischen Terror“.<br />

Dieser habe durch die Auflösung der Vereine<br />

und Schulen das kulturelle Leben der „Deutschen“<br />

gelähmt, und darüber hinaus werde<br />

eine Zwangsslawisierung durchgeführt. Auf<br />

Grund dieses Drucks sei die Zahl der Gläubigen<br />

drastisch gesunken. Mahnert führte einige<br />

Beispiele über die Zahl der Gläubigen in<br />

den Jahren 1918 und 1925 an: In Celje habe es<br />

im Jahre 1918 640 Protestanten gegeben, 1925


hingegen nur noch 270. In Spielfeld habe es zuerst<br />

300, später nur noch 260, in Maribor 1800<br />

und dann 900, in Ptuj 200, später 110 und in<br />

Marenberg ursprünglich 180, dann aber nur<br />

noch 90 Protestanten gegeben. Außerdem hätten<br />

die Slowenen Übertritte zum Luthertum<br />

unmöglich gemacht haben, jedoch habe sich<br />

das religiöse Leben durch den Widerstand gegen<br />

den slowenischen Druck gestärkt. 15<br />

Johann Baron wurde er der Vorsitzende des<br />

landeskirchlichen Jugendrates. Seine Arbeit<br />

wies indessen – nach Ansicht von Zajšek – nazistische<br />

Zügen auf, da er stets die Wichtigkeit<br />

des nationalen Bewusstseins betonte. 16 Die<br />

evangelische Jugend in Jugoslawien organisierte<br />

sich in Jugendvereinigungen und Kreuzrittergruppen<br />

und veranstaltete verschiedene<br />

gesellschaftliche Aktivitäten und Sportfeste.<br />

17 Eine wichtige Rolle in der Landeskirche<br />

spielte auch Gerhard May, der nach Worten<br />

von Georg Wild als „der wichtigste theologische<br />

Führer des deutschen Protestantismus in<br />

Jugoslawien“ galt. 18 Im Jahre 1934 wurde in<br />

Göttingen sein Buch über die deutsche Mission<br />

der Kirche in der Diaspora (Die volksdeutsche<br />

Sendung der Kirche) veröffentlicht. Diese<br />

Publikation gilt als das wichtigste Werk eines<br />

evangelischen Theologen aus Jugoslawien<br />

und fand in der gesamten deutschen evangelischen<br />

Diaspora großen Anklang. Nach Mays<br />

Ansicht müsse die Kirche die deutschen Elemente<br />

des evangelischen Geistes bewahren<br />

und dafür sorgen, dass sich die Deutschen in<br />

der Diaspora gegenseitig unterstützen und auf<br />

diese Weise ihre politisch-wirtschaftliche und<br />

kulturelle Lage stärken. In der Zeit zwischen<br />

1934 und 1941 erfolgte im Rahmen der so genannten<br />

Südostkonferenz ein Versuch, die deutschen<br />

evangelischen Kirchen in der Diaspora<br />

zu vereinigen. Die Angehörigen der deutschen<br />

Protestantismus in der Steiermark<br />

Minderheit, vor allem in ost- und südosteuropäischen<br />

Staaten, wurden in der nationalsozialistischen<br />

Terminologie „Volksdeutsche“ genannt.<br />

19<br />

Der Kulturbund und seine Verbindung mit<br />

der evangelischen Kirche in Slowenien. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg organisierten sich die<br />

Deutschsprachigen in der Untersteiermark in<br />

Gesangvereinen, Sportorganisationen u. Ä.<br />

und gründeten am 1. Oktober 1922 den politisch-wirtschaftlichen<br />

Verein der Deutschen<br />

in Slowenien mit Sitz in Maribor. Der Zweck<br />

dieses Vereins war es, die „Deutschen“ in Slowenien<br />

über die politischen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Angelegenheiten zu informieren<br />

