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einSteiger-2017

Das Regionaljournal des Südlichen Steigerwald – Wandern, Radfahren, Kultur und Kulinarik im Steigerwald – Wald, Wein und Bier - Hohenlandsberg, Diptam, Marienaltar, Baudenbach, Burghaslach, Ergersheim, Geiselwind, Hemmersheim, Ippesheim, Langenfeld, Markt Bibart, Markt Nordheim, Markt Taschendorf, Münchsteinach, Oberscheinfeld, Scheinfeld, Schlüsselfeld, Simmershofen, Sugenheim, Uffenheim, Weigenheim

Das Regionaljournal des Südlichen Steigerwald – Wandern, Radfahren, Kultur und Kulinarik im Steigerwald – Wald, Wein und Bier - Hohenlandsberg, Diptam, Marienaltar, Baudenbach, Burghaslach, Ergersheim, Geiselwind, Hemmersheim, Ippesheim, Langenfeld, Markt Bibart, Markt Nordheim, Markt Taschendorf, Münchsteinach, Oberscheinfeld, Scheinfeld, Schlüsselfeld, Simmershofen, Sugenheim, Uffenheim, Weigenheim

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Der Marienaltar im Weigenheimer<br />

Ortsteil Reusch<br />

Text: Claus Seifert | Fotos: H. P. Bacherle<br />

Text und Fotos: Claus Seifert<br />

Die Gemeinde Weigenheim,<br />

gelegen zwischen Uffenheim<br />

und der westlichen Bruchkante<br />

des Steigerwalds mit entsprechend<br />

hochwertigen Weinlagen, hat gut<br />

1000 Einwohner. Die evangelische<br />

Kirche in dem kleinen Ortsteil<br />

Reusch ist eingebettet zwischen<br />

frisch sanierten Fachwerkhäusern<br />

und großen Bauernhöfen. Einst<br />

war der Zugang von Süden, durch<br />

den 1733 aufgelassenen Friedhof –<br />

dort atmet die von 1491 bis 1511<br />

errichtete, ursprünglich katholische,<br />

vermutlich seit 1528 evangelische<br />

Kirche mit Glockenturm im<br />

Nordosten etwas mehr Luft. Man<br />

sieht dem v.a. im 30jährigen Krieg<br />

beschädigten, 1701 in der heutigen<br />

Form geweihten Gotteshaus von<br />

außen einige Um- und Anbauten<br />

an, da diese bei der letzten Restaurierung<br />

gezielt hervorgehoben<br />

wurden.<br />

Wir wollen Ihnen im <strong>einSteiger</strong><br />

künftig alljährlich ein Kunstwerk<br />

aus dem südlichen Steigerwald<br />

vorstellen. Die Region steckt voller<br />

historischer Bauten wie Burgen,<br />

Schlösser, Kirchen oder Türme.<br />

Aber auch Einzelwerke der Bildhauerei<br />

oder Malerei verdienen<br />

eine besondere Aufmerksamkeit.<br />

Die Berichte sollen keine erschöpfenden<br />

kunsthistorischen Abhandlungen<br />

sein. Vielmehr wollen wir<br />

mit durchaus persönlichen Anmerkungen<br />

von Menschen, die in<br />

enger Beziehung zum Kunstwerk<br />

stehen, neugierig machen und dem<br />

Betrachter und Besucher am Ende<br />

selbst das Urteil über Qualität<br />

und Bedeutung des Werks überlassen.<br />

Selbst beim Eintritt in die Kirche<br />

werden die kunsthistorischen<br />

Schätze nicht gleich augenfällig.<br />

Christoph Rabenstein, ehemaliger<br />

Pfarrer in Reusch, hat 1991 ein<br />

gut 70seitiges Buch über den Ort<br />

und den spätgotischen Flügelaltar<br />

verfasst. Auch er hatte kein<br />

kunsthistorisches Kompendium<br />

zum Ziel. Doch wuchs dadurch<br />

das Interesse gerade am Marienaltar<br />

deutlich, wie die anhaltend<br />

hohe Zahl an Führungen durch die<br />

Kirche zeigt.<br />

Einige Legenden und Mythen<br />

hat Rabenstein widerlegt. Andererseits<br />

konnten bis heute nicht<br />

alle Fragen zur Entstehungsgeschichte<br />

und Deutung des Altars<br />

beantwortet werden. Ob, wie Prof.<br />

H. Steindorff bei seiner Begutachtung<br />

des Altars anno 1892<br />

schreibt, „unleugbar der Maler<br />

dem Bildhauer überlegen gewesen<br />

ist“, sei dahingestellt. Tatsächlich<br />

liegt der wahre Schatz des Retabels<br />

wohl primär nicht in der<br />

Darstellung von Maria mit dem<br />

Kinde und den vier männlichen,<br />

ebenfalls stattlichen 1,25m großen<br />

Schnitzfiguren an ihrer Seite.<br />

Künstlerisch Hochwertiges finden<br />

wir eher im Detail und am Rand.<br />

Der Altar passt gut in die<br />

Kirche – doch wurde er nicht für<br />

sie errichtet. Das bei spätmittelalterlichen<br />

Pilgern auf Grund seiner<br />

Reliquien und Abgeschiedenheit<br />

bekannte, 1525 zerstörte Augustinerkloster<br />

in Birklingen (heute<br />

zu Iphofen) war die ursprüngliche<br />

Heimstatt des Altars, der den Reisenden<br />

neben weiteren Altären auf<br />

das noch heute existierende Gnadenbild<br />

Mariens hinführte. Darstellungsform<br />

und Details wie die<br />

kuhfußförmigen Schuhe der Figur<br />

des Heiligen Wenzel rechts außen<br />

deuten auf eine Entstehung unseres<br />

Altars um 1490 hin. Für die<br />

Spätzeit der Gotik noch typisch<br />

tritt der Künstler zurück hinter<br />

das Werk und den Auftraggeber.<br />

Der Künstler-Eigenkult z.B. eines<br />

Albrecht Dürer setzt sich erst später<br />

durch. Klar ist, dass mehrere<br />

Personen an dem Altar wirkten,<br />

wahrscheinlich eine Künstlerwerkstatt<br />

aus Ulm (um Michel Erhard,<br />

Hans Holbein, vielleicht Tilman<br />

Riemenschneider) oder Nürnberg<br />

(um Michael Wolgemut, ggf. sogar<br />

Dürer).<br />

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