Dorfchronik/Schulchronik Stocksee - Geschichte-Stocksee.de
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Am 21. April treffen 5 Flüchtlingsfamilien aus Hamburg-Harburg ein, die sämtlich in<br />
<strong>Stocksee</strong> untergebracht wer<strong>de</strong>n. Lehrer Hanse ist als Ortsbeauftragter in Evacuierungsfragen<br />
vom Landrat bestellt und ist mit Erfolg bemüht, diesen Frauen mit ihren Kin<strong>de</strong>rn eine<br />
wohnlichen Unterkunft zu beschaffen. Die Einwohnerschaft hilft tatkräftig mit, beson<strong>de</strong>rs<br />
Frau Käthe Bülk als Beauftragte für „Mutter und Kind“ und O. Ehlers als Blockleiter. In<br />
<strong>Stocksee</strong> befin<strong>de</strong>n sich jetzt 60 Evacuierte, zum größten Teil Kieler Flüchtlinge. In <strong>de</strong>r Schule<br />
sind 6 Kieler und 3 Hamburger Kin<strong>de</strong>r aufgenommen. Alles sieht gespannt <strong>de</strong>n großen<br />
kriegerischen Entscheidungen entgegen, die man in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Jahreszeit erwartet.<br />
Am 4. April wur<strong>de</strong> vom Kreisarzt Dr. Schulz die 2. Schutzimpfung gegen Diphterie und<br />
Scharlach vorgenommen, nach<strong>de</strong>m am 29. Februar bereits die 1. Schutzimpfung erfolgt war.<br />
Am 4. Mai erfolgte die Pflichtimpfung gegen Pocken.<br />
Am 25. August wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Schüler neu aufgenommen:<br />
Axel Saggau, Herbert Rixen, Klaus-Dieter Suchy (aus Kiel-Pries), Helmut Knust, Gertrud<br />
Grage, Wera Hansen, Elisabeth Ruesch (aus Hamburg), Irene Kühn (aus Hamburg), Gerda<br />
Niemann.<br />
Die Herbstferien fallen aus. Sie sollen mit <strong>de</strong>n Weihnachtsferien vereinigt wer<strong>de</strong>n, um<br />
während <strong>de</strong>r Heizperio<strong>de</strong> Feuerung zu sparen. Für die Schanzarbeit an <strong>de</strong>r Küste wer<strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>ne Männer <strong>de</strong>s Ortes und die 15jährigen H-J-Jungen eingesetzt. (Friesenwall bei<br />
Husum) Im Dorf wer<strong>de</strong>n Rauchwaren gesammelt, die dorthin als Spen<strong>de</strong> geschickt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Jungen bleiben einige Wochen fort.<br />
Ein kriegsgefangener Franzose ertrinkt beim Ba<strong>de</strong>n im See. Er wird in Bornhöved bestattet.<br />
Das Dorf richtet eine pietätvolle Beerdigung aus. Im Herbst wird <strong>de</strong>r Volkssturm aufgerufen.<br />
Alle waffenfähigen Männer von 16-60 Jahren wer<strong>de</strong>n ausgebil<strong>de</strong>t. Durchweg machen die<br />
Männer (es sind für <strong>Stocksee</strong> etwa 20) an je<strong>de</strong>m Sonntagvormittag 3 Stun<strong>de</strong>n soldatischen<br />
Dienst. Zugführer ist <strong>de</strong>r Ortsbauernführer Hans Jäger, Gruppenführer Fischer Hansen und<br />
Peper.<br />
Da die Feuerung knapp wird, zumal die ausstehen<strong>de</strong> Kohlemenge von etwa 60 Ztr. nicht mehr<br />
abgeliefert wer<strong>de</strong>n kann, schreitet die Schule <strong>Stocksee</strong> in <strong>de</strong>n Weihnachtsferien zur<br />
Selbsthilfe. Der Lehrer zieht an mehreren Tagen mit <strong>de</strong>n großen Jungen und Mä<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>n<br />
Holm. Dort wird trockenes Knüppelholz gesammelt. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n trockene Stämme<br />
gehauen und im Wal<strong>de</strong> zu 1 ½ m – Stücken zersägt. Das Holz wird von Bauern ins Dorf<br />
geschafft und dort selbst von <strong>de</strong>n großen Jungen zerkleinert. Es ist ein stattlicher Vorrat<br />
gesammelt, so dass <strong>de</strong>m Schulamt mitgeteilt wer<strong>de</strong>n kann, dass <strong>de</strong>r Unterricht wegen Mangel<br />
an Brennstoffen im Winter 1944/45 nicht ausgesetzt wer<strong>de</strong>n braucht.<br />
Außer <strong>de</strong>n Kieler und Hamburger Bombengeschädigten hat <strong>Stocksee</strong> im Herbst 1944 auch<br />
Evacuierte aus Neumünster aufgenommen, da Neumünster unter zwei beson<strong>de</strong>rs heftigen<br />
Luftangriffen schwer gelitten hatte. In <strong>de</strong>r Schule wer<strong>de</strong>n jetzt 50 Kin<strong>de</strong>r unterrichtet,<br />
darunter 20 evacuierte.<br />
Volksopfer. Im Januar wur<strong>de</strong> eine Sammlung für das Volksopfer durchgeführt. Es wur<strong>de</strong>n<br />
Altspinnstoffe, Wäsche und Kleidungsstücke für Ausgebombte u. Flüchtlinge, sowie sämtl.<br />
Uniformstücke, Geräte u. Waffen für <strong>de</strong>n Volkssturm gesammelt. Eine große Menge <strong>de</strong>r<br />
angeführten Gegenstän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zusammengetragen.