und die allgemeine Lage der deutschsprachigen<br />

Bevölkerung in der Gesellschaft zu verbessern.<br />

20 Neben der politischen Tätigkeit war<br />

man auch im kulturellen Bereich sehr aktiv. So<br />

wurde ein Lesesaal eröffnet, wo jugoslawische,<br />

deutsche sowie österreichische Zeitungen und<br />

Zeitschriften auflagen, und im September<br />

1928 wurde auch eine Volks- und Kinderbibliothek<br />

gegründet. 21 Der Verein leistete darüber<br />

hinaus soziale Arbeit, indem man jedem mittellosen<br />

„Deutschen“ kostenlose ärztliche und<br />

rechtliche Hilfe zukommen ließ.<br />

Die ersten Versuche, die Deutschsprachigen<br />

im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen<br />

(SHS) zu vereinigen, gehen auf das Jahr 1919<br />

zurück. In diesem Jahr wurde in Zrenjanin der<br />

Deutsche Wirtschafts- und Kulturverein gegründet<br />

und 1920 der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund<br />

in Novi Sad, der später einfach Kulturbund genannt<br />

wurde. Dieser war ursprünglich eine<br />

unpolitische Vereinigung, die sich den Betrieb<br />

von Bibliotheken sowie die Herausgabe von<br />

Büchern, die Produktion von Filmen und Musik,<br />

die Organisation von Vorträgen, die Aus-<br />

281


Protestantismus in der Steiermark<br />

bildung von deutschsprachigen Lehrern und<br />

Priestern u. a. zur Aufgabe gemacht hatte. Der<br />

Verein, der ursprünglich zur Förderung der<br />

deutschen Kultur gegründet worden war, erwies<br />

sich im folgenden Jahrzehnt als die wichtigste<br />

Stütze des Nationalsozialismus in diesem<br />

Gebiet.<br />

Der Kulturbund wurde nach dem Aufstieg des<br />

Nationalsozialismus immer mehr zu einer politischen<br />

Organisation, die durch verschiedene<br />

Vorträge, Lieder- und Folkloreabende, durch<br />

soziale Unterstützung der Armen, Sportereignisse<br />

usw. seine nationalistische Ideologie verbreitete.<br />

Der Kulturbund setzte sich die Gründung<br />

deutscher Schulen zum Ziel, vor allem<br />

nachdem das Schulministerium am 1. September<br />

1930 eine Verordnung erlassen hatte,<br />

derzufolge Kinder auf Wunsch der Eltern in<br />

eine deutsche Schule eingeschrieben werden<br />

konnten. So setzte man alle Hebel in Bewegung,<br />

um in den verschiedenen Städten genügend<br />

Kinder zu finden. „Da es außer in Maribor<br />

nirgendwo anders genug echte Deutsche<br />

und deutsche Kinder gab, versuchte man die<br />

finanziell und wirtschaftlich abhängigen slowenischen<br />

Eltern zu veranlassen, ihre Kinder<br />

in eine deutsche Schule einzuschreiben“. 22<br />

Im Jahre 1933 hielt auch Johann Baron in<br />

den Räumen des Kulturbundes über die Bedeutung<br />

Luthers eine Rede, und am Ende des Jahres<br />

fand ein feierlicher Empfang für die neuen<br />

Mitglieder (Kameraden) statt, auf dem Rudolf<br />

Holzer in seiner Rede den Neukömmlingen<br />

die Ziele des Vereins darlegte. Unter anderem<br />

betonte er: „Unser Volk muss leben, auch<br />

wenn wir dafür sterben müssen. Wir müssen<br />

dankbar sein, dass wir in diesem mütterlichen<br />

Schoß das Rückgrad der Minderheit gefunden<br />

haben, sei es im Kampf gegen die Arbeitslosig-<br />

282<br />

keit oder um die Säuberung der deutschen Kultur<br />

vom Judenschmutz. 23<br />

Gemäß dem Beschluss der Banschaftsverwaltung<br />

(Provinzverwaltung) wurde der Kulturbund<br />

am 15. Oktober 1935 wegen seiner immer<br />

offensichtlicheren nationalsozialistischen Tätigkeit<br />

aufgelöst. Doch die nazistischen „Deutschen“<br />

in Maribor schien das in keinster Weise<br />

zu hindern. So begannen sie sich sowohl in<br />

legalen Gesangs- und Sportvereinen sowie in<br />

deutsch-evangelischen Kirchengemeinden als<br />

auch in einer Reihe von illegalen nazistischen<br />

Organisationen zu vereinigen, wo sie dann<br />

ihre Tätigkeit fortsetzten. Nach „Anschluss“<br />

Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre<br />

1938, nach der Sudetenkrise und dem Angriff<br />

auf die Tschechoslowakei, hegten die „Deutschen“<br />

die Hoffnung, dass der Kulturbund wieder<br />

zum Leben erweckt würde.<br />

Im Jahre 1939 wurde der Kulturbund tatsächlich<br />

eine zentrale Organisation, deren rascher<br />

Aufschwung von gelegentlichen Protest-Demonstrationen<br />

und Kritiken slowenischer Patrioten,<br />

die dessen destruktive Tätigkeit eindämmen<br />

wollten, begleitet wurde. Doch alle<br />

Anstrengungen waren vergeblich, und mit der<br />

Annexion der slowenischen Untersteiermark<br />

begannen die „Deutschen“ in Maribor die so<br />

genannten Deutschen Mannschaften zu gründen.<br />

Im Herbst 1940 wurde im Rahmen einer Sitzung<br />

der Bezirksleiter des Kulturbundes in Maribor<br />

ein so genanntes „Kommunikations- und<br />

Informationssystem“ eingeführt, und man einigte<br />

sich auf die Einrichtung eines Alarmierungssystems,<br />

„damit der Schutz des deutschen<br />

Blutes und Besitzes so gut wie möglich<br />

beschützt wird“. 24 Bei der Besetzung stellte<br />

sich die große Mehrheit der „Deutschen“<br />

in Maribor, vor allem die Fabriksbesitzer, auf


die Seite der Besatzungsmacht. Die darauf<br />

folgenden Unterdrückungsmaßnahmen im<br />

Jahre 1941 wurden durch die Aktivitäten der<br />

deutschsprachigen Minderheit bereits vor dem<br />

Krieg vorbereitet. 25<br />

Im Laufe der Zeit übernahm die Evangelische<br />

Kirche in der Untersteiermark die Rolle des<br />

Sprachrohrs der „deutschen“ Minderheit. Das<br />

war auch nicht weiter verwunderlich, hatte<br />

die Kirche doch schon seit der Zeit der Losvon-Rom-Bewegung<br />

das „reine Deutschtum“ betont<br />

und sich beharrlich für die Erhaltung der<br />

„deutschen“ Kultur eingesetzt: Jeder Versuch,<br />

die slowenische Sprache im Gottesdienst einzuführen,<br />

wurde sofort vereitelt.<br />

In den dreißiger Jahren näherten sich die evangelischen<br />

Priester durch die Betonung der Nationalität<br />

und durch den Kampf um die Rechte<br />

des „Deutschtums“ den nationalsozialistischen<br />

Ideen weiter an. Besonders offensichtlich wurde<br />

dies, als sie sich mit dem Kulturbund verbanden.<br />

Waren dessen Anhänger noch bis Mitte<br />

der dreißiger Jahren dem Staat gegenüber loyal,<br />

radikalisierten sie ihre Politik nach der Auflösung<br />

der Organisation im Jahre 1936, die immer<br />

offener nazistisch wurde. So begannen sie<br />

die Parole von „einem Volk und einem Führer“<br />

zu verwenden.<br />

Nachdem der Kulturbund im Jahre 1939 wieder<br />

gegründet worden war, besetzten evangelische<br />

Geistliche die leitenden Stellen. Der Präsident<br />

der Regionalleitung für die Drau-Banschaft<br />

wurde Johann Baron, der ehemalige Pastor in<br />

Maribor. 26<br />

Gemäß Zajšek nahm Johann Baron seine Rolle<br />

als Leiter des Kulturbundes sehr ernst: Im Jahre<br />

1940 sandte er dem Banus (Statthalter) der<br />

Drau-Banschaft mehrere Schreiben, in denen<br />

er auf die schwierige Lage der deutschsprachigen<br />

Minderheit hinwies und konkrete Beispie-<br />

Protestantismus in der Steiermark<br />

le nannte, in denen die „Deutschen“ auf Grund<br />

ihrer Nationalität schikaniert, bedroht oder<br />

mit Schimpfwörtern, wie „nemčur“ (verächtliche<br />

Bezeichnung für Deutsche) oder „prekleti<br />

švaba“ (verdammter Schwabe), bedacht wurden.<br />

27<br />

Doch schon ein gutes Jahr später, bei der zweiten<br />

Umsiedlung der untersteirischen Slowenen<br />

durch die Deutschen, gab Johann Baron<br />

gemeinsam mit dem Fabrikanten Franz Tscheligi<br />

eine öffentliche Erklärung ab, in der sie ihre<br />

Empörung über die Gewalt der deutschen Besatzungsmacht<br />

ausdrückten. Deren Brutalität,<br />

Unvernunft und eigenmächtiges Handeln –<br />

ohne sich mit den einheimischen „Deutschen“<br />

abzusprechen – hätten es den Panslawisten<br />

und Kommunisten erst ermöglicht, die Bevölkerung,<br />

die vor dem Krieg den „Deutschen“<br />

wohlgesinnt gewesen sei, auf ihre Seite zu ziehen.<br />

28<br />

Barons Kritik an der Besatzungsmacht kostete<br />

ihn seine Stelle im Kulturbund, der im Mai 1941<br />

in Steirischer Heimatbund umbenannt wurde.<br />

Johann Baron wurde aus dem Kreis der Personen,<br />

auf die sich die Nazi-Herrschaft stützte,<br />

ausgeschlossen. Dazu zählten viele Protestanten,<br />

u. a. Gerhard May aus Celje, der ehemalige<br />

Präsident des Kulturbundes in Celje (bis 1941)<br />

und nachmalige Kreiskulturreferent des Heimatbundes,<br />

der an der Germanisierung der Untersteiermark<br />

maßgeblich beteiligt war. 29 Für seine<br />

Taten wurde er im Herbst 1944 ausgezeichnet:<br />

Er wurde zum Priester der Grazer Kirchengemeinde<br />

geweiht, später wurde er Bischof und<br />

schließlich sogar Präsident des Evangelischen<br />

Oberkirchenrats in Österreich. 30<br />

Das Leben der evangelischen Kirchengemeinde<br />

in Maribor während und nach der<br />

Besatzung. Die slowenischen Kirchengemein-<br />

283


Protestantismus in der Steiermark<br />

den wurden nach der Besatzungszeit ein Teil<br />

der österreichischen evangelischen Kirche, wie<br />

bereits im Jahre 1919. Über die Österreichische<br />

Evangelische Kirche waren sie in die Deutsche<br />

Evangelische Kirche, die Nachfolgerin des Kirchenbundes,<br />

eingegliedert.<br />

Das Leben der Gemeinde in Maribor passte<br />

sich den neuen politischen Verhältnissen an.<br />

Gottesdienste fanden jeden Sonntag, außer<br />

den ersten im Monat, an dem die Messe in<br />

Ptuj abgehalten wurde, statt.<br />

In seinem Bericht, den Johann Baron im August<br />

1945 für die steirische Landesregierung<br />

verfasste (nachdem er in Graz Zuflucht gefunden<br />

hatte), bezeichnete er die deutschsprachige<br />

Minderheit in Slowenien in der Zeit von 1933–<br />

1941 als nazifeindlich. Er wies die Vorwürfe<br />

zurück, dass er und seine Landsleute je etwas<br />

mit dem Genozid an den Slowenen in der Untersteiermark<br />

zu tun gehabt hätten, denn sie<br />

hätten sich (mit wenigen Ausnahmen) für eine<br />

christlich-soziale und nationale Politik eingesetzt.<br />

Zum Beitritt zum Heimatbund seien sie<br />

von der Besatzungsmacht gezwungen worden.<br />

31 Das glaubten ihm aber weder die Alliierten<br />

noch die jugoslawische Staatsmacht. Schon<br />

im November traten die AVNOJ-Beschlüsse in<br />

Kraft. Diese regelten die Nachkriegspolitik gegenüber<br />

den „Volksdeutschen“ in Jugoslawien:<br />

Ihr Besitz wurde vom Staat beschlagnahmt<br />

und ging in dessen Eigentum über. 32<br />

Nachdem Johann Baron und die Mehrheit der<br />

„deutschen“ Protestanten Slowenien verlassen<br />

hatten, kehrten für die Evangelische Kirchengemeinde<br />

Maribor schwierige Zeiten zurück,<br />

wie sie schon nach dem Ersten Weltkrieg bestanden<br />

hatten. Die Christuskirche in der Trubar-Straße<br />

wurde zusammen mit dem Pfarrhaus<br />

und anderen Besitztümern verstaatlicht,<br />

die Kirche wurde geplündert und die Orgel<br />

284<br />

ins slowenische Küstenland abtransportiert.<br />

Ebenso wurde der Betonzaun um die Kirche<br />

und das Pfarrhaus niedergerissen. 33 Ab 1952<br />

durften die Protestanten in ihrer Kirche Gottesdienste<br />

abhalten, doch mussten sie diese<br />

mit den orthodoxen Gläubigen teilen, weil die<br />

orthodoxe Kirche in Maribor abgerissen worden<br />

war. In den Jahren 1985–1992 wurde die<br />

Kirche mit Hilfe von Gläubigen aus dem Übermurgebiet<br />

(Prekmurje) und aus dem Ausland<br />

renoviert. Im Jahre 1994 bekam die Kirchengemeinde<br />

die Kirche und das Pfarrhaus aus dem<br />

verstaatlichen Besitz zurück.<br />

Zur Kirchengemeinde Maribor, die heute zur<br />

Evangelischen Kirche Sloweniens mit dem Bischofssitz<br />

in Moravske Toplice gehört, zählen<br />

auch die Gläubigen aus der näheren und weiteren<br />

Umgebung, die bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs ihre eigenen Kirchen gehabt hatten,<br />

die aber später zerstört oder enteignet wurden.<br />

Die Gemeinde Maribor zählt heute rund 100<br />

Mitglieder, obwohl man auf Grund der Abwanderung<br />

aus dem Übermurgebiet folgern<br />

kann, dass es in Maribor und Umgebung einige<br />

Hundert getaufte Protestanten gibt, die sich<br />

aber von der Religion entfremdet. haben und<br />

der Gemeinde nicht angehören 34 Gottesdienste<br />

finden jeden Samstag um 9:30 statt und werden<br />

von der Pfarrerin Vladimira Mesarič geleitet.


ANMERKUNGEN<br />

1 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini Severovzhodne Slovenije. Maribor 1989,<br />

S. 139.<br />

2 Arnold Suppan, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria<br />

und Karawanken. Berlin 1998, S. 297.<br />

3 Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik. Maribor 1997, S. 238–239.<br />

4 Ludwig Mahnert, Die Hungerglocke, S. 142, in: Janez Cvirn, Trdnjavski<br />

trikotnik, S. 241.<br />

5 Fran Kovačič, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928). Maribor 1928, S.<br />

419.<br />

6 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz<br />

– Wien – Köln 1993, S.495.<br />

7 Ebd., S.505.<br />

8 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 195.<br />

9 Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik, S. 305.<br />

10 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina v Mariboru (1862–1945),<br />

phil. DA. Maribor 2002, S. 38f.<br />

11 Anton Ožinger, Maribor 1848–1914. Od multietičnega do multireligioznega,<br />

in: Od Maribora do Trsta 1850–1914. Maribor 1997, S. 346; siehe auch:<br />

Janko Pleterski, Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917.<br />

Poročili vojaške in vladne komisije. Ljubljana 1980, S. 31–50.<br />

12 Arhiv Republike Slovenije (Hg.), Sejni zapiski Narodne vlade Slovencev,<br />

Hrvatov in Srbov v Ljubljani in Deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2.<br />

del: Od 28.2.1919 do 5.11.1919. Ljubljana 1999, S. 218. Zit. nach Zajšek,<br />

Evangeličanska cerkvena občina, S. 40.<br />

13 PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), Brief: Der Pfarrsprengler Maribor,<br />

Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 37. Zit. nach: Zajšek,<br />

Evangeličanska cerkvena občina, S. 41.<br />

14 Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941. Maribor<br />

2003, S. 331.<br />

15 PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Österreich, Vortrag<br />

gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes,<br />

1925, Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 9. Zit. nach Zajšek,<br />

Evangeličanska cerkvena občina S. 67.<br />

16 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 93.<br />

17 Georg Wild, Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941.<br />

München 1980, S. 177.<br />

18 Ebd., S. 196.<br />

19 Enciklopedija Slovenije, Bd. 14 (U–We). Ljubljana 2000, S. 359.<br />

20 Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955. Ljubljana 1998, S.<br />

83.<br />

21 Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 332–333.<br />

22 Ebd., S. 88.<br />

23 Zit. nach Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 334.<br />

24 Tone Ferenc, Nacistična raznarodovalna politika, S. 106. Zit. nach Potočnik,<br />

Kulturno dogajanje, S. 91.<br />

25 Marjan Žnidarič, Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema<br />

vojnama, ČZN, Nr. 1–2. Maribor 1984, S. 219.<br />

26 Gemäß der Enciklopedija Slovenije (Bd. 11, S. 18) befanden fünf<br />

Kreisleitungen (Maribor, Celje, Kočevje, Ljubljana und Ptuj) mit mehr als 50<br />

Ortsgruppen und 12.268 Mitgliedern in Barons Zuständigkeitsbereich.<br />

27 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 103–104.<br />

28 PAM, Entwurf einer öffentlichen Erklärung mit Korrekturen, nicht autorisiert,<br />

undatiert, Fonds Evangelijska občina Maribor, Sch. 61. Zit. nach Zajšek,<br />

Evangeličanska cerkvena občina, S. 105 u. Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na<br />

Slovenskem 1941–1955, S. 112.<br />

29 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 117.<br />

30 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark, S.<br />

573.<br />

31 Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem, S. 75.<br />

32 Ebd., S. 76.<br />

33 Vili Kerčman, Evangeličanska Cerkev na Slovenskem. Murska Sobota<br />

1995, S. 276.<br />

34 Ebd..<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Anja Zalta<br />

Protestantismus in der Steiermark<br />

Anja Zalta, rojena l. 1973 v Mariboru je na<br />

Filozofski fakulteti v Ljubljani študirala sociologijo<br />

kulture in etnologijo. V Indiji je l. 1996<br />

nastala diplomska naloga iz etnologije in<br />

kulturne antropologije (Varanasi – trdnjava<br />

hinduizma). Leta 1998 je diplomirala na<br />

Oddelku za sociologijo FF z nalogo „Prodor<br />

drugačne misli – gnostični elementi v<br />

herezijah 11. in 12. stoletja“. Leta 2002 je<br />

doktorirala s temo „Gnostični elementi v kabali<br />

in njen vpliv na evropsko kulturno zgodovino“.<br />

Strokovno-potopisne prispevke je<br />

objavljala v časnikih Delo in Večer,<br />

pripravila je dve fotografski razstavi in<br />

prevedla knjigo analitičnega psihologa<br />

Edwarda F. Edingerja (Jaz in arhetip). – Anja<br />

Zalta, 1973 in Maribor geboren, studierte an<br />

der Philosophischen Universität in Ljubljana<br />

Soziologie und Ethnologie. In Indien entstand<br />

ihre Diplomarbeit im Fach Ethnologie und<br />

Kulturantropologie (Varanasi – Festung des<br />

Hinduismus). Im Jahr 1998 legte sie ihre Diplomprüfung<br />

zum Thema „Vormarsch anderer<br />

Gedanken – das gnostische Element in der<br />

Häresie des 11. und 12. Jahrhunderts“. 2002<br />

verfasste sie die Dissertation zum Thema „Das<br />

gnostische Element in der Kabbala und sein<br />

Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte“.<br />

Sie veröffentlichte wissenschaftliche Reiseberichte<br />

in den Zeitungen Delo und Večer, gestaltete<br />

zwei Photoausstellungen und übersetzte<br />

das analytische Werk von Edward F. Edinger<br />

(Ich und der Archetyp) ins Slowenische.<br />

285


Dejavniki razvoja Slovenije<br />

Dejavniki razvoja Slovenije<br />

Analiza<br />

� Text:Jernej Zupančič<br />

Prispevek obravnava dejavnike razvoja Slovenije v Evropski uniji. Uvodni predstavitvi nekaterih<br />

ključnih procesov v razširjeni EU sledi analiza dejavnikov, ki pomembneje vplivajo na nacionalni<br />

razvoj Slovenije. Predstavljene temeljne cilje Slovenije je mogoče doseči le ob skrbno premišljeni<br />

strategiji. Ta mora upoštevati predvsem dejavnike, ki imajo na nacionalni razvoj največji vpliv.<br />

Prispevek podaja analizo notranjih in zunanjih dejavnikov ter zaključuje z oceno razvojnih<br />

možnosti in pasti Slovenije v Evropski uniji.<br />

Z vstopom v Evropsko unijo Slovenija zapušča – v zgodovinski perspektivi nedvomno izjemno<br />

pomembno, toda kratko in očitno prehodno – vmesno obdobje obstoja neodvisne državnosti.<br />

Ponovno se vključuje v zelo raznorodno in kulturno ter jezikovno pestro skupnost. To je velik<br />

strateški premik, saj tako obsežna, ekonomsko močna, pravno urejena in v temeljih demokratična<br />

skupnost držav na starem kontinentu še ni obstajala. Združevalni proces pomeni tudi zapuščanje<br />

in postopno zabrisovanje sledov postblokovske Evrope, ki je potrebovala pol stoletja za izgradnjo in<br />

porušitev berlinskega zidu. Zapuščanje na eni strani te, med socialistični in kapitalistični družbeni<br />

ustroj razpete Evrope, na drugi pa tudi poslavljanje od modela klasične nacionalne države evropskega<br />

tipa, sta vsekakor procesa, ki zahtevata trezen premislek in (sorazmerno) hitro odločanje. Veliki<br />

geopolitični premiki so v prvi vrsti posledica spoznanja, da je evropske gospodarske, kulturne in<br />

tudi politične dominacije v svetu konec. Celo več: z integracijskimi procesi mora vzpostavljati<br />

ravnovesje, če hoče obdržati in razvijati ekonomske in družbene pridobitve preteklosti. Te<br />

pridobitve je mogoče postaviti na skupni imenovalec kakovosti življenja. Slovenija je vstopila<br />

v Evropsko unijo v fazi njene največje prostorske in prebivalstvene širitve. Širitev je velikanski<br />

izziv za vse: za stare članice, za novinke in za evropsko vzhodno obrobje. Stare članice morajo<br />

sprejeti izziv ekonomske teže združitve in določena tveganja, ki jih prinašajo (še vedno) neznanke<br />

tranzicijskih procesov v nekdanjih socialističnih sistemih, preteča recesija (ki je tudi strukturni<br />

problem ter obenem odsev globalizacije), birokratizacija in s tem tudi rastoča javna poraba in<br />

neučinkovitost, do ne nazadnje tudi iskanja vloge močne Evrope v svetu. Prav slednje se zdi, da je<br />

bilo v pretekli dekadi prava polomija v neposredni – namreč balkanski – soseščini. Nove članice<br />

