einSteiger-2017

schützende, väterliche Handbewegung
macht. Im Zentrum das
Jesus-Kind auf einer Windel, die
der Engel geöffnet hält. So werden
um den Kopf des Kindes herum
Striche deutlich, die ein Kreuz
andeuten: Die Windel ist auch
Leichentuch, mit der Geburt ist
Jesu‘ Tod vorbestimmt. Woher der
Maler das Landschaftsbild nahm, ist
ungewiss – aber spekulieren darf
man, ob sich der Künstler nicht
verewigt hat im kleinen Relief über
der Säule der beiden Fensterbögen.
Die drei Weisen, die im nächsten
Bild Jesus huldigen, hat die
Kunst im Mittelalter schon längst
zu königlichen Vertretern der drei
damals bekannten Kontinente
(Europa, Asien, Afrika) gemacht:
Selbst die Reichsten und Mächtigsten
aus der ganzen Welt knien
vor Christus, soll uns das Bild
sagen. Maria erneut als entrückte
Heilige verleiht dem Bild einen
Ruhepol. Und Jesus? Krault er dem
König den Bart und streichelt ihm
die Stirn? Schaut Josef im Hintergrund
mit dem ersten Geschenk in
der Hand deshalb so misstrauisch,
eifersüchtig? Kinder werden an
dem Bild noch mehr entdecken,
die verdrehte Fußstellung und das
heute eher unbekannte Salbungshorn
in der Hand des Mohrs, die
Handbewegung des dritten Königs
– als wäre ihm gerade eingefallen,
dass er sein Geschenk vergessen hat.
Nicht vergessen hat der Künstler,
den Fußboden vorne in der Mitte
fertig zu malen: Der Lebensweg des
Kindes wird nicht eben sein, so die
Symbolik.
Elf Apostel und eine besonders
fein ausgearbeitete Figur am
rechten vorderen Rand sind in der
biblisch nicht überlieferten Sterbestunde
um Maria versammelt. Ist
vorne rechts der zwölfte Apostel
dargestellt, oder der Künstler, oder
sollen gar wir Betrachter uns in der
Figur sehen, sieht uns Maria mit
siechendem Blick auffordernd an,
ihrer zu gedenken? Halten wir die
abgeschlossene Lebensgeschichte
Mariens, ja der Christenheit in
unseren Händen, sind wir aufgefordert,
darin zu lesen und zu verkünden?
Deuten Sie selbst!
Die Altarflügel zieren die
Darstellungen
• des Erzengels Michael,
• des Hl. Wolfgang, der mit der Axt
Bäume gefällt haben soll, um eine
Kapelle zu bauen,
• des Hl. Leonhard mit der Kette,
da er unschuldige Gefangene befreite
und
• des Hl. Kilian, Frankens berühmtesten
Missionars mit dem
Schwert, mit dem er enthauptet
wurde; abgebildet sind ferner
• die Hl. Katharina, die für die
christliche Bekehrung von 50
Philosophen gerädert werden sollte,
doch das Rad (zu ihren Füßen)
zerschlug der Blitz, so wurde sie
geköpft,
• die Hl. Barbara, vom eigenen Vater
zum „Schutz“ vor den Christen
in einen Turm gesperrt, empfing
dennoch Kelch und Hostie – und
wurde deshalb vom Vater hingerichtet;
• die Frau mit dem Rosenkorb
ist die Hl. Dorothea, die sich weigerte,
einen heidnischen Statthalter
zu heiraten, dafür vom Engel einen
Korb voller Rosen oder Früchte
erhielt und trotzdem enthauptet
wurde.
Neben ihr sehen wir
• die Hl. Maria Magdalena, im
Gefäß das kostbare Nardenöl, mit
dem sie Jesu kurz vor Ostern die
Füße salbte.
Schlossanlage Seehaus
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