15.05.2017 Aufrufe

einSteiger-2017

Das Regionaljournal des Südlichen Steigerwald – Wandern, Radfahren, Kultur und Kulinarik im Steigerwald – Wald, Wein und Bier - Hohenlandsberg, Diptam, Marienaltar, Baudenbach, Burghaslach, Ergersheim, Geiselwind, Hemmersheim, Ippesheim, Langenfeld, Markt Bibart, Markt Nordheim, Markt Taschendorf, Münchsteinach, Oberscheinfeld, Scheinfeld, Schlüsselfeld, Simmershofen, Sugenheim, Uffenheim, Weigenheim

Das Regionaljournal des Südlichen Steigerwald – Wandern, Radfahren, Kultur und Kulinarik im Steigerwald – Wald, Wein und Bier - Hohenlandsberg, Diptam, Marienaltar, Baudenbach, Burghaslach, Ergersheim, Geiselwind, Hemmersheim, Ippesheim, Langenfeld, Markt Bibart, Markt Nordheim, Markt Taschendorf, Münchsteinach, Oberscheinfeld, Scheinfeld, Schlüsselfeld, Simmershofen, Sugenheim, Uffenheim, Weigenheim

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Adelsgeschlecht der<br />

Absberg ließ die Kirche bauen,<br />

das Geschlecht derer von Hutten<br />

verbrachte den Altar über Umwege<br />

nach Reusch. Maria störte damals<br />

in evangelischen Kirchen nicht. Sie<br />

ist schon seit dem 3. Jahrhundert<br />

der Star der christlichen Kunst, die<br />

Darstellungsformen variieren nach<br />

Zeit und Region, von der strahlend<br />

Empfangenden bis zur Leidenden<br />

(Pietà). In Reusch sehen wir als<br />

Skulptur die Mutter Gottes mit<br />

dem Christuskind auf dem rechten<br />

Arm. Im ausgehenden Mittelalter<br />

wird Maria gemäß der Offenbarung<br />

sehr häufig als Himmelskönigin<br />

dargestellt, zwei kleine Engel tragen<br />

die Krone. Maria steht auf einer<br />

Sichel, deren Spitze rechts unter<br />

dem Mantel hervorlugt. Mondsichelmadonnen<br />

waren damals weit<br />

verbreitet. Katholische Theologen<br />

bezogen sich auf Kap. 12 in der<br />

Offenbarung des Johannes, Protestanten<br />

deuten die Bibel hier<br />

anders.<br />

Petrus und Paulus rahmen<br />

Maria und Jesus ein. Sie erkennen<br />

(Simon) Petrus am eigentümlich<br />

verdrehten Schlüssel für die<br />

Himmelspforte, barfuß steht er auf<br />

der Erde. Für die leseunfähigen<br />

Betrachter des Mittelalters war die<br />

Symbolkraft klar: Der erste Jünger<br />

Jesu, der erste Bischof von Rom,<br />

spricht als erster aus, dass Jesus<br />

„Christus, der Sohn des lebendigen<br />

Gottes“ sei, woraufhin ihm Jesus<br />

den Ehrentitel „Fels“ verleiht, auf<br />

dem „die Kirche“ und damit jede<br />

einzelne christliche Kirche gebaut<br />

wird. Steht Petrus eher für<br />

die Organisation der Urkirche, so<br />

ist Paulus der erste Theologe, der<br />

mit seinen Ausführungen (Paulus-<br />

Briefe) viele spätere Kirchenväter<br />

und Philosophen maßgeblich beeinflusst<br />

hat. Oft wird er daher mit<br />

einem Buch dargestellt – in Reusch<br />

hat er das Schwert in der Hand,<br />

mit dem er hingerichtet wurde.<br />

Als Römer hatte er das „Vorrecht“,<br />

enthauptet zu werden und keinen<br />

qualvolleren Tod etwa am Kreuz<br />

sterben zu müssen. Nun ja…<br />

sich bescheiden zurücknehmend<br />

als wollten sie dem eigentlich Wesentlichen,<br />

nämlich dem nackten<br />

Christus (der den Betrachter<br />

anspricht?) das Feld überlassen. So<br />

ist auch das Schnitzwerk durchaus<br />

wert- und gehaltvoll – auch wenn<br />

die Künstler nicht an die zeitgleich<br />

agierenden Tilman Riemenschneider<br />

und Veit Stoß heranreichen.<br />

Mit dem Bischofsstab im linken<br />

Altarflügel sehen Sie den Hl.<br />

Augustinus, denn die Mönche im<br />

Kloster Birklingen gehörten dessen<br />

Orden an. Für einen Nordafrikaner<br />

ist er in Reusch sehr hellhäutig<br />

dargestellt. So lässt sich trefflich<br />

spekulieren, ob die gesichtsprägenden<br />

Mundwinkel nicht auf<br />

Rudolf II. von Scherenberg, 1466<br />

bis 1495 Fürstbischof in Würzburg<br />

hindeuten, der damals verantwortlich<br />

war für den Raum um Iphofen.<br />

Augustinus hält ein Buch in der<br />

Hand, auf dem wir in lateinischer<br />

Schrift noch gut „Biblia Sancta“<br />

lesen können (nur aus der Nähe ist<br />

erkennbar, was in altgriechischer<br />

Nichts mit einem Martyrium<br />

zu tun hat die Fußstellung, in der<br />

der Apostel dargestellt ist – hier<br />

wie etwa auch bei den erwachsenen<br />

Körperproportionen des Jesu-Kindes<br />

zeigt die Gotik (gegenüber der<br />

nachfolgenden Renaissance) noch<br />

ihre Schwächen.<br />

Die Köpfe der vier Hauptfiguren<br />

sind, typisch für die Spätgotik,<br />

wenig individualisiert. Interessant<br />

sind die Blicke – Jesus und<br />

Petrus suchen förmlich den Kontakt<br />

mit dem Betrachter, Maria und<br />

Paulus scheinen in sich gekehrt,<br />

Schrift auf der rechten Buchseite<br />

steht), was ihn wieder eindeutig als<br />

großen Kirchenlehrer kennzeichnet.<br />

Übrigens: Professor Martin Luther<br />

war ebenfalls Augustiner und von<br />

dessen Lehren stark geprägt.<br />

Im Flügelaltar rechts steht der<br />

Heilige Wenzel, sagt Rabenstein<br />

und beendet damit eine lange Spekulationsreihe.<br />

Schild und Fahne<br />

des Ritters zeigen wahrscheinlich<br />

den sogenannten Wenzelsadler.<br />

Auch die vergleichsweise einfache<br />

Kleidung deutet auf Fürst Wenzel<br />

von Böhmen (908-929) hin. Dessen<br />

Schlossanlage Seehaus<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!