286


se morajo prilagoditi sprejetim (večinoma<br />

dobrim) normam in dosegati kakovosti na vseh<br />

področjih. Vzhodna in Jugovzhodna Evropa,<br />

ki bosta ostali večinoma zunaj Evropske unije,<br />

bosta morali najti »modus vivendi« v poizkusu<br />

vstopanja v Unijo v naslednji fazi (če in kadar<br />

bo), predvsem pa iskati povezave na različnih<br />

ravneh in področjih. Predvsem pa nastopa čas<br />

mnogo tesnejšega povezovanja in sodelovanja,<br />

izpolnjevanja izzivov lastne promocije in<br />

afirmacije, širine in svetovljanstva, pa tudi<br />

razvojnih pasti in tveganj, ki jih nosi v sebi<br />

tako spremenjena Evropa, ki jo bo treba<br />

nadvse odgovorno tudi soupravljati, ustvarjati<br />

in spreminjati.<br />

V desetletni fazi vključevanja Slovenije v EU<br />

so se v prvi vrsti izpostavljali problemi pravne<br />

in stvarne-strukturne prilagojenosti. Vrsta<br />

študij na različnih področjih je opozarjala na<br />

šibkosti slovenskega prostora in družbe, kakor<br />

tudi temeljne strateške cilje, ki jih je potrebno<br />

doseči, ob njih pa vrednote, ki bi jih ne smeli<br />

spregledati. Med temi je bila tudi široko<br />

zastavljena raziskava »Slovenija in nadaljnji<br />

razvoj Evropske unije«, ki je tudi podlaga<br />

tega prispevka. Seveda je obširno tematiko<br />

nemogoče podati v skopo odmerjenem<br />

prostoru članka, niti ne želimo obremenjevati<br />

bralcev z analitičnimi podrobnostmi. Zato<br />

smo se usmerili zlasti k temeljnim parametrom<br />

slovenskega nacionalnega razvoja v okviru in<br />

pogojih razširjene Evropske unije, upoštevajoč<br />

pri tem okoliščine, procese in pojave v Sloveniji<br />

in v svetu, ki pomembneje vplivajo na ta razvoj.<br />

S tem želimo nadaljevati kritično razpravo o<br />

perspektivah in pasteh razvoja Slovenije in<br />

Slovencev v multietnični evropski skupnosti,<br />

še posebej, kar zadeva obstoj in razvoj narodne<br />

identitete, jezika in kulture.<br />

Dejavniki razvoja Slovenije<br />

Značilnosti razvoja Evropske unije. Evropska<br />

unija je zveza sedaj petindvajsetih držav, ki<br />

združuje 451 milijonov ljudi. Petindvajset<br />

držav, devetnajst uradnih jezikov, a precej več<br />

jezikov in kultur ter kolektivnih (narodnih)<br />

identitet. Poleg nazivnih narodov-nacij<br />

sestavljajo pestro evropsko družbo tudi<br />

številni priseljenci in njihovi potomci ne le<br />

iz evropskega prostora, temveč tudi iz Azije,<br />

Afrike in Latinske Amerike. Danes predstavljajo<br />

v večini razvitih držav Evropske unije znaten<br />

delež prebivalstva, ki se po svoji kulturi,<br />

veri, načinu življenja, vrednotah in drugih<br />

lastnostih opazno razlikuje od staroselcev. V<br />

mešanju generacij se potem stapljajo v novo<br />

evropsko prebivalstveno stvarnost. Nacionalne<br />

ideologije so v preteklosti stremele k etničnemu<br />

poenotenju na ozemlju svojih držav in pri<br />

tem uporabile različne asimilacijske politike<br />

od pritiskov na področju šolstva in kulture<br />

do nasilnih množičnih preseljevanj ali celo<br />

genocida. Vendar je evropski etnični in kulturni<br />

zemljevid ostal pester.<br />

Tako številčna, jezikovno in kulturno raznolika<br />

evropska družba, sestavljena iz nacionalnih<br />

držav in državnih narodov, narodov in<br />

skupnosti brez držav, velikega števila<br />

avtohtonih narodnih manjšin in priseljencev<br />

ter njihovih potomcev, je po eni strani zelo<br />

zahtevna in tudi draga za upravljanje, po<br />

drugi strani pa zahteva zelo strpne odnose<br />

in vrsto sprotnih kompromisov vseh<br />

udeleženih v medsebojnem sporazumevanju<br />

in komunikaciji. Dokumenti Sveta Evrope in<br />

Evropskega parlamenta ter drugih formalnih<br />

organov EU, vsaj na deklarativni ravni,<br />

podpirajo kulturno raznolikost Evrope, tako<br />

klasične-avtohtone, kakor tudi različnih<br />

priseljenskih skupnosti. Varovanje narodne<br />

identitete, jezika in kulture je imelo in ima v<br />

287


Dejavniki razvoja Slovenije<br />

sodobni Evropi izjemen strateški pomen, zato<br />

ga vidno izpostavljajo nacionalne ustave in<br />

različni strateški dokumenti držav članic.<br />

Poleg raznolikosti evropskega prostora in<br />

družbe je treba posebej upoštevati ključne<br />

pojave in procese, za katere na podlagi<br />

preteklih izkušenj utemeljeno sodimo, da bodo<br />

pomembneje vplivali na slovenski nacionalni<br />

razvoj. To so predvsem:<br />

• premik »periferije« proti vzhodu<br />

• naraščajoča periferizacija nekaterih<br />

območij<br />

• močan imigracijski pritisk iz Azije in<br />

Afrike<br />

• zelo šibka rodnost in naravno zmanjševanje<br />

prebivalstva<br />

• problemi demografske strukture prebivalstva<br />

perifernih območij<br />

• zelo močna emigracija z nekaterih območij<br />

• močna koncentracija moči v nekaj največjih<br />

jedrih<br />

• asimilacijski pritiski zlasti na manjše<br />

skupnosti<br />

• naraščajoča socialna stratifikacija<br />

• močna regionalistična gibanja<br />

• regeneracija manjšin<br />

• naraščajoča multikulturnost evropskih<br />

družb<br />

• birokratizacija upravljanja<br />

• povečevanje medregionalih razlik.<br />

Temeljni cilji razojva Slovenije v Evropski<br />

uniji. Vključitev v Evropsko unijo pomeni<br />

izjemno spremembo geopolitičnega položaja<br />

Slovenije. Ob tem, strateško nedvomno zelo<br />

pomembnem cilju ne gre prezreti drugih ciljev,<br />

ki so pravzaprav vrednote, katerih izpolnitev<br />

zagotavlja kakovost življenja naroda, države<br />

in družbe na različnih področjih. Navedene so<br />

samo tiste, ki so izraz družbenega konsenza<br />

288<br />

in se razmeroma pogosto (čeprav ne vedno<br />

skupaj) navajajo kot pomembne prioritete v<br />

različnih strategijah. To so predvsem:<br />

• ohranitev teritorialne celovitosti<br />

• ohranitev in razvoj narodne in drugih<br />

identitet<br />

• ohranitev in razvoj kulturne dediščine in<br />

njene institucionalne organizacijske sheme<br />

ter kulturne pokrajine<br />

• ohranitev in razvoj človeškega potenciala:<br />

demografske strukture, vitalnosti,<br />

delovne sposobnosti in učinkovitosti<br />

ter stabilne poselitve celotne kulturne<br />

pokrajine; posebno mesto ima pri tem<br />

vzgojnozobraževalni sistem<br />

• ohranitev biotske raznovrstnosti in biotske<br />

vitalnosti<br />

• ohranjanje in izboljšanje okolja ter<br />

odpravljanje že povzročenih škod<br />

• ohranitev in razvoj gospodarskih<br />

potencialov: proizvodnih možnosti,<br />

tehničnih, tehnoloških in prostorskih<br />

kapacitet na področju industrije in<br />

obrti, razvojnih možnosti storitvenega<br />

sektorja, konkurenčnih pogojev kmetijstva<br />

ob zagotavljanju strateških rezerv in<br />

ohranjanju kakovosti okolja ter negovanju<br />

kulturne pokrajine<br />

• infrastrukturna opremljnost: zajema<br />

fizično (prometno) infrastrukturo (ceste,<br />

železnice, letališča, pristanišča); energetsko<br />

infrastrukturo (električno omrežje,<br />

plinovodi, toplovodi ipd.), komunikacijsko<br />

infrastrukturo (telefonsko, kabelsko,<br />

internetno omrežje, mobilna telefonija) in<br />

tudi družbeno infrastrukturo (organizacije<br />

in ustanove na državni in nižjih ravneh,<br />

javni zavodi, organizacije civilne družbe,<br />

organizacije in ustanove kot zasebne


iniciative ipd.)<br />

• kakovost prostora: bivalnega in<br />

funkcionalnega okolja, ki ga sestavljajo<br />

neposredno naseljen sistem poselitve<br />

ter pripadajoče površine za sprostitev in<br />

rekreacijo<br />

• kakovost življenja stalnega in začasno<br />

prisotnega prebivalstva, ki poleg bivalnih<br />

kvalitet zajema še zlasti sistem socialnega<br />

in zdravstvenega varstva<br />

• socialna varnost in pravičnost ter<br />

zagotavljanje enakih možnosti za različne<br />

skupine prebivalstva po spolu, starosti,<br />

socialnem položaju, verski in narodni<br />

pripadnosti ipd.<br />

• dobri družbeni in medčloveški odnosi<br />

• enakopravnost in nediskriminatornost do<br />

različnih skupin državljanov in začasno<br />

prisotnega prebivalstva<br />

• osebna, premoženjska, pravna in socialna<br />

varnost; v tem okviru so pomembni<br />

razvitost, organiziranost in usposobljenost<br />

varnostnih sil (policije, vojske), ki skrbijo<br />

tako za raven osebne kakor kolektivne<br />

(nacionalne) varnosti.<br />

Dejavniki razvoja Slovenije v Evropski uniji.<br />

Predstavljeni strateški cilji razvoja Slovenije<br />

v EU so zelo kompleksni in dolgoročni.<br />

Uresničevati jih je mogoče z usklajeno politiko<br />

različnih dejavnikov, upoštevaje pri tem vse<br />

domače in mednarodne okoliščine. Slovenija<br />

lahko aktivneje vpliva le na nekatere segmente<br />

razvoja, drugod pa se predvsem strukturno<br />

prilagaja ter išče zavezništva in partnerstva<br />

ter se izogiba poljem s premočno konkurenco<br />

ali prikritim hegemonističnim težnjam.<br />

Dejavniki, ki jih predstavljamo v nadaljevanju,<br />

so torej prehodni in povratni: proces lahko<br />

torej poteka v obe smeri.<br />

Dejavniki razvoja Slovenije<br />

Notranji dejavniki. Med notranje dejavnike<br />

razvoja Slovenije sodijo vsi tisti, ki neposredno<br />

izhajajo iz slovenskega prostora in družbe.<br />

Nanje lahko pomembneje vplivamo. To so:<br />

• fizične lastnosti prostora; kot so prehodnost,<br />

prometna odprtost, dostopnost, obseg in<br />

razporeditev naravnih virov, klimatske<br />

poteze, reliefne značilnosti, gostota rečne<br />

mreže in vodnatost, pa tudi nekatere<br />

družbene poteze, kot sta na primer gostota<br />

in tip poselitve. Slovenija je stična, zelo<br />

pestra in slikovita, a tudi ranljiva pokrajina<br />

s precej omejitvami<br />

• infrastrukturna opremljenost; obsega<br />

gostoto in kakovost ter medsebojno<br />

povezljivost prometne, energetske,<br />

komunikacijske in družbene infrastrukture.<br />

Slovenija ima solidno razvit avtocestni<br />

sistem, toda nezadostno razporejeno<br />

omrežje druge infrastrukture, ki je preveč<br />

podrejena lokalnim interesom. Nekatera,<br />

zlasti obmejna periferna območja, so<br />

infrastrukturno zelo slabo opremljena<br />

• gospodarska struktura; obsega razmerja<br />

med različnimi sektorji dejavnosti,<br />

lastniške odnose, učinkovitost in<br />

večfunkcionalnost. Slovenija se je v dobrem<br />

desetletju spremenila iz tipične industrijske<br />

v storitveno gospodarstvo, medtem ko je<br />

pomen kmetijstva, razen kot vzdrževalca<br />

podeželske kulturne pokrajine, močno<br />

nazadoval. Opazen je trend povezovanja<br />

podjetij, zapiranje malih obratov, selitev<br />

proizvodnje v druge države, prihod tujih<br />

podjetij ipd. Lastniška struktura se je<br />

močno spremenila (privatizacija; tuji<br />

nakupi). Gospodarska struktura velja za<br />

dokaj ranljiv člen<br />

• prostorska kohezivnost; označuje<br />

povezanost različnih predelov države v<br />

289


Dejavniki razvoja Slovenije<br />

teritorialno in družbeno skupnost, ki jo<br />

