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Dorfchronik/Schulchronik Stocksee - Geschichte-Stocksee.de

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32<br />

Am 1. Febr. wur<strong>de</strong>n auf Anordnung <strong>de</strong>r Regierung zum Zwecke <strong>de</strong>r Brennstoffersparnis<br />

sämtl. Schulheizungen untersagt. An Stelle <strong>de</strong>s normalen Unterrichts wur<strong>de</strong> ein sog.<br />

Betreuungsunterricht eingeführt. Die Kin<strong>de</strong>r mussten um 9 Uhr im Schulzimmer erscheinen.<br />

Die Hausaufgaben wur<strong>de</strong>n nachgesehen. Danach mussten sie sich gruppenweise in die<br />

beheizten Stuben begeben, die in verschie<strong>de</strong>nen Häusern zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n. Der<br />

Lehrer ging von Gruppe zu Gruppe, überwachte die in <strong>de</strong>r Schule neu erteilten Aufgaben und<br />

bearbeitete nach Möglichkeit neue Stoffgebiete. Der Stoff konnte sich begreiflicherweise nur<br />

auf Deutsch u. Rechnen beschränken.<br />

Im Februar kamen große Massen von Ostflüchtlingen in die Provinz. Auch unser Dorf musste<br />

eine große Zahl solcher Flüchtlinge aufnehmen.<br />

Die Zahl erhöhte sich im Laufe <strong>de</strong>r Monate Februar bis April auf etwa 120 Personen, auch<br />

Treckangehörige darunter. Die Zahl <strong>de</strong>r Flüchtlinge u. Evacuierten erreichte somit etwas 230<br />

bis Mitte April.<br />

Anfang Mai 1945 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krieg durch die „bedingungslose Kapitulation“ Deutschlands<br />

been<strong>de</strong>t. Deutschland wur<strong>de</strong> von Englän<strong>de</strong>rn, Amerikanern, Russen und Franzosen besetzt<br />

und in <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong> Zonen eingeteilt. Schleswig-Holstein gehört zur britischen Zone.<br />

Auf Anordnung <strong>de</strong>r Militärregierung wur<strong>de</strong>n alle Personen, die zur NSDAP gehört hatten und<br />

sich propagandistisch hervorgetan hatten, aus ihren Stellungen entlassen. So wur<strong>de</strong> auch Herr<br />

Lehrer Hanse seines Amtes entsetzt und die Schule in <strong>Stocksee</strong> wur<strong>de</strong> geschlossen.<br />

Inzwischen waren weitere Ströme von Flüchtlingen aus <strong>de</strong>m Osten nach Schleswig-Holstein<br />

gekommen und da nicht genügend Unterkunftsmöglichkeiten gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> die<br />

Schule mit Flüchtlingen belegt, bis sie schließlich im Dorf einen Wohnraum fan<strong>de</strong>n.<br />

1946<br />

Mitte Januar 1946 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unterricht an <strong>de</strong>r Schule wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Lehrer<br />

Guttmann, Schmalensee übernahm vertretungsweise die Schule, Schule war nur je<strong>de</strong>n zweiten<br />

Tag.<br />

Am 28. Januar übernimmt die Lehrerin Traute Bartschat die vertretungsweise Verwaltung <strong>de</strong>r<br />

Schule <strong>Stocksee</strong>. Bei <strong>de</strong>r Übernahme sind 72 Kin<strong>de</strong>r, ca. die Hälfte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

Flüchtlingskin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Osten. Fräulein Bartschat stammt aus Ostpreußen, war im Krieg<br />

als DRK-Schwester tätig, kam als solche in russ. Gefangenschaft, kam nach ihrer Entlassung<br />

nach Schleswig-Holstein und fand ihre Angehörigen im Kreis Segeberg. Nach Überprüfen <strong>de</strong>s<br />

Fragebogens wegen politischer Zuverlässigkeit wur<strong>de</strong> sie in <strong>de</strong>n Schuldienst wie<strong>de</strong>r<br />

eingestellt. Nach <strong>de</strong>r Einschulung Ostern 1946 sind 98 Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schule, durch neue<br />

Flüchtlingszuströme wächst die Schülerzahl im Laufe <strong>de</strong>s Sommers auf 110 Kin<strong>de</strong>r.<br />

Nach langjähriger Unterbrechung fand am 11.7. das Vogelschießen statt. Vormittags fan<strong>de</strong>n<br />

die Wettkämpfe auf <strong>de</strong>m Dorfplatz statt, nachmittags begann das Fest mit einem Umzug<br />

durchs Dorf, dann gab’s Tanz im Krug und abends ein Märchenspiel „Der Schweinehirt“.<br />

Da die Ernährung in Deutschland nicht ausreichend ist, nur 1500 Kalorien wer<strong>de</strong>n zugebilligt,<br />

erhalten die am meisten notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r täglich eine warme Mahlzeit, die vom Roten<br />

Kreuz aus engl.-amerikanischen Mitteln verabfolgt wird. An <strong>de</strong>r Schulspeisung nehmen nur<br />

die Kin<strong>de</strong>r teil, die vom Arzt dafür bestimmt sind.

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