Collectie Pohlsander - ArcH

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander
Persönliche Erinnerungen an diesen Hof, meine Geburtsstätte, habe ich nicht mehr. Nach
den Erzählungen der Grossmutter des Vaters, der Geschwister und Verwandten ging es auf
dem Hofe hoch her. Vater liess, als er den Hof thor Becken antrat, eine Scheune auf seiner
alten Hofstelle in Langen abbrechen und in Nellinghof wieder aufbauen. Bei dem Abbruch
der Scheune verunglückte Vater, indem er von einem fallenden Balken getroffen sich ein
Bein brach. Der Abbruch, Transport und Wiederaufbau der Scheune haben mehr Geld
gekostet, als wenn sie neugebaut worden wäre. Auch wurden Handwerker wie
Zimmerleute, Maler gerufen, die Gebäude herzurichten. Ein Gärtner legte einen grossen
Ziergarten an. Kutschwagen, feines Pferdegeschirr und kostbare Pferdedecken wurden
angeschaft u.s.w.Vater ging viel auf Jagd und verbrachte viel Zeit in den Schenkwirtschaften
von Neuenkirchen, ging auch viel nach Damme und Vechta, sodass Knechte und Mägde
unbeaufsichtigt waren. Unter den Schweinen brach der Rotlauf aus, und die Kühe wurden
von der Maul- und Klauenseuche befallen, sodass ein grosser Verlust eintrat. Unsere Pferde
sollen Prachttiere gewesen sein. Das eine Gespann hiess Fuchs und Max, das andere Nelly
und Fanny. Die letzteren Pferde waren schwarz mit weissen Blessen. Meine Geschwister
Hermine und Rudolf haben oft davon erzählt, wie schön die Tiere gewesen sind und wie hart
es für sie geworden ist, sich von ihnen zu trennen, als sie in anderen Besitz übergingen. Ich
selbst kann mich noch der schönen Pferdegeschirre und der Decken, die noch später in
unserem Besitz waren, erinnern. Das Pferdegeschirr war braun und nickelbeschlagen und
wurde später an eine Frau Thomas in Osnabrück verkauft. Auch die Pferdedecken waren
braun mit gelben Streifen, eine dieser Decken diente hernach als Plettedecke und ist erst im
zweiten Weltkrieg, als meine Mutter Laura in Osnabrück ausgebombt wurde, vernichtet
worden. Auf diesem Bauernhofe bin ich, Walter Pohlsander am 7.4.1897 nachmittags elf
Uhr geboren worden. Die bei diesem Ereignis wirkende weise Frau hiess Johanna Kleyböcker
aus Neuenkirchen. Am 13. Mai desselben Jahres wurde ich nach Ev.L. Ritus in der Kirche zu
Neuenkirchen von Pastor Roth getauft. Diese Kindtaufe ist auf eines Grossbauern Art gross
gefeiert worden. Zu dieser Feier wurde besonders geschlachtet und eine Menge Hühner
mussten ihr Leben lassen. Essen und Trinken gab es in Hülle und Fülle. Durch die zuvor
geschilderten Verhältnisse, übernommene Bürgschaften, Neuerungen und Seuchen u.s.w.
geriet der Hof in arge Verschuldung und konnte nicht gehalten werden. Er wurde von dem
benachbarten Bauer Rehling (jetzt Droste-Rehling) angekauft, hernach zerstückelt und ein
Teil der Ländereien mit dem Rehling Colonate vereinigt. Die schon erwähnte Scheune hat
Rehwinkel abgebrochen und auf seinem Hofe wieder aufgebaut. Das Erbwohnhaus wurde
an den Markkötter Johann Henrich Gerwin in Thiene bei Alfhausen, dessen Hause 1899
durch Blitzschlag eingeäschert worden war, verkauft, wo es am 3.4.1900 von dem
Baumeister B. Haarmeyer wieder aufgerichtet wurde. Äusserlich ist das alte Erbwohnhaus
thor Becken oder Pohlsander noch wie früher, doch wurde das Strohdach durch en
Pfannendach ersetzt, der Haus- und Torbalken mit neuen Inschriften versehen. Der
Markkötter Johann Heinrich Gerwin ist 1930 in Thiene verstorben und der Anerbe 1949. Die
hinterbliebene Witwe des Anerben, die damals 3 kleine Töchter hatte, hat die
Landwirtschaft aufgegeben und die Ländereien verpachtet und betreibt nur noch eine
Handlung und Gastwirtschaft in dem alten Erbwohnhause thor Becke sive Pohlsander. Nach
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