omogočajo infrastrukturna opremljenost in<br />

povezanost, moč državnega in regionalnih<br />

središč, zavest prebivalstva in drugi pogoji.<br />

Slovenija je močno notranje integrirana le v<br />

osrednjeslovenskem prostoru, medtem ko so<br />

obsežna obmejna območja infrastrukturno<br />

šibka, s prešibkimi regionalnimi središči (in<br />

močnimi konkurenti), zato so že prisotne<br />

centrifugalne težnje v smislu gravitacije<br />

nekaterih predelov. Značilne in obenem<br />

razvojno slabe so različne paritete v<br />

slovenskem prostoru od medlokalnih (med<br />

vasmi) do medregionalnih<br />

• odnosi med središčem in obrobjem:<br />

zajemajo vse interakcije politične, kulturne,<br />

ekonomske in upravne (administrativne)<br />

narave, ki se vzpostavljajo med populacijsko<br />

in ekonomsko močnimi urbanimi območji<br />

v osredju države ter praviloma šibkejšimi<br />

območji (regijami) v robnih in obmejnih<br />

predelih. Lokalizmi in regionalizmi,<br />

naslonjeni na odpor do »središča«, so v<br />

slovenskem prostoru precej močni<br />

• moč in vpliv državnega središča;<br />

prestolnice so praviloma največja mesta in<br />

zaradi koncentracije kapitala, prebivalstva<br />

kot človeškega potenciala (znanje,<br />

sposobnosti, institucije), infrastrukturnega<br />

vozlišča in drugih lastnosti s prevlado<br />

tendenc koncentracije izjemno razvojni<br />

dejavnik celotne države. Središča nudijo<br />

najrazličnejše storitve od delovnih mest<br />

najrazličnejših profilov in zahtevnosti,<br />

bogato oskrbo (trgovine, gostinskohotelske<br />

in turistične kapacitete, zabavo in<br />

sprostitev, zdravstvo, družbene dejavnosti),<br />

obsežno in raznovrstno kulturno ponudbo<br />

ipd., so privlačna in razpoznavna in kot<br />

taka olajšujejo prostorsko in narodno<br />

290<br />

identifikacijo. Močna Ljubljana je torej<br />

dejavnik povečevanja strateške teže<br />

slovenske države. Njena vloga je predvsem<br />

zagotavljati storitve nacionalnega pomena<br />

za prebivalstvo Slovenije ter privlačna tudi<br />

za druge. S tem nikakor ne zanemarjamo<br />

pomena regionalnih in lokalnih središč<br />

• etnična struktura in medetnični odnosi; so<br />

pomembni zaradi stabilnosti ter kot človeški<br />

razvojni potencial. Slovenija sodi z manj<br />

kot 90 % naslovnega naroda med etnično<br />

razmeroma heterogene države. Zgledna<br />

skrb za avtohtone manjšinske skupnosti<br />

Italijanov, Madžarov, nekoliko manj pa<br />

tudi za Rome, se srečuje s podobni pritiski<br />

tudi imigrantskih skupnosti iz nekdanjega<br />

jugoslovanskega prostora. Slednje so<br />

se zaradi jezikovne bližine razmeroma<br />

hitro integrirale v slovensko okolje. Pri<br />

gospodarskem prodoru proti jugovzhodu<br />

so lahko pomemben povezovalni dejavnik<br />

• lastnosti narodne identitete in drugih<br />

identitet; narodno identiteto sestavlja vrsta<br />

objektivnih in subjektivnih elementov,<br />

ki jih je mogoče razvrstiti v pet skupin:<br />

kulturno-jezikovne, zgodovinske,<br />

prostorske, socialnogospodarske in<br />

politične. Posameznik si jo pridobi in jo<br />

razvija v procesu socializacije, ki poteka vse<br />

življenje. Narodna identiteta je dokaj trajna,<br />

ni pa nespremenljiva. Slovenska identiteta<br />

ima močno poudarjeno jezikovno plat, kar<br />

je zlasti med pripadniki manjšin, izseljenci<br />

in njihovimi potomci dejavnik ločevanja.<br />

Močno prisotne so tudi regionalne in<br />

lokalne identitete, ki podčrtavajo močno<br />

navezanost na prostor<br />

• kulturna aktivnost in organiziranost: je<br />

predvsem integracijski dejavnik navznoter,<br />

ki utrjuje družbo v povezano skupnost,


krepi narodno identiteto (pa tudi regionalno<br />

in lokalno), zavest in občutek pripadnosti<br />

• odnos do Slovencev po svetu in povezanost<br />

z njimi: slovenske manjšine v »zamejstvu«,<br />

izseljenci in njihovi potomci predstavljajo<br />

pomemben del slovenskega naroda in<br />

kulturnega zaledja. Dragoceni so zaradi<br />

svojih izkušenj, poznavanja lastnega<br />

in slovenskega okolja, kot dejavniki<br />

mednarodnega povezovanja ipd. Odnos do<br />

manjšinskih ustanov in organizacij mora<br />

biti celovit, upoštevajoč lokalne in državne<br />

posebnosti ter upoštevajoč lojalnost do<br />

držav, v katerih prebivajo, obenem pa naj<br />

bi spodbujali čimveč stikov na različnih<br />

ravneh. Potrebno je tudi usposabljanje<br />

prebivalstva za čezmejno komunikacijo na<br />

obeh straneh meje<br />

• upravno-administrativna organiziranost; je<br />

v prvi vrsti namenjena delovanju različnih<br />

služb na različnih ravneh. Pomembna je<br />

medsebojna povezanost prebivalstva v<br />

administrativnih enotah in oblikovanje<br />

ter ohranjanje identitete, obenem pa<br />

tudi konkurenčnost s primerljivimi<br />

enotami v sosednjih državah. Slovenija<br />

je administrativno razdrobljena (majhne<br />

občine) in zaradi tega sorazmerno<br />

centralizirana (med državno in lokalno<br />

ravnijo ni vmesnih stopenj); to je<br />

neugodno<br />

• izobraževalni sistem; povečuje in<br />

vzdržuje človeški potencial, dviga delovne<br />

sposobnosti in močno vpliva na kakovost<br />

življenja, oblikuje pa tudi narodno zavest in<br />

identiteto. Sistem šolstva zajema formalne<br />

stopnje od predšolske vzgoje, osnovne šole,<br />

poklicnih in srednjih šol, šol za osebe s<br />

posebnimi zahtevami, višjih in visokih šol,<br />

univerze, umetnostnih akademij, pa tudi<br />

Dejavniki razvoja Slovenije<br />

znanstvenoraziskovalne sfere. Poleg tega<br />

je treba upoštevati še različne neformalne<br />

oblike izobraževanja in usposabljanja, kot<br />

so npr. različne jezikovne šole, glasbene<br />

šole, tečaji, športne in rekreacijske šole/<br />

tečaji, programi dodatnega usposabljanja<br />

in različne druge oblike izobraževanja,<br />

usposabljanja in vzgoje, ki pripomorejo<br />

k večji delovni učinkovitosti, osebni<br />

razgledanosti, kulturni dejavnosti, boljši<br />

zdravstveni, športni in rekreativni zavesti<br />

ter podobno. Pomembna je tako kakovost<br />

šol in programov kakor tudi njihova<br />

dostopnost. Slovenija ima razvejan šolski<br />

sistem, ki pokriva celoten državni teritorij.<br />

Zaradi infrastrukturne opremljenosti je<br />

dostop do izobraževalnih možnosti otežen<br />

oziroma je že opazna gravitacija k središčem<br />

v sosednjih državah<br />

• varnostni sistem: je namenjen varovanju<br />

ozemeljske celovitosti, gospodarskih<br />

objektov, splošnih in skupnih kulturnih<br />

dobrin, varovanje zasebnega premoženja,<br />

zdravja in življenja prebivalstva. Varnostni<br />

sistem sestavljajo vojaške (obrambne) in<br />

policijske sile ter različne oblike civilne<br />

zaščite, pa tudi zasebne (ali družbene)<br />

varovalne agencije in ustanove. Vojska<br />

in policija sta v večini držav tudi temelja<br />

državnosti in pomembna nosilca nacionalne<br />

identitete<br />

• demografski razvoj in struktura: človek<br />

je najpomembnejši razvojni dejavnik.<br />

Ohranjanje števila prebivalstva, stalne<br />

poselitve, primerne starostne sestave, so<br />

zato med najpomembnejšimi izhodiščnimi<br />

vrednotami in cilji. Prebivalstvena politika,<br />

ki jo sestavljajo različni gospodarski,<br />

zdravstveni, socialni in pravni ukrepi za<br />

povečanje rodnosti na eni ter urejanje<br />

291


Dejavniki razvoja Slovenije<br />

selitvene dinamike na drugi strani, mora<br />

voditi k zagotavljanju stabilne demografske<br />

strukture. Slovenija sodi med države z zelo<br />

nizko rodnostjo in negativnim naravnim<br />

prirastkom, zato pa tudi med države, ki<br />

bodo morale bistveno večjo pozornost<br />

namenjati ukrepom prebivalstvene politike<br />

(Malačič, 1993; Šircelj, 1998)<br />

• delovne sposobnosti prebivalstva: gre<br />

za doseganje formalne in funkcionalne<br />

usposobljenosti za opravljanje del in služb<br />

v gospodarstvu, kulturi, upravi, socialnih<br />

dejavnostih, zdravstvu, storitvah in na<br />

drugih področjih, kar navsezadnje vodi k<br />

višji kakovosti življenja domačega<br />

prebivalstva (Kajzer, 1998), ki ustvarja<br />

vabljivo okolje tudi za npr. tuje strokovnjake,<br />

ki bi to raven še dvigali.<br />

Zunanji dejavniki. Nabor zunanjih<br />

dejavnikov vpliva na družbeni in prostorski<br />

razvoj Slovenije, zajema pa vse okoliščine,<br />

procese in pojave zunaj teritorija Slovenije in<br />

slovenske družbe. Večina dejavnikov izhaja<br />

iz širše slovenske soseščine (Srednja Evropa,<br />

Jugovzhodna Evropa) oziroma Evrope nasploh,<br />

nekaj pa je svetovnih-globalnih. Nanje je težje<br />

vplivati. Mednje sodijo:<br />

• globalizacija: splet procesov in odnosov na<br />

področjih gospodarstva, politike, kulture,<br />

znanosti, družbenih odnosov in informacij,<br />

kjer ima dogodek lahko odmeve v širokem<br />

prostoru ali družbi (Boyd, 1999). Slovenije<br />

ni mogoče gledati izolirano, temveč v močni<br />

povezanosti in soodvisnosti z globalnimi<br />

gibanji<br />

• regionalizacija: prizadevanja, da bi imele<br />

regije večje upravne pristojnosti. EU podpira<br />

oblikovanje regij in njihovo krepitev (tudi<br />

292<br />

na račun nacionalnih držav) in uvaja<br />

čedalje več programov, ki se prek njih<br />

izvajajo. Obenem so se v evropskih državah<br />

močno razmahnila različna regionalistična<br />

gibanja, bodisi kot odpor proti centralizmu<br />

bodisi kot t.i. »etnoregionalizem«<br />

• individualizacija: urbani način življenja<br />

postavlja posameznika, njegove pravice<br />

in potrebe na čedalje vidnejše mesto,<br />

obenem pa ga zaradi načina življenja<br />

vodi tudi v določeno odtujenost. Učinki<br />

individualizacije so zato zelo opazni na<br />

področju socializacije in komunikacije.<br />

Individualizacija ovira družbeno<br />

kohezivnost (Mlinar, 1994)<br />

• informatizacija: proces tehničnega in<br />

tehnološkega razvoja, ki temelji na<br />

razvoju komunikacijske in informacijske<br />

tehnologije. Določa družbene odnose, vpliva<br />

na lokacijo dejavnosti in poselitve, odloča<br />

o kakovosti bivanja, skratka je odločilni<br />

dejavnik prostorskega razvoja. Stopnja<br />

informatizacije je že sedaj eno temeljnih<br />

meril standarda in stopnje družbene in<br />

gospodarske razvitosti. Informacijska<br />

družba je družba komunikacij; hitrost in<br />

kakovost prenosa informacij, spoznanj in<br />

znanja ter storitev, je temeljna konkurenčna<br />

prednost in razvojna zahteva (Trček,<br />

2000). Informatizacija (tehnična stopnja)<br />

in vsebina (kakovost) informacij je tudi<br />

izjemno pomembnega kohezivnega značaja<br />

tako v smislu družbe tako skupnosti kakor<br />

teritorija, ki ga obvladuje in upravlja<br />

• tranzicija: proces gospodarskega, političnega<br />

in družbenega spreminjanja nekdanjih<br />

socialističnih držav v kapitalistične. Proces<br />

je zlasti na gospodarskem in tudi družbenem<br />

področju počasnejši kot na političnem<br />

(demokratizacija) (Boehm, 1997)


• fizične lastnosti širšega zaledja Slovenije:<br />

Slovenija je reliefno omejena proti Avstriji<br />

(gorato ozemlje) in proti delu Hrvaške,<br />

medtem ko je proti Madžarski, Italiji in<br />

večjemu delu Hrvaške odprta. Ti elementi<br />

so pomembni predvsem kot osnova<br />

gostote poselitve, gospodarske usmeritve<br />

in moči, poteka prometa in infrastrukture.<br />

Ti elementi imajo sorazmerno skromno<br />

veljavo, če ni tudi ustrezne družbene<br />

organizacije in moči; če jih torej družba ne<br />

obvladuje učinkovito<br />

• značilnosti poselitve širšega zaledja:<br />

poselitvene značilnosti kažejo na<br />

prebivalstveno in posredno tudi na<br />

gospodarsko in kulturno moč izbranih<br />

območij. Okolica je povprečno, ponekod<br />

bolj in drugod manj gosto naseljena kot<br />

Slovenija. Odločilnejši pomen kot gostota<br />

poselitve pa ima omrežje mest in njihova<br />

funkcija v ožjem in širšem zaledju. V<br />

tem pogledu so večinoma neugodne večje<br />

koncentracije prebivalstva v bližnji soseščini,<br />

ker predstavljajo konkurenčna gravitacijska<br />

jedra, čeprav lahko (redkeje) pomenijo tudi<br />

dragoceno podporo slovenskemu omrežju<br />

mest<br />

• infrastrukturna opremljenost širšega<br />

zaledja: Infrastruktura ima izjemen pomen<br />

predvsem zaradi tega, ker omogoča boljšo<br />

(hitrejšo, cenejšo) komunikacijo in usmerja<br />

prometne in druge tokove k središčem<br />

(pospešuje ali zavira centrifugalne težnje).<br />

Prav tako pa je pomembna tudi druga,<br />

še posebej informacijska tehnologija<br />

in infrastruktura. Območja v Italiji in<br />

Avstriji so na splošno infrastrukturno bolje<br />

opremljena kot območja v Sloveniji, na<br />

Hrvaškem in Madžarskem pa slabše<br />

• oblike povezanosti in organiziranosti<br />

Dejavniki razvoja Slovenije<br />

sosednjih območij: tri od štirih sosednjih<br />

držav so članice Evropske unije, dve vojaške<br />

zveze NATO. Nič manj niso pomembne<br />

regionalne iniciative, kot so na primer<br />

Delovna skupnost Alpe-Jadran in pobude<br />

za Severni Jadran; programa, ki zadevata<br />

predvsem alpski prostor (Euromontana,<br />

Alpska konvencija), ali pa za Podonavje in<br />

srednjo Evropo (program CADSES), ali pa<br />

ne nazadnje tudi pobude za Jugovzhodno<br />

Evropo (Pakt stabilnosti)<br />

• gospodarska struktura širšega zaledja:<br />

je pomembna zaradi gospodarske moči<br />

partnerskih oziroma konkurenčnih<br />

območij. Gospodarska struktura usmerja<br />

prometne tokove, obenem pa je medij,<br />

predmet ali celo sredstvo prodora v slovenski<br />

prostor, pri čemer obstajajo možnosti vpliva<br />

tudi na identiteto slovenskega prostora<br />

in različne vidike kakovosti življenja v<br />

njem. Gospodarsko zelo močna in v tem<br />

pogledu konkurenčna je zlasti severna<br />

Italija, regionalno pa še območji Gradca<br />

in Zagreba; druga območja v sosedstvu<br />

so v večji meri lahko partnerska kot pa<br />

konkurenčna. Gospodarska usmerjenost<br />

območji v sosedstvu se od slovenskega<br />

prostora precej razlikuje<br />

• etnična struktura in mednacionalni odnosi<br />

v širšem zaledju: Slovenija je na etničnem<br />

stičišču precej večjih, jezikovno in kulturno<br />

zelo raznolikih sosedov z močnimi in<br />

zgodovinsko utrjenimi in uveljavljenimi<br />

narodnimi identitetami. Ta širši prostor je<br />

torej po eni strani soočen z večetničnostjo<br />

in večkulturnostjo, ki je sestavni del<br />

zgodovinske dediščine, po drugi strani pa še<br />

vedno obremenjen tudi z določeno latentno<br />

konfliktnostjo. Trije od štirih sosedov so<br />

imeli v preteklosti določeno oblast nad<br />

293


Dejavniki razvoja Slovenije<br />

slovenskim ozemljem in imajo še sedaj<br />

predvsem v robnih območjih sorazmerno<br />

močan vpliv<br />

• prisotnost agresivnih ideologij: čeprav se zdi<br />

v 21. stoletju v kontekstu združene Evrope<br />

in vrste deklaracij o varnosti, miroljubnosti,<br />

dobronamernosti... nekoliko nenavadno<br />

omenjati obstoj agresivnih ideologij, ne<br />

moremo mimo dejstva, da te vendarle še<br />

obstajajo. Pri tem ne gre toliko za namere<br />

o vojaških podvigih in ozemeljskih<br />

pričakovanjih, temveč za ideologije, ki<br />

skušajo na različne načine efektivno<br />

obvladovati slovenski prostor gospodarsko<br />

in kulturno; uperjene so najprej zoper<br />

slovenske manjšine<br />

• kulturna moč in vplivnost sosednjih regij,<br />

držav in nacij: je sorazmerna številčnosti<br />

in ustvarjenemu dohodku, ki skupaj<br />

prispevata k večjemu ali manjšemu vplivu<br />

izbrane etnije (naroda, nacije, države)<br />

v sosedstvu. Država ima na razpolago<br />

vrsto pomembnih institucij, ki pomagajo<br />

oblikovati, razvijati in tudi širiti narodno<br />

(nacionalno) identiteto. Slovenija je v tem<br />

pogledu v položaju šibkejšega: vsi sosednji<br />

narodi so številčnejši, imajo starejšo<br />

državniško tradicijo in daljši čas vplivanja<br />

na slovenski prostor (zlasti na obmejna<br />

območja)<br />

• upravno-administrativna organiziranost:<br />

je najprej pomembna zaradi doseganja<br />

notranje kohezivnosti, racionalnosti in<br />

učinkovitosti delovanja in zagotavljanja<br />

storitev na različnih ravneh. Območja v<br />

sosednjih državah imajo v povprečju večje<br />

administrativne enote, predvsem pa bolj<br />

dograjen sistem hierarhije administrativnih<br />

enot<br />

• politična stabilnost širšega okolja: širše<br />

294<br />

zaledje Slovenije je v glavnem nekonfliktno,<br />

razen na prostoru nekdanje Jugoslavije<br />

zaradi medetničnih vojaških spopadov,<br />

in je treba ta prostor opredeliti kot manj<br />

stabilen<br />

• mednarodne selitve: Evropska unija je<br />

v celoti imigracijsko dokaj privlačna za<br />

potrebno delovno silo ne le iz Vzhodne in<br />

Jugovzhodne Evroope, temveč v čedalje<br />

večji meri iz Afrike in Azije. Prostorska<br />

mobilnost prebivalstva se povečuje in<br />

ustvarja še bolj multikulturna okolja in<br />

situacije (Verlič Christensen, 2002).<br />

Prostorski, gospodarski, družbeni in<br />

etnični razvoj Slovenije je odvisen od niza<br />

med seboj prepletajočih se dejavnikov. Na<br />

nekatere je mogoče neposredno vplivati in jih<br />

spreminjati sebi v prid, pri drugih je smiselno<br />

izbirati partnerje in zaveznike, pri tretjih je<br />

najprimernejše izogibanje ali pa nasprotovanje.<br />

Uspešen slovenski razvoj v evropskih okvirih<br />

ne more biti samoumevna posledica vključitve<br />

v to naddržavno skupnost, temveč le rezultat<br />

zavestnih, premišljenih in vztrajnih dejanj.<br />

Ne smemo pozabiti obdobij, ko so bila za<br />

neuspehe na zgoraj imenovanih področjih<br />

kriva močna središča v jedru večetničnih<br />

državnih sistemov (Dunaj v času Habsburške<br />

monarhije, Beograd v času obeh Jugoslavij in<br />

skoraj bi nekateri videli v podobni vlogi tudi<br />

Bruselj). Čeprav ni mogoče zanikati obsežnih<br />

področij, kjer je in bo vpliv drugih, še posebej<br />

sosednjih držav, izredno pomemben, ima<br />

na drugi strani Slovenija na razpolago vrsto<br />

institucij države in nižjih upravnih ravni ter<br />

možnosti organizacije in institucij civilne<br />

družbe. Razpolaga tudi z vrsto izkušenj<br />

številnih generacij, ki so živele v okviru<br />

različnih državnih sistemov. To je pomembna


dediščina na poti sprotnega uveljavljanja in<br />

promocije slovenske skupnosti kot ene izmed<br />

evropskih družb in držav. Gre torej tudi za<br />

odgovornost do pojavov in procesov v novem<br />

skupnem evropskem družbenem okolju. Zato<br />

je članstvo Slovenije v EU treba jemati ne le<br />

kot priložnost gospodarskega in družbenega<br />

razvoja, temveč tudi kot soodgovornost za<br />

usodo starega kontinenta. Na ta način lahko<br />

uspešno premaga tudi eno največjih dosedanjih<br />

ovir: slabo prepoznavnost v evropskem in še<br />

bolj v svetovnem okviru, predvsem pa lahko<br />

dejavnike razvoja, tako notranje kakor zunanje,<br />

bistveno uspešneje naravnava v prid lastnega<br />

gospodarskega, družbenega, prostorskega,<br />

etničnega in kulturnega razvoja.<br />

O AVTORJU – ZUR PERSON<br />

Doc. Dr. Jernej Zupančič<br />

Dela na oddelku za geografijo na Filozofski<br />

fakulteti in na Inštitutu za narodnostna<br />

vprašanja v Ljubljani. Oddelek za<br />

geografijo, Filozofska fakulteta, Aškerčeva<br />

2, 1000 Ljubljana, Slovenija Inštitut za<br />

narodnostna vprašanja, Erjavčeva 26, 1000<br />

Ljubljana, Slovenija; jernej.zupancic@guest.<br />

arnes.si – Arbeitet am Institut für Geographie<br />

an der Philosophischen Fakultät und am Institut<br />

für Volksgruppenfragen in Ljubljana.<br />

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295


Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

Eine Analyse<br />

296<br />

Der vorliegende Beitrag behandelt die Entwicklungsfaktoren<br />

Sloweniens in der Europäischen<br />

Union. Der einleitenden Darstellung<br />

einiger Schlüsselprozesse der EU-Erweiterung<br />

folgt eine Analyse der Faktoren, die die nationale<br />

Entwicklung Sloweniens bedeutend beeinflussen.<br />

Die hier vorgestellten Grundziele<br />

Sloweniens kann man nur mit einer sorgfältig<br />

durchdachten Strategie erreichen. Diese muss<br />

vor allem Faktoren berücksichtigen, die auf<br />

die nationale Entwicklung größten Einfluss<br />

haben. Der Beitrag gibt die Analyse innerer<br />

und äußerer Faktoren wieder und schließt mit<br />

der Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Sloweniens in der Europäischen Union und<br />

der damit verbundenen Risiken.<br />

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union beendet<br />

Slowenien eine – aus historischer Perspektive<br />

zweifellos äußerst wichtige, aber kurze<br />

und offensichtlich vorübergehende – Periode<br />

des Bestehens einer unabhängigen Eigenstaatlichkeit.<br />

Erneut gliedert sich Slowenien in eine<br />

sehr heterogene und sowohl kulturell als auch<br />

sprachlich vielfältige Gemeinschaft ein. Dies<br />

bedeutet eine große strategische Veränderung,<br />

denn eine so große, ökonomisch starke, rechtlich<br />

reglementierte und in den Fundamenten<br />

demokratische Staatengemeinschaft hat in Europa<br />

in dieser Form noch nicht existiert. Dieser<br />

Prozess der Vereinigung bedeutet auch die<br />

Überwindung und die Verwischung der Spuren<br />

des durch feindliche Blöcke geteilten Europas,<br />

das ein halbes Jahrhundert bestanden<br />

hat. Dies bedeutet einerseits die Auflösung<br />

der Spannungen zwischen der kommunisti-<br />

schen und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung<br />

innerhalb Europas, andererseits den<br />

Abschied vom Modell des klassischen europäischen<br />

Nationalstaates. Diese Prozesse erfordern<br />

auf jeden Fall nüchterne Überlegungen<br />

und relativ rasche Entscheidungsprozesse. Die<br />

großen geopolitischen Veränderungen sind in<br />

erster Linie eine Folge der Erkenntnis, dass die<br />

wirtschaftliche, kulturelle und politische Dominanz<br />

Europas in der Welt vorüber ist. Wenn<br />

die ökonomischen und gesellschaftlichen Errungenschaften<br />

der Vergangenheit beibehalten<br />

und weiterentwickelt werden sollen, muss<br />

daher durch Integrationsprozesse ein europäisches<br />

Gleichgewicht hergestellt werden. Diese<br />

Errungenschaften können auf den gemeinsamen<br />

Nenner „Lebensqualität“ gebracht werden.<br />

Slowenien ist der Europäischen Union<br />

in der Phase ihrer größten räumlichen Erweiterung<br />

und der damit verbundenen enormen<br />

Vergrößerung ihrer Einwohnerzahl beigetreten.<br />

Diese Erweiterung stellt eine ungeheure<br />

Herausforderung für alle Beteiligten – für die<br />

alten und für die neuen Mitglieder sowie für<br />

die im Osten angrenzenden Staaten – dar. Die<br />

alten Mitgliedsstaaten müssen die ökonomische<br />

Last der europäischen Integration tragen.<br />

Hinzu kommen bestimmte Risiken, die die<br />

Transformationsprozesse in den ehemaligen<br />

kommunistischen Staaten mit sich bringen,<br />

drohende Rezession (die die Strukturprobleme<br />

und Globalisierung reflektiert), Bürokratismus<br />

(damit verbunden: steigender Verbrauch<br />

öffentlicher Mittel bei zunehmender Ineffizienz)<br />

und nicht zuletzt die Suche nach einer<br />

stärkeren Rolle Europas in der Welt. Gerade<br />

Letzteres erscheint im vergangenen Jahrzehnt<br />

in Bezug auf die unmittelbaren Nachbarregionen<br />

auf dem Balkan als regelrechte Bauchlandung.<br />

Die neuen Mitglieder müssen sich den


akzeptierten und überwiegend bewährten<br />

Normen anpassen und in allen Bereichen entsprechende<br />

Qualität erreichen. Der Zeitpunkt<br />

eines engeren Zusammenschlusses und einer<br />

intensiveren Zusammenarbeit ist gekommen.<br />

Das bedeutet die Betonung von Offenheit und<br />

Weltbürgertum, birgt aber auch die Entwicklungsfallen<br />

und Risiken, die das so veränderte<br />

Europa in sich trägt. Dieses Europa muss verantwortungsvoll<br />

gestaltet, verändert und verwaltet<br />

werden.<br />

In der zehnjährigen Phase der Annäherung<br />

Sloweniens an die EU haben sich in erster Linie<br />

Probleme rechtlicher und struktureller Anpassungen<br />

gezeigt. Verschiedene Studien warnen<br />

vor Unzulänglichkeiten Sloweniens und<br />

dessen Gesellschaft. Darunter befindet sich<br />

die sehr breit angelegte Untersuchung „Slowenien<br />

und die Weiterentwicklung der Europäischen<br />

Union 1 “, die auch die Grundlage dieses<br />

Beitrages darstellt. Natürlich kann man diese<br />

umfassende Thematik weder in einem kurzen<br />

Artikel wiedergeben, und der Leser soll nicht<br />

mit analytischen Einzelheiten belastet werden.<br />

Deshalb haben wir uns insbesondere an<br />

den grundlegenden Parametern der nationalen<br />

Entwicklung Sloweniens im Rahmen einer erweiterten<br />

Europäischen Union orientiert. Wir<br />

berücksichtigen dabei die Umstände, Prozesse<br />

und Phänomene in Slowenien und in der Welt,<br />

die die Entwicklung grundlegend beeinflussen.<br />

Damit wollen wir die kritische Diskussion<br />

über die Perspektiven und Gefahren der Entwicklung<br />

Sloweniens innerhalb der multiethnischen<br />

Europäischen Union fortsetzen, vor<br />

allem was Volksidentität, Sprache und Kultur<br />

betrifft.<br />

Merkmale der Entwicklung der Europäischen<br />

Union. Die Europäische Union ist ein Verbund<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

von mittlerweile fünfundzwanzig Staaten mit<br />

451 Millionen Einwohnern. Fünfundzwanzig<br />

Staaten, neunzehn Amtssprachen, tatsächlich<br />

aber wesentlich mehr Sprachen, Kulturen und<br />

kollektive (Volks-)Identitäten. Neben den unterschiedlichen<br />

Ethnien und Nationen setzt<br />

sich die heterogene europäische Gesellschaft<br />

auch aus zahlreichen Einwanderern und deren<br />

Nachkommen nicht nur aus dem europäischen<br />

Raum, sondern auch aus Asien, Afrika<br />

und Lateinamerika zusammen. Heute stellen<br />

die Immigranten in den meisten Ländern der<br />

Europäischen Union einen beträchtlichen Anteil<br />

der Bevölkerung und unterscheiden sich<br />

in Bezug auf Kultur, Religion, Lebensweise,<br />

Wertvorstellungen und andere Eigenschaften<br />

deutlich von den Altansässigen. Die Durchmischung<br />

über Generationen hinweg führte zur<br />

Verschmelzung und zu einer neuen Realität<br />

der europäischen Einwohnerschaft. Die nationalen<br />

Ideologien strebten in der Vergangenheit<br />

eine ethnische Vereinheitlichung auf dem Territorium<br />

der betreffenden Staaten an und übten<br />

dabei verschiedene Formen von Assimilationsdruck<br />

– von Pression im Bereich Schule und<br />

Kultur bis hin zu gewaltsamen Massenumsiedelungen<br />

oder sogar bis zum Genozid – aus.<br />

Trotzdem ist Europa ethnisch und kulturell<br />

inhomogen geblieben.<br />

Diese sprachlich und kulturell vielfältige europäische<br />

Gesellschaft, bestehend aus Nationalstaaten,<br />

Staatsvölkern, ethnischen Gemeinschaften<br />

ohne eigenen Staat, einer großen Zahl<br />

autochthoner nationaler Minderheiten sowie<br />

Zuwanderern ist einerseits sehr aufwändig<br />

und teuer zu verwalten und verlangt andererseits<br />

ein hohes Maß an Toleranz und ständig<br />

neue Kompromisse aller Beteiligten. Die Satzungen<br />

des Europarates und des europäischen<br />

Parlaments sowie der anderen EU-Behörden<br />

297


Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

unterstützen zumindest deklamatorisch die<br />

kulturelle Vielfalt Europas, sowohl in Bezug<br />

auf autochthone ethnische Gemeinschaften<br />

als auch auf die verschiedenen Einwanderergruppen.<br />

Der Schutz der Volksidentität, der<br />

Sprache und der Kultur besaß und besitzt in<br />

Europa auch weiterhin eine wesentliche strategische<br />

Bedeutung, die durch die nationalen<br />

Verfassungen und verschiedene Grundsatzdokumente<br />

der Mitgliedsstaaten deutlich hervorgehoben<br />

wird.<br />

Neben der Vielfalt des europäischen Raumes<br />

und der Gesellschaft ist es notwendig, spezielle<br />

Schlüsselerscheinungen und Prozesse zu berücksichtigen,<br />

die erfahrungsgemäß wesentlichen<br />

Einfluss auf die nationale Entwicklung in<br />

Slowenien haben werden:<br />

• Verschiebung der „Peripherie“ in Richtung<br />

Osten,<br />

• wachsende Peripherisierung bestimmter<br />

Gebiete,<br />

• starker Immigrationsdruck aus Asien und<br />

Afrika,<br />

• sehr geringe Natalität und damit verbundener<br />

Rückgang der Bevölkerungszahl,<br />

• demografische Strukturprobleme in peripheren<br />

Gebieten,<br />

• starke Konzentration der Macht in einigen<br />

großen Zentren,<br />

• Assimilationsdruck, vor allem auf kleinere<br />

Gemeinschaften,<br />

• wachsende soziale Stratifikation,<br />

• starke regionalistische Bewegungen,<br />

• Stärkung der Minderheiten,<br />

• wachsende Multikulturalität der europäischen<br />

Gesellschaften,<br />

• Vergrößerung interregionaler Unterschiede.<br />

Grundziel der Entwicklung Sloweniens in<br />

298<br />

der Europäischen Union. Der Beitritt zur Europäischen<br />

Union bringt eine wesentliche Veränderung<br />

der geopolitischen Lage Sloweniens<br />

mit sich. Neben dieser strategisch bedeutenden<br />

Tatsache darf man die Wertvorstellungen<br />

nicht übersehen, deren Erfüllung die Lebensqualität<br />

einer Nation, eines Staates und<br />

einer Gesellschaft in verschiedenen Bereichen<br />

sichert. Angeführt werden nur diejenigen, die<br />

Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses<br />

sind und verhältnismäßig oft – wenn auch<br />

nicht immer gemeinsam – als wichtige Prioritäten<br />

in Zusammenhang mit verschiedenen<br />

Strategien angegeben werden:<br />

• Bewahrung der territorialen Einheit,<br />

• Bewahrung und Entwicklung nationaler<br />

und anderer Identitäten,<br />

• Bewahrung des Kulturerbes,<br />

• Erhaltung und Entwicklung des menschlichen<br />

Potenzials: demografische Struktur,<br />

Vitalität, berufliche Qualifikation und Leistungsfähigkeit<br />

sowie stabile Besiedelung der<br />

gesamten Kulturlandschaft; eine besondere<br />

Rolle spielt hierbei das Erziehungswesen,<br />

• Bewahrung der biotischen Vielfältigkeit<br />

und Vitalität,<br />

• Schutz der Umwelt und die Beseitigung bereits<br />

eingetretener Schädigungen,<br />

• Erhaltung und Entwicklung der wirtschaftlichen<br />

Potenziale: Produktionsmöglichkeiten,<br />

technische, technologische und<br />

räumliche Kapazitäten auf den Gebieten<br />

Industrie und Gewerbe, Entwicklung des<br />

Dienstleistungssektors, Konkurrenzfähigkeit<br />

der Landwirtschaft bei Sicherung der<br />

strategischen Reserven sowie Schutz der<br />

Umwelt und Pflege der Kulturlandschaft,<br />

• Qualität der Infrastruktur: Verkehrsinfrastruktur<br />

(Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen,<br />

Fluss- und Seehäfen), Energie-Infra-


struktur (Strom-, Erdgas-, Fernwärmenetz<br />

u. Ä.), Kommunikationsinfrastruktur (Telefonnetz,<br />

Internet, Mobilfunknetz) sowie<br />

gesellschaftliche Infrastruktur (Organisationen<br />

und Einrichtungen auf staatlicher<br />

bzw. lokaler Ebene [öffentliche Ämter], private<br />

Initiativen als Faktoren der Zivilgesellschaft<br />

u. Ä.),<br />

• Qualität des Lebensraumes, die sowohl das<br />

unmittelbar besiedelte Gebiet als auch die<br />

dazugehörigen Erholungsgebiete betrifft,<br />

• Lebensqualität der Bevölkerung, die neben<br />

der Wohnqualität insbesondere auch das<br />

System der Sozial- und Gesundheitsfürsorge<br />

umfasst,<br />

• soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Zusicherung<br />

gleicher Möglichkeiten für die verschiedenen<br />

Bevölkerungsgruppen hinsichtlich<br />

Geschlecht, Alter, sozialer Position,<br />

Religions- und Volkszugehörigkeit u. Ä.,<br />

• gesellschaftlicher Zusammenhalt,<br />

• Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung<br />

der verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Gruppen,<br />

• persönliche, soziale, Vermögens- und<br />

Rechtssicherheit; in diesem Zusammenhang<br />

ist die Effizienz der Sicherheitskräfte<br />

(Polizei, Armee) von Bedeutung, die sowohl<br />

auf persönlicher als auch auf kollektiver<br />

(nationaler) Ebene die Sicherheit garantieren<br />

sollen .<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens in der Europäischen<br />

Union. Die vorgestellten strategischen<br />

Ziele der Entwicklung Sloweniens in<br />

der EU sind langfristig und sehr komplex. Verwirklichen<br />

kann man sie durch eine alle heimischen<br />

und internationalen Umstände berücksichtigende<br />

Politik. Slowenien kann nur einige<br />

Bereiche der Entwicklung aktiv beeinflussen,<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

kann sich aber anderswo vor allem strukturell<br />

anpassen, indem es Verbündete und Partner<br />

sucht. Im Folgenden werden die inneren und<br />

äußeren Faktoren der Entwicklung dargestellt:<br />

Innnere Faktoren. Zu den inneren Entwicklungsfaktoren<br />

Sloweniens zählen diejenigen,<br />

die unmittelbar aus dem slowenischem Raum<br />

und der slowenischen Gesellschaft hervorgehen:<br />

• Die physischen Eigenschaften des Gebietes:<br />

verkehrtechnische Bedingungen, Klima,<br />

Landschaftsformen, aber auch verschiedene<br />

gesellschaftliche Merkmale, wie Dichte<br />

und Typus der Besiedelung.<br />

• Die infrastrukturellen Bedingungen umfassen<br />

Dichte und Qualität sowie die wechselseitige<br />

Verbindung von Verkehrs-, Energie-,<br />

Kommunikations- und gesellschaftlicher<br />

Infrastruktur. Slowenien besitzt ein gut<br />

ausgebautes Autobahnnetz, das System der<br />

übrigen Infrastruktur ist hingegen unzureichend<br />

und in hohem Maße lokalen Interessen<br />

untergeordnet. Einige, vor allem<br />

grenznahe, periphere Gebiete sind infrastrukturell<br />

sehr schlecht ausgestattet.<br />

• Die Wirtschaftstruktur setzt sich aus dem<br />

Verhältnis zwischen den verschiedenen<br />

Wirtschaftsbereichen, Eigentumsverhältnissen<br />

und Produktivität zusammen. Slowenien<br />

hat sich in einem guten Jahrzehnt<br />

von einer typisch industriellen Wirtschaft<br />

hin zur Dienstleistungswirtschaft entwickelt.<br />

Unterdessen ist die Bedeutung der<br />

Landwirtschaft, abgesehen von der Pflege<br />

der ländlichen Kulturlandschaft, stark zurückgegangen.<br />

Sichtbar ist der Trend zum<br />

Zusammenschluss von Unternehmen, die<br />

Schließung von Kleinbetrieben, die Abwanderung<br />

der Produktion in andere Länder, die<br />

299


Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

Ansiedlung ausländischer Betriebe u. Ä. Die<br />

Eigentumsstruktur hat sich stark verändert<br />

(Privatisierung, Erwerb durch Ausländer).<br />

Die Wirtschaftsstruktur gilt als relativer<br />

Schwachpunkt.<br />

• Die räumliche Kohäsion bezeichnet den<br />

Zusammenschluss verschiedener Gebiete<br />

des Landes zu einer territorialen und gesellschaftlichen<br />

Gemeinschaft, die ein infrastrukturelles<br />

System und die Einheit<br />

des Staates, das Staatsbewusstsein der Einwohner<br />

u. a. ermöglicht. Slowenien ist nur<br />

im Zentrum stark integriert, während weite<br />

Grenzgebiete infrastrukturell unzureichend<br />

ausgestattet sind, mit zu schwachen<br />

regionalen Zentren, weshalb in einigen Gebieten<br />

zentrifugale Tendenzen vorhanden<br />

sind.<br />

• Die Beziehungen zwischen dem Zentrum<br />

und der Peripherie umfassen alle Interaktionen<br />

politischer, kultureller, ökonomischer<br />

und administrativer Natur, die zwischen<br />

den bevölkerungsreichen und ökonomisch<br />

entwickelten urbanen Gebieten und in der<br />

Regel wirtschaftlich rückständigeren Gebieten<br />

in grenznahen Regionen erfolgen.<br />

Die auf lokaler und regionaler Ebene vorhandene<br />

Abneigung gegenüber dem „Zentrum“<br />

ist in Slowenien stark ausgeprägt.<br />

• Die Dominanz der städtischen Zentren: Die<br />

Hauptstadt ist in der Regel die größte Stadt<br />

des Landes und ist wegen der Konzentration<br />

von Kapital, Bevölkerung als menschliches<br />

Potenzial (Wissen, Fähigkeiten,<br />

staatliche Institutionen), infrastruktureller<br />

Knotenpunkte und anderer Eigenschaften<br />

führend bei herausragenden Entwicklungen<br />

und Errungenschaften des Staates. Das<br />

Zentrum bietet die meisten Arbeitsplätze<br />

unterschiedlicher Anforderungsprofile, eine<br />

300<br />

hohe Konzentration der Versorgung (Handel,<br />

Gastgewerbe, Hotel- und Tourismuskapazitäten,<br />

Unterhaltung und Regeneration,<br />

Gesundheitswesen, gesellschaftliches<br />

Leben), ein umfangreiches und vielfältiges<br />

kulturelles Angebot u. dgl. mehr. Es übt eine<br />

hohe Anziehungskraft aus und begünstigt<br />

damit die Entstehung von staatlicher Identifikation<br />

und Volksidentität. Mit dem Gesagten<br />

wollen wir aber in keiner Weise die<br />

Bedeutung regionaler und lokaler Zentren<br />

vernachlässigen.<br />

• Die ethnische Struktur und zwischenethnische<br />

Beziehungen spielen für die staatliche<br />

Stabilität eine wichtige Rolle. Mit weniger<br />

als 90 % Slowenen in der Gesamtbevölkerung<br />

zählt das Land zu den ethnisch verhältnismäßig<br />

heterogenen Staaten. Einem<br />

vorbildlichen Status der autochthonen Minderheiten<br />

der Italiener und Ungarn – etwas<br />

eingeschränkter gilt dies auch für die Roma<br />

– steht ein Drängen der Immigrationsgemeinschaften<br />

aus dem ehemaligen jugoslawischen<br />

Raum nach ähnlichen Rechten gegenüber.<br />

Die Letzteren können sich wegen<br />

der sprachlichen Verwandtschaft rasch in<br />

die slowenische Lebensumwelt integrieren.<br />

Bei wirtschaftlichen Kontakten mit dem<br />

südosteuropäischen Raum können sie einen<br />

bedeutenden verbindenden Faktor darstellen.<br />

• Die Eigenschaften der Volksidentität und<br />

anderer Identitäten: Die Volksidentität besteht<br />

aus einer Reihe objektiver und subjektiver<br />

Elemente, die sich in fünf Gruppen<br />

(kulturell-sprachliche, historische, geographische,<br />

soziale und wirtschaftlich-politische)<br />

einordnen lassen. Der Einzelne erlangt<br />

und entwickelt sie im Prozess seiner Sozialisation,<br />

der ein ganzes Leben lang andauert.


Die Volksidentität ist relativ beständig, jedoch<br />

nicht unveränderbar. Die slowenische<br />

Identität betont stark die sprachliche Komponente,<br />

was insbesondere für Angehörige<br />

von Minderheiten und Einwanderern einen<br />

ausgeprägten Ausgrenzungsfaktor bedeutet.<br />

Stark ausgeprägt sind auch regionale<br />

und lokale Identitäten, die die starke Verbundenheit<br />

mit der Region unterstreichen.<br />

• Das kulturelle Leben stellt einen wesentlichen<br />

Integrationsfaktor nach innen dar, der<br />

die Gesellschaft zu einer stabilen Gemeinschaft<br />

verfestigt und (auch regionale und<br />

lokale) Volksidentität und das Staatsbewusstsein<br />

stärkt.<br />

• Die Beziehungen zu den Slowenen im Ausland:<br />

Die slowenischen Minderheiten jenseits<br />

der Grenze sowie Auswanderer und<br />

deren Nachkommen stellen einen wichtigen<br />

Teil des slowenischen Volkes und des<br />

slowenischen Kulturraumes dar. Bedeutend<br />

sind sie vor allem als Faktoren in den internationalen<br />

Beziehungen. Die Beziehungen<br />

zu Minderheitenorganisationen müssen auf<br />

allen Ebenen stattfinden und lokale und<br />

staatliche Besonderheiten sowie die Loyalität<br />

zu den Ländern, in denen sie ansässig<br />

sind, berücksichtigen. Zugleich sollte aber<br />

ein möglichst enger Kontakt auf verschiedenen<br />

Ebenen angeregt und die Voraussetzungen<br />

für eine grenzüberschreitende<br />

Kommunikation der Bevölkerung auf beiden<br />

Seiten der Grenze geschaffen werden.<br />

• Die Organisation der Verwaltung bezieht<br />

sich in erster Linie auf die Tätigkeit verschiedener<br />

Ämter auf unterschiedlichen<br />

Ebenen. Wesentlich ist die Verbundenheit<br />

der Bevölkerung mit den eigenen Administrationseinheiten<br />

und die Identitätsbildung,<br />

zugleich aber auch die Wettbewerbsfähig-<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

keit mit vergleichbaren Einheiten in den<br />

benachbarten Staaten. Slowenien ist administrativ<br />

in kleine Gemeinden zersplittert,<br />

andererseits jedoch relativ zentralistisch organisiert,<br />

weil es zwischen der staatlichen<br />

und der lokalen Ebene keine Zwischenstufen<br />

gibt, was sich als nachteilig erweist.<br />

• Das Bildungswesen steigert die Chancen des<br />

Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und beeinflusst<br />

maßgeblich die Qualität des Lebens,<br />

formt aber auch nationales Bewusstsein<br />

und Identität. Das System des Schulwesens<br />

umfasst die Stufen der Vorschulerziehung,<br />

Grundschulen, Berufschulen und Mittelschulen,<br />

die Schulen für Personen mit<br />

besonderen Bedürfnissen, Akademien,<br />

Fachhochschulen, Universitäten, Kunstakademien<br />

und Forschungseinrichtungen.<br />

Hinzu kommen noch Weiterbildungseinrichtungen,<br />

wie z. B.Sprachschulen, Musikschulen,<br />

Sport- und Freizeitvereine, die<br />

durch verschiedene Formen der Bildung<br />

und Weiterbildung zu größerer Arbeitseffizienz,<br />

persönlicher Allgemeinbildung, kulturellem<br />

Engagement, besserem Gesundheitsbewusstsein<br />

u. Ä. verhelfen. Wichtig<br />

sind sowohl die Qualität der Schulen und<br />

die Bildungsinhalte als auch ihre Zugänglichkeit.<br />

Slowenien hat ein differenziertes<br />

Schulsystem, das das gesamte Land abdeckt.<br />

Auf Grund der infrastrukturellen Bedingungen<br />

ist allerdings der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten<br />

erschwert, und es lässt<br />

sich ist bereits die Anziehungskraft von<br />

Zentren in den Nachbarstaaten feststellen.<br />

• Das Sicherheitssystem soll den Schutz der<br />

territorialen Einheit, der Wirtschaftsobjekte,<br />

der kulturellen Güter, des Privatvermögens,<br />

der Gesundheit und des Lebens der<br />

Bevölkerung gewährleisten. Das Sicher-<br />

301


Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

heitssystem besteht aus Militär und Polizei,<br />

verschiedenen Formen des Zivilschutzes,<br />

aber auch aus privaten Sicherheitsdiensten.<br />

Armee und Polizei stellen in den meisten<br />

Staaten auch das Fundament der der nationalen<br />

Souveränität dar und sind wichtige<br />

Träger der nationalen Identität.<br />

• Die demographische Struktur: Der Mensch<br />

stellt den wichtigsten Entwicklungsfaktor<br />

dar. Die Erhaltung der Bevölkerungszahl<br />

und eine günstige Altersstruktur sind deshalb<br />

als die wichtigsten Ziele zu betrachten.<br />

Die Bevölkerungspolitik beinhaltet<br />

verschiedene Maßnahmen auf wirtschaftlichem,<br />

gesundheits- und sozialpolitischem<br />

sowie rechtlichem Gebiet. Zum Zweck Sicherung<br />

einer stabilen demographischen<br />

Struktur wird eine Erhöhung der Geburtenrate<br />

angestrebt, und auf der anderen Seite<br />

soll eine Regulierung von Landflucht und<br />

Verstädterung erreicht werden. Slowenien<br />

zählt zu den Staaten mit einer sehr niedrigen<br />

Geburtsrate und einem damit verbundenen<br />

Bevölkerungsrückgang und muss<br />

daher bevölkerungspolitischen Maßnahmen<br />

wesentlich größere Aufmerksamkeit<br />

schenken. 2<br />

• Die berufliche Qualifikation der Bevölkerung:<br />

Hierbei geht es um die Erlangung der<br />

formalen und funktionalen Befähigung zur<br />

Ausübung von Tätigkeiten in Wirtschaft,<br />

Kultur, Verwaltung, im Sozialbereich, im<br />

Gesundheitswesen, im Dienstleistungssektor<br />

und in anderen Bereichen, was schließlich<br />

zu einer höheren Lebensqualität der<br />

heimischen Bevölkerung führt. 3<br />

Äußere Faktoren. Die Einschätzung der äußeren<br />

Faktoren, die alle Umstände, Prozesse und<br />

Erscheinungen außerhalb des slowenischen<br />

302<br />

Staates und der slowenischen Gesellschaft<br />

umfassen, wirkt auf die gesellschaftliche und<br />

räumliche Entwicklung Sloweniens zurück.<br />

Die Mehrheit der Faktoren geht aus der Nachbarschaft<br />

in Mittel- und Südosteuropa bzw.<br />

aus Europa im Allgemeinen hervor, einige Faktoren<br />

sind auch global bedingt:<br />

• Globalisierung: Auf Grund der Verflechtungen<br />

von Prozessen und Beziehungen innerhalb<br />

von Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft<br />

und Gesellschaft kann ein Ereignis<br />

Folgeeffekte im breiten Raum oder in der<br />

Gesellschaft hervorrufen. 4 Man kann Slowenien<br />

nicht isoliert, sondern nur in engem<br />

Zusammenhang und in Wechselbeziehung<br />

mit globalen Entwicklungen betrachten.<br />

• Regionalisierung: Bestrebungen nach größeren<br />

Verwaltungskompetenzen der Regionen:<br />

Die EU unterstützt die Stärkung der<br />

Regionen (auch auf Kosten der Nationalstaaten)<br />

und führt immer mehr Programme<br />

ein, über die sich diese Bestrebungen<br />

realisieren lassen. Gleichzeitig haben sich in<br />

europäischen Staaten verschiedene regionale<br />

Bewegungen stark entfaltet, entweder als<br />

Widerstand gegen den Zentralismus oder<br />

als Form eines so genannten „Ethnoregionalismus“.<br />

• Individualisierung: Die urbane Lebensweise<br />

stellt den Einzelnen, seine Rechte und Bedürfnisse<br />

immer deutlicher in den Vordergrund,<br />

gleichzeitig aber führt diese Lebensweise<br />

auch zu einer gewissen Entfremdung.<br />

Die Auswirkungen der Individualisierung<br />

sind deshalb auf dem Gebiet der Sozialisation<br />

und Kommunikation deutlich sichtbar:<br />

Sie beeinträchtigt den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt. 5<br />

• Informatisierung: Der Prozess, der auf der


Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologie<br />

basiert. Er bestimmt<br />

die gesellschaftlichen Beziehungen, nimmt<br />

Einfluss auf Wirtschaftsstandorte und Besiedelung,<br />

bestimmt über die Lebensqualität<br />

und ist ein entscheidender Faktor der<br />

räumlichen Entwicklung. Der Grad der<br />

Informatisierung ist schon jetzt einer der<br />

grundlegenden Maßstäbe für den Standard<br />

der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung. Die Geschwindigkeit und die<br />

Qualität der Informationsübertragung sowie<br />

die übermittelten Informationen sind<br />

grundlegende Konkurrenzvorteile und Entwicklungsvoraussetzungen<br />

6 und spielen eine<br />

wesentliche Rolle im Sinne des Zusammenhaltes<br />

der Gesellschaft und des Staates.<br />

• Die Transformation ist der Prozess des wirtschaftlichen,<br />

politischen und gesellschaftlichen<br />

Übergangs ehemaliger kommunistischer<br />

in kapitalistische Staaten. Dieser<br />

Prozess verläuft im wirtschaftlichen und<br />

im gesellschaftlichen Bereich langsamer als<br />

im politischen (Demokratisierung). 7<br />

• Die landschaftliche Beschaffenheit der an<br />

Slowenien angrenzenden Gebiete: Slowenien<br />

ist gegen Österreich und teilweise gegen<br />

Kroatien durch Gebirge begrenzt, während<br />

es gegen Ungarn, Italien und den größeren<br />

Teil Kroatiens hin offen ist. Diese Faktoren<br />

sind vor allem als Grundlage für die Besiedelungsdichte,<br />

die wirtschaftliche Ausrichtung<br />

sowie den Verkehr und die Infrastruktur<br />

wichtig. Diesen Elementen kommt aber<br />

nur eine verhältnismäßig geringere Bedeutung<br />

zu, wenn es nicht auch eine entsprechende<br />

gesellschaftliche Organisation und<br />

eine politische Macht gibt, die diese Faktoren<br />

kontrolliert.<br />

• Die Besiedelungseigenschaften der angren-<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

zenden Gebiete spiegeln die Bevölkerungszahl<br />

und indirekt auch die wirtschaftliche<br />

und kulturelle Stärke ausgewählter Gebiete<br />

wider. Die Nachbargebiete sind durchschnittlich<br />

dicht besiedelt, stellenweise<br />

dichter und anderswo weniger dicht als in<br />

Slowenien. Entscheidendere Bedeutung als<br />

die Besiedelungsdichte haben hingegen die<br />

Städte mit ihren Funktionen in der unmittelbaren<br />

und in der weiteren Umgebung. In<br />

dieser Hinsicht sind größere Bevölkerungskonzentrationen<br />

in der näheren Nachbarschaft<br />

zumeist ungünstig, weil sie konkurrierende<br />

Gravitationskerne darstellen.<br />

• Die infrastrukturellen Bedingungen in den<br />

Nachbarstaaten: Die Infrastruktur hat vor<br />

allem deshalb besondere Bedeutung, weil<br />

sie schnellere und billigere Kommunikation<br />

ermöglicht und die Verkehrsströme<br />

in die Zentren lenkt, was die Zentrifugaltendenzen<br />

beschleunigen oder mindern<br />

kann. Die Gebiete in Italien und Österreich<br />

sind im Allgemeinen infrastrukturell besser<br />

ausgestattet als diejenigen in Slowenien,<br />

während in Kroatien und Ungarn oftmals<br />

schlechtere Bedingungen herrschen.<br />

• Formen der Integration und der internationalen<br />

Zusammenarbeit in den Nachbarstaaten:<br />

Drei von den vier Nachbarstaaten Sloweniens<br />

sind Mitglieder der Europäischen<br />

Union, zwei des Militärbündnisses NATO.<br />

Nicht weniger wichtig sind allerdings regionale<br />

Initiativen, wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft<br />

Alpe-Adria, die Initiativen<br />

für die nördliche Adria, Programme für den<br />

Alpenraum (Euromontana, Alpenkonvention),<br />

für den Donauraum und Mitteleuropa<br />

(CADSES) und nicht zuletzt auch die Initiativen<br />

für Südosteuropa (Stabilitätspakt).<br />

• Die Wirtschaftsstruktur der Nachbarstaa-<br />

303


Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

ten Sloweniens: Die Wirtschaftsstruktur<br />

lenkt die Verkehrsströme und ist zugleich<br />

Mittler, Gegenstand oder sogar Mittel des<br />

Vordringens in den slowenischen Raum.<br />

Dies hat auch Einfluss auch auf die Identität<br />

Sloweniens und auf verschiedene Aspekte<br />

der Lebensqualität. Eine starke Konkurrenz<br />

stellt vor allem der norditalienische Raum<br />

dar, was auf die übrigen Nachbarstaaten<br />

weniger zutrifft. Von regionaler Bedeutung<br />

sind noch die Ballungsräume Graz und<br />

Zagreb; die anderen Gebiete in der Nachbarschaft<br />

können mehr als Partner denn<br />

als Konkurrenten betrachtet werden. Die<br />

wirtschaftliche Ausrichtung in den Nachbargebieten<br />

unterscheidet sich maßgeblich<br />

von der im slowenischen Raum.<br />

• Ethnische Struktur und Beziehungen zu<br />

den angrenzenden Gebieten: Slowenien befindet<br />

sich an einer ethnischen Schnittstelle<br />

zwischen größeren sprachlich und kulturell<br />

ungleichartigen Nachbarn mit starken<br />

und historisch gefestigten Volksidentitäten.<br />

Dieser Raum ist also auf einer Seite<br />

mit Multiethnizität und Multikulturalität,<br />

die Bestandteil des historischen Erbes sind,<br />

konfrontiert, auf der anderen Seite hingegen<br />

immer noch mit latenten Konflikten<br />

belastet. Drei von den vier Nachbarstaaten<br />

haben in der Vergangenheit in unterschiedlicher<br />

Form Macht über das heutige<br />

slowenische Staatsgebiet ausgeübt und<br />

beeinflussen auch weiterhin vor allem die<br />

Randgebiete relativ stark.<br />

• Die Existenz aggressiver Ideologien: Obwohl<br />

es im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund<br />

eines vereinten Europas und zahlreichen<br />

Deklarationen über Sicherheit,<br />

Frieden und gute nachbarschaftliche Beziehungen<br />

ein wenig ungewöhnlich erscheint,<br />

304<br />

das Bestehen aggressiver Ideologien zu erwähnen,<br />

können wir nicht an der Tatsache<br />

vorbei, dass diese dennoch existieren. Dabei<br />

geht es weniger um kriegerische Pläne und<br />

territoriale Ansprüche, sondern um Ideologien,<br />

die versuchen auf verschiedene Weise<br />

den slowenischen Raum wirtschaftlich<br />

und kulturell zu beherrschen.<br />

• Der kulturelle Einfluss der benachbarten<br />

Regionen, Staaten und Nationen steht in<br />

Zusammenhang mit Bevölkerungszahl<br />

und Bruttonationalprodukt, die gemeinsam<br />

zu größerem oder kleinerem Einfluss in der<br />

Nachbarschaft beitragen. Der Staat verfügt<br />

über eine Reihe von Institutionen, die die<br />

nationale Identität formen und verbreiten.<br />

Slowenien ist in dieser Hinsicht in der Position<br />

des Schwächeren: Alle Nachbarnationen<br />

sind bevölkerungsreicher, besitzen<br />

eine ältere Staatstradition und haben über<br />

einen gewissen Zeitraum hinweg Einfluss<br />

auf den slowenischen Raum (vor allem auf<br />

die Grenzgebiete) ausgeübt.<br />

• Die Verwaltungsstruktur ist für den inneren<br />

Zusammenhalt und die Effizienz bei<br />

der Gewährleistung staatlicher Leistungen<br />

auf verschiedenen Ebenen bedeutend. Die<br />

Gebiete in den Nachbarstaaten haben in<br />

der Regel größere administrative Einheiten,<br />

vor allem aber eine besser entwickelte Verwaltungshierarchie.<br />

• Die politische Stabilität der Nachbarstaaten:<br />

Die Verhältnisse in den an Slowenien<br />

angrenzenden Gebiete sind größtenteils<br />

konfliktfrei, abgesehen von den Gebieten<br />

des ehemaligen Jugoslawiens, die man auf<br />

Grund der vergangenen militärischen Auseinandersetzungen<br />

als weniger stabil bezeichnen<br />

muss.<br />

• Internationale Migration: Die Europäische


Union ist für Arbeitsimmigranten insgesamt<br />

sehr attraktiv, nicht nur aus der Ost-<br />

und Südosteuropa, sondern in immer größerem<br />

Ausmaß auch aus Afrika und Asien.<br />

Die Mobilität der Völker steigt und schafft<br />

in verstärktem Ausmaß multikulturelle<br />

Umwelten. 8<br />

Die räumliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche<br />

und ethnische Entwicklung Sloweniens<br />

ist von einer Reihe miteinander verflochtener<br />

Faktoren abhängig. Bei manchen besteht<br />

die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen<br />

und sie zum eigenen Nutzen zu verändern,<br />

bei anderen ist es sinnvoll, Partner und Verbündete<br />

zu suchen, bei dritten erscheint eine<br />

Ausweichstrategie oder die Konfrontation am<br />

besten geeignet. Die erfolgreiche slowenische<br />

Entwicklung im europäischen Rahmen ist keine<br />

selbstverständliche Folge der Eingliederung<br />

in diese übernationale Gemeinschaft, sondern<br />

das Resultat bewusster, durchdachter und<br />

ausdauernder Vorgangsweise. Die Zeiten sind<br />

vorbei, in denen für Misserfolge in den oben<br />

genannten Bereichen die Zentren multiethnischer<br />

Staatssysteme verantwortlich gemacht<br />

werden können (Wien zur Zeit der Habsburger-Monarchie,<br />

Belgrad zur Zeit der beiden jugoslawischen<br />

Staaten; manche befürchten dass<br />

nun Brüssel eine ähnliche Rolle einnehmen<br />

könnte). Obwohl Einflüsse von außen – vor<br />

allem von den Nachbarstaaten – unbestreitbar<br />

sind, besitzt Slowenien auf der anderen<br />

Seite eine Reihe von Institutionen auf staatlicher<br />

und lokaler Ebene und Organisationen<br />

der Zivilgesellschaft. Das Land verfügt auch<br />

über vielfältige Erfahrungen mehrerer Generationen,<br />

die in verschiedenen staatlichen Systemen<br />

gelebt haben. Das ist ein wichtiges Erbe<br />

auf dem Weg der Herausbildung einer eigen-<br />

ENDNOTEN – ANMERKUNGEN<br />

Entwicklungsfaktoren Sloweniens<br />

ständigen slowenischen Gemeinschaft innerhalb<br />

Europas. Es geht auch um die Verantwortung<br />

gegenüber Entwicklungen in der neuen,<br />

gemeinsamen europäischen Gesellschaft. Deshalb<br />

ist die Mitgliedschaft Sloweniens in der<br />

EU nicht nur als Möglichkeit der wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Entwicklung,<br />

sondern auch als Mitverantwortung für das<br />

Schicksal des alten Kontinents zu sehen. Auf<br />

diese Weise kann auch eines der größten bisherigen<br />

Hindernisse beseitigt werden: Der unzureichende<br />

Bekanntheitsgrad Sloweniens im<br />

europäischen und noch mehr im globalen Kontext.<br />

Vor allem aber kann Slowenien sowohl<br />

innere als auch äußere Entwicklungsfaktoren<br />

wesentlich erfolgreicher zugunsten der eigenen<br />

wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, räumlichen,<br />

ethnischen und kulturellen Entwicklung<br />

beeinflussen.<br />

1 Milan Bufon – Boris Jesih – Dubravko Škiljan – Jernej Zupančič (Red.),<br />

Slovenija in nadaljnji razvoj Evropske unije, zaključno poročilo, raziskovalna<br />

naloga. Ljubljana 2003.<br />

2 Janez Malačič, Prebivalstvo Slovenije danes in jutri. Slovenci in prihodnost.<br />

Ljubljana 1993; Milivoj Šircelj, Demografski razvoj Slovenije, in IB revija, Jg.<br />

32, H. 1–3 u. 4–5, 1998.<br />

3 Alenka Kajzer, Človeški dejavnik in trg dela. Strategija RS za vključitev v<br />

EU. Ljubljana 1998.<br />

4 Gavin Boyd – John H. Dunning (Hg.), Structural change in and cooperation<br />

in the global economy. Cheltenham – Northhampton 1999.<br />

5 Zdravko Mlinar, Individualizacija in globalizacija v prostoru. Ljubljana 1993.<br />

6 Franc Trček, Problemi informatizacije Slovenije, in: Teorija in praksa, Jg. 37,<br />

H. 6, 2000.<br />

7 Andreja Böhm (Hg.), Privatization in Central and Eastern Europe 1995.<br />

Ljubljana 1996.<br />

8 Barbara Verlič Christensen, Evropa v precepu med svobodo in omejitvami<br />

migracij. Ljubljana 2002.<br />

305


Zukünftig erscheinende und bisher erschienene Publikationen<br />

Wissenschaftliche Reihe<br />

Znanstvena zbirka Pavlove hiše<br />

Vom Leben an der Grenze<br />

Aufsätze zur Zeitgeschichte der<br />

südoststeirisch-slowenischen<br />

Grenzräume<br />

A: Franz Josef Schober<br />

Ein Sammelband mehrjähriger Beschäftigung<br />

mit der Geschichte der südoststeirisch-slowenischen<br />

Grenze im 20. Jahrhundert<br />

Auswahl: Vom Leben an der Grenze im 20.<br />

Jahrhundert, Der Kampf um die neue Grenze<br />

im Raum MureckApače/Abstall, Ocinje/Guizenhof,<br />

Kramarovci/Sinnersdorf und Fikšinci/<br />

Füchselsdorf, Erinnerungen an die Jahre 1938<br />

bis 1945, Dr. Julius Matthèy-Guenet, Dr.<br />

Sergej Kapralov, Anton Festl, Krieg um Slowenien<br />

1991 …<br />

Die steirischen Slowenen<br />

Tagungsband zum Symposium<br />

Hg.: Katalin Munda Hirnök & Susanne<br />

Weitlaner<br />

Sammelband mit Vorträgen zur Konferenz<br />

„Ethnologisches Erbe und Kulturkreis der steirischen<br />

Slowenen“ mit Fachexkursion, 23. –<br />

24. September 2004 in Zusammenarbeit mit der<br />

Slowenischen ethnologischen Gesellschaft / Slovensko<br />

etnološko društvo<br />

306<br />

Legionäre aus dem Süden<br />

Fußballer aus Exjugoslawien in der<br />

Steiermark<br />

A: Wolfgang Kühnelt<br />

Der Autor erarbeitet in einem historischen Teil<br />

das Gewesene und geht der Frage nach, was<br />

aus ihnen wurde.<br />

Diskurs und Erinnerung an der<br />

steirisch-slowenischen Grenze.<br />

Eine Analyse anlässlich des EU-Beitritts<br />

A: Elisabeth Schober<br />

Die Autorin untersucht anlässlich des EU-Beitrittes<br />

Sloweniens mit Hilfe von Tiefengesprächen<br />

Unaufgearbeitetes und Verschüttetes.<br />

Audio Compact Disc<br />

Ljudska pesem na Štajerskem<br />

Eine Bestandsaufnahme der<br />

südsteirischen zweisprachigen<br />

Liedkultur<br />

A: Eva Maria Hois<br />

Basierend auf Feldforschungsaufnahmen aus<br />

aus dem Jahr 2001 erscheint im Jahr 2006 in<br />

Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksliedwerk<br />

ein Tonträger mit Dokumentarmaterial<br />

slowenischen Liedgutes aus dem Südsteirischen<br />

Grenzgebiet.


Literarische Reihe<br />

Literarna zbirka Pavlove hiše<br />

Gedichte in dt. und slowenischer<br />

Sprache<br />

A: Vencelslav Šprager<br />

Der umtriebige Künstler veröffentlicht erstmals<br />

in der Pavelhausreihe.<br />

Lyrikband<br />

A: Rezka Kanzian<br />

Neue Gedichte der in Graz lebenden Kärntner<br />

Slowenin<br />

Bodoče izdane publikacije Pavlove hiše<br />

Kunst und Gesellschaft<br />

Umetnost in družba<br />

Schengenblick<br />

A: Michael Petrowitsch, V.A.<br />

Themenbeiträge zum Projekt / zbornik k projektu<br />

DE 98 S. A5+ EURO 10.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

ISBN 3-9501567-2-0<br />

Bukaka spat here<br />

A: Alexander Brener/Barbara Schurz<br />

Katalog zur Ausstellung/katalog k razstavi<br />

E 136 S. A5 EURO 5.-<br />

2002 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

ISBN 3-9501567-1-2<br />

„Leb ich mein Schicksal aus“<br />

A: Josefa Prelog<br />

Josefa Prelog – Lebensgeschichte einer steirischen<br />

Slowenin – Življenska zgodba Štajerske Slovenke<br />

Jožice Prelog<br />

DE-SL 168 S. A5 EURO 10.-<br />

2001 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

ISBN 3-85013-889-5<br />

Machen Sie mir dieses Land wieder<br />

… Naredite mi to deželo spet…<br />

Make this country…again<br />

V.A.<br />

Steirischer Herbst 2001, Katalog zur Ausstellung/<br />

zbornik k razstavi<br />

DE-SL-E 58 S. A4 EURO 10.-<br />

2001 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

—<br />

307


Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften<br />

Wissenschaftliche Reihe<br />

Znanstvena zbirka Pavlove hiše<br />

Ardigata! Krucinal!<br />

Ein slowenisches Schimpfwörterbuch basierend auf<br />

Arbeiten von Josef Matl (1897-1074) zum deutschslawischen<br />

Sprach und Kulturkontakt<br />

A: Michael Reichmayr<br />

DE–SL 424 S. A5 EURO 25.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 1 ISBN 3-9501-5673-9<br />

Auf den Spuren der Protestanten,<br />

Juden, Roma und Slowenen in<br />

und um Bad Radkersburg<br />

Rundgangsführer, 2.Auflage<br />

A: Heimo Halbrainer<br />

DE 103 S. A5 EURO 10.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 2 ISBN 3-9501567-4-7<br />

Po sledeh protestantov, Judov,<br />

Romov in Slovencev v Radgoni in<br />

okolici<br />

Vodnik za obhod<br />

A: Heimo Halbrainer<br />

SL 99 st. A5 EURO 10.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 2a ISBN 3-9501567-5-5<br />

308<br />

Drugačna Radgona / The hidden<br />

side of Bad Radkersburg<br />

Plan zum Rundgangsführer<br />

A: Heimo Halbrainer<br />

DT, SL, E — — EURO 2.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

DT: ISBN 3-9501567-6-3<br />

SL: ISBN 3-900181-05-5<br />

E: ISBN 3-900181-06-3<br />

Die Natur des Sollens...<br />

Erstdruck der mit dem Wartinger-Preis ausgezeichneten<br />

Dissertation des steirischen Philosophen<br />

Franz Weber (1890-1975)<br />

Prvi natis disertacije štajerskega filozofa Franceta<br />

Vebra (1890-1975), odlikovana z Wartingerjevo<br />

nagrado<br />

A: Franz Weber<br />

DE-SL 181 S. A5 EURO 15.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 4 ISBN 3-900181-01-2


Drinnen und draußen, wir und ihr.<br />

Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis der Zugehörigkeit<br />

– Eine Feldstudie im Radkersburger Winkel<br />

Sovražnost do tujcev kot socialna praksa pripradnosti<br />

– Raziskava na terenu Radgonskega kota<br />

A: Sonja Ebner<br />

DE-SL 227 S. A5 EURO 15.-<br />

2005 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 5 ISBN 3-900181-02-0<br />

Die Sprache im Dorf lassen<br />

Festhalten und Aufgeben der slowenischen Sprache<br />

in Radkersburg und Umgebung.<br />

A: Andrea Haberl-Zemljič<br />

DE-SL 327 S. A5 EURO 15.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 6 ISBN 3-900181-03-9<br />

Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše<br />

Vom Erleben und Deuten<br />

Srečko Kosovels Integrali: Ein herausgeberisches<br />

Artefakt und sein Rang als herausragende Erscheinung<br />

der slowenischen Avantgarde.<br />

A: Erwin Köstler<br />

DE-SL 223 S. A5 EURO 15.-<br />

2005 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 7 ISBN 3-900181-04-7<br />

Von Ajda bis Žuži<br />

Eine kulturhistorische und sprachwissenschaftliche<br />

Studie über österreichische Rindernamen.<br />

A: Michael Reichmayr<br />

DE-SL 199 S. A5 EURO 15.-<br />

2005 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 8 ISBN 3-900181-11X9<br />

309


Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften<br />

Literarische Reihe<br />

Literarna zbirka Pavlove hiše<br />

Mein grimmiges Jahrhundert<br />

Eine Auswahl an Gedichten von Avgust Pavel in<br />

ungarischer, slowenischer und deutscher Sprache<br />

A: August Pavel<br />

DE-SL-H 127 S. 120 x 210 EURO 10.-<br />

2005 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band/Knjiga 1 ISBN 3-900181-12-8<br />

310<br />

Unsere Jahresschrift<br />

Naš letni zbornik<br />

Signal 2004/2005<br />

Inhalt/vsebina: Hallo EU – Hallo Slowenien /<br />

Halo EU – Halo Slovenija; Avstrijski konvent in<br />

manjšinske pravice / Der Volksgruppenschutz im<br />

Österreichkonvent; Roma in Europa / Romi v Evropi;<br />

Judje v Prekmurju / Juden im Prekmurje und<br />

vieles mehr / in drugo<br />

V.A.<br />

DE-SL 115 S. 216 x 280 EURO 10.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

ISBN 3-900181-08-X<br />

Signal 2003/2004<br />

Inhalt/vsebina: Josef Schleich – Der Judenschlepper<br />

– tihotapec judov; Alois Hergouth – Ein Abend in<br />

Sladka Gora – Večer na Sladki Gori; ZeitzeugInnen<br />

und Jugendliche im Dialog – Priče časa v dialogu<br />

z mladino; Die Minoriten in Graz und Ptuj<br />

– Minoriti v Gradcu in na Ptuju; Fremdenfeindlichkeit<br />

als soziale Praxis– sovražnost do tujcev kot<br />

socialna praksa und vieles mehr / in drugo<br />

V.A.


DE-SL — 216 x 280 EURO 10.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Signal 2002/2003<br />

Inhalt/vsebina: Abstall – aus der Zeitgeschichte<br />

eines Grenzraumes / Apače – sodobna zgodovina<br />

v obmejnem prostoru; Grußwort Judith Simon-Pavels<br />

/ Pozdravne besede Judith Simon Pavel; Der<br />

„Brückenbauer“August Pavel / „Graditelj mostov“<br />

Avgust Pavel ; Das Gebiet um Radkersburg in der<br />

Josephinischen Landesaufnahme Področje Radgone<br />

v »Jožefinski izmeri« und vieles mehr / in drugo<br />

V.A.<br />

DE-SL — A4 EURO 5.-<br />

—<br />

2002 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Signal 2001/2002<br />

Inhalt/vsebina: Portrait des Slavisten und Balkanologen<br />

Josef Matl (1897-1974) / portret slavista<br />

in balkanologa Jožeta Matla; Die Deutschen in<br />

Slowenien 1918-1941 Nemci v Sloveniji 1918-1941;<br />

Die Štajerc-Partei 1914-1918 „Štajerčeva“ stranka<br />

1914-1918; Neue Nachbarn – novi sosedi; Steirer<br />

& Štajrer: Ein Sprachenfest – praznik jezikov<br />

V.A<br />

DE-SL — A4 EURO 5.-<br />

—<br />

2001 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

—<br />

Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše<br />

Kunstkataloge<br />

Umetnostni katalogi<br />

In Passing<br />

Katalog der Sommerausstellung 2003 des Pavelhauses<br />

u. a. mit Sabine Bittner/Helmut Weber,<br />

Plamen Dejanoff, Luka Dekleva, Sarah Dis, Petra<br />

Gerschner. Kurator: Walter Seidl<br />

E 16 S. 190 x 270 EURO 10.-<br />

2003 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band / Knjiga 1 ISBN 3-900181-00-4<br />

Radical Positioning<br />

Katalog zur Sommerausstellung 2004 des Pavelhauses<br />

u. a. mit Barbara Casper, Irwin, Tanja<br />

Ostojič, Transparadiso. Kuratorin: Marina Gržinič<br />

E 20 S. 190 x 270 EURO 10.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band / Knjiga 2 ISBN 3-900181-07-1<br />

311


Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften<br />

Breaking the visual<br />

Katalog zu der im Rahmen des Steirischen Herbstes;<br />

2004 im Pavelhaus gezeigten Ausstellung;<br />

Mitwirkende Künstler: Tomo Brejc, Richard Crow,<br />

Nikolaus Gansterer, N.I.C.J.O.B. u. a.; Kurator:<br />

Walter Seidl<br />

E 16 S. 190 x 270 EURO 10.-<br />

2004 Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Band / Knjiga 3 ISBN 3-900181-10-1<br />

Kontakt/Bestellung<br />

Kontakt/naročilo<br />

Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark<br />

Društvo člen 7 za avstrijsko Štajersko<br />

Elisabethinergasse 34<br />

8020 Graz, Austria<br />

Telefon/Fax 0043-316-771383<br />

Pavelhaus – <strong>Pavlova</strong> hiša<br />

Laafeld/Potrna 30<br />

8490 Bad Radkersburg, Austria<br />

Telefon/Fax 0043-3476-3862<br />

pavel.haus@nextra.at<br />

www.pavelhaus.at<br />

312

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